Das Reich in der deutschen Landesgeschichte (4469)
Daneben ist die deutsche Geschichte aber auch die Geschichte des von diesem Volk in erster Linie getragenen Reiches. Durch die Verbindung seiner Herrscher mit der christlichen Kirche und durch die mehr oder minder stark angestrebte Nachfolge römischer Weltherrschaft hat es als Heiliges Römisches Reich überdeutsche europäische Geltung erlangt. Gleichzeitig haben die Deutschen damit vielfach weit über den Bereich all ihrer Einzelstämme hinaus ausgegriffen.
Die Geschichte der einzelnen deutschen Länder stand im Vergleich zur Geschichte des gesamten deutschen Volkes und der Geschichte des sie einheitlich umschließenden Heiligen Römischen Reiches lange Zeit sehr im Hintergrund. Deswegen wurde zu Recht schon vor einiger Zeit eine «Geschichte der deutschen Länder» veröffentlicht, die zu einem wichtigen Standardwerk deutscher Geschichtsschreibung wurde. Trotz dieses Erfolges erfüllte sie nach eigenem Eingeständnis ihre Zielsetzung einer Geschichte der deutschen Länder nicht wirklich, sondern traf, «weil eine gesamtdeutsche Landesgeschichte nicht anders verfahren könne», eine zwar bedauerte, aber für unvermeidlich gehaltene Auswahl der wichtigeren unter den vielen Territorien und führte selbst diese Auswahl nicht selbständig, sondern nach historischen Räumen gegliedert vor.
Wenn es dabei auch die Vielzahl der Länder der deutschen Geschichte den Verfassern unmöglich erscheinen ließ, nach ihnen zu gliedern, so sollte doch am Ende der Darstellung eine Übersicht aller am Ende des Reiches (1806) bestehenden Territorien, nach Reichskreisen geordnet, gegeben werden, damit der Leser jedes Zwergterritorium finden könne, dessen Erwähnung er innerhalb der Behandlung der historischen Räume vermisst habe. Diese im ersten Band jenes Werkes für den zweiten Band mitgeteilte Ankündigung erfüllte der zweite Band nicht. Der deswegen im zweiten Band angekündigte dritte Band ist noch nicht erschienen.
Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag.
Wichtige Hilfsmittel für das damit beschriebene, streng alphabetisch geordnete Nachschlagewerk über die bedeutendsten territorialen Bausteine der deutschen Geschichte waren neben anderem vor allem die Geschichte der deutschen Länder, Territorien-Ploetz, Bd. 1f. 1964ff., das Handbuch der historischen Stätten, der Große Historische Weltatlas, Emil Wallners Zusammenstellung der kreissässigen Territorien, Carl Wolffs Übersicht über die unmittelbaren Teile des ehemaligen römisch-deutschen Kaiserreichs, das Lexikon deutscher Geschichte und das Lexikon des Mittelalters, welche die Erfassung der deutschen Geschichte beispielsweise von der Einheit des historischen Raumes (28 historische Räume: Rheinlande, Mittelrheinlande [Hessen und Mainz], Franken, Pfalz und Saarland, Oberrheinlande, Schwaben, Bayern, Niedersachsen, Westfalen-Lippe, Ostfriesland, Schleswig-Holstein, Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, Thüringen, Sachsen [Obersachsen] und die Lausitz, Magdeburg-Wittenberg [- nördliche Territorien -], Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Deutschordensland Preußen, Schlesien, Niederösterreich [Österreich unter der Enns], Oberösterreich [Österreich ob der Enns], Steiermark [Karantanische Mark], Kärnten, Krain, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) oder der Vielfalt der einzelnen Orte (ca. 15000 Orte), von der Kartographie, vom Reich, von den Reichskreisen oder von der allgemeinen Lexikographie her versuchten.
Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Übersicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des Löwen und die grundsätzliche Auflösung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unübersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 für die Zeit bis 1100 bezeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnungen (Gaunamen) bisher grundsätzlich ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die bereits für die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln für die Entwicklung vieler Länder gebildet haben dürften. Bei dieser (für die Artikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwischen 1150 und 1230 der Reichsfürstenstand augenfällig aussondert, wurde zwar keineswegs übersehen, dass die Bestimmung an Hand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein Zurückgehen innerhalb der ausgewählten Einheiten auf die älteren Verhältnisse keineswegs verbietet, der Komplexität eines derart vielfältigen Vorganges, wie ihn die allmähliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Regalien, Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im späten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frühen Neuzeit darstellt, nicht völlig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsätzlich nicht allgemein sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenüber (trotz eines damit zwangsläufig verbundenen relativen Schematismus‘) naturgemäß aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollständige Verknüpfung von Vergangenheit und eigener Zeit möglich erschien.
Örtlich bildete der jeweilige, mehr oder weniger feste Bestand des (deutschen) Reiches bzw. seiner Nachfolger den Ausgangspunkt. Dies hatte notwendigerweise ein Ausgreifen weit über die Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland sowie Österreichs und der Schweiz hinaus zur Folge. Selbst der deutsche Sprachraum musste an vielen Stellen verlassen werden, wenn die Einheit deutscher Geschichte im Sinne der Geschichte aller Deutschen gewahrt bleiben sollte.
Sachlich stand dabei anfangs die strenge formale Abgrenzung der Reichsunmittelbarkeit im Vordergrund. Die Beschränkung auf die reichsunmittelbaren Einheiten des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) wurde bald aber aus übergeordneten sachlichen Erwägungen aufgegeben. Deswegen wurden zahlreiche verschiedene weitere Artikel aufgenommen, die insgesamt zu einem einfacheren und besseren Verständnis der territorialen Entwicklung Deutschlands führen sollen. Auf die unmittelbare Beziehung zum Reich wurde dabei aber jeweils besonders hingewiesen.
Von diesem Urvolk spalteten sich seit dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend namentlich bekannte einzelne Völker ab. Zu ihnen zählen beispielsweise Inder, Iraner, Hethiter, Griechen und Römer, die wie Sumerer und Ägypter schon vor der Zeitenwende mächtige Reiche von noch heute beeindruckender Größe und Dichte schufen. Davon erstreckte sich das um das angeblich 753 v. Chr. gegründete Rom geformte römische Weltreich vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik und vom nördlichen Afrika bis zu Donau, Rhein und den nordwestlichen Inseln.
V. Das Reich der Franken
Mit Einverständnis des durch reiche Gaben italienischer Güter belohnten Papstes verdrängte 751 der arnulfingische Hausmeier Pippin den merowingischen König. Pippins Sohn war Karl der Große, der 773/774 die Langobarden in Italien besiegte, 788 den Herzog von Bayern entmachtete und zwischen 772 und 804 die Sachsen niederrang, so dass sich das Reich der Franken nunmehr von den Pyrenäen bis zur Eider und von der Kanalküste bis Mittelitalien erstreckte. Als ihn Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom zum Kaiser krönte, verlieh er mehr als 300 Jahre nach dem Untergang Westroms dem Aufstieg der Franken zur führenden Macht in Europa symbolisch den angemessenen Ausdruck.
VI. Die fränkische Reichsteilung
Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt.
VII. Das deutsche Reich
Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss.
Im Inneren dieses im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten Reiches war der König vielfachen Schwierigkeiten durch seine von ihm belehnten Herzöge (etwa von Franken, Schwaben, Bayern oder Sachsen) und Grafen ausgesetzt. Deswegen gingen die Ottonen und die ihnen 1024 folgenden fränkischen Salier dazu über, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte in ihr Herrschaftswesen einzubeziehen (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Hieraus erwuchs am Ende des dadurch hervorgerufenen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. zum Ausbruch gekommenen Investiturstreites um die Besetzung der kirchlichen Ämter (1075-1122) die bedeutsame Erscheinung der zahlreichen geistlichen, dem König unmittelbar verbundenen Fürstentümer des deutschen Reiches.
B) Die Kurfürstentümer, Reichsfürstenländer, Reichsstädte, Reichsritter und Reichsdörfer des Hochmittelalters und Spätmittelalters
Zur gleichen Zeit gewann freilich umgekehrt auch die von den Landesherren geförderte Vorstellung an Bedeutung, dass der König als oberster Lehnsherr beim Rückfall des Lehens dieses nicht behalten durfte. Vielmehr musste er es erneut an einen Lehnsmann ausgeben. Dadurch wurde, anders als in England und Frankreich, auf Dauer die Ansammlung von Gut in der Hand des Königs verhindert, so dass auch die Reichsfürsten die ihnen vom König drohenden Gefahren einzuschränken verstanden hatten.
Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser Heinrich VI., der zu Beginn des Jahres 1196 den Fürsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Köln den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen als Gegenkönig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergönnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sieben Fürsten als Königswähler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der König bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches grundsätzlich abhängig war und denen es 1356 gelang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nichtappellation in der Goldenen Bulle Karls IV. von Luxemburg festschreiben zu lassen.
Um die Besetzung des Königtums rangen dabei in der nachstaufischen Zeit vor allem die Geschlechter der Luxemburger, Habsburger und Wittelsbacher. Von ihnen bewirkten die Luxemburger 1327/1339/1348 den Übergang Schlesiens von Polen an Böhmen und damit an das Reich. Nach ihrem Aussterben übernahmen die Habsburger das luxemburgische Erbe.
II. Die Reichsfürstenländer
Unabhängig von der Entscheidung gegen die Erbmonarchie und für das an die Auswahl aus wenigen führenden Geschlechtern durch sieben Kurfürsten gebundene Wahlkönigtum setzte sich die allgemeine Territorialisierung des Reiches rasch durch. Auf unterschiedlichster Grundlage entstanden Landesherrschaften, die sich entsprechend den jeweiligen familiären Gegebenheiten in kurzer Zeit vielfältig aufsplitterten. Bereits für das hohe Mittelalter werden dementsprechend mehr als 100 sonstige Reichsfürsten gezählt, von denen allerdings rund drei Viertel geistlicher Zugehörigkeit waren (seit 1180 92 geistliche und 22 weltliche Reichsfürsten, 20 Erhebungen, 8 Anerkennungen, 3 Erhebungen zu gefürsteten Grafen).
Entsprechend ihrer großen Zahl waren ihre Herrschaftsgebiete meist klein. Jeder einzelne sonstige Reichsfürst bildete deshalb für den König keine Gefahr mehr. Nur in ihrer Gesamtheit vermochten sie sich als eigener Reichsstand neben (dem König und) den Kurfürsten zu organisieren.
Hauptgegenstand ihrer Interessen war demgemäß nicht mehr das Reich. Vielmehr wurde die Mehrung ihrer eigenen Güter ihr wichtigstes Anliegen. Als bedeutsamste Entscheidungen in dieser Richtung erwiesen sich auf Dauer dabei die Belehnung der eigenen Söhne mit dem Herzogtum Österreich durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 und die Belehnung des königlichen Feldherren und Rates Burggraf Friedrich von Zollern (Hohenzollern) mit der kurberechtigten Markgrafschaft Brandenburg durch den habsburgischen König Sigmund im Jahre 1417, während der Übergang Thüringens von den Ludowingern (1247/1264) und Sachsens von den Askaniern (1423) an die Wettiner wegen deren zahlreichen Erbteilungen ohne allgemeinere Auswirkungen blieb.
III. Die Reichsstädte
Neben den sieben unteilbaren Kurfürstentümern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste Teilfürstentümer unterworfenen Ländern der sonstigen Reichsfürsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblühenden Städte als nach eigenständigem Gewicht strebende Kräfte. In manchen von ihnen setzten sich die Bürger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die Bürger der dem König unterstehenden Städte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (1273) eintretenden Interregnum allmählich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehörigen Stadt (Reichsstadt), was insgesamt rund 125 Städten für eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang.
IV. Die Reichsritter
Weniger bedeutsam waren gegenüber Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten und Reichsstädten die seit dem Spätmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem großen Teil den Reichsdienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmählich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (1500 bzw. 1512) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) mit Hegau bzw. Hegau-Bodensee (Radolfzell) und Allgäu bzw. Allgäu-Bodensee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort Ortenau) bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn), der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), Altmühl (Wilhermsdorf), Baunach (Nürnberg) und Rhön-Werra (Schweinfurt) sowie der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) (am Rheinstrom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehörig verstanden. Die nicht unbeträchtliche Bedeutung der Reichsritter lässt sich dabei daraus ersehen, dass in der erheblich fluktuierenden, literarisch noch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, für die allein die Nennung der Familien schon über den allgemein bekannten Literaturstand hinausführt und die Aufführung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 für Schwaben bzw. den schwäbischen Ritterkreis etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadratmeilen, für Franken bzw. den fränkischen Ritterkreis etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und für Rhein bzw. den rheinischen Ritterkreis etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer Schätzung: 200000 Einwohnern mit mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die überwiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstandschaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die - so unvollkommen dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann - es verdienen, in einer Übersicht über die deutschen Länder - sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her - aufgenommen zu werden.
V. Die Reichsdörfer
Nicht ganz so bedeutsam und wohl auch nicht so zahlreich waren demgegenüber die meist aus altem Reichsgut stammenden, trotz Fehlens der Reichsstandschaft dem Reich ebenfalls unmittelbar verbundenen Reichsdörfer, von denen sich für das Hochmittelalter einschließlich der Reichsflecken, Reichshöfe und freien Leute etwa 120 mit einiger Sicherheit ermitteln lassen. Sie gingen zudem schon seit dem 13. Jahrhundert dem Reich allmählich verloren. Einige von ihnen (u. a. Gochsheim, Holzhausen [Burgholzhausen], Sennfeld, Soden, Sulzbach, Leutkircher Heide) vermochten sich aber gleichwohl bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs zu erhalten.
Neben den drei reichsunmittelbaren Ständen und den beiden reichsunmittelbaren, der Reichsstandschaft aber entbehrenden Gruppen sind schließlich noch zahlreiche nicht reichsunmittelbare, politische Einheiten zu nennen, die meist mit dem vielschichtigen und komplexen Begriff der Herrschaft (oder manchmal auch Herrlichkeit) bezeichnete Elemente der territorialen Geschichte Deutschlands bildeten. Sie waren vielfach den reichsunmittelbaren Gebilden in vielen Zügen recht ähnlich. In manchen Fällen war zudem der Status der Reichsunmittelbarkeit auch dauerhaft umstritten.
Keine Reichsstandschaft hatte grundsätzlich auch der mit Karl IV. (1316-1378) einsetzende Briefadel.Er beruhte meist auf bloßer Titularkonzession. Gleichwohl verdienen auch die Titularreichsfürsten wegen des Sachzusammenhanges an dieser Stelle wenigstens eine Erwähnung.
C) Das Heilige Römische Reich der (frühen) Neuzeit
I. Die Reichsglieder am Übergang zur Neuzeit
Eine nicht ganz zuverlässige Übersicht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit vom Ende des Mittelalters nannte als Folge der Territorialisierung des seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Heiliges Römisches Reich bezeichneten, nunmehr von Frankreich im Westen und den Türken bzw. Osmanen im Osten angegriffenen Gebildes 327 (bzw. 328) Glieder. Als solche wurden 6 Kurfürsten, 43 geistliche und 29 weltliche Reichsfürsten in Deutschland und 3 in Welschland erwähnt. Hinzu kamen 118 Grafen und Herren, 50 Prälaten und Äbtissinnen, 4 Balleien des Deutschen Ordens und 74 Städte. Tatsächlich dürfte die Zahl der Reichsglieder zu dieser Zeit sogar etwa 420 betragen haben.
II. Die Reichsmatrikel von 1521
Dem entspricht es, wenn am Beginn der frühen Neuzeit die für praktische Zwecke angefertigte Reichsmatrikel des Jahres 1521 rund 400 (384 bzw. 392) Einträge aufwies. Sie bezogen sich auf 7 Kurfürsten, 3 bzw. 4 Erzbischöfe, 45 bzw. 47 Bischöfe, 31 weltliche Fürsten, 65 Prälaten, 13 bzw. 14 Äbtissinnen, 4 Balleien, 137 bzw. 140 Herren und Grafen sowie 84 (freie Städte und) Reichsstädte. Diese Zahlen wurden bis 1776 vom Reich aus seiner Vorstellung und Wirklichkeit nicht immer sicher trennenden Sicht immer wieder fortgeschrieben, wobei sich freilich die tatsächliche Herrschaft über Italien schon seit dem Hochmittelalter immer mehr verflüchtigte und die von der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 ausgelösten, zuletzt unter maßgeblicher Beteiligung Frankreichs und Schwedens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgetragenen religiösen Gegensätze zwischen den Protestanten im Norden und den Katholiken im Süden spätestens nach dem Frieden von Münster und Osnabrück des Jahres 1648 auch nördlich der Alpen den jeweils nach dem Tode des Vorgängers neu zu wählenden Kaiser und das durch Verluste an vielen Grenzen (Schweiz, Elsass, nördliche Niederlande [Generalstaaten], Bremen, Verden, Vorpommern, Wismar) geschmälerte Reich gegenüber Ländern und Landesherren immer deutlicher zurücktreten ließen.
III. Die Reichsstände
1792 ergab sich dabei folgende nach Reichskollegien geordnete Übersicht über die Verfassung des bekanntlich von dem Reichspublizisten Samuel Pufendorf 1667 als ein unregelmäßiges einem Zwitter ähnliches Gebilde beschriebenen Reiches, das nach manchen am ehesten als Bündnis weitgehend unabhängiger Staaten zu begreifen ist:
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten.
36. (Schwäbische Prälaten) von: a) den Äbten und Prälaten von: 1. Salem, 2. Weingarten, 3. Ochsenhausen, 4. Elchingen, 5. Irsee, 6. Ursberg, 7. Kaisheim (1756), 8. Roggenburg, 9. Rot, 10. Weißenau, 11. Schussenried, 12. Marchtal (= Obermarchtal), 13. Petershausen, 14. Wettenhausen (1566, vorher Reichsritterschaft), 15. Zwiefalten (1749), 16. Gengenbach (1751), 17. Neresheim (1766), und b) den Äbtissinnen von: 18. Heggbach, 19. Gutenzell, 20. Rottenmünster, 21. Baindt, 22. Söflingen (1775) und 23. Sankt Jörgen zu Isny (1782)
62. (Fränkische Grafen) (von): 1. Fürsten und Grafen von Hohenlohe, 2. Grafen von Castell, 3. Grafen zu Erbach, 4. Fürsten und Grafen von Löwenstein wegen der Grafschaft Wertheim, 5. gräflich limpurgische(n) Allodialerben, 6. Grafen von Nostitz wegen der Grafschaft Rieneck, 7. Fürst von Schwarzenberg wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft Schwarzenberg, 8. gräflich wolfsteinische(n) Allodialerben, nämlich Fürst von Hohenlohe-Kirchberg und Graf von Giech, 9. Grafen von Schönborn wegen der Herrschaft Reichelsberg, 10. Grafen von Schönborn wegen der Herrschaft Wiesentheid, 11. Grafen von Windischgrätz, Personalisten, 12. Grafen (Ursin) von Rosenberg, Personalisten, 13. Ältere Linie der Grafen von Starhemberg, Personalisten, 14. Grafen von Wurmbrand, Personalisten, 15. Graf von Giech, Personalist, 16. Graf von Grävenitz, 17. Grafen von Pückler, Personalisten
63. (Westfälische Grafen) (von): 1. Markgraf von Ansbach wegen Sayn-Altenkirchen, 2. Burggraf von Kirchberg wegen Sayn-Hachenburg, 3. König in Preußen wegen der Grafschaft Tecklenburg, 4. Wied-Runkel wegen der oberen Grafschaft Wied, 5. Fürst zu Wied-Neuwied (Direktor dieses Kollegiums), 6. Landgraf von Hessen-Kassel und Graf zu Lippe-Bückeburg wegen der Grafschaft Schaumburg, 7. Herzog zu Holstein-Gottorp-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorf wegen Oldenburg und Delmenhorst, 8. Grafen von der Lippe, 9. Graf von Bentheim, 10. König von England wegen der Grafschaft Hoya, 11. König von England wegen der Grafschaft Diepholz, 12. König von England wegen der Grafschaft Spiegelberg, 13. Fürst und Grafen von Löwenstein bzw. Löwenstein-Wertheim wegen Virneburg, 14. Fürst von Kaunitz wegen Rietberg, 15. Fürst von Waldeck wegen der Grafschaft Pyrmont, 16. Graf von Törring wegen der Grafschaft Gronsveld bzw. Gronsfeld, 17. Graf von Aspremont wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum, 18. Fürsten zu Salm wegen der Grafschaft Anholt, 19. Grafen von Metternich wegen der Herrschaft(en) Winneburg und Beilstein, 20. Fürst zu Anhalt-Bernburg-Schaumburg wegen der Grafschaft Holzappel, 21. Grafen von Sternberg wegen der Grafschaft(en) Blankenheim und Gerolstein, 22. Grafen von Plettenberg wegen Wittem, 23. Grafen von Limburg-Styrum wegen der Herrschaft Gemen, 24. Graf von Wallmoden wegen der Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, 25. Graf von Quadt wegen der Herrschaft Wickrath, 26. Grafen von Ostein wegen der Herrschaft Millendonk bzw. Myllendonk, 27. Grafen von Nesselrode wegen der Herrschaft Reichenstein, 28. Grafen zu der Mark wegen der Grafschaft Schleiden, 29. Grafen von Schaesberg wegen der Grafschaft Kerpen und Lommersum bzw. Kerpen-Lommersum 30. Grafen zu Salm-Reifferscheid wegen der Herrschaft Dyck, 31. Grafen zu der Mark wegen Saffenburg (Sassenburg), 32. Grafen von Platen wegen Hallermunt, 33. Grafen von Sinzendorf wegen Rheineck.
IV. Die Reichskreise
Ordnet man diese vielen Reichsglieder regional nach den bei der Reichsreform von 1500 bzw. 1512 geschaffenen sechs bzw. zehn Reichskreisen, so ergibt sich für das Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) etwa folgendes Bild:
1. Österreichischer Reichskreis: Erzherzogtum Österreich ob der Enns (Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (Niederösterreich), (Innerösterreich mit) Herzogtum Steiermark (Karantanische Mark], Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, Herzogtum Friaul österreichischen Anteils, gefürstete Grafschaft Tirol (auch [zusammen mit Vorderösterreich] als Oberösterreich bezeichnet), (Vorderösterreich mit) Landgrafschaft im Breisgau, Schwäbisch-Österreich, Vorarlbergische Herrschaften, Hochstift Trient, Hochstift Brixen, Deutscher Orden: Ballei Österreich und Ballei an der Etsch, Herrschaft Tarasp(, Hochstift Chur).
2. Burgundischer Reichskreis: Herzogtum Brabant, Herzogtum Limburg, Herzogtum Luxemburg, Grafschaft Flandern, Grafschaft Hennegau, Grafschaft Namur, Oberquartier des Herzogtums Geldern.
3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), Köln (Kurköln), Pfalz (Kurpfalz), Fürstentum Arenberg, Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herrschaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck.
4. Fränkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift Würzburg, Fürstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift Eichstätt, Fürstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mergentheim (und Ballei Franken), gefürstete Grafschaft Henneberg, gefürstete Grafschaft Schwarzenberg, Fürstentum (Löwenstein-Wertheim, Grafschaft) Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welzheim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), Reichsstadt Windsheim, Reichsstadt Schweinfurt, Reichsstadt Weißenburg.
5. Bayerischer Reichskreis: Erzstift Salzburg, Herzogtum Bayern nebst Oberpfalz, Hochstift Freising, Fürstentümer Neuburg (Pfalz-Neuburg) und Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), Hochstift Regensburg, gefürstete Landgrafschaft Leuchtenberg, Hochstift Passau, gefürstete Grafschaft Sternstein (Störnstein), gefürstete Propstei Berchtesgaden, gefürstete Abtei zu Sankt Emmeram in Regensburg, Grafschaft Haag, Grafschaft Ortenburg, gefürstete Abtei Niedermünster in Regensburg, Herrschaft Ehrenfels, gefürstete Abtei Obermünster in Regensburg, Herrschaften Sulzbürg und Pyrbaum, Herrschaft Hohenwaldeck, Herrschaft Breiteneck bzw. Breitenegg, Reichsstadt Regensburg.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar.
8. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis: Hochstift Münster, Herzogtum Kleve nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (1614 an Brandenburg), Herzogtümer Jülich und Berg (1614 an Pfalz-Neuburg), Hochstift Paderborn, Hochstift Lüttich, Hochstift Osnabrück, Fürstentum Minden, Fürstentum Verden, gefürstete Abtei Corvey, gefürstete Abteien Stablo und Malmedy, Abtei Werden, Abtei Kornelimünster, gefürstete Abtei Essen, Frauenstift Thorn, Frauenstift Herford, Lande der Fürsten zu Nassau-Diez, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Moers, Grafschaft Wied, Grafschaft Sayn, Grafschaft Schaumburg (teils zu Hessen-Kassel, teils zu Lippe gehörig), Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, Grafschaft Lippe, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Steinfurt, Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Grafschaft Hoya, Grafschaft Virneburg, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Spiegelberg, Grafschaft Rietberg, Grafschaft Pyrmont, Grafschaft Gronsveld (bzw. Gronsfeld), Grafschaft Reckheim, Herrschaft Anholt, Herrschaften Winneburg und Beilstein, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Wittem, Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, Herrschaft Gemen, Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, Herrschaft Wickrath, Herrschaft Millendonk (bzw. Myllendonk), Herrschaft Reichenstein, Grafschaft Kerpen und Lommersum (bzw. Kerpen-Lommersum), Grafschaft Schleiden, Grafschaft Hallermunt, Reichsstadt Köln, Reichsstadt Aachen, Reichsstadt Dortmund.
9. Obersächsischer Reichskreis: Sachsen (kursächsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der Herzöge zu Sachsen ernestinischer Linie: Fürstentum Sachsen-Weimar, Fürstentum Sachsen-Eisenach, Fürstentum Sachsen-Coburg, Fürstentum Sachsen-Gotha, Fürstentum Sachsen-Altenburg, Lande der Fürsten von Hatzfeld, Fürstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preußischen Anteils, Fürstentum Cammin bzw. Kammin, Fürstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Grafen von Reuß, Herrschaften der Grafen von Schönburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg.
10. Niedersächsischer Reichskreis: Herzogtum Magdeburg, Herzogtum Bremen, Fürstentum Lüneburg (Celle), Fürstentum Grubenhagen (Braunschweig-Grubenhagen), Fürstentum Calenberg (Braunschweig-Calenberg), Fürstentum Wolfenbüttel (Braunschweig-Wolfenbüttel), Fürstentum Halberstadt, Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Herzogtum Holstein-Glückstadt, Herzogtum Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, Hochstift Hildesheim, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Hochstift Lübeck, Fürstentum Schwerin, Fürstentum Ratzeburg, Fürstentum Blankenburg, Grafschaft Rantzau, Reichsstadt Lübeck, Reichsstadt Goslar, Reichsstadt Mühlhausen, Reichsstadt Nordhausen, Reichsstadt Hamburg, Reichsstadt Bremen.
Nicht in diese sechs bzw. zehn Reichskreise eingekreist waren: Königreich Böhmen, Markgrafentum Mähren, Markgrafentum Oberlausitz, Markgrafentum Niederlausitz, Herzogtum Schlesien preußischen und böhmischen Anteils, Grafschaft Glatz, Herrschaft Asch, Reichsstift Burtscheid, Propstei Cappenberg, Herrschaft Dreis, Herrschaft Dyck, Frauenstift Elten, Herrschaft Freudenberg (bzw. Freudenburg), Herrlichkeit Hörstgen nebst Rittersitz Frohnenburg (bzw. Frohnenbruch), Land Hadeln, Grafschaft Homburg, Herrschaft Jever, Herrschaft Kniphausen, Reichsherrschaft Landskron, Herrschaft Lebach, Reichsherrschaft Mechernich, Grafschaft Mömpelgard, Herrschaft Nalbach, Herrschaft Oberstein, Herrschaft Pyrmont, Herrschaft Rhade (bzw. Rath), Herrschaft Rheda, Herrschaft Richold, Herrschaft Saffenburg, Reichsherrschaft Schauen, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Schönau, Abtei Schönthal (bzw. Schöntal), Herrschaft Schwarzenholz, Herrschaft Stein, Herrschaft Wasserburg, Herrschaft Wildenberg (bzw. Wildenburg), Kirchspiel Winden, Herrschaft Wylre, Grafschaft Fagnolle (sowie die Reichsritter und die Reichsdörfer).
V. Veränderungen durch den Reichsdeputationshauptschluss
Nachdem zahlreiche weitere kriegerische Auseinandersetzungen nach 1648 erhebliche Wandlungen herbeigeführt hatten (z. B. Verluste an Frankreich [1681 Straßburg], Übergang der südlichen Niederlande und einiger Teile Oberitaliens von Spanien an Österreich, Gewinne Österreichs im Südosten, Erwerbungen Kleve-Mark-Ravensbergs für Brandenburg, Erlangung der Souveränität und der Königskrone in Preußen durch Brandenburg, Eroberung Schlesiens durch Preußen, Aufteilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen, Zusammenführung der wittelsbachischen Güter, Verbindung Hannovers mit England und Sachsens mit Polen), bewirkte reichsverfassungsrechtlich der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 (§ 32) insofern noch kurzfristig erhebliche Veränderungen, als er einerseits zum Zweck der Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich die Auflösung von 41 der insgesamt 47 noch vorhandenen Reichsstädte und nahezu aller geistlichen Herrschaften (3 Kurfürstentümer, 19 Reichsbistümer und 44 Reichsabteien) verfügte, die vor der Reformation immerhin etwa ein Sechstel bis ein Siebtel des deutschsprachigen Reichsgebiets umfasst hatten und zuletzt noch in einer Zahl von knapp 80 im Reichstag vertreten gewesen waren, und andererseits zu den bisherigen und weiterhin verbleibenden Mitgliedern des Reichstags, von denen Baden für 8 Quadratmeilen Verlust 59 Quadratmeilen Entschädigung, Bayern für 255 Quadratmeilen Verlust 290 Quadratmeilen Entschädigung, Preußen für 48 Quadratmeilen Verlust 235 Quadratmeilen Entschädigung und Württemberg für 7 Quadratmeilen Verlust 29 Quadratmeilen Entschädigung erhielten, noch folgende neue Virilstimmen hinzufügte:
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme).
Hieraus hatte sich insgesamt folgende, in § 32 des Reichsdeputationshauptschlusses festgelegte Aufrufordnung des Reichsfürstenrates ergeben:
Innerhalb der im Reichsfürstenrat erfassten Reichsfürsten galten dabei, weil sie schon auf dem Augsburger Reichstag von 1582, auf dem man die bis dahin jedem Fürsten verliehenen Virilstimmen (53 weltliche Virilstimmen bei 46 geistlichen Virilstimmen, gegenüber 1792 64 weltliche Virilstimmen bei 38 geistlichen Virilstimmen und zuletzt 61 weltliche Virilstimmen bei 33 geistlichen Virilstimmen) auf die gerade vorhandenen Herrschaftsgebiete festgelegt hatte, erfasst worden waren, Österreich, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz, Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Celle bzw. Lüneburg, Braunschweig-Calenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Württemberg, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Hachberg, Holstein-Glückstadt, Savoyen, Leuchtenberg, Anhalt, Henneberg, Nomeny, Mömpelgard und Arenberg als altfürstliche Häuser (der 14 altfürstlichen Dynastien, 1776 9). Zu den nach 1582 in den Reichsfürstenstand erhobenen (14, 1767 13) neufürstlichen Häusern gehörten demgegenüber Hohenzollern, Eggenberg (1717 ausgestorben), Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Piccolomini (bis 1757), Nassau-Hadamar (bis 1771), Nassau-Dillenburg, Nassau-Siegen (bis 1743), Auersperg, Portia (bis 1776), Ostfriesland, Fürstenberg, Schwarzenberg, Waldeck, Mindelheim (vorübergehend für den Herzog von Marlborough), Liechtenstein, Thurn und Taxis und Schwarzburg, weiter die aus den Reichsgrafen hervorgegangenen, nicht mit Virilstimmen begabten Häuser Colloredo, Hohenlohe, Isenburg, Leiningen, Oettingen, Rosenberg, Sayn, Schönburg, Solms, Stolberg, Waldburg und Wied sowie die nach 1803 hinzugekommenen Häuser Metternich, Trauttmannsdorf und Windischgrätz.
Am 6. 8. 1806 legte der habsburgische Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der nach dem Vorbild Napoleons 1804 für seine Erblande ebenfalls einen (zweiten) Kaisertitel angenommen hatte, auf politischen Druck Napoleons und der mit diesem verbündeten Fürsten des Rheinbunds die Krone des Reiches nieder. Bald stand fest, dass damit die noch bestehenden Reichsglieder selbständige Staaten geworden waren, mit denen Napoleon während der sieben verbleibenden Jahre seiner Machtausübung fast nach Belieben schaltete. Sie entschieden sich allerdings nach der Befreiung von der Herrschaft Napoleons (1813) gegen einen vor allem von liberalen Idealisten geforderten deutschen Nationalstaat und für einen von ihren Fürsten und von den nichtdeutschen Mächten Europas befürworteten, auf der Grundlage des vornapoleonischen Gebietsstandes die Souveränität der Einzelfürsten wahrenden deutschen Bund. Zu diesem 1815 entstandenen, bis 1866 währenden Staatenbund, der 1815 etwa 11495 Quadratmeilen umfasste und rund 32 Millionen Einwohner im Bundesgebiet zählte, gehörten folgende Staaten: Österreich (3480 Quadratmeilen 9765500 Einwohner, Preußen (3307 Quadratmeilen 8730000 Einwohner), Bayern (1499 Quadratmeilen 3630800 Einwohner), Sachsen (278 Quadratmeilen 1386900 Einwohner), Hannover (695 QM 1463700 Einwohner) (bis 1837 in Personalunion mit England bzw. Großbritannien), Württemberg, Baden, Kurhessen (Hessen-Kassel), Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Holstein (und Lauenburg) (Dänemark), Luxemburg (Niederlande), Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Nassau, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Sachsen-Gotha (1825 erloschen), Sachsen-Coburg (seit 1826 Sachsen-Coburg-Gotha), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826), Mecklenburg-Strelitz, (Holstein-)Oldenburg, Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein (2,45 Quadratmeilen 5800 Einwohner), Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe (9,75 Quadratmeilen 25500 Einwohner), Lippe(-Detmold), Lübeck, Frankfurt, Bremen, Hamburg, Limburg (seit 1839, Niederlande) sowie Hessen-Homburg (7,84 Quadratmeilen 20400 Einwohner, seit 1817, 1866 erloschen).
F) Deutsches Reich
Der überwältigende Sieg Preußens und der ihm folgenden deutschen Staaten gegen Frankreich 1870/1871 im Ringen um die Thronfolge in Spanien erlaubte dann freilich bald den Beitritt der wenigen verbliebenen süddeutschen Staaten und die Umwandlung des norddeutschen Bundes in ein Reich. Dieses zweite, von Preußen beherrschte Deutsche Reich umfasste 540742 Quadratkilometer mit 56,37 Millionen Einwohnern. Es gliederte sich nur noch in die Länder bzw. die Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, die Großherzogtümer Baden, Hessen bzw. Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar bzw. Sachsen-Weimar-Eisenach bzw. Sachsen(-Weimar-Eisenach), Oldenburg, die Herzogtümer Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha bzw. Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, die freien Städte Bremen, Hamburg, Lübeck sowie das Reichsland Elsass-Lothringen.
Am 10. 11. 1918 wurde dieses Reich Republik. Auch in den Ländern dankten die Monarchen ab. Die territoriale Einteilung wurde trotz großer Verluste an den Grenzen (Elsass-Lothringen, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Westpreußen, Posen, Kreis Soldau, Oberschlesien, Danzig, Memelland, Saargebiet [, gleichzeitige Beschränkung Österreichs auf seine deutschsprachigen Gebiete, Verlust Südtirols an Italien]) dadurch grundsätzlich freilich nicht verändert.
An der territorialen Gliederung rüttelte auch die außenpolitisch mit Gewalt über die bestehenden Grenzen ausgreifende Diktatur Adolf Hitlers zwischen 1933 und 1945 (Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes, Memelland, Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland, Ostoberschlesien, Eupen-Malmedy, Luxemburg, Elsass-Lothringen, Teile von Slowenien) nicht grundsätzlich. Allerdings höhlte sie den bisherigen Föderalismus sachlich weitgehend aus und stellte neben die Einteilung in Länder eine Gliederung in 42 Gaue. Entscheidungen wurden hauptsächlich zentralistisch getroffen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland auf Grund der im Februar 1945 in Jalta von der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien beschlossenen Einteilung in vier Besatzungszonen der alliierten Großmächte besetzt. Österreich, dessen verschiedenen Zielsetzungen dienende Wiederherstellung bereits am 1. 1. 1943 auf einer Konferenz der alliierten Außenminister beschlossen worden war, wurde vom Deutschen Reich getrennt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt, für die aber das Verfassungsüberleitungsgesetz einer provisorischen Staatsregierung vom 1. 5. 1945 das Wiederinkrafttreten der Bundesverfassung des Jahres 1920 in der Fassung des Jahres 1929 bestimmte. Auch die Tschechoslowakei wurde wieder hergestellt.
In der Gegenwart gliedern sich die wichtigsten föderalistisch aufgebauten Staaten des deutschen Sprachraumes, die im Wesentlichen den Raum des Heiligen Römischen Reiches einnehmen, noch folgendermaßen:
gfRAbtei = gefürstete Reichsabtei
gfRGt = gefürstete Reichsgrafschaft
RAbtei = Reichsabtei
RBg = Reichsburg
RBgGt = Reichsburggrafschaft
RDorf = Reichsdorf
RF = Reichsfürst
RFreiH = Reichsfreiherr(en)
RFtm = Reichsfürstentum
RG = Reichsgraf(en)
RGanerbschaft = Reichsganerbschaft
RGau = Reichsgau
RGt = Reichsgrafschaft
RGut = Reichsgut
RHt = Reichsherrschaft
RHof = Reichshof
RK = Reichskreis
RKl = Reichskloster
RL = Reichsland
RLV = Reichslandvogtei
RPropstei = Reichspropstei
RProv = Reichsprovinz
RRi = Reichsritter
RRitterschaft = Reichsritterschaft
RS = Reichsstadt
RStift = Reichsstift
RVS = Reichsvogteistadt
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Aachen (Reichsstadt).
Die warmen Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den
Römern entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen
Jahrhunderts ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler
Ansiedlung, dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von
dem keltischen Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare
Siedlungskontinuität findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765
Pfalz, 766 villa regia bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit
reichem Königsgut versah. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein
besonderer districtus Aquensis genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari
vocabulo Ahha) Krönungsstätte der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings
schmolz das um A. gelegene Königsgut durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich
nach Nordosten erstreckendes Gebiet zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa
erhielt A. 1166 besondere Rechte (Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171
bis 1175 wurde es ummauert, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330
wurde der Mauerring erweitert. Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe
und das Messinggewerbe. Das 1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene
Schöffenkolleg wurde Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen
Stadtrat und Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie Reichsstadt. 1336 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer
das zur Stadt gehörige Gebiet (Aachener Reich),
1356 legte die Goldene Bulle A. als Krönungsort rechtlich fest. Seit 1530 wurde
A. allmählich protestantisch (Aachener Streit), 1614 durch die Erzbischöfe von
Köln wieder katholisiert. 1656 vernichtete ein Stadtbrand etwa 90 % der Stadt.
1794 wurde A. von Frankreich besetzt und 1801 an Frankreich abgetreten. Von
1798 bis 1814 war es Sitz der Verwaltung des Roerdepartements, von 1802 bis
1814/1815 auch Sitz eines Bischofs. Um 1800 hatte die Stadt eine Größe von etwa
1,5 Quadratmeilen und 18000 Einwohner. 1815 fiel A. an Preußen. 1944 wurde es
fast völlig vernichtet. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen. S.
niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2;
Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen, Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v.
Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus, T., 1999; Huyskens, A., Das alte
Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg. v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener
Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E., 1972; Flach, D., Untersuchungen zur
Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsguts
von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Meuthen, E.,
Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die Aachener Wirren im Spiegel der
kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach, H. v., Aachen, 1985; Krumbach, K., Die
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1985; Erdmann, C., Aachen im Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte
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Studien zur Entstehung einer Landesherrschaft im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 9; Schaub, A:, Gedanken zur Siedlungskontinuität in Aachen zwischen
römischer und karolingischer Zeit, Bonner Jbb. 208 (2008), 161.
Aachengau (Gau westlich Aachens) s. a. Aquensis
pagus
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 32, IV, 13
(pagus Aquensis); Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des
Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis
zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 189 (Epen, Gemmenich, Herve, Montzen, Valkenburg, Wylre
[Wijlre]); Flach, D., Das Reichsgut im Aachener
Raum, Rhein. Vjbll. 51 (1987); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Gemmenich, Montzen).
Aalen (Reichsstadt).
Östlich eines römischen Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes
lag, und einer römischen zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf
A. am Schnittpunkt alter Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die
Stadt A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an
die Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an
Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und
zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die
Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann, 1418 das Reichsammannamt.
Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575
wurde die Reformation eingeführt. 1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern
und seinem auf wenige Weiler und Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach einer 870 erstmals
erwähnten Burg benannte Grafschaft A. gehörte über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis. Sie war bereits 1056
als Reichslehen an die Grafen von Flandern (Reichsflandern) gekommen, die 1166 die ab 964
bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte Familie der Grafen von A.
beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund und 1477 mit diesem an
Habsburg. 1794 fiel es an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 an
Belgien.
L.: Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel
voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5.
Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft, Kanton).
Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern beherrschte, seit
dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6. Jahrhundert dem
fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die
Aare wird 763 erstmals als A. bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und
Unteraargau geschieden. Der Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts
unter der Herrschaft Berns, der Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von
Habsburg, die ihn 1264/1400 von den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen
1173/1174 folgenden Grafen von Kiburg (Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die
schweizerische Eidgenossenschaft den Unteraargau. Danach unterstand der
westliche Teil mit Lenzburg, Zofingen, Aarau und Aarburg Bern, kleinere Teile
Luzern und Zürich, die Grafschaft Baden, die Städte Mellingen und Bremgarten
sowie das Freiamt im Osten seit 1443 als gemeine Herrschaft den acht
eidgenössischen Orten. 1528 wurde im Berner Gebiet die Reformation eingeführt.
1798 entstanden die beiden Kantone A. und Baden der Helvetischen Republik, die
1803 unter Einbeziehung des österreichischen Fricktals vereinigt wurden. 1805
wurde der A. souveräner Kanton der Schweiz. 1831 erhielt er eine liberale
Verfassung. 1841 wurden im aargauischen Klosterstreit die Klöster aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg);
Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v.
Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau,
Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau
1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24,
27, S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz,
P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11.
Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der
Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraums im Früh- und
Hochmittelalter, 1964; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
32 Argovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 55; Hartmann, M., Die Römer im Aargau, 1985;
Eichenberger, K., Verfassung des Kantons Aargau, 1986; Geissmann, H., Das
Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991.
Abenberg (Reichsritter).
Die A. zählten zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu den Kantonen Altmühl und
Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft).
A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12.
Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind
zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert
und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem
Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und
Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem
Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen
zur Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die
Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und
niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich,
A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001),
693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg.
v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.
Abensberg und Traun (Grafen, Reichsritter), Abensperg-Traun. S. Traun.
L.: Ruch Anhang 82.
Abersfeld (Reichsritter).
Die A. zählten zu Beginn des 16. Jahrhunderts zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Absberg (Reichsritter).
Die Rodungsherrschaft der edelfreien Herren von A. bei Gunzenhausen erhielt
früh die Blutgerichtsbarkeit. Karl IV. gewährte den Herren das
Befestigungsrecht für den Hauptort, die Markgrafen von Brandenburg 1469 das
Vizeerbkämmereramt des Reiches. Vom 15. bis zur
Mitte des 17. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1680 waren sie auch im Kanton Odenwald immatrikuliert. 1647
kam A. an den Deutschen Orden, der nach langwierigem Rechtsstreit die Erben
abfand. 1796 wurde die Ordensherrschaft von Preußen mediatisiert und fiel 1806
an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Wolff 113; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Pfeiffer 197, 212; Riedenauer 122; Stetten 32; Rahrbach 1.
Achalm (Grafen, Reichsdorf?).
A. bei Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Danach benannte
Grafen starben 1098 aus. Ihre Burg, im 13. Jahrhundert Sitz eines Reichsvogts, gelangte 1330 als Reichspfandschaft an Württemberg. A. war möglicherweise Reichsdorf.
L.: Dacheröden 102; Hugo 474; Brustgi, F., Eningen unter Achalm, 1976.
Adelmann von Adelmannsfelden (Reichsritter, Reichsfreiherren,
Reichsgrafen). Adelmannsfelden westlich von
Ellwangen wird erstmals 1113 genannt. Seit dem zweiten Jahrzehnt des 12.
Jahrhunderts sind Herren (später Reichsministeriale)
von Adelmannsfelden nachgewiesen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts gaben sie
die namengebende Burg auf und ließen sich seit 1385/1407 in Neubronn nieder.
Später wurden sie mit dem 1530 erworbenen Hohenstadt, dem im 15. Jahrhundert
erlangten Schechingen und den 1657 an die Lang verkauften Gütern Dewangen, Reichenbach, Faulherrnhof und Rodamsdörfle Mitglied im
Kanton Kocher der schwäbischen Reichsritterschaft.
1680 wurden sie in den Reichsfreiherrenstand,
1790 in den Reichsgrafenstand erhoben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Kollmer 375; Schulz
257.
Adelsheim (Freiherren, Reichsritter,
Herrschaft). A. bei Buchen westlich von Mergentheim war schon in fränkischer
Zeit besiedelt (799 genannt). Ortsherren waren seit Beginn des 14. Jahrhunderts
die Herren von A., denen auch Sennfeld bei Buchen zur Hälfte gehörte. 1347
wurde der Ort Stadt genannt und war Lehen Würzburgs. Stadtrechte wurden 1347
durch König Karl IV. verliehen. Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die
ursprünglich wohl reichsministerialischen Freiherren von A. (mit der vor 1439
erworbenen Herrschaft A., einem Achtel Edelfingen, Binau am Neckar, Laudenberg,
Sennfeld, Volkshausen, drei Fünfteln Wachbach, Nassau bei Weikersheim, mit einem
Drittel Hachtel und zwei Dritteln Dörtel) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren sie auch im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert. 1806 gelangte A. an Baden. Wachbach mit Hachtel und
Dörtel fielen 1808 an Württemberg, Laudenberg, Volkshausen und Sennfeld an
Baden. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Hölzle, Beiwort 55; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Winkelmann-Holzapfel 141; Pfeiffer 197; Riedenauer 122; Stetten 32, 35, 184,
186; Rahrbach 3; Neumaier; Weiss, J., Regesten der Freiherrn von Adelsheim und
der Stadt Adelsheim, 1885;.Graef, G., Heimatbilder aus der Geschichte der Stadt
Adelsheim im badischen Frankenland, 1939; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft, 1997, 209.
Adelshofen (Reichsritter).
Im 16./17. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122; Bechtolsheim 14.
Adendorf (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das vermutlich aus Reichsgut stammende A. südlich
von Bonn wird erstmals 893 unter den Gütern des Klosters Prüm erwähnt. Dessen
Rechte nahmen später vor allem die Grafen von Hochstaden war. Im 12.
Jahrhundert hatte das Domkapitel zu Trier den Hof Cumbe in A. inne. Lehnsträger
waren zunächst die von A., 1215 die von Tomburg. 1246 übertrug der letzte Graf
von Hochstaden seine Rechte an das Erzstift Köln. 1336 trugen die von
Hüchelhoven den Hof Cumbe von Trier zu Lehen. 1413 belehnte Trier Johann von
Kempenich als Nachfolger der Hüchelhoven, 1420 die Birgel (Bürgel), 1453 die
Schöneck, danach die Orsbeck. Bald nach 1453 ging das Lehnsrecht des Hofes
Cumbe an die Abtei Siegburg über. Im 16. Jahrhundert saßen die Freiherren von
der Leyen in A. Nach dem Anfall der Grafschaft Neuenahr an Jülich 1546 wurde A.
Gericht innerhalb Jülichs, doch tauschte der Kurfürst von der Pfalz als Herzog
von Jülich 1659 das Gericht A. gegen den Anteil der von der Leyen an Landskron
(Landskrone) ein. Kaiser Leopold I. erhob A., das zum Kanton Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein steuerte, zur reichsunmittelbaren Herrschaft. 1815 kam
A. zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 515.
Adler (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die A. mit Teilen von Sachsenflur zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 141; Stetten 35; Riedenauer 122.
Aerschot (Herzogtum), Aarschot. Das 1612 aus dem
Erbgut der Herzöge von Croy an Arenberg gekommene Herzogtum A. in Brabant
gehörte zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 14.
Ahaus (Herrschaft, Residenz). A. (1020 Ahusun)
wird 1139 (Herren von A.) erstmals urkundlich genannt und entwickelte sich im
14. Jahrhundert zur Stadt (Stadtrecht 1391). Die Herrschaft A. war im 12. Jahrhundert
mit Diepenheim (1134 Herren von Diepenheim) (Overijssel) verbunden, gelangte
1241 nach dem Aussterben des Geschlechts durch Heirat an eine Linie der Herren
von Horstmar und 1406 nach Abtrennung Ottensteins und des Gogerichts zum
Steinernen Kreuz durch Verkauf an das Hochstift Münster, das in A. ein Amt
errichtete. Ab 1803 residierten dort die Prinzen von Salm-Kyrburg, welche die
Ämter A. und Bocholt zu einem Drittel als Entschädigung für linksrheinische
Verluste erhalten hatten. Seit 1810 gehörte A. zum Kaiserreich Frankreich und
gelangte 1815 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Kreis Ahaus, hg. v. Lindemann, K./Brambrink, H., 1938; Kohl, W.,
Geschichte der Stadt Ahaus, 1980; Schloss Ahaus 1690-1990, hg. v. Püttmann, K.,
1990; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 3.
Ahrental (reichsritterschaftliche Herrschaft),
Ahrenthal. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichteten die Herren von Sinzig auf
Reichsgut die Burg A. südwestlich von Sinzig,
nach der sie sich benannten. Im 16. Jahrhundert gingen die Reichslehnrechte verloren. Die Herrschaft kam im
Erbgang an die Herren Wildberg (Wiltberg), an die Effern, an die Freiherren von
Meerscheid genannt Hillesheim und schließlich an die Grafen von Spee (Spe).
1702 wurde die Herrschaft reichsritterschaftlich (Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein). S. Rheinland-Pfalz.
L.: Bruchhäuser, K., Heimatbuch der Stadt Sinzig, 1953.
Ahrn?, Aren?, Arnim?, Arnsberg? (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die A. zum
Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. S. Arnim
L.: Riedenauer 122; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft,
1997.
Aichinger (Reichsritter).
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. S. Eichinger von Eichstamm
L.: Riedenauer 122.
Aicholzheim, Aichholzheim, Eicholzheim (Reichsritter). Um 1550 zählten die A. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier.
Aisch (Reichsritter).
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Albani (Reichsfürst).
1710 wurde Annibale A. zum Reichsfürsten
erhoben. 1715 wurde das Hausgut Soriano Fürstentum.
L.: Klein 168, 170.
Albano (Lehen), Albanum. A. mit Castel Gandolfo
am Albanersee war im 18. Jahrhundert kaiserliches Lehen im Kirchenstaat.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein
hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich
von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim
Erlöschen der Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen
von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die Grafen von
Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt
Ulm von dem verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg und die
Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die
Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.
Albersfeld? (Reichsritter).
Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
L.: Stieber.
Albert (Reichsfürst),
Alberts?. 1742 wurde der bayerische Graf Louis Joseph d‘A., seit 1729 Fürst von
Grimberghen (Grimbergen), zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 184.
Albertiner s. Sachsen, Wettiner
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 19.
Albertini (Reichsritter),
Albertini von Ichtratzheim. 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten A. (A.
von Ichtratzheim) zum Ritterkreis Unterelsass. 1802 zählte Franz Reinhard
Hannibal A. Freiherr und Pannerherr von Ichtratzheim zum Ort Ortenau des
Kantons Neckar (Neckar-Schwarzwald-Ortenau) des Ritterkreises Schwaben. 1808
erloschen die A. von Ichtratzheim männlicherseits.
L.: Hölzle, Beiwort 66.
Albini (Reichsritter).
Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählten die A. mit dem 1799 von Groschlag von
Dieburg erworbenen Messel zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Messel
fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Stetten 35, 187; Riedenauer 122; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355.
Albrecht (Reichsritter).
Möglicherweise gehörten die A. im 17. und 18. Jahrhundert dem Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken an.
L.: Riedenauer 122.
Aldenburg (Reichsgrafen). Die Reichsgrafen von A. sind die Nachkommen des nichtehelichen Sohnes Anton des Grafen Anton Günther von Oldenburg († 1667). Als Fideikommiss gehörten ihnen die Herrschaften Kniphausen und Varel. Diese gingen durch Heirat 1761 an die westfälische Linie der Grafen Bentinck über.
Aletzheim (Reichsritter).
(Um 1550 zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.) S.
Adelsheim
L.: Stetten 32; Riedenauer 122.
Allendorf (Ganerben, Reichsritter).
Mit Conrad von Allendorf erscheint 1174 ein im 13. und 14. Jahrhundert den
Grafen von Katzenelnbogen und im 13. Jahrhundert dem Erzstift Mainz verbundenes
Adelsgeschlecht, das von 1499 bis 1533 an der Ganerbschaft Mommenheim beteiligt
war, dann aber ausstarb. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Zimmermann 62; Riedenauer 122.
Allerheiligen (Reichskloster) s. Schaffhausen (Reichskloster)
Alliata (Reichsfürst).
1716 wurde Giuseppe A. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 169; Tangheroni, M., Gli Alliata, 1969.
Allstedt (Pfalz). In A. bei Sangerhausen, aus dem
schon Karl der Große den Zehnten an Hersfeld gab und das am Ende des 9.
Jahrhunderts an die Liudolfinger gekommen sein dürfte, befand sich in
ottonischer und salischer Zeit (935 Altsteti) eine Pfalz mit zugehörigem Reichsgut. Sie wurde von Ludwig dem Bayern an die
Grafen von Anhalt bzw. die Grafen von Mansfeld als Reichslehen
ausgetan. Von Karl IV. wurde sie als Kern der Pfalzgrafschaft Sachsen 1363 an
die Askanier (Herzöge von Sachsen) gegeben, von denen sie 1423 an die Wettiner
(seit 1554 endgültig an die ernestinische Linie) fiel. Von 1369 bis 1469 war A.
an die Herren von Querfurt, von 1526 bis 1575 an die Grafen von Mansfeld
weiterverliehen. Von 1741 bis 1920 war es bei Sachsen-Weimar, danach bei
Thüringen. 1945 gelangte es zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 396; Hartung, E., Die äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1496-1575,
1931; Facius, F., Allstedt 1935; Grimm, P., Deutsche Königspfalzen 1965, 2,
277ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte,
Bd. 2 1984, 1ff.
Alschhausen (Reichsdorf?) s. Altshausen
Altaich (Kloster), Niederaltaich. Das 741 von
Herzog Odilo von Bayern gegründete Kloster A. (Niederaltaich) an der Donau
gewann 857 die Reichsunmittelbarkeit, verlor sie
aber 1152 durch Unterstellung unter das Hochstift Bamberg und wurde 1803
zugunsten Bayerns aufgelöst.
L.: Klose, J., Die Urkunden Abt Hermanns von Niederaltaich (1242-1273), 2010
(577 Urkunden).
Altdorf (Reichsdorf).
A. bei Ravensburg wird erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. 1330
verpfändete Ludwig der Bayer die Reichssteuern
zu A. und 1332 das Reichsdorf A. an den Grafen
Hugo von Bregenz. Im Wege erbrechtlicher Nachfolge kam es von dort an die
Grafen von Montfort. 1415 verpfändete König Sigismund den Ort, dem er 1414 die
Rechte bestätigt hatte, an den Reichserbtruchsess
Johann von Waldburg. S. Baden-Württemberg
L.: Dacheröden 120; Hugo 450; Wolff 44.
Altdorf (Reichslandvogtei) s. Schwaben (Reichslandvogtei)
Alteburg (Herrschaft). Die um A. gebildete
Herrschaft wurde 1437 von der Reichsstadt
Reutlingen erworben. Diese fiel 1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 89.
Altenburg (Fürstentum, Residenz). Von 1603 bis
1672 war A. (1146/1147 Burggrafschaft, 1324 Verpfändung an die Markgrafen von
Meißen) bei Leipzig Sitz einer Linie der Ernestiner. S. Sachsen-Altenburg,
Thüringen.
L.: Wolff 398; Roubitscheck, W., Die Altenburger Landesvermessung und die von
ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg Math.-nat. Reihe 7 (1958); Thieme, A., Die Burggrafschaft
Altenburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 4.
Altenburg (Reichsstadt).
In A. bei Leipzig wurde ein slawischer Rundwall (um 800) festgestellt, an
dessen Stelle im 10. Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, die Kaiser Otto II.
976 an den Bischof von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war die Pfalz A.
Mittelpunkt des staufischen Reichsterritoriums
Pleißenland und erhielt Stadtrecht. 1290 wurde A. reichsunmittelbar, kam aber
schon 1311/1328 unter die Herrschaft der Wettiner. 1485 fiel es an die
ernestinische Linie. Von 1603 bis 1672 war es Residenz einer nach ihm benannten
Linie der Ernestiner (Sachsen-Altenburg). Zu Sachsen-Gotha bzw.
Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es, bis es von 1826 bis 1918 Residenz des
jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg wurde. 1920 kam es im Freistaat A.
(Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Altenheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 210.
Altenstadt (Reichsdorf),
(Altstadt). A. bei Weißenburg im Elsass wurde am 20. 8. 1504 zusammen mit
Weißenburg, der Mundat und den Reichsdörfern
Schleythal (Schleithal), Seebach, Schwinghoffen (Schwinghofen) und Warspach von
Maximilian I. in seinen Schutz genommen. S. Elsass.
L.: Hugo 470.
Althausen (Reichsdorf)
Über A. bei (Bad) Mergentheim hatte die Schirmgerechtigkeit der Deutsche Orden,
die Rechte in Kirchensachen Ansbach und die übrigen Rechte die Gemeinde.
L.: Wolff 505.
Altheim (Reichsdorf?),
s. a. Gailing von A.
L.: Dacheröden 115; Hugo 474.
Althohenfels (Herrschaft). Die Burg A. am Bodensee
bei Sipplingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1479 von der Reichsstadt Überlingen erworben wurde. S.
Baden-Württemberg.
L.: Lachmann, T., Alt- und Neuhohenfels, 1967.
Altingen (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 117; Hugo 474.
Altmannshofen (Herrschaft, Reichsritter).
Nach dem 1188 erstmals belegten A. (Altmannishovin) an der Straße von Lindau
nach Memmingen nannten sich seit 1201 die von den von Lautrach stammenden
Herren von A., die das Marschallamt in Schwaben innehatten. Ihre Güter wurden
1478/1539 von den Herren von Landau erworben. 1601 kam die Herrschaft an die
Freiherren von Muggental, die seit 1662 an die Truchsessen von Waldburg-Zeil
verkauften. Die dem Ritterkanton Hegau-Bodensee-Allgäu (Hegau-Allgäu-Bodensee)
des Ritterkreises Schwaben steuerbare Herrschaft fiel 1806 an Württemberg und
damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Kreis Wangen, 1962.
Altmark (Mark). Die A. ist der seit dem 14.
Jahrhundert als A. bezeichnete, nördliche, bis zur Elbe reichende Teil
(Nordmark) des 965 gedrittelten Herrschaftsgebiets des Markgrafen Gero († 965),
der 1134 an Albrecht den Bären (Askanier) kam. Die Askanier verdrängten die
Burggrafen von Arneburg und die Grafen von Osterburg, Gardelegen und
Hillersleben. 1316 wurde der Südteil um Wolmirstedt an das Erzstift Magdeburg
abgetreten. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier (1317/1319) fiel
die restliche A. durch Heirat der Witwe des letzten Markgrafen an Herzog Otto
von Braunschweig, kam aber später weitgehend ans Reich
zurück und von dort 1415 an die Burggrafen von Nürnberg/Markgrafen von
Brandenburg. Von 1807 bis 1813 war sie Teil des Elbdepartements des Königreichs
Westphalen Frankreichs. 1816 wurde sie als Teil des Regierungsbezirks Magdeburg
Preußens in die Provinz Sachsen eingegliedert. S. Brandenburg, Preußen,
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 385; Schultze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963;
Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Wohlbrück, S.,
Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der Markgrafen aus ballerstädtischem
Hause, 1975; Zahn, W., Der Drömling, 1986; Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Altmühl (Kanton bzw. Ritterkanton). A. ist ein
Kanton des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft,
der seinen Sitz in Wilhermsdorf hatte. Die Kantonskorporation war 1806
ebenfalls Mitglied des Kantons.
L.: Moser, Vermischte Nachrichten 194ff.; Mader 7, 645ff.; Wolff 513; Riedenauer
116, 122ff.; Biedermann, J., Geschlechtsregister der reichsfrey-unmittelbaren
Ritterschaft Landes zu Franken loeblichen Orts an der Altmühl ., Neudruck 1987;
Riedenauer, E., Die Dissidien des Ritterkantons Altmühl 1758-1761. Eine
Fallstudie zu Führungsstil und Verwaltung einer adeligen Genossenschaft des
alten Reichs, Jb. für fränkische Landesforschung
49 (1989).
Alt-Pernau (Residenz) Vana-Pärnu, vgl. Ösel-Wieck
(Bischöfe von)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 7.
Altschell (Reichsritter)
Um 1800 zählten die A. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Altshausen (Reichsdorf,
Deutschordenskommende bzw. Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen,
Alschhausen, Aschhausen. A. nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser
Heinrich II. mit der Grafschaft im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft
seiner an Donau und in Oberschwaben reich begüterten Familie ist ungeklärt.
Seit etwa 1134 nannten sich die Grafen von A. nach Veringen. Um 1170
begründeten sie die Grafen von Nellenburg. A. kam 1245 über die Grafen von
Grüningen-Landau an den Reichskämmerer Heinrich
von Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A. wurde die reichste der 16
Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund. Seit dem 15. Jahrhundert war A.
Sitz des Landkomturs, der den Rang eines Reichsgrafen
hatte. Zur Herrschaft A. zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die Herrschaften
Arnegg, Illerrieden, Ellenhofen, Achberg, Hohenfels und Rohr-Waldstetten (1673).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte A. als Komturei des Deutschen Ordens mit
einem Gebiet von etwa 3,5 Quadratmeilen dem schwäbischen Reichskreis an. Über Württemberg kam A. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Elsaß und Burgund (Ballei des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Altstätten (Reichsstadt). A. südlich des Bodensees wurde bereits 1298 von König Adolf von Nassau an die Abtei Sankt Gallen, 1347 von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Werdenberg, 1415 von Kaiser Sigmund an die Grafen von Nellenburg und 1417 an Lienhard von Jungingen und Frischhans von Bodman, 1424 an den Grafen von Toggenburg und 1430 an Ulrich und Konrad Paier (Peyerer) verpfändet. Später fiel es an den Kanton Sankt Gallen.
Alzey (Residenz der Kurfürsten von der Pfalz)
s. a. Wilch von A.
L.: Böhn, G., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1958;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 7; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 19.
Amberg (Residenz der Kurfürsten von der Pfalz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 9; Denkmäler des Amberger Stadtrechts, hg.
v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff..
Amblise (Herrschaft, Fürst). Die Herrschaft A. in den spanischen Niederlanden gehörte den Grafen von Reckheim und Apremont und wurde dann selbständiges Fürstentum, das über die Erbtochter an Renatus von Anglure (Angeur), Herren zu Bourlemont fiel. Der Fürst von A. zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Ammann von der Laufenbürg (Reichsritter), Ammann von der Laufenburg, Amann von
der Laufenbürg. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel),
in dessen Raum altes Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg.
Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von Aquileja und
Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren die Grafen von A. allerdings
infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung Philipps von Schwaben durch
Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit A. an die wittelsbachischen
Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die
Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto
I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas
die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf
Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von
Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg
(Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von
Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
Andlau (Frauenkloster, Reichsabtei,
Residenz). Das gegen 880 von der Kaiserin Richardis gegründete und reich
ausgestattete benediktinische Frauenkloster A. (kelt. eleon, das enge Tal?) im
Elsass war bis zur Aufhebung während der Französischen Revolution unmittelbar
dem Reich unterstellt.
L.: Büttner, H., Kaiserin Richgard und die Abtei Andlau, Archives de l‘église
d‘Alsace 23 (1956), 83ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 26;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Andlau (Grafen, Reichsritter).
A. im Elsass wird erstmals zum Jahre 900 genannt (Andelaha). 1150 wird ein Graf
Otto de Andelahe erwähnt. Zum Herrschaftsgebiet des edelfreien Geschlechts
gehörten das Andlautal sowie später auch Güter im Oberelsass. 1773 zählten die
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten A. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 66.
Angeloch, Angelloch, Angelach (Reichsritter). Caspar von A. zu Malmßen (Malmsheim)
war 1581 Mitglied des schwäbischen Ritterkreises im Kanton Neckar. Im 18.
Jahrhundert zählten die A. zum Ritterkreis Rhein. Weiter war Dietrich von A.
1564-1567 Inhaber von Utzmemmingen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Hellstern 200; Schulz 257.
Angleria (Grafschaft). Die Grafschaft A. zählte
im 18. Jahrhundert zu dem von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der
Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über
eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im
später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die
Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468)
und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf
askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht
durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel
1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648
an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die
jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863),
Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis
1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine
Senioratsverfassung eingeführt, wonach der jeweils älteste die
Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame
Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten
außerdem die Stimme der Reichsabtei Gernrode.
Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien
erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau
vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667
durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre
Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an
Katharina II. von Russland, die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst.
Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die
bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur Abteilung der Nebenlinie
Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen von Holzappel und
Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach ihrem Erlöschen
1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis 1643 geteilt.
1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner oranischen Mutter
eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus einer heimlichen
standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von Anhalt. 1806 wurde
Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das
1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den Rheinbund Herzogtum.
1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau, die zusammen um
1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000 Einwohnern umfassten, als
souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel Anhalt-Köthen an
Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863 kam auch
Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere
Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden
anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von
Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000
Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war
Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb
der sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88; Heinemann, O. v., Codex diplomaticus
Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E., Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd.
1f. 1907; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A.,
Grundzüge der Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt.
Geschichtsbll. 2 (1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur
Geschichte von Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur
Territorialentwicklung Anhalts, (in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90;
Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt,
hg. v. Schwineköper, B., 1977; Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann,
G./Wille, M., Geschichte in Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die
Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von
(Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser
Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und
den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
angehörige Herrschaft durch Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm),
die nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von
einer Quadratmeile umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen
Entschädigungslande erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an
Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Anjou (Geschlecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 31.
Annecy (Residenz der Bischöfe von Genf)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 12.
Annweiler (Reichsstadt).
A. bei Landau wird 1086 erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an
die Staufer. Friedrich II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die Pfalz (Kurpfalz) verpfändet. 1410
ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792 bis 1814 stand sie unter der
Herrschaft Frankreichs, kam 1815 zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937; Landkreis Bergzabern, 1962;
Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur 700-Jahr-Feier im Stadtteil
Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung Annweilers durch König
Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen d. Hist. Vereins der Pfalz 86 (1988)
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 27.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum,
Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort
um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228
gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an
die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die
Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren
und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien
(1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim,
Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem
das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der
Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662
Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb
der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die
Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486
bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich
VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der
Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603
traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei
märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften
an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth
verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden
nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher
Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener
Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum
Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft,
des Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den
eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten
Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den
Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807
an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft
Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken,
1930; Herding, O., Die Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert,
Jb. für fränk. Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche
Oberamt Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im
südlichen Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745).
Der Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten,
Jb. für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach.
Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das
Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach,
2009
Ansbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122; Neumaier 72.
Ansbach (Residenz der Burggrafen von Nürnberg
bzw. Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 13.
Antwerpen (Mark, Markgrafschaft), frz. Anvers. Das
schon römisch besiedelte A. an der Schelde wird 726 erstmals erwähnt.
Spätestens 1008 wurde es Sitz eines Markgrafen. Am Ende des 11. Jahrhunderts
kam es an Brabant, 1357/1430 an das Herzogtum Burgund. Teile der Markgrafschaft
gehörten über Brabant und Burgund/Spanien dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 61; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 7, 19 (Antwerpa, Antwerpha,
Antwerf, Ansguers); Moreau, J., .Dictionnaire de géographie historique, 1972,
16 Anversois; Voet, L./Verhulst, A., De stad Antwerpen, 1978; Andriessen, J.,
Antwerpen, hg. v. Becker, K. v., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 28.
Anweil (Reichsritter).
Von 1548 bis 1663 waren die A. Mitglied des Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 200.
Apafi (Reichsfürst).
1710 wurde Michael II. A., Fürst von Siebenbürgen und seit 1694 mit einer Rente
in Wien lebend, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 177.
Appenzell (Kanton). A. wird erstmals 1071 erwähnt
(Abbacella, abbatis cella). Der größte Teil des Landes stand im Hochmittelalter
unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen, die 1345-1381 vom Reich die Vogtei und damit die Landesherrschaft
erwarb, die sie rasch zu verstärken versuchte. Zusammen mit den Gemeinden
Hundwil, Urnäsch, Gais, Teufen, Speicher, Trogen und Herisau erreichte A. in
Bündnissen mit dem Schwäbischen Städtebund, der Stadt Sankt Gallen und mit
Schwyz durch Siege in den Appenzeller Kriegen zwischen 1377 und 1429 die
politische Unabhängigkeit. Seit 1411 war A. zugewandter Ort der
Eidgenossenschaft der Schweiz. 1442 erlangte es Reichsunmittelbarkeit,
1445/1460 erwarb es die Vogteien Rheintal und Rheineck (Rheinegg) (bis 1490)
und 1452 wurde es als Ort minderen Rechts in die Eidgenossenschaft aufgenommen.
Am 17. 12. 1513 wurde es vollberechtigtes dreizehntes Mitglied der
Eidgenossenschaft. Von 1522 bis 1530 traten die meisten äußeren Rhoden (Gemeinden)
der Reformation bei. Als Folge hiervon wurde 1597 in das evangelische
Appenzell-Außerrhoden und das katholische Appenzell-Innerrhoden geteilt, die
1798 im Kanton Säntis der Helvetischen Republik vereinigt wurden, 1803/1815 als
Halbkantone der Eidgenossenschaft der Schweiz aber wieder auseinandertraten.
L.: Wolff 526f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Appenzeller
Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1513) 1913; Fischer, R./Schläpfer, W./Stark, F.,
Appenzeller Geschichte, 1964; Stark, F., 900 Jahre Kirche und Pfarrei St.
Mauritius Appenzell, 1971; Fischer, R., Appenzell, LexMA 1 1980, 806; Fuchs u.
a., Herisau, 1999; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 276.
Appold (Reichsritter).
Die Familie A. zählte im 18. Jahrhundert wegen Trendel zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 122.
Aquensis pagus (Gebiet um Aachen), s. a.
Aachengau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 32, IV, 13,
Aquensis pagus, vgl. a. Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung
des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis
zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 189 (Epen, Gemmenich, Herve, Montzen, Valkenburg, Wylre
[Wijlre]); Flach, D., Das Reichsgut im Aachener
Raum, Rhein. Vjbll. 51 (1987); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Gemmenich, Montzen).
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei,
Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie
gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien,
Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit
Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den
Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der
deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter
Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum),
Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an
Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat
es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an
Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias
von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und
Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H.,
Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja
bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese
1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung
geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am
Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt
der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und
die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.
Aquino (Reichsfürst).
1626 wurde Giovanni A., Diplomat im spanischen Dienst, von Kaiser Ferdinand zum
Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 165.
Aragona (Reichsfürst).
1648 wurde Diego d‘A., Hofmeister der spanischen Königin, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 171.
Arco (Grafschaft). Nach A. am Nordende des
Gardasees nannte sich ein 1124 erstmals bezeugtes, zum vornehmsten bayerischen
Adel (romanischer Herkunft?) zählendes Geschlecht, das dem Bischof von Trient
lehnspflichtig war. 1413 erhielt es von Kaiser Sigmund den Reichsgrafenstand verliehen. Bis 1614 verlor es nach
heftigen Kämpfen unter Beibehalt des Reichslehnscharakters
die Reichsunmittelbarkeit an die Landesherren
von Tirol.
L.: Aretin, E. v., Werden und Vergehen der Grafschaft Arco, Adler 5 (1943);
Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco im Mittelalter, 1971;
Rill, G., Geschichte der Grafen von Arco 1487-1614. Reichsvasallen
und Landsassen, 1975.
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare,
erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die
an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und
zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den
Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch
im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen
durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche
die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien,
den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien
(Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der
Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480
Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft) erhoben
wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien und 1612
aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in Brabant.
Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue zum Haus
Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das südwestlich von Bonn gelegene,
dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde
sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus
dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift
Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen
das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund
beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte.
Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen
wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt
das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arensburg (Residenz auf der Insel Ösel)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 16.
Argen (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen umfassenden Herrschaften
Tettnang und A. über Österreich zum schwäbischen Reichskreis.
S. Tettnang, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 197; Wallner 686 SchwäbRK 21; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Arles (Reichsstadt).
A. an der unteren Rhone kam über die keltischen Saluvier und das griechische
Massilia an Rom, das unter Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum
gründete. Seit dem 3. Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort
Galliens und um 400 Sitz eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und
wurde 879 Hauptort des Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert
hinzutretenden Königreich Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die Bürger von A. schüttelten 1220 die seit 921
bestehende Herrschaft des Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern
(1237) Reichsstadt. Bereits 1239 endete die
Freiheit der Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von Anjou
unterwerfen und kam 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Arnim (Reichsritter).
Seit dem frühen 16. Jahrhundert zählten die A. (Ahrn) zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. S. Ahrn.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Ulrichs 209.
Arnsberg (Grafschaft, Residenz). Um die Mitte des
11. Jahrhunderts errichtete Bernhard II. von Werl am Schnittpunkt der Straßen von
Köln nach Paderborn und von Essen nach Kassel die „Alte Burg“ bei A. in
Westfalen. Nachdem Lupold von Werl († 1089) die Alte Burg zusammen mit seinem
Erbteil dem Erzstift Köln vermacht hatte, baute Konrad von Werl um 1060 eine
neue Burg an der oberen Ruhr, die nach dem Ort A. benannt wurde. Nach ihr
nannte sich vor der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert (1082 Konrad von A.) die
Hauptlinie der Grafen von Werl. 1102 verlor Graf Friedrich der Streitbare die
halbe Grafschaft A. mit der Burg A. an das Erzstift Köln, so dass sich die
Grafschaft A. auf das nördliche Sauerland - einschließlich des reichen Klosters
Meschede - beschränkte. 1124/1139 fiel sie über die Erbtochter im Erbweg an die
niederländischen Grafen von Cuyk (Cuijk, Cuyck), die sich von da an nach A.
nannten und die jüngere Linie der Grafen von A. begründeten. Im 12. Jahrhundert
spalteten sie die Grafen von Rietberg ab. 1167 wurden sie vom Erzstift Köln
lehnsabhängig. Ehe sie 1371 ausstarben, verkaufte der letzte Graf Gottfried
1368 die Grafschaft A. an das Erzstift Köln. Sie bildete seitdem den
wichtigsten Bestandteil des Herzogtums Westfalen der Erzbischöfe von Köln. A.
wurde dessen Hauptstadt. 1803 kam A. an Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen, 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Arnsberg - 700 Jahre Stadt - hg. v. d. Stadtverwaltung Arnsberg,
1938; 150 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Westfalen zwischen Lippe, Ruhr und
Sieg, 1964; Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl,
1965; Hömberg, A. K., Die Grafen von Arnsberg, 1967; 750 Jahre Arnsberg, hg. v.
Arnsberger Heimatbund, 1989; Klueting, H., Arnsberg als Hauptstadt und
Wechselresidenz in der Zeit der Kölner Kurfürsten (1371-1802), 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 17; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 423, 2, 36; Leidinger, P., Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca.
980-1124). (in) Das Herzogtum Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von
Arnsberg und ihre Grafschaft, (in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
Arnstein (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122, Rahrbach 5.
Arnstein-Barby (Grafen)(, Barby). Die Burg Barby an der
Elbe bei Magdeburg ist 814 erstmals erwähnt und 961 als Burgward bezeugt. 974
gab Kaiser Otto II. die Burg an das Stift Quedlinburg. DDas engere Gebiet um
Barby wurde spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts durch Walther III. von
Arnstein (um 1150-nach 1196), der mit der Askanierin Gertrud von Ballenstedt
verheiratet war, unter Ausnutzung Quedlinburger Vogteirechte erworben. Er
gründete die Linie der Grafen von A. (Barby). Sein Sohn Walther IV. vereinigte
Magdeburger, Nienburger und askanische Lehen. Das engere Herrschaftsgebiet lag
um Barby, Calbe, Mühlingen (Grafschaft Mühlingen) und Schönebeck. Dazu kamen
Rosenburg, Walternienburg (Walter-Nienburg) und Zerbst (1264-1307). 1497 wurde
die Herrschaft durch König Maximilian I. zur Reichsgrafschaft
erhoben. 1540 wurde die Reformation eingeführt. Kurzzeitig gehörte die Familie
dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1659
starb die Familie aus. Sachsen-Weißenfels, Anhalt-Zerbst und Magdeburg teilten
sich das Gebiet. Das Amt Barby fiel als erledigtes Lehen an Sachsen-Weißenfels,
das Arnstein-Barbys (Barbys) Stimme im Reichstag
führte, 1746 an Sachsen (Kursachsen) und 1815 an Preußen. Rosenburg kam als
früheres Lehen Magdeburgs an Brandenburg, die übrigen Güter gelangten als Lehen
Sachsens an Anhalt-Zerbst. 1800 umfasste das Gebiet etwa 2 Quadratmeilen (Stadt
Barby und einige Dörfer). Das Amt Rosenburg gelangte als ehemals
magdeburgisches Lehen an Brandenburg, die Ämter Walternienburg
(Walter-Nienburg) und Mühlingen als sächsische Lehen an Anhalt-Zerbst. 1807
kamen die sächsischen und preußischen Teile zum Königreich Westphalen, 1815
wieder an Preußen. Barby gelangte von dort an Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417f.; Wallner 710 ObersächsRK 26; Stegmann, E., Burg und Schloss
Barby, Magdeburger Geschichtsblätter 66/67 (1931/32), 40ff.; Heinrich, G., Die
Grafen von Arnstein, 1961; Heinrich, G., Barby, LexMA 1 1980, 1448.
Artner (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Arz (Freiherren, Reichsritter,
Personalisten). Von 1718 bis 1737 waren die Freiherren von A., die einem
altadligen Tiroler Geschlecht entstammten, als Personalisten Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 200.
Asch (Herrschaft). A. im Nordwesten Böhmens
gehörte ursprünglich zum Reichsland Eger. Nach
dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde es Mittelpunkt einer um die Burg Neuberg
gebildeten eigenen Herrschaft. Sie kam 1400 an die Herren von Zedtwitz und
umfasste A. und 18 Dörfer. Sie war reichsunmittelbares Lehen der Krone Böhmens
und gehörte keinem Reichskreis an. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr die Reformation bestätigt. Nach
vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde sie 1806 erfolgreich Böhmen
eingegliedert. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 492f.; Alberti, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des
Ascher Bezirkes, Bd. 1ff., 1935ff.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 18.
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des
späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge,
jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete
dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander.
982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das
Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung
Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz.
1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es
umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen
Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des
Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums
Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger Urkundenbuch,
1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis zum Jahre 1325,
1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen der
territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.
Aschbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Aschhausen (Reichsdorf) s. Altshausen
Aschhausen (Reichsritter).
Vom 16. bis 17. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreis
Franken. Von etwa 1600 bis um 1648 waren sie mit Steinbach ob Zeil auch im
Kanton Steigerwald immatrikuliert. A. kam 1671 als heimgefallenes Lehen des
Erzstifts Mainz durch Kauf an das Kloster Schöntal, 1803 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 210; Bechtolsheim 17,
193; Stetten 32; Riedenauer 122; Rahrbach, A., Reichsritter
in Mainfranken, 2003, 6; Neumaier 72;
Askanien, Ascanien (Reichsgrafschaft).
Seit 1705 beantragte Preußen, wegen A. in das westfälische Reichsgrafenkollegium aufgenommen zu werden.
L.: Arndt 220.
Askanier (Geschlecht). Die A. sind ein
ursprünglich aus dem alemannisch-fränkischen Raum stammendes, nach einer
mythologisierenden Anknüpfung an den Äneassohn Ascanius seit dem frühen 13.
Jahrhundert als A. benanntes Geschlecht, das im 6. Jahrhundert in den
Schwabengau am Nordostrand des Harzes eingewandert sein soll und sich zunächst
nach der Alten Burg bei Ballenstedt (Grafen von Ballenstedt) benannte. Der
erste erschließbare A. dürfte ein Adalbert (um 1000) gewesen sein. Eine sehr
erfolgreiche Heiratspolitik verschaffte den Askaniern im 11. Jahrhundert
größere Anteile an verschiedenen Erbschaften. Aus der Erbschaft des Markgrafen
Gero erhielten sie Teile des Schwabengaus, die sie mit eigenen Gütern zur
Grafschaft Aschersleben (Ascharien) verbanden, nach der sie sich dann
benannten. Über eine Erbtochter der Billunger gewann Otto der Reiche († 1123) Teile der billungischen Güter. Um 1060
stießen sie über die Saale nach Osten vor. Unter Albrecht dem Bären (Markgraf
der Nordmark 1134-1170, 1140/1142 Markgraf von Brandenburg) betrieben sie
planmäßig die deutsche Ostsiedlung. Albrecht dem Bären folgten 1170 die Söhne
Bernhard, der 1180 nach dem Sturz Heinrich des Löwen den Titel des Herzogs von
Sachsen und den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des
Herzogtums Sachsen erhielt, und Otto, der die neuerworbenen Gebiete im Osten
(Brandenburg) erlangte. Bernhard folgten 1212 die Söhne Albrecht († 1260) und
Heinrich I. (1212-1244), von denen Heinrich die askanischen Hausgüter zwischen
Ostharz und Mittelelbe erbte und Albrecht die Gebiete um Lauenburg und das neu
gewonnene Gebiet um Wittenberg erlangte. Heinrich begründete das Haus Anhalt,
Albrechts Söhne Johann († 1285) und Albrecht II. († 1298) die askanischen
Linien Lauenburg (mit Lauenburg rechts der unteren Elbe, Neuhaus elbaufwärts
und dem Land Hadeln) und Wittenberg, so dass seit 1226 askanische Linien in
Brandenburg (Stendal und Salzwedel bis 1317/1319), Lauenburg (bis 1689) und
Wittenberg (bis 1422) nebeneinander bestanden. Die brandenburgischen Güter
fielen 1319 an die Wittelsbacher (und 1411ff. an die Hohenzollern/Burggrafen
von Nürnberg), die wittenbergischen 1422 an die Markgrafen von Meißen, die
lauenburgischen 1689 an die Welfen.
L.: Hirschfeld, G. v., Geschichte der sächsischen askanischen Kurfürsten, 1884;
Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, VuG 28 (1938); Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, E., Die Mark
Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Heinrich, G., Askanier, LexMA 1 1980,
1109; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2. A. 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, Teilband 1
Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 31;
Askanier-Studien der lauenburgischen Akademie, hg. v. Opitz, E., 2010.
Aspremont (Grafen). Der Graf von A. (1776
Aspremont-Linden) zählte 1792 wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Die Grafschaft war dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugeteilt. Nach § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von Aspremont-Linden wegen Reckheim die Abtei
Baindt und eine Rente von 850 Gulden von Ochsenhausen. S. a. Apremont.
L.: Zeumer 554 II b 63, 17; Arndt 220.
Asseburg (Herren). Die Herren von A. bei Wittmar
bzw. Wolfenbüttel sind 1089 mit Widekind von Wolfenbüttel, einem Ministerialen
des Markgrafen Ekbert von Braunschweig, erstmals nachweisbar. Um 1200 stiegen
sie in die Reichsministerialität auf und
errichteten nach 1218 die Reichsfeste A., die
1258 an Herzog Albrecht von Braunschweig übergeben werden musste. Am Ende des
13. Jahrhunderts teilte die Familie sich in einen westfälischen Zweig, der die
Güter der Edelherren von Brakel um die Hinnenburg bei Paderborn erheiratete,
und einen ostfälischen Zweig, der 1437 die Herrschaft Falkenstein im Unterharz
von den Bischöfen von Halberstadt sowie Wallhausen 1509 als
mansfeldisch-kursächsisches Lehen erhielt. 1793 gingen die westfälischen Güter
durch Heirat an eine Linie der Herren von Bocholtz (1803 Grafen von
Bocholtz-Asseburg) über.
L.: Asseburger Urkundenbuch, hg. v. Bocholtz-Asseburg, Graf J.
v./Bocholtz-Asseburg, Graf E. v., Bd. 1ff. 1876ff.; Trippenbach, M., Asseburger
Familiengeschichte, 1915; Bege, C., Geschichte einiger der berühmtesten Burgen
und Familien des Herzogthums Braunschweig, Neudruck 1979.
Astfala (Hastfala, Gau Ostfalen [zwischen Oker
und Innerste?]) s. Astfalahun, Ostfalen
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 (Königsdahlum
bzw. Dahlum, Nettlingen, Großlafferde, Kleinlafferde, Sauingen, Gadenstedt,
Schmedenstedt, Hallendorf, Heerte, Denstorf, Vöhrum, Wendhausen, Adersheim,
Leinde, Dörnten, Össelse, Hotteln, Wirringen, Heisede, Heiningen, Groß Flöthe
bzw. Großflöthe, Klein Flöthe bzw. Kleinflöthe, Ohlum bzw. Ohlhof,
Bettingerode, Berßel bzw. Bersse, Aderstedt, Groß Quenstedt bzw. Großquenstedt,
Klein Quenstedt bzw. Kleinquenstedt, Riestedt, Dittichenrode, Hildesheim);
(Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 145
[Denstorf, Döhren, Dungelbeck, Einum, Gadenstedt, Garbolzum, Garmissen,
Hallendorf, Harsum, Heiningen, Heisede, Heerte, Hildesheim, Hotteln, Groß
Ilsede bzw. Großilsede, Kemme, Groß Lafferde bzw. Großlafferde, Leinde,
Nettlingen, Össelse, Ohlum, Poppenburg, Ruthe, Schmedenstedt, Groß Stöckheim
bzw. Großstöckheim, Üfingen, Vöhrum, Wendhausen, Wirringen]; Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 775; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, 301, Ostfalen s. Astfalahun; Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9).
Astfalahun (Volksname, Ostfalahun, Hastfala,
Astfelde, Valun, Falhon, ‚Ostfalen‘, Gebiet zwischen Leine, Innerste und Oker).
S. Ostfalen.
L.: (Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
145 [Denstorf, Döhren, Dungelbeck, Einum, Gadenstedt, Garbolzum, Garmissen,
Hallendorf, Harsum, Heiningen, Heisede, Heerte, Hildesheim, Hotteln, Groß
Ilsede bzw. Großilsede, Kemme, Groß Lafferde bzw. Großlafferde, Leinde,
Nettlingen, Össelse, Ohlum, Poppenburg, Ruthe, Schmedenstedt, Groß Stöckheim
bzw. Großstöckheim, Üfingen, Vöhrum, Wendhausen, Wirringen]; Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 775); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 12, 26, II, 60, III, 27, Astfalahun, 301; Polenz, P. v.,
Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert,
Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 29
Astfalahun (; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9).
Attems (Reichsgrafen,
Reichsritter). Von 1753 bis 1805 waren die Reichsgrafen von A. mit dem 1790 an die Wächter
verkauften Rittergut Hirrlingen und dem 1789 an die Raßler von Gamerschwang
verkauften Bieringen am Neckar Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 200; Kollmer 375.
Auburg (Herrschaft). Um 1512 bauten die
Edelherren von Diepholz ein Vorwerk an der Aue zu einer Burg um, die sie 1521
dem Landgrafen von Hessen als Mannlehen auftrugen. 1585 zog Hessen sie beim
Aussterben des Geschlechts zusammen mit einigen beigefügten Ortschaften ein.
1588 kam A. an Landgraf Wilhelms von Hessen nichtehelichen Sohn Phillipp
Wilhelm von Cornberg. Als dessen Nachkommen anfangs des 18. Jahrhunderts die Reichsunmittelbarkeit anstrebten, verloren sie durch
Prozess vor dem Reichskammergericht ihre fast
landesherrliche Stellung. 1801 zählte das zwei Quadratmeilen große A. zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach
Abfindung der Freiherren von Cornberg fiel es 1816 an Hannover und mit diesem
1866 an Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Wallner 704 WestfälRK 39.
Auer von Aue, Auer von Au (Reichsritter). Die zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken zählenden A. (zu Gebersdorf) erloschen um die Mitte des
17. Jahrhunderts.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 122.
Auer von Herrenkirchen (Reichsritter), Auer von Hirnkirchen. Von etwa 1680 bis
etwa 1780 zählten die A. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Auerbach (Reichsritter).
Im ausgehenden 17. Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122; Neumaier 161.
Auerochs (Reichsritter).
Bis etwa 1750 zählten die A. zum Kanton Rhön-Werra (A. von Oepfershausen) des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 350; Riedenauer 122.
Auersbach (Reichsdorf), Näheres ist bisher nicht zu ermitteln.
Auersperg (Reichsfreiherren,
Reichsgrafen, Reichsfürsten).
Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge von Kärnten
bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts teilte es sich
in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand,
1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653
erhielt der jüngere Zweig der älteren Linie den Reichsfürstenrang
und 1654 für die erworbenen schlesischen Herrschaften Münsterberg und
Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die Herrschaft Tengen wurde 1664
zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die
zwar vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichskreis gewährte. 1791 wurden
die Güter in Schlesien an Preußen verkauft. Danach erhielten alle Mitglieder
der Familie vom Kaiser den Reichsfürstenrang,
der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von Gottschee, das 1604
erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.
Aufkirchen (Reichsdorf,
Reichsstadt). A. an der Wörnitz südöstlich
Dinkelsbühls erscheint 1188 als burgum Ufkirchen. 1251 hatten die Staufer dort
ein Pflegamt und eine Zollstelle. Konrad IV. verpfändete den Zehnten an die
Grafen von Oettingen. 1290 wurde der Ort als Stadt bezeichnet, doch war das
Schultheißenamt an die Burggrafen von Nürnberg und seit 1295 an die Grafen von
Oettingen verpfändet. Die 1334/1367 erneuerte Verpfändung wurde nicht mehr
eingelöst. Nach Einführung der Reformation (1558) wurde A. Sitz eines Oberamtes
Oettingen-Spielberg(s). Mit der Mediatisierung fiel der dörfliche Ort an
Bayern.
L.: Dacheröden 126; Hugo 451; Wolff 177; Festschrift zum Festjahr 800 Jahre
Aufkirchen (1188-1988), 1988.
Aufseß (Freiherren, Reichsritter),
Aufsess. 1114 erscheinen erstmals edelfreie Herren von A. bei Ebermannstadt in
Oberfranken. Um 1550 gehörten die Freiherren von A. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Daneben waren sie seit dem frühen 16. Jahrhundert (mit
Königsfeld, Freienfels, Weiher [Weyher], Neidenstein, Kainach, Stechendorf,
Truppach, Mengersdorf und Obernsees) Mitglied im Kanton Gebirg des Ritterkreis
Franken. Außerdem gehörten sie am Ende des 18. Jahrhunderts dem Kanton Baunach
an. S. Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 197, 210; Riedenauer 122;
Stetten 32; Rahrbach 8; Neumaier 31.
Augau (Gau um Höxter, Corvey und Holzminden an
der mittleren Weser, Auga)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 (Forst bei
Bevern); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960 82; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 20, 24, III, 30 [Auga, pagus
Augensis, pagus Auguensis, Auganagavvi, Ahagewe; Polenz, P. v.,
Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert,
Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 40 Auga;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A.
wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738,
Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert
worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748 für seinen bayerischen Teil
gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm
und Walchensee sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht
geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu
zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem
Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544
theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das Hochstift
von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und
nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg
überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft über die Stadt A.
verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen (2365
Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den Städten
Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele,
A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das
Bistum Augsburg und seine Bischöfe, 1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980,
1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis
zur Säkularisation, 1989; Böhm, C., Die Reichsstadt
Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Augsburg (Reichslandvogtei). 1273 wurde Rudolf von Habsburg mit der Vogtei A. belehnt und wandelte sie in Reichsgut um. Im Anschluss hieran fasste er das Reichsgut im östlichen Schwaben (u. a. Gersthofen) in den Reichslandvogteien A. und Oberschwaben zusammen. Ab 1426 geriet die Reichsvogtei A. unter den Einfluss der Stadt A.
Augsburg (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Nach der Eroberung Rätiens durch
die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n. Chr. links der Wertach (in
Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches
Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach
Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz Rätien gegründet, der nach
der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die
Christianisierung der Bewohner ist durch eine frühchristliche Basilika beim Dom
und den Märtyrertod der heiligen Afra bezeugt. Eine gewisse
Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von A. werden für das 4.
Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807 wird der Dom
geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom ummauert. 1156
grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte des Bischofs
und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich Friedrich I.
Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen.
1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang der Staufer
(um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das
Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt).
1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt
gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die
Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser)
begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen
Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur
Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt
wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und
durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts
Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A.
1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur
Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt
Augsburg, 1907; Eberlein, H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte
einer deutschen Stadt, 1955, 2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H.,
1955; Schleiermacher, W., Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960;
Batori, I., Die Reichsstadt Augsburg im 18.
Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt.
Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe,
Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und
Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der
frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in
Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B.,
Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v.
Schiersner, D., 2011.
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift). Die Märtyrerin Afra lebte in A. und
wurde wohl 304 als Christin dort hingerichtet und auf dem römischen Friedhof
bei der heutigen St. Ulrichs- und Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A.
ist seit dem 8. Jahrhundert vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St.
Afra mit reichen Gütern. Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra
ein Kloster. Vermutlich war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des
Kanonikerstiftes St. Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein
Benediktinerkloster ersetzt wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich
(Ulrich) (923-973) namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz
des Papstes, 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers
gestellt. 1577 erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit
und Reichsstandschaft, was vom Hochstift
Augsburg erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung
anerkannt wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den rheinischen Reichsprälaten,
war aber im schwäbischen Reichskreis nicht
vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark
verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung
an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern,
1805/1806 mit Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra
in Augsburg, 1923; Zoepfl, F., Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1,
1970, 51ff.; Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg.
v. Werner, J., Bd. 1f. 1977; Liebhart, W., Die Reichsabtei
Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu Besitz und Herrschaft
(1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des Klosters St. Ulrich und
Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg,
Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 25.
Aulenbach (Reichsritter),
Kottwitz von Aulenbach. Um 1550 zählten die A. (Kottwitz von Aulenbach) zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Kottwitz von A.
L.: Stetten 32; Neumaier 150.
Aulendorf (Herrschaft). A. an der Schussen
erscheint erstmals 935. 1381 gehörte es den Herren von Königsegg, denen Kaiser
Friedrich III. die Hochgerichtsbarkeit verlieh. 1629 wurde es Residenz der
(reichsunmittelbaren und dem schwäbischen Reichskreis
zugehörigen) Reichsgrafen Königsegg. 1806 fiel
es an Württemberg, über das es 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 201; Wallner 688 SchwäbRK45.
Aurach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. (zu Pyrbaum) zum Kanton Steigerwald
sowie zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Aurich (Residenz der Grafen von Ostfriesland)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 25.
Auritz (Freiherren, Reichsritter),
Eichler von Auritz. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von A. mit
Dennenlohe, Oberschwaningen, Obersteinbach, Roßbach, Stubach und
Markttaschendorf zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Bayern,
Eichler von Auritz
L.: Genealogischer Kalender 1753, 541.
Autenried (Reichsritter).
Um 1790 zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Auwach (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die A. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Avalos (Reichsfürst).
1704 wurde Cesare Michelangelo d‘A. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 168.
Avulla (Herrschaft). 1714 zog das Reich die Herrschaft A. ein und gab sie an den
Marchese Malaspina-Podenzana.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Ayrer zu Rosstal (Reichsritter).
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Babenhausen (Herrschaft, Reichsfürstentum).
Um das 1237 als Burg der Pfalzgrafen von Tübingen genannte B. an der Günz bei
Illertissen lag die Herrschaft B., die sich als Lehen der Grafen von
Württemberg, die ihrerseits den Pfalzgrafen von Tübingen nachfolgten, seit 1378
in den Händen der Herren von Rechberg befand, die 1471 die Blutgerichtsbarkeit
in der Herrschaft erlangten. Sie ging 1537/1538 durch Kauf Anton Fuggers an die
Familie Fugger, welche die württembergische Lehnshoheit ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380
Quadratkilometern und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die
Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.
Babenhausen (Reichsritter).
(Im 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.) S. Bobenhausen
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier 72.
Bach (Reichsritter).
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zählten die B. zum Kanton Steigerwald und
bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bacharach (Residenz der Pfalzgrafen bei Rhein)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 26.
Bacharat (Reichsritter).
Vielleicht zählten im frühen 16. Jahrhundert die B. zu den Reichsrittern in Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bachenau (Reichsdorf).
B. an der Jagst bei Wimpfen erscheint in einer Urkunde von 1360, in der Kaiser
Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, das demselben
verpfändete Dorf bis zur Wiedereinlösung durch das Reich
bestätigte. S. Baden-Württemberg.
L.: Hugo, 456.
Bachstein (Reichsritter).
Vielleicht zählten im frühen 16. Jahrhundert die B. zu den Reichsrittern in Franken.
L.: Riedenauer 122.
Backmeister (Reichsritter).
Johann von B. war 1708-1711 als Personalist Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 257.
Baden (Grafschaft, Residenz Habsburgs). B. im
Aargau war bereits in römischer Zeit ein Bad (Aquae Helveticae). 1415 wurde der
1291 an Habsburg gelangte Ort von den Schweizer Eidgenossen erobert und Sitz
des Landvogts der Grafschaft B. 1712 kam B. an Zürich, Bern und Glarus. Von
1798 bis 1803 bildete die ehemalige Grafschaft mit dem Freiamt den Kanton B.,
der dann zum Kanton Aargau kam.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E1/2; Die
Urkunden des Stadtarchivs zu Baden, hg. v. Welti, E., Bd. 1f. 1896ff.; Mächler,
R., Baden, Bern 1955; Mittler, O., Geschichte der Stadt Baden, 1962ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748, 1, 2,27.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum
erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim,
Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg
(teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw.
hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische
Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen,
Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte
Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am
Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach,
Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch
sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte
(Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805
erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die
Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern.
Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die
Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die
Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige
Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805
württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen
Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt).
Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern.
Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen
Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des
baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von
1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts
von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten
Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf
seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle
Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold
des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796
Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das
allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den
Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein.
Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim,
hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der
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Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
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Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
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748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918,
2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden,
2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K.,
2006; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das
Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R.,
Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008;
Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb.
v. Schimke, M., 2012.
Baden-Baden (Markgrafschaft, Residenz). B. ist seit
1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden (obere Markgrafschaft Baden)
mit der Residenz in Baden(-Baden) und seit 1705 in dem 1247 erwähnten, im 13.
Jahrhundert von den Grafen von Eberstein-Calw erlangten Rastatt. Zur
Markgrafschaft gehörten alle mittelbadischen Güter, die südlich des Flusses Alb
lagen, eingeschlossen die Schirmvogtei über die Klöster Herrenalb und
Frauenalb, die linksrheinische Herrschaft Beinheim und die Herrschaften in
Luxemburg;. Für B. wurde 1588 ein vom Württembergischen Landrecht von 1567 und
den Kursächsischen Konstitutionen von 1572 beeinflusstes, bis 1810 geltendes
Landrecht erlassen (Badisches Landrecht 1). Von 1594 bis 1622 war B. von
Baden-Durlach besetzt. 1666/1667 erwarb es Teile der Grafschaft Eberstein. 1771
wurde B. von Baden-Durlach beerbt.
L.: Wolff 164; Zeumer 553 II b 29, 61, 10; Wallner 684 SchwäbRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Schmid, K., Baden-Baden und die
Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 28; Kicherer, D., Kleine Geschichte der
Stadt Baden-Baden, 2008; Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus
badischem Hofbesitz, 2008.
Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit 1918/1919 gab
es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu Preußen gehörenden
Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen die alliierten
Militärregierungen aus Nordbaden und Nordwürttemberg das amerikanisch besetzte
Land Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom
28. 11. 1946, aus Südbaden das französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt
Freiburg und einer Verfassung vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg und
Hohenzollern das französisch besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der
Hauptstadt Tübingen und einer Verfassung vom 18. 5. 1947. Versuche, diese drei
Länder zu vereinigen, scheiterten zunächst an der (süd-)badischen Forderung der
Wiederherstellung Badens. Bei einer auf Grund eines Neugliederungsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland vom 4. 5. 1951 am 6. 12. 1951 durchgeführten
Volksabstimmung wurde mit der Mehrheit (insgesamt 69,7 %) Nordbadens,
Nordwürttembergs und Südwürttembergs (mit Hohenzollern) gegen Südbaden die
Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am 9. 3. 1952 wurde eine
verfassungsgebende Landesversammlung für das neue Bundesland Baden-Württemberg,
das 35750 Qadratkilometer mit (1964) 8,207 Millionen Einwohner umfasste und zu
dessen Hauptstadt Stuttgart bestimmt wurde, gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt
das Land eine Verfassung. Bei einem Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen
sich nur 22 % der südbadischen und 8,7 % der nordbadischen
Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung des Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930;
Eschenburg, T., Verfassungs- und Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952;
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Baden-Württemberg. Staat, Wirtschaft, Kultur, hg. v. Pfizer, 1963; Piel, F.,
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Wirtschaft, Reihe: Information, 1964; Handbuch der historischen Stätten
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2002; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; .Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 15ff.
Bafel (Reichsdorf) Näheres ist vorläufig nicht zu ermitteln.
Baindt (Reichsabtei).
1227 sammelten sich Frauen in Seefelden, 1231 in Mengen, dann in Boos bei
Saulgau. Ihnen stellte Papst Gregor IX. am 20. 6. 1236 eine Gründungsurkunde
für eine Zisterzienserinnenabtei aus. 1240/1241 verlegte der Schenk und
Landvogt Konrad von Winterstetten die Abtei nach B. Kaiser Friedrich II.
gewährte ihr den Schutz des Reiches (21. 8. 1240,
März 1241). Die Abtei unterstand der geistlichen Aufsicht Salems und hatte kein
eigenes Herrschaftsgebiet. 1803 wurde die reichsunmittelbare Abtei mit Sitz im
schwäbischen Prälatenkollegium des Reichstags
säkularisiert und fiel an den Grafen von Aspremont (Aspremont-Linden). 1806 kam
sie an Württemberg und damit B. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 194; Zeumer 552 II a 36, 21; Wallner 690 SchwäbRK 102; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Schützbach, B., Chronik und Heimatbuch der
Gemeinde Baindt - Hortus Floridus, 1981; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die
schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des
Barock, 1982; Woll, G., Das Zisterzienserinnenkloster Baindt, Tübingen 1983
(Magisterarbeit); Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster
im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten, 1986; Baindt: hortus
floridus. Festschrift zur 750-Jahrfeier, hg. v. Beck, O., 1990.
Baldeck (Reichsritter).
Von 1542-1565 waren die in Magolsheim begüterten B. Mitglied des Kantons Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 257.
Baldenstein s. Rinck (Reich) von B.
Baldenwil (Reichsdorf),
Baldwile. Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag
unter anderem die freien Leute zu B. (bei Herisau in der Schweiz).
L.: Hugo 473.
Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses
erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift
Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen
von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung des
Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798
kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern,
1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Baldesheim (Reichsritter).
Um 1550 zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32.
Baldwile s. Baldenwil (Reichsdorf).
Baltzhofen (Reichsritter).
Bis 1550 zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier 73.
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und
Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der
Pfarreien vermehrte sich von etwa 30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters
auf mehr als 200, doch blieb das Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach),
Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage
des Hochstifts bildeten reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und
Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem zur
Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark,
Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und
Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach,
Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt
Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais,
Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach,
Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck,
Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im
Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal,
Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später
auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der
Verluste von Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den
Bischöfen, begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der
Grafen von Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248
Lichtenfels) und der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
durch Erbschaft und Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des
Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248
auf das kaiserliche Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die
Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die
Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis
Carolina von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel
aller Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch
Gustav Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648
aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der
Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel
das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4, 146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht,
1839; Looshorn, J., Die Geschichte des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff.,
Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust, A., Chroniken der Stadt Bamberg,
1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur bambergischen Zentralverwaltung in
Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E., Frhr. v., Die Territorienbildung am
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Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts
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Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949); Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger
Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951, Schr. des Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die Anfänge des Bistums Bamberg,
FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962;
Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum Bamberg, Bd. 1ff. Germania
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in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.); Weiss, H., Bamberg, 1974, (in)
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vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976; Caspary, H.,
Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672-1693),
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Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von
Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur
Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der
Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch
im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an
Ludwig, Bischof von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so
dass B. 1420 mit Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich
war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In Verfassung und Sprache neigte
es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen
Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an Stanislaus
Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Bar-le-Duc* (Residenz der Herzöge von Bar)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 36.
Barbiano di Belgiojoso d'Este (Reichsfürst). 1769 wurde Antonio Maria B. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 170.
Bärenfeld (Reichsfürsten).
1742 wurden die beiden Söhne Karl Friedrichs von Anhalt-Bernburg mit der 1719
zur Reichsgräfin von Ballenstedt erhobenen
Tochter eines Kanzleirates unter dem Namen der Fürsten von B. in den Reichsfürstenstand erhoben. Bereits 1701 hatten die
Gattin Leopolds von Anhalt-Dessau, die Apothekerstochter Anna Luisa Föse, und
ihre Söhne den Reichsfürstenstand erhalten.
L.: Klein 189.
Bargau (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das erstmals 1326 erwähnte B. (Bargen) bei Schwäbisch-Gmünd ist vielleicht
ursprünglich ellwangisches, dann hohenlohisches Lehen der Herren von Rechberg,
die 1393 die Herrschaft zu eigen erwarben und 1544 an die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd verkauften. Mit ihr kam
B. 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 88; Schulz 275; Seehofer, J., Bargau in Geschichte und
Gegenwart, 1953.
Barille (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit einem Anteil an den Rittergütern
Gündringen und Dürrenhardt (Durrenhardt), den sie zwischen 1753 und 1759 an die
Eck und Hungersbach verkauften, zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 200; Kollmer 375.
Barmstedt (Amt). Nach B. bei Pinneberg nannten
sich im 12. Jahrhundert Herren von B. (Barmstede). Das Dorf gehörte zu dem Teil
der Herrschaft Pinneberg, der nach dem Aussterben der Grafen von Schaumburg
(Schauenburg) 1640 an den Herzog von Gottorp (Gottorf) fiel. Dieser verkaufte
1649 das Amt B. an den königlichen Statthalter Christian Rantzau, der 1650 zum Reichsgrafen erhoben wurde. 1726 zog der König von
Dänemark das Amt ein. 1865 kam B. zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein. S.
Rantzau, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455; Barmstedt. Stadt und Kirchspiel. Eine geschichtliche Schau, hg.
v. Dössel, H., Teil 1ff. 1936ff.
Barr, Barre (Reichsdorf,
Herrschaft). B. am Ostfuß der Vogesen war ursprünglich Reichsgut.
Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei
Rhein, das Reichsdorf (Barre) - sowie
Heiligenstein, Gertweiler (Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler), Oberburgheim und
Niederburgheim - als Reichspfandschaft
innezuhaben. 1472 kam die daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch
Kauf an die Reichsstadt Straßburg. 1790 endete
sie innerhalb Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und
Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
1967.
Barre (Reichsdorf) s. Barr
Bärstein s.Börstingen (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 128; Hugo 474.
Bartenau? (Reichsritter).
Kanton Odenwald, Ritterkreis Franken, später von Stetten.
L.: Stieber.
Bartenstein (Herrschaft). In dem 1247 erstmals
genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg von den Herren von Stein
errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350 Lehnsmannen des Reiches und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und
Hohenloher Lehen sowie Allodien entwickelte sich eine Herrschaft, die zwischen
1438 und 1475 allmählich von den Grafen von Hohenlohe erworben und dann dem
Bischof von Würzburg zu Lehen aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, danach an die Linie Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein,
1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Bartenstein (Reichsritter).
1743-1805 waren Angehörige der B. als Personalisten im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 257.
Barth (Herzogtum, Residenz). Das (als
provincia Barta 1159 bzw.) 1232 erstmals erwähnte, wohl nach dem etymologisch
dunklen Flüsschen Barthe benannte B. westlich von Stralsund an der Ostsee
gehörte seit 1325/1369 zu Pommern und bildete von 1376 bis 1393, von 1425 bis
1451 und von 1457 bis 1478 den Sitz eines eigenen von Pommern-Wolgast
abgespalteten Herzogtums Pommern-Barth. S. Pommern-Barth, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Bülow, W., Chronik der Stadt Barth, 1922; Festschrift zur
700-Jahrfeier der Stadt Barth, 1955; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 37.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich
reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem durch
die Schenkung Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von
Burgund (999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter
(Grafschaft Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass
1163), die aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die
Stadt). Im 13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau,
Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne
de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg
und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die
Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont.
Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig die Stadt aus der
Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit 1395 meist in Pruntrut oder
Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460 eine neue Universität
gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der
Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
allmählich unter den Einfluss der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die
hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der
Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband
sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift
gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen
(Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen),
Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen),
Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000
Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine
Raurakische Republik und gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein
(Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels
annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden.
Der Wiener Kongress (1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz
(Kantone Bern [als Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der
Waadt], Basel [Birseck] und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer,
W., Da verfiele Basel überall, 2006.
Basel (Kanton) s. Basel (Hochstift), Basel (Reichsstadt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt
Basel (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Das im 5. Jahrhundert
erstmals genannte B. (voridg. „Eberstadt“) stand anfangs ganz unter der bischöflichen
Stadtherrschaft und gehörte seit 870 zum ostfränkischen Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund. Der wachsende Reichtum der Stadt ermöglichte es ihr bei
gleichzeitigem Fortschreiten der Zerrüttung der bischöflichen Finanzen,
allmählich alle wichtigen Herrschaftsrechte an sich zu bringen. Seit 1362
zählte sich B. selbst zu den „fryen stetten“ und wurde, nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch Habsburg (1376) die Verjagung der
Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt vor den Reichsstädten
genannt. Der Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer Herrschaften 1400 schuf
die Grundlage zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7. 1501 schloss sich B.
widerstrebend als neunter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz an. 1521/1585
wurde endgültig der Einfluss des Bischofs auf die Stadt beseitigt, 1528 die
Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt nicht mehr auf dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs
mit Unterstützung Frankreichs die Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton
B. die dabei verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone
geteilt. S. Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u.
a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit dem
Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt
Basel ein ländliches Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich
erreichte 1798 Basels Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im
Untertanenverhältnis stehenden Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies
1814 rückgängig gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg.
Daraufhin wurde der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B.
erhielt 1863 eine demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
Basel-Stadt (Halbkanton). Basel-Stadt ist der als Folge des Aufstandes der Landschaft Basel gegen die beherrschende Stadt Basel durch Teilung des Kantons Basel 1833 entstandene Halbkanton. S. Basel (Reichsstadt).
Bassenheim (Herrschaft[, Reichsgrafen,
Reichsfürsten]). B. bei Koblenz war Lehen der Erzbischöfe
von Köln, seit 1373 der Grafen von Wied an die Grafen von Isenburg-Braunsberg.
Von deren Afterlehnsträgern gelangte die Familie Waldbott durch Erbschaft und
Kauf allmählich in den alleinigen Besitz der Herrschaft, die von 1729 bis 1801
reichsunmittelbar war. (Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von B. wegen Pyrmont und Olbrück [Ollbrück]
die Abtei Heggbach [ohne Mietingen und Sulmingen und den Zehnten zu Baltringen]
und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim. 1806 wurden die Waldbott-Bassenheim
[Waldbott von Bassenheim] in Bayern und Württemberg mediatisiert.)
L.: Koops, T., Passenheim und Bassenheim. Ein Blick in 600 Jahre Geschichte,
Jb. für westdeutsche LG. 12 (1986).
Bastheim (Reichsritter).
Seit 1185 erscheint das Geschlecht der B. bei Mellrichstadt. Sie trugen das
Schloss als Lehen des Hochstifts Würzburg. Vom 16. bis zum ausgehenden 18.
Jahrhundert gehörte die Familie der B. mit B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Außerdem war sie anscheinend von etwa 1600 bis etwa 1750
im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 350; Riedenauer 122;
Winkelmann-Holzapfel 141; Bechtolsheim 14; Rahrbach 10.
Báthory (Reichsfürst).
Das siebenbürgische Fürstengeschlecht B. erscheint um 1250 erstmals. Zwischen
den Türken und den Königen von Ungarn errang es eine verhältnismäßig große
Selbständigkeit. Durch Vertrag von 1595 wurden Fürst Sigismund B. aus
Siebenbürgen und seine Nachkommen zu Reichsfürsten
erhoben. 1613 starb das Fürstengeschlecht aus.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Báthory, LexMA 1 1980, 1550.
Batthyány (Reichsfürst).
Die seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert erwähnten, im heutigen Burgenland und
Niederösterreich begüterten B. erlangten 1630 den ungarischen Grafenstand. Am
3. 1. 1764 wurde Carl Graf von B., Obersthofmeister Josefs II., für den
jeweiligen Erstgeborenen der B. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Batthyány, LexMA 1 1980, 1552.
Baudissin (Reichsgrafen). Das vermutlich aus der Ministerialität der Wettiner hervorgegangene, nach Bautzen benannte Geschlecht B. ist seit 1326 bezeugt. 1741 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist es in die beiden, in Holstein ansässigen Linien Knoop und Rantzau geteilt, wobei zur letzten auch Baudissin-Zinzendorf gehörte.
Bauer von Eiseneck, Baur von Eiseneck (Reichsritter). Im 17. Jahrhundert zählten die B. zu
den Kantonen Odenwald (, Gebirg?) und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bauer von Heppenstein (Reichsritter). Um 1806 zählten die B. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bauerbach (Reichsdorf).
B. bei Bretten ist 778/779 erstmals als Gut Lorschs genannt (Burbach). Von
Lorsch ging es an das Kloster Hirsau über. Vermutlich über die Staufer kam die
Vogtei über den Ort an das Reich. 1305 gab König
Albrecht I. B. an Zeisolf von Magenheim. Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser
Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim die Vogtei. Die Magenheim
traten ihre Rechte an die Hofwarte ab, die B. zeitweise weiterverpfändeten.
Seit 1463 übernahm die Pfalz die Schirmhoheit und ließ sich darin auch durch
den Verkauf des Ortes samt Vogtei durch Hirsau an das Domkapitel in Speyer
(1511) nicht beeinträchtigen. 1803 kam B. an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hugo 452, 460; Bickel, O./Bickel, B., Bauerbach. Vom Reichsdorf zum Brettener Stadtteil, 1978.
Baumgarten-Eriskirch (Herrschaft). Die Herrschaft B. am
Bodensee wurde 1472 von der Reichsstadt Buchhorn
erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 224.
Baunach (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton B.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft
mit Sitz in Nürnberg. Der Kanton war um 1800 selbst Mitglied der Kantone
Steigerwald und B. des Ritterkreises Franken. Das Archiv ist anscheinend
spurlos verrschwunden.
L.: Wolff 513; Riedenauer 116, 122ff.¸ Sörgel, P., Der Ritterkanton an der
Baunach in den Hassbergen, 1982.
Baunach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Baur (Reichsritter) s. Bauer
Bautz zu Öden und Willenbach (Reichsritter) s. Capler von Oedheim genannt Bautz,
Cappler von Oedheim
L.: Stetten 32; Riedenauer 122.
Bautzen (Land). Das von dem altsorbischen
Personennamen Budych abgeleitete B. war seit Beginn der slawischen Besiedlung
Hauptort des Stammesgebiets der Milcanen. Nach längeren Kämpfen konnte König
Konrad II. das Gebiet um B. gewinnen. 1081 kam es als Reichslehen
an den Herzog von Böhmen. Dort verblieb es mit Ausnahme kürzerer Zwischenzeiten
(1113-1115, 1143-1156 [Markgrafen von Meißen], 1262-1319 [Askanier], 1469-1490)
bis 1635 und wuchs seit dem 15. Jahrhundert mit den Ländern Görlitz und Zittau
zur Oberlausitz zusammen.
L.: Wolff 470; Ludat, H., An Elbe und Oder um das Jahr 1000, 1971; Ludat, H.,
Bautzen, LexMA 1 1980, 1692f.; Schrammek, R., Verkehrs- und Baugeschichte der
Stadt Bautzen, 1984.
Bayerischer Reichskreis.
Der bayerische Reichskreis wurde im Jahre 1500
eingerichtet und seit 1538 um kleinere Reichsstände
erweitert. Das Direktorium führten abwechselnd der Erzbischof von Salzburg und
der Herzog von Bayern. Von den am Ende des 18. Jahrhunderts vorhandenen 20 Einzelstimmen
verfügte Bayern nach 1792 über neun. Die acht geistlichen Kreisstände waren der
Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Freising, Regensburg und Passau, der
gefürstete Propst von Berchtesgaden, der Abt von Regensburg-Sankt Emmeram und
die Äbtissinnen von Regensburg-Niedermünster und Regensburg-Obermünster in
Regensburg. Von den zwölf weltlichen Stimmen führte zuletzt Bayern die von
Bayern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Leuchtenberg, Haag, Ehrenfels, Sulzbürg
und Pyrbaum, Hohenwaldeck und Breiteneck (Breitenegg). Daneben hatten noch
Störnstein (Sternstein), Ortenburg und die Reichsstadt
Regensburg eine Stimme. Zwischen 1521 und 1793 hielt der bayerische Reichskreis 252 Tagungen ab.1806 wurde der Reichskreis aufgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 41; Wolff 131; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 1995; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des
Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der
Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling).
1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die
Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von
Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B.
dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und
die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren
östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall,
Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in
der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich
der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die
Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von
Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil
des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim,
Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die
Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12.
1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen
in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten
Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum
Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem
Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der
Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg
(Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften
Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit
880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem
Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau
und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine
Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg,
Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in
Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl,
Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen,
Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und
Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden.
1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau,
habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol
mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum
Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen
Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das
Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen,
zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem
leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die
am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat,
1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein
einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die
Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob.
Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800 schon von
Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das Land neu
in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz,
Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz
als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866
wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren
Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und
Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit
Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit
Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher
Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als
Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer
sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich
fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7.
1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung
des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die
Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und
wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische
Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946
dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12.
1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs
1, 56; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.;
Buchner, A., Geschichte von Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur
bayerischen und deutschen Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad.
d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T.
2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und
der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt,
1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen
Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser,
E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte
Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von
der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis
1980 erschienenen Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die
bayerische Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert,
1950; Simon, M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H.,
Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung
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Luitpoldinger, 1953; Historisches Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur
Statistik Bayerns 192 (1954); Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und
Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger
Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B.,
Bayerische Geschichte, 10. A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben,
hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname,
Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H.,
Die Herkunft der Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis,
FS Wagner, F., 1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen
Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der
frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen
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von ihren Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian,
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geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.;
Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
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Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
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und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
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und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und
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bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns
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16.-18. Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und
Neuzeit. Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie,
1980ff., Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K.,
1988; Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der
Nachkriegszeit, hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd.
2 Das alte Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen
Kreise. Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2,
1988; Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
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Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.;
Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG.
123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der
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Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A.
2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg,
Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs
Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997;
Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998;
Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und
Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung unter
Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des
Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg.
v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis
1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht
1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent
zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom
2. November 1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v.
Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und
hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt nach
dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von
B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX.
gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen
kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab.
Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und
Weißenhorn. Am 1. 12. 1503 starb die Linie B. mit Georg dem Reichen, der entgegen dem Teilungsvertrag von 1392 und
dem Vertrag von Erding von 1450 seine Tochter Elisabeth als Erbin einsetzte, in
männlicher Linie aus. Zwischem dem mit der Tochter Elisabeth verheirateten
Ruprecht von der Pfalz und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum
Erbfolgekrieg. S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann II. gebildete Teilherzogtum mit dem
südwestlichen Teil Oberbayerns und dem südlichen Nordgau. Es erhielt nach dem
Pressburger Schied von 1429 die Hälfte Bayern-Straubings. Im Vertrag von Erding
von 1450 erlangte es von Bayern-Landshut einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts.
1485 zog Herzog Albrecht IV. die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492
unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505 gewann
Albrecht IV. gegen die Zusage von Gebietsabtretungen die Unterstützung König
Maximilians. Im Schied von Köln vom 30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut
Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern (in Bayern-München) wieder
vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.
Bayersdorf, Baiersdorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Baiersdorf zum Kanton Gebirg im
Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause
Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort
Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber
bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth
verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie
der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche
Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen
(Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen
Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden
Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des
hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter
Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft
Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck
1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in
Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der
Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938);
Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern,
hg. v. der Kommission für bay. LG. 1952ff.; Dietrich, K., Territoriale
Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958,
Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A.,
Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet,
H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg
38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im
ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und
Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 42.
Beauffremont, Bauffremont (Reichsfürst).
1757 wurden Louis de B. und seine Brüder und ihre Nachkommen als Erben der
Gorevod zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 172.
Beauveau-Craon (Reichsritter,
Reichsfürst). Von 1721/1722 bis 1728/1743 zählte
der lothringische Marquis von B. mit dem um 1720 von den Closen erworbenen
Rittergut Mühlhausen am Neckar, das 1728 von den Palm gekauft wurde, zum Kanton
Kocher im Ritterkreis Schwaben.
L.: Kollmer 375; Schulz 257; Klein 178.
Bebenburg? (Reichsritter).
Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Rahrbach 12.
Bebendorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bebenhausen (Dorf). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die nördlich von Tübingen gelegenen Güter der Grafen von Neipperg in
Bebenhausen zum schwäbischen Reichskreis. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wallner 690 SchwäbRK 99.
Bebenhausen (Reichskloster).
Kurz vor 1187 gründete Pfalzgraf Rudolf von Tübingen auf vom Hochstift Speyer
eingelöstem Grund und Boden in B. nördlich von Tübingen ein
Prämonstratenserkloster, das 1190 mit Zisterziensern besetzt wurde. Von 1280 bis
zum Verkauf der Stadt Tübingen 1342 versuchten die Pfalzgrafen entgegen der
Stiftungsurkunde des Klosters, dieses ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Im 14.
Jahrhundert kam die Vogtei an das Reich. In der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwarb Württemberg als Nachfolger der
Pfalzgrafen von Tübingen allmählich die Herrschaft über das Reichskloster. Seit 1498 besuchte der Abt den
württembergischen Landtag. 1535 wurde die Reformation eingeführt. 1623 gehörten
zum Kloster noch 14 Dörfer und Weiler, acht Höfe, ein Schloss, ein Burgstall
und 876 Untertanen. 1807 wurde die Klosterverwaltung aufgelöst. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 E4; Paulus, E., Die
Cisterzienserabtei Bebenhausen, 1886; Brand, H./Krins, H./Schiek, S., Die
Grabdenkmale im Kloster Bebenhausen, 1989; Köhler, M., Die Bau- und
Kunstgeschichte, 1994.
Beberlohe (Reichsritter).
Die B. gehörten vielleicht zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S.
Dietenhofen.
L.: Stieber.
Bechtolsheim (Ganerbschaft). Am 13. 11. 1270 belehnte
Philipp von Hohenfels als Erbe der Bolanden in einer Art verschleierten
Verkaufs Ritter, Edle, Hübner sowie die ganze Gemeinde B. mit dem ganzen Ort
und allen Rechten. Diese ritterschaftliche Ganerbschaft erlangte als freies
Dorf die Ortshoheit. Unter den Ganerben waren die Mauchenheim genannt B. sowie
die Beckers zu Westerstetten. Über Hessen-Darmstadt gelangte B. 1946 zu
Rheinland-Pfalz. S. Mauchenheim genannt B.
L.: Zimmermann 63f.; Geschichtlicher Atlas Hessen, Inhaltsübersicht 33;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 (Reichsritter
Bechtolsheim genannt von Mauchenheim) (Dalherda).
Beck (Reichsritter).
Von etwa 1650 bis etwa 1750 zählten die von dem B. zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Beckers zu Westerstetten (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren B. mit einem Zehntel der um 1700 erworbenen Ganerbschaft
Bechtolsheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein sowie von 1743
bis 1776 Heinrich Anton von B. zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
1742 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand
erhoben.
L.: Zimmermann 63; Winkelmann-Holzapfel 141f.; Schulz 258.
Bedburg (Herrschaft). B. an der Erft erscheint
erstmals 893 unter den Gütern des Klosters Prüm (Betbure), später des Erzstifts
Köln. Lehnsträger waren die Grafen von Sayn und von diesen die Herren von
Myllendonk (Millendonk), 1282 die Herren von Reifferscheid. 1403 kam B. durch
Heirat an die Grafen von Limburg, 1425 an die Grafen von Neuenahr. Seit 1584
war es zwischen den Herren von Reifferscheid, die es zu einer Herrschaft
ausbauten, und den Erben der Grafen von Neuenahr umstritten, ein von 1600 bis
1791 währender Prozess wurde nicht entschieden. 1792 kam es aus den Händen der
Grafen von Salm-Reifferscheid unter die Herrschaft Frankreichs. Nach der Reichsmatrikel von 1776 wurde es über die Grafen von
Neuenahr vermutungsweise zum kurrheinischen Reichskreis
gerechnet. 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Gumpelzhaimer, 140; Ohm, A./Verbeck, A., Kreis Bergheim, Bd. 1 1871.
Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang
mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel entstand in der 1. Hälfte des
13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der
Ministerialen von Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490
wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an das Hochstift Lebus verpfändet.
1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin, 1575 an Brandenburg. Sie gehörte
dem obersächsischen Reichskreis an und stand bis
1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003.
Behaim, Behem (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. S. Estenfeld genannt B.
L.: Seyler 351; Riedenauer 122.
Behaim von Schwarzbach (Reichsritter). Um 1806 zählten die B. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Behr (Reichsritter).
Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Behr von Behrental (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die B. zu Ehningen (Ehringen) zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 201.
Beichlingen (Grafen). 1014 wird erstmals die Burg B.
bei Kölleda erwähnt. Nach ihr nannte sich ein Grafengeschlecht, das seit dem
Beginn des 13. Jahrhunderts in mehrere Linien aufgespalten aus Alloden, Reichslehen und Landgrafenlehen ansehnliche Güter
zwischen Finne, Kelbra und Frankenhausen ansammelte (Kölleda, Kelbra,
Frankenhausen, Worbis, Brücken, Vogtei über Oldisleben), diese aber im 14.
Jahrhundert an die Grafen von Schwarzburg und die Wettiner verpfändete und
verkaufte. S. Thüringen.
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Leitzmann, L., Diplomatische Geschichte der Grafen von Beichlingen,
Zs. d. Vereins f. thür. Gesch. und Altertumskunde 8 (1871), 177ff.; Mascher,
K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957;
Kempen, W. van, Schlösser und Herrensitze, 1961; Patze, H., Beichlingen, LexMA
1 1980, 1812.
Beier von Boppard (Reichsritter).
Von 1234 bis 1236 war Conrad Beyer Reichsschultheiß
der Reichsstadt Boppard. 1331 bestellte der
Erzbischof von Trier die Beier, die verschiedentlich auch den Bischofsthron zu
Metz einnahmen, zu erblichen Burggrafen des zu Boppard gelegenen sog.
Königshauses. 1464 gewann die jüngere Linie über weibliche Erbfolge Anteile an
der Ganerbschaft Schornsheim, die sie bis zu ihrem Aussterben 1507 behielt. Im
18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 64.
Beilstein (Herrschaft). B. bei Zell an der Mosel
wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689 zerstört. B. war Mittelpunkt
einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und
Trier sowie der Fürsten von Jülich gebildeten Reichsherrschaft
der seit 1068 nachgewiesenen Herren von Braunshorn. Nach dem Aussterben der
Familie im Mannesstamm kam die Herrschaft 1362 in weiblicher Erbfolge an die
Herren von Winneburg, 1637 an das Erzstift Trier und von dort 1652 als Reichsafterlehen an die Freiherren von Metternich.
Zusammen mit Winneburg war B. die Grundlage ihrer 1679 erfolgten Aufnahme in
das westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg und B. gehörten zuletzt 17 Orte.
Am Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an Frankreich, wofür die Fürsten Metternich
mit Ochsenhausen entschädigt wurden, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
Beilstein (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
die Burg B. im Westerwald in die Verwaltung des Reichs
übernommen und in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen von Thüringen
und von diesen an die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226 die vom
Hochstift Worms berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341 nannte sich
eine Linie des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an Nassau-Dillenburg. 1607
wurde es erneut Residenz einer Nebenlinie Nassau-Beilstein, die 1620
Nassau-Dillenburg erbte und bei ihrem Aussterben 1739 von Nassau(-Diez)-Oranien
beerbt wurde. Die Herrschaft bestand aus den Ämtern B. mit der gleichnamigen
Stadt und Marienberg und umfasste etwa 5 Quadratmeilen. Sie gehörte über
Nassau(-Diez)-Oranien dem kurrheinischen Reichskreis
an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Belfort (Residenz [Witwensitz Katharinas von
Burgund])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 44.
Bellersheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Trais-Münzenberg
1550).
Bellheim (Reichshof).
B. bei Germersheim wird 776 in einer Lorscher Urkunde erwähnt. Es gehörte dem Reich und befand sich in der Mitte des 13.
Jahrhunderts als Lehen in der Hand des Ritters Hugo genannt Havener. In einer
Urkunde König Albrechts vom 11. 1. 1303 für das Kloster Hördt (Herd) wurde es
als „villa nostra“ bezeichnet. Später kam es vermutlich durch Verpfändung an
die Markgrafen von Baden und von diesen 1363 an die Pfalzgrafen bei Rhein
(Pfalz). S. Bayern, Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 463; Biundo, G., Bellheim im Wandel der Zeiten, 1930.
Bemelberg, Bemmelberg, Bömelburg (Reichsritter, Freiherren). Die B. zählten (1569-1661
wegen Hohenburg im Kanton Kocher und noch im 18. Jahrhundert wegen dem 1594
erworbenen Erolzheim im Kanton Donau) zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Schulz 258, Hölzle, Beiwort 58.
Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz).
B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen
Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem
Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die
Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und 1031/1032
wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133 sicherte der
Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und seit 1248
die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der Reichsunmittelbarkeit
privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang.
Seit 1422 wurde es nicht mehr in der Reichsmatrikel
geführt. 1803 wurde es in Bayern säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur
entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern.
Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869;
Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
Bengel (Reichsdorf).
B. bei Kröv an der Mosel wurde vermutlich 1274 von Rudolf von Habsburg an die
Grafen von Sponheim verpfändet. Am 11. 11. 1374 erlaubte Karl IV. dem
Erzbischof von Trier die Einlösung. Sie erfolgte aber nicht. S. Preußen,
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 461.
Bensberg (Residenz [Pfalz-Neuburg])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 44.
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den
Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster
nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von
Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von
B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft
B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von
Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von
B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des
12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft
B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente gewesen war. Die
wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um
1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der Obergrafschaft und
Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der
Grafen. Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten
Grafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk (†
1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften
wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr
Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück. Durch
Heirat Everwins III. († 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die
Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606) die neuenahrische
Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische Herrschaft Alpen zu B.
1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Limburg
[Hohenlimburg]), B. und Steinfurt (Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere
Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda
verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem
Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729
verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf
Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg
(Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte
sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim,
das dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine Güter an Hannover und
erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle
Teile von B. mit insgesamt 17 Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das
Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg
(Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt
zu Preußen. 1817 wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt
(B. und Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H.,
Historia comitatus Benthemiensis libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte
der vormaligen Grafschaft Bentheim, 1879; Greinwing, J., Der Übergang der
Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss. phil. Münster 1934; Niedersachsen um
1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a., Bentheim, 1938; Sager, L., Die
Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952; Der Landkreis Grafschaft
Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L., Neue Bibliographie des landes-
und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die Grafschaft Bentheim, 1962;
Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der
hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (= Osnabrücker Mitteilungen 75
[1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim
bis zum Ende des Mittelalters, 1970; Gauß'sche Landesaufnahmen der durch
Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977;
Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg. v. Niedersächs.
Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA 1 1980, 1919f.;
Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland, Grafschaft
Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P., Die
mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115 (2010),
29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a., 2011.
Bentheim-Bentheim (Grafen). Das durch Teilung Bentheim-Steinfurts entstehende, dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörende, 1752/1753 seine Güter schuldenhalber an Hannover verpfändende B. erlosch 1803. S. Bentheim.
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen, Fürsten).
Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte geldrische
Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den Freiherrenstand erhoben und
im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem Grafentitel ausgezeichnet.
Auf der Grundlage der Herrschaften Varel und Kniphausen, die Wilhelm von B. aus
der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie von Aldenburg erlangt hatte, entstand die
reichsständische Dynastie B. 1808 wurde die Herrschaft von Oldenburg
mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg Frankreich eingegliedert. 1815
wurde die Selbständigkeit für Kniphausen mit 2800 Einwohnern wiederhergestellt.
1825 erhielt das Haus B. vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit
über Kniphausen, 1830 auch über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835) erwuchs ein langwieriger
Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum Oldenburg Kniphausen und
Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den nichtehelichen Söhnen und den
englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The
History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die Bentincks, 2003.
Bentzel zu Sternau (Freiherren, Reichsritter, Reichsgrafen).
Das angeblich schwedische, nach dem Dreißigjährigen Krieg in die Dienste des
Erzstifts Mainz getretene katholische Adelsgeschlecht der B. wurde 1732 in den
rittermäßigen Adelsstand aufgenommen und 1746 mit dem Beinamen Sternau in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Seit 1743 war die
Familie dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein inkorporiert. 1790
gewann sie den Reichsgrafenstand. 1793 wurde
Johann Baptist Graf B. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, 1797 sein Vetter
Christian Joseph Graf B. Beide waren noch 1805 als Personalisten
Kantonsmitglieder.
L.: Hellstern 201.
Benzenau? (Reichsritter).
Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
L.: Stieber.
Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102
und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde
1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I.
Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und
Metall (und damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit).
Heinrich VI. bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den
Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung
von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559
war der Propst Reichsfürst mit Sitz und Stimme
im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren
Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B.
der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht
Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen
(Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und
bedeutende mittelbare Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten,
mit insgesamt 14 Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an
Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an
Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 643, 1, 2, 46.
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um
Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf).
Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von
dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355
Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von
Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423
vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld
gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die
Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve)
herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum
Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen
Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig
1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep,
Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim,
Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg,
Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden
und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz
und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh],
Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden,
insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier
Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und
Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code
Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs,
an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt
87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die
französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz),
1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Goecke, R., Das Großherzogtum Berg
1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste
Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge,
die Grafen von Altena (Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.; Schönneshofer, B., Geschichte des
Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B., Die ältesten Grafen von Berg bis
zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J.,
Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den
einzelnen Teilen des Herzogtums Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949),
255ff.; Hömberg, A., Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100
(1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a., Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff,
E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die
Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981;
Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A.
1985; Regierungsakte des Großherzogtums Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen,
H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das
Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg,
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik
und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S.
u. a., 2014.
Berg? (Reichsritter).
Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
L.: Stieber.
Berga (Reichsritter).
Die B. zählten im 18. Jahrhundert mit Zwernberg (Zwerenberg) zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 122.
Berge (Reichskloster).
Das südlich der Magdeburger Domburg gelegene Kloster wurde 966 gegründet und
vom König ausgestattet. Bereits vor 1005 wurde es aber dem Erzstift Magdeburg
übertragen.
L.: Holstein, H., Urkundenbuch des Klosters Berge bei Magdeburg, 1879; Roemer,
C., Das Kloster Berge bei Magdeburg und seine Dörfer 968-1565, 1970.
Bergen genannt Kessel (Reichsritter)
Berger (Reichsritter).
Von 1721 bis 1772 zählten Angehörige der B. zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Schulz 258.
Berghes (Fürstentum), Grimbergen. Das Fürstentum
B. gehörte über Brabant und Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1.
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen
von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von
Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt
erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod
Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das
Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts
(1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch Österreich an
die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651;
Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt Bergzabern, 2009.
Bering (Reichsritter).
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zählten die B. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 122.
Berkheim, Berckheim (Freiherren, Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr
1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten
Freiherren von B. mit dem halben Jebsheim zum Ritterkreis Unterelsass. Mit
einem Sechstel Allmannsweier und sieben Zwölftel Wittenweier waren sie Mitglied
im Bezirk (Kanton) Ortenau bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Christian
Ludwig B., Karl Christian B.).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 65, 66, 68.
Berkley (Reichsfürst).
1801 wurde Elisabeth B., Gemahlin des Markgrafen Alexander zu
Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, zur Reichsfürstin
erhoben.
L.: Klein 191.
Berleburg (Burg, Herrschaft). 1258 verkaufte das
Kloster Grafschaft die neuerrichtete civitas B. an Adolf von Grafschaft und
Siegfried von Wittgenstein. 1322 gewannen die von Wittgenstein die alleinige
Herrschaft. 1493 wurde Wittgenstein Mannlehen Hessens. Nach Einführung der
Reformation wurde Wittgenstein geteilt in Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (mit
Laasphe) und Sayn-Wittgenstein-Berleburg. 1792 wurden die Wittgensteiner Reichsfürsten und 1806 in Hessen-Darmstadt
mediatisiert. 1806 kam das Gebiet zur Provinz Westfalen Preußens, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; 700jähriges Berleburg, 1958; 150 Jahre Landkreis Wittgenstein,
1966; Bruns, A., Berleburger Stadtrechte und Bürgerbuch, 1985; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 64.
Berlepsch (Reichsritter).
1369 erbauten die von ihrer Stammburg Barlissen vertriebenen B. die Burg B.
nördlich der Werra und trugen sie den Landgrafen von Hessen, deren Erbkämmerer
sie wurden, zu Lehen auf. 1399 kam die Burg an Hessen, 1461 aber gegen Burg
Sensenstein wieder an die B. Bis etwa 1760 gehörte die Familie zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 351; Riedenauer 122; Rahrbach 15; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Eichenzell 17. Jh.).
Berlichingen (Herren, Freiherren, Reichsritter). Den 1212 erstmals sicher nachweisbaren
Herren von B. und dem 1176 gegründeten Kloster Schöntal gehörte der halbe Ort
B., bei dem um 800 das Kloster Lorsch begütert war. Sie spalteten sich in
zahlreiche Linien auf (u. a. Berlichingen-Rossach) und sind vor allem
Lehensmannen der Bischöfe von Würzburg. Ihr bekanntester Vertreter ist Götz von
B. (1480-1562), der Ritter mit der eisernen Hand. Bis zum Ende des Reiches gehörten die B. mit fünf Zwölftel von
Baum-Erlenbach, halb B. (zur Hälfte Deutscher Orden), Teilen von Hengstfeld,
Hettigenbeuren (Hettingbeuren), Jagsthausen mit Olnhausen, Rossach und
Unterkessach, Korb mit Hagenbach, Merchingen mit Hüngheim, Möglingen,
Neunstetten, Dippach bzw. Diebach (Diesbach) und Gülthof Illesheim, Teilen von
Walkershofen und halb Bieringen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
Von 1569 bis 1617 mit Filseck und später mit dem 1617 erworbenen Rechenberg
zählten die B. zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und waren darüber
hinaus vor und nach 1700 auch im Kanton Rhön-Werra sowie im Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808
an Bayern, Hettigenbeuren (Hettingbeuren), Neunstetten und Hüngheim an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Seyler 351; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55, 61; Pfeiffer 210;
Winkelmann-Holzapfel 142; Riedenauer 122; Stetten 23, 32, 35, 184, 186; Schulz
258; Rahrbach 17; Neumaier 72ff.: Archiv der Freiherren von Berlichingen
Jagsthausen, hg. v. Kraus, D., 1999; Archiv der Freiherren von Berlingen zu
Jagsthausen.Akten und Amtsbücher (1244-)1462-1985, hg. v. Fieg, O., 2012
Berlichingen-Rossach (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit Illesheim, das 1808 an Bayern fiel, zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Die seit 1815 gräfliche Linie
erlosch 1924.
L.: Stetten 183.
Berlin (Stadt, Residenz, Land, Bundesland). In
einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen Urstromtal
entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick, Spandau und
Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und 1240 gründeten
daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh zunächst
wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung innerhalb Brandenburgs
gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen zur
Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000, 1860
548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde 1871
Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie
mit umliegenden Dörfern und Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde
1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien, der
Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten
Kommandantur für B. zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am
16. 6. 1948 hieraus zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch
gespalten. 1949 erklärte die Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu
ihrer Hauptstadt, ohne dass dies von den Westalliierten und der Bundesrepublik
Deutschland anerkannt wurde. Nach seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war
Berlin-West ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende
Bestimmung nicht als geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den
drei westlichen Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes
Abgeordnetenhaus und einen eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an
der Spitze und entsandte nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat.
Gesetze der Bundesrepublik Deutschland mussten durch Zustimmung des
Abgeordnetenhauses übernommen werden. Der Einigungsvertrag zwischen
Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8.
1990 bestimmte B. (an der Stelle Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten)
Bundesrepublik Deutschland (Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum
3. 10. 1990 das Land B., für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner
Verfassung in Kraft gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit
338 zu 320 Stimmen, den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4
bis 8 Jahren von Bonn in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit
Brandenburg scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50
(Berlin/Cölln); Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der
Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb.
v. Huch, G./Ribbe, W., 2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen
Grundeigentums im Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H.,
Berlin, 2014.
Berlin von Waldershub (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert waren die B. im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Riedenauer 122.
Bern (Kanton) s. Bern (Reichsstadt)
L.: Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit 1798, 1996.
Bern (Reichsstadt,
Kanton). B., dessen Name wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist,
wurde 1160/1191 von Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich
burgundischem, später deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der
Herzöge fiel es 1218 an das Reich zurück und
erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt).
Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen,
1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch
Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw.
Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der
innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie
ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun,
1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp
bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf
Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte
B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000
Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt,
Aargau und Oberland an die Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt.
1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus
und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel. Seit 1848 ist die Stadt B.
Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer
Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 57.
Bernegger (Reichsritter),
Berneker. Von etwa 1730 (Kauf von Vestenbergsgreuth) bis vor 1768 (Verkauf an
die Holzschuher von Aspach und Harrlach) zählten die B. zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Bechtolsheim 14 u. Anm. 760; Riedenauer 122.
Bernerdin (Reichsritter).
Von 1645 bis 1782 zählten die B. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben,
von 1656 bis 1673 und von 1743 bis 1773 wegen Plüderhausen bzw. Adelmannsfelden
zum Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 201; Schulz 258.
Bernhausen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert gehörten die Freiherren von B. mit Herrlingen samt
Klingenstein zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben, von 1542-1569 mit
Katzenstein, Dunstelkingen, Bittenfeld und Buchenbach zum Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 58; Schulz 258.
Bernheim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1650 waren sie wegen Steinsdorf (Steindorf) im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. Außerdem gehörten sie wahrscheinlich dem Kanton
Altmühl an.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Bechtolsheim
2, 13, 18; Stetten 32; Riedenauer 122.
Bernhold von Eschau (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert waren die Bernhold. (B.) Mitglieder des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern
bei der Ritterschaft immatrikulierten B. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie
erloschen in männlicher Linie 1775, in weiblicher Linie 1816.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 75.
Bernlohe (Reichsritter).
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zählten die B. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 122.
Bernstein (Reichsritter).
Von etwa 1650 bis etwa 1700 zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 351; Riedenauer 122.
Beroldingen (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren, seit 1800 Grafen von B. mit Beerenberg (Berenberg), Gündelhart,
Wildtal und Teilen von Umkirch zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
Wegen des 1778 durch Heirat erworbenen Horn waren sie 1790-1805 auch im Kanton
Kocher immatrikuliert. Im Kanton Neckar waren sie nach dem Erwerb der
Rittergüter Graneck, Frideck (Friedeck) und Niedereschach seit 1692 Mitglied.
Niedereschach wurde 1737 an die Reichsstadt
Rottweil, Graneck und Frideck (Friedeck) 1756 an die von Tessin verkauft. B.
fiel 1806 an Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat. S. Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 60, 61; Ruch 82, Anhang 77, 78, 79; Hellstern 201; Kollmer 375; Schulz
258.
Berstett (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Freiherren von B. mit fünf
Sechsteln Berstett, einem Sechstel Hipsheim und Olwisheim zum Ritterkreis
Unterelsass. Wegen eines Drittels Schmieheim waren sie auch Mitglied des
Bezirks (Kantons) Ortenau des Kantons Neckar des Ritterkreises Schwaben (1802
Wilhelm Ludwig B., Christian Jakob B.). Sie erloschen männlicherseits 1893,
weiblicherseits 1970.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 65, 66.
Bertram (Reichsritter).
Von etwa 1650 bis etwa 1720 zählten die B. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bertrand (Reichsritter).
Seit 1710/1711 waren die B. wegen Dürnau Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben. Später gehörten sie ihm als Personalisten an.
L.: Schulz 258.
Bertremoville (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Besançon (Erzstift, Residenz). Das schon 58 v.
Chr. als Vesontio bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines
Bistums, das am Ende des 8. Jahrhunderts zum Erzbistum erhoben wurde. Der
Erzbischof verlor im 13. Jahrhundert die Herrschaft über die Stadt, war aber
geistlicher Reichsfürst.
1665/1668/1674/1678/1679 kam B. durch Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v. Secrétariat
Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
Besançon (freie Reichsstadt),
mhd. Bisanz. An einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein,
Oberitalien-Nordgallien) ist schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner
bezeugt (Vesontio). Seit Ende des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum
Burgunderreich, 870 wurde er Karl dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900
unterstand er den Königen von Burgund (Hochburgund) bzw. den Grafen von Burgund
und kam 1032/1034 an die deutschen Könige. Unter Friedrich I. Barbarossa, der
die Stadt 1184 zur Reichsstadt erhob, verstärkte
sich der deutsche Einfluss. 1290 gelang es der Stadt, sich im Kampf gegen den
Erzbischof die Reichsunmittelbarkeit bestätigen
zu lassen. Erst seit 1493 war B. aber eine tatsächlich auch von lokalen
Gewalten unabhängige Reichsstadt. Später kam es
zum Herzogtum Burgund, dann an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien),
1665/1668/1674/1678/1679 durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an
Frankreich, das wenig später in B. eine Universität einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte
der Erzbischöfe von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die
Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt
Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches,
ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C., Histoire de Besançon Bd. 1, 2 1964f.;
Ammann, H., Besançon im Mittelalter, SchweizZG 17 (1967), 482ff.; Fiétier, R.,
La cité de Besançon, 1978; Kaiser, R., Besançon, LexMA 1 1980, 2052ff.
Besserer (Reichsritter).
1628/1629 zählten die B. wegen Schnaitheim zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Schulz 258.
Betringen (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bettendorf, Bettendorff (Freiherren, Reichsritter). Ab etwa 1650 zählten die Freiherren von
B. mit dem 1702 erworbenen Gissigheim, dem 1694 erworbenen Obereubigheim und
Untereubigheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit Falkenstein
und Niederhofheim waren sie Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen
und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten, männlicherseits
1942 erloschenen B. zum Ritterkreis Unterelsass (Elsass). Gissigheim fiel 1808
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Hölzle, Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 142; Stetten 35, 186; Riedenauer 122;
Rahrbach 19; Neumaier 39, 55, 162; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Niederhofheim
1792).
Bettenhausen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 60.
Beulwitz, Beulbitz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert gehörten die B. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken
und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Pfeiffer 208, 209; Riedenauer 122.
Biberach (Reichsstadt).
Um 1170 erwarb Kaiser Friedrich I. Barbarossa an der Kreuzung zweier wichtiger
Straßen Güter der 1083 erstmals bezeugten Herren von Bibra und gründete die
Marktsiedlung B. an der Riss. Vermutlich um 1218 erhielt der Ort das jedenfalls
1258 bezeugte Stadtrecht. 1282 wurde die Stadt civitas regalis genannt, 1396
erwarb sie das Ammannamt und 1398/1401 den Blutbann als sichtbares Zeichen der Reichsunmittelbarkeit. Bedeutendstes Gewerbe war die
Leinen- und Barchentweberei. 1531 wurde die Reformation eingeführt. Das
Herrschaftsgebiet Biberachs umfasste 27 Dörfer und gehörte fast völlig dem seit
1320 städtischen Spital. 1802 fiel B. mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden, 1806
im Tausch gegen Villingen an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 17; Wallner 688 SchwäbRK 58; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 298ff.; Lutz, G., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Biberach, 1876; Bruder, E., Biberach an der
Riss. Bildnis einer oberschwäbischen Stadt, 1950; Eberhard, T., Die Verwaltung
der freien Reichsstadt Biberach, Diss. jur.
Freiburg 1954; Maier, G., Biberach, Geschichte und Gegenwart, 1972; Heckmann,
P., Der Kreis Biberach, 1973; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt.
Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1584-1648, 1983; Geschichte der Stadt Biberach, 1991;
Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Biberbach, Marktbiberbach (Herrschaft). Bereits im
11. Jahrhundert war B. nahe der Schmutter Mittelpunkt einer Herrschaft von
Herren von B. Daneben waren auch die Herren von Rechberg in B. begütert und
erlangten 1219 in weiblicher Erbfolge die Biberbacher Güter. Im 14. Jahrhundert
gehörte die Herrschaft (mit Markt, Langenreichen [Langereichen], Feigenhofen,
Eisenbrechtshofen und Prettelshofen) den pappenheimischen Ministerialen von B.
1514 verkaufte Hans Marschall von B. die Herrschaft für 32000 Gulden an Kaiser
Maximilian, der sie zur Tilgung von Schulden an die Fugger weitergab. 1801
gehörten die Herrschaften Wellenburg (Wöllenburg), Gablingen (Gaiblingen) und
B. westlich Augsburgs innerhalb Schwäbisch-Österreichs unter den Grafen
Fugger-Wasserburg zum schwäbischen Reichskreis.
S. Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16b; Pappenheim, H. Graf zu, Versuch einer
Geschichte der frühen Pappenheimer Marschälle, 1927.
Biberern, Biberen, Bieberehren (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
B. zum Kanton Steigerwald und zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Stetten 32; Riedenauer 122; Rahrbach 26.
Bibergau, Biebergau (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert waren die B. im Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bibrach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken. S. Schenk von Bibert?
L.: Riedenauer 122.
Biburg (Reichsdorf?,
im Bistum Eichstätt (bei Nennslingen).
L.: Dacheröden 234; Hugo 474.
Bicken (Reichsritter).
Nach dem 1218 erstmals erwähnten B. im Aartal östlich von Herborn nannten sich
Edelherren von B. 1352 wurde Burg B. zerstört. Die Edelherren zogen sich nach
Wolkersdorf in Hessen zurück. 1664 wurde die Familie reichsunmittelbar. Im 18.
Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein. Außerdem waren sie um 1700 im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 162.
Bickenbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bidembach von Treuenfels (Reichsritter).
Von 1647 bis 1747 zählten die aus Grünberg in Hessen stammenden, als Folge der
Schlacht bei Lauffen vom 13. 5. 1534 aus dem Dienst in Hessen in den Dienst in
Württemberg übergetretenen und in hohe Ämter aufgestiegenen, 1646 das Rittergut
Ossweil/Oßweil erwerbenden, 1654 in den Reichsadel
erhobenen protestantischen B. (erster Jurist Johannes B. geb. um 1561,
1652-1681 Ehningen) wegen eines Drittels von Ossweil/Oßweil zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben. 1748 wurden die Güter an Württemberg verkauft.
L.: Schulz 258; Kümmerle, J., Luthertum, humanistische Bildung und
württembergischer Territorialstaat, 2008.
Biesterfeld (Meierei, Herrschaft). Nach dem Tod Graf
Simons VII. von Lippe erhielt dessen Witwe aus dem Hause Waldeck die kurz zuvor
errichtete landesherrliche Meierei B. im Amt Schwalenberg. Ihr Sohn Jobst
Hermann begründete die Linie Lippe-Biesterfeld. Mit Lippe kam B. am 21. 1. 1947
an Nordrhein-Westfalen. S. Lippe-Biesterfeld.
L.: Reichold, H., Der lippische Thronstreit,
1967.
Billigheim (Reichsdorf).
Nach einer Urkunde Kaiser Karls IV. vom 25. 10. 1361 war neben Godramstein,
Steinweiler, Erlenbach (Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen das Reichsdorf B. bei Landau an die Pfalzgrafen bei Rhein
verpfändet. S. Bayern, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Hugo 463.
Birckenwald (Reichsritter) s. Birkenwald
Birkenfels, Birckenfels (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. S. a. Zollner von B.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 122.
Birkenwald, Birckenwald (Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten B. (des Stammes Dupré de Dortal) zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1783.
Birkig (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Birstein (Burg, Herrschaft). 1279 erscheint die Burg B. am Südhang des Vogelsberges als Lehen Fuldas an die Herren von Trimberg, nachdem sie zuvor wohl von den Herren von Büdingen innegehabt worden war. 1335 hatten die Herren von Isenburg dort ebenfalls Rechte. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) kauften sie alle Lehnsrechte an B. und der Gerichtsvogtei Reichenbach (Reichenberg). Seit dem 16. Jahrhundert war B. unter Verdrängung Reichenbachs Sitz der Grafen, seit 1744 Fürsten von Isenburg-Birstein. S. Isenburg-Birstein, Hessen.
Bischofsheim (Reichsritter).
Vielleicht zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bisein (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft B. durch das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterrRK 2; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A.
2001.
Bissingen (Herrschaft), Marktbissingen. 1801
gehörte die Herrschaft B. im Ries durch das Fürstentum Oettingen-Wallerstein
zum schwäbischen Reichskreis, mit der Herrschaft
Hohenburg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8.
Bissingen-Nippenburg (Reichsgrafen,
Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Grafen von B. mit der 1789 vom Jesuitenorden erworbenen Herrschaft
Dotternhausen und Roßwangen bzw. Rosswangen zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 201; Archiv
der Grafen von Bissingen und Nippenburg Hohenstein, bearb. v. König, J., 2004.
Bitsch, Pitsch (Herrschaft). Die Burg B. in
Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei einer Erbteilung im
oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren Sohn Friedrich zu,
der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das Herzogtum Lothringen
erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung an eine Linie, die
durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und 1274 ausstarb. Herzog
Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt seiner Lehnshoheit 1297
und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in Linder, Mörsberg und
Saargemünd. Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
die 1394 Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb ihrer Güter bildete B.
eine zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft, deren Reichsunmittelbarkeit von
Lothringen bestritten wurde. 1570 starben die Grafen von Zweibrücken-Bitsch
aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch, 1911; Herrmann, H., Die Grafschaft
Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977,
323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2 1983, 254f.
Blankenburg (Burg, Residenz). B. am Rande des
Thüringer Waldes kam vermutlich 1208 durch Verpfändung seitens König Ottos IV.
an die Grafen von Schwarzburg. Dort fiel es 1231 an Graf Günther VII. und nach
Rückkehr zur Hauptlinie (1259) 1274 an Schwarzburg-Blankenburg. S. Schwarzburg-Blankenburg,
Thüringen.
L.: Wolff 412¸ Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,. 61.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die nach
einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand des
Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale Poppo
von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten
gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter
und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums
Halberstadt und der Reichsstifte Quedlinburg und
Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14. Jahrhundert war die
Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt
heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen
von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das
Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum
Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger Reichsstand
blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz
Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der Grafen
von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs. d.
Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Blankenfels (Reichsritter) s. Plankenfels
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Nach der 1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine
Familie von Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine
reichsunmittelbare Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde sie in
den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses in
männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an
die Grafen von Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein, Kronenburg,
Dollendorf, Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller, Erp (Erb)
und Daun und Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der Eifel. Von
Manderscheid spaltete sich 1488 der Zweig B. (Manderscheid-Blankenheim) ab, der
1524 in die Linien B. und Gerolstein zerfiel. Von ihnen gehörte
Blankenheim-Gerolstein dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das Grafenhaus Manderscheid im
Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die Güter an böhmische Grafen
von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein waren 1792 die Grafen von
Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
1794 wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende Grafschaft von Frankreich besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen
mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath,
Gerolstein und Dollendorf mit den Abteien Schussenried und Weißenau
entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an Preußen., 1946 das Gebiet an
Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2.
Blarer von Wartensee (Reichsritter).
1602 wurden die B. wegen Unterböbingen (bis 1652) Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben. Von 1628 bis 1705 waren die B. in Baiershofen und
Treppach begütert.
L.: Schulz 258.
Bletz von Rotenstein (Reichsritter).
(Die B. bzw. die Pletz von Rotenstein zählten von 1548 bis 1789 mit Gut Eckhof
(bis 1736), dem halben Gut Hausen ob Rottweil (bis 1768), einem Viertel von
Wendelsheim und einigen Gütern zu Villingen zum Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 210; Kollmer 380.
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im
Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von
Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12.
Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und
Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach,
Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der
Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und
Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen
von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit
Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es
zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg,
Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und
den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach
vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und
Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes
zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von
Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von
Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof von Metz 1337 an
das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel erworben hatte. 1456/1660
erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773 ihre Residenz dorthin. B.
zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1798/1802 kam es an
Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und 1945/1946 an das
Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
Blittersdorff (Reichsritter) s. Plittersdorf, Plittersdorff
Blümlein (Reichsritter).
Vielleicht zählten die B. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bobbio (Kloster, Reichsabtei).
612 gründete der heilige Columban an der Stelle eines älteren Petrusoratoriums (als
vierte und letzte) die Abtei San Colombano bei B., die neben Monte Cassino zum
bedeutendsten Skriptorium für die Überlieferung der antiken Literatur wurde
(Palimpsesthandschriften mit griechischen, hebräischen, lateinischen und
gotischen Subtexten, Bibliothekskatalog des 9. Jh.s). Namen von 16 frühen Äbten
und Mönchen deuten auf fränkische, burgundische und vielleicht langobardische
Herkunft. 628 erhielt B. als erstes abendländisches Kloster die Exemtion.
Während des gesamten ersten Jahrhunderts des Bestehens der Abtei ist deutlicher
irischer Einfluss erkennbar, der aber die Einbindung in die italienisch
geprägte Schriftkultur nicht verhinderte. In langobardischer Zeit war B.
vielleicht kein Königskloster, erfuhr aber die Unterstützung des Königs. Nach einer
karolingischen Blütezeit trat B. trotz Gründung eines Bistums B. (1014)
zunehmend zurück, wobei die Bedrängung durch Piacenza den Verfall
beschleunigte. 1803 wurde das Kloster unter Zerstreuung der ansehnlichen
Bibliothek aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 c (1138-1254) C2; Cipolla, C./Buzzi,
G., Codice diplomatico di San Colombano di Bobbio, Bd. 1ff. 1918; Brühl, C.,
Studien zu den langobardischen Königsurkunden, 1970; Goez, W., Bobbio, LexMA 2
1983, 295f.; Zironi, A:, Il monasterio longobardo di Bobbio, 2004; Richter, M.,
Bobbio in the Early Middle Ages, 2008.
Bobenhausen (Reichsritter).
Bis etwa 1700 zählten die B. (oder Babenhausen) zum Kanton Odenwald im
Ritterkreis Franken. Im 18. Jahrhundert waren sie mit Obbach und Ruppertshain
(Rupertsheim) im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Stieber; Seyler 353;
Winkelmann-Holzapfel 143; Stetten 32; Riedenauer 122; Rahrbach 27; Ulrich 209;
Neumaier 75, 146, 162, 197.
Bock (Reichsritter).
1783-1805 war Johann Nikolaus Stephan von B. Personalist im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 259.
Bock von Gerstheim, Bock von Bläsheim,
Gerstheim, Obenheim (Freiherren, Reichsritter).
Bis zu ihrem Aussterben 1791 (bzw. weiblicherseits 1792) zählten die bereits im
Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierten Freiherren B. mit halb Gerstheim und einem Viertel Obenheim
zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 532; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle,
Beiwort 66.
Böckingen (Reichsdorf).
B. (zum Personennamen Bago) bei Heilbronn wurde am 3. 8. 1310 von Heinrich VII.
an Graf Albrecht von Löwenstein als Lehen ausgegeben. Zwischen 1342 und 1431
kam der Ort durch Kauf an die Reichsstadt
Heilbronn, mit der er 1802 an Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg
fiel.
L.: Hugo 452; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und ihres ehemaligen
Gebietes, 1828.
Böcklin von Böcklinsau (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren B. mit einem Drittel Allmannsweier, einem Viertel Kehl-Dorf
(Kehldorf), dem 1442 erworbenen Rust und einem Sechstel Wittenweier zum Bezirk
(Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Franz Friedrich Siegmund August B. [Herr zu Rust,
Kehl - bzw. Kehl-Dorf -, Allmannsweier und Wittenweier], Franz Karl Johann
Siegmund B., Friedrich Wilhelm Karl Leopold B.). Mit dem 1411 erworbenen
Bischheim, dem halben Obenheim und dem halben Wibolsheim waren sie Mitglied des
Ritterkreises Unterelsaß, mit Helfenberg 1645-1685 Mitglied im Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592, 595; Hölzle, Beiwort 65, 66; Schulz 259.
Bode (Reichsritter).
1726-1746 waren Angehörige der Familie B. Personalisten im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 259.
Bodeck (Reichsritter).
Um 1806 zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Riedenauer 122.
Bodeck von Ellgau, Bodeck und Ellgau (Reichsritter). 1802 zählte Freiherr Franz Ludwig von B. zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten B. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1907.
Bodenlaube (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bödigheim, Bödikeim, Bödigkheim (Reichsritter). B. bei Buchen erscheint um 1100 in den
Händen des Klosters Amorbach. Dieses gab 1286 an Wiprecht Rüdt ein Felsplateau
zur Errichtung einer Burg ab. Um 1550 zählten die B. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1806 kam B. an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Vorburger zu B., Rüdt von Collenberg.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Ulrichs 209; Neumaier 75.
Bodman, Bodmann (reichsritterschaftlicher Ort,
reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter).
Die Familie der Freiherren von B., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil Hegau und am Bodensee
war, ist seit dem 15. Jahrhundert in die Linie B. zu Bodman (Bodman,
Espasingen, Wahlwies, Kargegg, Mooshof, 1786 Kauf Liggeringens, 1790 Kauf der
Herrschaft Schlatt, davon Bodman, Espasingen und Wahlwies im 17. Jh. an die
Linie B. zu Kargegg) und die Linie B. zu Möggingen (1752 mit Möggingen,
Liggeringen, Güttingen und Wiechs, Aufspaltung in die Zweige B. zu Güttingen,
B. zu Möggingen, B. zu Wiechs).geteilt. Der Ort Bodman und die Familie B.
zählten zum Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee (Hegau) des Ritterkreises Schwaben.
1806 fielen die Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat, über das
sie 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2,
592; Ruch, Anhang 3, 79; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild
in Schwaben, 1941, 34; Flohrschütz, G., Zur ältesten Geschichte der Herren von
Bodmann, Diss. phil. München 1951; Danner, W., Studien zur Sozialgeschichte
einer Reichsritterschaft in den Jahren der
Mediatisierung. Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Stellung der Reichsfreiherren von und zu Bodmann 1795-1815, (in)
Hegau 17/18 (1972/1973), 91ff.; Bodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner,
H., Bd. 1 1977, Bd. 2 1985; Gräflich von Bodmansches Archiv, bearb. v.
Halbekann, J., 2001.
Bodman zu Bodman, Bodmann (Freiherren, Reichsritter). Seit dem 15. Jahrhundert zählten die B.
zunächst mit Bodman, Espasingen, Wahlwies und dem Hof Kargegg und Mooshof zum
Ritterkreis Schwaben (Kanton Hegau). Sie erweiterten ihre Güter 1786 durch den
Kauf von Liggeringen und 1790 durch den Kauf der Herrschaft Schlatt. 1806 fielen
die Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat, über das sie 1951/1952
an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Ruch 18 Anm. 2, 82; Hölzle, Beiwort 60; Bodmann, L. Frhr. v., Geschichte
der Freiherren von Bodmann, 1894ff.; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Bodman zu Kargegg, Bodmann (Reichsritter). Nach dem Verzicht eines Mitglieds der
Familie Bodman zu Bodman auf die Herrschaft über Bodman, Espasingen und Wahlwies
zugunsten der Familie B. im 17. Jahrhundert war diese mit diesen Gütern
Mitglied der Ritterschaft (Kanton Hegau, Ritterkreis Schwaben).
L.: Hölzle, Beiwort 60; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Bodman zu Möggingen, Bodmann (Freiherren, Reichsritter). 1752 gehörten die Freiherren von B. mit
Möggingen, Liggeringen, Güttingen und Wiechs zum Ritterkreis Schwaben (Kanton
Hegau). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts teilte sich die Familie in die Zweige
Bodman zu Güttingen, Bodman zu Möggingen und Bodman zu Wiechs.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Bodman zu Wiechs, Bodmann zu Wiex (Freiherren, Reichsritter). Im Jahre 1752 gehörten die zu Beginn
des 18. Jahrhunderts von den Freiherren von Bodman zu Möggingen abgespalteten
Freiherren von B. zum Ritterkreis Schwaben im Kanton Hegau.
L.: Ruch Anhang 79.
Böhl (Reichsdorf).
König Wilhelm verpfändete am 20. 3. 1252 dem Bischof von Speyer die Dörfer
Hassloch und Böhl (Bohelen) bei Neustadt an der Weinstraße (Hardt). Am 22. 1.
1330 verpfändete Ludwig der Bayer unter anderem beide Dörfer an die Pfalzgrafen
bei Rhein. Dort verblieben sie, so dass sie über Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz
kamen.
L.: Hugo 463.
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer
Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in
das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine
Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der
aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden
(Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11.
Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog
erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes
(Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von Schwaben die
erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an steigerten die
böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs (1251), der
Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains (1269) griff
der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar II.
(1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf dem
Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau und
im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch
Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die
Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437).
Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische
Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches,
fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die
Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum
(1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und
verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und
den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen
Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische
Nationalbewusstsein. Außer in den Städten setzte sich die tschechische Sprache
weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel
das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren
und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen
und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde
Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung
des Rechts der freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum
Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus
Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ
1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die
Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der
engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde
die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder
zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise
Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin),
Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen,
Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast
ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die
nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen
das Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter
dem Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer
Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die
tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919
ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75
Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat)
in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949
wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst.
S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134;
Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte
Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd.
1ff. 1912; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff.
1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner
Nachbarländer Böhmen und Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der
Kampf der Tschechen um ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer,
hg. v. Brandt, B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E.,
Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae.
Karten von 1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich
im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen
deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28 (1965),
99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd.
1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm, H.,
Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der
böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm,
H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka,
H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz, F., Böhmen im
mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984;
Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder
von den Anfängen bis 1948, Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599,
1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Prinz, F., Geschichte
Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und
Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990; Deutsche Geschichte im
Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa
im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen, 1998;
Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und
Mähren, hg. v. Mund, G., 2014.
Bohn (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Boineburg (Reichsritter) s. Boyneburg
Bolanden (Herren, Reichsgrafen).
Die Herren von B. sind ein vermutlich aus der Dienstmannschaft des Erzstifts
Mainz hervorgegangenes, seit 1128 mit Werner I. nachweisbares Geschlecht von Reichsministerialen im rheinhessisch-pfälzischen Raum.
Zentren der verstreuten Güter waren Lehen - 45 verschiedener Herren - und
Vogteien der Reichsgutsbezirke um die Stammburg
Donnersberg, um Nierstein, Gernsheim und Ingelheim. Die Familie erlangte 1212
die Reichstruchsessenwürde, 1246 die Reichskämmererwürde. Zugleich spaltete sie sich in die
Linien B., Hohenfels und Falkenstein auf. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm
1376, die 1199/1241 abgespaltete, in Reipoltskirchen ansässige Seitenlinie
Hohenfels 1602, die 1241 gebildete Seitenlinie Falkenstein, die 1255/1288 die
Ministerialen von Münzenberg beerbte, die Landvogtei der Wetterau und die Reichsvogtei im Forst Dreieich innehatte und 1398 in
den Reichsgrafenstand aufstieg, bis 1407/1418.
Das 1333 erstmals erwähnte Dorf B. kam 1709 von der Pfalz durch Tausch an
Nassau-Weilburg, danach über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Jacob, E., Untersuchungen über Herkunft und Aufstieg des Reichsministerialengeschlechtes Bolanden, Diss. phil.
Gießen 1936; Engels, O., Bolanden, LexMA 2 1983, 356f.; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Bömelburg (Freiherren, Reichsritter)
s. Bemelberg.
L.: Hölzle, Beiwort 58.
Bommersheim-Praunheim (Reichsritter)
Bonn (Stadt, Residenz der Erzbischöfe von
Köln). Am Ausgang des Rheindurchbruchs durch das Schiefergebirge bestand in
günstiger Verkehrslage bereits eine keltische Siedlung. Deren Namen übernahm
ein vor 50 n. Chr. errichtetes römisches Legionslager (Castra Bonnensia). Um
400 wurde der Ort von den Franken erobert (722/723 pagus Bonnensis belegt).
Außerhalb des Lagers entstand bei der Märtyrerkapelle St. Cassius und
Florentius ein neuer Siedlungskern, der unter die Herrschaft der Ezzonen, dann
der Grafen von Sayn und im 12. Jahrhundert an das Erzstift Köln kam. Im 16.
Jahrhundert wurde B. Hauptort des Erzstifts. 1786 erhielt es eine 1797
aufgehobene, 1815 aber neugegründete Universität. 1797 fiel es an Frankreich,
1815 an Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde Bonn auf
Betreiben des Bundeskanzlers Konrad Adenauer (vorläufig gedachter)
Regierungssitz und damit Hauptstadt der aus den drei westlichen Besatzungszonen
des Deutschen Reiches (und West-Berlin) gebildeten
Bundesrepublik Deutschland. Am 29. 9. 1990 wurde Berlin mit Inkrafttreten des
Einigungsvertrags zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher
Demokratischer Republik Hauptstadt der erweiterten Bundesrepublik Deutschland.
Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag im Hinblick auf die geschichtliche
Entwicklung mehrheitlich eine Verlegung des Sitzes der Bundesregierung und des
Bundestags von Bonn nach Berlin.
L.: Wolff 85; Ennen, E./Höroldt, D., Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 3. A.
1976; Kaiser, R., Bonn, LexMA 2 1983, 426f.; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 204; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 62; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 74.
Bonndorf (Herrschaft, Grafschaft). B. im
Hochschwarzwald wird 1223 erstmals erwähnt. Die Herrschaft B., die B.,
Münchingen, Wellendingen, Gündelwangen und Boll, später auch Holzschlag und
Glashütte sowie seit 1609 Grafenhausen umfasste, gehörte seit 1460 zu Lupfen
(Landgrafen von Stühlingen), wurde später aber reichsunmittelbar. 1613 gelangte
sie durch Kauf von Joachim Christoph von Mörsberg für 150000 Gulden an die
Abtei Sankt Blasien, die sie 1699 durch die Ämter Blumegg, Gutenburg
(Gutenberg) und Bettmaringen zur Grafschaft B. erweiterte. Dadurch wurde der
Abt von Sankt Blasien 1746 Reichsfürst. 1803 kam
das 3,5 Quadratmeilen große B. mit 8000 Einwohnern an den Malteserorden
(Großpriorat Heitersheim), 1805 an Württemberg und 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 15; Wallner 687 SchwäbRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Kürzel, A., Der Amtsbezirk oder die
ehemals St. Blasianische Reichsherrschaft
Bonndorf, 1861; Stadt auf dem Schwarzwald Bonndorf, hg. v. d. Stadt Bonndorf,
1980.
Bönnigheim (Reichsstadt,
Ganerbiat, Ganerbschaft, reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 793 gab
die Nonne Hiltpurg B. bei Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg B.
gehörte 1183 den Staufern. Im 13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von
Lorsch an das Erzstift Mainz über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt
erhoben, aber bald dem Reich entfremdet. 1288
kaufte ihn König Rudolf von Habsburg, der ihn seinem natürlichen Sohn Albrecht
von Löwenstein überließ. Von dessen Witwe fiel er 1330 an Friedrich von
Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam es zu einer Ganerbschaft (Ganerbiat)
zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg und dem Erzstift Mainz. Bis 1750
setzte sich das Erzstift Mainz durch. 1785 verkaufte es das zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit Cleebronn und Erligheim an
Württemberg, über das B. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und
Stromberg, 1970.
Boos von Waldeck (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit
Hundsbach samt Lauschied und Teilen von Kappeln zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Winkelmann-Holzapfel 143; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (im Rheingau).
Boos von Waldeck und Montfort (Freiherren,
Grafen, Reichsritter). Die Freiherren, seit 1790
Grafen, B. zählten um 1790 mit Wasenbach zum Kanton Mittelrheinstrom und mit
Hüffelsheim zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 143.
Bopfingen (Reichsstadt).
B. bei Aalen kam um 1150 zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an die
Staufer. In der Reichssteuerliste von 1241
erscheint der vielleicht um 1230 von den Staufern ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt). 1384 erwarb die Stadt das Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein.
Ihr Herrschaftsgebiet blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8 Quadratmeilen große B.
mit 2000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.;
Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt
Bopfingen, 1872.
Boppard (Reichsland,
Reichsstadt). In Urkunden des 7. Jahrhunderts
erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf römisches Staatsland
zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird der relativ
geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte Hildesheim und Bamberg, der
Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des Quirinusstifts in Neuss
(Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg und Pedernach und
Verlehnungen an Reichsministeriale
aufgesplittert. Die Reste des Reichsgutes fielen
zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier und gingen im Kurfürstentum
Trier auf. Das an der Stelle des auf eine keltischen Gründung zurückgehenden
römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4. Jh.) liegende B., das im frühen 13.
Jahrhundert Reichsstadt wurde, verlor mit der
Verpfändung an das Erzstift Trier 1312 die Reichsfreiheit,
da alle Versuche zur Wiedergewinnung misslangen. 1794 geriet B. unter
Verwaltung Frankreichs. 1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im Rheinland. Die Geschichte des königlichen
Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H., Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser, R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg.
v. Missling, H., 1998.
Borié (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von B. mit Dürrnhof samt Neuhaus
Mitglied des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Seyler 354; Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 122.
Borkholm (Residenz der Bischöfe von Reval bei
Wesenberg/Estland)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 64.
Börstingen, Bärstein (Reichsdorf?).
L.: Dacheröden 128; Hugo 474.
Bose (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit einem 1780 an Werneck und Gemmingen
verkauften Anteil an dem Rittergut Neubronn zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben. Außerdem waren sie um 1700 im Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Kollmer 375; Riedenauer 122.
Botzheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken und zum Ort (Kanton)
Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben (1802 Friedrich Ludwig B., Friedrich Wilhelm Karl B.).
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Riedenauer 122.
Boul (Reichsritter),
Buol. 1752 zählte die Familie der Freiherren von B. mit Mühlingen, Hotterloch,
Etschreute, Haldenhof und Reichlishardt (Reichlinshard) zum Kanton Hegau im Ritterkreis
Schwaben. Ihre Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat,
über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 82 und Anhang 79.
Bourbon del Monte Santa Maria (Reichsfürst). 1702 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni
Mattia B. zum Reichsfürsten und sein Marchesat
zum lehnbaren Fürstentum.
L.: Klein 167.
Bournonville (Fürstentum). Das Fürstentum B. gehörte
über das Herzogtum Brabant und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Bouvinghausen (Reichsritter), s. Buwinghausen
Bouwinghausen (Reichsritter), s. Buwinghausen
Boyneburg, Boineburg (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert waren die
Freiherren von B. u. a. mit einem Teil von Stadtlengsfeld, Gehaus und Weilar
(insgesamt 13 Dörfern) Mitglied des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis Rhein sowie vielleicht zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 354-356;
Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 122; Strickhausen, G., Die Boyneburg bei
Eschwege, 1993; Rahrbach 28; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Großenlüder, Burghaun).
Boyneburg, Boineburg, Bomeneburg (Herren, Grafen,
Herrschaft). Vielleicht schon der Sohn Siegfried (1082) Ottos von Northeim,
jedenfalls Ottos Enkel Siegfried III. nannte sich 1123 nach der die Werralandschaft
beherrschenden Burg B. (Boumeneburc) bei Eschwege. Nach seinem Tod (1144) fiel
die Burg an die Grafen von Winzenburg bzw. das Reich
und wurde nach einem Ausbau durch den Abt von Fulda durch Ministeriale
verwaltet. 1292 übertrug König Adolf die B. und die Stadt Eschwege Landgraf
Heinrich von Hessen als Reichslehen. Die Reichsministerialen von B. und die von B.-Honstein,
die sich inzwischen eine eigene Herrschaft um die Burg aufgebaut hatten, trugen
ihre Burgsitze bereits um 1370 von Hessen zu Lehen und nahmen „das Schloss“
1460 als gemeinsames Lehen von Hessen. Zum Gericht B. gehörten am Ende
des 16. Jahrhunderts die 16 Dörfer Bischhausen, Datterode, Grandenborn,
Hoheneiche, Jestädt, Kirchhosbach, Motzenrode, Netra, Neuerode, Oetmannshausen,
Rechtebach, Reichensachsen, Rittmannshausen,
Röhrda, Thurnhosbach und Wichmannshausen (mit rund 900 Hausgesessenen). Später
kamen zum nunmehrigen Amt Bischhausen auch die von Boyneburg--Honsteinschen
Dörfer Oberdünzebach und Niederdünzebach und Langenhain hinzu, während
Datterode seit 1615 zum Amt Eschwege gehörte. Seit 1660 stand die zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende Herrschaft im Kondominat Hessens
und Boyneburgs. Nach dem Aussterben der Linie Boyneburg-Hornstein zog Hessen
deren Lehnsanteil ein, kaufte einen weiteren und fand 1803 die übrigen
Berechtigten ab.
L.: Wolff 254; Reimer, H., Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, 40
(Bischhausen); Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 18 Gräfliche Häuser A3,
1958; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt, 1964, 151ff.; Lange, K., Der
Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Schoppmeyer, H.,
Bomeneburg, LexMA 2 1983, 390; Heinemeyer, K., Boyneburg, Die deutschen
Königspfalzen 1, 1983 24ff.; Demandt, K. Regesten der Landgrafen von Hessen,
Bd. 2, 1990, Nr. 162 Ziffer 2, 4, 5;Strickhausen, G., Die Boyneburg bei
Eschwege, 1993; Eckhardt, W., Hess, Jb. Landesgeschichte 51 (2001), 75ff.;
Diehl, T., Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg, 2010.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und
gehörte seit 959 zum Herzogtum Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben
die Grafen von Löwen die Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von
Lüttich die Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen
Heinrich V. die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark
Antwerpen. Danach gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die
Herrschaft über das Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der
holländischen Provinz Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich
Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten
gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert
fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden
war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen
von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen
Aachen und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen
Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von
den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem
Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. († 1355) übertrug
B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an
die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg.
Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen
Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande,
während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen,
seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814
gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu
Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der
Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien,
dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb
bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14.
Jahrhundert, 1938 ; Martens, M., L’administration du domaine ducal en
Brabant, 1954 ; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III,
31, 32, 33 Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
60; Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie
ontvouwd, 2006.
Brackel (Reichshof bzw. Reichsdorf).s. Brakel
Brakel, Brackel (Reichshof
bzw. Reichsdorf). B. bei Dortmund wird 980
erstmals genannt. Die curiae (Reichshöfe)
Dortmund, Elmenhorst, B. und Westhofen verpfändete König Albrecht am 20. 1.
1300 an den Grafen von der Mark . Über Preußen gelangte B. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Hugo 469.
Brakel (reichsunmittelbare Stadt?). B. an der
Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert
hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Heerse die Herrschaft
inne. Später gelangten Anteile an der Stadtherrschaft an die Asseburg und die
Grafen von Everstein. Zwischen 1289 und 1384 gewann das Hochstift Paderborn
durch Kauf und Heimfall die Herrschaft. Seit 1431 wurde B. vom Reich als Reichsstadt
tituliert und zu Reichssteuern herangezogen. Die
Stadt konnte aber im Ergebnis den Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit
nicht durchsetzen. 1803 kam sie an Preußen, 1807 zum Königreich Westphalen,
1815 wieder zu Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Brakel
829-1229-1979, hg. v. d. Stadt Brakel, 1979.
Brakenlohe, Brackenlor (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bramberg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Brandenburg (Hochstift, Residenz). Am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen
Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6.
Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg, die vielleicht mit der zu
789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10. 948 gründete bei ihr
König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg unterstellte Bistum B. mit dem
Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und Ostsee. Von 983 bis 1150/1157
war B. wieder slawisch, fiel dann aber an den Askanier Albrecht den Bären.
1161/1165 wurde von Leitzkau aus das Bistum B. erneut errichtet, wenn auch in
erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe verfügten nur über wenige Güter,
die sie von den vier Ämtern Ziesar, Brandenburg, Ketzin und Teltow aus
verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen Landesherrschaft gelang nur in
Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch
zur Landsässigkeit gezwungen wurde, rechtlich reichsunmittelbar. Nach der
Reformation (1539) wurde das Bistum 1544 der Mark Brandenburg einverleibt und
1598 formell aufgelöst. Das Kapitel bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des fürstbischöflichen
Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum Brandenburg. Teil 1
hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger, F./Wentz, G., 1941,
Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und Deutsche in der
brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2 1964; Grebe, K.,
Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der Heveller,
Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 551ff.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das Domstift Brandenburg und
seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., 2005.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster
Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von
Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer
von der Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte.
Nach dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf
Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die
Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und
Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die
Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In
der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde
die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die
Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten
Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit
große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld,
Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der
Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft
über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535
wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder
gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio
Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524
wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das
vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648
realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.)
und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691
Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im
modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich
III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den
Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz,
Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen]
und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945
eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938
gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von
der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin,
Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur
sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter
Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre
1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen
Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am
23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder
und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt
der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand
das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau
[Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der
Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer
Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S.
Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34;
Mylius, C. O., Corpus constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle
1737ff.; Bekmann, J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark
Brandenburg, Bd. 1f. 1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P. W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus
Brandenburgensis continuatus, ed. Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus)
Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E.,
Historischer Atlas der Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische
Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz
Brandenburg, hg. v. Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der
Markgrafen von Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter,
G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die
Entstehung des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische
Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg,
hg. v. der hist. Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.;
Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern
1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das
Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A.
2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v.
Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb.
v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs,
Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und
Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v.
Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung
der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G.,
1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert,
1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f.
Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie
zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische
Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971;
Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der
Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den
Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte
und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich
1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des
Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987); Hansische Stadtgeschichte –
Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz
und Herrschaft, 1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994;
Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre
Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des
großen Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer,
W., Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum
Großgrundbesitz, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 117,
454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte,
C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung,
hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark
Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f.
brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a.,
2009.
Brandenburger zu Riet (Reichsritter).
Im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts zählten die B. zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 201.
Brandenstein (Freiherren, Reichsritter).
Bis etwa 1650 zählten die thüringischen, nach der Stammburg B. bei Pössneck
benannten B. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten
die B. mit dem Gut Wüstenstein in der Fränkischen Schweiz zum Kanton Gebirg und
zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 65; Riedenauer 122.
Brandenstein (Freiherren, Reichsritter) s. Schmid von B.
Brandis (Reichsritter).
Um 1800 zählten die B. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Brandis (Herrschaft), Brandeis. Die Reichsmatrikel von 1776 erwähnt innerhalb des
schwäbischen Reichskreises die Herrschaft
Brandeis, Brandis.
L.: Gumpelzhaimer 1796, 85, 59; Wolff 464.
Brandt (Reichsritter).
Zwischen 1550 und 1650 zählten die B. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Brandt von Neidstein, Brand von Neidstein,
Brandt (Reichsritter). Im späten 18. Jahrhundert
zählten die B. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. S. a. Prandtner
L.: Riedenauer 122.
Brantz (Reichsritter).
Der württembergische Rat Johann Christoph von B., der in Kirchheim an der Teck
ansässig war, war von 1644 bis 1655 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 201.
Brasseur (Reichsritter).
Um 1700 zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Braun (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit einem 1686 erworbenen Drittel Hipsheim
zur Reichsritterschaft Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Braunsbach (ritterschaftlicher Ort). B. am Kocher
wird vermutlich verhältnismäßig lange nach seiner Gründung 1255 erstmals
erwähnt. Ortsherren waren meist Lehnsleute der von Limpurg und von Hohenlohe
(1471-1549 Spieß, 1549-1637 Crailsheim). 1640 fiel es im Erbgang an die von
Burglayen (Layen), 1644 an die von Lichtenstein und 1666 an die Wolfskehl von Reichenberg. Sie verkauften den zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken steuernden Ort 1673 an Franz Johann Wolfgang von
Vorburg, der ihn dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrug. 1737 kam B. als Pfand
an das Domkapitel Würzburg. 1802 fiel es als Entschädigung an
Hohenlohe-Jagstberg, 1806 an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Braunsberg (Residenz der Bischöfe von Ermland),
Braniewo
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 68.
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums (Herzogtums)
Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
B. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren
hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte,
bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis
1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst
August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember
1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich
am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der
größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt und gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische
Republik. Im Übrigen ging B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am
1. 11. 1946 im neugebildeten Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des
braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner,
J. u. a., 2008.
Braunschweig (reichsstadtähnliche Stadt). Das 1031
erstmals urkundlich erwähnte, aus Altstadt, Neustadt, Sack, Hagen und Altewiek
zusammengewachsene, bei der um 1000 erbauten, 1134 genannten Burg Tanquarderoth
(Dankwarderode) liegende B. (Brunesguik) wurde im 15. Jahrhundert wie eine Reichsstadt zu Reichstagen
geladen, unmittelbar zur Reichssteuer
herangezogen und unterhielt enge Beziehungen zum Kaiser, war aber nie Reichsstadt, sondern einer der Mittelpunkte des
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, bis es 1671 an Braunschweig-Wolfenbüttel
überging. 1946 kam es zu Niedersachsen.
L.: Wolff 438; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, hg. v. Hänselmann, L./Mack,
H., Bd. 1ff. 1872ff.; Achilles, H., Die Beziehungen der Stadt Braunschweig zum Reich im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der
Neuzeit, 1913; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis
zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1937; Moderhack, R., Braunschweigische
Landesgeschichte im Überblick, 1976; Last, M., Braunschweig, LexMA 2 1983,
584ff.; Braunschweig. Das Bild der Stadt in 900 Jahren, hg. v. Spies, G., Bd.
1f. 1985; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, hg. v.
Garzmann, M., 1986; Ehlers, J., Historiographie, Geschichtsbild und
Stadtverfassung im spätmittelalterlichen Braunschweig, (in) Rat und Verfassung
im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Testamente der Stadt Braunschweig, hg.
v. Mack, D., 1988f.; Kintzinger, M., Das Bildungswesen in der Stadt
Braunschweig im hohen und späten Mittelalter, 1990; Die braunschweigische
Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen
des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind (†
1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das
Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem
billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und
aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu
einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264
das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt
(zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil
Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im
Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig.
Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens
immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder
fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der
Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg
gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum
Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem
Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres
Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das
Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt
(zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz
Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen.
Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523
eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft
Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit
Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen
welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses
Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines
einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen
Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie
erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt
Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch
Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt
bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den
Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen,
Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte
ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg,
Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und
1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr
in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum
Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine
Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867
trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das
erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906
eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog
Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August dankte
1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische
bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1.
1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen
Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch
die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3,
8; Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff.
1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von
Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11 1859ff.; Max, G., Geschichte des
Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig
und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der
Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe
Heinrichs des Löwen. Die territoriale Grundlage des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im alten Herzogtum
Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung Niedersachsens, 1929;
Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des Landes Braunschweig
im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H., Die
welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H., Überblick
über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb. 53
(1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, (in)
Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie zur
braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.);
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von
Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand
zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des
12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses
Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495
wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B.,
dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses
erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein,
erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617
Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt
sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden,
Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie
Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651
Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des
Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis
1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754
wurde die zu europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel
nach Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es
zum Königreich Westphalen und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert
setzte sich die Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am
1. 11. 1946 ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648) D/E2/3, III 38
(1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt
Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W., Die
Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des Kreises
Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U.
u. a., 2012.
Bregenz (Grafschaft, Grafen). Nach älteren
Siedlungen errichteten die vindelikischen Brigantier im Mündungsdelta des
Rheines in den Bodensee ihren Vorort. Den keltischen Namen Brigantion übernahm
eine nachfolgende römische Siedlung (Brigantium). Am Ende des fünften
Jahrhunderts war Brigantium in den Händen der Alemannen. In der Mitte des 11.
Jahrhunderts wurde Bregenz Sitz der rings um den Bodensee reich begüterten
Grafen von B. (1043 Uodalricus Prigantinus, Udalrichinger). Von ihnen kamen die
Güter über die Grafen von Pfullendorf und die Pfalzgrafen von Tübingen (B.) an
die Grafen von Montfort, die B. 1451/1523 an Habsburg bzw. Österreich
verkauften. Unter Österreich zählte die Grafschaft zum österreichischen Reichskreis. Innerhalb Österreichs wurde es
Landeshauptstadt Vorarlbergs. S. Montfort-Bregenz.
L.: Wolff 39; Wallner 711 ÖsterreichRK 1; Helbok, A., Bevölkerungsgeschichte
der Stadt Bregenz vom 14. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, 1912; Schmid,
K., Bregenz, LexMA 2 1983, 599; Niederstätter, A., Quellen zur Geschichte der
Stadt Bregenz 1330-1663, 1985; Klagian, T., Die Entwicklung von Bregenz,
Montfort 51 (1999), 155.
Brehna (Grafen). Vor 1053 ließ Graf Thiemo I.
in B. bei Bitterfeld eine Burg errichten. Die daneben vor 1274 entstandene
Stadt und die Grafschaft B. wurden 1290 als Reichslehen
an das Herzogtum Sachsen-Wittenberg vergeben. Sie kamen 1423 an Sachsen
(Kursachsen, Wettin) und wurden 1815 an Preußen abgetreten (Provinz Sachsen, s.
Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 377; Schmidt, A., Bilder aus der Geschichte der Grafschaft und der
Stadt Brehna, 1931.
Breidbach, Breitbach (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von B. mit dem vom späten 15. Jahrhundert bis 1679 allmählich
erworbenen Bürresheim am Einfluss des Nitzbaches in das Nettetal zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Um 1760 gehörten B. auch zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Riedenauer 122; Bornheim, W. gen.
Schilling, Zur Geschichte der von Bürresheim im Mittelalter, Niederrhein.
Annalen 158 (1956).
Breidenbach (Reichsritter).
Um 1700 zählten die B. (genannt Breidenstein) zum Kanton Baunach und im frühen
18. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra sowie vielleicht auch zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken. S. Breitenbach.
L.: Riedenauer 122; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 Breidenbach bzw. Breidbach (Lindheim),
Breidenbach von Bürresheim (Burggraf Friedberg).
Breisach (Reichsstadt).
In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche
Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein
spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum
genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert
gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von
Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der
Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück.
(Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der
Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser
Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die
Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an
Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und
von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg
einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der
Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von
Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den
Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B.
ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die
Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der
Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von
Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365
Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der
B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich
Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte
der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim],
Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim)
und Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er
an den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und
Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal
(Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die
Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit
Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim,
Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten,
Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad
Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen
Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen,
Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
Breitenbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten B. zu den Kantonen Gebirg und Baunach des
Ritterkreises Franken. Von 1574 bis 1588 war Friedrich von B. wegen eines
Fünftels Beihingen Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S.
Breidenbach.
L.: Schulz 259; Riedenauer 122.
Breiteneck (Herrschaft), Breitenegg. Im 12.
Jahrhundert unterstand B. nordwestlich von Kelheim den Herren von Laaber,
später den Familien Hirschberg, Gumppenberg, Pappenheim und Wildenstein. Kurz
vor 1600 kam die Herrschaft teils an Pfalz-Neuburg, teils an Bayern. 1611
kaufte Bayern den Anteil Pfalz-Neuburgs. 1624 gab Bayern B. an den 1623 zum Reichsgrafen erhobenen Johann Tserclaes Tilly, der
1631 auch die Landeshoheit und 1635 die kaiserliche Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit erhielt. Seit 1649 gehörte die
Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an. Mit
dem Erlöschen der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen (drei getrennte Teile,
Freystadt an der Schwarzach, Schloss und Markt Holnstein und der Marktflecken
Hohenfels) an Bayern, die Eigengüter (zwei getrennte Teile mit Schloss und
Markt Breitenbrunn und Schloss Helfenberg) 1732 über die Gräfin von Montfort,
eine Schwester des Grafen Tilly, an die Freiherren von Gumppenberg
(Gumpenberg). 1792 wurde B. von Pfalz/Bayern gekauft.
L.: Wolff 151; Wallner 712 BayRK 16.
Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12.
Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich von
Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird
Hermann von B. genannt, der Reichslehen
innehatte. 1356 unterwarfen sich die Herren von B. mit ihrer bis dahin
unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw. den Königen von Böhmen und
erhielten 1361 die Hälfte von Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft
von Karl IV. an die Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die
Unterstellung unter Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit
dem Aussterben derer von B. ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937.
Breitschwert von Buchenbach (Reichsritter),
Breitschwerdt von und zu Buchenbach. Die Familie war 1486 von König Maximilian
I. in den Adelsstand erhoben worden. Johann Leonhardt B. war 1663 Mitglied im
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Von 1659 bis 1711 zählten die B.
wegen Buchenbach zum Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 201; Schulz 259.
Breittenbach, genannt von Breittenstein (Reichsritter). Im 17./18. Jahrhundert gehörten die B.
zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken. S. Breidenbach, Breitenbach.
L.: Seyler 356.
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für
das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des
skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen
Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete
Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe reichte
zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen (1270), beschränkte
sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und Elbemündung (2. H. 11. Jh.
alle Grafschaften des südelbischen Teils des Bistums, 1144/1236 Anfall der
Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen von Stade 1144), in dem 1234
Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt wurden. Die Versuche, die
seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu
erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten
katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg († 1566) setzte sich seit
1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das Hochstift von Dänemark bzw.
Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es wie Verden als
Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen. 1712 ging es
durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte, dem es Schweden
1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen und rund 180000
Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und
am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und mit diesem
1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G.,
Geschichte des Erzbistums Bremen bis zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2,
1877; Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb.
31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G., Die Regesten der Erzbischöfe von
Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann, G., Der Güterbesitz des Bremer
Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933; Glaeske, G., Die Erzbischöfe von
Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
Bremen (freie Reichsstadt,
Republik, Land, Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782
genannt. Seit 787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge
der Dom des Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König Otto I.
die königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte 965
Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte.
1436 kam nach dem Aussterben der Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal
gegen Geldzahlungen von den Erben an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt,
die bald calvinistische Züge annahm. 1541/1666 wurde die Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch ging
Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen wieder
an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert erlebte B. infolge des Amerikahandels eine
neue Blüte, behielt dann durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 Bestand und konnte sogar sein Gebiet vergrößern (u. a.
Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete sich B. als Freie Hansestadt B. Von 1810
bis 1813 war es als Teil Frankreichs (10. 12. 1810) Hauptstadt des
französischen Weserdepartements (Departements Wesermündungen). 1815 wurde es
Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es das hannoversche Gebiet von
Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische, 1854 eine konservative
Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Nach der
Novemberrevolution 1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik B. (10. 1.
1919 - 4. 2. 1919) gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung. Im
Dritten Reich unterstand B. mit rund 256
Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische
Gemeinden eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen
Landkreis B. Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das
Hafengebiet) aus Bremen ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde)
und Lehe gebildeten Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang
gehörte B. seit Mai 1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947
wurde rückwirkend zum 1. 1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde
Wesermünde mit dem Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven
dem Land B. zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland
wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg
und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141;
Bremisches Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.;
Bippen, W. v., Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v.,
Grenzen und Ämter im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das
Gebiet der freien Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den
Originalaufnahmen, 1928; Doerries, H., Studien zur älteren bremischen
Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); Die mittelalterlichen
Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v. Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C.,
Geschichte der bremischen Herrschaft Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie
Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4. A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v.
Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1 1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt
Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C., Untersuchungen zur Geschichte des Bremer
Stadtrechts im Mittelalter, 1953; Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der
Stadt Bremen, 1955; Bessel, G., Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A.
1955; Spitta, T., Kommentar zur Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg,
D., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der
niedersächsischen Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M.,
Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007.
Bremervörde (Residenz des Erzbischofs von Bremen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 75.
Brende (Reichsritter),
Brend. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. (Brendt, Brenn) zum Kanton
Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Rahrbach 30.
Brendel von Homburg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein, außerdem im späten 16.
Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 67;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 (Gräveneck, Lindheim 1550) 1630 ausgestorben?.
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts
mit seinen sehr reichen Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau,
1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von
Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens
säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der
oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen
Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum
eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum
zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der niederschlesischen Piasten von
1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine Brüder Glogau und Liegnitz.
1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod
Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und
Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung
von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte
und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit
Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf
der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand
es dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel
es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine
Universität. Das Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und
war in die Kreise B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an
Preußen. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 79.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft, Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe
war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie
1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold
I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied
des westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733
nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber
1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu
Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern
(Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert
(später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem
Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften
an der unteren Nahe. Mit der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem
1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei
Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz
erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790
erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel verliehen. Das
Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium.
1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803
erhielt der Fürst durch § 22 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt
Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen
ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern verlor. B.
kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Breuning von Buchenbach (Reichsritter).
Wegen des 1587 erworbenen, 1659 abgegebenen Gutes Buchenbach zählten die B. von
1592 bis 1668 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 259.
Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten),
poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247
Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das
Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens. 1344 wurde Grottkau an
das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit Liegnitz und Wohlau
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge von Liegnitz an
Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch
und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an
das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere
Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983,
683f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82.
Brinck (Reichsritter).
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Brisich (Herrschaft), Breisig. 1801 gehörte die
Herrschaft B. durch das Herzogtum Jülich zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2.
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist
ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal,
das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem
Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den
Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig
dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der
Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den
später wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain.
König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal
(Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal.
Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal
sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft
ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von
Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber
dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und
behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern,
Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900
Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit
Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons,
Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein,
Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit
Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in
Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert,
Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an
Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4;
Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F.,
Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9
1821ff.; Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der
Diözese Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des
Hochstifts Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche
Brixen. Der Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H.,
Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber,
A., Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959;
Sparber, A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der
Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2
1983, 704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J.,
Säben-Brixen als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Brochenzell (Herrschaft). 861 ist die Zelle Eigelsweiler
am Bodensee erstmals bezeugt. Vor 1274 kam die zugehörige, seit 1274 B.
(gebrochene Zelle) benannte Herrschaft mit 8 Weilern an die Grafen von
Heiligenberg, dann an die Grafen von Werdenberg, vor 1439 an die Grafen von
Montfort und von diesen an die Familie Humpiß von Ravensburg. 1721 wurde die
seit 1400 als Reichslehen geltende Herrschaft
vom Kloster Weingarten erworben und gelangte 1803 an Nassau-Oranien, 1804 an
Österreich und 1805 an Württemberg und damit B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Der Kreis Tettnang, 1969.
Brockdorff (Reichsgrafen).
Die Familie B. ist seit 1220 als holsteinisches Adelsgeschlecht nachweisbar.
Eine (fränkische) Linie wurde 1706 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Wegen Unterleiterbach (Unterlettenbach) zählten die B. zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem erscheinen sie seit der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts im Kanton Baunach.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Broglie (Reichsfürst).
1759 wurde der General Victor François de B. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 172.
Brömbsen (Reichsritter).
Vielleicht zählten die B. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. S.
Brömser von Rüdesheim.
L.: Riedenauer 122.
Brömser von Rüdesheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein. Außerdem waren sie
Mitglied des Kantons Steigerwald des Ritterkreises Franken. S. Brömbsen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 77; Bechtolsheim 14; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 355 (Rüdesheim 1550), 1668 ausgestorben?.
Bronckhorst (Herren), Bronkhorst. Die Herren von B.
erscheinen in der Reichsmatrikel von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 68.
Bronnbach (Abtei). Um 1790 gehörte die um 1151 von
Edelfreien an der unteren Tauber gestiftete, seit 1656 vom Erzstift Mainz und
dem Hochstift Würzburg als terra nullius betrachtete Abtei B. wegen Rütschdorf
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802 kam das Kloster mit Reicholzheim (Reichholzheim)
und Dörlesberg an Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, 1806 an Baden. B. gelangte
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 128; Scherg, L., Die
Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, 1976; Ehmer, H., Das Kloster
Bronnbach im Zeitalter der Reformation, Württemberg. Franken 72 (1988).
Bronsart, Bronstardt (Reichsritter).
Zwischen etwa 1550 und etwa 1750 zählten die B. zum Kanton Steigerwald (etwa
1650-1680), zum Kanton Baunach (Ende 17. Jahrhundert) und zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 356 (Bronstardt); Bechtolsheim 14; Riedenauer 122.
Bronstardt (Reichsritter) s. Bronsart
Brugg (Residenz an der Aare bei Habsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 85.
Bruggen (Reichsritter).
Vom 17. Jahrhundert bis 1806 zählten die B. mit dem Rittergut Schernau zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 16; Riedenauer 122.
Brühl (Reichsgrafen). Die Familie B. ist seit 1344 als thüringisches Adelsgeschlecht bezeugt. Sie wurde 1737/1738 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Brühl (Residenz des Erzbischofs von Köln)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 86.
Brünn (Reichsstadt,
Residenz der Grafen von Luxemburg). B. (alttschechisch brn, Ton, Lehm?) an der
Mündung der Zittawa in die Schwarzawa wird 1091 erstmals erwähnt. Die Burg war
Vorort eines mährischen Teilfürstentums bzw. Mährens. 1243 erhielt B. eigenes
Recht. Unter König Rudolf von Habsburg wurde es zur Reichsstadt
erhoben, doch hat sich dies faktisch nicht ausgewirkt. S. Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Rössler, E., Die Stadtrechte von Brünn aus dem 13. und 14.
Jahrhundert, 1852, Neudruck 1963; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, Bd.
1 1911; Hlavácek, I., Brünn, LexMA 2 1983, 762ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 87.
Brüssel (Residenz des Herzogs von Brabant)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 90.
Bubenhofen (Reichsritter,
Personalist). Die B., die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft St.
Jörgenschild, Teil am Neckar, waren, zählten seit 1548 mit den Rittergütern
Leinstetten und Bettenhausen sowie der Burg Lichtenfels zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Nach dem Verkauf dieser Güter im Jahre 1784 an die
Frank (Franck) gehörte Johann Wilhelm von B. dem Kanton bis 1805 als
Personalist an. Die Familie war auch mit dem 1575 erworbenen Kleinsüßen, dem
1621 erworbenen Winzingen und dem 1789 an die Rechberg verkauften Gut Mösselhof
im Kanton Kocher immatrikuliert. Die Familie hatte außerdem Ramsberg
(1550-1682), Krummwälden (1550-1805), Steinbach (1653-1666) und Eislingen
(Großeislingen) (1744-1765).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Hellstern 201f.;
Kollmer 369, 375; Schulz 259.
Buchau (Reichsstadt),
Bad Buchau. Bei dem um 770 gegründeten Damenstift B. entstand im 10.
Jahrhundert eine 1014/1022 bezeugte Siedlung. Sie erhielt im 13. Jahrhundert
Stadtrecht und erlangte vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts Unabhängigkeit
vom Stift. 1320 wurde sie unter den Reichsstädten
genannt. 1524 erwarb diese kleinste der oberschwäbischen Reichsstädte das Ammannamt. Die Ausbildung eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang ihr nicht. 1802/1803 kam sie, etwa 0,3
Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde mit dem Reichsstift B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen,
das 1806 an Württemberg fiel. 1951/1952 kam B. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 36; Wallner 690 SchwäbRK 93; Schroeder 440ff.;
Schöttle, J., Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Beschreibung des
Oberamtes Riedlingen, 2. A. 1928; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955;
Seufert, C., Repertorium des Stadtarchivs, Bd. 1 1997.
Buchau (Reichsstift,
Residenz). Um 770 gründete eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf
Warins) auf einer Insel im Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser
Ludwig dem Frommen Güter. 857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es
seiner Tochter Irmengard übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter
des Grafen des Eritgaus neu gegründet. Es galt im Spätmittelalter als
reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264
hatte B. niemals mehr als 10 Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift
umgewandelte Kloster erwarb durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach
1625 durch Heimfall der Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines
Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387) und Kappel (1391), Grodt
(1427/1645-1788, dann an die Grafen von Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442),
Betzenweiler (1510), Streitberg (1700), die Herrschaft Oggelsbeuren mit
Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt Bierstetten (1788), Moosburg (1792)
und einige Ämter zu Mengen und Saulgau gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt.
Es hatte Sitz auf dem Reichstag und dem
schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis
und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt
B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an Hohenzollern-Sigmaringen
und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955;
Theil, B., Das Damenstift Buchau am Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG. 125
(1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau.
Regesten 819-1500, hg. v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Buches von Wasserlos, Buchs von Wasserlos (Reichsritter). Um 1550 zählten die B. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier 75, 162; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
Buches (Ockstadt, Lindheim 1550) um 1600 ausgestorben?.
Buchholz, Bucholtz (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Von 1592 bis 1629 waren sie wegen Helfenberg Mitglied im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Stieber; Seyler 357; Riedenauer 122; Schulz 259; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Müs 17. Jh.).
Buchhorn (Reichsstadt)
(seit 1811 Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit
1032/1040 erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem
Aussterben 1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der
von diesen zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis
genannt und ist am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13.
Jahrhunderts Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299).
König Rudolf von Habsburg verpfändete diese an die Grafen von Werdenberg, doch
konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit wieder
erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift Konstanz die Herrschaft
Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803 fiel B. mit rund 40 Quadratkilometern und etwa
1800 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg. 1811 entstand aus der
Vereinigung von B. und Hofen das nach König Friedrich von Württemberg benannte
Friedrichshafen, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die
älteste Buchhorner Urkunde, Württemberg. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910),
155ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte,
1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung Tettnang, 1915; Hutter, O.,
Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M., Buchhorn unter bayerischer
Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 80
(1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt Friedrichshafen, hg. v. Theiss,
K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn, LexMA 2 1983, 836.
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz,
Nidder und dem ehemaligen Limes genannten Familie der edelfreien Herren von B.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts (um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben
der Herren von B. an die vielleicht stammesgleichen Grafen von Isenburg über,
die bis 1376 den gesamten Reichswald, 1377
Wächtersbach, 1420/1433 aus der Erbschaft der Falkensteiner unter anderem die
Hälfte von Offenbach erhielten, die Burg Birstein und die Vogtei Reichenbach von Fulda kauften und 1442 den Reichsgrafentitel erlangten. 1517/1521 wurde das
geschlossene isenburgische Territorium vom Vogelsberg bis über den Main
geteilt. B. war von 1517 bis 1806 mit Unterbrechungen Sitz der Linie
Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei erneut eine Aufteilung in die Linien
Birstein (Isenburg-Birstein) und B. (Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen)
teilte sich 1687 in B. (Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis
1929) und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt.
1945 kam B. zu Hessen. S. Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen),
Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und
Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß, P., Büdingen, 1951; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Demandt, K., Die Herren
von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit,
Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49; Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956;
Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983, 904; Bilder erzählen aus der
Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker, K./Großmann, G., Schloss
Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 291.
Buirette von Oehlefeld (Oelefeld) (Reichsritter). Um 1800 zählten die B. zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Bünau (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert und im 18. Jahrhundert zählten die aus der
bischöflich-naumburgischen Ministerialität aufsteigenden, um 1408 mit der
Herrschaft Weesenstein belehnten Herren von B. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Die Familie von Bünau, hg. v. Schattkowsky, M.,
2008; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Friedberg).
Bundenbach (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft B. bei Birkenfeld über Pfalz-Zweibrücken zum oberrheinischen Reichskreis. 1816 kam sie an Bayern, und 1946 B. zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Wallner 695 OberrheinRK 3.
Bundorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Buol (Reichsritter) s. Boul
Burdian (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 96.
Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen
Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert
die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie
übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren
Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen
des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus
Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte
Markgrafschaft 1301 als Reichslehen ein. Danach
gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B., Günzburg, Scheppach und
Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte, im Übrigen Geleit, Zoll,
Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert war B. an die
Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut, 1485 an das
Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern verpfändet. 1492 löste König
Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der Reichsstädte
Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war der B. an
Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler Nebenlinie des
Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt
residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788;
Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und
topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand,
R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft
Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3.
A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983;
Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis
Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und
Kommunikation, 2005.
Burgenland (Bundesland). Der Name B. leitet sich
von der Endung -burg der ungarischen Komitate Eisenburg, Ödenburg, Pressburg
und Wieselburg her. 1919 wurde das meist zu Ungarn gehörige, seit dem elften
Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte Gebiet (ohne Moson, Vasvar und
Pressburg) Österreich zugesprochen. 1920 hielt es amtlich den Namen B. Nach
einer nicht einwandfreien Volksabstimmung vom 14. 12. 1921 fiel Ödenburg an
Ungarn. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer
umfassende Bundesland B. mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen
Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing,
Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von
Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs
oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje)
rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten
Zivilverwaltung des Deutschen Reiches. 1945
wurde B. als Bundesland wieder hergestellt.
L.: Allgemeine Bibliographie des Burgenlandes, 1956ff.; Guglia, O., Das Werden
des Burgenlandes, 1961; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2. A. 1991.
Burger (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit einem Sechstel Hipsheim zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Burggraf zu Heppenheim (Reichsritter).
Von etwa 1650 bis etwa 1720 zählten die H. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Burghausen (Grafen, Residenz). B. an der Salzach
gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Wittum und befand sich vielleicht seit
der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in den Händen der von den Sighardingern
kommenden Grafen von B. Um 1130 heißt es urbs. 1168 kam es an die Grafen von
Wittelsbach, 1255 an Niederbayern. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322
das Recht Landshuts. Von 1331 bis 1334 war es Sitz der Linie Bayern-Burghausen.
1392 gelangte es an Bayern-Landshut. S. Bayern.
L.: Auer, L., Burghausen, LexMA 2 1983, 1053f.; Buchleitner, A., Burghausen, 3.
A. 1993; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 97; Kupfer, E., Die Machtstellung der
Sieghardinger, 2004.
Burghausen (Reichsritter).
Die B. zählten im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Burgheim (Reichsdörfer
Oberburgheim, Niederburgheim). Ludwig der Bayer verpfändete am 29. 1. 1343 dem
Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) die Reichsdörfer
Gertweiler und B. bei Schlettstadt im Elsass. Am 6. 6. 1409 erlaubte König
Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, die von demselben
eingelösten Reichsdörfer Gertweiler und B. nebst
mehreren anderen als Reichspfandschaften zu
besitzen.
L.: Hugo 470, 472.
Burgholzhausen (Reichsdorf) s. Holzhausen
Burgrain (Herrschaft). B. war von (811 bzw. vom
8.10.) 1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag vom 8. 10. 1284 zwischen
dem Bischof von Freising und dem Herzog von Bayern begründeten Herrschaft des
Hochstiftes Freising, die mit diesem zum bayerischen Reichskreis
gehörte und an Bayern fiel( 1803 2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische
Herrschaft Burgrain, 1911.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich
gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach
zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später
das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser
Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten
die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne, den
Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso
885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat
genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren
Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an
sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich
der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes,
Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen
Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte
Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel
Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards
Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach
Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod
setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch,
doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering,
so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156
mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169
Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren
Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als
Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des
Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen
(Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das
vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner
das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen
Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an
den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp
erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe
1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen
zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B.,
die über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich
III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den
Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im
Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter
Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der
Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische
Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und
Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526
auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser
Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten
burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien,
1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als
Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die
Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678
endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit, E., Histoire des ducs de
Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte der Herzöge von Burgund,
1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914;
Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la
Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire de
la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im
Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches,
ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff.
1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u.
a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von
Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser,
P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472
(Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe
siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u.
a., 2010.
Burgundischer Reichskreis.
1512/1521 sollten die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen
und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den
burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für
die Güter Habsburgs in den Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und
ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen
(Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die
inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich
bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu.
1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an Frankreich verloren.
1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an Österreich, 1801 an
Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot
(Aerschot) (Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant,
Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville
(Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund
(Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund),
(Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau,
Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren
(Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent
(Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund),
Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund),
Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten
(Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau,
Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln
(Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq
(Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund),
Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg
(Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande,
Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Burkhardt von der Klee, Burkard von der Klee (Reichsritter). 1712-1760 waren die B. als
Personalisten Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 259.
Bürresheim (Herrschaft, Ganerbschaft, Reichsritterschaft). Im 12. Jahrhundert entstand auf
vielleicht ursprünglich gräflichem Gut am Einfluss des Nitzbaches in das
Nettetal die 1157 genannte Burg B. (Burchenesem). Im 14. Jahrhundert war das
Erzstift Köln infolge Kaufs alleiniger Lehnsherr. Zu den Ganerben der Burg
zählten die Leutesdorf, Schöneck, Bell, Plieck von Lichtenberg und Kempenich.
Vom 15. Jahrhundert bis 1679 erlangten nach Einheirat allmählich die Breidbach
(Breitbach) das Schloss und die dem Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein angehörige Herrschaft B.
L.: Wolff 515; Bornheim gen. Schilling, W., Zur Geschichte der von Bürresheim
im Mittelalter, Niederrhein. Annalen 158 (1956); Geschichtlicher Atlas von
Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Burscheid (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Burtscheid (Reichsabtei,
Reichsstift). Die Abtei B. bei Aachen wurde nach
996 und vor 1000 (997 ?) durch Otto III. als benediktinisches Reichskloster gegründet und 1018 durch Heinrich II.
aus Aachener Reichsgut ausgestattet. 1138 beurkundete
Konrad III. ihre Reichsunmittelbarkeit. 1220
wurde B. in ein Zisterzienserinnenstift umgewandelt. B. beherrschte ein kleines
Gebiet. Vögte waren die Herren von Merode, bis 1649 die Äbtissin die Vogtei
erwarb. B. hatte zwar Reichsstandschaft, war
aber keinem Reichskreis eingegliedert. 1802
wurde das Stift aufgehoben. Über Preußen kam B. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 495; Zeumer 553 II a 37, 17; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B2; Germania Benedictina VIII, 1980, 232ff.; Wurzel, T., Die Reichsabtei Burtscheid von der Gründung bis zur frühen
Neuzeit, 1985; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 108.
Busch (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Buseck (Ganerbschaft, Reichsritter).
Das die Orte Alten-Buseck (Altenbuseck), Großen-Buseck (Großenbuseck), Rödgen,
Reiskirchen, Beuern, Bersrod, Oppenrod, Burkhardsfelden und Albach umfassende
Busecker Tal östlich von Gießen wird erstmals am 2. 10. 1340 genannt.
Wahrscheinlich war es zunächst konradinisches Reichslehngut,
kam dann an die Grafen von Gleiberg, von diesen an die Grafen von Cleeberg bzw.
Kleeberg und durch deren Erbtochter Gertrud an die Grafen von Peilstein, ehe es
1218 an das Reich zurückfiel. Vermutlich
unmittelbar danach wurden die reichsministerialischen Familien von Buseck und
Trohe vom Reich gemeinsam mit dem Gericht - und
wohl dem Tal - zu B. belehnt. Im Jahre 1265 erwarb der Landgraf von Hessen die
Grafschaft Gießen und war von da an am Erwerb des Busecker Tales interessiert.
1398 belehnte König Wenzel den Landgrafen mit dem Buseckertal (Busecker Tal),
widerrief die Belehnung aber noch im gleichen Jahr. 1480 anerkannten die
Ganerben des Busecker Tales den Landgrafen als Landesherren. Seit etwa 1544
waren die Ganerben des Busecker Tals (Trohe, Merle bzw. Mörlau, Schwalbach,
Buseck, Schenk zu Schweinsberg), die sich zwischenzeitlich in vielfache
lehnsrechtliche Abhängigkeiten zu Hessen begeben hatten, Mitglieder des Kantons
Wetterau der Reichsritterschaft, seit 1550 des
Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken (bis etwa 1700) und seit der
Gefangennahme Landgraf Philipps des Großmütigen des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. 1561 bestätigte Kaiser Ferdinand I. die Reichsunmittelbarkeit des Tales. 1576 unterwarfen sich
die Ritter dem Landgrafen (von Hessen-Marburg) als Landesherrn, erst 1724/1725
jedoch gewann Hessen auf Grund des Gutachtens des 1702 angerufenen Reichshofrats endgültig die Lehnshoheit über das am
Ende des 18. Jahrhunderts etwa 800 Personen umfassende Busecker Tal
(Buseckertal), wobei die Ganerben die Lehnsoberhoheit des Reiches und ausgedehnte Gerichtsrechte wahren konnten.
L.: Wolff 255; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Rahrbach 33;
Neumaier 79, 162; Lindenstruth, W., Der Streit um das Busecker Tal, Mitteil. d.
oberrhein. Geschichtsvereins N.F. 18 (1910), 85ff., 19 (1911), 67ff.;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Stetten 32; Becker, C.,
Die Busecker Ritterschaft zwischen Territorium und Reich,
Magisterarbeit Gießen 1975 (ungedruckt); Jendorff, A., Condsominium, 2010;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 (Buseck, 1576/1824 an Hessen).
Bussen (Herrschaft), Buss, Buß. Der 805
erstmals genannte B. zwischen Donau und Federsee wurde wohl vom letzten
Angehörigen der Bertholde dem Kloster Reichenau
übergeben. Im 12. Jahrhundert war er Mittelpunkt einer Herrschaft vermutlich
der 1143 ausgestorbenen Grafen von Bregenz. Im 13. Jahrhundert könnte die
Herrschaft in der Hand ritterlicher Reichsministerialen
gewesen sein. 1314 verpfändete Habsburg die Herrschaft an die Grafen von
Hohenberg, nach 1352 an die Ellerbach und 1387 an die Truchsessen von Waldburg,
welche die Herrschaft 1786 an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauften. Über
Friedberg-Scheer der Fürsten von Thurn und Taxis und Österreich gehörte die
Herrschaft zum österreichischen und schwäbischen Reichskreis.
Über Württemberg gelangte B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46, 180; Wallner 714 ÖsterreichRK 1, Wallner 688 SchwäbRK 44; Buck,
M. R., Der Bussen und seine Umgebung, 1868; Der Kreis Saulgau, 1971.
Buttendorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 122.
Buttlar (Reichsritter),
Buttlar genannt Neuenburg. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die B. (genannt
Neuenburg) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken (bis etwa 1760). Von
etwa 1650 bis 1760 waren sie mit Kirchschönbach, Krautheim und Herleshof auch
im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Von etwa 1560 bis etwa 1650 gehörten sie
zum Kanton Altmühl. S. Neuenburg
L.: Stieber; Seyler, 357; Bechtolsheim 17 und Anm. 760; Riedenauer 122;
Rahrbach 35; Ulrichs 209.
Bützow (Residenz des Bischofs von Schwerin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 99.
Buwinghausen, Bouwinghausen, Bouvinghausen (Reichsritter). Seit 1619 gehörten die B. unter anderem
mit dem 1710 an Württemberg verkauften Schloss Zavelstein, dem 1759 ebenfalls
an Württemberg verkauften Rittergut Altburg und dem halbem Weltenschwann
(Weltenschwan) sowie seit 1772 mit Teilen von Helfenberg zu den Kantonen Neckar
und Kocher des Ritterkreises Schwaben. Seit der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts waren sie im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert (um 1800 Personalisten).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Hellstern 202; Stetten
39; Kollmer 375; Schulz 259; Riedenauer 122.
Buxheim (Abtei, Reichskartause).
1402 gründete Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs von
Augsburg bei Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt
Memmingen in der Kartause die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und
Schirmgerechtigkeit entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich
übertragen. Damit konnte B. zur Reichsunmittelbarkeit
aufsteigen. Mit drei Dörfern und drei Weilern gehörte B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Ostein für den Verlust der Herrschaft
Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei B. (ohne Pleß und belastet mit
verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den Grafen von Wartenberg. 1810
erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das danach an Bayern gelangte. S.
Bayern.
L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und
Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit
Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.
Cadolzburg (Residenz der Burggrafen von
Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 100.
Calbe (Residenz des Erzbischofs von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 102.
Caldonatz (Herrschaft) ital. Caldonazzo. 1801
gehörte die Herrschaft C. über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von
Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben
des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Calenberg, Callenberg (Reichsritter).
Von etwa 1650 bis etwa 1750 gehörten die C. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 357; Riedenauer 122.
Calice (Herrschaft). Die einem der Fürsten
Doria gehörige Herrschaft C. in Italien wurde 1714 vom Reich
eingezogen und an einen Malaspina verkauft.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369.
Camberg (Herrschaft). C. im goldenen Grund im
hinteren Taunus geht vermutlich auf einen Herrenhof des 9. Jahrhunderts zurück
und wird 1000 anlässlich der Übertragung vom Reich
an das Kloster Burtscheid erstmals erwähnt (Cagenberg). Nach häufigem
Herrschaftswechsel wurde es mit dem Aussterben der Grafen von Diez 1368
Gemeinschaftsgut der Erben, 1564 Gemeinschaftsgut des Erzstifts Trier und der
Grafen von Nassau-Diez. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es zum
kurrheinischen Reichskreis. 1802/1803 kam C.
ganz an Nassau-Diez (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 84, 337; Camberg. 700 Jahre Stadtrecht, hg. v. Magistrat der Stadt
Camberg, 1981.
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz), mhd.
Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße von
Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C. (Bischof
Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte (pagus Cambricinsis
663 belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde
von ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum, das 1559 zum
Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur) erhoben
wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als
es im Frieden von Nimwegen (Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte es zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai, Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier,
R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum,
1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
Cambrai (freie Reichsstadt),
mhd. Kamerich. C. war bereits in frühfränkischer Zeit Vorort eines
Teilkönigtums. Im Jahre 1077 erzwangen die Einwohner vom Bischof erste Rechte,
die später erweitert wurden. Im Hochmittelalter wurde es Reichsstadt. 1543 kam C. an Habsburg. 1679 fiel die Reichsstadt C. an Frankreich.
L.: Wolff 65; Reinecke, S., Geschichte der Stadt Cambrai, 1896; Fossier, R.,
Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.
Cämmerer von Worms, genannt von Dalberg (Reichsritter), (Kämmerer von Worms, genannt von
Dalberg). Die aus Worms stammenden Cämmerer (Kämmerer) genannt von Dalberg,
waren von 1544 bis 1800 durch weibliche Erbfolge an der Ganerbschaft
Bechtolsheim und von 1521 bis 1800 wohl durch Kauf an der Ganerbschaft
Mommenheim beteiligt. Im 18. Jahrhundert zählten die Cämmerer (Kämmerer) zum
Ritterkreis Rhein, außerdem zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S.
Dalberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 74; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Friedberg).
Cammermeister, genannt Camerari (Reichsritter), Kammermeister genannt Camerarius. Im
17. und 18. Jahrhundert, bis zum Verkauf ihrer Güter Bischberg, Hartlanden und
Kreuzschuh 1741, zählten die aus Bamberger Stadtadel stammenden, später auch in
Nürnberg ansässigen C. (Kammermeister), genannt Camerari(us), zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken, zwischen 1650 und 1720 auch zum Kanton
Odenwald sowie im Übrigen vielleicht auch zum Kanton Baunach.
L.: Stieber; Bechtolsheim 14, 21, 195; Riedenauer 122; Seibold, G., Die
Cammermeister genannt Camerarii, Jh. f. fränk. Landesforschung 67 (2007),
107ff.
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C.
(Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um
1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für
den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin
amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst
unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast
ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der Uckermark. 1240
überließ der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im Tausch hierfür das
Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und Schildberg
(Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg. Daraufhin
verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts
nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit dem Eintritt
Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde
der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345,
endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit
bestätigt. Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des
letzten Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der
Hoheit des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der
Herzöge von Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679
auch zur westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde
1810 aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um
C. (Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2, 182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2.
A. 1919ff.; Spuhrmann, R., Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des
Camminer Domkapitels, 2. A. 1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929;
Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der
brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800, Beiband zu Schulze, B.,
Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, 2. A.
1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt, R., Kammin,
LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Campo (Reichsritter).
Um 1700 zählten die del C. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Candel (Grafen, Reichsritter).
Von 1645 bis etwa 1663 war Karl Philibert Graf von C. mit Rübgarten Mitglied
des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 202.
Capler (Reichsritter) s. Cappler
Cappel (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die C. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Cappenberg (Propstei). In C. nördlich von Lünen
wurde 1122 von den seit 1092 sich so nennenden, nur in drei Generationen
erkennbaren Grafen von C. (Gottfried von C.) an Stelle der Burg ein
Prämonstratenserdoppelkloster errichtet. Seit der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts entwickelte sich hieraus ein Adelsstift. Das Frauenkloster
verschwand nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte die Propstei C. zu den nicht eingekreisten Reichsteilen.
Am 18. 12. 1802 wurde die Propstei aufgehoben, nachdem sie bei den
Entschädigungsverhandlungen nach dem Frieden von Lunéville irrig als
reichsunmittelbar behandelt und Preußen zugesprochen worden war. 1816/1819
wurde sie vom Freiherren vom Stein erworben und 1826 zu einer Standesherrschaft
erhoben. Über Preußen fiel C. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 494; Schnieder, S., Cappenberg, 1949; Petry, M., Die ältesten
Urkunden und die frühe Geschichte des Prämonstratenserstifts Cappenberg in
Westfalen, Archiv für Diplomatik 18/19 (1972/3); Schoppmeyer, H., Cappenberg,
LexMA 2 1983, 1487f.; Leistikow, A., Die Geschichte der Grafen von Cappenberg
und ihrer Stiftsgründungen Cappenberg, Varlar und Ilbenstadt, 1999; Die Viten
Gottfrieds von Cappenberg, hg. v. Niemeyer, G. u. a., 2005.
Cappler von Oedheim genannt Bautz, Cappler von
Oedheim genannt Bautz, Capler von Oedheim, Cappler von Oeden, genannt Bautz (Reichsritter). Von etwa 1550 bis zum Beginn des 19.
Jahrhunderts gehörten die C., genannt Bautz, mit dem halben Oedheim (Oeden) und
Willenbacher Hof zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55;
Winkelmann-Holzapfel 144; Stetten 32, 35; Riedenauer 122; Rahrbach 37; Neumaier
103, 149.
Caracciolo (Reichsfürst).
1715 wurde Marino Francesco Maria C. zum Reichsfürsten
erhoben, 1725 Ambrogio C.
L.: Klein 169.
Carafa (Reichsfürst).
1622 wurde Fabrizio C., Principe de Roccella, zum Reichsfürsten
erhoben, 1627 Geronimo C., Marchese di Montenero.
L.: Klein 165.
Carben (Reichsritter),
Karben. Im 18. Jahrhundert gehörten die C. (Karben) zum Ritterkreis Rhein,
außerdem die C. (Karben) zu Staden im 16 und 17. Jahrhundert zum Kanton
Odenwald und zum Kanton Rhön-Werra (bis etwa 1610) des Ritterkreises Franken.
S. Wetzel genannt von Karben (Carben).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 66;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 (Burg Gräfenrode, Staden) 1729 ausgestorben.
Cardona y Eril (Reichsfürst).
1716 wurde Josef Folch de C. zum Reichsfürsten
erhoben. 1717 wurde er Obersthofmeister der Kaiserin.
L.: Klein 171.
Castelbarco (Reichsfürstin).
1765 wurde Theresia Gräfin von C., zur Reichsfürstin
erhoben.
L.: Klein 191.
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird
816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057
erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202
erstmals den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis
zum Beginn des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über
einzelne Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der
Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und 1457 dem Hochstift
Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen aufgetragen werden
musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft
der Grafen aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand
vereint. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt.
1556 erbten die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft Remlingen. 1597
erfolgte eine Teilung in die Linien Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen.
Mit Rücksicht auf angekaufte oder heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen
seit 17851794 mit einem Vertreter bei der fränkischen Reichsritterschaft
aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie
Gleißenberg mit Frickenhöchstadt (Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum
Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4 Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern
und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und fiel an Bayern, teilweise bis 1814
auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803 starb die Linie Castell-Rüdenhausen
aus, worauf die neuen Linien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet
wurden, die 1901/1913 nach dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand
erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas
von Bayern, Teil Franken II/3; Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres,
R., Castell, LexMA 2 1983, 1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche.
Festschrift aus Anlass des 200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die
Grafen von Castell, (in) Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v.
Wendehorst, A., 1998; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im
ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000;
Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der Castell, Mainfränkisches Jb. 55
(2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und
Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
Castell (im Thurgau) (Residenz des Bischofs von
Konstanz), s. a. Schenk von Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,230.
Castell-Remlingen (Grafen). 1792 gehörte die 1597 durch
Teilung entstandene Linie C. der Grafen von Castell zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des Reichfürstenrates des Reichstags.
Seit 1785 zählte sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit
Frickenhöchstadt (Frickenhöchstädt) zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken, daneben auch zum Kanton Rhön-Werra. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14a; Bechtolsheim 65; Riedenauer 122.
Castell-Rüdenhausen (Grafen). 1792 gehörte die 1597 durch
Teilung entstandene Linie C. der Grafen von Castell zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
1803 starb die Linie aus, ihre Güter (Amt Rüdenhausen) fielen an die Linie zu
Castell. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14b.
Castiglione (Fürstentum). C. delle Stiviere am
Nordrand der Poebene fiel 1404 an eine Linie der Gonzaga. Unter ihr war es
Hauptort eines eigenen Fürstentums. 1713/1714 kam es (mit den Lehen Medole und
Solferino bzw. Sulferino) an Österreich, 1859 mit der Lombardei an Sardinien
bzw. Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Castro (Markgrafschaft). Im 18. Jahrhundert
zählte das an 1649 an den Kirchenstaat gelangte C. zu dem von Österreich
beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Schnettger,
M., Kleinstaaten in der frühen Neuzeit, HZ 286 (2008), 613.
Castua (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft C. über die Markgrafschaft Istrien und das Erzherzogtum Österreich
zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 33; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Cebrowski (Reichsfürst).
1720 wurde Johann Philipp C., Freiherr von Ekersberg, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 191.
Celle (Stadt, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). 1292 verlegte Herzog Otto der Strenge von Lüneburg C.
(10./11. Jahrhundert Kellu) drei Kilometer allerabwärts von Altencelle nach
Nigencelle (Neucelle). 1301 verlieh er dem Ort das Stadtrecht von Braunschweig.
1378 wurde die Stadt nach Zerstörung der herzoglichen Burg in Lüneburg Sitz des
Fürstentums Lüneburg. 1705 verlor C. bei der Vereinigung von Lüneburg mit
Hannover die Stellung als Residenz, erhielt aber 1711 ein
Oberappellationsgericht. 1946 kam C. über Preußen an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Cassel, C., Geschichte der Stadt Celle, Bd. 1f. 1930ff.; Pröve,
H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959;
Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Last, M., Celle, LexMA 2 1983,
1606f.; Celler Chronik, Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und
des Landkreises Celle, hg. v. Museumsverein Celle, 1983ff.; Brosius, D.,
Urkundenbuch der Stadt Celle, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1,
2,105.
Centurione (Reichsfürst).
1654 wurde der Genueser Diplomat Carlo C. in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 166.
Chalon (Reichsfürstentum).
Grafen von C. entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die
Grafenwürde wurde 945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten
der pagus Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die Grafschaft Charolles.
1237 gab Graf Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog von
Burgund. Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477 an
Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
Chalon-sur-Saône (Residenz des Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 107.
Chambéry (Residenz des Grafen/Herzogs von
Savoyen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 108.
Chanoffsky von Langendorf (Reichsritter).
Von 1635 bis 1645 waren die C. wegen der konfiszierten sturmfederischen Güter
und wegen des oberen Schlosses zu Talheim Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 260.
Chelius (Reichsritter).
Um 1700 zählten die C. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Chemnitz (Reichskloster,
Residenz). Vermutlich 1136 wurde von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an der C.
(slaw. „Steinbach“) im erzgebirgischen Königsforst an einer wichtigen
Straßenkreuzung ein Benediktinerkloster gegründet. König Konrad III. verlieh
ihm 1143 für den Ort Marktrecht. Die sich hieraus entwickelnde Stadt wurde zum
Mittelpunkt des Pleißenlandes. Das Kloster erwarb umfangreiche Güter (1375 Kauf
der Herrschaft Rabenstein von Waldenburg). Der Abt galt als einziger Abt
Sachsens als Reichsfürst. 1538 verlor das
Kloster seine Reichsunmittelbarkeit und kam an
Sachsen.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Geschichte des Benediktinerklosters zu Chemnitz,
1879; Schlesinger, K., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952; Blaschke, K.,
Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 109.
Chemnitz (Reichsstadt).
Die sich bei dem vermutlich 1136 von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an einer
wichtigen Straßenkreuzung gegründeten Kloster entwickelnde Stadt (slaw.
„Steinbach“) war zunächst Reichsstadt (1290
civitas imperio attinens), ging 1308 an die Markgrafen von Meißen über, kaufte
jedoch 1423 von diesen die Ober- und Niedergerichtsbarkeit. Um 1550 zählte sie
etwa 4000 Einwohner. Von 1770 an wurden in ihr zahlreiche Manufakturen
gegründet. Die 1820 beginnende Industrialisierung veränderte das Stadtbild
erheblich. 1953 wurde die Stadt in Karl-Marx-Stadt umbenannt, erhielt aber zum
1. 6. 1990 ihren alten Namen zurück.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster,
1879; Blaschke, K., Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.
Chiemsee (Hochstift). Die Inseln des zum
Personennamen Chiemo zu stellenden Chiemsees waren schon spätsteinzeitlich
besiedelt. Vor 770 wurde auf Herrenchiemsee ein Männerkloster gegründet, das
König Karl der Große 788 an den Bischof von Metz und König Arnulf 891 an den
Erzbischof von Salzburg gab. Auf Frauenchiemsee wurde (vor) 782 ein
Frauenkloster gestiftet, das Kaiser Otto I. 969 dem Erzbischof von Salzburg
übertrug. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im 10. Jahrhundert wurde 1130
auf Herrenchiemsee ein Augustinerchorherrenstift neu begründet. 1216
(Beurkundung des Vollzugs am 30. 12. 1217) errichtete Erzbischof Eberhard von
Salzburg mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs II. hieraus ein Bistum C. mit dem 1130
entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee als Bischofskirche, das nur
zehn Altpfarreien umfasste. Zum Hochstift C. gehörte das Amt Sachrang (1216),
die Pfarrei Sankt Johann in Tirol sowie Güter außerhalb des Bistumssprengels.
1305 verlegte der Fürstbischof seinen Sitz nach Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818
wurde das Hochstift/Bistum innerhalb Bayerns aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth,
Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger
Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA
40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau
und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das
Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy, J. Graf v., Das Bistum
Chiemsee, Mitt. d. Ges. für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer,
W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2 1983, 1812ff.; Kloster Frauenchiemsee
782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 522; Herrenchiemsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Chiemseehof (Residenz des Bischofs von Chiemsee in
der Stadt Salzburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,112.
Chigi (Reichsfürst).
1659 wurde Agostino C., Neffe Papst Alexanders VII. (1655-1667) und
Befehlshaber im Kirchenstaat, zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 166.
Choldici (Gau, 973), Coledici
L.: Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
30, 115 ([Coledici] Edderitz, Görzig, Kattau, Cösitz, Piethen); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 910.
Chrichton (Reichsritter).
Um 1650 zählten die C. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich
843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er
umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten
Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein
und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die
Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser
Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen Herrschaftsrechte des
Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis aufgezeichnet
wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König erneut zugeteilt.
955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12.
Jahrhundert umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier
Dörfer“, Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie
die niedere Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15.
Jahrhundert wurden die bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die
freiheitliche Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der
Reformation 1526 durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor
der Bischof auch schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt
C. Dessen ungeachtet blieb er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als
Fürstbischof Mitglied des Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.; Affentranger,
U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss. Salzburg 1975;
Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058; Studien zur
Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 522, 1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007.
Chur (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Der Ursprung von C. (zu
kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer Zeit. Um
300 entstand dort ein Römerkastell (Curia Raetorum). Der Ort war nach 310
Vorort der Provinz Raetia prima. 614 wurde er erstmals als civitas bezeichnet.
831 erhielt der Bischof von C. einen Immunitätsbrief, 951 Steuerrechte, 952 den
Zoll von C., 958 Münze und halbe civitas und 960 den Königshof. Die Stadt
erwuchs unter der Herrschaft des Bischofs. Seit 1299 befand sie sich in
ständigem Streit mit dem Bischof um die Selbständigkeit und löste sich
allmählich aus der Herrschaft. 1489 erwarb sie mit der Reichsvogtei,
die der Bischof 1299 vom König erlangt hatte, die Stellung einer freien Reichsstadt bzw. verhielt sich jedenfalls
dementsprechend. 1498 verbündete sie sich als zugewandter Ort mit der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Mit dem Übertritt zur Reformation im Jahre 1526
löste sie sich völlig von der bischöflichen Herrschaft.
L.: Wolff 533; Planta, P. C., Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im
Mittelalter, 1878; Bernhard, H., Chur, 1937; Kellias, H., Zur Entstehung der
Churer Stadtverfassung, 1949; Simonett, C., Geschichte der Stadt Chur, Bd. 1
1976; Ludwig, A., Die deutsche Urkundensprache Churs im 13. und 14.
Jahrhundert, 1989.
Chutizi (Gau zwischen Saale und Zschopau, links
zur Freiberger Mulde, Chuntici, Schutizi, Scuntiza). Nach Ludwig erstreckte
sich der Gau Chutizi über das Gebiet zwischen Saale und vereinigter Mulde, die
Siedlungsinseln um Rochlitz und Colditz beiderseits der Zwickauer Mulde sowie
die weiter östlich gelegenen Offenlandschaften um die 1046 als solche bezeugten
Burgwarde Polkenberg und Leisnig beiderseits der Freiberger Mulde, im Nordosten
bis zum Mutzschener Wasser. Der am weitesten im Osten nachweisbare Ort Chutizis
ist Göttwitz. Nördlich des Unterlaufs der Freiberger Mulde scheint die Grenze
zwischen Chutizi und Daleminze etwa der Wasserscheide zwischen Mulde und Elbe
gefolgt zu sein.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 Schutizi
(Zwenkau, Wechselburg, Lastau, Nerchau), Scuntica (Prießnitz bzw. Prissnitz);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 19,
116 Chutizi (Böhlitz, Colditz, Göttwitz, Grottewitz, Lastau, Leipzig, Leisnig,
Liebertwolkwitz, Lößnig, Magdeborn, Mutzschen, Nauberg, Nerchau, Prießnitz,
Rochlitz, Schkölen, Taucha, Taucha am Rippach, Wechselburg, Zwenkau); Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 10; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 257.
Cibo-Malaspina (Reichsfürst).
1568 wurde Alberigo C. von Kaiser Maximilian unter Erhebung des Marchesats
Massa und seiner anderen Güter zum Fürstentum in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 164.
Cilli (Grafschaft, Fürstentum, Residenz),
Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt (Celeia), doch
wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die Höhenburg C. Sitz
der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner Grafen von Heunburg
(Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern erbweise an die
seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck, die 1308 in die
Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von Kaiser Ludwig dem
Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft C. zu Grafen von
C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die Verleihung. 1399
erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit 1406 nannten sich
die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422 erbten sie Güter
der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee, Grafschaften
Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit Kaiser
Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11. 1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafen) erhoben
(Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am 19. 11.
1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen Regenten in Österreich aufstieg,
ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich III. von
Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren Steiermark entstandenen Cillier
Kreis gehörten C., Rann, Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116
Herrschaften und mehrere Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983,
2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110
(2002), 67; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51,
791, 1, 2, 113.
Cirksena (Geschlecht, Reichsgrafen)
s. Ostfriesland
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 57.
Clam (Herrschaft). Die Burg C. in Oberösterreich war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese kam 1523 an die aus Kärnten stammenden Perger von Höhenperg. Sie wurden 1655 in den Freiherrenstand und 1759 in den Grafenstand erhoben. 1778 erhielten sie durch Erbeinsetzung Namen und Gut der Grafen Gallas mit der Herrschaft Friedland und Reichenberg.
Clarstein (Reichsritter).
Um 1650 zählten die C. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Clary und Aldringen (Reichsfürst).
1767 wurde Graf Franz Wenzel von C. zum Reichsfürsten
erhoben, wobei die Würde nach dem Recht der Erstgeburt für den jeweiligen
Inhaber der 1749 gebildeten Majoratsherrschaft Teplitz vererbt werden sollte.
L.: Klein 180.
Clebes von Nelßbach, Glebeß von Nelßbach (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert gehörten die C. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier 67.
Clengel, Klengel (Reichsritter).
Die C. gehörten im frühen 18. Jahrhundert wegen Thürnhofen (Dürrenhof) und Kaierberg
(Keyerberg) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1731-1746 war Johann
Caspar von C. wegen eines ererbten Anteils an Bartholomä Mitglied im Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. Wegen Amlishagen waren die C. zur gleichen
Zeit im Kanton Odenwald immatrikuliert.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 124; Schulz 260.
Clermont-en-Argonne (Grafschaft). Die Grafschaft C. westlich
Verduns gehörte 1378 über das Herzogtum Bar zum Heiligen römischen Reich. S. Frankreich.
L.: Wolff 306; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4.
Cleßheim, Gleßheim (Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die C. (Fabrici genannt C.) zum Kanton
Rhön-Werra und zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Fabrici.
L.: Riedenauer 122.
Clodt zu Ehrenberg (Freiherren, Reichsritter). Bis zum Tod ihres letzten
Familienmitgliedes 1789 gehörten die Freiherren C. mit Teilen der Herrschaft
Ehrenburg (Ehrenberg), nämlich Karbach samt Hirzenach (Oberhirzenach), zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Ihre Güter fielen 1789 an die
Freiherren vom Stein an der Lahn zu Nassau.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Winkelmann-Holzapfel 144.
Closen (Reichsritter).
Von 1592 bis in das 18. Jahrhundert zählten die C. mit dem 1768 an die Hopffer
(Hopfer) verkauften Bläsiberg (Blasiberg), Wankheim und dem um 1720 an Leutrum
von Ertingen verkauften Kilchberg (Kirchberg) zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie 1629 bis 1721 wegen des erheirateten
Mühlhausen am Neckar und danach bis 1764 als Personalisten im Kanton Kocher
immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 202; Kollmer 369, 375f.; Schulz
260.
Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste
C. liegt auf ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der
rheinischen Ezzonen erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln
von Königin Richenza mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster
Saalfeld. Danach gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um
1230/1248 an die Grafen von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen
und den Ort um 1240 zur Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt
erhielt. 1347/1353 fiel es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem
Vorort ausbauten und nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis
1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw.
Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826
Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Fürstentum, das sich in der Hand der Herzöge von
Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen
und das Amt Altenstein), Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die
Gerichtsbezirke Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der
Heide und Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter
Hildburghausen, Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf
[Weilsdorf] und Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen
mit 75000 Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg.
v. Schilling, F., Bd. 1, 2 1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische
Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J., Coburg, Bayern und das Reich
1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur Frühgeschichte der Coburg, Jb.
d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das älteste Coburger Stadtbuch, bearb.
v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst, A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.;
Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
Cochem (Reichsgut).
Das auf altem Siedlungsland gelegene C. wird 866 erstmals genannt. Auf dem
ihnen verliehenen ehemaligen Reichsgut
errichteten die Pfalzgrafen bei Rhein wahrscheinlich um 1020 die Burg C. 1151
wurde C. wieder Reichsgut. 1294 kam es, zunächst
als Pfand, an das Erzstift Trier, bei dem es bis 1794 verblieb. 1689 wurde es
weitgehend zerstört, von 1794 bis 1815 von Frankreich besetzt. Danach gelangte
es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Pauly, N., Stadt und Burg Cochem, 1883; Heimatbuch des Kreises
Cochem, 1926; Krämer, C./Spieß, K., Ländliche Rechtsquellen aus dem
kurtrierischen Amt Cochem, 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 123.
Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des
Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger
Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147
gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser
nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des
Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem
Ministerialen Thimo. Die von ihm gegründete Familie spaltete im letzten Viertel
des 13. Jahrhunderts die Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die
Hauptlinie erwarb am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in
Böhmen, 1378 die Herrschaft Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382
Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin
verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der schwäbische
Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine, nach der sich die Familie
nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie sich in eine 1693 erloschene
Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und eine Weikardische Linie. 1591
wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von Waldsee (Wallsee) an der Ach in
Oberschwaben vereinigt, von denen die C. fälschlich ihren Ursprung herleiteten.
1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724 das Gesamthaus den Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den
schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Der 1788 vom älteren Sohn weitergeführte fürstliche
Zweig nannte sich seit 1789 Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld.
Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806 in Österreich und
Württemberg mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza,
G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von
Colloredo, 1889.
Colmar, Kolmar (Reichsstadt).
C. im Oberelsass am Schnittpunkt wichtiger Straßen wird zuerst 823 als fiscus (Königshof)
Columbarium erwähnt. 1226 wurde es Reichsstadt
(civitas). 1354 trat C. dem elsässischen Zehnstädtebund bei. 1672 bemächtigte
sich Frankreich seiner und ließ die starken Befestigungen schleifen. Seitdem
teilt es politisch das Schicksal des umliegenden Elsass. 1714 erwarb die Stadt
die Herrschaft Hohlandsburg (Hohlandsberg) mit Logelnheim.
L.: Wolff 298; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Hund, A., Colmar vor und während seiner Entwicklung zur Reichsstadt, 1899; Pfleger, L., Colmarer Stadtrechte, 1938,
Oberrhein. Stadtrechte 3; Sittler, L., Colmar, 1951; Sittler, L., La Décapole
alsacienne des origines à la fin du Moyen Age, 1955; Sittler, L., Colmar, LexMA
3 1986, 46ff; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 126.
Comburg, Komburg (Abtei). Die Benediktinerabtei
C. bei Schwäbisch Hall am Kocher wurde 1079 an Stelle einer gräflichen Burg
gegründet. Von den Gründern kam die Vogtei an die Staufer. Von 1265 bis 1317 war
das Kloster ohne Vogt. Danach gab der König die Vogtei an die Stadt Schwäbisch
Hall. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verlor die zeitweise völlig
darniederliegende Abtei einen großen Teil ihrer beträchtlichen Güter. 1488
wurde sie weltliches Chorherrenstift, das 1521 in der Reichsmatrikel
aufgeführt wird, und kam 1541 unter die Hoheit des Bischofs von Würzburg. Das
Ritterstift, das ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3700 Einwohnern hatte,
fiel 1802 an Württemberg. Zu seinen Gütern gehörten die Dörfer Steinbach,
Großallmerspann und Hausen an der Rot, das Amt Gebsattel bei Rothenburg ob der
Tauber, Lehnsgüter in Ingersheim, Enslingen und Reinsberg, Vasallenlehen und
Rittermannslehen in Michelbach, im Hardter Holz oberhalb des Weilers Klingen
bei Steinbach (Vorderholz ob Klingen), Anteile an Schloss Bartenau (Bardenau)
in Künzelsau, die Obermühle in Jagstheim, ein Anteil an Nagelsberg, Morsbach
(Moosbach) und Künzelsau, Heimbach, Tüngental (Thüngental), Blindheim,
Untermünkheim, Arnsdorf (Arndorf) und Neunkirchen, 295 Erblehen, in 70 Orten
die Zehntrechte sowie 30-40000 Morgen Waldungen. Mit Teilen von Enslingen und
von Künzelsau war es um 1800 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810, 1902; Lamey, B., Die Comburg
in Geschichte und Gegenwart, 2. A. 1956; Krüger, E., Comburg. Ein Gang durch
Geschichte und Kunst, 1967; Germania Benedictina 5 1975, 351ff.; Jooss, R.,
Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und
Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, 2. A. 1987; Schraut, E.,
Die Comburg, 1989; Eberl, I., Komburg, LexMA 5 1990, 1275f.
Corray, de (Reichsritter).
Johann de C., Obervogt zu Groß-Engstingen (Großengstingen), wurde als Pächter
des Rittergutes Deufringen 1677 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 202.
Cortona (Stadtkommune). C. am Ostrand des
Chianatals nahe dem Trasimenischen See war eine der ältesten etruskischen
Städte, die seit 310 v. Chr. mit Rom verbündet war. Um 1300 gehörte die im 13.
Jahrhundert zwischen Arezzo und Perugia umstrittene Stadt zum Reich. Im 14. Jahrhundert kam sie unter die Herrschaft
der Casali und wurde 1411 von Ladislaus von Anjou-Durazzo bzw. Neapel, dem die
von den Casali beherrschten Einwohner 1409 die Stadt geöffnet hatten, an
Florenz verkauft.
L.: Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) E3; Uccelli, P., Storia di Cortona, 1835; Mancini,
G., Cortona nel medioevo, 1897; Cardini, F., Cortona, LexMA 3 1984, 294; Pérol,
C., Cortona, 2004.
Corvey (gefürstete Reichsabtei,
Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen
Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als
Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das
Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am
Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch Privilegien und
Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang es rasch eine
führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das neugewonnene
Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt
und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder ein und
verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im unmittelbaren
Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert. Das
weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275
Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien
(Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus
dem Domanialgut entstand 1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von
Hessen-Rotenburg an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840
Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei
Corvey, 1928; Rave, W., Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600.
Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky,
H., Studien zur Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln
1968; Kaminsky, H., Studien zur Reichsabtei
Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G., Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten
Mönchslisten und die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K.,
1982; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey,
hg. v. Schmid, K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA
3 1986, 295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen
und ihre Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium
continuatio saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H.,
Corvey, 1990; Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von
Corvey, 1992; Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119.
Cottbus, Kottbus (Herrschaft). C. wird erstmals
1156 als Burg an einem Spreeübergang erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts
erhielt der Ort wohl durch die Herren von C. das Stadtrecht Magdeburgs. C.
stand unter der Lehnshoheit der Wettiner (bis 1304), der Askanier (bis 1319)
und danach wechselnd Meißens, Sachsens, der Wittelsbacher und der Luxemburger.
1445/1455 verkauften die Herren von C. die Herrschaft C. an Markgraf Friedrich
II. von Brandenburg, dessen Rechte unter der Lehnshoheit Böhmens 1462 anerkannt
wurden. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das zusammen mit Peitz ein Gebiet
von 16 Quadratmeilen umfassende C. zum obersächsischen Reichskreis.
1807 an Sachsen abgetreten, kehrte die Herrschaft schon 1815 mit der gesamten
Niederlausitz an Preußen zurück. Von 1949 bis 1990 gehörte D. (über
Brandenburg) der Deutschen Demokratischen Republik an.
L.: Wolff 392; Wallner 708 ObersächsRK 1; Krüger, G., Die Geschichte der Stadt
Cottbus, 1930, 2. A. 1941; 800 Jahre Stadt Cottbus, 1956; Ribbe, W., Cottbus,
LexMA 3 1986, 304f.
Crailsheim (Freiherren, Reichsritter).
C. an einer Jagstfurt ist wohl im 6. Jahrhundert von Franken gegründet worden.
Nach ihm nannten sich die Herren von C. Von den Anfängen der Reichsritterschaft bis zum Ende des Heiligen Römischen
Reiches zählten die Freiherren von C. zum
Ritterkreis Franken. Mit Teilen von Hornberg, der Herrschaft Morstein, Teilen
von Hengstfeld und Teilen von Gaggstatt (Gaggstadt), Dünsbach und
Windischbrachbach (Brachbach) waren sie im Kanton Odenwald, mit Fröhstockheim,
Walsdorf, Altenschönbach und Teilen von Rödelsee im Kanton Steigerwald und mit
Teilen der Herrschaft Rügland und Sommersdorf, Thann und Rosenberg sowie
Neuhaus im Kanton Altmühl immatrikuliert. Hornberg und Hengstfeld fielen 1806
an Bayern und 1810 an Württemberg, Morstein und Dünsbach an Württemberg, so
dass sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangten.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55,
56, 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Pfeiffer 197, 198, 210, 213; Stetten 10, 32,
35, 183f.; Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 39; Neumaier 72,
149, 152; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren
von Crailsheim, 1905.
Crailsheim (Reichsstadt?).
C. an einer Jagstfurt wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige
Rechte gehörten im 12. Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben
den Herren von Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich
(?) und lehnsweise den verwandten Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336
verpfändete König Ludwig der Bayer C. mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an
die Hohenlohe. 1323 war der Ort Stadt. 1387 verpfändeten die Hohenlohe C. an
benachbarte Reichsstädte, 1388 und 1390 an die
Landgrafen von Leuchtenberg, die das Pfand 1399 als verfallen an die Burggrafen
von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von Ansbach kam C. 1791 an
Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928;
Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der
Stadt Crailsheim, 1990.
Creutzburg (Reichsritter).
Vielleicht gehörten die C. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Croneck (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die C. zum Ritterkreis Rhein. S. Kroneck
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Cronheim zu Laufenbürg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die C. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 123.
Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der
Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird
1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das
Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens
und damit zum Heiligen römischen Reich. Am Ende
des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau († 1476), der mit Barbara von
Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer Erbstreits gelangte
1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg
und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es mit einem Gebiet von 30
Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und Rothenburg, Stadt und
Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert. 1537 verzichteten
die Herzöge von Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen
Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von
Schlesien zu Crossen. 1742 endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S.
Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des
ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v.,
Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums
Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die
Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay
(Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty
gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser
Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde.
Im 15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren
Linie wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C.
1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere
Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801 verlorenen
niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen Amtes
Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern als reichsunmittelbares
Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an
Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum
Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff.
Crumbach, Fränkisch-Crumbach (Herrschaft). Seit dem 7./8. Jahrhundert bestand - später umgeben von Erbach, Katzenelnbogen/Hessen und Pfalz - zwischen der oberen Gersprenz und dem Bierbach die allodiale freie Herrschaft C. mit eigenem Hochgericht und Mittelpunkt in C. (Fränkisch-Crumbach). Vom 12. Jahrhundert bis 1671 war C. (Fränkisch-Crumbach) Sitz der Herren von C., die Vögte von Höchst waren, und ihrer jüngeren Linie von Rodenstein. Im 13. Jahrhundert ging Reichelsheim an die Schenken von Erbach verloren. Nach starker Zerteilung an verschiedene Erben gelangte die Herrschaft 1692 und 1802 ganz an die Freiherren von Gemmingen-Hornberg. S. Hessen.
Culm, Kulm (Bistum). Bei der kirchlichen
Einteilung Preußens durch den päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena wurde dem
Kulmerland (Land C., Kulm) 1243 das Bistum C. (Kulm) zur Seite gestellt, dessen
Sitz später in Löbau war. 1245/1255 kam es zum Erzbistum Riga, wurde 1264 dem
Deutschen Orden mit gewissen Vorbehalten inkorporiert und gelangte 1466 zu
Gnesen. 1601 wurde der Anteil Polens an Pomesanien hinzugefügt. 1772/1793 fiel
das Bistum an Preußen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Culm, hg. v. Woelky, C., 1885ff.; Schmauch, H.,
Die Besetzung der Bistümer im Deutschordensstaat (bis 1410), Diss. Königsberg
1919; Lückerath, C., Kulm, LexMA 5 1991, 1562ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 551.
Curtius zu Umstadt (Reichsritter).
Um 1700 zählten die C. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Czartoryski (Reichsfürst).
1623 wurden die C. in den Reichsfürstenstand
erhoben, was 1785 für Adam Casimir C. bestätigt wurde.
L.: Klein 173.
Dachenhausen (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die D., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar waren, zum Kanton Neckar
des Ritterkreises Schwaben. Von 1629 bis 1673 waren die D. wegen Freudental
Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 202; Schulz 260.
Dachröden (Reichsritter),
Dacheröden. Bis 1650 zählten die D. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Außerdem waren sie im Kanton Steigerwald und im Kanton Baunach und von
1746 bis 1772 wegen Helfenberg im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert.
L.: Bechtolsheim 13; Stetten 32; Schulz 260; Riedenauer 123; Neumaier 80, 86,
111.
Dachsbach (Reichsritter).
Die D. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Dachstetten (Reichsdorf), Oberdachstetten. Am 24. 9. 1300 verpfändete König Albrecht dem Albrecht von Hohenlohe zur Sicherung von 200 Mark Burglehen die Dörfer Westheim, Urfersheim und D.
Dagstuhl (Herrschaft). Um die spätestens 1290
südöstlich von Trier erbaute Burg D. der Edelherren von Saarbrücken entstand
eine Herrschaft mit den Hochgerichten Wadern, Schwarzenberg, Primsweiler und
Neunkirchen an der Nahe, die nach 1375 durch weibliche Erbfolge
gemeinschaftlich an vier ritterschaftliche Familien (Pittingen, Rollingen,
Brücken [Brucken], Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die Hoheit des Erzstifts
Trier nachweisbar. Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof von Trier (Philipp
Christoph von Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und
Weierweiler (Weierweiher) am Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für
seine Familie die Fideikommissherrschaft D. Sie kam 1697 durch Einheirat an die
Grafen von Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand
nach dem Tod des Grafen Josef Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in
dem die Fürsten von Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in Schwaben als
Entschädigung ihrer 1789 an Frankreich verlorenen Rechte erhielten. 1801
gehörte die Herrschaft der Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an Preußen
(Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
Dahn (Herrschaft). Nach dem vermutlich im 10.
Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die
Herrschaft D. (D., Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das Hochstift Speyer
zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816 unter Verwaltung
Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.
Dalberg (Herren, Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte
Edelherrenfamilie (von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um
die etwa 1170 erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D.,
Wallhausen, Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn],
Oberhub, Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft
und wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Die Familie zerfiel in zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw.
Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis
1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit Aschborner Hof bzw. Aschborn, D.,
Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst), Sommerloch, Spabrücken, Unterhub,
Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach (Walderbach) Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra
(von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel
zum Kanton Niederrheinstrom und mit Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und
Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch
(Haßloch) rechneten um 1790 mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim,
einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt
Hospitalhof ebenfalls zum Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch
(Dalberg-Haßloch) war seit 1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl
Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte
Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und
Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg,
aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dalberg zu Dalberg (Freiherren, Reichsritter) s. Dalberg
Dalberg zu Heßloch (Haßloch) (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren von D. gehörten um 1790
mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) mit Hospitalhof zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Seit 1810 war sie als Grafen von Ostein
in Böhmen begütert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543; Winkelmann-Holzapfel 145; Rahrbach 43.
Dalbergstaat (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des Fürstprimas des Heiligen römischen Reiches Karl Theodor von Dalberg, Primatialstaat) s. Kurerzkanzler
Dalhem (Grafschaft). 1801 gehörte die
Grafschaft D. über das Herzogtum Limburg und den Herzog von Burgund bzw.
Österreich zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1.
Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im ersten
vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen
Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina
und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria.
Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts
wurde es innerhalb des byzantinischen Reiches
zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit dem 11. Jahrhundert an
ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich, 1805 an das
napoleonische Königreich Italien, 1809 an die illyrischen Provinzen Frankreichs
und 1814 wieder an Österreich. 1816 wurde es Königreich Österreichs. 1920 kam
es bis auf einige Italien zugesprochene Reste an Jugoslawien.
L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani,
P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie,
Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA
3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale
Identitätsbildung, 2000.
Danckelmann, Dankelmann (Reichsritter).
Von 1694 bis zu dem 1702 erfolgten Verkauf des Gutes Burggrub zählten die D.
zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 14 und Anm. 760; Riedenauer 123.
Dänemark s. Dithmarschen, Holstein, Lauenburg,
Schleswig, Schaumburg, Schauenburg.
L.: Schäfer, D., Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum
Ende des 15. Jahrhunderts, 1872; Schäfer, D., Die Hansestädte und König
Waldemar von Dänemark, 1879; Die Herzogthümer Schleswig-Holstein und das
Königreich Dänemark, hg. v. Droysen, J., Neudruck 1989; Brandt, A. v., Die
Hanse und die norddeutschen Mächte im Mittelalter, 1962; Mohrmann, W., Der
Landfriede im Ostseeraum während des späten Mittelalters, 1972; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reiches, Polens und Dänemarks vom 10.-13. Jahrhundert;
Historische Stätten Dänemark, hg. v. Klose, O., 1982; Tamm, D., Retsvidenskaben
in Danmark, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 793;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und
Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Greßhake, F., Deutschland als
Problem Dänemarks, 2013.
Dangrieß, Danngrieß (Reichsritter).
Um 1700 waren die D. im Kanton Altmühl immatrikuliert. Von etwa 1700 bis zu
ihrem 1754 erfolgten Aussterben zählten die D. mit Gleißenberg und
Frickenhöchstadt (Frickenhöchstädt) zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stiebler; Bechtolsheim 15 und Anm. 760; Riedenauer 123.
Dankenschweil (zu Worblingen) (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die Dankenschweil mit
Worblingen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Dann (Reichsdorf,
Thann). Am 1. 5. 1287 erlaubte König Rudolf von Habsburg Otto von Ochsenstein,
die den Geroldseck verpfändeten Reichsdörfer
Koßweiler (Botzweiler [?]), Romansweiler (Rumolsweiler [?]) und D. im Elsass
einzulösen. Mit dem Elsass kam D. zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 472.
Danndorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Dannenberg (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Schwerin bzw. Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Nach der Burg D. kurz vor
der Mündung der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von D., die Lehnsträger
der Welfen und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der ersten welfischen
Teilung an Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1303 kam D.
beim Aussterben der Grafen an Herzog Otto den Strengen von
Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1569 wurde D. Sitz der Linie
Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es wieder an Braunschweig-Lüneburg in Celle.
S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die Anfänge
Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999) wird
die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit dem
Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415
etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D.
unabhängig. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter
Frieden von 1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat
unter Abhängigkeit von Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11.
1920 wurde es, um Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966
Quadratkilometern und rund 400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem
Deutschen Reich ausgegliedert und Freie Stadt
unter dem Protektorat des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem Deutschen Reich angegliedert und Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es
unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur
Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das
Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012.
Darmstadt (Dorf, Herrschaft, Stadt, Residenz). Als
Ausgleich für den Verlust Großgeraus (Groß-Geraus) an das 1007 neugegründete
Hochstift Bamberg erhielt das Hochstift Würzburg die Grafschaft Bessungen, die
es den Grafen von Katzenelnbogen zu Lehen überließ. Diese förderten das auf
römischem Siedlungsland gelegene Dorf D., verschafften ihm 1330 Mauer und
Marktrecht und erhoben es unmittelbar darauf zum Mittelpunkt ihrer
Obergrafschaft. 1479 fiel es mit Katzenelnbogen an die Landgrafen von Hessen,
die 1567 die Linie Hessen-Darmstadt begründeten. 1945 ging Hessen-Darmstadt in
Hessen auf. S. Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 256; Sturz, H. K., Darmstadt, Geschichtliche Heimatkunde der Stadt
und ihrer Umgebung, 1957; Battenberg, F. u. a., Darmstadts Geschichte, 1980;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 122.
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter
im Solling gewannen. Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung. Kurz nach
1250 wurden die Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift Mainz gegeben.
1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover
an Albrecht von Braunschweig übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte
der letzte Graf († 1329) die Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam
Dassel an Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
Daun (Herren, Reichsritter).
Die Burg D. am Oberlauf der Lieser in der Eifel war ein Reichslehen der seit 1136 nachweisbaren Herren von D. 1356 kam D.
an das Erzstift Trier, so dass die Herren von D. nunmehr Afterlehnsträger des
Erzstifts Trier waren. Bis zum 18. Jahrhundert starben alle Linien der Herren
von D. aus. Burg und Herrschaft wurden vom Erzstift Trier teilweise als
erledigtes Lehen eingezogen, teilweise an die von Manderscheid verlehnt, wodurch
diese Teile 1780 mit Blankenheim und Gerolstein an die Grafen von Sternberg
kamen. Nach 1797 wurde D. Sitz einer Kantonsverwaltung Frankreichs, fiel 1815
an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83, 363; Blum, P., Geschichte der Stadt Daun in ihren Grundzügen, 2.
A. 1954.
Daun (Reichsritter, Reichsgrafen). In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint ein mittelrheinisches, aus Burgmannen erwachsenes Adelsgeschlecht, das zur Reichsritterschaft gehörte und mit den namengebenden altgräflichen Dienstherren nicht verwandt war. 1655 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach übersiedelte es nach Österreich. 1710 erlangte es den Titel eines Fürsten von Thiano. 1896 starb die Familie aus.
Dauphiné (Fürstentum). Die zum Königreich Burgund
gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und Rhone wurde seit Burgunds
Angliederung an das Reich im Jahre 1032 als Reichslehen angesehen. Der angelsächsisch geprägte
Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus ergab die französische Bezeichnung D.
für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349 als eigenständiges Fürstentum
bestand. 1349 übergab der letzte Graf Humbert II. († 1355) die Grafschaft an
Frankreich. Damit verlor das Reich das Gebiet,
obgleich es zunächst weiter eine formelle Oberhoheit beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
Deckendorf (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 197.
Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die nach der auf altrechbergischem Gut liegenden
Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte
zur Dienstmannenschaft der Herren von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg
und Dorf D. (1597 zur Hälfte an Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen
Hälfte unter Lehnshoheit Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und
am Ende des 16. Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die
Linien Eybach und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand,
1716 in der Linie Eybach in den Reichsgrafenstand
erhoben. Diese Linie erbte 1719 die deutschen Güter des mit einer Tochter Karl
Ludwigs von der Pfalz und Marie Susanne Luises von D. (seit 1667 Raugräfin)
verheirateten Herzogs Meinhard von Schomburg (Schonburg) und nannte sich
seitdem Degenfeld-Schomburg (Degenfeld-Schonburg). Die Freiherren von D.
zählten seit etwa 1700 mit Rothenberg (Rotenberg) und dem 1797 an den Grafen
Erbach-Fürstenau verkauften Finkenbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken, dem der Graf D. als Personalist angehörte. Außerdem waren sie zur
gleichen Zeit wegen Vollmerz mit Ramholz und Steckelberg im Kanton Rhön-Werra,
mit dem 1684 an Bayern verkauften, 1711/1771 wieder erworbenen Dürnau, und
Gammelshausen, mit den 1696 von den von Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen
von Essingen, Eybach (seit 1456), den 1776 von den von Welden erworbenen Teilen
von Eislingen (Großeislingen), Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt
Salach (seit 1665) seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie
mit Altdorf samt Freisbach und Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56,
58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260;
Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen
Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
Degenfeld-Schonberg (Ramholz 1677, Rothenberg 1792).
Degenfeld-Neuhaus (Freiherren, Reichsritter).
Die von den Freiherren von Degenfeld abgespalteten Freiherren von D. waren mit
Neuhaus samt Ehrstädt, Eulenhof und dem 1782 erworbenen Unterbiegelhof
(Unterbigelhof) Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534; Hölzle, Beiwort 63; Winkelmann-Holzapfel
145; Archive der Freiherren von Degenfeld-Neuhaus und
Gemmingen-Hornberg-Babstadt - Urkundenregesten 1439-1902, bearb. v. Burkhardt,
M., 2013.
Degernau (Reichsritter.
Im 18. Jahrhundert zählten die D. zum Ritterkreis Schwaben.) S. Tegernau
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592.
Dehrn (Reichsritter),
Dehren. Die D. zählten zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber.
Dekapolis (Zehnstädtebund 1354-1789) s. Colmar,
Hagenau, Kaysersberg, Landau (ab 1512), Mülhausen (bis 1515), Münster,
Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Türkheim, Weißenburg.
L.: Sittler, L., La Décapole alsacienne, 1955; Sittler, L., Der elsässische Zehnstädtebund,
seine geschichtliche Eigenheit und seine Organisation, 1964; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 101 Décapole; Ohler, C., Zwischen
Frankreich und dem Reich, 2002.
Delmenhorst (Grafschaft). Die von den Grafen von
Oldenburg an der Straße Lübeck-Bremen-Brügge errichtete Burg D. wird 1254
erstmals erwähnt. Sie war seit Ende des 13. Jahrhunderts zeitweise Sitz einer
jüngeren Linie der Grafen von Oldenburg mit der um D. gebildeten Herrschaft als
eigener Grafschaft. Die ältere Linie (Oldenburg-) D. begann 1281 und endete
1447. Die mittlere Linie wurde 1463 gegründet, währte aber nur bis 1464. Von
1482 bis 1547 gehörte D. durch Eroberung zum Hochstift Münster. 1577 stiftete
Graf Anton II. die jüngere Linie D. (Oldenburg-Delmenhorst). 1647 kam die 12
Quadratmeilen große Grafschaft D., die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, endgültig zu
Oldenburg (1667 Dänemark, 1774 Holstein-Gottorp bzw. Gottorf), das am 1. 11.
1946 in Niedersachsen aufging.
L.: Wolff 343; Zeumer 554 II b 63, 7; Wallner 703 WestfälRK 17; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Grundig, E., Geschichte der Stadt
Delmenhorst, Bd. 1ff. 1953ff.; Grundig, E., Geschichte der Stadt Delmenhorst
bis 1848, 1979; Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der
Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., Teil 1 Berufliche Gliederung und
Veranlagung der Steuerpflichtigen, Teil 2 Namenslisten der Steuerpflichtigen,
1988; Mehrtens, J./Müsegades, K./Schröer, F., Delmenhorst im Wandel der Zeit,
1989.
Delsberg (Residenz des Bischofs von Basel),
Delémont
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 125.
Den Haag (Residenz des Grafen von Holland
bzw. Herzogs von Burgund bzw. Habsburgs)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 127.
Derenburg (Herrschaft). 937 wird die Burg D. an
der Holtemme bei Wernigerode am Harz erstmals erwähnt. Die im 12. Jahrhundert
zerstörte Reichsburg wurde seit der Mitte des
13. Jahrhunderts Hauptort der Grafschaft Regenstein des Hochstifts Halberstadt.
1599 fiel Regenstein an das Hochstift Halberstadt heim, dieses 1648 an
Brandenburg. 1801 gehörte die Herrschaft D. über die Altmark der Markgrafschaft
Brandenburg dem obersächsischen Reichskreis an.
S. Preußen (Provinz Sachsen), Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wallner 708 ObersächsRK 1.
Derlingen (Gau zwischen Aller und Oker, Derlingau,
Derlingo, Derlingon, Therlingus, Derningon,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Rohrsheim,
Üplingen bzw. Ueplingen, Ehmen, Fallersleben, Morsleben, Evessen, Veltheim am
Fallstein, Hessen nordöstlich Osterwiecks bzw. Hessen in Braunschweig,
Barnsdorf, Küblingen, Beienrode bzw. Beyenrode, Remlingen, Semmenstedt, Achim,
Seinstedt, Isingerode, Schöningen, Kißleberfeld bzw. Kirsleber Mühle, Bisdorf,
Wedesbüttel, Meine, Essenrode, Wasbüttel bzw. Warxbüttel, Allenbüttel, Vordorf,
Flechtorf bzw. Flecktorf); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und
hohen Mittelalters, 1957, 56, 138 Derlingau (Achim, Apelnstedt, Atzum,
Barnsdorf, Bisdorf, Dannenbüttel, Ehmen bzw. Ehemen, Essenrode, Evessen,
Flechtorf, Grassel, Küblingen, Lauingen, Lucklum, Meine, Remlingen,
Schliestedt, Schöningen, Schöppenstedt, Seinstedt, Semmenstedt, Sickte,
Sunstedt, Twieflingen, Uhry, Veltheim, Vordorf, Wasbüttel, Watenstedt,
Wedesbüttel, Hessen nordöstlich Osterwiecks bzw. Hessen?, Rohrsheim?); Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 41, III, 1, 2, 4, 6,
Derlingun, Derlingorum provincia, Darlingowe; Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Dernbach (Herren, Reichsritter).
Nach der wüst gewordenen Burg D. (Altdernbach) nördlich der Aar nordöstlich von
Herborn nannten sich seit 1247 Herren, die ab 1230 mit den Grafen von Nassau in
Streit um die Mark Herborn gerieten. 1327 wurde ihre Burg Altdernbach zerstört.
Am 21. 5. 1333 mussten die Ganerben ihre Güter, die sie am 9. 11. 1309 schon an
die Landgrafen von Hessen aufgetragen und als Erbburglehen erhalten hatten, an
Nassau verkaufen, das es als Lehen Hessens erhielt. Die 1333/1336 errichtete
Burg D. (Neudernbach) im Gericht Gladenbach verfiel nach 1540, als der Landgraf
von Hessen eine Hälfte erworben hatte. Im 18. Jahrhundert zählten die D. zum Ritterkreis
Rhein sowie im späten 17. Jahrhundert zu den Kantonen Rhön-Werra, Baunach und
Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 359; Bechtolsheim 21;
Riedenauer 123; Rahrbach 44; Renkhoff, O., Die Grundlagen der
nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korrespondenzbl. d. Gesamtver.
d. dt. Gesch. u. Altertumsver. 80 (1932); Kaminsky, H., Burg Vetzberg und ihre
Ritter im 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 52 (2002), 1; Becker, H., Neue
Untersuchungen zur Dernbacher Fehde, Nass. Ann. 119 (2008) 49 (Karte 51).
Dessau (Stadt, Herrschaft, Residenz). D. nahe
der Mündung der Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Sorben
gegründet. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603 war es Sitz
der Fürsten bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S. Anhalt-Dessau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 140.
Dettelbach (Reichsritter).
Die D. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken sowie bis etwa 1650 zum Kanton Altmühl.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 46.
Dettingen (Reichsdorf?).
D. an der Erms erscheint erstmals im 11. Jahrhundert (1090 Tetingen). Es war
Sitz der Grafen von Achalm, von denen vielleicht die Grafen von Urach
abstammen. Neben den Grafen von Achalm, die 1090 die Hälfte des Dorfes an die
verwandten Grafen von Grüningen abgaben, war dort auch das Kloster Zwiefalten
begütert. Über die Grafen von Urach kam D. vor 1265 an Württemberg. König
Albrecht erteilte am 17. 1. 1303 dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu Achalm, Kohlberg (Colberg), D.
(Detlingen), Neuhausen und Pfullingen unter bestimmten Umständen abzusetzen.
Über Württemberg gelangte D. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 130; Hugo 474.
Dettingen (Reichsritter).
Vom 16. bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts zählten die D. mit D. am Neckar zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 202.
Dettlingen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten D. mit einem Sechstel
Berstett und Teilen von Gerstheim zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen
männlicherseits 1852.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Deuring (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von D. mit den
Herrschaften Heilsperg (Heilsberg) mit Ebringen und Gottmadingen und Randegg
zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Ihre Güter fielen 1806 an
Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 71, 82 und Anhang 80.
Deuring zu Randegg (Reichsritter).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die D. zum Kanton Hegau des Ritterkreises
Schwaben. S. Deuring.
L.: Ruch 71.
Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der
Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier
alliierten Besatzungsmächte des zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der
früheren Reichsländer Mecklenburg, Preußen
(Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und Thüringen zwischen Oder-Neiße und
Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische
Militäradministration), wobei Berlin zusätzlich in vier Besatzungszonen
aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der aus der Vereinigung von
Kommunistischer Partei Deutschlands und Sozialdemokratischer Partei
Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (21.
4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument zur Bildung eines
neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen
Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden
Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als
provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der Deutschen Demokratischen
Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen Einwohner) geschaffen. Ihr
Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In diesem Zusammenhang wurde das
Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli 1952 wurden die (inzwischen
gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14 Bezirke ersetzt. Ein
Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der Sowjetunion
gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach einsetzenden Massenflucht
in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine Mauer errichtet. In der Folge
schien sich die D. allmählich zu einem weltweit anerkannten, wirtschaftlich
erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich unter dem
Einfluss der von Michael Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen Politik der
Veränderung eine neue Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9. 1989
öffnete Ungarn seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu umfangreichen
politischen Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen Demokratischen
Republik. Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der
Deutschen Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11. 1989 öffnete diese die
Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten freien Wahl erhielt
die bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am 18. 5. 1990
vereinbarte die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland eine
Währungsunion, Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie
einen Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik
Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974;
Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H.,
1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR,
hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988;
Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der
Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine
Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I., Von der
Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des Rechts,
1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v. Brunner, D. u. a., 2011.
Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund
(8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem
Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6.
8. 1806 selbständig gewordene deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit
den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen
Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover
(bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum:
Hessen(-Kassel); Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg,
Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in Personalunion mit Niederlande);
Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864 in Personalunion mit Dänemark),
Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825
erloschen), Sachsen-Coburg (bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826
Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826
mit Saalfeld und Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826),
Sachsen-Altenburg (seit 1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit
1863 Anhalt), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen),
Limburg (1839 aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft:
Hessen-Homburg (1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck, Lippe(-Detmold),
Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß
ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen),
Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein; Freie Städte:
Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817 wurde die Landgrafschaft
Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825 starb Sachsen-Gotha-Altenburg
aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an
Sachsen-Meiningen abgab und zu Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an
Hildburghausen gelangte, das zu Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an
Sachsen-Meiningen abgab. 1839 wurde das in Personalunion mit Niederlande
stehende Herzogtum Limburg zum Ausgleich für wallonische, nach der belgischen
Revolution in Belgien eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das
Großherzogtum Luxemburg im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als
Erbe an Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze
Gebiet Preußens (mit Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des
Deutschen Bundes. 1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und
Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg
als Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864 kam Schleswig (aus Dänemark) in den
Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam
verwaltet wurde.
L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J.,
Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten
Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete
Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom
Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in
Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild
des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden
(homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der
Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt.
1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat,
das später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern).
1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer
Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen
Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des
Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die
Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht
lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem
Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert,
1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290
wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs
und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands
(1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen
Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach
Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15.
Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten
salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches
zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich
der Aufbau von allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere
Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw.
Landmeister einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden)
andererseits die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien
eingefügt wurden. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit
1386 übermächtigen feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg
(1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen,
Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden
die Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der
über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst
mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8.
4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung
durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die
Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch
auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am
Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und
in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern).
Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei
Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit
32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz,
die trotz reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der
Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis
an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim
zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen
Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den
Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden
bestehen und erhielt durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses
für den Verlust seiner drei linksrheinischen Balleien als Entschädigung die
mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen
Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der
Augsburger und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert
worden war, mit Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus
Habsburg das Fürstentum Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809
wurde dieses durch Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg)
beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren
Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden
1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern
wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen
Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich das Deutschordenshaus
in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur
diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der
65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens
gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6,
224; Voigt, J., Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang
der Herrschaft des Deutschen Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte
des Deutschen Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857;
Scriptores rerum Prussicarum (Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis
zum Untergang der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff.,
Neudruck 1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff.
1882ff., Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890;
Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895;
Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische
Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche
Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte
des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und
Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum
Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch,
W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die
Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H.,
Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat
des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur
Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v.
Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967;
Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte
des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis
1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur
Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann,
W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen Ritterorden Europas,
hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche
Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die
Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung
des Deutschen Ordens am unteren Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985;
Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A.
1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen
1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen deutschen
Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur Geschichte
des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14;
Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H.,
Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M.,
Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs.
f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der
Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2
1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998;
Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die
Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche
Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und
Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und
Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des
Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des
Deutschen Ordens, 2006.
Deutschösterreich (Republik). D. war vom 19. Jahrhundert
bis 1918 die Bezeichnung für die von Deutschen bewohnten Gebiete der
österreichisch-ungarischen Monarchie (Österreich-Ungarn). Diese Gebiete
bildeten nach dem Zusammenbruch Österreichs am 12. 11. 1918 die Republik D.
(Länder Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol,
Vorarlberg und Salzburg, Ansprüche auf Südtirol, Deutschböhmen und
Sudetenland), die ein Teil des Deutschen Reiches
sein wollte. Der Friede von Saint Germain untersagte jedoch 1919 den Anschluss
an Deutschland und die Führung des Namens D. Zugleich gab er die
sudetendeutschen Gebiete an die Tschechoslowakei. Am 21. 10. 1919 wurde der
Name in Republik Österreich umgewandelt.
L.: Ende und Anfang. Österreich 1918/19, hg. v. Jedlicka, L., 1969; Brauneder,
W., Deutsch-Österreich 1918, 2000.
Deventer (Reichsstadt,
Residenz des Bischofs von Utrecht). D. an der Ijissel erscheint anlässlich
einer Kirchengründung Lebuins kurz vor 776. 952 gab König Otto I. seine von den
Karolingern ererbten Güter in D. an das Mauritiuskloster in Magdeburg, 1046
König Heinrich III. Münzregal und Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123
erließ der Kaiser den Bewohnern Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D. Reichsstadt und Mitglied der Hanse. 1528 kam es vom
Hochstift Utrecht an Kaiser Karl V. 1591 wurde es den spanischen Habsburgern
durch die Generalstaaten der Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die
Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975), 167; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 141.
Dexheim (Reichsdorf?).
D. (Thechidesheim) links des Rheins bei Oppenheim wird erstmals 774 anlässlich
der Übertragung von Gütern durch König Karl den Großen an Lorsch und 889
(Dechidestein) anlässlich der Schenkung der Kirche durch König Arnulf an das
Kloster Fulda erwähnt. Als Reichsgut begegnet es
dann wieder 1259. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer D. neben
anderen Orten an das Erzstift Mainz, am 25. 12. 1356 Kaiser Karl IV. zur Hälfte
an die Stadt Mainz und am 12. 2. 1375 an den Pfalzgrafen bei Rhein. Die Könige
Wenzel und Ruprecht bestätigten die Verpfändung an die Pfalz. Über Hessen kam der
1689 zerstörte Ort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464, 466.
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den Vögten
von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein Graf von
D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung
von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des Geschlechtes nach D. 1350 traten die
Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der Herrschaft D. an. Seit 1499 und 1561
nannten sich jüngere Seitenlinien der Wild- und Rheingrafen (Rheingrafen) nach
D. Beim Aussterben der rheingräflichen Linie D., welche die Wildgrafschaft D.,
das Hochgericht Rhaunen, das Ingrichtsamt Hausen, die Hälfte der Stadt Kirn und
der Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim und ein Viertel der
Herrschaft Diemeringen/Dimringen besessen hatte, beanspruchten die Linien
Grumbach und Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die Häuser Salm das Ganze.
Die Wild- und Rheingrafschaft von D. gehörte dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S. Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
Dhronecken, Thronecken, Tronecken, Thonecken
(Herrschaft). Die auch Mark Thalfang genannte Herrschaft D. bei Hermeskeil auf
dem Hunsrück gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Viertel den beiden
fürstlichen Häusern Salm gemeinsam und zu drei Vierteln den Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Rheingrafen bzw. Grafen Salm-Grumbach) und zählte über
sie zum oberrheinischen Reichskreis. Nach der
Besetzung durch Frankreich fiel D. 1815 an Preußen und damit 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Wallner 697 OberrheinRK 22.
Didelzheim, Dieselzheim (Reichsritter).
Die D. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 123.
Dieburg (Burg, Herrschaft). In römischer Zeit
lag am Schnittpunkt wichtiger Straßen im Gersprenztal der Mittelpunkt der
civitas Auderiensium. Im Frühmittelalter gehörte das Gebiet zum Reichsforst Dreieich. Am Ende des 12. Jahrhunderts war
D. in den Händen der Bolanden, 1239 der Münzenberg. Als deren Erben verkauften
die Isenburg und Hohenlohe-Brauneck Burg und Stadt D. an das Erzstift Mainz,
von dem es 1803 an Hessen-Darmstadt kam. Nach D. nannten sich die Groschlag von
D. S. Groschlag von (und zu) Dieburg, Hessen, Ulner von Dieburg.
L.: Wolff 80; Hoch, G., Territorialgeschichte der östlichen Dreieich, Diss.
phil. Marburg 1953; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 140.
Diede zum Fürstenstein (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die D. zum
Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Burggraf
Friedberg).
Diedenhofen (Reichsgut
?), frz. Thionville. In D. an der Mosel nördlich von Metz erscheint nach
älteren Siedlungsspuren 751 eine Königspfalz (Theodonis villa). 930 wurde die
Kirche von D. an das Kloster Sankt Maximin zu Trier gegeben. Dessen Vögte waren
die Grafen von Luxemburg, die auch die umliegende Grafschaft innehatten. Sie
eigneten sich das Königsgut an. Immerhin kam, nachdem das deutsche Königtum an
die Grafen von Luxemburg gefallen war, D. zur Reichskammer.
1441/1461 gelangte es an Burgund, 1477 an Habsburg, später an Frankreich.
L.: Wolff 58; Joset, C., Les villes au pays de Luxembourg, 1940; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 142.
Diedenhofen (Reichsritter) s. Dietenhofen
Diemantstein (Freiherren, Herrschaft). Um 1260
errichtete Tiemo von dem Stein, der mit den Familien der Edelfreien der
Hohenburg und zu Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im Tal der Kessel bei
Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von Diemantstein (Stein) Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des
Geschlechts folgten 1730 die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift Sankt Ulrich und Afra zu Augsburg und 1777
die Fürsten von Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542 dem Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an Bayern.
L.: Schulz 260.
Diemar (Reichsritter).
Seit dem 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken sowie von 1557 bis 1574 wegen Lindach zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und um 1750 zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 359f.; Riedenauer 123;
Schulz 260; Rahrbach 47.
Diemeringen, Dimringen (Herrschaft). 1801 gehörte
ein Viertel der Herrschaft D. über die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Rheingrafen von Salm-Grumbach) zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 279f.; Wallner 697/698 OberrheinRK 22, 33, 43a.
Diener, Dyener (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 211, 212.
Dienheim (Freiherren, Reichsritter).
Die seit Beginn des 13. Jahrhunderts bezeugten Freiherren von D. bei Oppenheim
waren vom 16. bis 18. Jahrhundert mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim,
Friesenheim, Hahnheim, einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, einem Siebtel
der Ganerbschaft Niedersaulheim bzw. Nieder-Saulheim, Rudelsheim und einem
Fünftel der Ganerbschaft Schornsheim Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein sowie im 17. Jahrhundert Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Zimmermann 65f.; Winkelmann-Holzapfel 146; Riedenauer 123; Neumaier 144f.,
153; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 (Höchst).
Dienheim (Reichsdorf).
D. bei Oppenheim wurde schon von Karl dem Großen an die Abtei Fulda gegeben.
Später kam es als Reichspfand an die Pfalzgrafen
bei Rhein und von der Pfalz an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464.
Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren
von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie
erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte
Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren geschützten, zwischen den Hochstiften von
Minden, Osnabrück und Münster gelegenen Herrschaft zwischen Wildeshausen und
Bassum bzw. Levern und Rahden wurde. Wichtige Rechte gingen um 1300 von den
Welfen bzw. den Askaniern sowie den Grafen von Ravensberg zu Lehen. Weitere
Rechte bestanden im friesischen Küstenraum (Midlum), doch blieb das
Herrschaftsgebiet insgesamt bescheiden. 1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen
Minden die Lehnshoheit des Reiches, 1531 der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an. 1521 trugen sie das Amt Auburg im
Südwesten den Landgrafen von Hessen als Mannlehen auf. 1531 erwarben sie (wohl
zusammen mit der Reichslehnbarkeit) den
Grafenrang. 1585 starb das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1517 an Braunschweig-Lüneburg (bis 1665 Braunschweig-Celle,
dann Calenberg), Auburg (trotz eines 1606 vor dem Reichskammergericht
angestrengten, zweihundert Jahre währenden Rechtsstreits mit den Welfen) an
Hessen. 1593 wurden die Welfen vom Kaiser belehnt. Die Grafschaft gehörte dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium an.
1685/1723 ging sie, um 9 (bzw. 11,5) Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D. (mit
den Vogteien Barnstorf und Drebber) und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde und
acht Dörfern) in Hannover auf (1823 zusammen mit der Grafschaft Hoya
Landdrostei Hannover). 1816 kam nach Abfindung der Freiherren von Cornberg auch
Auburg an Hannover. Über Hannover fiel D. 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen. S. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F.,
Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die
Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1
1982; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000.
Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das durch die
Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte ursprünglich
die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto).
Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077)
im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft im Egerland aus
(1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146
wurde das Egerland an das Reich gezogen. Cham
und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig entstandenen älteren Linie an den
verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie erlosch in ihrer jüngeren Linie
mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit kamen auch die Güter um Nabburg
sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger
Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die
Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen
Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die
Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der bayerischen
Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der Oberpfalz,
Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3 1986, 1009;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Dierbach, Direnbach (Reichsdorf).
König Wenzel verpfändete am 22. 1. 1379 an den Pfalzgrafen bei Rhein unter
anderem das Dorf D. bei Bergzabern, nachdem dieser es aus der Pfandschaft der
Grafen von Leiningen gelöst hatte. Über die Pfalz und Bayern kam D. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464.
Diersburg, Dierspurg (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Nach der Burg D. bei Hohberg in der Ortenau nannte sich erstmals
1197 ein Walther de Tirsperc, der mit den Grafen von Geroldseck verwandt war.
1279 kam die Burg erbweise an die Ritter von Schwarzenberg, am Ende des 14.
Jahrhunderts je zur Hälfte an die Markgrafen von Baden und an die Ritter Hummel
von Stauffenberg, die ihre Hälfte im 15. Jahrhundert an Baden verkauften. 1463
belehnte Baden den Ritter Andreas Röder mit Burg und Herrschaft. Im 18.
Jahrhundert gehörte die Familie der D. (Röder von D.) mit D. und Reichenbach zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben sowie zum
Ritterkreis Unterelsass. D. gelangte über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Röder von Diersburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Dieselzheim (Reichsritter) s. Didelzheim
Dietenheim (Herrschaft). Die mit den Grafen von
Kirchberg verwandten Grafen von Brandenburg nahmen ihr bisheriges Allod D.
(Tutenheim) bei Ulm vom Reich zu Lehen. 1313
verpfändete Friedrich der Schöne D. mit Brandenburg und Regglisweiler als Lehen
Habsburgs an die Herren von Ellerbach, welche die Güter 1446 an den Ulmer
Bürger Krafft verkauften. Von den Krafft und den mit ihnen verwandten Ehinger, die
seit 1477 die Hälfte innehatten, erwarben 1481 die Rechberg die Güter. Bei
ihrem Aussterben 1537 fielen die Güter an Österreich heim, von dem sie 1539 an
Anton Fugger kamen. Im 18. Jahrhundert lebte in D. die Linie
Fugger-Dietenheim(-Brandenburg). 1805 fiel D. an Bayern, 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 204, 508; Eggmann, F., Geschichte des Illertales, 1862.
Dietenhofen, Diedenhofen (Reichsritter).
Die vielleicht zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken zählenden D. waren
im 18. Jahrhundert bereits erloschen.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 123.
Dietherr von Anwanden und Schwaich? (Reichsritter). Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
L.: Stieber.
Dietrichstein (Grafen, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). 1136 erscheint in Kärnten das
Geschlecht der (Grafen von) D. Es teilte sich in mehrere Linien (u. a.
Dietrichstein-Dietrichstein, Dietrichstein-Hollenburg,Dietrichstein-Nikolsburg
[Dietrichstein-Niclasburg], Dietrichstein-Rabenstein, Dietrichstein-Weichselstädt),
die in der Steiermark, in Niederösterreich und in Mähren begütert waren. 1506
stellten sie die Erbmundschenken in Kärnten. 1514 wurden sie Freiherren, 1578
(Adam von D.) bzw. 1612 Reichsgrafen. In zwei
Ästen der Linie Hollenburg wurden sie 1624 und 1648 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt der Fürst von
D. durch § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für die Herrschaft Tarasp (Trasp) in Graubünden die Herrschaft
Neuravensburg. 1880 erlosch die Familie im Mannesstamm.
L.: Zeumer 553 II b 50; Klein 150.
Dieulouard (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 141.
Diez (Reichsritter)
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von
Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische
Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich
ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds (†
909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg
(Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg
(Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt 1180, in der Linie
der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die schwäbischen Lehen fielen
1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter an die Grafen von
Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29. 12. 1258) kam D.
durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war und mit dem die
Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15. Jahrhundert an wurde es
Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis 1804 bestehende
Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 143.
Dinkelsbühl (Reichsstadt).
Das 1188 erstmals erwähnte D. (burgus Tinkelspuhel) an der Wörnitz wurde
vermutlich um 1180 unter Einbeziehung einer älteren Siedlung an der Kreuzung
wichtiger Fernstraßen zwischen Augsburg und Würzburg sowie Ulm und Nürnberg als
Stadt von den Staufern gegründet. Seit 1251 wurde es an die Grafen von
Oettingen verpfändet, konnte aber 1351 die Pfandschaft selbst ablösen und von
1273 an die Stellung einer Reichsstadt erwerben
(1305 Stadtrecht von Ulm, 1351/1315 freie Richterwahl, 1398 Blutbann). 1387
erzwangen die Zünfte die Aufnahme in das Stadtregiment. Um 1400 hatte die Stadt
etwa 4000 Einwohner. 1530/1534 wurde die Bevölkerung überwiegend evangelisch,
1649 D. paritätische Reichsstadt (mit
katholischem Magistrat und evangelischer Bevölkerung). 1802/1803 ging die
Stellung als Reichsstadt verloren. D. kam mit
einer Quadratmeile Gebiet und 8000 Einwohnern an Bayern, 1804 an Preußen und
1805/1806 wieder an Bayern.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 16; Wallner 689 SchwäbRK 78; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 236ff.; Beck, L., Übersicht über die Geschichte der ehemaligen freien
Reichsstadt Dinkelsbühl, 1886; Christoffel, M.,
Dinkelsbühl, 1928; Gluth, P., Dinkelsbühl. Die Entwicklung einer Reichsstadt, 1958; Die Urkunden der Stadt Dinkelsbühl
(1282-1500) Bd. 1, 2, bearb. v. Schnurrer, L., 1960ff.; Gebeßler, A., Stadt und
Landkreis Dinkelsbühl, 1962; Schnurrer, L., Die Territorien der Reichsstadt Dinkelsbühl, Jb. d. hist. Ver. v.
Mittelfranken 80 (1962/1963), 55ff.; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer
Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Fahlbusch, F. B., Dinkelsbühl, LexMA 3 (1985),
1067.
Direnbach (Reichsdorf) s. Dierbach
Disentis (Reichsabtei,
reichsunmittelbares Kloster, Residenz), rätoroman. Mustèr. Das im 7.
Jahrhundert zur Sicherung des Lukmanierpasses im Vorderrheintal in der
Hochgebirgslandschaft Desertina von dem Franken Sigisbert und dem Räter
Placidus gegründete, 960 von Otto I. erneuerte Benediktinerkloster D. kam 1020
durch Heinrich II. an das Hochstift Brixen, erhielt aber 1048 von Heinrich III.
die Reichsunmittelbarkeit, der Abt die Reichsfürstenwürde. Dank kaiserlicher Verleihungen
gewann es bis ins Urserental ein großes reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet.
1395/1424 beteiligte sich der Abt maßgeblich an der Stiftung des Grauen Bundes
(Graubünden). 1472 wurde die Herrschaft Jörgenberg von den Grafen von
Hohenzollern gekauft. 1803 kam die Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 648, 1, 2, 146; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007, 322.
Döben (Burggrafschaft). Vermutlich im
ausgehenden 10. Jahrhundert wurde die 1117 erstmals erwähnte Burg D. an der
Mulde bei Grimma errichtet, in der 1181/1185 ein Reichsburggraf
eingesetzt wurde. Seit 1198 kam er aus der Familie der Erkenbertinger (von
Tegkwitz). Nach deren Aussterben fiel die Burggrafschaft wohl schon 1286 an die
Markgrafen von Meißen und als deren Lehen später an die Burggrafen von Leisnig.
S. Sachsen.
L.: Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dobeneck (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Dohna (Reichsburggrafschaft).
1040 wird die am Weg nach Böhmen auf einer vorgeschichtlichen Anlage wohl schon
im 10. Jahrhundert errichtete Burg D. bei Dresden erstmals erwähnt. 1086 kam
sie unter der Herrschaft Böhmens an Wiprecht von Groitzsch. 1127 erscheint ein
edelfreies Geschlecht von Rotowe bzw. Rötha (Röda bei Altenburg?) im Pleißner
Land, das (1144 oder) 1156 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit der Reichsburggrafschaft über das 1152 von Böhmen an das Reich zurückgefallene Donin (seit dem 15. Jh. D.) als Reichslehen belehnt wurde. Sich nach D. benennend
breitete es sich im 13. und 14. Jahrhundert über Böhmen, die Lausitz und
Schlesien aus. 1402 wurde die Familie durch die Markgrafen von Meißen gewaltsam
aus der Burggrafschaft vertrieben. Die Hauptlinie starb 1415 aus. 1423, 1558
und 1648 bestätigten die Kaiser gleichwohl die Reichsunmittelbarkeit.
Außerdem erhielt die Familie 1648 die kaiserliche Anerkennung als Reichsburggrafen und Grafen, ohne dass dadurch Reichsstandschaft verliehen worden wäre. Die in der
Lausitz, in Schlesien, Böhmen und Preußen begüterte Familie teilte sich seit
1649 in eine 1711 erloschene schlesisch-katholische Linie und eine
ostpreußisch-protestantische Linie mit den Zweigen Lauck, Reichertswalde, Schlobitten und Schlodien (seit 1619)
sowie Dohna-Glodin und Dohna-Wartenberg.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Dohna, S. Graf
v., Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie Dohna, 1876; Dohna,
S. Graf v., Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna, Bd. 1ff.
1877ff.; Kekulé v. Stradonitz, S., Die staatsrechtliche Stellung der Grafen zu
Dohna am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, 1896; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dölau (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Rabensteiner.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 90.
Dole (Residenz des Grafen von Chalon bzw.
Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 147.
Donau (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton D.
gehörte zum Ritterkreis Schwaben der Reichsritterschaft.
Seine Kanzlei hatte ihren Sitz in Ehingen.
L.: Wolff 507.
Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930 Stufo) lag im königlichen
Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift Regensburg gab. Dieses
konnte die sich um D. bildende Herrschaft gegen Bayern behaupten, musste sie
aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden. Seitdem kam es zu mehrfachem
Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg,
Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis
zählende D. 1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm fiel es
1803 an den Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des
Großherzogtums Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Donauwörth (Reichspflege).
Zur staufischen Vogtei D. gehörte als Reichspflege
D. ein mit Hochgerichtsbarkeit verbundener Bezirk südlich der Donau. Die Pflege
kam aus dem Erbe der Staufer an die Herzöge von Pfalz und Oberbayern, musste
aber als Reichsgut an König Rudolf von Habsburg herausgegeben
werden. 1608 vollstreckte Bayern die Reichsacht
gegen die Reichsstadt Donauwörth und erzwang für
die Vollstreckungskosten die Verpfändung.
L.: Dacheröden 133; Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Wöhrl, J., Die Reichspflege Donauwörth, 1928f; Pfister, D.,
Donauwörth, 2008.
Donauwörth (Reichsstadt).
D. wurde vermutlich nach 900 von den Grafen von Dillingen gegründet. 1030 wird
D. (Weride) anlässlich der Bestätigung und Erweiterung der Verleihung des Markt-,
Münz- und Zollrechts an die Herren von Werde (Mangolde) durch König bzw. Kaiser
Otto III. erstmals genannt. Nach deren Aussterben fiel es zwischen 1147 und
1156 an das Reich heim. Von 1156 bis 1183
unterstand es den Grafen von Wittelsbach. 1191 wurde es von den Staufern als Reichsgut eingezogen und Sitz einer staufischen
Vogtei. Nach längeren Auseinandersetzungen mit Bayern wurde D. 1301 Reichsstadt (meist Schwäbisch Wörth genannt). Von 1376
bis 1434 war es an Bayern verpfändet, das 1462 auf alle Ansprüche verzichtete.
In der Reformationszeit wurde es mehrheitlich protestantisch. Da die
protestantische Bevölkerung von den Regeln des Augsburger Religionsfriedens von
1555 durch Störung katholischer Prozessionen abwich, wurde 1607 über sie die Reichsacht verhängt, die 1608 durch Besetzung von
Bayern vollstreckt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg war es hart umkämpft, blieb
aber auf Dauer bayerisch und katholisch, da die 1705 erfolgte Wiederherstellung
der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Joseph I.
bereits 1714 wieder aufgehoben wurde.
L.: Wolff 136; Stieve, F., Der Ursprung des 30-jährigen Krieges, Bd. 1 1875;
Stenger, H., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Donauwörth (1193-1607), 1909; Grohsmann, L./Zelzer, M., Geschichte der Stadt
Donauwörth, Bd. 1f. 1958ff.; Landkreis Donauwörth. Werden und Wesen eines
Landkreises, 1966.
Dönhoff (Reichsgrafen).
1282 wird das westfälische, in der Grafschaft Mark ansässige Adelsgeschlecht
erstmals erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde ein D. in Livland ansässig und erwarb
in Ostpreußen ansehnliche Güter. 1632 wurde diese Familie in den Reichsgrafenstand erhoben. 1696 teilte sich die
Familie in Zweige zu Friedrichstein, Dönhofstädt (Dönhoffstädt) (bis 1816) und
Beinuhnen (Beinunnen) (bis 1838).
L.: Dönhoff, M. Gräfin, Namen, die keiner mehr nennt, 1962.
Doria (Reichsfürsten).
1714 zog das Reich die einem Fürsten D.
gehörenden Herrschaften Calice und Veppo ein und verkaufte sie an Malaspina.
1760 wurde das Haus D. in Genua in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369; Klein 170.
Doria (Reichsfürstin).
1627 wurde Donna Zenobia D., Schwester des Fürsten Giovanni Andrea, zur Reichsfürstin erhoben.
L.: Klein 191.
Dörnberg (Reichsritter),
Doringenberg,. Von etwa 1560 bis 1700 zählten die D. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Dornbirn (freie Leute). D. westlich des
Einflusses des Rheines in den Bodensee erscheint 895 erstmals (Torrinpuirron).
Begütert waren dort Sankt Gallen, Weingarten, Mehrerau, das Stift Lindau, die
Herren von Hohenems (Ems) und das Reich. 1343
verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die reichsfreien Leute zu D.
bei Bregenz für 1200 Mark Silber an Ulrich von Hohenems. Später wurde die
Pfandschaft in einen Verkauf umgewandelt. 1765/1771 kam die Grafschaft Hohenems
an Österreich, das schon 1375/1359 die Herrschaft Feldkirch gekauft hatte. S.
Vorarlberg.
L.: Dacheröden 134; Hugo 475.
Dorpat (Hochstift, Residenz), russ. Jurev,
estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach als
Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer
schon für die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen
estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen erobert worden war, begründet. Es
war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit 1245 dem Erzbischof von Riga
unterstellt. Das Territorium wurde zwischen Bischof und Deutschem Orden
aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der Bischof durch König Heinrich (VII.) mit
dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten
erhoben. Seit 1525 drang die Reformation durch. Mit der Verschleppung des
letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich
bis 1225, 1943; Rauch, G. v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit,
ZOF 24 (1975); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524, 1, 2, 150.
Dörrenbach (Reichsdorf),
Dierbach. (992 gab König Otto III. Dörrenbach bei Bergzabern an die Abtei Selz.
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem verschiedene Dörfer bei Bergzabern. Die Pfalz verpfändete den Ort
an Leiningen. Mit der Herrschaft Guttenberg war D. in den Händen von Leiningen
und Pfalz, meist aber Zweibrücken. Von 1684 bis 1814 unterstand es Frankreich.)
S. Bayern, Rheinland-Pfalz, Dierbach.
L.: Hugo 464.
Dortmund (Grafschaft). Die um Dortmund liegende,
etwa 77 Quadratkilometer umfassende Grafschaft D. wurde, nachdem die Grafen von
D. als Reichslehnsträger 1316 in männlicher
Linie ausgestorben waren, 1343 und 1504 jeweils zur Hälfte durch die Reichsstadt D. von den Grafen von der Mark erworben
(Dortmund-Lindenhorst). Mit D. fiel ihr Gebiet 1803 an Nassau-Oranien(-Fulda),
1808 an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Meininghaus, A., Die Entstehung von
Stadt und Grafschaft Dortmund, 1920.
Dortmund (Reichshof,
Reichsstadt). Zwischen 881 und 884 wird an einer
wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und Weser verbindenden Hellwegs der
vielleicht in Anlehnung an einen karolingischen Königshof und späteren
Grafenhof entstandene Ort Throtmanni, Trutmundi, Trutmania, erwähnt. 990 besaß
er Marktrecht. Bereits 1152 war er vielleicht befestigt (lat. Tremonia). Seit
1226 ist D. als einzige westfälische Reichsstadt
bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und unter Überflügelung Soests Vorort des
gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb, nachdem die Familie der Grafen
von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war, 1343 und 1504 jeweils eine
Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 77 Quadratkilometern
und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber (nach 1248 wie 1301 erfolgten
Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen von der Mark) in
Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark
(Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich erheblich geschwächt
wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit.
Von 1523 bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging Brackel (Brakel) an
Kleve-Mark verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern an
Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum Berg
(Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz Westfalen),
das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der
kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches
freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f. 1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel,
K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt
Dortmund, Bd. 1 1917; Heimatatlas für Dortmund, hg. v. Frommberger, A., 1961;
Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs-
und Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A., Bergbau in Dortmund, 1963;
Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder aus und über Dortmund,
Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber, H./Hüser, F., 2. A.
1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v. Luntowski, G./Reimann, N.,
1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt
Dortmund in der Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D., Melius
Hereditati, 1987; Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v.
Schilp, T./Welzel, B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u.
a., 2012.
Drachsdorff, Drachsdorf (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von D., die im frühen 16. Jahrhundert schon dem Kanton Gebirg
angehört hatten, zum Kanton Baunach und später auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Traxdorff.
L.: Seyler 360; Riedenauer 123.
Drechsel (Reichsritter).
Um 1700 zählten die D. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken und zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 123.
Drechsel von Deufstetten (Reichsritter). Wegen des 1698 veräußerten Unterdeufstetten zählten
die D. von 1655 bis 1673 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Unterdeufstetten kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 260.
Dreis, Dreiß (reichsunmittelbare Herrschaft, Reichsdorf?). D. nördlich der mittleren Mosel wird
bereits am Ende des 8. Jahrhunderts durch Karl den Großen der Abtei Echternach bestätigt.
Seit Ende des 15. Jahrhunderts bis 1714 prozessierte das 1121 Hektar umfassende
Dorf um seine Anerkennung als Reichsdorf. Dem
Abt gelang es aber sowohl dieses Begehren als auch die Ansprüche des Erzstifts
Trier durch Urteil des Reichskammergerichts von
1602 abzuwehren. Die mit dem Aussterben der Herren von Esch seit 1665 vogtfreie
Herrschaft Echternachs ging mit der Besetzung durch Frankreich 1794 unter. 1815
kam D. zu Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 499; Looz-Corswarem, O. v., Die Beziehungen der Gemeinde D. zur Abtei
Echternach in neuerer Zeit, Rhein. Vjbll. 24 (1954), 90ff.
Dresden (Residenz des Herzogs von Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 151; Meinhardt, M., Dresden im Wandel,
2009; Die spätmittelalterlichen Stadtbücher Dresdens und Altendresdens, hg. v.
Kübler, T. u. a., 2013.
Drosendorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Düdelsheim (Reichsritter)
Duisburg (Reichsstadt).
883/884 wird D., das auch mit dem vormerowingischen Dispargum verknüpft wird
und dessen Name zum Personennamen Thio gestellt wird, als einem römischen
Militärposten auf dem Burgberg folgende fränkische Königspfalz bei Regino von
Prüm erwähnt. Im 12. Jahrhundert entwickelte es sich allmählich zur Stadt
(regia villa, 1129?). Eine Verlagerung des Rheins kurz nach 1200 ließ den
wirtschaftlichen Aufschwung abbrechen. 1290 wurde D. von König Rudolf von
Habsburg an das Herzogtum Kleve verpfändet und kam mit diesem zusammen 1614 an
Preußen. Von 1543 an setzte sich die Reformation durch, 1655 wurde durch den
Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine bis 1818 als klevische
Landesuniversität bestehende Universität gegründet. 1946 fiel D. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Averdunk, H., Geschichte der Stadt Duisburg bis zum Jahre 1666,
1894; Averdunk, H./Ring, W., Geschichte der Stadt Duisburg, 2. A. 1949; Ring,
W., Heimatchronik der Stadt Duisburg, 1954; Domke, H., Duisburg, 1960; Bätz,
H./Steeger, H., Heimatatlas Duisburg, 1968; Roden, G. v., Geschichte der Stadt
Duisburg, Bd. 1 1970; Milz, J./Pietsch, H., Duisburg im Mittelalter, 1986;
Bergmann, W. u. a., Urkundenbuch der Stadt Duisburg, Bd. 1 904-1350, 1989;
Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Jägers, R.,
Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 167; Milz, J., Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs, 2008; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 107.
Dungern (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von D. zum Ort (Bezirk, Kanton)
Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 66.
Dunningen (reichsunmittelbares Dorf). Im Jahre 786 gab Graf Gerold Güter in D. bei Rottweil an Sankt Gallen. Um 900 ist Königsgut nachweisbar. Das im Spätmittelalter reichsunmittelbare Dorf stellte sich 1435 unter den Schutz der Reichsstadt Rottweil, mit der es 1802 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
Dünwerde (Herrschaft). 1801 gehörte das Amt
Spangenberg als vormalige Herrschaft D. über die Landgrafen von Hessen-Kassel
zum oberrheinischen Reichskreis. S. Preußen,
Hessen.
L.: Wallner 694 OberrheinRK 1.
Düren (Reichsritter) s. Dürn
Düren (Reichsstadt).
D. wird 748 (villa Duria) erstmals erwähnt. Es war karolingischer Königshof,
der zur Pfalz ausgebaut wurde und aus dem Güter an Stablo (814), das Aachener
Münster (888) und das Hochstift Verdun (1057) kamen. Im frühen 13. Jahrhundert
entwickelte es sich zur Stadt (Reichsstadt). Sie
wurde 1242/1246 an die Grafen von Jülich verpfändet, wurde aber noch längere
Zeit zu Reichstagen eingeladen. 1614 kam D. an
Pfalz-Neuburg, 1790/1801 an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Schoop, A., Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Düren
bis 1794, 1920; Geschichte der Stadt Düren, 1923; Grotelüschen, W., Die Städte
am Nordostrand der Eifel, 1933; Der Landkreis Düren, bearb. v. Küster, K.,
1967; Kessler, A., Von Karl dem Großen bis Napoleon Bonaparte. Grundzüge einer
Geschichte des Dürener Landes, 1968; Kaemmerer, W., Urkundenbuch der Stadt
Düren, I 1-2, 1971ff.; Flach, D., Zur Geschichte des Dürener Reichsgutes, (in) Dürener Geschichtsbll. 71 (1982) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 163.
Durlach (Ort, Herrschaft, Residenz). D. bei
Karlsruhe erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer. Später kam es an die
Markgrafen von Baden. Bei der Teilung Badens wurde es 1565 Sitz der Markgrafen
von Baden-Durlach (bis 1715). S. Baden-Durlach, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 171; Seidenspinner, W.,
Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt Durlach, ZGO 153 (2005), 61.
Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft). D. bei Biberach
an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit dem Bussen an
Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im 16. Jahrhundert
wurde es im schwäbischen Reichskreis
waldburgischer Verwaltungsmittelpunkt für die Herrschaft Bussen und die untere
Grafschaft Friedberg rechts der Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der
Grafschaft Friedberg-Scheer an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806
wurde es der Landeshoheit Württembergs unterstellt und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973.
Dürn (Herren, Herrschaft). Unter den Staufern
sind die hochadligen Herren von D. (Durne, Walldürn östlich von Amorbach) Reichsleute im Odenwald. Mittelpunkt ihrer Herrschaft
war Amorbach. Über eine Erbtochter der Grafen von Lauffen erlangten sie deren
Güter, verloren danach aber rasch an Bedeutung. 1271/1272 mussten sie ihre
Güter an das Erzstift Mainz veräußern. 1332 starben sie aus.
L.: Liebler, H., Die Edelherren von Dürn, (in) Amorbach, Beitr. zu Kultur und
Geschichte. Neujahrsbll. hg. v. d. Ges. f. frk. Gesch. 25 (1953);
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 643.
Dürn zu Riedsberg, Düren zu Riedsberg, Dürn
zu Rippberg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
zählten die D. zum Kanton Odenwald und anfangs auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 210; Riedenauer 123; Stetten 32; Ulrichs 209; Neumaier
66, 73, 90, 141.
Dürrenhembach (Reichsdorf),
Hembach 1360 versprach Kaiser Karl IV. den Brüdern von Wendelstein bei
Nürnberg, die ihnen für tausend Heller versetzten Dörfer Nerreth (Nuwenreuthe),
Dürrenhembach (Hembach) und Raubersried (Robesreut) nur gemeinschaftlich
auszulösen.
L.: Hugo 456.
Dürrigl von Riegelstein, Dürriegel von
Riegelstein, Türrigel zum Riegelstein (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die D. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken. Der älteste Name von 1260 lautete Türrigel, seit 1402 zum Riegelstein
(bei Hormersdorf). Die letzte Nennung des Adels erfolgte 1635 (Adam Tirrigel
zum Riegelstein, Bräugegenschreiber und Richter in Blaibach, 1635 in Kötzting).
Daneben wurde der Name Dirrigl, Thürrigl, Tirrigel, Dürriegel von Bauern
geführt.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Düsseldorf (Ort, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Berg bzw. Markgrafen bzw. Herzogs von Jülich bzw. Kleve bzw.
Pfalz-Neuburg). Zwischen 1135 und 1159 erscheint an der Mündung der Düssel in
den Rhein D., das spätestens 1189 durch Verpfändung von den Herren von Teveren
(Tyvern) an die Grafen von Berg kam. Unter den Grafen von Jülich wurde es 1384
räumlich wesentlich erweitert. Nach der Vereinigung von Jülich, Kleve und Berg
mit Mark und Ravensberg 1521 wurde es Hauptstadt dieser Länder und kam 1614 mit
Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, 1806 an das Großherzogtum Berg, danach an
Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Lau, F., Geschichte der Stadt Düsseldorf, 1921, Neudruck 1980f.;
Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 8. A. 1980; Düsseldorf
vor 100 Jahren, hg. v. Kuntz, A., 1988; Düsseldorf. Geschichte von den
Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, hg. v. Weidenhaupt, H., Bd. 1 Von der
ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis 1614), Bd. 2 Von der
Residenzstadt zur Beamtenstadt, 1988; Droste, W., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Brockerhoff, M./Bußkamp, T.,
Düsseldorf, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 156;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 166.
.Duttenberg (Reichsdorf),
Tutemburg. Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth,
Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, unter anderem das diesem verpfändete Dorf
Duttenberg (Tutemburg) bei Wimpfen.
L.: Hugo 460, 459.
Dyck (Reichsherrschaft).
1094 werden Herren von D. zwischen Rheydt und Grevenbroich erstmals genannt.
Ihnen gelang es, um ihre Burg D. aus den Kirchspielen Bedburdyck, Hemmerden und
der Herrlichkeit Schelsen eine Herrschaft zu errichten. Die Reichsherrschaft D. kam 1394/1395 beim Erlöschen der
Herren an das Haus Salm-Reifferscheid, das 1628 den Titel Altgraf erhielt, dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte
und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. 1813/1815 fiel die 1 Quadratmeile große Herrschaft an Preußen, 1946 kam
D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497; Zeumer 554 II b 63, 30; Bremer, J., Die reichsunmittelbare
Herrschaft Dyck, 1959.
Dyener (Reichsritter) s. Diener
Ebenheim, genannt Übel (Reichsritter)
s. Ehenheim (Reichsritter). Um 1550 zählten die
E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32.
Eberbach (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 88.
Eberbach (Reichsstadt).
Auf altem Siedlungsland am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das
Hochstift Worms kam, errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der
Bischof die Burg gegen eine Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen
geben. Gleich danach errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem
Untergang der Staufer (um 1255) Reichsstadt und
hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert
wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330 als Pfand an die Pfalz, 1410 an
Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz. 1803 fiel sie an Leiningen und
1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Ebermann (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert waren E. Mitglied im Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Ebers (Reichsritter).
Vielleicht zählten E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Ebersberg (Reichskloster).
934 gründeten die Grafen von Sempt in E. bei München ein Augustinerchorherrenstift.
Dieses wurde 1013 in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Von etwa 1040 bis
nach 1300 war es gefreites Reichskloster. Danach
kam es an Bayern. Bekannt ist die spätalthochdeutsch-frühmittelhochdeutsche
Paraphrase des Hohen Liedes durch Abt Williram von Ebersberg († 1085).
L.: Paulhuber, F., Geschichte von Ebersberg und dessen Umgebung in Oberbayern,
1847; Guggetzer, M., Ebersberg und seine Geschichte, 1932; Der Landkreis
Ebersberg in Geschichte und Gegenwart, 1960; Der Landkreis Ebersberg. Raum und
Geschichte, hg. v. Mayr, G., 1982.
Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter, Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das
944 erstmals erwähnte Gersfeld in der Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von
Schneeberg, das nach der Eroberung durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12.
Jahrhundert nachweisbaren Herren E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der
Rhön in staufischer Zeit errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von Fulda
zerstört, 1396 als Ganerbenburg unter Lehnshoheit Fuldas wieder aufgebaut. 1435
entstand im Anschluss daran die reichsunmittelbare Herrschaft der Herren von E.
1460 wurde die Burg erneut von Fulda erobert. Seit dem 16. Jahrhundert zählte
die in 3 Linien geteilte Familie der E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken (im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof,
Dammelhof, Diesgraben, Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn],
Kippelbach, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers,
Sandberg und Schachen). Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton
Baunach an. Ernst Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den
Ganerbschaften Bechtolsheim und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter
Hinzufügung des Namens und Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard
Freiherr von Leyen in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Die Freiherren E. waren bis zum 1790 erfolgten Verkauf von einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim an den Freiherren von Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim)
Mitglied des Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1785 heiratete die
letzte, in Gersfeld lebende Erbin den Grafen Johann Wilhelm von
Froberg-Montjoie (Montjoye). Gersfeld kam 1816 an Bayern, 1866 an Preußen und
1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel,
A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite,
1924; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Gersfeld bis 1785).
Ebersberg, genannt von Weyhers (Freiherren, Reichsritter) s. Ebersberg
Ebersberg, genannt von Weyhers und Leyen (Freiherren, Reichsritter) s. Ebersberg
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie stifteten um die
Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb und bauten eine
bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem Hauptort Gernsbach auf (nach
1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer um Rotenfels am Unterlauf der
Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13. Jahrhundert (vor 1251) zogen sie
in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach. 1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283
erwarben die Markgrafen von Baden die Hälfte der namengebenden Burg. 1387
musste der größte Teil der Grafschaft an die Markgrafen von Baden verkauft
werden. 1660 erlosch das Geschlecht im Mannesstamm, der ebersteinische Anteil
an Gernsbach fiel an Speyer als Lehnsherren, 1803 an Baden, das 1666/1667
bereits andere Teile der Güter erhalten hatte. Die dem schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um 6
Quadratmeilen groß war und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt
Gernsbach, die Abtei Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte
Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
des Reichsfürstenrates und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919; Langenbach,
H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im
Uf- und Pfinzgau vom 11. bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren
in Südwestdeutschland, hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im
Murgtal, 2006.
Eberstein (Reichsritter).
1116 erscheint ein ostfränkisch-thüringisches Geschlecht, das sich nach der
1282 vom Bischof von Würzburg zerstörten Burg E. in der vorderen Rhön benannte.
Es gehörte im 16. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach im
Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 51; Eberstein, L. F. Frhr. v.,
Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechts Eberstein vom
Eberstein auf der Rhön, Bd. 1ff. 2. A. 1889; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau
1540).
Ebinger von der Burg, Ebing von der Burg
(Freiherren, Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert
bis um 1800, seit 1672 mit Steißlingen zählten die nach dem 793 erstmals
erwähnten Ebingen (Ebinga) in der schwäbischen Alb benannten Freiherren E. zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm. 2 und
Anhang 77.
Ebrach (Reichsabtei?).
E. an der Mittelebrach im Steigerwald wurde 1127 als drittältestes deutsches
Zisterzienserkloster vom Kloster Morimond aus gegründet. Es wurde seinerseits
Mutterkloster für sechs Tochterklöster. Um 1800 war es in den Kantonen
Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Obwohl es
vergeblich versucht hatte, gegenüber dem Hochstift Würzburg die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen, wurde es 1802/1803
als Reichsabtei Bayern überlassen.
L.: Riedenauer 129; Zeiss, H., Reichsunmittelbarkeit
und Schutzverhältnisse der Abtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert, 1928;
Weiß, H., Die Zisterzienserabtei Ebrach, 1962; Zimmermann, G., Ebrach und seine
Stifter. Die fränkischen Zisterzienser und der Adel, Mainfränk. Jb. f. Gesch.
u. Kunst 21 (1969), 162; Wiemer, W., Zur Entstehungsgeschichte des neuen Baues
der Abtei Ebrach, 1989; Codex diplomaticus Ebracensis I. Die Urkunden der
Zisterze Ebrach 1127-1306, bearb. v. Goez, E., 2001.
Echter (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Rhön-Werra, im 17. Jahrhundert auch zum Kanton Steigerwald und zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 210; (Stetten 32;) Riedenauer 123; Neumaier 72, 132, 149f., 152f.
Echter von Mespelbrunn (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Von etwa 1600 bis 1650 waren sie mit
Dingolshausen, Gaibach, Öttershausen (Oettershausen),
Kirchschönbach/Schwarzenau, Traustadt, Weisbrunn, Schallfeld und Gochsheim auch
im Kanton Steigerwald und wegen des Zehnthofs in Talheim von 1603 bis 1629 auch
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. S. Ingelheim.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 361; Bechtolsheim 13, 17,
34, 63; Schulz 260; Rahrbach 53; Neumaier 72, 132, 149f., 152f.
Echternach (Reichsabtei,
Residenz). Auf römischen Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord,
Bischof von Utrecht, eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und
ihrer Tochter Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12.
Jahrhunderts musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnete das Kloster im
Erzstift Trier und im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
mit einer Last von 2 zu Pferd und 18 zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797 wurde die
Abtei durch Frankreich aufgehoben. 1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
172.
Eck und Hungersbach (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren zu E. mit dem 1702 erworbenen Rittergut Gündringen und Dürrenhardt,
das 1805 an den Freiherren von Münch gelangte, zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 202, 218.
Eckbrecht von Dürckheim, Eckbrecht von Dürkheim (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum
Ritterkreis Rhein. 1773 gehörten sie zu den bereits 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Familien des Ritterkreises
Unterelsass, am Ende des 18. Jahrhunderts auch zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123.
Eckersberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg, im 17. und 18. Jahrhundert
mit Schernau zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15 und Anm. 760; Riedenauer 123.
Edelsheim (Reichsritter)
Edelstetten (Reichsstift,
Grafschaft). Im 12. Jahrhundert wurde in Edelstetten bei Krumbach in Schwaben
ein Kanonissenstift gegründet. Dieses war seit etwa 1500 adliges Damenstift.
1802 wurde die Abtei säkularisiert und nach § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 als Grafschaft zur Entschädigung für Fagnolle (Fagnolles) an
die Fürsten von Ligne gegeben. Diese beantragten vergeblich die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium (1804
Esterházy). 1806 kam E. an Bayern.
L.: Wolff 42; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3, III 39 (1803) D3;
Arndt 220; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Ega, Egen, Egn (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 80, 88, 145.
Eger (Reichsstadt),
tschech. Cheb. Das Gebiet an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen
Eindeutschung des nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter slawisch
besiedelten Raumes vor 1167 an die Staufer, die neben dem 1061 erstmals
erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten. 1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach mehreren
früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen. 1353 übernahm Karl IV.
als König von Böhmen das Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht eingelöst.
Mit dem Egerland wurde dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert. 1918 kam
es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg und Pfalz Eger, 1934; Sturm,
H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951.
Egerland (Reichsland).
Eger an der Eger wird 1061 erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist
der nördliche Teil des mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen
Nordgau mit Fichtelgebirge und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde
es von der bayerischen Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den
Diepoldinger Markgrafen Diepold III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als
Region Eger. Sie wurde nach 1146 und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser
Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von Vohburg dem Reich
unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu einer straff
organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia Egrensis,
1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis 1266
reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen zum
Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der Mitte
des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die
Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich
und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg
(Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im
Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch entstand. Den Rest erwarb
Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich
zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als
Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum
König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft
Eger. Diese wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt
staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche
Bevölkerung aus der 1918 entstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen.
S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt, Ausstellungskatalog o. J. (1984);
Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986, 1604ff.
Eggenberg (Freiherren, Fürsten, Reichsfürsten). Johann Ulrich E. (1568-1634)
entstammte einer protestantischen steirischen Kaufmannsfamilie. Als enger
Vertrauter Ferdinands II. wurde er 1598 Freiherr, 1623 Reichsfürst
und 1628 Herzog von Krumau. 1717 erlosch die neufürstliche Familie. Ihre Güter
in Böhmen fielen an die Fürsten Schwarzenberg, das Schloss E. bei Graz an die
Grafen von Herberstein.
L.: Klein 150; Heydendorff, W., Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und
ihre Vorfahren, 1965.
Eggmühl, Eckmühl (Herrschaft). 1801 zählte die
Herrschaft (Pfleggericht) E. über Bayern (Niederbayern) zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1.
Egisheim (Grafen), frz. Eguisheim. Die nach der
von Herzog Eberhard erbaute Burg E. südlich von Colmar benannten Grafen von E.
stammen wie die Grafen von Habsburg von den Herzögen im Elsass (Etichonen) ab.
Herzog Hugo II. begründete im 10. Jahrhundert die Linie Egisheim-Dagsburg. 1144
starben die Grafen von E. aus und wurden von den Grafen von Dagsburg beerbt.
Bei deren Aussterben 1225 kam die Grafschaft an das Hochstift Straßburg (obere
Mundat). S. Dagsburg, Staufer.
L.: Wolff 236; Das Reichsland Elsass-Lothringen,
Bd. 2 1901ff.; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 174.
Eglingen (reichsfreie Herrschaft). E. bei
Heidenheim an der Brenz war Sitz der seit dem 17. Jahrhundert reichsfreien
Herrschaft E. Diese kam vom Ortsadel über mehrere Hände 1530 an die Freiherren,
seit 1664 Grafen von Grafeneck, die 1615 die Lösung von der Oberherrschaft
Pfalz-Neuburgs erreichten, und 1723/1728 vom letzten Grafen von Grafeneck durch
Verkauf an Thurn und Taxis, 1806, um 0,5 Quadratmeilen groß, an Bayern sowie
1810 an Württemberg. Der Inhaber der Herrschaft war Mitglied des schwäbischen Reichsgrafenkollegiums des Reichsfürstenrates
und hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis.
Über Württemberg fiel E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 209; Zeumer 554 II b 61, 17; Wallner 689 SchwäbRK 86.
Egloffstein (Freiherren, Grafen, Reichsritter). 1190 erscheinen die nach der Burg E.
bei Forchheim benannten Herren von E. (Hegelofveste). 1509/1515 wurde die Burg
Lehen des Hochstifts Bamberg. Von etwa 1600 bis 1806 gehörten die E. mit dem
Rittergut Mühlhausen zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem
waren sie im Kanton Gebirg immatrikuliert. Nach 1650 gehörten sie auch dem
Kanton Odenwald, um 1780 auch dem Kanton Altmühl zu.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 196, 199, 208; Bechtolsheim
12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 56; Egloffstein, G. Frhr. von und zu,
Chronik der Grafen und Freiherren von Egloffstein, 1894.
Eglofs (Herrschaft, Grafschaft, Reichsdorf). Die aus der Grafschaft im Alpgau
hervorgegangene Herrschaft E. in Oberschwaben kam von den Udalrichingern über
die Grafen von Kirchberg und Grüningen (Württemberg-Grüningen) 1243 (durch
Verkauf des comitatum in Albegowe cum castro Megelolues für 3200 Mark Silber
Kölnisch) an die Staufer und wurde danach Reichsgut.
Dieses wurde mehrfach verpfändet und von den Pfandberechtigten erheblich
geschmälert, so dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf die nähere Umgebung des
Dorfes E. zwischen Oberer Argen und Unterer Argen beschränkte. 1582 löste
Kaiser Rudolf II. die Pfandschaft ein. 1661 wurde sie als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun (Abensberg
und Traun) verkauft, die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis erlangten. Zur Grafschaft zählten auch die
im Allgäu zerstreuten Freien vom oberen und unteren Sturz, ehemals reichsfreie
Bauern (in Gopprechts, Hof, Rieggis, Diepolz, Gunzesried, Schweineberg, Halden,
Sigiswang, Muderpolz, Dietrichs, Bauhof, Kierwang, Tiefenbach, Börlas,
Freibrechts, Steig bei Memhölz, Reuter, Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal,
Köldorf, Knechtenhofen, Berg bei Missen, Missen, Weißach, Buflings,
Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis, Wilhams). Möglicherweise war der Eglofser
Gesamtverband ein Personenverband einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von
Fürst Windischgrätz erworben und 1805 zusammen mit der Herrschaft Siggen zum Reichsfürstentum Windischgrätz erhoben. 1806 kam E.
mit rund 2 Quadratmeilen bzw. 35 Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an
Württemberg. Die Bauern von E. bewahrten eigene, vielleicht auf fränkische
Wehrbauernsiedlung zurückgehende, jedenfalls seit 1243 bezeugte Freiheiten bis
ins 19. Jahrhundert. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688
SchwäbRK 56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien
Bauern, Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche
Bürger – Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit, 2006 (mit
Übersichtskarte).
Egmond (Geschlecht, Grafen). Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnet im burgundischen Reichskreis die Grafen von E. mit 10 zu Pferd und 45
zu Fuß bzw. 300 Gulden. Stammsitz der Grafen war E. aan Zee westlich von
Alkmaar in Nordholland. S. Niederlande.
L.: Gumpolzhaimer 1776, 15; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 58;
Het klooster Egmond, hg. v. Vis, G., 2008.
Ehenheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die später erloschenen E. (genannt Übel, Grummat,
Wild, Steinfelder) zum Ritterkreis Franken (Kanton Altmühl). Bis etwa 1650
waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert, bis zum Anfang des 18.
Jahrhunderts im Kanton Odenwald.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 214;
Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer 123; Rahrbach 59; Neumaier 72, 141, 150.
Ehingen (Reichsritter).
Von 1548 bis zu ihrem Aussterben 1697 zählten die E., die bereits 1488 Mitglied
der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar, waren, mit Schloss
und Stadt Obernau bei Rottenburg, bis 1608 mit dem halben Bühl und Börstingen
zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Börstingen gelangte 1697 an die
Rassler von Gamerschwang und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 149f., 203.
Ehnheim (Reichsstadt) s. Oberehnheim
Ehrenberg (Reichsritter).
Von etwa 1560 bis 1700 waren die E. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. S. Ernberg.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 61; Neumaier 150.
Ehrenbreitstein (Residenz des Erzbischofs von Trier)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 159.
Ehrenfels (Herrschaft). Die Burg E. nordwestlich
von Regensburg an der Schwarzen Laber (Laaber) war Mittelpunkt einer Herrschaft
(u. a. Beratzhausen), die seit 1256 denen von E. (Hohenfels) unterstand. Im 14.
Jahrhundert ging sie erbweise an die Herren von Stauf über. 1567 wurde E. an
die Pfalzgrafen (Pfalz-Neuburg) verkauft. 1801 gehörte die Herrschaft dem
bayerischen Reichskreis an und befand sich im
Besitz der Pfalz bzw. Bayerns, die aber Sitz und Stimme bei dem Reichskreis wie im Reichsfürstenrat
nicht wahrnahmen.
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 18.
Eichelberg (Reichsritter).
Um 1700 zählten die E. (Aichler von Aichelberg?) zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Eichler.
L.: Stieber; Seyler 362; Riedenauer 123.
Eichinger von Eichstamm (Reichsritter).
Die E. zählten wegen Seibelsdorf (Seeboldsdorf) zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Eichler von Auritz (Reichsritter).
Bis zum 1765/1766 erfolgten Verkauf von Obersteinbach, Rossbach, Stübach und
Obertaschendorf (nicht Markt Taschendorf) an die Künsberg (, Künßberg,
Künsberg-Thurnau, Künßberg-Thurnau) zählten die E. kurzzeitig zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten sie im 18. Jahrhundert
mit Dennenlohe und Oberschwaningen zum Kanton Altmühl. S. Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Bechtolsheim 15, 20, 198; Riedenauer 123.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer Leine und Harz gelegene E. wird
als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen 897 erstmals genannt. Vom 11.
Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der Grundlage der Mission um
Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter (Hanstein 1209,
Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440, Greifenstein 1420,
Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375, Bodenstein 1573,
Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das nordwestlich von
Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst liudolfingisches Hausgut und
ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an
das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie
Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434
mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam das zunächst protestantisch
gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts rekatholisierte E. als Fürstentum an
Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es Teil des Königreiches Westphalen
(Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur
Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen
Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik. Das Untereichsfeld
wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit diesem aber 1866 an Preußen
zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen. S. Kurrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen
Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den
späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese
Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei
Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg
(1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz,
durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen
(Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an
Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166;
Heidingsfelder, F., Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.;
Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe und Reichsfürsten
von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum Eichstätt,
historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959, (in)
Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3 1986,
1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen
Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die
Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt.
LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988,
Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche
Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt,
1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die
Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das
Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im
Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E., Die ältesten
Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012.
Eilenburg (Herrschaft), Eulenburg. Vermutlich ließ
Heinrich I. an der Stelle einer sorbischen Feste die 961 erstmals genannte Burg
E. bei Leipzig errichten. Burg und Umland kamen vor 1000 als Reichslehen an die Wettiner, von diesen im 12.
Jahrhundert an die 1170 erstmals erwähnten ministerialischen Vögte und Herren
von E. (Ileburg) bzw. Eulenburg. 1364 geriet die Herrschaft unter die
Lehnshoheit Böhmens, wurde aber 1402 vom Markgrafen von Meißen zurückgekauft.
1815 fiel E. an Preußen. S. Eulenburg.
L.: Wolff 378; Diplomatarium Ileburgense, hg. v. Mülverstedt, A. v., Bd. 1f.
1877ff.; Platen, P., Die Herrschaft Eilenburg von der Kolonisationszeit bis zum
Ausgang des Mittelalters, 1914; Büchting, W., Geschichte der Stadt Eilenburg,
1923.
Eilendorf (Herrschaft). E. bei Aachen kam vor 1238 vom Reich an das Stift Kornelimünster. Nach der Besetzung durch Frankreich 1797 fiel die Herrschaft E. mit Kornelimünster 1815 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
Einbeck (Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 163.
Einsiedel (Reichsgrafen).
Das nach E. bei Chemnitz benannte, 1299 erstmals erwähnte
Ministerialengeschlecht Meißens wurde 1745 in der Linie Einsiedel-Scharfenstein-Wolkenburg
in den Reichsgrafenstand erhoben. Die E.
gehörten zu den reichsten und einflussreichsten Familien des niederen Adels
Sachsens.
L.: Genealogisches Handbuch der gräflichen Häuser, A Bd. 1 1942, Bd. 3 1958.
Einsiedeln (Reichsabtei,
Residenz). Um die Zelle des 861 ermordeten Einsiedlers Meinrad wurde zu Beginn
des 10. Jahrhunderts eine Klausnergemeinde gegründet, die 934 Benediktinerabtei
wurde. 947 stattete König Otto I. das Kloster mit Immunität und freier Abtwahl
aus (Reichsabtei). Seit dem Anfang des 12.
Jahrhunderts stand (Maria) E. im Streit mit Schwyz um seine südlichen Güter
(Marchenstreit). 1283 kam die Vogtei an Habsburg, 1286/1294/1424 an Schwyz, das
1350 die streitigen Güter gewann. Damit unterfiel die Abtei der Herrschaft von
Schwyz.
L.: Wolff 522; Ringholz, O., Geschichte des fürstlichen Benediktinerstifts
Einsiedeln, Bd. 1 1904; Kläui, P., Untersuchungen zur Gütergeschichte des
Klosters Einsiedeln vom 10. bis zum 14. Jahrhundert, Festgabe H. Nabholz, 1934,
78ff.; Kälin, W., Einsiedeln, 1958; Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst
und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, hg. v. Schmid, A., 1964;
Keller, H., Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, 1964; Gilomen-Schenkel,
E., Einsiedeln, LexMA 3 1986, 1743f.; Böck, H., Einsiedeln, 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 652, 1, 2, 164; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007.
Eisack (Reichsritter).
Um 1650 zählten die E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Eisenach (Stadt, Fürstentum, Residenz des
Landgrafen von Thüringen). E. an der Hörsel wurde im 12. Jahrhundert Marktort.
Um 1190 nannte sich ein Sohn des Landgrafen von Thüringen Landgraf von E. Das
Stadtrechtsprivileg Landgraf Albrechts des Entarteten von 1283 erklärte E. zum
Oberhof für die Städte des Fürstentums. Der Stadtschreiber Johann Rothe
(1350/1360-1434) verfasste ein Eisenacher Rechtsbuch, in dem er Stadtrecht,
Landrecht (Meißner Rechtsbuch nach Distinktionen) und gelehrtes Recht (Dekret,
Dekretalen, römisches Recht) zu verbinden versuchte. Der Stadtschreiber Johann
Purgold (um 1490) überlieferte es in zehn Büchern. Seit 1572 war E. mit
Unterbrechungen Hauptstadt eines Herzogtums Sachsens. 1741 kam es mit den
Städten und Ämtern E., Creuzburg (Kreuzburg) und Gerstungen, Remda und
Allstedt, den Ämtern Tiefenort, Großrudestedt (Großenrudstedt) und Jena und der
Herrschaft Farnroda an Sachsen-Weimar, 1920 an Thüringen. S. Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Storch, J., Topographisch-historische Beschreibung der Stadt
Eisenach, 1837; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v.
Devrient, E., 1909; Peter, H., Die Entstehung des Herzogtums Eisenach, 1921;
Helmboldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Eisenacher Rechtsbuch,
bearb. v. Rondi, P., 1950; Patze, H., Eisenach, LexMA 3 1986, 1754ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 166
Eisenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Um
1288 erscheint erstmals die auf welfischem Gut um Memmingen in staufischer Zeit
errichtete Burg E. Sie wurde um 1300 Mittelpunkt einer von den Herren von E.
unter der Landvogtei Oberschwaben errichteten Herrschaft, zu der Amendingen,
E., Grünenfurt, Schwaighausen, Trunkelsberg und Unterhart gehörten. Seit 1455
war die dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörige Herrschaft in
den Händen der patrizischen Settelin von Memmingen. 1580 kam sie an das Unterhospital
Memmingen, 1601 an die Neubronner von E. 1671 erfolgte eine Zwölfteilung
(Wachter, Zoller, Ebertz (Eberz), Schermar, Lupin). 1803 fiel die 1801 über die
Reichstadt Memmingen zum schwäbischen Reichskreis gerechnete Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 217, 508; Wallner 688 SchwäbRK 57.
Eiß, Eys (Herrschaft), ndl. Eijs. 1801
zählten die Herrschaften Wittem, E. und Schlenacken westlich von Aachen mit 1,5
Quadratmeilen und 2700 Einwohnern in den Händen der Grafen von Plettenberg zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Später gelangte sie an die
Niederlande.
L.: Wolff 362; Wallner 704 WestfälRK 44.
Elbing (reichsunmittelbare Stadt?, Residenz des
Landmeisters des Deutschen Ordens). An dem Übergang der Straße aus der Mark
Brandenburg ins Baltikum über die Weichsel-Nogat-Niederung östlich von Danzig
errichteten um 1240 lübische Kaufleute die Stadt E. Am 10. 4. 1246 erlangte die
Stadt außer dem Recht Lübecks vom Hochmeister des Deutschen Ordens ein
Landgebiet von rund 200 Quadratkilometern. 1288 gewährte der Orden hier die
niedere, 1339 die hohe Gerichtsbarkeit. Dementsprechend gewann E. eine durchaus
mit den Reichsstädten vergleichbare Stellung. Am
24. 8. 1457 erlangte E. in Verhandlungen mit Polen eine Erweiterung des
Herrschaftsgebiets auf rund 500 Quadratkilometer. 1521 erscheint E. unter den
freien und Reichsstädten der Reichsmatrikel. Die Wiedervereinigung Altpreußens
durch Friedrich den Großen bedeutete in der Mitte des 18. Jh.s das Ende der
Selbständigkeit Elbings und die Eingliederung in Preußen. 1945 wurde es von der
Sowjetunion nahezu gänzlich zerstört. Etwa vier Fünftel der Bevölkerung flohen.
E. kam unter die Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Reichsmatrikel 1521; Carstenn, E.,
Geschichte der Hansestadt Elbing, 1937; Boockmann, H., Elbing, LexMA 3 1986,
1777f.; 750 Jahre Elbing, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., (in) FS E. Bahr,
1987; Schuch, H., Elbing, 1989; Kaim-Bartels, A., Die Städte Kulm und Elbing
und ihre Dörfer im Mittelalter, Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989),
5ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 161.
Elchingen (Reichsabtei,
Reichsstift). Kurz nach 1100 gründeten Graf
Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine Gattin (?) Bertha auf
dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein Benediktinerkloster. Nach einem Brand von
1134 wurde es vor 1142 von Berthas Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf
Konrad von Meißen neugegründet. 1225 kam es unter den Schutz des Papstes. Die
Vogtei gelangte links der Donau 1396 an die Reichsstadt
Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen von Burgau an Habsburg. 1484/1495
wurde E. zum freien Reichsstift erhoben, das
dann dem schwäbischen Reichskreis angehörte.
1802 wurde es säkularisiert, sein weitgehend geschlossenes Stiftsgebiet
(Oberamt E. und Pflegämter Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5
Quadratmeilen und 4200 Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des
größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet
eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei
Elchingen, 1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965;
Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
Elkerhausen, Elkershausen (Herren, Reichsritter). Nach der 1191 erwähnten Wasserburg E.
südlich von Weilburg nannten sich Herren von E., die Lehnsleute des Erzstifts
Trier und des Stifts Wetzlar waren. 1352 wurde ihre Burg von Trier, 1396
Neuelkerhausen von Nassau zerstört. Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum
Ritterkreis Rhein. 1718 verkauften sie ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1725
starben die Herren aus. Über Preußen (Hessen-Nassau) kam E. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 Klüppel von
Elkerhausen (Elkerhausen) 1752 ausgestorben.
Elkershausen (Reichsritter)
s. Elkerhausen
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Ellershausen (Reichsritter) s. Ellrichshausen
Ellgau (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft E. der Grafen Fugger-Glött zum schwäbischen Reichskreis.
Sie gelangte danach an Bayern. S. Bodeck von Ellgau.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b.
Ellrichshausen, Ellrichhausen, Ellershausen
(Freiherren, Reichsritter). Die Burg E. bei
Schwäbisch Hall erscheint erstmals 1240 (Oulrichshausen). Von etwa 1550 bis um
1806 zählten die Freiherren von E. mit der 1676 erworbenen Herrschaft
Assumstadt, Ziegelhütten, Züttlingen und Maisenhälden (Maisenhelden), Teilen
von Jagstheim, Teilen von Satteldorf, Teilen von E. und bis 1788 auch mit
Neidenfels zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter
(Neidenfels und Jagstheim, Züttlingen mit Assumstadt, Ziegelhütten und
Maisenhälden) fielen später an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. Im 16. Jahrhundert waren die E. auch im Kanton Altmühl
immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56; Pfeiffer 211;
Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 32, 35, 183, 185; Riedenauer 123; Rahrbach
62; Neumaier 72, 149f., 152.
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei,
Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an der Jagst wurde
um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von den
fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet. Seit 817
erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien.
Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten.
Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen
von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit
einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare)
umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen
1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste
geistliche Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa
20000 Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern
(7 Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein
Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914
(Diss. phil. Tübingen); Häcker, E., Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M.,
Stadt und Stift Ellwangen, 1929; Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Pfeifer, H., Verfassungs-
und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen
764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd.
1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler,
A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979;
Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die
Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das
geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988);
Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei, bearb.
v. Häfele, H., 2008.
Elm (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Elmenhorst (Reichshof,
Reichsdorf). Vermutlich schon 1248 verpfändete
König Wilhelm von Holland den Reichshof E. bei
Recklinghausen an das Erzstift Köln, was Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau
1292 und Albrecht I. 1298 bestätigten. Am 20. 1. 1300 verpfändete König
Albrecht dem Grafen Eberhard von der Mark für 1400 Mark die Reichshöfe Dortmund, E., Brackel (Brakel) und
Westhofen. Allerdings gelang es den Grafen von der Mark nicht, den Hofesverband
zu einer geschlossenen Herrschaft auszubauen, vielmehr mussten die Herzöge von
Jülich als ihre Erben 1561/1565 die Zuordnung zu Köln bzw. Dortmund anerkennen.
Über Preußen kam E. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Hugo 470.
Elpershofen (Reichsritter) s. Eltershofen
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder besetzt
wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam E. zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925
wurde es Teil des Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an
wurde es zunächst ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an
Friedrich von Staufen, zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in
zahlreiche einzelne Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von
Habsburg richtete zur Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die Reichslandvogteien
Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu seinen Lebzeiten
(vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die Landgrafschaft im Oberelsass
(Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von Habsburg zustand, ließ Habsburg
zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden. Ausgangspunkt waren dabei Güter
um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser und Ensisheim kamen, sowie die
Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die Herrschaft Rothenberg bzw.
Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft Dattenried (Delle) von den Grafen
von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der Erbtochter der Grafen von Pfirt
die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften Altkirch, Pfirt, Blumenberg
(Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft Rosenfels (Rosemont),
1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354 schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen.
Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren Nordgau, die
zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd ausgeübt
wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die Tiroler
Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die
burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria
von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei
(in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum
österreichischen Reichskreis, das Unterelsass
zum oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren
neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft
Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft Reichenweier) sowie die Reichsgrafen
von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden der Sundgau
Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der Reformation protestantisch
gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte
Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim,
Colmar (Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681
wurde Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich
den größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als
oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in
Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die
Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften
annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem
Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch
Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens
aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der Bevölkerung
nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das von
Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht weniger
als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache
verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob,
K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff.
1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1.
Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen,
Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker,
J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass
1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6 (Alsatia, Alsaciensis,
Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz, Sermersheim, Lupstein,
Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf
bzw. Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im
Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935;
Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire
topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et
modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés,
du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia,
pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe,
Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de
l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus,
F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4.
A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass,
LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen
im Reichsland, 1986; Vogler, B., Das Elsass zur
Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789), Alemannisches Jb. 1987/88
(1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E.,
1994; Seiler, T., Die frühstaufische Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das
Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass); Hummer, H., Politics and Power in Early
Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009;
Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Vogler, B.,
Geschichte des Elsass, 2012.
Elsass-Lothringen (Reichsland,
Reichsprovinz). Nach dem Ausbruch des
deutsch-französischen Krieges von 1870 verlangte die vor allem auf das 1869 von
R. Boeckh publizierte Buch Der Deutschen Volkszahl und Sprachgebiete gestützte
deutsche öffentliche Meinung die Rückkehr des seit 1648 von Frankreich
erfassten und seit 1790 zunehmend französisierten Elsass zu Deutschland. Im
Frankfurter Frieden vom 10. 5. 1871 musste Frankreich gegen den Willen der
betroffenen Bevölkerung (, von der daraufhin 128000 Personen nach Frankreich
wechselten,) das Elsass (Bas-Rhin, Haut-Rhin) außer Belfort und einen Teil
Lothringens (Meurthe, Moselle) mit Metz an das neugegründete Deutsche Reich abtreten. Beide wurden zum Reichsland E. (Elsass-Lothringen) zusammengeschlossen.
Dieses war reichsunmittelbarer Gebietsteil, nicht Bundesstaat. Es wurde
innerhalb seines Sonderstatus' nach dem Muster einer preußischen Provinz
verwaltet. Die Bevölkerung stand dem mehrheitlich nicht gewünschten Wandel
überwiegend ablehnend gegenüber. Gleichwohl gaben 1900 von 659432 Einwohnern des
Unterelsass nur 24521 (3,7 Prozent) und von 486553 Einwohnern des Oberelsass
nur 27673 (5,7 Prozent) Französisch als Muttersprache an, wobei sich die
frankophone Bevölkerung vor allem auf den Raum Straßburg/Schlettstadt und die
zur Vogesengrenze hin gelegenen Gebiete verteilte. Durch den Vertrag von
Versailles kamen die Gebiete ohne Abstimmung zu Frankreich zurück, woraufhin
110000 Einwohner nach Deutschland ausgewiesen wurden bzw. abwanderten.
Frankreich begann mit subtilen und drakonischen Mitteln eine beim geschäftlich,
kulturell und karrieremäßig nach Paris ausgerichteten Bürgertum erfolgreiche
Französisierungspolitik. 1940 wurde nach der französischen Niederlage in dem
ehemaligen Reichsland eine dem Führer
unmittelbar unterstellte deutsche Zivilverwaltung errichtet. Elsass wurde dem
Gau Baden, Lothringen dem Gau Saarpfalz (Westmark) angegliedert. Rechtlich
blieben beide französisch. Nach 1945 wurden die Gebiete unter hohem Zuzug aus
Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien zielstrebig französisiert, so dass
der Rhein trotz ausklingenden Fortbestands einer deutschen Mundart allmählich
mehr und mehr zu einer Sprachgrenze wurde.
L.: Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss,
J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St),
1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648,
1896; Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen
Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland
Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks
Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1, 1898 (Statistische
Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La
carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller,
F., Die elsässischen Landstände, 1907; Vildhaut, H., Politische Strömungen und
Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der
Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu
Straßburg, 1913; Spahn, M., Elsass-Lothringen, 1919; Wackernagel, R.,
Geschichte des Elsass, 1919; Das Reichsland
Elsass-Lothringen 1871-1918, hg. v. Schlenker, M./Wolfram, G., Bd. 1ff.,
1931ff.; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd.
1, 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges,
comprenant les noms de lieu anciens et modernes, 1941; Fallex, M., L'Alsace, la
Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Wehler,
H., Elsass-Lothringen von 1870 bis 1918, ZGO 109 (1961); Himly, F., Atlas des
villes médievales d'Alsace, 1970; Becker, J., Baden, Bismarck und die Annexion
von Elsass und Lothringen, 1972; Poidevin, R., L'Alsace-Lorraine 1871-1918,
1972; Rothenberger, K., Die elsass-lothringische Heimat- und Autonomiebewegung
zwischen den beiden Weltkriegen, 2. A. 1976; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Seidel,
K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände
und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Grünewald,
I., Die Elsass-Lothringer im Reich 1918-1933,
1984; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland. Ein Beitrag zur Landesgeschichte von
Elsass-Lothringen und zur Wahlgeschichte des Deutschen Reiches
1871-1918, 1986; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006.
Elsass-Schwaben-Burgund (Ballei des Deutschen Ordens), Elsass
und Burgund. Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der 12 Balleien des
Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die
Kommenden Kaysersberg (vor 1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim
(1278), Gebweiler (nach 1270) und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw.
Könitz bei Bern (1226), Basel (1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen
(1226) (Dorf Beuggen bei Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten
Breisgau und Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern
Wasenweiler, Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw.
Räxingen, Ihlingen bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270)
(mit der Insel Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt Überlingen sowie dem Amt Blumenfeld mit
mehreren Dörfern) sowie Altshausen (1264) (mit dem Schloss Altshausen und
einigen Dörfern), Zur Kommende Altshausen zählten auch die Herrschaft
Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und Waldstetten (mit den Flecken Rohr bzw. Unterrohr
und Waldstetten und dem Dorf Bleichen bzw. Unterbleichen), das Schloss Arnegg
bzw. Arneck, das Kastenamt in der Reichsstadt
Ravensburg, Schloss und Herrschaft Achberg und das Bergschloss Hohenfels mit
mehreren Dörfern. Als Folge der Verpfändung der Ballei durch den Deutschmeister
an den Hochmeister (1394/1396) erlangte die Ballei weitgehende Selbständigkeit.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte sie zu den rheinischen Prälaten der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Zugleich war ihr Komtur zu Altshausen
Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Sitz des Landkomturs war von 1410 bis 1806 Altshausen bei Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten als eigene Kommende geführt und der reichsritterschaftliche
Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen im Kanton Donau
aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1932;
Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; Tumler, L.,
Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400, 1954; Müller, K.,
Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund im
Jahre 1393, 1958; Millitzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im
Deutschen Reich, 1970; Der Deutsche Orden und
die Ballei Elsass-Burgund, hg. v. Brommer, H., 1996.
Elsenheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die E. mit dem nach 1643 erworbenen halben Oberschäffolsheim
zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Elsenz (Reichsdorf).
Am 22. 5. 1344 erlaubte Ludwig der Bayer Ludwig von Sickingen, das an die
Helmstadt verpfändete Dorf E. gegen den Pfandschilling auszulösen. E. kam über
Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 465.
Elster, Elstern (Reichsritter).
1715-1721 zählte Albrecht von E. wegen Ederheim zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 261.
Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift, Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von
Hamaland auf den Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine
Burg erwähnt wird, ein adliges Damenstift. Dieses wurde 968 von Kaiser Otto I.
bestätigt und erhielt 973 von Kaiser Otto II. königlichen Schutz. Bald ging es
an das Reich über. 1473 überließ der Herzog von
Burgund den Herzögen von Kleve die Vogtei über E. und seine umfangreichen Güter
(1469 Hektar). 1802 wurde E. von Preußen in Besitz genommen. 1806/1807 kam es
an das Großherzogtum Berg, 1815 erneut an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Am 23. 4. 1949 wurde es mit etwa 20 weiteren deutschen Gemeinden (rund 70
Quadratkilometer mit etwa 10000 Bewohnern) bis zu einer endgültigen
Friedensregelung mit dem Deutschen Reich
vorläufig dem Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber
wieder zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L.,
Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945),
FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5 1990, 57; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 706, 1, 2, 176.
Eltershofen(, Elpershofen) (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Odenwald und zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken sowie von 1542 bis 1578 und von 1651 bis 1712 wegen
Ebersberg, Adelstetten, Schnait, Teilen von Schaubeck und Kleinbottwar zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 211;
Riedenauer 123; Schulz 267; Neumaier 73.
Eltingshausen, Eltinghausen (Reichsritter).
Die E. zählten vielleicht zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Eltville (Residenz des Erzbischofs von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 177.
Eltz (Herrschaft, Herren, Grafen, Reichsritter). Nach der im 12. Jahrhundert kurz vor
dem Einfluss der Elz in die Mosel entstandenen Burg E. nannten sich seit
1150/1157 Herren von E. Durch allmähliche Aufspaltung des Geschlechts in
mehrere Linien wurde die Burg Ganerbenburg. 1331/1336 erzwang der Erzbischof
von Trier die Übergabe. Die Herren von E. wurden Lehnsleute des Erzstifts
Trier. Die Burg war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft der später in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. Im 18.
Jahrhundert waren die Grafen zu E. mit einem Drittel Burg-Gräfenrode
(Burggräfenrode) im Kanton Mittelrheinstrom, mit einem Viertel der Ganerbschaft
Burglayen (Burg Leyen) und einem Viertel Rümmelsheim im Kanton Niederrheinstrom
und mit Vendersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert. Ab etwa 1760 gehörten E. auch zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken. 1815 kam Eltz zu Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Faust von Stromberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Zimmermann 66f.; Winkelmann-Holzapfel 147; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Hohlenfels, Gräfenrode 1792).
Emblikheim(, Emlichheim) (Herrschaft). 1801 zählte
die Herrschaft (Amt) E. über die Grafschaft Bentheim zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis.
L.: Wolff 351; Wallner 702 WestfälRK 14.
Embs (Reichsritter)
s. Ems. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 123.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 179.
Emerkingen (Herren, Herrschaft). Nach dem 805 erstmals erwähnten E. an der Donau (Antarmarhingas) nannten sich Herren von E., die verschiedenen Herren dienten. 1293 waren sie Reichsministeriale, von 1285 bis 1297 Vögte des Klosters Zwiefalten. Vor 1297 kam die von ihnen gegründete Stadt Munderkingen an Habsburg. 1367 wurde die Herrschaft E. an die Freyberg verkauft. Danach ging sie an die Stein zum Rechtenstein (Stein) über und 1445 zur Hälfte an Habsburg/Österreich, das 1732/1734 damit die Stadion belehnte, die im 19. Jahrhundert auch die andere Hälfte erwarben. 1805 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Emmendingen (Residenz des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 180.
Ems bzw. Hohenems (Reichsdorf).
1343 verpfändete Ludwig der Bayer Hohenems (Ems) bei Bregenz an Ulrich von E. für
1200 Mark Silber. S. Hohenems, Vorarlberg.
L.: Hugo 475; Wolff 206.
Ems (Reichsritter),
Embs. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 123.
Enckevort (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 123.
Ender (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Endingen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 179).
Endtlicher (Reichsritter).
Um 1700 zählten die E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Enghien (Herzogtum). 1801 gehörte das Herzogtum
E. über die Reichsgrafschaft Hennegau zum
burgundischen Reichskreis Österreichs.
L.: Wolff 62; Wallner 701 BurgRK 1.
Enntzlin (Reichsritter).
Johann E. zu Stuttgart war als Inhaber des nippenburgischen adligen Gutes Riet
von 1610 bis 1614 Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 203.
Ensisheim (Residenz Habsburgs in Vorderösterreich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 182.
Enslingen, Enßlingen (Reichsritter).
Um 1550 zählten die E. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 123.
Eppichhausen, Eppishausen (Herrschaft). 1801 gehörte
die Herrschaft E. der Grafen Fugger-Kirchheim zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a.
Eppingen (Reichsstadt).
E. bei Heilbronn wird 985 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Domstift Worms erstmals erwähnt. 1188
erscheint es als burgum, 1219 als civitas des Reiches.
1282 wurde es von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt
erhoben und erhielt 1303 das Recht der Reichsstadt
Heilbronn. Seit 1383 gehörte es meist als Pfand zur Pfalz, die es 1462 nach der
Schlacht bei Seckenheim endgültig in Besitz nahm. 1803 kam es an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Braun, A., Geschichte der Stadt Eppingen, 1914; Gleim, F., Die
Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg 1950; Rund um den Ottilienberg.
Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung, hg. v. d.
Heimatfreunden Eppingen, Bd. 1 1979.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit
der 1183/1190 die in der Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals belegten
Edelherren von Hainhausen bei Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an
Herren von E. nannten und in enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für
das die Herren von E. im 13. Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre
Herrschaft (1418 Königstein) setzte sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz zusammen und reichte vom
Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben einer Linie Teile der
Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und die Grafen von
Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung in die Linien Eppstein-Münzenberg und
Eppstein-Königstein. 1492 wurde der Westteil der Herrschaft Eppstein-Münzenberg
an die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe des 1505 die Grafenwürde
erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und Königstein erloschenen, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses
fiel an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an Nassau-Usingen (Nassau),
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der
Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben
1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf
und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein
(1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der
Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg
1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren
Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von
Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der
Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst
als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand
erhobenen Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm
zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren
von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg
residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft, Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu
1148 (Eberhard von Ertbach) erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher
Handschrift von 1165/1170 ein rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von Hagen-Arnsburg-Münzenberg
zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter
Lorschs in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die
Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12.
oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der
Pfalz im Besitz der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen
weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch
im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die
Linien Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis
1534). Bis 1307/1311 musste das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen
auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur
vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert
erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg
erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529
wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von
E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter
aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647)
Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war, teilte sich die
Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die
von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5
Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis
an. 1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der
aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526
Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560
erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Erbach-Erbach (Grafen). Die Grafen von E. waren mehrfach Linien der Grafen von Erbach (1270-1503, 1678-1721, 1748ff.). 1792 gehörten sie zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Ihre Güter umfassten die Ämter Erbach und Reichenberg.
Erbach-Fürstenau (Grafen). Die Grafen von E. waren
mehrfach Linien der Grafen von Erbach (um 1270, 1678). 1792 gehörten sie zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Ihr Gut
umfasste die Ämter Freienstein, Fürstenau mit der ehemaligen
Benediktinerfrauenabtei Steinbach und Michelstadt. Seit 1797 zählten sie mit
der Herrschaft Rothenberg, Kortelshütte, Moosbrunn, Rimhorn, Oberhainbrunn
(Oberhaunbrunn) und Finkenbach (Unterfinkenbach) zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. (Rothenberg mit Finkenbach, Rimhorn und Oberhainbrunn
[Hainbrunn] fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und kamen damit 1945 zu Hessen.)
L.: Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 187; Riedenauer 129.
Erbach-Schönberg (Grafen). Das 1303 erstmals bezeugte Schloss Schönberg an der Bergstraße war seit 1717/1718 Sitz der von der Linie Erbach-Fürstenau ausgehenden Grafen bzw. Fürsten von E. 1792 gehörten sie zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Zu ihren Gütern zählten die Ämter Breuberg, König und Schönberg.
Erbach-Wartenberg-Rot, Erbach-Wartenberg-Roth (Grafen). 1804 übernahmen die Grafen von Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). (Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot wurde 1806 an Württemberg veräußert.)
Erden (Reichsdorf).
Am 11. 11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof Kuno von Trier u. a.
das vermutlich von Rudolf von Habsburg 1274 an die Grafen von Sponheim
verpfändete Dorf Erlen (E.) bei Kröv auszulösen. S. Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 461.
Erdwe (Reichsdorf) s. Erden (Erlen)
Erffa, Erff, Erpff (Reichsritter).
Von etwa 1560 bis etwa 1750 gehörten die E. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken sowie um 1650 zum Kanton Baunach und um 1750 zum Kanton
Odenwald.
L.: Stieber; Seyler 362; Riedenauer 123; Rahrbach 64.
Erfurt (Reichsstadt).
Das Gebiet von E. in Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt.
Um 706 wurde von Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster
(Peterskloster) angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der
Furt der Straße Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742
Erphesfurt, Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des Erzbistums Mainz
aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum Erzstift Mainz
erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs der königlichen
Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?). Um 1066 und
1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts übernahm der 1217
(consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte der gemeinsamen
königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von den Grafen von
Gleichen, 1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera durch Sachsen,
1485 an Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarb E. ein
großes, teilweise aus Reichslehen bestehendes
Landgebiet mit rund 900 Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf,
Mühlberg, Vippach bzw. Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und
Burgen. Der Rat strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit
an (zwischen 1279 und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete
Papst Clemens VII. die Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501
Luther), die bis 1812 Bestand hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab
das Erzstift Mainz seine Rechte an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte
es sich mit Gewalt wieder in den Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt.
1802/1803 wurde E. mit 25 Städten, 3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000
Einwohnern an Preußen abgetreten, bildete aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine
Napoleon reservierte Domäne. 1815 fiel E. an Preußen zurück, wobei die Ämter
Schloss Vippach, Azmannsdorf (Atzmannsdorf) und Tonndorf an Sachsen-Weimar
abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944 wurde der Reichsstatthalter
in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des
Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt
(und zugleich der Kreis Schmalkalden der preußischen Provinz Hessen-Nassau
einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945 kam E. an
Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in der Deutschen Demokratischen Republik
aufging (str.). Das Bistum E. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Erkheim (Herrschaft). Die Herrschaft E. wurde 1693/1698 teilweise von der Abtei Ottobeuren erworben. Andere Teile unterstanden der Reichsstadt Memmingen. E. gelangte später an Bayern.
Erlach (Reichsritter).
Erasmus von E. war von 1613 bis 1614 mit der Hälfte der Ortschaft Enzberg
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 203.
Erlbeck (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken. S. Marschalk genannt Greif zu Erlebach?
L.: Riedenauer 123.
Erlen (Reichsdorf), (Erdwe ?,) s. Erden.
Erlenbach (Reichsdorf).
Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. u. a. auf das an die Pfalz verpfändete Reichsdorf E. (Erlebach) bei Kandel weitere 4000
Gulden mit der Bedingung, dass keines ohne das andere eingelöst werden solle.
E. kam über Bayern 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465.
Erlingshofen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die E. (Erlingshofen/Heideck) zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 123.
Ermland (Hochstift, Fürstbistum). Das dem
altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen erstreckt sich
dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen Seenplatte. Das
am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber hinaus vom
Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des Bistums
(Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit dem
Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen Angelegenheiten
abhängig waren, unter die Herrschaft des Bischofs (in Braunsberg, später
Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen Frauenburg). Das Bistum selbst
unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga. Seit 1478/1479 musste jeder
Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten Thorner Frieden
von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens, 1772
gelangte es an Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des letzten
Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb, beruhte
darauf, dass der Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert war, also -
anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und Samland - dem
Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918 war das Bistum
E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945 wurden von den acht Domherren
sechs erschossen oder nach Russland verschleppt, der Bischof von Kardinal Hlond
aus dem Bistum gelockt.Seit 1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an das
es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit kam. Das Bistum wurde zum
Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta
historiae Warmiensis, Bd. 1ff. 1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des
Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H., Verfassungs- und Rechtsgeschichte des
Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H., Das staatsrechtliche Verhältnis des
Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11 (1934), 153; Schumacher, B.,
Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Unser Ermlandbuch, 1967;
Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 530.
Ermreich (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Ernberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum Ritterkreis Rhein. S. Ehrenberg
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Ernestiner (Linie). Die E. sind die ältere, 1485
entstandene, nach Kurfürst Ernst benannte Linie der Herzöge von Sachsen aus dem
Hause Wettin, die 1547 das Gebiet um Wittenberg an die Albertiner abgeben
musste und auf den Raum um Eisenach, Weimar, Jena und Gotha beschränkt wurde.
S. Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Hilburghausen, Sachsen-Saalfeld, Thüringen.
L.: Posse, O., Die Wettiner, 1897; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1,
61.
Eroldsheim, Erolzheim (Reichsritter).
Wegen der blarerischen Güter zu Unterböbingen zählten die E. von 1652 bis 1689
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Der Ort Erolzheim kam an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 261.
Erstein (Reichsabtei).
Die 849/850 von der Etichonin Irmingard, der Gattin Kaiser Lothars I., bei
Schlettstadt gegründete Abtei ging nach einer rechtswidrigen Vergabung Kaiser
Heinrichs VI. an den Bischof von Straßburg (1191), 1437 an das Domkapitel von
Straßburg über. Mit dem Elsass gelangte E. an Frankreich.
L.: Friedel, R., Geschichte des Fleckens Erstein, 1927; Barth, M., Handbuch der
elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960; Felten, F., Erstein, LexMA 3 1986,
2189; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 185.
Erthal (Reichsritter).
Die Familie E. ist bereits im 12. Jahrhundert (1133) in Franken nachweisbar. 1553/1555
teilte sie sich in eine Fuldaer, 1640 ausgestorbene Linie und eine fränkische
Linie, die sich 1626 in eine Leuzendorfer Linie (bis 1764) und eine
Elfershauser Linie spaltete. Mit Teilen von Elfershausen und Obererthal
(Obertal) samt Hetzlos und Untererthal (Untertal) zählten die E. (vom 16.
Jahrhundert bis 1806) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit
Schloss Gochsheim und Schwarzenau (von etwa 1610 bis 1806) zum Kanton
Steigerwald und (von etwa 1560 bis 1802) zum Kanton Baunach sowie mit Teilen
der Herrschaft Binzburg samt Hofweier und Schutterwald zum Ort (Bezirk, Kanton)
Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben. 1805 erlosch das Geschlecht.
L.: Stieber (zum Kanton Baunach); Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 362;
Hölzle, Beiwort 66; Winkelmann-Holzapfel 147f.; Pfeiffer 211; Riedenauer 123;
Bechtolsheim 12, 18; Rahrbach 66.
Ervendorf, Erbendorf (Reichsdorf).
Am 8. 9. 1281 verpfändete König Rudolf von Habsburg E.(Erbendorf) für 300 Mark
an den Burggrafen von Nürnberg. Am 15. 5. 1300 bestätigte König Albrecht die
Verpfändung. S. Bayern.
L.: Hugo 456.
Erzenberg (Schwarzenberg, Schwertzenberg). König
Ruprecht bestätigte am 26. 2. 1409 dem Eberhard von Ramschwag die Reichspfandschaft der freien Leute zu Schwartzenberg
(S.). S. Schwertzenberg, Erzenberg (bei Schwellbrunn in der Schweiz).
L.: Hugo 474, 473.
Esch (Reichsritter).
Um 1700 zählten die E. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Eschenbach, Essenbeck (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Eschwege (Reichsritter).
Vom frühen 16. Jahrhundert bis etwa 1750 gehörten die E. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 363; Riedenauer 123.
Eschwege (Reichsstadt).
E. an der Werra wird 973/974 (Eskiniwach) als Königshof erstmals erwähnt. Die
im Anschluss an das vermutlich bald nach 1000 von Kaiser Ottos III. Schwester
Sophie gegründete Stift entstandene Stadt war bis 1249/1250 Reichsstadt in Thüringen. 1264 kam sie an die
Landgrafen von Hessen, die sie dem Reich zu
Lehen auftrugen und auf die Belehnung mit E. und die Reichsburg
Boyneburg ihre Erhebung zu Reichsfürsten
gründeten, war aber bis 1433/1436 umstritten (1385 Thüringen, Mainz). Von 1627
bis 1834 gehörte E. zur Rotenburger Quart Hessen-Kassels. Von 1866 bis 1945 war
es Teil Preußens und kam danach zu Hessen.
L.: Wolff 254; Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung
und Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Hofmeister, K., Die
Arbeiterbewegung in Eschwege (1885-1920), 1987; Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA
4 1989, 11.
Eschwege (Reichsstift).
Ein Königshof E. wird erstmals 973/974 erwähnt. Er wurde wahrscheinlich dem bald
nach 1000 von Kaiser Ottos III. Schwester Sophie gegründeten Kanonissenstift
St. Cyriax übertragen. Dieses kam 1039 von der Stifterin an das Stift
Gandersheim, 1075 durch König Heinrich IV. an das Hochstift Speyer und 1213
durch Tausch wieder an das Reich. 1527 wurde es
in Hessen säkularisiert.
L.: Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung und
Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Löwenstein, U., Ein
Drittel vom Viertel - Hessen-Eschwege in der Quart, Zs. d. Ver. f. hess.
Geschichte und Landeskunde 94 (1989); Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA 4 1989,
11.
Esel (, Esel von Berg, Esel von
Altenschönbach?) (Reichsritter). Im frühen 16.
Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Esens (Herrschaft). E. an der Nordsee hatte
bereits vor 1156 (Eselinge) eine Kirche und war seit 1300 Vorort des
Harlingerlandes. Es kam durch Heirat an Ulrich I. Cirksena, der es an Sibet
Attena zu Lehen gab. Unter der Familie Attena behauptete das Harlingerland
seine Selbständigkeit gegenüber Ostfriesland. 1540 wurde es über die Schwester
des letzten Häuptlings mit der Grafschaft Rietberg und 1581/1600 ebenfalls
durch Heirat mit Ostfriesland vereinigt. 1776 gehörte es als Herrschaft über
Ostfriesland dem niederrheinisch- westfälischen Reichskreis
an. 1815 kam es an Hannover, 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer, 151 (Westfälischer Reichskreis);
Wolff 339; Reimers, H., Esens als Mittelpunkt des Harlingerlandes, 1924;
Killisch, W., Die oldenburgisch-ostfriesischen Geestrandstädte, 1976.
Essen (Reichsabtei,
gefürstete Abtei, Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen
Damenstifts Maria, Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch
(Bischof) Altfrid (von Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt
(Asnidi). Gefördert durch die Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte nacheinander
die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von
Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, eine
kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in
Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670
zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe
um E., im Vest Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch
einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E.
politisch von diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw. 1,5 bis 2
Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel den ersten
Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden Adelsfamilien
den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach der
Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum
Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf,
U. u. a., 2005; Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts
Essen im Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13
Volltexte); Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Essen (Reichsstadt).
Im Anschluss an die Reichsabtei Essen am Hellweg
entstand seit dem 11. Jahrhundert die Siedlung E., die 1041 Marktrecht erhielt.
Sie erlebte allmählich einen, nicht zuletzt auch durch den seit 1317 bezeugten
Kohleabbau begünstigten wirtschaftlichen Aufschwung. 1377 erteilte Kaiser Karl
IV. der Stadt die erstrebte Reichsunmittelbarkeit.
1380 bestätigte er aber der Reichsabtei die
Herrschaft über die Stadt, die diese 1399 anerkannte. Zu dieser Zeit umfasste
E. etwa 680 Häuser auf einer Fläche von knapp 700 Hektar. Seit etwa 1563
bildeten sich eine reformierte und eine lutherische Gemeinde. Der Rat erklärte
sich als evangelischer Reichsstand. 1670 wurde
der Stadt statt Reichsunmittelbarkeit politische
und wirtschaftliche Selbständigkeit unter der Äbtissin zugestanden. 1803 kam E.
mit der Säkularisation der Reichsabtei an
Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel
sie an Nordrhein-Westfalen.
L.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, Bd. 1 1915; Jahn, R., Essener
Geschichte, 2. A. 1957; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek,
W., 1966; Schneider, W., Essen, Abenteuer einer Stadt, 3. A. 1971; Sellmann,
W., Essener Bibliographie, 1574-1960, Bd. 1 1980; Bettecken, W., Stift und
Stadt Essen, ”Coenobium Astnide” und Siedlungsentwicklung bis 1244, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 1989, 23; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002;
Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Gerchow, J.
u.a., 2003; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 186.
Esslingen, Eßlingen (Reichsstadt).
E. am Neckar, dessen Gebiet schon vorgeschichtlich besiedelt war, wird erstmals
777/866 (Hetslinga) erwähnt. Um 800 erhielt die dortige Zelle des Klosters St.
Denis, die den Ort über Fulrad, den Kaplan Kaiser Karls des Großen, von dem
alemannischen Adligen Hafti erworben hatte, einen Markt. 1077 gehörte E. dem
Herzog von Schwaben. 1147 unterstand es den Staufern. 1212 verlieh ihm Kaiser
Friedrich II. Stadtrecht. Seitdem war es als freie Reichsstadt
anerkannt. Der Versuch eine größere Herrschaft aufzubauen scheiterte am
Widerstand Württembergs, doch erwarb E. ein Dutzend kleiner Orte rechts des
Neckars, einen schmalen Brückenkopf links des Neckars sowie die Spitaldörfer
Deizisau, Möhringen und Vaihingen a. F. Im Jahre 1802 kam das zum schwäbischen Reichskreis zählende E. mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 80
Quadratkilometern an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 5; Wallner 689 SchwäbRK 69; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 373ff.; Pfaff, K.,
Geschichte der Reichsstadt Esslingen, 2. A.
1852; Urkundenbuch der Stadt Esslingen, hg. v. Diehl, A./Pfaff, K., 2 Bände.
1899ff.; Wurster, O., Esslinger Heimatbuch, 1931; Borst, O., Esslingen am
Neckar. Geschichte und Kunst einer Stadt, 2. A. 1967; Schneider, J.,
Bibliographie zur Geschichte und Kultur der Stadt Esslingen, 1975; Borst, O.,
Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar, 1977; Schuler, P., Esslingen, LexMA 4
1986, 24.
Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht
auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches
Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I.
gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert
(† 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg
E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne.
Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden
Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die
Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der
Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den
Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara,
Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig
fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer
Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von
Papst Paul II. das Herzogtum Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die
nachfolgende Nebenlinie verlor Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena
verlegen. 1796 kamen Modena und Reggio an die Zisalpinische Republik. Als
Entschädigung hierfür erhielt die Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau.
1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz'
II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die Güter an das neugegründete
Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber
1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E.
erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Estenfeld genannt Behaim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Esterau (Reichsherrschaft).
1643 kaufte der kaiserliche Feldmarschall Peter Eppelmann (Melander) aus
Hadamar von den Fürsten von Nassau-Hadamar die unmittelbare Reichsherrschaft E. an der Lahn und die Vogtei
Isselbach, die Kaiser Ferdinand III. daraufhin zur Reichsgrafschaft
Holzappel erhob. 1806 kam sie an Nassau und damit 1866 an Preußen
(Hessen-Nassau). 1946 gelangte das Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 362.
Esterházy (Geschlecht). Die ungarische
Adelsfamilie E. von Galantha ist 1238 erstmals belegt. Sie war im nördlichen
Burgenland sehr begütert. 1671 erwarb sie die Güter der Familie Nadasdy,
nachdem sie schon 1648 Eisenstadt erlangt hatte. Zu den wichtigsten Gütern
gehörten Kobersdorf, Kittsee, Hornstein, Deutschkreutz (Deutschkreuz),
Lockenhaus, Forchtenstein, Gattendorf, Lackenbach und Dörfl. 1687 gelangte in
der Forchtensteiner Linie Graf Paul IV. in den Reichsfürstenstand.
1712 wurde dies auf den Erstgeborenen, 1783 auf alle Nachkommen ausgedehnt.
1804 erwarb das Haus die gleichzeitig zur erblichen Grafschaft erhobene
ehemalige Abtei Edelstetten, wurde aber nicht mehr in den Reichsfürstenrat aufgenommen
L.: Klein 175f.
Etsch, an der Etsch (Ballei), Bozen (Ballei).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die Balleien Österreich und an der E.
(Bozen) des Deutschen Ordens zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 49; Der Deutsche Orden in Tirol. Die Ballei an der Etsch und im
Gebirge, hg. v. Noflatscher, H., 1991.
Eulner, Eyllner, Euler, Ulner (Reichsritter). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten
die Reichsritter E. (bzw. Ulner) mit Gumpen und
Teilen von Winterkasten zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
Eulner von Dieburg, Ulner von Dieburg.
L.: Stetten 38; Pfeiffer 211; Riedenauer 127.
Eulner, Euler von Dieburg (Reichsritter). Ulner (von Dieburg, Ulmer). Um 1550
zählten die E. bzw. Ulner zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 18.
Jahrhundert gehörten sie dem Ritterkreis Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 127; Stetten 33;
Pfeiffer 211; Riedenauer 123.
Eupen und Malmedy (Gebiet), Eupen-Malmedy.
1920 musste auf Grund des Versailler Vertrages und einer beeinflussten
Abstimmung vom 24. 7. 1920, bei der sich von 33726 Stimmberechtigten nur 270 in
die offenen Listen zugunsten eines Verbleibs bei dem Deutschen Reich (Deutschland) eintrugen, das bis 1797 zumeist zu
Österreich gehörende, danach von Frankreich besetzte und seit 1815 zu Preußen
gehörige Gebiet der Kreise Eupen und Malmedy und eines Teiles des Kreises
Monschau mit 1036 Quadratkilometern und 60000 zu fünf Sechsteln
deutschsprachigen Einwohnern an Belgien abgetreten werden. Am 18. 5. 1940 wurde
es mit Moresnet in das Deutsche Reich
zurückgegliedert. 1944/1945 fiel es an Belgien zurück, wobei ein Grenzvertrag
vom 24. 9. 1956 eine endgültige Regelung brachte.
L.: Bartz, K., Das Unrecht an Eupen und Malmedy, 1928; Kraus, T.,
Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Pabst, K., Eupen-Malmedy in der belgischen
Regierungs- und Parteienpolitik, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 76 (1964);
Doepgen, H., Die Abtretung des Gebietes von Eupen-Malmedy an Belgien im Jahre
1920, 1966; Kaufmann, K., Der Grenzkreis Malmédy, 2. A. 1963.
Eutin (Burg, Fürstentum, Residenz des Bischofs
von Lübeck). In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein
Dorf übernahm den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck,
der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden
die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus
Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die bisherige Burg E.
zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem Herzogtum Oldenburg
vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil Oldenburgs der Provinz
Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck (Hochstift, Fürstentum),
Holstein-Eutin, Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Exdorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die E. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Eyb (Freiherren, Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von E. mit Dörzbach, Hohebach
bzw. Hobbach und dem 1789 an die Thüna gelangten Messbach zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 16. bis 18. Jahrhundert wegen
Wiedersbach, Rammersdorf (Ramersdorf), Neuendettelsau und Vestenberg im Kanton
Altmühl immatrikuliert. Dörzbach fiel 1808 an Württemberg. Daneben gehörten sie
im späten 16. Jahrhundert zum Kanton Gebirg und um 1801 zum Kanton Baunach.
Weiter zählten die Freiherren von E. im 16. und 17. Jahrhundert wegen des
Ritterguts Riet zum Kanton Neckar, wegen des 1682 von den Schertel von
Burtenbach erworbenen Gutes Burtenbach zum Kanton Neckar und wegen der 1760
erworbenen Herrschaft Reisensburg zum Kanton Donau sowie von 1595 bis 1614
wegen Mühlhausen am Neckar und 1629 wegen Freudental zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 371; Stieber; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56, 58; Winkelmann-Holzapfel 148;
Pfeiffer 197, 212; Riedenauer 123; Stetten 35, 184; Hellstern 203; Kollmer 381;
Schulz 261; Rahrbach 68; Neumaier 149f., 152.
Eynenburg? (Reichsritter)
Eyß (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von E. waren mit Rheinstein und dem zur Herrschaft Faitzberg
gehörigen Lendershof um 1790 Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Rheinstein 1792).
Faber von Randegg (Reichsritter),
Fauler von Randegg. Hans Wilhelm F. zu Brunnhaupten war von 1610 bis zu seinem
Tod 1614 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Hans Burkard von
F. war von 1609 bis 1632 wegen des erheirateten Horn und des 1612 erworbenen
Leinzell Mitglied im Kanton Kocher.
L.: Hellstern 203; Schulz 261.
Fauler von Randegg (Reichsritter) s. Faber von Randegg
Fabrici von Cleßheim (Reichsritter) s. Cleßheim
Fagnolle (Grafschaft). Die nahe der Stadt
Marienburg im französischen Teil der Grafschaft Hennegau gelegene Herrschaft F.
bestand nur aus einem verfallenen Schloss und einem Dorf. Sie gehörte dem Fürsten
von Ligne und wurde 1770 zur Reichsgrafschaft
erhoben. 1764/1772 beantragte der Fürst vergeblich die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1803 erhielt
der Fürst von Ligne für das 0,5 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende F. mit 500 Einwohnern die Abtei Edelstetten unter dem Namen einer
Grafschaft.
L.: Wolff 369; Wallner 705 WestfälRK 55.
Fahnenberg (Reichsritter).
Um 1800 zählten die F. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Falkenhausen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert (um 1750 bis 1760) zählten die Freiherren von F. mit einem
Achtel Bibersfeld, das um 1790 an den Freiherren von Gemmingen ging, zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Seit etwa 1720 waren sie auch im Kanton
Altmühl immatrikuliert.
L.: Wolff 158; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer 123.
Falkenstein (Herrschaft). In der Mitte des 12.
Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der Brenz erwähnt. Sie kam um 1260 über
die Erbtochter von den Herren von F. an die Faimingen, 1349 als Pfand an den
Herzog von Teck und über die Grafen von Helfenstein ganz an den Herzog von
Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen,
Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte
die Herrschaft Heidenheim die Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum
schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft,
womit F. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Falkenstein (Herrschaft, Ganerbschaft). Nach der
erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg Nürings errichteten Burg
Neu-Falkenstein wurde die Herrschaft F. im Taunus benannt, die nach dem
Aussterben der Reichsministerialen von
Münzenberg (1255) an die Linie F. der reichsministerialischen Herren von
Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht auf der Burg, die sich bald zu
einer Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete sich die Familie in die Linien
Butzbach und Lich. Kurz nach 1350 gingen in Auseinandersetzungen mit den Grafen
von Hanau um das Münzenberger Erbe Güter verloren. Die Burg befand sich 1350 im
Besitz der Herren von Sponheim, die sie an die Grafen von Hohenlohe vererbten.
Im späten 14. Jahrhundert (1385) kam die Herrschaft über die Erbtochter unter die
Lehnshoheit der Grafen von Nassau-Weilburg, die den Ganerben, den Herren von
Kronberg und den Hattstein, ihre ererbten Teile neu verlehnten. 1418 erlosch
das Geschlecht F. Die Güter Königstein, Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain,
Anteile an der Burg Kalsmunt bei Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen
kamen an die Grafen von Solms und die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg
F., die 1679 an die Herren von Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an
Nassau zurück. Über Nassau kam F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg Falkenstein im Taunus,
1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von Falkenstein, 1994; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 308.
Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Die Reichsburg F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im
frühen 12. Jahrhundert (vor 1157) erbaut. Vom Reich
kam sie an die reichsministerialischen Herren von Bolanden, unter denen sie
Sitz einer 1241 abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde gelangten Seitenlinie
wurde, die 1418 ausstarb. Die Grafschaft ging über die Schwestern des letzten
Grafen an die Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie Wirich von Daun
(Dhaun), Herr von Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die Lehnsrechte als
heimgefallenes Reichslehen an Lothringen. Von
den Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie in verwickelten
Erbstreitigkeiten 1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und von
Manderscheid-Kail. 1667 kam sie an Lothringen und mit der Heirat Franz Stephans
von Lothringen 1731 an Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und Stadt
Winnweiler, Sitz des Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und Flecken F.
und eine Anzahl Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust Lothringens im Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser
Joseph II. nur für F. 1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw.
–Dhaun) über Österreich zum oberrheinischen Reichskreis.
1787 hatte F. etwa 8.000 Einwohner, 1801 etwa 2,5 Quadratmeilen mit rund 4.000
Einwohnern. 1816 fiel die Grafschaft zum überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam
F. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist.
Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein
1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978.
Falkenstein (Reichsritter)
s. Frankenstein, Franckenstein
L.: Stetten 38.
Farfa (Reichsabtei).
Die um 700 von dem fränkischen Mönch Thomas zwischen Rom und Rieti gegründete,
rasch sehr begüterte Abtei erhielt 775 die Immunität. 967 festigte Kaiser Otto
I. die Bindung an den deutschen König. Letztmals erfolgreich machte Kaiser
Friedrich I. Reichsrechte geltend. Danach ging
F. als päpstliches Eigenkloster im Kirchenstaat auf.
L.: Zielinski,
H., Farfa, LexMA 4 1989, 295ff.; Stroll, M., The Medieval Abbey of Farfa, 1997;
Farfa, hg. v. Dondarini, R., 2006.
Farnroda (Herrschaft). F. bei Eisenach erscheint
seit 1260 als Sitz einer Ritterfamilie, die sich nach ihm benannte. Die
zugehörige kleine Herrschaft kam um 1400 in andere Hände und 1461 schließlich
bis 1799 an die Burggrafen von Kirchberg. 1801 gehörte sie über das Fürstentum
Sachsen-Weimar-Eisenach zum obersächsischen Reichskreis.
1920 kam F. zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Wallner 710 ObersächsRK 19.
Fauler von Randegg, Faber von Randegg (Reichsritter). Hans Wilhelm F. zu Brunnhaupten war von
1610 bis zu seinem Tod 1614 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben. Hans Burkard von F. war von 1609 bis 1632 wegen des erheirateten Horn
und des 1612 erworbenen Leinzell Mitglied im Kanton Kocher.
L.: Hellstern 203; Schulz 261.
Faulhaber (Reichsritter).
Vielleicht zählten die F. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 75, 80f., 88, 162.
Faust von Stromberg (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die F. zum Ritterkreis Rhein und zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123.
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter,
Warrenbach?, Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215
erstmals genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach)
und Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die
Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450
durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg
(Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an
Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über Laudenbach und Sommerau die
patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl von F. zu Laudenbach (1836-1907)
erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm. 1969 kam das Archiv an Bayern.
S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937
(masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v.
Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau seit 1540)
Fegefeuer (Residenz des Bischofs von Reval),
Kiviloo, estn. Väägevere
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 187.
Fehmarn (Insel, Herrschaft, Amt). Die 1075
erstmals genannte, 185 Quadratkilometer umfassende Ostseeinsel F. (Fembre,
Imbria, slaw. Vemorje, im Meer) war im Frühmittelalter von Slawen bewohnt und
wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts von deutschen Bauern besiedelt. 1231
gehörte F. zum Herzogtum Schleswig, kam dann an Dänemark und als dänisches Reichslehen an die Grafen von Holstein. 1636 wurde die
Verbindung des Amtes mit dem Herzogtum Schleswig bestätigt. 1864 wurde die
Insel, die um 1320 ein ältestes fehmarisches Landrecht und 1557 ein neues
Landrecht erhalten hatte, von Preußen erobert und 1867 dem Kreis Oldenburg in
Holstein zugeteilt. 1946 kam F. zu Schleswig-Holstein.
L.: Sarauw, Versuch einer geschichtlichen Darstellung des politischen
Verhältnisses der Insel Fehmarn bis zum Jahre 1329, Staatsbürgerliches Magazin
2 (1834), 4 (1836); Voß, J., Chronikartige Beschreibung der Insel Fehmarn,
1889.
Feilitsch (Reichsritter) s. Feilitzsch
Feilitzsch (Reichsritter),
Feilitsch. Im 16. (und 18.) Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 208; Riedenauer 123.
Felberg, Vellberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 210; Neumaier 66, 72, 90, 141.
Feldkirch (Grafschaft). F. an der Ill in
Vorarlberg, in dessen Gebiet wahrscheinlich die römische Siedlung Clunia lag,
wird um 842 als Feldchirichun erstmals erwähnt und um 1190/1200 durch die
Grafen von Montfort an günstigerer Stelle als Stadt neugegründet. 1375
verkauften die Grafen von Montfort F. an Habsburg. Über Österreich gehörte die
Grafschaft F. als vorarlbergische Herrschaft zum österreichischen Reichskreis. S. a. Montfort-Feldkirch.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Mone, Das Stadtrecht von Feldkirch in
der Abfassung von 1388, ZGO 21 (1867); Gunz, K., Feldkirch, eine
mittelalterliche Stadtrepublik, Jb. d. Bundesgym. in Feldkirch, 1927/28;
Feldkirch, Stadt am Alpenrhein, 1949; Geschichte der Stadt Feldkirch: Bd. 1:
Bilgeri, B./Fetz, H., Politik, Wirtschaft und Verfassung bis zum Beginn des 19.
Jahrhunderts, 1986; Bd. 2: Burmeister, K., Kulturgeschichte bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts, 1985; Bd. 3: Albrecht, K./Wanner, G., Politik, Wirtschaft,
Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, 1986; Fetz, H./Spiegel, C., Ur- und
Frühgeschichte des Feldkircher Raumes, 1987.
Fetzer von Oggenhausen, Fetzer von Ockenhausen
(Reichsritter). Wilhelm F. war im Jahr 1614
wegen des adligen Gutes Gärtringen Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau und wegen Oggenhausen von 1542 bis 1629 im Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 203; Schulz 261.
Feuchtwangen (Reichsabtei).
Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert von einem Grundherren gegründete und dann
an Karl den Großen gegebene Benediktinerkloster F. (fiuhtin-wang) bei Ansbach
wird 817 erstmals erwähnt. Es wurde zur Reichsabtei,
erscheint aber ab 1197 nur noch als ein Kollegiatstift. Die Vogtei verlieh der
Bischof von Augsburg im Namen des Königs, unter anderem an die Grafen von
Oettingen. 1376 verpfändete Kaiser Karl IV. Stift und Vogtei an die Burggrafen
von Nürnberg. 1563 wurde das Stift aufgehoben.
L.: Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen,
1927; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964.
Feuchtwangen (Reichsstadt).
F. bei Ansbach wird als Benediktinerkloster 817 erstmals genannt. Der seit der
Jahrtausendwende daneben entstandene Ort wurde 1285 Reichsstadt.
Sie wurde 1376 an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet und gehörte
dementsprechend tatsächlich zur Markgrafschaft Ansbach, seit 1791 zu Preußen.
1806 kam F. an Bayern.
L.: Wolff 108; Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes
Feuchtwangen, 1927; Funk, W., Feuchtwangen. Werden und Wachsen einer
fränkischen Stadt, 1954; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964; Die
Urkunden der Stadt Feuchtwangen 1284-1700(-1772), bearb. v. Hörber, W., 1979.
Fin, de (Freiherren, Reichsritter). Im Jahre 1752 zählten die Freiherren de F. zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 77, 79.
Finale, Finale Ligure (Herrschaft). F. an der
Riviera di Ponente ist 1190/1193 Herrschaftsgebiet der Familie Del Carretto.
Die Eigenständigkeit wurde von Genua bestritten. 1598 wurde die Herrschaft von
Sforza Andrea del Carretto an Spanien verkauft. 1713 wurde F. vom Reich, an das es gelangt war, für 3 Millionen Gulden
an Genua verkauft, das 1815 mit dem Königreich Sardinien (1861 Italien)
vereinigt wurde.
L.: Lessico
universale Italiano, Bd. 7 Rom 1971, S. 713f.; Enciclopedia Italiana, Bd. 15
1932, S. 384-386; Edelmayer, F., Maximilian II., Philipp II. und Reichsitalien. Die
Auseinandersetzung um das Reichslehen Finale in
Ligurien, 1988.
Finsterlohe?, Vinsterlohe? (Reichsritter)
s. Finsterlohr
L.: Biedermann, Altmühl.
Finsterlohr, Finsterlohr zu Lauttenbach, Finsterlohr
zu Laudenbach (Reichsritter). Um 1550 zählten die
F. zum Kanton Odenwald sowie zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Pfeiffer 210; Riedenauer 123; Stetten 32; Rahrbach 73;
Neumaier 73.
Fischbach (Herrschaft). Die Herrschaft
Horn-Fischbach zwischen Biberach und Memmingen war 1320 in den Händen der
Herren von Essendorf. Nach deren Aussterben kam sie 1578 mit dem Blutbann als
Lehen Österreichs an die Schenken von Stauffenberg, die sie 1748 an
Ochsenhausen verkauften. 1801 gehörte die Herrschaft (Amt) F. über die Abtei Ochsenhausen
zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg
gelangte F. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Fischborn (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Fischer von Filseck (Reichsritter).
Von 1647 bis 1707 waren die F. wegen Filseck Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 261.
Fischhausen (Residenz des Bischofs von Samland),
Primorsk
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 187.
Flachslanden (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von F. mit dem im 18. Jahrhundert
erworbenen halben Mackenheim und dem 1726 erworbenen Stützheim zur Reichsritterschaft Unterelsass. Sie gehörten zu den
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten Familien. Sie erloschen am Ende des 18.
Jahrhunderts.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Fladungen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war
französisches Lehen der Familie der Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern),
von denen Balduin I. Schwiegersohn Karls des Kahlen war, und reichte im Osten
bis Gent und Kortrijk, an der Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I.
(918-965) kam Artois hinzu. 1056 belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V.
mit dem nördlichen Land der vier Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der
Schelde (Reichsflandern bzw. Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde
und die Mark Antwerpen behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die
Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter
an einen Grafen des Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F.
nach 1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk).
1262 erlangten die Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit
Artois nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278
regierenden Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und
1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen
Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs
zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande
(Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten
Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der
Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand
(Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das
Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an
Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Flehingen (Herren, Reichsritter).
Das zwischen 779 und 876 in Zeugnissen Lorschs viermal erwähnte F. (Flancheim,
Flaningheim) bei Karlsruhe wurde 1368 von den Edlen von Strahlenberg bzw.
Stralenberg an die Pfalz verkauft. Von 1396 bis 1637 hatten es die Herren von
F., deren Sitz es war, als Lehen der Pfalz inne. Nach deren Aussterben kam es
an die Grafen Wolff-Metternich zur Gracht. Die F. zählten am Ende des 18.
Jahrhunderts zum Ritterkreis Schwaben. 1803 fiel F. mit der Pfalz an Baden und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Feigenbutz, L., Der Amtsbezirk Bretten,
1890.
Flenithi (Gau zwischen Innerste und Weser,
Flenithigavve)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Wrisbergholzen,
Segeste, Petze, Sellenstedt, Grafelde, Elze, Boitzum, Esbeck, Hohnsen, Alferde,
Diedersen, Thüste, Söhre, Heersum, Halbe); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des
frühen und hohen Mittelalters, 1957, 121 (Alferde, Boitzum, Esbeck, Gandersheim,
Grafelde, Heersum, Petze, Segeste, Sellenstedt, Söder, Wrisbergholzen); Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 41, 68, 69; Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Flersheim (Reichsritter),
Flörsheim. Die aus Nieder-Flörsheim bzw. Niederflörsheim (zwischen Alzey und
Worms) stammende Familie erlosch 1655 in der Hauptlinie. Im 18. Jahrhundert
zählten die F., die Ganerben zu Gundheim und Nieder-Saulheim (Niedersaulheim)
waren, zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 68.
Flörsheim (Reichsritter)
s. Flersheim
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 68.
Flutwidde (Gau südlich Celles, Mulbeze). S. a.
Moltbizi
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Aligse,
Engensen, Wiedenrode, Hardesse, Uetze, Seershausen, Schepelse, Wathlingen);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122
(Hardesse, Schepelse, Seershausen, Uetze, Wathlingen, Wiedenrode, Wienhausen);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 70, Flotwidde,
Flutwidde, Flotwito, Flotwede; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Fork, Vorkene? (Reichsritter).
Bis 1650 zählten die F. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Vogt
von Wallstadt.
L.: Stetten 32; Riedenauer 123; Ulrichs 209.
Forster, Vorster (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählten die Freiherren von F.
mit einem Siebtel der Ganerbschaft Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Zimmermann 79; Winkelmann-Holzapfel 167.
Forster, Vorster (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die F. mit der Herrschaft Burghausen (Hausen) zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 128.
Forstmeister (Reichsritter) s. Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lehenhan
Forstmeister von Gelnhausen(, Forstmeister zu
Gelnhausen) (Freiherren, Reichsritter). Um 1550
bis etwa 1650 zählten die im Dienst im Büdinger Wald reich gewordenen F. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im späten 16. Jahrhundert waren sie
auch im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert waren sie mit der
Herrschaft Aufenau, die vielleicht von Fulda zeitweilig an die Herren von
Lißberg und dann im 14. Jahrhundert an die Forstmeister gelangt und
reichsunmittelbar geworden war, 1781 (1787?) wegen Überschuldung aber an das
Erzstift Mainz verkauft werden musste, Schloss Kinzighausen und Neudorf
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 148; Pfeiffer 212;
Riedenauer 123; Stetten 32; Neumaier 67, 132, 150; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Aufenau) .
Forstmeister von Lebenhan (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123; Rahrbach 76.
Forstner (Reichsritter).
Von etwa 1785 bis 1806 zählten die F. mit Hausen, das 1808 an Bayern fiel, zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Um 1750 waren sie auch im Kanton
Altmühl immatrikuliert.
L.: Stetten 35, 183; Riedenauer 123.
Forstner von Dambenois, Forstner-Dambenoy (Reichsritter). Von 1720 bis 1805 zählten die F. zum
Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 203.
Förtsch von Thurnau (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 123; Rahrbach 75.
Fouquet (Reichsfürst).
1743 wurde Charles-Louis Auguste F. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 171.
Franchimont (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft F.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Lüttich zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4.
Franckenstein (Freiherren, Reichsritter) s. Frankenstein
Frank, Franck (Freiherren, Reichsritter). 1780 wurde der
brandenburgisch-ansbachische geheime Rat Philipp Jacob von F. zusammen mit
seinem Vater, der Wechsler in Straßburg war, von Kaiser Joseph II. in den Reichsadelsstand erhoben. Er war von 1785 bis zu
seinem Tod 1789 ohne männliche Nachkommen mit den 1783/1784 gekauften
bubenhofischen Gütern Leinstetten und Bettenhausen, die 1791 an den Grafen von
Sponeck gelangten, Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben. Um 1800 erscheint F. auch im Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 64; Riedenauer 123; Hellstern 203; Kollmer 375.
Franken (Ballei [des Deutschen Ordens]). Zur
Ballei F. des Deutschen Ordens zählten ursprünglich 23 im 13. Jahrhundert
gegründete Komtureien (u. a. Nürnberg, Regensburg, Mergentheim, Würzburg, Ulm).
Seit 1444 war sie mit dem Meistertum des Deutschen Ordens sehr eng verknüpft.
Vor 1796 bestand sie noch aus den zum fränkischen Reichskreis
gehörigen Komtureien Ellingen, Virnsberg, Nürnberg, Würzburg und Münnerstadt,
den zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Komtureien Heilbronn, Oettingen, Kapfenburg und Ulm, den zum bayerischen Reichskreis gehörigen Komtureien Donauwörth,
Blumenthal in Oberbayern, Gangkofen in Niederbayern und Regensburg sowie den
Komtureien Fritzlar (kurrheinischer Reichskreis)
und Kloppenheim im Gebiete der Burg Friedberg (oberrheinischer Reichskreis). Die Ballei war innerhalb Bayerns
landsässig. 1796 kamen verschiedene Güter an Preußen (Ansbach), das übrige
wenig später an Bayern.
L.: Wolff 113; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Weiß, D., Die
Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, 1991.
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet
zwischen Neckar und Eder, Thüringerwald und Rhein ein fränkisches
Stammesherzogtum, wie sich dies angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das
Land unmittelbar dem König unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen
zahlreiche kleinere Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau,
Mainz, Worms, Speyer), so dass der Name F. rasch verschwand. Im Osten beanspruchte
der Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts herzogliche Rechte.
Auf Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser Friedrich I. 1168
bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche Gebiet der Name F.,
obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt nicht über das Hochstift
hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell, Nürnberg und Hohenlohe
auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des fränkischen Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint.
1633 wurden die Hochstifte Würzburg und Bamberg als Herzogtum F. an Herzog
Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder
verselbständigt. 1803/1806 kamen die fränkischen Herrschaften überwiegend an
Bayern, das 1837 drei Regierungsbezirke als Unterfranken (Würzburg),
Oberfranken (Bayreuth) und Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs (1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem
Ende des alten Reiches (1790-1945), (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a, 1955/6; Franken,
hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste Landkarte. Ein Werk
Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959); Bonacker, W., Grundriss der
fränkischen Kartographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33
(1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P., Franken als königsnahe
Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122 (1976), 123ff.;
Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im mittelalterlichen Franken,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1-2, hg. v. Patze, H.,
1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in Altbayern, Franken und
Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in) Land und Reich, Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984;
Friedrich der Große, Franken und das Reich, hg.
v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte,
hg. v. Buhl, W., 1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha,
H., Franken und Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken
1555-1955, 1990; Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken
von der Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J.,
Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519,
2000; Tittmann, A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im
Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische
Geschichte, hg. v. Schneider, E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter,
2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008.
Franken (Ritterkreis), fränkischer Ritterkreis.
Der Ritterkreis F. (fränkische Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Schwaben
(schwäbische Ritterkreis) und der Ritterkreis Rhein(strom) (rheinische
Ritterkreis) eine Untergliederung der Reichsritterschaft.
Seine Geschäfte wurden von jeweils derjenigen Kantonskanzlei erledigt, auf die
das Generaldirektorium turnusgemäß entfiel (z. B. Schweinfurt). Im frühen 16.
Jahrhundert zählten zu ihm vielleicht 481 Familien (Odenwald 132, Gebirg 123,
Rhön-Werra 86, Steigerwald 37, Altmühl 62, Baunach 41), zu denen später
zumindest zeitweise 572 Familien hinzukamen, so dass einschließlich
verschiedener Zweifelsfälle mit einer Gesamtzahl von knapp 1100 zugehörigen,
nicht unbeträchtlich wechselnden Familien gerechnet werden kann. Um 1790
umfasste der Ritterkreis rund 700 Gebiete mit etwa 200000 Einwohnern und 150
Ritterfamilien. Er gliederte sich in die Kantone Odenwald (Heilbronn, seit 1764
Kochendorf), Gebirg (Bamberg), Rhön-Werra (Schweinfurt), Steigerwald
(Erlangen), Altmühl (Wilhermsdorf) und Baunach (Baunach, seit 1778 Nürnberg).
(Um 1800 zählte die Reichsritterschaft F.
(selbst) zu den Mitgliedern des Kantons Steigerwald des Ritterkreises F.)
L.: Stieber; Biedermann; Wolff 511; Riedenauer 87ff.; Die Territorien des Reichs 4, 182; Bundschuh, M., Versuch einer
historisch-topographisch-statistischen Beschreibung der unmittelbaren freyen Reichsritterschaft in Franken, 1801.
Frankenberg zu Riet (Reichsritter),
Frankenberg. Von 1601 bis 1614 war der württembergische Rat Balthasar von F.
(zu Riet) Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 203.
Frankenstein, Franckenstein (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert (1650-1720) zählten
die F. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im 16. und 17.
Jahrhundert sowie um 1806 waren sie im Kanton Odenwald immatrikuliert. Im 17.
und 18. Jahrhundert gehörten sie mit dem Rittergut Ullstadt und Langenfeld zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten sie
mit einem Viertel Allmannsweier, Niederschopfheim und einem Viertel Wittenweier
zum Ort (Bezirk, Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben sowie als Ganerben zu
Mommenheim zum Ritterkreis Rhein. 1802 waren Johann Friedrich Karl Joseph Xaver
F. (Herr der Herrschaft Binzburg (Bünzburg), Niederschopfheim usw.), Johann
Philipp Anton Franz F. und Franz Christoph Karl Philipp F. immatrikuliert. Die
Freiherren von F. zu Ockstadt waren um 1790 mit Messenhausen Mitglied des
Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen der Hälfte von Dorn-Assenheim
(Dornassenheim), Ockstadt mit Oberstraßheimer Hof und Usafeldchen gehörten sie
auch dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 363; Pfeiffer 210, 211;
Hölzle, Beiwort 66; Zimmermann 68f.; Winkelmann-Holzapfel 148; Riedenauer 123;
Stetten 32; Bechtolsheim 196; Rahrbach 78; Neumaier 66f., 72; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 Frankenstein, Ockstadt (1792).
Frankfurt (Reichsstadt,
Großherzogtum, freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am
Main fanden sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im
Rhein-Main-Gebiet nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter
anderem die Siedlung Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht
eine keltische Siedlung fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt
(Franconofurt). Aus der damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des
Mains entwickelte sich bis zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der
umfangreiches Königsgut gehörte (z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der
eine Herbstmesse stattfand und die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert
wurde (1189 Schultheiß, 1194 Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig
seit dem 12. Jahrhundert war F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht
wurde, Ort von Königswahlen (zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen
1356 und 1806 alle Wahlen bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht
der Stadt F., deren älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem
Jahre 1222 stammt, war vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen,
Hanau, Limburg, Wetzlar), wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für
Weilburg) aufgezeichnet. Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen
europäischen Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit
1372 war F. Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet
der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile
einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof und der
Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die
Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das
Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss
sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung
durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich
besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde
für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22
der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100 Quadratkilometer umfassendes
Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1755-1817), dem letzten
Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der
einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten
Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein
und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim,
Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000
Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum
Großherzogtum F. (mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie
der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons
Stiefsohn Eugène de Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung
erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab.
Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum
Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement
übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom
Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der
Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19.
7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst.
Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das
Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel,
Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt
es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17.
8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer
Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel
mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine
Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am
19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte.
Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a.
Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus
Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt
Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.; Thomas, J.,
Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk, F.,
Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss.
phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher der Reichsstadt
Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel,
O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt,
K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.;
Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz
und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und
Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat
(1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und
spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main,
Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte
und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft.
Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in
Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine
des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die
deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt
ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R.,
Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K.,
Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien Stadt Frankfurt am Main,
(1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Holtfrerich,
C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der eigenen Stadt,
2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200; Wintergerst, M.,
Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010;
Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
Fränkischer Reichskreis.
Der 1500 auf dem Boden des alten Stammesherzogtums Franken geschaffene, bis
1803/1806 unter dem Vorsitz Bambergs und Kulmbach/Ansbachs einigermaßen
funktionierende fränkische Reichskreis (zwischen
1517 und 1791 322 Tagungen) umfasste folgende Mitglieder: Ansbach (seit 1791
Preußen), Bamberg (Hochstift), Bayreuth (s. Kulmbach), Castell, (Coburg s.
Sachsen-Coburg-Gotha), Deutscher Orden (Mergentheim), Eichstätt (Hochstift),
Erbach, Henneberg (Sachsen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen mit wechselndem Stimmrecht),
Hessen-Kassel, Hohenlohe (, Hohenlohe-Neuenstein, Hohenlohe-Waldenburg),
Kulmbach (seit 1791 Preußen), Limpurg-Gaildorf, (Mergentheim s. Deutscher
Orden), Nürnberg (Reichsstadt), Preußen (seit
1791), Rieneck, Rothenburg (Reichsstadt),
(Sachsen, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Weimar,) Schönborn (Reichelsberg,
Wiesentheid), (Schwarzenberg), Schweinfurt (Reichsstadt),
Seinsheim, Wertheim, Weißenburg (Reichsstadt),
Windsheim (Reichsstadt), Würzburg (Hochstift).
L.: Gumpelzhaimer 17; Wolff 96; Hartung, F., Geschichte des fränkischen Reichskreises 1521-1559, 1910; Sicken, B., Der
fränkische Reichskreis, 1970; Wüst, W., Die
„gute“ Policey im fränkischen Reichskreis, 2003.
Fränkisches Reichsgrafenkollegium.
Im 16. Jahrhundert schlossen sich neben den schwäbischen Grafen und den
wetterauischen Grafen die fränkischen Grafen zu einem latent von der Mediatisierung
bedrohten fränkischen Verein zusammen. Dieser musste 1545 dem Kollegium der
schwäbischen Reichsgrafen beitreten. Seit
1630/1641 erhielten die fränkischen Grafen eine eigene Stimme auf dem Reichstag. Zu dem den evangelischen Reichsständen zugerechneten Kollegium gehörten vor
allem Castell, Erbach, Giech (Personalisten), Grävenitz, Hohenlohe, Limpurg,
Löwenstein-Wertheim, Nostitz (für Rieneck), Pückler (Personalisten), Rieneck,
Rosenberg (Ursin von Rosenberg, Personalisten), Schönborn (für Reichelsberg und Wiesentheid), Schwarzenberg (für
Seinsheim), Starhemberg (Personalisten), Windischgrätz (Personalisten),
Wolfstein und Wurmbrand (Personalisten). 1806 endete das Kollegium.
L.: Zeumer 553 II b 62; Böhme, E., Das fränkische Reichsgrafenkollegium
im 16. und 17. Jahrhundert, 1989.
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen
(843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen Reichs im 10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich
Deutschlands, der im Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter
Napoleon Bonaparte kulturell und politisch führend in Europa wird. Nach 1945
macht er den Oberrhein zur Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit
der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien
zur die deutsche Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau (Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon,
Bitsch, Bremen, Burgund, Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im
Breisgau, Geldern, Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg,
Kaiserslautern, Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein,
Luxemburg, Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei),
Namur, Niederlande, Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei),
Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen,
Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul, Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen,
Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz. Französische
Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988; Contamine, P.,
Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A., Frankreich, 2003;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
Franquemont (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft F. über das Hochstift Basel zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 8.
Frauenberg (Reichsritter).
Von 1548 bis 1623 zählten die F. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
Letztes Kantonsmitglied war Conrad von F. zu Rosenfeld. Von 1560 bis 1636
gehörten sie wegen des unteren Schlosses zu Talheim dem Kanton Kocher an.
L.: Hellstern 203; Schulz 261.
Fraumünster (Reichsabtei) s. Zürich
Fraunhofen (reichsrunmittelbare Herrschaft), Frauenhofen. Die Herren von F. bei Landshut beanspruchten seit dem späten Mittelalter die Reichsunmittelbarkeit. Sie wurde von Bayern bestritten. 1701 entschied das Reichskammergericht gegen Bayern. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 wurde F. in Bayern mediatisiert.
Freckenfeld (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
u. a. das Dorf F. bei Karlsruhe, das Ruprecht aus der Verpfändung an Graf Emich
von Leiningen eingelöst hatte. Über Bayern kam F. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465.
Frei von Dehrn (Reichsritter)
Freiberg, Freyberg (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von F. mit Teilen des 1662 erworbenen Wäschenbeuren (außerdem
1534-1569 Beihingen, 1557-1594 Neidlingen, 1608-1665 Salach, 1608-1653
Steinbach) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Seit 1609
(Konrad-Siegmund von Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen bzw. Conradt-Sigmundt
v. Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen) waren sie Mitglied des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau. 1802 übten sie über die dem Kanton Neckar
inkorporierte Ortschaft Wellendingen (Eigengut unter Territorialhoheit
Österreichs) die Herrschaft aus. Außerdem zählte die Familie im 18. Jahrhundert
wegen Worndorf zum Kanton Hegau und wegen Allmendingen (1593), Altheim (1512),
Griesingen (1503) und Öpfingen, Hürbel, Knöringen mit Wiblishausen, Landstrost
(1659) mit Offingen und Waldkirch (1506) zum Kanton Donau. S. Hohenfreyberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Freyberg-Eisenberg, M. Frhr. v., Genealogische Geschichte des Geschlechts der
Freiherren von Freyberg, (handschriftlich), (o. O.) 1884; Hölzle, Beiwort 58,
60, 62, 64; Ruch 18 Anm., Anhang 78, 80; Hellstern 204, 219; Schulz 261; Archiv
der Freiherren von Freyberg Schloss Allmendingen Urkundenregesten 1367-1910,
bearb. v. Steuer, P., 2010.
Freiberg (Residenz des Markgrafen von Meißen bzw.
Herzogs von Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 190.
Freiberg, Freyberg zu Aulfingen und Wellendingen
(Reichsritter). S. Freiberg.
L.: Ruch 18 Anm. und Anhang 80.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz Habsburgs), Freiburg im
Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und Konrad II.
von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere
Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die
Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und
auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg
auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271,
Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III.
1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F.
im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415
bis 1427 während der Reichsacht Herzog
Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und
erwarb später die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten,
Horben sowie die Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald.
Die Grafen von F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen
Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine
Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den
Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das
Markgräflerland entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an
Österreich und 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a.
Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 204.
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt, Kanton, Residenz). 1157 gründete der
Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich
gelangtem Gebiet die Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an
die Grafen von Kiburg (Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452
unterwarf sie sich Savoyen. 1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit.
1481/1506 wurde sie als neunter Ort in die Eidgenossenschaft der Schweiz
aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte sie von Savoyen Romont (Romort),
Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die gesamte Grafschaft Greyerz
(Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs von Lausanne und Mittelpunkt
der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U.,
Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im
Üchtland, LexMA 4 1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u.
a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 193.
Freienseen, Freyensee (Reichsflecken?).
Das den Grafen von Solms-Laubach gehörige F. bei Laubach erhielt 1555, 1659 und
1713 kaiserliche Schutzbriefe. Über Solms kam es zu Hessen.
L.: Hugo 475; Diestelkamp, B., Der Reichshofrat
und die Bestätigung der Privilegien Kaiser Karls V. vom 9. Januar 1555 für die
Gemeinde Freienseen in Oberhessen, Hess. Jb. f. LG. 57 (2007), 27; Diestelkamp,
B., Ein Kampf um Freiheit und Recht - Die prozessualen Auseinandersetzungen der
Gemeinde Freienseen mit den Grafen zu Solms-Laubach, 2012.
Freies Land (das freie Land) an der
flandrischen Küste. 1792 gehörte das Freie Land an der flandrischen Küste zum
burgundischen Reichskreis Österreichs.
L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK.
Freihan, Freyhan (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft F. in Niederschlesien böhmischen Anteils war ursprünglich ein
Teil von Militsch, bis sie an die Freiherren von Maltzan und durch Heirat an
die Reichsgrafen von Strattmann gelangte. Von
dort kam sie später an einen Fürsten Sapieha und an die Grafen von
Willamowitz-Moellendorff (Willamowski-Möllendorf).
L.: Wolff 487.
Freisbach (Reichsdorf). F. bei Landau war ursprünglich Reichsdorf und behielt Reste der alten Freiheit bis ins Mittelalter. Das mit Gommersheim gemeinsame Hochgericht wurde erst 1596 aus dem Freisbacher Wald nach Gommersheim verlegt. Über Bayern gelangte F. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet
(Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798
Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das
lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins
Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch).
Das zum späteren bayerischen Reichskreis
gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von
Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern
die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit)
aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294],
Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe
dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die
973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig
annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern
(mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels
[einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15
Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988;
Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum
München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989;
Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Frentz (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die F. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Freundstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die F. mit Schmieheim, Schweighausen, Berrweiler
(Beerweiler), Bertschweiler (Berolzweiler) und Sierenz (Sierens) zum Ort
(Bezirk, Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. S. Waldner von Freundstein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Frick von Frickenhausen (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
F. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123.
Friedberg (Burggrafschaft). Nach römischer und
vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170 Kaiser Friedrich
Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches
in der Wetterau die 1216 erstmals erwähnte Reichsburg
F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb seit dem 15. Jahrhundert eine
eigene Herrschaft in der Wetterau (1455 Reichsstadt
F. als Pfandschaft, 1475 Grafschaft Kaichen). 1806 kam sie an Hessen-Darmstadt
und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg
Friedberg und der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P.,
Geschichte der Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857; Roth, H., Burg
und Stadt Friedberg, 2. A. 1959; Schilp, T., Die Reichsburg
Friedberg im Mittelalter, 1982; Schilp, T., Die Reichsburg
Friedberg im Mittelalter, Regesten der Urkunden 1216-1410, 1987; Rack, K., Die
Burg Friedberg im Alten Reich, Studien zu ihrer Verfassungs-
und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert 1988; Friedberg in
Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.; Zieg, M., Die Selbolder -
Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie in den Jahren 1200-1578, 2007.
Friedberg (Reichsstadt).
F. in Hessen war bereits römisch (civitas Taunensium bis etwa 260), vermutlich
auch fränkisch besiedelt. Um 1170 errichtete Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur
Sicherung der Güter des Reichs in der Wetterau
die 1216 erstmals erwähnte Burg F. Um 1200 entstand vor der Burg die 1219
erstmals sicher bezeugte Stadt, die seit 1252 Reichsstadt
war. 1347 wurde sie, vielleicht 3000 Einwohner zählend, erstmals, seit 1349
öfter an verschiedene Herren, seit 1455 zumeist an die Burggrafschaft F.
verpfändet. 1541 wurde sie evangelisch. 1802/1803 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Stadt, die ohne weiteres Gebiet
war, mit 2000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt. 1834 wurden Burg und Stadt
vereinigt und gelangten 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 13; Wallner 699 OberrheinRK 56; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 386ff.; Urkundenbuch der Stadt
Friedberg, Bd. 1, hg. v. Ropp, G./Foltz, M., 1904; Waas, C., Die Chroniken von
Friedberg, Bd. 1ff. 1937ff.; Dreher, F., Friedberg in Hessen, 1938; Roth, H.,
Burg und Stadt Friedberg, 2. A. 1959; Friedberg in der Wetterau. Vergangenheit
und Gegenwart, Teil 1, 1966; Braun, W., Friedberg im Spätmittelalter
(1250-1500), Wetterauer Geschichtsblätter 15 (1968), 59ff.; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, 1982, Wetterauer
Geschichtsblätter 31; Heitzenröder, W., Reichsstädte
und Kirche in der Wetterau, 1982; Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, 1987 (Diss. Gießen);
Schwind, F., Friedberg, LexMA 4 1989, 918; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller,
M., Bd. 1f. 1997ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 209;
Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Friedberg-Scheer (Grafschaft). 1282 erwarb Rudolf von
Habsburg die 1274 erstmals erwähnte Grafschaft Friedberg an der oberen Donau im
Tiengau bzw. Dienggau (und Ergau bzw. Eritgau) von den Grafen von Nellenburg
und 1289 Scheer von den Grafen von Montfort. Beide Herrschaften wurden 1314/1315
an Montfort verpfändet und von diesem 1369 zur Grafschaft F. vereinigt. Sie
kamen 1452 durch Kauf an die Reichserbtruchsessen
von Waldburg (Waldburg-Sonnenberg). Durch Vertrag von 1680 wurde die Grafschaft
Mannlehen Österreichs. Die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie
Waldburg-Trauchburg veräußerten 1786 F. mit den Herrschaften Dürmentingen und
Bussen an die Fürsten von Thurn und Taxis, die 1787 die Grafschaft als Reichslehen verliehen erhielten. 1806 fiel die
reichsunmittelbare, zum schwäbischen Reichskreis
zählende und seit 1787 gefürstete Grafschaft mit rund 190 Quadratkilometern
bzw. 3 Quadratmeilen und etwa 9000 Einwohnern an Württemberg. Sie umfasste die
Herrschaft Scheer, die Grafschaft Friedberg, die Herrschaften Dürmentingen und
Bussen, letztere mit Schloss Bussen und fünf Orten und das zwischen Saulgau und
Aulendorf gelegene Dorf Renhardsweiler (Renartsweiler). Über Württemberg kam
das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 179; Wallner 688 SchwäbRK 44; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen
in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, Zs. f.
württemberg. LG. 28 (1969); Der Kreis Saulgau, 1971; Kretzschmar, R., Vom
Obervogt zum Untergänger. Die Verwaltung der Grafschaft Friedberg-Scheer unter
den Truchsessen von Waldburg im Überblick (1452-1786), (in) FS E. Gönner, 1986;
Kretzschmar, R., Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal. Grafschaft
Friedberg-Scheer. Urkundenregesten 1304-1802, 1993.
Friedland (Herrschaft, Herzogtum). In F. in
Nordböhmen erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Die Herrschaft F.,
ursprünglich in der Lausitz gelegen, kam vor 1278 vom Hochstift Meißen an
Böhmen, gehörte von 1278 bis 1551 den Herren von Biberstein (Bieberstein), die
1534 die Reformation einführten, und dann vor 1620 Herren von Redern. Nach 1620
wurde sie eingezogen, fiel 1621/1622 an Albrecht von Wallenstein und gab dessen
auf etwa 1200 Quadratkilometern erweitertem Herzogtum (1625/1627-1634) den
Namen. Nach 1634 kam F. mit der Herrschaft Reichenberg
an die Grafen Gallas. Der letzte Graf übertrug die Güter 1757 dem Grafen Clam.
1918/1919 kam F. zur Tschechoslowakei, 1938 im Sudetengebiet zum Deutschen Reich und 1945 wieder an die Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Schicketanz, A., Die Geschichte des Kreises Friedland, 1965.
Fries (Grafen, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Grafen von F. mit den um 1770 von den Eichler
von Auritz erworbenen Teilen der Herrschaft Dennenlohe zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 123.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 196.
Friesland (Land, Landschaft, Frisia, Frisie). Die
erstmals durch Plinius im ersten nachchristlichen Jahrhundert für das Gebiet
zwischen Rhein und Ems erwähnten Friesen (Frisii, germ. *Frisioz, daneben
Frisiavones, später auch Frisiones, germ. *Frision, vielleicht zu germ. *fris-
kraus, lockig) bewohnten im 7. Jahrhundert einen Streifen an der Nordsee
zwischen Sinkfal bei Brügge und Weser. 734/785 wurden sie von den Franken
unterworfen. Um 802 wurde ihr Recht aufgezeichnet (Lex Frisionum). Etwa um
diese Zeit besiedelten sie die Nordseeinseln und einen Streifen an der
schleswig-holsteinischen Westküste (Nordfriesland). 843 wurde das alte
friesische Gebiet dem Mittelreich Kaiser Lothars zugewiesen, später dem
Ostreich, doch verflüchtigte sich die Herrschaft des Reiches
weitgehend, so dass die Friesen zunehmend unabhängig wurden. 1289 unterwarfen
die Grafen von Holland das westfriesische Gebiet zwischen Sinkfal und
Zuidersee. Das mittelfriesische Gebiet zwischen Zuidersee und Lauwers und das
Ommeland westlich der Ems bei Groningen schieden seit dem 16. Jahrhundert,
endgültig 1648 als Teil der Generalstaaten (Provinz F.) aus dem Reich aus. Lediglich Ostfriesland zwischen Ems und
Weser, das 1464 Reichsgrafschaft geworden war,
verblieb mit dem Reiderland südlich von Emden beim Reich.
L.: Wolff 73; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
D2; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, I 12,
II, 22, 49, 51 Frisia; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975;
Lengen, H. van, Friesland, LexMA 4 1989, 970ff.
Frieß, Frießel (Reichsritter).
Um 1700 zählten die F. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Fritzlar (Fürstentum). 723 gründete Bonifatius in
F. ein Kloster. Im 11. Jahrhundert ging F., wo seit dem 10. Jahrhundert ein
Königshof bestand, von den Konradinern an das Erzstift Mainz. 1803 fiel es
durch § 7 I des Reichsdeputationshauptschlusses
als neugebildetes Fürstentum mit den Ämtern Amöneburg, F., Naumburg und
Neustadt an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Kissel, O., Neuere Territorrial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Schwind, F., Fritzlar, LexMA 4 1989, 981f.
Froberg bzw. Froberg-Montjoie (Reichsritter, Grafen, Frohberg). Um 1806 zählten die Froberg-Montjoie
bzw. Frohberg-Montjoie zum Kanton Rhön-Werra de Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Frohndorf (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft F. über Sachsen dem obersächsischen Reichskreis
an. 1815 kam F. an Preußen (Provinz Sachsen).
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Frohnhoffen (Reichsritter) s. Fronhofen
Fronhofen, Frohnhoffen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Altmühl. Im 16. Jahrhundert gehörten
die F. zum Kanton Rhön-Werra sowie zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Seyler 363; Riedenauer 123; Neumaier 90.
Fuchs (Reichsritter).
Im 16. und 18. Jahrhundert zählten die F. in den Kantonen Altmühl, Baunach,
Gebirg und Steigerwald zum Ritterkreis Franken. S. Fuchs von Bimbach, Fuchs von
Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 209, 213; Ulrichs 209.
Fuchs, Fuchß (Reichsritter).
Ogier Fuchß, württembergischer Obrist und Kommandant auf Hohentübingen, war
etwa von 1659 bis 1674 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 210.
Fuchs von Bimbach (Reichsritter).
Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1806 waren die F. mit dem Rittergut Bimbach
Mitglied des Kantons Steigerwald des Ritterkreises Franken. Etwa in der
gleichen Zeit waren die F. auch im Kanton Baunach immatrikuliert. Bis etwa 1650
erscheinen sie auch im Kanton Altmühl (Cronheim) sowie sehr früh auch im Kanton
Gebirg.
L.: Pfeiffer 196, 198; Riedenauer 123; Bechtolsheim 12, 18, 63; Rahrbach 81;
Neumaier 98.
Fuchs von Dornheim (Reichsritter).
Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zu ihrem Aussterben 1727 zählten die F. zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 198; Bechtolsheim 2, 194; Rahrbach 81; Neumaier 73, 150.
Fuchs von Neidenfels (Reichsritter).
Bis etwa 1650 zählten die F. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 32; Riedenauer 123; Ulrichs 209; Neumaier 80, 86.
Fuchs von Rügheim (Reichsritter).
Die F. zählten zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Fuchs von Wiesentheid (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis zu ihrem Aussterben 1673
zählten F. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 198.
Fuchsstadt (Reichsritter).
Vielleicht zählten die F. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Fugger (Grafen, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). 1367 erscheint der Webermeister
Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in Augsburg. Seine Nachkommen wurden
bereits in der nächsten Generation ratsfähig. Während die von Andreas Fugger (†
1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in Bankrott geriet, erlangte die von
Jakob Fugger begründete Linie F. von der Lilie durch die Fuggersche
Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere † 1469), das Kupfermonopol (Jakob
Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den
Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste
und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit
1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete
König Maximilian I. der Familie die Grafschaft Kirchberg und die Stadt
Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533 erwarben die F. die Herrschaft
Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551 Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595
Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die Herrschaft Hausen (bis 1756). Nach dem Tod
Georg Fuggers († 1506) gründeten seine beiden Söhne Raimund († 1525) und Anton
(† 1560), der König der Kaufleute, der bei seinem Tode 6 Millionen Goldkronen
bares Vermögen hinterließ, zwei Linien. Von Raimund stammen zwei Äste ab, von
denen sich der eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen (bis 1738) und Adelshofen
(bis 1795), der andere in Weißenhorn (früh erloschen) und Kirchberg teilte. Von
den Söhnen Anton Fuggers leiten sich die Linien Markus (mit Nordendorf, bis
1671), Johann und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische Linie teilte sich in einen
Ast, der die Herrschaft Nordendorf der Markusschen Linie erbte und deswegen -
fälschlich - als Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet wurde (mit der Herrschaft
Nordendorf, den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn [Lauterbronn], Duttenstein
[Dutenstein], Demmingen [Diemingen], Wagenhofen [Wangerhof]), in den
kirchheimischen Ast (mit Kirchheim, Eppishausen [Eppichhausen], Türkenfeld und
Schmiechen [Schmüchen]), den mickhausischen (mückenhausischen) Ast (mit
Mickhausen [Mückenhausen] und Schwindegg) und den glöttischen Ast (mit Glött,
Hilgartsberg [Hilgartschberg], Oberndorf und Ellgau [Elgau]). Die
Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig Babenhausen (mit Babenhausen und
Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg (mit Wellenburg, Gablingen
[Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz). Im 18. Jahrhundert
bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim, Mickhausen
(Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und Boos. Der
Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand
erhoben (Reichsfürstentum Babenhausen). Die
Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert,
die Fugger-Nordendorf und Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560
bis 1805 zählten die F. wegen der 1551 erworbenen Herrschaften Niederalfingen
und Stettenfels (bis 1747) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der
Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J.,
Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990;
Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der
Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des
Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989,
1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch)
1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006.
Fugger-Babenhausen (Reichsgrafen,
Reichsfürsten), Fugger-Babenhausen und Boos. Am
Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften Babenhausen, Boos, Reichau, Kettershausen, Mohrenhausen, Heimertingen und
Wald. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Dietenheim (Reichsgrafen),
Fugger-Dietenheim und Brandenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F.
die 1539 erworbene Herrschaft Dietenheim mit Brandenburg. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Glött (Reichsgrafen),
(Fugger-Glött(-Oberndorf). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die 1537
erworbene Herrschaft Glött und die Herrschaften Hilgartsberg, Oberndorf und
Ellgau. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Reichsgrafen).
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen F. die Grafschaft Kirchberg und die
Herrschaften Marstetten, Pfaffenhofen, Weißenhorn, Wullenstetten und
Schnürpflingen. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Kirchheim (Reichsgrafen).
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften Kirchheim,
Eppishausen, Türkenfeld und Schmiechen.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Mickhausen (Reichsgrafen),
Fugger-Mückenhausen. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die
Herrschaften Mickhausen (Mückenhausen) und Schwindegg.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Nordendorf (Reichsgrafen).
Um 1790 hatten die Grafen F. (Fugger zu Nordendorf) die 1551 erworbene
Herrschaft Niederalfingen und die Herrschaft Nordendorf. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Wasserburg (Reichsgrafen).
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften Wasserburg,
Wellenburg, Gablingen, Biberbach und Rettenbach.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Führer von Haimendorf (Reichsritter?). Nürnberg, Kanton Odenwald, Ritterkreis Franken.
Fulda (Abtei, Reichsabtei,
Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der
Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf
altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das
Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut
hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es
unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen
mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten
deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen
Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den
päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis
zur Nordsee reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000
Hufen bzw. 450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust
von Breuberg im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in
der Rhön und über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als
geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer
Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert
gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte
Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich
erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von
Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an
Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges
Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F.
wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof
(Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers,
Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit
Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft,
Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg,
Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof,
Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000
Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete Universität
aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich,
1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs.
1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4,
128; Winkelmann-Holzapfel 149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei
Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f. Reformationsgeschichte 22 (1925);
Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958;
Stengel, E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen Geschichte, 1948,
1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die Klostergemeinschaft
von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd. 1ff. 1978; Teuner,
R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K., Studien zur
Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur
Jahrtausendwende, Arch. f. Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.;
Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab,
H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische
Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H.,
Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989;
Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der
Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter,
1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner
Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer
Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd.
1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198;
Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono.
Die frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster
Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014.
Füllbach, Fulpach, Fullbach (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
F. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 213; Riedenauer 123; Rahrbach 87.
Fürbringer (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die F. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 88.
Fürstenau (Residenz des Bischofs von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 200.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg
(fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter
erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem
Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F.
gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt
1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft
Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach
im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie
Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später
außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch
wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft
Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509
reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen
aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis
und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus
werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen
von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und
Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen
mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von
hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. (†
1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der
sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine
Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der
Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand
erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in
Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten
zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch,
Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die
Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen,
Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter
Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und
Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen
waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk
(Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die
fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische
Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern
unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945
verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren im 19. Jahrhundert
neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung
und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der
Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und
Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert),
FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer
Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der
gräflich-fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum
schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989,
1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Fürstenberg (Reichsritter).
Seit dem 13. Jahrhundert ist eine im Sauerland beheimatete Ministerialenfamilie
des Erzstifts Köln nachweisbar. Sie nannte sich seit 1295 nach der an der Ruhr
gelegenen, im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbauten, aber wohl kurz
nach 1326 wieder zerstörten Burg F. bei Neheim. Sie stammte wahrscheinlich von
dem Geschlecht der Binolen ab. Am Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich die
Familie in die drei Hauptlinien Waterlappe, Höllinghofen-Hörde-Livland und
Neheim-Neufürstenberg verzweigt. Güter hatte sie vor allem im nordwestlichen
Teil des Herzogtums Westfalen, aber auch im südwestlichen Sauerland, im
Märkischen, Münsterischen, Paderbornschen, am Nieder- und Mittelrhein (Geldern,
Mainz) und in Livland. Sie war Mitglied des Ritterkreises Rhein. Seit 1572
hatte sie die Vogtei über Kloster Grafschaft inne.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte,
Bd. 1 1939; Klocke, F. v. u. a., Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.;
Fürstenberger Skizzen, hg. v. Gosmann, M., 1995.
Fürstenberg-Stühlingen (Grafen). Von der 1559 entstandenen Kinzigtaler Linie der Grafen von Fürstenberg spaltete sich die Linie F. ab, die 1744 die Fürstenberger Güter in sich vereinigte. Sie hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrats des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis.
Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein
wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft. Diese gehörte 1801 über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 202.
Fürstenwärther (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von F. waren wegen dem halben Duchroth mit dem halben Oberhausen
und einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen) Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148.
Furtenbach (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert (um 1760) zählten die F. mit den Rittergütern Schnodsenbach,
Burgambach und Zeisenbronn zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15, 414; Riedenauer 123.
Füssen (Residenz des Bischofs von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 204.
Gablingen (Herrschaft). G. nördlich von Augsburg
ist vielleicht schon früh besiedelt, urkundlich aber erst um 1100 genannt
(Gabelungen). Im 14./15 Jahrhundert hatten die Marschälle von Biberbach und die
Herren von Knöringen das Dorf inne. Die zugehörige Herrschaft veräußerten die
Herren von Knöringen 1527 an Anton Fugger. Später kam sie an die Linie
Fugger-Babenhausen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über
die Fugger-Wasserburg dem schwäbischen Reichskreis
an und kam danach zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960.
Gägelhof, Gaigelmar, Gettelmare (freie Leute). Am
26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag als Reichspfandschaften den Zoll zu Lindau, den Hof zu
Kriessern, die freien Leute zu Gägelhof (Gaigelmar, Gettelmare) bei
Schwellbrunn (in der Schweiz), Erzenberg (Schwertzenberg), Baldenwil
(Baldwile), Neunegg (Unegcze), Schwänberg (Swenberg) und Uzwil (Uezwile) (in
der Schweiz).
L.: Hugo 473.
Gagern (Reichsritter).
Das Adelsgeschlecht G. mit dem Sitz Gawern auf Rügen wird erstmals 1290
erwähnt. 1731 wurde eine Linie als Reichsfreiherren
in den Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein aufgenommen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544.
Gail (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. mit Altdorf (Altorff), Mühlhausen und
Staffelfelden zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1773 gehörten sie zu den
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten Familien des Ritterkreises Unterelsass.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 532; Roth von Schreckenstein 2, 592.
Gailenbach (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). In dem vermutlich im 11. Jahrhundert gegründeten G. (1296 Galumbach) bei Augsburg erbaute 1592 der Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler ein Schloss, das 1622 an die Augsburger Patrizierfamilie Koch genannt von G., 1771 an die Paris und dann die Stetten kam. Die Herrschaft zählte zur Reichsritterschaft. G. fiel an Bayern.
Gailing von Altheim, Gailing, Gayling, Gayling
von Altheim (Reichsritter). Um 1550 bis etwa
1720 gehörten die G. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (Geyling).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben und zum Ritterkreis
Unterelsass (Reichsfreiherren). Die G. erloschen
männlicherseits 1940 und weiblicherseits 1987.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Riedenauer 123; Stetten 32;
Neumaier 73, 150; Zander, P., Das Freiherrlich Gayling von Altheim'sche
Gesamtarchiv, (in) Barockschloss Ebnet bei Freiburg i. Br., 1989; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Gayling von Altenheim) abgezogen.
Gailing von Illesheim, Geiling von Illesheim (Reichsritter), Gayling von Illesheim. Im frühen 16.
Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 123.
Gailnau (Herrschaft). Die Herrschaft G. wurde
1406 von der Reichsstadt Rothenburg erworben.
Diese kam 1802/1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Gaisberg (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von G. mit Teilen von Helfenberg
(seit 1740), Schloss und Gut Hohenstein (1678-1738), Gut Schnait (seit 1633)
und dem Rittergut Kleinbottwar und Schaubeck (Schabeck) (1645-1765) zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. Wegen graneckischer Güter gehörte die
Familie seit 1599 zum Kanton Neckar. 1805 waren Kantonsmitglieder Carl Ludwig,
Ludwig-Heinrich und Ludwig von G. zu Schöckingen. Um 1785 bis 1800 gehörte
Benjamin von G. als Personalist dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62; Hellstern 204; Stetten
39, 183; Riedenauer 123; Kollmer 370, 376f.; Schulz 262;
Gaisberg-Schöckingensches Archiv Schöckingen. Urkundenregesten 1365-1829,
bearb. v. Müller, P., 1993 (141 Urkunden).
Gaist von Wildeck (Reichsritter).
Von 1581 bis 1623 waren die G. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 204.
Galen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594.
Gallean, Gallian, Calliano (Reichsfürst). 1761 wurde Carl Hyazinth Anton von G. in
den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Klein 190.
Gambs? (Reichsdorf?, s. Gams.
Gams (Reichsdorf),
Gambs. G. in der Schweiz im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835
erstmals genannt. Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung
um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere
von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich.
1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen
Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte
der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der
Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf
erschien Gams erstmals 1609 bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren
von Sax/Hohensax stehenden Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797
kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung;
Jenichen 12; Hugo 475; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3
(1926), 388.
Gandersheim (Reichsstift,
Residenz) (seit 1932 Bad Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande
und an der Kreuzung mit der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die
Liudolfinger eine Burg. 852 gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift
G., in dem in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit
wirkte. Das Stift war reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit vom
Bischof von Hildesheim eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt (1208).
Vögte waren seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen, doch
vermochte die Äbtissin ihre Stellung als Reichsfürstin
und ihren Sitz auf der rheinischen Prälatenbank bis zur freiwilligen Aufgabe
1802 zu behaupten. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber
nicht, so dass sich das Reichsstift im Wesentlichen
auf die Stiftskirche beschränkte. 1568/1589 wurde G. ein evangelisches
Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig. 1810 wurde es aufgelöst. 1946 kam G.
zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 713, 1, 2 205; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Gans von Otzberg, Gans von Uzberg (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert (um 1785) zählten
die G. zum Ritterkreis Rhein und bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123; Stetten 33; Neumaier 73,
150; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 Ganz von Otzberg (Otzberg 1550) ausgestorben.
Gartner (Reichsritter).
Johann Thomas von G. war von 1714 bis 1730 Personalist im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 262.
Gauerstadt (Reichsritter),
Gauberstadt. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gaveren (Fürstentum, Roede). Das Fürstentum (Roede) G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
Gavi (Lehen). Das im Genuesischen gelegene
Lehen des Reiches stand 1720 zum Verkauf.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Gebirg (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton G.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft.
Er war seinerseits in die Quartiere Fichtelberg, Forchheim, Hollfeld und Rodach
eingeteilt. Um 1800 zählte die Kantonskorporation zu den Mitgliedern des
Kantons.
L.: Mader 3, 318ff., 8, 661ff., 8, 682ff.; Wolff 512; Riedenauer 116, 122ff.,
129; Waldenfels, W., Frhr. v., Die Ritterschaft des heutigen Oberfranken im
Jahre 1495, Arch. d. hist. Ver. Oberfranken 26, 3 (1917), 61ff.; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.
Gebsattel (Reichsdorf).
Vielleicht kurz vor 1100 entstand anlässlich der Gründung des Klosters Comburg
(Komburg) durch die Grafen von Rothenburg an einer Furt über die Tauber der
Witwensitz G. Im August 1251 verpfändete König Konrad IV. G. zusammen mit
Rothenburg an Graf Gottfried von Hohenlohe. Später gelangte G. zu Bayern.
L.: Hugo 456.
Gebsattel (Reichsritter,
Freiherren). Vielleicht kurz vor 1100 entstand an einer Tauberfurt als
Witwensitz einer Gräfin von Rothenburg G. Als Folge der Ausdehnung Rothenburgs
verlegten die G. ihren Sitz nach Acholshausen, später nach Trennfeld. Im 16.
bis 18. Jahrhundert zählten die Freiherren G. mit Teilen von Haselbach, der
Hälfte von Burglauer, Lebenhan und Teilen von Leutershausen zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im frühen 16. Jahrhundert waren sie auch
im Kanton Baunach, im 17. Jahrhundert auch im Kanton Odenwald immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender, 1753, 538; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
593; Seyler 364; Winkelmann-Holzapfel 149; Pfeiffer 198, 211; Riedenauer 123;
Rahrbach 88; Neumaier 90.
Geilber (Reichsritter).
Vielleicht zählten die G. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken und zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 123.
Geilsdorf (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert und im frühen 18. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken. S. a. Geylstorff.
L.: Riedenauer 123; Pfeiffer 209.
Geismar (Reichsritter) s. Geißmar
Geispitzheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G., die ihren Namen von dem Städtchen G. im
Elsass herleiten und in mehreren Linien bedeutend waren (Bube, Fetzer [Vetzer],
Krieg) zum Ritterkreis Rhein. Sie waren im 15. und 16. Jahrhundert Ganerben zu
Bechtolsheim, Mommenheim und Schornsheim.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 69f.
Geißmar, Geismar (Reichsritter).
Im 17./18. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 364f.; Riedenauer 123.
Geizkofler (Reichsritter).
Von 1600 bis 1662 waren die G., von denen der aus Brixen stammende Zacharias
Geizkofler nach dem Studium des Rechts in Ingolstadt, Straßburg und Basel sowie
Italien und Frankreich 1593 zum Reichspfennigmeister
aufstieg, wegen Haunsheim und Wäschenbeuren im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 262; Sigelen, A., Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich, 2009.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später
erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie
gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt
Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und
Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas
und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche
Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden
die Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den
Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen
Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen
Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im
Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von
Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das
Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser
belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit
Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen
von Geldern (1538) mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und
Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538
unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem
Statthalter Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen,
Arnheim) von Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz
Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von
Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien)
1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw.
Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die
Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm
Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen Niederlanden nur
Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und
Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil
1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die
Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die
Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom
Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the
Shadow of Burgundy, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401,
2, 217; Geldern, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel,
Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014,
289.
Geldern (Reichsritter).
Vielleicht zählten die G. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Geldersheim, Geltersheim (Reichsdorf)
L.: Dacheröden 229; Hugo 456.
Gelnhausen (Reichsstadt).
G. an der unteren Kinzig, das vermutlich nach dem Frauennamen Geila benannt
wurde, erscheint erstmals 1123/1133 und kam zunächst an das Erzstift Mainz und
kurz vor 1170 - teilweise als Lehen Mainzs - an das Reich.
1170 wurde es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Markt - und Reichsstadt - neu errichtet und vor 1180 um eine neue
Kaiserpfalz auf einer Kinziginsel erweitert. 1180 fand hier das Verfahren gegen
Heinrich den Löwen statt. Im Reichssteuerverzeichnis
von 1241 wurde G. unter den deutschen Reichsstädten
hinter Frankfurt an die zweite Stelle gesetzt. Später wurde es Oberhof für
mehrere (16) stede und gerichte, von dem allerdings nur wenige Urteile
überliefert sind. Seit 1326 wurde es mit seinen etwa 3000 Einwohnern mehrfach
verpfändet. 1349 kam es als Pfand an die Grafen von Schwarzburg-Hohnstein, 1435
an die Pfalz und Hanau. 1736 trat Hessen-Kassel als Erbe Hanaus in die
Pfandschaft ein, womit die Reichsfreiheit
faktisch unterging. 1803 wurde G. in Hessen-Kassel eingegliedert und kam damit
1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S. a. Forstmeister von Gelnhausen.
L.: Wolff 270; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
E3; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der Reichsstadt
Gelnhausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch. 22 (1886); Hotz, W., Gelnhausen, 1951;
Fuchs, A., Gelnhausen, Städtebaugeschichtliche Untersuchung, 1960; Binding, G.,
Pfalz Gelnhausen. Eine Bauuntersuchung, 1965; Lienau, C., Berichte zur
deutschen Landeskunde, 1966; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen,
Geschichtsblätter für Stadt und Kreis Gelnhausen, 1966, 13; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982;
Schwind, F., Gelnhausen, LexMA 4 1989, 1206f.; Schwind, F., Gelnhausen, (in)
Staufische Pfalzen, 1994, 67; Zieg, M., Gelnhäuser Regesten, 2008 (1147
Regesten).
Gelsdorf, Gelstorf (Herrschaft). Die Herrschaft
G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Jülich dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis an.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2.
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um
ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine
Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei
über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene
Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können,
aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach
1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift
Münster die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit
(1700) und die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium.
1733 erbten sie die südlich gelegene Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die
1560 protestantisch gewordene Herrschaft Burg und Ort G. sowie zwei
Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre
Inhaber zu den westfälischen Reichsgrafen. 1801
kam sie an die Reichsfreiherren von
Boyneburg-Bömelberg. Am 12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von
Salm-Kyrburg. Am 13. 12. 1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an
Preußen. 1822 wurde G. von der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
Gemmingen (Herren, Reichsritter).
G. (Gemmincheim) bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an
Lorsch erstmals erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl
mit Allodialgut) Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in
die Herrschaft über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später
weitverzweigten Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß
Beginn des 15. Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg)
geteilte Familie G. war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil am Neckar. Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser. Das
später der Reichsritterschaft Schwaben und
Franken aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck bzw.) Steinegg,
G., Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg (Homberg) aus. Zu
ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im Kanton Neckar
Hamberg (Homberg) (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Hohenwart (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v. G. zu
Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen), Neuhausen
im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen Badens, v.
G. zu Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1407),
Tiefenbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher Ganerbschaft
Bönnigheim (Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit 1675), Filseck
(1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim teilweise, im
Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof, Bonfeld mit (dem
1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld, Rappenau,
Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert waren, drei
Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau, Freiheit, Hof
Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit Rodensteinschen
Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622), Hoffenheim
(1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg (1334),
Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss Hornberg
(1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15. Jh.),
Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh.,
gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde
in G. die Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
(Am Beginn des 21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen
beim Übergang in die badischen Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972;
Andermann, K., In Angelegenheiten der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die
Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über
dem Neckar, 1990; Andermann, K., .Die Urkunden der Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011;
Archive der Freiherren von Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt -
Urkundenregesten 1439-1902, bearb. v. Burkhardt, M., 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Fränkisch Crumbach 1792).
Gemünden (Reichsstift).
Das vom Grafen des Niederlahngaus 845 in Kettenbach gegründete und bald darauf
nach G. im Westerwald verlegte Stift kam vermutlich noch im 10. Jahrhundert von
den Konradinern an das Reich. Die Vogtei
gelangte von den Konradinern vermutlich über die Grafen von Gleiberg an die
Grafen von Leiningen, vor 1221 an Runkel-Westerburg und dann an die Herren von
Westerburg und die Herren von Runkel, wobei die Bindung an das Reich seit 1336 verloren ging. Den Herren von Westerburg
folgten die Grafen von Leiningen-Westerburg, unter denen das Stift 1566/1568
die Reformation annahm und die 1599 auch den Anteil der Grafen von Wied-Runkel
erwarben. 1806 fiel G. mit Westerburg an Berg, 1815 an Nassau, 1866 an Preußen
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 282.
Generalstaaten (Provinzen). G. waren seit etwa 1506 die
von Herzog Philipp dem Guten von Burgund seit 1464 nach französischem Vorbild
an wechselnde Orte berufenen allgemeinen Landesvertretungen und davon abgeleitet
später die nördlichen Provinzen der Niederlande, die sich während des
niederländischen Aufstandes auf Betreiben des Statthalters Johann VI. von
Nassau am 23. 1. 1579 zur Utrechter Union zusammenschlossen und am 26. 7. 1581
von Spanien lossagten. 1609 wurden Spanien durch militärische Eroberung weitere
große Teile Flanderns, Brabants und Gelderns entrissen. Seit 1648 wurden die G.
ohne förmliche Loslösung vom Deutschen Reich als
souverän angesehen. Am 26. 1. 1795 wurde mit Unterstützung Frankreichs die
Batavische Republik ausgerufen, die Maastricht, Venlo, Staatsflandern und
Limburg an Frankreich abtreten musste. 1806 wurden die G. auf Geheiß Napoleons
in das Königreich Holland seines Bruders Ludwig umgewandelt. 1810 wurde dieses
Königreich Holland mit Frankreich vereinigt. 1815 wurden die Niederlande wieder
selbständig.
L.: Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1935ff.; Geyl,
P., Geschiedenis van de niederlandse stam, Bd. 1f. 2. A. 1948f.; 500 Jaren
Staten-Generaal, 1964.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die
Herrschaft der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an das
deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei über das
Hochstift von den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge
von Zähringen, welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13.
Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob
Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und
leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich
ein. Nachdem der Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern
und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel
nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz
im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gengenbach (Reichsabtei).
Um 748/753 gründeten iroschottische Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg
eine Benediktinerabtei. Sie wurde um 820 Reichskloster.
1007 gab sie Kaiser Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren seit
Anfang des 12. Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann die Staufer, die
Bischöfe von Straßburg und seit 1296 die Inhaber der Reichslandvogtei
Ortenau, wodurch G. wieder Reichsabtei wurde.
Von der Abtei ausgehend entstand der Ort G., dem der Abt 1230 Stadtrecht
verlieh. 1751 wurde die Abtei reichsunmittelbar. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem schwäbischen Reichsprälatenkollegium an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne weiteres Gebiet war,
mediatisiert und kam an Baden, das sie 1803/1807 aufhob. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder
303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und
das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I.,
Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 223
Gengenbach (Reichsstadt).
Der vom Abt der um 748/753 gegründeten Benediktinerabtei 1230 zur Stadt
erhobene Ort G. bei Offenburg wurde spätestens 1360 durch Kaiser Karl IV. zur Reichsstadt. Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten Reichenbach, Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach.
1525 wurde die Stadt evangelisch, 1547 aber rekatholisiert. 1689 wurde sie
nahezu völlig zerstört. 1803 fiel sie mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden und kam
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 552 III b 32; Wallner 688 SchwäbRK 61; Kuner, M., Die
Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Gengenbach, 1922, 1939; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Andreas, W.,
600 Jahre Reichsstadt Gengenbach, ZGO 108
(1960), 297; Hillenbrand, E., Stadt und Kloster Gengenbach im Spätmittelalter,
ZGO 124 (1976), 75ff.; Eine Stadt feiert. Chronik des festlichen Jahres 1980,
als Gengenbach sich erinnerte, 750 Jahre Stadt zu sein, bearb. v. End, R.,
1980.
Gent (Burggrafschaft). G. am Zusammenfluss
von Schelde und Leie, dessen aus dem Keltischen kommender Name Ganda Mündung
bedeutet, wird schon im 8. Jahrhundert genannt (Abteien Sint Baafs, Sint
Pieters). Bereits im 12. Jahrhundert erlangten die dort seit dem 10.
Jahrhundert siedelnden Kaufleute besondere Rechte gegenüber den Grafen von
Flandern. Im 13. Jahrhundert erwarb G. als Stadt der Tuchmacher europäische
Geltung. Im 14. Jahrhundert erhob sich die mehr als 56000 Einwohner zählende
Stadt, deren wirtschaftliche Bedeutung unter der wachsenden englischen
Konkurrenz litt, gegen die Grafen von Flandern, verlor aber 1540 alle
besonderen Rechte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Burggrafschaft G.
über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK 1; Fris, V., Histoire de Gand depuis les
origines jusqu'en 1913, 2. A. 1930; Werveke, H. van, Kritische Studien
betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent, 1933; Dumont, M., Gent.
Een stedenaardrijkskundige studie, Bd. 1, 2 1951; (Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 18, 32, IV, 20, pagus Gandensis, zum Ortsnamen
Gent;) Verhulst, A./Ryckaert, M. u. a., Gent, LexMA 4 1989, 1237ff.;
Vleeschouwers, C., De oorkonden van de Sint-Baafs-abdij, Bd. 1f. 1990f.
Gerboth, Gerrodt (Reichsritter).
Von etwa 1560 bis etwa 1650 waren die G. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert.
L.: Riedenauer 123.
Germersheim (Reichsstadt).
Vermutlich stand an der Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer
Zeit das Kastell vicus Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war
königliche Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das
Recht der Reichsstadt Speyer und damit die
Stellung einer Reichsstadt. 1330 verpfändete
Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von Frankreich besetzt
und kam zum Departement Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand es unter
Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898;
Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955;
Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.
Gernrode (Reichsabtei).
959 gründete Markgraf Gero in seiner am Rande des Harzes gelegenen Burg G. das
Kanonissenstift Sankt Cyriakus. König Otto I. nahm die reich ausgestattete
Abtei G. 961 in den königlichen Schutz auf. Allmählich wurde sie Mittelpunkt
einer kleinen Herrschaft, zu der auch der Ort G. gehörte, der 1539/1549
Stadtrecht erhielt. Bis 1544 schrumpfte die Herrschaft auf G. und fünf Dörfer
zusammen. Stiftsvögte waren seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Askanier bzw.
Fürsten von Anhalt. Die Abtei behielt auch nach der etwa 1525 erfolgten
Umwandlung in ein evangelisches Damenstift ihre Reichsstandschaft
und ihre Zugehörigkeit zum obersächsischen Reichskreis.
1610/1614 wurde das um 2 Quadratmeilen große Stift durch die Fürsten von Anhalt
aufgehoben. Über Anhalt gelangte G. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 553 II a 37, 14; Wallner 710 ObersächsRK 25; Schulze,
H. u. a., Das Stift Gernrode, 1965; Beumann, H., Gernrode, LexMA 4 1989, 1348;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die
Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die
seit Anfang des 12. Jahrhunderts in der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie
bauten um die im 13. Jahrhundert genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter
von G. band fast den gesamten Adel der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247
durch Heirat mit der Erbtochter Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem
Tod (1277) kam es zu Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis
1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an
die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von
Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter
(Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war
und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit
Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem
heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben
(1692) entgegen einer Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und
späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein
Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die
Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben,
1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819
trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Gerolstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1355 wurde
die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet. Gerhard VI. von Blankenheim
stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein (Blankenheim-Kasselberg). 1403
konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand erhobene Linie Blankenheim
beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem Tod kam die um G. entstandene
Herrschaft 1406 mit Blankenheim an die Grafen von Loen, 1468/1469 an die Grafen
von Manderscheid und 1488 deren Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war
G. unter einer Blankenheimer Nebenlinie (bis 1697) selbständig. Nach dem
Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel es an die in Böhmen begüterten
Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft Blankenheim und G. waren die Grafen
von Sternberg 1797 Mitglied des westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags sowie des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794 wurde G. von Frankreich besetzt.
Die Grafschaft umfasste 1801 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. 1815 kam sie
an Preußen und damit 1946 G. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965.
Gersau (freier Ort, zugewandter Ort, Republik).
1064 wird der Hof G. am Vierwaldstätter See als Gut des Klosters Muri erstmals
erwähnt. Die Vogtei hatten zunächst die Grafen von Habsburg, seit Ende des 13.
Jahrhunderts durch Verpfändung Luzerner Patrizier und seit 1390 durch Kauf G.
selbst, das sich bereits 1332/1359 als zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz angeschlossen hatte. 1433 erlangte es die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit. 1798 ging es im Kanton
Waldstätte der Helvetischen Republik auf und kam 1817 mit etwa 1000 Einwohnern
und 15 Quadratkilometern Gebiet zum Kanton Schwyz.
L.: Wolff 531; Camenzind, D., Geschichte der Republik Gersau, 1863.
Gertweiler (Reichsdorf).
Am 29. 1. 1343 verpfändete Ludwig der Bayer die Reichsdörfer
G. und Burgheim bei Schlettstadt im Elsass an den Viztum Rudolf von Andlau
(Andeld) für 100 Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem
Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, unter anderem, diese von Pfalzgraf
Ludwig eingelösten Reichsdörfer als Reichspfandschaft zu besitzen.
L.: Hugo 470.
Geuder von Heroldsberg, Geuder (Reichsritter). 1391 erwarben die in Nürnberg sitzenden
Patrizier Geuder das Reichslehen Heroldsberg,
das vor ihnen die Nassauer und von diesen über die Burggrafen von Nürnberg
Herzog Swantibor von Pommern innegehabt hatte. Im 17. Jahrhundert zählten die
G. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert wegen Stein
(Kanton Altmühl) und anderer Güter (Kanton Baunach) zum Ritterkreis Franken
(Geuder-Rabenstein). S. Heroldsberg.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 196;
Riedenauer 123.
Geudertheim (Reichsdorf),
Gondertheim. Am 14. 11. 1409 erlaubte König Ruprecht dem Barthold von Wickersheim
(Wickertsheim), Schultheißen zu Hagenau, das halbe Dorf G. bei Hagenau vom
Ritter Hans Ulrich von Müllenheim (Müllheim) für 60 Mark zu lösen. S. Elsass.
L.: Hugo 470.
Geyer (Reichsritter)
s. Geyer von Giebelstadt Die G. entstammten der Ministerialität der Grafen von
Rieneck.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 32.
Geyer von Geyersberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. zum Ritterkreis Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593.
Geyer von Giebelstadt, Geyer zu Giebelstadt (Reichsritter). Die G(eyer von Giebelstadt bei
Ochsenfurt) entstammten der Ministerialität der Grafen von Rieneck.
Bekanntester Vertreter war Florian G. (1490-3. 6. 1525). Von vor 1550 bis nach
1700 zählten die G. zum Kanton Odenwald, in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts auch zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1685 wurden die
G. Reichsgrafen. Nach ihrem Aussterben fiel ihre
Reichsgrafschaft mit Giebelstadt, Ingolstadt in
Unterfranken, Reinsbronn, Goldbach und Rechten in Neunkirchen an Brandenburg/Preußen
(1704).
L.: Pfeiffer 210; Stetten 32; Riedenauer 123; Rahrbach 94; Neumaier 73, 149,
152.
Geyern (Grafen). Die Grafen von G. gehörten dem fränkischen Reichskreis an. Bei ihrem Aussterben strebte Preußen die Erbfolge an. 1708 verweigerte jedoch der Direktor des fränkischen Reichskreises Preußen die Stimme.
Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276
vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut
zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von
Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten
Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei
Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach
hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten
den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung
seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg
(1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107.
Geylstorff (Reichsritter),
Geilsdorf. Im 16. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. S. a. Geilsdorf.
L.: Pfeiffer 209.
Geypel, Geipel, Geubel, Gruppel (Reichsritter). Von vor 1550 bis nach 1720 zählten die
G. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 123; Neumaier 66, 73 (Geipel von Schöllkrippen).
Geyso zu Mansbach (Reichsritter).
Die G. zählten im 16. bis 18. Jahrhundert mit Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
der Hälfte von Rossdorf und Wenigentaft zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Stieber; Seyler 365;
Winkelmann-Holzapfel 151; Riedenauer 123; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Geyso von Mansfeld) (Mansbach 1651 gekauft)
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 212.
Giech (Reichsritter,
Reichsgrafen). Seit 1125 erscheint die Burg G.
bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine ministerialische Adelsfamilie G. aus
dem Hause der Grafen von Wertheim benannte, die in den Diensten der Grafen von
Andechs und der Bischöfe von Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und
Würzburg, in der Oberpfalz und in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald
ausgestorbene Linie Oberbrunn (Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die
G. waren zunächst fränkische Reichsritter
(Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16. Jahrhundert auch Kanton
Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18. Jahrhundert Kanton Baunach),
seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731 bis 1796 hatten sie die
Herrschaft Thurnau der Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten
sie Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium
und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten
sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie
von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis.
Von 1806 bis 1810 stand G. mit Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810
fiel G. mit Bayreuth an Bayern. Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12.
Jahrhunderts durch Heirat an die Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248
an die Truhendingen und die Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den
Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18.
Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
Giel von Gielsberg (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren G. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie
1783 wegen Reisensburg, Nornheim und Leinheim im Kanton Donau immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch
Anhang 78.
Giengen (Reichsstadt).
Neben einem alemannischen Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den
Hupaldingern eroberte Burg G. an der Brenz, nach der sich eine Familie von G.
benannte. Nach 1147 wurde der durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin
Diepolds II. von G., an die Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im
Brenztal. 1307 zählte G. zu den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem
Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei.
1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde die Reformation in der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt
eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen
an Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Gießen, Giese? (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 123.
Gifhorn (Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 213.
Gimborn-Neustadt (reichsunmittelbare Herrschaft,
Grafschaft). Schloss Gimborn an der oberen Leppe (bei Gummersbach) gehörte seit
dem 13. Jahrhundert verschiedenen Herren (Herren von Sankt Gereon in Köln,
Berg, Mark, Kruwell, Burtscheid, Nesselrode, Harff). 1550 kam es durch
Einheirat von den märkischen Rittern von Harff an das mainfränkische Geschlecht
Schwarzenberg. 1610 wurde Gimborn zur Unterherrschaft Brandenburgs und der
Pfalz erhoben. Adam von Schwarzenberg, der erste Minister in Brandenburg,
eroberte das märkische, 1614 Brandenburg zugeteilte Amt Neustadt, bewirkte bis
1621 die Belehnung mit 12 Bauerschaften nördlich der Agger, kaufte 16 adlige
und steuerbare Güter im Binnenbergischen und erreichte 1630 die Übertragung
durch Brandenburg als Mannlehen und freie Reichsherrschaft
sowie 1631 die Reichsunmittelbarkeit dieser
Herrschaft G. (u. a. Gummersbach). 1682 wurden die Güter zur Grafschaft
erhoben. Die Grafschaft gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
an. 1782/1783 verkauften die inzwischen in Wien ansässigen Fürsten von
Schwarzenberg das 5 Quadratmeilen große G. mit 18000 Einwohnern an die Grafen
von Wallmoden (Wallmoden-Gimborn). 1806 kam das Gebiet an das Großherzogtum
Berg, 1815 an Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364f.; Zeumer 554 II b 63, 24; Wallner 704 WestfälRK 29; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Sybel, F. v., Chronik und Urkundenbuch
der Herrschaft Gimborn-Neustadt, Grafschaft Mark 1880.
Ginsheim (Reichsdorf). G. bei Mainz war ein Reichsdorf. 1248 wurde es an die Grafen von Katzenelnbogen verpfändet. Später fiel es an die Herren von Falkenstein, 1419 an Isenburg und 1600 an Hessen.
Giovanni e Zappata (Reichsfürst).
1723 wurde Vincenzo G. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 169.
Girger von Grünbühl (Reichsritter).
Seit 1661 war der als württembergischer Capitain über das Landvolk bezeichnete
Maximilian Jakob G. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 204.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9.
Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige
Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es
durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den Grafen
von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg) bedroht.
Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit Schwyz und
1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den eidgenössischen
Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G. sämtliche
Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die Reichsunmittelbarkeit
sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung des Aargaus,
bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm 1436 zusammen mit Schwyz
Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die Pfandschaft über Uznach und
Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der Eidgenossenschaft. 1517
kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft Wartau
(Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798 wurde G.
mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und dem
Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik. 1803/1815
wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es sich eine
am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann
und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der
Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989,
1476f.
Glauberg (Reichsburg).
Der am Ostrand der Wetterau am Einfluss des Seemenbachs in die Nidder liegende
G. mit einer Höhe von 271 Metern über dem Meeresspiegel wurde schon um 4500 v.
Chr. besiedelt und um 500 v. Chr. befestigt (Grab eines Keltenfürsten). Nach
alemannischer Besiedlung im 4. bis 5. Jh. n. Chr. errichteten die Franken vom
7. bis 9. Jh. eine Burg. Eine staufische Burg wurde wahrscheinlich 1256 n. Chr.
zerstört.
L.: Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, 2002
Glaubitz (Reichsritter). 1773 zählten die G. zu den bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Familien des Ritterkreises Unterelsass.
Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei Erfurt
in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf Erwin
I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz erlangten sie die Vogtei über Erfurt
(1120) und umfangreiche Güter im Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der
Burg G., die Graf Erwin II. als Lehen von Mainz erhalten hatte, an das sie von
den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie die Vogtei über Erfurt an die
Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das Erzstift Mainz. 1342 wurde Ohrdruf
erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170 innehatten. Zur selben Zeit wurden
die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch erschienen sie bis 1521
in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie die
Residenz nach Ohrdruf. 1631 starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen Grafen völlig verschuldet aus.
Von den verbliebenen Gütern kam die Obergrafschaft (Ohrdruf, Emleben,
Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an die Grafen
von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen große Untergrafschaft (G.,
Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben, Stedten) an die Grafen
von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an
den Schenken von Tautenburg, 1638/1640 an Waldeck und 1677 durch Kauf an
Sachsen-Gotha, das auch die Landeshoheit über die gesamte Grafschaft
behauptete. Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen (seit 1640
Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
Gleichen genannt von Rußwurm (Freiherren, Reichsritter). Seit etwa 1750 waren die Freiherren von
G. mit Bonnland Mitglied des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S.
Rußwurm.
L.: Stieber; Seyler 365f.; Winkelmann-Holzapfel 151; Riedenauer 123; Rahrbach
100.
Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als
polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu.
1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer
Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253 erhielt die Stadt G.
Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet
und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog Heinrich III. von G.
(† 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen ausdehnen. 1312/1322
wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die meisten schlesischen
Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens, das einen Teil des
Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut geteilt. Eine Hälfte fiel
an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von Böhmen (und Kaiser Karl
IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen, 1476 nach dem Aussterben
der Glogauer Hauptlinie an König Matthias Corvinus von Ungarn. 1482 wurde
Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg
verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn Johann Corvinus vereinigte
beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen an Prinz Johann Albert
(1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506). Seit 1506 war G. kein
selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen zurück und fiel 1526
mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel eines
Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen
aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg
(Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter
die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Glött (Herrschaft). G. an der Glött südlich Dillingens
wird im 12. Jahrhundert als Sitz eines Adelsgeschlechts erstmals erwähnt. Im
14. Jahrhundert unterstand es den Herren von Knöringen-Burgau als Ministerialen
der Markgrafen von Burgau. 1537 kaufte es Anton Fugger und verwandelte das
Lehen der Grafen zu Fürstenberg in Allod. Später gelangte es an die Linie
Fugger-Kirchberg. Die dem schwäbischen Reichskreis
zugehörigen Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert.
L.: Wolff 205; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance,
1958.
Gmund (Reichsritter).
Vielleicht zählten G. zur Ritterschaft im Ritterkreis Franken. S. Voit von
Rieneck.
L.: Riedenauer 123; Ulrichs 209.
Gnesen (Erzstift, Fürsten). An der Stelle
Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien bestand
bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde im 10.
Jahrhundert Fürstensitz und 991 Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000
gründete Kaiser Otto III. dort das Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe
von Kolberg, Breslau und Krakau, im 11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau,
Plock und Lebus (bis 1424). Die Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch
formell. Lebus kam im 15. Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417
Miedniki (Samogitien) und nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese
aus dem östlichen Teil des 968 gegründeten Bistums Posen gebildet wurde. Im 13.
Jahrhundert erwarben die Erzbischöfe das Fürstentum Lowicz und nannten sich
seitdem Fürsten von G. Im Zuge der polnischen Teilungen ging G. an Preußen
über. Von 1793 bis 1807 und von 1814/1815 bis 1918 gehörte G. zu Preußen, das
1821 Posen zum Erzbistum erhob und mit G. in Personalunion verband. 1918 kam es
mit der Abtrennung Westpreußens und Posens vom deutschen Reich wieder an Polen zurück. Das polnische Konkordat
von 1925 bestätigte die Erzdiözese Gnesen-Posen mit den beiden Bistümern Kulm
(Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz
Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen, LexMA 4 1989,
1522ff.; 1000 lat archidiecezji gnieźnieńskiej (1000 Jahre Erzdiözese
Gnesen) hg. v. Strzelczyka, J. u. a., 2000.
Gnodstadt, Gnodtstatt, Gnottstadt (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
G. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123; Rahrbach 102.
Gochsheim (Reichsdorf).
Das vielleicht im 6. Jahrhundert entstandene G. bei Schweinfurt wird 796
erstmals genannt. Am 23. 11. 1234 behielt sich König Heinrich die Rechte seiner
Vorfahren u. a. in G. vor. Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt
Schweinfurt die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer G. und Sennfeld, die Schweinfurt 1572 an
das Hochstift Würzburg abtrat. 1575 wurde der Bischof durch Vertrag als Reichsvogt, Schutzherr und Schirmherr anerkannt. Die
1637 vom Kaiser bestätigte Würzburger Landesherrschaft wurde 1649 wieder
beseitigt. 1802 kam G. an Bayern.
L.: Wolff 505f.; Hugo 457; Segnitz, S., Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F.,
Geschichte der fränkischen Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1913; Zeilein, F., Das freie Reichsdorf
Gochsheim, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Godesberg (Residenz des Erzbischofs von Köln), Bad
Godesberg
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 216.
Godramstein (Reichsdorf, Reichsstadt?). G. bei Landau erscheint erstmals 767 in einer Urkunde für Lorsch (Godmarstaine). Durch eine Königsurkunde von 900 erhielt die Abtei Hornbach Güter. 1285 verlieh König Rudolf von Habsburg dem Ort die Freiheiten Speyers. Am 10. 3. 1287 verordnete er, dass die Erhebung von G. bei Landau zu einer Reichsstadt den Rechten des Klosters Hornbach nicht schaden solle. Kaiser Karl IV. schlug am 25. 10. 1361 auf die an die Pfalzgrafen verpfändeten Reichsdörfer Billigheim, G., Steinweiler, Erlenbach (Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen sowie die übrigen Reichspfandschaften des Pfalzgrafen 4000 Gulden mit der Bedingung, dass keines ohne das andere eingelöst werden solle. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging die Beziehung zum Reich zugunsten der Pfalz, die im 14. Jahrhundert die Landvogtei im Speyergau erlangt hatte, gänzlich verloren. Über Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Goez (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gofer, Hofer? (Reichsritter).
Um 1780 zählten G. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gohr zu Nahrstett (Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten G. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen weiblicherseits 1936.
Goldbach (Reichsritter).
Vielleicht zählten im frühen 16. Jahrhundert G. zur Ritterschaft im Ritterkreis
Franken
L.: Riedenauer 123.
Goldochs zu Beratsweiler (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Odenwald
und zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 74, 76.
Göler von Ravensburg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. mit Sulzfeld und Teilen von Kieselbronn zum
Kanton Kraichgau sowie 1651 mit einem Viertel Beihingen zum Kanton Kocher,
beide im Ritterkreis Schwaben. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren sie im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert, um 1750 im Kanton
Gebirg. Außerdem zählten sie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 63; Riedenauer
123; Schulz 262.
Goll (, Gollen) (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von G. mit Neunthausen, das um 1800 an Freiherr von Gaisberg und 1803
teilweise an Freiherrn von Linden gelangte, zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 64.
Göllnitz (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von G. zählten von 1654 bis zum Tod Christoph Wilhelms von G.
1793 zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben sowie von 1651 bis 1790 wegen
Waldenstein zum Kanton Kocher.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Hellstern 204; Schulz 262.
Golnitz (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert waren die G. Mitglied im Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gommersheim (Reichsdorf). Das wohl noch im 6. Jahrhundert entstandene und vor 800 genannte G. bei Landau war ursprünglich Reichsdorf. Im Hochmittelalter war es Reichslehen der Schenken von Ramberg, zu denen die Steinkallenfels hinzukamen. 1508 gewann die Pfalz das Schutzrecht. Die Rechte Rambergs kamen über die Fleckenstein an die Dalberg, die übrigen Rechte über die Hattstein und Welde an Friedrich von Schonburg (Schomburg), dessen Sohn 1708 die Hälfte Dalbergs durch Kauf erwarb. 1717 gelangte G. zur Grafschaft Degenfeld-Schonburg (Degenfeld-Schomburg). Über Bayern kam G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Gondertheim (Reichsdorf)
s. Geudertheim
L.: Hugo 470.
Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua
benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht
(Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser
Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua
belehnt. 1362 wurde es durch den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530
zu Herzögen von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft Montferrat.
Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die Nebenlinien
Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164;
Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v.
Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.;
Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga,
LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei
den Gonzaga, 2002.
Gopp, Goppe von Marezek (Reichsritter). Vielleicht zählten die G. zum Kanton
Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gorevod, Gorrevod (Reichsfürst).
1623 wurde Carl Emanuel de G. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 147.
Göritz (Residenz des Bischofs von Lebus)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 217.
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III. G.
(ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen aus
der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von Gilching
?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre teilweise von
den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz in Osttirol
(Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des Patriarchats
Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen von Peilstein
erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13.
Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der
Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die Tochter Albrechts III.
von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und
im späten 13. Jh. erlangten sie die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271
wurden die Güter in die 1335/1363 ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die
Görzer Linie (Albert) geteilt. Die Görzer Linie erhielt die Grafschaft G.,
Gebiete in Istrien und Friaul sowie Allod im Pustertal von der Haslacher Klause
abwärts und in Oberkärnten (vordere Grafschaft G.), vermochte aber infolge
starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim
Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen
Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als
Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in
Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um Möttling an
Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen
auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit
Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei
Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und
Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland
Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919
fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil
des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002), 293; Da Ottone
III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medioevo, hg. v.
Cavazzo, S., 2004.
Goschütz (freie Herrschaft). Die aus ursprünglich
zum Fürstentum Oels gehörigen Gütern gebildete freie Standesherrschaft G. in
Niederschlesien gelangte 1717 als Niederherrschaft an die Langenau und von
diesen 1727 an die Grafen von Reichenbach. 1741
erhob sie König Friedrich II. von Preußen zu einer freien Standesherrschaft.
Sie umfasste mit den Städten G. und Festenberg 1,75 Quadratmeilen. Über Preußen
gelangte G. zu Polen.
L.: Wolff 479.
Goslar (Reichsstadt).
G. am Harz an der Straße vom Rhein zur mittleren Elbe wird 922 erstmals
erwähnt, reicht aber vielleicht noch in karolingische Zeit (karolingisches Lager
von 802). 965/968 begann der Silberbergbau auf dem nahen Rammelsberg. Um
1005/1015 verlegte Heinrich II. die vorher in Werla an der Oker befindliche
Pfalz nach G., das in der Salierzeit beliebter Aufenthaltsort deutscher
Herrscher und bis ins 13. Jahrhundert Stätte vieler Reichstage
war. Etwa 1073 wurde die Reichsvogtei G. zur
Verwaltung des umliegenden Reichsgutes
geschaffen, die von 1152 bis 1168 an Heinrich den Löwen gelangte. 1219 verlieh
Kaiser Friedrich II. der Stadt einen umfangreichen Freiheitsbrief. 1290/1340
errang, beginnend mit dem Erwerb der Vogtei, G. die Stellung einer Reichsstadt (Reichsunmittelbarkeit).
Im 14. Jahrhundert, in dessen Mitte das Stadtrecht in den goslarischen Statuten
aufgezeichnet wurde, gelang die Gewinnung der Pfandschaft am Rammelsberg. Mit
dem Einlösen der Pfandschaft Rammelsberg durch Braunschweig-Wolfenbüttel
1526/1552 setzte ein wirtschaftlicher Niedergang der 1528 protestantisch
gewordenen Stadt ein. 1802/1803 kam G. mit 8500 Einwohnern an Preußen, 1807 zum
Königreich Westphalen, 1814 an Hannover, danach an Preußen, 1816 wieder an
Hannover, 1866 mit Hannover an Preußen und 1941 an Braunschweig. Am 1. 11. 1946
ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 456f.; Zeumer 554 III a 7; Wallner 707 NiedersächsRK 27; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Urkundenbuch der Stadt Goslar, hg. v. Bode, G./Hölscher, U., Bd. 1ff. 1893ff.;
Frölich, K., Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Hoelscher, U.,
Die Kaiserpfalz Goslar, 1927; Frölich, K., Verfassung und Verwaltung der Stadt
Goslar im späten Mittelalter, 1921; Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und
Bergstadt, 1922; Bruchmann, K., Goslar, 1952; Goslar, hg. v. Hillebrand, W., 2.
A. 1965; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968; Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und seine Beziehungen zu den
territorialen Nachbargewalten, 1970; Schuler, P., Goslar, LexMA 4 1989,
1568ff.; Graf, S., Das Niederkirchenwesen der Reichsstadt
Goslar, 1998; Goslar im Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S.,
Goslar um 1600, 2003; Der Goslarer Ratskodex, hg. v. Lehmberg, M., 2013.
Goslar (Reichsvogtei).
1073 erscheint erstmals ein prefectus Bodo, der vermutlich einen G. und weitere
Reichsgüter umfassenden, von der Grafengewalt
befreiten Bezirk leitete. Seit dem 12. Jahrhundert ist die Tätigkeit
anscheinend auf das Gebiet G. und die Verwaltung der Reichsgüter
beschränkt. Von 1152 bis in die sechziger Jahre (1168) hatte Herzog Heinrich
der Löwe diese Vogteirechte als Reichslehen inne.
1290 erwarb die Reichsstadt G. die Reichsvogtei und damit vor allem das Recht, den Vogt
einzusetzen.
L.: Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und
seine Beziehungen zu den territorialen Nachbargewalten, 1970.
Goslar, Petersberg (Reichsstift),
Goslar, Sankt Peter. 1056 gründete Kaiserin Agnes zu Ehren des Apostels Petrus
auf dem Kalkberg östlich von G. das unmittelbare Reichsstift
zum Petersberg. Dieses wurde nach der Reformation reichsunmittelbares,
evangelisches Stift. G. kam 1803 an Preußen, das es 1816 an Hannover abgab.
L.: Wolff 456.
Göß (, Göss) (Reichsabtei).
Nach älteren Siedlungsspuren erscheint 904 die villa Costiza an der Mur. Sie
gehörte zu einer königlichen Gabe an die Pfalzgrafen von Bayern (Aribonen), von
denen Pfalzgräfin Adela mit der Gründung eines Stifts begann. 1020 übergab ihr
Sohn Aribo, Erzbischof von Mainz, das Stift G. an Kaiser Heinrich III. und
schuf so für verhältnismäßig kurze Zeit die einzige Reichsabtei
in den später habsburgischen Länder. Schon in der 2. Hälfte des 12.
Jahrhunderts kam die Klostervogtei über das zur Benediktinerabtei gewordene
Stift aber als landesfürstliches Lehen an die steirischen Ministerialen von
Stubenberg. 1782 wurde die Abtei aufgehoben. Von 1783 bis 1804 war sie Sitz des
Bistums Leoben.
L.: Wichner, J., Geschichte des Nonnenklosters Göss, 1892; Pelican, B.,
Geschichte des Benediktinerstifts Göss, 1924; Ebner, H., Die Besitzgeschichte
des Nonnenstiftes Göß, Diss. Graz 1950; Bracher, K., Stift Göss, 1966; Ebner,
H., Göß, LexMA 4 1989, 1570.
Goßbach, Goßbach zu Freudental (Reichsritter). Philip G. zu Freudental (Freudenthal)
war 1592/1593 Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 204.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen). 1640
wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal,
Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft
Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft
Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha).
Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920
kam G. zu Thüringen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen
Besatzungszone bzw. zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Gottesfelden, Gottsfeld, Gotzfeld (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
G. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gottesmann zum Thurn, Gottsmann von Thurn (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
G. zu den Kantonen Gebirg (bis ins frühe 17. Jahrhundert), Steigerwald, Altmühl
und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123.
Gottfahrt (Reichsritter).
Vielleicht zählten die G. zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 123.
Göttingen (Fürstentum, Residenz der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf Gutingi 953 erstmals
erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte Göttingen
zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis 1292 und von) 1345 bis 1463
war es Sitz des Fürstentums G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch Münden)
bis Hahausen bei Bockenem reichte. Im Kampf mit dem Landesherren erlangte die
Stadt weitgehende Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner Zerrüttung
unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum Calenberg des mittleren
Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden residierte, und ging schließlich
in Hannover auf (1692). Es gehörte dem niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946
zu Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in seiner
geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960; Kühlhorn,
E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann, W., Der
Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff, E.,
Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes
Göttingen im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527,
bearb. v. Dolle, J., 2011.
Göttingen (reichsunmittelbare Stadt?). G. an der
Leine wird 953 (Gutingi) anlässlich der Gabe der Güter des Vasallen Billung
durch Kaiser Otto den Großen an das Moritzkloster (Erzstift) Magdeburg erstmals
erwähnt. 1371/1372 erwarb die im 13. Jahrhundert entstandene Stadt die Pfalz
Grona (Grone), 1372 Herberhausen, 1380 Omborne (Omborn) und Roringen sowie
Renshausen. 1387 schlugen die Bürger Herzog Otto den Quaden und zerstörten
seine Burg in der Stadt. Von 1446 bis 1536 erlangten sie die Pfandschaft über
Geismar, von 1424 bis 1530 über Burg und Amt Friedland. 1521 erscheint G. in
der Reichsmatrikel unter den freien und Reichsstädten. Die Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts
führten dann aber wieder zur Eingliederung in das Herzogtum (1584
Braunschweig-Wolfenbüttel, 1635 Calenberg, 1692 Hannover). 1734 wurde in G.
eine Universität geschaffen, die zwischen Halle (1694) und Berlin (1810) den
Typus der modernen Universität bildete. 1866 kam die Stadt mit Hannover an
Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Saathoff, A.,
Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.; Fahlbusch, O., Topographie der
Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Göttingen im Wandel der Zeiten, 6. A.
1966; Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, hg. v. Denecke, D., Bd. 1
1987; Sachse, W., Göttingen im 18. und 19. Jahrhundert, 1987; Göttingen
1690-1755, hg. v. Wellenreuther, H., 1988; Steenweg, H., Göttingen, LexMA 4
1989, 1609; Steenweg, H., Göttingen um 1400, 1994; Göttingen, hg. v. Böhme, E.
u. a., Bd. 2 2002; Butt, A., Die Stadt Göttingen und ihre Rechte im ländlichen
Raum, 2012.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 222.
Gottorp, Gottorf (Burg, Herzöge [,Herzogtum],
Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw.
Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand im innersten
Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von Schleswig. Vor 1268
kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf von
Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit
etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war
das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S.
Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver,
W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 223.
Goxweiler (Reichsdorf).
Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei
Rhein, die von demselben eingelösten Reichsdörfer
Barr, Heiligenstein, Gertweiler, G. und (Ober- und Nieder-)Burgheim
(Oberburgheim und Niederburgheim) als Reichspfandschaften
zu besitzen.
L.: Hugo 471.
Gradisca, Gradiska (Grafschaft). 1471-1481
erbaute Venedig am rechten Ufer des unteren Isonzo gegen die Türken die Festung
G. (d'Isonzo), deren Name slawischen Ursprungs (slaw. grad Burg) ist. 1521 kam
sie als Grenzfestung gegen Venedig an Österreich. Dieses vereinigte die Stadt
G. mit dem Umland zu einer dem österreichischen Reichskreis
angehörigen Grafschaft, die 1647 den Fürsten von Eggenberg übertragen wurde.
1717 fiel sie nach deren Aussterben wieder an Österreich. 1754 wurde sie mit
Görz zur gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca vereinigt.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Gräfenberg (Grafen). Seit dem 12. Jahrhundert
erscheint die Burg G. an der Straße von Nürnberg nach dem Vogtland, nach der
sich die Grafen von G. benennen. Im 16. Jahrhundert erlangte die Reichstadt Nürnberg G. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 128; Breuer, T., Stadt- und Landkreis Forchheim, 1961.
Grafeneck, Graveneck (Reichsritter).
Von 1592 bis 1600 war Ferdinand Friedrich von G., Herr zu Marschalkenzimmern
und Hofrichteramtsstatthalter zu Rottweil, Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Von 1629 bis 1651 waren
die G. wegen Gütern in Geradstetten, Bartenbach und Lerchenberg, von 1674 bis
1697 wegen Waldstetten bzw. Unterwaldstetten (Waldstetten) im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Hellstern 204; Schulz 262.
Grafenreuth, Gravenreuth (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert waren die G. Mitglied im Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 123.
Grafenstaden (Reichsdorf).
Am 12. 1. 1369 erlaubte Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die von dem Reiche verpfändeten Dörfer G. bei Straßburg, Illkirch
und Illwickersheim einzulösen und pfandweise zu besitzen.
L.: Hugo 471.
Gräfenstein, Grävenstein (Herrschaft). Die
Herrschaft G. nördlich von Pirmasens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Grafen von Sponheim und Baden zum oberrheinischen Reichskreis.
S. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 166, 261; Wallner 696 OberrheinRK 15.
Gränrodt, Grorodt (Reichsritter) s. Grorodt, Grünrod
Grappendorf (Reichsritter).
Im 17. (etwa 1680) und 18. Jahrhundert (etwa 1760) zählten die G. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 366; Riedenauer 123.
Grassalkovich von Gyarak (Reichsfürst).
1784 wurde Anton G. für den jeweiligen Erstgeborenen der G. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 176.
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den
Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von den
Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen
ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren waren der Bischof von Chur und der Abt
von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden von Freien nachweisbar, zu denen freie
Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen Versuche der Grafen von Habsburg, ihre
Herrschaft auszudehnen, entstand 1367 der Gotteshausbund der Talschaften
Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und Engadin sowie der Stadt Chur und des
Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a. das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns,
Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406 Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca)
zum Oberen oder (vielleicht wegen der grauen Bekleidung der bäuerlichen
Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424 erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals
toggenburgischen Gemeinden im Prätigau (Prättigau) zum Zehngerichtenbund
(Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers, Schanfigg, Langwies, Churwalden,
Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw. deren Orte verbanden sich 1471
untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im Prättigau durch Kauf erworben.
1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtenbund ein Bündnis
mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden die Grafen von Tirol bzw.
Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die Drei Bünde (Gemeine drei
Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später fand die Reformation
Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng zum Freistaat der
drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund. Von 1649 bis 1652
wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund und im Engadin
abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an die
Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17. Jahrhundert besetzten
Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet, doch gelang Georg
Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen Chiavenna, das Veltlin
und Bormio an die Zisalpinische Republik verloren. 1798/1799 wurde G. als
Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter,
um Tarasp vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue
Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964;
Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H.,
Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens,
Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins,
bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung
Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.
Graveneck (Reichsritter) s. Grafeneck
Grävenitz (Grafen). Die über Christiane von G.
(1686-1744) in Württemberg hochgekommenen Grafen von G. waren am Ende des 18.
Jahrhunderts Mitglied des Kollegiums der fränkischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags. Von 1711 bis 1764 waren sie Mitglied im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (davon 1727-1736 wegen Freudental).
L.: Zeumer 554 II b 62, 16; Schulz 262; Oßwald-Bargende, S., Die Mätresse, der
Fürst und die Macht, 2000.
Graz (Residenz des Herzogs von Österreich
[Habsburg])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 230.
Greck von Kochendorf, Greck zu Kochendorf (Reichsritter). Von vor 1550 bis etwa 1750 zählten die G.
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 124; Stetten 32; Neumaier 66, 73, 149, 151.
Greifen (Geschlecht). Der vor 1124
christianisierte Wartislaw I. († um 1135) und sein Bruder Ratibor († 1155/1156)
sind die ältesten bekannten Mitglieder der Herzöge der Pomoranen, deren
Nachfolger 1181 die Anerkennung ihres Herrschaftsgebiets als
reichsunmittelbares Herzogtum Pommern (Reichslehen)
erreichten, seit 1214 einen Greifen im Wappen führten, sich im 15. Jahrhundert
selbst nach diesem benannten und mit Bogislaw XIV. 1637 in männlicher Linie
ausstarben. S. Pommern.
L.: Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister,
A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses,
1938; Schmidt, R., Greifen, LexMA 4 1989, 1694f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 74.
Greifenclau, Greiffenclau zu Vollrads (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von G. mit Gereuth, Hafenpreppach und Albersdorf (Aldersdorf) zum
Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Seit 1750 waren sie (als
Personalisten) Mitglieder des Kantons Odenwald. Von 1723 bis 1738 war Lothar
von Greiffenclau-Vollrads wegen Eislingen (Großeislingen) im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Bis 1764 waren Familienangehörige dort
Personalisten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Riedenauer 124; Stetten 39;
Schulz 262; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Vollrads 1550).
Greifenclau-Dehrn zu Vollrads, Greiffenclau-Dehrn zu
Vollrads (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von Greiffenclau-Dehrn zu Vollrads mit
einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Zimmermann 70f.; Winkelmann-Holzapfel 151; Rahrbach 103.
Greifenstein (Herrschaft). Die kurz nach 1226 von den
Grafen von Nassau aus Beilstein verdrängten Herren errichteten oder erneuerten
noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts die Burg G. bei Wetzlar. 1298
zerstörten die Grafen von Nassau die Burg, doch blieb die Ruine mit der
zugehörigen Herrschaft zwischen Nassau, Solms und Hessen umstritten. 1382
erbauten die Grafen von Solms-Burgsolms zusammen mit den Grafen von
Nassau-Sonnenberg die Burg wieder. 1395 verkaufte Nassau-Dillenburg die
Herrschaft an Solms-Burgsolms. Beim Aussterben von Solms-Burgsolms 1415 kam G.
an Solms-Braunfels. Mit diesem fiel die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft 1806 an Nassau, 1815
an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273; Wallner 696 OberrheinRK 19; Himmelreich, F., Greifensteiner
Chronik, 2. A. 1903.
Greiffenclau (Freiherren, Reichsritter) s. Greifenclau
Greith, Greuth (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die G. (Greuth) zum Kanton Hegau bzw.
Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch 18 Anm 2.
Gremlich von Jungingen, Gremlich von Jungningen (Reichsritter). Von 1581 bis 1623 waren die G. wegen
der Hälfte von Sondelfingen Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 204.
Grempp, Gremp (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert gehörten die G. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Grempp von Freudenstein (Reichsritter). Joachim G., Burgvogt auf Zollern,
zählte seit 1548 zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Die Familie war
bis etwa 1628 Kantonsmitglied. 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten G. zum
Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits im 20. Jahrhundert.
L.: Hellstern 204.
Grettstadt (Reichsdorf).
Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich im Spätmittelalter Gefälle in G. bei
Schweinfurt. G. kam später zu Bayern.
L.: Hugo 458.
Greul, Graul, Dernbach genannt Greul (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die G. zum
Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. (S. Dernbach.)
L.: Riedenauer 124.
Greusing (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Baunach und zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Greuth (Reichsritter) s. Greith
Griesbach (Reichsdorf),
Grundesbach. Am 7. 1. 1409 bevollmächtigte König Ruprecht seinen Sohn, den
Herzog Ludwig, hinsichtlich der im Münstertal im Elsass gelegenen Reichsdörfer Griesbach (Grundesbach) und Günsbach
(Grussersbach), die von Johann Ulrich vom Huse und anderen in Besitz genommen
worden waren, vor Gericht zu klagen und eine Untersuchung vornehmen zu lassen.
L.: Hugo 471.
Grimma (Residenz des Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 233.
Gripp auf Storzeln-Freudenach (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die G. zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Gripp von Freudenegg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592.
Grolach (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Grönenbach, Grönbach, Grünenbach (Herrschaft). 1384
erwarben die Ritter von Rothenstein die von Kaiser Otto II. dem Stift Kempten
überlassene, bis 1260 bei den Freiherren von G. befindliche Herrschaft G. bei
Memmingen. 1482 kam die zum schwäbischen Reichskreis
und zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft erbweise an
die Marschälle von Pappenheim, 1612 an die Fugger und 1695/1696 durch Rückkauf
an die Fürstabtei Kempten. 1803 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 158, 508; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmayer, J., Geschichte des
Marktfleckens Grönenbach, 1910.
Gröningen (Ganerbschaft). In G. bei Crailsheim, das bis 1625 freieigene Bauerngüter aufwies, saßen bis um 1300 die Ritter von G. Ihnen folgten die Crailsheim und im 14. Jahrhundert die Schopfloch und Rechberg als Lehnsleute der Hohenlohe. Die Ortsherrschaft stand unter der Herrschaft Ansbachs später mehreren Ganerben zu (1532 u. a. Crailsheim, Ansbach, Priorat Anhausen, Vellberg, Wollmershausen und die Reichsstädte Rothenburg, Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl, im 17. Jahrhundert vor allem die Crailsheim, im 18. Jahrhundert hauptsächlich die Seckendorff). 1796 kam G. mit Ansbach an Preußen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Gröningen (Herrschaft).
Gröningen (Reichskloster, Residenz des Bischofs von Halberstadt)
934 schenkte König Heinrich I. dem Grafen
Siegfried, einem Bruder des Markgrafen Gero, den Königshof Groningen östlich
der Bode (bei Oschersleben). 936 stiftete Graf Siegfried das dem heiligen Vitus
geweihte Kloster G. (Klostergröningen). Im 13. gelangte das Kloster an den Bischof
von Halberstadt. Im 19. Jh. verfielen die Gebäude.
L.: Fleckenstein, J., Die Gründung des Klosters Walsrode im Horizont ihrer
Zeit, (in) 1000 Jahre Kloster Walsrode, 29; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2,235.
Gronsfeld, Gronsveld (reichsunmittelbare
Herrschaft, Grafschaft). Südwestlich von Maastricht bildete sich seit dem 11.
Jahrhundert im Herzogtum Limburg um G. eine Herrschaft aus. Von ihr löste sich
zu Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft Richold ab. 1498 wurde G. durch
König Maximilian zur Baronie erhoben. Zwischen 1576 und 1588 wurde das
lediglich aus zwei Kirchdörfern zusammengesetzte Gebiet eine zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft. Von den Herren von G. kam es an die Bronkhorst-Batenburg
(Bronckhorst-Batenburg) und 1719 an die Grafen von Törring-Jettenbach. 1794
wurde es von Frankreich besetzt. 1815/1839 gelangte G. zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 16; Wallner 705 WestfälRK 50.
Grorod, Grorodt, Gränrodt (Reichsritter). Um 1700 zählten die G. zum Kanton
Odenwald im Ritterkreis Franken. S. Grünrod.
L.: Riedenauer 123.
Groschlag (Reichsritter).
Vom frühen 16. Jahrhundert bis 1806 zählten die G. zum Kanton ; des
Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 124; Neumaier 67, 70, 73, 150.
Groschlag von Dieburg, Groschlag von und zu
Dieburg (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die nach Schloss und Gut Dieburg benannten Freiherren von
G. mit dem 1808 an Hessen-Darmstadt kommenden Hergershausen (Hengershausen),
Eppertshausen, dem 1799 an den Grafen Lerchenfeld (Lerchfeld) gelangenden
Sickenhofen und dem seit 1799 den Albini gehörenden Messel zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie Mitglied im Ritterkreis Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 151; Stetten
36, 187; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Dieburg, Hergertshausen).
Groß (Reichsritter).
Im Jahre 1801 zählten die G. mit Allersheim, das 1808 an Würzburg fiel, und
Rottenbauer zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Zeitweise gehörten
sie auch dem Kanton Baunach an. (S. Groß von Trockau.)
L.: Stetten 36, 188; Riedenauer 124.
Groß von Trockau (Freiherren, Reichsritter). Vom frühen 16. Jahrhundert bis 1806
zählten die Freiherren G. mit Teilen der Herrschaft Trockau zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55;
Winkelmann-Holzapfel 151; Pfeiffer 208; Riedenauer 124; Rahrbach 106; Neumaier
183
Großgartach (Reichsdorf).
G. bei Heilbronn erscheint erstmals 765 anlässlich einer Übertragung an Lorsch.
1122 kam der Ort von den Grafen von Lauffen an deren Hauskloster Odenheim. Am
18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von
Kirchheim die Vogtei über das Kloster zu Odenheim, über die Dörfer Odenheim,
Tiefenbach, G. und Bauerbach. Seit 1376 erwarb Württemberg allmählich ein
Viertel der Vogtei und die hohe Obrigkeit. Über Württemberg kam G. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 140; Hugo 452; 1200 Jahre Großgartach, 1965.
Grottkau (Herzogtum, Residenz). Neben einem
slawischen und deutschen, 1210 genannten Dorf (Grodcovichi) nahe der Glatzer
Neiße wurde 1268 die deutsche Stadt G. in Oberschlesien angelegt. Sie war
später Mittelpunkt eines Herzogtums G. Dieses gehörte infolge Verkaufs seitens
des Herzogs von Brieg von 1344 bis zur Säkularisation im Jahr 1810 dem Bischof
von Breslau, der den Titel Fürst von Neiße und Herzog von G. führte. Über
Preußen kam G. zu Polen.
L.: Wolff 477; Chronik der Stadt Grottkau, 1867; Wilczek, G., Heimatbuch des
Kreises Grottkau in Oberschlesien, 1967; Wilczek, G., Das Grottkau-Ottmachauer
Land, 1970; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 408
(Neiße-Grottkau).
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft des
Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen
Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz
verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei
räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel
besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende
Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die
landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden,
Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das
Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über
Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S.
Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen,
Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums
Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Grumbach (Grafen). G. bei Birkenfeld gehörte
schon früh den 1103/1135 erscheinenden Wildgrafen, deren Stammburg Kyrburg bei
Kirn an der Nahe war und die von den Rheingrafen auf dem Stein bei Münster „am
Stein“ beerbt wurden. Seit (dem Wildgrafen und Rheingrafen bzw. Wild- und
Rheingrafen) Johann Christoph (1555-1585) wurde G. namengebend für einen Zweig
dieses Geschlechts, der 1696 die Herrschaft (Rheingrafen-)Stein
(Rheingrafenstein) erbte, um 1800 ein Gebiet von 6 Quadratmeilen mit 17000
Einwohnern beherrschte und zum oberrheinischen Reichskreis
zählte. Seit 1816 gehörte G. zum Fürstentum Lichtenberg des Herzogs von
Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1834 durch Abtretung zu Preußen. 1946 fiel es an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Zeumer 553 II b 60, 16; Wallner 697 OberrheinRK 22; Karsch, O.,
Geschichte des Amtes Grumbach, 1959.
Grumbach (Reichsritter).
Im 16. bis 18. Jahrhundert zählten die G. zu den Kantonen Rhön-Werra (von
Anfang des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts) und Steigerwald (17.
Jahrhundert) des Ritterkreises Franken. Früh waren sie auch im Kanton Odenwald
immatrikuliert. Wilhelm von G. (1503-1567) war Schwager Florian Geyers sowie
Lehnsmann des Hochstifts Würzburg und der Markgrafen von Brandenburg und
unternahm für die Reichsritterschaft den letzten
Versuch einer Erhebung gegen die Landesherren (Grumbachsche Händel), in dessen
Verlauf er 1563 geächtet und 1567 hingerichtet wurde.
L.: Stieber; Roth v. Schreckenstein 2, 593; Ortloff, F., Geschichte der
Grumbacher Händel, 1868ff.; Seyler 366; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 13, 17;
Riedenauer 124; Stetten 10f., 25; Rahrbach 110; Neumaier 89.
Grün, Kryn (Reichsritter).
Von etwa 1550 bis ins 18. Jahrhundert zählten die von (der) G. zeitweise zu den
Kantonen Gebirg und Odenwald des Ritterkreises Franken. 1643-1651 war Michael
von (der) G. wegen des 1640 erworbenen Oberensingen im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 209; Stetten 32; Riedenauer 124;
Schulz 263.
Grünau, Kloster (Reichsritter).
Um 1785 zählte das Kloster G. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129.
Grundesbach (Reichsdorf),
s. Griesbach.
L.: Hugo 471.
Grüningen (reichsritterschaftlicher Ort). In G.
bei Biberach übertrugen die Bertholde 805 Güter an Sankt Gallen und 973 an das
Kloster Reichenau. Nach Edelfreien von G. des 12.
Jahrhunderts und einer Linie G. der Grafen von Württemberg erscheinen im 13.
Jahrhundert Herren von G. Ihre Nachfolger waren nach 1355 die Herren von
Hornstein. Von ihnen hatten verschiedene Linien ihren Sitz in G. Über
Württemberg kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. (S. Hornstein zu G.)
L.: Selinka, R., Grüningen und seine Geschichte, 1928; Der Kreis Saulgau, 1971;
Der Kreis Biberach, 1973.
Grünrod? (Reichsritter).
Um 1700 zählten die G. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Grorod,
Grorodt, Gränrodt.
L.: Riedenauer 124; Neumaier 74, 150 (Grönrodt).
Grüntal, Grünthal (Reichsritter).
Von 1695 bis etwa 1730 waren die G. Mitglieder des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, von 1618 bis 1633 wegen
Harteneck des Kantons Kocher.
L.: Hellstern 204f.; Schulz 263.
Grünwald (Reichsritter).
Von 1712 bis 1731 war Christoph Otto von G. Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 263.
Grussersbach (Reichsdorf),
s. Günsbach.
L.: Hugo 471.
Guasco (Reichsfürst).
1645 wurde Carlo G., Marchese di Solera, in den Reichsfürstenstand
erhoben und erhielt das Fürstentum Lixheim.
L.: Klein 166.
Gudensberg (Grafschaft). Die Burg G. (1121
Udenesberc, d.h. Wodansberg) zwischen Fritzlar und Kassel war im 12.
Jahrhundert Sitz der Grafen von Hessen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
die Grafschaft G. über die Landgrafen von Hessen-Kassel zum oberrheinischen Reichskreis. G. gelangte über Preußen (1866) 1945 zu
Hessen.
L.: Wolff 254.
Gugel (Reichsritter).
1805/1806 zählten G. vielleicht zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Guin, Guyn (Reichsritter).
Von 1650 bis 1666 war Wilhelm von G. wegen Staufeneck mit Salach Mitglied im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 263.
Gültlingen (Reichsritter).
Vom 16. Jahrhundert bis 1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an
der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu
Erbkämmerern der Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen (bis 1699)
und Deufringen und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg und
Zumweiler (Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie wegen
erheirateter Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher immatrikuliert.
Die Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit besiedelten Ort
G. kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den Grafen von Hohenberg an die
Pfalz und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205,
218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925.
Gülzow (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239.
Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft).
Nach der Burg G. an der Lauter nannten sich 1105 erscheinende hochadlige
Herren, die bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts um Lauter und Donau ein kleines
Herrschaftsgebiet errichteten, das durch Erbteilungen aber bald wieder zerfiel.
Der letzte Freiherr von G. vererbte G. 1546 an die Grafen von Helfenstein, von
denen es 1627 an Fürstenberg fiel (Linie Messkirch, 1744 Linie Stühlingen). Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die freie Herrschaft G. mit einer
Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800 Einwohner) über die Fürsten von
Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie
zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium. 1806
fiel sie an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
Gundelsheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die später erloschenen G. (Gundelsheim-Brauneck) zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken, danach zum Kanton Odenwald und von
1593 bis 1614 wegen Schenkenstein und Aufhausen zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Pfeiffer 213; Riedenauer 124; Schulz 263.
Günderode (Freiherren, Reichsritter).
Im späteren 17. Jahrhundert gehörten die G. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten die G. mit Höchst an der
Nidder zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 366; Winkelmann-Holzapfel
151; Riedenauer 124; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Höchst 1792).
Günsbach (Reichsdorf),
Grussersbach. Am 7. 1. 1409 bevollmächtigte König Ruprecht seinen Sohn, den
Herzog Ludwig, hinsichtlich der im Münstertal im Elsass gelegenen Reichsdörfer Griesbach (Grundesbach) und G.
(Grussersbach), die von Johann Ulrich von Huse und anderen in Besitz genommen
worden waren, vor Gericht zu klagen und eine Untersuchung vornehmen zu lassen.
L.: Hugo 471.
Günther von Brennhausen (Reichsritter). Im späteren 17. Jahrhundert zählten die G. zum
Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Guntzenroth, Gonsrodt (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die G. (Lengenstein genannt G.) zum Kanton Odenwald
und zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 124.
Günzburg (Herrschaft). An der Stelle von G. an
der Günz stand 77/78 n. Chr. ein römisches Kastell, zu dem eine zivile Siedlung
hinzutrat. In karolingischer Zeit lag dort vermutlich Königsgut. 1274
verpfändete der Bischof von Augsburg G. dem Markgrafen von Burgau. 1805/1806
gelangte G. an Bayern. Die davon verschiedene Herrschaft Obergünzburg gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis
L.: Wolff 43; Edlhard, F., Chronik der unmittelbaren Stadt Günzburg an der
Donau, 1894.
Günzer (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die G. mit dem 1684 erworbenen halben Plobsheim zur Reichsritterschaft Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Gurk (Hochstift). Das schon vorrömisch
besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an einen vornehmen
Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5.
1072 gründete der Erzbischof von Salzburg ein Eigenbistum G., das mit den
Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt G. eine kleine Diözese im
Gurktal und Metnitztal. Residenz wurde nach dem Verlust von Friesach die 1147
errichtete Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem 14. Jahrhundert gewann
Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden Einfluss. Sitz des Bistums G.
wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche
Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk, 2009.
Güssen von Güssenburg, Güss von Güssenberg (Reichsritter). 1596/1597 zählten die G. wegen
Utzmemmingen zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 263.
Güstrow (Burg, Stadt, Residenz des Herzogs von
Mecklenburg). G. südlich von Rostock war bis 1695 Sitz der Herzöge von
Mecklenburg-Güstrow. S. Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 443; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239.
Gut von Sulz (Reichsritter).
Die Familie G. war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil am Neckar. Von 1548 bis etwa 1614 zählte sie zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 205.
Gutenstein (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die 1735 erworbene Herrschaft G. der Grafen (Schenk) von
Castell innerhalb Nellenburgs unter der Landeshoheit Österreichs zum
österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 40; Vorderösterreich
an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.
Gutenzell (reichsunmittelbare Abtei). G. bei
Biberach an der Riss in Oberschwaben wurde um 1230 vielleicht von zwei
Schwestern der Herren von Schlüsselberg als Zisterzienserinnenkloster gegründet
und 1237 erstmals erwähnt. 1238 stellte es der Papst unter seinen besonderen
Schutz. Das Kloster blieb ohne Vogt. Seit dem späten Mittelalter war es
reichsunmittelbar und gewann landesherrliche Rechte über 11 Dörfer. Bis 1753
stand es unter der geistlichen Aufsicht des Abtes von Salem, danach des Abtes
von Kaisheim. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 fiel es mit 43 Quadratkilometern und rund 1500 Einwohnern an
die Grafen von Törring-Jettenbach, 1806 an Württemberg. 1851 stirbt die letzte
Konventualin. 1951/1952 gelangte G. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 19; Wallner 689 SchwäbRK 68; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Beck, P., Kurze Geschichte des Klosters
Gutenzell, 1911; Pöllmann, L., St. Kosmas und Damian Gutenzell, 1976; Rheden-Dohna,
A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft.
Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des
Barock, 1982; Gutenzell, hg. v. Beck, O., 1988; Maegraith, J., Das
Zisterzienserinnenkloster Gutenzell, 2006.
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter).
Kurz vor 1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein
Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149
als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von
Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra
(1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806
mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und
Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die
Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des
Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den Reichsfreiherrenstand
auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen.
Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach
113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von
Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.
Guttenberg (Herrschaft). G. bei Bergzabern war
ursprünglich eine Reichsburg. Die zugehörige
Herrschaft kam als Lehen 1317 an die Grafen von Leiningen und um 1330 als Reichspfand an die Pfalz (Kurpfalz). 1379 hatten die
Pfalz und Leiningen die Reichspfandschaft je zur
Hälfte. Der Anteil der Pfalz kam 1410 an Pfalz-Simmern, der Anteil Leiningens
1463 über die von Lichtenberg an die Pfalz und Pfalz-Zweibrücken. 1556 fiel der
Anteil der Pfalz an Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Veldenz. 1733 kam
Pfalz-Zweibrücken durch Vergleich in den alleinigen Besitz der Herrschaft. Über
Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 250.
Guyn (Reichsritter) s. Guin
Haag (Herrschaft, Reichsgrafschaft).
Die Burg H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern wird erstmals im 10.
Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals freien Herrschaft
zwischen Hohenlinden, Inn und der Salzstraße. Diese stand zunächst den Gurre
(Gürre) von H. zu und wurde nach deren Aussterben von Kaiser Friedrich II. 1245
den aus der herzoglich bayerischen Ministerialität stammenden Fraunberg
verliehen (seit 1434 nachweisbar Reichslehen).
Sie mussten zwar 1469 die Oberhoheit Bayerns anerkennen, konnten sich später
hiervon aber wieder befreien. 1509 wurden sie zu Grafen erhoben. Der letzte
Graf trat zum Protestantismus über. Nach seinem Tod fiel die Grafschaft 1566 an
Bayern, das sie rekatholisierte. 1567 wurde Bayern vom Reich
belehnt und hatte zeitweise einen eigenen Sitz unter den wetterauischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Über Bayern gehörte H. zum bayerischen Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das Gebiet der
Grafschaft 8 Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse
der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige
Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager
Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.
Habe? (Reichsritter). Kanton Odenwald, Ritterkreis Franken. S. Habern?
Haberkorn (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert waren die H. Mitglied des Kantons Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Im späten 17. Jahrhundert waren sie auch im Kanton
Steigerwald immatrikuliert.
L.: Pfeiffer 212; Bechtolsheim 15; Riedenauer 124.
Haberkorn (Reichsritter) s. Reuß genannt H.
Haberland (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Habermann (Reichsritter).
Die H. waren im späteren 18. Jahrhundert mit Teilen von Unsleben Mitglied des
Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Mit dem Rittergut Erlabronn waren
sie bis 1806 im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Seyler 367; Winkelmann-Holzapfel 151; Bechtolsheim 16, 22; Riedenauer 124;
Rahrbach 116.
Habern (Reichsritter).
Von etwa 1550 bis ins 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 210; Stetten 32; Riedenauer 124;
Neumaier 87, 141, 164.
Habsberg (Reichsritter).
Die H. zählten seit 1548 zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben sowie zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Letztes Mitglied im Kanton Neckar
(Rittermatrikel von 1608) war Conrad von H. zu Nordstetten und Isenburg.
L.: Hellstern 205; Pfeiffer 210.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg
von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte
im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit
dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung.
Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich
II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen
von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar
II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und
Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus
Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und
den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im
Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter
Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in
Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs
IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und
Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich
(Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411
die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol,
Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine
Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder
verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als
Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen
leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone.
Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457
nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach
dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der
nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III.
kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den
einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der
Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien
vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund (†
1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach
dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der
Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und
Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie
die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450
Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete
die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl
V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande,
nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von
Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen
Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er
1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in
eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft
Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs
von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit
Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das
Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich,
Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich
mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637)
von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens.
Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich
hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895;
Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel, seine Geschichte und seine
politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das Privat- und öffentliche
Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses
Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des
Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica.
Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker,
H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die
Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das
Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968;
Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien
1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A.
1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M.,
Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H.,
Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966;
Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter,
D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und
Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen
von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische
Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G.,
1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden
der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA
4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K.,
Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des
Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger
zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Habsburg-Laufenburg (Grafen). 1232/1238 spaltete sich von
den Grafen von Habsburg die Linie H. ab. Sie erlosch 1408/1415. (Später zählte
Laufenburg zum österreichischen Reichskreis.)
L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft,
Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei Emmendingen nannte sich eine
von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog Bertholds I., begründete
Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg Baden bei Oos (s. Baden).
Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach 1197 die Linie
(Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297 die Nebenlinie (Baden-Sausenberg
bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415 durch Kauf wieder an die Hauptlinie zurück.
Die sausenbergische Linie, die 1306 Rötteln, später Lörrach und verschiedene
Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel) erwarb,
erlosch 1503. Ihre Güter kamen an Baden, Neuenburg über eine Tochter an den
Herzog von Orléans-Longueville (Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach.
Für die Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenberg kam im 16. Jahrhundert
die Bezeichnung Markgräflerland auf (im Gegensatz zum Breisgau Österreichs).
Über Baden gelangten die meisten Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. a.
Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten
der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A.,
Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur
Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum
bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953;
Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren
Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff.; Treffeisen, J., Das
Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg und der Herrschaft Üsenberg, Jb.
des Landkreises Emmendingen 1994, 147.
Hadamar (Herrschaft, Grafschaft). H. bei Limburg
erscheint erstmals 832 und dürfte wohl zu einem Reichsgutsgebiet
um Limburg gehört haben. Vermutlich als Erben der Grafen von Leiningen und als
Lehnsträger der Wormser Vogtei über das Stift Dietkirchen brachten die Grafen
von Nassau im 13. Jahrhundert H. an sich. Von 1303 bis 1394 spalteten sie eine
Linie Nassau-Hadamar ab. 1405 hatten die Grafen von Katzenelnbogen zwei
Drittel, seit 1443 die Hälfte der Herrschaft H., die von ihnen 1479 an Hessen
gelangte. Dieses verpfändete den Anteil von 1492 bis 1557 an die Herren von
Eppstein und gab ihn nach der Wiedereinlösung an Nassau-Dillenburg. Von 1607
bis 1711 war H. Sitz der jüngeren, 1650 gefürsteten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählenden Linie Nassau-Hadamar. Über Nassau und Preußen (1866) kam H. 1945 zu
Hessen.
L.: Wolff 337; Wallner 703 WestfälRK 23.
Haffner von Wasselnheim, Haffner von Wasslenheim (Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten H. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1800.
Hafner, Haffner (von Bittelschieß), Hafner von
Büttelschieß (Reichsritter). Nach Bittelschieß
bei Sigmaringen nannten sich seit 1083 Herren von Bittelschieß (Butelsciez),
denen der Ort bis zur Wende des 14. Jahrhunderts gehörte. Vom 16. bis ins 18.
Jahrhundert zählte die Familie der H. zum Kanton Hegau des Ritterkreises
Schwaben. Über Hohenzollern, Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam
Bittelschieß 1951/1952 zu Baden-Württemberg
L.: Ruch 18 Anm. 2 und Anhang 78.
Hafner-Obernzell bzw. Obernzell (Herrschaft). Die
Herrschaft H. (Obernzell) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das
Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. S.
Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei).
Um die Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut (Hagenauer Forst).
Unter den Staufern wurde das mit staufischen Gütern verschmolzene Königsgut von
der zur Pfalz erweiterten Burg verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten
die Grafen von Habsburg seit 1280 einen Reichslandvogt
als königlichen Verwalter der zehn elsässischen Reichsstädte,
der Reichslandvogtei Kaysersberg und des
Hagenauer Forstes. Seit 1341 wurde die Reichslandvogtei
verpfändet (Bayern, Pfalz, Habsburg, Luxemburg, Mähren), seit 1408/1413 an die
Pfalz. 1504 musste die Pfalz H. nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg
an Habsburg abtreten, das sie von 1530 bis 1558 erneut an die Pfalz
verpfändete. Das Gebiet der Landvogtei umfasste etwa 35 Dörfer. Nach 1633/1634
richtete Frankreich eine französische Verwaltung ein, die 1648 bestätigt wurde.
Ludwig XIV. verlieh H. 1659 dem Kardinal und 1661 dem Herzog von Mazarin, dann
dem Hause Chatillon und nach dessen Aussterben dem Herzog von Choiseul.
1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer
der Landvogtei und Pflege Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J.,
Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905.
Hagenau (Reichsstadt).
H. im Unterelsass entstand um 1035 um eine Burg des Grafen Hugo IV. von
Egisheim im Hagenauer Forst. Seit 1153 bestand eine Pfalz, in der bis 1208 die Reichskleinodien aufbewahrt wurden. Kaiser Friedrich
I. Barbarossa erteilte dem Ort 1164 Stadtrecht. 1260 wurde die Stadt Reichsstadt. Diese umfasste noch 3 Dörfer. Im 14.
Jahrhundert war sie Hauptort des elsässischen Städtebundes und Sitz der aus dem
Königshof in Schweighausen hervorgegangenen kaiserlichen Landvogtei. Ihre
Einwohnerzahl betrug etwa 3000. 1648 fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Guerber, V.,
Histoire politique et religieuse de Haguenau, 1876; Schrieder, E.,
Verfassungsgeschichte von Hagenau im Mittelalter, 1909; Schlag, G., Die
Kaiserpfalz Hagenau. (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942), 14; Gromer, G., Über die
Entwicklung des engeren Stadtgebiets der ehemaligen Reichsstadt
Hagenau, (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942); Burg, A., Haguenau, 1950; Schuler,
P., Hagenau, LexMA 4 1989, 1838; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 242.
Hagenbach (Reichsstadt).
H. bei Germersheim wird erstmals in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen
erwähnt. Später stand die Vogtei über das Reichsgut
dem Kloster Weißenburg im Elsass zu. 1281 erteilte König Rudolf von Habsburg
Stadtrechte. 1353 überließ Kaiser Karl IV. Burg, Stadt, Kellerei und Vogtei der
Pfalz. 1358 wurde H. der Landvogtei H. zugeteilt. Die Vogtei Weißenburgs kam
1361/1384 an die Pfalz. 1768 trat die Pfalz das 1674 von Frankreich besetzte
Amt H. an Zweibrücken ab. Dieses erhielt 1774 von Frankreich zur Sicherung
seiner Rechte einen offenen Brief. 1815 kam H. zu Bayern und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967, 101.
Hagenmann (Reichsritter).
Der 1569 an einem Rittertag teilnehmende Carl Friedrich von H. war Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 205.
Hagnau (Herrschaft). Die Herrschaft H. am
Bodensee südöstlich von Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Abtei Weingarten zum schwäbischen Reichskreis.
(Weingarten fiel 1806/1808 an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Überlingen und der Linzgau am Bodensee,
hg. v. Schleuning, H., 1972.
Haideneck (Reichsritter).
Um 1700 zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Haider (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Haigerloch (Herrschaft). 1095 wird die Burg H. an
der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft H. gehörte den um 1162 aussterbenden
Grafen von H., denen die um 1170 von den Grafen von Zollern abgespalteten
Grafen von Hohenberg nachfolgten. 1381 verkauften die Grafen die gesamte
Grafschaft Hohenberg mit H. an Habsburg, das die Herrschaft mehrfach
verpfändete. 1488 kam H. an die Grafen von Zollern, die es 1497 gegen die
Herrschaft Rhäzüns in Graubünden (an Österreich) eintauschten. 1575/1576 wurde
H. Sitz einer Linie der Zollern bzw. Hohenzollern (Hohenzollern-Haigerloch).
Nach dem Aussterben der Linie 1634 fiel die Herrschaft an
Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte die Herrschaft Haigerloch-Wehrstein
(Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen und 7000 Einwohnern unter den
Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit
Hohenzollern-Sigmaringen kam H. am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Blessing, E., Stadt und Herrschaft
Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller, C., Historiographische Probleme um
die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO 146 (1998), 1V 245.
Hain, Han, Haun (Reichsritter).
(Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra und vielleicht
auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.) S. Haun.
L.: Riedenauer 124.
Hainach (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert und von etwa 1600 bis 1630 zählten die H. (Heinach) zum
Kanton Steigerwald und zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. S. a.
Hainach zu Hundelshausen.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer 124.
Hainach zu Hundelshausen (Reichsritter). Bis zu ihrem Aussterben (1680) zählten
die H. mit Bischwind und Vögnitz zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Bechtolsheim 194.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz unterstellt wurde. Durch
die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es
seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von
Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im
Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur Errichtung eines
Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben [1332] und
Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit Magdeburg
verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum
umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H.,
Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und
acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und
Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen
[Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen
Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und
Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck,
dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen
umfasste, zum Königreich Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und
1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Haldenstein (Herrschaft eines zugewandten Ortes). H.
am Vorderrhein bei Chur war seit 1524 Sitz des Botschafters Frankreichs bei den
gemeinen drei Bünden. Die Inhaber (von Schauenstein) wurden 1611 Reichsfreiherren. 1701 fiel H. an die von Salins. Es
unterstand der Herrschaft der gemeinen drei Bünde, die der Eidgenossenschaft
der Schweiz zugewandt waren und in Graubünden aufgingen.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) H3; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 318.
Haldermannstetten (Reichsritter) s. Haltermannstetten
Hallberg (Grafen, Reichsritter).
Die Grafen von H. waren im 18. Jahrhundert mit einem Zehntel der Ganerbschaft
Bechtolsheim, Fußgönheim (Fußgoenheim) mit Ruchheim, Heuchelheim und einem Achtel
der Ganerbschaft Mommenheim Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Mommenheim und Bechtolsheim kamen später zu
Hessen-Darmstadt und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hölzle, Beiwort 58; Zimmermann 72; Winkelmann-Holzapfel 151.
Halle (Residenz des Erzbischofs von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 246.
Haller von Hallerstein (Reichsritter). Die aus Tirol stammenden Haller sind seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts in Franken bezeugt. Seit dem 14. Jahrhundert erwarben sie
reiche Güter. Seit 1528 nannten sie sich H. Im 17. Jahrhundert zählten die
Nürnberger Patrizier H. auch zum Kanton Steigerwald (?) des Ritterkreises
Franken. Seit 1750 saßen sie als Vertreter der Stadt Nürnberg im Kanton
Altmühl.
L.: Stieber; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Haller von Hallerstein,
H./Zirnbauer, H., Die Haller von Hallerstein, 1961.
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig)
aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines
Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge von Braunschweig durch Pfandnahme
Besitz von der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte der letzte Graf († 1436) die
auf Springe beschränkte Grafschaft gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die
Burg abgerissen. 1704 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister
Franz Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens
in den Reichsgrafenstand wiedererrichtet.
Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des
Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und
Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
Hallweil (Reichsritter).
Die H. zählten von 1569 bis 1710 wegen Beihingen (Beilingen) zum Kanton Kocher
im Ritterkreis Schwaben.
L.: Kollmer 361; Schulz 263.
Hals (Grafschaft). Nach der Burg H. an der
Ilz benannte sich ein seit 1112 urkundlich bezeugtes Geschlecht, dessen Reichslehen 1190 an die Herren von Kamm (Cambe)
übergingen, die sich die Halser nannten. 1207 wurde das Reichslehen den Bischöfen von Passau zugesprochen. 1279 erhob König
Rudolf von Habsburg die Halser zu Grafen. Sie vererbten 1375 ihre Güter an die
Landgrafen von Leuchtenberg, die H. 1485 an die Aichberg verkauften. Nach deren
Aussterben kam es 1511 an Hans von Degenberg (Hans den Degenberger), der die
zum bayerischen Reichskreis zählende Grafschaft
1517 an die Herzöge von Bayern verkaufte.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, L., Die Grafen von Hals, 1857;
Wagner, W., Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals, 2003.
Haltermannstetten, Haldermannstetten (Reichsritter). Die H. zählten zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken. (S. Stettner von Grabenhof.)
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Pfeiffer 213; Riedenauer 124.
Hambach (südöstlich Jülichs) (Residenz des
Herzogs von Jülich-Berg bzw. Pfalz-Neuburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicinis, W. u. a., 2003, 1, 2, 248.
Hamburg (freie Reichsstadt,
freie Stadt, Land, Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des
karolingischen Vorstoßes in das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der
Jahre 2005f. könnte die Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz
zwischen Elbe und Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit
einem Durchmesser von 50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon
Kaiser Karl der Große 804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der
Mündung der Alster in die Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um
825 ließ Kaiser Ludwig der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen
Domplatz?) erbauen. 831 wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen
Ansgar. 845/847 wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen
Brandschatzungen durch die Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh.
wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), die 1111 durch Herzog Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit
der Grafschaft Holstein und der Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte
der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188
von Wirad von Boizenburg als Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete,
1216 mit der Altstadt vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte,
Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa
bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228
übertrug der Erzbischof von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen
von Schaumburg (Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch
zu einem großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog.
Ordeelbook auf. Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen
weitgehende Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das
Recht der eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14.
Jahrhundert errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf
der Nordsee (1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der
ersten Mitglieder der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee
und Ostseeraum (um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise
der Erwerb der Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen
planmäßigen Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel
(Cuxhaven) mit der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von
Sachsen-Lauenburg Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das
Gebiet bis 1868, als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam
verwalteten. Unter Kaiser Sigmund wurde die Stadt erstmals als
reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460, als die Könige von Dänemark an die
Stelle der Grafen von Schauenburg traten, galt sie als Reichsstadt.
1510 wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg für
eine Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das Reichskammergericht Hamburgs Selbständigkeit und 1768
erkannte auch der König von Dänemark H. als kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die Reformation eingeführt.
Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung. 1603 wurde das
schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste Recht unter Verwendung der
Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener anderer Quellen reformiert. Im
Schutze einer starken Befestigung blieb die Stadt vom Dreißigjährigen Krieg
weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz und Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
erhielt sie 1803 als Reichsstadt. Die Besetzung
durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich (1806) und die
Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für die sich seit
1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später ihren Dom
abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des Elbe-Departements in
das französische Reich eingegliedert. 1813/1814
verstand sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und
Hanse-Stadt dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren
Rezessen zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem
gescheiterten Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat
und Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich
an. 1919 gründete H. eine Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung.
1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter
eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937 wurden die preußischen Städte Altona mit
Blankenese, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im
Austausch gegen Cuxhaven (mit der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige
kleinere Orte eingegliedert. Nach dem Gesetz über die Verfassung und Verwaltung
der Hansestadt H. stellte diese einen staatlichen Verwaltungsbezirk mit einer
Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945 wurde H.
von Großbritannien besetzt und der britischen Besatzungszone zugeteilt. Am 6.
6. 1952 erhielt die seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland zugehörige Freie
und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969 erlangte H.
durch Vertrag mit Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil
des Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C.,
Hamburgisches Privatrecht, Teil 1ff. 1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1
(786-1300), hg. v. Lappenberg, J., 1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv
Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd. 2), bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4
(1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967; Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-,
Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845; Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und
Verwaltung in ihrer allmählichen Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f.
2. A. 1846; Baumeister, H., Das Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg,
Bd. 1f. 1856; Stubbe, E., Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden,
Diss. jur. Hamburg 1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f.
1924f.; Wölfle, K., Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J.,
Kirchengeschichte Hamburgs, Bd. 1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933;
Reincke, H., Das Amt Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G.,
Hamburg, 1938; Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller,
K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956; Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H.,
Forschungen und Skizzen zur hamburgischen Geschichte, 1951 (mit Karte der
mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius, W./Weber, R., Die Verfassung
der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952, 1953; Bolland, J., Das
hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG GA 72 (1956), 83ff.;
Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar bis Bonn, 1956;
Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der Freien und
Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger Bürgerschaft in
alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis 1594, bearb. v.
Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl.
v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und heute, 1972; Hamburg,
Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg. v. Jochmann, W., Bd.
1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische Unabhängigkeit vom
schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die Reformation in Hamburg,
1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986; Hamburg im Zeitalter der
Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das alte Hamburg
(1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W., Hamburg-Bremen, LexMA 4
1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Postel, R.,
Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.;
Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7. A. 1994; Die Stadt im
westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon, hg. v. Kopitzsch, F. u.
a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
Hamilton (Reichsritter).
Um 1700 zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hammerstein (Burggrafen, Herrschaft). Im 10.
Jahrhundert erbauten die Konradiner die Burg H. bei Neuwied. 1020 wurde sie als
Folge der kirchlich verbotenen Ehe des Engersgaugrafen Otto von H. mit seiner
Verwandten Irmingard von Kaiser Heinrich II. erobert. Als Reichsburg war sie Sitz der Herrschaft H. 1374 fiel
die Lehnshoheit an das Erzstift Trier, das nach dem Erlöschen der beiden Linien
der Burggrafen von H. 1405/1419 die Güter als heimgefallenes Lehen einzog. 1803
kam H. an Nassau-Weilburg, 1815 an Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Hammerstein (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Han (Reichsritter) s. Hain
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als
Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der
Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig
verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu
Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau
(Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein
Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz
nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und
war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der
Wetterau. 1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg
(Bornheimer Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde.
1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die Linien
Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains) und
Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat
gewannen. 1697 fielen die elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben
Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an
Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an
Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde
dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des
Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten
Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel,
1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 198.
Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des Rheins
zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den Bischof Konrad
von Lichtenberg an das Hochstift Straßburg. 1299 hinterließ der Bischof seinen
Neffen als Lehen 26 Dörfer um Willstätt und Lichtenau. Erben des 1480 im
Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren von Lichtenberg waren zwei Nichten,
die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und Zweibrücken-Bitsch verheiratet waren.
Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an Zweibrücken, doch bildeten beide Ämter ein
von Hanau aus gemeinsam regiertes Land. Seitdem nannten sich die Grafen von
Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie hatten Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im oberrheinischen Reichskreis. Beim Aussterben der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch fielen deren Güter im Elsass und um Lichtenau an die Grafen
von H. 1606 tauschten diese ein Gebiet um Pirmasens von Lothringen ein. 1680/1697
fielen die im Elsass gelegenen Güter (Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen,
Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz von
Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Die übrigen Güter (die
Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler, Kutzenhausen [Kuzenhausen],
Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen 1736 an Hessen-Darmstadt. 1803
fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und Willstädt über Karoline Luise von
Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert,
J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium der
Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und
Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.
Hanau-Münzenberg (Grafen). Die nach der Reichsburg Münzenberg in der Wetterau benannten Grafen
von H. sind eine 1452/1458 entstandene Linie der Grafen von Hanau, deren um
1800 28 Quadratmeilen umfassende Güter 1642 an Hanau-Lichtenberg und 1736 durch
Erbvertrag an Hessen-Kassel fielen. Die Grafschaft umfasste die Stadt Hanau,
die Städte und Ämter Windecken, Ortenberg, Steinau, Schlüchtern
(Steinau-Schlüchtern) und Babenhausen, die Ämter Büchertal, Bornheimerberg oder
Bergen, Rodheim, Dorheim und Altenhasslau. Über Hessen-Kassel kam die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Grafschaft
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 269f.; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und Grafschaft, 1951.
Handschuhsheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert gehörten die H. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken an. Im 18. Jahrhundert zählten die H. (Handschuchsheim) zum Ritterkreis
Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Stetten 32; Riedenauer 124; Neumaier 67,
132, 141.
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim
nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung
(vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie
1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie
durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias
das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die
durch August von Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die
Herzogtümer Calenberg und Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen
Linie Harburg kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg (†
1641), welche die Stadt H. zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648
erhielten die Lüneburger das Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an
Braunschweig gaben. 1636 verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog
Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten
(Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft
Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters
Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter
der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund
einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der
Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die
Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und
1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks
an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt
ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern
geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat
(Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei
Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle,
Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1
Stimme im obersächsischen Reichskreis
(Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen. 1752
gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei
Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche
auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für
seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die
Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch
Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war
es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im
Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte
der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum
Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar
zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um
Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen
Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um
Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833
durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach
1848 geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze
von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1.
10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz
wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises
Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23.
8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in
Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts
für Landesaufnahme 1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen
Geschichte 1908-32, 1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der
neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982;
Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs
1692-1803, 1986; Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986;
Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18.
Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R.,
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von
1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest
1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover
1848-1866, 2007; Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich
Hannover nach 1848 und ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des
.Deutschen Bundes und das Reich bis 1879,
2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
L.: Frensdorff, F., Das Reich und die Hansestädte, ZRG GA 20 (1899), 115, 248; Schäfer, D., Die deutsche Hanse, 1914; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Rundstedt, H. v., Die Hanse und der deutsche Orden in Preußen, 1937; Denucé, J., Die Hanse und die Antwerpener Handelskompagnien in den Ostseeländern, 1938; Rörig, F., Vom Werden und Wesen der Hanse, 3. A. 1943; Ebel, W., Hansisches Recht, 1949; Reibstein, E., Das Völkerrecht der deutschen Hanse, Zs. f. ausländ. öff. Recht 17 (1956), 38; Pagel, K., Die Hanse, 3. A. 1963; Olechnowitz, K., Handel und Seeschifffahrt der späten Hanse, 1965; Bruns, F./Weczerka, H., Hansische Handelsstraßen, Bd. 1f. 1962ff.; Die deutsche Hanse als Mittler zwischen Ost und West, 1963; Sauer, H., Hansestädte und Landesfürsten, 1971; Stark, W., Lübeck und die Hanse, 1973; Spading, K., Holland und die Hanse, 1973; Dollinger, P., La Hanse, 4. A. 1989; Schildhauer, J., Die Hanse, 6. A. 1985; Die Hanse, 3. A. 1999; Quellen zur Hansegeschichte, hg. v. Sprandel, R., 1982; Fahlbusch, F. u. a., Beiträge zur westfälischen Hansegeschichte, 1988; Der hansische Sonderweg?, hg. v. Jenks, S. u. a., 1993; Stoob, H., Die Hanse, 1995; Ziegler, H., Die Hanse, 1996; Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse, hg. v. Jörn, N. u. a., 1999; Hammel-Kiesow, R., Die Hanse, 2000; Pichierri, A., Die Hanse, 2000; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001; Daenelle, E., Die Blütezeit der deutschen Hanse, 3. A. 2001; Novgorod, hg. v. Angermann, N. u. a., 2002; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003; Behrmann, T., Herrscher und Hansestädte, 2004; Hansisches und hansestädtisches Recht, hg. v. Cordes, A., 2007.
Hanstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein. Im späten 17. und
frühen 18. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken an. S. Haustein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 124.
Hanxleden (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiherren von H. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 79.
Hapsal (gegenüber der Insel Dagö in der nordöstlichen
Ostsee) (Residenz des Bischofs von Ösel-Wieck)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 253.
Harant, Horant (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Harburg (Burg, Residenz des Erzbischofs von
Bremen bzw. nach 1236 des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg).
1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe H. (Horeburg)
erstmals. 1297 wurde die anschließende Siedlung von den welfischen Herzögen zur
Stadt erhoben. Von 1527 bis 1642 war sie Sitz einer Seitenlinie des mittleren
Hauses Lüneburg zu Celle. 1866 kam H. zu Preußen, 1937 zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg.
Von der Burg zur Industriestadt, hg. v. Ellermeyer, J., 1988; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 254.
Harburg (Reichsstadt/Reichsdorf). H. an der Wörnitz wird als Burg erstmals
1093 erwähnt. 1150 war es in den Händen der Staufer. Die unter der Burg
gelegene Siedlung wurde vor 1250 Markt. Am 7. 10. 1251 verpfändete König Konrad
IV. die Städte H. und Dinkelsbühl, die Burg Gosheim (Sorheim) und die Vogtei
des Klosters Mönchsroth (Rot) sowie den Zehnten zu Aufkirchen an den Grafen von
Oettingen. 1295 wurden Burg und Ort vom Reich
erneut an die Grafen von Oettingen verpfändet, die von 1493 bis 1549 dort
residierten. In einer Bestätigung König Ruprechts vom 24. 2. 1407 wird H. Markt
genannt. 1731 kam H. an Oettingen-Wallerstein. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Hugo 452; Wolff 177; Rieser Kirchenbuch, 1954.
Harda (Reichsritter)
s. Herda
L.: Pfeiffer 197.
Hardegg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die im 12.
Jahrhundert errichtete Burg H. an der Thaya in Niederösterreich war Sitz der
Grafen von H., die sich vor 1187 Grafen von Plain (bei Salzburg bzw. Reichenhall) nannten. 1278 verlieh König Rudolf von
Habsburg die dem Reich 1260 durch Aussterben des
Mannesstammes heimgefallene Grafschaft an den dritten Gemahl der Witwe des
letzten Grafen Berthold von Rabenswald (Rabenswalde). 1481 fiel die bedeutende,
seit dem Ende des 15. Jahrhunderts reichsunmittelbare Grafschaft (mit Hardegg,
Pulkau und Retz [1280]) durch Erbvertrag und Verzicht an Kaiser Friedrich III.
und damit an Österreich. Dort kam H. 1495 ohne Retz an die Prüschenk, die
gleichzeitig zu Reichsgrafen von H. erhoben
wurden.
L.: Wolff 26; Jordan, R./Helmreich, J., Hardegg, 1964; Hardegg und seine Geschichte,
1976; Weltin, M., Böhmische Mark, Reichsgrafschaft
Hardegg und die Gründung der Stadt Retz, Retzer Heimatbuch Bd. 1 2. A. 1984,
7ff.; Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre
1363, hg.v. Zehetmayer, R., 2001; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Hardenberg (Herrschaft). Die Burg H. bei Düsseldorf
bildete den Mittelpunkt der Herrschaft H. der 1145 erstmals genannten Herren
von H. Sie gelangte 1355 durch Verkauf an die Grafen von Berg und gehörte dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis an.
1808 kam H. an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Ophüls, W., Altlangenberg, 1936; Aders, G., Quellen zur
Geschichte der Städte Langenberg und Neviges, 1967.
Hardenberg (Reichsritter).
Um 1801/1802 zählten die H. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Harling (Freiherren, Reichsritter).
Von 1739 bis 1805 waren die Freiherren von H. mit dem 1733 von den Münchingen
erworbenen Gut und Schloss Münchingen Mitglieder des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Von 1770 bis 1795 waren
sie wegen erheirateter Teile von Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher
immatrikuliert.
L.: Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 205; Kollmer 379; Schulz 263.
Harlingerland („Land“). Der nach dem Flüsschen Harle
benannte nordöstlichste Teil Ostfrieslands (Esens, Wittmund, Carolinensiel,
Bensersiel, Neuharlingersiel) erscheint im 13. Jahrhundert als selbständiges
Harlinger Land. Im 15. Jahrhundert erreichte es durch Vereinigung der
Herrschaften Esens, Stedesdorf und Wittmund unter dem Häuptling Sibet Attena
seine endgültige Gestalt. 1540 wurde das dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige H. infolge Heirat mit der
westfälischen Grafschaft Rietberg sowie 1600 ebenfalls infolge Heirat mit
Ostfriesland vereinigt und kam über Hannover und Preußen (1866) 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 49,
III, 10, Herloga, ‚Harlingerland‘; Gröttrup, H., Die Verfassung und Verwaltung
des Harlingerlandes 1581-1744, 1962; Salomon, A., Geschichte des
Harlingerlandes bis 1600, 1965.
Harmersbach (Reichstal).
Das seit 1139 genannte Reichstal H. in der
Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei
Ortenau und danach zur Reichsstadt Zell am
Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1330 dem Hochstift Straßburg und der
Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er das Tal H. heraus und gab es als Pfand
an Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als
eigene Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie
Bock. 1689 löste der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich eigenständig
gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5 Quadratmeilen groß, mit
rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten,
Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Harrach (Reichsfreiherren,
Reichsgrafen). Das in Böhmen und Oberösterreich
begüterte Adelsgeschlecht H. wird 1195 erstmals erwähnt. Zunächst erwarb es
Güter in Kärnten und in der Steiermark, 1524 die Herrschaft Rohrau in
Niederösterreich. 1550 wurde es in den Stand der Reichsfreiherren
erhoben, 1627 in den Stand der Reichsgrafen.
1620 erhielt es aus der böhmischen Konfiskationsmasse reiche Güter. Im Reichsfürstenrat wurde die Familie zu den schwäbischen
Grafen gerechnet.
L.: Zeumer 554 II b 61, 21.
Harras (Reichsritter).
Vielleicht zählten die H. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Harseldt (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Harstall (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hartenstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1170 wurde
von Meinher von Werben (Burgwerben) die Burg H. bei Zwickau als Stützpunkt der
deutschen Besiedlung des westlichen Erzgebirges errichtet. Sie wurde
Mittelpunkt der Herrschaft H. Diese wurde 1406 von den verwandten Burggrafen
von Meißen an Schönburg verkauft. Ein Teil der zum obersächsischen Reichskreis zählenden Grafschaft kam 1559 an Sachsen.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Hartheim (Reichsritter).
Um 1550 zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 124; Neumaier 73, 90, 141, 144f. 147.
Hartig, Hartegg (Reichsritter).
Von 1718 bis zu seinem Tod 1754 war der Reichshofrat,
spätere Reichsgraf und Reichshofrats-Vizepräsident
Anton Elias von H. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 205.
Hartingshausen, Hartungshausen (Reichsritter). Die H. waren im 16. und 17. Jahrhundert Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 206.
Harxthausen (Ganerben, Reichsritter).
s. Haxthausen
L.: Zimmermann 72.
Harzgau (Gau zwischen Bode und Oker)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Harthago,
Hardegouue, Hardago, Harthaga, Hardego, Hardega, Harthega, Hartegouue, Thale,
Oschersleben, Üplingen bzw. Ueplingen, Rohrsheim, Schauen, Ditfurt bzw.
Ditfurth, Brockenstedt bzw. Brockenstedter Mühle bei Heimburg, Silstedt bzw.
Sillstädt, Windelberode bzw. Elbingerode, Ströbeck, [nicht Wienrode,]
Minsleben, Reddeber, Ilsenburg, Derenburg, Heudeber, Wulferstedt, Halberstadt);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 58,
124 Harzgau (Abbenrode, Börnecke, Derenburg, Ditfurt, Drübeck, Kloster
Gröningen bzw. Klostergröningen, Halberstadt, Harsleben, Heudeber, Ilsenburg,
Minsleben, Reddeber, Rohrsheim, Schauen, Silstedt, Ströbeck, Weddersleben, Wulferstedt,
Hessen nordöstlich Osterwiecks); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960,
453; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, III, 10, 35,
III, 28, 30, 31, 33, Hardaga, Hartingo, Hardegan, Harudi, ‚Harzgau‘; Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Hasbanien, (Grafschaft, Großgau westlich der
Maas), Hasbain, Hasbaniensis, Hasbengau, frz. Hesbaye. Die Grafschaft H.
westlich der Maas (Hasbengau, frz. Hesbaye, Gau Hasbanien als Hasbanienis erstmals
741/742 belegt)) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift
Lüttich zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 8 (Haspengewe, Hasbanitus, Hasbaie) (Gelinden, Tourinne la
Chaussée); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960), 488 (Hesbaye);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 17, 21, 22, 23, 26,
41, III, 32, Haspengouwe, Haspinga, Hasbania, pagus Hasbaniensis, Asbania,
pagus Hispanicus, Hasmachgouwe; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 142 Hesbaye; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen,
1983, 132, 204; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Thommen?).
Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099
als Reichslehen der Herzöge von Zähringen
erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250
nach Fürstenberg benannten. 1250 musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen
genommen werden, wurde 1278 aber wieder Reichslehen.
Von 1286 bis 1386 war es Sitz einer Linie Fürstenberg-Haslach. Nach
dreijährigem Erbstreit wurde es dem Hochstift Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393 wieder
straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an Baden und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44
Haslach (Reichsritter), Haßlach, Haßlohe s. Hasslach
Hassaga (Gau,Hassgau’)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 27, III, 25,
Hasagouwe, ‚Hassgau‘; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Hasslach (Reichsritter),
Haßlach, Haslach, Haßlohe. Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Baunach
und zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 213; Riedenauer 124.
Hassloch (Reichsdorf).
H. bei Neustadt an der Weinstraße wird 773 erstmals erwähnt. Wie Böhl und
Iggelheim war es Reichsdorf und bildete mit
diesen zusammen die Pflege H. Am 20. 3. 1252 verpfändete König Wilhelm dem
Bischof von Speyer die Dörfer H. und Böhl. Am 22. 1. 1330 verpfändete Kaiser
Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht neben fünf Reichsstädten die Dörfer H. und Böhl. 1379 kamen drei
Viertel der Pflege H. als Mannlehen der Pfalz an die Grafen von Leiningen. Nach
langjährigen Streitigkeiten erhielt 1517 in einem Vergleich die Pfalz die
Oberherrlichkeit über die Pflege, gab diese aber an Leiningen zu Lehen. 1815
kam H. zu Bayern, 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464f., Wolff 465; Wenz, G., Beiträge zur Geschichte der Pflege
Hassloch, 2. A. 1925; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der
Haardt, 1960.
Hattonchâtel (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 256.
Hattstein (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein und zu Beginn
des 18. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
Haustein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 124; Neumaier 67; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Weilbach 1550).
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten,
Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H.
an der oberen Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie
Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb
aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen
sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben
einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde
die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben.
1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie
Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741
Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen
Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und die
Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis.
Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637
erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen
zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel
Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei
Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie
Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der
Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben
(1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt,
dem 1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete
Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg.
Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004.
Hatzfeld-Trachenberg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der 1641 erlangten Herrschaft Trachenberg in Niederschlesien benannte Linie der Familie Hatzfeld, die 1635/1640 zu Reichsgrafen und 1748 zu Reichsfürsten erhoben wurde. Sie starb 1794 aus, wurde aber durch den Erben, Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein, neu begründet.
Hatzfeld-Wildenburg (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der
1380 erworbenen reichsunmittelbaren Herrschaft Wildenburg benannte Linie der
Familie Hatzfeld. Sie zählte zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Haueisen, Hausen? (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Haun, Hune (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra und vielleicht
zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Die von ihnen vermutlich im 14.
Jahrhundert bei Hünfeld erbaute Burg Hauneck musste bereits 1409 an Hessen
gegeben werden. Zwischen Hessen und Fulda war noch im 18. Jahrhundert das links
der Haune gelegene Rothenkirchen streitig, das über die H. in die Matrikel der Reichsritterschaft gelangt war und von Fulda bis zur
Säkularisation erfolgreich gegen Hessen verteidigt wurde, danach aber über
Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) 1945 zu Hessen kam.
L.: Stieber; Seyler 367, Riedenauer 124; Rahrbach 117; Ulrichs 209; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 356 (Burghaun 1550) 1628 ausgestorben?.
Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war bis 1648 Sitz der
Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende, außerdem
Stetten am kalten Markt, Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb
Neidingen (Neidlingen) und weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold
von Stein zu Klingenstein und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die
Grafen Schenk von Castell, 1756 als Pfand an das Kloster Salem und 1803 an
Baden sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg
und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.
Hausen (Herrschaft). Die Herrschaft H. nördlich
von Schwäbisch Gmünd lag innerhalb der Herrschaft Limpurg. H. war Mannlehen
Bayerns. Nach dem Aussterben der Limpurg kam es als Lehen an einen Herrn von
Bredow. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die Markgrafen
von (Brandenburg-)Ansbach zum fränkischen Reichskreis.
L.: Wolff 127; Wallner 694 FränkRK 21.
Hausen, Hausner, Heußner, Heuß (Reichsritter). Von 1545 bis 1569 war Wolf von H. wegen
eines Schlosses in Trochtelfingen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Bis etwa 1650 zählten die H. zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Haueisen?
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 124; Schulz 263.
Haustein, Hattstein, Hanstein (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten H.
vielleicht zu den Reichsrittern des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Haußlode (Reichsritter),
Hußlode? Die zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken zählenden H. waren im
18. Jahrhundert bereits erloschen.
L.: Stieber
Havelberg (Hochstift, Residenz). An der günstigen
Lage kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe bestand wohl bereits früh
ein slawischer Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht 929 eine Höhenburg
angelegt wurde. (947 oder) 948 gründete König Otto I. in H. ein Missionsbistum,
das zunächst dem Erzbistum Mainz, 968 dem Erzbistum Magdeburg unterstellt und
nach der Zerstörung 983 erst im 12. Jahrhundert, nach der Wiedereroberung des
Gebiets durch den Askanier Albrecht den Bären (1136/1137), wiederbegründet
wurde (1147/1150). Es erlangte umfangreiche Güter (Plattenburg, Putlitz,
Wilsnack, Wittstock) und war zunächst reichsunmittelbar, geriet aber vom 14.
Jahrhundert an zunehmend in Abhängigkeit von den Markgrafen von Brandenburg,
wurde im 15. Jahrhundert landsässig und blieb bis zu seiner Aufhebung 1571
unter der Landeshoheit Brandenburgs. Das evangelisch gewordene Domkapitel
bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum Havelberg, 1933;
Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter,
hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989, 1980f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 258.
Havré (Herzogtum). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte das Herzogtum H. über die Grafschaft Hennegau zum
burgundischen Reichskreis. S. Hennegau,
Niederlande, Belgien.
L.: Wolff 62; Wallner 701 BurgRK 1.
Haxthausen, Harxthausen (Freiherren, Reichsritter). Die aus dem Hochstift Paderborn
stammende, dessen Erbhofmeisteramt tragende Familie gelangte im 17. Jahrhundert
an den Rhein. 1670 gewann sie erbweise von den Rodenstein den unter der
Herrschaft der Pfalz stehenden Häuserhof bei Ingelheim. Im 18. Jahrhundert
waren die Freiherren von H. mit Dilshofen und Georgenhausen Mitglied im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken und mit einem Siebtel der Ganerbschaft
Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an
Hessen-Darmstadt und gelangten damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72;
Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 36, 187; Riedenauer 124; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Georgenhausen, Dislhofen 1792).
Hebele (Reichsritter).
Die H. zählten um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hebenhausen, Hedingshausen? (Reichsritter). Im 17./18. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Seyler 368; Riedenauer 124.
Heddesdorf, Heddersdorf, Hedersdorf, Hettersdorf
(Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die auch in den Kantonen Rhön-Werra und Baunach immatrikulierten H. mit
dem 1808 an Aschaffenburg gefallenen Bessenbach (Besenbach) zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken, mit Lörzweiler zum Kanton Oberrheinstrom sowie mit
Teilen von Horchheim und Arzheim zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1805 war Christoph von H. als Personalist Mitglied des Kantons Odenwald.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Winkelmann-Holzapfel 153; Pfeiffer 211; Riedenauer 124, 188; Stetten 32, 38,
39; Rahrbach 123; Neumaier 66, 73.
Hedingshausen, Hebenhausen? (Reichsritter).
Im späten 18. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hees (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von und zu der H. mit Holdinghausen
(Holdingshausen) zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 von der Hees
(Lindheim).
Heesperg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 211.
Heggbach, Hegbach, Hepbach (reichsunmittelbare
Abtei). In H. (Hecchibach) bei Biberach wurde vermutlich in Anlehnung an eine
ursprünglich adlige, dann über König Heinrich (VII.) an die Linzgauzisterze und
von dort an einen zunächst bei Maselheim angesiedelten Konvent von Beginen
gelangte Eigenkirche vor 1231 ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. Es
erlangte 1429 die niedere Gerichtsbarkeit für sein Gebiet und war seit dem
späten Mittelalter, weil es nie einen Vogt hatte, reichsunmittelbar. In
geistlicher Hinsicht unterstand es der Oberaufsicht des Abtes von Salem. Die
Herrschaft des zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Klosters umfasste die fünf Dörfer Baustetten, Bronnen, Maselheim,
Mietingen und Sulmingen, insgesamt ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 80
Quadratkilometern mit 3000 Einwohnern. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam es (bis 1873) an die Grafen Waldbott von Bassenheim bzw.
(von) Waldbott-Bassenheim, die Dörfer Mietingen, Sulmingen sowie der Zehnt von
Baltringen an die Grafen von Plettenberg, 1806 an Württemberg. Bibliothek und
Archiv wurden 1820 nach Buxheim gebracht. 1875/1884 ersteigerten die
Franziskanerinnen von Reute (Reutte) das Klostergelände. Über Württemberg kam
H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 67; Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 18; Wallner 689 SchwäbRK
67; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Mayer, F., Geschichte des
vormaligen Reichsstifts und Gotteshauses
Heggbach, 1917, Neudruck 1981; Beck, O., Die Reichsabtei
Heggbach, 1980; 750 Jahre Kloster Heggbach (1231-1981), hg. v. Haas, L., 1981;
Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten
im Zeitalter des Barock, 1982.
Hehl (Reichsritter).
1651 und 1666 war Johann Sigmund von H. wegen Bromberg im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 263.
Heichelheim? (Reichsdorf).
s. Heyenheim.
L.: Hugo 461, 462.)
Heideck (Herrschaft). Die um 1250 entstandene
Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der Herren von H., die aus
dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von Arnsberg und 1129 von
Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von Eichstätt und erlangten
am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten sie Güter der
Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft
reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437 wurde H. geteilt und 1445 an
Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem Tod Konrads II. von H. an
Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit später wieder an Bayern. Von
1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft und führte für diese Zeit die
Reformation in der zum bayerischen Reichskreis
zählenden Herrschaft ein. S. Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg,
die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren
von Heideck, 1968.
Heidelberg (Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein
1353-1720)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 259.
Heidelsheim (Reichsstadt).
H. (Heidolfesheim) bei Bruchsal wird 770 in einer Urkunde Lorschs erstmals
genannt. 1124/1125 gelangte der Ort von den Saliern, die ihre Rechte als Vögte
des Klosters Weißenburg erlangt hatten, an die Staufer. Vermutlich schon vor
1286 war H., das 1241 mit 100 Pfund Hellern Jahressteuer im Reichssteuerverzeichnis aufgeführt wurde, Reichsstadt und wurde jedenfalls 1307 als solche
bezeichnet. 1311 wurde H. an Baden verpfändet, 1333 an die Pfalz.
1424/1642/1643 kam es endgültig an die Pfalz, 1803 an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Härdle, O., Geschichte und Bild der ehemaligen Reichsstadt Heidelsheim, 1960.
Heidenheim (Herrschaft). Neben älteren Siedlungen
bestand in H. an der Brenz ein erstmals zwischen 750 und 802 anlässlich einer
Schenkung an Fulda erwähntes, auf alemannischem Herzogsgut errichtetes Dorf. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand das meiste Gut in H. den Hellenstein zu,
von denen Degenhard von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum procurator des
Königsgutes in Schwaben bestellt wurde. König Rudolf von Habsburg zog das
ehemals staufische Gut an das Reich. 1302 wurde
es an die Helfenstein verpfändet, welche die Höhenburg Hellenstein zum
Mittelpunkt der Herrschaft Hellenstein machten, die 1448 als Herrschaft H. an
Württemberg und 1450 von dort an Bayern-Landshut veräußert wurde. 1504 kam die
zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft
nach dem Erbfolgekrieg um Bayern-Landshut wieder an Württemberg, wo sie
abgesehen von 1635/1648 (Bayern) verblieb. 1951/1952 gelangte damit H. zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; 600 Jahre Stadt Heidenheim/Brenz
1356-1956, 1956; Heimatbuch des Kreises Heidenheim, 2. A. 1963; Heidenheim an
der Brenz, bearb. v. Schneider, F., 1970; Bühler, H., Heidenheim im
Mittelalter, 1975; Akermann, M., Schloss Hellenstein über Heidenheim, 1978.
Heidenheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592.
Heidenopp, Haidnob (Reichsritter).
Von 1654 bis 1666 waren die H. wegen Gütern in Plüderhausen und Bromberg im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Im 16. Jahrhundert
zählten die H. (Haidnob) zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Schulz 263; Riedenauer 124.
Heidingsfeld (Reichsdorf,
Reichsstadt). H. (Heitingsveldono) bei Würzburg
wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung erstmals genannt. Um 849 ist dort
zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar, das an Fulda und von dort als
Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an die Staufer kam. Am 18. 11.
1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und Lützelfeld (Lutzelenvelt),
dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet habe. Im 14. Jahrhundert war
der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens (Kaiser) Karls IV. bei Böhmen
und erhielt 1368 das Stadtrecht von Sulzbach. Von 1431 bis 1488 war H. bei
Nürnberg und seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bzw. endgültig seit 1628 bei
dem Hochstift Würzburg, mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in
Würzburg eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss.
phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R.,
2005.
Heilbronn (Reichsstadt).
H. am Neckar erscheint nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut,
dessen Kirche und Zehnt dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen wurden
(822 Heilibrunna). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen
von Calw, die es 1146 an Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von
Dürn, dem Hochstift Würzburg und den Staufern umstritten. Spätestens im 13.
Jahrhundert kam es an die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum genannt. Das
erste erhaltene Stadtrecht stammt von 1281. Vielleicht schon seit dem
Interregnum (1254-1273), jedenfalls seit dem 14. Jahrhundert (1322 Blutbann,
1334 Nichtevokationsprivileg, 1360 Erwerb des Schultheißenamtes, 1464 Erwerb
der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu ihr gehörten
das Reichsdorf Böckingen sowie drei weitere
Dörfer. Um 1790 war H. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1802 fiel das zum schwäbischen Reichskreis
zählende H. mit Böckingen, Flein, Frankenbach, Neckargartach und Lautenbacher
Hof (Lauterbacher Hof), insgesamt 1 Quadratmeile bzw. rund 55 Quadratkilometer
Gebiet, und rund 9400 Einwohnern an Württemberg, über das es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des
herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn, 1894; Beschreibung des Oberamtes
Heilbronn, Bd. 1f. 1901ff.; Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.;
Gauss, W., Heilbronn, die Stadt am heiligen Brunnen, 1956; Hempe, L., Die
Stadtgemeinde Heilbronn, 1959; Weingärtner, K., Studien zur
Geschichtsschreibung der Reichsstadt Heilbronn
am Neckar, 1962; Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn, 1970; Stadt- und Landkreis
Heilbronn, 1973; Aus der Heilbronner Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C.,
1988; Schuler, P., Heilbronn, LexMA 4 1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn,
1991; Schrenk, C., Von Helibrunna nach Heilbronn, 1998.
Heiligenberg (Grafen, Grafschaft, Landgrafschaft).
Nach der Burg H. bei Überlingen nannten sich die im 10. Jahrhundert erwähnten
Grafen von H., welche die Vogtei über das Hochstift Konstanz hatten. Die
räumlich dem vorangehenden Linzgau entsprechende Grafschaft kam 1277 durch
Verkauf seitens des letzten Grafen an die Grafen von Werdenberg und 1534 im
Erbgang an die Grafen von Fürstenberg. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft.
Innerhalb Fürstenbergs gehörte sie von 1562 bis 1716 zur Linie Heiligenberg,
dann zu den Linien Messkirch und Stühlingen und seit 1744 zur Linie Messkirch.
Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1806
fiel sie mit rund 5 Quadratmeilen bzw. 270 Quadratkilometern an Baden. Damit
gelangte ihr Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Zeumer 553 II b 61, 1; Wallner 687 SchwäbRK 28; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berenbach, E., 800 Jahre Grafen von
Heiligenberg, 1936; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, hg. v. Schleuning,
H., 1972; Himmelheber, G., Schloss Heiligenberg, 14. A. 1977; Himmelheber, G.,
Schloss Heiligenberg, 5. A. 1986.
Heiligenstein (Reichsdorf).
Am 16. 4. 1276 verpfändete König Rudolf von Habsburg das Dorf H. zwischen
Straßburg und Schlettstadt dem Eberhard von Landsberg für 100 Mark. Am 5. 12.
1339 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer dem Johann von Ecketich die Einlösung. Am
2. 1. 1357 verpfändete Kaiser Karl IV. dem Edlen von Landsberg das Dorf für 150
Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht von der Pfalz seinem Sohn,
das eingelöste Reichsdorf als Reichspfandschaft zu besitzen. S. Elsass.
L.: Hugo 471.
Heilsberg (Residenz des Bischofs von Ermland
1315-1320, 1350-1795)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 262.
Heimbach, (Heimbach-Weis) (Freiheimgericht). H.
im Westerwald gehörte ursprünglich zum Reichsgut
um Engers. Am 16. 5. 1343 belehnte Kaiser Ludwig der Bayer den Grafen Wilhelm
von Wied mit dem Freiheimgericht in H., Weis und Gladbach im Westerwald als Reichsmannlehen, nachdem er am 30. 5. 1336 den Grafen
von Isenburg die Einsetzung von Schultheiß und Schöffen und die Ausübung des
Blutbannes gestattet hatte. Faktisch entwickelte sich das Gebiet zu einem
Kirchspiel ohne Herren. Dieses wurde im September 1545 auf Grund kaiserlicher
Belehnung von Friedrich von Reifenberg zu Sayn in Besitz genommen, diesem aber
ein Jahr später bereits wieder auf Grund einer Intervention des Erzstifts
Trier, dem der Abt von Rommersdorf seine Rechte abgetreten hatte, entzogen. Zu
Beginn des 17. Jahrhunderts war das Kirchspiel ganz in das Erzstift Trier
einbezogen. Über Nassau gelangte H. 1866 zu Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Leicher, H.,
Heimbach-Weiser Heimatbuch, 1961.
Heimerzheim (auf der Swist) (Reichsdorf?, Heymersheim)
L.: Hugo 475.
Heinold (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Heinrichen (Reichsritter).
Vom 17. Jahrhundert bis 1806 zählten die H. mit den Rittergütern Grasmannsdorf
und Grub zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie
um 1805/1806 auch im Kanton Gebirg immatrikuliert.
L.: Bechtolsheim 16; Riedenauer 124.
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum,
Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher
Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich
II. von Hachberg die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit
1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors
(Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz
und Stimme auf dem Reichstag. Das 4
Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene Grafschaft Bonndorf) 50
Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende, dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich
faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den
Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg
im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt,
1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer
Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Helbe (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton
Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124.
Heldburg (Herrschaft). H. bei Hildburghausen wird
erstmals 837 anlässlich einer Übertragung an Fulda genannt (Helidberga). Zu
Beginn des 14. Jahrhunderts war die Burg Sitz der Grafen von Henneberg. 1353
gelangte sie mit der zugehörigen Herrschaft durch Heirat an die Burggrafen von
Nürnberg, 1374 an Sachsen. 1826 fiel das bis 1806 über Sachsen-Hildburghausen
zum oberrsächsischen Reichskreis zählende H. an
Sachsen-Meiningen und kam damit 1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 397; Bießmann, K., Das fürstlich-sächsische Amt Heldburg in der Mitte
des 16. Jahrhunderts, Diss. phil. Jena, 1936.
Heldritt (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg und zum Kanton
Rhön-Werra (bis etwa 1750), im frühen 17. Jahrhundert auch zum Kanton Baunach
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 368; Riedenauer 124;
Rahrbach 118.
Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei
Geislingen an der Steige errichtet. Nach ihr nannten sich die im staufischen Reichsdienst bedeutenden, seit 1113 bezeugten Grafen
von H., die um 1258 Teile der Güter der Grafen von Dillingen erbten. Sie hatten
Güter um Geislingen/H., Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267) und Heidenheim
(1351), die vielfach geteilt wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb 1546
Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit 1396 und nach dem Aussterben der
Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter an die Reichsstadt
Ulm (Güter der Wiesensteiger Linie ohne Wiesensteig), an die Grafen von
Fürstenberg (Messkirch, Gundelfingen, Neufra), an Württemberg (1447/1448) und
Bayern (1642), 1806/1810 fast ganz an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4;
Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I.,
Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.
Helgoland (Insel). Die auf einem unterirdischen
Salzstock ruhende, schon in der Steinzeit bewohnte Nordseeinsel H. (heiliges
Land?) wurde im Frühmittelalter von Friesen besiedelt. 1402 kam sie an das
Herzogtum Schleswig, 1490 durch Landesteilung an die Herzöge von
Schleswig-Holstein-Gottorp bzw. Gottorf. 1714 musste sie an Dänemark, 1807/1814
von diesem an England abgetreten werden. Durch Vertrag vom 1. 7. 1890 wurde H.
vom Deutschen Reich gegen Sansibar eingetauscht
und durch Gesetz vom 15. 12. 1890 dem Reich,
durch preußisches Gesetz vom 18. 2. 1891 Preußen einverleibt. Am 18. 4. 1945
wurde der Ort durch Bombenangriffe vernichtet. Am 18. 4. 1947 versuchte England
als Besatzungsmacht vergeblich die Insel insgesamt mit 6,5 Millionen Kilogramm
Sprengstoff zu zerstören. Am 1. 3. 1952 wurde H. an Deutschland zurückgegeben
und dem Land Schleswig-Holstein zugeteilt (1972 2,09 Quadratkilometer, 2500
Einwohner). Seit 1. 1. 1996 gehört (das durch das Meer gefährdete) H. zum
deutschen Hoheitsgebiet und Steuergebiet.
L.: Sell, M., Das deutsch-englische Abkommen 1890, 1926; Siebs, B./Wohlenberg,
E., Helgoland, Landes- und Volkskunde, 1953; Bahr, M., Helgoland, Fries. Jb. 30
(1955), 203; Lüth, E., Helgoland, 2. A. 1963; Friedrichs, K., Umkämpftes Helgoland,
1988.
Hellerkirch (Reichsdorf)
s. Hollar.
L.: Hugo 461, 462.
Helmarshausen (Reichsabtei).
H. an der Diemel bei Hofgeismar ist vor 944 (Helmerateshusa) als Königshof
bezeugt. Zu Ende des 10. Jahrhunderts entstand vermutlich durch Graf Eckhard von
Reinhausen ein Benediktinerkloster, das vor 997 zur Reichsabtei
mit Freiheit wie Corvey erhoben wurde. 1017 gab Kaiser Heinrich II. H. an den
Bischof von Paderborn. 1220 übernahm das Erzstift Köln den Schutz der Abtei
gegen Paderborn. Von 1479 bis 1597/1617 kam H. durch Unterstellung an Hessen.
Die Reichsabtei wurde 1536 aufgehoben. 1597
verzichtete Paderborn nach langem Rechtsstreit auf seine Rechte. Später
gelangte H. an Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Wolff 254; Pfaff, F., Die Abtei Helmarshausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch.
u. Landeskunde 44 (1910), 188ff., 45 (1911); Heinemeyer, W., Ältere Urkunden
und ältere Geschichte der Abtei Helmarshausen, Arch. f. Diplomatik 9/10
(1963/1964); Fahlbusch, F., Helmarshausen, LexMA 4 1989, 2123f.; Helmarshausen,
hg. v. Baumgärtner, I., 2003.
Helmstadt, Helmstatt, Helmstädt (Reichsritter, Grafen). Vom frühen 16. Jahrhundert bis
zum frühen 18. Jahrhundert zählten die von den Göler von Ravensburg
abstammenden H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Um 1790 waren
die Grafen von H. mit Berwangen, Hochhausen, Neckarbischofsheim mit Hasselbach,
einem Drittel Kälbertshausen und Oberbiegelhof Mitglied des Kantons Kraichgau
des Ritterkreises Schwaben. Von 1603 bis 1629 waren die H. wegen Dunstelkingen,
Ebersberg und Talheim im Kanton Kocher immatrikuliert. 1581 zählten die H. zum
Kanton Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Sie gehörten auch
zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 63; Stetten 32;
Winkelmann-Holzapfel 152; Schulz 264; Riedenauer 124; Neumaier 73, 150.
Helmstedt (reichsunmittelbare Abtei, Residenz).
Aus einer um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte
sich vor 887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom
Bistum Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und die mit dem Kloster Werden
bis 1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war. Sie war bis 1802/1803
reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt H. (952 Helmonstedi) verlor
der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig, die 1576 in H. die bis 1810
bestehende Universität ”Juleum” gründeten. Über Braunschweig kam H. 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H., Papsturkundenfälschungen
für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954), 425ff.; Stelzer, O.,
Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H., Helmstedt. Die Geschichte
einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v. Conrady, H., 1965; Fahlbusch,
F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U., Universitätsbesuch in
Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699
(Werden und Helmstedt), 1, 2, 265.
Hembach (Reichsdorf?)
s. Dürrenhembach.
L.: Hugo 456.
Hendrich (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Henlein (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals urkundlich
bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und Hassbergen begütert
war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter Berg) im Grabfeld zehn
Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren Niederlagen durch die
Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte,
Burggrafen (1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst
ein. 1230 verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen,
Mellrichstadt und Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen
abgedrängt, 1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen
Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue
Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel).
1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583,
1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf an
Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen),
teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im
Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss 1554 infolge
Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen, Sachsen). Nach
dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der Erbverbrüderung
von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter gemeinsam bis 1660.
Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das ernestinische Sachsen-Meiningen (bis
1920), der Rest an (das albertinische) Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft
Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen werden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa 74000
Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen
mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und
die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach
5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder
Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000
Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld),
Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7
Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern, Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen
mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar) und Sachsen-Hildburghausen 0,75
Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Behrungen). Der kursächsische Teil
kam 1815, der hessische 1866 an Preußen. Sachsen-Meiningen ging 1920 in
Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96,
798; Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006.
Henneberg-Aschach (Grafen, Reichsfürsten).
Die Grafen von H. sind eine 1274 entstandene Teillinie der Grafen von
Henneberg, die 1486 in den Reichsfürstenstand
erhoben wurde und 1549 ausstarb. Ihr entstammte der Mainzer Erzbischof Berthold
von Henneberg (1481-1504). Sie erlangte 1274 Lengfeld, Belrieth, Behrungen und
Hendungen, Aschach, Ebenhausen, halb Münnerstadt und das halbe Gericht Saal an
der Saale, 1378 die Güter von Henneberg-Hartenberg(-Römhild). Sie verkaufte
1401 die Herrschaft Aschach an Würzburg, siedelte nach Römhild über und nannte
sich (nach) Römhild. Später verkaufte sie einen Teil ihrer Güter an die Grafen
von Mansfeld. Der Rest kam bei ihrem Erlöschen an Henneberg-Schleusingen.
L.: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006.
Henneberg-Römhild (Grafschaft). Henneberg-Aschach nannte
sich nach dem Anfall Henneberg-Hartenberg(-Römhilds) (1378) H. Es erwarb
zahlreiche Güter (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1335/1344 Kühndorf, 1455
ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an Bedeutung
(1526 von der Fürstenbank des Reichstags
verwiesen). 1548 kamen die Güter Graf Bertholds XVII. an die verschwägerten
Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein
Viertel Hennebergs). Die Güter Graf Albrechts fielen an die verschwägerten
Grafen von Stolberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die über den Herzog von
Sachsen-Meiningen (1660) zum fränkischen Reichskreis
zählende Grafschaft H. 2,9 Quadratmeilen groß und hatte 8000 Einwohner.
L.: Wallner 693 FränkRK 21; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Henneberg-Schleusingen (gefürstete Grafen). Die Grafen von H.
sind eine 1274 entstandene, 1310 gefürstete Teillinie (Fürstengenossen) der
Grafen von Henneberg (mit Henneberg, Wasungen, Themar [Jüchsen, Neubrunn],
Dorfsuhl (= Suhlerneudorf), Schleusingen, Kühndorf, Dornberg bei Groß-Gerau,
Vieselbach, Isserstedt [,spätere Ämter Kaltennordheim, Hutsberg und
Henneberg/Maßfeld]), die rasch (1311-1316) viele Güter erwarb (Belrieth 1323,
Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Roßdorf 1317, Tambach, Schmalkalden,
Barchfeld, Untermaßfeld (Maßfeld) 1325, Coburg), aber 1347 bzw. 1353 wieder
verlor. Ihre 1549 infolge Beerbung Henneberg-Römhilds vermehrten Güter fielen
bei ihrem Aussterben (1583) an Linien der Wettiner (Sachsen u. a.) und an
Hessen-Kassel (Herrschaft Schmalkalden). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
die Grafschaft H. über Sachsen, Sachsen-Weimar und Sachsen-Hildburghausen dem
fränkischen Reichskreis an.
L.: Wallner 693 FränkRK 6 f; Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft
Henneberg-Schleusingen, 1944; Henning, E., Die gefürstete Grafschaft
Henneberg-Schleusingen im Zeitalter der Reformation, 1981; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 224; Mötsch, J., Das Urbar der Grafschaft
Henneberg-Schleusingen von 1360/66, Jb. d. hennebergisch-fränkischen
Geschichtsvereins 17 (2002), 97; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Henneberg-Schmalkalden (Grafschaft). 1249 kam im thüringischen
Erbfolgestreit Schmalkalden an die Henneberg. 1583/1619 fiel es an Hessen
zurück. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte H. über Hessen-Kassel mit 6,8
Quadratmeilen zum fränkischen Reichskreis. S.
Henneberg, Schmalkalden.
L.: Wallner 693 FränkRK 16.
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und
mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen
des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen.
1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die Gräfin
Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von einer
Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war
illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch
die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig
des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem
durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von
Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian
mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555
bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis
1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich
abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um
Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten
Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten
Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436
Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22,
24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis,
pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier,
M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969,
71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut;
Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J.,
La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
Heppenheim, genannt Saal (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die H. genannt Saal zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken.( S. Burggraf zu H.)
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 124.
Herbilstadt, Herbolsthal (Reichsritter) s. Herbstadt.
Herbrechtingen (Reichsstift).
774 gab König Karl der Große das auf altem Siedlungsland errichtete H.
(Hagrebertingas) an die dort durch Fulrad von Saint-Denis (Saint Denis)
gegründete Kirche. Im frühen 10. Jahrhundert zog Herzog Burchard von Schwaben das
daraus erwachsene Stift als Erbgut seiner Gemahlin Reginlind an sich. Kaiser
Friedrich II. übertrug die Vogtei über das nunmehrige Augustinerchorherrenstift
an die Herren von Wolfach, die sie 1227 an die Grafen von Dillingen verkauften.
1258 bemächtigte sich Graf Ulrich von Helfenstein als Schwiegersohn des letzten
Grafen von Dillingen des Stiftes und zog es zur Grafschaft Helfenstein bzw.
Herrschaft Heidenheim. 1531/1536 wurde die Reformation eingeführt. 1648 kam das
Stift endgültig an Württemberg und H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: 1200 Jahre Herbrechtingen, 1974.
Herbstadt, Herbilstadt, Herbolsthal (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum
Kanton Rhön-Werra, zum Kanton Steigerwald und zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Riedenauer 124; Rahrbach 119.
Herbsthain (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert waren die H. Mitglied im Kanton Hegau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Herckam, Horken?, Horkheim? (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 213; Riedenauer 124.
Hercolani (Reichsfürst). 1699 erhob Kaiser Leopold I. Filippo H. zum Reichsfürsten und seine Herrschaft Fioremonte (Florimonte) zum Marchesat.
Herda, Hörda, Harda (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken, im 17. Jahrhundert auch zum Kanton Odenwald.
L.: Seyler 368; Pfeiffer 197; Riedenauer 124; Neumaier 150.
Herdegen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Heressem (Reichsritter) s. Herisem
Herford (Frauenstift, reichsunmittelbares Stift,
Residenz). An der Kreuzung wichtiger Straßen und Furten über Aa und Bowerre
(Werre) wurde um 800 (823?, Weihe 832) von dem Adligen Walger auf dem Boden des
Hofes ”Oldenhervorde” (838 Herivurth, 972 curtis imperatoria Herivurde) als
ältester Frauenkonvent in Sachsen das Damenstift H. gegründet. Kaiser Ludwig
der Fromme gab ihm ein Drittel der für Corvey vorgesehenen Güter und machte das
Stift zur Reichsabtei. Von 919 bis 924 zerstört
wurde es ab 927 wieder aufgebaut. 1147 wurde es mit 39 Oberhöfen und etwa 800
zinspflichtigen Unterhöfen reichsunmittelbar. Vögte waren ursprünglich
vermutlich die Billunger, dann der Welfenherzog Heinrich der Löwe und wohl als
Untervögte Heinrichs des Löwen und seit 1180 des Erzstifts Köln die Grafen von
Schwalenberg, denen vielleicht schon vor 1261 die Grafen von Sternberg und 1382
die Grafen von Jülich-Berg folgten. Bereits im Spätmittelalter verzichteten die
Äbtissinnen auf wichtige Rechte in der Stadt und die Ausbildung eines
geschlossenenen Herrschaftsgebiets. Um 1533 wurde das Stift evangelisch. Im 17.
und 18. Jahrhundert waren die Rechte der Äbtissin nicht flächendeckend, sondern
mit Ausnahme der Stiftsfreiheit über die übrige (spätestens seit 1651)
brandenburgische Stadt Herford verteilt. 1802 wurde das dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis angehörige Stift von Preußen
aufgehoben und am 25. 2. 1803 der seit 1614 zu Preußen gehörenden Grafschaft
Ravensberg einverleibt. 1810 wurde es nach Umwandlung in ein Kollegiatstift für
Männer (1804) endgültig aufgelöst. 1946 kam H. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 336; Zeumer 553 II a 37, 13; Wallner 705 WestfälRK 57; Pape, R., Über
die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel 1955; Cohausz, A., Ein Jahrtausend
geistliches Damenstift Herford, Herforder Jahrbuch 1 (1960); 100 Jahre Landkreis
Herford, 1966; Herforder Geschichtsquellen, Bd. 1 1968; Pape, R., Sancta
Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1979;
Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS
Schmelzeisen, G., 1980, 173; Pape, R., Waltger und die Gründung Herfords, 1988;
Herford zur Kaiserzeit, bearb. v. Pape, R., 1989; 1200 Jahre Herford, hg. v.
Helmert-Corvey, T., 1989; Fahlbusch, F., Herford, LexMA 4 1989, 2152f.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 714, 2, 1,266; Schröder-Stapper, A.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Herford (Reichsstadt).
Die im Anschluss an das adlige, reichsunmittelbare Frauenstift H. entstandene
Siedlung besaß seit etwa 1170 oder 1180 Stadtrecht. Die Reichsunmittelbarkeit der ab 1520 evangelisch gewordenen Stadt
wurde 1631 durch Urteil des Reichskammergerichts
bestätigt, obwohl der Ort 1547 durch Urteil des Reichskammergerichts
Jülich-Berg unterstellt worden war. Seit 1647/1652 stand die Stadt aber unter
der Hoheit Brandenburgs bzw. Preußens, das H. als Erbe von
Jülich-Berg-Ravensberg 1647 bis 1650 und 1652 endgültig besetzte. 1810/1811 kam
H. zum Königreich Westphalen, 1815 wieder zu Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Korte, F., Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt
Herford vom 14.-17. Jahrhundert, Jahresberichte d. hist. Ver. f. Gfsch.
Ravensberg 58, 1ff.; Pape, R., Über die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel
1955; Pape, R., Herford im Bild, 1964; Freie und Hansestadt Herford, hg. v.
Herforder Verein f. Heimatkunde, Bd. 1ff. 1982ff.; 1200 Jahre Herford - Spuren
der Geschichte, hg. v. Schuler, T./Helmert-Corvey, T., 1989; Rechtsbuch der
Stadt Herford. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Orginal-Format der
illuminierten Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, hg. v. Helmert-Corvey, T.,
1989;Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Herford, 2011.
Heringen (Reichsritter).
Die H. zählten ab etwa 1785 mit Wehrda, Schloss Hohenwehrda (Hohenwerda),
Rhina, Schletzenrod und Wetzlos zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 152; Riedenauer 124; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356
(Wehrda 1792).
Herisem, Heressem (Reichsritter).
Im späteren 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Herman von Hermansdorf (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von H. mit dem 1784 erworbenen Bellenberg zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben sowie von 1715 bis 1776 zum Kanton Kocher (zeitweise mit
Dettingen).
L.: Hölzle, Beiwort 58; Kollmer 361; Schulz 264.
Herold (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Heroldsberg (reichsritterschaftlicher Ort). Am Ende
des 13. Jahrhunderts war das im Reichswald Sankt
Sebalds bei Nürnberg gelegene H. Mittelpunkt eines an Nassau verpfändeten, von diesem
über die Burggrafen von Nürnberg an Herzog Swantibor von Pommern gelangten Reichsamts. 1391 erwarben die Patrizier Geuder aus
Nürnberg das Reichslehen. Ihre Linie
Geuder-Rabenstein (seit 1649) zählte zur Reichsritterschaft,
innerhalb deren H. dem Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken angehörte. 1806
fiel es an Bayern. S. Geuder.
L.: Wolff 512.
Herrenalb (Reichsabtei)
(seit 1971 Bad Herrenalb). 1149 gründete Graf Berthold III. von Eberstein das
Zisterzienserkloster Alba bzw. H. bei Calw. Es erwarb rasch bedeutende Güter,
die es zu einem geschlossenen Gebiet von etwa 340 Quadratkilometern mit mehr
als 40 Orten ausbaute. Früh wurde es reichsunmittelbare Abtei. Vögte waren im
13. Jahrhundert nach den Grafen von Eberstein die Markgrafen von Baden, seit
1338 durch königliche Verleihung die Grafen von Württemberg. 1497 ging im
Streit zwischen Baden und Württemberg die Reichsunmittelbarkeit
zugunsten Württembergs verloren. 1535 wurde die Abtei von Württemberg durch
Einführung der Reformation aufgehoben und wurden die Güter von Württemberg
übernommen. Mit diesem gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Seilacher, K.,
Herrenalb. Geschichte des Klosters, 1952; Pflüger, H., Schutzverhältnisse und
Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb bis
1497, 1958; Kottmann, A., Herrenalb, 1966; Mattejiet, U., Herrenalb, LexMA 4
1989, 2180; Bad Herrenalb, hg. v. d. Stadt Bad Herrenalb, 1990; 850 Jahre
Kloster Herrenalb, hg. v. Rückert, P. u. a., 2001
Herrot, Herroth (Herrschaft). Die Herrschaft H.
südwestlich von Leutkirch gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen
von Waldburg-Zeil-Zeil dem schwäbischen Reichskreis
an. 1806 fiel sie an Württemberg und damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a.
Hersfeld (Reichsabtei,
Fürstentum, Residenz). Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der
Einmündung von Haune und Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in
den Osten auf eigenem Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der
bereits eine Einsiedelei (cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde
775 durch Schutzprivileg König Karl des Großen Reichsabtei.
Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen begütert (u. a. Niederaula) und
zeichnete die ersten Erwerbungen im sog. Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts
auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in Italien gedruckte Handschrift der
Germania des Tacitus auf. 968 wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II.
gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem Erzstift Mainz
geführte Streit um die Zehnten in Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit
verfasste der Mönch Lambert von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13.
Jahrhundert gewann die Abtei ein kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre
Vögte, die Landgrafen von Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen,
erfolgreich verteidigte. Die schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im
14. und 15. Jahrhundert führten 1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft
Hessens über Stadt und Abtei. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in H.
1648 kam die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Reichsabtei als Fürstentum zur
Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7
Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die
Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt
oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen
Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die
Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu
Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei
Hersfeld, 2. A. 1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei
Hersfeld von seinen Anfängen bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von
den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989,
2182f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Hersfeld (Reichsstadt)
(Bad Hersfeld). Bei der 769 gegründeten Abtei H. entwickelte sich im Laufe der
Zeit eine Siedlung, die 1170 besonders genannt ist. Sie wurde von König Wilhelm
(1249-1252) als Reichsstadt anerkannt,
unterstand aber seit 1256 wieder der Abtei, mit der sie nach schweren Kämpfen
im 13. und 14. Jahrhundert 1648 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen fiel.
L.: Butte, H., Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert, 1911; Neuhaus, W.,
Geschichte von Hersfeld von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. A. 1954; 1250
Jahre Bad Hersfeld, red. v. Rauche, B., 1986; Struve, T., Hersfeld, LexMA 4
1989, 2182f.; Witzel, J., Hersfeld 1525 bis 1726, 1994.
Herter von Herteneck (Reichsritter).
Die H. waren von 1548 bis 1613 Mitglieder im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben (zuletzt Hans Christoph Herter von Herteneck zu Dusslingen) sowie von
1567 bis 1614 mit Harteneck im Kanton Kocher.
L.: Hellstern 205; Schulz 264.
Hertinghausen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Hertogenrade (Herrschaft, Herzogenrath). Die
Herrschaft H. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg
dem burgundischen Reichskreis an. S.
Herzogenrath.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 265).
Herwart von Bittenfeld (Reichsritter),
Herwarth von Bittenfeld. Von 1574 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts war die
Augsburger Patrizierfamilie Herwart mit dem 1245 erstmals erwähnten, vor 1253
an Württemberg gelangten und im 15. Jahrhundert vorübergehend an die Herren von
Bernhausen gekommenen Bittenfeld bei Waiblingen belehnt. Die H. zählten zum
Kanton Kocher im Ritterkreis Schwaben. Bittenfeld kam 1951/1952 über
Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Schulz 264.
Herzberg (am Harz) (Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Grubenhagen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 270.
Herzogenrath (Herrschaft, Hertogenrade). Die
Herrschaft H. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg
dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 265).
Hesperingen (Herrschaft). Die Herrschaft H. bei
Luxemburg wurde 1492 von Baden erworben. Sie blieb unter der Landeshoheit
Österreichs bzw. Luxemburgs.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Heß, Hess (Reichsritter).
Von 1782 bis 1805 waren die H. als Personalisten Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 264.
Heßberg, Hessberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. (Hespergk, Hesperg) zu den Kantonen Altmühl
(bis 1806), Steigerwald (bis 1806) (wegen Lenzersdorf [Lentzelsdorf]), Baunach,
Odenwald, Rhön-Werra und Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 208, 213,
214; Bechtolsheim 13, 17, 195; Riedenauer 124; Rahrbach 121; Neumaier 68.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien.
Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der
Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es
nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres
eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg),
1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen
versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche
Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die
ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im
Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen,
Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes)
vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause
Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von
Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen
und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen
Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen
Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und
Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen
von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof
von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König
Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand
erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294
Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306
Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358
Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311
kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert
durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch
die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von
Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der
Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die
mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg,
Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H.
verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben.
1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438
Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16.
Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479
fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein
(Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt)
erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und
Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497
(Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607
die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643
Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb
1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung
bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss
zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000
Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln
gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg
(insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war
Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die
Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches
und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel
infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis]
und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf
eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den
rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt.
Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der
Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig
Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und
Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte
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und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte
vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o.
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Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H.,
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Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11.
Jahrhundert als Darmundestat in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts
Würzburg. 1256 belehnte das Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der
Grafschaft. 1479 fiel Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen.
1567 wurde Darmstadt bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter
Georg I. Residenz der lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von
Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein
Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels
Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte
1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten
Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650
zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische Landesuniversität Gießen.
Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg
ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog
aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann
H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von
Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau
und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg,
Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln
gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die
mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald,
Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die
mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen
Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und Oppenheim
(teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt und
Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und
Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt)
Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach
(Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter
Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil),
Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund
Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod
und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker
Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2
Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund
zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg.
1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das
Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die
Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit
1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die
Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine
Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und
militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem
Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum
der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten
am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946
Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen
von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand
es den Landgrafen von Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde
es Sitz der Landgrafen von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten.
1373 wurden Altstadt, Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500),
die wieder in Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem
Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und
Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von
Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von
Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter
anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt Hessen-Kassel
1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und erlangte
endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg erworben.
1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim). 1800
umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche
auf Corvey außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar,
Naumburg, Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster
in diesen Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt
Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen. 1806/1807
wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich besetzt und
dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs
und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine
Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen
der Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres
1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und
Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen
Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987;
Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988,
Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und
Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige
Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007;
Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
Hessenstein (Reichsfürsten).
1772 erhielten Graf Friedrich Wilhelm, natürlicher Sohn des schwedischen Königs
Friedrich I., Landgraf zu Hessen-Kassel (1676-1751), sowie seine Brüder den Reichsfürstenrang.
L.: Klein 188.
Hessler, Heßler (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hettersdorf (Reichsritter) s. Heddesdorf
Hettman? (Reichsritter).
Am Ende des 17. Jahrhunderts zählten die H. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hetzelsdorf, Hezelsdorf (Reichsritter).
Bis etwa 1650 waren die H. im Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Stieber; Riedenauer 124.
Heubscher (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Heusenstamm (Herrschaft). H. in der unteren
Mainebene wird erstmals 1211 erwähnt, als der Ritter Eberhard Waro genannt
Geware sein Reichslehen H. an das Reich zurückgab und es über die Grafen von Eppstein
zurückerhielt. Es zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1628
kam die Herrschaft pachtweise an den Frankfurter Patrizier Stefan von
Cronstetten, 1661 kaufweise an die Grafen von Schönborn, 1816 an Hessen-Darmstadt
und damit H. 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 511; Roth, H., Ortsgeschichte von Heusenstamm mit Patershausen und
Gravenbruch, 1911.
Heusenstamm, Heußenstamm, Haußenstamm, Heussenstein
(Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert
zählten die seit dem 11. Jahrhundert bezeugten H. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72; Stetten 32, Pfeiffer 210;
Riedenauer 124; Neumaier 67, 69, 72; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Heusenstamm,
Gräfenhausen).
Heuß (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. mit dem 1729 erworbenen Trunkelsberg zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. S. Hausen (,Hausner).
L.: Hölzle, Beiwort 58.
Heussen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Heußner.
L.: Pfeiffer 210.
Heußlein von Eußenheim, Heußlein von Eussenheim (Reichsritter). Im 16. bis 18. Jahrhundert zählten die
H. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Von etwa 1600 bis gegen
1700 gehörten sie mit dem Rittergut Fatschenbrunn dem Kanton Steigerwald an.
Weiter waren sie im 18. Jahrhundert im Kanton Gebirg immatrikuliert.
L.: Stieber; Seyler 368f.; Bechtolsheim 13, 18, 194; Riedenauer 124; Rahrbach
125.
Heußner (Reichsritter).
Um 1550 zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
Hausen, Heussen.
L.: Stetten 32; Neumaier 73.
Hevel (Reichsritter).
Die H. waren seit der Aufnahme des Reichshofrates
Heinrich Edler Herr von H. in die Reichsritterschaft
von 1699 bis etwa 1737 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 206.
Hewen (Herrschaft). Auf dem schon
vorgeschichtlich besiedelten Hohenhewen bei Engen im nach H. benannten Hegau
wurde schon früh eine Burg errichtet. Sie war der Mittelpunkt der Herrschaft
der Edelfreien von H., zu der auch Engen gehörte. Diese stand seit 1398 unter
der Oberherrschaft Habsburgs. 1404 kam sie an die Grafen von Lupfen, dann an
die Erbmarschälle von Pappenheim, 1639 an die Grafen von Fürstenberg. Sie
gehörte zum schwäbischen Reichskreis. Über
Württemberg und Baden gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 22; Sandermann, W., Die Herren von Hewen
und ihre Herrschaft, 1952; Gut, T., Hohenhewen, 2001.
Heydt, Haidt, Hawdt (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die H. (Broum von der Heydt) zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124; Stetten 32.
Heyenheim (Reichsdorf)
Heichelheim? Am 25. 1. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg, die seitens des Reiches der Familie von Karben verpfändeten Gerichte und
Dörfer Ockstadt, Hollar (Heller), Melbach und H. südlich Melbachs einzulösen.
Die Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462.
Heymersheim (auf der Twysten?), Heimerzheim (auf der
Swist) (Reichsdorf?).
L.: Hugo 475.
Hilchen von Lorch (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Lorch?).
Hildebrandt (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124; Neumaier 82, 164.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche
Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße,
Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13.
Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben
Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten
Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates
wieder auf den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln
und den westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses
Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen
und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum
Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an
Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das
Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8;
Bauer 1, 271; Doebner, R., Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.;
Janicke, K./Hoogeweg, H., Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner
Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd.
1ff. 1899ff.; Müller, O., Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von
Hildesheim, 1908; Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.;
Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim,
1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948;
Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2,
Einzelne Städte, 1953; Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte,
1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine
Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch
Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl.
15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3:
Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen
zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272;
Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer der
Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe
von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Zachlod, C., Die
Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des siebenjährigen Krieges
bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a., Hildesheim – von der
Domburg zur Großstadt, 2014.
Hilgartsberg, Hilgartschberg (Herrschaft). Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die in Bayern gelegene Herrschaft H. den
Fugger-Glött.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).
Hilpersdorf, Hilgersdorf (Reichsdorf).
Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem Dorf H. bei Schweinfurt, das mit
Geldersheim, Gochsheim, Sennfeld, Grettstadt (Gretzstadt) und Rottershausen
(Ratershausen) zur Reichsvogtei Schweinfurt
gehört hatte. S. Bayern.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458, 456.
Hilpoltstein (Herrschaft, Reichsritter).
1264 wird erstmals die Burg H. (Stein) bei Roth in Mittelfranken genannt. Sie
gehörte den Reichsrittern von Stein. 1385/1386
kam sie beim Aussterben dieser Herren durch Kauf an Bayern, 1505 nach dem
bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1578 war
sie an Nürnberg verpfändet, das die 1627 wieder beseitigte Reformation
einführte. Von 1619 bis 1644 war H. Residenz des Pfalzgrafen Johann Friedrich.
1742 kam Pfalz-Neuburg an Pfalz-Sulzbach, das 1777 auch Bayern erbte.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Mader, F., Bezirksamt Hilpoltstein, 1929.
Hilzingen (Herrschaft). H. bei Überlingen zählt
vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im Hegau. Im
Frühmittelalter gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde vermutlich dem
Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift Bamberg unterstellt
war. Später war die Herrschaft, die dann dem schwäbischen Reichskreis zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und
1609 kam sie an Österreich, das H. teils als Lehen, teils als Pfand ausgab.
1659 erlangte das Kloster Petershausen H. mit Staufen für 60000 Gulden als
Pfand. 1722 wurde das Pfand in Lehen umgewandelt, 1723 das Lehen unter
Zustimmung des Hochstifts Bamberg in Eigentum. 1735 kam das Dorf Riedheim
hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von
Hilzingen, 1926.
Hingka zu Henneberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hinterpommern (Landschaft, Teil eines Herzogtums). Als
H. wurde der östlich der Oder gelegene, zum obersächsischen Reichskreis zählende Teil Pommerns bezeichnet. Er kam
1945 unter Verwaltung Polens und fiel 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen.
L.: Wolff 405; Zeumer 553 II b 22; Wallner 708 ObersächsRK 2; Städtebuch
Hinterpommern, neubearb. v. Tippach, T., 2003.
Hirnheim (Reichsritter) s. Hürnheim
Hirnsberg (Reichsritter).
Um 1550 zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Stetten 33; Riedenauer 124.
Hirsberg (Reichsritter)
s. Hirschberg (Reichsritter im Kanton Gebirg)
L.: Riedenauer.
Hirschaid (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hirschberg (Grafen, Herrschaft, Residenz des
Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheinen Grafen von
H. in Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Grögling,
Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren und verwandtschaftliche Beziehungen
mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und Wittelsbach aufweisen. Diese
Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt. Ihre Güter um H. kamen 1304/1305
testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das Landgericht H. an Bayern. 1806
fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg,
1940; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.
Hirschberg I (Reichsritter),
Hirsberg. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die (von den Grafen Hirschberg
verschiedenen) Reichsritter H. zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland,
Ritterschaft).
L.: Riedenauer 124(; Neumaier 67, 72).
Hirschberg II (Reichsritter).
Von etwa 1550 bis in das 17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 124.
Hirschfeld (Reichsfürsten[tum]) s. Hersfeld
Hirschhorn (Herren, Reichsritter,
reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am Neckar.
Die danach benannten Herren von H. hatten Pfandschaften über Mosbach, Sinsheim
und Weißenburg sowie weitere Güter. 1317 wurde die Burg H. dem Erzstift Mainz
geöffnet. H. zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, doch waren
die Herren von H. bis etwa 1650 auch im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1803 kam H. von Mainz an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F.,
Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte
der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft Hirschhorn, 1986:
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 168. 356 (Hirschhorn 1550) ausgestorben?.
Hochberg (Grafen). In Anlehnung an das zu Baden
gehörige H. (Hachberg) wurde 1796 die morganatische Gemahlin des späteren
Großherzogs Karl Friedrich von Baden (Luise Geyer von Geyersberg) zur Reichsgräfin von H. erhoben. Ihre Söhne wurden 1806
für erbberechtigt erklärt und erhielten 1817 den Titel Markgrafen von Baden.
1830 wurde Leopold Großherzog von Baden. S. a. Hachberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3.
Hochburg (Residenz der Markgrafen von Baden,
Baden-Hachberg, Baden-Durlach))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.
Höchstädt (Landvogteiamt). H. an der Donau bei
Dillingen wird 1081 erstmals erwähnt, reicht aber vermutlich in karolingische
Zeit zurück. Im 13. Jahrhundert fiel es von den Staufern an Bayern, im
Spätmittelalter über Bayern-Ingolstadt an Pfalz-Neuburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten Grundstücke in dem Landvogteiamt H. des Fürstentums
Pfalz-Neuburg zum schwäbischen Reichskreis. Über
Pfalz-Neuburg kamen sie zu Bayern.
L.: Wolff 140; Wallner 690 SchwäbRK 98.
Hofer von Lobenstein(, Hofer zum Lobenstein)
(Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die aus Niederbayern stammenden Freiherren von H. mit dem 1662
erworbenen Wildenstein und Neustädtlein, Rötlein (Röthlein) und Tempelhof (1699
an Ansbach verkauft) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, um 1801/1802
auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 370, 377;
Riedenauer 124; Schulz 264.
Hoff (Reichsritter)(,
Holff). Von 1720 bis etwa 1737 war der württembergische Obrist-Jägermeister
Friedrich Ludwig von H. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 206.
Höfingen, Truchseß von Höfingen, Truchsess von
Höfingen (Truchsessen, Reichsritter). Höfingen
bei Leonberg erscheint auf altem Siedlungsland spätestens im 11./12.
Jahrhundert. Nach ihm nannten sich Herren von Höfingen, die 1285 Truchsessen
Württembergs wurden. Sie gaben Teile Höfingens an Württemberg ab. 1488 waren
sie Mitglied in der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von
1548 bis 1705 zählten sie mit Wendelsheim zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 149, 206.
Hofstätten, Hofstetten, Hochstetten (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel
dem Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf Hoffstetten (Hofstätten bei
Annweiler), das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen
gelöst hatte.
L.: Hugo 465,464.
Hofwart von Kirchheim, Hoffwart, Hoschwardt (Reichsritter). Im späten 16. Jahrhundert und im frühen
17. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 124; Neumaier 150, 153f.
Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im
Kreis Rottweil war der Stammsitz der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus
Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen von H. Sie verkauften ihr im 12. und 13.
Jahrhundert erworbenes Gebiet (Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen,
Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg, unter dem die zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem
Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg einen wesentlichen Bestandteil Schwäbisch-Österreichs
(Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten Reiches
bildete. Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel Haigerloch an
die Grafen von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750 Quadratkilometern
und rund 48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von
Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15;
Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950;
Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft
Hohenberg, 1953.
Hohenberg (Reichsritter).
Die H. waren seit 1640 unter anderem mit dem 1697 von den Ehingen erworbenen
Gut Börstingen Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (zuletzt Franz-Joseph-Anton von H. zu Rottenburg, Herr
zu Weitingen, Rohrdorf, Wendelsheim, Wurmlingen und Hirschau, 1727
immatrikuliert). S. Nothaft von H.
L.: Hellstern 206; Kollmer 376.
Hohenbodman (Herrschaft). Die Herrschaft H. am
Bodensee wurde 1478 von der Reichsstadt
Überlingen erworben. Sie fiel 1803 an Baden und damit H. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215;Hölzle, Beiwort 91.
Hohenburg (Grafschaft, Reichsherrschaft).
Vermutlich um die Jahrtausendwende entstand an einer wichtigen Handelsstraße von
Magdeburg nach Regensburg die Burg H. auf dem Nordgau im Lauterachtal. Sie
wurde Mittelpunkt einer Grafschaft, die schon 1142 für den Fall des söhnelosen
Todes des Inhabers an das Hochstift Regensburg vergeben wurde. Nach dem Anfall
(1248) verblieb sie bis 1810 als zum bayerischen Reichskreis
zählende Reichsherrschaft bei Regensburg und kam
dann an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10.
Hohenburg (Kloster, königliches Kloster,
Residenz), Sankt Odilienberg-Hohenburg. Das urkundlich seit 783 bezeugte
Nonnenkloster H. auf einem die Hochebene beherrschenden 763 Meter hohen Berg im
Elsass (seit dem 17. Jahrhundert Odilienberg) geht vielleicht (auf die heilige
Odilia, eine Tochter des Herzogs Eticho, und damit auf das 8. Jahrhundert oder)
auf Herzog Eticho und damit das Ende des 7. Jh.s zurück. 839 stellte es Kaiser
Ludwig der Fromme unter seinen Schutz. Im Hochmittelalter stand es unter der
Vogtei der Staufer. 1246 oder 1249 wurde die Äbtissin erstmals als Prinzessin
tituliert. Das Kloster war sehr begütert, hatte aber keine eigentliche
Territorialherrschaft. In der Reformationszeit verfiel es weitgehend. 1546
brannten die Konventsgebäude ab. Die Gemeinschaft wurde aufgelöst. Ihre
weltlichen Güter fielen an den Bischof von Straßburg.
L.: Albrecht, D., History von Hohenburg oder Sankt Odilien, 1751; Barth, M.,
Die heilige Odilia, 1938; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 143; Fischer, M., Treize siècles d’histoire au Mont Sainte-Odile, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 725, 1, 2,547.
Hoheneck (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die H., die bereits im Jahr 1488 Mitglied der
Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Hegau und am Bodensee waren, zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, im ausgehenden 18. Jahrhundert mit
Monbrunn, Röllbach und Teilen von Sachsenflur zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Wegen Teilen von Helfenberg waren sie von 1597 bis 1629
im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Ruch Anhang 4; Winkelmann-Holzapfel 153; Hellstern 206;
Stetten 36; Riedenauer 124; Schulz 264.
Hohenems, Ems (Reichsritter,
Reichsgrafen). In H., ursprünglich Ems, bei
Dornbirn in Vorarlberg wurde um 1170 eine Reichsburg
errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren Reichsministerialen, Reichsritter
und nach einer Heiratsverbindung mit den Medici seit 1560 Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400
reichslehnbare Herrschaft gründeten und um Lustenau mit Widnau und Haslach
erweiterten. Sie erwarben von 1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die
Herrschaft Vaduz und Schellenberg. Nachdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts
die beiden Linien Hohenems-Hohenems (bald wieder ausgestorben) und
Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759 ausstarb, kam 1759/1765 mit diesem
Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm die
Landeshoheit an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H. 1814
fiel sie endgültig, nachdem sie zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns mediatisiert
worden war, an Österreich zurück. Die Eigengüter kamen später an die Truchsess
von Waldburg. Um 1800 war die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft 3,5 Quadratmeilen groß und enthielt 4000 Einwohner. Sie
umfasste die Bergschlösser Althohenems und Neuhohenems, den Flecken Ems und
einige Dörfer, die Orte Widnau und Haslach (in der schweizerischen Landvogtei
Rheintal gelegen), die Grafschaft Gallarate (Gallara) bei Mailand (seit 1578)
sowie Bistrau (Bistra), Bohnau (Bonna), Trepien (Trpin) und Laubendorf (in
Böhmen).
L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und
die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1;
Welti, L., Geschichte der Reichsgrafschaft
Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930;
Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 312.
Hohenems (Reichsdorf,
Reichsstadt?), Ems, Embs. 1333 erhielt Ems
(Hohenems) bei Dornbirn in Vorarlberg von Kaiser Ludwig dem Bayern alle Rechte
und Freiheiten der Reichsstadt Lindau, konnte
sich aber nicht zu einer Stadt entwickeln. S. a. Ems (Reichsdorf).
L.: Dacheröden 138; Hugo 475; Wolff 206; Welti, L., Die Entwicklung von
Hohenems zum reichsfreien Residenzort, (in) Heimatbuch Hohenems 1975; Welti,
L., Hohenems und Gallarate, FS N. Grass, 1975.
Hohenfeld (Reichsritter).
Den aus Österreich stammenden H. gehörten seit 1464 Aistersheim und seit 1537
Almegg in Oberösterreich. Nach dem 1648 erfolgten Kauf von Mühlhausen an der
Enz zählten sie von 1650 bis 1689 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Von 1654 bis 1678 gehörten sie außerdem dem Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben . Johann Adam von H. starb 1689 ohne Nachkommen. Mit der Hälfte von
Eisenbach (1792)zählte H. im 18. Jahrhundert zum Kanton Mittelrheinstrom. des
Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender, 1753, 547; Hellstern 206; Winkelmann-Holzapfel
153; Schulz 264; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356.
Hohenheim (Reichsgrafen).
Herzog Karl Eugen von Württemberg ließ 1774 seine Geliebte Franziska von
Adelmannsfelden, geb. von Bernerdin (10. 1. 1748-1. 1. 1811), zur Reichsgräfin von H. erheben. Sie zählte mit dem 1640
an die Bernerdin (Bernardin) gelangten Schloss Sindlingen zum Kanton Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau und mit dem 1785 von den Stein zum Rechtenstein
(Stain) erworbenen Mühlhausen an der Enz und dem 1790 von den Stein zum
Rechtenstein (Stain) erworbenen Rittergut Bächingen zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62, 64; Kollmer 381.
Hohenheim (Reichsritter).
Vielleicht zählten im frühen 16. Jahrhundert H. zur Ritterschaft im Ritterkreis
Franken. S. Zollner von Hallburg.
L.: Riedenauer 124; Ulrichs 209.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst
erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein,
Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der
Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung
(1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434]
und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen
Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der
erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den
Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen
anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des erst 1551 wieder
vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete Linie
Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische, 1744 gefürstete,
nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg
erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden
die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum
fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen
Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7
Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an
Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg],
Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Bartenstein(, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein)
(Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem
15. Jahrhundert Sitz eines Amtes der Grafen von Hohenlohe. 1688 errichteten die
Reichsgrafen von H.
(Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) dort ihre Residenz. Die Linie H. ist ein
1635 entstandener Zweig der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst, die von
Hohenlohe-Waldenburg abstammt. 1728 bererbte sie die erloschene Linie
Hohenlohe-Pfedelbach. Um 1800 umfasste das zum fränkischen Reichskreis zählende Gebiet von H. zusammen mit
Hohenlohe-(Waldenburg-)Schillingsfürst etwa 12 Quadratmeilen. H. hatte die
Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter Herrenzimmern, Sindringen,
Schnelldorf und Mainhardt. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, der
auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte, für die kurz zuvor
ererbte Herrschaft Oberbronn (im Elsass) die Ämter Haltenbergstetten,
Laudenbach, Jagstberg und Braunsbach, den Würzburger Zoll im Hohenlohischen,
Anteil am Dorf Neunkirchen, das Dorf Münster und den östlichen Teil des Gebiets
von Karlsberg. S. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 a; Neumaier 66.
Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten). Das 1080 erstmals
genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg Lichteneck an die
Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der Linie Hohenlohe-Langenburg entstand
1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805 war Ingelfingen Residenz der zum
fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu H.
Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg,
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz
der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das Amt Schrozberg und das Salinenamt
Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für seine Rechte und Ansprüche auf die
7 Dörfer Gaukönigshofen (Königshofen), Tauberrettersheim (Rettersheim),
Rinderfeld (Reiderfeld), Wermutshausen, Neubronn, Streichental und Oberndorf
das Dorf Nagelsberg. 1805 erbte H. Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an
Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
Hohenlohe-Kirchberg (Grafen, Fürsten, gräflich Wolfsteinischer
Allodialerbe). Durch Teilung der Linie Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die
Nebenlinie H. der Grafen von Hohenlohe. 1740 beerbte sie zusammen mit den
Grafen von Giech die Grafen von Wolfstein. (Um 1800 umfasste das Gebiet von H.
zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen
22 Quadratmeilen.) In Besitz der Linie zu H. befanden sich Stadt und Amt
Kirchberg und das Amt Döttingen.
L.: Wolff 119; Zeumer 554 II b 62, 8; Wallner 692 FränkRK 7 d; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938.
Hohenlohe-Langenburg (Grafen, Fürsten). Nach Langenburg
benannte sich ein 1610 durch Teilung entstandener Zweig der Linie
Hohenlohe-Neuenstein der Grafen von Hohenlohe. Er erwarb 1631 durch Erbschaft
die obere Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf und zählte zum fränkischen Reichskreis. Später teilten sich die H. in die
Nebenlinien H., Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg. Um 1800 umfasste
das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. Die Linie H. hatte das Amt Langenburg
und einige Dörfer.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Taddey, G.,
Barockbau im Kleinterritorium, (in) Barock in Baden-Württemberg Bd. 2 1981,
145ff.
Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten). In Neuenstein bei
Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg der Herren von Neuenstein. Sie
kam nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von 1553 bis 1698 war sie Sitz der
1551 entstandenen protestantischen Hauptlinie H. Sie teilte sich 1610 in die
1698 ausgestorbene Linie H., die Linie Hohenlohe-Öhringen und die Linie
Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die Nebenlinien Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg hervorbrachte. 1764 wurden die
Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst von H. für die Abtretung des Dorfes Münster und des östlichen
Teiles des Gebiets von Karlsberg das Dorf Amrichshausen und die Mainzer,
Würzburger und Comburger Anteile an Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184.
Hohenlohe-Öhringen (Fürsten). Um 150 n. Chr. verschoben die
Römer die Reichsgrenze vom Neckar hinweg und
errichteten am neuen vorderen Limes den vicus Aurelianus. 1037 erscheint die
Siedlung Orengowe in der Hand der Mutter Kaiser Konrads II., die dort ein
Kollegiatstift gründete. Vögte dieses Stiftes waren später die Herren von
Hohenlohe, die um 1250 Öhringen erwarben. Auch nach der Landesteilung von
1551/1553 gehörte Öhringen den Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und
Hohenlohe-Waldenburg. Durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein
entstand 1641 die Linie H. die sich seit 1782 Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen
(bzw. H.) nannte. H. zählte zum fränkischen Reichskreis
und gehörte auch dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. Um 1800
umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg etwa 22 Quadratmeilen. H. hatte
die Stadt Öhringen, Stadt und Amt Neuenstein, die Ämter Michelbach,
Forchtenberg, Künzelsau und Stadt und Amt Weikersheim. Die Güter fielen nach
Aussterben der Linie 1805 an Hohenlohe-Ingelfingen und damit über Württemberg
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 a; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Landkreis
Öhringen, 1968.
Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten). Das im Jahre 1000 in
der Hand von Reichsministerialen erwähnte
Schillingsfürst bei Rothenburg kam aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe.
1615 entstanden durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg die Linien
Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679
beerbte H. die Linie Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die
Nebenlinien Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen
Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und
die Ämter Schillingsfürst, Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl
Dörfer. Zusammen mit Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein)
umfasste ihr Gebiet etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten die Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von
600 Gulden auf Comburg. 1806 kam Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz
Viktor von H. den Titel Herzog von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte
Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H.,
Burgen, Schlösser und Residenzen in Franken, 1961.
Hohenlohe-Waldenburg (Reichsgrafen).
An einer wichtigen Fernstraße vom Rhein zur Donau erscheint 1253 die vermutlich
in staufischer Zeit als Reichsburg ausgebaute
Burg Waldenburg als Lehen des Hochstifts Regensburg der Herren von Hohenlohe,
welche die Vogtei über Öhringen hatten. 1551/1555 wurde Waldenburg Sitz der
1551 entstandenen Hauptlinie H., die 1615 in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach
(bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und Hohenlohe-Schillingsfürst
weiter aufgeteilt wurde. Die Linie H. wurde 1667 rekatholisiert und (1679) von
Hohenlohe-Schillingsfürst beerbt, das sich in Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst teilte. 1744 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Um 1800 umfasste H. mit
Hohenlohe-Schillingsfürst etwa 12 Quadratmeilen. 1806 kam Waldenburg an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Hohenlohe.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (Reichsgrafen,
Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem
15. Jahrhundert Sitz eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H., die 1744 zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre Residenz, 1756
ein Schloss. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Linie die Oberämter
Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter Mainhardt und Sindringen. Durch § 18
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielten die Häupter der beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg
(Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, H.) für ihren Anteil am Bopparder Zoll
Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 ging H. an Württemberg über. S.
Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (Fürsten) s. Hohenlohe-Schillingsfürst.
L.: Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938.
Hohenlohe-Weikersheim (Grafen). Weikersheim an der Tauber war
altes Reichsgut. Im 9. Jahrhundert erhielt dort
das Kloster Fulda, im 12. Jahrhundert das Kloster Comburg Güter. Seit 1153
erscheinen Herren von Weikersheim, die sich später nach der Burg Hohlach Herren
von Hohenlohe nannten. Sie erwarben 1244 die Güter von Comburg zurück. Im 13.
Jahrhundert entstanden die Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412),
Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die beide beerbende Linie H. Die letzte in
Weikersheim residierende Familie erlosch 1756, ihre Güter kamen zunächst an
Hohenlohe-Neuenstein (Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen), von 1805 bis 1861 an
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg, 1861 an Hohenlohe-Langenburg.
Kirchberg fiel 1810 an Württemberg, das bereits 1806 die meisten hohenlohischen
Güter erlangt hatte, und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe
seit 1153, 1926; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950.
Hohensax (Land). Das Land H. um Gams bei
Appenzell gehörte nach dem 1497 erfolgten Kauf durch Schwyz und Glarus zur
Eidgenossenschaft der Schweiz. S. Sax.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) G2; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 326.
Hohenschwangau (Herren, Herrschaft). 1090 erscheint die
Burg Schwangau am Austritt des Lechs aus den Alpen. Die zugehörige Herrschaft
kam 1191 von den Welfen an die Staufer und nach deren Ende ans Reich. Die Herren von Schwangau hatten die Herrschaft
noch am Ende des 15. Jahrhunderts inne. 1535 kam sie an die Augsburger
Patrizierfamilie Baumgartner, 1561 pfandweise an Brandenburg, das seine Rechte
1567 an Bayern verkaufte. 1603/1604 erlangte Bayern eine Anwartschaft, 1670 das
zum bayerischen Reichskreis zählende Reichslehen selbst. Von 1705 bis 1714 und 1778/1779
war H. kurzfristig beim Reich.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Knussert, R., Das Füssener Land in früher
Zeit, 1955.
Hohenstadt (reichsritterschaftlicher Ort). Um 1147
erscheint das Dorf H. (Hummstat) am Kocher südwestlich von Ellwangen. Am Ende
des 13. Jahrhunderts hatten es die Grafen von Oettingen, die es von 1361 bis
1367 den Herren von Westerstetten und von 1376 bis 1407 den Wöllwarth zu Lehen
gaben. 1407 kam es an Conz Adelmann aus Schwäbisch Hall bzw. Adelmannsfelden.
Er gab 1407 die Hälfte an seine Tochter als Mitgift und veräußerte 1408 die
andere Hälfte an seinen Schwiegersohn Georg Schenk von und zu Schenkenstein
(Schenk von Schenkenstein). 1530 kaufte Hieronymus Adelmann von Adelmannsfelden
Burg und Dorf. 1680 wurde die Familie, die auch Schechingen und Rechberghausen
hatte, zu Reichsfreiherren, 1790 zu Reichsgrafen erhoben. Der zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben zählende Ort kam 1806 an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Kaißer, B., Geschichte und Beschreibung der Marktflecken
Hohenstadt und Schechingen, 1867; Mangold, M., Heimatbuch von Hohenstadt, 1953.
Hohenwaldeck (Reichsherrschaft).
Nach Waldeck am Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger
Ministerialengeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu
Erbrecht gehaltenen Vogtei über Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und
Leitzach eine Herrschaft aufbaute, die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von
Bayern weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III.
die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft (mit
dem Hauptort Miesbach) an. Über die Höhenrain (1483) und Sandizeller (1487) kam
H. durch Kauf an die Herren (seit 1548 Reichsfreiherren)
von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der Lehnsherrlichkeit des Hochstifts
Freising gelang. Die Einführung der Reformation wurde von Bayern vertraglich
(1559) und militärisch (1583) verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom Kaiser zu
Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende, nur einige
Dörfer umfassende Herrschaft 1734 an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay.
Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung
in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine
Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F.,
Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft
Hohenwaldeck, 1967.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191
durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die
Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische
Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die
schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen).
Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von
Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der
Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332)
kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400
Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden
die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem
Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420
aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das
Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg
begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio
Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs.
1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder
verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch
Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806
erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen
ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen,
zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft
Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet
von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945
wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land
Württemberg-Hohenzollern zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und
Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an
Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen,
Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen, hg.
v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der Hohenzollernschen
Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen, insbesondere
hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf Jahrhunderte
Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F., Geschichte
des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur Geschichte der
Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die Fürstentümer
Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962;
Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975;
Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem
Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten
der Hohenzollern, 2013.
Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten).
Die Linie H. ist eine 1575/1576 entstandene Linie der Grafen von Hohenzollern,
welche die alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern) mit der Stadt Hechingen und
den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten
erhielt. Sie erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde
und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1803 gewann sie durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für ihre Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und den
Herrschaften Mouffrin (Moulfrin) und Baillonville im Lütticher Lande die
Herrschaft Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das Kloster Stetten. 1805
wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806
schloss sich H. dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849
dankte H. zugunsten Preußens ab. 1869 starb die Linie aus. Das Gebiet kam
1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses
Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916,
Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg,
2002.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten).
Durch Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche
die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die
Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die
Herrschaft Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde,
1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete Haigerloch wieder an. 1803 erhielt
das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für seine Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer),
Diksmuide (Dixmüde), ‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch),
Pannerden und Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine
Domänen in Belgien die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster
Inzigkofen, Beuron (Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen),
1806 durch die Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster
Habsthal und Wald, die Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens,
die Souveränität über die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den
nördlich der Donau gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von
Fürstenberg, die vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals
buchauische Herrschaft Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die
ritterschaftlichen Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von
Speth. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän.
1806 schloss es sich dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849
dankte der Fürst zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an
Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte
Baden-Württemberg, 2002.
Hohlandsburg (Herrschaft), Hohlandsberg. Die
Herrschaft H. wurde 1714 von der Reichsstadt
Colmar erworben, die bereits 1672 an Frankreich gelangt war.
L.: Wolff 298; Hölzle, Beiwort 88.
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die
seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von
Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut
ausgestatteten, mit den ludowingischen Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen
von Ilfeld (dort vor 1190 ein Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter
zwischen Wipper und Oberharz, verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um
1200 (1201) die Linie der Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon
von König Lothar III. von Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb
zwischen 1238 und 1267 stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft
Klettenberg mit der Vogtei über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14.
Jahrhundert die Grafschaft Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen
drang nach Thüringen vor und wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt.
Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481 die Herrschaft
Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie Klettenberg
starb nach verschiedenen Teilungen 1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach
1253 erlangte Reichsvogtei über Nordhausen an
Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig sowie vor allem an das Hochstift
Halberstadt und damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die
Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800
umfasste die zum obersächsischen Reichskreis
zählende Grafschaft ein Gebiet von 5 bzw. 7 Quadratmeilen, die sich wie folgt
aufteilten: Um 1 bzw. 2 Quadratmeilen gehörten dem König von Großbritannien, 3
Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den
Grafen Stolberg-Wernigerode. Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet
fiel 1866 an Preußen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt,
R., Die Grafschaft Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter,
1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996.
Höhnstett (Reichsritter).
Generalmajor Quirinus von H. auf Weitenburg und Sulzau war etwa von 1659 bis
1686 Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 207.
Holdermann von Holderstein (Reichsritter). Von 1607 bis etwa 1623 waren die H. mit dem vom
Markgrafen von Baden gekauften Gut Zumweiler (Weiler) Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Von 1560 bis
1599 waren sie wegen Hochdorf im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Hellstern 206; Schulz 264.
Holff (Reichsritter) s. Hoff
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam,
Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland
(Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland),
von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von
Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an Habsburg. 1579 entstand
nach dem niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die Vereinigte
Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als H. bezeichnet wurde. Während
der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend. 1796 wurde es Mittelpunkt
der Batavischen Republik und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon für seinen
Bruder errichteten Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil
Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich,
1941; Deventer, J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de
zestiende eeuw, hg. v. Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het
graafschap Holland, 1946; De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger,
E., Alfabetische Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and
atlases in the Netherlands: their history and present state, 1961; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23,
32, Holtland, Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a.,
Atlas of the Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van
Holland end Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden,
Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987;
De Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
Hollar (Reichsdorf,
Hellerkirch). Am 25. 1. 1374 erlaubte Karl IV. der Reichsstadt
Friedberg, die vom Reiche den von Karben
verpfändeten Gerichte und Dörfer Ockstadt, Heller, Melbach und Heyenheim
(Heichelheim) einzulösen. Diese Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462.
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten, Holsaten
= Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem Großen mit
Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien überließ.
Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des Herzogtums
Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum Erzbistum
Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte 1110/1111
Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn. Adolf II.
eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines Lehnsherren
Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen, verlor die
Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung mit dem
Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift Bremen
zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273,
1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft
Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die
Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316
Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch,
1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als
Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher
Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des
Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den
Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und
Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser
Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen
bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine
Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil und einen
herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum König von
Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H. wieder
vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach dem
Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark
verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet Holsteins die
Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der
Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum Mitglied des Deutschen Bundes.
S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 812; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig,
Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei
und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und
1209, 2008; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010.
Holstein-Glückstadt (Herzogtum). Der 1721 bei Dänemark
verbliebene Teil Holsteins gehörte um 1800 zusammen mit dem 1761 angefallenen
Holstein-Plön und der Landschaft Süderdithmarschen als Herzogtum H. zum
niedersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 445; Zeumer II b 32; Wallner 705 NiedersächsRK 6, 1; Großer
Historischer Weltatlas III 32 (1648-189) F1; s. Schleswig-Holstein-Glückstadt.
Holstein-Gottorp (Herzogtum). Dem Herzog von Gottorp
(Gottorf) blieben ab 1721 von seinem Anteil an Schleswig-Holstein nur die
Gebiete in Holstein mit der Residenzstadt Kiel. Als 1767 Herzog Karl Peter
Ulrich als Peter III. den Thron Russlands bestieg, gab er sein Herzogtum
zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche Linie Gottorps (Gottorfs), die
das Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um
1800 umfasste das Gebiet des mit der Landschaft Norderdithmarschen zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden
Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen.
L.: Wolff 446; Zeumer 553 II b 35; Wallner 705 NiedersächsRK 7; Großer
Historischer Weltatlas III 32 (1648-189 F 1.
Holtz, vom, Holz (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die vom H. mit Aichelberg (1663), Alfdorf
(1628/1640), Bartholomä 1708, Wißgoldingen (1742) und Unterdeufstetten
(1742-1761, von den Rüdinger von Rüdingerfels (Rüdingern von Rüdingerfels)
erworben,) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Mit der Herrschaft
Mühringen (Hohenmühringen) erlangten sie bis zum Verkauf an die Markgrafen von
Brandenburg (Ansbach) (1695) die Mitgliedschaft im Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau. Mit Amlishagen, Hagenhof sowie Teilen von Limbach,
Michelbach und Hengstfeld gehörten sie seit der Mitte des 18. Jahrhunderts dem
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 532; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 56, 62; Hellstern 206; Kollmer 370, 377, 380; Winkelmann-Holzapfel 153;
Stetten 36, 183; Riedenauer 124; Schulz 264; Rahrbach 126; Neumaier 164.
Holzapfel von Herxheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Holzappel (Reichsgrafschaft).
1643 erwarb der aus armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie
stammende, 1641 in den Reichsgrafenstand
erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert aus Eppelmann)
von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert den Herren von
Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige Grundherrschaft Esterau an
der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei Isselbach und Eppenrod mit
insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund deren Kaiser Leopold I.
die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im
westfälischen Grafenkolleg des Reichstags
bildete. Melanders Witwe erlangte dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft
Schaumburg von Leiningen-Westerburg. Die reichen Güter kamen durch die Ehe der
Tochter mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg an Nassau (Nassau-Schaumburg)
und in weiblicher Erbfolge 1707 an Anhalt-Bernburg
(Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von 1812 bis 1867 an eine erzherzogliche Linie
des Hauses Österreich, dann an Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam
das 1806 in Nassau mediatisierte H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau).
L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen 63 (1952).
Hölzel von Sternstein (zu Biberfeld), Hölzl (Reichsritter). Um 1750 zählten die H. zum Kanton
Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124.
Holzhausen (Reichsdorf).
H. (Burgholzhausen bei Friedberg) kam über die Herren von Eppstein im Erbwege
an die Grafen von Stolberg, die es 1578/1595 an die Grafen von Hanau
verkauften. Vor 1645 belehnte der Kaiser den mainzischen Kanzler Reigersberger
mit zwei Dritteln. 1649 kaufte dieser das letzte Drittel von Hanau. Seine
Nachkommen veräußerten H. an die Herren von Ingelheim, die seit 1702 für H. 1
Gulden und 30 Kreuzer an den oberrheinischen Reichskreis
leisteten. 1741 besetzte der Landgraf von Hessen-Kassel als Erbe
Hanau-Münzenbergs wegen seiner Ansprüche auf zwei Drittel den Ort. 1765
verzichteten die Ingelheim auf ihre Rechte. Mit dem 27. 4. 1803 genehmigte der
Kaiser in § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses
den Verzicht. Über Hessen-Kassel kam Burgholzhausen 1945 zu Hessen.
L.: Hugo 461; Wolff 506; Eckhardt, W., Das Reichsdorf
Holzhausen, Z. d. V. f. hess. Gesch. 92 (1987), 155.
Holzingen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 124.
Holzschuher von Aspach und Harrlach (Reichsritter), Holzschuher von Harrlach. Von der Mitte
des 18. Jahrhunderts bis 1806 zählten die H. mit dem Rittergut
Vestenbergsgreuth zu dem Kanton Steigerwald und außerdem zu den Kantonen,
Odenwald und Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Bechtolsheim 16, 22, 198, 415; Riedenauer 124.
Holzschuher von Harrlach (Reichsritter)
s. Holzschuher von Aspach und Harrlach.
L.: Bechtolsheim 415.
Homburg (Herrschaft, Reichsherrschaft).
Vor 1259 erlangte Gottfried von Sayn durch Heirat Juttas von Isenberg
(Isenburg) Güter im Oberbergischen, die er durch die Burg H. bei
Marienberghausen sicherte. 1276 übertrug er sie als Eigengut an König Rudolf
von Habsburg und erhielt sie als Lehen zurück. 1385 wurde die Vogtei Wiehl
hinzuerworben. 1361 gewann Sayn durch Heirat die Grafschaft Wittgenstein. Den
Grafen von Sayn-Wittgenstein gelang auf Dauer die Behauptung der Herrschaft,
obwohl diese von Gütern Bergs eingeschlossen war. 1635 wurde H. für ein
Jahrhundert Sitz einer Seitenlinie Sayn-Wittgenstein-Berleburgs. 1815 kam es an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285, 499f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Heckmann,
K., Geschichte der ehemaligen Reichsherrschaft
Homburg an der Mark, 1938.
Hönberg? (Reichsritter)
Honnecourt (Kloster, Reichskloster). Das Kloster H. bei Cambrai ist in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen und erscheint trotz seines Überganges an Frankreich noch 1755 in einer offiziösen Bestandsübersicht des Reiches.
Hoogstraten, Hoogstraaten (Herzogtum). Das Herzogtum
H. gehörte über das Herzogtum Brabant zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 268).
Hoorn (Reichsgrafschaft),
niederl. Horn, Hornes. Das zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene
H. war wahrscheinlich 1390 von den Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen
aufgetragen worden. 1450 wurde die Herrschaft zur Reichsgrafschaft
erhoben. Nach dem Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in
verschiedene Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die
Oberaufsicht, Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über das Hochstift Lüttich
zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit
Lüttich 1795/1801 an Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Horbach (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel unter anderem dem Kurfürsten Ruprecht
von der Pfalz das Dorf H. bei Bergzabern, das Ruprecht aus der Pfandschaft des
Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. Über Bayern kam H. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465, 464.
Horben (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiherren von H. zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des
Kantons Hegau bzw. Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 82.
Horkheim, Horkenn, Horckheim, Horben?, Hack? (Reichsritter). Um 1550 zählten die H. (Horkenn von
Wallstadt) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Trochtelfingen,
Horn, Leinzell und Haunsheim waren die H. bis 1542 bzw. 1624 im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. S. (Horxheim,) Lemlin von Horkheim,
Seybold von Horkheim
L.: Stetten 33; Riedenauer 124; Schulz 264.
Horn (Herrschaft). H. in Niederösterreich am
Zusammenfluss von Mödringbach und Taffa wird erstmals um 1050 anlässlich der Schenkung
der Kirche durch Graf Gerold an den Bischof von Passau genannt. Die dort im 12.
Jahrhundert errichtete Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die vor 1210
von den Grafen von Poigen bzw. Wildberg-Hohenburg an den Landesfürsten
(Babenberger) und von ihm an die Grafen von Vohburg kam. Im Interregnum
(1254-1273) fiel sie als Eigen an die Freien und späteren Ministerialen von
Maissau, welche die Güter 1430 als Lehen nahmen. Nach ihrem Aussterben 1440 kam
sie 1441 durch Erbvertrag an die später lutherischen Herren von Puchheim und
von diesen 1622 nach Entziehung an Vinzenz Muschinger, der sie an seinen
Schwiegersohn, Reichsgraf Kurz, vererbte. 1659
erbte dessen Schwiegersohn Graf von Sprinzenstein, 1679 die verschwägerten
Grafen Hoyos.
L.: Wolff 26; Liebleitner, K., Die Entwicklung der Stadt Horn vom Ausgang des
Mittelalters bis zum Weltkrieg, 1929 (Gymn.-Progr.).
Horn (Reichsgrafschaft,
Hoorn). Das zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war
wahrscheinlich 1390 von den Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen
aufgetragen worden. 1450 wurde die Herrschaft zur Reichsgrafschaft
erhoben. Nach dem Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in
verschiedene Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die
Oberaufsicht, Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über das Hochstift Lüttich
zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit
Lüttich 1795/1801 an Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Horn (Herrschaft). Die freie Herrschaft H.
zwischen Biberach und Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis.
Ochsenhausen fiel 1802/1803 an den Fürsten Metternich und danach an
Württemberg, über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Hornberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H., die bereits 1488 Mitglied des Sankt
Jörgenschildes, Teil im Hegau und am Bodensee waren, zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 4.
Horneck (am Neckar) (Residenz des
Deutschmeisters)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 275.
Horneck von Hornberg (Reichsritter),
Horneck. Im 18. Jahrhundert zählten die H. von Hornberg zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben, 1674-1740 wegen Helfenberg im Kanton Kocher).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Schulz 265; Neumaier 150.
Horneck von Weinheim (Freiherren, Reichsritter), Horneck zu Weinheim. Um 1790 zählten
die Freiherren von H., die sich nach der Stadt Weinheim an der Bergstraße
nannten und seit dem 14. Jahrhundert bestanden, mit einem Siebtel der
Ganerbschaft Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die H. (von Weinheim) gehörten im 17. Jahrhundert dem
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im späteren Jahrhundert den Kantonen
Baunach und Gebirg an.
L.: Zimmermann 73; Winkelmann-Holzapfel 153; Riedenauer 124; Rahrbach 128;
Neumaier 150.
Hornstein (Freiherren, Reichsritter).
Nach der Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren.
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft Hohenstoffeln zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14. Jahrhundert erworbenen
Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau immatrikuliert. Nachdem sie
1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und Vollmaringen und 1770 das
halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar
inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686 entstanden mehrere Linien (Binningen,
Grüningen, Weiterdingen). Die Linie Binningen hatte Hinterstoffeln,
Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen, die Linie Weiterdingen
Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll, die
1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen 1806 an Württemberg,
das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 an
Baden-Württemberg. Vielleicht waren die H. am Ende des Heiligen Römischen Reiches auch im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen
Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846;
Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124;
Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Hornstein zu Binningen (Freiherren, Reichsritter). 1752 zählten die Freiherren von H. mit
Hinterstoffeln, Mitterstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen ihre Güter an Württemberg, das sie 1810
an Baden gab. Damit gelangten sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Ruch 82 Anhang 78; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Hornstein zu Grüningen (Freiherren, Reichsritter). Im Jahre 1752 zählten die Freiherren
von H. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 77, 79.
Hornstein zu Weiterdingen (Freiherren, Reichsritter). Vom 17. bis ins 18. Jahrhundert zählten
die Freiherren von H. mit Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen,
Bietingen und Gut Homboll, die im Erbgang 1805 an die H. zu Binningen
gelangten, zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen die Güter
an Württemberg, das sie 1810 an Baden gab. Damit gelangten sie 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Ruch 18, Anm. 2, 82 und Anhang 80; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Horschelt (Reichsritter).
Im späteren 18. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hörstgen (Herrlichkeit, Herrschaft). Die kleine
Herrschaft H. am Niederrhein bei Kamp-Lintfort war Lehen der Grafschaft Moers.
Mit ihr war als Lehen Gelderns der Rittersitz Frohnenbruch (Frohnenburg)
verbunden. Aus der Erbschaft von Drachenfels kam H. an die Mirlar zu Myllendonk
(Millendonk) und 1754 an die Freiherren von Knesebeck. H. zählte zu den nicht
eingekreisten reichsunmittelbaren Reichsteilen,
doch war die Reichsunmittelbarkeit durch Moers
und das Erzstift Köln bestritten. 1794 wurde die 418 Hektar umfassende
Herrschaft von Frankreich besetzt. 1815 fiel H. an Preußen und damit 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 494.
Horxheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Hoßkirch (Reichsdorf).
H. zwischen Saulgau und Pfullendorf erscheint 1083 als Sitz der Edelfreien von
H., die im 12. Jahrhundert den Ort dem Kloster Weingarten gaben. Sie erloschen noch
im 12. Jahrhundert. Danach unterstand H. den Herren von Fronhofen als
königlichen Vögten. 1286 kam die Vogtei an die Herren von Königsegg. Am 18. 10.
1403 bestätigte König Ruprecht den Gebrüdern Hans, Ulrich, Albrecht und Eck von
Königsegg die Reichspfandschaft H. 1527/1535
erlangten die Königsegg die Grundherrschaft, 1806 fiel H. an Württemberg und
kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 453; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr.
Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich zuvor als
Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem Friesischen
zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft auf (1215
Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302 erlangten sie von
Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als Lehen. Vielleicht
von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine obere Grafschaft (um
Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H. aufgeteilt. Von 1345 bis
1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem Aussterben ihrer Linie
Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen
zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim Aussterben
der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses
(Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel
erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg),
Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg
und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H.,
Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen.
Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter
Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken
Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu
Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke (1582) an
Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser Calenberg und
Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von etwa 45 Quadratmeilen
mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an Frankreich, danach
(einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866 an Preußen und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um
1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Huetigo (Gau in Lippe, Hwetiga, Uetego,
Waizagawi) s. Wetigau
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 10 Huetigo
(Schieder); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96
Hwetiga, 309 Waizagawi, 310; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen
Reich, 1963, 9.
Huldenberg (Reichsritter).
Von 1722 bis 1743 waren die H. als Personalisten im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 265.
Hüls von Rathsberg, Hüls von Ratsberg (Reichsritter)(, Hülsen von Rathsberg). Im früheren 18.
Jahrhundert waren die H. im Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken
immatrikuliert.
L.: Riedenauer 124.
Humpiß (Freiherren, Reichsritter),
Hundbiß. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488
Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee waren, mit dem im 15. Jahrhundert erworbenen Waltrams zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch Anhang 4.
Humpiß genannt von Ratzenried (Freiherren, Reichsritter), Humpiß, genannt von Ratzenried. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
dem 1453 erworbenen Ratzenried zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch Anhang 5.
Humpiß von Waltrams (zu Wellendingen) (Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählte die
Familie H. mit Wellendingen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 207.
Hund, Hundt (Reichsritter)
s. Hund von Wenkheim
L.: Pfeiffer 211; Stetten 33.
Hund von Saulheim (Reichsritter),
Hund von Saulnheim. Im 18. Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Hund von Wenkheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
(bis etwa 1700).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 211; Riedenauer 124;
Stetten 33; Rahrbach 129; Neumaier 116.
Hürnheim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. Von 1542 bis 1586 waren die H. wegen H., Hochaltingen, Abtsgmünd und
Utzwingen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. H. kam an
Oettingen und damit 1806 an Bayern.
L.: Stieber; Riedenauer 124; Schulz 265.
Hußlode, Haußlode? (Reichsritter) s. Haußlode
Hutten (Reichsritter).
Beim Zerfall der Herrschaft Steckelberg im oberen Kinzigtal kam Ramholz im späten
13. Jahrhundert an die Familie H., die sich dort gegen die Grafen von Hanau
behauptete. Vom 16. bis 18. Jahrhundert gehörten die H. zum Ritterkreis Franken
der Reichsritterschaft. Sie waren in den
Kantonen Rhön-Werra, Baunach (, Steigerwald?) und Odenwald immatrikuliert. Ihr
bekanntester Angehöriger war Ulrich von H. (1488-1523), der Anhänger der
Reformation war, 1519/1520 umfassende Reichsreformpläne
erarbeitete, die auf ein gegenüber den Fürsten starkes, auf die Reichsritterschaft gestütztes Kaisertum zielten, und
1521 vergeblich Privatfehden gegen Geistliche in Raubritterart zu führen
versuchte. (1642 kam Ramholz an die Freiherren von Landas, 1677 an die
Freiherren und späteren Grafen von Degenfeld. 1803 fiel es an Hessen-Kassel.
Über Preußen gelangte es 1945 zu Hessen.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 369; Pfeiffer 196, 197, 212; Riedenauer 124; Stetten 11, 23, 33;
Rahrbach 131; Neumaier 149, 153; Strauß, D., Ulrich von Hutten, 1858ff., hg. v.
Clemen, O., 3. A. 1938; Steinfeld, L., Die Ritter von Hutten, 1988; Körner, H.,
Die Anfänge der Fränkischen Reichsritterschaft
und die Familie v. Hutten, (in) Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen
anlässlich des 500. Geburtstages, 1988; Körner, H., Die Familie v. Hutten, (in)
Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen anlässlich des 500. Geburtstages,
1988; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Huttischer Grund, Ramholz).
Hutten von Frankenberg (Reichsritter), Hutten zu Frankenberg. Bis zu ihrem Aussterben 1783
waren die Freiherren von H. mit dem 1783 an Ansbach heimgefallenen Asbachhof,
Bullenheim, Teilen der 1520 an die Familie gefallenen Herrschaft Frankenberg,
Geckenheim, Ippesheim mit Reusch und Nenzenheim Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 153; Rahrbach 133.
Hutten von Stolzenberg (Freiherren, Reichsritter), Hutten vom Stolzenberg, Hutten zum
Stolzenberg. Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von H. mit Romsthal mit
Eckardroth, Kerbersdorf, Marborn und Wahlert sowie Steinbach Mitglied des
Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Seyler 369; Winkelmann-Holzapfel 153; Rahrbach 133.
Hüttenheim (Reichsdorf?),
Huttenheim
L.: Dacheröden 233; Hugo 475.
Hüttersdorf (Reichsherrschaft).
H. an der Prims im Saarland war bis zur französischen Revolution Sitz einer
kleinen, zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählenden Reichsherrschaft. 1815 fiel es an Preußen
(Saargebiet).
L.: Wolff 516.
Huyn von Geleen (Reichsritter).
Die H. zählten um 1650 zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hwetiga (Gau in Lippe, Huetigo, Waizagawi). S.
Wetigau.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 10 Huetigo
(Schieder); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96
Hwetiga, 309 Waizagawi 310; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Iburg (Residenz des Bischofs von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 276.
Idenheim (Reichsdorf). Näheres ist vorläufig nicht zu ermitteln.
Idstein (Herrschaft). I. im Taunus wird 1102
erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen
auf die Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu Lehen
gaben. 1355 kam die Herrschaft I. an Nassau-Idstein, 1605 an Nassau-Weilburg,
1629/1651 wieder an eine jüngere Linie Nassau-Idstein und 1721 an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen). Über Nassau-Usingen gehörte I. am Ende des 18.
Jahrhunderts zum oberrheinischen Reichskreis.
Von Nassau fiel es 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 265; Schmidt, W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein
und der angrenzenden Ämter, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 276.
Ifflinger von Graneck (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren I. waren von 1548 bis
1805 Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben. 1802 übte die Familie über Lackendorf, das Lehen Württembergs und dem
Kanton Neckar inkorporiert war, die Ortsherrschaft aus.
L.: Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 207, 218; Kollmer 377.
Iggelheim (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Reichsdorf I. bei Hassloch,
das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. I.
kam seitdem zur sog. Pflege Hassloch, über welche die Pfalz die Oberherrlichkeit
hatte, die sie aber an Leiningen weiterverlieh. Über Bayern gelangte I. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960.
Ilbenstadt (Stift, Abtei). In dem schon 818
besiedelten I. an der Nidda errichteten vermutlich an Stelle eines Adelshofes
1123 die Grafen von Cappenberg (Kappenberg) auf Anregung des Erzbischofs von
Mainz 1123 ein Prämonstratenserstift. Das 1657 zur Abtei gewandelte Stift
erstrebte die Reichsunmittelbarkeit, konnte
diese aber nicht erreichen. Andererseits gelang es auch der Burggrafschaft
Friedberg nicht, das Kloster und seine reichen, vielleicht letztlich von den
Konradinern stammenden Güter zu gewinnen. 1803 kam I. (unter Auflösung des
Stiftes) an Leiningen-Westerburg-Altleiningen (Leiningen-Westerburg) 1806 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Heinemeyer, L., Ilbenstadt, LexMA 5 1990, 377.
Ilfeld (Kloster). Seit 1154 erscheint eine
vielleicht von (Kaiser) Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestattete Adelsfamilie, die sich nach
der Burg I. bei Nordhausen nannte. 1190 gründete sie dort ein Stift, das 1247
in Appenrode, Auleben, Girbuchsrode, Niederspier, Wasserthalleben (Thalleben),
Otterstedt, Westerengel, Niedersachswerfen (Sachswerfen), Baldenrode, Woffleben
(Wolffleben), Espe, Kirchengel und Oberilfeld begütert war. 1252 erklärte König
Wilhelm von Holland, I. sei von den Grafen von Hohnstein, die auch die Vogtei
hatten, auf Reichsboden gegründet worden. Über
Hohnstein und Preußen (1866 Provinz Hannover, 1932 Provinz Sachsen) gelangte I.
1946 zur Provinz Sachsen-Anhalt bzw. 1947 zum Land Sachsen-Anhalt. Der südliche
Teil des Landkreises I. fiel zum 1. 10. 1932 an den Landkreis Grafschaft
Hohenstein.
L.: Wolff 424; Meyer, K., Kloster Ilfeld, 1897; Köhler, C., Ilfelder Regesten,
Bd. 1 1932; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957.
Illereichen (Herrschaft), Illereichheim. Die
Herrschaft I. an der Iller, die von 1771 bis 1778 durch Verkauf von Seiten der
Grafen von Limburg-Styrum an die Grafen Palm gelangt war, gehörte seit dem Ende
des 18. Jahrhunderts über die Grafen Schwarzenberg zum schwäbischen Reichskreis und zählte zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. 1776 erscheint in der Reichsmatrikel
der Eintrag I. Mit der Mediatisierung fiel I. an Bayern.
L.: Wolff 508; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.
Illkirch (Reichsdorf).
Am 12. 1. 1369 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten Dörfer I., Illwickersheim und
Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise zu besitzen. Mit dem
Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471.
Illwickersheim (Reichsdorf).
Am 12. 1. 1369 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten Dörfer Illkirch, I. und
Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise zu besitzen. Mit dem
Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471.
Illyrien (Königreich, Provinz). I. ist im
Altertum das von den Illyrern bewohnte Gebiet der östlichen Adriaküste, das von
230 v. Chr. an allmählich dem römischen Reich
eingegliedert wurde (167 v. Chr. Teil der Provinz Gallia cisalpina). Im 4.
nachchristlichen Jahrhundert war I. einer der vier römischen Reichssprengel. 395 kam das Gebiet zur westlichen Reichshälfte, fiel 537 aber an Byzanz. Im Mittelalter
gehörte das Gebiet zu verschiedenen Herrschaften, von denen Österreich
allmählich bestimmend wurde. 1809 musste Österreich Westkärnten, Krain, Görz,
Triest, Istrien, Fiume, Dalmatien und Kroatien an Napoleon I. abtreten, der
diese Gebiete als illyrische Provinzen Frankreich einverleibte. 1814 fielen sie
an Österreich zurück, das aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien 1816 ein
Königreich I. bildete, das 1849 in die Kronländer Kärnten, Krain und Küstenland
aufgelöst wurde. 1918 kam das Gebiet weitgehend zu Jugoslawien und nach
1991/1995 an Slowenien und Kroatien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 40 c (1806-1812) D/E5, II 46 (1815) G/H4.
Ilten, Illten (Reichsritter).
Im 17./18. Jahrhundert zählten die I. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Seyler 370; Riedenauer 124.
Imhoff, Imhof (Reichsritter).
Vom 16. bis 18. Jahrhundert zählten die I. zeitweise zu den Kantonen Odenwald
(18. Jahrhundert), Gebirg (16. Jahrhundert, frühes 18. Jahrhundert) und Baunach
(von etwa 1790 bis 1806) des Ritterkreises Franken. S. Imhoff von Mörlach.
L.: Riedenauer 124.
Imhoff von Kirchentellinsfurt (Reichsritter), Im Hoff von Kirchentellinsfurt, Imhof
von Kirchtellinsfurt. Von 1610 bis 1702 waren die I. Mitglieder des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1659 war Hans
Ernst I. mit Buchenbach im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert.
L.: Hellstern 207; Schulz 265.
Imhoff von Mörlach (Reichsritter),
Imhof von Merlach. Im 18. Jahrhundert zählten die I. zum Ritterkreis Franken.
S. Imhoff.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593.
Imhoff zu Untermeitingen (Reichsritter), Imhof zu Untermeithingen. 1752 zählten
die I. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 78.
Immenstadt (Reichsgrafschaft).
I. zu Füßen der Burg Rothenfels im Allgäu kam von den Staufern als Lehen an die
Herren von Schellenberg. 1332 erwarben die Grafen von Montfort die Herrschaft
Rothenfels mit dem Mittelpunkt Immendorf (Imdorf). 1565 kam Rothenfels durch
Kauf an die Freiherren von Königsegg. Seit 1629 war I. (so seit 1618) Reichsgrafschaft. 1804 fiel es an Österreich, 1805 an
Bayern.
L.: Wolff 201; Baumann, F., Geschichte des Allgäus, Bd. 1ff. 1883ff.;
Heimatbuch der Stadt Immenstadt (1360-1960), 1960.
Impflingen (Reichsdorf).
Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. unter anderem auf das an die Pfalz
verpfändete Reichsdorf I. bei Landau weitere
Gelder. Über die Pfalz kam I. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466, 463.
Ingelheim (Freiherren, Reichsritter)
s. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn
L.: Stieber; Seyler 370; Zimmermann 73; Riedenauer 124.
Ingelheim (Reichsdorf).
In I. am Rhein bei Bingen bestanden schon in römischer Zeit verschiedene
Siedlungen. In Niederingelheim errichtete König Karl der Große vermutlich
774-787 eine Pfalz. Sie war Mittelpunkt des Ingelheimer Reiches. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer unter
anderem die beiden Dörfer I. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356
verpfändete Kaiser Karl IV. I. an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete
er sie an Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376
und erhöhte die Pfandsumme am 10. 8. 1378. Am 23. 8. 1402 verpfändete König
Ruprecht I. (bzw. das Ingelheimer Reich mit
Ober-Ingelheim [Oberingelheim], Nieder-Ingelheim [Niederingelheim)], Groß-Winternheim,
Bubenheim, Elsheim, Wackernheim, Sauerschwabenheim und Frei-Weinheim
[Freiweinheim]) seinem ältesten Sohn Ludwig von der Pfalz. Eine Auslösung des
wegen seines mehr als 70 Orte einschließenden, im 17. Jahrhundert von der Pfalz
aufgehobenen Oberhofes bekannten Ortes erfolgte nicht mehr. 1815 kam I. zu
Hessen-Darmstadt, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466f., Wolff 91; Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer
Oberhofes, Bd. 1ff. 1952ff.; Ingelheim am Rhein, hg. v. Böhner u. a., 1965; Gudian,
G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und Fiskus
Ingelheim, 1974; Erler, A., Das Augustiner-Chorherrenstift in der Königspfalz
zu Ingelheim am Rhein, 1986; Gerlich, A., Ingelheim, LexMA 5 1990, 414f. ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 278; Die Ingelheimer
Haderbücher, Bd. 2011; Alltag, Herrschaft und Gesellschaft, hg. v. Marzi, W. u.
a., 2012.
Ingelheim, genannt Echter von Mespelbrunn
(Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von I. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton
Steigerwald (um 1800) des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert gehörten
die Grafen zu I. zum Ritterkreis Rhein und zwar wegen Schöneberg (Schönberg),
Dörrebach mit Ruine Gollenfels, Hergenfeld, Schweppenhausen, Seibersbach und
Waldhilbersheim zum Kanton Niederrheinstrom und wegen Gaulsheim zum Kanton
Oberrheinstrom. Außerdem waren sie mit Unterhausen und Teilen von Würzberg
Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Unterhausen fiel 1808 an
Aschaffenburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543, 545; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
595; Seyler 370; Zimmermann 73; Winkelmann-Holzapfel 154; Riedenauer 124;
Stetten 36, 39; Rahrbach 136; ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Holzhausen 18.
Jh.).
Ingolstadt (Stadt, Residenz des Herzogs von
Bayern). Um 1250 wurde I. Stadt, von 1392 bis 1445 Sitz des Herzogtums
Bayern-Ingolstadt und 1472 Ort einer zunächst humanistischern, später
gegenreformatorischen, 1802 nach Landshut und 1826 nach München verlegten
Universität. S. Bayern-Ingolstadt.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277
Inhausen, Innhausen (Freiherren, Reichsgrafen). Um 1350 erbaute Ino Tiarkesna die Burg I. (bei Wilhelmshaven), die Mittelpunkt einer Herrschaft vom Umfang des Kirchspiels Sengwarden wurde. Im 15. Jahrhundert erwarb ein edelfreies friesisches Häuptlingsgeschlecht, dessen Stammreihe mit Grote Onneken († um 1405) beginnt, die Herrschaft I. Seit 1495 war sie selbständig. 1496 wurde sie mit der Herrschaft Kniphausen (Knyphausen) vereint. Dazu kam im 16. Jahrhundert die Herrlichkeit Lütetsburg in Ostfriesland. 1588 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1694 in einer älteren, 1737 ausgestorbenen Linie in den Reichsgrafenstand erhoben. (Kniphausen kam 1623 an Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.)
Innerösterreich (Ländergruppe, Gebietseinheit). I. ist
die im Spätmittelalter (1379-1463) und der frühen Neuzeit (1564) infolge von
Erbteilungen des Hauses Habsburg entstandene, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz,
Gradisca (Gradiska) und Windische Mark umfassende Gebietseinheit. Seit
Maximilian I. und seit Ferdinand II. (1619) war I. mit den übrigen Ländern
wieder vereint, galt aber auch später noch als eigene Verwaltungseinheit.
L.: Die Territorien des Reichs 1, 102.
Innsbruck (Residenz des Erzherzogs von
Österreich))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277.
Ipt von Ipthausen (Reichsritter),
Ippt von Ippthausen. Vielleicht waren die I. im Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Riedenauer 124.
Irmtraut? (Reichsritter)
Irsee (Reichsabtei).
1182/1185 gründeten die Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei
Kaufbeuren, die der Papst 1209 und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie
war seit dem 15. Jahrhundert Reichsabtei (1428
Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die Reichsmatrikel, 1541 Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des
Blutbanns von den Untervögten). Die Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer
umfassenden Herrschaft der zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Abtei (Hauptvögte um 1240 bis 1390 Montfort, von 1390 bis 1551/1564
bzw. 1803 Habsburg, Untervögte seit dem 14. Jahrhundert die Herren von
Pienzenau (Pienznau), durch Kauf von 1551 bis 1692 die Fürstabtei Kempten)
bildeten die Herrschaften Mindelheim und Schwabegg (Schwabeck), im Osten das
Hochstift Augsburg, im Süden das Gebiet der Reichsstadt
Kaufbeuren und der gefürsteten Abtei Kempten und im Westen Kempten und
Mindelheim. 1802 wurde sie mit weitgehend geschlossenem Gebiet und rund 3200
Einwohnern in Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster
Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann,
G., Die Vögte der Benediktinerabtei Irsee im Mittelalter, Allgäuer
Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.
Iseghem, Izegem (Fürstentum). Das Fürstentum I.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis. S. Izegem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der
unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg
und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau
[mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13.
Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den
gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12.
Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an
Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im
16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg)
erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils
des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier
die Lehen ein. Die Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber
zusammen mit den Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten
Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg,
Großmaischeid (Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach
(Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses
erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische
Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach
(Hersbach) kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg)
beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von
Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die
Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde
seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442
wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert
erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche
Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628
wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn).
1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis
1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur
vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und
Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von
Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim
(Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg
(Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach,
die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von
23000 Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter
von Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser
Isenburg, Wied und Runkel samt einer Nachricht von deren theils ehehin
besessenen, theils noch besitzenden Landen und der Erbfolge-Ordnung aus
Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon, G., Geschichte des
reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Isenburg,
Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v., Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln,
1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Isenburger
Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976; Decker, K.,
Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten).
Die Grafen von I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg,
die 1744 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von
Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte Baumburg) und Steigerhof zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach, Wenings, Wolferborn, Selbold,
Langendiebach und das Oberamt nebst Stadt Offenbach). Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf
Geinsheim am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf der
rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin von I.,
Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und
anderen Herrschaften auf dem linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806
trat I. dem Rheinbund bei, erlangte die Güter Isenburg-Philippseichs und die
Hälfte der Herrschaft der Grafen von Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die
Hoheit über die gräflich gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte
so alle oberisenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000
Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert. Seine Güter kamen 1816 teils an
Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
Isenburg-Büdingen-Büdingen (Grafen), Isenburg-Büdingen. Die Grafen
von I. sind eine 1687 entstandene Linie der Grafen von Isenburg, deren zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Güter, 3,5
Quadratmeilen Gebiet mit 10500 Einwohnern (Stadt und Gericht Büdingen, Gerichte
Düdelsheim und Mockstadt), 1806 unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und damit
1815/1816 an Hessen-Darmstadt bzw. 1945 Hessen fielen.
L.: Wolff 277; Wallner 698 OberrheinRK 34; Philippi, H., Territorialgeschichte
der Grafschaft Büdingen, 1954; Ackermann, J., Verschuldung, Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2002;
Mutschler, T., Haus, Ordnung, Familie, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 233.
Isenburg-Büdingen-Meerholz (Grafen). Anstelle des vermutlich
zwischen 1158 und 1173 bei Gelnhausen gegründeten Prämonstratenserinnenstiftes
Meerholz (Miroldes) erbauten die Grafen von Isenburg-Büdingen nach der
Säkularisation 1755/1764 ein Schloss, das Sitz der Linie I. wurde. Am Ende des
18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter der Grafen ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 6000 Einwohnern
(die Gerichte Meerholz, Gründau oder Lieblos und Eckartshausen). 1806 geriet I.
unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und kam 1816 an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Wallner 699 OberrheinRK 48.
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach (Grafen). 1685 wurde die vor 1236
errichtete, bis 1458 ganz an Isenburg gelangte Wasserburg Wächtersbach im
mittleren Kinzigtal Sitz der mit ihren Gütern zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Linie I. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet 2 Quadratmeilen mit 6000 Einwohnern (Stadt und
Gericht Wächtersbach, die Gerichte Spielberg, Wolferborn [zur Hälfte] und
Assenheim [teilweise]). 1806 kam es unter die Hoheit von Isenburg-Birstein,
1816 an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 10; Wallner 698 OberrheinRK 42.
Isenburg-Offenbach (Grafen). Das erstmals 977 erwähnte
Offenbach gehörte zum Reichsforst Dreieich und
gelangte über die Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418 teilweise, bis
Ende 1486 gänzlich an Isenburg. 1556 erhob Graf Reinhard von Isenburg-Büdingen
den Ort zu seiner Residenz, 1718 erlosch I. 1816 fiel Offenbach an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Offenbach.
L.: Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs Vergangenheit, 1879.
Isengau (Gau zwischen Isen rechts der Isar und
Vils rechts der Donau Ysinachgouue, Hisiniggouuue, Isinincgouua)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 11 (Winhöring,
Oberdingolfing, Goldern, Frichlkofen, Daibersdorf bzw. Deibersdorf, Tichling,
Pilberskofen, Heilberskofen, Bergham, Mamming, Bachhausen, Berg, Kuttenkofen,
Schmidlkofen, Adlkofen, Hirnkofen, Graflkofen, Anterskofen bzw. Anderskofen,
Griesbach, Gablkofen, Obergünzkofen, Untergünzkofen, Reichersorf,
Falkenberg, Oberhöft bzw. Oberheft, Pfistersham bzw. Pfisterham, Volksdorf,
Heißprechting, Oberellbach, Unterellbach, Obereschlbach, Untereschlbach,
Mertsee, Geigenkofen, Langenkatzbach, Bachham, Taubendorf, Windorf bzw.
Wiendorf); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 26, 27, Isanahgouwe,
‚Isengau‘.
Ismaning (reichsunmittelbare Grafschaft). I. an
der Isar wird um 800 erstmals erwähnt. Bis 1272 kam es mit seinem Umland durch
Gaben und Tausch an das Hochstift Freising. 1319 verkaufte Kaiser Ludwig der Bayer
unter Absonderung aus dem Landgericht Wolfratshausen die Landeshoheit auf dem
rechten Isarufer zwischen München und Freising mit Ismaning, Oberföhring,
Unterföhring, Daglfing und Englschalking an das Hochstift Freising. Das Gebiet
wurde fortan als reichsunmittelbare Grafschaft I. bezeichnet. 1803 fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft
(1200 Personen) mit dem Hochstift Freising an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974,
(in) Historischer Atlas von Bayern.
Isny (Grafschaft). 1803 wurde aus der Reichsabtei I. und der Reichsstadt
I. die Grafschaft I. gebildet, die den Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath) als
Entschädigung für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter übertragen wurde.
Sie fiel 1806 an Württemberg, über das I. 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des
alten Reiches (1775-1806), 1973.
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen) (Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096
erstmals erwähnten I. im Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von
Veringen-Altshausen 1042 eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096
übergab sie Graf Mangold Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine
Benediktinerklosters, in dem neben dem Männerkloster auch ein Frauenkonvent
eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei
kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an I. gegeben hatte, und hatte bis
zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst bestätigte Kloster kam 1306 an
die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten ihre Vogteirechte allmählich zur
völligen Herrschaft über das Kloster und seine Güter. Seit 1693 gelang der
Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10. 1781 die vollständige
Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von Sankt Georg in I. zählte
am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank
des Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St.
Jörgen zu den schwäbischen Prälaten. Die Güter der Abtei umfassten die vier
Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und Menelzhofen und die Filialkirche
Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet bestand nicht. 1803 kam die Abtei
zusammen mit der Reichsstadt I. als Grafschaft
I. an die Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele,
K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben,
38 (1967); Isny, 1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reichsabtei St. Georg in Isny, hg. v. Reinhardt, R.,
1996.
Isny (Reichsstadt).
Bei dem 1096 gestifteten Benediktinerkloster I. im Allgäu gründeten die Grafen
von Veringen-Altshausen 1171 einen Markt. Dieser wurde 1257 an die Truchsessen
von Waldburg verpfändet und 1281 durch König Rudolf von Habsburg mit dem
Stadtrecht Lindaus begabt. 1306 wurde I. zusammen mit der Herrschaft Trauchburg
an die Truchsessen von Waldburg verkauft. 1365 errang die Stadt durch Loskauf
von den Truchsessen von Waldburg die Reichsunmittelbarkeit.
I. zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam
I. mit 2000 Einwohnern und einem Gebiet von 0,5 bzw. 0,7 Quadratmeilen zusammen
mit der Abtei I. als Grafschaft I. an die Reichsgrafen
von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 25; Wallner 689 SchwäbRK 87; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 434ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte,
1912; Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu, Bilder
aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1955;
Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und
Oberschwaben 38 (1967); Speth, H., Die Reichsstadt
Isny am Ende des alten Reiches (1775-1806),
1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976; Greiffenhagen,
S., Politische Kultur Isnys im Allgäu, 1988.
Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr. eroberten
die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und Illyricum
zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952 fügte es König Otto I. als Teil Friauls
Bayern hinzu, löste es aber 976 als Herzogtum zusammen mit Kärnten wieder. Seit
dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das Gebiet um den Kvarner gerechnet (sog.
Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain dem Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde.
1077 gab König Heinrich IV. die Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209
tatsächlich von den seit 1173 als Markgrafen herrschenden Grafen von
Andechs-Meranien erlangte und bis 1412/1430 an Venedig verlor. Das von der
Markgrafschaft gelöste Inneristrien kam als Grafschaft I. über die Grafen von
Görz 1374/1381 an Österreich, die anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an
Italien, von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der österreichische Anteil an I.
umfasste die im Jahre 1500 durch das Aussterben der Grafen von Görz an
Österreich gefallene Grafschaft Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino),
Biben (Pedena), Galignano, Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern
und die im Jahre 1400 an Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816 gelangte
er als ein Teil des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien Österreichs und
war seit 1849 Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien
(Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien
und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I.
die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de,
Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio
evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung
Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich
zog und in dem sich seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende
Kommunen entwickelten, zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere Herzogtümer und 250 kleine
Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft
der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig
selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze
(Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua,
Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit
Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem:
Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum
Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum
Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen),
Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit,
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen),
Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum
Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel,
Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont,
Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän
hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit
dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in
Neapel (1494) wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum
Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg
die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700)
erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie
der französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden
(Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und
Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden
Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie
1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13
lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua,
Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische
Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der
Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen
(u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina).
Zwischen 1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik
zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di
Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia, Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796
drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene Republiken, die
später teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca,
Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch
beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich
(Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca,
1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann
Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam
es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich,
das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und
die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits
Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus
Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien
(Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den
Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und
1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915
erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach
Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti
essenziali toccanti la Commissione Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des
Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni
imperii Romani oder Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums,
1729; Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst
Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in
Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il
Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia,
1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed.
Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f.
1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen
der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia
d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R.,
Geschichte Italiens, 1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in
Mittelalter und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische
Geschichtsforschung über Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte
zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im
hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte,
2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988;
Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA
5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992;
Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u.
a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die
deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995;
Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen
Könige und Italien, 1997; Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt,
V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg.
v. Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe
als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Ittendorf (Herrschaft). Die Herrschaft I. östlich
von Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz
dem schwäbischen Reichskreis an. Konstanz fiel
1803 an Baden, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Itter (Herrschaft). Die Burg I. bei
Frankenberg war Sitz einer Herrschaft - einer älteren, 1123 ausgestorbenen und
dann - einer jüngeren, 1167 erstmals nachweisbaren, 1441 erloschenen Linie der
Herren von I., zu deren Gütern neben I. Ossenbühl mit Lotheim und Vöhl sowie
Höringhausen mit Eimelrod zählten, die vermutlich über eine Erbtochter von der
älteren Linie erlangt worden waren. 1356/1357 eroberten die Landgrafen von
Hessen, das Erzstift Mainz und die Grafen von Waldeck Burg und Herrschaft I.
und teilten sie unter sich auf. 1562/1588 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an
die Wolff von Gudenberg (Gudensberg) gelangt war, unmittelbar an Hessen,
1648/1650 an Hessen-Darmstadt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz
Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter,
Kassel 1751.
Izegem (Fürstentum, Iseghem). Das Fürstentum I.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis. S. Iseghem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Jablonsky (Reichsfürst).
1743 wurden Stanislaus J., Woiwode von Rawa, und sein Haus zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 174.
Jacob von Holach (Reichsritter),
Jacob von und zu Holach. Im 18. Jahrhundert zählten die J. zeitweise zum Kanton
Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124.
Jacout (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die J. mit Pfulgriesheim zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Jäger von Gärtringen (Reichsritter).
Die J. waren von 1592 bis 1711 (seit 1679 mit Rübgarten) Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Wegen des
württembergischen Lehens Höpfigheim waren die J. von 1578 bis 1678/1683 im
Kanton Kocher immatrikuliert. Sie hatten von 1606 bis 1649 auch Güter zu
Ebersberg.
L.: Hellstern 207; Schulz 265.
Jägerndorf (Herzogtum, Residenz). J. in
Oberschlesien an der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und
Geldoppa wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht
gegründet. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von
Troppau an Oppeln, 1390 an Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen
und 1421 an Ratibor. 1437 spaltete sich J. als eigenes Herzogtum ab. 1493 kam
es nach Absetzung des Fürsten durch König Matthias Corvinus (1474) an die
Freiherren von Schellenberg. 1523 erwarb Markgraf Georg von Ansbach dieses
Herzogtum. Nach dem Tod seines Sohnes Georg Friedrich fiel es an die Markgrafen
von Brandenburg, die es mit Oderberg und Beuthen zusammenfassten. 1617/1621
gingen diese Gebiete infolge Teilnahme des Herzogs am böhmischen Aufstand an
Österreich verloren. Den nördlichen Teil des Landes konnte König Friedrich II.
1742 an Preußen zurückgewinnen. Das Herzogtum umfasste ein Gebiet von 17
Quadratmeilen. 1918/1919 fiel das Gebiet von Österreich an die
Tschechoslowakei, 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und
Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v.
Wutke, K., 1911; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd.
1 1961; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 182; Urbare des Fürstentums Jägerndorf aus
der Zeit der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1531-1535-1554/78), hg. v.
Hanke, S. u. a., 2010.
Jagiellonen (Geschlecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 127.
Jagsthausen, Jaxthausen (Reichsritter).
Um 1800 zählten die J. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken und
vielleicht auch zum Kanton Rhön-Werra.
L.: Riedenauer 124.
Jagstheim (Reichsritter),
Jaxtheim. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die J. mit Erlabronn zum Kanton
Steigerwald, seit dem 16. Jahrhundert wegen Obermögersheim zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken, um 1700 zum Kanton Baunach, vielleicht zum Kanton
Odenwald sowie wegen Utzmemmingen und Ederheim (1542-1584) bzw. von 1652 bis 1666
als Personalisten zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Bechtolsheim 13, 195; Riedenauer 124; Schulz 265;
Rahrbach 138.
Jahnus von Eberstätt (Reichsritter),
Janus von Eberstätt. Im 18. Jahrhundert zählten die J. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Janowitz (Reichsritter).
Um 1581 war Hermann von J. zu Ditzingen, Obervogt zu Sachsenheim, wegen
Ditzingen, das 1951/1952 über Württemberg zu Baden-Württemberg kam, Mitglied
des Kantons Neckar (bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau) des Ritterkreises
Schwaben. Zeitweise war die Familie auch in dem Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Hellstern 207; Schulz 265.
Janus von Eberstätt (Reichsritter,
Jahnus von Eberstätt). Im 18. Jahrhundert zählten die J. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde vermutlich
vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278 war J. Sitz
des im Wege der Teilung des Herzogtums Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu
dem 1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums
Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert,
dann aber erneut geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz und J. erneut
vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit Kaiser Karl IV.
kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474 fiel J. an Ungarn, 1526 an
Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa
56 Quadratmeilen und war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg
gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises
Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 283.
Jaxtheim, Jagstheim (Reichsritter) s. Jagstheim
Jemmerer (Reichsritter?). Kanton Odenwald, Ritterkreis Franken.
Jena (Residenz des Landgrafen von Thüringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 284.
Jett von Münzenberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die J. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Joham von Mundolsheim (Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten J. mit
dem 1537 erworbenen Mundolsheim und Mittelhausbergen zur Reichsritterschaft Unterelsass. Sie erloschen
männlicherseits 1820. Mit dem Elsass gelangten die Güter an Frankreich.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.Hölzle, Beiwort 67.
Johannitermeister (Reichsfürst) s. Johanniterorden
Johanniterorden (Reichsfürst),
Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus
Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach
der Eroberung Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in
Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des
Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte,
Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Deutsche Kommenden bestanden u.
a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und Affaltrach,
Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen (Kleinnördlingen),
Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen, Würzburg und
Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt. 1789 verlor
er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um 1800 zählte
der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der J. bzw. Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter
die Grafschaft Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern,
Sankt Peter, Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806
erlosch auch das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim
schon früher allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie
1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von
Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil
des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche
Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der
Schweiz, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
Jöstelsberg, Jöbstelsberg, Löbstelsberg (Reichsritter). Von etwa 1665 bis 1725 zählten die J. zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15, 21; Riedenauer 124.
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die
linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten
sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft
des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel
(Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312
kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen
von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer
Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen
gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch
Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435),
Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg.
Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im
Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in
Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543
wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit
(1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch
Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste
es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw.
44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch
Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich
erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen.
1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur
Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der
Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.; Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v.
Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik
am Ausgang des Mittelalters, Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg.
v. Aubin, H./Frings, T. u. a., Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische
Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S.,
Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher
Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die
Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert, 1982; Land im
Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich
und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich,
Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien
zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286.
Jungken genannt Münzer von Morenstamm (Reichsritter). Von 1766 bis 1790 waren die J. wegen
Gütern in Adelmannsfelden Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 265.
Jungnau (Herrschaft). Um 1230 wird der neben der
Burg Schiltau bei Sigmaringen bestehende Ort erwähnt (Jungnow). Nach diesem
nannte Ritter Burkhard von Jungingen eine zweite Burg, die er auf 1316 von
Berthold vom Schiltau erworbenen Gebiet errichtete. 1367 kauften die Herren von
Reischach die Herrschaft, 1418 erwarben die Grafen von Werdenberg Feste und
Städtlein. Nach ihrem Aussterben 1534/1535 fiel die aus dem Flecken J. und
einigen Dörfern bestehende, zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft an die Grafen von Fürstenberg. 1806 wurde J. mediatisiert
und 1840 von Hohenzollern-Sigmaringen erworben. Über Preußen (1849) kam J. 1945
zu Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Wallner 687 SchwäbRK 28.
Justingen (Herrschaft). Am Ende des 11.
Jahrhunderts tauchen die mit den Steußlingen und Gundelfingen verwandten freien
Herren von J. auf. Nach dem Aussterben 1343 kam die aus einem Gutshof und vier
Dörfern bestehende Herrschaft J., deren Gebiet im Norden, Westen und Süden von
den Ämtern Blaubeuren, Münsingen und Steußlingen und im Osten von Schelklingen
begrenzt wurde, an die Stöffeln und nach mehrfachem Wechsel 1530 an die
Freyberg, die sie 1751 an Württemberg verkauften. Über dieses zählte die etwa
0,7 Quadratmeilen bzw. rund 24 Quadratkilometer und etwa 1600 Einwohner
umfassende Herrschaft am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 kam J. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 206; Wallner 689 SchwäbRK 82; Schilling, A., Die Reichsherrschaft Justingen, 1881; Uhrle, A., Regesten
zur Geschichte der Edelherren von Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen
und von Wildenstein, 1962.
Kageneck (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die bereits
im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierten (Grafen von) K. mit einem 1399 erworbenen Drittel Hipsheim zur
Reichsritterschaft Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67.
Kahldorf (Reichsdorf?) s. Kaldorf.
Kaichen (Grafschaft, Freigericht). K. bei
Friedberg in Hessen war seit dem 13. Jahrhundert Mittelpunkt der zwischen
Vogelsberg und Taunus gelegenen Grafschaft K. (1293 comitia in Kouchene). Zu
dem unter der Linde in Kaichen tagenden Freigericht gehörten 18 Orte
(Rodenbach, Altenstadt, Oberau, Rommelhausen, Heldenbergen, Büdesheim, Rendel,
[Groß-Karben bzw. Großkarben,] Klein-Karben [Kleinkarben], K., Burg-Gräfenrode
[Burggräfenrode], Okarben, Kloppenheim und Ilbenstadt sowie vier Wüstungen, die
Burgen Assenheim, Höchst, Dorfelden und das Kloster Naumburg). Seit 1467
gelangte es allmählich unter die Herrschaft der Burggrafschaft Friedberg und
damit 1806 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg
Friedberg und der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Wolff 504;
Thudichum, F., Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Hardt-Friederichs,
F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975.
Kaiserslautern (Reichsstadt).
An der Straße vom Rhein nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof
Luthra an der Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort
kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und
von diesen später an die Staufer. Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den
Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K.,
1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur Reichsstadt
erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz. Unter
Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums
Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von Frankreich besetzt. 1816 fiel es an
Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der
Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg
Kaiserslautern (in) Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
Kaiserswerth (Reichsstadt).
Ursprünglich auf einer ihm von Hausmeier Pippin überlassenen Rheininsel (wert)
Rinhusen bei Düsseldorf gründete der angelsächsische Missionar Suitbert 695 ein
Benediktinerkloster. Daneben bestand ein fränkischer Königshof, den Kaiser
Heinrich III. zu einer Pfalz ausbaute. Wahrscheinlich 1181 erhielt der Ort
Stadtrecht und wurde im 13. Jahrhundert Reichsstadt.
1235 verlor er durch Versanden seine Insellage. Seit Ende des 13. Jahrhunderts
war K. mehrfach verpfändet, seit 1424 an das Erzstift Köln. 1772 kam es nach
längerem Rechtsstreit an den Herzog von Jülich und damit an die Pfalz. Das
Stift wurde 1803 aufgelöst. 1806 fiel K. an das Großherzogtum Berg und 1815 an
Preußen. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth, hg. v. Kelleter, H., 1904; Redlich,
O., Die Bedeutung von Stift und Burg Kaiserswerth für Kirche und Reich, Ann. d. hist. Vereins NdRhein 115 (1929); Heck,
K., Geschichte von Kaiserswerth, 1936; Kaiserswerth, hg. v. Zimmermann,
C./Stöcker, H., 2. A. 1981; Struve, T., Kaiserswerth, LexMA 5 1990, 860f.;
Grossmann, K., Die mittelalterliche Gerichtsverfassung und
Verwaltungsorganisation in Kaiserswerth nach dem Stadtrecht aus dem 14.
Jahrhundert, 1992; Lorenz, S., Kaiserswerth, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 99;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 291.
Kaisheim, Kaisersheim (Reichsstift).
1133 (bzw. 1135) gründeten die Grafen von Lechsgemünd (Lechsgemünd-Graisbach)
auf ihrem Familiengut das Zisterzienserkloster K. (Kegesheim) bei Donauwörth.
1135 bestätigte der König, 1147/1185 der Papst die Stiftung. Obwohl Kaiser Karl
IV. 1363 die Reichsunmittelbarkeit gewährte und
1370 die Vogtfreiheit bekräftigte, konnte die sich zur Festigung ihrer Stellung
auch Kaisersheim nennende Abtei nur nach langem Ringen (1656/1757) die Reichsunmittelbarkeit gegenüber dem seit 1342 den
Grafen von Graisbach (bzw. Lechsgemünd-Graisbach) folgenden Herzog von Bayern
(1505 Pfalz-Neuburg) durchsetzen. Das Gebiet des Stiftes (3-6 Quadratmeilen
Streubesitz mit 9537 Bewohnern) umfasste unter anderem die Pflegeämter
Biberachzell mit den Herrschaften Biberachzell (Biberach Zell), Biberberg und
Oberhausen, Lauingen, Nördlingen und Stotzingen. 1802/1803 kam K. zu Bayern und
wurde säkularisiert.
L.: Wolff 186; Zeumer 552ff. II a 36, 7/37, 1; Wallner 687 SchwäbRK 41; Reindl,
L., Geschichte des Klosters Kaisheim, 1926; Huber, K., Die Zisterzienserabtei
Kaisheim, Diss. Erlangen 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Hoffmann, H., Die ältesten
Urbare des Reichsstiftes Kaisheim 1319-1352,
1959; Morimond et son Empire, 1994, 175; Maier, B., Kloster Kaisheim, 1999.
Kalb von Kalbsrieth (Reichsritter),
Kalb von Kalbsried. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die K. zu den Kantonen
Rhön-Werra und Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Kaldorf (Reichsdorf?),
Kahldorf. Möglicherweise war K. bei Weißenburg im Nordgau Reichsdorf.
L.: Dacheröden 234, Hugo 475.
Kallenberg (Herrschaft). Die Herrschaft K. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts im Rahmen von Schwäbisch-Österreich zum
österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Vorderösterreich an oberem Neckar und
oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.
Kaltenbrunn (Reichsritter?).
Um 1700 zählten die K. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Kaltental (Reichsritter),
Kaltenthal. Im 18. Jahrhundert zählten die K. unter anderem mit dem 1722
verkauften Hofgut Steinächle (Steinachlin) zum Ritterkreis Schwaben. Wegen
Aldingen (14. Jh.-1746), Mühlhausen am Neckar (bis 1582) und Oßweil (bis 1647)
war die Familie im Kanton Kocher immatrikuliert. An der Wende vom 17. zum 18.
Jahrhundert gehörte sie auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Kollmer 378; Riedenauer 124; Schulz 265.
Kandel (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Dorf K., das der Kurfürst aus der Pfandschaft des Grafen von
Leiningen gelöst hatte. Über Bayern gelangte K. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Wolff 91.
Karg von Bebenburg (Reichsritter).
Mit Oberweilersbach, Mittlerweilersbach (Mittelweilersbach) und
Unterweilersbach waren die K. im 18. Jahrhundert im Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken immatrikuliert, außerdem im Kanton Baunach.
L.: Stieber; Riedenauer 124.
Karlstein (südwestlich Prags) (Residenz Karls IV.
von Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 287.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich,
dessen Bewohner in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani
(Kosmograph von Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und
Sankt Veit, zu kelt. caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748)
unter die Herrschaft der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten
bayerisch-fränkische Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und
verstärkten den bayerischen Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als
eigenes Herzogtum?), zu dem auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien,
Friaul und Krain gehörten, von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an
landfremde Große, von 1077 bis 1122 an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das
Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische
Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der
Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von
Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269
kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis
1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die
Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu,
fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe
Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände
ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste
(Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach
mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809
bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen
Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum
österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland
Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg
und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an
Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der
Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und
1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs,
O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss.
phil. Göttingen 1908, 4 (Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss.
Abt. 1,4, 2,8 1914ff.; Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu
dem historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ.
Gesch. u. Topographie 20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner
Heimatatlas, 1925; Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.;
Jaksch, A./Wutte, M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von
Kärnten 1937; Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V.,
Kärntner Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten,
Bd. 1ff. 1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F.,
Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung
Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich,
Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in
Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das
Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985;
Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur politisch-geographischen
Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung im frühen
Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in
Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990,
1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985),
1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995;
Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler,
H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920,
hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.
Karpfen (Herrschaft). Die Herrschaft K. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Württemberg zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1.
Karpfen (Reichsritter),
Karpffen. Von 1548 bis zu ihrem Aussterben 1663 zählten die K. mit Hausen ob
Verena und Rietheim zum Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwad-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 154, 207.
Karsbach, Karspach (Reichsritter).
Die zu K. zählten im 17./18. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Wolf von Karsbach.
L.: Stieber; Seyler 370; Riedenauer 124.
Kassel (Burg, Stadt, Residenz des Landgrafen
von Hessen). K. an der Fulda (zu lat. castellum Burg, oder „Haus an einer
Mulde“?) erscheint erstmals 913 (Chassella). Im Jahre 1008 gab Kaiser Heinrich
II. den dortigen Königshof an seine Gemahlin Kunigunde, die ihn zur Ausstattung
des Klosters Kaufungen verwendete. Nach ihrem Tod fiel K. an das Reich zurück, wurde aber von Kaiser Heinrich III. an
Kunigundes Bruder gegeben. Von dort gelangte K. über den Erzbischof von Mainz
1039/1040 tauschweise wieder an Kaufungen. Nachdem zuletzt 1154 in K. Reichsgut erwähnt wurde, machte Landgraf Heinrich I.
von Hessen 1277 den Ort, dem 1239 die Stadtrechte bestätigt wurden, zum
Mittelpunkt der Landgrafschaft Hessen. 1391 endeten die Versuche des Patriziats
ergebnislos, größere Unabhängigkeit vom Stadtherrn zu erlangen. Nach 1567 wurde
die etwa 5000 Einwohner zählende Stadt Sitz bzw. später Hauptstadt der
Landgrafen von Hessen-Kassel (1807-1813 zu Westphalen). Mit Hessen-Kassel kam
sie 1866 zu Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel,
1844, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913; Eisenträger,
M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Cosanne, A.,
Kassel, LexMA 5 1990, 1034f.; Kassel im 18. Jahrhundert, hg. v. Wunder, H. u.
a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 289.
Kastell (im Thurgau) (Residenz des Bischofs von
Konstanz). S. Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 290.
Kaster (Residenz des Herzogs von Jülich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 291.
Kastilien (Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 139.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich
möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138
die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066),
zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz
im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie,
erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich,
um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen Würzburgs
um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im Interregnum
umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach
1255 Dreieich) an. Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien
verteiltes, 1402 aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur
unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um
Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der
Obergrafschaft um Darmstadt (Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt,
Zwingenberg), die durch Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt
waren, sowie verstreuten Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem
Westerwald, an der unteren Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis
Holland. Hiervon waren nur geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der
Grundlage der durch Pfandrecht und Lehnrecht gebotenen rechtlichen
Möglichkeiten die Entstehung von Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu
den Grafen von Nassau führten um 1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von
Hessen und 1457 zur Heirat der Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479
fiel beim Aussterben der Familie in männlicher Linie das später zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Gut an
Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das den
hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,] endgültig
1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt, Kelsterbach,
Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg, die
Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das
Amt oder die Vogtei Pfalzfeld auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die
Hälfte des so genannten Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels
und fiel bei Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen
Nebenlinie Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft
an das Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen.
S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert,
W., Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen
vom 12. bis 14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden,
1989; Gerlich, A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Katzental (Reichsdorf).
Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des
Burkhard Sturmfeder, unter anderem das diesem schon früher verpfändete Dorf K. bei
Wimpfen. Über Baden kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 458.
Kaufbeuren (Reichsstadt).
K. an der Wertach entstand wohl im 8. Jahrhundert als fränkischer Königshof.
1126 wird es erstmals erwähnt. Es zählte bis 1167 zu den Gütern der 1116 erstmals
genannten Herren von Beuren, kam dann jedoch an das Kloster Ottobeuren. Um 1167
unterstand es (als Lehen) den Welfen, ab 1191 den Staufern. Vor 1230/1240 wurde
es zur Stadt (1241 Buren) erhoben. 1286 ist es urkundlich als Reichsstadt mit dem Recht Überlingens bestätigt (1301
erstmals Kufburun), 1373 erhielt es Zollrechte, 1418 den Blutbann und 1530 das
Münzrecht. Seit 1525/1545 drang die Reformation zeitweise ein, doch wurde bis
1699 die Parität hergestellt. Die Stadt war Mitglied der schwäbischen Städtebank
des Reichstags. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen (Amt
Beuron) Gebiet und 6850 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 II b 22; Wallner 688 SchwäbRK 59; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder
215ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte,
1912; Dertsch, R., Die Urkunden der Stadt Kaufbeuren 1240-1500, 1955; Dertsch,
R., Stadt- und Landkreis Kaufbeuren, 1960; Dertsch, R., Kaufbeuren, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für
bayer.Landesgeschichte, 1960; Junginger, F., Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren im 17. und 18. Jahrhundert,
1965; Fahlbusch, F., Kaufbeuren, LexMA 5 1990, 1082; Die Urkunden der Stadt
Kaufbeuren 1501-1551, hg. v. Dieter, S., 1999; Lausser, H., Pfründner, Sieche,
arme Dürftige, 2009.
Kaufungen (Kloster). Kaiser Heinrich II. baute
1008 nach Übertragung von Kassel an Kaiserin Kunigunde in K. bei Kassel eine
neue Pfalz. 1019 übertrug er sie mit reicher Ausstattung und weiteren Gütern an
ein dort 1017 gegründetes Benediktinerinnenkloster, das 1089 an das Hochstift
Speyer kam, sich seit Ende des 12. Jahrhunderts davon aber lösen konnte. 1527
wurde es säkularisiert und 1532 der hessischen Ritterschaft gegeben. 1776
erscheint es im Rahmen des oberrheinischen Reichskreises
in der Reichsmatrikel. 1810 wurde es aufgehoben,
1814 aber wiederhergestellt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam K. 1945
an Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 114; Eckhardt, W., Kaufungen und Kassel, FS Eckhardt, K.,
1961, 21ff.; Das Salbuch des Stiftes Kaufungen von 1519, bearb. v. Eckhardt,
W., 1993; Eckhardt, W., Der Kaufunger Wald, (in) Hundert Jahre Historische
Kommission, 1997, 47.
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten).
Die dem Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton
Graf K. 1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die
Ehe Max Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des letzten Grafen von
Rietberg aus dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit Anwartschaft auf
drei ostfriesische Herrschaften. 1764 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz,
1975.
Kaysersberg, Kaisersberg (Reichsstadt).
Am Eingang des Weißtals im Elsass erwarb der Hagenauer Schultheiß im Namen
Heinrichs (VII.) 1227 Land von den Herren von Horburg und von Rappoltstein zur
Errichtung einer Burg. 1247 kam der vor 1230 civitas genannte Ort an die Gegner
der Staufer und war seit dem Untergang der Staufer Reichsstadt.
Als solche gehörte K. 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund und später dem
oberrheinischen Reichskreis an. 1648 gelangte es
unter die Vogtei Frankreichs und mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 298; Becker, J., Geschichte der Reichsvogtei
Kaysersberg, 1902; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit.
Entstehung und Aufstieg der elsässischen Hohenstaufenstädte, 1972; Sittler, L.,
Kaysersberg, 1979; Rapp, F., Kaysersberg, LexMA 5 1990, 1092; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 299.
Kechler von Schwandorf (Freiherren, Reichsritter). Die K. waren bereits 1488 Mitglied der
Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 - davon bis
1748 mit dem Rittergut Diedelsheim - gehörten sie dem Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben an. Im Jahre 1802 übten sie die Herrschaft über die dem
Kanton Neckar inkorporierten Ortschaften Obertalheim und Untertalheim, beides
Lehen Österreichs, sowie Unterschwandorf aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64, Hellstern 207, 218f.;
Kollmer 378.
Kehl (Reichsfestung).
K. am Rhein gegenüber Straßburg erscheint seit 1289 in den Händen der Herren
von Geroldseck. Im 15. Jahrhundert gingen die Rechte auf die Grafen von Moers-Saarwerden
(1426), Kloster Frauenwerk (Unser Frauen Werk) zu Straßburg und Baden
(1442/1497) als Kondominat über. 1527 folgte Nassau-Saarbrücken (Nassau)
infolge Erbanfalls Moers-Saarwerden. 1678 wurde der 1525 reformierte Ort von
Frankreich zerstört und zwischen 1680 und 1688 zur Festung ausgebaut, die 1697
an das Reich kam. Mit K. wurde vom Kaiser 1698
der Markgraf von Baden-Baden belehnt. In der Folge war K. vielfach umkämpft und
unterstand 1703-1714, 1733-1736, 1798-1814, 1919-1930 und 1945-1949 Frankreich.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte es über die Markgrafschaft Baden-Baden zum
schwäbischen Reichskreis. Über Baden kam es
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Rusch, O., Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauer Landes,
1928; Hornung, K., 700 Jahre Geschichte, Wappen und Siegel der Großen
Kreisstadt Kehl, 2. A. 1974.
Kehr (Reichsritter),
Kere s. Kere
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 212; Riedenauer 124;
Rahrbach 139.
Keller von Schleitheim (Reichsritter), Keller von Schlaitheim. Von 1642 bis 1805 zählten
die K. unter anderem bis etwa 1736 mit dem Rittergut Neckarhausen und bis 1750
mit dem an die Raßler von Gamerschwang (Raßler, Rassler) verkauften Gut
Lützenhardt zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 207; Kollmer 378.
Kellmünz (Herrschaft). An der mittleren Iller
bestand schon in spätrömischer Zeit 35 Meter über der Iller die Befestigung
Caelio monte. Die später um K. entstandene Herrschaft war seit Ende des 18.
Jahrhunderts in den Händen der Grafen von Schwarzenberg. Sie gehörte dem
schwäbischen Reichskreis zu und kam 1806 an
Bayern.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133; Kellner, H., Das spätrömische Kellmünz,
1957.
Kemnat (Herrschaft), Kemnath. Die Herrschaft K.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten dem
schwäbischen Reichskreis an und kam mit Kempten
1803 an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Kemnat (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Kempfer (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die K. mit dem 1684 erworbenen halben Plobsheim zur Reichsritterschaft Unterelsass. Plobsheim gelangte mit
dem Elsass zu Frankreich.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Kempinsky (Reichsritter).
Um 1750 zählten die K. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124.
Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift, Residenz).
K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi
Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern erobert, die
dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die ihrerseits
im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete vielleicht
das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein Benediktinerkloster,
das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte König Heinrich IV. seine
durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026 Schwaben, 1065 Rheinfelden)
bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der
Abt als Fürstabt betitelt, 1360 wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum
Fürststift erhoben, das 1419 exemt wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte
sich aus einer dem Kloster durch Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert
verliehenen Immunität, die zwischen 1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde.
1213 gingen durch Verleihung König Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern
ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte an den Abt über. Weitere Käufe
rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet ab. Bis 1803 war dann das
Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte geistliche Herrschaftsgebiet
in Ostschwaben. Es gehörten bei der Säkularisation (1803) zum Stift die 1728
mit Stadtrecht ausgestattete sogenannte Stiftsstadt unmittelbar vor den Toren
der Reichsstadt K. und die Marktflecken
Sulzberg, Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg,
Dietmannsried, Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell
(Sankt Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried, Rothenstein,
Kalden (Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken,
Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller
gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen.
Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegenüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die
Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen
Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949;
Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech,
1961; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten,
1968: (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten
und das Oberallgäu, 2. A. 1984; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich,
V., 1989; Böck, F., Kempten im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5
1990, 1103; Walter, M., Das Fürststift Kempten, 1995; Bürgerfleiß und
Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998;
Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.
Kempten (Reichsstadt).
K. wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von Strabo
erwähnt. Seit 15 v. Chr. bestand eine römische Siedlung, die im 3. Jahrhundert
von den Alemannen zerstört wurde. 752 gründete vielleicht das Kloster Sankt
Gallen nach einer Zelle der Jahre 742/3 in K. ein Benediktinerkloster, das
karolingisches Eigenkloster und 1360 Fürststift wurde. Die bei ihm angelegte
Siedlung erhielt 1289 Reichsfreiheit. 1310
gelangte die Vogtei über die Stadt wieder an das Kloster. 1340 hatte sie das
Stadtrecht Ulms. 1361 wurde die Vogtei erneut vom Stift gelöst. 1525 kaufte sich
K. nach jahrhundertelangem Streit mit dem Fürststift ganz von ihm frei und
wurde 1527 protestantisch. Die Stadt zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam sie mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet
und etwa 3500 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Schroeder 199ff.; Haggenmüller, J.,
Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, 1840/1847; Wagner,
F., Die Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des
hochfürstlichen Stifts Kempten, 1933; Weitnauer, A., Kempten 1949; Dertsch, R.,
Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Schleiermacher, W., Cambodunum,
Kempten: eine Römerstadt im Allgäu, 1972; Hermann, N., Kempten und das
Oberallgäu, 2. A. 1984; Haggenmüller, J., Geschichte der Stadt und der
gefürsteten Grafschaft Kempten, 1988; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v.
Dotterweich, V., 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Bürgerfleiß
und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998.
Kere (Reichsritter),
Kehr. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die von der K. (Kere, Kießling von der
Kere) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im
Kanton Baunach und im Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 212; Riedenauer 124;
Rahrbach 139.
Kerpen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von K. mit Würzweiler und Fürfeld
samt Biedenthalerhof (Biedenthaler Hof) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Mit Illingen, Lixingen und Ruhlingen (Rollingen) waren sie
im Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 545; Roth v. Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 154.
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft
[Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen
Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der
Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282
kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch
Johann I. von Brabant), 1404 als Erbschaft an Burgund und von dort über Maria von
Burgund (1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Kerpen, Mödrath,
Langenich sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei
Mödrath und die Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie
Lommersum mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von
Köln verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus
regiert. 1710 wurde sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien
an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710
seinem Minister Graf Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten
Herrschaften K. und Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die 1786 die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 3000 Einwohnern zu
Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die
Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
Kerpen-Lommersum (Reichsgrafschaft)
1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und Lommersum (K.)
zu einer Reichsgrafschaft der Grafen von
Schaesberg, die 1786 die Reichsunmittelbarkeit
erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet und 3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und
1946 Ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen. S. Kerpen,
Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 554 II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46; Wallner 704
WestfälRK 46.
Kesselstatt, Kesselstadt (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von K. zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Roth von Schreckenstein 2, 595.
Kettschau (Reichsritter)
s. Kötschau
L.: Seyler 370.
Keudell zu Schwebda (Reichsritter), Keudel zu Schwebda. Kanton Rhön-Werra, Ritterkreis Franken.
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten).
Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach Kevenhüll bei Beilngries benannte,
1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem bayerisch-fränkischen
Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396 urkundlich bezeugt ist. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um Villach reich begütert. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine Aufteilung in eine
österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine Kärntner Linie
(Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb 1581 drei
Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu Reichsgrafen
von Frankenburg erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in Kärnten nannte sich
seit 1571 nach Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673 zu österreichischen
Grafen, 1725 zu Reichsgrafen von Hardegg ernannt
und 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben.
Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz (1706-1776) war verheiratet mit
der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit 1751 Khevenhüller-Metsch. Als
Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
des Reichstags am Ende des 18. Jahrhunderts als
Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18.
Khevenhüller-Metsch (Freiherren, Grafen, Fürsten). K. nennt sich seit 1751 die Linie Hochosterwitz der Khevenhüller, die am Ende des 18. Jahrhunderts dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags als Personalist angehörte.
Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K.
südlich von Winterthur erstmals bezeugt. Nach 1030 wurde sie vom König
eingezogen. Sie fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid von Winterthur aus dem
Geschlecht der Udalrichinger an die Grafen von Dillingen, die sich seit der
Mitte des 12. Jahrhunderts Grafen von K. nannten. 1172/1173 erlangten die
Grafen von K. beim Aussterben der Grafen von Lenzburg die Grafenrechte im
Zürichgau. 1180 wurde in einen schwäbisch-dillingischen und einen
schweizerisch-kiburgischen Zweig (schweizerisch-kyburgischen Zweig) geteilt.
Weitere linksrheinisch gelegene Güter kamen 1218 aus dem Erbe der
verschwägerten Herzöge von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim
Aussterben der Grafen von K. 1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau, Reichsvogteien Glarus und Zürich, nach 1273
[Verheiratung der Erbtochter Anna mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg] Güter
im Aargau, Zürichgau und den späteren Waldstätten) an Graf Rudolf von Habsburg.
1419 starb die Habsburger Linie Kiburg (Neukiburg [Neukyburg], Kiburg-Burgdorf
[Kyburg-Burgdorf]) aus. 1452/1460 ging die Grafschaft K. über eine Verpfändung
an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D.,
Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913;
Dürr-Baumgartner, M., Der Ausgang der Herrschaft Kyburg, 1918/1919; Feldmann,
M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926;
Largiadèr, A., Die Kyburg, 1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik
Beiheft 5; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg,
hg. v. Härtel, R., 1986; Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007.
Kiel (Burg, Stadt, Residenz des Grafen von
Schaumburg bzw. des Herzogs von Holstein-Gottorp). Zwischen 1233 und 1242
gründete Adolf IV. von Schauenburg, (Schaumburg), Graf von Holstein, auf einer
Halbinsel der Förde die nach der keilförmigen Förde benannte Stadt Kiel (tom
Kyle). 1250 wurde die Burg Hauptsitz der Grafen, später Sitz der Linie
Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). S. Holstein-Kiel, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446Klose, O./Sedlmaier, R., Alt-Kiel und die Kieler Landschaft, 2. A.
1962; Hoffmann, E., Kiel, LexMA 5 1990, 1120; Feiler, A., Die Entwicklung
Kiels, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 294.
Killinger (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 waren die Freiherren von K. mit Eschenau Mitglied des Kantons Kraichgau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 63; Winkelmann-Holzapfel 154.
Kinderbeuern, Kinderbeuren, Kinheimerburen (Reichsdorf). Am 11. 11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV.
dem Erzbischof von Trier unter anderem, das zum Kröver Reich
an der Mosel gehörige, vielleicht 1274 von König Rudolf von Habsburg den Grafen
von Sponheim verpfändete Dorf Kinheimerburen bei Kröv auszulösen. Diese
Erlaubnis wurde jedoch nicht verwirklicht. Über Preußen (Rheinprovinz) gelangte
K. 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. Kröv.
L.: Hugo 462, 461.
Kinheim (Reichsdorf).
Am 11. 11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Trier, unter
anderem das zum Kröver Reich an der Mosel
gehörige, vielleicht 1274 von König Rudolf von Habsburg den Grafen von Sponheim
verpfändete Dorf K. bei Kröv auszulösen. Diese Erlaubnis wurde jedoch nicht
verwirklicht. Später kam K. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Kröv.
L.: Hugo 461.
Kinsky, Kinski (Grafen, Reichsfürsten). Das urkundlich erstmals 1237 genannte böhmische
Adelsgeschlecht K. hatte seine Stammsitze auf den Burgen Wchinitz (Vchynice,
auch Kinz) bei Lobositz und Tettau im Böhmerwald. 1676 wurde es in den Reichsgrafenstand, 1747 in einer jüngeren Linie in den
Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Klein 179.
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Kirchberg (Burggrafen). In der Zeit König Konrads
III. erscheinen auf dem alten Königsgut Kirchberg bei Jena edelfreie
Burggrafen. Sie hatten Güter zwischen Weimar-Apolda und Jena und gründeten 1253
das Kloster Kapellendorf. Seit 1304 verloren sie ihre älteren Güter und mussten
1398 die wettinische Landeshoheit (der Markgrafen von Meißen) anerkennen. Im
14. Jahrhundert gewannen sie durch Heirat Oberkranichfeld und im 15.
Jahrhundert vorübergehend auch Niederkranichfeld (Unterkranichfeld). 1714
erbten die Burggrafen von K. die Grafschaft Hachenburg der Linie
Sayn-Wittgenstein-Sayn. Ihretwegen gehörten die Burggrafen von K. am Ende des
18. Jahrhunderts dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
des Reichsfürstenrates des Reichstags an. (1799 kam Hachenburg an Nassau-Weilburg,
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.)
L.: Zeumer 554 II b 63, 2; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, 1962.
Kirchberg (Grafschaft). 1507 verpfändete Kaiser
Maximilian I. an die Familie Fugger die Grafschaft K. Nach ihr benannte sich
die von Raimund Fugger († 1535) abstammende Linie der Fugger von K. und
Weißenhorn (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn). Die Grafschaft gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts zum österreichischen Reichskreis.
1805/1806 wurden die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (in Württemberg) mediatisiert.
1951/1952 kam K. in Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4, 45.
Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst entstand
seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg der
Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte die
Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur Siedlung ausbauten, 1398 an die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Schwäbisch
Hall verkauften und nach dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz machten. 1701
gab die Herrschaft den Namen für die 1764 in den Reichsfürstenstand
erhobene, 1861 ausgestorbene Linie Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte
Rothenburg, Hall und Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f.
fränk. Landesforschung 34/35 (1974/1975).
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben)
(Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das
Hochstift Augsburg. Danach bildete es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die
später zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1329
veräußerte die Augsburger Familie Onsorg die Herrschaft an die Herren von
Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe Gerichtsbarkeit erlangten. 1484 kam sie
an die Herren von Hürnheim, 1551 an die Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
Kirchheim (am Neckar) (Reichsdorf).
Am 8. 1. 976 bestätigte König Otto II. den tauschweisen Erwerb des Ortes K.
durch (Kaiser) Otto I. von Seiten des Hochstifts Chur. Dieses damit zum Reichsgut gehörige Dorf wurde danach in dem von König
Albrecht am 29. 4. 1307 abgeschlossenen Landfrieden aufgeführt. Um 1400
unterwarf sich das Dorf zum Schutz gegen adlige Machtansprüche den Grafen von
Württemberg. Über dieses gelangte K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 151; Hugo 453; Grünenwald, G., Heimatbuch für Kirchheim am
Neckar, 1949.
Kirchheim, Kirchheimbolanden (Herrschaft). K. am
Donnersberg wird 774 (als Kirchheim) erstmals erwähnt. Es kam im frühen 13.
Jahrhundert an die Herren von Bolanden, dann über die von einer Linie der
Grafen von Sponheim gebildeten Herren von Dannenfels und die Hohenlohe vor
1393/1394 an Nassau-Saarbrücken, 1574 an Nassau-Weilburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte es zum oberrheinischen Reichskreis.
1815 fiel es an Bayern, wurde im 19. Jahrhundert Kirchheimbolanden genannt und
kam 1945/1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Köllner, A., Geschichte der
Herrschaften Kirchheimbolanden und Stauf, 1854; Hopp, K., Geschichte der
Herrschaft Kirchheim auf dem Gau, 1900; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft
Stauf, 1913/1914; Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968f.
Kisslegg (Herrschaft), Kißlegg. K. im Allgäu
wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts als Ratboticella
gegründet. Im 9. Jahrhundert war dort der Haupthof des Klosters Sankt Gallen im
Nibelgau. 1227 nannten sich die 1135 bezeugten klösterlichen Meier nach der
hier erbauten Burg von K. (Kiselegge). Sie erlangten die Klostergüter und das
Niedergericht über K., Immenried, Waltershofen und Eintürnen als Lehen. Um 1300
wurden sie von den Herren von Schellenberg beerbt, die hier eine Linie
begründeten. 1381 wurde die Herrschaft geteilt. Ein Teil kam 1708 an
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee). Der andere Teil gelangte über die
Sulzberg (1428), Freyberg (1525), Paumgarten (1592), Khuen-Belasi und
Waldburg-Trauchburg (1669) 1793 an Waldburg-Zeil-Wurzach. Die Herrschaft war dem
Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben der Reichsritterschaft steuerbar. 1806
fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200, 509; Wallner 685f. SchwäbRK 12, 26 a; Der Kreis Wangen, 1962;
Müller, S., Kißlegg im Allgäu, 1974.
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?).
Das Kloster K. (748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer
Zeit auf Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei
königlichen Rechts, die von König Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben
wurde. Die Vogtei übten seit dem elften Jahrhundert die späteren Grafen von
Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert teilten sich Bischof von Würzburg und
Burggrafen von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw.
Brandenburg-Ansbach) die Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel. 1544 wurde die Reformation eingeführt
und 1802/1803 kam K. von Würzburg an Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Kitzingen, Stadt (Reichsritter).
Um 1800 zählte die Stadt K. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129: Hock, B., Kitzingen im Dreißigjährigen Krieg, 1981; Apud
Kizinga monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Kleinschmidt (Reichsritter).
Um 1700 zählten K. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Klettenberg (Herrschaft, Grafschaft). Die nach der Burg
Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von Hohnstein, welche die älteren,
1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei Walkenried benannten Grafen von
K., die vielleicht von der edelfreien Familie von Ballhausen abstammten und
zwischen Walkenried und Nordhausen sowie am südlichen Rand der Goldenen Aue
begütert waren, von 1238 bis 1253/1267 allmählich verdrängten, spalteten um
1315 die Linie K. ab. Sie starb nach weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum
obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft
fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das sie als Lehen an die Grafen von
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702 wieder
einzog. Um 1800 umfasste ihr Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7 bzw. 8
Quadratmeilen. Die Grafschaft K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa, die
Ämter K., Fronderode (Frohnderode), Mauderode, Woffleben und Benneckenstein
(Beneckenstein) und eine Anzahl Dörfer. In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen
und nach 1945 zu Thüringen (ausgenommen Sachsa [zu Niedersachsen]).
Benneckenstein gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter,
1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und Reichsgut
im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke, K.,
Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts des
Oberrheins, gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an der
unteren Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren dort
vor allem die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz begütert. Die Güter
der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die
Güter der Herren von Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis
1408 unterstand der K. als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg
(1315 Grafenamt, 1325 Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen
von Sulz (am Neckar bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche
Hälfte der reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der
Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter
des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der Rest, ein Gebiet von 5,5
Quadratmeilen bzw. rund 300 Quadratkilometern (die 1482 erworbene Stadt Tiengen
und eine Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben der Grafen von Sulz über die
Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg (bis 1805) und wurde 1698 zu einer
gefürsteten Landgrafschaft erhoben, die dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1805/1806 erwarb Baden die
Landeshoheit, 1812/1813 die schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden gelangte
das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues,
1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau,
hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208.
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war
infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich
II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren
älteste Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an
Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. †
1051 und Rutger II. von Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve
(Dietrich I. von Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen
erweiterten den im südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes
gelegenen Kern der ursprünglichen Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg]
Monterberg) auf Kosten des Reiches und des
Erzstifts Köln. Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie auf das rechte
Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken), im 14.
Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die
Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III.
von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er
gewann 1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde
die Herrschaft über K. und Mark sowie Ravensberg und Ravenstein in einer Hand
vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in seinen beiden Teilen getrennt verwaltete
K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde Gennep, 1429 Emmerich und der östliche
Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge
Verbindung mit Burgund im 15. Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten
Gelderns (1473 Goch, Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten).
In der Soester Fehde erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln.
1521 wurden die Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der
1496 erfolgten Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg)
in Personalunion vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und
später teilweise zum Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614
fielen K. und Mark im Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische
Brandenburg. Im 18. Jahrhundert umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund
100000 Einwohnern. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den so
genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen
und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten
Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees, Dinslaken,
Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den klevisch
landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham, Kleveham],
Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg], Düffel
[Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden, Halt,
Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen, Mook,
Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken,
Götterswickerhamm [Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck,
Schermbeck und die adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt
[Diersfort], Gahlen, Bühl, Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit
der Freiheit Winnenthal) und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter
Emmerich, Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw.
Lijmers, Huissen und Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl,
Sonsfeld, Haldern [Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw.
Hulhuizen und Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten
Frankreichs auf das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich,
welches das Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu
Frankreich schlug. 1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz
Jülich-Kleve-Berg 1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und
Malburgen (Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Char, Geschichte des Herzogtums Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation
der Zentralverwaltung in Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung
1609, 1897; Beiträge zur Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A.,
1909; Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum
Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd. 1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v.
Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f. 1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger,
F., Die ältesten Grafen von Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein
153/154 (1953); Rheinischer Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D.,
Die Territorialpolitik der Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17.
Jahrhundert. Studien und Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman,
A./Harsgor, M., Cleve - ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und
Verfall eines Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte
der Grafen von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein.
Vbjll. 46 (1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich,
Kleve, Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische
Städteprivilegien (1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen
Hofordnungen, hg. v. Flink, C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 820 (Kleve und Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008;
Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
Klinckhart, Klinkhart (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die K. von Wartenrode (Vockenrot
[Vockenrodt]) zum Kanton Odenwald des Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 124; Neumaier 73.
Klingen (Reichsdorf).
Am 25. 10. 1361 schlug Karl IV. auf das neben anderem an die Pfalzgrafschaft
verpfändete Dorf K. bei Landau eine weitere Summe auf. Über die Pfalz kam K.
1815 an Bayern und 1945/1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466, 464.
Klinglin (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert gehörten die K. mit dem 1765 endgültig erworbenen Hönheim
zur Reichsritterschaft Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Klinkhart (Reichsritter) s. Klinckhart
Klüppel von Elkerhausen (Reichsritter s. Elkerhausen
Knebel von Katzenelnbogen (Freiherren, Reichsritter). Im späten 16. Jahrhundert und im 17.
Jahrhundert gehörten die K. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren K. mit einem Zehntel der Ganerbschaft
Bechtolsheim und Neuweier (Neuweyer) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein sowie zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Franz K.).
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Zimmermann 75; Winkelmann-Holzapfel 154; Riedenauer 124; Neumaier 73.
Kniestedt (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von K. mit dem 1701 erworbenen
Heutingsheim und dem 1765 erworbenen Schaubeck samt Kleinbottwar zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. Von 1771 bis 1805 waren sie mit dem 1706
erworbenen Rübgarten auch im Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62, 64,; Hellstern 208,
218; Kollmer 376f.; Schulz 265.
Kniphausen, Knyphausen (Herrlichkeit, Reichsherrschaft). 1496 erwarb Fulf von Inhausen die
um die Burg K. nordwestlich von Wilhelmshaven gelegene Herrschaft K.
(Kirchspiele Accum, Sengwarden, Fedderwarden) in Oldenburg. Nach Verlust an
Jever 1547 und Rückgewinn kam K. 1623/1624 durch Entscheidung des Reichskammergerichts an Oldenburg als Nachfolger
Jevers. 1667 erlangte es infolge eines Fideikommisses für Graf Anton von
Aldenburg zusammen mit Varel wieder Selbständigkeit. Im 18. Jahrhundert wurde
es infolge Testaments Anton Günthers von Oldenburg eine Reichsherrschaft (1737) der Grafen von Bentinck. Von 1808 bis 1813
unterstand es Frankreich und danach der Hoheit Oldenburgs. 1828 umfasste die
Herrlichkeit K. etwa 2800 Einwohner. Nach einem 1835 entbrannten Erbstreit kam
sie 1854 zusammen mit Varel durch Verkauf wieder an Oldenburg und damit K. 1946
an Niedersachsen.
L.: Wolff 496f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Zimmerli, G.,
Kulturbilder aus der friesischen Vergangenheit, 1905; Grundig, E., Der Kampf um
Kniphausen 1836, Oldenburg. Jb. 51 (1951).
Knöringen (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von K. waren mit der 1545 erworbenen Herrschaft Kreßberg
(Krießberg) samt Marktlustenau (Lustenau) bis 1805/1806 Mitglied des Kantons
Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis
Schwaben (1605-1662 mit Wildenstein zum Kanton Kocher).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 154; Riedenauer 125; Schulz 266.
Koblenz (Ballei). Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte die Ballei K. des Deutschen Ordens zu den rheinischen Prälaten der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum kurrheinischen Reichskreis. Sie hatte kein weiteres Gebiet.
L.: Wolff 93; Zeumer 552 II a 37, 2; Wallner 700 KurrheinRK 11; Eiler, K.,
Stadtfreiheit und Landesherrschaft in Koblenz. Untersuchungen zur
Verfassungsentwicklung im 15. und 16. Jahrhundert, 1980; Looz-Corswarem, O. v.,
Koblenz um 1800, 1981; Kerber, D./Liessen, U., Der Deutsche Orden in Koblenz,
1990; Kerber, D., Koblenz, LexMA 5 1990, 1242ff.; Geschichte der Stadt Koblenz,
hg. v. Bátori, I. u. a., Bd. 1f. 1992f.; Eickels, K. v., Die
Deutschordensballei Koblenz, 1995; Tippach, T., Koblenz, 2002; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 313.
Koch, Kott? (Reichsritter).
Die K. gehörten im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Kocher (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton K.
gehörte zum Ritterkreis Schwaben der Reichsritterschaft.
L.: Wolff 510; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die Ritterschaft am Kocher,
Ellwanger Jb. 31 (1985/1986); Schulz, T., Die Mediatisierung des Kantons
Kocher, Zs. f. württemberg. LG. 47 (1988).
Kohlberg (Reichsdorf?).
1307 verpfändete König Albrecht dem Bernhard von Ellerbach das Dorf Colberg (K.
bei Zell am Harmersbach), das 1456 vom Kloster Zwiefalten ausgelöst wurde.
L.: Dacheröden 128; Hugo 475.
Köhrscheidt, Röhrscheid? (Reichsritter).
Die K. gehörten vielleicht dem Kanton Gebirg (Vogtland) des Ritterkreises
Franken und der vogtländischen Ritterschaft (Vogtland) an.
L.: Riedenauer 125.
Kolb (Reichsritter)
s. Kolb von Rheindorf
L.: Riedenauer 125.
Kolb von Rheindorf (Reichsritter).
Bis ins frühe 17. Jahrhundert waren Kolb im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die K., davon bis 1711 mit
dem Rittergut Kreßbach (Krießbach), zum Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Stieber; Hellstern 208; Kollmer 378; Riedenauer 125.
Kolb von Wartenberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die K. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus)
bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das
Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die
Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und
(Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem
Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von
dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer
Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied,
Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028
erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs
in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes
in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg, der sich auf
vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale
stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für
seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt
später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert
Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen
aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr,
Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert
wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings
Siegfried von Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant
durch die Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann
im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft
Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester
Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie
tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation
das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln,
blieben erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663
Gymnasium, 1786 Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761)
schloss sich das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Erzstift der antihabsburgischen, frankreichfreundlichen Haltung
Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das in das südlich von K.
gelegene Oberstift, das nördlich von K. gelegene Unterstift und das Herzogtum
Westfalen geteilte Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801
annektierte Frankreich den linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf
hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde
1803 säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]),
Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen)
aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das
auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet
ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an
Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs
3, 58; Walter, F., Das alte Erzstift und die Reichsstadt
Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (313-1332), bearb.
v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff. 1901ff.; Fabricius, W.,
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinzen, Bd. 1 1909;
Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Droege, G.,
Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des
Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A.
1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F.,
Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische Territorialpolitik am
Rhein unter Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln
zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen, W., Die mensa
episcopalis der Kölner Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft
im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof
des Kurfürsten von Köln 1688-1794, 1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik
der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2, 1ff., 267ff.;
Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das Kölner Erzstift
im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen Stellung des
Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten
Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Deeters, J.
u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das Erzstift Köln,
1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H., Das
Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen, W.,
Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in
der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Köln (freie Reichsstadt).
Der Raum um Köln war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte
Agrippa am linken Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n.
Chr. erhielt die erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der
Kaiserin Agrippina den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt
Colonia Agrippinensis, Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und
wies bereits im 3. Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert
(313/314) einen Bischof auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als letzte
römische Festung am Rhein fränkisch und zeitweise Vorort des ripuarischen und
austrasischen Teilreiches (460, 561). Später bewirkte vor allem die günstige
Verkehrslage seine wirtschaftliche Vorrangstellung. Dazu kam 794/795 die
Errichtung eines Erzbistums in K. Vielleicht schon im 9. Jahrhundert,
jedenfalls 953 ging K. an den Erzbischof über. Hieraus entwickelten sich
schwere Auseinandersetzungen zwischen der entstehenden Stadt und dem
Erzbischof. 1074 kam es dabei zum Aufstand gegen den Erzbischof, 1112 zur
Bildung einer Schwurgemeinschaft (coniuratio pro libertate). Bis 1180 erreichte
die Stadt durch Einbeziehung der Rheinvorstadt (vor 989), von Oversburg und
Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St. Severin, St. Gereon und St. Ursula ihre
bis ins 19. Jahrhundert währende Ausdehnung. 1140/1142 erscheint das
Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat. 1259 gewann K. das Stapelrecht. Der
Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt eine weitgehend unabhängige,
reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die Erzbischöfe die Hochgerichtsbarkeit
und verschiedene andere Rechte behaupten konnten. Innerhalb der Stadt wurde
1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus seiner beherrschenden Stellung
verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig 1388 in Köln auf Betreiben des
Rates die erste deutsche Stadtuniversität gegründet, die bis 1798 Bestand
hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung beinahe den gesamten Bereich
städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob Kaiser Friedrich III. die Stadt,
die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet von rund 800 Hektar größte
deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt,
bestätigte aber gleichzeitig dem Erzbischof alle überkommenen Rechte.
Rechtsstreite vor Reichskammergericht und Reichshofrat über die Stellung der Stadt wurden bis
zum Ende des alten Reiches (1806) nicht
entschieden. 1794 wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Stadt von Frankreich besetzt,
1801 annektiert, wobei 1797 die französische Munizipalverwaltung und 1798 die
Departementsverwaltung und eine einheitliche Gerichtsverfassung eingeführt
wurden. 1815 fiel sie an Preußen, unter dem 1919 die Universität neu begründet
wurde, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der
Stadt Köln, Bd. 1. ff. 1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff.
1863ff.; Stein, W., Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der
Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.; Knipping, R., Die
Kölner Stadtrechnungen, Bd. 1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung der kommunalen
Verfassung und Verwaltung Kölns von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H.,
Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte
Universität Köln, 1934; Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des
13. und 14. Jahrhunderts, 1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara
Agrippinensium, 1956; Ausgewählte Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v.
Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff. 1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A.
1971; Klein, A., Vom Praetorium zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W.,
Köln - zwei Jahrtausende Kunst, Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das
Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991, 3, 75ff.;
Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im 13.
Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf, Die
Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316.
Königsbach (reichsritterschaftlicher Ort). K.
zwischen Karlsruhe und Pforzheim erscheint erstmals in einer um 1150
gefälschten Urkunde des Klosters Reichenau. Die
zuerst 1252 belegten Herren von K. waren im 14. Jahrhundert Vasallen der
Markgrafen von Baden. 1399 waren zwei Drittel Königsbachs Lehen Brandenburgs,
ein Drittel Lehen Badens. Seit 1518 hatten die Herren von Venningen sieben
Zwölftel als Lehen Brandenburgs, fünf Zwölftel der Markgraf von Baden. Die
Herren von Venningen verkauften 1650 ihre Zwölftel an Daniel Rollin de Saint
André (Daniel Rollin de Saint-André). Der zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben steuernde Ort fiel 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Königsberg (Residenz des Hochmeisters des Deutschen
Ordens bzw. des Herzogs in Preußen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 303.
Königsbronn (Kloster). Die um 1240 erstmals erwähnte
Burg Herwartstein an der Brenz war Mittelpunkt einer ursprünglich staufischen
Herrschaft. Sie gelangte später an die Grafen von Helfenstein, die sie 1302 an
König Albrecht verkauften. Er ließ 1308 dort ein Kloster gründen, das nach
schwierigen Anfängen allmählich ein kleineres Herrschaftsgebiet erwarb
(Oberkochen, Schnaitheim, Albuch, Söhnstetten). 1353/1425 erlangten die Grafen
von Helfenstein die Vogtei. 1552/1553 wurde durch Württemberg die Reformation
eingeführt. Die Anspüche Habsburgs wurden abgegolten. Noch 1776 erscheint K.
innerhalb des schwäbischen Reichskreises in der Reichsmatrikel. Über Württemberg kam der Ort K.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 62; Wolff 162; Heusel, K., Königsbronn, Das Kloster und
die Eisenwerke, 1937.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Nach K. in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K.
und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte
Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von Montfort-Tettnang die Grafschaft
Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie Freiherren und schlossen sich 1488 der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588
teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Familie in die Linien Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels
(Königsegg-Rothenfels). Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter
(Aulendorf, K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch
und Grodt inne und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie
erhielt Rothenfels und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die
K. Reichsgrafen, die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804 wurde Rothenfels an Österreich
verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941,
34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960;
Boxler, H., Die Geschichte der Reichsgrafen zu
Königsegg, 2005.
Königsegg-Rothenfels (Grafen, Reichsritter).
(Die Burg Rothenfels [Rotenfels) bei Immenstadt unterstand am Ende des 11. Jahrhunderts
den Grafen von Buchhorn, nach denen sie die Welfen beanspruchten, aber an die
Grafen von Kirchberg herausgeben mussten. 1243 kaufte Kaiser Friedrich II. die
gesamte Albgaugrafschaft und überließ vermutlich den Herren von Schellenberg
Rothenfels als Reichslehen. 1332 kam die Burg an
die Grafen von Montfort-Tettnang, unter denen 1471 Rothenfels zur Grafschaft
erhoben wurde.) Die Grafschaft K. wurde 1565 an die Herren von Königsegg
verkauft, die dort 1588 die Linie K. gründeten. Sie umfasste Rothenfels und die
Herrschaften Staufen und Werdenstein (1785). Herrschaftsmittelpunkt war
Immenstadt. Wegen Stein und Bräunlings (Breunlings) zählten die Grafen zum
Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. Die Güter der Rothenfelser Linie wurde 1804 gegen Güter in Ungarn an
Österreich gegeben. Durch den Frieden von Pressburg kamen sie an Bayern.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit
St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978.
Königsfeld (Kunigffeldt) (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 209; Riedenauer 125.
Königsfelden (im Aargau) Residenz des Grafen von
Habsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 305.
Königshofen (Reichsdorf).
Am 25. 11. 1347 erlaubte König Karl IV. der Stadt Straßburg die Auslösung des
verpfändeten, später Straßburg eingegliederten Dorfes Königshofen bei Straßburg
vom bislang Pfandberechtigten. Mit Straßburg gelangte K. zu Frankreich.
L.: Hugo 472.
Königshofen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die
vermutlich von den Staufern errichtete Burg K. im Taunus. Bis 1255 unterstand
sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur Stadt erhoben, bis 1418 den
Herren von Falkenstein, danach den Herren von Eppstein, von denen sich 1433 die
Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel
K. in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Stolberg, welche die Reformation
einführten. 1581 wurden sie vom Erzstift Mainz, das K. rekatholisierte, unter
der Behauptung der Lehnserledigung aus dem größten Teil der Herrschaft
verdrängt, doch wurde die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft K. noch am Ende des Heiligen
Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils
mainzisch bezeichnet. Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit
den Städten K. und Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und
Rockenberg und einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und
einigen Dörfern (die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von
Stadt und Schloss Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg
und eine Anzahl Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K.
an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit
und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322.
Königswusterhausen (Schloss). 1320 erscheint am Übergang
über die versumpfte Notteniederung in Brandenburg neben älteren slawischen
Siedlungen die Burg Wusterhausen (Wosterhusen). Am Ende des 14. Jahrhunderts
gelangte das Schloss von den Markgrafen von Brandenburg als Lehen an die Herren
von Schlieben, am Ende des 15. Jahrhunderts an die Schenken von Landsberg als
Herren der Herrschaft Teupitz (Schenken von Teupitz), in der Mitte des 17.
Jahrhunderts infolge Verschuldung an die Markgrafen von Brandenburg und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik (1990 Brandenburg).
Sie zählte zum obersächsischen Reichskreis. S.
Teupitz.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Kindler, K., Chronik von
Königswusterhausen, 2. A. 1908; Rocca, F., Geschichte und Verwaltung der
königlichen Familiengüter, 1913; Metsk, F., Der kurmärkisch-wendische Distrikt,
1965.
Könitz, Köniz (Reichsritter).
Seit dem frühen 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Baunach im
Ritterkreis Franken. Während des 16. Jahrhunderts waren sie auch im Kanton
Gebirg immatrikuliert.
L.: Riedenauer 125.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb
mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines
kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des
Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000
Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem
12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen
Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu
verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft
Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen,
Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die
Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der
östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau.
Von 1526 bis 1803 residierte der zum schwäbischen Reichskreis
gehörige Bischof in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und
Stahringen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die
rechtsrheinischen Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821
zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums
Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der
Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle,
H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von
Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966;
Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten
Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a.,
Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum
im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das
Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die
Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H.,
Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil
der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die Ministerialen des
Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts
bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14.
Jahrhundert, 2005.
Konstanz (Reichsvogteistadt).
K. war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.)
wurde an dem verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem
Bodensee ein römischer Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell,
dessen im 6. Jahrhundert überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen
550 und 590 wurde K. Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt es vom Bischof
Marktrecht. 1192 wird in einem Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der
Herrschaft des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts
erscheint der Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und führte seit 1388 den Bund
der Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis
1418 war es Sitz des 16. allgemeinen Konzils zur Überwindung des
abendländischen Schismas. 1417 gelang die Pfandnahme des Landgerichts im
Thurgau aus der Hand König Sigmunds, doch musste 1460/1499 der Thurgau den
Eidgenossen der Schweiz überlassen werden. 1510/1511 wurde K. zum Abschluss
eines Schirmvertrages mit Habsburg gezwungen. Durch den Schmalkaldischen Krieg
verlor die 1526 protestantisch gewordene Stadt, aus welcher der Bischof 1527
nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit
und kam von 1548 bis 1805 unter die Herrschaft Österreichs, unter der sie
wieder katholisch wurde. 1805/1806 fiel sie an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein Umfeld,
1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt, M./Dobras,
W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt, M.,
Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 1999;
Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A. 2013; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum
Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010; Rügert,
W., Konstanz zur Zeit des Konzils, 2014.
Konzenberg (Herrschaft). Die Herrschaft K. nordwestlich
von Tuttlingen wurde um 1600 vom Hochstift Konstanz erworben. Sie zählte zum
schwäbischen Reichskreis und fiel 1803 an Baden.
1806 kam sie von Baden an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Einige Splitter der Herrschaft erwarb die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 112.
Kornelimünster (reichsunmittelbare Abtei, Residenz). K.
südlich von Aachen im Indatal wurde 814 von Kaiser Ludwig dem Frommen für den
Reformer Benedikt von Aniane als Benediktinerabtei gegründet. Diese war
Mittelpunkt einer reichsunmittelbaren, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herrschaft. Sie stand unter der
Schirmvogtei der Grafen von Jülich. Im sog. Münsterländchen um K. und in
benachbarten Dorfherrschaften hatte sie 1798 knapp 10000 Hektar Grund. 1802
wurde sie mit einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen säkularisiert. 1815 kam K. an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334f.; Zeumer 552 II a 37, 8; Wallner 704 WestfälRK 37; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Nagel, F., Geschichte der Reichsabtei
Cornelimünster, 1925; Hugot, L., Kornelimünster. Untersuchungen über die
baugeschichtliche Entwicklung der ehemaligen Benediktinerklosterkirche, 1968;
Eiflia sacra, 1994, 91; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 671, 1, 2, 309.
Köselin (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Köslin (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Koßpoth, Kospoth (Reichsritter).
Vielleicht zählten im frühen 16. Jahrhundert die K. im Vogtland zum Ritterkreis
Franken und zur vogtländischen Ritterschaft.
L.: Riedenauer 125.
Koßweiler, Kotzweiler, Lotzweiler? (Reichsdorf). Am 1. 5. 1287 ermächtigte König Rudolf
von Habsburg Otto von Ochsenstein, unter anderem das Dorf K. im Elsass von den
Herren von Geroldseck auszulösen. Mit dem Elsass kam K. zu Frankreich.
L.: Hugo 470.
Köstner (Reichsritter).
Vielleicht zählten die K. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 125.
Köth von Wanscheid (Reichsritter).
Bis zu ihrem Erlöschen 1788 zählten die K. mit einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, einem Fünftel der Ganerbschaft Schornsheim, Sörgenloch und Udenheim
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 75; Winkelmann-Holzapfel, 154;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 (Hahn) 1788 ausgestorben?.
Köthen (Burg, Herrschaft, Residenz). Nach dem
1115 erstmals erwähnten slawischen Ort K. am Rande der Leipziger Bucht benannte
sich seit 1252 eine ältere und seit 1603 eine jüngere Linie Anhalt-Köthen. Nach
dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam Anhalt-Köthen an Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau. Von 1949 bis 1990
gehörte Anhalt innerhalb Sachsen-Anhalts (1945) zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Anhalt-Köthen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Kotlinsky, Kottlinsky (Reichsritter).
Um 1700 zählten die K. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 370; Riedenauer 125.
Kötschau, Ketschau (Reichsritter).
Von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die K. zum
Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Seyler 370; Riedenauer 125.
Kottenheim, Rodenheim?, Tottenheim? (Reichsritter). Von der Mitte des 16. bis zur Mitte des
17. Jahrhunderts zählten die K. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. S.
Rodenheim.
L.: Riedenauer 125; Neumaier 7, 72, 141.
Kottwitz s. Kottwitz von Aulenbach (Reichsritter).
Kottwitz von Aulenbach (Reichsritter),
Kottwitz. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
waren sie im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert (Kottwitz von Aulenbach).
L.: Stieber, Seyler 370; Pfeiffer 210; Stetten 32, 33; Riedenauer 122, 125;
Rahrbach 141; Neumaier 73, 132, 149f., 153.
Kotzau (Herren, Reichsritter).
Nach der 1234 erstmals erwähnten Burg K. in Oberfranken nannten sich seit 1172
erscheinende Herren. Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Gebirg, zum
Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken sowie zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Als sie um die Mitte des 17.
Jahrhunderts ausstarben, fielen ihre Güter an die Markgrafschaft Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth). 1810 kam Oberkotzau mit der Markgrafschaft Bayreuth an
Bayern.
L.: Stieber; Pfeiffer 209; Riedenauer 125; Sieghardt, A., Die Herren von Kotzau
und ihr Schloss, (in) Siebenstern, 1936; Gebessler, A., Stadt und Landkreis
Hof, 1960.
Kotzweiler (Reichsdorf) s. Koßweiler
Kraichgau (Kanton, Ritterkanton). Ausgehend vom
Gau Kraichgau bildete sich an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ein Kanton
K. des Ritterkreises Schwaben der Reichsritterschaft,
zu dem aber auch Orte anderer frühmittelalterlicher Gaue gehörten.
L.: Wolff 510; Kolb, A., Die Kraichgauer Ritterschaft unter Kurfürst Philipp
von der Pfalz, 1909; Press, V., Die Ritterschaft im Kraichgau zwischen Reich und Territorium 1500-1683, ZGO 122 (1974); Die
Kraichgauer Ritterschaft in der frühen Neuzeit, hg. v. Rhein, S., 1993.
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon
vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa,
Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten
vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia
annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug
der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil
des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an
Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten
Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die
Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie
mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der
Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren
in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde
das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228
waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim
und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst
die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen
(1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335
als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren
Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark
(mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die
leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV.
sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser
Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur
Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen
der Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens
einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen
Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien)
zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte
Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an
Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.
Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren Ilmtal ist
seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von Käfernburg
abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere
und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam als Eigen
beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die 1398 unter
die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren Reuß von
Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg, 1663 an
Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das kleinere
Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233 der
Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld
(um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die
Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675
bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als erledigtes
Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813 an Preußen,
1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an
Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920
kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Beide Herrschaften zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
Kratz von Scharfenstein, Craatz von
Scharfenstein (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die K. zum Ritterkreis Rhein, außerdem um 1700 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 bei Kiedrich), um 1700 ausgestorben?.
Krauseneck (Reichsritter).
Vielleicht zählten die K. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Krautheim (Reichsritter,
Krautwein). Um 1550 zählten die K. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125; Stetten 33.
Kremsier (an der March) (Residenz des Bischofs
von Olmütz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 312.
Krenkingen (Herrschaft). K. nordöstlich Waldshuts
wird 1152 erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von K., die nach 1100
(1102) im Alpgau (Albgau) und Klettgau erscheinen und die im Albgau die vier
Burgen Weißenburg bei Weisweil, Neukrenkingen bei Riedern (zu Eigen) und
Schwarzwasserstelz und Weißwasserstelz (zu Lehen) und im Albgäu die Burgen
Krenkingen, Gutkrenkingen, Isnegg, Gutenburg, Steinegg und Roggenbach sowie
außerdem die Vogtei über Sankt Blasien, Rheinau, Reichenau,
Berau und Riedern innehatten. Sie eigneten sich die Güter Rheinaus im Klettgau
und Thurgau an. Sie teilten sich spätestens im 13. Jahrhundert in zwei Linien.
Bald nach 1260 musste die Gutenburg verpfändet und verkauft werden. 1275 kamen
Gutkrenkingen und Isnegg an die Abtei Sankt Blasien, die bis 1480 alle
albgauischen Güter der Herren erwarb, deren ältere Linie am Anfang des 15.
Jahrhunderts (1414/1418) und deren jüngere Linie 1508 ausstarb. 1803 fiel Sankt
Blasien an den Malteserorden (Johanniterorden), 1806 an Baden und damit K.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82; Mayer, H., Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut, 1926;
Maurer, H., Die Herren von Krenkingen und das Land zwischen Schwarzwald und
Randen, 1967.
Kreß von Kressenstein (Reichsritter). Im späteren 17. und 18. Jahrhundert
zählten die K. wegen Dürrenmungenau zum Kanton Altmühl im Ritterkreis Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Riedenauer 125.
Kresser von Burgfarrnbach (Reichsritter), Kresser zu Burgfarrnbach. Im 17.
Jahrhundert zählten die später erloschenen K. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Pfeiffer 197; Riedenauer 125.
Kreuzlingen (Reichskloster,
geistliches Reichsfürstentum, Residenz). K.
wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von Konstanz vor der Stadt auf später
Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor 1150 erworbenen Gütern um
Hirschlatt nördlich Friedrichshafens eine kleine Herrschaft, die das
Augustinerkloster zum Reichsstand erhob. 1460
geriet K. unter die Herrschaft der Eidgenossen der Schweiz, die dem 1638 das
Augustinerstift Riedern am Wald (bei Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg)
inkorporierenden Kloster ab etwa 1650 die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K. seine
Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft.
1848 wurde es im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Kriechingen, Crichingen (Grafen, Grafschaft), frz.
Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds war Sitz der Grafen
von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg Güter erwarben. Kuno von
K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von Finstingen (Vinstingen) und
der Herzöge von Lothringen. Später wurden die Herren, die durch einträgliche
Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren von Dorsweiler beerbt, die sich
seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu einer Reichsgrafschaft
des oberrheinischen Reichskreises erhoben. Die
Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische)
und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem
Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an
Ostfriesland, danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu
den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch die französische
Revolution von 1789 wurde die Grafschaft aufgelöst und 1793 Frankreich
einverleibt, gelangte aber 1871 als zu dem Teil Lothringens gehörend, der durch
den Frankfurter Frieden an Deutschland zurückfiel, bis 1918 wieder zu
Deutschland. Die enteigneten Grafen wurden 1803 mit Gütern Kölns entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de
Créhange, Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das Reichsland Elsass-Lothringen 2 (1901-1903).
Kriechingen-Püttlingen (Herrschaft). Die Herrschaft K., die
Sitz einer Linie der Grafen von Kriechingen war, gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über Nassau-Saarbrücken zum oberrheinischen Reichskreis. S. Kriechingen.
L.: Wolff 287; Wallner 696 OberrheinRK 13.
Kriessern (Reichshof).
Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag die
Pfandschaft unter anderen des Hofes zu K. bei Hohenems (Ems).
L.: Hugo 473.
Kroatien (Republik). Das Gebiet zwischen Adria
und Drau wurde nach dem Untergang des weströmischen Reiches
(476) im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Ein 924 die Königswürde
erlangendes Geschlecht starb 1091 aus. 1102 kam es zur Personalunion Kroatiens
mit Ungarn. 1526/1527 gelangte K. im Gefolge Ungarns an Habsburg bzw.
Österreich. 1849 wurde K. mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume Kronland.
1867 wurde es Ungarn unterstellt. 1918 wurde es Teil Jugoslawiens, von dem es sich
zum 26. 6. 1991 verselbständigte. Seit 1. Juli 2013 ist es Mitgliedstaat der
Europäischen Union.
L.: Omrcanin, I., Diplomatische und politische Geschichte Kroatiens, 1968;
Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 30; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Steindorff, L.,
Kroatien, 2001.
Kronberg, Cronberg (reichsritterschaftliche
Herrschaft), Kronenburg. 1230 erscheint die nordwestlich Frankfurts am Main im
Taunus gelegene Burg K. (Cronenberg) erstmals. Sie wurde vermutlich im Auftrag
der Staufer von den reichsministerialischen Herren von Eschborn errichtet, die
sich nach ihr nannten. Die K./Cronberg zählten zum Ritterkreis Rhein, die
Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. 1704
starben die Herren aus. Das Reichslehen K. und
Eschborn kamen an Mainz. Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
mit einem Gebiet von etwa 3 Quadratmeilen über die Grafen von Solms-Rödelheim
zum oberrheinischen Reichskreis. Solms-Rödelheim
fiel 1806 an Hessen-Darmstadt. Über Preußen (Hessen-Nassau) kam K. 1945 zu
Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 79; Wallner 698 (OberrheinRK 37;
Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Gensicke,
H., Die von Kronberg, 1987, Nassauische Annalen 98 (1987) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Kronberg, Lindheim).
Kronberg zu Ladenberg, Cronberg zu Ladenberg (Reichsritter). Im 17. Jahrhundert zählten die K. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 123; Neumaier 67.
Kroneck (Reichsritter).
Wegen des Erwerbs eines Teiles der Ganerbschaft Bönnigheim zählten die K. 1654
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Croneck.
L.: Schulz 266.
Kröv (Reichsdorf),
Cröwe. K. an der Mosel war seit karolingischer Zeit Mittelpunkt eines
ausgedehnten Königsgutsbezirks bzw. Reichsgutsbezirks
(K., Reil [Reitzel], Kinheim, Kinderbeuern [Kinheimerburen], Bengel, Erden),
der im Mittelalter als Kröver Reich bezeichnet
wurde. 1274 verpfändete es König Rudolf von Habsburg an die Grafen von
Sponheim. Am 11. 11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Trier,
der 1355 die Vogteirechte erworben hatte, die Auslösung. Bis ins 18.
Jahrhundert war K. zwischen den Grafen von Sponheim und dem Erzstift Trier
umstritten. 1784 erhielt das Erzstift Trier die Landeshoheit zu einem Drittel.
1815 kam K. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 461; Wolff 261; Schaaf, E., Zur Herrschaftsstruktur des Kröver Reiches, Landeskundliche Vjbll. 41 (1995), 181.
Küchenmeister (Reichsritter).
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zählten die K. zum Kanton Odenwald (K. von
Seldeneck, K. von Neuburg) sowie zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 125; Rahrbach 143.
Küchenmeister von Nortenberg (Reichsritter),
Küchenmeister von Nordenberg. Im 18. Jahrhundert zählten die K. zum zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593.
Küdorff (Reichsritter) s. Kühdorf
Kuefstein, Kufstein (Grafen). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafen von K., die mit den Herren von Spitz verwandt
sind, in der Wachau begütert waren und 1620 wegen ihres Übertritts zum
Protestantismus in Niederösterreich geächtet wurden, zu den schwäbischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Außerdem zählten sie zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Zeumer 554 II b 61, 19.
Kühdorf, Küdorff (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 213; Riedenauer 125.
Kulmbach (Burg, Stadt, Residenz des Burggrafen
von Nürnberg bzw. Markgrafen von Brandenburg). Das 1028/1040 erstmals erwähnte
K. (Kulma) befand sich zunächst in den Händen der Grafen von Dießen bzw.
Andechs, von denen sich Berthold II. 1135 nach der Plassenburg nannte.
1248/1260 kam K. mit Plassenburg an die Grafen von Orlamünde, 1338/1340 an die
Burggrafen von Nürnberg. 1398 wurde innerhalb der Burggrafschaft das Land auf
dem Gebirg mit K., das 1397 Sitz des Hofes geworden war, von dem Land unterhalb
des Gebirgs getrennt, 1457 aber wieder mit ihm vereinigt. 1603 kam K. an
Brandenburg, das den Hof von K. nach Bayreuth verlegte. 1791 fiel Bayreuth nach
erneuter Verselbständigung mit K. an Preußen, 1807 an Frankreich und 1810 an
Bayern. S. Bayreuth.
L.: Wolff 104; Hundt, M., Chronik der Stadt Kulmbach, 1951; Stößlein,
H./Lenker, R., Kulmbach. Merkmale zur frühen Stadtentwicklung, 1978; Herrmann,
E., Geschichte der Stadt Kulmbach, (in) Die Plassenburg 45 (1985); Fahlbusch,
F., Kulmbach, LexMA 5 1991, 1564; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
Külsheim (Reichsritter).
Um 1800 zählten die K. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Kunitz? (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 210.
Künsberg, Künßberg (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten
die bereits im Hochmittelalter als Herren sichtbaren, nach Altenkünsberg bei
Creußen benannten Freiherren von K. mit Nagel, Tüschnitz und Thurnau zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken. Mit Schernau, dem Rittergut Obersteinbach,
Roßbach, Stübach und Markt Taschendorf (Markttaschendorf) gehörten sie im 18.
Jahrhundert zum Kanton Steigerwald. Außerdem waren sie im 18. Jahrhundert in
den Kantonen Altmühl und Baunach (auch um 1800) immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
593; Pfeiffer 208; Bechtolsheim 12, 198; Riedenauer 125; Rahrbach 145.
Künsberg-Thurnau (Reichsritter),
Künßberg-Thurnau s. Künsberg.
L.: Bechtolsheim 16, 198.
Kurerzkanzler (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des
Fürstprimas, Primatialstaat). Karl Theodor von Dalberg (Herrnsheim 8. 2.
1744-Regensburg 10. 2. 1817) war seit 1802 Erzbischof (Kurfürst) von Mainz und Reichserzkanzler. Durch § 25 des Reichsdeputationschauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde
er nach dem Verlust seines Erzstifts Mainz mit den Fürstentümern Aschaffenburg
und Regensburg und der Grafschaft Wetzlar entschädigt. Mit diesem
zersplitterten Gebiet wurde er 1806 als Fürstprimas von Deutschland Mitglied
des Rheinbunds und erhielt die Reichsstadt Frankfurt
am Main, die mit anderen Gebieten zum Großherzogtum Frankfurt vereinigt wurde.
Nach dem Verzicht auf Regensburg verlegte er 1810 seinen Sitz von Regensburg
nach Frankfurt am Main. Mit der auf die Niederlage Napoleons bei Leipzig
folgenden Abdankung Dalbergs endete am 28. 10. 1813 der Staat des
Kurerzkanzlers (Dalberg-Staat).
L.: Becher, H., Der Deutsche Primas, 1944; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg
zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz
1952.
Kurfürstenkollegium ist das Kollegium der Kurfürsten im Reichstag. S. Kurlande.
Kurland (Hochstift). Das in den Rigaischen
Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava), im Süden von Schamaiten
begrenzte Kurland war zunächst von baltischen Kuren bewohnt. 1234 wurde zur
Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen mit dem Sitz in Pilten
errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen wurde 1251 das Bistum K.
(Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der endgültigen Eroberung Kurlands durch
den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des eroberten Gebiets in
drei voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die Reformation ermöglichte
es dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu werden. 1558
verkaufte der Bischof das Hochstift an den König von Dänemark, der es 1598 an
Brandenburg verpfändete, das es 1609/1612 wieder an Kurland abtrat. Das Bistum
erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 554.
Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803).
Kurrheinischer Reichskreis.
Seit dem 14. Jahrhundert traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit
dem Pfalzgrafen bei Rhein vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der
kurrheinische Reichskreis mit dem Erzbischof von
Mainz als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten. Mitglieder waren
1801: Kurfürstentum Mainz (insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern,
im Besitz des Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor des
Kurfürstenkollegiums war); Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der
Herrschaften Vallendar, Rhaunen, Camberg und Wehrheim, insgesamt 150
Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich
umfassend das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Westfalen, 4 westfälische Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft
Arnsberg, insgesamt 130 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln);
Kurfürstentum Pfalz (Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76
Quadratmeilen mit 310000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von
Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4 Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit
2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs von Arenberg); Thurn und Taxis (die
Mitgliedschaft war gegründet nicht auf ein Gebiet, sondern auf ein Kapital von
80000 Reichstalern, das dem Kaiser geliehen
war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens (Deutschen Ritterordens) (sie
umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein eigenes Gebiet und wurde vertreten
durch den Komtur der Ballei); Herrschaft Beilstein (5 Quadratmeilen
nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien [Nassau-Diez-Oranien] in den
Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz von Trier);
Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach
mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von
Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis, waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis 1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951;
Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis in der
Verfassung des Alten Reiches, Nassauische
Annalen 98 (1987).
Kuttenberg (Residenz des Grafen von Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
Kyrburg (Burg, Grafen). Vermutlich von den
Emichonen stammten Grafen ab, die sich nach 1100 nach der auf dem Kyrberg bei
Kirn an der Nahe errichteten Burg K. Wildgrafen von K. nannten. 1350 kam die
Grafschaft K. mit Dhaun und Grumbach und 1408/1409 mit Kyrburg-Schmidtburg an
die Rheingrafen. 1459 erheiratete Wildgraf Johann V. die halbe Grafschaft
Obersalm, Johann VI. 1478 die Herrschaften Moers, Saarwerden mit Finstingen,
Diemeringen und Eigenweiler. Ein Zweig nannte sich später Salm-Kyrburg. Seine
Güter zählten zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 279; Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Die Grafen von Kyrburg, 1981.
Laaber (Reichsherrschaft).
Nach der Burg L. an der schwarzen Laber (Schwarzen Laber) nannten sich im 12.
Jahrhundert Herren von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft mit reichslehnbarem
Gericht auf. Diese kam 1435 mit 19 Dörfern durch Verkauf an Bayern-Landshut,
wurde 1461 zurückgekauft, aber 1463 nach dem Aussterben der Familie von Bayern
eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und wurde Pflegamt bis 1802. Über
Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft
Laaber 1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 315.
Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter
erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die
Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung der geroldseckischen
Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 durch Erbgang über
eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische Gebiete) an die Grafen
von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des Jahres 1507 nach 1527
die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis 1629) und Usingen (bis
1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war die Hälfte der ungeteilten,
später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535 Baden-Baden).
1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden und Nassau aufgelöst.
Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Herrschaft L. an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und
damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales
der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der Herren
von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr. 1422
wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf Eigentümer.
Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von Moers-Saarwerden, denen
1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die Reformation eingeführt. Bei
Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates 1629 durch Teilung der
Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und
Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
Laihsheim, Lamsheim (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Laineck (Reichsritter)
s. Leineck
L.: Pfeffer 209; Riedenauer 125.
Lainega s. Leinegau, oberer
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, s. Logni; Wagner, G.,
Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Lamberg (Freiherren, Grafen, Reichsfürsten). Die Herren von L. waren seit dem 14. Jahrhundert in Krain begütert. 1397 teilte sich das Geschlecht in die 1689 erloschene rosenbühlsche Linie, die ebenfalls erloschene krainische Linie und die orteneggsche Linie. 1544 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, 1667 in den Reichsgrafenstand und 1702 in den Reichsfürstenstand (Landgrafschaft Leuchtenberg). Die Reichsfürstenwürde ging 1797 auf die bayerische Linie des Hauses über.
Lamprecht von Gerolzhofen (Reichsritter), Lamprecht. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L.
zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Landas, Landass (Reichsritter).
Um 1700 zählten die L. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken. S. Swerts
von L. zu Weinheim.
L.: Riedenauer 125.
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt).
Das vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den Queichniederungen
gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals 1268 als Gut des
Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch König Rudolf von
Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der Herrschaft der
Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt.
Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das
Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst. 1517
wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des
elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich (Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691
Umbau zu einer Festung durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern
(1830 Bundesfestung), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt
und jetzigen Bundesfestung Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des
Landauer Gebietes, Bd. 1 1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33, 1 (1964); Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab,
F., Quod pro nobis et imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85;
Imhoff, A., Wirtschaft und Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 333.
Landeck (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Landenberg (Reichsritter).
Die L. waren vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis etwa 1654 Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1531 hatten
sie auch die dem Kanton inkorporierte Herrschaft Schramberg. Sie zählten
außerdem zum Ritterkreis Unterelsass und zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hellstern 148, 208.
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem
sich schon eine große slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174
nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der
Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V.
1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht
zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen,
Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als
eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen
nördliche Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen
Askanier verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über
eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf
Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen
Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur
albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen
(Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz Sachsen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Landsberg, Landsperg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert gehörten die Freiherren von L. zum Ritterkreis Rhein sowie
mit dem 1344 erworbenen Lingolsheim zum Ritterkreis Unterelsass, wo sie bereits
im Stichjahr 1680 angesessen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikuliert waren. Sie erloschen männlicherseits 1837 und weiblicherseits
1842.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67.
Landschad (Reichsritter)
s. Landschad von Steinach
L.: Riedenauer 125.
Landschad von Steinach (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert gehörten die im 12. Jh. als edelfreie Herren
sichtbaren L., denen der Minnesänger Bligger II. entstammte, dem Kanton
Odenwald und kürzere Zeit auch dem Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken
an. Im 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 125; Stetten 33;
Neumaier 66, 73, 132, 149f., 153; Hinz, E., Die Wappen der Herren und
Landschaden von Steinach, 2012; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Dils, Birkenau).
Landsee (Reichsritter).
Von 1680 bis 1788 zählten die L. mit dem Rittergut Glatt zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 208.
Landshut (Burg, Residenz). Um 1150 erscheint L.
an der Isar. 1204 errichtete der Herzog von Bayern dort eine Burg (im Innenhof
wurde 2005 in drei Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften Jh.s
entdeckt), die schon unter seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums, seit
1255 Sitz des durch Teilung entstandenen Herzogtums Niederbayern wurde. 1475
feierte hier Herzog Georg der Reiche von
Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen. 1505 kam L. nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es das Viztumamt,
erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität (1826 nach
München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung Niederbayerns
innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt
Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg.
v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst,
1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg.
v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 319.
Landshut (bei Bernkastel) (Residenz des
Erzbischofs von Trier)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 318 (Landshut bei Bernkastel).
Landskron (Reichsherrschaft).
Die unmittelbare Reichsherrschaft L. lag an der
Ahr bei Ahrweiler. Sie war zuletzt in den Händen der Reichsgrafen
von Nesselrode. 1815 kam sie zu Preußen und damit 1946 ihr Gebiet zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 499; Frick, H., Quellen zur Geschichte der Herrschaft Landskron an
der Ahr, Bd. 1f. 1966; Nikolay-Panter, M., Dienst und Herrschaft, Rhein. Vjbll.
68 (2005), 70.
Landskron (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Quellen zur Geschichte der Herrschaft
Landskron an der Ahr, bearb. v. Frick, H. u. a., 1966.
Landstuhl (Herrschaft). L. bei Kaiserslautern wird
als Königsgut Nannenstul zu Anfang des 9. Jahrhunderts im Reichsurbar Lorschs erstmals erwähnt. Mit der um 1160
erbauten Burg Nannenstein wurde L. dann Mittelpunkt einer Herrschaft, die als Reichslehen an verschiedene Inhaber gegeben wurde. Am
Ende des 15. Jahrhunderts kam sie an die Sickingen, die sie bis zum Ende des
18. Jahrhunderts innehatten. In der Reichsmatrikel
von 1776 wird das zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählende L.
im schwäbischen Reichskreis genannt. 1815 fiel
es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 92; Wolff 516; Knocke, T., Landstuhl in Vergangenheit und
Gegenwart, 1951.
Lang (Reichsritter)(,
Lang von Leinzell). Die aus Augsburger Patriziergeschlecht stammenden L.
zählten mit dem im 1636 erworbenen ellwangischen Lehen Leinzell und den 1657
von den Adelmann erworbenen Gütern Dewangen, Reichenbach,
Faulherrnhof und Rodamsdörfle zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 362, 371, 375, 378; Schulz 266.
Langeln (Reichsritter)
Langen (Reichsritter).
Um 1750 zählten die L. zum Kanton Altmühl im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Langenau (Reichsritter)
Langenschwarz (Reichsritter).
Die von und zu L. zählten im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert mit L.,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor und Schlotzau zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Über Hessen-Kassel und Preußen (Hessen-Nassau) kamen die
Orte 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Seyler 371; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 125; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Langenschwarz).
Langwerth zu Simmern (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren
von L. mit einem Siebtel der Ganerbschaft Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) und
einem Fünftel der Ganerbschaft Schornsheim Mitglieder des Kantons
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem waren sie im Kanton
Mittelrheinstrom immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Zimmermann 75f.; Winkelmann-Holzapfel
155; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 Langwerth von Simmern (im Rheingau).
Lasser genannt von Halden (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von L. mit dem 1765 erworbenen und 1798 an die Freiherren von
Lassberg und von Deuring gelangten Autenried zum Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben. (Autenried fiel an Bayern.)
L.: Hölzle, Beiwort 59.
Laubach (Herrschaft). L. an der Wetter bei
Gießen wird im Frühmittelalter als Gut der Reichsabtei
Hersfeld erstmals erwähnt. Seit 1278 ging L. zu Lehen an die Herren von Hanau.
1341 verkauften sie ihre Rechte an die Falkenstein, die 1404 auch die Rechte
Hersfelds erwarben. Bei ihrem Aussterben 1418 fiel L. (1405 als Stadt erwähnt)
an Solms, 1548 an dessen ältere Linie, unter der von Fichard 1571 eine
Gerichtsordnung und Landesordnung (Reformation) geschaffen wurde, 1607 an die
Linie Solms-Laubach, 1676 an Solms-Wildenfels (Solms-Wildenfels-Laubach). 1806
kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S. Solms-Laubach.
L.: Wolff 274; Der Graveschafft Solms etc. Gerichts- und Landtordnung, 1571;
Roeschen, A., Zur Geschichte von Laubach, Mitt. des oberhess.
Geschichtsvereins, N.F. 4 (1893); Merl, T., Laubach, 1986.
Laubenberg (Reichsritter).
Von 1578 bis 1584 war Hans von L. wegen Steinbach im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 266.
Laudenbach, Lautenbach, Lauthenbach (Reichsritter). Um 1550 zählten die L. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Finsterlohr zu L., Windeln zu L.
L.: Stetten 33.
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im
Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den
Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg
belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs
des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die 1182 die
Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg
einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem
Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg
Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt
Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705
kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit
Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen
Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener
Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention
von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen
verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum
L. der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der
Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes
Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700
Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im
Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur
Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
Lauenstein (Herrschaft). Die Burg L. im
Osterzgebirge wurde vermutlich im 12. Jahrhundert von den Markgrafen von Meißen
erbaut. Im 14. Jahrhundert war sie vorübergehend an die Burggrafen von Leisnig
und von Meißen und an die Bergau verlehnt. Von 1517 bis 1821 war die Herrschaft
(L., Neugeising, Zinnwald, 9 Dörfer) in den Händen der Bünau, von 1821 bis 1945
der Grafen von Hohenthal. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie (über
Sachsen-Wittenberg) zum obersächsischen Reichskreis.
Über Sachsen fiel L. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Wallner 708 ObersächsRK 2; Brandner, F., Lauenstein, seine
Vorzeit, früheren Schicksale und jetzige Beschaffenheit, 1845.
Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug
eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am Rhein bei Waldshut vom
Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von Habsburg eine Linie
Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die
Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich). Damit zählte sie später zum
österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch
die Linie endgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische
Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die
Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt
Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.
Laufenbürg (Reichsritter),
Lauffenburg. Die Amman von der L. (Ammann von der L.) waren möglicherweise im Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. S. Cronheim.
L.: Biedermann, Altmühl.
Lauffen, Lauter? (Reichsritter).
Um 1700 waren die L. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Riedenauer 125.
Lauffen (Reichsstadt).
Neben einem älteren Dorf mit karolingischem Königshof auf dem linken Ufer des
Neckar wird eine Burg, nach der sich seit 1127 im Kochergau, im Maulachgau, im
Remstalgau, im Elsenzgau, im Kraichgau (Bretten) und im Enzgau sowie in
Hornberg, Eberbach und Dilsberg begüterte Grafen von L. nannten und 1234 die
Stadt L. rechts des Neckars erwähnt. Nach dem Aussterben der Grafen von L. um
1219, bei dem viele Güter an die Staufer fielen, verpfändete Kaiser Friedrich
II. L. an die Markgrafen von Baden. Im 14. Jahrhundert kam es an Württemberg
und war bis 1808 Amtsstadt. 1951/1952 gelangte L. zu Baden-Württemberg.
L.: Bauer, H., Die Grafen von Lauffen, Württemberg. Franken 7 (1865-1867),
467ff.; Klunzinger, K., Geschichte der Stadt Lauffen, 1846; Die Stadt Lauffen,
1934; Heimatbuch Lauffen, 1956; Jehle, F., Die gemeinsame Stadt, 1979;
Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 1986, 30ff.; Lorenz,
S., Lauffen, LexMA 5 1991, 1756.
Lauffenholz, Laufenholz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Steigerwald und zum Kanton Baunach
im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 125; Neumaier 31, 36.
Lauingen (Reichsstadt).
L. an der Donau wurde vermutlich im 6. oder 7. Jahrhundert alemannisch
besiedelt. Im 12. Jahrhundert kamen die ansehnlichen Güter des Klosters Fulda
über die Markgrafen von Vohburg und Giengen sowie die Güter der 1156
ausgestorbenen Herren von Werde an die Staufer. 1193 wurde Albertus Magnus
(Albert von Bollstädt) in L. geboren. 1268 kam L. an Bayern. Zwischen 1291 und
1504 versuchte es vergeblich die Reichsunmittelbarkeit
zurückzugewinnen. Zwischen 1325 und 1333 wurde es mehrfach verpfändet.
Innerhalb Bayerns fiel es 1392 an Bayern-Ingolstadt, danach an Bayern-Landshut,
1503/1504 an Pfalz-Neuburg. Die 1542 durchgeführte Reformation wurde zwischen
1616 und 1618 beseitigt. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 zu Bayern.
L.: Wolff 140; Rückert, G., Die Anfänge der Stadt Lauingen, Zs. d. hist. Ver.
f. Schwaben 57 (1950); Einleitung zum Einwohnerbuch für den Stadt- und
Landkreis Dillingen an der Donau, 1961.
Laupen (Reichsstadt).
1310 verpfändete König Heinrich VII. die Reichsstadt
L. im ostjuranischen Burgund an Otto von Grandson (Granson). Später kam L. zum
Kanton Bern.
L.: Wolff 519.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft
beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079
Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die
Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich
entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern
Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen
Rechte in L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner
Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323.
Lausanne (Reichsstadt).
Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See
die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft
des um (bzw. kurz vor) 600 von Aventicum (Aventiacum, Avenches) über Windisch
nach L. gezogenen Bischofs, dessen Bistum im Wesentlichen das ehemalige
helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte sich eine Siedlung, die 1224
in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte Kaiser Ludwig der Bayer L.
unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam
L. mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern
verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à
aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de
Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.
Lausitz (Gebiet) ist ursprünglich das Gebiet
zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober, das nach der Ausdehnung des
Namens auf die ebenfalls unter der Herrschaft Böhmens stehenden Gebiete um
Bautzen und Görlitz (Oberlausitz) seit dem 14. Jahrhundert als Niederlausitz
bezeichnet wurde. S. Lusici, Niederlausitz, Oberlausitz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) H3; Die
Territorien des Reichs 6, 92; Lübke, C.,
Regesten zur Geschichte der Slaven an Elbe und Oder, 1985ff.; Blaschke, K.,
Lausitz, LexMA 5 1991, 1766; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Lautenbach (Reichsritter) s. Laudenbach
Lauter, Lutter, Lüdder (Reichsritter). Bis etwa 1700 gehörten die L. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken, bis etwa 1750 zum Kanton Rhön-Werra sowie zeitweise
zum Kanton Altmühl(?) und zum Kanton Steigerwald, alle im Ritterkreis Franken.
S. Lauffen?
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Seyler 371; Bechtolsheim 15; Stetten 33;
Riedenauer 125; Neumaier 77, 82, 165 (Lauter zu Schöllkrippen) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Mittelkalbach bis 1699).
Lauterbrunn, Lauterbronn. L. erscheint 1776 in der Reichsmatrikel innerhalb des schwäbischen Reichskreises.
L.: Gumpelzhaimer 87; Wolff 205.
Lauterecken (Burg, Herrschaft). 1343 wird die Burg
L. als Lehen der Grafen von Veldenz seitens Verdun erstmals genannt. Über die
Veldenzer Erbtochter kam das Erbe 1409 an die Pfalz und 1543 an die Nebenlinie
Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733 fielen ihre Güter
an die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen Reichskreis in der Reichsmatrikel.
1815 kam L. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247.
Lavant (Bistum). 1226 gründete der Erzbischof
von Salzburg in Sankt Andrä im schon 860 von König Ludwig dem Deutschen an das
Erzstift Salzburg gelangten unteren Lavanttal in Kärnten auf Eigengut das
kleine Eigenbistum L., das in der Reichsmatrikel
von 1521 aufgenommen ist. Seine Ausstattung umfasste 1244 die Pfarren St. Andrä
und Lavamünd sowie 5 anschließende Pfarren in der Steiermark. In der Mitte des
15. Jahrhunderts erhielt der Bischof den Titel Fürstbischof. 1786 kamen an
Stelle der steirischen Pfarren der Kreis Völkermarkt und der Kreis Cilli mit 94
Pfarren an L. 1857 wurde das Bistum nach Marburg übertragen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Kovacic, F., Geschichte der
Lavanter Diözese, Marburg 1928; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd.
1ff. 1951ff.; Drexler, H., Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von Lavant im
Mittelalter, Diss. Wien 1952; Festschrift 750 Jahre Bistum Lavant (1228-1978),
1978; Dopsch, H., Lavant, LexMA 5 1991, 1770; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 558.
Lay (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Laymingen (Reichsritter).
Die aus Bayern emigrierten L. waren wegen des württembergischen Lehens Lindach
seit 1592 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. 1616
wurde die Familie, die 1679 erlosch, mit Bodelshofen belehnt. Von etwa 1628 bis
1727 waren L. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 208; Schulz 266.
Leal (in Estland) Residenz des ersten
Bischofs der Esten
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 325.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet
vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein
bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg,
Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete, 1230 an den Herzog
von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den Erzbischof von
Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens 1287 allein
erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach Göritz verlegt (bis 1326),
1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14. Jahrhunderts drückten die
Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien, Großpolen und Kleinpolen begüterte
Hochstift in die 1447 anerkannte Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum
Magdeburg unterstellt. 1518 wurde für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow
gekauft, 1566/1567 vom Administrator des Hochstifts aber wieder an Markgraf
Johann von Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550)
wurde die Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg
säkularisiert und auch das Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Lechner von Lechfeld (Reichsritter).
Um 1700 zählten die L. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 125.
Ledergerb (Reichsritter).
Vielleicht zählten die L. um 1800 zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Lehrbach (Grafen, Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert (von etwa 1680 bis etwa 1760) gehörten die L. zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Von etwa 1785 bis etwa 1805
zählten die Grafen von L. wegen Laudenau (Lautenau) und Winterkasten mit Gumpen
(Kleingumpen) zum Kanton Odenwald. Ihre Güter fielen 1808 an Hessen-Darmstadt
und kamen damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Seyler 371; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 125; Stetten 36;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 (Mittelkalbach, Winterkasten).
Leibnitz-Seggau (bei Knittelfeld in der Obersteiermark)
(Residenz des Erzbischofs von Salzburg bzw. Bischofs von Seckau))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 329.
Leidendorf (Reichsritter).
Um 1800 zählten die L. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Leiher von Talheim (Reichsritter).
Die L. zählten von 1563 bis 1614 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 266.
Leinach (Reichsritter).
Vielleicht zählten die L. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Leineck, Leyneck, Laineck (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die L.
(Schütz von L.) zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Pfeiffer 209; Riedenauer 125.
Leinegau, oberer (Gau um die obere Leine,
Obere[r] Leinegau, Lainga, Laginga, Lagni, Lochne, Lainega, Logni, Lacnigouui,
Logne,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 12
(Salzderhelden, Parensen, Lödingsen, Adelebsen, Lenglern, Reyershausen bzw.
Reiershausen, Hetjershausen, Wiershausen, Meensen, Hedemünden, Bovenden, Gimbte
bzw. Gimte, Diemarden, Groß Lengden bzw. Großlengden, Klein Lengen bzw.
Kleinlengden, Wiensen?, Wöllmarshausen bzw. Wolbrechtshausen, Bremke,
Wittmershof bzw. Witmarshof, Groß Schneen bzw. Großschneen, Kleinschneen?,
Obernjesa?, Niedernjesa, Dransfeld, Weende, Behrensen, Grone); Hessler, W.,
Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 130 Leinegau
(Adelebsen, Behrensen, Bodenfelde, Bovenden, Bremke, Diemarden, Dransfeld,
Gertenbach, Gimte bzw. Gimbte, Grone westlich Göttingens, Hedemünden, Hemeln,
Hetjershausen, Hübenthal, Niedernjesa, Groß Lengden bzw. Großlengden, Klein
Lengden bzw. Kleinlengden, Lenglern, Lödingsen, Ludolfshausen, Meensen,
Mollenfelde, Parensen, Reyershausen, Groß Schneen bzw. Großschneen, Oberscheden,
Sülbeck, Weende, Wiershausen, Wöllmarshausen); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 24, III, 10, 30, Lainega, Loginga, ‚oberer Leinegau‘;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in
Hessen, 1968, 181.
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der
Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg
(Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft
(Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des
Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen,
Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich
1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere landgräfliche Linie
(Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim, Gräfenstein
[Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt
[Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen], Tiefenthal,
Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler], Niefernheim,
Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie)
Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im
Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere
Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim],
Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde
eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben
der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die
verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich
darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie
mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein
kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der
gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte.
Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim,
Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der
Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er
durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses
für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Fürstentum L., Grafschaft
Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr
und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg,
Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die
würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die
pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg)
und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der
Residenz in Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern
Fläche und etwa 85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen
Landeshoheit bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum
die zuvor mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die
Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim
Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam
Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787
an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich
und ihr Versuch einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt.
d. hist. Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen,
1982; Zotz, T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I.,
Die Grafschaften Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.;
Herrmann, H., Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen (Reichsritter)
s. Laymingen. S. a. Leiningen von Lemburg..
L.: Hellstern 208.
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Herrschaft, Grafen). Die Falkenburg bei
Bergzabern wird 1246 erstmals als Reichsburg
erwähnt. Sie diente dem Schutz der Bewohner des dem Reich
zustehenden Siebeldingertales. Später war die Pflege Falkenburg
gemeinschaftliche Herrschaft von Leiningen und Pfalz bzw. Pfalz-Zweibrücken.
1560 teilten sich die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg in die beiden
Zweige Leiningen-Dagsburg-Hardenburg und L. (mit Falkenburg, Eschweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Oorstal
(Horstal), Mühlhausen, Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim und
Guntersblum). Die Grafen von L. spalteten sich 1657 in die Zweige
Leiningen-Dagsburg (bis 1706), Leiningen-Heidesheim (bis 1766) und
Leiningen-Guntersblum (bis 1774). Die Güter fielen bei dem Aussterben 1774
größtenteils Leiningen zurück.
L.: Munzinger, H., Wilgartswiesen und Falkenburg, 1928.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten).
Die Grafen von Leiningen-Hardenburg nannten sich nach dem Erwerb Dagsburgs 1467
L. Sie erlangten im 15. und 16. Jahrhundert Lehen Weißenburgs mit Grünstadt,
die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch
(Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige L. (mit Hardenburg, Hausen,
Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt, Weisenheim,
Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und in
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit der Herrschaft Dagsburg
1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz nach Dürkheim und
wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff.
Leiningen-Dürkheim und Bockenheim (Grafen), Leiningen Dürckheim und Bockenheim. Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnet im oberrheinischen Reichskreis die Grafen von L. S. Leiningen-Dagsburg-Bockenheim, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
Leiningen-Grünstadt (Grafen, Grafschaft). Grünstadt bei
Frankenthal ist aus mehreren frühmittelalterlichen Siedlungen erwachsen, von
denen eine bereits vor 900 der Abtei Weißenburg gehörte, 991 als Lehen an die
Salier und später an die Grafen von Leiningen kam, die 1549 auch die seit 875
der Abtei Glandern in Lothringen zustehenden Güter erwarben. 1698 errichteten
dort die Grafen von Leiningen-Westerburg ein Schloss. Um 1800 umfasste die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Grafschaft
(L., Grünstadt) zusammen mit Leiningen-Westerburg ein Gebiet von 2,5
Quadratmeilen.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Feßmeyer, H., Bausteine zur Geschichte von
Grünstadt, Teil 1ff. 1930ff.
Leiningen-Guntersblum (Grafen). Guntersblum bei Oppenheim wird
trotz höheren Alters erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Es gehörte schon früh den
Grafen von Leiningen. Seit 1660 war es Sitz der Linie L. (1657
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum [Zweig
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg], nach Aussterben 1774 jüngere Linie 1774/1787).
Die jünger Linie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von 3,5
Quadratmeilen (eine Anzahl Dörfer und die Grafschaft Forbach in Lothringen)
gemeinsam mit Leiningen-Heidesheim (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim,
jüngere Linie 1774/1487) zu dem wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die mainzische Kellerei Billigheim und
eine Rente von 3000 Gulden (Leiningen-Billigheim). Die L. wurden 1806 in Baden
mediatisiert und erloschen 1935.
L.: Wolff 280ff.; Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b; Kaul,
T., Die Grafen von Leiningen in Worms- und Speyergau im Hochmittelalter,
Mitteilungsbl. zur rheinhess. Landeskunde 5 (1956).
Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Fürstentum). Die bei der Teilung der Grafen von Leiningen 1317/1318 entstandene
jüngere (gottfriedische) Linie (mit der Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg,
Falkenburg und Guntersblum) nannte sich nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich
in Leiningen-Rixingen (1506 an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg)
und L. (jüngere Linie). Die jüngere Linie L. erwarb 1466 die Herrschaft
Apremont in Lothringen, erhielt 1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen. Dagsburg-Hardenburg. (Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende L. zusammen mit
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5 Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a.
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der 1317
entstandenen jüngeren Linie der Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen von L.
wurden 1779 in den Reichsfürstenstand erhoben.
Sie erhielten 1803 für die verlorenen linksrheinischen Güter das neue
rechtsrheinische Fürstentum Leiningen (Amorbach, Miltenberg, Mosbach). Dieses
fiel 1806 an Baden. S. Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des
Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis
nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg.
zwischen 1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen,
nach ihm benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich,
Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit
Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum
Leiningen-Hardenburg umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die zuvor Mainz gehörige Kellerei
Neudenau und eine Rente von 3000 Gulden. Die Grafen wurden 1806 in Baden
mediatisiert und erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu
Rheinland-Pfalz (Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leiningen-Heidesheim und Oberstein (Grafen). Die Grafen von L. erscheinen in der Reichsmatrikel von 1776 im oberrheinischen Reichskreis.
Leiningen-Westerburg (Grafen). 1467 erbten die Herren von
Westerburg über Margaretha von Leiningen den größten Teil der Güter der älteren
Hauptlinie der Grafen von Leiningen (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu
einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim,
Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler, Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim, Quirnheim) und
nannten sich seitdem Grafen von L. und Landgrafen im Elsass. Zur Durchsetzung
ihrer Herrschaft mussten sie 23 Orte an die Pfalz abtreten. 1656 veräußerten
sie die Herrschaft Schaumburg an die Witwe Peter Eppelmanns (Melanders). 1705
spalteten sie sich in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen
(christophische Linie) und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (georgische Linie)
Um 1800 umfassten ihre zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter zusammen mit Leiningen-Grünstadt 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt die ältere Linie (Leiningen-Westerburg-Altleiningen) die Abtei und
das Kloster Ilbenstadt in der Wetterau mit der Landeshoheit in ihrem
geschlossenen Umfange sowie eine Rente von 3000 Gulden, die jüngere Linie
(Leiningen-Westerburg-Neuleiningen) die Abtei Engelthal (Engeltal) in der
Wetterau und eine Rente von 6000 Gulden.
L.: Zeumer 553 II b 60, 20, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 b; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff. ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 118
Leiningen von Lemburg, Laimingen? (Reichsritter). Um 1550 gehörten die L. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 125; Neumaier 251? (Leininger).
Leipzig (Residenz des Markgrafen von Meißen bzw.
Herzogs von Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 332;Das Leipziger Schöffenbuch 1420-1478,
bearb. v. Kunze, J., 2012; Rau, U., Die Universität Leipzig als
Gerichtsherrschaft über ihren ländlichen Besitz, 2014.
Leisnig (Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen
von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint
erstmals 1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls
vor 1081, auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084
vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen
Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158 Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit
1158 nachweisbaren Burggrafschaft L. Ihr unter edelfreien Burggrafen
aufgebautes Gebiet wurde 1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen, 1485 an
ernestinische Linie) erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch Burggraf
Heinrich III. von L.). 1538 starb die damit bedeutungslos gewordene Familie aus.
Die Burggrafschaft zählte zum obersächsischen Reichskreis.
L. kam mit Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334;
Kunze, J., Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Leitomischl (Hochstift, Residenz). L. an dem
Flüsschen Loučná wurde zum Jahre 981 als Grenzburgstätte der Slawnikiden
erstmals erwähnt. 1141 wurde dort ein Prämonstratenserstift gegründet. 1344
entstand ein Bistum. 1425 wurde L. von Hussiten besetzt, womit das Bistum
tatsächlich aufgegeben wurde. Formell endete das Bistum 1554.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558(, s. Böhmen), 1, 2, 334.
Lemgo (Reichsstadt?,
freie Stadt?). Der Name taucht zunächst als Gaubezeichnung auf (1005 Limgauwe),
seit 1149 auch als Name einer vielleicht schon im 9. Jahrhundert angelegten Siedlung.
Stadtherren der um 1190 nördlich der Bega gegründeten Stadt waren die Edlen von
der Lippe. Von ihnen wusste sich die Stadt zeitweise zu lösen. Dabei erwarb sie
eine eigene Blutgerichtsbarkeit. 1521 wurde sie in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1609 widersetzte sie sich erfolgreich der Einführung des
Calvinismus. 1947 kam L. in Lippe zu Nordrhein-Westfalen. S. Limga.
L.: Wolff 349; Meier-Lemgo, K., Geschichte der Stadt Lemgo, 2. A. 1962; 800
Jahre Lemgo, 1990; Hemann, F., Lemgo, LexMA 5 1991, 1870.
Lemlin von Horkheim (Reichsritter).
Die L. waren von 1542 bis 1640 wegen Talheim und Horkheim im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Über Württemberg kam Horkheim 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 266.
Lentersheim, Lendersheim (Reichsritter).
Vom 16. Jahrhundert bis 1739 (Verkauf der Güter) zählten die L. zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie mit Altenmuhr und
Neuenmuhr bis etwa 1800 im Kanton Altmühl immatrikuliert. Im 16. Jahrhundert
gehörten sie weiter den Kantonen Gebirg und Baunach an.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 197,
199, 213; Bechtolsheim 18, 195; Riedenauer 125; Rahrbach 148.
Lenz von Lenzenfeld (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren L. mit dem 1785 erworbenen und 1790 an Freiherrn von Bodman
gelangten Schlatt unter Krähen und dem 1791 an Freiherren von Stotzingen
gelangten Wiechs zum Kanton Hegau bzw. Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 60.
Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus
fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich,
dessen Familie sich später nach der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über
Schänis (Schännis), Beromünster, Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die
Grafschaft im Zürichgau. Die 1101 durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene
Linie Baden der Grafen von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und
Leventina erhalten hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei
von Zürich, Grafschaft im Zürichgau) über die Erbtochter Richenza an die Grafen
von Kiburg (Kyburg) die 1173 ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser
Friedrich I. Barbarossa, der Teile der Reichslehen
an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf Otto sowie an die Herzöge
von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm kamen die Güter an die
Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger
Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg
und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I.,
Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874.
Leo (Reichsritter).
Um 1700 zählten die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Leonrod (Grafen, Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Grafen von und zu L. mit Leonrod,
Hornsegen, Neudorf, Muggenhof (Mugenhof) und Stein zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken. Wegen Ballmertshofen, das nach 1650 an Saint Vincent
gelangte, waren sie im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 212; Riedenauer 125; Schulz 266; Rahrbach 150;
Fürstenhöfer, V., Im Bannkreis der Bibert und Methlach, 1932.
Leoprechting (Herrschaft). Die Herrschaft L. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis und gelangte dann zu Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Lerch von Dirmstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Niederholzheim).
Lerchenfeld (Graf, Personalist, Reichsritter). Um 1800 zählte der Graf von L. als
Personalist zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125.
Leubelfing, Leublfing (Reichsritter).
Wegen Falbenthal und Untererlbach zählten die L. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 125.
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine Erbtochter
teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf (Waldeck).
Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern aus dem
Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg und dem
Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die Herrschaft
Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch die Stadt
Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und Geleit auf
dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger Landgrafenamt)
an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König
Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer
leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte
des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle
Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern
um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an
das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I.
von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die
Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd,
Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß
und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
Leutkirch (Reichsstadt).
L. an der Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9.
Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Mit der Grafschaft
Zeil kam es von der Bregenzer Linie der Udalrichinger an die Grafen von
Montfort, die es 1291 an das Reich verkauften.
1293 erhielt es das Stadtrecht von Lindau. 1397 wurde es durch Erwerb des
Ammannamtes und des Blutbannes reichsunmittelbar und erlangte Sitz und Stimme
im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1546 wurde die Reformation eingeführt.
1802 kam es mit 0,5 Quadratmeilen und 1300 Einwohnern an Bayern, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 28; Wallner 690 SchwäbRK 88; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4, III 39 (1803) D3;
Schroeder 231ff.; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Gehring, H., Buchau, Leutkirch und
Wangen im Allgäu am Ende des Alten Reiches,
Diss. phil. Tübingen 1954; Der Kreis Wangen, 1962; Thierer, M., Die Städte im
württembergischen Allgäu, 1973.
Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der
Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert
Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei Leutkirch liegt die L., zu
der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen zusammen mit der Stadt
Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem
Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6.
1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die freien Leute und was dazu gehört an
die Grafen und schlug am 27. 5. 1333 weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348
ist ein Landgericht für die Freien bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem 1358
erstmals genannten Pirschgericht (der oberschwäbischen Reichslandvogtei)
mit den Gerichtsstätten Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen
war. Am 3. 12. 1364 verpfändete Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein
unter anderem die freien Leute auf der L. Die Grafen von Helfenstein
verpfändeten sie von 1382 bis 1396 an die Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund
zur Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf
L. H. sind nachgewiesen im oberen Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen,
Ellerazhofen, Lanzenhofen, Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen,
Wolferazhofen, Liezenhofen, Merazhofen, Uttenhofen, Engelboldshofen,
Winterazhofen, Engerazhofen, Toberazhofen, Bettelhofen, Herlazhofen,
Tautenhofen, Weipoldshofen, Heggelbach, Niederhofen, Lauben, Ottmannshofen,
Balterazhofen, Wielazhofen, Adrazhofen, Wuchzenhofen, Luttolsberg, Allmishofen,
Haselburg und Urlau, außerhalb des oberen Amtes in Laidratz (Laidraz), Matzen,
Gottrazhofen, Baldenhofen, Enkenhofen, Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden,
Aigeltshofen, Beuren, Hedrazhofen, Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa Nachweise für Grünenbach,
Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen, Enzlesmühle oder Sackmühle fehlen).
1802 wurden sie von Bayern in Besitz genommen und Bayern am 25. 2. 1803
zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt
Leutkirch an Württemberg abgetreten und gelangte damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das
ehemalige kaiserliche Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs,
Diss. jur. Tübingen 1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher
Heide, 2007.
Leutrum von Ertingen (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren L. zählten bereits 1488
zur Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 waren sie
mit Kilchberg, Wankheim, Kreßbach (Krespach), Eck und Unterriexingen, Heidach
(Haydach), Liebeneck und Nippenburg Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1802 übten sie über das
dem Kanton Neckar inkorponierte markgräflich badische Lehen Würm die Herrschaft
aus. Von 1723 bis 1776 waren die L. wegen des 1721 erworbenen und 1755 verkauften
Filseck im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 64; Hellstern 208, 218; Kollmer 378; Schulz 266.
Leuzenbronn, Leutzenbrunn, Leuzenbrunn (Reichsritter). Um 1550 zählten die L. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 125; Neumaier 73.
Lewenstein, Leonstein (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Leyden (Reichsritter).
Von 1763 bis 1805 zählten die L. als Personalisten zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 266.
Leyen (Reichsritter,
Freiherren, Grafen, Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein
edelfreies Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit
1300/1375 aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen
waren Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet
Georg I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die
Ritter Reichsfreiherren und erwarben zu
verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern 1667 vom Erzstift Trier die
Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler),
wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei
Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels
nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen
Österreichs die seit 1504 österreichische, zum schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende
Grafschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen (schwäbische Bank), erwarben in Nassau,
Schwaben und Bayern insgesamt 450 Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer
vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und
Josephine Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund
1806 Fürsten mit Souveränität über Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern,
Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg (Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den
vier Potaschhöfen Büchelborn, Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom und mit Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter
Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg,
Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur Familiengeschichte
des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar
der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der Leyen im
Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 (Kettenbach 1550).
Leyneck (Reichsritter) s. Leineck
Lich (Stadt). An einer wichtigen Wegkreuzung
einer seit langem besiedelten Landschaft erbauten vor 778 iroschottische
Wandermissionare eine Kirche. Im 11. und frühen 12. Jahrhundert kam der
zugehörige Ort L. an die Herren von Altenburg/Arnsburg (um 1160 Cuno de Liche),
dann an die Hagen/Münzenberg. 1300 gab König Albrecht dem Ort das Recht der Reichsstädte. Innerhalb der Grafschaft Solms fiel L.
mit Hohensolms und Laubach sowie 1478 Niederweisel (Nieder-Weisel) an die
jüngere Linie Solms-Lich, die 1792 in den Reichsfürstenstand
erhoben und 1806 in Hessen-Darmstadt mediatisiert wurde. Damit kam L. 1945 zu
Hessen. S. Solms-Lich, Solms-Lich-Hohensolms.
L.: Wolff 274; Licher Heimatbuch, 1952; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 343.
Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei
Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die
Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen Orden in Mergentheim, der sie
1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte, das sie seinerseits 1399 an die
Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L. an
Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lichtenau (Grafschaft). Die Grafschaft L.
(Hessisch-Lichtenau) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Landgrafen
von Hessen-Kassel zum oberrheinischen Reichskreis.
Über Preußen kam L. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 254.
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1286
erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich eine Familie, die um
Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft ausbildete. Seit 1249 hatte sie die
Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250 erwarb der ihr entstammende
Straßburger Bischof Konrad von L. das ursprünglich zur alemannischen Grafschaft
Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische Gebiet zwischen Lichtenau und
Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an seine Familie zu Lehen gegeben
wurde. 1458 wurde die Herrschaft zur Grafschaft erhoben. Als die Familie 1480
in männlicher Linie ausstarb, fielen die Güter an die Gatten der Nichten des
letzten Grafen, die Grafen von Hanau (Amt Willstätt) und die Grafen von
Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau). Sie wurden überwiegend von Hanau aus als
Kondominat verwaltet. Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch kamen
ihre Güter 1570 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg. (Sie tauschten 1606 von
Lothringen ein Gebiet um Pirmasens ein. 1680/1697 kamen die elsässischen Güter
[Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim, Offendorf] an Frankreich, so
dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen
mussten. Um 1800 war die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Herrschaft 5 Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner. S.
Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem
Weg zum Territorialstaat, 1993.
Lichtenberg (Reichsritter).
Um 1806 zählten die L. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Lichtenstein (Herrschaft). Die Burg L. bei Glauchau
an der Straße von Chemnitz nach Zwickau wurde vermutlich noch im 12.
Jahrhundert von den Herren von Schönburg errichtet. 1740 mussten diese die
landesherrlichen Rechte über die zugehörige Herrschaft an das Kurfürstentum
Sachsen abtreten. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte L. über die Fürsten von
Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen Reichskreis.
Über Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Lichtenstein (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im frühen 16. Jahrhundert im Kanton
Altmühl und bis 1700 im Kanton Odenwald immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Pfeiffer 196, 213; Stetten 33; Riedenauer 125; Rahrbach 152; Neumaier 149, 153.
Lichtenstein zu Geiersberg (Reichsritter),
Lichtenstein zu Geisberg. Am Ende des 16. Jahrhunderts zählten die L. zum
Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 196.
Liebenfels (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von L. mit Beuren/Aach, Teilen von
Gailingen und Worblingen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1806
fielen ihre Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat. 1951/1952
gelangten sie zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch Anhang 77.
Liebenstein (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die seit 1243 bezeugten Freiherren von L. (Archiv
1678 teilweise an Württemberg) mit Buttenhausen (1782 von den Freiherrn von
Gemmingen erworben), zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Wegen des
halben Köngen waren sie dem Kanton Neckar inkorporiert. Mit dem 1467 erworbenen
Jebenhausen sowie mit den später aufgegebenen Gütern Eschenbach, L., Schlat,
Steinbach und Teilen von Bönnigheim waren sie auch Mitglied im Kanton Kocher.
L., Kaltenwesten und Ottmarsheim kamen an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59, 62; Hellstern 208; Kollmer 379; Schulz 267; Archiv der Freiherren
von Liebenstein, Jebenhausen, bearb. v. Burkhardt, M. u. a., 2001; Neumaier
153.
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand
erhoben und erwarb 1613 die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das
Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712 kaufte sie die reichsunmittelbare, bis
1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis 1507/1510 den Freiherren von Brandis
(, die bis etwa 1435 auch die letzten Teile der Herrschaft Schellenberg
erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und dann durch Verkauf den Grafen von
Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712, für 290000 Gulden) und
Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür (gegen ein Darlehen
von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister
Anton Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1. 1719 wurden Vaduz und
Schellenberg unter dem Namen L. zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum
erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag
erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das
Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen Herrschaften
und Güter übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer
große L. mit 5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach
souverän. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine
Verfassung. 1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion
mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz
auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien
nach Vaduz. 1945 gingen die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien
(Polen) verloren. Das Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer
mit (1984 26680, 2005) 34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum
Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A.
1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis 1260, hg. v. Helbok, A.,
1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938; Steger, C., Fürst und
Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1950;
Seger, O., Überblick über die liechtensteinische Geschichte, 2. A. 1965; Raton,
P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969; Dopsch, H., Der Dichter Ulrich
von Liechtenstein und die Herkunft seiner Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977,
93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der
ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Csendes, P.,
Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger, P., Kriegszeit. Lichtenstein 1939
bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines
Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Liechtenstein (Reichsritter).
Die L. zählten bereits 1488 zur Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar.
Von 1548 bis 1663 waren sie Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 208.
Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen Straße
in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der
schlesischen Piasten (1241) entstand durch Erbteilung des Herzogtums
Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die zwischen 1242 und 1252 zu
deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich 1251 Glogau sowie 1278
Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war es mit Breslau
vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch Landesteilung
um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens.
1419 starb die Linie L. der Piasten aus. L. kam an Brieg. 1532 erwarb es
Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war L. seit 1663/1664 mit Brieg und
Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die schlesischen Piasten ausstarben, wurden
L., Wohlau und Brieg als erledigte Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681
erhob Preußen unter Berufung auf einen 1546 von König Ferdinand für ungültig
erklärten Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von
Brandenburg vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen
sie nach dem ersten schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen.
Seit 1945 wurde L. von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 336.
Lierheim (Reichsritter).
Wegen Hohenstein war Sebastian von L. von 1542 bis 1567 Mitglied im Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 267.
Liesch von Hornau (Reichsritter).
Von 1581 bis 1604 waren die L. Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 208.
Ligne (Reichsgrafen,
Reichsfürsten). 1047 erscheint erstmals die nach
L. bei Tournai benannte Hennegauer Adelsfamilie L. Sie wurde 1545 in den Reichsgrafenstand, 1601 in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte dem burgundischen Reichskreis an. 1788 erlangte sie Sitz und Stimme im
Kollegium der westfälischen Grafen des Reichstags.
1803/1804 hatte sie auf Grund des § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 als Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete
(Fagnolles [Fagnolle]) das schwäbische Reichsstift
Edelstetten unter dem Namen einer Grafschaft inne. (Die Grafschaft Edelstetten
fiel später an Bayern.)
L.: Wolff 62; Wallner 710 BurgRK 1.
Limburg (Grafschaft). Nach der Hinrichtung Friedrichs
von Altena-Isenberg (1226) verblieb seinen Erben unter anderem die Grafschaft
L. zwischen Hagen und Iserlohn (ca. 120 Quadratkilometer) mit dem Hauptort
Limburg (seit 1871 Hohenlimburg) in Westfalen als Lehen Kleves. Hier erlangten
sie eine landesherrliche Stellung. Von den Söhnen Dietrichs I. begründete
Johann I. (1253-1275) die 1459 im Mannesstamm erloschene Linie Hohenlimburg,
Eberhard (1271-1304) die Linie Limburg-Styrum, die durch Heirat die spätere Reichsherrschaft Gemen erwarb und von der sich die
Grafen von Limburg-Broich (bis 1508) abspalteten. Nach dem Aussterben des
Geschlechts (1511) kam L. von 1513 bis 1542 an die Grafen von Daun, dann an die
Grafen von Neuenahr. 1589/1592 fiel es an die Grafen von Bentheim, 1606/1638 an
deren Zweig Tecklenburg-Rheda, der bis 1756 in L. saß. 1808 kam es an das
Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S.
Isenberg-Limburg.
L.: Wolff 319; Hülshoff, A., Geschichte der Grafen und Herren von Limburg und
Limburg-Styrum, Bd. 1ff. 1961ff.
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von
Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später
Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des
Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die
östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie
fiel über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg
[und Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136)
Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von
Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der
ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in
Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm aus. 1283 starb die
mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter (Ermengarde). Das Herzogtum L.
fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch den Sieg bei Worringen an die
Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe
Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so
dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den
Generalstaaten der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener
Kongress den Namen L. für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten
Niederlande. Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von
diesem beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas gelegene
niederländische Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich
für das an Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund
gehörte, und die westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische
oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg,
1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund,
1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze
1813-15, 1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der
Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973),
169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden,
1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz
Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg.
v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910
wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die
Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je
einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und
von den Landgrafen von Hessen zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich
Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332 erlangte das Erzstift Trier die
Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die Hälfte der Herrschaft L. Nach
1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb es von Hessen die zweite Hälfte.
1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des Erzstifts Trier an Nassau
(Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für die Katholiken des
Herzogtums das Bistum L. errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am
19. 9. 1945 kam es zu Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen
umbenannte. S. Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im
Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn,
LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 104.
Limburg-Styrum (Grafen). Von den Söhnen Dietrichs I.
von Limburg begründete Eberhard (1271-1304) die in den Niederlanden blühende
Linie L., die durch Heirat die spätere Reichsherrschaft
Gemen erwarb. 1771 verkaufte sie die Herrschaft Illereichen an die Grafen Palm.
S. Limburg, Nordrhein-Westfalen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 23; Hülshoff, A., Geschichte der Grafen und Herren von
Limburg-Styrum, Bd. 1ff. 1961ff.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146
das Amt des königlichen Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf)
errichteten Burg L. bei Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit
Allodialgütern an der Grenze zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt.
Wichtigstes Gut waren die von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um die Burg L. gingen
weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die Herrschaft Welzheim als
Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit Sommerhausen in
Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483 Sontheim
(Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg (Komburg), teilte
sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische Familie, die seit 1356
als Afterlehen Böhmens das Amt des Reichserbschenken
innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf (Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die
1690, die Linie Limpurg-Speckfeld (Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die
1705/1713, und die Linie Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um
1550 zählten die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen
17. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
führten sie den Grafentitel. Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider
Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die
Lehen Bayerns und Württembergs eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen auf Grund einer
Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen zehn Töchter.
Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus
den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und
der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die
Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld,
und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit
den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber
fortwährend wechselten. Seit 1780 begann Württemberg die einzelnen Teile
aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet
von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an
Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft
Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck 1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum Aussterben des
Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder, G./Schefold,
M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982; Maurer, H., Die
Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f. württemberg. LG.
44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei Schwäbisch Hall
wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung des Hauses Limpurg 1441/1481 wurde
es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die halbe Stadt Gaildorf und die
Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die unter anderem in Händen dieser
Linie waren, fielen an die Linien Limpurg-Sontheim und Limpurg-Speckfeld der
Schenken von Limpurg. 1806 kam Gaildorf an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken
zu Limpurg bis zum Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5
(1941).
Limpurg-Sontheim (Schenken). L. ist eine 1441 entstandene,
1713 im Mannesstamm ausgestorbene Linie der zum fränkischen Reichskreis zählenden Schenken von Limpurg. Von ihrem
Erbe kam 1746 die Hälfte an die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, ein
Sechstel an die Grafen Pückler und wurde das letzte Drittel 1782 von
Württemberg erworben.
L.: Wolff 125; Wallner 693 FränkRK 17 e-h; Hölzle, Beiwort 50.
Linck von Kirchheim (Reichsritter).
Wegen eines 1608 erworbenen Freigutes zu Kirchheim waren die L. von 1611 bis
1684 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 267.
Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.
Lindau (Reichskloster,
Reichsstift). Im frühen 9. Jahrhundert (810/820)
wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der
Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes, 822 erstmals genanntes, 839
mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe Frau unter den Linden)
gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich entstandene Stadt in
langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft. 1466 wurde die
Äbtissin gefürstet. Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar
und zählte zum schwäbischen Reichskreis. Es
hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und
zahlreiche Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des
Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und damit 1804 im Tausch gegen
Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Lindau (Reichsritter)
Lindau (Reichsstadt).
L. am Bodensee erscheint erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9.
Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift
den Markt vom gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde
L. Stadt. Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen
Notlagen des Reichsstifts verstärkte sich im 13.
Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des Stiftes. Unter
König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren) die Stellung
einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von
fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den
Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann
und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die
Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe
des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803 kam die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von Bretzenheim
(Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945 und 1955
nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone einerseits
und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K., Geschichte
der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau,
1929; Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T.,
Lindau im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott,
M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P.,
Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter
der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur
unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und
Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau,
1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in
den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing, M.,
Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer Stadtrechtsfamilie,
Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Lindelbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Linden (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein. Von 1800 bis 1805 war
der Kammergerichtsassessor Franz Joseph Freiherr von L. in Wetzlar Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hellstern 208.
Lindenfels (Reichsritter).
Im späten 17. und 18. Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Franken. Sie waren
in den Kantonen Gebirg (bis etwa 1750) und Altmühl immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 125.
Lindenfels s. Mosbach (Reichsritter)
Lindheim (ritterschaftliche Ganerbschaft, Reichsganerbschaft). Das 930 erstmals erwähnte L. an
der Nidder bei Büdingen gehörte ursprünglich zu einem größeren Reichsgutkomplex um den Glauberg. Nach Zerstörung der
Burg in L. (1241) wurde seit 1289 mit Erlaubnis des Königs (Rudolf von
Habsburg) von den Herren von Büches eine neue Burg errichtet. Seit dem 14.
Jahrhundert war L. eine ritterschaftliche Ganerbenburg, deren Inhaber sich im
ausgehenden 15. Jahrhundert in Fehden mit der Stadt Frankfurt am Main
verstrickten. Von 1535 bis 1542 schlossen sie sich der wetterauischen Reichsritterschaft an. Von 1632 bis 1672/1673 war L.
Amtleuten überlassen, ehe die Oeynhausen in Auseinandersetzung mit den
Rosenbach und Schlitz genannt Görtz den Ort allmählich für sich allein gewannen
und an die von 1723 bis 1783 in L. herrschenden Herren von Schrautenbach vererbten.
Zwischen 1784 und 1787 ging die Herrschaft an die Specht von Bubenheim über und
fiel 1805 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Reichsganerbschaft
Lindheim, Hess. Jb. f. LG. 6 (1956), 10 (1960), 36 (1987).
Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten die
Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen über die Ems eine
Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde Siedlung wurde zum Vorort der
Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch Teilung dieser Grafschaft die
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugeteilte Niedergrafschaft L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine
[Thüne] und Schapen), die von 1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L.
(Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen, Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem
Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl V. eingezogen und 1555 Philipp von
Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz von Nassau-Oranien. Von 1605 bis
1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an Nassau-Oranien. 1697 wurde in
der Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität)
eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im Erbstreit nach dem Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) von Nassau-Oranien an
Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. Seit 1705
beantragte Preußen die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium.
Von 1808 bis 1810 gehörte L. zum Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu
Frankreich. 1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu
Ostfriesland an Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit
Hannover auch die Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum
Land Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs
3, 182; Goldschmidt, B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die
600jährige Stadt an der Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen
im 16. und 17. Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940;
Tenfelde, W., Bibliographie über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen
(Regierungsbezirk Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954;
Topographische Karte der Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt,
1977ff.; Gauß'sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb.
v. Engel, F., Emsland, 1977.
Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des
Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien
für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und
einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt
entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im
Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der
Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990;
Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 338.
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123 erscheint
im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht, das die
Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw. Havergau,
Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem Allodialgut an
der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog Heinrichs des
Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes bzw. Lippstadts
um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die Herrschaft Rheda.
Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich des Osnings bzw.
Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen Großteil der Grafschaft
Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323
durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als Pfand die
Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der Landesteilung
von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste die Stadt L. (später Lippstadt)
verpfändet werden, woraus sich 1445 eine Gemeinschaftsherrschaft mit
Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449 erlangte Hessen über
verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft, 1528/1529 erhielten
die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugehörigen Edelherren den Reichsgrafenstand.
1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa 35000 Einwohner
zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605 dem Calvinismus
an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die gräflichen Linien
Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz, Schwalenberg,
Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte Lippstadts]),
Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg mit Lipperode
und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der Lippe-Alverdissen
Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen von Schaumburg
einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne
Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762
Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben.
Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von
Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium
angehörten, wurden (1720) in den Reichsfürstenstand
erhoben, führten diesen Titel aber erst seit 1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold
durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und
Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der
Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849
liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L.
dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7.
1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die
verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der
Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden
Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem
Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der
britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10.
1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6,
152; Bauer 1, 293;Lippische Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd.
1ff. 1860ff.; Kiewning, H., 100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935;
Henkel, W., Die Entstehung des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H.,
Lippische Geschichte, 1942; Ebert, B., Kurzer Abriss einer lippischen
Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 25
(1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957; Lippesche
Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957; Hömberg, A., Die Entstehung
der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960); Reichold,
H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967; Wieder,
H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes an
Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L.,
Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989;
Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert,
hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit,
1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A.,
Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008.
Lippe-Detmold (Grafschaft). Die Grafen von L. sind
eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der Grafen von Lippe (mit Detmold,
Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg,
Varenholz, Falkenberg und dem halben Lippstadt). 1671 spaltete sich von ihr die
Linie Lippe-Biesterfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden
erworben. L. beerbte 1709 die Linie Lippe-Brake. 1720 wurden die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörenden
Grafen von L. in den Reichsfürstenstand
erhoben(, führten diesen Titel aber erst ab 1789). 1763 erwarb L. durch Kauf
die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und Lippe-Weißenfeld. 1905 wurde L. von
(ihrer 1671 abgespalteten Linie) Lippe-Biesterfeld beerbt.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
Lisberg (Reichsritter) s. Lissberg
Lissberg, Lißberg (Herrschaft). L. bei Büdingen
war Stammsitz der von 1222 bis 1396 nachgewiesenen Herren von L. Seit 1335 war
es Lehen der Grafen von Ziegenhain. Nach dem Aussterben der Herren von L. kam
die Herrschaft an die Rodenstein. 1418 verkaufte Ziegenhain den heimgefallenen
halben Teil des Schlosses L. an Hessen, dem nach 1450 auch die andere Hälfte
zufiel. 1454/1493 wurden die Ansprüche der Rodenstein abgelöst. 1567 kam die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft an die Grafen von Diez, 1577 an Hessen-Rheinfels, 1584 an
Hessen-Marburg, 1648 an Hessen-Darmstadt. 1945 gelangte L. an Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Roeschen, A., Durch Vogelsberg,
Wetterau und Rhön, 1910; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961, 21ff.; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 304.
Lissberg, Lißberg, Lisberg (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
L. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125; Rahrbach 154.
Litauen (Land). Im 13. Jahrhundert wurden die zu
den Balten zählenden litauischen Stämme (1008 Litwa) an der oberen Memel und
Düna durch Mindaugas (Mindowe, † 1263) zusammengefasst. Großfürst Gedimin
(1316-1340) errichtete ein bis über den Dnjepr ausgedehntes Reich. 1386 vereinigte Großfürst Jaguila (Jogaila)
durch Heirat der Erbin Polens (Hedwig) als König Jagiello L. mit Polen in
Personalunion. 1569 kam es zum vollständigen Zusammenschluss (Realunion),
1772/1793/1795 infolge der Teilungen Polens zum Übergang Litauens an Russland.
1915 wurde L. vom Deutschen Reich (Deutschland)
besetzt. 1917 gab es Pläne zur Einsetzung eines deutschen Fürsten als König. Am
16. Februar 1918 erlangte L. (mit dem von Litauern bewohnten Teil des
Großfürstentums L.) unter dem Schutz des Deutschen Reiches
(Deutschlands) Unabhängigkeit. Die am 2. 11. 1918 errichtete Republik wurde
1920 von Russland anerkannt. Im Oktober 1920 annektierte Polen das Gebiet um
Wilna. Im Februar 1923 riss L. das Memelgebiet des Deutschen Reichs (Deutschlands) an sich, das es im März 1939
zurückgab. Zwischen dem 14. 6. und dem 6. 8. 1940 wurde das 1939 um Wilna
vergrößerte, von Juli/August 1941 bis 1944/1945 vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzte L. militärisch und
politisch der Sowjetunion eingegliedert. Am 18. 5. 1989 beschloss L. eine
Deklaration über seine staatliche Souveränität. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue
sowjetische Staatsrat (der Sowjetunion) die Unabhängigkeit Litauens an.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966; Hellmann,
M., Das Großfürstentum Litauen bis 1569, (in) Geschichte Russlands 1,2 1989,
718; Hellmann, M., Geschichte Litauens und des litauischen Volkes, 1966, 4. A.
1990, 5. A. 1999; Hellmann, M., Litauen, LexMA 5 1991, 2014; Rowell, S.,
Lithuania Ascending, 1994; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006.
Litschau (Grafschaft). Die um 1215 erstmals
erwähnte Burg L. in Niederösterreich war Mittelpunkt der aus der Reichsgrafschaft Raabs erwachsenen Grenzgrafschaft L.
Sie kam beim Aussterben der Grafen von Raabs 1191/1192 über eine Erbtochter an
die Grafen von Hirschberg, dann an die Grafen von Plain-Hardegg und an die
Grafen von Rosenberg und war bis Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbar.
1297 fiel sie an Österreich.
L.: Wolff 26; Zimmel, K., Die Stadt Litschau, 1912; Hauer, R., Heimatkunde des
Bezirkes Gmünd, 2. A. 1951.
Littwag, Ledwacher (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 125.
Liverdun (Residenz des Bischofs von Toul)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 341.
Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem
Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen,
sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven
bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und
vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die
Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L.
einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund
(Livländische Konföderation). 1526 wurde im Zuge der Reformation und des
dadurch ausgelösten Ringens Polens, Schwedens und Russlands um L. der
livländische Ordensmeister nach der Umwandlung des preußischen Ordensstaates in
ein weltliches Herzogtum zum Reichsfürsten erhoben
und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der Ordensmeister anerkannte
als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet südlich und westlich
(links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit aus dem Heiligen
römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der Düna hieß seitdem
Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens. Da sich seit der
Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die Bezeichnung
Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.) einbürgerte, verengte sich der Name L.
auf den mittleren (überdünischen) Teil des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam
dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen mit Estland) an Russland. 1795
fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland.
1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die
Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat die Zweiteilung Estland und
Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und
Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie
Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge
der Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA
5 1991, 2045; Jähnig, B., Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und
seiner Herrschaft in Livland, 2011.
Löbau (Residenz des Bischofs von Culm), Lubawa
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 342.
Lobdeburg (Herrschaft). Die Herren von L. (Lobeda
bei Jena) sind ein von den Herren von Auhausen an der Wörnitz abstammendes,
1166 in Camburg/Saale genanntes Adelsgeschlecht freier Herren. Dieses baute
sich im 12. Jahrhundert zwischen Saale und Elster in Thüringen eine Herrschaft
auf (u. a. bis 1300 Triptis). Später teilte es sich in mehrere Linien (um 1220
Saalburg, Berga? [in der Mitte des 14. Jahrhunderts erloschen], Leuchtenburg,
um 1250 Arnshaugk, Elsterberg [1354 unter wettinischer Lehnshoheit]). Unter
Verlust der Reichsunmittelbarkeit kamen die
Herren im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Markgrafen von Meißen bzw.
Landgrafen von Thüringen. 1333 fielen Leuchtenburg, Roda (Stadtroda) und Kahla
an die Grafen von Schwarzburg, 1331 der Anteil an Jena an die Landgrafen,
nachdem bereits im 13. Jahrhundert Saalburg an die Vögte von Gera gekommen war.
1920 gelangten die Güter zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Grosskopf, H., Die Herren von Lobdeburg bei Jena, 1929; Helbig, H., Der
wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 174ff.; Blaschke, K., Lobdeburg, LexMA 5
1991, 2063; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und
Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 473.
Lobenstein (Burg, Herrschaft). Die Burg L. an der
Straße von Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor 1280 kam sie
vermutlich durch Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte von Gera.
Seit 1371 stand die Herrschaft unter Lehnshoheit Böhmens. Nach dem Aussterben
der Vögte von Gera 1550 fiel die zum obersächsischen Reichskreis
gehörige Herrschaft an die Vögte von Plauen, 1572 an die Reuß zu Greiz
(Reuß-Greiz) und 1597 an Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L. Sitz
der Linie Reuß-Lobenstein(, das 1848 als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit
Reuß-Greiz und Reuß-Schleiz zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt wurde.
Dieses ging 1920 in Thüringen auf). S. Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Lobkowitz (Freiherren, Reichsfürsten).
Nach der Burg L. bei Prag nannte sich seit 1410 ein böhmisches Adelsgeschlecht
der Ujezd, das 1459 in den Reichsfreiherrenstand
und 1624 (Linie Chlumez [Chlumetz] in den Reichsfürstenstand
erhoben wurde. Seine Güter wurden wiederholt geteilt (1440 Linien Popel - mit
den Nebenlinien Bilin und Chlumez [Chlumetz] - und Hassenstein). Eine Linie
nahm nach dem Verkauf des 1646 erworbenen schlesischen Herzogtums Sagan 1786
den Titel eines Herzogs zu Raudnitz an. Die durch Heirat erlangte Herrschaft
Neustadt an der Waldnaab wurde 1641 zur gefürsteten Grafschaft Sternstein
(Störnstein) erhoben und 1653 in die Reichsfürstenbank
aufgenommen. 1722 erlosch die ältere Linie Popel-Bilin, an deren Stelle die
neue fürstliche Linie Hořin (Horcin) trat. Die jüngere Linie Popel-Chlumez
(Popel-Chlumetz) spaltete sich 1715 in eine ältere und eine jüngere Linie, die
beide seit 1807 den Titel Herzog von Raudnitz und Fürst von L. führten. 1789
starb die Linie Hassenstein aus. (Die Grafschaft Sternstein fiel 1807 an
Bayern.)
L.: Zeumer 553 II b 48.
Löbnitz (Residenz des Bischofs von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 344.
Locarno (Reichsstadt),
mhd. Luggarus. L. am Nordende des Lago Maggiore im Tessin war im
Frühmittelalter (866) Königshof. 1186 erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa vorübergehend die Reichsfreiheit. Von
1315 bis 1342 bildete L. ein selbständiges Gemeinwesen, kam dann aber an die
Visconti bzw. Mailand. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel wurde es 1513/1516
von den Eidgenossen der Schweiz besetzt und als gemeine Herrschaft
eingegliedert.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F4; Hardmeyer,
J., Locarno und seine Täler, 5. A. 1923; Hudig-Frey, M., Locarno, 1966;
Wielich, G., Das Locarnese im Altertum und Mittelalter, 1970; Deplazes, L.,
Locarno, LexMA 5 1991, 1063.
Lochau (Reichsritter).
(Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken). S. Lüchau.
L.: Riedenauer 125.
Lochinger (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Odenwald (bis etwa 1700), zum
Kanton Gebirg und zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Lochner,
Lochau.
L.: Stieber; Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 125; Neumaier 72, 149f., 153.
Lochner von Hüttenbach (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren L. zum Kanton Gebirg, im späten 18. Jahrhundert mit Querbachshof und
Rödelmaier zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie
vielleicht im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 155;
Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 125; Rahrbach 155.
Lochner von Loch (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Löffelholz von Colberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Nürnberger Patrizier L. mit Mühlendorf und Erlau
zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie vielleicht
im 17. Jahrhundert im Kanton Gebirg immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Bechtolsheim 21, 414; Riedenauer 125.
Logne (Grafschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Grafschaft L. über die Abteien Stablo und Malmedy zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 533; Wallner 702 WestfälRK 13.
Lohra (Grafschaft). Die Grafschaft L. der
Grafen von Hohnstein zählte später zum obersächsischen Reichskreis.
Um 1800 umfasste die Grafschaft ein Gebiet von 1 Quadratmeile bzw. mit der
Herrschaft Klettenberg zusammen 8 Quadratmeilen. L. enthielt die Stadt
Bleicherode, die Ämter L., Münchenlohra, Kleinbodungen, Nohra, Dietenborn
(Diefenborn), das Dorf Friedrichsrode (Friedrichsroda) und einige adlige Güter
und Dörfer. Das Amt Bodungen, ebenfalls zu L. gehörig, hatte
Schwarzburg-Sondershausen als kursächsisches Lehen. S. Preußen (Provinz
Sachsen), Thüringen.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710f. ObersächsRK 20, 29.
Lombardei (Landschaft). Das Gebiet der
nordwestlichen Poebene war ursprünglich von Kelten besiedelt, die seit 222 v.
Chr. allmählich in das römische Reich
eingegliedert wurden. Nach dessen Zerfall wurden Norditalien und Mittelitalien
(einschließlich der nordwestlichen Poebene) von den Langobarden erobert und
erstmals 629 als Langobardia im geographischen Sinn bezeichnet. 774 fiel das
Gebiet der Langobarden an die Franken. Am Ende des 11. Jahrhunderts erlangten
die Städte der nordwestlichen Poebene wie Pavia, Mailand, Como oder Cremona
Selbständigkeit. In Städtebünden wandten sie sich gegen die Staufer. Nach
langen Kämpfen traten Signorien an die Stelle der Städte. Die Vormachtstellung
gewann Mailand. Den Osten erlangte Venedig. 1535 kam das 1395 zum Herzogtum
erhobene Mailand als Reichslehen an Spanien.
1714 fiel die L. nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich. 1797 wurde
sie von Frankreich besetzt (Teil der Zisalpinischen Republik, seit 1805 des
napoleonischen Königreiches Italien). 1815 wurde das Gebiet mit Venetien zum
Lombardisch-Venezianischen Königreich (Lombardo-Venetien) Österreichs
vereinigt. 1859 verlor Österreich die Lombardei an Sardinien, 1866 Venetien an
das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Rota, E., L'Austria in
Lombardia, 1911; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Arbinger, N., Komitat, Adel und städtische
Kommune in der Lombardei während des 11. und 12. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien
1967; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967;
Margaroli, P., Lombardei, LexMA 5 1991, 2094; Mazohl-Wallnig, B.,
Österreichischer Verwaltungsstaat, 1993; Longobardia e longobardi nell’Italia
meridionale, hg. v. Andenna, G. u. a., 1996.
Lomersheim (Reichsritter).
1567 war Dietrich von L. wegen Hohenstein im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 267.
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor.
1404 kam sie an Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie
Lommersum, Derkum, Bodenheim und Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim,
Diefenthal (Dieffental) und Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde
sie wie Kerpen mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den
Erzbischof von Köln verpfändet. 1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien
an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710
seinem Minister Graf Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten
Herrschaften Kerpen und L. zu einer Reichsgrafschaft
(Kerpen-Lommersum), die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich, 1815
zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
Löner von Laurenburg (Reichsritter)
Lonnerstadt, Lonerstatt (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen
von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie
erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und
spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie L.
bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte
zum burgundischen Reichskreis. Durch Maximilian
I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand,
durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert
teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum
Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck
zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum
Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde
dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich
einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im
nördlichen Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das
Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Lorsch (Reichsabtei,
Residenz der Erzbischöfe von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die
Rupertiner (Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764 (762/763)
wurde in Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster gegründet,
das der erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war dieses Kloster in L.
(Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen besonders
begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen Odenwald. Durch
weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei Utrecht) bis zur
Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot
50 Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum Worms und die Hälfte des
Erzbistums Mainz. Sein Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene und im Odenwald,
wo es von Heinrich II. den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175 begann es mit der
genauen Verzeichnung seiner Güter im Codex Laureshamensis, nachdem es 1147
Oppenheim, Wieblingen und Giengen an König Konrad hatte überlassen müssen.
Weitere Güter entfremdeten die Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach
als Klostervögte. 1232 übertrug Kaiser Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof
von Mainz. 1463 wurde L. von Mainz an die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben.
Die ehemalige Klosterbibliothek, die eine der größten mittelalterlichen
Bibliotheken überhaupt gewesen sein dürfte, kam nach Heidelberg und wurde 1623
mit der Heidelberger Bibliothek von Tilly dem Papst geschenkt. 1621 brannten
die Gebäude fast vollständig nieder (erhalten blieb vor allem die karolingische
Torhalle). 1623 kam L. von der Pfalz an das Erzstift Mainz zurück, 1803 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift zum Gedenken an ihre
Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift zur 1200-Jahrfeier von
Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei,
(in) Die Salier und das Reich, Bd. 2 1991,
503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A., Mittelalterliche
Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das Kloster Lorsch in
der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55 (2003), 9; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345; Freudenberg, S., Trado et dono. Die
frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013.
Loschwitz, Loschwiz, Löschwitz, Lüschwitz (Reichsritter). Im 16. und 18. Jahrhundert zählten die
L. zeitweise zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Lösenich, Lösnich (Herrschaft). 1789 beantragten
die Kesselstatt (Kesselstadt) die Aufnahme von L. in das westfälische Reichsgrafenkollegium. Fälschlich wurde die Herrschaft
zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein gezählt.
L.: Wolff 515; Arndt 220.
Losenstein (Herren). Die sich seit etwa 1170 nach
der Burg L. im Ennstal benennenden Herren von L. in Niederösterreich sind in
die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen. Die
Herrschaft L., der 1750 216 Untertanen angehörten, kam beim Aussterben der
Herren 1692 mit Losensteinleithen und Gschwendt an die mit ihnen verwandten
Fürsten Auersperg.
L.: Aschauer, F., Losenstein einst und jetzt, 1958.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun umfassendes
Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich (Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar
II. 855 auf den Raum zwischen Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde
begrenzte Gebiet (ohne Elsass und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i)
regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das
Ostreich, Toul und Verdun an das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880
aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals
begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar
an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches
(Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem
Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen
Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine
mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel,
das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte,
teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge
von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die
Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von
den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand
der Einfluss des Reiches, während Frankreich an
Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den französischen König als
Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul
und Verdun Schutzverträge mit Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen
von Bar durch die Errichtung der Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück)
lehnsrechtlich an das Reich gebunden. Sie
erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten.
1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des
Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen
Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge
von Bar (René d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René
II. (1473-1509) an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden
Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt, das
weder an das Reich noch an Frankreich fallen
sollte. Lehnsabhängig war der Herzog lediglich für die 1354 errichtete
Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für kleinere Grafschaften und Herrschaften,
auf denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567
erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel, unter der
die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch
Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden
Eigenschaft als Reichsstädte in die französische
Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L.
Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen,
erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich
ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte.
1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut
von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn,
dem König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski,
für seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738 tatsächlich, nach dem Tode
Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter
Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat.
1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein
nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an
Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96; Calmet, A., Histoire ecclésiastique et
civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745; Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L.,
Französische Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968;
Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H.,
Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des
Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des
Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische
Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de
Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen,
Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein.
Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein,
Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung
der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich
gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des
Lorrains, 1960; Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F.,
Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum
und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV.,
1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M.,
Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111
(1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983;
Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche
Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des
Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen
Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989;
Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in
Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991,
2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich,
hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993,
1142; Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im
10.-12. Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v.
Trauffler, H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461;
Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich,
2009.
Lottum (Herrschaft). Im 16. Jahrhundert wurde die Herrschaft L. nördlich Venlos in der Provinz Limburg der Niederlande von dem in Niederschlesien und Pommern angesessenen evangelischen Geschlecht Wylich erworben. Dieses wurde 1608 in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Löw von Steinfurth (Reichsritter),
Löw von und zu Steinfurt. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren L. mit
Steinfurth (Steinfurt) und der Vogtei zu Oberstraßheim, Staden, Florstadt,
Stammheim und Wisselsheim zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 155; Löw, W. Frhr. v., Notizen über die Familie derer
Freiherrn Löw von und zu Steinfurth, 1868; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Steinfurth,
Staden).
Löw zu Bruckberg (Reichsritter).
Vielleicht zählten die L. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der
Burg L. an der Sulm bei Heilbronn nannte sich seit dem 12. Jahrhundert ein 1099
bzw. um 1146 abgeteilter Zweig der Grafen von Calw, der nach 1277 erlosch. Die
Güter gingen 1277 kaufweise an das Hochstift Würzburg, 1281 kaufweise an König
Rudolf von Habsburg und 1282/1283 an den unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von
Schenkenberg, der die mittlere Linie der Grafen von L. begründete (bis 1464).
1441 erwarb die Pfalz durch Kauf die Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach
L. eine durch Verbindung Friedrichs I. von der Pfalz mit der Augsburger
Patriziertochter Klara Tott (Dettin) begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei
Rhein. 1504/1510 wurde die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft L. (rund 2 Quadratmeilen bzw. 140 Quadratkilometer mit etwa
5700 Einwohnern) nach kriegerischer Eroberung Lehen Württembergs. Nach dem
Erwerb der Grafschaft Wertheim nannte sich das Haus seit etwa 1600
Löwenstein-Wertheim. L. kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter). Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz
hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit der Augsburger Patriziertochter
Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit der Herrschaft Scharfeneck
ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen
natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der
erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn
gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische
Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des
bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden.
Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die
Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne),
Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft
1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft
Virneburg erworben. 1607 gingen die wertheimischen Lehen von Würzburg an das
Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die Linien
Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der
Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert
erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft Limpurg.
(Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die reichsritterschaftliche,
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft Rosenberg,
mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die
ältere evangelische Linie (Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft
Virneburg (1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das
Kloster Triefenstein und die Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental
und Trennfeld, nannte sich seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz
in Kreuzwertheim und wurde 1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische,
1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie
(1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam
für ihre linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont
[Herbemont), Agimont [Agimbat), Neufchâteau (Neufchateau) und Cugnon in den
Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz
die Dörfer Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg
sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die
noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern, Württemberg, Baden und
Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die Restitutionsbemühungen blieben erfolglos.
Bestehende Vorrechte wurden 1848 und 1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch
Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die Herrschaft Breuberg und
damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim,
Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und
Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit
Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim,
Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten
erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen Reichsgrafenbank. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
waren Sitz und Stimme für Löwenstein-Wertheim im Reichsfürstenrat
vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die linksrheinischen Güter
(Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont, Neufchateau und Cugnon in den
Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und
Trennfurt und von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien
Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum
Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149)
erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um
1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit.
Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck
gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535
wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische
Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp
[Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden.
Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof Friedrich
August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet des
Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum
(Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814
gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen
Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte
der lübeckischen Kirche von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische
Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte
Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der
katholischen Kirche in den Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die
Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im
Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem
Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums
Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1 1956; Friederici, A., Das Lübecker
Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel 1957; Peters, G., Geschichte von
Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968;
Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert,
1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel
Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H.,
1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg
der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker
Domkapitel im Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer
Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M.,
1991; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lübeck (Reichsstadt).
Der Name L. (Liubice, Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des
elften Jahrhunderts für eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene
slawische Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung
(1127/1138) wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz
angelegte deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku
fortsetzte, übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr
sehr interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte
und um 1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von
1226 überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii),
erlangte aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft.
Die welfische Burg wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage
zwischen Nowgorod und Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze
Europas (1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert
wurde L. Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht
(1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch
aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte zwischen Tondern und Narwa
verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420
wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert.
1529 wurde die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark
(1534-1536) verlor das seit 1512 zum niedersächsischen Reichskreis
zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die schwere
Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem
wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und
hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt
erhalten und für die Abtretung der von ihrem Hospital abhängenden Dörfer und
Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts entschädigt. Von 1811 bis 1813
gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als Freie und Hansestadt des Deutschen
Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt diese eine neue, 1851 und 1875
revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem
Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte der Übergang zum parlamentarischen
System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch Reichsgesetz
seine Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein) über. 1946 kam
es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307;
Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg. v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11
1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f.
1889ff.; Rörig, F., Der Markt von Lübeck, 1922; Geschichte der freien und
Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F., 1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS
Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist und Politik in der lübeckischen
Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr,
Lübeck - einst und jetzt, 1959; Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der
Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im
Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung ihrer verschiedenen Formen am
Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971;
Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der
Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis.
Bibliographie des lübischen Rechts, 1980; Neue Forschungen zur Geschichte der
Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A., 1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg
Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an der Ostsee in der Zeit von der
Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische
Geschichte und Altertumskunde 66 (1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust
der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986;
Falk, A./Hammel, R., Archäologische und schriftliche Quellen zur
spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987;
Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in) Geschichte des Landes
Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter.
1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989,
4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen
Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M.,
Der Rat der Stadt Lübeck, 2002.
Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum).
Einer etruskischen Siedlung folgte das römische Luca (89 v. Chr. municipium).
Über Langobarden und Franken (774) fiel L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119
wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter die Herrschaft Pisas. 1316 schwang sich
Castruccio Castracane zum Stadtherrn auf, der 1327 von König Ludwig dem Bayern
zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370 wurde L. mit Hilfe Kaiser Karls IV. wieder
freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an seine Schwester Elisa Bacciocchi. 1815 kam
es als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien. Ihr Sohn Karl II. von Parma trat
es 1847 an (die) Toskana ab. S. Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v.
Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e
14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971;
Manselli, R., La repubblica di Lucca, 1987; Lucca e l‘Europa degli affari,
secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei, R./Fanfani, T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA
5 1991, 2156; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 188.
Lüchau (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die L. (Lochau) mit Donndorf (Domdorf),
Eckersdorf, Unterleinleiter und Sankt Gilgenberg zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 16. Jahrhundert auch im Kanton
Altmühl und im Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
210, 212; Riedenauer 125 (Lochau); Rahrbach 157; Ulrichs 209.
Lüder (Reichsritter)?
Ludowinger (Geschlecht) s. Thüringen, Hessen
L.: Petersohn, J., Die Ludowinger, Bll. f. dt. LG. 129 (1993), 1; Strickhausen,
G., Burgen der Ludowinger, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 149;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des
Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L.
zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der
Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von
den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto
die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis
1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete
sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die
das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende
Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb
1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen.
1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in
Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum
Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das
Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge
der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des
Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in
Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und
erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946
das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346;
Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
Lüneburg (Stadt mit einer Rechtsstellung, die
einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche
Residenz, weltliche Residenz) s. Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen Lüneburgs, 5. A. 2007.
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg L. bei Tuttlingen an
der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von Küssaberg Stühlingen.
Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und
Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die Stammgüter um L.
an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie
Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582 starben
die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Güter (Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von
Pappenheim. Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft
Hewen an die Grafen von Fürstenberg. Nach der Mediatisierung kam L. über Baden
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215.
Lure (Abtei, Residenz), Lüders, Luthera,
Lothera. Die vielleicht 613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil
vertriebenen heiligen Deicolus an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den
Wäldern nahe Luxeuils errichtete Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von
den Abgaben an das Reich befreiten Abteien. 959
befahl Kaiser Otto I. die Zusammenlegung mit den Gütern des Klosters Lavensberg
(auch Kahlenberg bzw. Kallenberg bei Rasteig im Unterelsass) und gewährte
Unabhängigkeit gegenüber jedermann außer Kaiser und Papst. Stück für Stück
erwarben die Äbte weitere Rechte. 1232 wurde L. als Reichsfürstentum
bezeichnet. Innerhalb der Freigrafschaft Burgund war das Herrschaftsgebiet
ständig von den Grafen bedroht. Der Prälat war Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
Lustenau (Reichshof).
Das schon 887 Königshof genannte L. am Bodensee kam von König Arnulf an die
Grafen von Linzgau, dann über die Grafen von Bregenz und die Grafen von
Pfullendorf um 1180 an die Staufer sowie vor 1323 an die Grafen von Werdenberg
und von diesen 1395 als Pfand, 1526 durch Kauf an die Ritter bzw. Grafen von
Hohenems. 1767 zog Österreich L. an sich, musste es aber 1789 an die mit einem
Grafen von Harrach verheiratete Erbtochter des letzten Grafen herausgeben. 1806
kam L. an Bayern, 1814 in Vorarlberg an Österreich. Bis 1830 behielt es eine
Sonderstellung.
L.: Dacheröden 153; Hugo 454; Vetter, B., Der Reichshof
Lustenau, 1935; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.
Lütetsburg (Herrlichkeit). L. in Ostfriesland ist
nach dem friesischen Häuptling Lütet Manninga benannt. Lütet III. war mit einer
Schwester Ulrich Cirksenas verheiratet. 1589 heiratete die einzige Tochter
Unico Manningas Wilhelm zu Inhausen (Innhausen) und Kniphausen. Dieser wurde
1600 vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand,
später in den Grafenstand und Fürstenstand erhoben. 1813 kam L. an Oldenburg,
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Alvensleben, U. v., Die Lütetsburger Chronik, 1955.
Lutter (Reichsritter)
s. Lauter
L.: Stieber.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980
die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben
stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb
das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,)
Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau,
Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond
(Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften
Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen
Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095
gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften
Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der
Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen
Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden
war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück.
Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der
Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen,
’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die
Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105 Quadratmeilen
an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande, 1830/1831 zu
Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J.,
Histoire du diocèse et de la principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La
principauté de Liége, 1948, 3. A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in
frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980; Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum
in der Chronistik des Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v.
Stiennon, J., 1991; Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
449, 2, 366.
Lützelburg (Reichsritter).
Von 1654 bis in das 18. Jahrhundert waren die L. Mitglied im Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 209.
Lützelfeld, Lutzelenvelt (Reichshof).
Am 18. 11. 1297 teilte König Adolf den Leuten von Heidingsfeld bei Würzburg und
L. mit, dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet habe.
L.: Hugo 458.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I.
und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. (†
997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge
von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei
Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad
I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019
spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen)
und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den
verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und
die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter
Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg
heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und
Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch
Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im
Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel,
ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon
beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310
trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig
durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete
sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder
Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat
mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf
die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem
Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als
Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren
verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton
von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften,
wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge
von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter
Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von
Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund
mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an
die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich.
1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684
auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L.
Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als
Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der
Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie
eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren
Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde
im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche
größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien
abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als
Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7.
1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L.,
das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen
Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich
unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien
aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen
Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet
war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein
Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria
Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von
Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154,
839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007.
Luxeuil (Reichsabtei,
Residenz). L. am Westrand der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem
im 4. Jahrhundert oder erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom
11. bis 16. Jahrhundert war es Reichsabtei. Es
hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im Elsass, in der Champagne und in
Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise 15000 Hufen), die sich im 11.
Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es sich dem Schutz des Herzogs von
Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne. 1534 wurde das Land der Abtei
Burgund förmlich einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G.,
Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
377.
Luzern (Kloster, Stadt, Kanton). Am Ausfluss
der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wurde wohl in der Mitte des 8. Jahrhunderts
(um 750) ein St. Leodegar geweihtes Kloster gegründet, das vor 840 (1100?) der
Abtei Murbach unterstellt wurde. 1178 erhob der Abt von Murbach den im
Anschluss hieran gewachsenen Ort zur Stadt, die 1274 den besonderen Schutz des Reiches erhielt. 1291 verkaufte der Abt von Murbach
seinen Anteil an L. an König Rudolf von Habsburg. Am 13. 11. 1332 verbündete
sich L. mit Uri, Schwyz und Unterwalden und löste sich seitdem von Habsburg.
1370 erhielt es den Blutbann. 1380 kaufte es Weggis. 1386 gewann es die 1415
formell bestätigte Unabhängigkeit. Zugleich erwarb L. ein größeres
Herrschaftsgebiet, das später Kanton der Schweiz wurde. 1479 löste L., das um
1350 etwa 4200 Einwohner und 1487 etwa 2800 Einwohner hatte, die letzten Rechte
des Klosters (seit 1456 Chorherrenstifts) ab. Von 1798 bis 1803 war L.
Hauptstadt der Helvetischen Republik.
L.: Wolff 520f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Segesser,
A. v., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, Bd. 3 1857; Schnyder, W.
u. a., Geschichte des Kantons Luzern von der Urzeit bis zum Jahre 1500,
1932ff.; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen Territorialpolitik bis 1500,
Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Luzern 1178-1978, 1978; Wicki, H.,
Bevölkerung und Wirtschaft des Kantons Luzern im 18. Jahrhundert, 1979; Dubler,
A., Geschichte der Luzerner Wirtschaft, 1983; Aufbruch in die Gegenwart, hg. v.
d. Jubiläumsstiftung, 1986; Marchal, G., Sempach 1386. Von den Anfängen des
Territorialstaates Luzern, 1986; Glauser, F., Luzern 1291, Jb. d. hist. Ges.
Luzern, 1991; Glauser, F., Luzern, LexMA 6 1992, 37.
Lynar (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125; Familienarchiv der Grafen zu Lynar auf Lübbenau, hg. v.
Neitmann, K., 2006.
Maastricht (Reichsstadt).
M. an der Maas geht auf das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück.
Seine nach dem ersten, in M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte
Servatiuskirche stammt aus dem sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach
Lüttich im frühen 8. Jahrhundert war M. Sitz des Bischofs von Tongern. Im
Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Trectis
erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier gegebene Stift nahm Kaiser Otto I. 966
wieder an das Reich zurück. 1174 verpfändete
Kaiser Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut
an den Bischof von Lüttich. Später (1284 festgelegt) stand M. unter der
gemeinsamen Herrschaft der Bischöfe von Lüttich und der Herzöge von Brabant,
die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel M. durch
Eroberung an die Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der Provinz Limburg
wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Deeters, J.,
Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970; Ubachs, P., Twe heren, twee
confessies. De verhouding van Staat en Kerk te Maastricht, 1975; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Deeters, J., Maastricht,
LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 379.
Macaire (Reichsritter).
Der in Pforzheim lebende Jean de M. war 1686 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 209.
Machwitz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Madschiller (Reichsritter) s. Modschiedel, Modschiedl
Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich
besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw.
fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch
Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die
zugehörige Herrschaft an die Reichenauer
Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen
Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den Dettingen an
Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich herausgeben. Von
1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von
Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg, 1657-1762
an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen von
Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger
Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft
Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der
Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs
besonderes Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche Ostsiedlungen
übertragen wurde, für die M. meist auch die Funktion als Oberhof übernahm.
Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom Stadtherrn
(seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes, jedoch 1331
Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft
des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der
Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der
seine Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631
verbrannte die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon
1545 beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger
Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und
Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung
Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang
Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten
Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung
die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an
Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte
zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam M.
mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum
Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an
Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz
des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M.,
das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen Truppen
eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der
Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt
aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68;
Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die
Vereinigung des Herzogtums Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der
Stadt Magdeburg, hg. v. Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte
der Stadt Magdeburg, 1902; Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste
Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg
als Hauptstadt des deutschen Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung
der Erzdiözese Magdeburg, Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen
29 (1933); Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v.
Israel, F./Möllenberg, W., 1937; Wiebeck, G., Zur Methodik des
Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
Mahlberg (Reichsstadt,
Herrschaft). M. bei Lahr wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst
Ministerialen der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts
Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen
(1218) zog (Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer
Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine
Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von
Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf
eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene
Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an
Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis
zählende, bis dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei Mahlberg zu Baden
(Baden-Baden) und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen
wurde 1558 die Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit
das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961.
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in
die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der
March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden,
Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert
Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und
um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850
tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich (Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10.
Jahrhundert M. Streitobjekt zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde.
Nach kurzer Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010)
fiel M. an Böhmen und wurde den nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen
zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb aber
lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden
Zuwachs an deutscher Bevölkerung. Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann
Brünn. Nach dem Aussterben der Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M.
seinem Bruder Johann Heinrich. Mit dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den
König von Böhmen, danach an den späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem
Schwiegersohn Herzog Albrecht von Österreich (König Albrecht II.) überließ.
Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam
es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen. 1526 fiel M. mit Böhmen nach der
Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich. Das Markgrafentum umfasste die
Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau. 1849 wurde M. Kronland in
Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der Tschechoslowakei. Das Münchener
Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf, grenzte das nördliche, deutsch
besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk Troppau vom tschechisch
besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das vorwiegend deutsch besiedelte
Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an. Von März 1939 bis Mai 1945
bildete das verbleibende M. zusammen mit einem ebenfalls verkleinerten Böhmen
das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945
stellte die dritte tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa
einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien,
Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen
und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens
und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen
Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der
Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches
Ortsnamenbuch, hg. v. Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Schwarz, E.,
Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2: Mähren-Schlesien, 1966; Glassl,
H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl, L., Mähren, 1968; Seibt,
F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J., Die Stellung Mährens im
Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500, 1986, 292ff.; Bernt, A.,
Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E., Vertreibung
und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A. 1996; Zemlicka, J., Mähren,
LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg.
v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37.
Maienfeld (Land). Das Land M. am Einfluss der
Landquart in den oberen Rhein war zugewandter Ort bzw. Herrschaft eines zugewandten
Ortes der Eidgenossenschaft der Schweiz. Es geht auf eine römische Station
Magia zurück, die in karolingischer Zeit Königsgut war. Die Stadt M. wurde
vermutlich von den Freiherren von Vaz errichtet. 1509 verkaufte der letzte Reichsfreiherr von Brandis zu Vaduz seine Herrschaft
M. für 20000 Gulden an die gemeinen drei Bünde. Später kam M. zu Graubünden.
L.: Wolff 534; Die Kunstdenkmäler der Schweiz 9 (1957); Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 327.
Maienfels, Mayenfels (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten M. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569
der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz
eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil
des fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen.
951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien erneut an das
Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen
Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria,
1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es
mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die
Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten
lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162
vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser
nach der Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der
Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand
ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen
Familie Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat
bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien
und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa,
Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend
machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem
Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem
Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525
kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und
1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit
an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem
spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den
Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich.
1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen
abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf.
1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik, 1805 Königreich Italien),
womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815
wurde es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich
(Lombardo-Venezianisches Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M.
vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von
Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu
Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E.,
Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C.,
History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the
Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979;
Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A.,
Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt,
H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der
lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller,
H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den
lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer
Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di
Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die
Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6
1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004.
Mainau (Deutschordenskommende, Kommende des
Deutschen Ordens). M. am Bodensee kam 724 aus konfisziertem alemannischem
Herzogsgut bzw. fränkischem Königsgut bzw. alemannischem Herzogsgut an die
Abtei Reichenau. Seit 1241 nannten sich Ministeriale
nach M. Aus deren Erbe überließ Arnold von Langenstein 1271 die Insel und das
davor gelegene Bodenseeufer unter Eintritt in den Deutschen Orden dem
Deutschordenshaus Sandegg im Thurgau. Von 1272 bis 1805 gehörte sie mit der um
1500 erworbenen Herrschaft Blumenfeld im Hegau als Teil der Ballei Elsass und
Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund) dem Deutschen Orden. Sie zählte zum
schwäbischen Reichskreis. 1805 fiel sie an
Baden. Von Großherzog Friedrich II. kam das Eigentum an M. 1928 an seine
Schwester Königin Viktoria von Schweden und 1930 an deren Enkel Graf Lennart
Bernadotte.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34; Roth von Schreckenstein, K., Die Insel
Mainau, 1873; Babo, W. Frhr. v., Die Deutschordenskommende Mainau in den
letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation und ihr Übergang an Baden, 1952;
Feger, O., Die Deutschordenskommende Mainau, 1958; Egg, E., Geschichte der
Insel Mainau, 1958; Das Urbar der Deutschordenskommende Mainau von 1394, bearb.
v. Diefenbacher, M., 1989.
Mainberg (Herrschaft). M. am Main in der Nähe von
Schweinfurt wird erstmals 1245 erwähnt. Es war ursprünglich Reichsgut und kam als Mittelpunkt einer Herrschaft
über die Herren von Wildberg (1245), von Gründlach, von Barby (1303) 1305 an
die Grafen von Henneberg, die es 1542 mit 16 Ortschaften gegen Meiningen an das
Hochstift Würzburg abgaben. 1806 gehörte es zum Großherzogtum Würzburg, 1814
kam es zu Bayern.
L.: Wolff 100; Scherzer, W., Schloss Mainberg, Schweinfurter Heimatblätter 32
Nr. 8ff.
Mainbernheim (Reichsdorf).
Am 19. 4. 1172 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das bisher freie, 889
erstmals erwähnte Dorf Bernheim bei Kitzingen gegen Entrichtung von jährlich 25
Scheffel Weizen in den Reichsschutz. Später
wurde es an die Grafen von Castell verpfändet. König Rudolf von Habsburg
willigte am 9. 2. 1282 in die Verpfändung durch Graf Heinrich von Castell an
Bernhard Kilotho ein, weitere Verpfändungen folgten. 1525 kam es an die
Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Ansbach. 1628 wurde aus der
Pfandschaft Böhmens ein Lehen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Name M.
üblich. Mit Ansbach kam der Ort über Preußen (1791) 1805 an Bayern.
L.: Dacheröden 255; Wolff 108; Hugo 458.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550,
Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5.
Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und Olmütz
(bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später durch die
Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts
(1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der
Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und
der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben
Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983
Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg
u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im
Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und
auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld
(Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das
Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei
Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende
Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches)
und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg.
Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es
1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten
Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet
(Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft
über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether
von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch
die Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Erzstift M. weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße
sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom
24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der
Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781
von den Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss
Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war
er etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des
Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit
400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die
linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des
Departements Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt
Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen,
Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere
Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im
Odenwald, 11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und
Nassau-Usingen (Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts,
die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb,
Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum
Staat des Kurerzkanzlers Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des
Rheinbunds) zusammengefasst (1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als
Hauptstadt der neugeschaffenen Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das
Bistum M. wurde 1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das
1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet
worden war, Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60;
Schwab, K., Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta
archiepiscoporum Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966;
Hegel, C., Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta
Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886;
Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16.
bis zum 18. Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von
Kurmainz um das Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von
Kurmainz, 1913; Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd.
1f. 1913ff.; Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen
und den Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462),
1915; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums
Mainz, 1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung
(1467-1792), 1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der
kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming,
M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des
Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die
Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten,
1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff.
1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von
Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15. Jahrhundert), 1977;
Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen
96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert,
1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer
Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das
Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990;
Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990;
Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K.,
Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg.
v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv
für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die
Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus
und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355
Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die
Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom
hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche,
2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Mainz (freie Stadt des Reiches). Von 1244/1331 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch
weitgehend Unabhängigkeit vom Erzbischof als Stadtherrn. S. Mainz (Erzstift).
L.: Wolff 79; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Bausteine zur Mainzer
Stadtgeschichte, hg. v. Matheus, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 382; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten,
2008; Mainz im Mittelalter, hg. v. Dreyer, M. u. a., 2009.
Malaspina (Reichsfürst).
Seit 1124 sind als Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie
belegt, die sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter längs
der Magra. Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen zu den am längsten
lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens und waren bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob Kaiser Leopold I. Carlo M. zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die den Doria entzogenen Herrschaften Calice und
Veppo an M. Hinzu kam die eingezogene Herrschaft Avulla (Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167; Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione
dell’illustrissima famiglia Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6
1992, 163.
Malerseck, Seck? (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Malgrate (Markgrafschaft). Im 18. Jahrhundert
zählte M. zu dem von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374.
Malmedy (gefürstete Abtei, reichsunmittelbare
Abtei), Malmédy. Die Abtei M. in den Ardennen bei Lüttich wurde kurz vor 650
(648) wie die Abtei Stablo durch König Sigibert bzw. den heiligen Remaclus auf
Königsgut gegründet. Seit dieser Zeit waren M. und die Abtei Stablo eng
verbunden. M. war ein Mittelpunkt der kluniazensischen Reform. 1794 verlor es
die Reichsunmittelbarkeit und wurde 1796
aufgehoben. Von 1815 bis 1918 gehörte M. zu Preußen, bis 1920 (sowie vom 18. 5.
1940 bis 1944/1945) zum Deutschen Reich, danach
zu Belgien.
L.: Wolff 333; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 38 (1789) B2;
Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmedy, Bd. 1f. 1909ff.;
Kraus, T., Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Kaufmann, K., Der Grenzkreis Malmédy,
2. A. 1963; George, P., Malmedy, LexMA 6 1992, 175; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547
Manderscheid (Herren, Grafen[, Herrschaft,
Grafschaft]). In M. bei Wittlich in der Eifel gab es eine Oberburg, die vor
1147 an das Erzstift Trier kam, und eine Unterburg, die Sitz der Herren von M.
war. Die Herren von M. hatten die Vogtei des Klosters Echternach und waren
Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Ihre Herrschaft fiel nach dem Aussterben
der Familie um 1200 an die Herren von Kerpen bei Daun, die um 1250 eine
besondere Linie Manderscheid-Kerpen gründeten. Die Herren von Kerpen beerbten
im 15. Jahrhundert die Familien Schleiden (1435/1450 bzw. um 1440, Gewinn u. a.
Jünkeraths) und Blankenheim (1468/1469, Gewinn u. a. Gerolsteins). 1457 wurde
M. Reichsgrafschaft. 1487 erlangten die Herren
seitens Virneburgs Neuerburg und Kronenburg, um 1500 Teile von Kerpen,
Virneburg und Dollendorf. 1488 teilte sich das Haus M. (und Blankenheim) in den
Zweig Manderscheid-Blankenheim (Blankenheim), den Zweig Manderscheid-Schleiden
( Schleiden) und den Zweig Manderscheid-Kail (Kail). Der Zweig
Manderscheid-Blankenheim zerfiel 1524 in die Linien Manderscheid-Blankenheim
(mit Blankenheim, Jünkerath und einem Anteil an der Herrschaft Mechernich) und
Manderscheid-Gerolstein (mit Gerolstein [bis 1697]). Zu Manderscheid-Schleiden
gehörten Kasselburg, Kerpen (1525), M., Schleiden und Kronenburg sowie
Neuerburg und seit 1545/1554 die Grafschaft Virneburg und die Herrschaft
Saffenburg. Der Zweig Manderscheid-Kail hatte Dorf Salm, Vogtei Lüxem (Luxem)
und seit 1527 die Herrschaft Dollendorf in der Eifel sowie seit 1593 Neuerburg.
Nach dem Aussterben der Linie Manderscheid-Schleiden kam es zu langwierigen
Erbstreitigkeiten. Der 1780 erlöschenden Linie Manderscheid-Blankenheim, die
1742 die Linie Manderscheid-Kail beerbt hatte, folgten die Grafen von
Sternberg. 1794 wurde M. von Frankreich besetzt. 1814 kam es an Preußen, 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Neu, P., Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses
Manderscheid, Rhein. Archiv 80 (1972); Neu, P., Manderscheid und das Reich, Rhein. Vjbll. 36 (1972), 53ff.; Die
Manderscheider, 1990 (Katalog); Janssen, W., Manderscheid, LexMA 6 1992, 186.
Manderscheid-Blankenheim (Reichsgrafschaft).
Die Grafen von M. waren eine nach dem erbweisen Anfall Blankenheims (1468/1469)
an Manderscheid 1488 entstandene Linie der Grafen von Manderscheid, die nach
der Reichsmatrikel von 1776 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugehörte. Sie erlosch 1780 im Mannesstamm. Ihre Güter kamen über Augusta von
Manderscheid an die böhmischen Grafen von Sternberg, die für den mit der
Besetzung durch Frankreich 1794 erfolgenden Verlust ihrer linksrheinischen
Güter 1803 mit den Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt wurden. Über
Preußen (Rheinprovinz) gelangten die linksrheinischen Güter 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Gumpelzhaimer 160.
Manderscheid-Gerolstein (Grafen). Die Burg Gerhardstein in der
Eifel fiel mit der zugehörigen Herrschaft 1469 an die Grafen von Manderscheid
und 1488 die Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war Gerolstein eine
selbständige Nebenlinie (bis 1697). Sie gehörte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794
wurde Gerolstein von Frankreich besetzt. 1815 kam es an Preußen und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 160; Dohm, B., Gerolstein in der Eifel, 2. A. 1965.
Manderscheid-Schleiden (Grafen). 1488 bildeten die Grafen von
Manderscheid, die 1435/1450 die Herren von Schleiden beerbt hatten, die Linie
M. (mit Manderscheid). Sie erwarb durch Heirat die Herrschaften Kronenburg und
Neuerburg, Kerpen (1525) und als Erbe die Grafschaft Virneburg (1545). Nach
ihrem Aussterben 1593 kam es zu langwierigen Erbstreitigkeiten. Schleiden und
Neublankenheim fielen an die Grafen von der Mark. Unter den Grafen von der
Mark-Schleiden wurde Schleiden 1602 zur Reichsgrafschaft
erhoben. Sie gehörte nach der Reichsmatrikel von
1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Schleiden fiel 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzheimer 161.
Mansbach, Mannsbach (Reichsritter).
Die M. zählten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (mit M., Glaam, Oberbreitzbach
bzw. Oberbreizbach und Wenigentaft) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken, vielleicht auch zum Kanton Baunach sowie mit Höchst zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866)
kamen die fränkischen Güter 1945 zu Hessen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Stieber; Seyler 371f.;
Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Mansbach
1550-1792.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229 genannten
Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als Nachfolger der
Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw. Hosgau) in
Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das Geschlecht
verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch 1229 im
Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel erschienen. Infolge starker
Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit 1420/1475/1501 (1475
Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon Mansfeld-Mittelort [bis 1567])
ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft zwischen
Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die Grafschaft
wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand
erhobene, katholische, 1502 von Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710
allein bestehende Linie Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20
Quadratmeilen große, dem obersächsischen Reichskreis
angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei Fünftel) und Sachsen (drei
Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der Grafschaft enthielt den Kreis M.
mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern Klostermansfeld (Kloster M.),
Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt (Gerbstädt), Großörner, Neu
Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach, Helmsdorf, Burgörner, Polleben
und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den Ämtern Friedeburg, Helfta,
Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg und Erdeborn. Der
sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt und die Ämter
Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck, Oberwiederstedt,
Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt (Bockstedt). Die von der
Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen Allodialgüter, deretwegen
sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand
erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das
österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil
gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an
Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde
der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von
Mansfeld und ihre Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von
Mansfeld, Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht
und seine Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld
zum Reich, 1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der
Entwicklung des Territoriums der Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter
36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H.,
Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse
der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982;
Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige Herrschaft
im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Mansfeld (Reichsritter).
Die M. zählten um 1750 zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer.
Manteuffel (Reichsgrafen). 1759 wurde der livländische Zweig der aus dem Hochstift Bremen stammenden, seit 1325 in Estland, Kurland und Livland begegnenden adligen Familie Zoege von M. (M. genannt Szoege) als Grafen von M. in den Reichsgrafenstand erhoben.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums
und einer Grafschaft (819), die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa
(Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M.
Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236
eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263
entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich
VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo
Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329
verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat
über M., das dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund
erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo
II. zum Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene
Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen
Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat
als erledigte Reichslehen einzuziehen und an
Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach dem mantuanischen
Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere Linie der Gonzaga),
der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das seinerseits Pinerolo
(Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser
Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes
Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das
1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an
Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der
Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805
Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung
Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück
(Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt
und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.; Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v.
Coniglio, G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni,
V., Il territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi,
B., Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Marburg (Burg, Residenz des Landgrafen von
Hessen). An einem wichtigen Übergang über die Lahn entstand wohl schon im 10.
Jahrhundert eine Burg. Sie fiel an die 1122 die Grafschaft Hessen erbenden
Ludowinger (1131 Landgrafen von Thüringen). Urkundlich erscheint diese nach dem
nahen Grenzbach (Markbach) benannte Burg 1138/1139. 1228/1231 wirkte hier die
Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Wenig später wurde M.
Verwaltungsmittelpunkt des Landes an der Lahn. 1527 gründete Landgraf Philipp
der Großmütige in M., die erste lutherische (protestantische) Universität. 1567
wurde M. Sitz der Linie Hessen-Marburg, deren Güter aber bereits 1604 zwischen
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt aufgeteilt wurden. Mit Hessen-Kassel fiel
das reformiert gewordene M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Hessen-Marburg.
L.: Küch, F., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Bd. 1f. 1918ff.;
Kürschner, W., Geschichte der Stadt Marburg, 1934; Marburger Geschichte, hg. v.
Dettmering, E./Grenz, R., 2. A. 1982; Verscharen, F., Gesellschaft und
Verfassung der Stadt Marburg beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, 1985;
Großmann, G., Marburg an der Lahn, 1987; Schwind, F., Marburg, LexMA 6 1992,
218; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 359; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 387; Stösser, A., Marburg im ausgehenden Mittelalter, 2011.
Marchtal (reichsunmittelbare Abtei),
Obermarchtal. Das 1171 vom Pfalzgrafen von Tübingen erneuernd zur Propstei und
1440 zur Abtei erhobene Prämonstratenserstift M. südwestlich Ehingens, dem ein
776 von den Alaholfingern errichtetes, im 10. Jahrhundert zerstörtes
Benediktinerkloster vorausging, zählte seit Gewinnung der Reichsunmittelbarkeit um 1500 zu den schwäbischen Reichsprälaten und zum schwäbischen Reichskreis. Es gewann Hoheitsrechte über 30 Dörfer
und Weiler. Am 25. 2. 1803 (Reichsdeputationshauptschluss)
fiel es mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500-7000 Einwohnern (Obermarchtal,
Uttenweiler, Dieterskirch, Hausen, Sauggart, Seekirch, Unterwachingen,
Reutlingendorf und Oberwachingen) an Thurn und Taxis und wurde aufgehoben. 1806
kam es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 12; Wallner 687 SchwäbRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Schefold, M., Kloster Obermarchtal, 1927;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Reden-Dohna, A., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten
im Zeitalter des Barock, 1982; Die Urkunden des Reichsstifts
Obermarchtal - Regesten 1171-1797, bearb. v. Maurer, H. u. a., 2005.
Marienburg (bei Hildesheim an der Innerste)
(Residenz des Bischofs von Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 361.
L.¸ Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 361.
Marienwerder (an der Weichselniederung) (Residenz des
Bischofs von Pomesanien), Kwidzyn
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 365.
Marioth zu Langenau (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren von M. waren mit
Langenau Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 156.
Mark (Grafschaft, Grafen). Um 1160 (1161?)
spaltete sich von den Grafen von Berg eine mit deren Allodialgut im westlichen
Sauerland an der mittleren Ruhr (einschließlich Hamm) ausgestattete Linie ab,
die sich nach der Burg Altena an der Lenne Grafen von Altena nannte. Seit 1202
wurde zur Unterscheidung von der um 1175 abgespalteten Linie Isenberg-Limburg
die 1198 erworbene Burg M. bei Hamm namengebend. Diese Grafen von der M.
schufen aus verschiedenartigen Bestandteilen (Vogtei über Essen [1288] und
Werden, 1243 Königshof Unna) und in Auseinandersetzung vor allem mit dem
Erzstift Köln (1288 Schlacht von Worringen) ein geschlossenes Herrschaftsgebiet
von Lippe und Emscher bis zum Ebbegebirge und Rothaargebirge (1318 Herrschaft
Ardey), wobei sich das 1226/1227 gegründete Hamm allmählich zum Vorort
entwickelte (bis 1809). 1368 misslang der Erwerb der Grafschaft Arnsberg. 1392
kam es zur durch Heirat Adolfs III., der deswegen 1364 das Amt des Kölner
Erzbischofs aufgab, ermöglichten Vereinigung mit der Grafschaft Kleve am
Niederrhein. 1444 schloss sich in der Soester Fehde Soest mit der Soester Börde
der Grafschaft an. Andererseits verlor die Grafschaft die Herrschaft Bilstein
und Fredeburg an Köln. Seit 1461 wurden M. und Kleve gemeinsam verwaltet. 1511
wurden sie durch Heirat in Personalunion mit Jülich, Berg und Ravensberg
verbunden. Im nach Aussterben der Grafen 1609 ausbrechenden jülich-klevischen
Erbfolgestreit (1609-1614) wurden diese Länder wieder getrennt, wobei Kleve und
M. (mit 50 Quadratmeilen und den Kreisen Hamm, Altena, Hörde und Wetter sowie
der Stadt Soest, der Reichsgrafschaft Limburg
und der Hälfte von Lippstadt) an Brandenburg fielen. Brandenburg überließ 1630
die 1614 erlangte Herrschaft Gimborn-Neustadt den Grafen von Schwarzenberg.
Seit 1705 beantragte Preußen wegen M. die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1807 wurde die Grafschaft M.
mit rund 100000 Einwohnern und einer seit 1750 stark geförderten Industrie an
Frankreich abgegeben und 1808 dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, 1813 aber
wieder von Preußen besetzt. 1815 bezog Preußen M. in die Provinz Westfalen ein.
1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Den Titel Grafen von der Mark
erhielten zwei Nachkommen Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin von
Lichtenau.
L.: Wolff 318f.; Zeumer 554 II b 63, 28, 31; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Drachenhausen, A. Frhr., Stammtafeln der Grafen von
der Mark, 1908; Die Grafschaft Mark. Festschrift, hg. v. Meister, A., Bd. 1f.
1909; Rothert, H., Kirchengeschichte der Grafschaft Mark, 1913; Frisch, M., Die
Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung, 1937; Zeittafel der
Grafschaft Mark, 1948; Vahrenhold-Huland, U., Grundlagen und Entstehung des
Territoriums der Grafschaft Mark, 1968; Stoob, H., Westfälische Beiträge zum
Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen, Westfäl. Forsch. 21 (1969), 6;
Reimann, N., Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner
Kirchenprovinz (1313-1368), 1973; Schleidgen, W., Kleve-Mark. Urkunden
1223-1368, 1983; Timm, W., Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486, 1986; Der Tag
bei Worringen, hg. v. Janssen, W./Stehkämper, H., 1988, 407ff.; Kupper, J.,
Mark, LexMA 6 1992, 297; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Ribhegge, W., Die Grafen von der
Mark, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 160,
820 (Kleve und Mark); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 431;
Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft Mark im Mittelalter, hg. v. Pätzold,
S., 2009.
Markgröningen (Herrschaft, Reichsstadt).
779 wird M. (Gröningen) an der Glems bei Ludwigsburg erstmals erwähnt. Die Burg
und Stadt M. wurden um 1240 von Kaiser Friedrich II. auf seit 1189 staufischem
Boden gegründet. Die Reichsstadt (13. Jh.) kam
1336 als Reichslehen endgültig an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Roemer, H., Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd.
1f. 1930ff.; Roemer, H., Führer durch Markgröningen, 1949; Roemer, H., Die
Anfänge der Stadt Markgröningen, (in) Schwäb. Heimat 1 (1950); Markgröningen in
alten Bildern, hg. v. Sieb, E., 1988.
Marktoberdorf (anfangs Oberdorf, 1898 Markt Oberdorf,
1954 M.) (Residenz des Bischofs von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 366.
Marlborough (Reichsfürst).
1705 wurde John Churchill Herzog von Marlborough (1650-1722) auf der Grundlage
des Fürstentums Mindelheim zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 160.
Marlenheim (Herrschaft). Die Herrschaft M. westlich
von Straßburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts der Reichsstadt
Straßburg, die seit 1681 von Frankreich besetzt war.
L.: Wolff 295, Hölzle, Beiwort 91.
Marschalk (Reichsritter)
s. Marschalk von Ebneth, Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von
Ostheim
L.: Pfeiffer 196, 198, 208, 211.
Marschalk genannt Greif zu Erlebach (Reichsritter). Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
zählten die M. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. S. Marschalk von
Ostheim.
L.: Riedenauer 125.
Marschalk von Ebneth (Kunstadt) (Reichsritter), Marschalk von Ebnet. Vom späten 16.
Jahrhundert bis 1728 waren die M. mit Frensdorf und Weingartsgreuth im Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Außerdem gehörten sie im
frühen 16. Jahrhundert dem Kanton Baunach und bis etwa zur Mitte des 18.
Jahrhunderts dem Kanton Gebirg an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Bechtolsheim 13, 18, 194; Riedenauer 125;
Rahrbach 184.
Marschalk von Ostheim (zu Marisfeld, Murrstadt,
Waldersdorf, Walthershausen, Friesenhausen) (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten
die Freiherren M. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Wegen des
Rittergutes Trabelsdorf waren sie bis 1806 im Kanton Steigerwald
immatrikuliert. Außerdem gehörten sie vom späten 16. Jahrhundert bis etwa 1800
dem Kanton Baunach an. S. Marschalk genannt Greif zu Erlebach
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 373f.; Bechtolsheim 16; Riedenauer
125; Rahrbach 159; Ulrichs 209.
Marstem (Gau zwischen Weser und Leine, Marstiem,
Merstem)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908 (Herrenhausen s.
Herrnhausen, Limmer, Pattensen, Davenstedt, Kobbensen, Nettelrode); Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 134 (Davenstedt,
Herrenhausen, Hüpede, Jeinsen, Kobbensen, Limmer, Linden [Teil Hannovers?],
Nettelrode, Oerie, Pattensen, Völksen); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 668; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 91, III,
11, 16, 28, 29, 30, S. 262, Mersthem, Marstem, Bevölkerungsname *Merseton;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Marstetten (Herrschaft), Mauerstetten. M. bei
Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Burg und engere Herrschaft M. waren
seit dem 14. Jahrhundert (1351) in den Händen der Herren von Königsegg. 1566
kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Herrschaft an die Truchsessen von Waldburg, 1601 an die Linie Zeil und 1675 an
die Linie Zeil-Wurzach. Um 1800 umfasste sie mit der Herrschaft Wurzach ein
Gebiet von 5,5 Quadratmeilen und 10000 Einwohnern. 1806 fiel sie an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45, 199; Wallner 686 SchwäbRK 26 b; Der Kreis Wangen, 1962.
Masbach (Reichsritter),
Maßbach. Im 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Rhön-Werra sowie
vielleicht zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 198; Riedenauer 125; Rahrbach 161.
Maßbach (Reichsritter) s. Masbach
Massenbach (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von M. mit M. zum Kanton Kraichgau
sowie 1564-1697 mit Ebersberg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. M.
kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 63; Winkelmann-Holzapfel
156; Schulz 267; Rahrbach 93.
Massow (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 368.
Mathildische Güter ([umstrittene] Reichsgüter?). M. sind die von Markgräfin Mathilde von
Tuszien um 1080 (1079?, bestätigt 1102) Papst Gregor VII. gegebenen und zu
Lehen mit dem Recht der freien Verfügung zurückerhaltenen Güter in Oberitalien
(in den Grafschaften Reggio, Modena, Mantua, Brescia, [mit Cremona], Ferrara
[Lehen der Kirche], Parma und Verona [neben Eigengütern und Reichslehen in Niederlothringen]), die sie
hinsichtlich der Eigengüter 1111/1115 an Kaiser Heinrich V. vererbte, der sie
1116 in Besitz nahm. Im Streit zwischen Papst und Kaiser blieben die Güter bis
zum Ende des 12. Jahrhunderts unter kaiserlicher Verwaltung. Am 12. 7. 1213
erkannte König Friedrich II. die päpstlichen Ansprüche an, doch kam der Papst
gegenüber den Städten (z.B. Modena, Reggio) und dem Landadel, welche die Güter
in ihre Herrschaften eingliederten, über eine ideelle Oberhoheit nicht hinaus.
L.: Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuszien nebst
Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Overmann, A., Mathilde von Tuszien,
1895, Neudruck 1965; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1f. 1970f.; Gross, T., Lothar III.
und die Mathildischen Güter, 1990; Hägermann, D., Mathildische Güter, LexMA 6
1992, 394.
Mauchenheim genannt Bechtolsheim (Freiherren, Reichsritter). Um 1200 wird das zum rheinischen Uradel
zählende Geschlecht erstmals urkundlich erwähnt. Es war seit 1270 Ganerbe zu
Bechtolsheim, seit 1429 zu Schornsheim, seit 1553 zu Mommenheim und seit 1471
zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim). Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von M. mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem
Achtel der Ganerbschaft Mommenheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Mit Albertshofen samt Mainsondheim (Mainsontheim), Bibergau und Teilen
Mainstockheims waren sie seit 1727 Mitglied im Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Von etwa 1650 bis 1750 gehörten sie auch dem Kanton
Rhön-Werra, kurz vor 1700 dem Kanton Odenwald an. (Der Ort M. kam über Bayern
1946 zu Rheinland-Pfalz.)
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 374; Hölzle, Beiwort 58;
Zimmermann 63; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 122; Pfeiffer 199;
Bechtolsheim 16, 197, 360; Rahrbach 13; Neumaier 6.
Maulbronn (Kloster). 1138 übergab Walter von
Lomersheim sein Erbgut in Eckenweiher dem Zisterzienserkloster Neuburg im
Elsass zur Anlage eines Tochterklosters. 1147 stellte der Bischof von Speyer
hierfür M., ein Lehen Speyers, als geeigneten Platz zur Verfügung. 1148 gab der
Papst eine Schutzbulle, 1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa ein Schutzprivileg.
Zu Schutzherren des bald in mehr als 100 Orten begüterten Klosters erhoben sich
nach 1231 die Bischöfe von Speyer (1237-1270), in deren Namen die Herren von
Enzberg und seit etwa 1370 (1372) durch kaiserliche Übertragung die
Pfalzgrafen. 1504 eroberte Württemberg das zum schwäbischen Reichskreis zählende Kloster, führte 1534-1537 die
Reformation ein und hob es 1557/1558 auf. Über Württemberg kam der Ort
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Reichsmatrikel 1521, 314 (Prälat); Gumpelzhaimer
60 (schwäbischer Reichskreis); Wolff
161;Klunzinger, K., Urkundliche Geschichte der vormaligen Zisterzienserabtei
Maulbronn, 1854; Dörrenberg, I., Das Zisterzienserkloster Maulbronn, Diss.
phil. München, 2. A. 1938; Linck, O., Kloster Maulbronn, 1938, 11. A. 1965;
Classen, C., Die Zisterzienserabtei Maulbronn im 12. Jahrhundert und der
bernhardische Klosterplan, Diss. phil. Kiel 1956; Kloster Maulbronn 1178-1978,
1978; Anstett, P., Kloster Maulbronn, 1989; Frank, G., Das Zisterzienserkloster
von Maulbronn, Diss. phil. Freiburg 1989 masch.schr.; Eberl, I., LexMA 6 1992,
409; Morimond et son Empire, 1994, 175; Knapp, U., Das Kloster Maulbronn, 1997;
Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg. v. Rückert, P. u. a.,
1998.
Maxlrain (Herrschaft). M. (813 Mahsminreini) bei
Bad Aibling war vermutlich altes Königsgut, das zumindest teilweise an das
Hochstift Freising kam. Die Familie, die sich seit 1080 nach M. nannte, erwarb
im 16. Jahrhundert die reichsfreie Herrschaft Hohenwaldeck und wurde 1548 zu Reichsfreiherren erhoben. Nach dem Aussterben der
Familie 1734 gelangte M., das die Reichsmatrikel
von 1776 im bayerischen Reichskreis aufführt, an
die Sazenhofen bzw. Satzenhofen, Lamberg, Reinstein-Tattenbach
(Rheinstein-Tattenbach), Arco-Valley, Lodron, Radali, Leyden, Arco-Zinneberg,
Hohenthal und Bergen. Die Lehnshoheit Freisings wurde 1523 im Tausch gegen
Wallenburg erneuert, im 18. Jahrhundert aber abgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 50; Demmel, K., Die Hofmark Maxlrain. Ihre rechtliche und wirtschaftliche
Entwicklung, 1941.
Mayenberg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mayenthal (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mayerhofer (Reichsritter),
Mairhofen. Die vielleicht schon seit 1550 zum Ritterkreis Franken gehörenden M.
zählten im 18. Jahrhundert (um 1800 mit Aulenbach (Oberaulenbach), Klingenberg
und Hobbach, die 1808 an Aschaffenburg fielen,) zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Stetten 33, 36, 188; Riedenauer 125; Neumaier 119.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit
der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich und nach dem
Aussterben der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof von Lüttich
ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an Flandern und von
dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von Cambrai verselbständigtes Bistum
errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft M. zum
burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an
Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Mecherer (Reichsritter).
Vielleicht zählten die M. im frühen 16. Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mechernich (Reichsherrschaft).
Die nur 678 Hektar umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd
in der Eifel unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In der
Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen hohen
Obrigkeit und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte kam über die Rode,
Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771 mit weiteren Gütern
an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den Grafen von Blankenheim
1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen von Nesselrode-Reichenstein. 1794 besetzte Frankreich beide Teile.
1815 fielen sie mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer
Dauer. Das um 1060 auf der 995 erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei
Wismar, die im 10./11. Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden
war, gegründete Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter
Herzog Heinrich dem Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet
seit 1142 der Westen in die Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154
wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich
der Löwe besiegte 1160 den im Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot
aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte.
1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft
Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer
der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach
Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die
Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der
Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als
Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238
teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien
Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den Schweriner See),
Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die
sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock
(1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das
außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und
Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und
1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372
von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung
der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit
erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie
Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung
leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon
1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten
Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der
Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten,
doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648
Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber
andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die
Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach
dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166; Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff.
1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff.
1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G. v., Landesprivatrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse,
H., Die landständische Verfassung Mecklenburgs, 1907; Witte, H.,
Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von
Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der landständischen Verfassung
Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1927; Endler, E.,
Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Schmaltz, K.,
Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel, F./Schmidt, R.,
Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W., Geschichtliche Bibliographie
von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F., Erläuterungen zur historischen
Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Hofer, E., Die Beziehungen
Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der,
Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg),
1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom
10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern,
1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum, Freistaat).
Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand bei der
1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471 beerbte sie die übrigen Fürstentümer
(Parchim, Rostock, Werle, Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610) bzw. 1621
entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das 1695 die Linie
Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie Mecklenburg-Strelitz ab.
1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das
Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
seine Rechte und Ansprüche auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg
(Straßburg), die ihm als Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie
für seine Ansprüche auf die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck)
die Rechte und das Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen
(Warnekenhagen), Alt Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und
denen der Insel Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M.
Wismar, Poel und Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch
Napoleon unter Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808
trat der Herzog dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine
1849 eingeführte Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der
Großherzog auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen
Zollverein. Am 14. 11. 1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5.
1920 eine Verfassung. Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz mit dem 1701 abgespalteten
Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 368.
Megenzer von Felldorf (Reichsritter).
Die M. waren bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil am
Neckar. Von 1548 bis etwa 1686 waren sie im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Letztes Kantonsmitglied war Philipp Jacob M. zu Mühlen
und Egelstal. Von 1648 bis 1656 zählte Hans Kaspar von M. wegen Schaubeck und
Kleinbottwar zum Kanton Kocher.
L.: Schulz 267; Hellstern 209.
Meinerzhagen, Meinertzhagen (Reichsritter).
1748 wurde Gerhard M., dessen Familie Hauptinhaber des Bleibergwerks in
Mechernich war, in den Reichsritterstand
erhoben. Später kamen die Güter an die verwandten Grafen zu Lippe.
L.: Wolff 319.
Meiningen (Reichsritter).
Um 1790 waren die M. mit Oepfershausen bei M. Mitglied im Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Oepfershausen kam über Sachsen-Meiningen 1920 zu Thüringen.
L.: Winkelmann-Holzapfel 157.
Meisenbug, Meysenbug, Meisenbach (Reichsritter). Im frühen 18. Jahrhundert zählten die
M. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken. Der Ort Meisenbug fiel 1945
über Preußen (Hessen-Nassau) an Hessen.
L.: Seyler 374; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Meysenbug (bei
Frankenstein).
Meisenheim (Herrschaft, Residenz des Pfalzgrafen bei
Rhein bzw. Pfalz-Zweibrücken) s. Hessen-Homburg
L.: ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 370; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Meißen (Burggrafschaft). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel über der Elbe war seit
968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit 1046 der Markgrafen von
M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen Burggrafen, der
in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben hatte, wurde im 13.
Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese vermochten es nicht, aus den
weit verstreuten Gütern ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach
langem Streit mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen
nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft 1426 an die Vögte
von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig
1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 216; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof Burkhard) zwischen
Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und mittlerer Spree, das dem
gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe
vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen
(1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber
trotz der äußerlich weiter bestehenden Reichsunmittelbarkeit
mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw. des Hauses Wettin
(1485). Seit etwa 1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen, seit etwa 1500
meist in Wurzen auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt
und nach der 1539 erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift
kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande
dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M. als
exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das
Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der
Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach,
R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A.,
Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs
1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz,
B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002), 294; Ludwig, T., Die
Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift
Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den
Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde
(1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der
Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als
Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit
der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische
Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz
und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg
(Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195
unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich
III. erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen
(1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen
(Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu
Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft
erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes
Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen
zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und
Pirna. Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf
Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423
erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem
Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie
umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen
Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde,
Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz
(Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg,
Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch,
Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln,
Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der
erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg
(Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein,
Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit Stollberg
(Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau
mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden,
Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren Königreichs Sachsen.
Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Melbach (Reichsdorf).
Am 25. 1. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt
Friedberg die vom Reich den Karben verpfändeten
Gerichte und Dörfer Ockstadt, Hollar (Heller), M. und Heyenheim (Heichelheim)
bei Friedberg einzulösen. Dazu kam es aber nicht. Später fiel M. an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462.
Meldegg s. Reichlin von M.
Meli-Lupi (Reichsfürst).
Vor 1709 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni Paolo Maria M. aus Parma zum Reichsfürsten.
L.: Klein 168.
Memelgebiet, Memelland (Landschaft,
Verwaltungsgebiet). Das Gebiet an der Memel (Njemen) war im Frühmittelalter von
Schalauen und Kuren bewohnt. 1252 gründete der Deutsche Orden die 1254 mit
lübischem Recht begabte Stadt Memel. 1273 unterwarf der Landmeister in Livland
das M. 1328 kam dieses an Preußen. 1422 wurde die Grenze zwischen Deutschem
Orden und Litauen so festgelegt, dass ein 15 bis 20 Kilometer breiter Streifen
nördlich der Memel mit der Stadt Memel dem Deutschen Orden verblieb. Nach
starker Eindeutschung seit dem 18. Jahrhundert wurde das Gebiet nördlich der
Memel (2565 Quadratkilometer mit 145000 Einwohnern, davon 1910 52,3 %
deutschsprachig) nach Art. 99 des Versailler Vertrages vom 28. 6. 1919 an die
Alliierten abgetreten und von einem französischen General vorläufig verwaltet.
Nach militärischer Besetzung durch litauische Freischärler im Januar 1923
erhielt am 16. 2. 1923 Litauen die Souveränität. Im Memelabkommen vom 8. 5.
1924 wurden die Rechte der Alliierten auf Litauen übertragen. Im Memelstatut
vom 17. 5. 1924 wurde weitgehende innenpolitische Autonomie zugestanden. Im
Oktober 1938 trat Litauen das M. an Deutschland ab und gab es am 22. 3. 1939
vertraglich zurück. 1945 kam es unter die Verwaltung der Sowjetunion. Die
Deutschen wurden weitgehend vertrieben. 1990 fiel es als politische Folge der
deutschen Einheit an die Sowjetunion. S. Litauen.
L.: Kopp, F., Der Kampf um das Memelgebiet, 1935; Schätzel, W., Das Reich und das Memelgebiet, 1943; Szameitat, M.,
Bibliographie des Memellandes, 1957; Plieg, E., Das Memelland 1920-39, 1962;
Wallat, J., Die völkerrechtliche Stellung des Memelgebietes 1991 (Diss.);
Gornig, G., Das Memelland, 1991.
Memleben (Reichskloster).
M. wird 780 in einem Verzeichnis der Güter des von Erzbischof Lullus von Mainz
erbauten Klosters Hersfeld erstmals erwähnt (Mimelebo). König Heinrich I. (†
936) ließ den dortigen Königshof zur Pfalz ausbauen. 975 stiftete Otto II. ein
Benediktinerkloster in M., das bald reiche Güter erhielt. Otto III. verlieh 994
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht. Heinrich II. unterstellte das Kloster 1015
Hersfeld. 1548 wurde das Kloster in Folge der Reformation aufgehoben.
L.: Memleben. Königspfalz – Reichskloster –
Propstei, hg. v. Wittmann, H, 2001.
Memmelsdorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 125.
Memmingen (Reichsstadt).
Das (erstmals 1099 bzw.) 1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI.
von Bayern an der Kreuzung der Straßen von Salzburg in die Schweiz und von Ulm
zu dem Fernpass nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet
(oder ausgebaut). Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die
Staufer. Vor 1286 wurde es Reichsstadt (1268?)
und erhielt 1286 das Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms. In den seit 1398
zunächst vom städtischen, aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365
hervorgegangenen Unterhospital erworbenen Gütern erlangte M. bis 1749
(Beilegung des Streites mit der Reichslandvogtei
Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich der Reformation
zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis.
1802/1803 kam es mit seinen 12 Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000
Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte,
1912; Braun, W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949;
Breuer, T., Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft.
Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer
Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970;
Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen,
hg. v. Jahn, J., Bd. 1 1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509;
Friess, P., Die Außenpolitik, 1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v.
Jahn, J., 1997.
Mendel von Steinfels (Reichsritter).
Georg M. war um 1654 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 209.
Mengen (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt).
M. nahe der Mündung der Ablach in die Donau wird anlässlich der Übertragung
durch Kaiser Ludwig den Frommen an Buchau 819 erstmals erwähnt. Vor 1257 wurde
vermutlich von den Staufern eine neue Siedlung errichtet. Von 1285 bis 1312
hatten die Habsburger die Vogtei. Danach wurde M. an habsburgische Amtleute und
1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Es zählte zum österreichischen
Reichskreis. 1680 löste es sich an Österreich
zurück und kam 1805 an Baden, dann an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971;
Das alte Mengen, hg. v. Bleicher, W., 1988.
Mengersdorf, Mengersdorff (Reichsritter).
Bis etwa 1600 zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. Der Ort
M. kam zu Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 125; Rahrbach 163.
Mengersreuth (Reichsritter),
Mengersreut. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken. Der Ort M. kam zu Bayern.
L.: Riedenauer 125.
Mensfelden (Schloss und Dorf), Münzfelden. Das
zwischen den nassauischen Städten Diez und Kirchberg (Kirberg) gelegene,
reichsunmittelbare Schloss und Dorf M. an der unteren Lahn gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über das Erzstift Trier (zwei Drittel) und das Fürstentum
Nassau-Usingen (ein Drittel) zum oberrheinischen Reichskreis.
Der Trierer Anteil hatte ursprünglich den Grafen von Leiningen zugestanden.
1803 gelangte das Dorf ganz an Nassau-Usingen und mit diesem 1866 an Preußen.
L.: Wolff 283f.; Wallner 699 OberrheinRK 53.
Menzingen, Mentzingen (Freiherren, Reichsritter). Die noch in Menzingen im Kraichtal bei
Karlsruhe ansässige Adelsfamilie Mentzingen erscheint im 13. Jahrhundert. Ihre
Angehörigen waren im 14. und 15. Jahrhundert vor allem bei den Pfalzgrafen bei
Rhein und an den Domkirchen von Worms und Speyer tätig. Im 18. Jahrhundert
gehörten die Freiherren von M. mit M. und Gondelsheim (Gundelsheim) zum Kanton
Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Von 1681 bis 1731 waren sie wegen des
ererbten Bodelshofen Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Außerdem zählten sie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Der Ort M.
gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Hölzle, Beiwort 37, 63; Winkelmann-Holzapfel 157; Schulz 267; Archiv der
Freiherren von Mentzingen, Schlossarchiv Mentzingen. Urkundenregesten
1351-1805, bearb. v. Armgart, M., 2007.
Meppen (Herrschaft, Amt). Das am Zusammenfluss
von Hase und Ems gelegene, um 780 auf Reichsgut
gegründete M. kam 834 durch Kaiser Ludwig den Frommen an Corvey. 945 erhielt es
Zoll und Münze, 946 Marktrecht. 1252 gelangte M. mit den Gütern der Grafen von
Ravensberg im Emsland an das Hochstift Münster, in dem es Sitz eines Amtes
wurde. 1803 fiel M. an den Herzog von Arenberg und danach an Preußen und damit
1946 an Niedersachsen. S. Arenberg-Meppen.
L.: Wolff 312; Geppert, A., Meppen. Abriss einer Stadtgeschichte, 1951; Meppen
in alter und neuer Zeit 834-1984, hg. v. Knapstein, C., 1983.
Merckingen, Merkingen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 125.
Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße
von Köln nach Frankfurt wird 1129 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die
nach 1050 als Vögte des Stiftes Limburg zu Neunkirchen und Camberg
nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und Gleiberg südlich der unteren Lahn
und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei über Wetzlar ergänzten Güter fielen
bei ihrem Aussterben (1328) über eine Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der
Herren von Westerburg an die Grafen von Nassau-Weilburg
(Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an Nassau-Weilburg. Die Herrschaft
zählte zum oberrheinischen Reichskreis. Über
Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte
sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 122.
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens, Residenz),
Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene und
vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird 1058
erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die Grafen
von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen Orden.
Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des
Deutschmeisters, der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen
zur Reformation auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm.
Das Meistertum umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen
Hilsbach, Heuchlingen (Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und
Weingarten, die Ämter Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die
Kommentureien Horneck am Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in
Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13.
bis 19. Jahrhundert, hg. v. Arnold, U., 1980; Sperling, F.,
Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts, 1981;
Ulshöfer, K., Mergentheim, Stadt in der Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F.,
Mergentheim, LexMA 6 1992, 537; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 376.
Merlau, Mörlau, Mörlau genannt Böhm (Reichsritter) s. Mörlau
L.: Stieber; Seyler 374; Riedenauer 125.
Merlau zu Münkheim, Mörlau zu Münkheim (Reichsritter). S. Mörlau zu Münkheim
L.: Riedenauer 125.
Merode (Reichsgrafen,
Fürsten). Im 12. Jh. erscheinen Reichsministeriale,
welche die Herrschaft Rode (Merode) bei Düren hatten. Sie wurden 1622 wegen
Waroux Reichsgrafen und 1704 Fürsten von
Rubempré.
L.: Domsta, H., Geschichte der Fürsten von Merode im Mittelalter, Bd. 1f.
1974ff.; Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser 14 1991, 525f.
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso
von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte.
Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums
(Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen
östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft
beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von
Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde
(Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden
Reformation brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab
1545/1561 das zum obersächsischen Reichskreis
gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und
Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies wurde 1635/1648
anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische Nebenlinie der Herzöge
von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet
ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft
und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Gemeinde auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K.,
Die Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 17 (1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992,
546; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564, 1, 2378.
Merz von Staffelfelden (Reichsritter). Rochus M. zu Schramberg war im 16.
Jahrhundert mit Schramberg Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 148, 209.
Merzbach (Reichsritter),
(Kanton Baunach, Ritterkreis Franken). S. Rotenhan.
L.: Stieber; Riedenauer 125.
Meßkirch, Messkirch, Mößkirch, Möskirch
(Herrschaft). M. an der Ablach bei Sigmaringen wird 1202 erstmals erwähnt. Um
1210 kam die Herrschaft M. bei Aussterben der Grafen von Rohrdorf erbweise an
eine Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg, 1319/1354 erbweise an die Herren
von Zimmern, nach deren Aussterben 1594 an die Grafen von Helfenstein und
1626/1627 erbweise an die Grafen von Fürstenberg. Innerhalb der Grafen von
Fürstenberg stand die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft zunächst der Linie Fürstenberg-Messkirch, seit 1744 der
Linie Fürstenberg-Stühlingen zu. Sie bestand aus der eigentlichen Herrschaft M.
mit der gleichnamigen Stadt und der Herrschaft Waldsberg mit mehreren Dörfern.
1806 fiel die 270 Quadratkilometer umfassende Herrschaft mit dem südlich der
Donau gelegenen Teil an Baden, im Übrigen an Hohenzollern-Sigmaringen und damit
an Preußen, 1951/1952 aber das Gebiet insgesamt an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29; Messkirch gestern und heute, 1961; Götz,
F., Kleine Geschichte des Landkreises Stockach, 1966; Heim, A., Messkirch -
Bibliographie, 1988; Heim, A., Die Stadt der Fürstenberger. Geschichte, Kunst
und Kultur des barocken Messkirch, 1990; Schmid, H., Die Statuten des
Landkapitels Messkirch von 1719, 1999.
Metsch (Freiherren, Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von M. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 375; Riedenauer 125.
Metsch (Grafen). Die Grafen von M. erscheinen
in der Reichsmatrikel von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Metternich (Grafen, Reichsgrafen,
Fürsten). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des
rheinischen Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M.
westlich von Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne,
stellte zahlreiche Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12
Linien. 1652 erhielt Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen
Herrschaften Winneburg und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde die Familie
reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18. Jahrhundert zählte sie als
Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt Sporkentaler Mühle zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war sie im früheren 18.
Jahrhundert im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803
erlangte sie als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter Winneburg und
Beilstein, über die sie Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt
Tannheim und mit verschiedenen Renten belastet) als Fürstentum (Winneburg), das
1806 aber von Württemberg mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel
Lothar M., der zum Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom
Kaiser von Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.
Metternich (Reichsritter)
Metternich zur Gracht, Wolff-Metternich zur Gracht
(Grafen, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
gehörten die Grafen Wolff M., die von den Grafen Metternich abstammten und sich
nach dem Schloss zur Gracht in Liblar südwestlich Kölns nannten, mit dem 1638
erworbenen Flehingen zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 63.
Metz (freie Reichsstadt).
In keltischer Zeit war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten
an der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz
das Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder
4.) Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam M., obwohl es dem romanisch-französischen
Sprachraum zugehörig war, zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert (1189) löste
sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz nach Vic
verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt
auf. Sie schuf sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert
mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte
war, und verteidigte es gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem
1551 die protestantischen deutschen Reichsfürsten
dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun
zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt. 1648
wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks
Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen
gehörte M. von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich
und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu
Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im
Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis
zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht
zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065
Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal, Senones,
Neuweiler [Neuviller], Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny,
Commercy), gingen besonders durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210,
1189) seit dem 12. Jahrhundert stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft
Dagsburg an die Grafen von Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von
Lothringen). 1296 wurde der Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357
sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste
Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm,
Vic und Metz waren. 1551 sprachen die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat
über die Bistümer M., Toul und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M.
und erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende Hochstiftsgut. 1613 erzwang
Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig
an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich die Bischöfe von M. bis 1790
Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18.
Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften
Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange),
die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und Chatillon, die Grafschaft
Rixingen, die Kastellaneien Rémilly, Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers.
In den Wirren der französischen Revolution von 1789 ging das Bistum unter,
wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum
Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par
des religieux Bénédictins de la Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux,
N., Les anciens pouilles du diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N.,
Atlas historique du diocèse de Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der
Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische
Einfluss Deutschlands und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im
Mittelalter, 1916; Zeller, G., La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926;
Herrmann, W., Zum Stande der Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen
Geschichte des Bistums Metz, Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H.,
Le diocèse de Metz, 1970; Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la
Moselle, 1980; Histoire de Metz, 1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie,
Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am
Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann,
H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 463.
Meudt (Herrschaft). 1097 gab Pfalzgräfin
Adelheid als Erbin der Konradiner und der Grafen von Luxemburg-Gleiberg Güter
in M. im Westerwald an das Stift Sankt Georg zu Limburg. Mit Limburg kam M. an
die Herren von Isenburg, bis 1664 an die Grafen von Isenburg und bis 1774 an
die Grafen von Wied. Landesherren waren die Grafen von Diez. 1564 fiel das zum
kurrheinischen Reichskreis zählende M. von Diez
an das Erzstift Trier, 1806 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Wallner 700 KurrheinRK 8.
Meyer zu Osterberg (Reichsritter).
Am Ende des 17. Jahrhunderts zählten die M. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Meyern (Erben) (Reichsritter).
Vom 18. Jahrhundert bis 1806 zählten die M. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken sowie um 1800 auch zum Kanton Gebirg.
L.: Bechtolsheim 16; Riedenauer 125.
Michelbach (Reichsdorf). M. bei Merzig war bis 1789 das einzige Reichsdorf im Saarland. Die Schirmherrschaft lag bis 1766 bei den Herzögen von Lothringen, dann bei den ihnen nachfolgenden Königen von Frankreich und ab 1778 bei dem Erzstift Trier. Grundherren waren das Stift Sankt Simeon in Trier und die Abtei Tholey. Über Preußen kam M. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
Mickhausen, Mückenhausen, Mückhausen (Herrschaft).
Die Herrschaft M. südwestlich Augsburgs gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
über die Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen) zum schwäbischen Reichskreis. Sie umfasste etwa 2 Quadratmeilen. 1806
kam sie zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 b.
Milano (Reichsfürst).
1731 wurde Giovanni Domenico M. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 170.
Militsch (freie Herrschaft). Die freie
Standesherrschaft M. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil des
Fürstentums Oels. Nach dem Aussterben der Fürsten von Oels 1492 wurde sie von
Ladislaus von Böhmen als eigene Herrschaft an die Kurzbach veräußert. Diese
verkauften sie an die Freiherren von Maltzan, die Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhob. Die freie Standesherrschaft
M. umfasste 8 Quadratmeilen. S. Preußen, Polen.
L.: Wolff 487.
Millendonk, Myllendonk, Mylendonk (Reichsritter, reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der
Wasserburg M. an der Niers bei Korschenbroich westlich von Düsseldorf benannten
sich seit 1168 auftretende Edelherren von M., die Lehnsträger Gelderns waren.
Ihre Herrschaft stand nach ihrem Aussterben um 1300 den Reifferscheid als Lehen
Gelderns, seit etwa 1350 den Mirlar (Millendonk-Mirlar, Myllendonk-Mirlar) und
danach den Bronkhorst (Bronckhorst) zu. Sie gehörte später zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
1682/1690 kam sie an die Herzöge von Croy, 1694 an die Gräfin von Berlepsch.
1700 wurde sie reichsunmittelbar. 1733 fiel sie in weiblicher Erbfolge mit 0,8
Quadratmeilen Gebiet und 1600 Einwohnern (im Wesentlichen das heutige
Korschenbroich) den Grafen von Ostein zu. 1794 wurde sie von Frankreich
besetzt. Die Grafen von Ostein erhielten für den Verlust der dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörigen Herrschaft an
Frankreich durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 die Abtei Buxheim (ohne das Dorf Pleß und belastet mit
verschiedenen Renten). 1813/1835 kam die Herrschaft, die 1832 an die Freiherren
von Wüllenweber (Willenweber) vererbt wurde, an Preußen und damit das Gebiet
1946 an Nordrhein-Westfalen (heute Teil der Stadt Korschenbroich).
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939;
Quadflieg, E., Millendonk und seine „Vererbung”, 1959.
Milz (Reichsritter).
Die M. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken. S. Scholl.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 125; Rahrbach 165,
Ulrichs 209.
Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst).
An der Stelle von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7.
Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046
anlässlich der Übertragung vom Reich an das
Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den
Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die
Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den
Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber
von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an
Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M.,
abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht
erledigtes Reichslehen John Churchill
Marlborough, First Duke of Marlborough, als Belohnung für seinen Sieg über
Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch den
Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt wurde,
und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7
Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948;
Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R.,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der
Landkreis Mindelheim, 1971.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der
Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle,
Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die
Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die
billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom
Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel
der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die
Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von
Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede),
dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der
Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke
und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch
Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer
des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den
Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert
kam das früh von der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der Herzöge
von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648 wurde es
gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung für
Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum
umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das
Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden
unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen,
Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen
auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor.
1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz
Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser,
H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K.,
Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631;
Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich,
2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe
von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
Minderslachen (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Reichsdorf Mundeslacht, das
Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte.
L.: Hugo 464.
Minfeld (Reichsdorf).
M. südlich Landaus erscheint erstmals 982 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer. Mit der Herrschaft
Guttenberg kam es an Pfalz-Zweibrücken und Leiningen. Am 22. 1. 1379
verpfändete König Wenzel an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem M.,
das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen eingelöst
hatte. Später gelangte es über die Pfalz und Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Walther, J., Beiträge zur Geschichte der Dörfer Minfeld und
Freckenfeld, 1906.
Minkwitz (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mistelbach, Mistelbeck (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. Der
Ort M. kam zu Bayern.
L.: Riedenauer 125.
Mittelburg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 125.
Mittelrheinstrom (Kanton, Ritterkanton). M. war ein
Kanton des Ritterkreises Rhein der Reichsritterschaft.
Die Kanzlei des in einen wetterauischen, rheingauischen, einrichschen und
westerwaldischen Sonderort gegliederten Kantons war in der Burg Friedberg.
L.: Wolff 515; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 369.
Mitterburg (Grafschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Grafschaft M. über die vormalige Markgrafschaft
Istrien und das Erzherzogtum Österreich zum österreichischen Reichskreis. 1918 fiel M. an Jugoslawien.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Mock, Möckh (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mock von Balgheim, Möckh von Balgheim (Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert waren die M.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 209.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der
Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452
wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum
Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara
ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die
Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen
Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im
Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog
von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen
aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück).
1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus
Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Modena-Breisgau (Herzogtum). Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 kamen Breisgau und Ortenau als Entschädigung für den Verlust Modenas an den Herzog von Modena bzw. Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden.
Modschiedel, Modschiedl, Motschider, Mutschiller,
Mudschidler, Madschiller (Reichsritter). Im 16.
Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Odenwald und zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Pfeiffer 211; Riedenauer 125; Neumaier 63, 77, 148, 165
(Modschiller).
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M. am
Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei Werden
genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M., die sich
seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten um M. und
Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln sowie
Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von Kleve zu
Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden, 1417
teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor M. im
späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und 1519 an
die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation ein und vererbten die
Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm
(Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem Erlöschen der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden Erbfolgestreits als Erbe
und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen
die Aufnahme von M. in das westfälische Reichsgrafenkollegium.
1707 wurde M. vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt. Seit 1723 war M. Sitz
einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6 Quadratmeilen Gebiet
und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens
und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers,
hg. v. Wensky, M., 2000.
Moers-Saarwerden (Grafschaft), Saarwerden. Die Grafschaft
Saarwerden kam 1376 durch Heirat an die Grafen von Moers. Durch Teilung
entstand 1417 die Grafschaft M. Diese fiel 1527 im Erbgang an die Grafen von
Nassau-Saarbrücken, 1629 an Nassau-Weilburg. Zu ihr gehörten bis 1527 auch Lahr
und Kehl. Sie zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
1794 kam sie schließlich an Frankreich. S. Saarwerden.
L.: Herrmann, H., Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957.
Möhringen (Herrschaft). M. im Versickerungsgebiet der
Donau bei Tuttlingen wird 882 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es von
dem letzten Alaholfinger an die Abtei Reichenau.
Vögte waren wohl ursprünglich Herren von Möhringen, seit 1308 die Herren von
Klingenberg. Um 1300 wurde der Ort Stadt. 1520 wurde die Herrschaft an
Fürstenberg verkauft, das sie 1525 an das Schaffhauser Geschlecht Amstad (am
Staad) veräußerte, 1553 aber zurückerwarb. Über Württemberg (1806) kam M.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44; Bühler, F., Heimatbuch Möhringen, 1958.
Molsberg (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die M. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der
Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044
kam sie vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von
Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen),
wobei die Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen von Burgund
(Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von
Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg und Reichenweier
gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont),
Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der Erbtochter
(Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506),
Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg
wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die
Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit
1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte,
aber keinem Reichskreis angehörte, von
Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen musste, besetzt.
1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche,
Württemberg. Vjh. f. LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte
Württembergs, Bd. 1 1887; Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891;
Pigallet, M., Le Comté de Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L.,
Nouvelle histoire du pays de Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und
Altwürttemberg, Alem. Jb. 7 (1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche
Adelsherrschaft im Zürichgau, 1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1960, 185 Montbéliard; Bühler, H., Studien zur Geschichte der
Grafen von Achalm und ihrer Verwandten, Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.;
Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992, 780; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2,
420.
Mondsee (Stift). Auf altem Siedlungsboden
gründete (vor) 748 der Herzog von Bayern das Kloster M. im Salzkammergut. 788
wurde es Königsgut (Reichskloster). 829 erhielt
es das spätere Sankt Wolfgangsland. 833/837 wurde es dem Hochstift Regensburg
übertragen, 1104 aber wieder von ihm gelöst. 1505 fiel das Mondseer Ländchen im
Anschluss an den bayerischen Erbfolgekrieg an Habsburg bzw. Österreich.
L.: Wolff 27; Awecker, H., Mondsee, Markt, Kloster, Land, 1952; Das älteste
Traditionsbuch des Klosters Mondsee, bearb. v. Rath, G./Reiter, E., 1989;
Haider, S., Mondsee, LexMA 6 1992, 751.
Montecuccoli (Reichsfürst).
1651 wurde der kaiserliche Feldmarschall Raimund M., dessen Familie aus Modena
stammte, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 152; Senesi, J., Raimund Montecuccoli, 1933; Leisching, P., Hohenegg.
Das Werden des montecuccolischen Herrschafts-Fideikommisses in
Niederösterreich, Innsbrucker Historische Studien 10/11 (1988); Schreiber, G.,
Montecuccoli, Raimondo, 2000.
Montferrat (Markgrafschaft), ital. Monferrato,. Die
Markgrafschaft M. (zu 909 Monsferratus) zwischen Po und unterem Tanaro in
Oberitalien entstand im (10. und) 11. Jahrhundert. Die bis in die Mitte des 10.
Jahrhunderts zurückverfolgbaren, im frühen 12. Jahrhundert erstmals so
bezeichneten Markgrafen erlangten 1204 in den Kreuzzügen das Königreich
Thessalien. 1305 kam M. durch Erbschaft über die Erbtochter (Irene) an eine
Seitenlinie der Kaiser von Byzanz (Könige von Griechenland) und von diesen nach
Aussterben der Linie (1533) 1536/1559 an die Gonzaga von Mantua. 1574 wurde es
Herzogtum. 1630/1631 fiel im mantuanischen Erbfolgekrieg ein Teil an Savoyen.
Dieses bzw. Sardinien erhielt 1703/1713 den Rest als durch Felonie Mantuas
erledigtes Reichslehen. Über Savoyen/Sardinien
kam M. zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B/C2, II 78 (1450) F4; Usseglio,
L., I marchesi di Monferrato in Italia e in Oriente durante i secoli XII e
XIII, hg. v. Patrucco, C., 1926; Colli, G., Monferrato, 1960; Haberstumpf, W.,
Regesto dei marchesi di Monferrato di stirpe aleramica e paleologa per
l’Outremer e l’Oriente (S. XII-XV), 1989; Settia, A., Montferrat, LexMA 6 1992,
799.
Montfort (Grafen). Nach der um 1200 erbauten Burg
M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem ein schwäbisches, die um 1160
ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger) bzw. Pfalzgrafen von Tübingen
um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht. 1258 spalteten sich die Grafen
von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw. 1267/1270 teilte sich M. in die
Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390), Montfort-Bregenz (bis 1338, beerbt von
Montfort-Tettnang) und Montfort-Tettnang, von der 1354 eine jüngere Linie
Tettnang (bis 1574) und eine jüngere Linie Bregenz (bis 1787) ausgingen. Die
Grafen zählten 1488 zur Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee, später wegen Schomburg zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Von
den umfangreichen Gütern am Bodensee und Alpenrhein sowie im Voralpengebiet
gingen die meisten an die Grafen von Habsburg (Feldkirch 1375/1379, Bregenz
1451/1523). 1565 wurde Rothenfels an Königsegg veräußert, 1779/1780 Tettnang an
Österreich verkauft. 1787 starben die Grafen aus. Wegen der Grafschaft M.
(Menthor) zählte Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1816 ernannte der König von
Württemberg seinen Schwiegersohn (Jerôme Bonaparte 1784-1860), dessen
Nachkommen in der Gegenwart in Frankreich leben, zum Fürsten von M.
L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82;
Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845;
Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff.
1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6
1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.
Montfort-Bregenz (Grafen). Die Grafen von M. entstanden
1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie starben 1338 aus. Bei einer
erneuten Teilung 1354 entstand eine jüngere Linie M. Sie erwarb 1359 die
Herrschaft Hoheneck bzw. Hohenegg, zählte zum österreichischen Reichskreis und erlosch 1787.
L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Montjoye (Reichsritter)
Montmartin (Grafen, Reichsritter).
Im späteren 18. Jahrhundert zählten die Grafen M. im Kanton Altmühl zum
Ritterkreis Franken.
L.: Pfeiffer 197; Riedenauer 125.
Moresnet (herrschaftsfreies Gebiet). M. bei Aachen blieb mit einem Teil (Neutral-Moresnet), mit dem Dorf Kelmis und dem Galmeibergwerk Altenberg sowie etwa 4000 Einwohnern bei der Neugestaltung der europäischen Staaten 1815 herrschaftsfrei. Zunächst wurde es von Preußen und den Niederlanden gemeinsam verwaltet, 1841 aber sich selbst überlassen. 1920 wurde es Belgien einverleibt. Vom 18. 5. 1940 bis 1944/1945 war M. nochmals Teil des Deutschen Reiches.
Morgen (Reichsritter).
Im 17./18. Jahrhundert zählten die M. vielleicht zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 125.
Mörlau, Merlau, Mörlau genannt Böhm, Mörle
genannt Böhem (Reichsritter). Die M. gehörten im
16. und 17. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 374; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Buseck, Steinau
1618) im 17. Jh. ausgestorben, Mörle genannt Böhem (Ürzell, Ulmbach) im 17. Jh.
ausgestorben.
Mörlau zu Münkheim, Merlau zu Münkheim (Reichsritter). Im späten 17. Jahrhundert zählten die
M. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125; Neumaier 87, 102 (Mörlau genannt Behem).
Mörlbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mörle genannt Böhem (Reichsritter) s. Mörlau
Morsheim, Mosheim, Mornsheim, Mortlßheim (Reichsritter). Vielleicht zählten die M. im frühen 16.
Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125.
Morstein (Reichsritter),
Morstein zu Niedernhall. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Stetten 33; Riedenauer 125; Neumaier 72, 150, 152.
Mosau, Mossaw (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Dorf M., das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich
von Leiningen gelöst hatte.
L.: Hugo 466, 464.
Mosbach, Mospach, Moßbach, Mussbach, M. von
Lindenfels, M. zu Mosau, M. zu Reinheim, M. zu Rheinheim (Reichsritter). Die M. stammten aus M. bei Heidelberg
und erbauten später die Burg Lindenfels im Odenwald. Von 1544 bis vor 1688
gehörten die M. von Lindenfels zur Ganerbschaft Mommenheim. Bis ins frühe 18.
Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Stetten 33; Zimmermann 76; Riedenauer 125; Neumaier 72
(Mosbach von Lindenfels); Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (bei Kirchbrombach) 1550)
ausgestorben.
Mosbach (Reichsstadt,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in
den Neckar wurde um 736 ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw.
urkundlich 976 (Reichsabtei) erwähnt wurde. Die
zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291
Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt. 1297/1329
kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499 Sitz von Pfalz-Mosbach
war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Moser von Filseck (Reichsritter).
Von 1617 bis 1673 waren die M. wegen Oberensingen im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 267.
Mossaw (Reichsdorf) s. Mosau
Mudersbach (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Hohlenfels 1550).
Müdesheim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mudschidler (Reichsritter)
s. Modschiedl
L.: Pfeiffer 211.
Mueg von Boofzheim (Reichsritter).
Die 1684 ausgestorbene Familie M. gehörte zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Muffel (Reichsritter).
Im 16. und frühen 17. Jahrhundert zählten die Nürnberger Patrizier M. zum
Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert waren sie wegen des
1730 erworbenen Rittergutes Vestenbergsgreuth auch im Kanton Steigerwald
immatrikuliert.
L.: Pfeiffer 208, 209; Bechtolsheim 15, 21, 414; Riedenauer 125.
Muffelger, Muffelgern (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert waren die M. im Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert.
L.: Riedenauer 125.
Müffling genannt Weiß, Muffling (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
M. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken und zur vogtländischen
Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 125.
Mugelein (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 125.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 390.
Muggenthal (Reichsritter).
Im 17. und frühen 18. Jahrhundert zählten die M. mit Laibach zum Kanton Odenwald
im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 125; Stetten 79.
Mühlhausen (Reichsdorf?,
reichsritterschaftlicher Ort). Vielleicht wird M. an der Enz bereits 789/792 in
der Überlieferung Lorschs genannt. Seit 1233 erwarb das Kloster Maulbronn
Güter. 1508 verzichtete Maulbronn auf die Ortsherrschaft, die danach an
verschiedene Reichsritter kam (u. a. Thumb von
Neuburg). 1785 gelangte das zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
zählende M. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 174; Hugo 475
Mühlhausen (Reichsstadt).
Das (775 anlässlich der Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967
erstmals erwähnte M. (Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit
karolingischer Zeit?) Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes
mit franci homines. Die zugehörige Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des
10. und 11. Jahrhunderts häufig besucht. Bei ihr entwickelte sich eine
Siedlung, die schon 974 hervorgehoben wurde. 1188 wurde M. civitas imperatoris,
1206 civitas regia und um 1220 des richis stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht
im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch aufgezeichnet.
1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen
von der Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor
1290 wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden Statuten
aufgezeichnet. 1336 wurde das Reichsschultheißenamt
erlangt. Seit 1348 galt M. als freie Reichsstadt.,
Bis 1370 gewann M. ein Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie etwa 220
Quadratkilometern. 1418 trat die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs die Stadt
auf rund 8000 Einwohner. 1483 wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin. Zwischen
dem Bauernkrieg (1524/1525) und 1548 ging die Reichsfreiheit
als Folge des Wirkens Thomas Müntzers (1524) vorübergehend verloren zugunsten
eines jährlich wechselnden Regiments durch Sachsen und Hessen. 1542 wurde die
Stadt gewaltsam reformiert. 1710 wurde das zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt
Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen
Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des
Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen
angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter
in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des
Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der
Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.; Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen 1802,
1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt
Mühlhausen in Thüringen, 1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911; Bemmann, R., Die Stadt Mühlhausen im
späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch,
hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in Thüringen. 1200 Jahre
Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther, G./Korf, W., Mühlhausen
Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder Mölsen, Mühlhauser
Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6 1992, 891; Lau, T.,
Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber,
W., 2003.
Muhr, Mur, Muri (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. S. Altenmuhr.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 125.
Mulach (Reichshof).
Am 29. 3. 1351 erlaubte Kaiser Karl IV. der Witwe Eberhards von Bürglen unter
anderem, M. im Thurgau bei Konstanz an Hermann von Breitlandenburg zu
verpfänden. Von ihm kam M. an Burkhard Schenk. Am 1. 2. 1464 gestattete Kaiser
Friedrich III. dem Abt von Sankt Gallen, die Reichsvogtei
über M. von Burkhard Schenk einzulösen.
L.: Dacheröden 177; Hugo 473.
Mülhausen (Reichsstadt),
frz. Mulhouse. M. im Elsass wird 803 erstmals erwähnt. Unter den Staufern wurde
es zur Stadt (1223 civitas) erhoben. Als Reichsstadt
(vor 1268) war es seit 1354 Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. Seit
1515 war es zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1523 wurde die
Reformation eingeführt. 1798 schloss sich M. durch Volksabstimmung Frankreich
an.
L.: Wolff 536f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis
1797) C1; Mossmann, X., Cartulaire de Mulhouse, Bd. 1ff. 1883ff.; Werner, L.,
Topographie historique du Vieux Mulhouse, 1949; Moeder, M., Les institutions de
Mulhouse au moyen âge, 1951; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse des
origines à nos jours, 1977; Fahlbusch, F., Mülhausen, LexMA 6 1992, 891;
Eidgenössische Grenzfälle, hg. v. Kaiser, Wolfgang u. a., 2001; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 435.
Müllenheim (Reichsritter).
1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern
bei der Ritterschaft immatrikulierten M. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Müller zu Lengsfeld (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren M. zählten im 18.
Jahrhundert mit Stadtlengsfeld, Gehaus und Weilar zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 375; Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125.
Münch (Reichsfreiherr,
Reichsritter). Bankier von M. stammte aus alten
Patriziergeschlechtern der Reichsstädte
Augsburg, Frankfurt, Ulm und Memmingen und wurde 1788 von Kaiser Joseph II. in
den Reichsfreiherrenstand erhoben. Nach dem
Erwerb der Herrschaft Mühringen (Hohenmühringen), Egelstal, Wiesenstetten und
einem Teil von Mühlen war er von 1790 bis 1805 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem 1748 von den
Leutrum von Ertingen erworbenen Filseck gehörte er auch dem Kanton Kocher an.
L.: Hölzle, Beiwort 62, 64; Hellstern 209, 218f.; Kollmer 378.
Münch von Rosenberg (Reichsritter).
Im späteren 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 125; Neumaier 147 (Münch, Hans Hermann).
München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern [Alter
Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit
September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des
Bischofs von Freising in Oberföhring und verlegte gegen Abfindung den Markt von
Oberföhring nach M. (Munichen), dessen ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre
alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des Kultusministeriums 2003) weitgehend
unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz Heinrichs des Löwen wieder an das
Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern. Seit 1255 wurde es zunächst neben
Donauwörth, Dachau, Neuburg und Wolfratshausen, später allein Sitz des
Herzogtums Oberbayern (seit 1392 Bayern-Münchens). S. Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952;
Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v.
Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die
Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt
und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA 6 1992, 897; Geschichte der
Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F., Münchner Stadtgeschichte,
1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum, 1997; Bauer, R., Geschichte
Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394;
Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H.
u. a., 2008.
Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M. bei
Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des Klosters
Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch,
Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben,
Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und
anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der
Landeshoheit der Landgrafschaft Nellenburg die hohe und niedere
Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem aufgehoben, die Güter
kamen meist an Baden und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4
Münchingen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die M. mit dem 1700 an die Nettelhorst verkauften
Schlossgut Bittenfeld zum Kanton Kocher und mit dem 1709 an die Tessin
verkauften Gut Hochdorf und dem 1733 an die Harling verkauften Gut und Schloss
M. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Kollmer 379; Hellstern 209; Heimatbuch Münchingen, 1973.
Mundatwald (Gebiet). Der M. bei Weißenburg im
Elsass, der eine Fläche von 7 Quadratkilometern umfasst, war nach 1945 zwischen
Deutschland und Frankreich streitig. Er gehörte nach umstrittener Rechtsansicht
zum Staatsgebiet des Deutschen Reiches, nicht
jedoch der Bundesrepublik Deutschland. Sein Eigentum stand dem Deutschen Reich und dem Freistaat Bayern zu. Nach einer
Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 2. 9. 2008 stellte
Frankreich das Gebiet 1945 (ohne Annexion) durch Besatzungshoheit unter seine
vorläufige Verwaltungshoheit, und schloss damit die Ausübung deutscher
Hoheitsgewalt aus. 1986 gingen die hoheitlichen Befugnisse Frankreichs auf
Deutschland über, während Frankreich das Eigentum erhielt. Die mit dem Eigentum
verbundenen Nutzungsrechte (z. B. Jagdrecht) dürfen seitdem nur im Rahmen der
geltenden deutschen Gesetze ausgeübt werden (8 A 11351/2007).
L.: Bertzel, K., Die deutsch-französische Mundatwaldvereinbarung vom 10. 5.
1984, NJW 1986, 1403; Dünisch, H., Der Mundatwald, 1989, vgl. NJW 1989, 3079
(Rezension).
Münden, Hannoversch Münden (Burg, Herrschaft,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg in der Linie
Calenberg-Göttingen). Um 800 gab der Missionsbischof Erkanbert dem Kloster
Fulda M. (Gemundi) am Zusammenfluss von Fulda und Werra. Vermutlich über die
Grafen von Northeim und Winzenburg kam es an Heinrich den Löwen und fiel
spätestens 1183 an die Landgrafen von Thüringen. 1246 wurde nach deren
Aussterben der Herzog von Braunschweig-Lüneburg mit dem Reichslehen M. belehnt. Über Hannover gelangte M. 1866 an Preußen
und 1946 zu Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolff 437; Lotze, W., Geschichte der Stadt Münden, 2. A. 1909; Beuermann,
A., Hannoversch-Münden, Diss. phil. 1951; Eckhardt, K., Heinrich der Löwe an
Werra und Oberweser, 1958; Festschrift zur 800-Jahrfeier der Stadt Münden, hg.
v. d. Stadt Münden, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 251.
Munderkingen (reichsstadtähnliche Stadt). Die von den
Herren von Emerkingen gegründete Stadt M. kam vor 1297 an Habsburg. 1384/1386
verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen Rechten ausgestattete Stadt
an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sich die zum österreichischen Reichskreis gezählte Stadt an Österreich aus. 1805 kam
sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955.
Mundeslacht s. Minderslachen (Reichsdorf).
L.: Hugo 464.
Münster (Dorf). Das Dorf M. bei Donauwörth
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über den Abt des Kreuzklosters in
Donauwörth zum schwäbischen Reichskreis.
1802/1803 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 229; Wallner 690 SchwäbRK 97.
Münster (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von M. mit Euerbach, M.,
Niederwerrn, Kleineibstadt, Pfändhausen, Teilen von Burglauer, Rannungen und
Teilen von Poppenlauer zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Außerdem waren sie seit dem 17. Jahrhundert mit Lisberg (Lissberg, Lißberg) im
Kanton Steigerwald immatrikuliert. Im späten 16. Jahrhundert gehörten sie auch
dem Kanton Baunach an.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538ff.; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Seyler 375f.; Winkelmann-Holzapfel 157; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 12, 17,
63, 306; Riedenauer 125; Rahrbach 166.
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission
machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem
1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum
Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel,
Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an Groningen und
Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen.
Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das
weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt
war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
gehörige Hochstift (1559) in das Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt
M. und den Städten Beckum, Ahlen, Telgte, Sendenhorst und Steinfurt],
Sassenberg [mit der Stadt Warendorf], Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen,
Ahaus und auf der Bram [mit den Städten Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn],
Horstmar [mit den Städten Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den
Kirchspielen Borghorst, Holthausen], Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und
Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das
damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene,
aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum M. unterstellte Niederstift
(Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das
größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der
Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535
errichteten die Täufer in M. ein demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein weltliches
Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der Fürstbischof
eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau,
Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde
in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift
(Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter Preußen, das den
östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile
der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der
Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt
Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und Teile des Amtes Wolbeck),
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar),
Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und
zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt.
1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile
auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit
dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu
Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an Preußen (Provinz
Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und Oldenburg und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2,
108; Bauer 1, 395; Westfälisches Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers,
C. v., Beiträge zur Geschichte der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts
Münster, 1848; Die Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.;
Brand, A., Geschichte des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze,
E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die
Territorialpolitik des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357,
1937; Handbuch des Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f.
1946ff.; Westfalia sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd.
1f. 1949f.; Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A.,
Studien zur mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel,
J., Die Karten des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12
(1959); Theuerkauf, G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert.
Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen
Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im
Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der
Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des
Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte
von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum
Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA
6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum
Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster
in der frühen Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
424, 2, 438; Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des
Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der
Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011.
Münster (Reichsgrafen). Das seit 1170 nachweisbare westfälische hochfreie Adelsgeschlecht wurde 1792 zu Reichsgrafen erhoben.
Munster (Reichsstadt) s. Münster
Münster, Munster (Reichsstadt).
Im 7. Jahrhundert (675) wurde in M. im Gregoriental im Oberelsass eine Abtei
gegründet, die 826 vom Kaiser die Immunität erhielt, im 12. Jahrhundert zu
Basel gehörte, bis zur französischen Revolution von 1789 Bestand hatte und 1802
zerstört wurde. An sie schloss sich die Stadt M. an. Sie war seit dem 13.
Jahrhundert Reichsstadt (1235?) und gehörte zum
elsässischen Zehnstädtebund. 1536 wurde in M. die Reformation durchgeführt. Im
17. Jahrhundert fiel es an Frankreich.
L.: Wolff 298; Ohl, L., Geschichte der Stadt Münster und ihrer Abtei, 1897;
Stintzi, P., Elsässische Klöster, 1933; Chavoen, G., Das elsässische
Münstertal, 1940; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit,
Diss. phil. Freiburg/Üchtland 1972; Fahlbusch, F., Münster, LexMA 6 1992, 917.
Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz),
Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an
Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom
1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs
von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II., der
die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die Lehnshoheit
Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter
der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5. 1454 an
Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und Glatz an
seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die Reformation
eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz verpfändet.
1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und
unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser
verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit
Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter Auerspergs kaufte. Das Land
umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M. und Frankenstein gegliedert.
1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung Polens, 1990 kam es als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 400.
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160 erbaute
der Reichsministeriale Kuno I. von
Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165 bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach
der sich die Familie danach benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156
bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam nach 1170 ein Teil der Grafschaft Nürings.
Nach dem Aussterben der Herren von M. gelangte die später zum oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim, Königstein,
Dreieichenhain, Babenhausen und rund hundert weitere Orte umfassende Herrschaft
1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von Falkenstein, die weitere
Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und Pappenheim (1286) erwarben,
im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von Falkenstein fiel 1418 an
die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und Eppstein. Für die Grafen
von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das Erzstift Mainz (10/48) ein.
Die mainzischen Güter kamen 1684 an die Grafen von Hanau und damit 1736 an
Hessen-Kassel, die Solmser Güter im frühen 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt.
Der Anteil Hessen-Kassels fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a.
Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950;
Binding, G., Burg Münzenberg, 2. A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg -
Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz, H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 284.
Mur (Reichsritter) s. Muhr
Murbach (reichsunmittelbares Kloster, Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und
Gebweiler/Neuenburg]). Vermutlich (um) 727 gründete der irische Wanderbischof
Pirmin auf Eigengut des Herzogs Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen
nordwestlich von Gebweiler im Elsass die Benediktinerabtei M., in der wenig
später die althochdeutschen Murbacher Hymnen entstanden. Sie erhielt früh
bedeutende königliche Privilegien (727 Immunität) und gewann reiche Güter vom
Breisgau bis zur Schweiz. Nach der Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie
959 erneuert. 1228 ist der reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen
Klosters erstmals bezeugt. Er blieb trotz der zeitweilig von Habsburg
beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214 gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner
Güter, 1456 das Kloster Luzern und dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch
wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders) gewonnen. 1536 musste sich M. dem
Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die Reichsstandschaft
verlor. Obwohl 1648 die Reichszugehörigkeit
bekräftigt wurde, ging M. an Frankreich über, das es 1759/1764 in ein
weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789 aufhob. Die Abtei
bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt Gebweiler und 5
Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler [Watweiler] und dem
Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt Sankt Amarin und 14
Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs.
f. schweizer. Geschichte 27 (1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen
Kirchen im Mittelalter, 1960; Bischoff, G., Recherches sur la puissance
temporelle de l’abbaye de Murbach (1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach,
LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in
römischer Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine
fränkische Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788
erstmals als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie
angehörige, wahrscheinlich mit Bischof Megingoz von Würzburg und vielleicht
auch mit Kaiser Ludwig dem Frommen verwandte Waltrich am Anfang des 9.
Jahrhunderts das Benediktinerkloster St. Januarius, dessen Ausstattung auf
Königsgut beruhte (verschollene echte Dotationsurkunde Ludwigs des Frommen von
mutmaßlich 816, gefälschte Gründungsurkunde von angeblich 817). 993 errang das
Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft. Die Vogtei über das Kloster
stand als Reichslehen den hessonischen Herren
bzw. seit 1180 Grafen von Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den
Grafen von Löwenstein zu, deren Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift
Würzburg, 1281 aus Geldmangel über König Rudolf von Habsburg an die neuen Grafen
von Löwenstein und 1388/1395 an Württemberg kamen. Im späten 15. Jahrhundert
wurde M. in Württemberg landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch Plünderung
verloren. 1552 wurde die Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde
aufgehoben. 1808 gingen Stadt M. und das Kloster M. im Oberamt Backnang
Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger
Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W., Schäftlarn,
Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f. bay. LG. 28
(1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter, 1982; Fritz,
G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der Reformationszeit,
1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H., Die Privilegierung
des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57 (2001), 421.
Murten (Reichsstadt,
Herrschaft, Land). M. am Murtensee zwischen Solothurn und Avenches (Aventicum)
erscheint 515 als burgundischer Königshof Muratum in der Gründungsurkunde des
Klosters Saint-Maurice (Saint Maurice/Wallis, Sankt Moritz). Nach seiner 1034
erfolgten Zerstörung wurde es nach 1159 von den Herzögen von Zähringen als
Stadt begründet. Nach dem Aussterben der Herzöge wurde es Reichsstadt, kam aber 1255 und nach der Rückgewinnung
seitens des Reiches (1283) 1291 erneut an
Savoyen. Von 1475 bis 1798 wurde es von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet.
1803 gelangte es an den Kanton Freiburg der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Welti, F. E.,
Das Stadtrecht von Murten, 1925; Flückiger, E., Murten, 1946.
Musenlo (Reichsritter) s. Musslohe
Muskau (Herrschaft). M. an der Lausitzer Neiße war
im 12. Jahrhundert ein kirchlicher Mittelpunkt. Später war es Sitz der
Herrschaft M., zu der 1361 eine Wasserburg zählte. Die 27000 Hektar umfassende
Standesherrschaft in Sachsen gehörte nacheinander Boto von Eilenburg bzw.
Eulenburg (1361), Heinrich von Kittlitz, den Penzig bzw. Pentzig (1390), den
Biberstein (Bieberstein) (vor 1444), Böhmen, den Schönaich bzw. Schöneich
(1558), Böhmen bzw. dem Reich (zweiter Heimfall
des Lehens an die Krone Böhmens), den Burggrafen von Dohna (1597), den Grafen
von Callenberg (1644), den Grafen von Pückler (1785 [, Errichtung eines
vorbildlichen Landschaftsparkes, vgl. Pückler-Muskau, Hermann von, Andeutungen
über Landschaftsgärtnerei, 1834]) dem Prinzen Friedrich der Niederlande
(1846-1861) sowie zuletzt bis 1945 den Grafen von Arnim. S. Polen.
L.: Wolff 470; Arnim, S. Gräfin v., Der Landvogt von Callenberg, 1934;
Arnim-Muskau, H. v./Boelcke, W., Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und
Neiße, 1978, Neudruck 1992.
Musslohe, Musenlo (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 125.
Muth (Reichsritter).
Um 1806 zählten die M. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Mylendonk (Herrschaft) s. Millendonk
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939;
Quadflieg, E., Millendonk und seine „Vererbung”, 1959.
Mylius (Reichsritter).
Um 1700 zählten die M. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Myllendonk (Herrschaft) s. Millendonk
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg,
E., Millendonk und seine „Vererbung”, 1959.
Nagold (Herrschaft). N. an der Nagold erscheint
erstmals 786 anlässlich einer Gabe des König Karl dem Großen verschwägerten
Grafen des Nagoldgaus an das Kloster Sankt Gallen. 1007 übertrug König Heinrich
II. Reichsgut in N. an das Hochstift Bamberg. Um
1250 kam N. von den Pfalzgrafen von Tübingen als Nachfolgern der
Nagoldgaugrafen an die Grafen von Hohenberg, von denen sich eine Linie nach N.
benannte. 1363 verkauften die Grafen von Hohenberg den um 1330 zur Stadt
gewordenen Ort mit der zugehörigen Herrschaft an Württemberg. Mit Württemberg
gelangte N. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wagner, G., Nagolder Heimatbuch, 1925; Dieterle, G., Die Stadt
Nagold, 1931; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 448.
Nahegau (Gau zwischen Nahe und Rhein, Nahgovue,
Nahgouue, Nahgeuue, Nahcgouue, Nahkeuue, Nachgouue, Nachgouve, Nahgouue,
Nahgowe, Nahgouui, Nachgowe, Nichgouue, Nahgowie,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 14 (Saulheim,
Groß-Winternheim bzw. Großwinternheim, Albig bzw. Albich, Wöllstein, Traisen,
Hüffelsheim bzw. Huffelsheim, Nieder-Olm bzw. Niederolen, Ober-Olm bzw.
Oberolen, Kefersheim, Wieselbach, Hennweiler bzw. Hannweiler, Nierstein,
Denzen, Flonheim, Ingelheim, Bornheim, Kirn, Mainz, Jugenheim, Bergen,
Böschweiler, Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw. Hosenbach, Wendelsheim,
Gaualgesheim, Spiesheim); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 727;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 19, 24, 26, 27,
Nahgouwe, pagus Nauuinsis, ‚Nahegau‘; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 190; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen
Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 224 (754 pago Nafinsi), benannt nach der
Nahe, an der Nahe (u. a. Argenthal, Bergen, Biebern, Bosenbach, Denzen, Hausen,
Hennweiler?, Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw. Hosenbach, Kaiserslautern,
Kappel, Kirchberg,Kirn, Kübelberg, Merxheim, Monzingen, Niederkirchen,
Osterbrücken, Reichenbach?, Seesbach bzw.
Sessbach, Simmertal); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Gondershausen, Kappel, Sohren, Krummenau, Michelbach, Biebern, Simmern,
Argenthal, Denzen, Ravengiersburg, Lindenschied, Bingen, Kempten, Ingelheim,
Weiler bei Bingen, Waldalgesheim, Waldlaubersheim, Großwinternheim, Grolsheim,
Hergenfeld, Aspisheim, Jugenheim in Rheinhessen, Gensingen, Langenlonsheim,
Finthen, Hausen, Rhaunen, Seesbach, Hennweiler?, Hahnenbach, Monzingen, Merxheim,
Hühnerhof, Roxheim, Planig, Mandel, Weinsheim, Bad Kreuznach, Badenheim,
Pleitersheim, Traisen, Wöllstein, Gumbsheim, Hüffelsheim, Norheim, Flonheim,
Bornheim, Wendelsheim, Alsenz, Saulheim, Spiesheim, Albig, Weinheim, Wahlheim,
Heimbach, Reichweiler, Niederkirchen im
Ostertal, Saal, Brücken [Pfalz?], Bosenbach, Neunkirchen am Potzberg, Reichenbach).
Namur (Gau, Grafschaft, Markgrafschaft), fläm.
Namen. Im Gebiet der Mündung der Sambre in die Maas lag wahrscheinlich schon im
ersten vorchristlichen Jahrhundert das oppidum Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im
7. Jahrhundert erscheint hier die Münzstätte N. Um die Burg entwickelten sich
Stadt und Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die um 930 den Grafen von Lomme (um
1150 Heinrich der Blinde Graf von Namur, Laroche, Durbuy, Longwy und Luxemburg,
Vogt von Stablo, Sankt Maximin und Echternach) und 1188 den verwandten Grafen
bzw. Markgrafen von Hennegau (und Flandern) zustehende Grafschaft fiel 1213 an
die Courtenay und durch Verkauf 1263 an die Grafen von Flandern, 1421/1429
durch Verkauf seitens des erbenlosen Grafen Johann III. an Philipp von Burgund.
Mit Burgund kam sie 1477/1493 an Habsburg und zählte zum burgundischen Reichskreis. 1692 wurde N. von Ludwig XIV. von
Frankreich, 1695 von Wilhelm von Oranien erobert. Von 1715 bis 1781 gehörte N.
zu den Barrierefestungen der (österreichischen) Niederlande. 1815 fiel es an
die Niederlande. 1830/1831 kam es bei der Lösung Belgiens vom Königreich der
Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908,
15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des comtes de Namur, hg. v. Rousseau,
1936f.; Brouette, E., Introduction aux études historiques, archéologiques et
folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La maison de Namur sur la scène de
la grande histoire, 1950; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis, pagus Namucensis; Genicot, L., Le
Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études sur les principautés
lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale namuroise (Xe s.-1429),
1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?;
Namur. Le site, les hommes. De l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988;
Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992, 1011; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 452, 2,
448.
Nancy (Residenz des Herzogs von Lothringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 403.
Nankenreuth (Reichsritter).
Bis ins frühe 17. Jahrhundert zählten die N. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 125.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich
übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein
Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089)
und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher
bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach
1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik
gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales
Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den
Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende
Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald,
Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200)
mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als
Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in
die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und
Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie)
und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden
und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere]
Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und
Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere
ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte
Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach])
hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis
1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an
Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in
Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561).
Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch
Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez,
1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen
Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft
Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert
mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez
[bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch
waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516
wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich
geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen
und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und
Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die
linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg)
Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine
Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein,
Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn
wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg
Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand
erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel
Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg.
1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt
hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum
Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress
zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil
der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau
(1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden
die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der
König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg,
Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte
sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg,
wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt.
Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und
Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in
Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg.
Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch
Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller
nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651
aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg
mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie,
1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den
verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an
Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich,
wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt.
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien
Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723
Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde
es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744
die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden
verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt.
1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die
alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber
Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main,
aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a.
Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft
Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern
und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals
kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und
Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000
Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9.
1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter
Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von
der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen
deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum
N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische
Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren
Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises
Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816
regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am
28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber
wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234;
Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.;
Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F.,
Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg.
v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H.,
Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902;
Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die
Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl.
Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation
im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479;
Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte
Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und
Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt.
Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und wurde nach kurzer
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
1654 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1739
fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern Dillenburg,
Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach, Tringenstein und
Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Am 25. 2.
1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses
zur Entschädigung für die Statthalterschaft und seine Domänen in Holland und
Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die Reichsstadt
Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen (bei
Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in Liechtenstein),
Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und Klöster in den
zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81.
Nassau-Hadamar (Grafen). H. am Elbbach bei Limburg wird
erstmals 832 als Mittelpunkt einer Mark genannt. Der seit 1190 belegte Hof
Hadamar kam im 13. Jahrhundert an die Grafen von Nassau. Die Linie N. entstand
1303 bei der Aufspaltung der ottonischen Linie der Grafen von Nassau. 1320
machte sie Hadamar zum Hauptsitz. 1394 wurde sie von Nassau-Dillenburg
(Nassau-Siegen-Dillenburg) und Katzenelnbogen beerbt (1479 Hessen). 1557 fiel
Hadamar ganz an Nassau-Dillenburg. 1607 wurde erneut durch Teilung eine jüngere
Linie N. geschaffen. Ihre Güter (Hadamar, Rennerod) fielen 1711 an Nassau-Diez.
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft Hadamar (unter dem
Erbstatthalter der Niederlande) ein Gebiet von etwa 7 Quadratmeilen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 51; Wallner 703 WestfälRK 23; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Böhlen, H., Ein Stadtjubiläum. Ein
Rückblick auf Hadamars Sechsjahrhundertfeier, 1925; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 59.
Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus
wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die Erzbischöfe von Mainz über, die es
den Grafen von Nassau zu Lehen gaben. 1355 wurde Idstein Sitz der Linie N. der
walramischen Linie der Grafen von Nassau. Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre
Güter an Nassau-Weilburg. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut N. (mit
Idstein, Wiesbaden und Lahr). Diese Linie vererbte 1721 ihre Güter an
Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702
fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich verlor, an das durch
Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg
kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien
(1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der
ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747
die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche
Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort
[Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte.
1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte
dafür als Entschädigung im Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die Benediktinerabtei Weingarten,
Sankt Gerold (in Vorarlberg), das Benediktiner-Priorat Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) (insgesamt 46
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte
auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das
Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen
Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen
Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum Diez und
weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von N., der
1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete als
Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem
12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die
Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der
Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der
Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die
Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von
den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung
in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler)
bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden)
und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde
wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen
eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte
sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen.
1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand
ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die
Linie N. aus und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde
Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N.
1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an
Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft
Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es
seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957
unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
Nassau-Siegen (Grafen, Fürsten). Siegen an der Sieg
ist zwischen 1079 und 1089 (Sigena) erstmals bezeugt. 1170 erscheint eine
civitas Siegen um die Martinikirche, zu der 1224 eine Stadt auf dem Siegberg
trat. Ab 1224 stand Siegen infolge Vergabung durch die Grafen von Nassau an das
Erzstift Köln unter der Doppelherrschaft der Grafen von Nassau und der
Erzbischöfe von Köln. 1303 erhielt es Soester Recht. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam es ganz an Nassau. 1303 spaltete sich die ottonische Linie der
Grafen von Nassau in die Linien Nassau-Hadamar, N. und Nassau-Dillenburg. N.
nannte sich nach der Beerbung Nassau-Dillenburgs 1328 Nassau-Dillenburg. 1607
entstand durch Teilung Nassau-Dillenburgs erneut N. mit später etwa 9000
Einwohnern. 1621 wurde das kleine Land gedrittelt, doch fielen 1642 zwei
Drittel wieder zusammen. Danach residierten die beiden Linien im Oberen Schloss
(ältere, katholische Linie) und im Unteren Schloss (jüngere, reformierte Linie)
in Siegen. 1652 wurden sie in den Fürstenstand erhoben. 1734 starb der
reformierte Zweig aus und wurde vom katholischen Zweig beerbt. Dieser trat
1742/1743 N. an Nassau-Diez-Oranien (Nassau-Diez bzw. Oranien) ab, das seitdem
alle Gebiete der ottonischen Linie vereinigte. N. zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von
1806 bis 1813 gehörte Siegen als Unterpräfektur zum Großherzogtum Berg.
1815/1816 kam es zu Preußen (Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 337; Siegener Urkundenbuch, Bd. 1f. 1887ff.; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Bald, L., Das Fürstentum
Nassau-Siegen, 1939; Lück, A., Siegerland und Nederland, 1967; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum). Usingen im
Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von
Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie Nassau-Saarbrücken
Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die 1721 die Linie
Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die Linie
Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und
Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach,
Daisbach und Hausen Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1793/1801 verlor es seine linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797
beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch §
12 des Reichsdeputationshauptschlusses für das
Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft
Ottweiler und die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter
Königstein, Höchst, Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville,
Harheim (Haarheim), Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb
Frankfurts, von der Pfalz das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des
eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme
der Ämter Altenwied )[Altwied] und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt
die Ämter Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei
von solmsischen Ansprüchen), die Reichsdörfer
Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden, Schwanheim und Okriftel, die
Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf (Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle
Kapitel, Abteien und Klöster in den zugefallenen Landen, die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im Reichsfürstenrat.
Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit Nassau-Weilburg
zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Die Linie
N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen des
Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel der
Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms.
Nach 1124 wurden die Grafen von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde
Weilburg an die Grafen von Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von
Nassau erworben. 1355 wurde Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie
der Grafen von Nassau. 1381 erlangte es infolge Heirat die Grafschaft
Saarbrücken, 1393 die Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch Kauf),
Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile
von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie teilte sich
1442 in die neue Linie N. und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich
die neue Linie N. in die Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574
Nassau-Saarbrücken. 1602 fielen die Güter der Linie Nassau-Weilnau an N.
zurück. 1605 kamen auch die Güter der Linie Nassau-Idstein an N. zurück. 1629
wurde N. wieder aufgeteilt in Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721),
N. (1629-1806) und Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach weitere Aufteilung).
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg,
Weilmünster, Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den
Flecken Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim
umfassend die Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit Kirchheim
[Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft Saarwerden und das Amt Alsenz). 1799
erheiratete N. den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an Frankreich. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses
für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Kirchheim
(Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums (Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur
und Limburg) mit den Abteien Arnstein, Schönau und Marienstatt (Marienstadt).
Das zum oberrheinischen Reichskreis zählende N.
schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen
Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen und beerbte 1816 Nassau-Usingen.
Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer
und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und
wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N.
verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs.
Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten. Die
Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten.
Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein
eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie
zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei
Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die Reformation ein. 1564
wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen Reichskreis angehörige Stift N. in einen
Verwaltungsbezirk Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie
Sachsen-Zeitz stand. Das Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des
eigentlichen Stiftes N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt
Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit
der Stadt Osterfeld) und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen
Anteils (Stadt und Amt Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen
Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in)
Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F.,
Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und
ihre Entwicklung im Mittelalter, Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum
Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6
1992, 1055; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neapel (Königreich). N. an dem nach ihm
benannten Golf im westlichen Unteritalien wurde als griechische Kolonie
(Neapolis, neue Stadt) gegründet. 326 v. Chr. schloss es sich an Rom an. Nach
dem Untergang Westroms gehörte es zum Reich der
Ostgoten, dann seit etwa 550 (553) zum byzantinischen Exarchat. Hier erlangte
N. unter seinen Erzbischöfen eine ziemlich freie Stellung. Von 1057 bis 1085
kam Unteritalien an die Normannen, die von 1061 bis 1091 auch Sizilien
eroberten. 1139 wurde N. dem Königreich Sizilien einverleibt. Durch die Heirat
Konstanzes von Sizilien 1186 errang Kaiser Heinrich VI. das Normannenreich für
die Staufer. 1266/1268 eroberte der französische Prinz Karl II. von Anjou im
Auftrag des Papstes das Reich. 1282 errang in
der blutigen Sizilianischen Vesper König Peter von Aragonien bzw. Aragon, der
Schwiegersohn des Staufers Manfred, die Herrschaft über Sizilien. Obwohl danach
Sizilien selbständig war, wurde auch das Königreich der Anjou in Unteritalien
als Königreich Sizilien und erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch als
Königreich N. bezeichnet. Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Anjou 1435
gewann Alfons V. von Aragonien bzw. Aragon den Kampf um das neapolitanische
Erbe und vereinigte 1435/1442 Sizilien wieder mit N. (in Personalunion). Nach
vorübergehendem Verlust an Frankreich (1495-1503) sicherte Ferdinand von
Aragonien bzw. Aragon die spanische Herrschaft über N., das danach von
spanischen Vizekönigen verwaltet wurde. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg
fielen 1713/1714 N. und Sardinien an Österreich, Sizilien an (den Urenkel
Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Sayoyen-)Piemont. 1719/1720
tauschte Österreich Sizilien gegen Sardinien (an Piemont) ein. 1735 gab Kaiser
Karl VI. nach der Niederlage im polnischen Nachfolgekrieg das Königreich
Neapel-Sizilien an eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen. 1806 fiel N. an
Frankreich, kam aber 1815 an die Bourbonen zurück. 1816 begründete König
Ferdinand von Bourbon unter Aufgabe des seit dem 16. Jahrhundert allgemeiner
verwendeten Namens Königreich N. förmlich das Königreich beider Sizilien. Auf
Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 gelangte das seit 1820 von
Aufständen geschüttelte Land an das Königreich Sardinien bzw. das neue
Königreich Italien (1861).
L.: Benedikt, H., Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI., 1927; Gunn, P.,
Neapel, 1964; Croce, B., Opere, Bd. 3 Storia del regno di Napoli, 1966; Fuiano,
M., Napoli nel Medioevo, 1972; Galasso, G., Intervista sulla storia di Napoli,
1978; Galasso, G., Il Regno di Napoli, (in) Il Mezzogiorno angioino e aragonese
(1266-1494), 1992, 1ff.; Vitolo, G., Neapel, LexMA 6 1992, 1075; Cuozzo, E.,
Neapel, LexMA 6 1992, 1076; Pesendorfer, F., Österreich, Großmacht am
Mittelmeer?, 1998; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999.
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Kanton,
Ritterkanton). Der Kanton N. ist eine Untergliederung des Ritterkreises
Schwaben. Der Ort (Bezirk) Neckar (Neckar-Schwarzwald) hatte seine Kanzlei in
Tübingen, der Ort (Bezirk) Ortenau (an der Ortenau) in Kehl.
L.: Wolff 509; Kullen, S., Der Einfluss der Reichsritterschaft
auf die Kulturlandschaft im mittleren Neckarland, 1967.
Neckar-Schwarzwald (Ort, Bezirk) ist ein Bezirk im Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben. Er hatte seine Kanzlei in Tübingen, während
der Ort (Bezirk) Ortenau (an der Ortenau) die Kanzlei in Kehl hatte.
L.: Wolff 509; Kullen, S., Der Einfluss der Reichsritterschaft
auf die Kulturlandschaft im mittleren Neckarland, 1967.
Neckargemünd (Reichsstadt).
988 wird erstmals das Dorf Gemundi unterhalb der Reichsburg
Reichenstein am Zusammenfluss von Elsenz und
Neckar erwähnt. 1241 ist der Ort als Reichsstadt
bezeugt. 1329 konnte der Pfalzgraf die verpfändete Reichsstadt
von den Herren von N. auslösen. 1395 kam diese an die Pfalz, 1803 an Baden und
damit N. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90.
Neckarsteinach (Reichsritter,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Kurz nach 1100 wurde in N. am Neckar
östlich von Heidelberg die Hinterburg erbaut. Von ihr aus brachte das
fränkische Rittergeschlecht der Landschad (Landschwalbe) von Steinach die 1142
erstmals bezeugte Vorderburg, die nach 1165 errichtete Mittelburg und die
vielleicht im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts geschaffene Burg Schadeck
(Schwalbennest) 1428 von unterschiedlichen Berechtigten (Helmstadt, Worms,
Erbach, Mainz, Speyer, Handschuhsheim) an sich. 1653 starb das damit N. beherrschende
Geschlecht aus. Es folgten die Metternich zu Burscheid und Müllenark und die
Freiherren von Dorth. N. zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
1806 kam N. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 512; Möller, W./Kraus, K., Neckarsteinach, seine Herren, die Stadt
und die Burgen, 1928.
Neckarsulm (Reichslehen).
771 wird erstmals die villa Sulmana in der Überlieferung Lorschs genannt. Sie
ist später Reichslehen der Herren von Weinsberg.
Um 1310 erhielt sie von diesen Stadtrecht. 1375 fiel sie durch Verkauf mit der
Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz, 1484 durch Tausch an den
Deutschen Orden, 1805 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Maucher, K., Neckarsulmer Chronik, 1901; Krapf, F., Neckarsulmer
Heimatbuch, 1926; Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt, hg. v. d. Stadt
Neckarsulm, 1992.
Neideck, Neidek (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die N. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
sowie vielleicht auch zum Kanton Gebirg.
L.: Stieber; Stetten 33; Riedenauer 125; Neumaier 73 (Neudeck).
Neipperg (Herren, Reichsritter,
Grafen, Reichsgrafen). Von dem 1120 erstmals
bezeugten Birtilo von Schwaigern leitet sich das seit 1241 nach der Burg N. (Niberch)
bei Brackenheim benannte fränkisch-schwäbische Geschlecht N. her, dem die 1302
erworbene Herrschaft Schwaigern im Kraichgau gehörte. Es wurde 1726 zu Reichsgrafen erhoben und gelangte 1766 in der
schwäbischen Reichsgrafenbank als Personalist
zur Reichsstandschaft. Den Grafen gehörten neben
Schwaigern das 1407 erworbene Klingenberg, das 1737 erworbene Massenbachhausen,
Adelshofen und halb bzw. drei Achtel Gemmingen. Alle diese Güter steuerten zum
Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Die Stammherrschaft N. fiel 1806
an Württemberg und Baden und kam über Württemberg 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Neitperger?
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Zeumer 554 II b 61, 23; Hölzle, Beiwort 51;
Winkelmann-Holzapfel 157; Klunzinger, K., Die Edlen von Neipperg, 1840; Eberl,
I., Die Herren und Grafen von Neipperg, (in) Schwaigern, 1994, 385; Archiv der
Grafen von Neipperg 1280-1881, bearb. v. Kraus, D., 1997.
Neipperg zu Freudental (Reichsritter).
Von etwa 1581 bis 1587 zählten die N. zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 209.
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das
aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert
flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau
dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen,
erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich
seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt
von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742
wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige
Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige Anteil fiel
1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die Verwaltung
Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung
Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein,
W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte,
1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum
Neisse, 2011.
Neiße-Grottkau (Residenz) s. Neiße
L.:. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 408 (Neisse-Grottkau).
Neitperger (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die N. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken. S. Neipperg?
L.: Riedenauer 125.
Neletici, westliches (Gau an der Saale östlich
Halles mit Giuicansten bzw. Giebichenstein,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Neletice,
Neletiki, Nelectice, Gau an der Saale östlich Halles, Niemberg, (nach Curs
Neustadt in Halle,) Brachstedt bzw. Brackstädt, Giebichenstein); Hessler, W.,
Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 137 Neletici 1
(Brachstedt, Giebichenstein, Gutenberg, Niemberg, Oppin, Radewell); Wagner, G.,
Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Nellenburg (Grafen, Landgrafschaft). Die Burg N.
bei Stockach war Sitz der mit den Burchardingern und Udalrichingern verwandten,
seit 889 erkennbaren Grafen von N., die als Stifter des Klosters Allerheiligen
bei Schaffhausen hervortraten. Um 1050 wechselten die Grafen vom Zürichgau an
den oberen Rhein. 1077/1078 verloren sie die Grafschaft im Zürichgau. Seit 1080
nannten sie sich nach N. 1100/1105 starben die älteren Grafen von N. aus und
vererbten Herrschaft und Namen auf die Grafen von Bürglen, um 1170 auf die
Grafen von Veringen. Vor 1256 vereinigten diese das zu N. und Stockach gehörige
Gebiet mit dem Hegau (Landgrafschaft). 1422 kamen die Landgrafschaft und die
Grafschaft an die Herren von Tengen. Von 1465 bis 1805 gehörte N. durch Kauf zu
Habsburg/Österreich und bildete einen Teil Schwäbisch-Österreichs. 1805 kam die
zum österreichischen Reichskreis zählende, von
mehreren adligen Herrschaften und Städten durchsetzte Landgrafschaft N. mit
rund 25000 Einwohnern an Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Berner, H., Die Landgrafschaft Nellenburg, (in) Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Hils, K., Die Grafen von Nellenburg im 11.
Jahrhundert, 1967; Der Landkreis Konstanz, Bd. 1 1968, 293ff.; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und der Landschaft Schaffhausen, 1972; Seibert, H.,
Nellenburg, LexMA 6 1992, 1087.
Neresheim (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). 1095 gründeten die Grafen von Dillingen
in dem sehr alten Dorf N. zwischen Heidenheim und Nördlingen ein Chorherrenstift,
das wenig später in ein mit Mönchen aus Petershausen (Petersberg) besetztes
Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Nach dem Aussterben der Grafen 1258 kam
die Vogtei über das seit dem 13. Jahrhundert recht begüterte Kloster (1298
sieben Dörfer und Einkünfte in 71 Orten) an das Hochstift Augsburg und nach
Beanspruchung wegen einer Schuld und anschließendem, aber streitig bleibendem
Vergleich 1263 an die Grafen von Oettingen, die deswegen einen Rechtsstreit vor
dem Reichskammergericht begannen., während der
Abt eine Klage vor dem Reichshofrat erhob. 1764
löste der Abt unter weitreichenden Zugeständnissen die zur Landesherrschaft
ausgebauten Rechte Oettingens ab, wurde reichsunmittelbar und trat den
schwäbischen Reichsprälaten bei. Das Gebiet der
zum schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei
umfasste 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometer mit 2500 Einwohnern. Es
gehörten dazu Stadt und Kloster N., Auernheim, Ebnat, Elchingen, Großkuchen,
Ohmenheim, Ziertheim, die Mariabuchkapelle bei N. (Mariabuch, die Kapelle bei
N.), Dehlingen, Ballmertshofen, Dischingen und Trugenhofen, die Hofmark
Ziertheim und bedeutende Waldungen. Am 25. 2. 1803 fiel N. an Thurn und Taxis,
1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
1920 wurde die Abtei wieder errichtet.
L.: Wolff 177, 194; Zeumer 552 II a 36, 17; Wallner 689 SchwäbRK 66; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Weißenberger, P., Neresheim, 1958; Neresheim,
1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die
schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des
Barock, 1982; Eberl, I., Neresheim, LexMA 6 1992, 1094; Müller-Ueltzhöffer, B.,
Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim um die Erlangung der Reichsunmittelbarkeit, 2003.
Nerreth (Reichsdorf),
Nuwenreuthe. 1360 versprach Kaiser Karl IV. den Herren von Wendelstein
vermutlich, die ihnen verpfändeten Reichsdörfer,
darunter Nuwenreuthe (Nerreth) bei Wendelstein südlich Nürnbergs, nicht
getrennt einzulösen.
L.: Hugo 458.
Nesselrode (Grafen). Seit dem 11. Jahrhundert ist
ein niederrheinisches Adelsgeschlecht bezeugt, das sich nach der Stammburg N.
an der Wupper bei Solingen benannte. Dessen ältere Linie Nesselrode-Reichenstein (Nesselrode-Reichenstein-Landskron)
wurde 1652 in den Reichsfreiherrenstand und 1710
in den Reichsgrafenstand erhoben, die jüngere
Linie Nesselrode-Ehreshoven 1705 in den Reichsgrafenstand.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafen von N. wegen der Herrschaft Reichenstein zu den westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von Nesselrode-Reichenstein
für Burgfrey (Burgfrei) und Mechernich eine Rente von 260 Gulden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 27.
Nesselrode-Ehreshoven (Grafen). Die jüngere Linie N. der Grafen von Nesselrode wurde 1705 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Nesselrode-Reichenstein (Reichsgrafen). Die ältere Linie N. der Grafen von Nesselrode wurde 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben und 1803 mit einer Rente entschädigt.
Nethegau (Gau im Einzugsbereich der Nethe bzw.
Nette links der Weser, Netga, Nettegau)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Lethgauue,
Netga, Nithega, Gau um die Nette links der Weser, Bökendorf); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Netga, ‚Nettegau‘; Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 178
(Bökendorf 965), sichere Festlegung des Umfangs nach Niemeyer schwierig.
Nettegau (Gau) s. Nethegau
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Lethgauue,
Netga, Nithega, Gau um die Nethe bzw. Nette links der Weser, Bökendorf);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Netga, ‚Nettegau‘;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Nettelhorst (Freiherren, Reichsritter).
Von 1713 bis 1770 zählten die Freiherren von N. mit dem 1737 ererbten Teil von
Adelmannsfelden und dem 1700 erworbenen Schlossgut Bittenfeld zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Kollmer 379; Schulz 267.
Neubronner von Eisenburg (Reichsritter).
Bis zu ihrem Aussterben im 17. Jahrhundert zählten die N. zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 59.
Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen
und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der
Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen
von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis
801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10.
Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam
N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern.
1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem
bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen,
aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns)
gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach,
Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden,
Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst Ottheinrich
war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz Wolfgang von
Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der zweien seiner
Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer einrichtete. Über
die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg wurden
1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614 wurde beim
Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein (1644 an
N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs
(Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs,
Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach
auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Neuenahr (Grafschaft) (seit 1927 Bad Neuenahr).
Die um 1220 errichtete Burg N. wurde 1372 zerstört. Sie war Mittelpunkt der
nach ihr benannten Grafschaft, zu der die Dörfer Wadenheim, Hemmessen und Beuel
(Beul) gehörten. Sie war Lehen der Pfalzgrafen, die sie an die Grafen von
Jülich weiterverliehen und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1545 zog Jülich nach dem Aussterben der
Virneburg die Grafschaft als erledigtes Lehen ein. Über Preußen kam N. 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Are-Neuenahr.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2; Frick, H., Quellen zur Geschichte von
Bad Neuenahr, der Grafschaft Neuenahr und der Geschlechter Ahr, Neuenahr und
Saffenburg, 1933.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet
um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte
des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N.
stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die
Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226
wurde in die Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288
waren die Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem
Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten
Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N.
mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine
Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische
Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt.
1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643
nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum
souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum
erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das
Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als
testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen
von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N.
(wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen
Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der
Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem
Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte
es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf
seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die
vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte
wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung
aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König
von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von
Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis 1797)
B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck 1984;
Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915; Bonjour,
E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz, L.,
Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Neuenburg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die N., die möglicherweise mit den Küchenmeister
gleichzusetzen sind, zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken. S. Buttlar
genannt N.
L.: Riedenauer 125; Ulrichs 209.
Neuenburg (Reichsstadt).
N. bei Müllheim wurde (vielleicht) um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen
planmäßig angelegt. Nach 1218 war es vorübergehend Reichsstadt.
1797 kam es von Österreich an den Herzog von Modena, 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen
Stadt, 1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454.
Neuenstein (Freiherren, Reichsritter).
(Um 1550 waren N. Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.) Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von N. mit dem 1799 an Truchsess von
Waldburg-Zeil-Trauchburg gelangten halben Zimmern unter der Burg zum Kanton
Neckar, Ort Neckar-Schwarzwald und Ort Ortenau bzw. Kanton
Neckar-Schwarzwald-Ortenau (1802 Leopold Joseph Andreas N. [Herr zu Rodeck],
Johann Baptist N., Joseph Franz Xaver N., Karl N. [Herren zu Hubacker]) des
Ritterkreises Schwaben. Außerdem gehörten die bereits im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten N. 1773
zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 64; (Stetten 33; Riedenauer 125;) Kollmer 379.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 412.
Neuhausen (Reichsdorf?).
Am 17. 1. 1303 erteilte König Albrecht dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu Achalm, Kohlberg (Colberg), Dettingen,
N. und Pfullingen abzusetzen. 1750 kam N. zu Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 179; Hugo 475; Fritz, E., Das Dorfrecht von Neuhausen aus dem
Jahr 1431, Zs. f. württemberg. LG. 48 (1989).
Neuhausen (Reichsritter).
Von 1548 bis in das 18. Jahrhundert zählten die N. mit dem halben Gut
Schnürpflingen (bis 1662) zum Kanton Donau und mit halb N. (bis 1699) zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Mit Hofen (1369-1753), Oeffingen
(1369-1618), Oberensingen (1550-1640) und Alfdorf (Mitte 16. Jh.-1619) war das
1754 erlöschende Geschlecht auch im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 149, 209; Kollmer 380; Schulz
267.
Neumarkt, Neumarkt (in der Oberpfalz) (Reichsgut, Reichsstadt?,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). Das Gebiet um N. in der Oberpfalz gehörte
zum bayerischen Nordgau und kam über die Heirat der Tochter des Markgrafen
(Adela von Vohburg) mit Friedrich I. Barbarossa an die Staufer. Am Ende des 12.
Jahrhunderts ist N. als Sitz eines Reichsschultheißenamtes
bezeugt. Vielleicht war es 1235 Stadt. Im Interregnum (1268) gelangte es an
Bayern, 1269 an Oberbayern und 1329 an die pfälzischen Wittelsbacher. 1410 fiel
es an Herzog Johann von Pfalz-Neumarkt und wurde dessen Sitz. (Nach 1448 kam es
an Pfalz-Mosbach und 1499 an die Pfalz, fiel aber 1628 an Bayern zurück.) Am
20. 4. 1945 wurde es fast vollständig zerstört. S. Pfalz-Neumarkt,
Pfalz-Oberpfalz.
L.: Hofmann, F./Mader, F., Stadt und Bezirksamt Neumarkt, 1909; Kurz, J., Die Stadt
Neumarkt in der Oberpfalz, 1954; Ried, K., Neumarkt in der Oberpfalz. Eine
quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1960; Heinloth,
B., Neumarkt, 1967; Romstöck, K., Neumarkt in der Oberpfalz von 1500 bis 1945,
1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 414.
Neuneck (Herrschaft). Die Herrschaft N. bei
Dornstetten gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Württemberg
zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 kam N.
zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Neuneck (Reichsritter).
Die N. gehörten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am
Neckar. Von 1548 bis 1671 (dem Tod von Hans Caspar von N. zu Glatt und
Dürrenmettstetten) waren die N. Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 210.
Neunegg (freie Leute), Unegcze. Am 26. 2. 1409
bestätigte König Ruprecht unter anderem dem Eberhard von Ramschwag die Reichspfandschaft über die freien Leute zu N.
(Unegcze) bei Herisau in der Schweiz.
L.: Hugo 474, 473.
Neunkirchen (Dorf, Herrschaft). Das Dorf N. am
Waitzenberge war eine unmittelbare Herrschaft im Oberstift des Erzstifts Trier
und gehörte der Abtei Sankt Maximin bei Trier. Es war nicht eingekreister Reichsteil.
L.: Wolff 502.
Neuravensburg (Herrschaft). Die Herrschaft N.
nordöstlich von Lindau gehörte mit etwa 0,5 Quadratmeilen am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Abtei Sankt Gallen zum schwäbischen Reichskreis. 1803 wurde sie im Zuge der Säkularisation
dem Fürsten Dietrichstein für die Herrschaft Tarasp gegeben. 1806 fiel sie an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 229; Großer Historischer Weltatlas III 39 C4; Wallner 690 SchwäbRK
91.
Neurod, Nauert, Nurite (Reichsdorf)
L.: Hugo 464, 467; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff.
1952ff.
Neuschloss (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft N. in Niederschlesien gehörte ursprünglich zur freien Standesherrschaft
Militsch. Nachdem sie an einen Freiherrn von Maltzan als besondere Herrschaft
gefallen war, gelangte sie 1719 an die Grafen von Reichenbach
und dann an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein. 1990 kam N. als politische
Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 487.
Neusickingen (Reichsherrschaft).
Die Reichsherrschaft N. gehörte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer, 92.
Neustadt (Amt, Herrschaft). 1631 belehnte der
Kaiser Adam Graf von Schwarzenberg, den ersten Minister des Kurfürsten Georg
Wilhelm von Brandenburg, mit der Reichsunmittelbarkeit
des Amtes N. im oberbergischen Land. S. a. Gimborn, Gimborn-Neustadt.
L.: Wolff 364f.: Zeumer 554 II b 63, 24.
Neustadt am Rübenberge (Residenz des Grafen von
Wölpe bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg)
L.: ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 415.
Neustadt an der Aisch (Residenz des Burggrafen
von Nürnberg bzw. Markgrafen von Brandenburg- Kulmbach)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 416.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 419.
Neustetter genannt Stürmer (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die N. zu den Kantonen
Gebirg und Baunach im Ritterkreis Franken. Von etwa 1600 bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer
125; Rahrbach 170.
Nidda (Grafen, Reichslehen).
N. an der N. bei Büdingen wird im 10. Jahrhundert anlässlich einer Übertragung
an Fulda erstmals erwähnt. Es gehörte ursprünglich den zuerst 1104 belegten
Grafen von N., die vor allem im oberen Niddatal und Niddertal begütert waren,
dann nach ihrem Aussterben vor 1206 den Grafen von Ziegenhain, welche die
Grafschaft als Lehen Fuldas, Burg und Stadt (Stadtrechte seit 1311) als Reichslehen hatten. 1437 wurde Hessen das Afterlehen
aufgetragen. 1450/1495 fiel N. beim Aussterben der Grafen von Ziegenhain an
Hessen, 1604 an Hessen-Darmstadt. Die Grafschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1945 kam N. an Hessen.
L.: Wolff 255; Roth, K., Beitrag zur Geschichte der Stadt Nidda, 1898; Kraft,
K., Die Grafschaft Nidda, Büdinger Geschichtsbll. 1.
Nideggen (südlich Jülichs) (Residenz des Grafen
von Jülich bzw. Herzogs von Kleve-Mark bzw. Pfalz-Neuburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 420.
Nidkiki (mit Belgora) (973) s. Nizizi
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Nizizi,
Niccicci, Nizisi, Nikiki, Gau nördlich Meißens, Pretzsch bzw. Pretsch, Klöden,
Wörlitz, Gotthiz bzw. Graditz, Eutzsch (bzw. Eutsch), Pratau, Rackith bzw.
Reuden, Süptitz bzw. Suptitz, Torgau, Elsnig bzw. Elsing, Dommitzsch bzw.
Dommitsch, Trebitz, Zwethau); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309
übernahm Ludwig IV. von Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft.
1331 wurde N. in drei Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und
Bayern-Burghausen 1334 an die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es
nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an
Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um
Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I.
überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern
vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde
ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben.
1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
Niederbronn (Herrschaft). Die Herrschaft N. nördlich
von Reichshofen im Unterelsass (Niederelsass)
gehörte den Grafen von Steinthal. Mit dem Elsass fiel N. an Frankreich.
L.: Wolff 294.
Niederisenburg (Grafschaft). Der gerlachsche Stamm der
Grafen von Isenburg erlosch 1664 mit der Linie N. (Isenburg-Grenzau), die teils
Lehen des Erzstifts Trier, teils Lehen des Erzstifts Köln hatte. Beim
Aussterben des Stammes zog Trier die Lehen ein. Die Grafen von Wied
beanspruchten zwar das Erbe, erlangten aber zusammen mit den Freiherren von
Walderdorff, die sich von dem letzten Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen
erteilen hatten lassen, nur Isenburg, Großmaischeid und Meudt, während Grenzau
und Herschbach bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Die
Grafschaft N. zählte zum kurrheinischen Reichskreis.
1806 erhielt Nassau auch die wiedschen Teile. 1815 gab es das ehemals
niederisenburgische Gut (gegen Luxemburg) überwiegend an Preußen ab
(Regierungsbezirk Koblenz). Herschbach kam 1866 mit Nassau an Preußen und 1946
an Rheinland-Pfalz. S. Isenburg.
L.: Wolff 94, 344; Wallner 700 KurrheinRK 7, 8; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987.
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde
an das westfränkische Reich (Westfranzien,
Frankreich), der übrige Raum um Maas, Schelde und Rhein an das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das ostfränkische Reich. 1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder
1540?) sprachlich verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von
Burgund von Burgund an Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten Gebiete
hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu
verselbständigen suchte. Kaiser Karl V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch
Säkularisation 1528 Utrecht und Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen
und 1543 Geldern dem 1512/1548 gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein Komplex von 17 Gebieten
entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Artois [mit Arras],
Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland, Rijssel [Lille], Doornik
[Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen), und übertrug 1555 die
Nachfolge an Philipp II. von Spanien (spanische N.). Seit 1565 wehrten sich
Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend calvinisierten Gebiet gegen die von
Philipp II. seiner Statthalterin Margarete von Parma (1559) in Auftrag gegebene
Steigerung der königlichen Macht, mit der eine starke Erhöhung finanziellen wie
religiösen Druckes einherging. Nach Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie
einen Bund des als Geusen verhöhnten Adels, der von den calvinistischen
Religionsführern unterstützt wurde. 1567 wurde Margarete von Parma durch Herzog
Alba als Statthalter abgelöst, der den Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4.
1571 besetzten die Meergeusen Brielle (Briel) an der Maasmündung. Danach
erhoben sich Seeland und Holland. Am 18. 7. 1572 wählten zwölf Städte in
Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen Statthalter von
Holland, Seeland und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich weitere Gebiete an.
Am 23. 1. 1579 einigte Oranien in der Union von Utrecht die sieben nördlichen
Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen, Overijssel (mit
Drente) und Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant kamen. 1581 setzte
die Utrechter Union Philipp II. ab und schloss sich in den Generalstaaten zu
einem losen Staatenbund zusammen (Republik der Vereinigten N.). Die südlichen
N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach weiteren schweren Kämpfen, in
denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten Generalstaaten 1629-1637 den
nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande eroberten, wurden die
Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich
gelöster Staat anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen Kolonien. Von 1590 bis
1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702 sowie von 1742 bis 1795
unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten urbanisierte und
wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen (spanischen) Niederlande
(Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen nach dem spanischen
Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794 wurden sie von
Frankreich erobert. Sie blieben Teil des deutschen Reiches.
1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon
die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit
Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen die
Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich der
Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch
Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution
die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen
N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg
mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant,
Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai,
Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P.,
Geschichte des niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas
van Nederland, hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique,
Bd. 1ff. 1926; Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1
3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a.,
Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H. de, Bibliografie der geschiedenis van
Nederland, Leiden 1968; Prevenier, W./Blockmans, W., Die burgundischen
Niederlande, 1986; De Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D.
de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de, Belgium Nostrum, 1987; Schilling,
J./Täubrich, R., Niederlande, 1988; Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993,
1141; Lademacher, H., Die Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der
Niederlande, 1997; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M.,
Les pays-bas espagnols, 2003; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen
Niederlande, 2009; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 211.
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland)
um Cottbus zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den
vielleicht um 600 eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
erstmals erwähnten Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche
Herrschaft und wurde Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht
Magdeburg zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war
sie Lehen Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046
bis 1117 und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung
zum Haus Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher
bäuerlicher Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König
bzw. Kaiser Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb,
unterstellte 1367/1370 die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der Folge
dehnte sich wegen der gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz auf
die Gebiete um Bautzen und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im Gegensatz
hierzu N. und die neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen die
Landstände zu Lasten des Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter
anderem das Gebiet um Cottbus an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben
einzelne Herrschaften. 1526 gelangte die N. als Nebenland Böhmens an
Österreich, welches das Land 1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657
bis 1738 gehörte die N. zum Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis
1815 war sie als Markgrafschaft rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise
Luckau (mit der gleichnamigen Stadt, den Standesherrschaften Doberlug
[Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde [Sonnewaldeitse] und einigen
ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben, den Herrschaften Abtei
Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst [Forsta], Pförten, Sorau,
Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen Orten), Lübben, auch
krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben, den Herrschaften
Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz, Leuthen und
mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt Calau [Kalau],
der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und Spremberg, insgesamt
ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von Sachsen an Preußen
wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945 standen die Gebiete
östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig,
T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.
Niederlothringen s. Brabant, Geldern, Jülich, Köln,
Limburg, Lothringen, Pfalz
L.: Werner, M., Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier
und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1
1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Verortete Herrschaft,
hg. v. Lieven, J., 2014, 29ff.
Niedermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift) s. Regensburg, Niedermünster
L.: Wolff 148.
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und
Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König
von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der
Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber
1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In
einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14.
Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain.
Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das
Land N. und das Land Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im
engeren Sinn war als Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das
führende Erbland der Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10.
1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb
dessen Wien als eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Topographie von Niederösterreich, hg.
v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M.,
Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt.
Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und
Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte
der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr.
Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo, F., Burgenland, ein deutsches
Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d. Kommission
für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.;
Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen
Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962;
Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und
Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a.,
Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in)
Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer;
Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt.
Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur
Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien
1965 (masch.schr.); Winner, G., Klosteraufhebungen in Niederösterreich und
Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.;
Handbuch der historischen Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970;
Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A.
1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976;
Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde von Niederösterreich, 1988;
Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und
Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989;
Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der
Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im
20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008;
Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für
Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W., 2014.
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis,
westfälischer Reichskreis. Der häufig nur
westfälischer Reichskreis genannte, 1500
geschaffene niederrheinisch-westfälische Reichskreis
umfasste die Gebiete zwischen Weser und späterer Grenze der Niederlande, in dem
aber auch Teile des zum kurrheinischen Reichskreis
gehörigen Erzstifts Köln lagen. Kreisstände waren nach der 1548 vertragsweise
erfolgten Ausgliederung Utrechts, Gelderns und Zütphens Kleve-Mark-Ravensberg,
Jülich-Berg, die Hochstifte Münster, Paderborn, Lüttich, Osnabrück, Minden und
Verden, die Abteien Corvey, Stablo und Malmédy, Werden, Kornelimünster, Essen,
Thorn, Herford, die Grafschaften und Herrschaften Nassau-Diez, Ostfriesland,
Moers, Wied, Sayn, Schaumburg, Oldenburg und Delmenhorst, Lippe, Bentheim,
Steinfurt, Tecklenburg, Hoya, Virneburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg,
Pyrmont, Gronsfeld (Gronsveld), Reckheim, Anholt, Winneburg, Holzappel, Witten,
Blankenheim und Gerolstein, Gemen, Gimborn-Neustadt, Wickrath, Millendonk
(Myllendonk), Reichenstein, Kerpen-Lommersum,
Schleiden, Hallermunt sowie die Reichsstädte
Köln, Aachen und Dortmund. Kreisausschreibender Reichsstand
(seit dem 17. Jahrhundert Kreisdirektor) war zunächst der Herzog von Jülich,
seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das Amt nach
dem jülich-klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg teilen
musste. Im 18. Jahrhundert wurde der niederrheinisch-westfälische Reichskreis, dessen wenige Kreistage in Köln
stattgefunden hatten und dessen Kreisarchiv in Düsseldorf lag, weitgehend
handlungsunfähig. 1806 löste er sich auf.
L.: Gumpelzhaimer 145; Wolff 310; Casser, P., Der Niederrheinisch-westfälische Reichskreis, 1934, (in) Der Raum Westfalen 2, 2;
Hastenrath, W., Das Ende des Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, 1949; Der Kulturraum Niederrhein, 1996.
Niederrheinisch-westfälisches Reichsgrafenkollegium s. Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Niedersachsen (Land, Bundesland). Der Name N., der
1354 erstmals bezeugt ist, stellte das Gebiet in Gegensatz zum oberen Sachsen
um Lauenburg und Wittenberg. Bereits 1512 fand er im niedersächsischen Reichskreis Verwendung, doch gewann er größere
Bedeutung erst nach der Annexion Hannovers durch Preußen (1866). Die 1945 unter
britische Besatzung gelangten Länder Braunschweig, Oldenburg und
Schaumburg-Lippe sowie das am 23. 8. 1946 aus einer Provinz wiedererrichtete
Land Hannover Preußens wurden durch Verordnung Nr. 55 der britischen
Militärregierung vom 1. 11. 1946 zum Land N. zusammengefasst. Hinzu kamen am 1.
1. 1947 Teile des Landgebiets Bremens. Verfassungsgrundlage war zunächst das
Gesetz zur vorläufigen Ordnung der Landesgewalt vom 11. 2. 1947, danach die
Verfassung vom 13. 4. 1951. Mit 47412 (2006 rund 47625) Quadratkilometern ist
N. das zweitgrößte Land der Bundesrepublik Deutschland. Die Zahl seiner
Einwohner betrug 1969 7100400 (1985 7204000, 2005 7993946). Am 1. 7. 1993
wechselten 8 Gemeinden um (Amt) Neuhaus (Neu Wendischthun [Neuwindischthun],
Sückau, Niendorf, Viehle, Sumte, Haar, Darchau, Vockfey, Stapel, Zeetze
[Zetze], Laave, Kaarßen, Tripkau, Wehningen, Wilkenstorf mit rund 6200
Bewohnern), die 1945 durch Beschluss der britischen Besatzungsbehörden von Preußen
(Hannover) abgetrennt und der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt wurden, von
Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen.
L.: Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Keyser, E./Stoob, H. (Hg.), Deutsches Städtebuch, Bd.
3 Teilband 1 1952; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, hg. v. Schnath, G., 1939;
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, Bd. 1ff. 1964ff. (Bremen,
Braunschweig, Osnabrück, Hoya und Diepholz, Gifhorn, Peine, Schaumburg);
Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schnath, G.,
Ausgewählte Beiträge zur Landesgeschichte Niedersachsens, 1968; Niedersachsen.
Territorien, Verwaltungseinheiten, geschichtliche Landschaften, hg. v. Haase,
C., 1971; Schnath, G. u. a., Geschichte des Landes Niedersachsen, 6. A. 1994
(aus: Geschichte der deutschen Länder); Geschichte Niedersachsens, hg. v.
Patze, H., Bd. 1f. 1977ff.; Oberschelp, R., Niedersachsen 1760-1820, 1982;
Katalog zur Landesausstellung Niedersachsen 1985, 1985; Streich, G., Klöster,
Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation, 1986; Kaemling, W.,
Atlas zur Geschichte Niedersachsens, 1987; Pischke, G., Geschichtlicher
Handatlas von Niedersachsen, 1989; Krumwiede, H., Kirchengeschichte
Niedersachsens, 1995; Casemir, C./Ohainski, U., Niedersächsische Orte bis zum
Ende des ersten Jahrtausends, 1995; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Hucker,
B. u. a., Bd. 1ff. 1997ff.; Übergang und Neubeginn, hg. v. Merker, O., 1997;
Niedersächsische Juristen, hg. v. Rückert, J. u. a., 2003; Handbuch der
niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, hg. v. Wieden, B. bei der,
Bd. 1f. 2004ff.; Hundertmal Niedersachsen, hg. v. Otte, H u. a., 2011; Die
Kabinettsprotokolle der hannoverschen und der niedersächsischen Landesregierung
1946-1951, bearb. v. Nentwig, T., 2012; Flurnamensammlung und
Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; .Niedersächsisches Klosterbuch, hg.
v. Dolle, J., Teil 1ff. 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher
Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 215ff.
Niedersächsischer Reichskreis.
Der 1512 neben dem obersächsischen Reichskreis
gebildete N. umfasste das Gebiet zwischen Weser, Harz und Elbe einschließlich
Magdeburgs, Mecklenburgs und Holsteins. Kreisausschreibende Fürsten waren seit
1522 der Erzbischof von Magdeburg und der Herzog von Braunschweig-Lüneburg,
abwechselndes Direktorium seit 1648 Brandenburg und Schweden. Die wichtigsten
Mitglieder des seit 1682/1702 im Wesentlichen handlungsunfähigen Gebildes waren
Erzstift Magdeburg (seit 1648 Brandenburg), Erzstift Bremen (seit 1715
Hannover), Lüneburg, Grubenhagen, Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift
Halberstadt mit Grafschaft Regenstein (seit 1648 Brandenburg),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift Schwerin
(Mecklenburg-Schwerin), Holstein-Glückstadt (Dänemark), Holstein-Gottorp
(Gottorf) (Dänemark), Grafschaft Rantzau (Dänemark), Hochstift Hildesheim und
die Reichsstädte Bremen, Goslar, Hamburg,
Lübeck, Mühlhausen und Nordhausen.
L.: Gumpelzhaimer 185; Wolff 426; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen
Reichskreises, Niedersächs. Jb. f. Landesgesch.
7 (1930).
Niederschwaben (Reichslandvogtei).
König Rudolf von Habsburg fasste nach 1273 das Reichsgut
in Schwaben in den Reichslandvogteien N.
(nördlich der schwäbischen Alb) und Oberschwaben und Augsburg zusammen. Der
Zerfall war jedoch bereits so fortgeschritten, dass lediglich um
Altdorf/Weingarten ein dem Reich verbundenes
Herrschaftsgebiet bestehen blieb, das 1406 an Habsburg fiel.
L.: Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien
im späten Mittelalter, 1980.
Niederweiler (Reichsdorf).
Am 18. 10. 1403 bestätigte König Ruprecht den Herren von Königsegg die Reichspfandschaft Hoßkirch (bei Saulgau), N. bzw.
Unterweiler und Oberweiler.
L.: Hugo 455, 453.
Niederwesel, Wesel (Reichsstadt
oder freie Stadt) s. Wesel.
L.: Reichsmatrikel 1521; Roelen, M., Studien zur
Topographie und Bevölkerung Wesels im Spätmittelalter, Teil 1f., 1989f.
Nienburg/Saale (Abtei, Reichsabtei) s. Magdeburg (Erzstift)
Nierstein (Reichsdorf).
N. am Rhein bei Oppenheim war vorgeschichtlich und römisch besiedelt und
erscheint bereits in einer Gabe Karlmanns an Würzburg zu Beginn des 8.
Jahrhunderts. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer unter anderem
N. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. den
Ort an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete er ihn Ruprecht von der
Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376. Am 23. 8. 1402 verpfändete
König Ruprecht den Ort seinem Sohn Ludwig von der Pfalz. 1752 gehörten die
Güter neunzehn adligen Familien und mehreren Kirchen. Danach kam er an
Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 467, 466; Wolff 91.
Nimwegen (Reichsstadt),
niederl. Nijmegen. Nach älteren keltischen und germanischen Siedlungen
errichteten die Römer 69/70 am südlichen Waalufer die Siedlung Batavodurum. Sie
erhielt etwa 104 n. Chr. den Namen (Ulpia) Noviomagus (Neumarkt). Karl der
Große erbaute in Niumaga eine Pfalz, der ein umfangreicher Reichswald zugeteilt war. 1230 wurde der Ort Reichsstadt. 1247/1248 wurde N. von König Wilhelm von
Holland an die Grafen von Geldern verpfändet und verlor mangels Auslösung nach
und nach die Reichsstandschaft. Mit Geldern kam
es 1577 an die Niederlande.
L.: Wolff 68; Blok, P., Geschichte der Niederlande, Bd. 1ff. 1902ff.; Waele, F.
de, Noviomagus Batavorum, 1931; Seveke, I., Nimwegen, 1955; Nimwegen
(Stede-atlas van Nijmegen), bearb. v. Gorissen, F., (in) Niederrheinischer
Städteatlas, hg. v. Kallen, G., 2, 1, 1956; Leupen, P., Nijmegen en het Rijk,
Klever Archiv 4 (1983), 57ff.; Sarfatij, H., De vroege topografie van
middeleeuws Nijmegen, FS D. Blok, 1990, 321ff., Leupen, P., Nijmegen, LexMA 6
1993, 1149; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 464; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 53.
Nippenburg (Reichsritter).
Die N. gehörten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar.
Von 1548 bis etwa 1630 waren sie Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, von 1592-1645 wegen dem
halben Mühlhausen am Neckar auch des Kantons Kocher.
L.: Hellstern 210; Schulz 267.
Nivelles (Reichsabtei?,
Residenz). Die königliche Abtei N. (nahe Lüttichs) wurde im 7. Jh. in einer
villa der Pippiniden gegründet. Das Doppelkloster folgte nacheinander der
columbano-benediktinischen und schließlich der kanonischen Regel von Aachen.
Seit dem 13. Jh. nahm der Herzog von Brabant die Stadt N. in Beschlag und
bestritt die Reichsunmittelbarkeit der Abtei.
Bis 1795-1798 führte die Äbtissin den Titel einer Prinzessin des Reiches und von Nivelles, den die Regierung der
Niederlande Habsburgs bestritt, der Rat von Brabant aber 1669 anerkannte. Die
Güter der Abtei bildeten niemals ein geschlossenes Gebiet und waren über
Seeland, Rheinland und Brabant verstreut.
L.: Hoebanx, J., L’abbaye de Nivelles, 1952; Collet, E., Sainte Gertrude de
Nivelles, 1985; Douxchamps, J., Chanoinesses et chanoines nobles, 4. A., 1996;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 717, 1, 2, 422.
Nizizi (Gau nördlich Meißens, Einzugsgebiet
eines Teiles der Elbe, zu beiden Seiten der Elbe von Belgern bis zur Mündung
der Mulde, Nidkiki) (973)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Nidkiki,
Nizizi, Niccicci, Nizisi, Nikiki, Gau nördlich Meißens, Pretzsch bzw. Pretsch,
Klöden, Wörlitz, Gotthiz bzw. Graditz, Eutzsch (bzw. Eutsch), Pratau, Rackith
bzw. Reuden, Süptitz bzw. Suptitz, Torgau, Elsnig bzw. Elsing, Dommitzsch bzw.
Dommitsch, Trebitz, Zwethau); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und
hohen Mittelalters, 1957, 24, 139 (Axien, Belgern, Dommitzsch, Elsnig, Eutzsch,
Klöden, Pratau, Prettin, Pretzsch, Rackith, Sollnitz, Süptitz, Torgau, Trebitz,
Wörlitz, Zwethau); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 10; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe
von Meißen, 2008, 260.
Nomeny (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft N.
gehörte ursprünglich zum Hochstift Metz, wurde von diesem aber zeitweilig an
die Herzöge von Lothringen verpfändet und 1551 zu Lehen gegeben. Später kaufte
Lothringen N. 1613 starb die Linie Mercoeur aus und vererbte N. an den Herzog
von Lothringen. Frankreich verzichtete auf die ursprünglich als Nachfolger von
Metz geltend gemachten Rechte. Der Herzog von Lothringen musste 1735 zugunsten
Stanislaus Leszczynskis (gegen Toskana) auf seine Länder verzichten, erhielt
aber 1736 das Recht, unter dem Aufruf von N. Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm noch
verbliebenen reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am
Donnersberg) zu führen und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes Reichsstand zu bleiben. N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937.
Norddeutscher Bund (Bundesstaat) ist der im August
1866 nach der Auflösung des Deutschen Bundes von Preußen mit den 21
verbliebenen norddeutschen Staaten geschlossene Zusammenschluss von Staaten
(Bundesstaat) (Preußen, Sachsen, Großherzogtum Hessen [Hessen-Darmstadt]
nördlich des Mains, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar
[Sachsen-Weimar-Eisenach], Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha],
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt,
Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie,
Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg, 415000 Quadratkilometer,
30 Millionen Einwohner) unter der politischen Vorherrschaft Preußens. Nachdem
sich zu Beginn des deutsch-französischen Krieges die süddeutschen Staaten
(Bayern am 23. 11. 1870, Württemberg am 25. 11. 1870, Baden und
Hessen-Darmstadt südlich des Mains am 15. 11. 1870) dem Norddeutschen Bund
angeschlossen hatten, nahm er im Dezember 1870 den Namen Deutsches Reich an. Zum 1. 1. 1871 wurde die Verfassung
abgeändert. Am 18. 1. 1871 wurde der Kaiser im Spiegelsaal zu Versailles
proklamiert.
L.: Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Willoweit, D.,
Deutsche Verfassungsgeschichte, 3.A. 1997, 5. A: 2005.
Nordeck von Rabenau (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Nordeck von Rabenau zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. S. Rabenau.
L.: Riedenauer 126; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Nordeck genannt Braun (Londorf 1550),
Nordeck zu Rabenau (Londorf, Steinau 16. Jh.).
Norden, Emden, Emisgonien (Reichsgrafschaft) s. Ostfriesland
Nordenberg, Nortenberg (Herrschaft). Die Herrschaft
N. wurde 1383 von der Reichsstadt Rothenburg
erworben. N. kam bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Nordendorf, Norndorf (Herrschaft). Im N. am unteren
Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge von Bayern als Lehnsherren
zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von Donnersberg, seit 1290 die
verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die Marschälle von Affing, seit
1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498 Ehrentraut von Seyboldsdorf
(Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter von Gumppenberg, seit 1517
Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel von Augsburg, 1548 die
Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger in der Linie N.
(Fugger-Nordendorf) innehatten. Daneben gab es im 13. Jahrhundert Herren von N.
mit eigenen Rechten. Über die Fugger zählte die Herrschaft N. innerhalb Burgaus
zum schwäbischen Reichskreis. N. fiel bei der
Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller
und Lech, 1944.
Norderdithmarschen (Land, Landschaft). Die Landschaft N. um
Heide kam als Teil von Dithmarschen 1580/1581 an Holstein-Gottorp (Gottorf) und
1773 unter die Oberherrschaft Dänemarks. Über Holstein-Gottorp (Gottorf,
Holstein-Gottorf) gehörte sie am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niedersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 446; Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den
Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Witt, R., Die Privilegien
der Landschaft Norderdithmarschen in gottorfischer Zeit 1559-1773, 1975.
Nordgau, sächsischer (in Niedersachsen),
wahrscheinlich identisch mit dem unteren (nördlichen) Leinegau, wobei
möglicherweise auch der Nörtengau und der Nörthengau, den Curs
fälschlicherweise in die Umgebung des Klosters Enger in Westfalen verlegt,
hierzu gehören..
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 Nordagoe
(Enger); Wenskus, R., Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, 1976, Nordagoe (Bevensen, Mandelsloh).
Nordhausen (Reichsstadt).
Bei einer um 910 an wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg erscheint 927
erstmals der Ort N. als Gut König Heinrichs I., der dieses 929 seiner Frau
Mathilde als Wittum gab. 961 gründete sie in N. ein Kanonissenstift, dem der
Ort gehörte. 972 gab König Otto II. N. als Mitgift seiner Gemahlin Theophanu.
1220 löste Kaiser Friedrich II. N. aus der Abhängigkeit des in ein Domstift
umgewandelten Stiftes. 1277 wurde der Reichsvogt
vertrieben und die Reichsburg zerstört. König
Rudolf von Habsburg stärkte gleichwohl 1290 die Stellung der Bürger. Von 1312
bis 1594 waren die Grafen von Hohnstein, danach das Haus Wettin, seit 1697 Brandenburg
Reichsvogt. 1524 wurde die Reformation
eingeführt. Von 1703 bis 1714 besetzte Brandenburg N. 1716 gewann die zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Stadt das
Amt des Reichsvogtes und Reichsschultheißen gegen 50000 Taler für sich. 1802 kam N. an
Preußen, wurde von 1807 bis 1813 dem Harzdepartement des Königreichs Westphalen
eingefügt und 1815 der Provinz Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1. 7. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam N. 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und fiel damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H.,
Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen,
1927; Das tausendjährige Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring,
O., Nordhausen, 1929; Heineck, H., Chronik der Stadt Nordhausen, 1930;
Nordhausener Urkundenbuch, bearb. v. Lücke, G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.;
Silberborth, H., Preußen und Hannover im Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K.,
Nordhausen, LexMA 6 1993, 1236.
Nördlingen (Reichsstadt).
Nach römischen und alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im
Ries anlässlich der Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann
König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich
zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von
Bayern die Herrschaft zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als
Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt
(1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der Reformation an. Es gehörte dem
schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem
schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit
7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von
Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner,
K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.;
Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte,
1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte,
1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung einer Stadt von den Anfängen bis
zum Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, Diss. phil.
Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche Reformation:
Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt
Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling,
R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation,
1998.
Nördlinger (Reichsritter).
Von 1614 bis 1629 war Melchior N. mit einem 1609 als Lehen erlangten Schloss in
Talheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 268.
Nordthüringen s. Nordthüringgau, Norththuringun
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16
([Nordthüringergau,] Nordthuringa, Nordduringa, Nordturinga, Nordthuringia,
Nordthuringi, Northuringorum pagus, Northuringa, Nordthuringo, Norturingia,
Norththuringe, Northuriggia, Nordduringon, Norturinga, Northturingon,
Northduringe, Gau westlich der Elbe, Klein Germersleben bzw. Großgermersleben,
Wolmirsleben, Buckau bzw. Buckow, Magdeburg, Rottersdorf [statt
Großrodensleben, Kleinrodensleben,] Ottersleben, Sülldorf bzw. Suldorf,
Hohendodeleben, Niederndodeleben, Frohse bzw. Frose, [nicht Prester,]
Wiedersorf bzw. Bideritz, [nicht Pechau], Fermersleben, Biere, Unseburg,
Schwaneberg, Borne, Bisdorf, Atzendorf, [nicht Hermsdorf, Velsdorf,]
Langenweddingen, Immenweddingen und Osterweddingen bzw. Altweddingen,
Wanzleben, Dönstedt bzw. Dönstet, Flechtingen, Etingen bzw. Ettingen, Calbe,
Bornstedt, Veltheim, Hessen, Barnstorf bzw. Barnsdorf, Küblingen, Eggestedt,
Seehausen, Dreileben bzw. Dreyleben, Althaldensleben, Vahldorf bzw. Wahldorf,
[nicht Köteritz,] Barby, Nienburg, Badeleben, Hohendodeleben [statt
Großdedeleben, Kleindedeleben,] Wormsdorf, Emden [statt Emmeringen], Hohendorf
statt Heyersdorf, Ellersorf bzw. Algesdorf, Hamersleben, Zeitz bzw. Zitz);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 41,
140 (Atzendorf, Badeleben, Barby, Barleben, Biere, Bisdorf, Borne, Bornstedt,
Bregenstedt, Buckau, Calbe, Diesdorf, Hohendodeleben, Niederndodeleben,
Dodendorf, Domersleben, Dönstedt, Dreileben, Emden, Etgersleben, Etingen,
Fermersleben, Flechtingen, Klein Germersleben bzw. Kleingermersleben,
Gutenswegen, Althaldensleben, Hamersleben, Hohnsleben, Irxleben, Lemsell,
Lemsdorf, Magdeburg, Mose, Nienburg, Offleben, Klein Oschersleben bzw.
Kleinoschersleben, Ottersleben bzw. Großottersleben, Peseckendorf,
Remkersleben, Groß Rodensleben bzw. Großrodensleben, Rothenförde, Salbke bzw.
Kleinsalbke, Schwaneberg, Seehausen, Sohlen, Sülldorf, Uhrsleben, Unseburg,
Üplingen, Vahldorf, Wanzleben, Altenweddingen, Osterweddingen, Wolmirsleben,
Wormsdorf, Zeitz, Zielitz); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 35, 38, 41, III, 1, 2, 3, Norththuringun, Bevölkerungsname, Northuringgowe,
‚Nordthüringen‘; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Nörtengau (Gau an der Leine um Nörten nördlich
Göttingens?). Möglicherweise bezieht sich Northaga nicht auf das Gebiet um
Nörten, sondern auf den sächsischen Nordgau, der wahrscheinlich mit dem unteren
Leinegau (nördlichen Leinegau) identisch ist., nach Curs Nörthengau zwischen Aa
und Else links der Werre, Nordagoe)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 33, 36 Northaga;
Wenskus, R., Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel,
1976.
Norththuringun (Gau westlich der Elbe, Nortthuringia,
Nordthüringen, Nordthüringgau)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16
([Nordthüringergau,] Nordthuringa, Nordduringa, Nordturinga, Nordthuringia,
Nordthuringi, Northuringorum pagus, Northuringa, Nordthiringo, Norturingia,
Norththuringe, Northuriggia, Nordduringon, Norturinga, Northturingon,
Norhtduringe, Gau westlich der Elbe, Klein Germersleben bzw. Großgermersleben,
Wolmirsleben, Buckau bzw. Buckow, Magdeburg, Ruttersdorf [statt
Großrodensleben, Kleinrodensleben,] Ottersleben, Sülldorf bzw. Suldorf,
Hohendodeleben, Niederndodeleben, Frohse bzw. Frose, [nicht Prester,]
Wiedersorf bzw. Bideritz, [nicht Pechau], Fermersleben, Biere, Unseburg,
Schwaneberg, Borne, Bisdorf, Atzendorf, [nicht Hermsdorf, Velsdorf,]
Langenweddingen, Immenweddingen und Osterweddingen bzw. Altweddingen,
Wanzleben, Dönstedt bzw. Dönstet, Flechtingen, Etingen bzw. Ettingen, Calbe,
Bornstedt, Veltheim, Hessen, Barnstorf bzw. Barnsdorf, Küblingen, Eggestedt,
Seehausen, Dreileben bzw. Dreyleben, Althaldensleben, Vahldorf bzw. Wahldorf,
[nicht Köteritz,] Barby, Nienburg, Badeleben, Hohendodeleben [statt
Großdedeleben, Kleindedeleben,] Wormsdorf, Emden [statt Emmeringen], Hohendorf
statt Heyersdorf, Ellersorf bzw. Algesdorf, Hamersleben, Zeitz bzw. Zitz);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 41,
140 (Atzendorf, Badeleben, Barby, Barleben, Biere, Bisdorf, Borne, Bornstedt,
Bregenstedt, Buckau, Calbe, Diesdorf, Hohendodeleben, Niederndodeleben,
Dodendorf, Domersleben, Dönstedt, Dreileben, Emden, Etgersleben, Etingen,
Fermersleben, Flechtingen, Klein Germersleben bzw. Kleingermersleben,
Gutenswegen, Althaldensleben, Hamersleben, Hohnsleben, Irxleben, Lemsell,
Lemsdorf, Magdeburg, Mose, Nienburg, Offleben, Klein Oschersleben bzw.
Kleinoschersleben, Ottersleben bzw. Großottersleben, Peseckendorf, Remkersleben,
Groß Rodensleben bzw. Großrodensleben, Rothenförde, Salbke bzw. Kleinsalbke,
Schwaneberg, Seehausen, Sohlen, Sülldorf, Uhrsleben, Unseburg, Üplingen,
Vahldorf, Wanzleben, Altenweddingen, Osterweddingen, Wolmirsleben, Wormsdorf,
Zeitz, Zielitz); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35,
38, 41, III, 1, 2, 3, Norththuringun, Bevölkerungsname,
Northuringgowe,Nordthüriungen’; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Nörvenich (Grafschaft). Zur Grafschaft N. (1028
Noruenich) gehörte das Reichsgut um Düren.
Zusammen mit der von den Pfalzgrafen lehnrührigen Waldgrafschaft mit den
späteren Ämtern Nideggen und Wehrmeisterei (Wermeisterei) am Nordrand der Eifel
fiel sie 1177 durch Heirat mit Alveradis von Maubach an die Grafen von Jülich
und damit 1207 an die Herren von Heimbach, die sich seitdem nach Jülich
benannten. Über Jülich und Preußen kam N. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 423.
Nostitz (Grafen). Das wettinische, aus der
Oberlausitz stammende Adelsgeschlecht wird 1280 erstmals erwähnt. Im 15.
Jahrhundert verzweigte es sich nach Schlesien, Böhmen und Polen. Eine Linie
wurde 1708 in den Reichsfreiherrenstand, drei
Linien von 1641 bis 1708 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Die böhmischen Grafen von N. zu Falkenau gehörten 1792 wegen des 1673
vom Erzstift Mainz käuflich erworbenen Teils der Grafschaft Rieneck den
fränkischen Grafen des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1803 ging die reichsständische
Grafschaft Rieneck käuflich an die Grafen Colloredo-Mansfeld über und wurde
1806 durch die Rheinbundakte unter Karl Theodor von Dalberg mediatisiert.
(1814/1815 kam Rieneck an Bayern.)
L.: Zeumer 552ff. II b 62, 6; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963.
Nostitz-Rieneck (Grafen). Die Grafen von N. gehörten am Ende des 18. Jahrhunderts wegen der 1673 vom Erzstift Mainz erworbenen Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1814/1815 kam Rieneck an Bayern.
Nothaft, Notthaft (Herren, Reichsritter). Die vielleicht aus dem Raum um
Regensburg kommenden N. sind 1163 erstmals mit Adalbertus de Egre (1166
Adelbertus N.) im Egerland nachweisbar. Später saßen sie auf den Burgen
Thierstein, Weißenstein im Steinwald (von etwa 1300 bis 1381), Wernberg,
Runding, Bodenstein bei Nittenau (von etwa 1400 bis 1539), Aholming (bei
Deggendorf und an vielen anderen Orten. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
N. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. In mehrere Linien verzweigt,
standen die N. in Wien, München, Kaiserswerth und Münster in hohen Diensten.
1718 beerbte die Linie Bodenstein die 1638 zu Grafen erhobene Linie
Weißenstein, 1734 die Linie Wernberg. 1881 endete ihre letzte Herrschaft. Im
20. Jahrhundert starb die Linie Bodenstein im Mannesstamm aus.
L.: Riedenauer 125; Stark, H., Die Stammlehen der Familie Nothaft im Egerland,
Archiv f. d. G. v. Oberfranken 75 (1995), 39; Singer, F., Das Nothaftische
Lehensbuch von 1360, 1996; Stark, H., Die Familie Nothaft, (in) Der Dohlenturm
1 (1997), 1; Stark, H., Die adeligen Forstmeister im Egerer Reichsforst, Archiv f. d. G. v. Oberfranken 77 (1997),
207; Rahrbach 172
Nothaft von Hohenberg (Reichsritter).
Von 1542 bis 1687 waren die N. mit Hochdorf und Hochberg im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 268.
Novi (Lehen). Das im Genuesischen gelegene
Lehen des Reiches stand um 1720 zum Verkauf.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Nudzizi (Gau westlich der Saale nördlich Halles,
Nudzici) (961)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Rothenburg,
Löbejün, Trebnitz); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957 (Beesenlaublingen, Löbejün, Rothenburg, Trebnitz, Wettin);
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Nürburg (Burg). Nach der auf dem Noreberg (mons Nore) errichteten Burg N. bei Ahrweiler nannten sich Grafen von Are-Nürburg. Ihre Burg gehörte zunächst zum Reich, seit 1254 als Lehen zum Erzstift Köln. Beim Aussterben der Grafen kam N. ganz an das Erzstift Köln, 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Are-Nürburg.
Nurite (Reichsdorf) s. Neurod
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz).
Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N.
war Mittelpunkt umfangreichen Reichsgutes. Als
Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs (in Österreich) eingesetzt.
Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die ihnen in weiblicher Linie
verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen gelang trotz der
allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der Aufbau eines
umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und Oberfranken
(Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach, Schwabach
[1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV. vom
Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth [Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach
der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben sie
die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung Markgrafschaft
Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem
die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265
gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten.
1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an
Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine
politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des
Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia
burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.;
Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 228; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Nürnberg (Reichsstadt,
Residenz des Königs und der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei
Bauarbeiten an der Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte
Keuperhornsteine als älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N.
entdeckt.) An wichtigen Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem
Siedlungsboden auf einem 351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden
Sandsteinfelsen vermutlich um 1000 (1040/1041) die anscheinend vorsalische (und
damit vor 1024 entstandene) Baureste aufweisende Reichsburg
N. (Felsberg?), die 1050 anlässlich eines Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor
1062 war N. Sitz einer Reichsmünzstätte, vor
1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen, seit 1200 Stadtrecht.
1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256 traten Ratsherren
(consules) und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor. Unter König Rudolf
von Habsburg begann der Aufstieg zur Reichsstadt
(1320 Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal,
Karl IV. mehr als fünfzigmal auf. In der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl
IV. 1356 die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs,
seinen ersten Reichstag in N. abzuhalten. Vom
22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938 bis 1945 war N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng patrizische
Ratsverfassung voll entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf
von Rechten den Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von
Hiltpoltstein mit Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg
(1520/1548) und durch seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506)
gewann es das größte Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt
(Hersbruck, Lauf, Altdorf, Reicheneck, Velden,
Betzenstein, Stierberg), doch blieb das Gebiet unmittelbar vor der Stadt
umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die römisches Recht gemäßigt rezipierende
(Neue) Reformation sein Stadtrecht, das schon zuvor auf etwa 22 Orte übertragen
worden war. 1524/1525 führte es die Reformation ein und erreichte im
Zusammenhang mit seinem von Handwerk und Handel getragenen wirtschaftlichen
Aufschwung auch eine kulturelle Blüte (Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willibald
Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs). Im Reichstag
gehörte N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium,
im fränkischen Reichskreis führte es die
Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf eine Akademie bzw.
Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark geschwächt. 1792 und 1796
musste es die Beschlagnahme eines Teils seines Landgebiets durch Bayern und
Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit gehörte
es den Kantonen Gebirg, Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises Franken an.
Durch die Rheinbundakte von 1806 fiel es an Bayern, das es am 6./15. 9. 1806
mit rund 23 Quadratmeilen bzw. rund 1500 Quadratkilometern (Sebalder Wald,
Lorenzer Wald, Pflegämter Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf, Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein, Velden,
Betzenstein, Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt 80000
Einwohnern offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder
93ff.; Reicke, E., Geschichte der Reichsstadt
Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909;
Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt
Nürnberg, 1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens,
Jb. f. fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949;
Hofmann, H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken,
Heft 4; Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg 1554-1599, 1957; Nürnberger
Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, Bd. 1 1959; Fehring, G./Ress, A.,
Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine Geschichte Nürnbergs, 2. A.
1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt
Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer
europäischen Stadt, hg. v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W.,
Geschichte des Nürnberger Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das
Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, 1976;
Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt
Nürnberg, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J.,
Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Umland um 1700,
1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker,
G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Landgebiet
im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der Stadtbibliothek
Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger
Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hg. v.
Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317; Endres, R.,
Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt
Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der
spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis
im Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert, A., Der Stadt
Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis 1892, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.
Nuwenreuthe (Reichsdorf)
s. Nerreth.
L.: Hugo 458.
Oberburgheim (Reichsdorf) s. Burgheim
Oberdachstetten (Reichsdorf) s. Dachstetten
Oberehnheim (Reichsstadt),
frz. Obernai. O. im Unterelsass war vermutlich schon in merowingischer Zeit Königshof.
1240 wurde es Stadt genannt. Als Reichsstadt
trat es 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund bei. Ihr Gebiet umfasste das alte
Schloss Kagenfels im Klingental und das Dorf Bernhardsweiler. Nach 1648 kam die
Stadt an Frankreich und gehörte bis zur französischen Revolution von 1789 zur
Unterstatthalterschaft Straßburg.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 469.
Oberelsass (Landgrafschaft, Reichslandvogtei). Die Landgrafschaft O. mit Ensisheim, Bollweiler,
Isenheim, Sennheim, Thann, Landser, Eschenzweiler (Escholzweiler), Belfort,
Masmünster und Rothenberg (Rothenburg), Pfirt, Altkirch, Brunnstatt
(Brunnstadt, Brunstatt), Hüningen und Landskron gelangte um die Mitte des 12.
Jahrhunderts an Habsburg, musste aber 1648 an Frankreich abgetreten werden. S.
Elsass.
L.: Wolff 297; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich, 1980.
Oberglogau (Herrschaft). O. an der Hotzenplotz in
Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es gehörte zum Herzogtum Oppeln.
Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit Oppeln an Österreich, das es an
Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die Königin Isabella von Ungarn (1552)
und danach an Otto von Zedlitz verpfändete. Von dort gelangte es über die
Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den Reichsgrafenstand
aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt
Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931.
Obergriesheim (Reichsdorf).
O. bei Wimpfen wurde vom Reich dem Burkhard
Sturmfeder verpfändet. Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth,
Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, diese Reichspfandschaft.
1362 gelangte O. an das Erzstift Mainz, 1484 an den Deutschen Orden, danach an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459.
Obergünzburg (Herrschaft). Die (von der Herrschaft
Günzburg verschiedene) Herrschaft O. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolf 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Oberisenburg (Grafschaft). Der remboldsche Stamm
(Oberisenburg) der Grafen von Isenburg beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit
anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von
Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen
Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel],
Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit
1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der
Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand
erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine
Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg,
Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a.
erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf
Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein,
Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung
der Grafschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die
beiden zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. 1815 kam die Grafschaft an
Österreich, 1816 teils an das Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), teils an
das Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), 1866 an Preu0eb und 1945 das Gebiet
an Hessen. S. Isenburg (Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen).
L.: Wolff 276; Wallner 696ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer
Weltatlas III 2 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Simon, G., Geschichte des
reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954.
Oberkamp (Reichsritter).
Seit etwa 1785 zählten die O. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125.
Oberkirch (Freiherren, Reichsritter).
1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern
bei der Ritterschaft immatrikulierten Freiherren von O. zum Ritterkreis
Unterelsass sowie mit einem Viertel Allmannsweier und einem Sechstel Schmieheim
(später an die Freiherren von Montbrison) zum Ort (Bezirk, Kanton) Ortenau des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802
August Samson von O., Mitherr zu Nonnenweier). Sie erloschen männlicherseits
1882 und weiblicherseits um 1930.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 66.
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg,
die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an das Hochstift
Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne auf die Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal,
die zu der sich um O. bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654
wurde die Herrschaft an Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L.,
Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Oberländer (Reichsritter).
Im späteren 18. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Vielleicht gehörten sie auch dem Kanton Gebirg sowie der
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland) an.
L.: Stieber; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 125.
Oberlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum [ohne Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland)
um Bautzen zwischen Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war
von den slawischen Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11.
Jahrhundert von den Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin
(Bautzen) bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte
sie als Reichslehen an die wettinischen
Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses Land als Reichslehen
an Böhmen. 1253 wurde das Gebiet zum größten Teil an Brandenburg verpfändet.
1268 wurde in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt. Nach dem Aussterben der
Askanier (1319) bemächtigte sich Heinrich von Jauer des Landes Görlitz und
Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer trat seine angeblichen
Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen ab, der 1320 vom König mit Bautzen
belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von Jauer fiel auch Görlitz 1329/1346 an
Böhmen. Von 1377 bis 1396 war es als böhmische Sekundogenitur nochmals
selbständig. 1414 kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert trat dann nach der
Ausdehnung des Namens Lausitz auf Bautzen und Görlitz der Name O. für die
Länder Bautzen und Görlitz auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648 von
Habsburg/Österreich, das sie einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt
hatte, als Mannlehen Böhmens an Sachsen (Kursachsen) abgetreten, genoss dort
aber bis 1919 eine Sonderstellung. Das 103 Quadratmeilen große Gebiet der O.
umfasste die Kreise Bautzen (mit den Städten Bautzen, Kamenz und Löbau, den
Herrschaften Hoyerswerda und Königsbrück, dem Stift Sankt Peter und dem Kloster
Marienstern und mehreren ritterschaftlichen Orte) und Görlitz (mit den Städten
Görlitz, Zittau und Lauban, den Herrschaften Muskau und Seidenberg, zwei
Klöstern und einigen ritterschaftlichen Orten). 1815 fiel der nordöstliche Teil
(mit Görlitz) an Preußen und wurde mit der Provinz Schlesien vereinigt. 1835
wurde der bei Sachsen gebliebene Rest (mit dem 1845 von Österreich erlangten
Schirgiswalde, 61 Quadratmeilen) unter Aufhebung seiner Provinzialverfassung
dem Königreich Sachsen eingegliedert.
L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd.
1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe,
H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in)
Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung
Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v.
Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16.
bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen
Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die
Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler,
E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die
Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza
und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis
1834, 2013.
Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift) s. Regensburg, Obermünster
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 21.
Obernberg (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). O. am Inn wird um 1160 erstmals
erwähnt. 1250 erhielt das Hochstift Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete,
in O. die Maut, 1407 die Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über
die zum bayerischen Reichskreis zählende
Herrschaft durch Vertrag an Österreich über. Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem
übrigen Innviertel nochmals unter der Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen
freien Reichsherrschaft des Marktes und der
Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.
Oberndorf (Herrschaft). O. bei Genderkingen
erscheint 1127 als Sitz eines Geschlechtes, das seit 1150 das Marschallamt der
Bischöfe von Augsburg innehatte. 1533 verkaufte der von den Herren abstammende
Wolf von Donnersberg die Herrschaft für 21000 Gulden an Anton Fugger. Über die
Grafen Fugger-Glött, welche die Herrschaft später bis 1785 an die Pflummern
verpfändeten, gehörte O. dem schwäbischen Reichskreis
an. 1806 kam es an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b; Heldwein, H., Aus vergangenen Tagen
der Pfarrei Oberndorf, 1928.
Obernitz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
Außerdem waren sie im Kanton Rhön-Werra und vielleicht auch in den Kantonen
Baunach und Steigerwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Pfeiffer 213; Bechtolsheim 15; Riedenauer 125.
Obernzell (Herrschaft). Die Herrschaft H.
(Obernzell) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum
bayerischen Reichskreis. S. Hafner-Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich
Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6.
Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die
wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die
Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die
Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels,
1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit
1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der
Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen
Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche Verwaltungseinheit.
Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289 das Land westlich der
Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg
1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die
Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und
Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes
Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg
die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und
Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde
durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum
Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns
(Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als
(Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet.
1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das
Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene
Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis
1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus
Oberdonau. In der frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande
verschiedentlich als O. bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1,
118; Pritz, F., Geschichte des Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch
des Landes ob der Enns, Bd. 1ff. 1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und
Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.; Straßmayr, E., Bibliographie zur
oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Schiffmann, K., Historisches
Ortsnamenlexikon des Landes Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O.,
Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in
Österreich bis 1918, 1955; Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917,
1956; Ferihumer, H., Oberösterreich, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und
Österreich, 2. A. 1956; Atlas von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr.
Landesregierung v. Inst. für Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller,
E., 1958ff.; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die
Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959);
Hageneder, O., Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in)
Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O.,
Die Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2
(1968); Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S.,
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der
Enns, hg. v. Strätz, H., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche
Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese
verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373
zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz
Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig
an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh
lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert.
1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter
an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern
Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog
sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten
Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt
Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K.,
Das kurpfälzische Territorium ”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl,
K., Die Oberpfalz und ihre junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung
der Oberpfalz. Geschichte einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K.,
Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16.
Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K.,
Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz
und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth,
T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005.
Oberrheinfeld (Reichsdorf).
Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem ehemals zum Reichsvogteiamt Schweinfurt gehörigen Dorf O. bei
Schweinfurt, das später zu Bayern kam.
L.: Dacheröden 256; Hugo 459.
Oberrheinischer Reichskreis.
Der 1500 geschaffene O. reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber
durchsetzt mit Gebieten Habsburgs (österreichischer Reichskreis)
und der rheinischen Kurfürstentümer (kurrheinischer Reichskreis).
1552 schieden die lothringischen Bistümer (Metz, Toul, Verdun), in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts die elsässischen Gebiete (Reichsstädte)
tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und das Hochstift Basel zählten sich nur
bedingt zum Kreis. Im Übrigen gehörten ihm unter dem Direktorat des Bischofs
von Worms und der Pfalzgrafen die Bischöfe von Worms, Speyer (mit Weißenburg),
Straßburg und Basel, die Äbte von Fulda und Prüm, der Johanniterorden
(Johannitermeister) in Heitersheim, der Propst von Odenheim, die Reichsstädte Worms, Speyer, Friedberg, Frankfurt und
Wetzlar, die Fürstentümer Pfalz-Simmern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz und
Pfalz-Zweibrücken, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die Markgrafschaft
Nomeny, die Fürstentümer Nassau (Weilburg, Usingen, Idstein, Saarbrücken,
Ottweiler) und Solms (Braunfels, Lich, Laubach, Hohensolms, Rödelheim), die
Grafschaften Sponheim, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Waldeck, Hanau (Münzenberg,
Lichtenberg), Königstein, Oberisenburg (Isenburg) (Birstein, Büdingen mit
Wächtersbach, Marienborn, Meerholz, Offenbach), Leiningen (Hardenburg
[Hartenburg], Westerburg), Sayn-Wittgenstein (Berleburg, [Homburg,]
Wittgenstein), Falkenstein, Kriechingen und Wartenberg sowie die Herrschaften
Reipoltskirchen, Bretzenheim und Olbrück (Ollbrück) an. Die Kreistage fanden in
Frankfurt statt, das Archiv war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
Oberrheinstrom (Kanton, Ritterkanton). Der auch Gau
oder Wasgau genannte Kanton O. war eine Untergliederung des Ritterkreises Rhein
(am Rheinstrom) der Reichsritterschaft. Seine
Kanzlei hatte ihren Sitz in Mainz.
L.: Wolff 515.
Obersächsischer Reichskreis.
Der O. wurde 1512 aus Sachsen, Brandenburg, Pommern, Cammin (Kammin), Anhalt,
den Abteien Quedlinburg, Gernrode und Walkenried, den Fürstentümern Querfurt
und Schwarzburg, den Grafschaften Mansfeld, Stolberg und Wernigerode, Barby,
Hohnstein mit Lohra und Klettenberg, Hatzfeld, Reuß und Schönburg gebildet.
Zeitweise gehörten der König von Schweden für Vorpommern und der Herzog von
Braunschweig-Wolfenbüttel für Walkenried dem Kreis an. Kreisausschreibende
Fürsten waren die Markgrafen von Brandenburg und die Herzöge von
Sachsen(-Wittenberg). 1683 traten die Mitglieder letztmals zu einem Kreistag
zusammen, obwohl der Kreis formell erst 1806 erlosch.
L.: Gumpelzhaimer 169; Wolff 372.
Oberschefflenz (Reichsdorf).
Am 18. 1. 1367 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Mainz, das von den
Herren von Weinsberg eingelöste Reichsdorf
(Richs dorff) O. bei Mosbach mit Mauern und Gräben zu umgeben und zur Stadt
nach dem Recht Heilbronns und Wimpfens zu machen. Dies wurde aber nicht verwirklicht.
Am 18. 3. 1378 erlaubte Karl IV. dem Pfalzgrafen Ruprecht, Schefflenz
einzulösen. Später kam es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468; Roedder, E., Das südwestdeutsche Reichsdorf
dargestellt auf Grund der Geschichte von Oberschefflenz, 1928.
Oberschwaben (Reichslandvogtei).
König Rudolf von Habsburg fasste nach 1273 das Reichsgut
im östlichen Schwaben - südlich der schwäbischen Alb - zu den Reichslandvogteien Augsburg und O. (Ravensburg)
zusammen. 1487 erwarb Bayern die Reichslandvogtei
O., die aber von Österreich wieder ausgelöst wurde.
L.: Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Vorderösterreich. Eine
geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Oberschwaben, Gesicht
einer Landschaft, hg. v. Ott, S., 2. A. 1972; Bradler, G., Die Landschaftsnamen
Allgäu und Oberschwaben in geographischer und historischer Sicht, 1973;
Richter, G., Oberschwaben zwischen Donau, Iller und Bodensee, 1974; Hofacker,
H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im
späten Mittelalter, 1980; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten,
1986; Oberschwaben, hg. v. Eitel, P., 1995; Oberschwaben, hg. v. Wehling, H.,
1996; Landschaften und Landstände in Oberschwaben, hg. v. Blickle, P., 2000;
Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M.
u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a.,
2007.
Oberstadion (Herrschaft). O. südlich von Ehingen an der
Donau wird 1270 erstmals erwähnt (Walter de Stadegun). Nach ihm nannten sich
die zur Reichsritterschaft steuernden Herren von
Stadion, die sich im 14. und 18. Jahrhundert teilten und 1686 in den Reichsfreiherrenstand und 1711 in den Grafenstand
erhoben wurden. Zuletzt gehörte O. der Linie Stadion-Thannhausen. Über
Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 53; Lamp, H., Die Kirche in Oberstadion, Diss. phil.
Tübingen 1940.
Oberstein (Reichsherrschaft)
(seit 1933 Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in
Idar-Oberstein) war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft
der Herren von O., die am Ende des Heiligen Römischen Reiches
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte.
1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der 1270 erloschenen jüngeren
Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der älteren Linie an das Erzstift
Trier (als Lehnsherren) und die Linie Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der
Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein kam O. zu Falkenstein, wurde 1554
aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es an Daun-Broich, 1680 an die
Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim Aussterben der Grafen
Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter ein. Die
verkleinerte Herrschaft O. wurde bis 1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel
und den Grafen von Limburg-Styrum mit zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach
von Trier allein verwaltet. 1794 wurde sie von Frankreich erobert. 1815 kam das
Gebiet der Herrschaft an Preußen. 1817 wurde es Teil des neugegründeten
oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. 1937 fiel es wieder an Preußen. Seit
1946 gehört es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Oberstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die O. zum Ritterkreis Rhein bzw. rheinischen
Ritterkreis.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Conrad, O., Die Herren und Ritter von
Oberstein, 1956.
Oberstenfeld (Kloster). Um 1016 gründete ein Graf Adalhard in dem wohl schon seit dem 7. oder 8. Jahrhundert bestehenden Dorf O. bei Ludwigsburg ein Frauenstift. Schirmvögte waren bis 1357 die Hummel von Lichtenberg, dann durch Kauf die Grafen von Württemberg. 1534/1535 wandelte der Herzog das Stift in ein evangelisches Damenstift um. Wenig später schloss sich dieses dem Kanton Kocher der Reichsritterschaft an, musste jedoch 1730 die Schirmherrschaft Württembergs, an das es 1802/1803 fiel, anerkennen. 1951/1952 kam O. an Baden-Württemberg.
Obersulmetingen (freie Herrschaft). O. an der Riss
zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt (Sunnimuotingen). 973
hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die dortige Burg inne, später wohl
die Grafen des Rammachgaues, die sich zeitweise nach Sulmetingen, seit Ende des
12. Jahrhunderts aber nach Neuffen nannten und um 1240 die Grafschaft
Marstetten erwarben. Neben ihnen erscheinen von 1225 bis 1528 niederadlige Herren
von Sulmetingen. 1508/1555 erwarben die Schad von Mittelbiberach als Lehen des Reiches bzw. Österreichs alle Anteile der zum
schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft.
1699 vererbten sie sie an das Kloster Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von Thurn
und Taxis den Ort. Über Württemberg kam er 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Oberweiler (Reichsdorf).
Am 18. 10. 1403 bestätigte König Ruprecht den Herren von Königsegg in
Oberschwaben die Verpfändung von Hoßkirch, Niederweiler und O. bei Saulgau.
Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 455, 453.
Oberwesel (Reichsstadt).
An der Stelle von O. am Mittelrhein bestand im dritten nachchristlichen Jahrhundert
eine römische Herbergsstation. In karolingischer Zeit (839) war O. (Wesel,
Wesalia)Königsgut, das 966 an das Moritzkloster in Magdeburg gegeben wurde,
spätestens bis 1234 aber an das Reich zurückkam.
1257 bestätigte König Richard dem zu Beginn des 13. Jahrhunderts zur Stadt
aufgestiegenen Ort die Reichsunmittelbarkeit.
1275 wurde Wesel an die Grafen von Jülich, 1312 an das Erzstift Trier
verpfändet. 1455 wurde auf Ansuchen des Erzbischofs von Trier die Reichsstandschaft durch Kaiser Friedrich III.
ausdrücklich aufgehoben. Seit dem 17. Jahrhundert setzte sich der Name O.
durch. 1815 kam es zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Bornheim, gen. Schilling, W., Oberwesel, 1955; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 475.
Ochs von Gunzendorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken. S. Pünzendorf, Puntzendorf.
L.: Stieber; Riedenauer 125.
Ochsenhausen (Reichsabtei,
reichsunmittelbare Abtei[, Reichsfürstentum]).
Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von Wolfertschwenden das
Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach in Oberschwaben, das
vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat unterstellt wurde.
1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei, erlangte 1397 die freie
Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit Reichsunmittelbarkeit.
Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium
und im schwäbischen Reichskreis. Sein
Herrschaftsgebiet umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter
Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft)
und Ummendorf (1565) sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen
und 6000 bzw. 11000 Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei
säkularisiert. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten Metternich als Fürstentum Winneburg
(Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von
Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an
Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts
Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte des
Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Ochsenstein (Grafschaft). Nach der Reichsmatrikel von 1776 gehörte O. zum oberrheinischen
Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 127.
Ockstadt (Reichsdorf).
Am 25. 1. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt
Friedberg, das vom Reich den Karben unter
anderem verpfändete Dorf O. einzulösen. Diese Erlaubnis wurde aber nicht in die
Tat umgesetzt. O. kam später an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462.
Odenheim (Reichsdorf).
Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von
Kirchheim unter anderem die Vogtei über das Kloster O. und das Dorf O. bei
Bruchsal. S. a. Odenheim und Bruchsal.
L.: Hugo 263, 462, 452.
Odenheim (bzw. Odenheim und Bruchsal) (Reichspropstei). In O. (Otenheim) bei Bruchsal war
früh das Kloster Lorsch begütert. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts stiftete der
den Grafen von Lauffen zugehörige Erzbischof Bruno von Trier auf Erbgut das
Kloster Wigoldisberg. Nach dem Aussterben der Grafen von Lauffen gelangte die
Vogtei über das Kloster 1219 an die Staufer und danach an Speyer. 1494 wurde
das Kloster in ein Kollegiatstift umgewandelt. 1507 verlegte der Konvent des
Ritterstifts O. aus Sicherheitsgründen seinen Sitz nach Bruchsal. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte das etwa 1 Quadratmeile mit sieben bzw. acht Dörfern
(Odenheim, Eichelberg, Tiefenbach, Landshausen, Rohrbach a. G., Kondominat in
Waldangelloch, Großgartach) umfassende O. (und Bruchsal) zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und hatte Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis. 1803 fiel O. (und
Bruchsal) an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 242; Zeumer 552 II a 37, 4; Wallner 699 OberrheinRK 51; Rössler, A.,
Geschichte der Stadt Bruchsal, 2. A. 1894; Herzer, F./Maas, H., Bruchsaler
Heimatgeschichte, 1955; Hodecker, F., Odenheimer Geschichte, 1962; Fetzer, R.,
Untertanenkonflikte im Ritterstift Odenheim, 2002.
Odenthal (Herrschaft). 1150 wird O. bei Porz
erstmals erwähnt (Udindar). 1631 kam es innerhalb Bergs als Pfandherrschaft an
die Inhaber von Strauweiler. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es über das
Herzogtum Berg und das Herzogtum Jülich der Kurfürsten von der Pfalz zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über
Preußen fiel es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Müller, A., Odenthal bei Altenberg (o.
J.).
Odenwald (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton O.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft.
Er hatte seine Kanzlei zunächst in Heilbronn (das Archiv wurde im
Dreißigjährigen Krieg vernichtet) und seit 1762 in dem gemeinschaftlich
gekauften Ort Kochendorf. Die inkorporierten Güter lagen etwa zwischen
Würzburg, Rothenburg, Heilbronn und Frankfurt am Main. Um 1790 war die
Kantonskorporation mit Teilen von Kochendorf Mitglied des Kantons O. des
Ritterkreises Franken (fränkischen Ritterkreises). Die Güter fielen 1808 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Winkelmann-Holzapfel 171; Stetten 184; Riedenauer 116, 122ff.;
Bauer, H., Der Ritterkanton Odenwald, Zs. f. württemberg. Franken 8, 1 (1868),
115ff.; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II. 74, S. 301,
Gebietsname;) Neumaier, H., Dass wir khein annder Haupt …, 2005; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 372.
Odernheim (Reichsstadt).
O. (bzw. seit 1896 Gau-Odernheim [Gauodernheim]) bei Alzey kam im 9.
Jahrhundert wohl vom fränkischen König an das Hochstift Metz und 1282 durch
Kauf vom Hochstift Metz an das Reich. 1286
erhielt es Stadtrecht. 1315 wurde es an das Erzstift Mainz, 1407 an die Pfalz
verpfändet und nicht wieder eingelöst, vielmehr 1579 nach Unruhen ganz der
Pfalz eingegliedert. 1816 fiel es an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Gredy, H., Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Odernheim, 2. A. 1954; Geschichte von
Gauodernheim, zusammengest. v. Einsfeld, C. u. a., 1957; Reifenberg, W., Die
kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim,
Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 477.
Odescalchi (Reichsfürst).
1689 wurde Livio O. zum Reichsfürsten erhoben.
1697 erwarb er Ilok (Illok) (2 Städte, 28 Dörfer), das zum Herzogtum erhoben
wurde (Herzog von Syrmien). Wenig später bewarb er sich als Verwandter Johann
Sobieskis um den Königsthron Polens.
L.: Klein 166.
Oefner (Reichsritter) s. Öpfner
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz),
Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort
bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom
Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen
Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt,
Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis
1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft
Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch
ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an
Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und)
Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese
wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt,
der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete,
das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs
bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von
35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich
August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805
Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an
Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und
Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels,
Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Oepp (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Seyler 377; Riedenauer 125.
Oeringer (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die O. zeitweise zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. Oetinger.
L.: Riedenauer 125.
Oetinger (Reichsritter),
Oeringer, Öttinger (Reichsritter). Die O. waren
Mitglied der Reichsritterschaft Schwaben und
zählten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Forst (Großforst), Teilen von
Archshofen und Teilen von Hohlach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Ihre Güter fielen 1808 an Bayern. S. Oeringer, Oetinger.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 158; Kollmer 312; Stetten 36, 183;
Riedenauer 126.
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie
zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine
Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486], Oettingen-Flochberg [bis 1549],
Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht, doch gelang im Zuge der
reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte Abrundung der Güter. 1442 und
1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische Linie
Oettingen-Oettingen (sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie
Oettingen-Wallerstein (fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von
Oettingen-Flochberg). 1623/1694 teilte sich Oettingen-Wallerstein in
Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet), Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet)
und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach dem Aussterben Oettingen-Oettingens
(1731) fielen dessen Güter überwiegend an Oettingen-Wallerstein sowie zu einem
Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch Heirat 1689 auch die Herrschaft
Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die Herrschaften Bissingen (1661),
Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667) und Diemantstein (1777)
(Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis,
Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und
Altenberg (1799). 1764 verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster
Neresheim. Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie
Oettingen-Baldern. Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit
Preußen in Franken und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine
verlorenen elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den
westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten,
der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962;
Hofmann, H., Territorienbildung in Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG.
31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg
1973 (masch.schr.); Grünenwald, E., Das älteste Lehenbuch der Grafschaft
Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D., Die Grafschaft Oettingen, 1985;
Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft Oettingen, (in) Rieser Kulturtage,
Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A., Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen
Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2005.
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Grafen). Die Grafen O. sind eine 1662
begründete Linie der Grafen von Oettingen. 1790 gehörten ihr die Herrschaft
Baldern, Lippach und die Herrschaft Schenkenstein mit Aufhausen bei Bopfingen,
die unter dem Oberamt Baldern zusammengefasst waren, und das Pflegamt
Katzenstein. Nach dem Aussterben der Linie (1798) fielen ihre Güter an
Oettingen-Wallerstein und danach an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Der Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten). O. ist eine im 17.
Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem schwäbischen Reichskreis zugehörige und 1734 gefürstete Linie der
Grafen von Oettingen, die 1731 einen Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte.
1790 gehörten hierzu die Oberämter Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth,
Oettingen und Spielberg, das Pflegamt Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi,
die der Reichsritterschaft einverleibt war, die
Landeshoheit über die Johanniterkommende Kleinerdlingen und die Untertanen des
Klosters Sankt Klara zu Regensburg. !806 fiel O. mit acht Quadratmeilen und
20000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die
Mediatisierung des Fürstentums Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen 1955.
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine 1522
entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis zugezählte Linie der Grafen von Oettingen,
die 1731 die meisten Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die
Oberämter Alerheim, Bissingen mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde
Fronhofen mit Verwalteramt Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen,
Neresheim und Wallerstein, die Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und
schließlich die Landeshoheit über Aufhausen bei Christgarten. Nach § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt sie für die Herrschaft Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz)
zu Donauwörth, das Kapitel Sankt Magnus zu Füssen und die Klöster Kirchheim,
Mönchsdeggingen (Deggingen) und Maihingen. 1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen
große Fürstentum mit 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Oeynhausen, Oyenhausen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die O. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Baehr, P., Chronik von Bad Oeynhausen,
1909, Neudruck 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Lindheim 1672-1723).
Offenau (Reichsdorf).
Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des
Burkhard Sturmfeder, das unter anderem dem Burkhard Sturmfeder verpfändete Reichsdorf O. bei Wimpfen. Später fiel das Dorf an den
Deutschen Orden. Über Württemberg kam O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459.
Offenbach (Burg, Herrschaft, Stadt). Das 977
erstmals erwähnte O. im Reichsforst Dreieich gelangte
über die Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418/1486 allmählich ganz an die
Grafen von Isenburg. 1556 erhob es der Graf von Isenburg-Büdingen zur Residenz.
1816 fiel es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Isenburg,
Isenburg-Offenbach.
L.: Wolff 277; Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs
Vergangenheit, 1879.
Offenburg (Reichsritter).
Hans Heinrich von O., württembergischer Rat und Hofgerichtsassessor sowie
Obervogt zu Nagold, war von 1614 bis 1623 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 210.
Offenburg (Reichsstadt).
O. an der Kinzig wird erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine
Gründung der 1218 aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau
[Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit
1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von
Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an
Baden und an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und
Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König
Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es
die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz
der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am
Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag.
1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit
O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel
O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3
Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg, 1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der
Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die Stadt-
und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f. Mittelbaden,
1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R., Offenburg
1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele,
K. u. a., 2004.
Offingen (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken. S. Öpfner.
L.: Riedenauer 126.
Olbrück, Ollbrück (Herrschaft, Reichsherrschaft). Die Burg O. im oberen Brohltal bei
Ahrweiler westlich von Andernach wurde vermutlich um 1100 durch die Grafen von
Wied erbaut. 1190 trugen die Grafen sie dem Erzstift Köln zu Lehen auf. Die
Burg, die nach dem Aussterben der Grafen von Wied Ganerbschaft zahlreicher
Familien (Eppstein, Braunsberg, Eich, Waldbott [Waldpod] von Bassenheim) war,
bildete den Mittelpunkt der Reichsherrschaft O.,
zu der etwa zehn Dörfer der nächsten Umgebung zählten. 1555 gelangte der Wieder
Anteil als Lehen Kölns an die drei Linien der Waldbott von Bassenheim. 1735
löste die Familie Waldbott von Bassenheim die Ganerbschaft auf und teilte O.
unter den Linien Bassenheim und Bornheim. Die Herrschaft O. gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 1600 bzw. 3000 Einwohnern zum
oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel O. an
Preußen und kam von dort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Wallner 699 OberrheinRK 50; Gerhards, H., Burg Olbrück, (in) Heimatkalender
für den Landkreis Ahrweiler, 1961; Pracht, H., Burg Olbrück und das Zissener
Ländchen, 1981.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen.
Vielleicht schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit
Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der
Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und
Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau)
abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten.
Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster
(Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von
Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den
Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land
(Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel
1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim
Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434)
bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf
Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von
denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden
wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und
Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie
verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500
Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I.
(1529-1573) führte die Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des
ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch
Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand
erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat
vertretenen Reichsgrafschaften O. und
Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp
(Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777
von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland
bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das
reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark
abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919
war wieder die Stadt O. Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert
(bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die
Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion,
so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch
Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es
eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs
6, 130; Bauer 1, 409; Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J.
v./Schloifer, H., Bd. 1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des
Herzogtums Oldenburg, Bd. 1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G.,
Oldenburger Geschichte, Bd. 1f. 1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff.
1914ff.; Sello, G., Die territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg,
1923; Kohl, D., Geschichte der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger
Stadtrecht, (in) Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1
u. a. Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly,
M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in
Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in)
Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg
1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in
Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150
Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher,
G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Oldenburg-Wildeshausen (Grafen). Wildeshausen am Übergang einer
Straße von Westfalen nach Bremen über die Hunte wird 851 erstmals erwähnt
(Wigaldinghus). Graf Waltbert, Enkel des sächsischen Herzogs Widukind, gab den
Ort 872 an das von ihm dort gegründete Alexanderstift. Im 11. Jahrhundert
unterstand der Ort den Billungern, welche die Vogteirechte um 1100 den Grafen
von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem Domkapitel von Bremen das
Propsteigut überließen. Um 1150 gründete Graf Heinrich von Oldenburg die Burg
Wildeshausen. Eine der Linien der Grafen wurde in Wildeshausen ansässig und
verband mit ihrem Amt Wildeshausen vorübergehend die Grafschaften Vlotho und
Tecklenburg. Nach dem Aussterben der Grafen 1270/1335/1384 ergriff das Erzstift
Bremen 1270 Besitz von Wildeshausen, während andere Güter an die Grafen von
Hoya fielen. W. zählte zum niedersächsischen Reichskreis.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es an Schweden, 1700 an Hannover, 1803 mit 2,3
Quadratmeilen Gebiet an Oldenburg und 1946 mit diesem zu Niedersachsen. S.
Wildeshausen.
L.: Wallner 707 NiedersächsRK 25; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der
Stadt Wildeshausen, 1953; 1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v.
Boning, H., 1970; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen,
1970.
Olmütz (Bistum, Erzbistum, bischöfliche
Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren slawischen Siedlungsspuren
des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in Mittelmähren) in der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der Přemysliden (Przemysliden)
errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig gefördert wurde. Vermutlich im Jahre
1063 wurde das seit 976 bezeugte Landesbistum Mähren nach O. verlegt. Das
Bistum unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und von 1344 bis
1421 dem Erzbischof von Prag. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof Fürstenrang.
1777 wurde O. zum Erzbistum erhoben, zu dem als Bistum Brünn gehörte. S.
Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 580, 1, 2, 430, 432.
Onolzbach (Reichsritter)
s. Ansbach
L.: Stetten 36.
Öpfner, Opfner, Offner, Öfner (Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die O.
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Offingen.
L.: Riedenauer 126; Stetten 33.
Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O. an der
Oder in Oberschlesien war bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des
Siedlungsgebiets der slawischen Opolanen. Seit der Eroberung durch den
oberschlesischen Herzog 1202 war die im 11. und 12. Jahrhundert befestigte,
1173 zunächst an Niederschlesien gelangte Siedlung Hauptort des von
Niederschlesien getrennten, nunmehr auch nach O. bezeichneten piastischen Herzogtums
(O.) Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen, 1178 Beuthen, Auschwitz). 1254 wurde
die deutschrechtliche Stadt O. gegründet. Im 13. Jahrhundert splitterte sich
das Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281 Teilung in. O. mit Oberglogau,
Falkenberg, Groß Strehlitz [Großstrehlitz, Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt,
Beuthen mit Cosel, Tost, Gleiwitz, bis 1335, Ratibor mit Rybnik, Sohrau
[Sorau], Pless, bis 1336, sowie Teschen und Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O.
Lehen Böhmens. 1521 kam Ratibor an O. Beim Tod des letzten Oppelner
Piastenherzogs (1532) fiel das zwischen 1493 und 1521 um Gleiwitz, Tost,
Beuthen, Cosel und den größten Teil Ratibors vergrößerte O. an Böhmen und damit
an Habsburg bzw. Österreich. Von 1532 bis 1551 war es an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach,
von 1645 bis 1666 an Polen verpfändet. O. umfasste ein Gebiet von 137
Quadratmeilen und war seit 1741 in die Kreise O., Falkenberg, Rosenberg,
Lublinitz, Groß Strehlitz, Tost, Cosel (Kosel) und Neustadt gegliedert. 1742
kam O.von Österreich an Preußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens
(Woiwodschaft Opole). 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.;
Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn,
W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt,
hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia:
outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965;
Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles.
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L.,
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993,
1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 434.
Oppenheim (Reichsstadt).
O. am Mittelrhein bei Mainz wird 765 erstmals erwähnt. 774 gab König Karl der
Große den Königshof an die Abtei Lorsch. 1147 fiel der Ort von Lorsch an das Reich zurück. 1225/1226 erhielt er Stadtrecht (Reichsstadt). 1254 war O. Mitglied des rheinischen
Städtebundes. Von 1315 bis 1353 wurde O. an das Erzstift Mainz, 1375 an die
Pfalz verpfändet und gehörte seit 1398 tatsächlich, seit 1648 endgültig zur
Pfalz. Später fiel O. an Hessen-Darmstadt. 1946 kam es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Franck, W., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Oppenheim am Rhein, 1859; Wernher, C., Oppenheim, 1925; Krause, P., Oppenheim
unter der Verwaltung des Reichs, 1927; Neue
Forschungen zur Geschichte Oppenheims und seiner Kirche, hg. v. Jungkenn, E.,
1938; Leiwig, H., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1964; 1200
Jahre Oppenheim am Rhein, Festschrift, hg. v. Albrecht, J./Licht, H., 1965;
Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft
Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Oppenheim. Geschichte
einer alten Reichsstadt, hg. v. Licht, A., 1975;
Rödel, V., Oppenheim als Burg und Stadt des Reiches,
Beitr. z. mittelrhein. Gesch. 21 (1980), 60ff.; Kraft, R., Das Reichsgut von Oppenheim, HJL 11 (1981), 20ff.;
Festschrift St. Katharinen zu Oppenheim, hg. v. Servatius, C./Steitz, H./Weber,
F., 1989; Seibert, H., Oppenheim, LexMA 6 1993, 1417; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 481.
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab Erzbischof Anno
von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien
O. (Opult) bei Pössneck an die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte
der Grafen von Schwarzburg und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter
erlangten die Ritter von Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge
zahlreicher Erbteilungen und sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert verarmten,
musste die Herrschaft 1672 an Graf Johann Albrecht von Ronow verkauft werden.
1703 kam sie an die Familie Einsiedel, 1745 an die Grafen Hoym, 1782 erbweise
an die Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über die Markgrafschaft
Meißen Sachsens dem obersächsischen Reichskreis
an. Über Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der
Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge einer Heirat von 1515 über die
Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg
den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich
besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer
des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572 zum königlichen
Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der
Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre
1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis
1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen der Linie der
Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672
katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der Opposition nach England
berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und
Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O. verheirateten Großen
Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten von Conti der
oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702
von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs
zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte Entscheidung
Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an. Dieses hatte
bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und
Lingen besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von
Geldern (Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die
deutschen Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S.
Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A., Genealogie
von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993, 1424; Oranien
und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H.,
1994; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich,
hg. v. Lademacher, H., 1995; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Orlow (Reichsfürst).
1763 erhob Kaiser Josef II. den bei der Ermordung Zar Peters II. beteiligten
und 1762 zusammen mit vier Brüdern zum Reichsgrafen
aufgestiegenen Grafen Grigorij Grigorjewitsch O. zum Reichsfürsten,
doch scheint die diesbezügliche Urkunde erst 1772 ausgehändigt worden zu sein.
L.: Klein 177.
Orsini (Reichsfürst).
1625 wurde Paolo Giordano O. zum Reichsfürsten
erhoben, 1724 Philippo Bernualdo O.
L.: Klein 165; Alleggrezza, F., Orsini, LexMA 6 1993, 1477.
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei).
Zwischen Oos, Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft
Mortenau (768 Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem
Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele
kleine Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift
Straßburg). König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O. (1302 Reichslandvogt
erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um Ortenberg,
Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg und
Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an das
Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw.
Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der
nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das
fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich
hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben
der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an
den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400
Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen
und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die
O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische
Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K.,
Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
Ortenau (Ort, Bezirk) ist ein Bezirk (Ort) im
Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, der
1802 20 Geschlechter mit 42 immatrikulierten Personen (21 katholisch, 21 evangelisch)
umfasste. Seine Kanzlei hatte ihren Sitz in Kehl.
L.: Wolff 510; Hillenbrand, E., Die Ortenauer Ritterschaft auf dem Weg zur Reichsritterschaft, ZGO 137 (1989).
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern
Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach
den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht
(Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde
Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte
eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der
Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die
Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde
das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach
Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle
Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende
Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre
Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos
bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht
anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch
Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte
Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis und
gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium
an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern
umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt
Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in
Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807
kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In
Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den
Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn.
1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen
anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen
von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an
Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als
Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von
Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen
die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von
Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Ösel (Bistum), Ösel-Wieck. 1227 eroberten
deutsche Siedler von Livland aus die schon vor der Zeitenwende von ugrofinnischen
Esten besiedelte Insel Ö. vor der Rigaer Bucht. 1228 gründete Bischof Albert
von Buxhöveden ein zunächst exemtes, seit 1246/1255 Riga unterstelltes, auch
estländische Gebiete (Wieck [Wiek]) umfassendes Bistum mit wechselndem Sitz
(Alt-Pernau [Altpernau], Hapsal, Arensburg). Der Bischof wurde 1521 Reichsfürst. 1559 verkaufte er die Insel an Dänemark.
Sein Bruder wurde erster protestantischer Bischof von Ö. Mit seiner Erhebung
zum König in Livland durch den einen Ostseezugang anstrebenden Zaren Iwan IV.
ging das Bistum in Livland bzw. Estland auf. 1654 kam Ö. an Schweden. 1710/1721
fiel Ö. an Russland (Gouvernement Livland). 1918 gelangte es an Estland.
L.: Stackelberg, F. v., Die Verwaltung des Bistums Ösel-Wiek im 16.
Jahrhundert, SB Riga 1926; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H.
v. zur, Ösel, LexMA 6 1993, 1492; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter
Fürstenau, Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und
Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde
Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das
Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein
lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das
Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum
wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln
unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu
Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O.
einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim
und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885
einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf.
1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer
1, 429; Möser, H., Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem
Titel) Geschichte des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970;
Osnabrücker Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15
1891ff.; Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff.
1892ff.; Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück,
Mitt. Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt
Osnabrück, Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück,
1934; Bär, M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes
Osnabrück, 1934; Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter,
Bd. 1f. 1937ff.; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück
u. a., 1938; König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in
seiner territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur
reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker
Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager,
J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F.,
Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001;
Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v.
Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher
Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
Ossolinski (Reichsfürst).
1634 wurde Jerzy O. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 173.
Ostein (Grafen). Die Grafen von O. sind ein
Zweig der Familie Dalberg (Dalberg-Heßloch, Dalberg-Hassloch). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die auch zum Ritterkreis Rhein zählenden Grafen von O.
wegen der Herrschaft Millendonk(, Myllendonk, Mylendonk) zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für den Verlust der Herrschaft die Abtei Buxheim (ohne Pless und
belastet mit verschiedenen Renten). Die O. waren um 1700 auch Mitglied im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1696 war der würzburgische Domherr
Johann Heinrich von O. wegen des 1694 erworbenen, 1698 aber wieder veräußerten
Ebersberg im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Seit 1810
hatten die O. Güter in Böhmen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 26; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126;
Schulz 268.
Osterberg (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von O. bei Illertissen mit dem 1647
erworbenen Bühl und dem 1679/1680 erworbenen O. mit Weiler zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. Sie waren am 2. 3. 1712 zu Reichsfreiherren
erhoben worden (zuvor Mayer von Röfingen auf Bühl). Das Schloss O. gelangte
1816 als Teil eines Familienfideikommisses an den Freiherren von Ponickau und
wurde 1995 verkauft. S. Meyer zu O.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 59.
Osterberg (reichsritterschaftlicher Ort). O.
zwischen Illereichheim und Babenhausen in Schwaben gehörte im Mittelalter
zusammen mit Weiler den Herren von Rechberg (Rechberg-Hohenrechberg auf
Kellmünz). Von ihnen zweigte sich eine eigene Linie Rechberg auf O. und
Weißenstein (Wolfenstall) ab. 1679 kaufte Johann Michael Meyer (Mayer) von
Röfingen auf Bühl, Rat und Syndikus der Reichsritterschaft
in Schwaben, die Herrschaft O. und wandelte sie 1695 durch Testament in ein die
Herrschaften O., Bühl und Röfingen umfassendes Fideikommiss um. Dieses zählte
zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben und kam 1806 mit der Rheinbundakte
an Bayern, in dem 1818 ein Patrimonialgericht und 1848 die politische Gemeinde
O. entstand, in die 1978 die bis dahin selbständige Gemeinde Weiler
eingegliedert wurde. S. Meyer zu O.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 59.
Osterode (am Harz) (Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 438.
Österreich (Ballei des Deutschen Ordens,
Deutschordensballei). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die Balleien
Österreich (und Tirol) und Bozen (bzw. an der Etsch) des Deutschen Ordens zum
österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 5.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“,
Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya
und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde
zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem
welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer
Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der
Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben
könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen
Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten
Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater
Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht
abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I.
Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste
aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom
Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten
Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die
grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die
karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag
(Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern
(Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus.
Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von
Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an
Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super
Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus
es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns
(Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei
in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg,
1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und
1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog
Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis
bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem
Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege
führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526
das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564
wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit
Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der
Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die
Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die
in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter
1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat,
Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der
spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen
Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an
Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand
(mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und
Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien,
das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das
1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene
Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan,
der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die
Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in
Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena,
Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische
Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die
unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging.
Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient
und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster.
Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet
werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile
Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest
abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der
Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich
begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht.
1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge
der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die
Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig
eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen
Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien.
Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen
Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen
bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation
ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die
Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen
Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den
österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten
ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten
Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10.
1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile
von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen,
Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen
Abgeordneten des Reichsrates als provisorische
Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich),
in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden
sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens
und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der
nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am
1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in
ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1.
5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3.
1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in
Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler
Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938
99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde
Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien,
Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde
durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die
Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss
eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen
Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland
orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der
Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und
Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der
Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2.
A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung
1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968;
Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte,
Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des
Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches
Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes,
orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik
Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten,
1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen
Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker,
L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien
1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts,
1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land
Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R.,
Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970; Walter, F.,
Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972;
Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A.
Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich
976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts
im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v.
Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich,
1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart,
8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert,
F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des
spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, 1985; Österreich
im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985;
Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G.,
Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom
”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des
Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft,
Politik und Verwaltung in der Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram,
H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988;
Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der
Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und
Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H.,
Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs,
1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner,
M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993;
Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte
in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche
Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996;
Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999;
Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter
Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000;
Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007;
Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Österreichisch-Schlesien (Herzogtum). 1526 gelangten die stark
zersplitterten Fürstentümer Schlesiens mit Böhmen durch Erbfolge an Habsburg bzw.
Österreich. Ihm gegenüber erhob Brandenburg auf Grund eines 1537 geschlossenen,
1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrages Ansprüche auf Liegnitz, Brieg,
Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht
Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf. 1686 wurde Brandenburg durch die
Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche bewogen, gab den
Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage
geführten ersten schlesischen Krieg erlangte Preußen 1742 Schlesien bis zur
Oppa, wohingegen Österreich Troppau, Teschen und Jägerndorf behielt, die als
Herzogtum (seit 1849 Kronland) durch einen Landespräsidenten in Troppau
verwaltet wurden. 1919 kam Ö. zur Tschechoslowakei, 1920 der Ostteil von
Teschen zu Polen. S. Schlesien, Tschechien.
L.: Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8.
A. 1990.
Österreichischer Reichskreis.
1512/1521 wurden die Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis
zusammengefasst, um dem Haus Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung
des Reiches zu ermöglichen. Zu diesem Reichskreis zählten die vorderösterreichischen
Enklaven im Gebiet des schwäbischen und oberrheinischen Reichskreises, nicht dagegen die Länder Böhmens. Hinzu kamen die
Bischöfe vin Trient und brixen, der Deutsche Orden wegen der österreichischen
Balleien, der Fürst von Dietrichstein wegen der Grafschaft Tarasp und der
Bischof von Chur. Kreisausschreibender Fürst und Kreisdirektor war der
Erzherzog von Österreich. Kreistage gab es nicht. Nach 1803 kamen die
ehemaligen geistlichen Fürstentümer Salzburg und Berchtesgaden aus dem
bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806
endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö.
L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der
Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches,
1967.
Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde das
Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich
gehörten (als die im Reichsrat vertretenen
Königreiche und Länder im Gegensatz zu den Ländern der ungarischen
Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das Königreich Dalmatien, das Königreich
Galizien und Lodomerien mit Auschwitz, Zator und Krakau, das Erzherzogtum
Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, das
Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das Herzogtum Kärnten, das
Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die Markgrafschaft Mähren, das
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien, Österreichisch-Schlesien),
die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg sowie die Markgrafschaft Istrien
samt der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska (Görz und Gradisca)und der
Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina
hinzu. Gemeinsam waren beiden Reichshälften der
Monarchie die auswärtigen Angelegenheiten und das Militärwesen und das
Finanzwesen. Ö. endete am 11. 11. 1918 durch Verzicht des Kaisers auf jeden
Anteil an den Reichsgeschäften und Ausrufung der
Republik.
L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005.
Ostfalen (Gau [zwischen Oker und Innerste und
Leine?], Astfalahun)
L.: (Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 [Königsdahlum
bzw. Dahlum, Nettlingen, Großlafferde, Kleinlafferde, Sauingen, Gadenstedt,
Schmedenstedt, Hallendorf, Heerte, Denstorf, Vöhrum, Wendhausen, Adersheim,
Leinde, Dörnten, Össelse, Hotteln, Wirringen, Heisede, Heiningen, Groß Flöthe
bzw. Großflöthe, Klein Flöthe bzw. Kleinflöthe, Ohlum bzw. Ohlhof, Bettingerode,
Berßel bzw. Bersse, Aderstedt, Groß Quenstedt bzw. Großquenstedt, Klein
Quenstedt bzw. Kleinquenstedt, Riestedt, Dittichenrode, Hildesheim]); Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 145 (Denstorf,
Döhren, Dungelbeck, Einum, Gadenstedt, Garbolzum, Garmissen, Hallendorf,
Harsum, Heiningen, Heisede, Heerte, Hildesheim, Hotteln, Groß Ilsede bzw.
Großilsede, Kemme, Groß Lafferde bzw. Großlafferde, Leinde, Nettlingen,
Össelse, Ohlum, Poppenburg, Ruthe, Schmedenstedt, Groß Stöckheim bzw.
Großstöckheim, Üfingen, Vöhrum, Wendhausen, Wirringen); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 775; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 12, 26, II, 60, III, 27 Astfalahun, 301, Ostfalen s.
Astfalahun; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen
vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 29 Astfalahun; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft,
Fürstentum). Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war
schon in der Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod. Noch vor 800
wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet christianisiert. 843 kam
es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten
sich in O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft
(in) O. belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der
Westerems bis an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das schon früh in der
Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur Zuidersee
und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und das
Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571
verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever, Butjadingen
östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt wurde Emden,
1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht. Seit 1519
drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum achtzigjährigen
Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter Führung der
calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des Nordens)
stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang 1529/1575. 1600
wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt. 1654/1662 wurde Graf
Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag,
Einführung in den Reichsfürstenrat 1677,
Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis,
nur zeitweilige Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium).
1682 verlegte Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744
starb das Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen
besetzte das an sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht
angenommene Land auf Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte
es zu einer Provinz Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt
die Städte und Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer,
Stickhausen und Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg,
Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60
Quadratmeilen große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern
an Napoleon I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar
einverleibte (Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover
(Landdrostei Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk
Aurich Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte,
Bd. 1-10 1792ff., Neudruck 1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v.
Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff., Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte
der tom Broks, 1895; Reimers, H., Ostfriesland bis zum Aussterben seines
Fürstenhauses, 1925; Koolmann, A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd.
1ff. 1951; König, J., Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben
seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems,
Erläuterungen zur Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste
des L. Waghenaer von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962;
Baker, G., De grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur
Geschichte des Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende
Kunst und vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien
zur Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Ostheim (Herrschaft). Die aus dem Schloss
Bilstein und drei Dörfern bestehende Herrschaft O. im oberen Elsass war
ursprünglich ein Teil der Herrschaft Reichenweier.
Mit dem Elsass fiel O. an Frankreich.
L.: Wolff 297.
Ostheim (Reichsritter).
Gideon von O., württembergischer Obervogt von Tübingen, war etwa von 1598 bis
1604 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren die
O. im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Hellstern 210.
Ostpreußen (Landschaft, [Teil des] Herzogtum[s],
Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung wurde in der
Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n.
Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen, deren im 10.
Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das Siedlungsgebiet
übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog Konrad I. von
Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen und
übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II.
gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410)
schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa
1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil
Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom
Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die
Oberhoheit Polens anerkennen. 1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister
Albrecht von Brandenburg-Ansbach in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens
stehende Herzogtum Preußen, in dem 1544 die Universität Königsberg gegründet wurde,
umgewandelt. Dieses wurde 1618 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit befreit. 1701 wurde es als einziges
voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zur Keimzelle des
Königreichs Preußen, indem Kurfürst Friedrich sich selbst zum König in Preußen
krönte. Der Name O. für das Herzogtum Preußen setzte sich amtlich erst durch,
als 1772 Westpreußen (Pomerellen bzw. Pommerellen) bei der ersten Teilung
Polens mit dem Königreich Preußen vereinigt wurde. Das Ermland kam zu O.,
Marienwerder zu Westpreußen. Beide Provinzen wurden 1815 getrennt, von 1824
personal und 1829 real bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt und dann wieder
getrennt. 1919/1920 kam das Gebiet um Soldau zu Polen, das Memelgebiet an die Alliierten
und 1923 faktisch an Litauen. Danzig wurde Freie Stadt. Das restliche
Westpreußen wurde O. angefügt. 1939 wurde das Memelgebiet von Litauen
zurückerzwungen, wurden Westpreußen und Danzig zurückerobert und damit wurde O.
wieder mit dem Reich verbunden. 1945 wurde der
nördliche Teil O. unter die Verwaltung der Sowjetunion, der westliche Teil
unter die Verwaltung Polens gestellt, die ansässige deutsche Bevölkerung fast
vollständig ausgesiedelt. 1990 kam das Gebiet als politische Folge der
deutschen Einheit an die Sowjetunion bzw. Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A.,
Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M.,
Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E.,
Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B.,
Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin,
Namen, die keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962;
Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände;
Ost- und Westpreußen. Handbuch der historischen Stätten, hg. v. Weise, E.,
1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H.
u. a. 1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945,
Reihe A, Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause,
F., Geschichte des Preußenlandes, 1986; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen,
1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991;
Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und
Westpreußens, hg.v. Opgenoorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens
Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v.
Garber, K. u. a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005.
Ostrach (Herrschaft). Das 851 erstmals erwähnte
O. (Hostrahum) bei Sigmaringen war im 12. Jahrhundert Reichslehen,
wurde aber am Ende des 13. Jahrhunderts vom Kloster Salem erworben. Die
Herrschaft O. gehörte bis 1803 Salem. Dann kam sie an Thurn und Taxis, danach
an Hohenzollern-Sigmaringen und über Preußen und Württemberg-Hohenzollern 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181.
Ottenberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die O. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 213; Riedenauer 126.
Otterbach (Reichsdorf)
L.: Hugo 464.
Öttinger (Reichsritter)
s. Oetinger.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 158; Kollmer 312; Stetten 36, 183;
Riedenauer 126.
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift).
Das Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als
Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz
des Papstes gestellt. 1299 wurde der Abt Reichsfürst,
verlor diesen Rang aber im 15. Jahrhundert, nachdem 1356 das Hochstift Augsburg
die Vogtei erworben hatte. 1626 verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund
eines Spruches des Reichskammergerichts von 1624
auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch verbliebenen
Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat
angehörte, aber weder beim schwäbischen Reichskreis
noch im schwäbischen Reichsprälatenkollegium
Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem weitgehend geschlossenen
Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und Anteilen an den
Herrschaften Stein, Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen
oberer Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460,
bearb. v. Hoffmann, H., 1991; Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726,
2004; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit
Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.
Ottweiler (Herrschaft). In O. bei Neunkirchen an
der Blies begründete 871 der Bischof von Metz ein Stift. Als dessen Obervögte
wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die Burg O. erbauten.
Über Saarbrücken kam O. 1381 an Nassau-Weilburg und wurde 1659 Sitz der Grafen
von Nassau-Ottweiler, über die es zum oberrheinischen Reichskreis
zählte. Über Preußen gelangte O. 1919/1920 sowie 1945/1946 zum Saargebiet und
damit 1957 zum Saarland. S. Nassau-Ottweiler.
L.: Wolff 266; Wallner 697 OberrheinRK 25; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte
der Stadt und Grafschaft Ottweiler, 1909; Landkreis Ottweiler, hg. v. Landkreis
1963.
Overijssel (Herrschaft). Im Gebiet östlich des
Ijsselmeeres, das seit Ende des 8. Jahrhunderts fest dem karolingischen Reich eingefügt war, hatte der Bischof von Utrecht im
10. Jahrhundert Güter (das sogenannte Oberstift). Im 12. Jahrhundert nahm der
Graf von Geldern die Landschaft Veluwe in Besitz, die Utrecht von diesem
Gebiet, das seit der Mitte des 15. Jahrhunderts O. genannt wurde, trennte.
1527/1528 kam O. an Habsburg, wurde aber 1591-1597 durch Moritz von Oranien für
die Generalstaaten der Niederlande erobert.
L.: Wolff 74; Großer Historischer Weltatlas III 2 E3; Nagge, W., Historie van
Overijssel, Bd. 1, 2 1908ff.; Overijssel, hg. v. Wiersma, H. u. a., 1965.
Ow (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von O. gehörten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 waren sie mit Ahldorf,
Bierlingen, Felldorf, Wachendorf und dem 1722 verkauften Hirrlingen Mitglied im
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Schlossarchive bestehen noch in Wachendorf
(Ow-Wachendorf) bei Tübingen und Piesing (Ow-Felldorf) bei Altötting.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 64; Hellstern 210; Kollmer 380; Adel am oberen Neckar, hg. v. Quarthal,
F. u. a., 1995; Archive der Freiherren von Ow, bearb. v. Seigel, R., 2003.
Paar (Reichsfürst).
1769 wurde Wenzel Johann Graf von P., dessen Familie sich um den Aufbau des
österreichischen Postwesens verdient gemacht hatte, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 180.
Pach zu Hansenheim und Hoheneppan (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Edlen
von P. mit dem 1720 erworbenen Hausen am Tann zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 64.
Padberg (Herrschaft). P. bei Brilon wird
erstmals 1030 anlässlich der Übertragung eines heimgefallenen Gutes vom Reich an das Hochstift Paderborn genannt. Es kam von
dort an die Erponen. Nach 1120 entstand um P. eine eigene Herrschaft, die durch
Kauf an das Erzstift Köln gelangte. 1414 musste der größte Teil der Herrschaft
an Waldeck gegeben werden. Über Preußen fiel P. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Bockshammer, H., Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft
Waldeck, 1958; Padberg im Wandel der Zeiten, bearb. v. Schmidt, H., 1963;
Padberg, C., Ein Jahrtausend Padberg. Ein Beitrag zur Geschichte des
kurkölnischen Sauerlandes, 1979.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?)
wurde der ursprünglich Würzburger Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von
Karl dem Großen und Papst Leo III. 799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar
806-815) erhoben. Das Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem
bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036) gelang der Erwerb fast aller
Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur Werre längs der Weser
erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen
und Braunschweig). Danach standen die Welfen und die Erzbischöfe von Köln
weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften
Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660)
gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte)
weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt
bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von
Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch
verlor das Bistum in der Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und
weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614 gründete der die
Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft verwendende
Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität in P.
1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150
Dörfern (Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg
[Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer
Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei-
und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei
Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentreich [Borgentrick], Borgholz
[Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim,
Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit Lippe], die Ämter Oldenburg,
Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und
Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel
gehörigen Städte Lippspringe und Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen
und Erwitzen) an Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es vorübergehend in das
Königreich Westphalen einbezogen. 1946 kam es von Preußen (Provinz Westfalen)
an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde 1821 um Minden, Halberstadt,
Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der Erzdiözese Köln
unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen Hildesheim und Fulda
erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451;
Bessen, G., Geschichte des Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die
ältere Diözese Paderborn nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der
Stadt Paderborn, 1889ff.; Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar
bis Rethar, 1900; Schultz, F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im
Bistum Paderborn bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die
Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe,
H., Die Paderbornschen Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934),
171ff.; Die Erzdiözese Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände
im 17. und 18. Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen
zwischen Paderborn und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe,
K., Das karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von
Paderborn und seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises
Paderborn, 1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11.
und 12. Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970),
398ff.; Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und
Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn
1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung
der Landstände im Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die
Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u.
a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993,
1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a.,
Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u.
a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation
als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
427, 2, 484.
Padergau (Gau um die Pader links der Lippe,
Paderga)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 ([Padergau,]
Paterga, Patherga, Gau um die Pader links der Lippe); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 784; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Pallant (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die P. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Pallast (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Pallodio (Lehen). Das nahe Genua (im
Genuesischen) gelegene Lehen des Reiches stand
1720 zum Verkauf.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Palm (Grafen, Fürsten, Reichsritter). Die dem Patriziat der Reichsstadt Esslingen entstammende Familie P. wurde
1711 (Reichsritterstand) geadelt. Eine
katholisch gewordene Linie erwarb unter anderem die Herrschaften Illereichen
(1771, von den Grafen Limburg-Styrum, 1788 Verkauf) und Hohengundelfingen
(1774, von den Reichsfreiherren von Landsee) in
Schwaben und wurde 1729 in den Reichsfreiherrenstand,
1750 in den Grafenstand und am 24. 7. 1783 (Carl Josef II., gegen hohe
finanzielle Leistungen) in den Fürstenstand erhoben. Die evangelisch
gebliebenen Linien gehörten mit dem 1728 erworbenen Mühlhausen/Neckar, dem 1740
erlangten Bodelshofen und dem 1744 erworbenen Rittergut Steinbach von 1722 bis
1805 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 363, 375, 379; Schulz 268.
Pappenheim (Herrschaft, Grafschaft, Reichsritter). Am Beginn des 11. Jahrhunderts
erscheinen die nach der Burg P. (801 Pappinheim) an der Altmühl bei Weißenburg
benannten Reichsministerialen von P. Seit 1193
waren sie erbliche Träger des Reichsmarschallamts,
das nach 1214 die mit ihnen verwandten Herren von Biberbach unter den Namen P. übernahmen
und seit 1356 bei der Kaiserkrönung für den Kurfürsten von Sachsen ausübten. Im
15. Jahrhundert gewannen sie neben Eichstätt das Reichsforstmeisteramt
und Reichsjägermeisteramt im bayerischen
Nordgau. Neben der reichsunmittelbaren Herrschaft P. hatten die im 16. und 17.
Jahrhundert der Reichsritterschaft (Kanton
Altmühl bis etwa 1650, Kanton Steigerwald 17. Jahrhundert) im Ritterkreis
Franken angehörigen, mehrfach in Linien aufgespaltenen P. verschiedene Güter
inne (Stühlingen von 1582 bis ins 17. Jahrhundert, Biberbach nördlich Augsburgs
bis 1514, Hohenreichen und Wertingen bis 1700). Nach 1539 drang die Reformation
in ihren Gebieten ein. 1628/1740 wurden sie zu Reichsgrafen
in der schwäbischen Grafenbank erhoben. Wegen Ramsberg (bis 1550) und Wildenstein
(1549-1605) waren die P. von 1542 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft im Altmühltal kam
unter Druck am 1. 6. 1806 durch Mediatisierung an Bayern. 1815 erhielt die
Familie als Entschädigung für das Reichsmarschallamt
kurzzeitig auf dem Papier zugedachte, nie übertragene Güter im ehemaligen
Saardepartement (im Umfang von 9000 Seelen), die bald danach an Preußen fielen.
Am 8. 8. 1816 von Preußen als Ausgleich versprochene Domänen im Regierungsbezirk
Köln gab die Familie gegen Weingüter und Jagdgüter am Rhein auf, deren Erhalt
sie gutgläubig vorab quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126;
Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12.
bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H.,
Graf zu, Geschichte des gräflichen Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940;
Hofmann, H., Gunzenhausen - Weißenburg, 1960, Historischer Atlas von Bayern;
Arnold, B., Count and Bishop in Medieval Germany, 1991; Wendehorst, A.,
Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Pappus von Tratzberg, Pappus von Trazberg
(Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die Freiherren P. mit den 1647 erworbenen Herrschaften Laubenberg und
Rauhenzell zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 61.
Partenkirchen-Mittenwald (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Partenkirchen am Fuß des Wettersteingebirges geht auf die römische
Straßenstation Parthanum zurück. 1294 kam es von den Grafen von Eschenlohe an
das Hochstift Freising. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es mit Mittenwald
als Reichsgrafschaft mit der Grafschaft
Werdenfels zum bayerischen Reichskreis und fiel
1802/1803 an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 7.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals
bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager
mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute
der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P.
ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den
Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie
im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955
wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und
Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren.
Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität. Kaiser Otto III.
verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der
Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl
[Rottel] und Donau) reich gewordene königliche Abtei Niedernburg am Ostende der
Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum.
Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und
1394 erhoben sich die Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft.
Durch die Abtrennung der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835
Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das
zunehmend von Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für
die Errichtung des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte,
erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg
am Inn erwerben und die in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506
an Kaiser Friedrich III. veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen.
Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften
Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid,
Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser
Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer.
1803 kam das dem bayerischen Reichskreis
zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen
westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an
Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde
1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des
Fürstentums Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des
Hochstifts Passau, 1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1
1933; Oswald, J., Das alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte
des Bistums Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des
Bistums Passau im Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941);
Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt,
1944; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger,
G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G.,
Das Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der
Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer
Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau,
1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die
Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Passau (Stadt). Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert
(1298, 1367, 1394) versuchte die Stadt P. vergeblich, die Herrschaft des
Bischofs abzuschütteln und Reichsfreiheit zu
erlangen. S. Passau (Hochstift).
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, 1862, Neudruck 1983; Schneider,
R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944;
Schäffer, G., Passau, 1986; Hartmann, P., Die Beziehungen der Stadt Passau zum
Fürstbischof von 1298-1535, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Passau in der
Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt
Passau, hg. v. Boshof, E. u. a., 1999.
Paulinzella (Kloster). Vor 1106 gründete Paulina,
die Tochter des Reichsministerialen Moricho im
nördlichen Thüringerwald das Benediktinerkloster P., dessen erster Vogt Ludwig
der Springer war (1108). 1525 wurde das Kloster aufgehoben. 1920 kam der Ort P.
zu Thüringen.
L.: Wolff 397, 412; Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle, hg. v. Anemüller,
E., Bd. 1,2 1889ff.
Paumgarten (Reichsritter).
Von 1766 bis 1805 waren die P. im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert.
L.: Schulz 268.
Paumgartner, Baumgartner (Freiherren). Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählten die P. als Freiherren
zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 90.
Peitz (Herrschaft). 1301 erscheint die Burg
Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im Spreewald erstmals, als der
Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof von Magdeburg verkaufte. Im
14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige Herrschaft als Lehen oder Pfand an
verschiedene Herren (Mager von Ronow, Schenk von Landsberg, Waldow, Cottbus).
1462 fiel sie endgültig an Brandenburg. Zusammen mit der Herrschaft Cottbus
umfasste sie ein Gebiet von 16 Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen
abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen
(Brandenburg) zurück. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet der früher zum
obersächsischen Reichskreis gezählten Herrschaft
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen
Festung Peitz, Bd. 1 1913.
Perényi (Reichsfürst).
Das ungarische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals im 13. Jahrhundert und
erlangte wichtige Landesämter. 1517 wurde Emerich von P., Palatin von Ungarn,
zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 175; Bak, J., Perényi, LexMA 6 1993, 1884.
Perrenot de Granvelle (Reichsfürst).
Aus bescheidener Ausgangslage stieg Nicolaus Perrenot Seigneur de Granvelle zum
Minister Karls V. empor. 1530 erwarb er den Ritterstand und den Palatinat für
seine Person. Sein Enkel heiratete eine natürliche Tochter Rudolphs II. 1620
wurde er zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 147.
Persen (Herrschaft). Die Herrschaft P. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Petersbuch, Petersbach (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 234; Hugo 475.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 443.
Petershausen (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift). Das Benediktinerkloster P. auf dem
rechten Rheinufer gegenüber Konstanz wurde (kurz vor) 983 von Bischof Gebhard
II. von Konstanz gegründet. Es war seit dem 13. Jahrhundert (1214)
reichsunmittelbar, gehörte seit dem 16. Jahrhundert zum schwäbischen
Prälatenkollegium des Reichstags und zur
Prälatenbank im schwäbischen Reichskreis und
besaß die Herrschaften Hilzingen und Herdwangen, die Landeshoheit über
Ebratsweiler und den Schopflocherhof (Hof Schopfloch) bei Engen. Außerdem waren
der Abtei seit 1583 die Abtei Sankt Georgen zu Stein am Rhein mit der Propstei
Klingenzell im Thurgau einverleibt. 1802/1803 kam P. mit einem Gebiet von etwa
2,5 Quadratmeilen an Baden und wurde aufgehoben. Über Baden gelangten die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 13; Wallner 688 SchwäbRK 50; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Miscoll-Reckert, I., Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches
Eigenkloster, 1973; Walther, H., Gründungsgeschichte und Tradition im Kloster
Petershausen vor Konstanz, Schr. d. Ver.f. Gesch. des Bodensees 96 (1978),
31ff.; St. Gebhard und sein Kloster Petershausen, 1979; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die
schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des
Barock, 1982; 1000 Jahre Petershausen, 1983; Maurer, H., Petershausen, LexMA 6
1993, 1941.
Peterswald, Peterswaldt (Reichsritter).
Im späteren 17. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 377; Riedenauer 126.
Petsch, Petzsch (Reichsritter).
Um 1700 zählten die P. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 377; Riedenauer 126.
Peusser von Leutershausen, Preußer von
Leutershausen? (Reichsritter). Im frühen 16.
Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 126.
Pfäfers (Kloster, Residenz), lat. Fabaria. Das
Kloster P. am Kunkelpass bei Ragaz bzw. am Ausgang des Taminatals ins Rheintal
wurde im 8. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet. Die freie Reichsabtei (861 Immunität) kam 905 an das Hochstift
Konstanz, 909 an Sankt Gallen, 920 an Chur und wurde 950 wieder unabhängig.
1408 erhielt P. vom König die freie Abtswahl. 1483 erlangten die sieben alten
Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz die Grafschaft Sargans und damit die
Schirmherrschaft über die Abtei und ihr Gebiet. 1521 erscheint P., in dem
umfangreiche Fälschungen angefertigt werden, in der Reichsmatrikel.
Bis zum Ende des 18. Jh.s huldigte der Abt dem Reich
und ließ sich seine Privilegien bestätigen. 1798 verzichtete es auf seine
Herrschaftsrechte, wurde 1803 zum neuen Kanton Sankt Gallen geschlagen und 1838
aufgehoben.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gmür, M., Urbare und
Rödel des Klosters Pfäfers, 1910; Simon, R., Rechtsgeschichte der
Benediktinerabtei Pfäfers, Diss. jur. Bern 1918; Perret, F., Aus der Frühzeit
der Abtei Pfäfers, 1958; Vogler, W., Das Ringen um die Reform und Restauration
der Fürstabtei Pfävers 1549-1637, 1972; Die Abtei Pfäfers. Geschichte und
Kultur, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1985; Vogler, W., Pfäfers, LexMA 6 1993, 1992;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 680, 1, 2, 445; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 316; Hüeblin, J., Archiv und Fälscherwerkstatt - Das Kloster Pfäfers,
2010.
Pfäffingen, Pföffingen (Reichsdorf?
in Württemberg).
L.: Dacheröden 182; Hugo 475.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere
Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert
entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen,
Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über
die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der
dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen
Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher
Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und
Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel
die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug
sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des
Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die
welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach,
1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit
angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits
1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von
Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau
(Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen
Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie
kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene
Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die
Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach,
Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter
anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim,
Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern,
gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386
wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P.
in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft
Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei
Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße
[1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz
modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im
Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders,
Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und
Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der
Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis
behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme
Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die
Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim
verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten
Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von
Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die
Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis
zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern.
1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs
5, 8; Tolner, C., Codex diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer
vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz
am Rheine, 1786ff.; Frey, M., Versuch einer
geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich baierischen
Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a., Regesten der
Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische Bibliographie,
Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer,
K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v.
Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.;
Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz,
1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen
Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums
Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.;
Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh.,
Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt
Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter,
1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey,
1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am
Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt
Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten
der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962;
Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des
heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a.
Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792);
Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965;
Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur
Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die
Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in
unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten
topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der
Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V.,
Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz
1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere
des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des
Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung
der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste
Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H.,
Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987;
Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W.,
Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von
1214 bis 1803, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F.,
Die baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung,
1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg.
v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der
Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im
20. Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität
versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei
Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
Pfalz-Lautern (Fürstentum, Herzogtum). 1576 wurde für
den reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir aus der in der Pfalz seit 1559
regierenden Linie Pfalz-Simmern aus den Oberämtern Lautern (Kaiserslautern) und
Neustadt und dem Amt Sobernheim ein selbständiges Herzogtum gebildet. Nach
seinem Tode 1592 fiel es an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. Das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Fürstentum
umfasste das Oberamt Lautern mit der Stadt Kaiserslautern (Lautern), die
Unterämter Otterberg, Rockenhausen und Wolfstein (Wolffstein) und die Gerichte
Kübelberg, Ramstein, Steinwenden, Weilerbach, Morlautern (Mohrlautern),
Neukirchen (Neukirch), Alsenborn und Waldfischbach.
L.: Wolff 245; Zeumer 553 II b 3; Wallner 695 OberrheinRK 7; Kuhn, M.,
Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Lautern 1576-83, 1961.
Pfalz-Mosbach (Fürstentum). 1410 entstand durch
Erbteilung die Linie P. mit Gütern am Neckar um Mosbach, im Kraichgau um
Sinsheim und an der Bergstraße. Sie erbte 1443 einen Teil der Güter der Linie
(Pfalz-Neumarkt) (Pfalz-Oberpfalz). Bei ihrem Aussterben 1499 wurde sie gemäß
Erbvertrag von 1479 von der Pfalz (Kurpfalz) beerbt.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Wüst, G., Pfalz-Mosbach
1410-99, Diss. phil. Heidelberg 1976; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 858.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet.
1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem
Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern
gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von
Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere
Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und
Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber
schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des
jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614)
mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete
die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der
sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August
und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde
P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum
P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs
zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der
zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg,
der dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der
Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der
vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das
Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck,
Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg),
Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die
Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern
Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen,
Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44; Häusser, L., Geschichte der rheinischen
Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete
im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte
1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz
und ihre Fürsten, hg. v. Heider, J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische
Landesaufnahme unter Philipp Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen
Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und
Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine Hofmarken, gefreiten Sitze und
Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von Strass, Burgheim und Oggermühle,
Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus
Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u.
a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3
Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises,
3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfalz-Neumarkt (Fürstentum), Pfalz-Oberpfalz. Nach dem
Tod König Ruprechts von der Pfalz am 18. 5. 1410 erhielt sein zweitältester ihn
überlebender Sohn Johann den größten Teil der Oberpfalz und begründete die
Linie P. mit Sitz in Neumarkt. Sie wurde 1443 von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern (Pfalz-Zweibrücken), das seinen Anteil für 90000 Gulden an
Pfalz-Mosbach verkaufte, beerbt. P. wurde später zum bayerischen Reichskreis gerechnet.
L.: Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, Zs.f. bay. LG. 26
(1963).
Pfalz-Simmern (Fürstentum). Simmern am Simmerbach
westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte es den Raugrafen, die
1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten. 1359 kam es an die
Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte. 1410 begründete
Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Gütern um
Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg,
Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er 1444 Erbe der
Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren Grafschaft Sponheim
(1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P. geteilt. Dabei erhielt
Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P., Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein
Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte er die Pfalz (Kurpfalz) und
überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und Richard. 1598 fiel das
Fürstentum P. an die Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab Friedrich V. von der Pfalz
(Kurpfalz) seinem Bruder Ludwig Philipp das Fürstentum P. 1674 gelangte das
Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. 1685 erlosch die Linie
P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P.
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt
Böckelheim und pfandweise die Herrschaft Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu
Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der
rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im
Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H.,
Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken
am Ende des Alten Reiches, 1981.
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach der zu
Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach benannten Grafen von
Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von Hirschberg. Über diese kam
die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an die pfälzische Linie. Von
1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der Landeshoheit
Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum
P. mit Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden.
1656 verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649 endgültig
reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen Reichskreis, nicht aber beim Reichstag
vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von P. die Pfalz (Kurpfalz) und
Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P. eingegliedert wurde. Das 19
Quadratmeilen große Fürstentum P., das die beiden Hauptteile der Oberpfalz
voneinander trennte und selbst durch das Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde,
umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Stadt und die sogenannten hinteren
Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß und den Ämtern Parkstein und Floss.
1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I. Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums Sulzbach,
1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2.
A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in) Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil Altbayern; Sturm, H., Sulzbach
im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz
und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Pfalz-Veldenz (Fürstentum, Pfalzgrafschaft). 1444 fiel
Veldenz bei Bernkastel an Pfalz-Zweibrücken. 1543 übertrug Pfalzgraf Wolfgang
von Pfalz-Zweibrücken seinem bisherigen Vormund das Gebiet um Veldenz als zum
oberrheinischen Reichskreis zählendes Fürstentum
P. Zu ihm gehörten die Ämter Veldenz und Lauterecken, das Kloster Remigiusberg,
seit 1559/1566 die Grafschaft Lützelstein und seit 1559 die halbe Herrschaft
Guttenberg. 1694 starb die Linie aus. Das Land wurde von der Pfalz (Kurpfalz)
besetzt. Zu einer Einigung über die Erbschaft zwischen Pfalz (Kurpfalz),
Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Bischweiler) kam es erst 1733. Die
Pfalz (Kurpfalz) erhielt die Ämter Veldenz und Lauterecken, Pfalz-Sulzbach die
Hälfte von Lützelstein sowie Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Birkenfeld) die andere
Hälfte von Lützelstein und den Anteil an Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des
Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, Mitt.
d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner
Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken,
Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 865.
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das
Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft
Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der
ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz
das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der
Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz),
Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von
Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in
Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam
in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz)
herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich
P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft
Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden
regierende Linie Kleeburg (Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718
wurde P. von Karl XII. von Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen
König von Polen, überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem
nannte sich diese Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36
Quadratmeilen und rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799
erbte Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170; Lehmann, J., Vollständige Geschichte
des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt
Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28 (1909); Fabricius, W., Das Oberamt
Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den
Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Baumann, K.,
Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer Landesgeschichte, Saarheimat
1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während
des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868 (Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
Pfaudt von Kürnberg (Reichsritter),
Pfaudt von Kürnburg. Von 1661 bis 1704 waren die P. wegen des württembergischen
Lehens Bittenfeld (bis 1664) und wegen Oßweil im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 268.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 446.
Pfeddersheim (Reichsstadt).
P. bei Worms wird erstmals 754 erwähnt, doch war das Gebiet schon in römischer Zeit
bewohnt. Nach dem König hatten das Bistum Metz, die Abtei Gorze und die Herren
von Bolanden und Hohenfels Rechte an dem schon früh befestigten Dorf. Um 1304
erhob es König Albrecht von Österreich zur Reichsstadt
und stattete es mit dem Recht Oppenheims aus. Wenig später wurde es an die
Herren von Falkenstein, dann an den Erzbischof von Mainz und seit 1465 an die
Pfalz verpfändet, an die es 1648 gänzlich fiel. Über Hessen-Darmstadt kam es
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; 1200 Jahre Pfeddersheim, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 487.
Pfeil (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von P. mit Unterdeufstetten (1794 an
die Freiherrn von Seckendorff) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Unterdeufstetten kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 62.
Pferdsdorf (Reichsritter) s. Pfersdorf
Pferffelder genannt Großen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert gehörten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 209; Riedenauer 124.
Pfersdorf, Pferdsdorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken. Der Ort P. kam 1920 zu Thüringen.
L.: Stieber; Riedenauer 126.Pfersfeld s. Pferffelder
Pflügern auf Schrozburg, Pflügern auf Schrotzburg
(Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die
P. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch 18 Fn. 2.
Pflummern (Reichsritter).
Von 1651 bis 1655 war Peter von P. wegen Helfenberg Mitglied des Kantons Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 268.
Pföffingen (Reichsdorf) s. Pfäffingen
L.: Becht, P., Pforzheim im Mittelalter, 1983; Schwarzmaier, H., Pforzheim, LexMA 6 1993, 2050; Kortüm, K., Portus – Pforzheim, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 448; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 488; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Hackl, S., Ortsnamenbuch des Enzkreises und des Stadtkreises Pforzheim, 2013.
Pfraumheim genannt Klettenberg, Pfraumbd,
Pfraunstein, Praumheim (Reichsritter). Im frühen
16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126; Neumaier 72.
Pfreimd („trüber Nebenbach“, Residenz des Landgrafen
von Leuchtenberg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 450.
Pfuel (Reichsritter).
Von 1714 bis 1731 war Conrad Christoph von P. als Personalist im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 268.
Pfullendorf (Reichsstadt).
P. im Linzgau bei Überlingen wird 1152 erstmals erwähnt. Vor 1180 kam es als
Erbe der von den udalrichingischen Grafen von Bregenz abgespalteten Grafen von
P. durch Erbeinsetzung (nach 1167) an das Reich.
Kaiser Friedrich II. gab dem Ort um 1220 Stadtrecht. Seit dem Interregnum,
spätestens seit 1363 war die Stadt Reichsstadt
und gehörte zur Städtebank des schwäbischen Reichskreises.
1803 fiel sie mit Illmensee, Stadelhofen, Waldbeuren und Zell, insgesamt 2
Quadratmeilen Gebiet, an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 26; Wallner 688 SchwäbRK 60; Schroeder 292ff.;
Walchner, K., Geschichte der Stadt Pfullendorf, 1825; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Schmid, K., Graf Rudolf von Pfullendorf und Kaiser Friedrich I., 1954; Sachse,
J./Ruck, H./Schupp, J., Die ehemals freie Stadt Pfullendorf und ihre
Geschlechter, 1964; Schupp, J., Denkwürdigkeiten der Stadt Pfullendorf, 1967; 750
Jahre Stadt Pfullendorf, 1970; Groner, J., Die Chroniken der Stadt Pfullendorf,
1982; Eberl, I., Pfullendorf, LexMA 6 1993, 2050.
Pfullingen (Reichsdorf?).
Das auf älterem Siedlungsboden gelegene P. an der Echaz wird im 10. Jahrhundert
erstmals erwähnt und war vermutlich Sitz der Grafen des Pfullichgaus. Am 17. 1.
1303 erteilte König Albrecht dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu P. abzusetzen. Im 14./15. Jahrhundert
kam P. u. a. von den Remp von P. an Württemberg (1330/1487) und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 185; Wolff 161; Hugo 476; Kuppinger, K., Pfullingen und
Umgebung, 1909; Kinkelin, W., Das Pfullinger Heimatbuch, (2. A.) 1956.
Philippsburg (Residenz des Bischofs von Speyer) s.
Udenheim
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Piasten (Geschlecht, Sammelbezeichnung des
späten 16. Jahrhunderts?). P. sind die sich selbst auf den Bauern Piast aus
Kruschwitz (um 850?) zurückführenden, geschichtlich mit dem 966/967
christianisierten Mieszko (Miezsko) († 992) nachweisbaren,
polnisch-masowisch-schlesischen, durch zahlreiche Heiraten mit vielen deutschen
Häusern verschwägerten Fürsten, die vermutlich in der ersten Hälfte des 10.
Jh.s im Hochland um Gnesen einen Herrschaftskern ausbilden und bis zum Ende des
10. Jh.s verfestigen. Von ihnen dehnte Mieszkos (Miezskos) Sohn Boleslaw I.
Chrobry († 1025) seine Herrschaft von Kiew bis zur Mark Meißen aus. 1137/1138
wurde nach dem Tod Boleslaws III. das Reich in
Schlesien, Masowien-Kujawien, Großpolen und Kleinpolen aufgeteilt. Die
polnische, seit 1320 königliche Linie starb 1370 aus und wurde infolge der
Heirat der Großnichte Hedwig des letzten Königs mit Jagiello von Litauen von
den Jagiellonen beerbt. Die herzogliche Linie in Masowien erlosch 1526. Die
schlesische Linie, die anfangs ihre Herrschaft nur durch die Hilfe Kaiser
Friedrichs I. Barbarossa sichern konnte, teilte sich in eine niederschlesische
(Niederschlesien) und eine oberschlesische Linie (Oberschlesien). Die
niederschlesischen P. spalteten sich 1248/1252 in die Linien Glogau (bis
1476/1504) mit Nebenlinien zu Oels und Sagan, Breslau (bis 1290) und Liegnitz
(bis 1675) mit Nebenlinien zu Schweidnitz-Jauer, Münsterberg, Brieg und Wohlau.
Die oberschlesische Linie schied sich 1281 in die Linien Oppeln (bis 1532),
Beuthen und Cosel (bis 1355), Ratibor (bis 1336), Auschwitz (bis vor 1521) und
Teschen (bis 1625).
L.: Wutke, K., Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Piasten, 1911;
Jasinski, K., Rodowód Piastów slaskich, Bd. 1ff. 1973ff.; Jasinski, K., Rodowód
pierwszych Piastów, 1992; Strelczyk, J., Piasten, LexMA 6 1993, 2125; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 172; Kara, M., (Der älteste Staat der
Piasten), 2009; Mühle, E., Die Piasten, 2011.
Piccolomini (Fürsten). Die P. sind ein Adelsgeschlecht, das mit Enea Silvio P. (1452 Sekretär Kaiser Friedrichs III., 1458 Papst Pius II.) im Mannesstamm erlosch. Danach ging der Name aber auf die Nachkommen der Schwester Laudemia (Piccolomini-Todeschini, bis 1783) und der Nichte Caterina (Piccolomini-Pierri, bis 1757) Enea Silvio Piccolominis über. Ottavio Piccolomini-Pierri (P. d’Arragona), seit 1648 kaiserlicher Feldmarschall, wurde 1639 Herzog von Amalfi und 1654 Reichsfürst († 1656).
Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen
Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der
Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10.
Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046
durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416
Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat.
Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und
Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba,
Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der
Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die
Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die
Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die
Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P.
sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren.
Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die
Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen
werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen
Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von
1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich
Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum
Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
Pignatelli (Reichsfürst).
1723 wurde Antonio P. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 169.
Pilten (Stift, Residenz des Bischofs von
Kurland). Um 1330 wurde die Burg P. am Unterlauf der Windau in Kurland
angelegt. 1585 erwarb Preußen das Stift P., trat es 1609/1612 aber wieder an
Kurland ab.
L.: Mühlen, H. v. zur, Pilten, LexMA 6 1993, 2160; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 452.
Pinerolo (Residenz des Grafen von Savoyen in der
Linie des Fürsten von Achaia)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Pinneberg (Herrschaft, Grafschaft). Das erstmals
1351 genannte P. an der Pinnau zwischen Hamburg und Itzehoe war Sitz der
Herrschaft P. 1304 kam sie bei der Landesteilung der Grafen von Holstein an die
Linie Schauenburg (Schaumburg), die auch die Stammgrafschaft (Schaumburg) an
der Weser innehatte. Die Linie Schauenburg (Schaumburg) behauptete die
Herrschaft über das Aussterben der Grafen in Holstein (1459) hinaus und
verlegte die Residenz 1568 von Wedel nach P. Bei ihrem Aussterben 1640 kam P.
an die Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog
Friedrich III. von Gottorp (Gottorf). 1649 verkaufte der Herzog von Gottorp
(Gottorf) das zu P. zählende Amt Barmstedt an den königlichen Statthalter
Christian Rantzau. 1650 wurde das Amt zur Reichsgrafschaft
Rantzau erhoben. 1726 zog Dänemark die Reichsgrafschaft
ein und vereinigte deren Gebiet wieder mit dem Herzogtum Holstein. Über Preußen
(1866) kam P. 1946 an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff.,
73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, 1986.
Pinzgau (Gau, Grafschaft). Der P. im oberen
Salzachtal und Saalachtal nördlich der Hohen Tauern war bis 1228 Reichslehen der Herzöge von Bayern. Als diese es dem Reich aufsandten, verlieh es der Kaiser an das
Erzstift Salzburg. Die Erzbischöfe gaben den oberen P. an die Grafen von
Mittersill, den unteren P. an die Grafen von Plain als Aftervasallen weiter.
Über Salzburg kam der P. 1805 an Österreich.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen
Deutschland, 1961, II, 35, 39, 66, 96 Pinzgouwe.
Piombino (Fürstentum). P. gegenüber von Elba
wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet und ist
als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Seit 1115/1135 war es
von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der Unterstellung Pisas unter die Visconti
(Mailand) mit Elba in den Händen der Familie Appiano vereinigt. 1594 wurde es
zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das mehrfach den Inhaber wechselte (18.
Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu
Frankreich, 1815 an Toskana, 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e
stato di Piombino. Dalle origine fino all’anno 1814, 1897, Neudruck 1969;
Rodriguez, E., Piombino, 1955; Ceccarelli Lemut, M., Piombino, LexMA 6 1993,
2165.
Plankenberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Plankenfels, Blankenfels (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 126.
Plassenberg (Reichsritter).
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zählten die P. zum Kanton Gebirg im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126; Lenker, R., Herrschaft Plassenburg, Archiv f. G. v.
Oberfranken 66 (1986).
Plassenburg (Residenz des Markgrafen von
Brandenburg- Kulmbach)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 453.
Platen, Platen-Hallermunt, Platen-Hallermund
(Grafen). 1704/1709 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz
Ernst von P. mit der 1411 an die Welfen verkauften und 1709 wiedererrichteten
Grafschaft Hallermunt an der Haller im Deister. Seit 1709 zählten daraufhin die
Grafen von P. wegen Hallermunt zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags.
L.: Zeumer 554 II b 63, 32.
Plato von Janersfeld (Reichsritter),
Plato von Jaunsfeld. Caspar P. war von 1612 bis 1622 Mitglied im Kanton Neckar
und von 1609 bis 1620 wegen halb Mühlhausen am Neckar Mitglied im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 210; Schulz 269.
Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer
Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland).
Aus älterem Reichsgut um die Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der
Mulde (Leisnig, Colditz, Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I.
Barbarossa um 1158 ein Reichsland (terra
Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten,
das von Reichsministerialen unter einem
Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen zugeschlagen. Nach
1198 verselbständigten sich verschiedene kleine Herrschaften. Versuche Kaiser
Friedrichs II. und später König Rudolfs von Habsburg, das Reichsland zu reorganisieren, scheiterten. Seit der
Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Meißen aus dem Hause
Wettin Pfandrechte am Reichsland P. (1243
Verpfändung für die Mitgift der mit Heinrich von Meißen vermählten Tochter
Friedrichs II., 1252). Im 14. Jahrhundert gliederten sie es größtenteils
(Altenburg, Chemnitz, Zwickau) ihrer Herrschaft ein (Belehnung 1310,
endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene Herrschaftsgebiete schufen sich die
Herren von Schönburg und einzelne Linien der Vögte von Weida (Reuß). Damit
endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß,
Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina,
Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha,
Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in)
Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens, hg. v. Kötzschke, R., 1937;
Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier
und Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren
von Schönburg, 1954; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, Plisni (Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa,
Kauritz, Leesen, Monstab, Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II,
50; Rübsamen, D., Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland, LexMA 7
1994, 18; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002.
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an
der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der
Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war seit 1150 Mittelpunkt der
Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz vor den Herzögen von
Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Beim Aussterben
der Herren 1571 fiel die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen. 1816 kam sie an Hannover und
damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete,
bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der Herrschaft
Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Plettenberg (Grafen). P. an der Einmündung der Else
in die Lenne im Sauerland wird 1072 erstmals genannt (Plettonbrath). Nach dem im
14. Jahrhundert an die Grafen von der Mark gelangten P. benannten sich die
Grafen von P. Sie waren 1792 wegen Wittem Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust von Wittem und Eiß (Eyß) die zur
Abtei Heggbach gehörigen Orte Mietingen und Sulmingen, den Zehnten von
Baltringen und eine Rente. 1806 wurden diese Güter in Württemberg mediatisiert.
Über Württemberg gelangten sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 319; Zeumer 554 II b 63, 22; Frommann, P., Beiträge zur Geschichte
Plettenbergs, 1953; Plettenberg, Industriestadt im märkischen Sauerland, hg. v.
Schwartzen, A. v., 1962.
Pletz von Rottenstein (Reichsritter) s. Bletz von Rotenstein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 210; Kollmer 380.
Plieningen (Reichsritter).
Von 1593 bis 1610 war Friedrich von P. Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Von 1542 bis zu ihrem Erlöschen 1645 gehörten die P.
wegen Schaubeck, Kleinbottwar, Hohenstein und (zeitweise) dem halben Magolsheim
dem Kanton Kocher an.
L.: Hellstern 210; Schulz 269; Bührlen-Grabinger, C., Die Herren von
Plieningen, 1986.
Plittersdorf, Plittersdorff, Blittersdorff (Reichsritter). Im späteren 17. Jahrhundert zählten die
P. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie
zeitweise im Ort Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Riedenauer 126; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357
(Niederkalbach, Uttrichshausen, nach 1674).
Plofelden (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum,
Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle
einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune
„eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P.
Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim
Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König
Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der
Teilung Holstein-Sonderburgs (Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie
Holstein-Sonderburg-Plön (Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren
Aussterben 1761 an Dänemark zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die
Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg,
hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Podiebrad (Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 180.
Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint
im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet
zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König) Boleslaw
I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich
aus (Mähren, Lausitz, Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es
mit Gnesen ein eigenes Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg,
Krakau und Posen. Nach Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften
Großpolen (ab 1239 dux Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und
Pommern den verbliebenen Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P.
abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich
eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von
Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land (Kulmer Land,
Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog
zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete).
König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf
Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines
polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod
gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter
(Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer Litauen auch
Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466 musste der
Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen und verlor
Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland. 1561 kam
Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die Jagiellonen aus.
1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit über Ostpreußen
an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der dafür zum
Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von Polen.
1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und 1795
wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland protegierten
neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen Russland,
Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung (1772) erhielt
Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769 besetzte Zips (85000
Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen erlangte Westpreußen
(ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den Netzedistrikt (35000
Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland gewann das polnische
Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk und Mstislaw (84000
Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch verringerte sich das Gebiet
und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten Teilung (1793) erhielt Russland
die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien,
Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen
Gebiete von Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte
Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn),
Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von
Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner,
„Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern
beschränkt. Bei der dritten Teilung (1795)kamen das restliche polnische
Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige Schwarzrussland, Podlesien und
Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und Semgallen an Rußland (146000
Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile von Brest-Litowsk (Brzesk),
Podlachien und Masowien an Österreich (51000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau, das Gebiet zwischen Weichsel,
Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein Teil Krakaus (Neuschlesien) an
Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern). 1807 wurde durch
Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum Warschau geschaffen, das 1815
in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion
vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet, die 1919 den
größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber,
unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur
Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig,
Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus,
Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien,
Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of
Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte
Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen
und Westpreußen, 1992; Jasinski, K., Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda,
G., Mieszko II król polski 1025-34, 1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg.
v. Czacharowski, A., 1993; Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K.,
Polen und Russland, 1994; Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997;
Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis
Danzig, 2000; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische
Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000;
Borodhiej, W., Der Warschauer Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine
Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die
politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A.,
Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014.
Pöllnitz, Pölnitz (Freiherren, Reichsritter). In der Mitte des 18. Jahrhunderts
zählten die Freiherren von P. mit Teilen von Bullenheim, Teilen von Frankenberg
und Geckenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie
mit Aschbach, Hohn (Hanbuch) und Wüstenbuch in dem Kanton Steigerwald (seit dem
frühen 17. Jahrhundert), mit Hundshaupten und Heyda in dem Kanton Gebirg (seit
dem früheren 18. Jahrhundert) und außerdem in dem Kanton Altmühl (um 1800) des
Ritterkreises Franken immatrikuliert und gehörten zur vogtländischen Ritterschaft
(Vogtland). (Frankenberg fiel 1806 an Bayern.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534, 540; Stieber; Winkelmann-Holzapfel 158;
Pfeiffer 197, 199; Stetten 36, 183; Riedenauer 126; Bechtolsheim 12, 63, 196;
Rahrbach 174.
Pölnitz, Pöllnitz (Freiherren, Reichsritter) In der Mitte des 18. Jahrhunderts
zählten die Freiherren von P. mit Teilen von Bullenheim, Teilen von Frankenberg
und Geckenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie
mit Aschbach, Hohn (Hanbuch) und Wüstenbuch in dem Kanton Steigerwald (seit dem
frühen 17. Jahrhundert), mit Hundshaupten und Heyda in dem Kanton Gebirg (seit
dem früheren 18. Jahrhundert) und außerdem in dem Kanton Altmühl (um 1800) des
Ritterkreises Franken immatrikuliert und gehörten zuzr vogtländischen
Ritterschaft (Vogtland). (Frankenberg fiel 1806 an Bayern.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534, 540; Stieber; Winkelmann-Holzapfel 158;
Pfeiffer 197, 199; Stetten 36, 183; Riedenauer 126; Bechtolsheim 12, 63, 196;
Rahrbach 174.
Pomesanien (Hochstift). Das ursprünglich slawisch,
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat,
Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom
Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV.
P. als eines der vier Bistümer des Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche
Herrschaftsgebiet umfasste seit 1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel
fielen an den Deutschen Orden), zu der die alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien
sowie das Marienburger Werder zählten. Bei der Aufteilung des Landes 1250
wählte der Bischof das Gebiet um Marienwerder. 1255 wurde P. dem Erzbistum Riga
unterstellt. 1410 huldigte der Bischof dem König von Polen. 1466 fiel
Marienburg an Polen, doch blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im
Ordensbereich. Der letzte katholische Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg
als Herzog, trat zum Luthertum über und verzichtete 1527 auf die weltliche
Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen die Ämter Marienwerder
und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg (Schöneberg) gebildet. Nach 1587
wurde als Ersatz für den Bischof ein Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld)
eingesetzt, das 1751 zugunsten des Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben
wurde. Die kirchliche Aufsicht und später auch den Titel des Bischofs von P.
nahm bis 1821 der katholische Bischof von Culm wahr. S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Pommerellen, Pomerellen (Herzogtum). Das Gebiet an
der unteren Weichsel bzw. zwischen Weichsel und Leba wurde nach dem Abzug der
Germanen von den westslawischen Pomoranen besiedelt. Seit Beginn der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts oder seit Anfang des 11. Jahrhunderts stand es
meist unter der Herrschaft Polens und trennte sich vom westlich gelegenen
Pommern. Am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) entstand unter Sambor I. ein eigenes
Herzogtum (völlig selbständig seit 1227) mit dem Hauptort Danzig. 1271 wurde
das Gebiet mit Schlawe vereinigt. Nach dem Aussterben des Herzogsgeschlechts
der Samboriden 1294 kam es zwischen Polen, Brandenburg, Pommern, Böhmen (als
Bewerber um die Krone Polens) und dem von Polen ins Land gerufenen Deutschen
Orden zu Kämpfen um das Land. 1309/1343 (Vertrag von Soldin, Vertrag von
Kalisch) setzte sich der Deutsche Orden weitgehend durch (Stolp und Schlawe
blieben von 1309 bis 1317 bei Brandenburg), verlor aber 1466 das seit dem 15.
Jahrhundert als P. (Pomeronia parva), Kleinpommern, bezeichnete Gebiet an
Polen, das P. mit Marienburg, dem Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland,
Culmerland) und Ermland bis 1569 eine Sonderstellung beließ (sog. Preußen
königlichen Anteils, Königspreußen im Gegensatz zum herzoglichen Preußen im
Ostteil). 1772 kam P. an Preußen (Danzig 1793) und bildete 1815 den Hauptteil
der Provinz Westpreußen. 1919 fiel es an Polen. Danzig wurde freie Stadt. Von
1939 bis 1945 gehörte es zum Reichsgau
Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990
als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Pommerellisches Urkundenbuch, hg. v. Perlbach, M., Teil 1f. (bis
1315) 1881ff., Neudruck 1969; Kauder, V., Das Deutschtum in Posen und
Pommerellen, 1937; Keyser, E., Geschichte des deutschen Weichsellandes, 2. A.
1940; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Historia
Pomorza (Geschichte Pommerns), Bd. 1 (bis 1466) 1969; Slaski, K., Beiträge zur
Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Grzegorz, M., Die territorialen
Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen, Zs.f. Ostforschung 38 (1989);
Grzegorz, M., Pommerellen als Gebiet von Siedlungstätigkeit, (in) Beiträge zur
Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993, 87; Strzelczyk, J., Pommerellen, LexMA
7 1994, 82.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als
Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an,
womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über
P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von
1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim
Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte
deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die
Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark
an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer
Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast,
Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und
magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen
gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit
Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug,
ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe
(Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479
Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg
Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw
X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529).
1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis
zugehörige P. wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis
1625], Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die
Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig
später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder
gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das
Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder
seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der
Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher
zeitweise fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt
Cammin [Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658 erlangte Brandenburg
(Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim von Polen, 1679 die
östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720 Vorpommern bis zur Peene von
Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche,
1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte
Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und
Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung des preußischen Anteils von P.
(Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow,
Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen,
Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin,
Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und Rummelsburg und dem flemmingschen und
ostenschen Kreis) in die drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund
(1932 aufgehoben). 1945 wurde Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter
Verwaltung Polens gestellt und die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt.
1990 gelangte das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
Vorpommern kam 1945 zu Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.).
Seit 1990 ist Vorpommern ein Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der
Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung
gemeiner und besonderer pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff.
1765ff.; Brüggemann, L., Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und
Hinterpommern, 1779; Berghaus, H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13
1865ff.; Pommersches Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist.
Komm. für Pommern, Bd. 1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs-
und Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann,
F., Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung
der Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff.,
Neudruck 1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern
als ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931;
Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern
1809-1818, 1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d.
Landeskundlichen Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.;
Curschmann, F., Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre
wissenschaftliche Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935;
Linke, G., Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935;
Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A.,
Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses,
1938; Engel, F., Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte
Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze
1309-1454, 1954; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958;
Historischer Atlas von Pommern, hg. v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.;
Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen,
H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959; Spruth, H., Landes- und
familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil 1ff. 1962ff.; Eggert,
O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974;
Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J., Der südliche
Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs,
Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die
Gestaltung der Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14.
Jahrhundert, 1986; Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen
Besitzes in Pommern, 1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens,
1987; Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v.
Rothe, H., 1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993;
Schmidt, R., Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995;
Pommern, hg. v. Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996;
Branig, H., Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz,
W.,1999; Tausend Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker,
E., Die Pommern und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 196; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 871; Schmidt,
R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im 19. Jahrhundert, hg.
v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft
des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
Pommern-Barth (Herzogtum). Das 1232 erstmals erwähnte
Barth an der Ostsee gehörte seit 1325/1369 zu Pommern. Das 1295 entstandene
Herzogtum Pommern-Wolgast wurde 1376, 1425, 1457 in die Herzogtümer
Pommern-Wolgast und P. geteilt, 1393, 1451 und 1478 aber wieder unter Barth
bzw. Wolgast vereinigt. P. zählte später zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Bülow, W., Chronik der Stadt Barth, 1922;
Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Barth, 1955.
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der
Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern
nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem
Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe
hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb.
1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in
Stargard östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen
westlichen Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam
es 1478 zur Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut
geteilt. P. zählte zum obersächsischen Reichskreis.
S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
Poniatowski (Reichsfürst).
1765 wurde Andreas P., Bruder des 1764 gekrönten polnischen Königs, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 175.
Poppelsdorf (Residenz des Erzbischofs von Köln)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 458.
Portia (Fürsten). Die Fürsten von P. gehörten von 1665 bis 1776 als Personalisten zu den neufürstlichen, nach 1582 entstandenen deutschen Reichsfürsten. Da es ihnen nicht gelang, für ihre in Krain gelegene Grafschaft Mitterburg (Pisino) die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen und der Erwerb der reichsunmittelbaren Herrschaft und späteren gefürsteten Grafschaft Dettensee (Tettensee) in Schwaben zu spät kam, verloren sie Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat wieder, nicht aber die Fürstenwürde. Sie erlangten 1622 über die Grafen Widmann die Güter der 1639 ausgestorbenen Grafen von Salamanca-Ortenburg und residierten bis 1918 in Spittal an der Drau (Spital an der Drau). S. Ortenburg.
Porzig (Reichsritter).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die P. zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963
für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als
tributpflichtig unterstellt hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im
Erzbistum Magdeburg, seit 1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt
nach deutschem Recht. 1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den
Erwerbungen Preußens in der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung Polens
(Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet, das
1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen geteilt
wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von Südpreußen bis
zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund an. Das Culmer
Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt. Das Restgebiet
wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern (davon etwa ein
Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.) Provinz Preußens, die
vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte. 1867 wurde die
Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen Reich. 1919 kam P. bis auf geringe westliche
Randgebiete (2200 Quadratkilometer, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne
Volksabstimmung an Polen. Von 1939 bis 1945 war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel 1945/1990 aber wieder an
Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und Posens,
1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D.,
Posen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v.
Hubatsch, W., 1975-1976; Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des
Großherzogtums Posen (1815-1848), 1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der
deutschen Bevölkerung aus Westpreußen und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W.,
1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994, 124; Serrier, T., Provinz Posen,
2005.
Potemkin (Reichsfürst).
1776 wurde Graf Grigorij Alexandrowitsch P., Vizepräsident des Kriegskollegiums
Russlands, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 177.
Potzlinger (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden
aber 1198 Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von
Böhmen. König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum
erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als
Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste
deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten. Das Erstarken des Tschechentums führte
dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6.
1419, der Säkularisierung der weltlichen Güter des Erzstiftes und zum
böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem zweiten Prager Fenstersturz (23.
5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg einleitete. 1918 wurde die Stadt P.
Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von Österreich entstandenen
Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Prag („abgebrannter Boden“, Residenz der
Přemysliden bzw. des Grafen von Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 459.
Prandtner (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken. S. a. Brand von Neidstein
L.: Riedenauer 126.
Praßberg (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. Jahrhundert bis etwa 1800 zählten die Freiherren von P. zu
Altensummerau zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 77.
Praunheim genannt Klettenberg (Reichsritter)
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende
böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in
Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen
und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen
Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw
II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel.
1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien
gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II.
erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine
schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter das Königreich
Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der
Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter
Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II.
begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie
starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E.,
Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 183.
Pretlack, Prettlack (Freiherren, Reichsritter). Im Jahre 1800 zählten die Freiherren
von P. mit einem Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), das 1802 an den Freiherrn
von Gemmingen ging, samt Bierbach, Eberbach, Erlau, Freiheit, Hof Güttersbach,
Michelbach und Hof Rodenstein mit Rodensteinschen Waldungen und Lindenfels zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, in dem sie seit dem Beginn des 18.
Jahrhunderts immatrikuliert waren.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 158; Stetten 36;
Riedenauer 126; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Prettlack (Fränkisch Crumbach 1792).
Preuschen (Reichsritter).
Mit dem Erwerb von Osterspai (1793) von den Freiherren zu Waldenburg, genannt
Schenkern, waren die Freiherren von P. Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. Osterspai kam über Preußen (1866, Hessen-Nassau) 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Winkelmann-Holzapfel 158.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem
Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530
wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches
für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen
Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens
stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation
übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen,
katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und
Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg
gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe
von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat
der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll
souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an
Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000
seit dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische
Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten
in das Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das
Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft
Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei
über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes
pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen
Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern
(Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern
bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als
Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit
Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er
Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und
Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit
der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz
zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich
der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI.
1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich
gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742,
1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der
Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so
dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland
Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen
Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund
5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich
der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses
die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und
Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck
[Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln
[Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg],
Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven
sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus
dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten,
Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte
Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion
Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur
Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und
Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807
alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen
Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der
Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar
nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet,
Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine
Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die
Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der
Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher
Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im
Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar
für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen
Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den
Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst.
Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es
zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur
Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47
Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das
Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat
formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die
Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum .,
hg. v. Mylius, C. O., Bd. 1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum
Prussico-Brandenburgensium ., hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.;
Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff.,
Neudruck 1966ff.; Droysen, J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756),
Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums
von den Anfängen bis auf die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für
die königlich Preußischen Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer
Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff. 2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte
des preußischen Staates, 2. A. 1881; Berner, E., Geschichte des preußischen
Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im
18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die
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K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
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2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
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politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
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Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
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Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Preysing (Grafen, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die dem vornehmsten bayerischen Adel angehörenden
Grafen von P. mit dem 1732 erworbenen Ramsberg und dem 1746 erlangten
Rechberghausen (bis 1789) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Schulz 269.
Prichsenstadt, Prießerstatt (?) (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 257; Hugo 476.
Prießerstatt (Reichsdorf) s. Prichsenstadt
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen Liutizen
besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich
eingegliedert und von dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus christianisiert,
ging aber 983 wieder verloren. 1147 wurde es erneut unterworfen. Die Herrschaft
fiel an die askanischen Grafen der Nordmark, den Bischof von Havelberg und
einzelne Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw. Plothe, Quitzow), kam
aber bis etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von Brandenburg. Nach dem
Aussterben der Askanier kämpften Mecklenburg und Wittelsbach um das 1349
erstmals nach den slawischen Brizani P. (Prygnitz) genannte Gebiet, das aber
bei der Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der dadurch erstarkende Adel wurde
im 15. Jahrhundert (1411ff.) durch die Hohenzollern wieder zurückgedrängt. Von
1952 bis 1990 wurde das Gebiet auf die Bezirke Schwerin und Potsdam der
Deutschen Demokratischen Republik aufgeteilt. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962;
Prignitz-Kataster 1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der
Prignitz, 1989; Escher, F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die
Prignitz, Jb.f. Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10;
Enders, L., Die Prignitz, 2000.
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das ursprünglich
von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer, Rhone, Var und
Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia transalpina, Gallia
Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien bald nur noch
provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509 an die Ostgoten
und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich Kaiser Lothars I.
Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso von Vienne
(Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an Hochburgund
und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie
trotz etwa der noch 1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose
angehörte, auf das sie aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss
ausübte. Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen),
deren Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance
gelegenen Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses
Barcelona-Aragón kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou,
1382 an das jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das die P. ab 1660 wie
eine französische Provinz verwaltete und nach 1789 in Departements auflöste.
Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco) unterfielen anderen
Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich.
Die 1053/1112 verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft
Forcalquier kam 1209 zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon
gelangte von den Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an
den Papst (1274). Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum
Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich.
Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen Kirchenstaates
(Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981,
19ff.; La Provence des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989;
Schottky, M./Coulet, N., Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in
der späteren Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung
König Karls II., 1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
Prückner (Reichsritter).
Im späteren 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei, Residenz). 720/721 wurde das Kloster
Sankt Salvator in P. in der Eifel von Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem
späteren Grafen von Laon, gegründet. Über die Tochter Chariberts, die Mutter
Kaiser Karls des Großen war, kam es bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die
Karolinger, die ihm zu umfangreichen Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und
Wälder zur Mast von mehr als 8000 Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen
Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich
ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch
geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im
Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang
(1299 Reichsstandschaft). 1511 gingen alle
Handschriften der Bibliothek verloren. 1576 erlangte der Erzbischof von Trier,
der am Ende des 14. Jahrhunderts bereits die Herrschaften Schönecken und
Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei. Er gliederte P. dem Erzstift Trier als
Oberamt ein und vertrat P. im Reichsfürstenrat
und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde
die Abtei mit 4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift
an Preußen (Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des
Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk
Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und
Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F.,
Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab,
I., 1983; Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und
Gegenreformation, 1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei
Prüm, 1987; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des
Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.
v. Nolden, R., 1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer
Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55
(1999), 439; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm,
2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation und Verwaltung des
Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
Pruntrut (Residenz des Bischofs von Basel),
Porrentruy
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 465.
Pückler (Reichsfreiherren,
Grafen). Das schlesische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals 1306. 1655 wurde
es in den Reichsfreiherrenstand und 1690 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im 17. Jahrhundert spaltete
es eine (seit 1676 in Franken ansässige,) fränkische Linie ab. Diese erwarb
1737/1764 durch Heiraten Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1740 wurde sie in
das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen
(Grafen Pückler-Limpurg, Grafen von P. und Limpurg) 1792 gehörten die Grafen
von P. als Personalisten den fränkischen Grafen in der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
an. Wegen Burgfarrnbach, Brunn und Tanzenhaid (Tantzenheid) zählten die Grafen
P. seit dem frühen 18. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. Die betreffenden Güter gelangten bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Zeumer 554 II b 62, 17; Riedenauer 126.
Pückler-Limpurg (Grafen). Ein seit 1676 in Franken ansässiger Zweig der Reichsfreiherren von Pückler erwarb nach der 1690 erfolgten Erhebung in den Reichsgrafenstand 1437/1464 durch Einheiraten in Familien der Limpurgschen Allodialerben Anteile an der Grafschaft Limpurg. Seit 1740 gehörten die P. dem fränkischen Reichsgrafenkollegium an.
Pünzendorf, Puntzendorf (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken. S. Ochs von Gunzendorf.
L.: Riedenauer 126.
Pürckh (Reichsritter).
Johann Adam Ernst von P., kaiserlicher Kammergerichtsassessor, war von 1691 bis
etwa 1702 Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 211.
Purschenstein, Porschenstein (Herrschaft). Der
böhmische Adlige Borso von Riesenburg legte die 1289 erstmals bezeugte Burg P.
bei Neuhausen an. Sie wurde im 15. Jahrhundert Mittelpunkt der Herrschaft P.
Die Herrschaft P. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg
(bzw. Sachsen) zum obersächsischen Reichskreis.
Bis 1918 gehörte P. den Herren von Schönberg. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen).
Das im Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie
der 1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von Rügen. Diese wurden 1727 Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im Mannesstamm.
Innerhalb Mecklenburgs gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Nach einer Entscheidung des Jahres 1998 verloren die
Erben durch die Sowjetunion als Besatzungsmacht ihr Eigentum (14500 Hektar Land
bzw. ein Sechstel von Rügen) durch Enteignung. S. Pommern,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus,
1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus und seines Besitzes im Mittelalter,
1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Herren von Putbus,
1940.
Püttlingen (Herrschaft). P. bei Saarbrücken, das
1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und Johanns von Kriechingen
(Créhange). 1460 belehnte der Bischof von Metz die Herren von Sierck (Sirck)
mit ihm. 1648 übertrug er die Lehnsherrschaft an die Herzöge von Lothringen,
die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft belehnten. Diesen
folgten 1726 erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die Püttlingen 1778 an
Nassau-Saarbrücken verkauften, das bereits 1766 die Lehnsherrschaft von
Frankreich als dem Inhaber Lothringens erlangt hatte. 1815 kam P. an Preußen,
1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname
”Püttlinger” als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend
1988; Müller, F., Die Geschichte der Herrschaft Püttlingen bei Saarbrücken,
1990.
Pyrbaum (Reichsherrschaft).
Im 12. Jahrhundert erscheinen Herren von P. (Birnbaum) bei Neumarkt. Ihre Burg
kam bis zum 14. Jahrhundert an die Herren von Wolfstein. P. bildete zusammen
mit Sulzbürg eine reichsunmittelbare, später dem bayerischen Reichskreis zugeordnete Herrschaft der Herren von
Wolfstein, die 1561 reformiert wurde und 1740 an Bayern gelangte. S. Aurach,
Sulzbürg.
L.: Wolff 150; Wallner 715 BayRK 15.
Pyrmont (Herrschaft, Grafschaft). Kurz nach 1180
ließ der Erzbischof von Köln zur Sicherung des Herzogtums Westfalen an der
Emmer die Burg P. (Petri mons) errichten und gab sie den Grafen von
Schwalenberg zu Lehen. Von ihnen spalteten sich 1194 Grafen von P. mit einer
besonderen Herrschaft über rund zehn Dörfer ab. Ihre Güter fielen bei ihrem
Aussterben 1494 an die Grafen von Spiegelberg (bis 1557), an Lippe (bis 1523),
Gleichen (bis 1625) und die Grafen von Waldeck (bis 1918). Die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft umfasste um 1800 ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen und 4500
Einwohnern. 1922 kam P. von Waldeck an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 704 WestfälRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Schwanold, H., Pyrmont, 1924; Goette,
R., Pyrmonts Vergangenheit, Bd. 1ff. 1960ff.; Garfs, J., Begegnung mit Bad
Pyrmont, 1988.
Pyrmont (Grafschaft). Wegen P. in der Eifel
zählten die Eltz/Waldbott-Bassenheim und seit 1710 die Waldbott von Bassenheim
(Waldbott-Bassenheim) zeitweise zum westfälischen Reichsgrafenkollegium.
L.: Arndt 220.
Quadt (Herren, Grafen). 1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Q. Es erbte 1498/1502 die reichsständische Herrschaft Wykradt (Wickrath, heute Stadtteil Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein sowie zum Kanton Rhön-Werra (etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557 wurde es protestantisch. 1752 wurde die Hauptlinie Quadt-Wickrath zu Reichsgrafen (westfälische Grafen) erhoben. s. Quadt-Wickrath.
Quadt-Wickrath, Quadt-Wykradt (Grafen, Reichsgrafen). 1256 erscheint das jülich-geldernsche
Adelsgeschlecht Quadt. Es erbte 1498/1502 die reichsständische Herrschaft
Wykradt (Wickrath, heute Stadtteil Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis
Rhein sowie zum Kanton Rhön-Werra (etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken.
1557 wurde es protestantisch. 1752 wurde die Hauptlinie Q. zu Reichsgrafen (westfälische Grafen) erhoben. Sie verlor
1801 ihre linksrheinischen Güter und erhielt durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
Wickrath und Schwanenberg (heute Stadtteil von Erkelenz) neben einer Rente von
11000 Gulden die aus der Reichsabtei Isny und
der Reichsstadt Isny gebildete standesherrliche
Grafschaft Isny. Sie fiel 1806 an Württemberg. 1951/1952 kam Isny zu
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 25; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 377;
Riedenauer 126; Speth, H., Die Reichsstadt Isny
am Ende des alten Reiches (1775-1806), 1972.
Quadt-Wickrath und Isny, Quadt-Wykradt und Isny (Reichsgrafen). Die Reichsgrafen
von Quadt-Wickrath nannten sich Q., nachdem sie 1803 als Entschädigung für ihre
linksrheinischen Güter die aus der Reichsabtei
Isny und der Reichsstadt Isny gebildete
Grafschaft Isny erlangt hatten, die 1806 an Württemberg fiel. 1951/2 gelangten
damit die Güter zu Baden-Württemberg.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des
alten Reiches (1775-1806), 1972.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht war. Der Ort Q. stand unter der
Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht auf die Herrschaftsrechte über
die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser Zeit etwa 5000 Einwohner
zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit
zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477
die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft
erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis
zählte, ein evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen
(Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das
umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum Q.,
dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und dem
Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von
1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich
Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es
damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S.,
Quedlinburg, 10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg
im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A.
1954; Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla,
P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469; Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey
- weltlich, hg. v. Bley, C., 2009; Kasper, P., Das Reichsstift
Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Querfurt (Fürstentum). Q. an der Querne
südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im Hersfelder
Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa 1000 nachweisbare
Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe von Magdeburg
Burggrafen waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld (1262/1264)
bildeten und deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes Lehen an das
Erzstift Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern, Jüterbog mit 20
Dörfern, Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656 gelangte Q. an
Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der 1648 nicht
entschiedenen Landeshoheit über Q. an Brandenburg zurück. Später wurde
Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663 bis 1746 bestand innerhalb
Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung
von Weißenfels aus geführt wurde und das beim Aussterben der Linie (1746) an
Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15
Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen, Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum
obersächsischen Reichskreis. Über die Provinz
Sachsen Preußens kam Q. 1945 an Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum Querfurt 1496-1815, (in) FS
Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H.,
Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg
Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.;
Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Quesizi (Gau östlich Merseburgs, Quesici 961)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Quesici, Gau
östlich Merseburgs); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 27, 148,Quesizi (Eilenburg); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9 (mit Eilenburg bzw. Ilburg).
Raab von Schönwald (Reichsritter).
Die R. gehörten der vogtländischen Ritterschaft an. S. Vogtland.
L.: Stieber.
Rabenau, Nordeck von Rabenau (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Nordeck
von Rabenau zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rabenhaupt (Reichsritter).
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählten die R. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rabenstein (Reichsritter).
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die vom R. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 196, 209; Riedenauer 126; Rahrbach 176.
Rabensteiner (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
S. Dölau.
L.: Riedenauer 126.
Racknitz (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die aus Österreich ausgewanderten Freiherren von R.
mit dem von den Geizkofler erheirateten Haunsheim zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben. Mit Schloss Ehrenberg, zwei Dritteln Heinsheim und Zimmerhof mit
Kohlhof waren sie dem Kanton Kraichgau inkorporiert. Außerdem gehörten sie mit
dem 1777 von den Grafen von Muggenthal erworbenen Laibach, das 1808 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam, dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 62, 63;
Winkelmann-Holzapfel 158; Stetten 37, 185; Riedenauer 126; Schulz 269.
Radziwill (Reichsfürst).
1515 wurde Nikolaus R., Kanzler von Litauen, und 1547 weitere Mitglieder und
Linien seines Hauses zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 172.
Raithenbach, Raitenbach (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rammingen (Reichsritter).
Erhardt von R. zu Bauschlott, markgräflich badischer Rat, war von 1610 bis etwa
1628 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 211.
Ramsberg (Herrschaft). 1409 wurde die Herrschaft
R. von der Reichsstadt Überlingen erworben, die
1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Wolff 215; Hölzle, Beiwort 91.
Ramschwag (Freiherren, Reichsritter).
1753 zählten die Freiherren von R. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 77, 81.
Randersacker, Randsacker (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 126; Rahrbach 178.
Ranhoff (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 214; Bechtolsheim 2.
Ranis (Herren, Herrschaft). Vermutlich kam R.
bei Pössneck, das 1085 unter Wiprecht von Groitzsch erscheint, als Teil des
Orlalandes vom Erzstift Köln an Friedrich I. Barbarossa. 1198 gab König Otto
IV. das Gebiet an Köln zurück. 1199 belehnte König Philipp den Landgrafen von
Thüringen mit dem Gebiet Orla und der Reichsburg
R., nach der sich bereits 1194 Herren nannten. Im 13. und 14. Jahrhundert
erscheint sie wiederholt in Landesteilungen der Grafen von Schwarzburg. 1418
ging sie vermutlich durch Kauf als Reichslehen
auf Sachsen über, das R. 1465 den verschwägerten Herren (1495 Reichsfreiherren) von Brandenstein gab, die R. 1571
den Breitenbauch (seit 1902 Breitenbuch) verkaufte (obersächsischer Reichskreis). 1815 fiel R. an Preußen (Provinz
Sachsen), und wurde am 1. 4. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt zum 1. 7.
1944 dem Reichsstatthalter von Thüringen
unterstellt. Nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 gelangte es zu Thüringen und
mit diesem 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. 1952 kam es zum Bezirk
Gera. Bei der Wiederherstellung (str.) der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen
blieb R. bei Thüringen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gumpelzhaimer, 176;
Wolff 380; Schache, K., Burg Ranis, 1989.
Rankweil (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 189; Hugo 476; Wolff 39.
Rantzau (reichsunmittelbare Grafschaft, Reichsgrafen). R. bei Plön wird erstmals 1226 erwähnt
(Rantzow). Es war Stammsitz eines 1226/1236 erstmals sicher bezeugten, in
mehreren Linien im deutschen, dänischen und niederländischen Raum verbreiteten
holsteinischen Adelsgeschlechts. Seine Güter lagen um Breitenburg bei Itzehoe
und im Südosten Kiels. 1649 verkaufte Herzog Friedrich III. von
Holstein-Gottorp (Gottorf) den 1640 beim Aussterben der Linie Pinneberg der
Grafen von Schauenburg (Schaumburg) an ihn gelangten Anteil der Herrschaft
Pinneberg (Barmstedt, Elmshorn) an den königlichen Statthalter Christian R.
1650/1651 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand
erhoben. Danach hatte sie bis 1726 das Amt Barmstedt als reichsunmittelbare,
zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige Grafschaft
inne. Die Reichsgrafschaft wurde 1726 auf Grund
eines Erbvertrages von 1669/1671 von Dänemark eingezogen, nachdem Wilhelm Adolf
R. seine älteren kinderlosen Brüder hatte ermorden lassen. 1734 gelangte R.
endgültig an Dänemark. Die Allodialgüter kamen 1726 an Katharina Hedwig R. 1739
begann Hans Graf zu R. in Gut Ascheberg bei Plön mit der Abschaffung der
Leibeigenschaft (Bauernbefreiung, Agrarreform). Um 1800 umfasste das Gebiet der
Grafschaft R. 4,5 Quadratmeilen. (1865 kam Barmstedt zu Preußen, 1946 zu
Schleswig-Holstein.)
L.: Wolff 454; Wallner 707 NiedersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II
22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ranert, M., Die Grafschaft Rantzau, 1840;
Barmstedt. Stadt und Kirchspiel. Eine geschichtliche Schau, hg. v. Dössel, H.,
Teil 1ff. 1936ff.; Hoffmann, E., Rantzau, LexMA 7 1994, 440.
Rapp, Rapp zu Hausen (Reichsritter). Im frühen 17. Jahrhundert zählten die R. zu Hausen
zum Kanton Baunach, um 1700 zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Seyler 377; Riedenauer 126.
Rapperswil (Reichsstadt).
R. am oberen Zürichsee gehörte zunächst Habsburg, konnte aber seit der Reichsexekution Kaiser Sigismunds gegen Friedrich IV.
von Kiburg-Tirol (Kyburg-Tirol) (1415) mit etwa 1000 Einwohnern und einem
Landgebiet mit 2000 Einwohnern als reichsunmittelbar gelten. 1464 schloss es
ein Schirmbündnis mit Glarus und Schwyz sowie Unterwalden und Uri., dem 1712
ein Schirmbündnis mit Zürich, Bern und Glarus folgte, in dem eine
halbunmittelbare Stellung anerkannt wurde.
L.: ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 257.
Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre.
Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut
der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten Burg bei Rappoltsweiler
(frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem
Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die 1022 erstmals erscheinen und um
1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in weiblicher Erbfolge an die
Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie die Ende des 13.
Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft
Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig
geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der
habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an
Frankreich und gehörte danach einem deutschen Reichsstand
unter Oberhoheit Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im
Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals
sowie einige Orte um Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die
Erbtochter an Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777
an Bayern. 1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig
1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan,
B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre
1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
Rassler, Raßler (Reichsritter).
Um 1789 waren die R. mit Domeneck Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 126.
Rassler von Gamerschwang, Raßler von
Gamerschwang (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren R., die seit 1661 mit Gamerschwang dem Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben angehörten, wurden 1760 mit den Ortschaften Bittelbronn
(Lehen Österreichs), Bieringen (Lehen Österreichs), Börstingen [Borstingen]
(ein Viertel Lehen Österreichs, drei Viertel Eigengut) und der Herrschaft
Weitenburg mit Sulzau (drei Viertel Eigengut, ein Viertel Lehen Österreichs)
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau.
L.: Hölzle, Beiwort 59, 65; Hellstern 211, 218; Kollmer 375.
Ratershausen (Reichsdorf).
S. Rottershausen
L.: Dacheröden 260; Hugo 460, 456.
Rath, Rhade (Herrschaft). Die in der Eifel
gelegene Herrschaft R. bei Mechernich gehörte den Grafen von Nesselrode. Sie
zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. Ihr Gebiet kam über Preußen (1815) 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 499; Oidtman, E. v., Der ehemalige Rittersitz Rath, auc
Marschallsrath genannt, bei Mechernich, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 80
(1898).
Rathsamhausen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit Nonnenweier samt
Daubensand zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Freiherr Christoph
Philipp von R. zu Ehenweyer). Mit Bösenbiesen, Boozheim, Fegersheim, Künheim,
Ohnheim und halb Wibolsheim waren sie Mitglied im Ritterkreis Unterelsass, wo
sie bereits im Stichjahr 1680 angesessen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikuliert waren. 1819 erloschen sie männlicherseits, 1890
weiblicherseits.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592, 595; Hölzle, Beiwort 66, 67.
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die
Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein
Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum
Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327
unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem
přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365
unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen
Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich.
1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552
an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der
Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810
säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19.
Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz
für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf
Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von
Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945
gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Ratiborski von Sechzebuhs (Reichsritter).
Vielleicht zählten die R. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken sowie zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 126.
Rattenheim? (Reichsritter).
Vielleicht zählten die R. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S.
Rotenhan, Rodenheim?
L.: Riedenauer 126.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von
Sachsen. Sie war Sitz eines durch Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und
den slawischen Fürsten Gottschalk zur Missionierung der slawischen Abodriten
1062 auf einem Teilgebiet des Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher
Ausstattung durch Heinrich von Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das
westliche Mecklenburg erobert und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R.
eingerichtet hatte, zwischen Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof
Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben
der Badwide (1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von
Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt
Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe ein kleines
geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg zwischen Ratzeburger See und
Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die Dominsel in R. und verstreute
Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum lutherisch. Der letzte Bischof überließ
es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554 an herrschten Administratoren über das
Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte
Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471,
472.
Ratzenberg, Ratz, Ratzenburg (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
R. zum Kanton Odenwald und zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 210; Riedenauer 126; Neumaier 73, 141.
Ratzenried (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von und zu R. zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. S.
Humpiß, genannt von R.
L.: Ruch Anhang 82; Roth von Schreckenstein 2, 592; Genealogischer Kalender
1753, 529.
Rau von Holzhausen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die R. mit Beienheim zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Der nach ihnen benannte Ort Rauischholzhausen wird zu
Unrecht verschiedentlich mit dem Reichsdorf
Holzhausen (Burgholzhausen) bei Friedberg in Hessen verwechselt.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357
(Nordeck, Beienheim).
Rauber von Plankenstein (Reichsritter). Im frühen 18. Jahrhundert zählten die
R. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Raubersried, Robesreut (Reichsdorf).
Kaiser Karl IV. versprach 1360 den Gebrüdern Vogt von Wendelstein vermutlich,
die in das Dorf Wendelstein gehörigen verpfändeten Dörfer Nerreth
(Nuwenreuthe), Dürrenhembach (Dornhennebach) und R. (Robesreut) nur zusammen
einzulösen. Später gelangte das Gebiet zu Bayern.
L.: Hugo 460, 459f.
Rauch von Winnenden (Reichsritter).
Von 1548 bis 1737 zählten die R. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
Von 1542 bis 1564 war Wolf von R. als Ganerbe von Bönnigheim Mitglied im Kanton
Kocher.
L.: Hellstern 211; Schulz 269.
Rauche (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rauchhaupt (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126; Neumaier 83, 85, 165.
Rauenbuch (Reichsritter),
Rauenbach. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Raueneck (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken sowie vielleicht zum Kanton Steigerwald.
L.: Riedenauer 126; Rahrbach 179.
Rauschner, Reuschel (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg setzten
sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der
Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie
hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100
(1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland
(Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083),
Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um
Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im
Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung.
Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift
Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg
(Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die
restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und
Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der
Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst
lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in
Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher
Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das
Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum
Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen
umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise
unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung
der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger Territorialverfassung
im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die Entwicklung der
Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909;
Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen von
Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg 41
(1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.;
Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962); Vogelsang,
R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus,
P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486;
Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer Übersicht);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
Ravensburg (Reichsstadt).
Das 1152 erstmals genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei
einer um 1020/1080 erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180
kam der Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt (1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms),
jedenfalls war mit dem Erwerb des Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre
höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der
Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die Leinwandhandel in ganz
Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die Reformation eingeführt,
aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab.
Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag
und im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam
R. mit den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg,
Winterbach und Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130
Quadratkilometern mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo
es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte,
A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff.
1923; Müller, K., Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt
Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die
oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der
Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802,
Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten
Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann,
F., Die alte Rauenspurc (Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine
Umgebung und sein Geschlecht, 1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P.,
Ravensburg, LexMA 7 1994, 486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A.,
2002; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005.
Rebecq, Rebecque (Fürstentum). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte das Fürstentum R. über die Grafschaft Hennegau zum
burgundischen Reichskreis. Mit dem Hennegau kam
R. 1815 an die Niederlande und 1830 zu Belgien.
L.: Wolff 62.
Rechberg (Herrschaft, Herren, Reichsritter, Grafen). Die Burg Hohenrechberg am
nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb wurde im 12. Jahrhundert errichtet.
Nach ihr nannten sich seit 1179 (Rehperc) die vielleicht von einer Linie der
Familie Pappenheim abstammenden Herren von R., die als staufische Ministeriale
1179 erstmals erscheinen, 1194 das Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten
und um ihren Stammsitz eine kleine reichsritterschaftliche Herrschaft (u. a.
1401 Weißenstein) behaupteten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden die
Hauptlinien Unter den Bergen (in Bargau, Bettringen, Rechberghausen, bis 1413)
und Auf den Bergen. Diese teilte sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis
1585) und Illereichen. Bereits 1488 waren die R. Mitglied der
Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. 1607 wurde
die Familie in den Grafenstand erhoben, doch blieb die namengebende Herrschaft
wegen des Widerstandes der Reichsritterschaft im
reichsritterschaftlichen Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (R. und
Rothenlöwen mit Hohenrechberg, Weißenstein, Donzdorf, Treffelhausen
[Traffelhausen], Böhmenkirch [Böhmenkirchen]). Dorthin steuerten die R. auch
mit dem 1789 von den Bubenhofen erworbenen Gut Mösselhof und bis 1789 mit der
Herrschaft Kellmünz. Außerdem gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie
endgültig als Grafen anerkannt. Die Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach,
Winzingen, Donzdorf, Wäschenbeuren, Hohenrechberg, Eislingen bzw.
Großeislingen, Straßdorf, Wißgoldingen, Waldstetten [Unterwaldstetten],
Rechberghausen, Weißenstein, Böhmenkirch [Böhmenkirchen], Degenfeld,
Schnittlingen) umfassten zuletzt rund 220 Quadratkilometer und kamen 1805 an
Württemberg (Rechberg) und Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380;
Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 269, Rahrbach 180; Maurer, H., Der
Hohenstaufen, 1977; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.
Rechenbach, Rechenpach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. vielleicht zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 210; Riedenauer 126.
Rechenberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. (Rechenberg-Schwaningen) zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken. S. Rechberg, Rechenbach.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 126.
Rechnitz (Herrschaft). R. im südlichen Burgenland wird 1238 erstmals genannt. 1289 eroberte Herzog Albrecht von Österreich die Burg des Grafen von Güssing, gab sie aber 1291 an Ungarn zurück. 1441 wurde R. tatsächlich an das Reich gezogen, 1478 aber von Matthias Corvinus zurückerobert. 1527 kam die Herrschaft durch Ferdinand I. an Franz Batthyány. 1919 gelangte R. zum Burgenland.
Rechtenbach (Reichsdorf)
L.: Hugo 464.
Rechtern-Limpurg, Rechteren-Limpurg (Grafen). Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten die R. zusammen mit den Pückler über die 2 Quadratmeilen
umfassende Herrschaft Speckfeld (Limpurg-Speckfeld) südöstlich Würzburgs zum
fränkischen Reichskreis (Hauptort Sommerhausen
am Main). Um 1790 zählten sie mit Teilen von Gollachostheim und Teilen von
Pfahlenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Riedenauer 126.
Reck, Reckherr (Reichsritter).
Um 1550 zählten die von der R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
sowie zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126; Stetten 33.
Reckenbach (Reichsritter).
Von 1548 bis etwa 1581 war Jakob von R. zu Marschalkenzimmern mit (Wohnsitz)
Oberndorf am Neckar Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 211.
Reckheim, Reckum (Herrschaft, Grafschaft). Die
westlich der Maas und nördlich von Maastricht gelegene Herrschaft R. im
Hochstift Lüttich stand zunächst der Familie Quadt zu. 1556 kam sie an Hermann
von Linden und danach erbweise an die Grafen von Aspremont/Aspermont. 1623
wurde die aus drei Kirchdörfern bestehende Herrschaft Grafschaft und zählte zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach
der am Ende des 18. Jahrhunderts erfolgten Besetzung durch Frankreich kam die
1,5 Quadratmeilen große, 1300 Einwohner umfassende Grafschaft 1815 an die
Niederlande. 1830/1839 fiel sie an die Provinz Limburg in Belgien.
L.: Wolff 360; Zeumer 554 II b 63, 17; Wallner 704 WestfälRK 43.
Reckrodt (Reichsritter).
Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 377f.; Riedenauer 126.
Redwitz (Freiherren, Reichsritter).
Von 1550 bis ins 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. (seit 1801 mit Allersheim)
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit Küps, Redwitz, Theisenort
(Theyßenorth), Schmölz und Wildenroth waren sie im Kanton Gebirg
immatrikuliert, außerdem waren sie im 17. Jahrhundert Mitglied im Kanton
Steigerwald und im Kanton Baunach. Allersheim fiel 1808 an Würzburg und damit
1814 an Bayern, an das auch die übrigen Güter gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Pfeiffer 196, 209; Bechtolsheim 13; Stetten 33, 37, 188; Riedenauer 126;
Rahrbach 182.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe einer älteren vermutlich Radasbona
genannten keltischen Siedlung an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichteten
die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell
Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535
nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort
eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte
Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs
Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den
Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage
entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und
der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts
war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der
Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder
Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die
Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb
mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486
bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I.
machte aus der freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der
Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend
katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen
Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der
schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums
im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern
und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36;
Gemeiner, K., Regensburger Chronik, Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971;
Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart, 4.
A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1350) 1913; Hofmann, A. v., Die
Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F., Regensburger Urkundenbuch, 1956;
Bosl, K., Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- und
Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und
Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die
Klöster, 1994, Historischer Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7
1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter,
hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid, P., Die Reichsstadt
Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen
Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt
Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum
R. vereinigt, wobei auch der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R.
übertragen wurde (1805 Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam dieses
Fürstentum an Bayern und Dalberg erhielt die französisch verwaltete Grafschaft
Hanau und das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f.
bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966;
Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715
an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem
Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn,
Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste,
die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330
Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt
Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R.
übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon eingeführt worden war,
an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der
Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der
Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff. 1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v.
Buchberger, M., 1939; Widemann, J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg
und des Klosters St. Emmeram, 1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums
Regensburg, 1966; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f.
1989; Ratisbona sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach,
P., 1989; Schmidt, A., Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer
vorkarolingischen Kirche wird erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in
Regensburg genannt. Sie erhielt auf Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern
vor allem durch Kaiser Otto I. reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war
seit 1002 reichsunmittelbar (Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand
seit 1229 unter dem Schutz des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde
die Äbtissin gefürstet. Nach 1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag
an und war im bayerischen Reichskreis vertreten.
1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare
Stiftsgebiet mit der Reichsstadt Regensburg, dem
Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt
Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die
Rechtsstellung des Reichsstifts Niedermünster zu
Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg, Diss. phil. Würzburg 1953;
Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte
Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des
ehemaligen römischen Legionslagers nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram
gelegene Frauenstift Obermünster in Regensburg wurde vermutlich im 8.
Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es
Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In der Mitte des 12. Jahrhunderts stand
die Vogtei den Grafen von Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die
Fürstäbtissin zu den rheinischen Reichsprälaten
und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde
das im Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit der Reichsstadt
Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam
es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der
Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober-
und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956);
Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte des Bistums
Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte
Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei,
gefürstete Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus
einer Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7.
Jahrhundert wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand
ein Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg
war. 972 wurde es Reichskloster. Über
Chammünster trug es die Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es
Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der
Kuriatstimme der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser die
Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis.
Die Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die
einzelne Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und
den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster
1802/1803 zum Fürstentum Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der
Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober-
und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956);
Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg in der
Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram in Regensburg,
1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters S. Emmeram,
hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar
von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen (1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift
Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum
Halberstadt zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945
eine Exklave Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs.
1945 kam es in Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Rehlingen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die R. zum Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592.
Reibeld, Reybeld (Freiherren, Reichsritter). Um 1800 zählten die Freiherren von R.
mit Teilen von Reichartshausen bei Amorbach zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter fielen 1808 an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 159; Stetten 37, 186; Riedenauer
126.
Reich von
Baldenstein, (Freiherren, Reichsritter) s. Rinck
von Baldenstein
L.: Ruch Anhang 80f.
Reichartshausen (Reichsdorf).
Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des
Burkhard Sturmfeder, unter anderem das diesem verpfändete Dorf R. bei Amorbach.
Dieses kam später an Bayern.
L.: Hugo 460, 459.
Reichau (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft R. über die Herrschaft Babenhausen der
Grafen Fugger-Babenhausen zum schwäbischen Reichskreis.
R. gelangte später zu Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 16 a.
Reichau (Reichsritter).
Wegen des erheirateten Helfenberg zählte Georg von R. von 1684 bis 1694 zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 269.
Reichelsberg, Reichelsburg
(Burg, Herrschaft). 1230 war die Reichelsburg
bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts Bamberg in den Händen
der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam die Lehnsherrlichkeit
an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R. mit Röttingen zu einem
Oberamt. 1671 übertrug der Bischof von Würzburg Johann Philipp von Schönborn
seinem Bruder die Herrschaft. 1678 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7
Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis
zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reichenau (königliches Kloster, Residenz). Um 724
stiftete der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen Sintloozesau
genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die bald wegen
ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe
König Karls des Großen gelang es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des
Bischofs von Konstanz zu lösen. 981 hatte das Kloster, das unter den Äbten
Hatto (806-822), Walahfrid Strabo (839-848) und Berno (1008-1049) eines der
kulturellen Zentren des Reiches (mit insgesamt
4000 Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60 gepanzerten Reitern höhere
Leistungen zu erbringen als der Bischof von Konstanz. 1123 sind die Welfen als
Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer, die beträchtliche Teile der im 13.
Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten. Die Gewinnung eines weltlichen
Herrschaftsgebiets gelang der gefürsteten Abtei nicht. 1535/1540 verzichtete
der letzte Abt zugunsten des Hochstifts Konstanz auf seine Würde, die Abtei
wurde dem Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757 aufgehoben, 1803 mit Konstanz
säkularisiert und Baden einverleibt. 1951/1952 gelangte R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K.,
Die Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die
Kultur der Abtei Reichenau, hg. v. Beyerle, K.,
Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg.
v. Holder, A., Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau,
hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W., Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994, 612f.; Richter, M., Neues zu den
Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144 (1996),
1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer
Mönchsgemeinschaft, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 683, 1, 2, 476;
Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Reichenbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam teilweise an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Reichenbach (Reichsritter).
Um 1700 zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Reichenberg (Herrschaft) s. Erbach
Reichenberg s. Wolfskehl von R.
Reichenfels (Pflege). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte R. über die Grafen Reuß-Schleiz zum obersächsischen Reichskreis. Ihre Güter gelangten 1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c.
Reichenstein (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft R. nordöstlich von Sigmaringen über die
Abtei Zwiefalten zum schwäbischen Reichskreis.
Zwiefalten kam 1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Wallner 687 SchwäbRK 37.
Reichenstein (Herrschaft). 1698 wurde aus der
Obergrafschaft Wied nominell die von den 1511/1529 ausgestorbenen Walpoden von
der Neuerburg/Herren von R., die 1331 ihre soeben erbaute Burg R. den Grafen zu
Wied zu Lehen hatten auftragen müssen, 1527/1528 erworbene Burgruine R.
zwischen Isenburg und Altenkirchen im Westerwald als reichsunmittelbares Allod
an Franz Freiherrn von Nesselrode(-Trachenfels bzw. Nesselrode-Drachenfels)
verkauft. Dieser wurde 1698 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Danach wurde er in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und das westfälische Grafenkollegium
(1698) aufgenommen. 1805 kam die Herrschaft an Nassau, 1815 an Preußen, 1946 R.
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 367; Zeumer 5524 II b 63, 27; Wallner 705 WestfälRK 56; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 233, 318.
Reichenwaldau, Reichwaldau
(Minderherrschaft). Die nur wenige Dörfer umfassende Minderherrschaft R. in
Oberschlesien gehörte den Grafen von Goschütz. S. Tschechoslowakei.
L.: Wolff 490.
Reichenweier, Reichenweiher
(Herrschaft), frz. Riquewihr. R. bei Colmar im Elsass erscheint erstmals im 12.
Jahrhundert. Es war Hauptort einer Herrschaft, die 1291 an die Grafen von
Horburg kam. Mit dieser Grafschaft wurde sie 1324 von den Grafen von
Württemberg gekauft. 1789 fiel R. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Sittler, L., Reichenweier, 1964;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972.
Reichersberg (Herren, Kloster). Zwischen 1080 und
1084 gründeten die Herren von R. in R. am Inn ein Augustinerchorherrenstift,
das in seiner näheren Umgebung nur wenige Güter erlangte (1144 Güter in Niederösterreich).
L.: Classen, P., Gerhoch von Reichersberg, 1960;
900 Jahre Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg,
1983; 900 Jahre Stift Reichersberg, 1984
(Katalog); Störmer, W., Reichersberg, LexMA 7
1994, 615.
Reichlin von Meldegg (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren R. mit dem 1749 erworbenen Amtzell und dem später an den Freiherren
von Bodman gelangten Freudental zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk
Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Mit Ellmannsweiler und Fellheim
und dem vor 1617 erworbenen Niedergundelfingen waren sie im Kanton Donau
immatrikuliert, mit Horn (1683-1746, später als Personalisten) im Kanton
Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 61; Ruch Anhang 81, 82;
Schulz 269.
Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert
(1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und Steuern im Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise
als Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des
zwanzigköpfigen Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts
eingerichtet (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen,
Niedersachsen). 1512 kamen vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer,
burgundischer, kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel
Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis,
Kurrheinischer Reichskreis,
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis,
Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis,
Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in
der Verfassung des Alten Reiches und ihr
Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise,
LexMA 7 1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise,
FS Gerlich, A., 1995, 305.
Reichsritterschaft. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
schlossen sich entgegen den Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 Edelfreie
und frühere Ministeriale vor allem in Schwaben, Franken und dem Rheingebiet zu
Einungen zusammen. 1422 wurden sie durch Kaiser Sigmund anerkannt. 1495
wendeten sie sich gegen die Heranziehung zum gemeinen Pfennig. Seit etwa 1530
leisteten sie stattdessen freiwillige Subsidien und gewannen zunehmend an
Geschlossenheit. 1577 vereinigten sich der Schwäbische Ritterkreis, der
Fränkische Ritterkreis und der Rheinische Ritterkreis mit insgesamt 14 Kantonen
zum Bund der freien R., zu dem von 1651 bis 1678/1681 auch die unterelsässische
Ritterschaft kam. Die Reichsritter waren
reichsunmittelbar, wenn sie auch keine Reichsstandschaft
hatten. Voraussetzung für die Aufnahme in die Ritterschaftsmatrikel war der
Besitz eines Rittergutes, doch wurden später auch Personalisten zugelassen.
1805/1806 wurden die vielfachen Fluktuationen unterworfenen Reichsritter und ihre etwa 1730 Rittergüter und 450000
Einwohner umfassenden Territorien mediatisiert. Die Geschichte der R. ist
bislang wissenschaftlich noch nicht völlig befriedigend bearbeitet.
L.: Wolff 15, 506; Die Territorien des Reichs 4,
182; Burgermeister, J., Graven- und Ritter-Saal, 1715; Roth von Schreckenstein,
Geschichte der ehemaligen freien Ritterschaft in Schwaben, Franken und am
Rheinstrome, 2. A. 1886; Müller, H., Der letzte Kampf der Reichsritterschaft 1790-1815, 1910; Press, V., Kaiser
Karl V., König Ferdinand und die Entstehung der Reichsritterschaft,
2. A. 1980; Press, V., Kaiser und Reichsritterschaft,
(in) Adel in der Frühneuzeit, hg. v. Endres, R., 1992, 163ff.; Andermann, K., Reichsritterschaft, LexMA 7 1994, 636; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 350.
Reichsritterschaft Franken Um 1800 zählte die R. zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129.
Reichwaldau (Minderherrschaft). S. Reichenwaldau
Reifenberg, Reiffenberg (Herrschaft, Freiherren, Reichsritter). Nach der vermutlich im 12. Jahrhundert
errichteten Burg R. am Feldberg im Taunus nannten sich die seit 1234 bekannten
Herren von R. Sie zerfielen bald in verschiedene Linien. 1384 gehörte die Burg
einem Ganerbenverband aus den R., Hatzfeld, Cleeberg/Kleeberg, Kronberg,
Stockheim, den Burggrafen von Friedberg und anderen. 1665 erlosch die Wäller
Linie, 1686 die Wetterauer Linie, 1745 die Linie Horchheim. Das Erbe der
Wetterauer Linie fiel trotz mainzischer Besetzung an die Grafen Waldbott von
Bassenheim (von Bassenheim) und kam 1802/1803 an Nassau und damit 1866 an
Preußen bzw. 1945 an Hessen. Um 1790 waren die Erben der Freiherren von R. mit
Teilen von Siebenborn Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Reiffenberg (Reiffenberg,
Langenbach 1550).
Reiffenberg (Freiherren, Reichsritter).
S. Reifenberg.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159.
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg R.
bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren von
R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von Limburg ab. 1354
erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395 die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter
und Hackenbroich sowie 1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten
sie sich Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790
erhielt eine jüngere Linie die Reichsfürstenwürde
und die Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis,
1804 auch die ältere Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an
Frankreich verlorenen linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter
Krautheim und Gerlachsheim (bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim).
1806 wurden diese Ämter von Baden annektiert. Das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010.
Reigersberg (Freiherren, Reichsritter).
Seit 1635 zählten die Freiherren von R. mit den von den Rüdt von Collenberg
ererbten Teilen von Reistenhausen und Fechenbach mit Collenberg (Kollenberg zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Reistenhausen und Fechenbach
gelangten später zu Bayern.
L.: Stieber; Winkelmann-Holzapfel 159; Stetten 37; Riedenauer 126.
Reil (Reichsdorf).
R. im Kröver Reich bei Kröv an der Mosel
verpfändete König Rudolf von Habsburg 1274 an die Grafen von Sponheim. Am 11.
11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Trier die Einlösung. Dazu
kam es aber nicht. Später gelangte R. zu Preußen (Rheinprovinz) bzw. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 462, 461.
Reinach-Werd (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit dem 1656 erworbenen Wörth
zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Reinheim s. Mosbach (Reichsritter)
Reinsbronn, Reinsbrunn (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken. Der Ort R. gelangte über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Riedenauer 126.
Reinstein, Rheinstein (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken, im 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald.
L.: Riedenauer 126; Neumaier 83, 87, 166.
Reipoltskirchen (Reichsherrschaft).
Die 1276 erstmals genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich Meisenheims war
Sitz der ebenfalls 1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen von Hohenfels.
Sie waren eine 1199 abgespaltete Seitenlinie der Herren von Bolanden, die 1602
erlosch. Danach kamen die Güter an die Familie von Löwenhaupt und die Familie
von Manderscheid, die drei Viertel an einen Grafen von Hillesheim verkaufte.
Trotz mehrfachen Besitzerwechsels (u. a. Ellroth) blieb die 2 Quadratmeilen
große, 15 Orte umfassende und (bis 1602 mit Sitz und Stimme) zum
oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft
R. mit 3000 Einwohnern bis zur Besetzung durch Frankreich 1792/1801
reichsunmittelbar. Über Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) B3.
Reischach (Freiherren, Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die seit 1191 bezeugten Freiherren von R.
(R. bei Sigmaringen), die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, mit der Hälfte der
Herrschaft Immendingen, dem Dorf Zimmerholz und der 1747 erworbenen Herrschaft
Hohenkrähen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. Hohenkrähen fiel 1806 an Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat.
Mit dem 1469 erworbenen Eberdingen und dem 1470 erworbenen, 1796 verkauften
Nussdorf waren die R. auch im Kanton Neckar immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61, 65; Ruch 18 Anm. 2, 82,
Anhang 3; Hellstern 211, 218; Kollmer 380; Mau, H., Die Rittergesellschaften
mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der
zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969.
Reiß von Reißenstein (Reichsritter). Von 1542 bis 1597 waren die R. wegen Filseck (bis
1568) und Schnaitheim (1560-1577) im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Schnaitheim gelangte 1951/1952 über Württemberg zu
Baden-Württemberg.
L.: Schulz 269.
Reitzenberg? (Reichsritter).
Um 1550 zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33.
Reitzenstein (Reichsritter).
Die R. zählten zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken, zeitweise auch zum Kanton
Steigerwald (frühes 16. Jahrhundert, spätes 18. Jahrhundert), vielleicht zum
Kanton Baunach sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 126; Rahrbach 186.
Reitzheim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Reitzenstein.
L.: Pfeiffer 211; Riedenauer 126.
Remagen (Reichsstadt).
An der Stelle älterer Siedlungen errichteten die Römer am Rhein in Rigomagus
ein Kastell, das wohl um 406 zugrundeging. Später hatten dort 893 Prüm, 1002
Deutz sowie Siegburg und Stifter und Klöster Kölns Rechte. Danach kam R. an das
Reich, doch fielen die Reichsrechte
seit dem 13. Jahrhundert durch Verleihung und Verpfändung an andere Herren.
1357 bestätigte Kaiser Karl IV. den Grafen von Berg R. als Reichspfand. Seit dem 16. Jahrhundert blieb R. beim
Herzogtum Jülich. Über Preußen kam es dann 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967, 101; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 504.
Remchingen (Reichsritter).
Die R. zählten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am
Neckar. Von 1548 bis etwa 1686, zuletzt Johann Wilhelm von R., waren sie
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben, von 1566 bis 1619 mit dem 1621 verkauften Kirchen an der Donau im
Kanton Kocher, in dem 1666 und 1673 noch Johann Wilhelm von R. erscheint.
L.: Hellstern 211; Schulz 269.
Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von
Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei
Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des fränkischen Reiches von 843, bei der das Erzstift Reims an das
Westreich, Teile der Güter des Erzstifts aber an das Ostreich fielen, 932/952
von Erzbischof Artald die dem Erzstift Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims
von König Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts
übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern).
Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von
Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500
Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es
1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946
gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster, 1836;
Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856; Doll,
L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.
Remiremont (Reichsabtei,
Residenz). R. (Romarici mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den
austrasischen Adeligen Romaric und den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des
10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft des Kaisers an die Grafen von Metz, die im
11. Jh. Herzöge von Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für
adlige Damen. 1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von
allen Äbtissinnen getragen. 1556 unterstellte Karl III. die Güter seiner
Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten weltlichen Güter blieben bis
zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963;
Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478.
Rendsburg (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Schaumburg bzw. Holstein). Um 1150 wurde unter Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) bzw. Holstein die Burg R. (Reinholdsburg) an einem
alten Übergang über die Eider errichtet. Unter Graf Heinrich I. wurde R. Sitz
der Linie R. (Holstein-Rendsburg). 1386 siedelten die Grafen nach der Belehnung
mit Schleswig nach Gottorp (Gottorf) um. Über Preußen (1866) kam R. 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Rendsburg.
L.: Wolff 445; Müller, K., Rendsburg, 1961; Hemann, F., Rendsburg, LexMA 7,
1995, 727; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 478.
Reprecht von Büdingen (Reichsritter)
Requilé (Reichsritter).
Um 1790 zählten die R. mit der Hälfte von Wald-Erbach (Walderbach) zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159.
Resch von Reschenberg (Reichsritter). 1643 war Johann Jakob R. Mitglied im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 270.
Rettersbach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Retzstadt (Reichsritter).
Vielleicht zählten die R. im frühen 16. Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Reurieth, Roßrieth (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken. S. Roßrieth.
L.: Riedenauer 126.
Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die
einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren von Weida, die von
einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der
Verwaltung von Reichsgütern an der Elster
betraut wurden und vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209
den Titel Vogt (advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets
als Vogtland (mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis,
Auma, Hof, Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von
Weida (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen.
Die Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von
Plauen. Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen
die Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde
erhielt und den Titel auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen
fortführte, erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem
1292/1294 verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin
König Daniels von Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R.
nannte, begründet. Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492
Zeulenroda. Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die
aus einem südlichen, bei weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil
bestanden. 1535 wurde die Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach
dem Verlust aller böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere
Linie Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und
Burgk [Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778
(Reuß-Greiz) bzw. 1790 (Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet.
Reuß-Greiz unterteilte sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz),
Reuß-Burgk (Reuß-Burg) und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter
später wieder an den sich seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig
Untergreiz (1768). Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg
[Längenberg], 78 Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg),
Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna und Reichenfels),
Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie
Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711),
Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf
(mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur
einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und
Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807
traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw.
Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei.
Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das 1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein
dieses beerbte, vereinigten sich nach Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf
bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt
Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und
schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß jüngere Linie die
Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11.
1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit 1930 R.) ab.
Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317 Quadratkilometer,
827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde die
Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat zusammengefasst,
der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land Thüringen kam 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Reuß ältere Linie (Fürstentum). Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) war als R. mit 317 Quadratkilometern Gebiet und Greiz als Hauptstadt von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes und von 1866 bis 1870 Mitglied des Norddeutschen Bundes, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 als kleinstes Land dem Deutschen Reich bei. Es erlosch 1918 als Fürstentum und wurde mit Reuß jüngere Linie zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. 1927 starb die Linie aus. S. Reuß.
Reuß genannt Haberkorn, Reuß-Haberkorn, Reuß
(Reichsritter). Um 1760 zählten die R. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Reuß jüngere Linie (Fürstentum). R. ist das durch Vereinigung am 1. 10. 1848 aus Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf entstandene Fürstentum mit 827 Quadratkilometern Fläche und der Hauptstadt Gera. Es erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 politisch Preußen an. Im Deutschen Reich übernahm R. 1902 die Vormundschaft über Reuß ältere Linie. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Mit Reuß ältere Linie wurde R. zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. S. Reuß.
Reuß-Burgk, Reuß-Burg (Herrschaft). R. zählte zum
obersächsischen Reichskreis. S. Reuß.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a.
Reuß-Gera (Herrschaft, Grafen, Fürstentum). Das
zum obersächsischen Reichskreis zählende R.
entstand 1564 als jüngere Linie der Grafen von Reuß (Reuß jüngere Linie). Sie
spaltete sich später in R., Reuß-Saalburg, Reuß-Schleiz, Reuß-Köstritz,
Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch fielen die Güter später an R. zurück.
1919 wurde es mit Reuß-Greiz zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30.
4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Greiz (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Das
zum obersächsischen Reichskreis zählende R.
entstand 1564 als ältere Linie der Grafen von Reuß. Sie spaltete sich später in
R. (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk bzw. Reuß-Burg und und Reuß-Dölau und
Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den Zweig Reuß-Obergreiz. Im
19. Jahrhundert umfasste Reuß ältere Linie mit Greiz als Hauptstadt 317
Quadratkilometer. Seit 1871 war es das kleinste Land des Deutschen Reiches. 1918 erlosch das Fürstentum und wurde mit
Reuß-Gera zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im
Lande Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Haberkorn (Reichsritter) s. Reuß genannt Haberlorn
Reuß-Kranichfeld s. Reuß, Kranichfeld.
L.: Reichsmatrikel 1776, 183.
Reuß-Lobenstein (Herrschaft, Fürstentum). Die Linie R.
spaltete sich von der 1564 entstandenen Linie Reuß-Gera ab. Sie teilte sich
1678 in R. (bis 1824), Reuß-Hirschberg (bis 1711) und Reuß-Ebersdorf (bis
1853). 1790 wurde R. in den Reichsfürstenstand
erhoben. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Reuß-Schleiz (Herrschaft, Fürstentum). R. spaltete
sich von Reuß-Gera ab. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
1806 wurde es in den Fürstenstand erhoben. 1848 nannte es sich nach dem
Zusammenschluss mit Reuß-Ebersdorf Reuß jüngere Linie (827 Quadratkilometer).
Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Der am 17. 4. 1919 aus
Reuß-Greiz und R. gebildete Volksstaat ging am 30. 4./1. 5. 1920 in Thüringen
auf.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reutlingen (Reichsstadt).
Das auf altem Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen Burg Achalm an der Echaz wird
1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R. Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209)
und Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm
den Schultheißen und verwaltete die Reichsrechte.
Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich
erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das
Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456
erhielt die Stadt, die um 1400 etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500
das Pfand dieser Rechte. 1519 führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es
durch Brand weitgehend zerstört. R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw.
44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen, Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer
Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa 10500 Einwohnern an Württemberg,
innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die
Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt
Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen
1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur
Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f. württemberg. LG. 22 (1961);
Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973; Der Kreis Reutlingen, hg. v.
Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770,
Reutlinger Gbll. N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u.
a., 1995; Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
Reutner von Weil (Freiherren, Reichsritter). 1752 zählten die Freiherren R. wegen
Achberg zum (Kanton) Hegau bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee)
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 82.
Reval (Bistum, Reichsfürst,
Residenz des Bischofs), Tallinn (Taani linn Dänenburg). Der Bischof des 1219
von König Waldemar II. von Dänemark gegründeten Bistums Reval in Livland galt,
obgleich er kein weltliches Herrschaftsgebiet hatte und dem Erzbischof von Lund
unterstellt war, seit 1521 als Reichsfürst. 1561
wurde die Reformation eingeführt und das Bistum aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481; Kämpf, T., Das Revaler
Ratsurteilsbuch, 2013; Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013.
Rewitz, Rebitz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rhaunen (Hochgericht). An der Stelle von R. bei Bernkastel
bestand bereits eine römische Siedlung. Im Mittelalter war R. Mittelpunkt des
Hochgerichts R., zu dem 17 Ortschaften zählten. Das Hochgericht hatten bis
1797/1801 das Erzstift Trier und die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und
Rheingrafen) gemeinsam inne. An die Stelle der Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Rheingrafen) traten später deren Erben, zuletzt die Fürsten von
Salm-Salm. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft zum
oberrheinischen Reichskreis. Über Preußen kam R.
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 280; Wallner 698 OberrheinRK 43 b.
Rheda (Herrschaft). Die um R. (Burg im 11.
Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds gebildete Herrschaft kam nach
1190 erbweise von den um 1170 erscheinenden Herren von R., die das Freigericht
bei R. und die Vogtei über die Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an
Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel sie über die Erbtochter an die Grafen von
Tecklenburg. Durch Heirat Everwins III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft
R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen
nach langem Grenzstreit die Herrschaft über das vorher
fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der Linie
Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die Grafschaft Limburg,
verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte R., für
das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786
mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette)
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des
Heiligen Römischen Reiches. 1808 wurde R. dem
Großherzogtum Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen (Provinz
Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817 den
Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3;
Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921;
Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten
der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich,
Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln,
1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre
Residenzstadt, 2006.
Rhein, Rheinstrom, am Rheinstrom, rheinischer
Ritterkreis (Ritterkreis). Der Ritterkreis R. (rheinischer Ritterkreis) war wie
der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) und der Ritterkreis Franken
(fränkischer Ritterkreis) eine Untergliederung der Reichsritterschaft.
Er setzte sich aus den Kantonen Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom
(Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz) zusammen. Seine Verfassung stammte
von 1652. Er umfasste etwa 360 Gebiete mit 90000 Einwohnern und 60
Ritterfamilien. 1801 kamen die linksrheinischen Güter an Frankreich. 1805/1806
gingen die übrigen Güter in den umgebenden Ländern auf. Damit endete der
Ritterkreis.
L.: Wolff 515.
Rheinberg (Reichsritter)?
Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am 12. 7.
1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem früheren
Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen,
Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg, Liechtenstein und von der Leyen
unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch Mediatisierungen und unter Lossagung vom
Reich zu einer etwa ein Drittel des Reiches umfassenden Konföderation unter dem
Protektorat Frankreichs zusammen. Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns
(Schweden) und Holsteins (Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen
deutschen Einzelstaaten bei, nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg,
am 11. 12. 1806 das Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am
18. 4. 1807 Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier
Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3.
1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14.
10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800
Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810
annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813
zerfiel der R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T.,
Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche
Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft, Herrschaft).
Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg R. zwischen Brohl und Breisig (Bad
Breisig) nannte sich eine der Kölner Ministerialität entstammende Familie, die
sie seit dem 12. Jahrhundert vom Erzstift Köln zu Lehen hatte. Ihre verstreuten
Güter lagen hauptsächlich zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie 1539 ausstarb,
kam das Lehen an die Freiherren von Warsberg. Diese verkauften die
Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr Sitz
und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium
des Reichsfürstenrates des Reichstags und im kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und
knapp 100 Einwohnern an Frankreich, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995.
Rheineck (Reichsstadt
?). 1276 erteilte König Rudolf von Habsburg dem im 13. Jahrhundert von den
Grafen von Werdenberg gegründeten R. im Unterrheintal oberhalb der Mündung des
Rheins in den Bodensee die Rechte einer Reichsstadt.
1415 fiel R. an das Reich. Ab 1489 ging es als
Teil der Landvogtei Rheintal und als Schirmort der Abtei Sankt Gallen an die
Eidgenossenschaft der Schweiz über. Dort wurde es Teil des Kantons Sankt
Gallen.
L.: Wolff 527; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige
römische Reich, 2007.
Rheinfelden (Reichsstadt,
Herrschaft). Um 1130 gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von
den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die
Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet.
Zur Grafschaft R., die am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau
Österreichs zum österreichischen Reichskreis
zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I. vereinigte
1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden
die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd.
1 1991; Struve, T., Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 517.
Rheinfels (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Katzenelnbogen bzw. des Landgrafen von Hessen). 1245 erbaute Graf Dieter V.
von Katzenelnbogen zur Sicherung des Rheinzolls die Burg R. bei Sankt Goar.
1479 kam sie mit dem Erbe der Grafen von Katzenelnbogen an die Landgrafen von
Hessen-Kassel (Hessen). 1567 wurde sie Sitz der Linie Hessen-Rheinfels, fiel
nach deren Aussterben aber an Hessen-Kassel (1583/1648). S. Hessen-Rheinfels.
L.: Wolff 256; Grebel, A., Das Schloss und die Festung Rheinfels, 1844;
Demandt, K., Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen als Residenzen,
Verwaltungszentren und Festungen 1350-1650, 1990; Großmann, D., Burg und
Festung Rheinfels, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 483.
Rheingau, fränkischer (Landschaft, zwischen
Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville und Lorch rechts des Rheines). Das im
fränkischen, seit 772 belegten R. zwischen Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville
und Lorch rechts des Rheines liegende Reichsgut
um Eltville, Geisenheim, Lorch und Rüdesheim kam im 9. und 10. Jahrhundert an
das Erzstift Mainz, das 1279/1281 die von ihm abhängigen Rheingrafen (Wild- und
Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen) aus dem R. verdrängte. Innerhalb des
Erzstifts bildeten die Bewohner die sog. Rheingauer Bürgerfreiheit aus, deren
besondere Rechte 1527 weitgehend beseitigt wurden. 1803 kam der Rheingau an
Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und damit 1945 an
Hessen. S. a. Oberrheingau.
L.: Wolff 79; (Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18
[Rinichgooue, Rinichgouue, Rinecgouue, Rinihgowi superior, Riniggowe superior,
Reinicgowe, Reninse, Gau südlich des Mains rechts des Rheins, Erfelden,
Eberstadt, Trebur, Stein, Großgerau, Lorsch, Bessungen, Bensheim,
Herleshausen]); Witte, B., Herrschaft und Land im Rheingau, 1959; (Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 24, 26, 29, Rinahgouwe, pagus
Reni, pagus Renensis, ‚Rheingau‘; Niemeyer, W., Der pagus des frühen
Mittelalters in Hessen, 1968, 105;) Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Fischbach, Lorch, Kiedrich, Oestrich, Johannisberg, Winkel, Eibingen,
Geisenheim, Rüdesheim).
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen
gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750.
Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa
11000 Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen
Linie umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein
Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen)
Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der
rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen
Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel
von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der
Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die
Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück,
ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken
Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich
bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt
Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem
Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der
Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt
der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen
Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und
nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815
von Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft
Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw.
Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und
Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes
auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W., Güterverzeichnisse und
Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer A. 4, Ergänzungsheft 12;
Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1
1922; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheingrafenstein (Grafen, Grafschaft). Die Grafschaft R.
mit der Residenz Grehweiler bzw. Gaugrehweiler zählte am Ende des 18.
Jahrhunderts zum oberrheinischen Reichskreis. 1814/1815
fiel ihr Gebiet teils an Preußen, teils an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
S. Rheingrafen, Salm.
L.: Wolff 279f.; Zeumer 553 II b 60, 17; Wallner 697 OberrheinRK 33.
Rheinisches Reichsprälatenkollegium
sind die im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches gemeinsam eine Kuriatstimme führenden Prälaten
(Reichsfürsten) von Kaisheim, (Ballei) Koblenz,
(Ballei) Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Odenheim und Bruchsal
(Odenheim), Werden, (Augsburg, Sankt Ulrich und Afra in) Augsburg, (Isny, Sankt
Georg in) Isny, Kornelimünster, (Regensburg, Sankt Emmeram zu) Regensburg,
Essen, Buchau, Quedlinburg, Herford, Gernrode, (Regensburg, Niedermünster in)
Regensburg, (Regensburg, Obermünster in) Regensburg, Burtscheid, Gandersheim
und Thorn.
L.: Zeumer 552 II a, 37; Reichsprälat.
Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff.
Rheinstein (Grafschaft). S. Regenstein,
Braunschweig, westfälisches Reichsgrafenkollegium
L.: Arndt 219.
Rheinstein (Reichsritter) s. Reinstein
Rhön-Werra, Rhön und Werra (Kanton, Ritterkanton).
R. ist ein Kanton des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft.
Die Kanzlei hatte ihren Sitz in Schweinfurt. Untergliedert war der Kanton in
das hennebergische Quartier, das Saalequartier, das Mainquartier und das
buchsche Quartier. Um 1800 zählte er selbst zu seinen Mitgliedern.
L.: Lünig, Reichsarchiv 12, Franken 70; Mader 2,
538; 8, 351; 10, 626; Wolff 513; Riedenauer 116, 122ff.; Eschwege, v., Die
freie Reichsritterschaft des Cantons Rhön-Werra
(Franken) um das Jahr 1575, Literatur- und Intelligenzbl. des deutschen Herold
1 (1874), 1ff.; Seyler, G., Personalmatrikel des Ritterkreises Rhön-Werra, Abh.
d. hist. Ver. Unterfranken 21 (1871), 347ff.; Körner, H., Der Kanton Rhön-Werra
der der fränkischen Reichsritterschaft (in) Land
der offenen Fernen, hg. v. Sauer, H., 1976, 53ff. ; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 373.
Riaucour (Grafen, Reichsritter).
Um 1790 waren die Grafen von R. mit Binau Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken. Mit der Hälfte von Hillesheim waren sie im Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert. S. Schall-Riaucour.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Riedenauer 126.
Richen (Reichsdorf).
Am 19. 8. 1332 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und
Ruprecht bei Rhein das verpfändete Dorf R. bei Eppingen für die Pfandsumme
einzulösen. Über Baden kam R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468.
Richold (reichsunmittelbare Herrschaft),
niederländ. Rijckholt. Am Anfang des 14. Jahrhunderts trennte sich von
Gronsfeld bzw. Gronsveld südöstlich von Maastricht im Herzogtum Limburg die aus
Burg und Dorf R. bestehende Herrschaft R. ab. 1496 wurde sie von ihren Schöffen
zum sog. Sonnenlehen erklärt. Im 16. Jahrhundert wurde sie zur Baronie erhoben.
Die vielfach den Besitzer wechselnde Herrschaft gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen
des Heiligen Römischen Reiches. 1806 verlor sie
durch Frankreich die Selbständigkeit. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Riddagshausen (Abtei). Das 1145 von Amelungsborn aus
besetzte Zisterzienserkloster (Marienzelle bzw.) R. bei Braunschweig erhielt
1146 von Herzog Heinrich dem Löwen die villa R. und in der Folge zahlreiche
andere Güter um Braunschweig, Schöningen und auf dem linken Okerufer. In den
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Braunschweig und den Herzögen von
Braunschweig-Wolfenbüttel stand es auf der Seite der Herzöge. 1568 wurde die
Reformation eingeführt. 1776 erscheint die Abtei in der Reichsmatrikel im niedersächsischen Reichskreis.
S. Braunschweig, Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer 189; Wolff 438; Pfeifer, H., Das Kloster Riddagshausen bei
Braunschweig, 1896; Ehlers, J., Die Anfänge des Klosters Riddagshausen und der
Zisterzienserorden, Braunschweigisches Jb. 67 (1986).
Ried (Reichsritter,
Rüdt). Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Rüdt.
L.: Stetten 33; Riedenauer 126.
Riedenburg (Herrschaft), Riedernburg. Die
Herrschaft R. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum
bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Rieder zu Kornburg, Rieter von Kornburg
(Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei
Schwabach gelangte 1364 durch Verkauf von den Grafen von Nassau an die
Burggrafen von Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen Herren von
Kornburg kam nach ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und Seckendorff 1447
an die Nürnberger Patrizier Rieter, die sich seitdem R. nannten. Im 17. und 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren R. von und zu Kornburg mit dem in der Mitte
des 15. Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg und mit Kornburg zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken. 1753 fiel Kornburg erbweise an das
Heiliggeistspital in Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197;
Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum Kirchen-
und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis Schwabach, hg. v.
Ulsamer, W., 1964.
Riedern, Rüdern, Rütter (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton
Odenwald und zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126; Rahrbach 188; Neumaier 67, 72, 90, 141.
Riedernburg, Riedenburg (Herrschaft). Die Herrschaft
R. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum
bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Riedesel (zu Eisenbach) (Reichsfreiherren,
Reichsritter). Die hessische Adelsfamilie R.
wurde 1437 zu hessischen Erbmarschällen und 1680 zu Reichsfreiherren
erhoben. Sie bildete im 15. Jahrhundert auf fuldischen, hersfeldischen und
pfälzischen Lehen um Lauterbach und Schloss Eisenbach im nordöstlichen
Vogelsberg eine Herrschaft aus (Junkernland). Durch Verträge mit Fulda 1684 und
Hessen-Darmstadt 1713 gewann sie eine nahezu landesherrliche Stellung. Vom 16.
bis zum 19. Jahrhundert zählten die R. mit Altenschlirf, Bannerod, Heisters,
Nösberts, Schafhof, Schlechtenwegen, Steinfurt, Vaitshain, Weidmoos,
Wünschen-Moos (Wünschenmoos), Zahmen, Freiensteinau, Fleschenbach, Holzmühl,
Radmühl, Reichlos, Salz, Landenhausen,
Lauterbach, Moos, Grunzenau, Metzlos, Metzlos-Gehaag bzw. Metzlos-Gehag,
Niedermoos (Nieder-Moos), Obermoos (Ober-Moos) Stockhausen, Rixfeld, Rudlos,
Schadges, Vietmes und Wernges zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken,
außerdem zum Ritterkreis Rhein. 1806 fiel das Gebiet durch Mediatisierung an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 514; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 378f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 159f.; Riedenauer 126; Rahrbach 189; Becker, E. u. a., Die
Riedesel zu Eisenbach, Bd. 1ff. 1923ff.; Zschaeck, F., Die Riedesel zu
Eisenbach, 1957; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 „Junkernland“.
Riedheim (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit dem um 1440 erworbenen Rettenbach,
dem 1570 erworbenen Harthausen und dem 1307 erworbenen Stetten samt Lontal zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Ihren Sitz R. bei Leipheim hatten sie
schon am Ende des 14. Jahrhunderts durch Verkauf aufgegeben. Über einzelne
Ulmer Patrizier kam das Dorf 1502 an Ulm und 1803 an Bayern.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 528; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59.
Riedheim (Herrschaft, Rietheim). Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte die Herrschaft R. nördlich von Überlingen über die Abtei Petershausen
zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg
gelangte R. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 190.
Riedigheim, Rüdigsheim, Rüdigkhe (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
R. zum Kanton Odenwald und zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S.
Riedheim?
L.: Riedenauer 126.
Riedlingen (reichsstadtähnliche Stadt). Bei dem 835
erstmals genannten Dorf R. an der oberen Donau legten die Grafen von Veringen
zwischen 1247 und 1255 eine Stadt an, die vor 1300 durch Kauf an Habsburg kam.
1314 war sie an die Grafen von Hohenberg, dann an die Herren von Ellerbach und
1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. 1680 löste sich die zum
österreichischen Reichskreis zählende Stadt, die
zu den sog. Donaustädten gerechnet wurde, selbst aus der Pfandschaft an
Österreich zurück. 1805 kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Heuschele, O., 1950; Rothmund, P.,
Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, 1971; Der
Kreis Biberach, 1973.
Rielern (Reichsritter).
Um 1550 zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33.
Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete
Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint erstmals 1179
(Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie der Burggrafen von
Mainz einheiratenden Grafen von (Loon oder) Looz aus Brabant bzw.
Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des 12. Jahrhunderts) und
Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern
zusammengesetzten Grafschaft R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach
Lohr verlegt wurde. 1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´. Nach dem Aussterben der
zum Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft zählenden Grafen 1559 fielen
die Lehen an das Hochstift Würzburg (die Ämter Rothenfels, Schönrain, Aura im
Sinngrunde), die Pfalz (das Amt Wildenstein) und zum größten Teil an das
Erzstift Mainz heim. Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg und Stadt R. an die
böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau (Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806
Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium
des Reichstags und im fränkischen Reichskreis hatten. Nach der Mediatisierung (1806)
fiel das 12 Quadratmeilen große R. zunächst an Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg und 1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197;
Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,1
3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und Territorienbildung,
1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann, M., Lehenhöfe von
Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim
und Castell, 2000.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 485.
Rietberg, Rittberg (Grafschaft). Im Sumpf der
oberen Ems nordwestlich Paderborns errichteten die Grafen von (Werl-)Arnsberg im
12. Jahrhundert die Burg R. (Rietbike), nach der sich seit 1237 eine jüngere,
mit Gütern nördlich der Lippe abgefundene Linie Grafen von R. nannte. 1353
wurde die kleine Grafschaft durch Lehnsauftragung an das Reich reichsunmittelbar. 1456 trug der Graf sie den
Landgrafen von Hessen zu Lehen auf, behielt aber die Reichsstandschaft
im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
1533 wurde die Reformation eingeführt. Beim Aussterben der Grafen kam die
Grafschaft 1562/1577 über die Erbtochter an die Grafen von Ostfriesland
(Cirksena). 1600 verzichtete Enno III. zugunsten seiner Töchter auf R. und
erhielt dafür das mit der Grafschaft seit 1540 in Personalunion verbundene
Harlingerland. R. wurde der Gegenreformation unterzogen. 1690/1702 kam es in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Kaunitz, die damit seit 1699 zu den
westfälischen Reichsgrafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags zählten. 1807 wurde das etwa 5,5
Quadratmeilen große R. dem Königreich Westphalen einverleibt und fiel 1815 an
Preußen (Standesherrschaft), 1946 an Nordrhein-Westfalen. Der letzte Graf von
Kaunitz verkaufte 1820/1821 die verbliebenen Rechte an bürgerliche Käufer.
L.: Wolff 358; Zeumer 554 II b 63, 14; Wallner 703 WestfälRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Walter, F., Paladine der Kaiserin, 1959; Scherl, H., Die Grafschaft Rietberg
unter dem Geschlecht der Kaunitz, Diss. phil. Innsbruck 1962; Leesch, W., Die
Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, (in)
Westfälische Zeitschrift 113 (1963), 283; Klingenstein, G., Der Aufstieg des
Hauses Kaunitz, 1975; Köln-Westfalen 1180-1190, hg. v. Berghaus, P. u. a.,
1980; Hanschmidt, A., 750 Jahre Grafschaft Rietberg, Heimat-Jb. Kreis Gütersloh
1987 (1986); Janssen, W., Rietberg, LexMA 7 1995, 841; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 521.
Rieter von Kornburg, Rieder zu Kornburg
(Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei Schwabach
gelangte 1364 durch Verkauf von den Grafen von Nassau an die Burggrafen von
Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen Herren von Kornburg kam nach
ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und Seckendorff 1447 an die Nürnberger
Patrizier Rieter, die sich seitdem R. nannten. Im 17. und 18. Jahrhundert
zählten die Freiherren R. von und zu Kornburg mit dem in der Mitte des 15.
Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg und mit Kornburg zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken. 1753 fiel Kornburg erbweise an das Heiliggeistspital in
Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197;
Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum
Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis
Schwabach, hg. v. Ulsamer, W., 1964.
Rietheim (Herrschaft), Riedheim. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft Riedheim nördlich von Überlingen über die
Abtei Petershausen zum schwäbischen Reichskreis.
Über Württemberg gelangte R. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Riedheim
L.: Wolff 190.
Rietheim (Reichsritter).
1564, 1592 und von 1666 bis 1677 (wegen des erheirateten Ramsberg) waren die R.
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. S. Riedheim.
L.: Schulz 270.
Riga (Erzstift, Residenz). 1180 begründete
der Augustinerchorherr Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein die
Mission unter den Liven an der Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau einer
Kirche 1186 vom Erzbischof von Bremen zum Bischof von Uexküll bzw. Livland
geweiht. Seit 1201 war R. der Bischofssitz. 1207 erhielt der Bischof das Bistum
als Reichslehen und wurde 1224/1225 mit den
Regalien begabt (Reichsfürst). 1246/1255 wurde
das seit 1214/1215 exemte Bistum zum Erzbistum erhoben (Bistümer Dorpat,
Oesel-Wieck [Oesel-Wiek, Ösel-Wieck], Kurland, Samland, Pomesanien, Ermland,
Kulm), nachdem 1251 bereits Selonien und Semgallen in ihm aufgegangen waren.
1332 gewann der Deutsche Orden die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das Erzbistum,
dessen Sitz 1418 nach Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden einverleibt.
Nach der Einführung der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit dem Tod des
letzten Erzbischofs, der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und sich 1562
Polen unterwerfen musste, 1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel auf. 1918
wurde ein neues Bistum R., 1923 ein Erzbistum R. geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486;
Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2004; Fülberth, A., Riga, 2013.
Riga (Reichsstadt,
Residenz des Deutschen Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof Albert
auf dem Gelände einer baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde das Recht
der Deutschen auf Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die Stadt der
Hanse bei. Von 1330 bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden, danach den
Erzbischöfen von R. 1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000 Einwohner
(davon zwei Drittel Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang des
livländischen Ordensstaates freie Reichsstadt,
huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit aus dem Reich
aus. Von 1621 bis 1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden, danach zu
Russland, verlor die alte deutsche Verfassung aber erst 1889. Von 1918 bis 1940
war R. Hauptstadt der Republik Lettland, die 1989/1991 mit der Hauptstadt Riga
wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse
und der deutsche Osten, hg. v. Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga,
LexMA 7 1995, 844; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 488;
Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg. v. Misans,
I. u. a., 2005.
Rimbach, Rimpach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rinck von Baldenstein, Reich von Baldenstein (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die aus der Burg Passel im Dorf Ringgenberg bei Truns in
Graubünden stammenden, 1383 erwähnten, 1412 durch Heirat des Symon Ringg mit
Margaretha von Stein Baldenstein erlangenden Freiherren R. zum (Kanton) Hegau
bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 80f.; Adelslexikon 11 (2000), 424.
Rinderbach (Reichsritter).
Von 1542 bis 1603 war das Schwäbisch Gmünder Patriziergeschlecht R. wegen
Horkheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vom 16. bis
ins 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 270; Neumaier 72.
Rinnthal, Rindal (Reichsdorf)
L.: Hugo 464.
Rittegau (Gau am rechten Ufer der Leine südöstlich
Einbecks, Rittigau)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18 ([Rittigau,]
Rietdiega, Rittiga, Gau am rechten Ufer der Leine südöstlich Einbecks,
Hohnstedt, Hammenstedt); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 148 Rittigau (Ellierode, Hammenstedt, Hohnstedt);
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 847; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 39, 68, 69, 96, III, 30, Hrittiga, Rietdega, Hratigan,
Rittiga; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Ritter zu Grünstein (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählten die Freiherren R. mit
dem Hof Hasselhecke zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 160; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Hof Hassehecke 18. Jh.).
Rittigau (Gau am rechten Ufer der Leine
südöstlich Einbecks, Rittegau)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18 ([Rittigau,]
Rietdiega, Rittiga, Gau am rechten Ufer der Leine südöstlich Einbecks,
Hohnstedt, Hammenstedt); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 148 Rittigau (Ellierode, Hammenstedt, Hohnstedt);
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 847; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 39, 68, 69, 96, III, 30, Hrittiga, Rietdega, Hratigan,
Rittiga; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Ritz (Reichsritter). 1802 zählte Ferdinand Maria Hermann von R. zum Ort Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Robesreut (Reichsdorf)
s. Raubersried
L.: Hugo 459f.
Rochlitz (Residenz des Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 489.
Rödelheim (Herren). 788 wird R. im Niddagau
erstmals genannt (Radilnheim). Seit etwa 1150 bestand dort eine Wasserburg, die
König Rudolf von Habsburg von Ganerben erwarb und zur Reichsburg
erhob. 1443 veräußerten die 1442 damit belehnten Herren von Praunheim ihre
Rechte an die Kronberg und an Frankfurt am Main. Erben der Kronberg waren die
Grafen von Solms, die 1569 Frankfurt durch drei Viertel von Niederrad abfanden.
Innerhalb Solms’ wurde R. Sitz mehrerer von Solms-Lich bzw. Solms-Laubach
abgespalteten Linien Solms-Rödelheim (erloschen 1640, 1722). 1806 kam R. an
Hessen-Darmstadt, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Solms-Rödelheim.
L.: Wolff 274.
Rodenheim, Kottenheim? (Reichsritter).
Um 1550 sowie im späten 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. Kottenheim.
L.: Riedenauer 126; Stetten 33.
Roder? (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
S. Rorer.
L.: Riedenauer 126.
Röder, Roeder (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die R. mit dem 1788 von den Schertel von Burtenbach
(Schertlin von Burtenbach) erworbenen Mauren zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 65.
Röder von Diersburg (Freiherren, Reichsritter). Das Ministerialengeschlecht der Röder.
aus der Ortenau erscheint am Ende des 12. Jahrhunderts erstmals im Umfeld der
Markgrafen von Baden. 1455 kaufte Andreas Röder die Hälfte von Burg und
Herrschaft Diersburg. Seitdem wirkte die Familie vor allem im Kinzigtal und im
Schuttertal. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. mit Diersburg zum Ort
(Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Ferdinand R., Philipp Friedrich Karl
Ludwig August R., Georg R., Ludwig R., Egenolf Christian R., Herren zu
Diersburg und Reichenbach). 1773 gehörten sie -
als bereits im Stichjahr 1680 angesessen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikuliert - dem Ritterkreis Unterelsass an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Burkhardt, M. u. a.,
Archiv der Freiherren von Diesburg, 2007.
Rodheim (Reichsdorf).
Am 6. 12. 1360 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Gottfried von Stockheim das Dorf R.
zwischen Friedberg (in Hessen) und Bad Homburg aus der Verpfändung einzulösen.
Später kam es an Hanau-Münzenberg und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270; Hugo 462.
Rogendorf (Ort, Rogendorf). R. in Niederösterreich
erscheint in der Reichsmatrikel von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift). Vielleicht 1126 wurde das
Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich Ulms im bayerischen
Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als Doppelkloster (bis
1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und mit den Orten
Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen ausgestattet. Von
den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an
die Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm
(1412), nach 1477 zeitweise an Bayern und nach 1548 an Österreich. Das Kloster
wurde 1444 Abtei, gewann 1406 die niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe
Gerichtsbarkeit (Blutbann) und war von 1544 an reichsunmittelbar. Es gehörte
den schwäbischen Reichsprälaten des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann ein eigenes
Herrschaftsgebiet mit vier Ämtern (R., Breitenthal, Nordholz und Wiesenbach).
1803 kam es mit 2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im Bibertal und im Günztal und
3500-5000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift
Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976;
Kießling, R., Roggenburg, LexMA 7 1995, 946.
Roggendorf (Ort) s. Rogendorf.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Rohr-Waldstetten (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft R. des Deutschen Ordens mit verstreuten
Gütern in Oberschwaben über den Landkomtur der Deutschordensballei
Elsass-Schwaben-Burgund (Elsass und Burgund) dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34.
Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha
in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der
Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie
Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige
Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter
bis auf die Feste R. an die Herzöge von Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen, denen
1404 die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs
an die Familie Harrach, die 1627 zu Reichsgrafen
erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906.
Rohrbach (Reichsdorf).
Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. auf eine unter anderem das Reichsdorf R. bei Landau betreffende Pfandschaft des
Pfalzgrafen Ruprecht des Älteren weitere 4000 Gulden. Über die Pfalz und Bayern
kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 463.
Rohrdorf (Konvent). 1189 wurde der Frauenkonvent des Klosters Isny in das 1173 erstmals genannte R. bei Isny verlegt, dessen Kirche kurz zuvor von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Isny gegeben worden war. Der Konvent bestand bis ins 15. Jahrhundert. 1803 kam R. mit Isny an Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 als Teil der Herrschaft Trauchburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Isny (Reichsabtei).
Roll, Roll zu Bernau (Freiherren, Reichsritter). 1752 zählten die Freiherren von R. mit
Bernau zum (Kanton) Hegau bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Ruch Anhang 79, 81.
Rollshausen, Rolshausen (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die R. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Rolshausen
(Staufenberg 1550).
Roman (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 zählten die Freiherren von R. mit Teilen von Schernau zeitweise zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Bei der Mediatisierung kam
Schernau zu Bayern.
L.: Winkelmann-Holzapfel 160; Bechtolsheim 16, 22; Riedenauer 126.
Romansweiler (Reichsdorf),
Rumolsweiler. Am 1. 5. 1287 ermächtigte König Rudolf von Habsburg den Otto von
Ochsenstein, unter anderem das Dorf R. im Elsass von den Herren von Geroldseck
auszulösen. Mit dem Elsass kam R. zu Frankreich.
L.: Hugo 472.
Römhild (Ort, Stadt, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von Sachsen-Römhild). Im Jahre
800 gab Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz Rotemulte („braunroter
Mergel“, Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt einen dortigen Bifang an
Fulda. Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts gründete Graf Heinrich IV.
von Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später an die 1274 entstandene
Linie Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R. nannte (Henneberg-Römhild)
und zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1435/1444
Kühndorf, 1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung
an Bedeutung. 1548 kamen die Güter Graf Bertholds an die verschwägerten Grafen
von Mansfeld und von diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein Viertel
Henneberg), im Übrigen 1555 an die Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf
Albrechts fielen an die verschwägerten Grafen von Stolberg, im Übrigen
ebenfalls an die Wettiner. 1572 gelangte R. an Sachsen-Coburg-Eisenach
(Sachsen-Coburg), 1640 an Sachsen-Altenburg, 1672 an Sachsen-Gotha. Von 1680
bis 1710 war es Sitz von Sachsen-Römhild und fiel danach zu einem Drittel an
Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln an Sachsen-Meiningen. Das Sachsen-Coburg-Saalfelder
Drittel kam 1805 durch Tausch an Sachsen-Gotha, ganz R. 1826 an
Sachsen-Meiningen, 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik. S. Henneberg, Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
Romrod (Reichsritter,
Rumrodt, Rumredt, Rumroth, Romrod. Nach der Wasserburg Romrod bei Alsfeld
nannten sich seit 1197 Herren von R. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die R.
zum Kanton Rhön-Werra, im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald, im
späteren 18. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken sowie
zum Ritterkreis Rhein. Romrod selbst kam über die Erffa (Erfa) bis 1385 an die
Landgrafen von Hessen, 1604 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Seyler 380; Roth von Schreckenstein 2,595; Pfeiffer 211; Riedenauer 126;
Bechtolsheim 15; Rahrbach 192; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Ufhausen bis 1610).
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der
Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die Linie Plauen. Diese
musste sie 1349 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis
1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Herrschaft über (das Fürstentum Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.)
Sachsen-Gotha-Altenburg zum obersächsischen Reichskreis.
Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Ronneburg (an der Raune in Livland) (Residenz des Erzbischofs
von Riga), Pils Rauna
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 494.
Rorer, Roder?, Zerer? (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rorschach (Reichshof).
Das 850 erstmals genannte R. am Bodensee erhielt 947 Marktrecht, Münzrecht und
Zollrecht. Am 29. 3. 1351 erlaubte Kaiser Karl IV. der Witwe Eberhards von
Bürglen die Reichshöfe Mulach, R. und Tiefenbach
an Hermann von Breitlandenburg zu verpfänden. Von diesem kamen sie an Burkhard
Schenk. Am 1. 2. 1464 erlaubte Kaiser Friedrich III. dem Abt von Sankt Gallen,
die Reichsvogtei über die drei Orte von Burkhard
Schenk einzulösen. Über die Abtei kam R. an den Kanton Sankt Gallen.
L.: Dacheröden 213; Hugo 473; Wolff 532; Willi, F., Geschichte der Stadt
Rorschach und des Rorschacher Amtes bis zur Gründung des Kantons St. Gallen,
1947.
Rösch von Gerlachshausen, Rösch von
Geroldshausen, Rösch von Gerolzhausen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. (Rösch von Gerolzhofen?) zum Kanton
Steigerwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rosenau (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Gebirg sowie zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 208; Riedenauer 126; Rahrbach 193.
Rosenbach (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit Teilen von Gaukönigshofen,
das 1808 an Würzburg fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit
Schackau (Schlackau), Bubenbad, Danzwiesen, Eselsbrunn, Gräbenhof, Kleinsassen,
Dietges, Dörmbach, Eckweisbach, Gründcheshof, Harbach, Langenberg, Rupsroth,
Ziegelhof (Ziegelhütte), Teilen von Maßbach samt einem Drittel Weichtungen,
Teilen von Poppenlauer, Thundorf mit Haupertsmühle (Haupersmühle) und Teilen
von Volkershausen waren sie etwa gleichzeitig im Kanton Rhön-Werra
immatrikuliert. Außerdem waren sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Mitglied
im Kanton Baunach.
L.: Seyler 380; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 160; Stetten 37, 188;
Riedenauer 126; Rahrbach 195; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Schackau, Lindheim) 1774
ausgestorben?.
Rosenberg (Grafen). Die in Kärnten ansässigen
Herren Ursin oder Orsini von R. wurden 1634 Reichsfreiherren
und 1648 Reichsgrafen. Am 31. 7. 1683 wurden sie
als Personalisten in die fränkischen Reichsgrafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags aufgenommen. Am 9. 10. 1790 erhielten sie
die Reichsfürstenwürde und zählten damit zu den
neufürstlichen, nach 1582 gefürsteten Häusern.
L.: Zeumer 554 II b 62, 12; Klein 182.
Rosenberg (Herrschaft, Reichsritter).
R. westlich (Bad) Mergentheims wird 1251 erstmals erwähnt. Von 1270 bis 1632
war es in Händen der Herren von R. 1638 kam es nach ihrem Aussterben an die
Grafen von Hatzfeld, welche die zu den Kanton Odenwald, Rhön-Werra und Baunach
des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft 1730 an
Löwenstein-Wertheim-Rochefort verkauften, die sich seit 1801
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nannten. S. Löwenstein-Wertheim-Rochefort,
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
L.: Hölzle, Beiwort 50; Stetten 33; Rahrbach 197; Neumaier 26, 49f., 66, 72,
142, 149, 156, 173, 230; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimischen Territorien
und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919; Schweizer, H., Aus
der Geschichte meines Heimatdorfes Rosenberg, 1921; Löffler, M., Rosenberg im Herzen
des Baulandes, 1974; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000.
Rosheim (Reichsstadt,
Herrschaft). Das 778 erstmals erwähnte R. südwestlich Straßburgs gehörte
ursprünglich den Staufern. Im 13. Jahrhundert erhielt es Stadtrecht und wurde Reichsstadt. Im 14. Jahrhundert trat es dem
elsässischen Zehnstädtebund bei. Später gehörte es dem oberrheinischen Reichskreis an und erscheint in diesem in der Reichsmatrikel von 1776. 1648 wurde es mit der
zugehörigen Herrschaft von Frankreich annektiert.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 22 (1648)
C4; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 524.
Rospigliosi (Reichsfürst).
1688 wurde Giovanni Battista R. aus einer aus Pistoia stammenden Familie zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 167.
Rossach, Roßach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rossau (Reichsritter).
Bis ins frühe 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rossdorf (Ganerbschaft, Herrschaft). R. an der
Rosa östlich von Hünfeld erscheint in karolingischen Zeugnissen Fuldas. Um die
Mitte des 13. Jahrhunderts war es in den Händen der Grafen von
Henneberg-Schleusingen, 1419 in den Händen von Henneberg und Thüringen. Die
Burgmannen beider Herrschaften bildeten eine Ganerbschaft. Sie gehörte der Reichsritterschaft an und war von 1710 bis 1803 eine
eigene Herrschaft in Sachsen-Meiningen. 1920 kam R. zu Thüringen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Rossrieth, Roßrieth (Reichsritter,
Reurieth). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Baunach im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rost (Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die R. mit den Rittergütern Vollmaringen und
Göttelfingen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 211f.
Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um
1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc,
Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von
Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche
Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I.
lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz
des Fürstentums R. Nach 1300 geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber
1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die
Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit
zwölf Professoren in vier Fakultäten, blieb aber immer unter der
Landesherrschaft der Herzöge von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter
der R. zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6, 114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock,
1887; Frankenberg, E., Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943;
Lachs, J./Raif, F., Rostock, 2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg.
v. Thierfelder, H., 1967; Olechnowitz, K., Rostock, von der
Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49, 1968; Kretschmann, P., Universität
Rostock 1969; Geschichte der Universität Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v.
Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969; Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock,
1980; 777 Jahre Rostock, hg. v. Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA
7 1995, 1046f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 495; Pluns,
M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
Rot (an der Rot), Roth, Münchroth (Reichsstift, Reichsabtei).
Um 1130 (1126?) wurde von Hemma von Wildenberg in Graubünden, die vielleicht
dem oberschwäbischen Geschlecht der Herren von Wolfertschwenden entstammte, in
R. (Rota) bei Biberach das älteste Prämonstratenserkloster Schwabens gegründet,
das vermutlich von Anfang an dem Papst unmittelbar unterstellt und keinem Vogt
untergeben war (1140 Abtei), so dass es 1179 Kaiser Friedrich I. Barbarossa in
seine Vogtei nehmen konnte. Es war seit 1376 reichsunmittelbar (Reichsstift) und erlangte 1619 auch die
Hochgerichtsbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium des Reichstags
und im schwäbischen Reichskreis. 1803 kam es mit
Gütern in 15 Dörfern und Weilern und der 1604 erworbenen Herrschaft Kirchdorf
(insgesamt 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 2871 Einwohnern in 456 Familien und
einem geschätzten Ertrag von 58000 Gulden jährlich) an die Grafen von
Wartenberg, welche die Abtei für ihre Grafschaft in der Pfalz erhielten und das
Gebiet zur Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth)
erhoben, 1806 an Württemberg (und 1909 im Erbgang an die Grafen von Erbach)
sowie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 187; Zeumer 552 II a 36, 9; Wallner 689 SchwäbRK 65; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Walser, A., Das Prämonstratenserkloster Rot,
1926; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Nuber, W., Studien zur Besitz- und
Rechtsgeschichte des Klosters Rot an der Rot, Diss. phil. Tübingen 1960;
Tüchle, H./Schahl, A., 850 Jahre Rot an der Rot, Geschichte und Gestalt, 1976;
Eberl, I., Rot an der Rot, LexMA 7 1995, 1048.
Rotenburg (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof von Verden die Burg R. In
der Folge wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das
Fürstentum Verden des Königs von Großbritannien zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866)
kam R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 496.
Rotenhan (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. (bei Ebern) zum
Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Im 16. Jahrhundert waren sie auch in
den Kantonen Altmühl und Gebirg, im 17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald
immatrikuliert. Von etwa 1661 bis 1800 waren sie Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. 1769 verkauften sie die Rittergüter Neuhausen und
Pfauhausen an den Speyerer Bischof von Hutten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542, 543; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Pfeiffer 196, 213; Hellstern 212; Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer 126;
Rahrbach 199; Rotenhan, G. Frhr. v., Die Rotenhan. Genealogie einer fränkischen
Familie von 1229 bis zum Dreißigjährigen Krieg, 1985.
Roth von Burgschwalbach (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die R. zum
Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Roth von Bußmannshausen (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die R. mit
der 1434 erworbenen und 1791 an Freiherrn von Hornstein gelangten Herrschaft
Bußmannshausen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59.
Roth von Schreckenstein (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis um 1800 zählten
die Freiherren R. mit Teilen des 1672 erworbenen Immendingen zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben. Mit dem 1684 erworbenen Billafingen waren sie im
Kanton Donau immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 61; Ruch 18 Fn 2,
Anhang 78, 79.
Rötheln (Herrschaft), Rötteln. Die Herrschaft R.
südwestlich Schaffhausens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das
Hochstift Konstanz zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Rothenberg, (Rothenburg) (Herrschaft, Ganerben).
Nach dem (Alten) R. bei Nürnberg nannten sich seit der 2. Hälfte des 13.
Jahrhunderts Reichsministeriale, deren Güter um
1300 an die Herren von Wildenstein und mit dem (Neuen) R. 1360 durch Verkauf an
Kaiser Karl IV. kamen. 1401 eroberte König Ruprecht von der Pfalz R. Nach
Anerkennung der Lehnshoheit Böhmens (1465) verkaufte Pfalz-Mosbach R. 1478 an
einige fränkische Ritter, die sog. Ganerben. 1662/1663/1698 verdrängte Bayern,
das nach 1619 die Oberpfalz erworben hatte, die Ganerbschaft aus der zum bayerischen
Reichskreis zählenden Herrschaft, führte die
Gegenreformation durch und verlor die Herrschaft (Neunkirchen am Sand,
Schnaittach, Kirchröttenbach, Bühl, R.) nur zwischen 1706 und 1714 an die Reichsstadt Nürnberg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Schütz, M., Die Ganerbschaft von Rothenberg
in ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bedeutung, Diss. phil.
Erlangen 1924; Kreuzer, L., Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen
Kurbayern und Nürnberg, 1975.
Rothenburg (Grafschaft [im Südharzraum])
L.: Mascher, K., Reichsgut und Komitat am
Südharz im Hochmittelalter, 1957.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf
das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich
V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg
gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend
an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern
bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt). Auf der Bergnase oberhalb des 970 von
den Grafen von Comburg (Komburg) mit einer Kirche versehenen Dorfes Detwang
(Dettwang) im Taubertal errichteten die Grafen von Comburg (Komburg) die rothe
Burg, nach der sie sich im 11. Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben
der Grafen von Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen
mit dem Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als
deren Gut sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg
nach 1142?). Vor 1241 erhielt der sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?).
1273 zog König Rudolf von Habsburg ihn an das Reich.
Ab 1274 war er Reichsstadt und löste sich von
der Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger
Verpfändung an die Herren von Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein
ansehnliches, auf drei Seiten eingezäuntes und befestigtes Landgebiet
(Landhege), wurde aber wegen des Widerstands des Patriziats nie
Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das Privileg der Unverpfändbarkeit.
1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der mit Sitz und Stimme
im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des Reichstags und im fränkischen Reichskreis
vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts die Landvogtei im Gau
rechts der Tauber und die kleine Landvogtei links der Tauber (Teile von
Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt
Detwang [Dettwang] und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld
[Gammersfeld] und Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel
[Liental], Burg und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei
Wettringen und Gericht zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen,
Burg Diebach und das Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit Teilen von
Pfahlenheim war R. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
1802/1803 kam es mit 5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet, 180
Ortschaften und 24000 Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil des
Landgebiets an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W.,
Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger
Stadtgeschichte, 1953; Woltering, W., Die Reichsstadt
Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd.
2 1971; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte,
Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg im schwäbischen
Städtebund, 1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die Dorfordnungen im
Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur.
Würzburg, 1977; Fränkische Reichsstädte, hg. v.
Buhl, W., 1987, 187; Borchardt, K., Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem
zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation, 1988; Wendehorst,
A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
Rothenfels (Herrschaft, Grafschaft, Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende
Herrschaft R. war ursprünglich Teil der Grafschaft im Allgäu, die Kaiser
Friedrich II. 1243 durch Kauf von den Grafen von Kirchberg erwarb. 1332 kam sie
von den Herren von Schellenberg, die sie als Reichslehen
erlangt hatten, durch Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der
Kaiser in Abänderung zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft zur Reichsgrafschaft. 1360 wurde das Herrschaftsgebiet um
Immenstadt, 1440 um Staufen und 1785 um Werdenstein erweitert. 1565 erwarben
die Herren von Königsegg in Oberschwaben durch Kauf die Grafschaft (Linie
Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und
die Herrschaft Staufen, die zusammen 13 Quadratmeilen umfassten, zum
schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags.
1804 vertauschten die 1629 zu Reichsgrafen
aufgestiegenen Herren von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter an
Österreich. 1805 fiel R. an Bayern.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt
Immenstadt im Allgäu, 1960.
Rothenhausen (Reichsritter).
Bis ins 18. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 126.
Rothenstein (Herrschaft). Die Burg R. bei Memmingen
war Sitz der um 1180 auftretenden Dienstmannen von R. des Stifts Kempten, die
1384 die Herrschaft Grönenbach erwarben. Beim Aussterben der Hauptlinie 1482
kamen die Güter im Allgäu über die Schwesterkinder an die Marschälle von
Pappenheim (Pappenheim-Rothenstein). 1692 fiel R. an die Fürstabtei Kempten und
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über diese dem schwäbischen Reichskreis an. Mit Kempten kam R. an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmeyer, Geschichte des Marktfleckens
Grönenbach, 1910.
Rothschütz, Rotschütz (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert waren die R. im Kanton Gebirg immatrikuliert. Im 17.
Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 126.
Rott (Reichsritter).
Von 1609 bis 1623 war Joachim Berthold von R. wegen Winzingen im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Über Württemberg kam Winzingen
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 270.
Rötteln (Herrschaft, Residenz des Markgrafen von
Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11. Jahrhundert bei der 751 erstmals
erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm) errichteten Burg R. bei Lörrach
wurde eine Herrschaft nördlich von Basel benannt. Nach 1306 fiel sie über die
Erbtochter an die Markgrafen von Hachberg (Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie
durch Erbvertrag von 1490 an die Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie
zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 gelangte
R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958;
Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
Rötteln (Herrschaft, Rötheln). Die Herrschaft R.
südwestlich Schaffhausens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das
Hochstift Konstanz zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Rottenbach (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Seyler 380.
Rottenbuch (Reichsstift).
Am 27. 12. 1075 begründeten Herzog Welf IV. von Bayern und seine Gemahlin Judith
südlich Peitings im Ammergau an der Stelle einer wenig älteren Einsiedelei das
Augustinerchorherrenstift R. 1090 wurde es dem heiligen Petrus in Rom
übergeben. 1191/1192 hatten die Staufer die Vogtei. 1268 entstand hieraus eine Reichsvogtei. Ludwig der Bayer zog R. an Bayern.
L.: Rottenbuch, hg. v. Pörnbacher, H., 1980; Weinfurter, S., Rottenbuch, LexMA
7 1995, 1055.
Rottenburg (Stadt, Bistum, Residenz des Erzherzogs
von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am
Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem
mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen
von Hohenberg in das durch Reichsgut
gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg
1381 an Österreich kam, aber Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Hohenberg
blieb. 1805 gelangte Hohenberg an Württemberg. 1821 wurde R. Sitz des
katholischen Bischofs für die etwa 450000 Katholiken, die in den Jahren
zwischen 1802 und 1810 an Württemberg gefallen waren. 1951/1952 kam R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828,
Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.;
Rottenburg am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 500.
Rottenmünster, Rotenmünster (reichsunmittelbare Abtei,
Reichsabtei). 1221 verlegte eine in Hochmauren
bei Rottweil ansässige Schwesterngemeinschaft ihren Sitz nach R. bei Rottweil
und schloss sich 1223 dem Zisterzienserorden an. 1224 kam das neue Kloster
unter den Schutz des Papstes, 1237 des Kaisers. Später war es
reichsunmittelbar, stand aber bis 1619 unter dem Schirm der Reichsstadt Rottweil. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das der schwäbischen Prälatenbank des Reichstags
und dem schwäbischen Reichskreis angehörige
Kloster nach langen, erst 1771 beigelegten Streitigkeiten ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen bzw. 55 Quadratkilometern mit etwa 3000 Einwohnern. Zu den Gütern
gehörten die Orte Aixheim, Frittlingen, Neukirch, Zepfenhan, die Hälfte von
Hausen, Gut und Schloss Rotenstein (Rothenstein), 8 Höfe und 2800 Morgen
Waldungen. 1803 fiel die Abtei an Württemberg und damit R. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 193; Zeumer 552 II a 36, 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Reichenmiller,
M., Das ehemalige Reichsstift und
Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster, 1964.
Rottershausen, Ratershausen (Reichsdorf).
Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem ehemals zum Reichsvogteiamt Schweinfurt gehörigen Dorf R. bei
Schweinfurt, das später zu Bayern kam.
L.: Dacheröden 260; Hugo 460, 456.
Rottweil (Reichsstadt).
R. am obersten Neckar liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an
wichtigen Straßen angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht
aus einem alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8.
Jahrhunderts entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit
dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte
des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten,
1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis
1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses
an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und
Reichsstadt Rottweil, 1835ff.; Thudichum, F.,
Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der
württembergischen Geschichte 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Steinhauser, A., Officina
Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007.
Rubempré-Everbergh (Fürstentum). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte das Fürstentum R. über das Herzogtum Brabant zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Rückingen (Reichsritter)
Rud (Reichsritter)
s. Rüdt
L.: Pfeiffer 210.
Rüdigsheim (Reichsritter) s. Riedigheim
Rüdinger von Rüdingerfels (Reichsritter). Die R. waren unter anderem bis 1742 mit
dem Rittergut Unterdeufstetten Mitglied des Kantons Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Kollmer 371, 380.
Rüdingheim (Reichsritter)?
Rudolstadt (Stadt, Residenz des Grafen von
Schwarzburg-Rudolstadt). In R. an der Saale erscheinen im frühen 9. Jahrhundert
von Slawen besessene Hufen des Klosters Hersfeld. Seit Anfang des 13.
Jahrhunderts sind dort die Grafen von Orlamünde nachweisbar, von denen R. 1326
Stadtrecht erhielt, aber (endgültig 1340) an die Grafen von Schwarzburg kam.
1361 mussten die Grafen R. von Karl IV. als König von Böhmen zu Lehen nehmen.
Innerhalb Schwarzburgs kam R. an die in Ranis sitzende Linie. 1552/1599 wurde
es Sitz der Linie Schwarzburg-Rudolstadt, das 1920 in Thüringen aufging. Mit
diesem kam es von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 412; Hesse, L., Rudolstadt und Schwarzburg mit ihren Umgebungen,
historisch und topographisch dargestellt, 1816; Renovanz, L., Chronik der
fürstlich-schwarzburgischen Residenzstadt, 1859ff.; Trinckler, H.,
Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von Altrudolstadt, 1939; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 501.
Rüdt (Reichsritter,
Ried). Im 16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 126.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im 13. Jahrhundert dürfte die
Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze der R.-Bödigheim entstanden
sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen Familien um Miltenberg und
Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des Deutschen Ordens, 1483 des
Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch Kauf 1450 Fechenbach und
Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton Odenwald und im späten 16.
Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten, aus,
so dass das Erzstift die Burg einzog. Die Herrschaft über die Orte Fechenbach
und Reistenhausen kam an die Grafen Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim,
Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb
Untereubigheim und ein Viertel Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen
kamen 1803 unter die Oberhoheit des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an
Bayern. Die übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Rügen (Fürsten, Fürstentum). Die 926
Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr.
von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7.
Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar
von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162
bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel R.
beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge von Pommern und zählte später zum
obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im
Herzogtum Pommern die Reformation eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an
Preußen, 1945 an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen
Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815,
1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien
der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011.
Rügenwalde (Residenz des Herzogs von Pommern),
Darlowo
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 503.
Rügheim (Reichsritter),
Fuchs von Rügheim. Die Fuchs von R. zählten zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken. S. Fuchs von Rügheim.
L.: Riedenauer 126.
Rügland (reichsritterschaftlicher Ort). Der im
12. Jahrhundert in einer Urkunde des Stiftes Sankt Gumbert in Ansbach erstmals
genannte Ort gehörte später den Herren von Vestenberg. 1584 kam das zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken zählende und dessen Kanzlei beherbergende
Dorf durch Kauf an die Herren von Crailsheim, 1806 an Bayern.
L.: Wolff 513; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren
von Crailsheim, Bd. 1 1905.
Rumerskirch (Reichsritter,
Rummerskirch). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die R. zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rummerskirch, Rumerskirch (Reichsritter).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die R. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rumolsweiler (Reichsdorf)
s. Romansweiler
L.: Hugo 472.
Rumredt (Reichsritter) s. Rumrodt
Rumrodt, Rumredt, Rumroth, Romrod (Reichsritter). Nach der Wasserburg Romrod bei Alsfeld
nannten sich seit 1197 Herren von R. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die R. zum
Kanton Rhön-Werra, im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald, im späteren
18. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken sowie zum
Ritterkreis Rhein. Romrod selbst kam über die Erffa (Erfa) bis 1385 an die
Landgrafen von Hessen, 1604 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Seyler 380; Roth von Schreckenstein 2,595; Pfeiffer 211; Riedenauer 126;
Bechtolsheim 15; Rahrbach 192; Neumaier 81, 84.
Ruppin (Herrschaft, Grafen). Wahrscheinlich um
1214 bildete sich unter Graf Gebhard I. von Arnstein am Nordostharz durch
Erwerb von Seiten der verschwägerten Askanier die Herrschaft R. mit Sitz auf
Burg Altruppin nördlich des Ruppiner Sees. Mittelpunkt war das umliegende
Gebiet am Rhin. Dazu kamen die Gebiete Gransee und Wusterhausen. In planmäßiger
Erwerbspolitik wurde das Gebiet zwischen Dosse, Havel und den mecklenburgischen
Seen bis etwa 1330 zu einer geschlossenen Herrschaft ausgebaut. Die Grafen
waren reichsunmittelbar, gerieten aber allmählich unter die Lehnshoheit der
Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben der Herren von Arnstein und
Grafen von Lindow-Ruppin (Arnstein-Lindow-Ruppin) 1524 fiel das zum
obersächsischen Reichskreis gehörige R. durch
Einzug an Brandenburg, das die Grafschaft der Mark Brandenburg als eigene Einheit
eingliederte und den Titel Grafen von R. fortführte. Mit Brandenburg kam R. von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961; Historisches
Ortslexikon für Brandenburg II. Ruppin, bearb. v. Enders, L., 1970, Veröff. des
Staatsarchivs Potsdam Bd. 7; Heinrich, G., Ruppin, LexMA 7 1995, 1108.
Rüpplin von Kefikon, Rüpplin von Köffikon
(Freiherren, Reichsritter). 1752 zählten die
Freiherren R. zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Ruch Anhang 80.
Rüpplin von Kefikon zu Wittenwyl, Rüpplin von
Köffikon zu Wittenwil (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiheren R. zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 80.
Rüppurr, Rieppurr (Reichsritter),
Rüppur. Von 1562 bis 1782 zählten die R. zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 211.
Ruß von Sulzbach (Reichsritter).
Von 1581 bis um 1628 zählten die R. zum Kanton Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 211.
Rüssenbach, Rüsenbach, Rusenbach (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
R. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Rußwurm (Reichsritter).
Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Im 17. Jahrhundert waren sie zeitweise in den Kantonen
Baunach, Odenwald und Gebirg (?) immatrikuliert. S. Gleichen genannt von R.
L.: Seyler 380; Pfeiffer 198; Riedenauer 126.
Rußwurm auf Greifenstein (Reichsritter). Im 17. Jahrhundert zählten die R. zum
Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 196.
Rüstringen (Land). 782 erscheint erstmals das
Gebiet am Jadebusen unter dem Namen Riustringi. 793 ist es ein fränkischer Gau
Frieslands. Aus ihm erwuchs bis ins Hochmittelalter ein friesisches, zur Reichsunmittelbarkeit strebendes Land mit eigenem
Recht (Rüstringer Asegabuch, um 1300?) unter der losen Oberherrschaft der
Grafen von Oldenburg. Seit 1314 zerfiel es durch Landuntergang in zwei Teile
östlich und westlich der Jade. Im westlichen Teil bildete sich seit dem 14.
Jahrhundert die 1575 an Oldenburg fallende Herrschaft Jever. Den östlichen Teil
(Butjadingen, Stadland) zogen die Grafen von Oldenburg 1499/1514 an sich. S.
Niedersachsen.
L.: Wolff 496; Sello, G., Östringen und Rüstringen, 1928; Hannemann, M., Der
Landkreis Wesermarsch, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 40, 49, 95, III, 10, 22, 31, Hriustri, Rustri, Rustringia,
Riustringaland, Upriustri; Buma, W./Ebel, W., Das Rüstringer Recht, 1963.
Rütschel (Reichsritter).
Vielleicht zählten die R. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126.
Saalfeld (Reichsabtei?,
Stadt). 899 gab König Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der
Saale zurück. 1014 übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von Lothringen.
1056 kam S. von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das Erzstift Köln, das
1074 in der ehemaligen ottonischen Reichsburg
auf dem Petersberg das Benediktinerkloster Sankt Peter in S. gründete. Dessen
Vogtei hatte vermutlich seit 1180 der König, seit 1208 der Graf von
Schwarzburg, danach auch der Graf von Orlamünde, seit 1344/1345 Wettin. Seit
1208 war die Rechtsstellung Saalfelds unklar. 1475 und 1497 zählte der Abt zu
den Reichsfürsten. 1536 wurde das im Orlaland,
Frankenwald und in Coburg reich begüterte Kloster dem Grafen von Mansfeld
übertragen, von dem es 1533 an Sachsen (Kursachsen) gelangte. S. selbst wurde
1361 Lehen Böhmens der Grafen von Schwarzburg. 1389 verkauften sie es an die
Wettiner, innerhalb deren es 1485 an die Ernestiner, 1572 an Sachsen-Weimar,
1603 an Sachsen-Altenburg, 1673 an Sachsen-Gotha, 1680 an Sachsen-Saalfeld,
1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und 1826 an Sachsen-Meiningen kam. 1920 fiel es
an Thüringen und mit diesem von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008.
Saalfeld (Stadt) s. Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt)
Saarbrücken (Stadt, freie Stadt?, Reichsstadt?). Nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren
erscheint 999 die vielleicht bereits um 850 bestehende Burg S., die Kaiser Otto
III. dem Bischof von Metz gab. An sie lehnte sich eine spätestens im 11.
Jahrhundert entstandene Siedlung an, die im 13. Jahrhundert faktisch Stadt
wurde und 1321 ein Stadtrecht erhielt. Sie strebte bis zum 16. Jahrhundert die Reichsunmittelbarkeit an.
L.: Wolff 266; Ruppersberg, A., Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 1,2 2. A.
1913; Ried, H., Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken,
1958; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7 1995, 1210f.; Geschichte der Stadt
Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999; Burg, P., Saarbrücken
1789-1860, 2000.
Saarburg (Reichsstadt),
frz. Sarrebourg. Das als Kaufmanns-Saarbruck in der Reichsmatrikel
von 1521 erwähnte S. löste sich vom Hochstift Metz und kam über Lothringen 1661
an Frankreich.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 305; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 538.
Saargebiet (Verwaltungsgebiet). 1815 fiel das
spätere S. (mit der seit 1381 dem Hause Nassau gehörigen Grafschaft
Saarbrücken) überwiegend an Preußen (Teil der Rheinprovinz), zu kleineren
Teilen an Bayern, (über Preußen an) Sachsen-Coburg (Lichtenberg bis 1834) und
(über Preußen an) Oldenburg (Birkenfeld bis 1937). Nach dem ersten Weltkrieg
(1914-1918) versuchte Frankreich eine Annexion dieser Gebiete, die am
Widerstand Großbritanniens und der Vereinigten Staaten von Amerika scheiterte.
Durch Art. 45-50 des Versailler Vertrages von 1919 wurde das mit Gebieten
Preußens und der Pfalz Bayerns (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel)
geschaffene S. (1900 Quadratkilometer, 800000 Einwohner) ab 10. 1. 1920 für 15
Jahre der treuhänderischen Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt und 1925
dem Zollgebiet Frankreichs einverleibt. Nach einer zum Ablauf dieser 15 Jahre
durchgeführten Volksabstimmung vom 13. 1. 1935, bei der 90,76 % der Bevölkerung
für Deutschland, 8,8 % für den status quo und weniger als 1 % für Frankreich
stimmten, kam das Gebiet am 1. 3. 1935 an Deutschland zurück, wurde als
Saarland benannt, mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz (1940-1945 Westmark)
vereinigt und dem Gauleiter der Pfalz als Reichskommissar
unterstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) scheiterten
Annexionsversuche Frankreichs erneut am Widerstand der übrigen Alliierten.
1945/1946 wurde das Gebiet um 142 Gemeinden vergrößert aus der Besatzungszone
Frankreichs ausgegliedert und bis 1950 in zweimal vergrößertem Umfang dem
Zollgebiet Frankreichs eingefügt. Am 15. 12. 1947 trat eine eigene Verfassung
in Kraft. Nachdem die Bevölkerung 1955 das zwischen Deutschland und Frankreich
am 23. 10. 1954 vereinbarte, eine Europäisierung des Saargebiets vorsehende
Saarstatut mit 67,7 % der Stimmen abgelehnt hatte, gab Frankreich zum 1. 1.
1957 das S. an Deutschland zurück.
L.: Saar-Atlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 2. A. 1934; Herold, M./Nissen,
J./Steinbach, F., Geschichte der französischen Saarpolitik, 1934; Ecker,
F./Ecker, A., Der Widerstand der Saarländer gegen die Fremdherrschaft
1792-1815, 1934; Hellwig, F., Der Kampf um die Saar 1860-70, 1934; Hölzle, E.,
Die Saarentscheidung der Pariser Friedenskonferenz, 1935; Fischer, P., Die Saar
zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Freymond, J., Die Saar 1945-1955,
1961; Zenner, M., Parteien und Politik im Saargebiet unter dem
Völkerbundsregime 1920-35, 1966; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der
Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Die Saar, hg. v. Hudemann, R. u. a.,
1992; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Saarwerden (Grafschaft), frz. Sarre-Union. Die
kleine Grafschaft S. an der oberen Saar war zunächst in den Händen der 1131
erstmals nachweisbaren Grafen von S., einer Zweiglinie der Grafen von
Metz-Lunéville bzw. der Grafen von Blieskastel. Sie bestand aus dem Reichslehen Kirkel, S. und Bockenheim als Lehen des
Bischofs von Metz und der Vogtei über Klostergut von Weißenburg und Herbitzheim
an der oberen Saar. Vom Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1251 nannten sie sich
nach der Burg Kirkel, dann nach S. 1397/1399 kam die Grafschaft über die
Schwester des letzten Grafen an die Herren von Moers, welche die Linie
Moers-Saarwerden (1418-1527) begründeten. Als 1527 die Grafen von
Moers-Saarwerden ausstarben, fielen die Grafschaft Saarwerden und ihre
Herrschaft Lahr (ohne Finstingen und die niederrheinischen Gebiete) als Erbteil
aus einer Heirat des Jahres 1507 (Katharina von Moers-Saarwerden mit Johann
Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken) an Nassau-Saarbrücken. Beim Aussterben
Nassau-Saarbrückens (1574) zog Lothringen S. als wegen Einführung der
Reformation (zum 1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Auf Grund eines Urteils des Reichskammergerichts erhielt Nassau-Weilburg als Erbe
Nassau-Saarbrückens 1629 die Grafschaft S. (verkleinert um die bei Lothringen
verbleibenden Dörfer Saarwerden und Bockenheim sowie das Schloss S.) zurück.
1745 kam das Dorf Herbitzheim dazu. Ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert
gehörten Diemeringen mit Altmatt, Neumatt und dem Eisenhammer des Dorfes
Griesbach zu S. Innerhalb Nassaus erhielt 1629 die Linie Nassau-Weilburg ein
Drittel, die Linie Nassau-Usingen zwei Drittel. 1793 wurde die dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige
Grafschaft von Frankreich besetzt und durch Aufsplitterung ihrer Bestandteile
aufgelöst. S. Moers-Saarwerden.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Herrmann, H., Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957; Herrmann, H., Saarwerden, LexMA 7 1995,
1211.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen
Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff.
Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann
Billung † 973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein
reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die
nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums
richtete Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von
Sommerschenburg und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später
häufig den Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S.
bestimmt wurde. Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht
an die askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von
Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und
Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an
Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben
denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene
Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen
um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte
Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und)
Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235)
der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück
und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u.
a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden
Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in
Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen
Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe
(Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an
der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das
1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg
und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch
die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre
Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen
seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon
die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die
nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau,
Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach)
und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das
Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft
S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen
und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig,
Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den
Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen,
Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das
verloren gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation
ihren Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag
Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem
die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar,
Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch
die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531
einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum
teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in
eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach
(1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und
seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach
wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen
deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die
sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich
bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom
9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen
Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5.
1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische
Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und
Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb,
1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt
über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge
(Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um
die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion
mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen
mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III.
Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten,
erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des
Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in
der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines
russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine
nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und
Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt
20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2
Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen
Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der
Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe
besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit
ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom
23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit
dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber
wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen,
Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz,
Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10.
11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik
S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11.
1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933
übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995
Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst von
amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen
Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen
Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S.
eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau,
Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und den später im Tagebau
untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam unter die Verwaltung
Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der Landtag eine
Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen Demokratischen
Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke
Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne
die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde
wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff,
Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach],
Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder
an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von
Sachsen (950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer
Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae,
Bd. 1ff. 1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender
Gebiete, hg. v. d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische
Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke,
R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965;
Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger,
W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung
1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997;
Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W.,
August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte
Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische
Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch
von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v.
Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J.,
Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche
Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg.
v. Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880;
Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens,
hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im
spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische
Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich
im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz,
E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die albertinische
Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie erhielt den größten
Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus 1603 das
nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums Zeitz erwähnten, 1328 an
die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße nördlich von Zwickau benannte
S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe Sachsen-Coburgs Coburg, Hildburghausen und
Römhild, 1660 einige hennebergische Ämter (u. a. Meiningen). Seine Güter kamen
beim Aussterben der Linie 1672 zu drei Vierteln an Sachsen-Gotha, zu einem
Viertel an Sachsen-Weimar. 1680 zerfiel Sachsen-Gotha unter anderem in
Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen). Später kamen die Ämter Altenburg und
Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg (Camberg) und Stadtroda
(Roda) und das Amt Kahla an Sachsen-Gotha-Altenburg und die Ämter Saalfeld,
Gräfenthal und Probstzella an Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten S. und Sachsen-Gotha zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. 1825 erlosch das Haus. Am 12. 11. 1826
erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine
umfassende Neuordnung in die Herzogtümer S., Sachsen-Coburg und Gotha und
Sachsen-Meiningen. Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen erhielt für
seinen Verzicht auf Sachsen-Hildburghausen das neue S. Dieses S. erlangte am
29. 4. 1831 eine Verfassung und trat 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich
bei. 1910 umfasste es 1324 Quadratkilometer mit 216100 Einwohnern. Im November
1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat S. schloss sich dem Land Thüringen (1.
5. 1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger
Landesvermessung und die von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der
Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A.,
Die Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,
2003.
Sachsen-Coburg (Herzogtum). 1353 erlangten die Wettiner
(Markgrafen von Meißen) Coburg und teilten es 1485 der ernestinischen Linie zu.
S. entstand als sächsisches Teilherzogtum aus Sachsen-Coburg-Eisenach 1596 und
erlosch 1633. 1680/1681 teilte sich von Sachsen-Gotha erneut S. ab, das 1699
erlosch. Nach langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Coburg 1735 an Sachsen-Saalfeld
unter der Landeshoheit Sachsen-Gothas, womit Sachsen-Coburg-Saalfeld entstand.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte S. der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
an. Um 1800 zählte S. (auch) zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das
durch zahlreiche Prozesse und Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806
dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1826 gab der Herzog Saalfeld und
das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab und erhielt dafür Sachsen-Gotha und die
Ämter Königsberg und Sonnefeld. S. Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Zeumer 553 II b 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Riedenauer 129; Nicklas, C., Das Haus Sachsen-Coburg, 2003; Dressel, C. v., Die
Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007.
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des Löwen
geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil
Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596
Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg
fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an Sachsen-Gotha.
Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg, das 1699
erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und Sachsen-Römhilds entstanden
unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung
in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, S. und Sachsen-Meiningen. S. bestand
unter Personalunion aus den beiden Herzogtümern Sachsen-Coburg und
Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei, erhielt am 3. 5.
1852 eine Verfassung (Landesgrundgesetz) und wurde 1867/1871 Mitglied des
Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches.
1893 trat die englische Linie des Hauses Coburg die Nachfolge an. Am 14. 11.
1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am 1. 5. 1920 im Land
Thüringen auf. Der Landesteil Coburg kam durch Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu
Bayern. 1945 gehörte Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es
aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die
thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das
Fürstentum Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie der Herzöge von Sachsen
mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch den Anfall
Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Es umfasste aus dem Bestand
Sachsen-Coburgs Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen,
Lauter (Unterlauter), Rodach, Neustadt an der Heide und Steinheid, aus dem
Bestand Sachsen-Saalfelds die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella.
Außerdem hatte es zwei Drittel des Amtes Themar Hennebergs. 1710 kamen Teile
Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800 zählte S. auch zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken. Das durch viele Prozesse und durch Misswirtschaft
hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei.
1816 erhielt es das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der Herzog
Saalfeld und das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür die
Ämter Königsberg und Sonnefeld. Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums
Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
Sachsen-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch
Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Coburg-Eisenach und daraus
1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch, wobei zwei Drittel der Güter an
Sachsen-Weimar kamen und ein Drittel an Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete
sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte
Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab. Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten
Sachsen-Weimar und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis an und zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen,
dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte,
auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
Sachsen-Gotha (Herzogtum). 1572 entstand durch
Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Weimar. Gotha blieb mit
Coburg vereint und fiel 1633 an Eisenach. Nach Abteilung von Sachsen-Altenburg
spaltete Sachsen-Weimar 1640/1641 unter Ernst dem Frommen S. ab. 1645 erlangte
es Teile Sachsen-Weimars, 1672/1673 Sachsen-Altenburg. 1680 zerfiel S. in
sieben Linien, darunter Sachsen-Gotha-Altenburg. 1707 fiel das Herzogtum Sachsen-Gotha-Eisenberg
(Sachsen-Eisenberg) an. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das zusammen
mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von
28 Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern innehatte, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
sowie zum obersächsischen Reichskreis. Um 1800
gehörte S. (auch) den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken
an. 1806 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1825 starb die
regierende Linie aus. Am 12. 11. 1826 entstand bei der Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha, wobei Altenburg an den Herzog
von Sachsen-Hildburghausen kam.
L.: Wolff 397; Zeumer 553 II b 12; Wallner 709 ObersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer 1, 609.
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei der
Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707 fiel Sachsen-Gotha-Eisenberg an.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das zusammen mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28
Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern umfasste, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
und zum obersächsischen Reichskreis. E hatte aus
dem Bestand Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg,
Reinhardsbrunn, Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda
und Tonna, die obere Herrschaft Kranichfeld und den unter Sachsen-Gothas
Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand
Sachsen-Altenburgs die Ämter Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter
Eisenberg, Camburg und Stadtroda sowie das Amt Kahla. Um 1800 gehörte es den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem
Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen Bund. 1825 starb die Linie aus. Am 12. 11.
1826 fiel Gotha an das neue Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, Altenburg an
das neue Herzogtum Sachsen-Altenburg unter dem Herzog von
Sachsen-Hildburghausen. S. Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395.
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der Niederelbe
gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von
wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert.
1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der
Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach
dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung
des askanischen Herzogtums Sachsen 1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das
Herzogtum S. (verstreute Güter an der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde
in drei Linien geteilt. Später gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg
verloren (1359 Mölln, 1370 Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden.
Bei dem Aussterben der Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach längerem
Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover). S.
behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg,
Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus,
Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an
Frankreich, dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde
das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem
deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz Schleswig-Holstein
angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 884.
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf
Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam
zunächst an das Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König
Heinrich II. an das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts
gründeten die Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als
Pfand, 1542 als Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren
Aussterben (1583) fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660 der
ernestinischen Linie (Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen
Residenz des aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu
ihm gehörten Meiningen und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen
Teile Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen
und das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild)
hinzu. Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807
trat das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund,
1815 dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829
verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie
Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in
die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem
von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von
Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen.
S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit
278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918
gebildete Volksstaat/Freistaat ging am 1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses
kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.),
am 3.10.1990 wieder begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum, Herzogtum). Saalfeld an der
Saale wird 899 erstmals genannt. Es war ursprünglich Königshof und wurde im 10.
Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014 kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen
und über dessen Tochter Richenza 1056 an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die
Burg bezeugt. Sie und die zugehörige Siedlung wurden 1167/1188 von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa zurückerworben. 1208 verpfändete König Otto IV. den Ort
an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte ihn das Haus Wettin (Markgrafen von
Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der Aufteilung Sachsen-Gothas das zum
obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum
S., seit 1735 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Weimar (Fürstentum). 975 erscheint erstmals die
Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der Ilm bei Erfurt. Nach ihr
nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben kam Weimar an die Grafen
von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel Weimar an das Haus Wettin
(Sachsen), 1485 an dessen ernestinische Linie. Nach Teilungen von 1572/1603,
1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um Güter Sachsen-Altenburgs (Dornburg,
Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums S., 1741 nach dem Anfall
Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit Goethe und
Schiller), 1815 des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800 umfasste
das Gebiet des Fürstentums Weimar ein Gebiet von 24 Quadratmeilen und hatte
64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der freie Volksstaat
Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen Hauptstadt Weimar wurde.
1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im ehemaligen Hoftheater in
Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
Sachsen-Weimar-Eisenach (Herzogtum, Großherzogtum). 1741
entstand nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs an Sachsen-Weimar das zum
obersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum
S., innerhalb dessen Goethe und Schiller unter Herzog Karl August (ab 1774 bzw.
1775) die Weimarer Klassik begründeten. S. hatte um 1800 ein Gebiet von 24
Quadratmeilen mit 64000 Einwohnern bzw. 1900 Quadratkilometern mit 106000
Einwohnern. Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Weimars Stadt Weimar, Amt
Weimar, die Ämter Oberweimar, Kromsdorf, Berka an der Ilm, Roßla, Brembach und
Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf, Dornburg, Bürgel und Oldisleben, die
adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, das Amt Apolda und
die Gerichte Buttelstedt, Bösleben, Tannroda, Flurstedt, Graitschen, Wormstedt,
Oßmannstedt, Guthmannshausen, Stedten, Wallichen, Tromlitz und Mechelroda, aus
dem Bestand Sachsen-Eisenachs die Städte und Ämter Eisenach, Creuzburg und
Gerstungen, Remda und Allstedt, die Ämter Tiefenort, Großrudestedt und Jena und
die Herrschaft Farnroda sowie zudem einen Anteil an der Grafschaft Henneberg.
1815 wurde S. zum Großherzogtum erhoben. Am 5. 5. 1816 erhielt es eine betont
fortschrittliche Verfassung, die früheste im Deutschen Bund überhaupt.
1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei. 1850 wurde die Verfassung
abgeändert. 1867/1871 trat S. dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Seit 1877 führte es amtlich (auch) die
Bezeichnung Großherzogtum Sachsen. 1913 wurde mit Sachsen-Meiningen ein
Grenzvertrag bezüglich Kranichfelds geschlossen. 1910 umfasste S. 3610
Quadratkilometer mit 417100 Einwohnern. Im November 1918 dankte der Großherzog
ab. Der Freistaat schloss sich dem Land Thüringen an (1. 5. 1920). 1945 kam
Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde Thüringen aufgelöst
(str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9, 10; Kronfeld, C., Landeskunde des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1f. 1878f., Neudruck 2004;
Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.;
Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004; Kreutzmann,
M., Zwischen ständischer und bürgerlicher Lebenswelt, 2007; Das geheime
Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach in Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt, hg.
v. Wahl, V. u. a., 2014.
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen
Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft
Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft
Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369
verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg konnte nicht bewahrt werden,
sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte das Herzogtum durch die
Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde
(Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die
Herrschaft Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und
Kurwürde kamen gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als
Lehen des Reiches an den Wettiner Friedrich den
Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der Name Sachsen elbaufwärts auf
das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Fläming. Innerhalb der
Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische
Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische
Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
Sachsen-Zeitz (Herzogtum). Die ursprünglich slawische
Burg Zeitz an einem alten Übergang über die Weiße Elster wird erstmals 967
genannt. 968 gründete Kaiser Otto I. in Zeitz ein Bistum für die Slawenmission.
1228/30 wurde dessen Sitz nach Naumburg verlegt. 1140 kam die Vogtei über Zeitz
an die Markgrafen von Meißen. 1286 nahmen die Bischöfe von Naumburg ihren Sitz
in Zeitz. Von 1663 bis 1718 war Zeitz Residenz der albertinischen, zum
obersächsischen Reichskreis zählenden Linie S.
(1657-1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl). 1815 fiel Zeitz an
Preußen und damit innerhalb Sachsen-Anhalts (1947) von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wilcke, M.,
Zeitzer Heimatbuch, Bd. 1f. 1925; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1ff. 1962; Müller, A., Geschriebene und gedruckte Quellen
zur Geschichte von Zeitz, 1967; Pappe, O., Tausend Jahre Stadt und Kirche
Zeitz, 1967.
Sachsenheim (Reichsritter).
Die Familie zählte bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am
Neckar. Bis etwa 1630 war sie Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 212.
Säckingen (Abtei, Residenz). 522 (?, 7. Jh.?)
gründete der irische Mönch Fridolin auf einer später abgegangenen Insel des
Hochrheins nördlich Basels auf altem Siedlungsboden eine klösterliche, wohl von
Poitiers beeinflusste Zelle, die älteste mönchische Niederlassung bei den
Alemannen. 878 erscheint die Frauenabtei Seckinga. Ihre Laienäbte erweisen S.
zu dieser Zeit als Königskloster. Umfangreiche Güter bestanden in Churrätien
und in Glarus. Im 11. Jahrhundert wurde S. Kanonissenstift. 1173 kam S. nach
dem Aussterben der Grafen von Lenzburg unter die Oberherrschaft (Vogtei) der
Grafen von Habsburg. Die 1307 gefürstete Äbtissin blieb aber Herrin des Ortes,
der vor 1250 Stadtrecht erhalten hatte. Bis 1805 war S. eine der vier
vorderösterreichischen Waldstädte. 1805/1806 wurde die Abtei aufgehoben und S. kam
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldstädte.
L.: Wolff 41; Malzacher, J., Geschichte von Säckingen, 1911; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Jehle, F., Die Geschichte des Stiftes Säckingen,
2.A 1984; Zotz, T., Säckingen, LexMA 7 1995, 1244f. ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 723, 1, 2, 503; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
542.
Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft). Um die wohl am Ende des 11.
Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich
eine aus wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft
der Herren von S., die sich bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts
(1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die Vogtei über das
Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben wurde die Herrschaft geteilt.
Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte Albert II. und
seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine Hälfte an die Grafen
von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an Dietrich VI. von Kleve bzw.
Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge Verheiratung über die Herren von
Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an Johann von Neuenahr. 1424 fiel die
Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von Virneburg, um 1546 an das Haus
Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und
1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde.
Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft,
wegen der die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags zählten. 1815 kam das Gebiet an
Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250.
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S.
mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche
Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472
kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von
Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von
Sachsen gegen böhmische Exklaven an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis
1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste
Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter
Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord
verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens
und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S.
Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507.
Saint-André, Saint André (Freiherren, Reichsritter). Von 1765 bis 1805 zählten die
Freiherren von S. mit dem ihnen aus der Verlassenschaft von Ludwig Christoph
Leutrum von Ertingen angefallenen Rittergut Wankheim mit Kreßbach und Eck zum
Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Mit
Teilen von Königsbach waren sie im Kanton Kraichgau immatrikuliert. Wegen des
1789 von den Rassler erworbenen Lobenbach waren sie auch Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken, in dem sie seit dem späten 17. Jahrhundert
auftraten.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 63, 65; Hellstern 212, 219;
Stetten 37; Riedenauer 126.
Saint-Claude (Reichsabtei,
Residenz). Die Abtei von S. wurde im 5. Jahrhundert von den im Jura tätigen
Mönchen Saint-Romain und Saint-Lupicien gegründet. 819 zählte sie zu den mit
den höchsten Reichsabgaben belegten Klöstern.
1175 unterstellte Kaiser Friedrich Barbarossa sie unmittelbar dem Kaiser.
Zwischen 1307 und 1315 entstand ein Urkundenbuch (livre d’or).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 685, 1, 2, 508.
Saint-Mihiel (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 510.
Saint-Vincent, Saint Vincent (Reichsritter).
Von 1674 bis 1749 (später als Personalisten) zählten die S. mit dem Rittergut
Ballmertshofen zum Kanton Kocher im Ritterkreis Schwaben. Über Württemberg kam
Ballmertshofen 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Kollmer 380; Schulz 273.
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde
vom Kloster Lützel im Elsass aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im
Altsiedelland der Salemer Aach bei Überlingen das Zisterzienserkloster S.
gegründet und durch den Stifter Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142
übergab der Stifter die Abtei König Konrad III. Danach übten die Staufer eine
Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg beauftragte die Landvögte von
Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König Karl IV. gegenüber den
Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser
Friedrich III. S. zur Reichsabtei. Die volle
Landeshoheit im Kerngebiet seiner Herrschaft gewann das zu den schwäbischen
Prälaten des Reichstags gehörige S. aber erst
1637 durch einen Vertrag mit den Grafen von Heiligenberg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfassten die Güter der zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Abtei die Oberämter S., Elchingen (Unterelchingen), Ostrach und
Schemmerberg, die Obervogteiämter Münchhöf (Münchhof) und Stetten am kalten
Markt, das Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen Frauenberg, Konstanz, Messkirch,
Pfullendorf und Überlingen und die Propstei Birnau, insgesamt ein Gebiet von 6
Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von 1802/1803 kam es an die Markgrafen
von Baden, welche die Klostergebäude zum Wohnsitz nahmen. Das Amt Schemmerberg
fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952 gelangte S. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Günter, H., Kloster Salem, 2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem. Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1974; Salem, hg. v. Schneider, R., 1984; Schmid, H., Die
ehemaligen salemischen Besitzungen Oberriedern und Gebhardsweiler, Freiburger
Diözesan-Archiv 108 (1988); Morimond et son Empire, 1994, 175; Rösener, W.,
Salem, LexMA 7 1995, 1293; Das Zisterzienserkloster Salem im Mittelalter, hg.
v. Rösener, W. u. a., 2014.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im
Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften
Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in
Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455)
über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck),
die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in
mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß],
Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803
als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an Frankreich
das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim,
das 1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere
Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun
(bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand
erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie
Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743
reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die
Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740
zum niederländischen Herzogtum erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das
Fürstentum Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den
Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus
Leopold mit dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse
(Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den
Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des
Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für
Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher
zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs
war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815
an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und
nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die
Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten). S. ist ein (dem
Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der 1165 entstandenen
Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1742 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. 1763 gewannen die Fürsten
die Fürstentümer Horn (Hornes) westlich Roermonds und Overijse (Overisque) in
Limburg in den Niederlanden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als Entschädigung für die linksrheinischen
Verluste an Frankreich je ein Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des
Hochstifts Münster als Fürstentum mit der Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die
Grafen zu S. wegen der Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die verlorene Grafschaft
Niedersalm eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf die Abtei Schöntal,
der Graf von Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte seiner Grafschaft
eine immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen der Frankfurter
Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz das Oberamt Krautheim,
von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als neues
Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf Amorbach ruhende Rente von
32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Krautheim
(Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salm-Salm (Grafen). S. ist ein dem Geschlecht der
Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) entstammender Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Die Fürsten von S. folgten der
1738 erloschenen Hauptlinie der Fürsten von Salm. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst als Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Güter an
Frankreich je zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster
als Fürstentum mit der Residenz in Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und
Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, Nancy 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die
salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und
Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets
um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der
Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam
die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift
eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen
Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste
auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und
Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde
1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500
Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron
die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom
Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein
anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis
zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und
einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste
die Stadt S. und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning,
Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann
(Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg
(Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter
Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg,
Lofer, Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris,
Gastein, Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham
(Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall am
Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen
(Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä,
Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten),
Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming
(Gröning) und Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land unter der Enns die
Städte Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und
Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere Ortschaften. 1803 wurde das
Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000 Quadratkilometern und 200000-250000
Einwohnern säkularisiert und fiel als Kurfürstentum mit den Hochstiften
Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana,
1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1.
5. 1816 ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer
wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das
Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S.
Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S.,
das 1920 Bundesland Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1, 72; Richter, E., Untersuchungen zur
historischen Geographie des ehemaligen Hochstifts Salzburg und seiner
Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner, F., Geschichte der Stadt
Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler,
W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung der Salzburger
Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900; Richter, E.,
Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in) Abhandlungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für
österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd. 1ff.
1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343, Bd.
1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f. 1937ff.;
Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl, E., 1956;
Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann, K.,
Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau. Historisch-politische
Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt Salzburg zu ihrem
Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von Salzburg, 4. A. 1971;
Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger, H., Bd. 1f. 2. A.
1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der spätmittelalterlichen
Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt Peter in Salzburg. Das älteste
Kloster im deutschen Sprachraum, 3. Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in
Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg 1983; Ortner, F., Salzburger
Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift
Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur
Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und
Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v.
Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre
Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg.
v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510;
Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes 696-2005, 2005;
Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006.
Salzburggau (Gau westlich der Salzach
Salzbarchgouue, Salzburgensis,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18
(Salzburghofen, Reichenhall, Lauterbach);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 32, III,
25, 33, Salzpurcgouwe, pagus Iuuauensis, pagus Iobaocensium, ‚Salzburggau‘.
Salzderhelden (Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Grubenhagen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 513.
Samland (Bistum). 1243 gründete der päpstliche
Legat Wilhelm von Modena für die Gebiete des Deutschen Ordens nördlich des
Pregel bis zur Memel das Bistum S. mit einem in drei Teile aufgeteilten Drittel
des noch zu erobernden Gebiets als weltlichem Herrschaftsgebiet. Zwischen (1246
bzw.) 1252 und 1265 gelang die Eroberung durch den Deutschen Orden. 1255 wurde
das Bistum nach der Unterwerfung der Pruzzen durch den Deutschen Orden dem
Erzbistum Riga unterstellt. 1264 nahm der Bischof seinen Sitz in Fischhausen.
1294 wurde die Stiftung des Domkapitels endgültig vollzogen. 1322 wurden die
Gebiete des Bischofs (um Fischhausen, nördlich Königsbergs und nördlich
Insterburgs) von den Gebieten des dem Deutschen Orden inkorporierten
Domkapitels dauerhaft getrennt. 1525 führte der Bischof die Reformation ein und
trat die weltliche Herrschaft an Herzog Albrecht von Brandenburg ab. 1587 wurde
das Bistum aufgehoben und stattdessen ein Konsistorium in Königsberg
geschaffen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Samland, hg. v. Woelky, C./Mendthal, H., Bd. 1ff.
1891ff.; Das westliche Samland, hg. v. Schlicht, O., 1920, Neudruck 2001;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Der Landkreis
Samland, bearb. v. Gusovius, P., 1966; Boockmann, H., Samland, LexMA 7 1995,
1342; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 605; Biskup, R., Das Domkapitel von Samland,
2007.
Sandizell (Herren, Reichsfreiherren,
Reichsgrafen). S. südlich von Neuburg an der
Donau wird 1007 erstmals erwähnt. Seit Ende des 11. Jahrhunderts war es Sitz
der Herren von S. Diese wurden 1640 Reichsfreiherren
und 1780 Reichsgrafen. S. kam zu Bayern.
L.: Schmidbauer, M., Sandizell aus Vergangenheit und Gegenwart, 1926; Reischl,
G., Haus Sandizell 948-1948, 1948. L.: Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961.
Sankt Andrä im Lavanttal (Residenz des
Erzbischofs von Salzburg bzw. Bischofs von Lavant) s. Lavant (Bistum)
L.: Wolff 30; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 543.
Sankt Blasien (Reichsabtei,
gefürstete Abtei). Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im
Hochschwarzwald, das vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella
Alba gegründet wurde, wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts
erhielt es die Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb
reiche Güter bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den
Herren von Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs
IV. und kam 1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des
Bischofs von Basel seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die
Schutzherrschaft des Reiches, das sie unter
Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei) verpfändete. Bemühungen um
die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos.
1361 fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs. Wegen der 1613 gekauften
Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen Reichsgrafen.
1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben als Lehen
Österreichs die Herrschaft Staufen und Kirchhofen in der Oberrheinebene. 1746
wurde der Abt in den Reichsfürstenstand erhoben.
Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der
Säkularisation fiel S. 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Der größte Teil der Mönche übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Büttner, H., Sankt Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur
Geschichte des Klosters Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963;
Ott, H., Die Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott,
H., Sankt Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott,
H., Sankt Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien
im Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003.
Sankt Egidien, Sankt Aegidien (Kloster). Das
Kloster S. in Nürnberg, bei dem sich ursprünglich der Wirtschaftshof der Burg
des Königs befand, erscheint in der Reichsmatrikel
von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz) s. Regensburg, Sankt Emmeram
Sankt Florian (Stift). Das im 8. Jahrhundert
von Passau aus im Traungau entstandene Kloster (Eigenstift des Bischofs) bei
Linz wurde 1071 in ein Chorherrenstift umgewandelt. Die Hauptvogtei übten nach
den Herren von Perg die Herzöge von Österreich aus.
L.: Wolff 27; Kirchner-Doberer, E., Stift Sankt Florian, 1948; Erbe und
Vermächtnis, 1971; Reichert, F.,
Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Haider, S., Sankt Florian, LexMA 7
1995, 1151f.
Sankt Gallen (Kanton) s. Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton)
Sankt Gallen (Reichsabtei,
Kanton; Residenz). 612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung
iroschottischer Mönche im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt
wurde (Neugründung, 747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der
Fromme das Kloster vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und
erhob es unter Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde
eine der wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der Folge gewann die Abtei
ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem sog. Fürstenland und
Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468 durch Kauf noch die
Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei in den
Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411 errangen die Untertanen
in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der Schweiz ihre Unabhängigkeit.
1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz. 1451 wurde der Fürstabt durch
Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus zugewandter Ort der
Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft in der Stadt S. 1521
verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524 eindringenden
Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und Glarus) alle
Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit säkularisierte
Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde das Stift,
dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst
festhielt und das wegen Mooweiler (Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler)
zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik
geschlagen (Kantone Säntis, Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in
Oberschwaben, über die das Kloster 1699 den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803
als Entschädigung für Tarasp an den Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an
Württemberg und das Gebiet damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805
wurde das Kloster vom großen Rat (Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons
S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S.,
der Stadt S., den gemeinen Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit
Gams (gemeine Herrschaft von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine
Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit
1482/1483 sowie von Bern seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von
Glarus seit 1517), Sax (Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck
(gemeine Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus
seit 1491 sowie von Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen
Stadt Rapperswil, die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz,
Unterwalden und Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden
hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli vetustissima, hg. v. d.
Stiftsbibliothek, 2012.
Sankt Gallen (Reichsstadt).
Bei dem 612/613 gegründeten Kloster S. entstand im Frühmittelalter eine seit
dem 10. Jahrhundert bedeutsamer werdende Siedlung, die im 13. Jahrhundert
Stadtrechte (Handfeste von 1291) erlangte. Sie befreite sich (seit 1180)
allmählich aus der klösterlichen Herrschaft. 1454 verbündete sie sich mit den
Eidgenossen der Schweiz und nahm den zweiten Rang unter den zugewandten Orten
ein. 1457 löste sie sich gegen 7000 Gulden ganz von der Abtei und wurde freie Reichsstadt.
L.: Wolff 532; Moser-Näf, C., Die freie Reichsstadt
und Republik Sankt Gallen, Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster und Stadt
Sankt Gallen im Spätmittelalter, 1931; Ehrenzeller, E., Geschichte der Stadt
Sankt Gallen, 1988; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7 1995, 1155; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Sankt Georg (Reichsabtei) s. Isny (Reichsabtei)
Sankt Georgen (im Schwarzwald) (Reichskloster). Die Adligen Hezelo (Vogt Reichenaus), Hesso und Konrad gründeten 1083 ein
Benediktinerkloster in Königseggwald bei Saulgau (Walda), verlegten es aber auf
Verlangen des Hirsauer Abtes 1084 nach S. im Quellgebiet der Brigach. Vögte des
Klosters waren (nach einem päpstlichen Privileg der freien Vogtswahl von 1095)
spätestens seit 1104 die Herzöge von Zähringen. Nach ihrem Aussterben war S.
reichsunmittelbar. Danach wurden die Herren von Falkenstein von König Friedrich
II. mit der Vogtei belehnt. Sie verkauften einen Teil ihrer Rechte 1444 an die
Grafen von Württemberg und vererbten den anderen Teil an Hans von Rechberg,
dessen Erben ihn 1532 an König Ferdinand, den damaligen Herrn Württembergs,
gaben. Ungeachtet einer Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit
durch Kaiser Karl V. von 1521 führte Württemberg 1536 die Reformation durch und
wandelte die Vogtei in Landeshoheit um. Die Mönche zogen 1536 nach Rottweil und
danach nach Villingen. 1548 kehrten sie zurück, zogen aber 1648 erneut nach
Villingen. 1810 kam S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Kalchschmidt, K., Geschichte des Klosters Sankt Georgen, 1895;
Heinemann, B., Geschichte von Sankt Georgen im Schwarzwald, 1939; Ruhrmann, J.,
Das Benediktinerkloster Sankt Georgen 1500-1655, Diss. phil. Freiburg 1961;
Wollasch, H., Die Anfänge des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald, 1964;
Stockburger, E., Sankt Georgen, 1972; Zettler, A., Sankt Georgen, LexMA 7 1995,
1158f.
Sankt Gerold (reichsfreie Herrschaft).
Vielleicht aus einer Übertragung Kaiser Ottos I. oder des von diesem geächteten
Adligen Adam entstand die Propstei S. im Großen Walsertal. Bis 1648 unterstand
sie der Landeshoheit Blumeneggs. Von 1648 bis 1802 war sie Reichspropstei der Fürstabtei Einsiedeln in der
Schweiz. Von 1803 bis 1806 wurde S. mit Blumenegg an Nassau-Oranien
(Nassau-Diez-Oranien) gegeben. Danach kam S. an Österreich. S. Vorarlberg.
L.: Grabherr, J., Die reichsfreie Herrschaft Sankt Gerold, 1897; Henggeler, R.,
Geschichte der stifteinsiedelischen Propstei Sankt Gerold, 1961.
Sankt Johann (Kloster). S. im Turital bei
Sankt Gallen im Kanton Sankt Gallen erscheint in der Reichsmatrikel
von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Sankt Maximin (Reichsabtei).
Um 660 entstand neben einer angeblich um 330 gegründeten, wenig später nach dem
Bischof Maximinus († 352) umbenannten Johanneskirche etwas nördlich von Trier
eine reich begüterte Benediktinerabtei. Sie war reichsunmittelbar, wurde aber
1139 dem Erzstift Trier unterstellt, wogegen die Abtei und seine Vögte (die
Grafen von Namur, das Haus Luxemburg und das Haus Habsburg) bis zur Aufhebung
im Jahre 1802 vergeblich vorgingen.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur frühen Geschichte von Sankt
Maximin, 1970; Laufner, R., Geistliche Grundherren, (in) Christliche
Unternehmer, 1994, 67; Das Urbar der Abtei St. Maximin vor Trier, bearb. v.
Nolden, T., 1999; Kuhn, H./Kuhn, H., Untersuchungen zur Säkularisation der
Abtei St. Maximin, Jb. f. westdeutsche LG. 26 (2000), 99; Das älteste Necrolog
des Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2008; Roberg, F.,
Gefälschte Memoria, 2008.
Sankt Odilienberg-Hohenberg (Reichskloster, Residenz) s. Hohenburg
Sankt Peter (Kloster). Um 1073 gründete der
Herzog von Zähringen (bzw. Schwaben) in Weilheim an der Teck ein Benediktinerkloster,
das 1093 nach S. im Hochschwarzwald verlegt wurde. 1361 erlangte es die Reichsunmittelbarkeit. 1521 erscheint es in der Reichsmatrikel. 1803 fiel es an den Johanniterorden,
1806 wurde es säkularisiert und kam über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Mayer, J., Geschichte der Benediktinerabtei Sankt Peter, 1893;
Rotulus San-Petrinus, hg. v. Fleig, E., 1908; Weber, K., Sankt Peter im Wandel
der Zeit, 1992; Das Vermächtnis der Abtei, hg. v. Mühleisen, H., 1993; Zotz,
T., Sankt Peter im Schwarzwald, LexMA 7 1995, 1192; Die ältesten
Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter im Schwarzwald, bearb. v.
Krimm-Beumann, J., 2011 (kommentierte und übersetzte Edition mit CD-ROM).
Sankt Ulrich (Reichsstift) s. Augsburg, Sankt Ulrich und Afra
Sannegg (im Sanntal im heutigen Slowenien)
(Residenz der Freien von Sannegg bzw. Grafen von Cilli)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 514;; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch
besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei
S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur
Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von
Freudenberg, Nidberg, Flums, Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den
Grafen von Bregenz, dann den von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen
von Werdenberg-Sargans bzw. S. 1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von
Österreich verpfändet. Hiergegen schlossen die Einwohner 1440 ein Landrecht mit
Schwyz und Glarus. 1483 wurde S. gemeine Herrschaft der sieben alten Orte der
Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A.,
Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans, LexMA 7 1995, 1381;
Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 324.
Saulgau (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt).
819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S. im oberschwäbischen
Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171
erscheinen Herren von S. als Reichsministeriale,
deren Rechte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an die Herren von
Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften. Vermutlich über die Staufer kam die
Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von Waldburg, die den
Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288 Stadtrecht von Lindau). 1299 fiel S.,
das im 14./15. Jahrhundert die Gerichtshoheit, das Ammannsamt und die
Herrschaft über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die Herrschaft nach
mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg verpfändete. Mit
Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte) kaufte sich das zum
österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an
Österreich zurück. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., Bd. 1, 2 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K.,
1971.
Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete sich von
der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge von Zähringen die
Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503 durch Erbfall an
Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft Baden 1535 in die Linien Baden-Baden und
Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach. S. zählte zum schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R.,
Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom
Interregnum bis zum Tod Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg
1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der
älteren Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534
eroberten die Franken das Reich der Burgunder.
Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum
Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich
kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand
1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal,
das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit
1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es
zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins
Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen
Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich
und ernannte den Grafen 1365 zum Reichsvikar im
Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf (ohne die
Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen und
belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf.
Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten
Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten.
1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen Reichskreis
eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die
Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und
Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch
kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601
mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631
gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa)
(bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat
und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits
1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich)
abgegeben werden musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738
wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied
S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland
S. sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich
und für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte,
überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Periode, 1900;
Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.;
Just, L., Das Haus Savoyen, 1940; Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward,
F., Histoire de la maison de Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la
Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie,
hg. v. Gichonnet, P., 1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire
1678-1979, 1978; Boutier, R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u.
a., La Savoie, 1984; Demotz, B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 105; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe
siècle, 2000.
Sax (Land), Hohensax, Sax-Forstegg. Das Land
im Alpenrheintal war durch Verkauf seit 1615 Herrschaftsgebiet von Zürich als
eines Ortes der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1803/1815 kam S. zum Kanton
Sankt Gallen.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 314.
Sayn (Grafen, Grafschaft). Nach der im
10./11. Jahrhundert erbauten Burg S. bei Bendorf nannten sich aus dem Auelgau
erwachsene, seit 1139 belegte Grafen von S. Von S. aus erwarb die Familie Güter
im Westerwald, an der Sieg (Herrschaft Freusberg) und am Niederrhein
(spätestens 1174 Vogtei über Bonn). Nach dem Aussterben der älteren Grafen von
S. (1246) kamen die meisten Güter über Adelheid von S. 1247 an die Grafen von
Sponheim, die sie teilten. Dabei erhielten die jüngeren Grafen von S. vor allem
Güter im Westerwald und im bergischen Land (Homburg). 1294 wurde weiter
geteilt. Eine Linie (Engelbertlinie) beerbte infolge Heirat 1357/1358/1361 die
Grafschaft Wittgenstein an der oberen Lahn (Sayn-Wittgenstein). 1605/1607
teilte sich das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende Haus Sayn-Wittgenstein in die drei Hauptlinien
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und Sayn-Wittgenstein-Hohenstein
(Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein). 1606 beerbte die Engelbertlinie auch die
andere Linie (Johannlinie) des Hauses S.
L.: Wolff 345ff.; Zeumer 554 II b 60, 14, 15; Wallner 703 WestfälRK 28 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789)
B2; Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874, Neudruck 1972; Wrede,
G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Sayn-Wittgenstein-Sayn, A.,
Fürst zu, Sayn, 1979; Spies, H., Sayn, LexMA 7 1995, 1423f.; Halbekann, J., Die
älteren Grafen von Sayn, 1997; Bohn, T., Gräfin Mechthild von Sayn
(1200/03-1285), 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 478.
Sayn-Altenkirchen (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Seit dem 12. Jahrhundert gehörte Altenkirchen im Westerwald zu der aus der
Grafschaft im Auelgau entstandenen Grafschaft Sayn. Seit dem frühen 17.
Jahrhundert war es Amtssitz. 1662 musste Graf Christian von Sayn-Wittgenstein-Sayn
(Sayn-Wittgenstein), der Altenkirchen 1642 besetzt hatte, dieses den
Erbtöchtern Sayns (Sayn-Wittgenstein-Sayns) zurückgeben. Seitdem war es Sitz
der zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
zählenden Grafschaft S., die von 1662 bis 1741 den Herzögen von
Sachsen-Eisenach, bis 1791 den Markgrafen von Ansbach (Ansbach-Bayreuth), bis
1802 Preußen, bis 1815 Nassau (Nassau-Usingen) und bis 1918/1946 Preußen
zugehörte. Um 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft zusammen mit
Sayn-Hachenburg 5 Quadratmeilen und hatte 12000 Einwohner. Das Gebiet von S.
enthielt die Städte und Ämter Altenkirchen und Friedewald und die Ämter
Freusburg und Bendorf. Altenkirchen kam 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Zeumer 554 II b 63, 1; Wallner 703 WestfälRK 28a; Rausch, J.,
Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987.
Sayn-Hachenburg ([Grafen,] Grafschaft). Vermutlich am
Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Sayn zum Schutz einer
alten Handelsstraße die 1222 erstmals genannte Burg Hachenburg im Westerwald.
Sie war bald Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft. Nach dem Erlöschen der
älteren Linie der Grafen 1606 kam Hachenburg über eine Erbtochter an die
stammverwandten Grafen von Sayn-Wittgenstein-Sayn. Bei deren Aussterben im
Mannesstamm 1636 fiel es nach langem Streit mit dem Erzstift Köln 1649/1652
über eine Erbtochter an die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, von dort über
eine Erbtochter 1714 an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 über eine
Erbtochter an Nassau-Weilburg. Um 1800 umfasste die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft S. zusammen mit Sayn-Altenkirchen ein Gebiet von 5 Quadratmeilen und
hatte 12000 Einwohner. Das Gebiet von S. enthielt die Stadt Hachenburg, die
Vogtei Roßbach (Rossbach, Rosbach), die Kirchspiele Alpenrod, Kirburg,
Altstadt, Birnbach, Kroppach, Flammersfeld, Hamm, Höchstenbach, Schöneberg, den
sogenannten Bann Maxsain (Maxsayn), den mit Nassau-Siegen gemeinschaftlichen
Grund Burbach (Freier Grund, Hickengrund) und die Zisterzienserabtei
Marienstatt. Über Nassau kam Hachenburg 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346f.; Zeumer 554 II b 63, 2; Wallner 703 WestfälRK 28 b; Söhngen,
W., Geschichte der Stadt Hachenburg, 1914; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; 650 Jahre Stadt Hachenburg, Festschrift 1964; Müller,
M., Gemeinden und Staat in der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg 1652-1799, 2005.
Sayn-Hachenburg-Kirchberg (Grafen). Die Burggrafen von Kirchberg bei Jena erbten 1714 die Grafschaft Hachenburg der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn und gehörten dann den westfälischen Reichsgrafen des Reichstags an.
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser Heinrich III.
seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von Sayn
Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung der Saynschen
Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf Engelbert. Dessen Enkel erhielt
durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der Grafen von Wittgenstein diese
Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn die Lehnsrechte über Vallendar
an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der Herrschaft käuflich erwarb,
1441 aber ein Viertel wieder zurückverkaufte. 1681 gewann das Erzstift Trier in
einem Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem Reichskammergericht
die Landeshoheit über die ganze Herrschaft und belehnte die Grafen mit der
Hälfte der Herrschaft, die es 1767 aber käuflich wieder erwarb. Über Nassau und
Preußen (1866) kam Vallendar 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Sayn-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1357/1358/1361 fielen
die Güter der Grafen von Wittgenstein an die Grafen von Sayn, die sich seitdem
Grafen von Sayn-Wittgenstein nannten. 1605/1607 wurde die Grafschaft S. in die
drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (später zeitweise auch
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) geteilt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
die zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Grafschaft 5 Quadratmeilen und 24000 Einwohner. Nach § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
sollten die als rechtmäßig anerkannten Ansprüche des Hauses S. auf die
Grafschaften Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg durch eine Übereinkunft
zwischen den Markgrafen von Baden, den Fürsten von Nassau und den Grafen von
Wittgenstein befriedigt werden. S. Sayn.
L.: Wolff 285; Wallner 697 OberrheinRK 27; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 476.
Reichsfürsten). Berleburg am südöstlichen Fuß des
Rothaargebirges wird 1258 als (planmäßig angelegte) Stadt erstmals erwähnt.
1258 kam sie teilweise, 1322 gänzlich an die Grafen von Wittgenstein, deren
Güter 1357/1358 überwiegend an die Grafen von Sayn fielen. 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie S. Sie gehörte mit
zwei Fünfteln der Grafschaft Wittgenstein, dem Amt Berleburg und den
Herrschaften Homburg und Neumagen zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium
sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Die
Grafschaft umfasste ein Gebiet von 3,5 Quadratmeilen und 16000 Einwohner. S.
wurde 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben.
Durch § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Wittgenstein-Berleburg (S.) für die
Herrschaften Neumagen und Hemsbach eine Rente von 15000 Gulden auf das
Herzogtum Westfalen. 1806 kam die Grafschaft an Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; Zeumer 553 II b 60, 14; Wallner 698 OberrheinRK 36; Hinsberg,
G., Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Bd. 1ff. 1920ff.; Wrede, G.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Schunder, F., Die
Entstehung Berleburgs, Westfäl. Forsch. 13 (1960), 51.
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649 bis 1699 die Herrschaften
Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb der Grafschaft Hohnstein als Lehen
Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S. und gehörte mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und zum oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1806 wurde ihr Gebiet von
Hessen-Darmstadt annektiert und 1815 an Preußen abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein,
Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936.
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der
Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein
zählte sie zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium
und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Das Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel der
Grafschaft Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier
Viertel Banfe bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden)
und Vogtei Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers stehende
Herrschaft Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
Schachten, Schacht (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die von und zu S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 381; Riedenauer 126.
Schad, Schade (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert waren die S. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. S. Schadt.
L.: Seyler 381; Stetten 33; Riedenauer 126; Neumaier 73, 141; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 Schade von Leibolds?, 16. Jh. ausgestorben.
Schadeck (Herrschaft). Die Burg S. an der unteren
Lahn wurde 1288 durch Heinrich von Westerburg als Gegenstück zur Burg Runkel
errichtet. 1321 ließ sich das Erzstift Trier sie zu Lehen auftragen und behielt
in der Folge die Oberhoheit. 1467 kam S. an die Grafen von
Leiningen-Westerburg. Daher zählte die zugehörige Herrschaft S. am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen (Leiningen-Grünstadt) zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 282; Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 110.
Schadt (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Schad.
L.: Riedenauer 126.
Schaesberg(, Schäsberg) (Grafen). 1792 waren die
1786 reichsunmittelbaren Grafen von S. wegen der Grafschaft Kerpen und
Lommersum (Kerpen-Lommersum) Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von S. wegen Kerpen und Lommersum
(Kerpen-Lommersum) das der Abtei Ochsenhausen zugehörige Amt Tannheim (ohne
Winterrieden und belastet mit verschiedenen Renten) und nannte sich seitdem
Schaesberg-Tannheim.
L.: Zeumer 554 II b 63, 29; Peters, L., Geschichte des Geschlechtes von
Schaesberg bis zur Mediatisierung, 1972.
Schaffalitzky, Schaffelitzky, Chavelitzky (Reichsritter). Um 1700 zählten die S. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 122.
Schaffalitzky von Mukodell, Schaffelitzky von Mukkadell
(Reichsritter). Von 1590 bis 1685 zählten die S.
mit Gut Freudental zum Kanton Kocher und seit 1686 mit dem von den Schertel von
Burtenbach erworbenen Oberöwisheim zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben. Von 1623 bis 1675 hatten sie auch den Freihof in Faurndau.
L.: Kollmer 380f.; Schulz 270.
Schaffhausen (Kanton). Nach dem Übergang der Güter
des Klosters Allerheiligen, des Kloster Sankt Agnes und des
Franziskanerklosters an die Stadt S. 1529 ließ diese sie durch Landvögte
verwalten. Nach der französischen Revolution wurde die Stadt der Helvetischen
Republik einverleibt. 1803 wurde der aus drei nicht zusammenhängenden Teilen
bestehende Kanton S. mit der Hauptstadt S. gebildet. S. Schaffhausen (Reichskloster), Schaffhausen (Reichsstadt).
L.: Wolff 526; Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen 987-1530, Bd. 1,2
1906; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons
Schaffhausen, 1922; Bächtold, K., Beiträge zur Verwaltung des Stadtstaates
Schaffhausen von der Reformation bis zur Revolution, 1947; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Schulthess, M.,
Institutionen und Ämterorganisation in der Stadt Schaffhausen 1400-1550, 2006.
Schaffhausen (Reichskloster).
Das 1049/1050 (22. November 1049?) von Graf Eberhard von Nellenburg auf
Eigengut in S. begründete Kloster erlangte seit dem frühen 12. Jahrhundert
zahlreiche königliche Schutzbriefe und damit die Stellung eines Reichsklosters. Wichtigstes Gut war der ihm 1080 vom
Stifter übertragene Ort S., der sich aber seit 1190 allmählich von S. befreite.
1529 wurde S. säkularisiert. S. Schaffhausen (Kanton).
L.: Schudel, E., Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen, 1936; Zotz, T.,
Schaffhausen, LexMA 7 1995, 1434f.; Bänteli, K./Gamper, R./Lehmann, P., Das
Kloster Allerheiligen in Schaffhausen, 1999.
Schaffhausen (Reichsstadt).
An wichtigen Handelswegen entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080
wurde der Ort dem 1049/1050 von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut
gegründeten Benediktinerkloster Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit
1198 die Herzöge von Zähringen und seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer
innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit.
Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an
Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre
1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als
zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die
Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten
Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift
Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529 wurde die Reformation eingeführt
und das Kloster Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert
an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den
Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von
Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S.
Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S.
Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen (Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen
1400-1550, 2006.
Schafstal (Reichsritter),
Schafstall. Die S. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Schall-Riaucour (Reichsritter).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die S. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. Riaucour
L.: Riedenauer 126.
Scharfenstein genannt Pfeil (Reichsritter).
Um 1750 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Scharzfeld (Reichsburg)).
Die 952 erstmals genannte Burg S. am Harz war Sitz der vielleicht von Lothar
von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut
ausgestatteten Grafen von S. (1131) und im 13. Jahrhundert Reichsburg. Über Preußen (Provinz Hannover) kam S.
1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 435; Mascher, K., Reichsgut und
Komitat am Südharz, 1957; Nück, W., Graf Sigebodo II. von
Scharzfeld/Lauterberg, 2008.
Scharzfeld (Grafen) s. Scharzfeld (Reichsburg)
L.: Mascher, K., Reichsgut und Komitat am
Südharz, 1957; Nück, W., Graf Sigebodo II. von Scharzfeld/Lauterberg, 2008.
Schauen (Reichsherrschaft).
Das Dorf S. am Harz wurde 1530 von dem Kloster Walkenried an die Grafen von
Stolberg-Wernigerode verkauft und später wiederholt verpfändet. 1616 fiel es an
das Domkapitel Halberstadt, 1648 als unmittelbares Reichslehen
an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und 1665/1672 an Waldeck. 1689 erwarb
es der hannoverische Kammerpräsident O. Grote, der im gleichen Jahre zum Reichsfreiherren erhoben wurde. Die nicht einem Reichskreis zugeteilte Reichsherrschaft
gelangte 1808 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. S. kam mit der
Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 501; Reinecke, A., Geschichte der freien Reichsherrschaft
Schauen, 1889.
Schauenburg (Freiherren, Reichsritter).
Die wohl der Dienstmannenschaft der Herzöge von Zähringen entstammenden von S. saßen
mindestens seit dem 12. Jahrhundert auf dem Schloss S. oberhalb Gaisbachs
(Oberkirch). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit Gaisbach samt
Sohlberg zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Franz Joseph
Wilhelm Eusebius S., Karl S., Johann Wilhelm Jakob S.). 1773 gehörten die
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten S. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Schauenburg, R. Frhr.
v., Familiengeschichte der Reichsfreiherren von
Schauenburg, 1954; Archiv der Freiherren von Schauenburg, Oberkirch –
Urkundenregesten 1188-1803, bearb. v. Fischer, M., 2007.
Schaumberg (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zählten die S. mit Strössendorf (Strösendorf),
Altenkunstadt (Altenburg ob Burgkunstadt), Weidnitz und Hof an der Steinach
(bzw. Hofsteinach), Kleinziegenfeld und Rauenstein zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. Vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
waren sie im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert, im 17. Jahrhundert im Kanton
Steigerwald und im Kanton Odenwald, im 16. und 18. Jahrhundert auch im Kanton
Baunach.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Seyler 381; Pfeiffer 198, 209, 211; Bechtolsheim 13; Riedenauer 126;
Rahrbach 207.
Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder
Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts
von einem vielleicht aus dem Magdeburger Raum (Sandersleben) stammenden
Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft zwischen Rinteln und
Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls bereits seit
Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser verwurzelt
erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen Tode des
Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg mit der
Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen 1201/1205
und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein verzichten.
1241/1273 teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in Holstein und
Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer Linie. 1295/1297
wurden die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf zwei Linien
verteilt, neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön bestand. Die
holsteinische bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte nach und nach
alle Güter mit Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und
erwarb zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei
ihrem Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von
Ripen an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte.
Die Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger
(Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.), welche die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende, sich am Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer,
Weserbergland, Weser und Deister erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314
die holsteinische Herrschaft Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe
verpfändete, im 16. Jahrhundert endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492
durch Heirat bzw. Erbfall die bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand
am Vest Recklinghausen (bis 1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit
Bergen in Nordholland erworben hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der
Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie Gemen kurz nach der Gründung der
Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621 Rinteln, 1810 aufgehoben) und der
Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus. Ihre Ansprüche auf die Güter der
1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf Holstein waren 1459 durch Geldleistungen
und den Behalt von Pinneberg abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H.
bestehende Grafschaft Holstein wurde nach dem Aussterben der Grafen von
Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). 1643 kam die
Herrschaft Pinneberg an die Landesherren von Holstein, König Christian IV. von
Dänemark und Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die
Grafschaft S. wurde 1647/1648 aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige
Vogteien mit Lauenau und Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene
Grafschaft S. die Ämter S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt
8,5 Quadratmeilen Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe) über die
Mutter des letzten Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg, Stadthagen,
Hagenburg, Arensburg und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen
mit 20000 Einwohnern) unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt
(Schaumburg-Lippe). Der hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave
der Provinz Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau, 1932 Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen.
Schaumburg-Lippe bestand bis 1946. Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten
alten Grafschaft S., die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
angehört hatte, über Preußen in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152;
Schmidt, G., Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur
Rechtsgeschichte der „Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F.,
Geschichte der Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen,
ein Überblick, 1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W.,
Die Grafschaft Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische
Genealogie, 1966; Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986;
Steinwascher, G., Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung
für den Aufbau der Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58
(1986); Laur, W., Die Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg,
LexMA 7 1995, 1443; Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für
Schaumburg, 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von
Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter,
hg. v. Brüdermann, S., 2013.
Schaumburg (Herrschaft). 1197 wird die Burg S. bei
Diez an der Lahn erstmals erwähnt. 1656 erwarb die Witwe Peter Eppelmanns
(Melanders), des Grafen der 1643 entstandenen Reichsgrafschaft
Holzappel, Burg und Herrschaft S. von den Grafen von Leiningen-Westerburg.
Später fiel sie an ihre Erben (Österreich, danach Waldeck). S. Preußen,
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 362, 500; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt
den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943; Weiler, C., Nassauische
Annalen 63 (1952).
Schaumburg (Herrschaft, Schauenburg). Die
Herrschaft S. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Fürstentum
Pfalz-Zweibrücken der Pfalz zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 249, 305.
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1640/1647
erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine Schwester (und
Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg) einen Teil der
Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg, Hagenburg,
Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter nomineller
Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen Besitzungen Lipperode und
Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg an Dänemark, Lauenau und ein
Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die Reste der Grafschaft
Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen [teilweise]) an
Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne die Hauptlinie
Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz in Bückeburg und die Nebenlinie
Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an Lippe-Detmold
abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft S. von der Bückeburger Hauptlinie
an die ohne Landeshoheit abgezweigte Alverdissener Nebenlinie über. Sie musste
das Amt Schieder an Lippe-Detmold abtreten, das 1812 auch Alverdissen kaufte.
1807 trat der regierende Graf dem Rheinbund bei und nahm den Fürstenrang an.
1815 schloss er sich dem Deutschen Bund an. 1816 gab er eine landständische
Verfassung. Durch rechtzeitige Anlehnung an Preußen rettete das Fürstentum 1866
seinen Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster Bundesstaat des Deutschen Reiches. Im lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis
1905 vermochte der Fürst seine Ansprüche auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15.
9. 1918 trat er zurück. Am 16. 11. 1918 wurde S. Freistaat und erhielt am 24.
2. 1922 eine neue Verfassung. Der aus wachsenden finanziellen Schwierigkeiten
sinnvolle Anschluss an Preußen scheiterte in Abstimmungen von 1926 und 1930.
Von 1933 bis 1945 unterstand S. (1939 340 Quadratkilometer, 53200 Einwohner)
einem Reichsstatthalter, blieb aber
verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23. 11. 1946 kam es zu Niedersachsen.
Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte ein selbständiges Land S., wirkte
sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums
Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
Schauroth (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Seyler 381; Riedenauer 126.
Schechs von Pleinfeld, Schechse von Pleinfeld (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 126.
Scheer von Schwarzenberg, Scheer von
Schwarzenburg (Reichsritter). Von 1548 bis etwa
1663 waren die S. mit Schloss und Dorf Oberhausen Mitglied des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 212.
Schefer (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Schell (Reichsritter).
Die S. zählten im 18. Jahrhundert, davon bis 1749 mit der Herrschaft
Mönchsroth, zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Von 1698 bis 1719
hatten sie den Freihof zu Faurndau. Später waren die S. bis 1790 Personalisten.
L.: Kollmer 365, 371, 380; Schulz 270.
Schellenberg (Herren, Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft). Vom 16. bis 18. Jahrhundert zählten die S., die
bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee waren, mit Bachheim und Hausen vor Wald zum (Kanton) Hegau
(bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben sowie zum
Ritterkreis Unterelsass. Die Herrschaft S. gehörte am Ende des 18. Jahrhundert
zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 3; Balzer, E., Die Freiherren
von S. in der Baar, 1904; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34.
Schellenberg (über dem Zschopautal bei Chemnitz)
(Residenz der Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 515.
Schellenberg zu Bach, Hausen vor Wald (Reichsritter) s. Schellenberg
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Schelm von Bergen (Reichsritter).
Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Im späten 17. Jahrhundert waren sie im Kanton Rhön-Werra
immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert waren sie Mitglied des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Stetten 33; Riedenauer 126; Neumaier 66f.,
70, 73; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Bergen).
Schemmerberg (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. nördlich Biberachs über die Abtei Salem
zum schwäbischen Reichskreis. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel S.
an Thurn und Taxis. Über Württemberg kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Wallner 686 SchwäbRK 19.
Schenk von Arberg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 126.
Schenk von Bibert(, Schenk von Bibart) (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert gehörten die S. zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Riedenauer 126.
Schenk von Castell (Reichsritter,
Grafen). Die S. entstammen einer im Thurgau ansässigen, 1681 in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. 1663 erwarben sie
durch Heirat die Herrschaft Dischingen, die sie 1734 an Anselm Franz von Thurn
und Taxis verkauften. Bis zum frühen 18. Jahrhundert zählten die S. (von
Hohenberg, Schenkenstein) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
Außerdem gehörten sie mit Oberdischingen (1661) und Bach (1721) zum Kanton
Donau (des Ritterkreises Schwaben) sowie zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Franz Ludwig Graf S. baute
die 1764 erlangte Herrschaft Oberdischingen zu einer Residenz aus und
errichtete in Oberdischingen ein Zuchthaus. 1785 wurde von Kloster Urspring
Wernau (Kanton Donau) übernommen. 1806 wurden die S. in Württemberg
mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 58; Ruch Anhang 78;
Riedenauer 126; Arnold, E., Der Malefizschenk, 1911.
Schenk von Geyern (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zählten die S. mit Teilen der Herrschaft
Syburg, Geyern und Wiesethbruck (Wiesenbrück) zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55; Pfeiffer 197, 213; Riedenauer 126;
Rahrbach 210.
Schenk von Hirschlach (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 126.
Schenk von Leutershausen (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 126.
Schenk von Rossberg, Schenk von Rossburg (Reichsritter). Vielleicht zählten die S. im frühen 16.
Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126; Rahrbach 212.
Schenk von Schenkenstein, Schenk von und zu
Schenkenstein (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
zählten die S. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Von 1562 bis 1584
war das vor 1593 erloschene Geschlecht wegen Schloss Schenkenstein und der
Herrschaft Aufhausen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. S. Schenk von Castell.
L.: Biedermann, Altmühl, Stieber; Pfeiffer 213; Schulz 270.
Schenk von Schmidtburg, Schenk zu Schmidburg, (Reichsritter). Um 1790 waren die Freiherren S. mit
Iben Mitglied im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1773 zählten
sie als bereits im Stichjahr 1680 angesessene und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierte Familie zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Winkelmann-Holzapfel 161.
Schenk von Schweinsberg, Schenk zu
Schweinsberg, Schenk von Warnsdorf (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert zählten die nach Schweinsberg bei Kirchhain
benannten Freiherren S. mit Buchenau (seit 1692), Bodes, Branders, Erdmannrode
(Erdmannsrode), Fischbach, Giesenhain, Schwarzenborn und Soislieden zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 381f.; Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 126; Pfeiffer
212; Rahrbach 213; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Buchenau).
Schenk von Siemau, Schenk von Simau, Schenk von
Symau (Reichsritter). Im 16. und teilweise auch
im frühen 17. Jahrhundert zählten die S. zu den Kantonen Gebirg, Steigerwald,
Altmühl und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126.
Schenk von Stauffenberg (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Die Schenken von
Stauffenberg sind ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das möglicherweise von den
Schenken von Kiburg (Kyburg) abstammt und seit 1317 unter dem Namen S. (bei
Hechingen) auftritt (1251 Schenken von Zell, 1262-1291 Truchsessen von
Stauffenberg). Sie erwarben 1471 Wilflingen. Sie wurden 1698 in den
Freiherrenstand und in ihrem Wilflinger Zweig 1791 in den Grafenstand erhoben.
Die Familie gehörte bereits 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil am Neckar, an. Von 1548 bis 1805 waren die Schenken von Stauffenberg mit
Baisingen, Eutingertal, Geislingen, Lautlingen und Margrethausen Mitglied im Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben. Mit Risstissen bzw. Rißtissen (1613) und
Schatzberg, mit Egelfingen und Wilflingen waren sie im Kanton Donau, mit dem
1527/1566 durch Heirat erworbenen Amerdingen im Kanton Kocher immatrikuliert.
Von 1572 bis 1589 hatten sie infolge Heirat halb Katzenstein. Außerdem gehörten
sie dem Ritterkreis Franken in den Kantonen Gebirg (ab etwa 1720), Odenwald (um
1720 bis 1750), Altmühl (um etwa 1650 bis 1680) und Steigerwald an. Wichtige
weitere Güter waren Greifenstein (1691) und Jettingen (1747) in Bayern. 1833
starb die Wilflinger Linie aus und wurde von der Amerdinger Linie beerbt, die
1874 zu Grafen in Bayern erhoben wurde.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59, 62, 65; Pfeiffer 197; Hellstern 212, 218; Bechtolsheim 13;
Riedenauer 126; Schulz 270; Rahrbach 215; Wunder, G., Die Schenken von
Stauffenberg, 1972.
Schenk von Tautenburg (Reichsritter),
Schenk von Tautenberg. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 126; Berg, A., Zur Genealogie der Schenken von Tautenburg im
Mittelalter (in) Archiv für Sippenforschung 12 (1935).
Schenk von Winterstetten (Reichsritter). Die S. waren bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1599 gehörten sie dem
Ritterkreis Schwaben im Kanton Neckar an. Von 1542 bis 1584 waren die S. wegen
der 1506 erworbenen Güter in Freudental im Kanton Kocher immatrikuliert, seit
1666 wegen des 1653 erworbenen, 1694 wieder veräußerten Ebersberg.
L.: Hellstern 212; Schulz 270.
Scheppach (Reichsritter).
Von 1542 bis 1564 waren die seit dem 14. Jahrhundert in Amerdingen ansässigen
S. im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 270.
Scherending (Reichsritter) s. Schirnding
Schertel von Burtenbach, Schertlin zu Burtenbach,
Schertlein zu Burtenbach (Reichsritter,
Freiherren). 1532 kaufte der 1496 in Schorndorf geborene Landsknechtsführer
Sebastian Schertlin das Schloss Burtenbach in der Markgrafschaft Burgau. 1532
wurde er zum Ritter und 1534 zum Freiherrn erhoben. Im 17. und 18. Jahrhundert
zählten die S. zu den Kantonen Neckar und Kocher des Ritterkreises Schwaben
(1560-1568 wegen des 1557 erworbenen Hohenburg, 1597-1795 wegen Zazenhausen,
Stammheim und Beihingen). Ihre Güter waren bis 1669 Schlossgut Bittenfeld, bis
1682 das an die Eyb verkaufte Gut Burtenbach, bis 1686 das an die Schaffalitzky
von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell) gelangte Oberöwisheim, Teile von
Unterriexingen, bis etwa 1700 Gut Heutingsheim, bis 1737 Stammheim und
Rittergut Zazenhausen und bis 1782 Gut Geisingen (Geislingen) und halb
Beihingen. Im späten 17. Jahrhundert waren die S. auch Mitglied in den Kantonen
Steigerwald und Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 212; Kollmer 372, 380f.; Stetten
33; Riedenauer 126; Schulz 270; Rexroth, F. v., Der Landsknechtsführer
Sebastian Schertlin, 1940.
Schertlein (Reichsritter) s. Schertel
Schertlin (Reichsritter) s. Schertel
Scheuring (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 126.
Schewen (Reichsritter).
Die S. zählten im 16. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Scheyern (Kloster). Nach der Burg S. im Hügelland
der Ilm nannten sich seit 1079 Grafen von S., die in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts die Vogtei über das Hochstift Freising erhielten. Seit 1115 gab
die Burg Wittelsbach ihnen den Namen. 1119/1123 wurde S. Benediktinerkloster.
Dieses wurde 1803 aufgehoben, 1838 aber wiederhergestellt.
L.: Hartig, M., Scheyern, 1939; Stephan, M., Die Traditionen des Klosters
Scheyern, 1986; Stephan, M., Die Urkunden und die ältesten Urbare des Klosters
Scheyern, 1988; Reichhold, A., Das Kloster
Scheyern als Grundherr, (in) Studien und Mitteilungen zur Geschichte des
Benediktinerordens 106 (1995), 247; Störmer, W., Scheyern, LexMA 7 1995, 1452.
Schifer von Freiling, Schifer von Freling (Reichsritter). Von 1605 bis 1614 war Alexander S. mit
Gärtringen Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Schilling von Cannstatt, Schilling von Cannstadt
(Freiherren, Reichsritter). Von 1701 bis 1805
waren die Freiherren S. mit dem 1725 erworbenen Hohenwettersbach Mitglied im
Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, von
1542 bis 1659 und 1722 im Kanton Kocher (bis 1616 wegen Bodelshofen, in der
Mitte des 17. Jahrhunderts wegen Sulzburg)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 213; Schulz
271; Schilling v. Cannstadt, C., Geschlechtsbeschreibung derer Familien von
Schilling, 1807.
Schilling von Lahnstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Schirnding, Scherending, Schürtinger (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert und in der Mitte des
18. Jahrhunderts zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken
sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Pfeiffer 209; Riedenauer 127.
Schlammersdorf (Reichsritter).
Von etwa 1700 bis 1778 waren die S. mit Weiler Klemmenhof und Sassanfahrt
(Sassanfarth) Mitglied des Kantons Steigerwald des Ritterkreises Franken. Nach dem
Verkauf der Güter gehörte Karl Ludwig Georg von S. ab 1781 dem Kanton als
Personalist an. Seit dem späten 17. Jahrhundert waren die S. auch im Kanton
Gebirg immatrikuliert.
L.: Bechtolsheim 13, 18, 90; Riedenauer 127.
Schleicher von Stötten (Reichsritter).
Seit 1691 war Marx Albrecht S. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg
S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt.
Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von
Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft
Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg als
Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im Mannesstamm aus. Die Töchter
des letzten Herren von S. waren mit Grafen von Nassau-Diez bzw. von
Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter an die Herren von
Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die 1487 durch Heirat
Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall die Grafschaft
Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16. Jahrhunderts die
Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten Grafen von der Mark
(1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie
später im westfälischen Reichsgrafenkollegium),
wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773 bis 1794 durch
weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es wie schon von
1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5 Quadratmeilen Gebiet an
Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen. S. a.
Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des
Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981.
Schleiffraß, Schleifraß (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 382; Riedenauer 127; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Schleiffras
(Eichenzell 1761-1716).
Schleiß (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von der S. (von und zu S.) mit dem
1697 erworbenen Berghaupten zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 66.
Schleithal,Schleythal (Reichsdorf).
Am 20. 8. 1504 nahm König Maximilian I. unter anderem das Reichsdorf S. zwischen Weißenburg und Lauterburg im
Elsass in seinen Schutz. Mit dem Elsass kam es an Frankreich.
L.: Hugo 472, 470.
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß).
Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis
gehörigen Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum aufstieg. Dieses
wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw. Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum
Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919 Volksstaat wurde und 1920 in
Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss mit Archiv und Bibliothek 1945
zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlenacken (Herrschaft), niederländ. Slenaken. Die
Herrschaft S. westlich Aachens, für die ihr Inhaber (Goltstein) 1773 die
Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragt hatte, zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen
Plettenberg zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
S. Niederlande.
L.: Wolff 362; Wallner 704 WestfälRK 44.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der Wasserscheide
zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von
Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende von den
germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare
Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre
1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und
dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich
tributpflichtig waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die
vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die Reichsfürstentümer
einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und Thüringen
verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249
bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer
Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits
zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In
Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen.
Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen,
Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der
Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem
schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte
verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353
durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung
förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das
Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich
verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische
Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau,
Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15.
Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg
und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt.
1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das
seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln
protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer,
Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau
Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in
Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537
geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf,
wurde 1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und
Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen
Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen
Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und
der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz
erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen
und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das
Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin
preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den
1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die
Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der
niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg)
und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile
Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204
Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939
wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche
Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau,
Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen),
Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße,
Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan,
Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg,
Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum
Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.; Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.;
Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984;
Grünhagen, C., Geschichte Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische
Landeskunde, hg. v. Frech, F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die
Stellung Schlesiens zum deutschen Reich im
Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen Geschichte, 1927;
Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 He. 1930ff.;
Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932ff.; Holtzmann,
R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen, hg. v. Brackmann, A.,
1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d. hist. Kommission für
Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H., Bd. 1 1938; Bellée,
H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1938; Deutsches
Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen von
Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die
Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd.
1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa,
hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953; Sudetendeutscher Atlas,
hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch,
hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v.
Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung
der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien
nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975;
Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte
1:500000); Menzel, J., Formen und Wandlungen der mittelalterlichen
Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter,
Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v.
Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die
Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987;
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry,
L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A.
1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945, Österreichisch-Schlesien
1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum
Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989;
Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis
Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg.
v. Conrads, N., 1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995;
Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg.
v. Bahlcke, J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205;
Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H.,
Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V.
u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A.,
Region und Identität, 2010.
Schleswig (Bistum, Residenz). Um 948 wurde unter
Kaiser Otto dem Großen ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher
Verwüstung vom Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund
unterstellt wurde. 1268 verlegte der Bischof, dem der Erwerb eines eigenen
Herrschaftsgebiets nicht gelang, seinen Sitz nach Schwabstedt. Von 1541 an waren
die Bischöfe lutherisch. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog der König von
Dänemark die Güter ein und hob 1624 das Bistum auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit im mittelalterlichen
Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2,
517.
Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit
karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und
dem fränkisch-deutschen Reich umstritten.
Zwischen 1025 und 1035 verzichtete Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser
Zeit übernahm die nördlich der Schlei gelegene Siedlung S. die vorher dem
südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz Haithabu zugekommene Vorortstellung.
Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des 12. Jahrhunderts setzte der König von
Dänemark Verwandte als Statthalter (lat. praefectus, dän. jarl) für dieses
Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut Laward (1115-1131) gelang es seit
1115, seine Herrschaft auch über die slawischen Abodriten im östlichen Holstein
(Wagrien) auszudehnen. Schon im 12. Jahrhundert und dann seit 1232 trug der
Statthalter den Titel Herzog (lat. dux) und behauptete mit Hilfe der seit 1237
verschwägerten Grafen von Holstein aus dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die
relative Selbständigkeit Schleswigs gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als
Fahnenlehen Dänemarks). 1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den
Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und S. und sicherte sich
1330 eine Anwartschaft auf das (staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte
S. 1375 starb das dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf
von Holstein das Herzogtum S. als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben S. und das
vom Reich lehnbare Holstein in fester
staatsrechtlicher Verbindung (Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von
Dänemark den Grafen von Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S.
Dänemarks zugestehen. 1448 veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines
Neffen Christian von Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit
Adolf VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein und
Herzöge von S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2. 3. 1460 König Christian
I. von Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von Schleswig (Personalunion
Dänemarks mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein,
Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach
Christians Tode 1481 wählten die Stände seine beiden Söhne (König Johann von
Dänemark und Friedrich) zu Landesherren. 1490 teilten beide das Land bei
ideeller Einheit in einen königlichen (Segeberger) Anteil und einen
herzoglichen (Gottorper [Gottorfer]) Anteil in bunter Gemengelage. Friedrich
wurde 1524 zum König von Dänemark gekrönt und vereinigte die Herzogtümer
Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 905; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326
erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum
Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks
und Holstein als Lehen des Reiches in fester
staatsrechtlicher Verbindung. Nach dem Aussterben der schauenburgischen
(schaumburgischen) Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig kamen
Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des Vertrages von Ripen an den König
von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron
bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen,
Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum, doch blieb Dithmarschen
zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer vorübergehenden Teilung (1490
königlicher Segeberger und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei
ideeller Einheit) der seitdem in Personalunion beherrschten Länder Schleswig
und Holstein wurden diese 1524 unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde
die Reformation eingeführt. König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544
Schleswig-Holstein in bunter Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei
Herrschaftsbereiche, wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher)
Landesteil entstand. Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf
gehörten unter anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt,
Kiel, Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek
(Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des
Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn
(1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später
Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische
Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König
und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder
ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf.
1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König
Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians
III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der
1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des
Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök).
Diese Teilung wurde von den Ständen nicht anerkannt, so dass die sog.
abgeteilten Herren, die beim Tode Johanns des Jüngeren die bis zum 18.
Jahrhundert weitgehend aussterbenden Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg
(Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg (Norburg),
Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und Schleswig-Holstein-Plön (Plön)
bildeten, von denen Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich
nochmals in Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in
ihren Gebieten hatten. Seit 1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp
(Gottorf) die eigenständige Politik der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die
(schauenburgische [schaumburgische]) Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien
an. 1665 wurde die Universität Kiel gegründet. 1658 erzwang der Herzog von
Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks auf die Souveränität über den
herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen Dänemark später militärisch wie
politisch vorging, so dass schließlich 1721 der König von Dänemark als
alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp (Gottorf)
auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt wurde.
1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762 die Krone Russlands
gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und erhielten dafür
Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer Schleswig und
Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig selbständig. 1806
blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte Holstein zum Glied
des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark, Schleswig enger mit
Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen. 1846 erklärte der
König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine Beschränkung des
Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig
in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger
Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste
Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten,
die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein
schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit
der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des
Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök
abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich
75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark.
1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der
Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk
und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung
der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S.
gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1,
687; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten
Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859;
Carstens, W., Die Landesherrschaft der Schauenburger und die Entstehung der
landständischen Verfassung in Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f.
schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v.
Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde von
Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die Herzogtümer vom Kopenhagener
Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs 1660-1721, 1960;
Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der historischen Stätten,
Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A. 1976; Dankwerth, C.,
Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haak, M.,
1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A. 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg
vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des Landes Schleswig-Holstein nach
dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd.
1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A.
1981; Prange, W., Die Entwicklung der adligen Eigenwirtschaft in
Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1, hg.
v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis
19. Jahrhundert, 1985; Koch, J., Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E.,
Schleswig-Holstein, 1988; Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v.
Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K., Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und
gottorfischer Linie in den Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, 1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche
Stellung des Herzogtums Schleswig im Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992,
155; Schleswig-Holstein. Eine politische Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992;
Bremicker, S., Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Hoffmann, E.,
Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange,
U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und
Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit
Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A.,
Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein, 2010.
Schleswig-Holstein-Glückstadt (Herzogtum). Bei Teilungen
Schleswig-Holsteins von 1490 und 1544/1581 entstand der königliche Anteuil an
Schleswig-Holstein. 1616/1617 gründete König Christian IV. von Dänemark den
Nordseehafen Glückstadt. 1648 verlegte der König die Regierungs- und
Justizkanzlei der Herzogtümer königlichen Anteils hierher. Seitdem wurde das
Herzogtum S. genannt. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70
Quadratmeilen. Der holsteinische Teil bildete das Herzogtum
Holstein-Glückstadt. 1866 kam Glückstadt zu Preußen, 1946 zu
Schleswig-Holstein.
L.: Zeumer 553 II b 32; Wallner 706 NiedersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D1.
Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum),
(Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein
auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte
Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und 1544/1581 Schleswig und Holstein
zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog von Gottorp (Gottorf) in bunter
Gemengelage geteilt worden waren, bildete der herzogliche Anteil das Herzogtum
S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721 verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf)
nur noch der holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp
(Gottorf). 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), von denen 1767
Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestieg, ihre
Herrschaft in Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche
Linie der Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte,
erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden
Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1.
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Herzogtum). Sonderburg auf der Insel
Alsen erscheint 1253 als Burg und 1257 als Ort. 1461 erhielt es Stadtrecht. Bei
der Teilung von 1564 kam es mit Norburg, Arrö (Aerö), Plön und Ahrensbök an
Herzog Johann den Jüngeren, den Stammvater der Sonderburger Linien, dem zwar
die Stände die Huldigung verweigerten, so dass er nur abgeteilter Herr und
nicht an der gemeinschaftlichen Regierung Schleswig-Holsteins beteiligt war,
der aber in seinem Sonderburger Herzogtum alle Rechte eines regierenden Herren
wahrnahm.( Er erwarb 1581 bei der Aufteilung Schleswig-Holstein-Haderslebens
Reinfeld in Holstein, den Sundewitt sowie die Güter des Rudeklosters und
erbaute das Schloss Glücksburg.) Bei seinem Tod (1622) begründete sein Sohn
Alexander die Sonderburger Linie (Schleswig-Holstein-Sonderburg), Friedrich die
Norburger Linie (Schleswig-Holstein-Norburg), Philipp der Ältere die
Glücksburger Linie (Schleswig-Holstein-Glücksburg) und Joachim Ernst die Plöner
Linie (Schleswig-Holstein-Plön). Das Sonderburger Haus (Schleswig-Holstein-Sonderburg)
spaltete sich weiter auf in fünf Linien, von denen nur
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck
(Beck) Bedeutung bekamen. 1667/1668 zog König Friedrich III. von Dänemark das
verschuldete Herzogtum Sonderburg ein. 1866 kam Sonderburg mit Schleswig zu
Preußen, 1871 zum Deutschen Reich. 1920 fiel es
mit Nordschleswig an Dänemark.
L.: Sønderborg slot, hg. v. Norn, O. u. a., Kopenhagen 1963.
Schletten (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra, im frühen 18.
Jahrhundert zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 382; Riedenauer 127; Rahrbach 219.
Schlettstadt (Reichsstadt),
frz. Sélestat. S. an der Ill im Unterelsass wird 735 erstmals als Königsgut
erwähnt. Es kam im 11. Jahrhundert an das Kloster Sankt Fides in S., im 13.
Jahrhundert an den Bischof von Straßburg. Nach dem Aussterben der Staufer wurde
es 1292 eigens zur Stadt erhoben (Reichsstadt).
Von 1354 bis 1648 war es Mitglied des elsässischen Zehnstädtebunds. 1634/1648
kam es mit dem Elsass an Frankreich. Von 1871 bis 1918 gehörte es zum deutschen
Reichsland Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Gény, J., Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr
Anteil an den sozialpolitischen und religiösen Bewegungen der Jahre 1490-1536,
1900; Gény, J., Schlettstädter Stadtrechte, 1909; Krischer, J., Die Verfassung
und Verwaltung der Reichsstadt Schlettstadt im
Mittelalter, 1909; Wentzke, P., Geschichte der Stadt Schlettstadt, 1910;
Bronner, A., Stadt Schlettstadt, 1929; Witte, H., Schlettstadt, 1984; Rapp, F.,
Schlettstadt, LexMA 7 1995, 1488; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 549.
Schletz (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Schletzberg, Schrotzberg.
L.: Pfeiffer 210; Riedenauer 127; Neumaier 152.
Schletzberg (Reichsritter) s. Schrotzberg, Schrozberg
Schleusingen (Burg, Amt, Residenz des Grafen von
Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit ältere S. an der oberen Schleuse
erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der Landesteilung der Grafen von
Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V. († 1284) begründeten Linie
Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen, Themar), die rasch viele Güter
erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Rossdorf 1317,
Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld (Untermaßfeld) 1325, Coburg). 1310
wurden ihre Angehörigen zu gefürsteten Grafen erhoben. 1583 kam S. an das Haus
Wettin (Sachsen, Kursachsen), 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14.
Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
Schlitz genannt von Görtz (Herren, Reichsfreiherren, Reichsritter,
Reichsgrafen). Schlitz im Nordosten des
Vogelsberges erscheint anlässlich der Weihe der Kirche im Jahre 812. Nach
Schlitz nannten sich die 1116 erstmals bezeugten ministerialischen Herren von
S., die in Lehnsabhängigkeit von der Abtei Fulda um Schlitz eine Herrschaft
aufbauten. Seit 1218 führten sie den Namen S., seit 1408 in einer Linie S.
genannt von Görtz (Gerisrode?). Als Anhänger der Reformation (1563) lösten sie
sich vor allem seit dem Dreißigjährigen Krieg aus der Landesherrschaft Fuldas,
zu dessen Erbmarschällen sie 1490 erhoben worden waren. Nach 1612 setzten sie
die Aufnahme ihrer Herrschaft (mit Bernshausen, Nieder-Stoll (Niederstoll), Ützhausen,
Hutzdorf, Fraurombach, Queck, Rimbach, Sandlofs, Sassen, Wehnerts, Pfordt,
Hartershausen, Hemmen, Üllershausen, Schlitz, Hallenburg, Wegfurth, Berngerod,
Ober-Wegfurth (Oberwegfurth), Richthof, Unter-Schwarz (Unterschwarz),
Unter-Wegfurth (Unterwegfurth) und Willofs) in den Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken und damit die Befreiung von der Landstandschaft Fuldas
durch. 1677 wurden sie Reichsfreiherren, 1726 Reichsgrafen. 1804 erreichten sie nach dem Wegfall der
Oberlehnsherrschaft Fuldas die Aufnahme in das wetterauische Reichsgrafenkollegium des Reichstags.
Bei der Mediatisierung fiel ihr Gebiet (mit Schlitz, den Gerichten Hutzdorf,
Pfordt, Bernshausen und der Herrschaft Wegfurth) 1806 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: (Wolff 514;) Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 382f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 127(; 1100 Jahre Schlitzer Geschichte,
1912; Schlitz genannt von Görtz, E., Gräfin v., Schlitz und das Schlitzer Land,
1936) ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 357 „Schlitzerland“.
Schlüsselfelder von Kirchensittenbach (Reichsritter). Vielleicht zählten die S. mit dem
Rittergut Nackendorf zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 414; Riedenauer 127.
Schmalegg (Herrschaft). Nach der 1171 bezeugten
Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die seit etwa 1140 bekannten
ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt des Herzogtums Schwaben
erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an die Grafen von
Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg und Herrschaft an die Reichsstadt Ravensburg, die 1802/1803 an Bayern und 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg, 1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Schmalkalden (Herrschaft). S. (Smalacalta) an der
Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der Übertragung an das Kloster
Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum Hochstift Würzburg, um 1100 den
ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247 fiel es bei deren Aussterben in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg (Henneberg-Schmalkalden)und von
dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die Markgrafen von Brandenburg. 1353
gelangte es infolge einer Heirat über eine hennebergische Erbtochter an die
Burggrafen von Nürnberg, wurde aber 1360 von Elisabeth von Henneberg und dem
Landgrafen von Hessen je zur Hälfte zurückgekauft. 1544 wurde die Reformation
in der in real nicht geteiltem Gesamteigentum stehenden Herrschaft eingeführt.
1583/1619 fiel beim Aussterben der Grafen von Henneberg auf Grund eines
Erbvertrages die zweite Hälfte gegen den Widerstand wettinischer Miterben an
Hessen-Kassel. Von 1627 bis 1648 gehörte S. zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es
mit Hessen-Kassel (Kurhessen)Teil Preußens (1867 Regierungsbezirk Kassel). Am
1. 4. 1944 wurde es zum 1. 7. 1944 dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert
und mit diesem dem Reichsstatthalter in
Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945 kam es zu Thüringen
und damit zur sowjetischen Besatzungszone. Am 25. 7. 1952 ging Thüringen in der
1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3.
10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden,
1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H., Schmalkalden.
Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K., Schmalkalden, LexMA 7
1995, 1501.
Schmid (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schmid von Brandenstein, Brandenstein
(Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
rechneten die 1774 zu Freiherren erhobenen S. (Brandenstein) mit Orschweier
(Orschwier) bei Mahlberg zum Kanton (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 65.
Schmidberg, Schmiedberg (Reichsritter).
Von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die S. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Von 1716 bis 1777 waren die S. wegen
des 1694 erheirateten oberen Schlosses zu Talheim im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Riedenauer 127; Schulz 271; Neumaier 84.
Schmidt (Reichsritter).
Im frühen 19. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 127.
Schmidt auf Altenstadt (Reichsritter). Die S. zählten zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
Schmidt von Eisenberg (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schmidtburg zu Weiler (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 waren die Freiherren von S. mit
Teilen von Weiler Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 161.
Schmiechen (Herrschaft), Schmüchen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die in Bayern gelegene Herrschaft S. den Fugger-Kirchheim.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).
Schmitz-Grollenburg (Reichsritter).
Franz Edmund von S., hohenzollerischer und schwarzenbergischer Reichstagsgesandter, war von 1803 bis 1805 Mitglied
des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben
und des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Hellstern 213.
Schneeberg (Reichsritter).
Um 1550 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 127; Rahrbach 221; Neumaier 67.
Schneider (Reichsritter).
Vielleicht zählten um 1806 S. zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schnell von Rottenbach, Schmoll? (Reichsritter). Vielleicht zählten S. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schnorrenberg und Steinkallenfels (Freiherren, Reichsritter). S. Schorrenburg.
L.: Winkelmann-Holzapfel 161.
Schoder (Reichsritter).
Vielleicht zählten S. im frühen 16. Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Scholl, Schmoll? (Reichsritter).
Vielleicht zählten S. im frühen 16. Jahrhundert zum Ritterkreis Franken. S.
Milz.
L.: Riedenauer 127; Ulrichs 209.
Schöller (Herrschaft). S. bei Düsseldorf
erscheint erstmals 1182 (Schonlare) in einer Urkunde des Stifts Sankt Gereon in
Köln. Über die Erbtochter Wolfgang Wilhelms von S. kam es um 1700 an die Grafen
von Schaesberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über das
Herzogtum Berg der Pfalz zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946 gelangte S. über Preußen zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Schoeller, A., Geschichte der Familie Schöller, 1894; Schoeller,
H., Beiträge zur Geschichte der Familie Schöller, 1910.
Schönau (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiherren von S. (von und zu S.) mit Wehr (Wöhr) und Zell zum
Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Mit Saasenheim
waren sie Mitglied des Ritterkreises Unterelsass. Sie erloschen in männlicher
Linie 1847.
L.: Hölzle, Beiwort 67; Ruch Anhang 78.
Schönau (reichsunmittelbare Herrschaft). Die
Herrschaft S. bei Aachen war am Ende des 18. Jahrhunderts nicht eingekreister Reichsteil des Heiligen Römischen Reiches. Sie bestand nur aus einem Haus und einigen
hundert Morgen Landes ohne Untertanen. 1759/1764 erzwang die Pfalz als Herzog
von Jülich vom sie innehabenden Herren von Blanche die Anerkennung der
Landeshoheit Jülichs. 1815 kam S. zu Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 498.
Schönau zu Wehr, Schönau zu Wöhr (Freiherren, Reichsritter). S. Schönau
L.: Ruch Anhang 78.
Schönau zu Zell, Schönau-Zell (Freiherren, Reichsritter). S. Schönau
L.: Ruch Anhang 78.
Schönbeck (Reichsritter).
Im frühen 16. und frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schönberg (Burg, Herrschaft). 1303 erscheint die
Burg S. bei Bensheim der Schenken von Erbach, die diese von der Pfalz zu Lehen
hatten. 1510 kam das Lehnsrecht an Hessen. 1717 wurde S. Sitz der Linie
Erbach-Schönberg. 1806 kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S.
Erbach-Schönberg.
L.: Wolff 123; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Schönberg, Schenburgk (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert (um 1550) zählten die S. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 127; Stetten 33.
Schönberg (östlich Lübecks) (Residenz des Bischofs
von Ratzeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Schönberg auf Wesel (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Schönborn (Reichsritter,
Freiherren, Grafen). Nach dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte
sich ein 1284 erstmals sicher bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität
aufgestiegenes Adelsgeschlecht. Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit
verschiedenen, bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines
Zweiges aussterbenden Linien zur rheinischen Reichsritterschaft
(Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert verlagerte es seinen Schwerpunkt nach
Franken. 1642 wurde Johann Philipp von Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof
von Mainz. Als Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine
hervorgehobene Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen der 1671 erworbenen
Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von
S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die
reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit eine zweite Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der
Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald,
Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa
1790) immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie
Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid
zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und
die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm,
Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S.,
Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl,
Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen,
Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof,
Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen
und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und
Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie
mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom
und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach
fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen,
Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die
Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen
1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über
Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert,
(in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von
Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur Geschichte
des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 (Heusenstamm).
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das
ursprünglich edelfreie, dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um
Naumburg stammende und 1166 erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu
selbständiger Stellung empor. Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des
Wild- und Forstbannes, die reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau,
Lichtenstein und Geringswalde. Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um
1300), die Herrschaft Waldenburg (1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen die
Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein zum
Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen
an Böhmen auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau
ging 1413 mit dem Aussterben der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die
Markgrafen von Meißen verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit
über die Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne
die Reichsstandschaft der zur Reformation
übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben diese nach Aufgabe
ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von Sachsen die
Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als Lehen,
wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen,
1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die
untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere
Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit
(über die sog. Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779
über Bayern von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25
Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und
Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den
Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum
obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die
Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1806 ging mit der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878
eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens.
Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schöner von Straubenhardt (Reichsritter). Die S. zählten bereits 1488 zur
Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1614 waren sie
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Schönfeld, Schönfeldt (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra, zum Kanton Gebirg
sowie zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten sie mit
den Rittergütern Mühlen und Egelstal zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Seyler 383, Riedenauer 127; Hellstern 213.
Schönstätt (Reichsritter).
Im frühen 17. Jahrhunderts zählten die S. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken und außerdem vielleicht zum Kanton Gebirg sowie zur vogtländischen
Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 127.
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts
(1153?, vor 1157) gründete der fränkische Ritter Wolfram von Bebenburg auf
seinem Gut Neusaß an der Jagst das Zisterzienserkloster Neusaß, das vor 1163
nach S. (Hoefelden) verlegt und dementsprechend umbenannt wurde. 1157 erhielt
es die Bestätigung des Kaisers und 1176/1177 die des Papstes. 1418 erlangte es
die Reichsunmittelbarkeit, wurde aber 1495 durch
Übertragung der Vogtei seitens Königs Maximilian dem Erzstift Mainz
unterstellt. 1671 erwarb S. die im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikulierte reichsritterschaftliche Herrschaft Aschhausen mit Teilen von
Bieringen und Teilen von Sershof, gewann jedoch weder Reichsstandschaft
noch Kreisstandschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das unmittelbare
Gebiet der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit 300 Einwohnern. Sie hatte insgesamt noch
folgende Güter: S., Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg, Diebach, Oberkessach
mit Hopfengarten und Weigental (Weigenthal), Westernhausen, halb Berlichingen,
die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg, Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß,
Sershof, Schleierhof, Spitzenhof, den Propsteihof zu Mergentheim, den
Schöntaler Hof in Heilbronn und über 4500 Morgen Land. Um 1800 zählte S. zum
Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es mit sieben Dörfern und etwa 3100 Einwohnern
an Württemberg und wurde aufgehoben. 1951/1952 fiel S. über Württemberg an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Die Kunstdenkmäler in Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau, bearb.
v. Himmelheber, G., 1962; Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825 Jahre Kloster
Schöntal, 1982; Eberl, I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f.
Schorrenburg (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 zählten die zwischen 1717 und 1731 aufgenommenen Freiherren von S.
wegen Dörrmoschel mit Teschenmoschel (nördlich Kaiserslauterns) zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 161; Böhn, G., Inventar des Archivs der
niederrheinischen Reichsritterschaft, 1971, 276.
Schott von Schottenstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der Burg Schottenstein bei Staffelstein
nannten sich die S. (Stein an der Itz). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten
sie zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken. Früh gehörten sie auch dem
Kanton Rhön-Werra sowie vielleicht dem Kanton Gebirg an. Außerdem waren sie mit
dem 1787 von den Hopffer (Hopfer) erworbenen Bläsiberg (Blasiberg) Mitglied im
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Schottenstein selbst war nach der
Zerstörung der Burg durch Bamberg und Würzburg Ganerbendorf der Greiffenclau zu
Vollrads (Greiffenclau), Lichtenstein, Hendrich und des Hochstifts Würzburg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 65; Riedenauer
127; Rahrbach 222.
Schramberg (Herrschaft). S. an der Schiltach im
Schwarzwald wird 1293 als Burgsiedlung erstmals erwähnt. Die Herrschaft S. geht
zurück auf die mittelalterliche Herrschaft Falkenstein, deren Zweig Ramstein
seine Güter um 1448 an Hans von Rechberg von Hohenrechberg veräußerte. Nach
Ausbau der Burg S. und Bildung der Herrschaft S. verkaufte der Enkel 1526 die
Herrschaft an seinen Schwager Hans von Landenberg von Breitenlandenberg, die
Nachkommen 1547 an Rochus Merz von Staffelfelden, dessen Nachfolger Gottfried
Zotter von Berneck 1583 für 15000 Gulden an Habsburg/Österreich. Von 1594 bis
1806 war S. Mittelpunkt einer zum österreichischen Reichskreis
zählenden, 1648 von den aus Sachsen kommenden Freiherren von
Bissingen-Nippenburg erworbenen Herrschaft in Vorderösterreich. Danach fiel es
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Dambach, O., Ort und Herrschaft
Schramberg, 1904; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg, 1905; Forderer, J.,
Schramberg, 1958; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v.
Zekorn, A. u. a., 2002; Schramberg, hg. v. Museums- und Geschichtsverein
Schramberg e. V. u. a., 2004; Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg
Hohenstein, bearb. v. König, J., 2005.
Schrautenbach, Schrautenbach genannt Weitolsheim,
Weitolshausen genannt Schrautenbach, Weitelshausen genannt Schrautenbach (Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 127; Stetten 33; Neumaier 78; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Lindheim 18. Jh.).
Schriebersdorf (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 384; Riedenauer 127.
Schrimpf von Berg, Schrimpff von Berg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die S. (Berg
genannt Schrimpf) zu den Kantonen Rhön-Werra, Gebirg, Steigerwald und Baunach
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 384; Riedenauer 122; Rahrbach 225.
Schrottenberg (Freiherren, Reichsritter).
Vom späteren 17. Jahrhundert bis 1806 zählten die Freiherren von S. mit
Untermelsendorf, Obermelsendorf und Bernroth, Treppendorf, Eckersbach und dem
Rittergut Reichmannsdorf zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im späteren 17. Jahrhundert auch
im Kanton Baunach immatrikuliert.
L.: Stieber; Pfeiffer 199; Bechtolsheim 16, 196f.; Riedenauer 127; Rahrbach
227.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg (Herrschaft).
Die Schrozburg (Schrotzburg) bei Schwäbisch Hall hatten anfangs die reichsministerialischen
Herren von S. als Lehnsträger der Hohenlohe inne. Eine Hälfte kam 1521 an die
Adelsheim und 1558 an die Hohenlohe. Die andere Hälfte gelangte über die
Vorbach und Seldeneck 1347 an die Rothenburg, 1397 an die Neuenstein, 1409 an die
Berlichingen und 1609 an die Hohenlohe. Diese hatten die Güter, ausgenommen die
Zeitspanne von 1635 bis 1648, bis zur Mediatisierung in Württemberg
(Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg-Ingelfingen). S. Schrozberg (Reichsritter).
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schloss Schrozberg, hg. v. d.
Stadtverwaltung, 1977.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg (Reichsritter). Die seit 1249 nachweisbaren Herren von
S. bei Schwäbisch Hall saßen zunächst vermutlich auf der Burg Leineck und dann
bis 1521 auf S. Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl, vom 16.
Jahrhundert bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. kam 1558/1609 an die Hohenlohe und von dort an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Schrozberg
(Herrschaft).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Stetten 33;
Riedenauer 127, Rahrbach 228; Neumaier 72.
Schuhmacher (Reichsritter).
Vielleicht zählten im früheren 18. Jahrhundert S. zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schuhmann (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 127.
Schulenburg (Freiherren, Grafen). Das 1237 in der
Altmark erstmals erwähnte, seit 1304 vielfach verzweigte, 1373 im
Erbküchenmeisteramt der Mark Brandenburg bestätigte, in Brandenburg, Sachsen
und den welfischen Landen in vielen Linien begüterte Geschlecht wurde 1563 in
den Reichsfreiherrenstand und 1728/1790 in zwei
Linien in den Reichsgrafenstand erhoben.
L.: Danneil, J., Das Geschlecht der von der Schulenburg, 1847; Schmidt, G., Das
Geschlecht von der Schulenburg, 1897ff.
Schulers (Reichsritter).
Die S. zählten mit der Burg Weltersburg zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein der Reichsritterschaft.
L.: Winkelmann-Holzapfel 162, 177.
Schüpfer Grund (Reichsherrschaft,
Ganerbschaft). Der aus dem Marktflecken Unterschüpf und fünf Dörfern
nordwestlich Mergentheims bestehende S. gehörte ursprünglich einem
namengebenden Reichsministerialengeschlecht und
dann den Herren von Rosenberg. Später war er eine Ganerbschaft, an der die
Grafen von Hatzfeld, die Herren von Hoheneck und einige weitere Familien
beteiligt waren. Er war nicht eingekreister Reichsteil.
1803 fiel er an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 504.
Schussenried (Kloster, Reichsabtei)
(seit 1966 Bad Schussenried). In dem bereits jungsteinzeitlich besiedelten und
um 700 erstmals erwähnten Ort errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei
ihrer Burg ein Prämonstratenserkloster, das 1183 die Bestätigung des Kaisers
und 1215 des Papstes erhielt. König Heinrich (VII.) nahm es 1227 in den Schutz
des Reiches. Das 1376 reichsunmittelbar
gewordene Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert durch Kauf und Inkorporation
14 Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487 gewährte Kaiser Friedrich III.
Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh Kaiser Maximilian I. den Blutbann
im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte die Herrschaft über die Ortschaften
S., Michelwinnaden, Otterswang, Reichenbach,
Stafflangen, Winterstettendorf und Allmannsweiler, insgesamt einem Gebiet von
2,6 Quadratmeilen Größe mit rund 3400 Einwohnern. Sie hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis. 1803 wurde S.
säkularisiert und kam durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 an die Grafen von Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch
von Schussenried, 1950; Kasper, A., Die Bau- und Kunstgeschichte des
Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil 1f. 1957/1960; Koupen, H., Die
Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts Schussenried, Analecta
Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff.
Schutizi (Gau zwischen Elster und Zschopau,
Chutizi, Gudici, Zcudici) s. Chutizi
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 Schutizi
(Zwenkau, Wechselburg, Lastau, Nerchau), Scuntica (Prießnitz); Hessler, W.,
Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 19, 116 Chutizi
(Böhlitz, Colditz, Göttwitz, Grottewitz, Lastau, Leipzig, Leisnig,
Liebertwolkwitz, Lößnig, Magdeborn, Mutzschen, Nauberg, Nerchau, Prießnitz,
Rochlitz, Schkölen, Taucha, Taucha am Rippach, Wechselburg, Zwenkau); Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 10.
Schuttern (Reichsabtei).
Das Benediktinerkloster S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817
wurde es unter den 14 reichsten Reichsabteien
genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der freien Wahl des Abtes. 1009
kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren zunächst
die Herzöge von Zähringen, dann die Herren von Tiersburg bzw. Diersburg (1235),
die Herren von Geroldseck (1377), welche die Stadt S. errichteten, sowie die
Pfalzgrafen bei Rhein (1486/1495). 1805 fiel das in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommene, in der Ortenau, im Breisgau,
im Elsass, in Schwaben und in Lothringen begüterte Kloster an Baden, das es am
31. 8. 1806 aufhob. Mit Baden kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915;
Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f.
Schütz, Schüz (Freiherren, Reichsritter). Im frühen 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 384; Riedenauer 127.
Schütz von Eutingertal (Reichsritter). Von 1548 - mit dem Statthalter der Herrschaft
Hohenberg Gall S. von und zu Eutingertal - bis 1623 waren die S. Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Schütz von Hagenbach und Uttenreuth, Schütz zu
Hagenbach und Uttenreut (Reichsritter). Im
frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schütz von Holzhausen (Reichsritter).
Das Geschlecht der S. ist seit dem 13. Jahrhundert bezeugt. Im 18. Jahrhundert
zählten die S. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 78; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Friedberg).
Schütz-Pflummern (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit dem 1739 erworbenen
Hohenstein und dem 1726 erworbenen Winzerhausen zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben. Winzerhausen kam über Württemberg 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 62.
Schutzbar genannt Milchling, Schutzbar genannt
Burgmilchling (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
waren die S. Mitglied in den Kantonen Altmühl, Rhön-Werra und Steigerwald (?)
des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten sie zum Ritterkreis Rhein
und nur zeitweise noch zum Kanton Rhön-Werra.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 127;
Rahrbach 229; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Trais 1550).
Schwab (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Schwabegg, Schwabeck (Herrschaft). Nach S.
südwestlich Augsburgs nannten sich Herren von S., deren Herrschaft nach ihrem
Aussterben 1167 an die Staufer und 1268 an Bayern kam. Seit 1375 war sie an
verschiedene Herren verpfändet. 1666 wurde sie von Bayern zurückerworben und
Herzog Maximilian Philipp überlassen. Dieser ließ sich die Grafschaftsrechte
als Reichslehen bestätigen. Nach seinem Tod 1705
wurde S. als erledigtes Reichslehen eingezogen
und dem Hochstift Augsburg übertragen, kam aber 1714 an Bayern (Pfleggericht
Türkheim) zurück. 1778/1779 entzog es der Kaiser Bayern kurzzeitig. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften Mindelheim und S. dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Ruf, H., Die Herrschaft Schwabegg,
(in) Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968.
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der
Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es zunehmend als S. bezeichnet wurde.
Mehrere Geschlechter rangen miteinander um die Macht (Hunfridinger,
Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger wechselte die
Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen Familien
(Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger). Heinrich
IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw. Staufen,
dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer, Lenzburger und
zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin) innehatte. Nach
Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes, vor allem die
Grafen von Württemberg, am Reichsgut und
Herzogsgut und verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König
Rudolf von Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290)
verlieh, unter dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin
vereinigte Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes
in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die
nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei
Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau
gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt
auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das
Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde
ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben
zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei
in Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf
(Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf
(Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei
wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft
endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste
rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte
und Vogteirechte auch gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet
der Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die
Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem
Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder,
A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb.
Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG
54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in)
Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs
vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H.,
Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von
Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W.,
Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas
von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die
Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III,
27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia,
Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A.,
Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H.,
Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis
1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien
im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen
bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern,
hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in)
Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127;
Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7
1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,
3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v.
Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und
der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v.
Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v.
Hoffmann, C. u. a., 2007.
Schwaben (Landvogtei), Reichslandvogtei Oberschwaben und Niederschwaben s. Schwaben (Herzogtum)
Schwaben (Ritterkreis), schwäbischer Ritterkreis.
Der zwischen 1541 und 1545 entstandene, 1560 mit einer Verfassung versehene
Ritterkreis S. (schwäbischer Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Franken
(fränkischer Ritterkreis) und der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis)
eine Untergliederung der Reichsritterschaft. Er
setzte sich seit 1749 aus den fünf Kantonen Donau (Ehingen), Hegau bzw.
Hegau-Bodensee-Allgäu (Radolfzell [Hegau], Wangen [Allgäu-Bodensee]), Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau
(Heilbronn) zusammen. Um 1790 umfasste der in Ehingen sitzende Ritterkreis etwa
670 Herrschaftsgebiete mit 160000 Einwohnern und rund 140 Ritterfamilien.
1805/1806 löste er sich auf. Art. 25 der Rheinbundakte setzte formell die
Eingliederung der ritterschaftlichen Gebiete in die umgebenden Territorien
fest.
L.: Wolff 507.
Schwabengau (Gau im Gebiet von Bode, Selke und
Wipper)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 (Sueuia,
Sueuon, Suaua, Sueua, Sueuum, Svoua, Sueuun, Gau im Gebiet von Bode, Selke und
Wipper, Gröningen, Kroppenstedt, Giersleben, Ritterode, Hedersleben, Rodersdorf
bzw. Roderstorf, Wedderstedt, Walbeck, Groß Schierstedt bzw. Schierstedt,
Schackenthal bzw. Schakental, Zehling); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des
frühen und hohen Mittelalters, 1957, 59, 148 Schwabengau (Adersleben, Aderstedt,
Badeborn, Preußisch Börnecke, Bräunrode, Bründel, Cochstedt, Cölbigk, Egeln,
Westeregeln, Gernrode, Giersleben, Gröningen, Hedersleben, Hettstedt,
Kroppenstedt, Quenstedt, Reinstedt, Rieder, Ritterode, Ritzgerode, Rodersdorf,
Sandersleben, Schackenthal, Groß Schierstedt bzw. Großschierstedt, Walbeck,
Wedderstedt, Welbsleben, Wiederstedt, Winningen); Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 35, 38, 41, III, 27, 29, Swebun, Suevon,
Swabengowe, (Schwabengau); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 9.
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt)
(1805-1934 Gmünd). Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vermutlich im Gebiet
von S. an der oberen Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd
gemeint) der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals
erwähnt. Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es
Verwaltungsmittelpunkt des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der
Staufer. 1241 erschien es im Reichssteuerverzeichnis.
Mit dem Aussterben der Staufer in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann die Stadt pfandweise das Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft
Bargau. Mit einem 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa
15000 Einwohner umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach, Bargau,
Iggingen) kam die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis
vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Mit
Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk,
E./Dietenberger, E., 1962; Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb. v.
Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006.
Schwäbisch Hall (Reichsstadt).
Das Gebiet von S. am Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits
die Kelten beuteten die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals
erwähnt (Halle). Von den Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert
(um 1116) erbweise an die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa
Stadtrecht verlieh. Schon zu ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten
Münzprägestätten des Reiches (Heller um 1200
erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von auswärtigen
Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre
Selbständigkeit gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb
sie das Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller
erhebliche Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden
Namen S. Im 14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im
15. Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg,
Ilshofen, Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem
15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen Reichskreis
(bzw. Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein. Um 1800
zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam S. mit 6
Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an
Württemberg, das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte
der Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz
eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam die
Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C4;
Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische Geschichte, 1896;
Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der Treppe, 1955;
Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt
Hall von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb.
v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A.
1976; Wunder, G., Probleme der Haller Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger
von Hall, 1980; Studien zur Geschichte der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist.
Verein für Württembergisch Franken, 1980; Döring, W., Die Mediatisierung der
ehemaligen Reichsstadt Hall durch Württemberg
1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der
Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15.
Jahrhundert, 2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a.,
1987; Dürr, R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7
1995, 1605; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B.,
Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Hall
vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende der Reichsstadtzeit
(1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als
zum österreichischen Reichskreis zählender Teil
Vorderösterreichs die habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen,
Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau
(1301/1304), die Grafschaft Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg
(1465) und die Landvogtei Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen
unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier Oberämter
eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763 der neu
errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht
zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780).
Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern.
1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und
Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.
Schwäbischer Reichskreis.
Der 1521 für das Gebiet zwischen Rhein, Lech, Wörnitz,
Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen die Reichsritterschaft
und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste 1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz,
Augsburg, Ellwangen und Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für
Baden-Baden, Baden-Durlach und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift
Buchau, Auersperg (für Tengen), Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen,
Schwarzenberg (für Klettgau), Liechtenstein und Thurn und Taxis (für
Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee,
Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal
(Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim,
Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny; Grafen und
Herren: Landkomtur der Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw.
Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch
und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von
Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang
(seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726
Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759
Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft
bestritten), Justingen (seit 1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt
Blasien), Eglofs, Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit
1711 von der Leyen) und Sickingen; Reichsstädte:
Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen,
Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl,
Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt, Wangen, Isny,
Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen, Bopfingen, Buchau,
Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 verringerte sich
die Zahl der Stände von 88 auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg,
Baden, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von
der Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof
von Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von Württemberg. Tagungsort war
meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im Zeitalter der französischen
Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische Kreis, 1971; Neipperg, R.
Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733), 1991; Wüst, W., Die „gute“
Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T.,
Krummstab und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände
Schwabens, 2001; Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis
zwischen Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung, 2010.
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium.
Um 1530 entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und
Grafen (z. B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488
Schwäbischer Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit
etwa 1540 im Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme
hatte. Mitglieder waren (um 1795) das Reichsstift
Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.)
Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg,
Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil,
Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf,
Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769
wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger
(seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654
wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708
wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck
[Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf,
Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741),
Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg
(seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches
(deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium,
das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet
wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes,
1788.
Schwäbisches Reichsprälatenkollegium.
Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts verbanden sich schwäbische Reichsprälaten zur gemeinsamen Beschickung des Reichstags, auf dem sie seit Mitte des 16.
Jahrhunderts eine Kuriatstimme führten. Voraussetzungen der Zugehörigkeit waren
unbestrittene Reichsunmittelbarkeit und
Zugehörigkeit zum Schwäbischen Reichskreis. Um
1790 gehörten dem S. an: Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee,
Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal
(Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten (seit 1750), Gengenbach
(seit 1751), Neresheim (seit 1764), Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt,
Söflingen (seit 1775) und Isny (seit 1782). Mit der Säkularisierung 1802/1803
löste sich das schwäbische Reichsprälatenkollegium
auf.
L.: Zeumer 552 II a 36; Reichsprälat.
Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff.
Schwabsburg (Burg, Reichsdorf
[Reichsgut]). S. bei Nierstein südwestlich von
Mainz erscheint als Burg erstmals 1257. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig
der Bayer dem Erzbischof von Mainz unter anderem S. Am 25. 12. 1356 verpfändete
Kaiser Karl IV. S. an die Stadt Mainz, am 12. 2. 1375 an Kurfürst Ruprecht von
der Pfalz. Über die Pfalz und Hessen-Darmstadt kam es wie Oppenheim 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 466; Zimmermann, W., Zur Geschichte Schwabsburgs (ungedruckt).
Schwabstedt (an der Treene südöstlich Husums)
(Residenz des Bischofs von Schleswig)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 524.
Schwaigern (reichsritterschaftliche Herrschaft)
(Schweigern). S. bei Heilbronn erscheint erstmals 766 (Suegerheim, zu ahd.
sweiga Viehhof). Neben Lorsch hatten Odenheim, Worms und das Ritterstift
Wimpfen Güter in S. Die Herrschaft S. wurde 1302 von den ursprünglich
staufisch-ministerialischen Reichsgrafen von
Neipperg erworben. Sie zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben.
1806 kam S. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Schwaigern, 1994.
Schwalbach (Ganerben, Reichsritter).
Die aus S. im Taunus stammende Familie war von 1463 bis nach 1516 an der
Ganerbschaft Schornsheim beteiligt. Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Carben (Karben).
L.: Zimmermann 78; Stetten 33; Riedenauer 127; Neumaier 78, 80, 83, 126, 147,
156, 166; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Schwalbach, Niederholzheim) um 1650
ausgestorben.
Schwanenberg (Herrschaft). Seit langem zählte die
Herrschaft S. südwestlich Düsseldorfs zur freien Reichsherrschaft
Wickrath, die am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen Quadt zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
gehörte. Über Preußen kam S. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 366; Wallner 704 WestfälRK 45; Sels, L., Beiträge zur Geschichte der
Bürgermeistereien Kleingladbach, Gerderath und Schwanenberg, 1925.
Schwaningen (Reichsritter)
s. Rechenberg
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 127.
Schwarzach (Reichsabtei).
Möglicherweise 758 gründete Graf Ruthart mit seiner Frau das Kloster S. bei
Rastatt, das vielleicht ursprünglich in der Arnulfsau am Rhein lag. 961
genehmigte König Otto der Große den Tausch von Gütern in 19 Orten auf der Baar
gegen Neuershausen im Breisgau und Dinglingen bei Lahr. 1032 gab Kaiser Konrad
II. die Abtei dem Hochstift Speyer. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden
Streitigkeiten mit den Markgrafen von Baden-Baden wegen der Landeshoheit über
das Klostergebiet, doch kam ein seit 1721 deswegen vor dem Reichskammergericht geführter Prozess nicht mehr zu
Ende. 1803 fiel S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Harbrecht, A., Die Reichsabtei
Schwarzach, (in) Die Ortenau 31-37 (1951-1957).
Schwarzach (Reichsritter).
Von 1747 bis 1770 waren die S. wegen des 1746 erworbenen, beim Erlöschen an die
Beroldingen vererbten Rittergutes Horn im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 271.
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen
(S., Königsee, Ehrenstein) weitere Reichsgüter
(1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383 Stadtroda). 1332 kauften
sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben sie die Herrschaft
Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen von Orlamünde, 1340
Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen sowie 1356 Sondershausen
von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit Karls IV. bekleideten
sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das Reichserbjägeramt.
Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts mehrfach zu Erbteilungen
(1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an die Markgrafen von
Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S. [1315], 1276/1349
Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S. seit 1342/1344 als
Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15. Jahrhundert
gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der Oberhoheit der
Albertiner stehende Unterherrschaft um Sondershausen und die unter Oberhoheit
der Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft
begabte Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg
und wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach
kurzer Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und
Einführung der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564)
die Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie wurden unter Beseitigung der
Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw. 1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat zugelassen. Beide Fürstentümer traten
1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund
und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1816/1821
erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen eine
Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1909
wurde Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion
vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden
Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990
aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd.
1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v.
Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt,
1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
Schwarzburg-Arnstadt (Grafen). 1651 spaltete sich von der
1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die zum
obersächsischen Reichskreis zählende Linie S.
ab, die 1669 ausstarb. 1681 entstand eine weitere, 1697 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1716 erloschene Linie.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 15; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
Schwarzburg-Blankenburg (Grafen). Aus der 1274 von Schwarzburg
abgespalteten Linie S. entstammte der 1349 gewählte Gegenkönig Günther (XXI.)
zu Karl IV. Sie erwarb 1340 aus dem Erbe der Grafen von Orlamünde unter anderem
Rudolstadt sowie 1356 von den Grafen von Hohnstein auf Grund einer
Erbverbrüderung von 1325 die Herrschaft Sondershausen. 1564 vereinigte sie beim
Aussterben von Schwarzburg-Schwarzburg unter Graf Günther XL. die gesamten
Güter in einer Hand.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 192
Schwarzburg-Frankenhausen (Herrschaft, Grafen). Frankenhausen im
nördlichen Thüringen zwischen der Hainleite und dem Kyffhäuser war im 9.
Jahrhundert Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutsbezirks.
Im 11. Jahrhundert unterstand es dem Haus Weimar-Orlamünde, seit Anfang des 13.
Jahrhunderts den Grafen von Beichlingen. 1340 erwarb es der Graf von
Schwarzburg. Von 1571 bis 1594 war es Sitz der Linie S. 1599 kam es an
Schwarzburg-Rudolstadt und wurde Hauptort einer Unterherrschaft.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920.
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat).
Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Zu
Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde. 1326
erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit 1599 war
es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums S. Die Grafschaft erhielt
1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft
begabten Oberherrschaft Schwarzburg mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg,
das 1534 aufgehobene Kloster Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft
gehörige Drittel Frankenhausen. Am 3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das zum obersächsischen
Reichskreis zählende S. nach Ablösung der
Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816/1821
erhielt es eine 1854 umgestaltete Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen
Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. S.
umfasste (1910) 941 Quadratkilometer mit 100700 Einwohnern und wurde beim
Aussterben des Fürstenhauses von Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in
Personalunion vereinigt. Nach Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918
verselbständigte sich S. als Freistaat. Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land
Thüringen auf. Das Geschlecht der S. starb 1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von
Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat). Sondershausen
an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über
die Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis
gehörige S. die Linien Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt
(bis 1669) ab. Die überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt
(Schwarzburg-Arnstadt bis 1716). Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie
Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1754 wurde S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis
1819 bereinigte es durch Verträge mit Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach
(Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) sein stark
zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit
Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von Preußen eingeschlossenen
Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866
trat es dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich
bei. 1910 umfasste S. 862 Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem
Aussterben des Hauses (1909) vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt
beide Fürstentümer in Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918
entstand der Freistaat S., der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das
seinerseits 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik kam, in der es am 23. 7. 1952 aufgelöst
(str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429 wurde das Geschlecht in den
Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger Linie) in den Grafenstand und
1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des
schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste
es die Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach)
zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber
1623 durch die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel
seit 1437 in zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg).
Durch Erwerb von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft
Erlach, zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium),
Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723
Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den
Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine
reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im
westfälischen Reichsgrafenkollegium), der
Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im
schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der
am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der
Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der
Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für seine
fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der
gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit
Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16.
Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16.
Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim
im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die
oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden
(1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der früheren
Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848
standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns
bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schwarzenberg (Reichsdorf),
Schwertzenberg (?), Erzenberg. s. Erzenberg (bei Schwellbrunn in der Schweiz).
L.: Hugo 474, 473.
Schwarzenholz (Herrschaft). Die aus den Dörfern S. und
Labach bestehende, nordöstlich von Saarlouis gelegene freie Reichsherrschaft S. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen.
1563 hatten die Herren von Lichtenberg ihre Rechte an der Herrschaft an
Nassau-Saarbrücken verkauft, das sie 1664 an das Frauenkloster (Frauenlautern)
Fraulautern bei Saarlouis abgab. 1815 kam S. an Preußen, 1919 und 1945/1946 an
das Saargebiet und 1957 an das Saarland.
L.: Wolff 502.
Schwegerer, Schweigerer (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach
des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Riedenauer 127.
Schweidnitz (Fürstentum, Residenz des Fürsten),
poln. Świdnica. S. an der Weistritz in Niederschlesien entstand in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (vor 1243 bzw. vor 1249) bei einer
gleichnamigen slawischen Siedlung. 1260 erhielt es Neumarkter Recht. 1290/1291
wurde es Sitz des Fürstentums S. einer Nebenlinie der niederschlesischen
Piasten, die auch das 1278 entstandene Fürstentum Jauer bis 1301 besaß. 1301
wurde in S., Jauer (1312) und Münsterberg (1322) aufgeteilt. 1346 wurde S. mit
dem Fürstentum Jauer (ohne Münsterberg) vereinigt. Durch die Heirat der Erbin
Anna von Schweidnitz-Jauer mit Kaiser Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen
und 1526 an Habsburg bzw. Österreich. 1742 fiel es an Preußen. Das Fürstentum
war 45 Quadratmeilen groß und in die Kreise S., Striegau, Bolkenhain-Landeshut
(Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach
gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W.,
Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und
Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929;
Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Schweidnitz, 1935; Bein,
W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten, 1990; Gawlas, S.,
Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.
Schweigen, Schweiger (Reichsdorf).
Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Dorf S. südwestlich von Bergzabern bei Weißenburg im Elsass,
das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte.
Über die Pfalz kam es 1815 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 472.
Schweinfurt (Reichsstadt).
Eine an einer Mainfurt vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung
erscheint 791 als Suinvurde. Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf, nach
der sich wohl mit den älteren Babenbergern verwandte, reich begüterte
(Ammerthal, Creußen, Kronach) Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben
und ihre Güter vor allem (1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift
Eichstätt (sowie etwa den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees)
hinterließen. Die danach auf Reichsboden
entstandene Siedlung unterhalb der Burg war am Anfang des 13. Jahrhunderts
Stadt und wurde spätestens 1254 Reichsstadt.
Nach einer Zerstörung wurde sie 1259 neu erbaut und von den Grafen von
Henneberg und dem Hochstift Würzburg in Besitz genommen. Allerdings konnte sie
sich allmählich dem Zugriff des Hochstifts Würzburg und auch der
Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg) entziehen. 1282 befreite König Rudolf
von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und 1386 löste sie sich aus
der 1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten Verpfändung an
Würzburg. 1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl (Reichsvogtswahl), 1443 den Blutbann. 1542 schloss sie
sich der Reformation an. 1554 wurde die Stadt, die Sitz und Stimme im
fränkischen Reichskreis hatte und im
schwäbischen Reichsstädtekollegium des Reichstags vertreten war, völlig zerstört. 1802/1803
kam sie mit 2 Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an Bayern, von 1810 bis
1814 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das
Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit,
1954; 700 Jahre Stadt Schweinfurt 1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am
Main, 1964; Fuchs, A., Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula
zur Reichsstadt Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., 1987;
Bundschuh, J., Beschreibung der Reichsstadt
Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19. Jahrhundert, 1991; Fahlbusch, F.,
Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000 Jahren. Die Schweinfurter Fehde und
die Landschaft am Obermain, hg. v. Schneider, E. u. a., 2004.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der
späteren S. im westlichen Teil zu Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die
während des Investiturstreites Zürich als Reichslehen
gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen
Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet
in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich
(VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die
Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten,
die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit.
1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich
II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats
August 1291 schlossen sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die
drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri
mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und
Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und
jede andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am
3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf
Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die
Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von
Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden
sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz,
Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer
(Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging,
daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte.
Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332
schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt
Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der Einführung des gemeinen
Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich
tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel
und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen.
1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das
Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende
Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten,
wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13
Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und
Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus,
dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt
von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte
entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische
Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden
Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der
revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik.
Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel,
Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf,
Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die
dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt.
Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die
Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von
Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone
bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen
sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt
sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde
die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5,
278; Dierauer, J., Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff.
4. A. 1912ff.; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920;
Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8
1921ff.; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der Schweizer
Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung Historisches
Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018
wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Nach der Eroberung durch
Heinrich den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen einsetzenden
Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten die Länder
Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227 nahm der
Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine
Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie
Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die
Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen
dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche die Grafschaft durch Kauf von den
ihrerseits in das durch Heirat erlangte Tecklenburg wechselnden Erben erwarben.
Die lehnsrechtlichen Ansprüche der Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die
Herzöge von Mecklenburg teilten ihr Haus 1555/1621 in die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695) bzw. 1701
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15. Jahrhunderts
bis 1764 und von 1837 bis 1918 war S. Residenz des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums, von 1918 bis 1934
Hauptstadt des Freistaats Mecklenburg-Schwerin und von 1934 bis 1952 des Landes
Mecklenburg. S. Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen
von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi,
H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 530
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des
Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum
Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch in
den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten in
den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung
Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg
und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe
(wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten
sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15.
Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig.
1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S.
als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die
Abtretung von Wismar an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem
Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das
Fürstentum ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851
wurden auch die Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Schwindegg (Herrschaft). S. bei Mühldorf in Bayern
kam über die Herren von Haunsberg, eine wittelsbachische Nebenlinie und die
Herren Herwart von Hohenburg (von Hörwarth auf Hohenburg) an die Grafen
Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen). Zusammen mit Mickhausen (Mückenhausen)
umfasste es 7 Quadratmeilen. Später gelangte S. zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).
Schwinghofen (Reichsdorf).
Am 20. 8. 1504 nahm König Maximilian I. unter anderem das Reichsdorf S. bei Weißenburg im Elsass in seinen
Schutz.
L.: Hugo 469, 470.
Schwyz (Gebiet, freie Leute?, Kanton). Das 972
erstmals als Suittes bezeichnete Gebiet zwischen Vierwaldstätter See, Zuger See
und Zürichsee unterstand dem Kloster Einsiedeln und der Reichsvogtei Zürich. Die freien Bewohner erlangten aber unter der
landgräflichen Gewalt der 1173 den Grafen von Lenzburg in der Reichsvogtei folgenden Grafen von Habsburg
(Laufenburg) 1240 durch Kaiser Friedrich II. in Parallele zu den Leuten von Uri
Freiheitsrechte, aus denen sie die Reichsunmittelbarkeit
ableiteten, die von Habsburg stets bestritten wurde. 1273 fiel S. an König
Rudolf von Habsburg. Nach dessen Tode 1291 schloss die Landsgemeinde ein ewiges
Bündnis mit Uri und Unterwalden. Durch den Sieg bei Morgarten gewannen diese
drei Landsgemeinden politische Selbständigkeit. Im 14. und 15. Jahrhundert
dehnte S. seinen Herrschaftsbereich aus (Untermarch 1386, Einsiedeln 1394/1424,
Küssnacht 1402, Mittelmarch 1405, Pfäffikon und Wollerau 1440, gemeinsam mit
Glarus 1436 Uznach und Gaster). Von 1798 bis 1803 gehörte es zum Kanton
Waldstätte der Helvetischen Republik, wurde dann aber wieder hergestellt. 1817
erlangte es Gersau. 1831 erhielt es eine Verfassung, die 1876 und 1898
modernisiert wurde.
L.: Wolff 522; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F2; Fassbind-Rigert,
T., Geschichte des Kantons Schwyz, Bd. 1ff. 1832ff.; Castell, A., Geschichte
des Landes Schwyz, 1954; Walder, U., Brevier Schwyz, 1987; Schwyz – Portrait
eines Kantons, 1991; Wiger, J., Schwyz, LexMA 7 1995, 1651f. ; Adler, B., Die
Entstehung der direkten Demokratie, 2006.
Scitizi (Gau, Teil Nizizis, Zitice)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 24 (Scitice, im
Gau Niccicci, Elsnig, Dommitzsch, Zwethau); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Scitizi (Dommitzsch, Elsnig); Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Scuntiza (Gau zwischen Pleiße und Mulde) s.
Chutizi
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 (Prissnitz).
Vgl. Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 Schutizi
(Zwenkau, Wechselburg, Lastau, Nerchau), Scuntica (Prießnitz bzw. Prissnitz);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 19,
116 Chutizi (Böhlitz, Colditz, Göttwitz, Grottewitz, Lastau, Leipzig, Leisnig,
Liebertwolkwitz, Lößnig, Magdeborn, Mutzschen, Nauberg, Nerchau, Prießnitz,
Rochlitz, Schkölen, Taucha, Taucha am Rippach, Wechselburg, Zwenkau); Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 10.
Sechsämterland (Verwaltungsgebiet, Herrschaft). Das S.
im ehemaligen bayerischen Nordgau umfasste die zwischen 1285 und 1416 von den
Burggrafen von Nürnberg/Grafen von Hohenzollern im Reichsland
Eger erworbenen Ämter Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz,
Thierstein und Selb unter der Amtshauptmannschaft Wunsiedel (1613-1797). Über
Bayreuth (bzw. Brandenburg-Bayreuth) kam es 1810 an Bayern.
L.: Stadelmann, W., Kurze Geschichte der Sechsämter, Archiv f. Gesch. und
Altertumskunde von Oberfranken 8 (1860); Sturm, H., Oberpfalz und Egerland,
1964.
Seck (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 127.
Seckau (Hochstift, Residenz). Das 1218 in S. am
Fuße der Seckauer Alpen in der Steiermark, wo seit 1142 ein von den Edelfreien
von Traisen-Feistritz ausgehendes, reich begütertes Chorherrenstift bestand,
gegründete Bistum war Eigenbistum des Erzbischofs von Salzburg und wurde 1786
nach Graz verlegt. Das Stift wurde 1782 aufgehoben, 1883 aber wieder besiedelt.
S. Leibnitz-Seggau.
L.: Roth, B., Seckauer geschichtliche Studien, 1939ff.; Roth, B., Seckau,
Geschichte und Kultur 1164-1964, 1964; Liebmann, M., Die Domherren von
Graz-Seckau, 1886-1986, 1987; 850 Jahre Stift Seckau, 1990; Geschichte des
Bistums Seckau, hg. v. Amon, K., 1994; Dopsch, H., Seckau, LexMA 7 1995, 1660;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 532.
Seckendorff (Herren, Reichsritter,
Freiherren). Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts lässt sich die in Franken
begüterte Familie zurückverfolgen. Sie teilte sich früh in die Zweige Aberdar,
Gutend (Gudent) und Rinhofen. Von etwa 1402 bis um das Jahr 1800 gehörten die
S. mit Teilen der Herrschaft Erkenbrechtshausen, neun Zehnteln Gröningen,
Schainbach, Teilen von Burleswagen (Burleswangen), Teilen von Satteldorf,
Elpershofen, Heinkenbusch (Hinkenbusch) und Oßhalden (Osthalten) zu den
bedeutenden fränkischen Rittern bzw. zum Kanton Odenwald (18. Jahrhundert) des
Ritterkreises Franken. Mit Teilen von Hüttenheim, den Rittergütern Sugenheim,
Weingartsgreuth und Rockenbach waren sie außerdem noch im Kanton Steigerwald
(16. bis 19. Jahrhundert) immatrikuliert. Mit Teilen der Herrschaft Obernzenn
(Oberzenn), Unternzenn (Unterzenn) und Empel waren sie Mitglied im Kanton
Altmühl. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten sie auch noch dem Kanton Baunach
(ab etwa 1760) an. Weitere ritterschaftliche Güter waren Oberaltenbernheim,
Unteraltenbernheim, Egenhausen, Trautskirchen, Urphetshofen (Urphetshof) und
Ermetzhofen. Vielfach standen sie im Dienst der Hohenzollern, an die sie auch
Güter abgaben. 1530 führten sie die Reformation ein. 1706 wurde die Linie
Aberdar in den Reichsfreiherrenstand erhoben.
Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen außer Gröningen, Schainbach und
Burleswagen (Burleswangen) 1808 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 540, 541; Stieber; Roth
von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55, 57; Winkelmann-Holzapfel 163;
Pfeiffer 196, 197, 198, 212; Bechtolsheim 12, 18, 63; Stetten 11, 22, 37, 183;
Riedenauer 127;Neumaier 83, 102, 160, 191, 192, 194, 199, 239; Meyer, J., Die
Seckendorffer, 1907; Richter, G., Die Seckendorff, Bd. 1ff. 1987ff.
Seebach (Reichsdorf).
Am 20. 8. 1504 nahm König Maximilian I. unter anderem das Reichsdorf S. bei Selz (Seltz im Elsass) in seinen
Schutz. Mit dem Elsass kam S. zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 470.
Seebach (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Seefeld (Herrschaft). S. bei Hollabrunn in
Niederösterreich war im Hochmittelalter Sitz des im 12. Jahrhundert erstmals
erwähnten, ursprünglich hochfreien, vermutlich aus der bayerischen Oberpfalz
stammenden Geschlechts der Kadolte (Kadolz), das sich seit etwa 1160 nach S.
nannte. Um die neu errichtete Burg S. erwarben sie ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet, zu dem andere Güter kamen (1192 vom Hochstift Passau
Feldsberg). Nach dem Tod des letzten der Kadolte kurz nach 1268 zog König
Rudolf von Habsburg die Güter größtenteils ein und übertrug sie vor 1282 -
vielleicht wegen der verwandtschaftlichen Bindungen der Burggrafen von
Nürnberg/Raabs - an die Burggrafen von Nürnberg und damit später an die
Markgrafen von Brandenburg. Diese Reichslehen,
die von den Burggrafen von Nürnberg bzw. den Markgrafen von Brandenburg von
1292 bis 1594 an die Kuenringer weiterverliehen und danach an Johann Wilhelm
von Schönkirchen und 1629 an die Grafen zu Hardegg gegeben wurden, kamen
innerhalb Brandenburgs später an Ansbach. Trotz gegenteiliger Bestrebungen
Österreichs blieben die Güter Reichslehen. 1779
verzichtete Preußen auf die Lehnsherrlichkeit zugunsten Österreichs. 1834 umfasste
die Herrschaft 2273 untertänige Objekte mit über 10000 Personen in 29 Orten.
L.: Herold, P., Die Herren von Seefeld-Feldsberg, 2000; Zehetmayr, R., Urkunde
und Adel, 2010.
Seefried (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren von S. zählten mit Teilen der 1697 erworbenen Herrschaft
Buttenheim zum Kanton Gebirg (ab etwa 1770) des Ritterkreises Franken. Außerdem
waren sie seit etwa 1760 im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Seit etwa 1750
waren sie mit dem Rittergut „4 Untertanen zu Birkach“ Mitglied des Kantons
Steigerwald. Wilhelm Heinrich von S. gehörte ab etwa 1737, Wilhelm Christian
Friedrich von S. ab 1766 dem Kanton als Personalist an.
L.: Seyler 384; Hölzle, Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 163; Riedenauer 127;
Bechtolsheim 16, 89f., 197f.
Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet von
Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer
Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in
das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen
von Flandern das Land westlich der Osterschelde als Reichslehen.
Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den Scheldearmen an die Grafen von
Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern gegenüber Holland auf die
Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die Grafschaft S. bei Wittelsbach
(Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf gegen Spanien, an das Flandern
1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384) gekommen war. 1587 schloss sich S.
der Republik der Vereinigten Niederlande an. Der festländische Teil Seelands
wurde von den Niederlanden 1577 erobert, ihnen 1648 überlassen und bildete bis
1795/1796 als Staatsflandern ein Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch
das übrige Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und Staatsflandern
(Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der Vereinigten
Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M.
van/Pieters, H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het
ontstaan van de staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*,
Zeeland; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L.,
Seeland, LexMA 7 1995, 1674f.
Segeberg (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Schaumburg bzw. Holstein-Segeberg). 1137 (?) errichtete Kaiser Lothar von
Süpplingenburg auf einem Kalkberg an der Trave die Burg S. (Sigeberg). 1273 kam
sie an die Kieler Linie des Schauenburger (Schaumburger) Grafenhauses Holstein
und wurde Sitz einer besonderen Linie Holstein-Segeberg. 1316 fiel sie an die
Rendsburger Linie (Holstein-Rendsburg). Bei den Landesteilungen
Schleswig-Holsteins blieb sie beim königlichen Anteil.
L.: Wolff 445; Rieken, A., Das Amt Segeberg, innerer Aufbau und
siedlungsgeschichtliche Grundlagen, Diss. 1963; 850 Jahre Bad Segeberg, hg. v.
Segeberg, 1984; Erdmann-Degenhardt, A., Im Schatten des Kalkbergs. Geschichte
von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 532.
Segnitz (Reichsritter).
Im frühen 19. Jahrhundert waren die S. im Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken immatrikuliert.
L.: Riedenauer 127.
Seibold von Horkheim, Seybold von Horkheim (Reichsritter). Von 1634 bis 1673 waren die S. wegen
des 1622 erworbenen Horkheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Über Württemberg kam Horkheim 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 271.
Seibolstorff (Reichsritter).
Um 1550 zählten die S. vielleicht zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 22.
Seiboth, Seyboth (Reichsritter).
Die S. zählten im frühen 18. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Seifriedsberg (Herrschaft). 1751 wurde die zum
österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft
S. südwestlich Augsburgs von den Fürsten von Oettingen-Wallerstein erworben.
Später fiel sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 51, 4.
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren, Grafen).
S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz der seit
1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten Herren von
S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und den Herren
von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb Erkinger von S.
die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig sind die
späteren Fürsten zu Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die Güter 1655
überlassen hatte, nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns landsässige
Herrschaft Sünching an der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S.
gehörten im frühen 16. Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach,
Schwarzenberg, Hohenlandsberg und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den
Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur
Grafenbank des fränkischen Reichskreises und
seit 1598 zum fränkischen Reichsgrafenkollegium,
doch gingen diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die Schwarzenberg über. Ohne
Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S.
1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800
umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter
Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus.
S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
Selbitz (Reichsritter).
Im 16. und frühen 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Baunach sowie
zeitweise zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 213; Riedenauer 127;
Rahrbach 239.
Selbold (Reichsritter)
Seligenstadt (Reichsstadt).
Im Bereich des heutigen S. am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen
Siedlungen ein römisches Kastell der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
815 erhielt Einhard, der Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem
Frommen das Königsgut Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die
Benediktinerabtei S. (842/847 Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das Reich, 1002 an den Bischof von Würzburg und 1063 an
das Erzstift Mainz. In der Stauferzeit wurde die daneben entstandene Siedlung Reichsstadt. 1309 gelangte sie an das Erzstift Mainz.
1803 fiel sie bei der Säkularisation an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der Stadt Seligenstadt im
Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die Wirtschafts- und
Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter, 1940; Schopp, M., Die
weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 bis 1803, 1966; Müller, O.,
Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973; Schopp, J., Seligenstadt, 1982;
Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7 1995, 1732ff.
Selz (Propstei, Kloster, Reichskloster). Um 995 (991) gründete die Witwe
(Adelheid) Kaiser Ottos I. in S. (Seltz) im Unterelsass ein Kloster, das
bereits zwischen 1058 und 1095 Gut Clunys war und 1481 Kollegiatstift wurde. Es
erscheint 1521 und auch noch 1776 in der Reichsmatrikel
im kurrheinischen Reichskreis, obwohl es 1575
Friedrich III. von der Pfalz in eine evangelische Ritterakademie umgewandelt
hatte, was Ludwig XIV. beseitigte.
L.: Seibert, H., Selz, LexMA 7 1995, 1738.
Selz, Seltz (Reichsstadt).
Die bei dem um 995 (991) gegründeten Kloster S. im Unterelsass entstandene
Stadt war von 1358 bis 1409 Mitglied des Zehnstädtebundes der elsässischen Reichsstädte. Später kam sie mit dem Elsass an
Frankreich.
L.: Wolff 90, 249; Seibert, H., Selz, LexMA 7 1995, 1738; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 554.
Senft von Suhlburg (Reichsritter),
Senft von Sulburg. Vom frühen 16. Jahrhundert bis zu ihrem Aussterben 1803
zählten die S. mit dem 1802 an den Fürsten von Hohenlohe gefallenen Suhlburg
mit Untermünkheim und Enslingen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
Mit dem 1524 erworbenen Matzenbach waren sie Mitglied des Kantons Kocher des
Ritterkreises Schwaben. 1808 fielen diese Güter an Württemberg.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57, 62; Winkelmann-Holzapfel 163; Kollmer 365,
372; Pfeiffer 210; Stetten 33, 37, 185; Riedenauer 127; Schulz 271; Neumaier
149f.; .
Senftenberg (Reichsritter).
Um 1801 zählten S. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sengelau (Reichsritter).
Vielleicht zählten die S. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 127.
Senger, Senger auf Diespeck (Reichsritter). Wegen Diespeck zählten die S. von der
Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie um 1750 im Kanton Odenwald
immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert zählten die S. (zu Rickelshausen) wegen
Rickelshausen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Ruch 71 Anm. 1; Riedenauer 127.
Senger zu Rickelshausen (Reichsritter). S. Senger
L.: Ruch 71 Anm. 1.
Sennfeld (Reichsdorf).
Das Reichsdorf S., in dem kein Reichsgut nachgewiesen ist, gehörte mit Gochsheim in
die Reichsvogtei Schweinfurt. Kaiser Ferdinand
I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die
Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer
Gochsheim und S. Die Reichsstadt trat am 14. 4.
1572 die Reichsvogtei über die Dörfer an das
Hochstift Würzburg ab. Kaiser Ferdinand III. unterstellte die Dörfer am 27. 11.
1637 dem Bischof von Würzburg als Landesherrn, doch wurde 1649 die Reichsunmittelbarkeit wiederhergestellt. 1702
erhielten S. und Gochsheim vom Reichskammergericht
einen Schutzbrief. Am 8. 5. 1716 befahl Kaiser Karl VI. dem Bischof von
Würzburg, die Dörfer in ihren Reichsfreiheiten
nicht zu stören. 1802/1803 kam S. an Bayern.
L.: Hugo 457; Wolff 505f.; Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F.,
Geschichte der fränkischen Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1913; Schnurrer, L., ”Verhinderte” Reichsstädte in Franken, (in) Reichsstädte
in Franken 1, 1987.
Sentheim (Reichsdorf?).( Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnet im fränkischen Reichskreis S.) S. Sennfeld, Gochsheim.
Serimunt (Gau zwischen Saale und Mulde, Serimuntilante,
Serimode, Sirmuntus, Serimuntus, Seremode, Zirmuti, Sirmutus, Sirimuntus,
Seromuntus, Zirimuodis,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 (Burg-Kühnau
bzw. Kühnau, Klein Rosenburg bzw. Rosenburg, Wisegk bzw. Wieskau, Biendorf,
Grimschleben bzw. Grimsleben, Weddegast, Roschwitz, Wispitz, Wedlitz, Dröbel,
Libbersdorf, Trebbichau); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 32, 151 (Biendorf, Grimschleben, Pobzig, Klein Rosenburg
bzw. Kleinrosenburg, Weddegast, Wedlitz, Wispitz, Wohlsdorf bzw. Wahlsdorf);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 50, Serimunt,
Sirmuti, Serimuntilant; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen
Reich, 1963, 10.
Sicherer (Reichsritter).
Die S. zählten am Ende des 18. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sickingen (Herren, Reichsritter).
Nach S. bei Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der Reichsritter Franz von S. (1481-1523) hervor, der
durch Fehden und Kriegszüge ansehnliche Güter am Mittelrhein erwarb und die
Hoffnung der Reichsritterschaft auf eine
eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten und Reichsstädten
verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren Landstuhl und Ebernburg. Im 16. und
17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken,
im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton Kraichgau, zum Kanton Rhön-Werra, mit
Sauerburg, Hof Oders (Aders) und Sauerthal (Sauertal) zum Kanton
Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit Schallodenbach, Heimkirchen,
Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein sowie mit einem Viertel von Obenheim zum Ritterkreis Unterelsass. S.
selbst kam 1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78;
Winkelmann-Holzapfel 163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150;
Langbrandtner, H., Die sickingische Herrschaft Landstuhl, 1991; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 (Oberkainsbach 1550).
Sickingen-Schallodenbach (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 waren die Freiherren von S. mit Schallodenbach, Heimkirchen,
Schneckenhausen und Wörsbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. S. Sickingen.
L.: Winkelmann-Holzapfel 163.
Siebenbürgen (Fürstentum, Großfürstentum, Kronland).
Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von den Römern, nach 274 von den
Ostgoten und Gepiden sowie später von den Petschenegen besetzt, ehe es an
Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief (2000 bis 3000) moselfränkische
Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte zunächst 1211 dem Deutschen
Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es ihm jedoch 1225 wieder,
nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen bezeichneten Siedler 1224 mit
umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur Abwehr der Türkengefahr wurden
zahlreiche befestigte Kirchenburgen errichtet. 1520 setzte sich die Reformation
durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem teilweisen Anfall an Habsburg
bzw. Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von S. geschickt zwischen
Habsburg/Österreich und den Türken und waren faktisch unabhängig, seit 1541
aber zu Tribut an die Türken verpflichtet. 1567 gewann der Fürst die Krone von
Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er die
Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597 dem
Kaiser S. 1604/1605 wurden die kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622 wurde
Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst
anerkannt und erhielt bis 1624/1626 mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1686
erkannte Kaiser Leopold die von den Türken eingesetzten Apafi als Fürsten an.
1687 besetzte Herzog Karl V. von Lothringen das Land. 1691 verzichtete der
Fürst zugunsten Habsburgs auf die Herrschaft, so dass S. habsburgisches Gebiet
wurde. 1765 wurde S. zum Großfürstentum erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte
S. bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde S. eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber
Ungarn eingegliedert. Am 8. 1. 1919 schloss es sich Rumänien an (1920
verwirklicht), kam 1940 in seiner nördlichen Hälfte mit dem ungarisch besiedelten
Szeklerland (unter Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen) an Ungarn und 1944/1947
wieder an Rumänien zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus siedelten
zahlreiche Rumäniendeutsche aus.
L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L.,
Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.;
Teutsch, G./Teutsch, F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.;
Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938;
Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F., Kleine Geschichte der
Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag und Gubernium in
Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch, G., Aus Geschichte
und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über Siebenbürgen und
seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988; Horedt, K., Das
frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A., Siebenbürgen unter der
Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert, Siebenbürgische Semesterblätter 3
(1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche
in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W.,
1993; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen
zur Zeit der Römer, hg. v. Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden
Weltkriegen, hg. v. König, W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995,
1840; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine
Geschichte Siebenbürgens, 2. A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches
Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen
Siebenbürgen, 2008.
Siegenstein (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von und zu Siegenstein zum (Kanton)
Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530.
Siena (Stadtkommune). Auf den Hügeln der Wasserscheide
zwischen den Flüssen Elsa und Ombrone bestand schon eine etruskische Siedlung,
die danach unter dem lateinischen Namen Sena (1. Jahrhundert v. Chr. Kolonie)
hervortrat. Spätestens seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts war S. Sitz eines
Bischofs. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts drängten Konsuln der Stadtkommune
die Rechte des Bischofs zurück. Die meist ghibellinische mittelalterliche
Stadt, die 1357 von Kaiser Karl IV. das Privileg einer Universitätsgründung
erhielt, stand in starkem Gegensatz zu Florenz. Nach der endgültigen Niederlage
gegen Florenz 1555 verlor sie ihre frühere hervorragende Bedeutung. Im 18.
Jahrhundert beanspruchte Österreich das Generalvikariat S. als Reichslehen.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Richter, L.,
Siena, 1915; Kirschstein, M., Siena, 1923; Siena e il suo territorio, hg. v.
Ascheri, M. u. a., 1986; L’università di Siena, 1991; Redon, O., L’espace d’une
cité, 1994; Luzzati, M., Siena, LexMA 7 1995, 1878; Nardi, P., L’insegnamento
superiore, 1996; Villa, G., Siena medievale, 2004; Cammarosano, P., Siena,
2010.
Sigelmann von Delsberg (Reichsritter).
Von 1603 bis etwa 1628 war Melchior S. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Sigmaringen-Mühlingen (Grafschaft). Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte S. zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 82.
Sigmaringen-Wehrstein (Grafschaft), (Sigmaringen-Wöhrstein).
Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte S. zum
schwäbischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 82.
Singer von Mossau, Sünger von Moßau (Reichsritter). Im frühen 18. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Seyler 387; Riedenauer 127.
Sinsheim (Reichsstadt).
S. an der Elsenz ist eine fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich zur
Donau, die 770 erstmals erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde es
Sitz der Grafen des Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem
Michaelsberg eine Benediktinerabtei gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht.
Die Stadt wurde vom Reich mehrfach verpfändet
und kam 1338/1362 zur Pfalz (Kurpfalz). Von 1803 bis 1806 gehörte S. zum
Fürstentum Leiningen, 1806 fiel es an Baden und gelangte damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563.
Sinzendorf (Grafen). 1665 erwarben die Grafen S.
das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen Thannhausen an der Mindel und erlangten
nach Lösung aus der Reichsritterschaft Zugang
zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium. Zu
Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Grafschaft von den 1705 zu Reichsgrafen erhobenen Stadion erworben. 1792 gehörten
die Grafen von S. wegen der 1654 von den Freiherren von Warsberg erworbenen
Burggrafschaft Rheineck bei Niederbreisig zu den westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust der 165 Hektar großen, knapp 100
Einwohner zählenden Burggrafschaft Rheineck als Burggrafschaft das Dorf
Winterrieden des Amtes Tannheim der Abtei Ochsenhausen sowie eine Rente von
1500 Gulden. Hiermit war die Fürstenwürde für Graf Prosper verbunden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 33.
Sinzig (Reichsstadt).
S. im Mündungsgebiet der Aar erscheint nach älteren Siedlungen 762 als palatium
Sentiacum (nachweisbare Königsaufenthalte 762, 842, 876, 1152, 1158, 1174,
1180, 1192, 1193). Die Königspfalz gab Kaiser Lothar 855 an das Marienstift
Aachen, den Ort 1065 König Heinrich IV. an das Erzstift Bremen. Gleichwohl
blieb S. Reichsgut. Seit dem 13. Jahrhundert war
es zwischen dem Erzstift Köln und der Grafschaft Jülich umstritten und verlor
im Streit infolge zahlreicher Verpfändungen die Reichsunmittelbarkeit.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts kam es an Jülich und über Preußen 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Bruchhäuser, K., Heimatbuch der Stadt Sinzig, 1953; Helbach, U.,
Das Reichsgut Sinzig, 1989; Schewe, D.,
Geschichte Sinzigs, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 564.
Sirk (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Ritterkreis Rhein. S. Syrg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Sirmunit (973) s. Serimunt
L.: Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 10.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum)
(Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S.
(Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt
ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war. 999 gab der König von
Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des
Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang
Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde
der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen
Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die
Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das
Hochstift allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen
gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam imperii) besonders betont hatte.
Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel eines Reichsvikars
für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen
Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und
gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17.
Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift
nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz
die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich
1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 534.
Siusli (973, Gau an der Mulde im Einzugsgebiet
der niederen Mulde,Siusile 961,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 20 (Gau an der
Mulde); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters,
1957, 27, 153 Siusli (Gollma, Roitzsch, Wedelwitz); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Sizilien (Insel). Die bis 241 v. Chr von den
Puniern an die Römer gelangte, seit 664/827/902 von Arabern beherrschte
Mittelmeerinsel S. (25426 Quadratkilometer) wurde 1061/1072 (Palermo) von den
Normannen erobert und seit 1130 als Königreich bezeichnet. Durch die Heirat
König Heinrichs VI. mit der normannischen Erbtochter Konstanze (1186) trat das
Königreich (Neapel mit) S. in Verbindung zum Reich,
fiel aber 1268 mit dem Aussterben der Staufer an Karl von Anjou, 1282 an Peter
III. von Aragon, den Schwiegersohn des Staufers Manfred. Am Ende des
Mittelalters wurde S. eine Provinz des Königreichs Spanien. 1714 gelangte S. an
(den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Savoyen-)Piemont.
Von 1719/1720 bis 1735 gehörte es auf Grund eines Ländertausches (gegen
Sardinien) zu Österreich, kam dann aber durch Ländertausch an das Königreich
Neapel und auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 an das Königreich
Sardinien bzw. das 1861 neu entstandene Italien.
L.: Schillmann, F., Sizilien, Geschichte und Kultur, 1935; Pispisa, E., Regnum
Siciliae, 1988; Finley, M./Mack Smith, D./Duggan, C., Geschichte Siziliens und
der Sizilianer, 1989; Takayama, H., The Administration, 1993; Rill, B.,
Sizilien im Mittelalter, 1995; Wirth, G. u. a., Sizilien, LexMA 7 1995,
1950ff.; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti,
2000; Cuozzo, E., La cavalleria nel regno normanno di Sicilia, 2002; Becker,
J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Tocco, F., Il regno di Sicilia tra
Angioini e Aragonensi, 2008.
Slowenien (Republik). Das Gebiet östlich der
oberen Adria wurde im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Seit dem Ende des 8.
Jahrhunderts war es Teil des fränkischen Reiches
bzw. des deutschen (römisch-deutschen) Reiches
(Heiligen römischen Reichs) (Kärnten,
Steiermark, Görz, Krain). Seit 1848 forderten die slawischsprachigen Bewohner
eine besondere Verwaltungseinheit innerhalb Österreichs. 1918 löste sich der
slowenische Nationalrat von Österreich. Die an das Königreich der Serben,
Kroaten und Slowenen gefallenen Teile von Krain, Kärnten und Steiermark
bildeten mit Teilen Ungarns (Prekmurje, Übermurgebiet) das Verwaltungsgebiet S.
1920 kam das westliche Innerkrain an Italien. 1941 wurde Oberkrain (ohne
Laibach) mit den ehemals kärntnerischen und steirischen Gebieten dem Deutschen Reich, Unterkrain mit Laibach Italien und das
Übermurgebiet Ungarn zugeteilt. Nach 1945 wurde S. um Teile Julisch-Venetiens
vergrößert in Jugoslawien wiederhergestellt. 1991 löste es sich von Jugoslawien
ab.
L.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt
Mitteleuropas, 1987; Steindorff, L./Stih, P., Slovenen, LexMA 7 1995, 2008f.;
Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; The Land
Between, hg. v. Luthar, O., 2008.
Soden (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im späten 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren und seit 1790 Grafen von S. mit dem von den Freiherren von
Ellrichshausen erworbenen Neidenfels zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Wegen Neustädtles und Teilen von Eichenhausen waren sie im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert und mit den Rittergütern Sassanfahrt (Sassanfarth),
Köttmannsdorf und Schlammersdorf im Kanton Steigerwald. Außerdem gehörten sie
den Kantonen Gebirg und Altmühl an.
L.: Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 163; Bechtolsheim 16, 198f.;
Riedenauer 127; Stetten 37.
Soden, (Reichsdorf)
(seit 1947 Bad Soden am Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg
an der Haardt (Hardt) den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets
der später zur Vogtei Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain,
Schneidhain (Schneidenhain) und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht
betroffen. 1191 wird S. am Taunus erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die
freien Bauern von S. und Sulzbach unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main
und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain
und Schneidhain (Schneidenhain) gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte
des Klosters Limburg für die Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von
Eppstein, später der Grafen von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und
Sulzbach auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die
Herrschaft Frankfurts, das zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als
das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den
Fronhof an die Pfalz herausgeben und in eine Teilung der hohen Obrigkeit in den
Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach, sich durch Rückzahlung von
800 Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die
Pfalz die Vogtei Sulzbach an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich
Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in
Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an Nassau-Usingen (Nassau) und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit
der Gerichte und Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige
Deduktion und rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren Gerichten und Gemeinden in
Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung
der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Soest (freie Stadt, Residenz des Erzbischofs
von Köln). In S. in Westfalen ist eine Besiedlung bereits um 600 wahrscheinlich
und im 8. Jahrhundert nachweisbar. An der Kreuzung des Hellweges mit einer
Nord-Süd-Straße wird S. (zu) 836 erstmals genannt (villam Sosat,
„Siedlungsstelle“?). Im 10. Jahrhundert errichtete der Erzbischof von Köln in
S. eine Pfalz. Um 1000 besaß die Siedlung das Münzrecht und um 1100 das
Marktrecht. Sein im 12. Jahrhundert ausgebildetes Recht wurde an etwa 60
westfälische Städte weitergegeben und hat auch das Stadtrecht von Lübeck
beeinflusst. Auf Grund seiner günstigen wirtschaftlichen Bedingungen
(Verkehrslage, Salzquellen) wurde S. eine bedeutende Handelsstadt und einer der
vier westfälischen Vororte der Hanse. 1225 zerstörten die Bürger die
erzbischöflich-kölnische Burg. 1279 übernahmen sie die Stadtvogtei von den
Grafen von Arnsberg. 1444 lehnte sich S., um sich von Köln zu lösen,
vertraglich an den Herzog von Kleve an. Die dadurch ausgelöste Soester Fehde
endete 1449 mit der Trennung der Stadt S. und ihres seit 1274 erworbenen
Herrschaftsgebiets von zehn Kirchspielen (49 Dörfer, 220 Quadratkilometer) in
der Soester Börde vom Erzstift Köln. Der damit erreichten Selbständigkeit
folgte ein wirtschaftlicher Niedergang. 1531 wurde die Reformation eingeführt.
1645/1669 kam S. als Folge des Überganges Kleves (1609/1666) an Brandenburg
bzw. Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Klocke, F. v., Studien zur Soester Geschichte, Bd. 1f. 1927ff.;
Schwartz, H., Kurze Geschichte der ehemals freien Hansestadt Soest, 1949; Deus,
W., Die Soester Fehde, 1949; Rothert, H., Das älteste Bürgerbuch der Stadt
Soest, 1958; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde,
Diss. jur. Münster 1962, (in) Westfäl. Zs. 115 (1965), 101; Stech, A., Die
Soester Stadtrechtsfamilie, 1965; Deus, W., Soester Recht, 1969ff.; Soest,
Stadt - Territorium - Reich, hg. v. Köhn, G.,
1981; Dösseler, E., Soests auswärtige Beziehungen, T. 1f. 1988; Wenzke, B.,
Soest, Diss. phil. Bonn 1990; Soest, hg. v. Widder, E. u. a., 1995; Fahlbusch,
F., Soest, LexMA 7 1995; 2021ff.; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 536; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 568; Jülich, S., Die frühmittelalterliche Saline von Soest im
europäischen Kontext, 2007; Flöer, M./Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises
Soest, 2009; Soest, hg. v. Ehbrecht, W., Bd. 1 2010.
Soetern, Sötern (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Söflingen (Reichsabtei).
1258 verlegte ein um 1237 in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S.
Die Vogtei über dieses vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter
erwerbende Kloster gab Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt
Ulm. Nach langen Auseinandersetzungen löste die Abtei 1773 durch
Güterabtretungen die Rechte Ulms ab und wurde reichsunmittelbar. Seit 1775
gehörte die Äbtissin des den Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu
den schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Das Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen
bzw. rund 110 Quadratkilometer mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S.,
Harthausen, Ermingen, Eggingen, Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln
stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Miller, M., Die Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei
Ulm im Spätmittelalter, 1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird anlässlich
der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg das
edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht der
Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms (1160)
westlich Wetzlars erstmals erwähnt. Es erlangte vermutlich über die Herren von
Merenberg, Grafen von Gleiberg und Grafen von Luxemburg Güter der Konradiner.
Seit 1226 erscheinen Grafen von S., die Güter an der Lahn und in Oberhessen
hatten, sich aber nur in schweren Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von
Hessen behaupten konnten. Um 1250/1260 spalteten sich die Grafen in die Linien
Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms, bis 1363, Güter
an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420 erlangten die
Grafen das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg gekommene
Erbe der Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an Eppstein) in der
Wetterau (Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen, Laubach, Butzbach),
konnten es aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von Solms-Braunfels leiteten
sich 1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels und Solms-Lich ab, von
denen Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde. Solms-Braunfels zerfiel 1602 in
Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit Wölfersheim) und Solms-Hungen. Davon
erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal gewann, 1693 (an Solms-Greifenstein) und
Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein und Solms-Braunfels).
Solms-Greifenstein nannte sich Solms-Braunfels und wurde 1742 Reichsfürstentum. Seine Ämter Greifenstein und
Braunfels kamen 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen, seine Ämter
Hungen, Gambach und Wölfersheim, Anteile an Grüningen, Münzenberg und
Trais-Münzenberg fielen 1806 an Hessen-Darmstadt. Solms-Lich teilte sich in
Solms-Lich und Solms-Laubach. Hiervon spaltete sich Solms-Lich, das 1461 durch
Heirat Güter Kronbergs aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim,
Niederursel) erbte sowie 1479 Nieder-Weisel (Niederweisel) erlangte, 1494 die kaiserliche
Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537
Herrschaften im obersächsischen Reichskreis
(1537 Sonnewalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde,
1596 Baruth in Brandenburg südöstlich von Berlin sowie 1602 Wildenfels in
Sachsen südöstlich von Zwickau) gewann, 1628 aber Königsberg verlor, in das
1718 erloschene Solms-Lich und in Solms-Hohensolms, das sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms (Solms-Lich und Hohensolms) nannte. Seit 1792 war es Reichsfürstentum (Solms-Hohensolms-Lich). Seine Ämter
Lich und Nieder-Weisel (Niederweisel) kamen 1806 an Hessen-Darmstadt, sein Amt
Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen. Solms-Laubach
teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde (bis 1615) und Solms-Laubach. Dieses
zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit Assenheim (bis 1640), Solms-Laubach (bis
1676), Solms-Sonnewalde (mit Sonnewalde, Groß Leipe (Großleipa) und Schköna)
und Solms-Baruth. Solms-Baruth spaltete sich in Solms-Baruth, Solms-Rödelheim
und Solms-Laubach. Solms-Rödelheim zerfiel in Solms-Rödelheim (bis 1722) und
Solms-Assenheim, dessen Ämter Rödelheim und Nieder-Wöllstadt (Niederwöllstadt)
mit einem Anteil an Assenheim 1806 an Hessen-Darmstadt kamen. Solms-Laubach
fiel mit Laubach, Utphe und Anteilen an Münzenberg und Trais-Münzenberg 1806 an
Hessen-Darmstadt und durch Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld, Solms-Baruth,
Solms-Wildenfels) mit Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg 1806
ebenfalls an Hessen-Darmstadt. Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle solmischen
Lande die Gerichtsordnung und Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften
Münzenberg, Wildenfels und Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hatten
die Fürsten und Grafen zu S., die im frühen 18. Jahrhundert auch Mitglied im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken gewesen waren, für die Herrschaften
Rohrbach, Scharfenstein und Hirschfeld sowie für ihre Ansprüche auf die Abtei
Arnsburg und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien Arnsburg und Altenberg
(Altenburg) erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung,
1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b 60, 4-8; Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30,
37, 38; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier 47, 99; Solms-Laubach, R. Graf zu,
Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms, 1865; Uhlhorn, F., Geschichte
der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505; Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser
Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms,
LexMA 7 1995, 2036; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 376.
Solms-Assenheim (Grafen). Assenheim am Einfluss der
Wetter in die Nidda erscheint 1193 anlässlich des Erwerbs Fuldaer Güter durch
die Herren von Münzenberg. Nach dem Aussterben der Herren von Münzenberg war
die dortige Burg Ganerbenburg zuletzt der Falkenstein und der Hanau. Der
Falkensteiner Anteil fiel 1418 an die Gräfin Sayn und an Isenburg-Büdingen,
danach an Isenburg und Solms (Isenburg-Wächtersbach [Isenburg-Büdingen-Wächtersbach],
Solms-Rödelheim), der Hanauer Anteil 1736 an Hessen-Kassel und 1810 an
Hessen-Darmstadt, dem 1815 auch der andere Teil zukam. Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählten die S. (wegen der
Herrschaft Assenheim) zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Reichsmatrikel 1776, 128; Wolff 270, 274,
277; Wallner 697f. OberrheinRK 37, 42.
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie erlangte
1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495 das
Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das Solmser
Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels) Braunfels,
(Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen
auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und
wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand
erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das Amt
Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der
gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg,
Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg
[10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg])
teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an
Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 385.
Solms-Hohensolms (Grafen, Fürsten). Solms-Lich spaltete
sich in die Zweige Solms-Lich (1718 erloschen) und S., der sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 gehörten die Grafen von S. nach ihrer
Erhebung zu Reichsfürsten (1792) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und zum oberrheinischen Reichskreis. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4
Quadratmeilen (Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel
[Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). S. Solms-Lich (Solms-Lich und
Hohensolms).
L.: Wolff 274; Zeumer 553 II b 60, 6; Wallner 697 OberrheinRK 30.
Solms-Hungen (Grafen). Hungen bei Gießen, an der
alten Straße durch die kurzen Hessen gelegen, wird 782 als Houngen/Hoingen
erstmals in einer Gabe König Karls des Großen an die Reichsabtei
Hersfeld erwähnt. Im 14. Jahrhundert gewannen die Herren von Falkenstein als
Vögte Hersfelds die Herrschaft. 1418/1419 fiel Hungen beim Aussterben der
Herren von Falkenstein an die Grafen von Solms. Von 1602 bis 1678 herrschte
dort die von Solms-Braunfels abgespaltete Linie S., die von Solms-Greifenstein
und Solms-Braunfels beerbt wurde. 1806 kam Hungen an Hessen-Darmstadt.
L.: Das Buch der Stadt Hungen, 1961.
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen von S.(, die sich
später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter
aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte
1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit,
1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der Niederlausitz,
1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich
Berlins, 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich Zwickaus). 1628 verlor sie das
Amt Königsberg. 1562/1563 führte sie die Reformation ein. Sie spaltete sich in
die Linie S. (1718 erloschen) und in die Linie Solms-Hohensolms, die sich nach
1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1806 fiel das Fürstentum an
Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389.
Solms-Lich-Hohensolms (Grafen). Die Grafen von Solms-Hohensolms nannten sich nach dem Aussterben der Grafen von Solms-Lich 1718 S. Sie gehörten zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und wurden 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4 Quadratmeilen (Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel [Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft S. zum oberrheinischen Reichskreis. S. Solms-Lich, Solms-Hohensolms.
Solms-Münzenberg (Grafschaft). (Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte die Grafschaft S. zum
oberrheinischen Reichskreis.) S. Solms,
Münzenberg.
L.: Reichsmatrikel 1776, 129.
Solothurn (Reichsstadt,
Kanton). An der Stelle einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen
Siedlung errichteten die Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das
danach im Osten von Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam
888 an das Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei der Herzöge
von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218 Reichsstadt.
Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im
Aaretal und im Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten
1426, Gösgen [Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig
dem Bayern 1344 das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und
Zoll sowie von Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die
Hochgerichtsbarkeit erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der
Schweiz aufgenommen, nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die
Eidgenossenschaft bereits zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets
katholisch und aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S.
Kanton der Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten
1814, 1830, 1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B.,
Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb.
v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972;
Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995,
2038f.
Sommerau (Freiherren, Reichsritter).
Um 1750 (1752?) zählten die Freiherren von S. zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sommerhausen (Reichsdorf). Am 28. 8. 1297 verpfändete König Adolf (von Nassau) unter anderem die zwei Dörfer S. (Bartholomäi-Ahausen) und Winterhausen (Nikolai-Ahausen) an den Bischof von Würzburg.
Sonnenberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die Burg S.
bei Nüziders bildete sich eine Herrschaft aus, die von Frastanz bis zum Arlberg
reichte. 1455 kam sie von den Werdenbergern an die Truchsessen von Waldburg,
die 1463 mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. den Titel Grafen von S. annahmen.
1473/1474 gewann der Herzog von Tirol im Kampf gegen die durch die
Eidgenossenschaft unterstützten Truchsesse die später zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Sander, H., Die Erwerbung der
vorarlbergischen Grafschaft Sonnenberg durch Österreich, 1888; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.
Sötern (Reichsritter)
s. Soetern. Im 18. Jahrhundert zählten die Soetern zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Soyecourt (Reichsritter).
Im späten 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Spandau (Residenz des Markgrafen von
Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 537.
Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen
römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen
(409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche,
bis seit 711 die Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden
vordrangen. Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische
Mark ein, die bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig
werdenden Markgrafen unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich
Asturien, von dem aus später die Araber wieder zurückgedrängt wurden
(Reconquista). Im 10./11. Jahrhundert entstanden dann als christliche
Herrschaftsgebiete die Königreiche von Aragon und Kastilien. Alfons X. von
Kastilien, Sohn einer Tochter Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das
Herzogtum Schwaben und 1257 die deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon
erlangte als Schwiegersohn des Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb
weiter 1324 Sardinien und 1442 das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236
Cordoba, 1248 Sevilla und 1262 Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien (†
1504) Ferdinand II. von Aragon († 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte
arabische Herrschaft auf spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der
spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn
(Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504
wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519
wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die
Güter aufgeteilt, wobei die italienischen und burgundischen Güter an S. kamen.
Deutsche und spanische Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten
eng verbunden. Beim Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum
spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und dem Reich.
Im Ergebnis fielen die spanischen Güter in Italien und den Niederlanden an
Österreich, während Frankreich (Philipp von Anjou) S. und, nach dem polnischen
Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen Erbfolgekrieg (1742ff.),
Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921;
Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga,
S. de, Spanien. Land, Volk und Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens
in der frühen Neuzeit (1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006;
Christlicher Norden - Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011.
Sparneck (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S. zu den Kantonen Gebirg und Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sparr (Reichsritter).
Um 1550 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 127; Neumaier 73, 78, 90; .
Späth (Reichsritter) s. Speth
Specht (Reichsritter).
Im späten 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Specht von Bubenheim (Reichsritter).
Von 1685, mit dem bis dahin zum Ritterkreis Rhein gehörenden Georg Wilhelm S.,
bis etwa 1760 waren die S. mit den Rittergütern Unterboihingen, Oberdettingen
und Unterdettingen Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben. Mit der 1680 durch weibliche Erbfolge nach den
Wernau zur Hälfte erworbenen und 1795/1797 an den Freiherrn von Rechberg
gelangten Herrschaft Donzdorf waren sie im Kanton Kocher immatrikuliert. Wegen
Lindheim waren sie Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Winkelmann-Holzapfel 163; Hellstern 214; Schulz 271;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 358 (Lindheim).
Speckfeld (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste die zum fränkischen Reichskreis
zählende Herrschaft S. der Schenken von Limpurg, die zu zwei Dritteln den
Grafen Rechtern (Rechteren) und zu einem Drittel dem Grafen Pückler gehörte,
ein Gebiet von etwa 2 Quadratmeilen und hatte 3000 Einwohner. S. gelangte 1806
an Bayern.
L.: Wolff 125; Wallner 693 FränkRK 22 a, b.
Spengler von Neckarburg (Reichsritter).
Etwa von 1557 bis 1581 war Jakob S. Mitglied des Kantons Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 214.
Sperberseck (Reichsritter).
Von 1681 bis 1708 war Johann Philipp von S. mit einem Anteil von Unterriexingen
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1615 waren die S. mit
Schnaitheim bzw. Schneitheim und seit 1636 bis zu ihrem Erlöschen 1708 mit dem
unteren Schloss Talheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert.
L.: Hellstern 214; Schulz 271.
Speßhart, Speßhardt (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert waren die S. mit Aschenhausen Mitglied des Kantons
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 18. Jahrhundert in
den Kantonen Gebirg und Baunach immatrikuliert.
L.: Seyler 385; Winkelmann-Holzapfel 164; Riedenauer 127.
Speth (Freiherren, Reichsritter).
Von 1592 bis 1623 waren die Freiherren von S. (Späth) Mitglied im Kanton Neckar
des Ritterkreises Schwaben. Im 18. Jahrhundert gehörten sie mit den
Herrschaften Eglingen und Ehestetten, Gammertingen, Granheim, Hettingen,
Maisenburg mit Indelhausen, Schülzburg mit Anhausen und Erbstetten,
Untermarchtal und Zwiefaltendorf zum Kanton Donau. Mit Höpfigheim (bis 1587)
und dem Schloss zu Dettingen (bis zur Mitte des 17. Jhs.) waren die S. seit
1542 auch im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59; Hellstern 214; Schulz 271; Rahrbach 243.
Speyer, Domkapitel (Reichsritter).
Das Domkapitel zu Speyer zählte wegen Oberöwisheim zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Winkelmann-Holzapfel 164.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann
zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der
Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz
und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg
im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die
Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich,
8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des
Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen.
Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal
(1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus
bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der
Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und
seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der Mündung des Saalbaches in
einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus
zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim,
Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung
Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach
siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach,
Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790
Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim
das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die
linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit
55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen
Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg,
die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein
neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des
Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer,
1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im rechtsrheinischen Teil
des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert, ZGO N.F. 38 (1925);
Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70,
Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff.
1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961;
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Drollinger, K.,
Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale
Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H.
(1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of
Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das
Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G.,
Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann,
A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und
salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum
Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
492, 2, 572.
Speyer (Reichsstadt,
freie Reichsstadt). Um 150 n. Chr. nannte
Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den Hauptort der
(germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum)
bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6. Jahrhundert
erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und Erneuerung?) als
Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch ein Privileg Kaiser
Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich anfänglich königliche
Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden angesiedelt. Weitere Privilegien
von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung der von Saliern und Staufern sehr
häufig aufgesuchten Stadt von der bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S.
Reichsstadt. Bereits mit den
spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg.
Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort
und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes.
1523/1538/1540 führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum
oberrheinischen Reichskreis zählte, von
Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur Wiederbesiedelung
freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es Sitz eines
französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre (Donnersberg).
1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern an Bayern und
wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung Bayerns. 1946
kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F.,
Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der
Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt
und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten
Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A.
1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine
Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
Speyergau (Gau zwischen Lauter und Speyerbach, Reichslandvogtei). Zur Rückgewinnung und Verwaltung
des Reichsguts um Speyer richtete König Rudolf
von Habsburg die Reichslandvogtei S. ein, deren
Bedeutung aber rasch schwand.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 20 ([Speiergau,]
Spirihgeuue, Spyrensis, Spirehkewe, Spirehkeuui, Spirechgouue, Spirihgouue,
Spirigovue, Spirichowe, Gau zwischen Lauter und Speyerbach, Deidesheim,
Weißenburg, Steinweiler, Oberotterbach, Niederotterbach, Dörrenbach bzw. Dierbach,
Gleisweiler, Hochstadt, Speyerdorf, Wollmesheim); Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 929; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
16, 18, 23, 24, 26, 27, 30, IV, 18, Spirahgouwe, pagus Spirensis, Nemetis,
Namnetis, Spirensis comitatus, ‚Speyergau‘, zum Ortsnamen Speyer, S. 306;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 260; Niemeyer, W., Der
pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 80 (Altrip, Wachenheim); Bauer,
T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Eisenberg in der Pfalz?, Battenberg in
der Pfalz, Limburg an der Haardt, Helmbach, Lambrecht in der Pfalz).
Spick (Reichsritter).
Vielleicht zählten die S. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 127.
Spiegelberg (Grafschaft). Die 1217 erstmals
erwähnten, mit 1132 genannten Grafen von Poppenburg gleichen Grafen von S. bei
Salzhemmendorf südöstlich Hamelns konnten trotz Verlustes ihrer namengebenden
Burg an die Edelherren von Homburg (1238) um Coppenbrügge östlich von Hameln
eine kleine Herrschaft mit fünf Dörfern einrichten. Mit dem Erlöschen des
Geschlechts fiel sie 1557 an Braunschweig-Calenberg als Lehnsherrschaft heim.
Das Lehen wurde unter Vorbehalt der Landeshoheit bis 1583 an eine Nebenlinie
Lippes, von 1584 bis 1631 der Grafen von Gleichen und danach an Nassau-Oranien
ausgegeben. 1792 gehörte der König von England bzw. Hannover wegen der etwa 1,3
Quadratmeilen großen Grafschaft S. zu den westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1819 verkaufte Nassau-Oranien S. an
Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 357f.; Zeumer 554 II b 63, 12; Wallner 705 WestfälRK 49; Schnath, G.,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922; Hartmann, P., Die
Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, Nds. Jb. f. LG. 18 (1941), 117; Vogell, H.,
Geschichte und Beschreibung der alten Grafschaft Spiegelberg älterer und
neuerer Zeit, 1976.
Spieß, Stor zu Spieß (Reichsritter).
Um 1550 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 127; Neumaier 73.
Spigno (Festung). Die zuvor einer Nebenlinie
der Caretto gehörige Festung S. in den Langhen war im 18. Jahrhundert Teil des Reichsguts in Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Spinola (Reichsfürst).
1696 erhob Kaiser Leopold I. Giambattista S. zum Reichsfürsten
und sein Reichslehen Vergagni vom Marchesat zum
Fürstentum.
L.: Klein 167.
Spoleto (Herzogtum). Im 6. Jahrhundert (um
575/576) gründete ein langobardisches Adelsgeschlecht in S., das in römischer
Zeit municipium (Spoletium) gewesen war, an der Straße von Rom nach Ravenna ein
vom König verhältnismäßig unabhängiges Herzogtum (Dukat), das allmählich fast
das ganze östliche Mittelitalien umfasste. Karl der Große ließ das Herzogtum
gegen Anerkennung seines Königtums bestehen, bezog das Gebiet aber
organisatorisch in das fränkische Reich ein. 899
wurde (der fränkische) Herzog Wido II. König und 891 Kaiser von Italien, doch
verlor danach das Herzogtum an Bedeutung. Otto der Große sah das Herzogtum als
ein vom König zu vergebendes Lehen an. Seit Ende des 11. Jahrhunderts wurde es
als Amt an Reichsministeriale ausgetan.
Gleichzeitig erhielt der Papst Ansprüche auf das Gebiet. 1213 wurde es ihm von
König Friedrich II. überlassen, später aber wieder bestritten. 1274 erkannte
König Rudolf von Habsburg den Übergang auf den Papst an.
L.: Silchmüller, R., Die Herzöge von Spoleto 967-1268, Diss. phil. Berlin 1919
(masch.schr.); Müller, P., Topographische und genealogische Untersuchungen zur
Geschichte des Herzogtums Spoleto und der Sabina von 800-1100, Diss. phil.
Greifswald 1930; Il ducato di Spoleto, 1983; Gasparri, S., Spoleto, LexMA 7
1995, 2128f.
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und
vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren.
Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf
Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die
halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar
und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf
die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der
Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III.
(1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S.
(Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg
an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der
über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt,
begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon
und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis
zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere
Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter
der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg
(Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim)
an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348
durch Heirat die Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft
aus. Die Vordere Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere
Grafschaft S., zu einem Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere
Grafschaft 1437 teilten sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz
und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt.
Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der
Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die
Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S.
zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit
den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die
Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten
erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und deren
Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV. und
Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die
herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen
von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990,
81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1
1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG.
13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
482.
Spork (Reichsritter).
Um 1550 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33; Riedenauer 127.
Spreter von Kreidenstein (Reichsritter). Von etwa 1614 bis 1663 waren die S.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 214.
Stablo (Fürstabtei, Residenz des Fürstabts),
frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus
unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald und König Sigibert
III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich. Sie war von Anfang
an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf Königsgut)
gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei
nahm sie seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie Malmedy) Sitz und Stimme im
Reichstag und später im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das
Gebiet beider Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und
Städten Stablo und Malmedy und die Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und
den Gebieten Xhignesse und Hamoir. 1794 verloren beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17
Quadratmeilen) kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das
sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die
Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach
Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Stablo-Malmédy, (Fürstabtei, Residenz), Stablo und
Malmedy (Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von ihrer
Gründung unter dem merowingischen Hausmeier Grimoald bis zur Aufhebung durch
Frankreich 1796 durch Personalunion miteinander verbunden. Das Gebiet beider
Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und
Malmédy und die Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten
Xhignesse und Hamoir. S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547
Staden (Ganerbschaft). 1156 trug Wortwin von
Büdingen die Wasserburg S. an der Nidda der Abtei Fulda zu Lehen auf. Nach dem
Aussterben der Herren von Büdingen fiel S. an die Linie Isenburg-Limburg. 1404
verkaufte sie die zugehörige Herrschaft mit Florstadt und Stammheim an die
Ganerbschaft der Löw von Steinfurth (Löw von Steinfurt), Wais von Fauerbach,
von Kleen, von Büches und von Stockheim. Infolge Vererbung waren Ganerben der
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Ganerbschaft später die Löw von Steinfurth (Löw von Steinfurt),
Isenburg-Büdingen und die Burg Friedberg. 1806 kam der Anteil der Löw an
Hessen-Darmstadt, der Isenburg-Büdingens an Isenburg-Birstein, das zugunsten
Hessen-Darmstadts verzichtete. Die Burg Friedberg trat ihren Anteil 1817 an
Hessen-Darmstadt ab. Über Hessen-Darmstadt fielen die Güter 1945 an Hessen.
L.: Wolff 504; Wallner 698 OberrheinRK 34; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 34; Zimmermann, F., Geschichte der Ganerbschaft Staden, Archiv
f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872); Wagner, F., Geschichte der
Ganerbschaft Staden, Archiv f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872).
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach
Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden
(Prätigau) stammenden schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen
(1270 Walter von S.) und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden
durch Teilung eine schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die
Güter vereinigte. 1488 waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die
S. wegen Magolsheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
Sie wurden 1686 in den Reichsfreiherrenstand und
1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte sich
die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen weiterer Güter zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben
zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre
1806 von Württemberg annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und
wurde von der jüngeren philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908
ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die
Standesherrschaft Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler
und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen
um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
Staffel (Reichsritter)
Stain (Reichsritter) s. Stein
Stammheim (Reichsritter).
Von 1542 bis zu ihrem Erlöschen 1588 waren die S. wegen S., Zazenhausen und
Beihingen Mitglied im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. kam später
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 271.
Stammler (Reichsritter).
Im Jahre 1800 zählten vielleicht die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 38.
Stargard (Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten
bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei Neubrandenburg war Mittelpunkt
des nach ihr benannten umliegenden Landes S., das von slawischen Redariern
besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte. 1236 wurde es vom Herzog von
Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg abgetreten. 1298/1299/1304
kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen Brandenburgs an die Fürsten von
Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank für Unterstützung das Land S.
unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs zu Sachsen und Brandenburg zum
erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin
dieses 1348 die Herzogswürde erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie
Mecklenburg-Stargard, die außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie
zeitweise brandenburgisches Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie
Mecklenburg-Strelitz. Über diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis. Mit Mecklenburg kam es 1945 in die
sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard (; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Starhemberg (Grafen, Fürsten). Seit 1236/1240 nannte
sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert als Dienstmannen der
steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der um 1170 erbauten Burg
S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu reichen Gütern in Oberösterreich und
Niederösterreich erbte es 1559/1572 von den Grafen von Schaunberg deren Güter
um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei Linien aufgeteilte, der Reformation
folgende Familie in den zwei weiblichen Linien in den Reichsgrafenstand,
1765 in einer Linie (Georg Adam von S., Erzieher Josephs II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
Starkh, Storck, Stöckh, Stünk, Stürgkh (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Starschedel (Reichsritter).
Von 1607 bis 1623 war Heinrich von S., markgräflich-badischer Geheimer Rat und
Haushofmeister, Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 214.
Stauf (Herrschaft). S. bei Kirchheimbolanden
kam noch in merowingischer Zeit vom König an die Erzbischöfe von Trier, von
denen es als Lehen an die Herren von S. gelangte. Von ihnen fiel die Herrschaft
im 13. Jahrhundert an die Grafen von Eberstein, dann an die Grafen von Sponheim
und über die Herren von Dannenfels 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Weilburg. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
1815 kam es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft Stauf in der Pfalz,
1913f.
Stauf, Stauff (Reichsritter).
Wegen Adlitz zählten die S. im früheren 18. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 127.
Staufen (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft S., die zusammen mit der Grafschaft
Rothenfels 13 Quadratmeilen umfasste, unter den Grafen Königsegg-Rothenfels zum
schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9.
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren
(Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren († 1055) benannte, der durch
seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile
des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich († 1105) erhielt als Schwiegersohn
König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum
Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen bei
Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die 1108 letztmals genannten
Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit Konrad
III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden
Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland
(Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche
Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen
zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf
(1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von
Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und
der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der
Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft dann allerdings
zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches Erbgut in einen
zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber durch die
Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus ecclesiasticis) bzw.
1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der Landesherren festigte.
Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes Konrad IV. Tod (1254)
zerfiel die Herrschaft der Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268
(Enthauptung Konradins, des Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in
verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer,
1950/19511, Neudruck 1968/1969; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994;
Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer, 1976; Engels, O., Stauferstudien,
1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Hechberger, W., Staufer
und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA 8 1996, 76; Staufische
Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u. a., 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige,
hg. v. Seibert, H. u. a., 2007.
Stechinelli-Wieckenberg (Reichsgrafen).
Von Herzog Georg Wilhelm von Celle (1665-1705) soll der Bettlerjunge Francesco
Capellini, genannt Stechinelli, in Venedig aufgegriffen worden sein. 1678 wurde
er Generalpostmeister von Braunschweig-Lüneburg, verkaufte dieses Amt jedoch
1682 an den Rat Franz Ernst von Platen. 1688 wurde er mit dem Namen des Dorfes
Wieckenberg vom Kaiser zum Freiherrn erhoben. Nach dem Verkauf Wieckenbergs an
die Spörcken wurden die Stechinelli-Wieckenberg 1790 Reichsgrafen.
L.: Handbuch der historischen Stätten 2 (Wieckenberg).
Stedesdorf (Herrschaft). Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte die Herrschaft S. zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 151; Wolff 339.
Steenhuysen, Steenhuize (Fürstentum). Am Ende des
18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum S. über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach
zeitweiliger Herrschaft der Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld
(955) 976 das Herzogtum Kärnten gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark
(Mark an der Mur 970, marchia Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt
Hengistburg bei Wildon) unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein,
dann den Grafen von Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem
Geschlecht der Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg).
1122 wurde sie mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold
(1122-1129) und Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von
Eppenstein (1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten
(1158) ihre Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger
Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die
1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König
Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn
(Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an
Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von
Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch
deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an
die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz
in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle
habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um
das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken
(seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den
innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender
Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18.
Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen Sonderstellung
beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen besiedelte Drittel
der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige S. als Bundesland
bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das
3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt
Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark
(Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941
unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die
Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet
Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der
eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches
und war damit vorübergehend wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff. 1875ff.;
Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893; Pirchegger, H.,
Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der
Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger,
H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung steirischer
Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in) Erläuterungen
zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917, 1957; Mell, A.,
Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd.
1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark, 1946-1949;
Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd. 1ff. 4./5.
A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen Landesregierung,
Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen 1973; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31, Steiermark,
Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der Geschichte ihrer
Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien,
Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969;
Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H.,
Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980;
Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg.
v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark,
1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum
Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die
Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark,
2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die
Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
Steigerwald (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton S.
gehörte zum Ritterkreis Franken der Reichsritterschaft.
L.: Mader 6, 606ff.; Wolff 512; Riedenauer 116, 122ff.; Das Land zwischen Main
und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998.
Stein (Freiherren, Reichsritter).
S. Stein zum Altenstein, Stein zu Lobelbach, Stein zu Nord- und Ostheim, Stein
von Lichtenberg, Stein zu Trendel
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 385f.; Pfeiffer 213;
Winkelmann-Holzapfel 164; Kollmer 372; Stetten 22.
Stein (Herrschaft). Seit 1233 nannten sich
Herren von S. nach der vermutlich noch im 12. Jahrhundert erbauten Burg S. an
der Zwickauer Mulde. Als Lehen der Grafen von Hartenstein/Burggrafen von Meißen
hatten sie Beierfeld, Sachsenfeld, Grünhain, Holzenhain (Holzenheim) und Westerfeld.
1406/1439 ging S. mit Hartenstein an die Schönburg über. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft über die Fürsten Schönburg-Waldenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam S.
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Stein (Herrschaft). Die Herrschaft S. im
Hochstift Lüttich war ein Lehen des Bischofs von Lüttich als Grafen von Looz
und gehörte dem Marquis von Westerloo. Am Ende des 18. Jahrhundert zählte sie
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Später
kam sie an Frankreich und 1815/1839 zur Provinz Limburg der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Stein (Reichsritter)?
Stein (am Rhein) (Kloster). In der Reichsmatrikel von 1521 erscheint das Kloster S. Nach
S. am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee hatte Kaiser Heinrich II. 1015 das
Benediktinerkloster Sankt Georgen vom Hohentwiel verlegt.
L.: Reichsmatrikel 1521; Urner-Astholz,
H./Stiefel, O./Rippmann, E./Rippmann, F., Geschichte der Stadt Stein am Rhein,
1957.
Stein (am Rhein) (Reichsstadt).
Die Benediktinerabtei Sankt Georgen, die Kaiser Heinrich II. 1015 vom
Hohentwiel an den Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee verlegt hatte, erhielt
zwischen 1009 und 1024 das Marktrecht und Münzrecht in S. 1457 wurde der Ort durch
Kauf der es vordem einschließenden Herrschaft Hohenklingen reichsfrei und
erwarb zur Sicherung seiner Versorgung ein ländliches Herrschaftsgebiet. 1484
schloss er sich Zürich an, huldigte 1748 noch dem Kaiser gegen
Privilegienbestätigung und kam 1803 zum Kanton Schaffhausen.
L.: Wolff 519; Urner-Astholz, H./Stiefel, O./Rippmann, E./Rippmann, F.,
Geschichte der Stadt Stein am Rhein, 1957; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 258.
Stein von Ostheim (Reichsritter) s. Stein zu Nord- und Ostheim
Stein zu Bosenstein (Reichsritter).
Von 1689 bis zum Erlöschen 1774 waren die S. wegen des von den Hohenfeld in
weiblicher Erbfolge erlangten Mühlhausen an der Enz im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 272.
Stein zu Lobelbach (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein von
Lichtenberg? [Freiherren, Reichsritter]. Die S.
zählten vom 16. bis 19. Jahrhundert mit Bahra, Filke, Sands, Völkershausen und
Teilen von Willmars zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken., im 17.
Jahrhundert zum Kanton Steigerwald, im 18. Jahrhundert zum Kanton Gebirg und
daneben vielleicht auch zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.) S. Stein
zum Altenstein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 385f.; Winkelmann-Holzapfel 164;
Pfeiffer 213; Riedenauer 127; Rahrbach 248.
Stein zu Trendel (Reichsritter).
Um 1700 zählten die S. zum Kanton Altmühl im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127; Rahrbach 245.
Stein zum Altenstein, Stein von Lichtenberg?
(Freiherren, Reichsritter). Die S. zählten vom
16. bis 19. Jahrhundert mit Bahra, Filke, Sands, Völkershausen und Teilen von
Willmars zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken., im 17. Jahrhundert
zum Kanton Steigerwald, im 18. Jahrhundert zum Kanton Gebirg und daneben
vielleicht auch zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.) S. Stein zum
Altenstein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 385f.; Bechtolsheim 13, 18,
Winkelmann-Holzapfel 164; Pfeiffer 213; Riedenauer 127; Rahrbach 248; Ulrichs
209; Neumaier 66.
Stein zum Rechtenstein (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Vom 16. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts
zählten die Freiherren und Grafen von S., die bereits 1488 zur
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar gehörten, mit den
Herrschaften Bergenweiler, Teilen von Emerkingen, Ichenhausen und Teilen von
Niederstotzingen mit Riedhausen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
Wegen des 1549 erworbenen Harthausen waren sie im Kanton Neckar immatrikuliert.
Seit 1597 zählten sie wegen des 1595 von den Westernach erlangten, bis 1790
bewahrten Bächingen zum Kanton Kocher der Ritterkreises Schwaben,
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 65; Hellstern 214, 218;
Kollmer 372; Schulz 271.
Stein-Kallenfels (Reichsritter).
S. Steinkallenfels
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Steinau genannt Steinrück (Reichsritter). Vom 16. bis ins frühere 18. Jahrhundert
zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren
sie im 17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald und vielleicht auch im Kanton
Baunach immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 387; Pfeiffer 198, 211;
Bechtolsheim 14, 17; Riedenauer 127; Rahrbach 250; Neumaier 64; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 (Poppenhausen) 1734 ausgestorben?.
Steinbach (zu Gräventhal?) (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 211; Riedenauer 127; Stetten 33; Neumaier 78, 83, 158, 166.
Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1129
erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der
Münsterschen Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten,
Vogteirechten und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel
Steinfurt, Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab
1279, Gronau 1365). 1357 wurde Laer an das Reich
aufgetragen. Nach dem Aussterben der Herren fiel die Herrschaft S. über die
Erbtochter 1421 an Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft
Bentheim erbte, und damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und
S. in zwei Linien verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift
Münster dem Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte, vermindert um
das im 16. Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt Rüschau, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1716
wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf Stadt und Kirchspiel
Burgsteinfurt beschränkt. 1804 wurde Bentheim durch die Linie S.
(Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an
Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt an Nordrhein-Westfalen. S.
Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler,
G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen,
1981, 171; Steinfurt. Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F.,
Steinfurt, LexMA 8 1996, 99.
Steingaden (reichsunmittelbares Kloster). 1147
gründete Herzog Welf VI. von Bayern das Kloster S. bei Schongau, das bald
reichsunmittelbar wurde und reiche Güter im südlichen Tirol erhielt. 1425
verzichtete Propst Johann Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) auf die Reichsfreiheit. S. kam an Bayern.
L.: Hofmann, S., Stift Steingaden 1147-1803, 1947.
Steinhäußer (Reichsritter),
Steinheuser. Im 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald im
Ritterkreis Franken. S. Steinheuser.
L.: Riedenauer 127.
Steinhäußer von Neidenfels, Steinheuser von
Neidenfels (Reichsritter). Von 1542 bis zu ihrem
Erlöschen 1611 zählten die S. mit dem 1532 erworbenen Rechenberg zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Steinheuser von Neidenfels.
L.: Schulz 272.
Steinheim (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 127.
Steinheim (am Untermain bei Hanau) (Residenz des
Erzbischofs von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 550.
Steinheuser (Reichsritter),
Steinhäußer. Im 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Steinheuser von Neidenfels, Steinhäußer von
Neidenfels (Reichsritter). Von 1542 bis zu ihrem
Erlöschen 1611 zählten die S. mit dem 1532 erworbenen Rechenberg zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 272.
Steinkallenfels (Reichsritter).
Die im Hahnenbachtal bei Kirn an der Nahe gelegenen Burgen Stein und Kallenfels
erscheinen erstmals 1211. Im 14. Jahrhundert gehörten sie zusammen mit der Burg
Stock ritterschaftlichen Ganerben. Im 18. Jahrhundert zählte die nach S.
benannte Familie wegen Dörrmoschel mit Teschenmoschel zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Der letzte Freiherr von und zu S.
starb 1778.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Ohlmann, M., Die Ganerbenburg
Steinkallenfels, 1930, Beiträge zur Geschichte des Nahegaues Nr. 2.
Steinreut (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Steinrück (Reichsritter) s. Steinau genannt S.
Steinweiler (Reichsdorf).
Am 25. 10. 1361 erweiterte Kaiser Karl IV. die unter anderem S. bei Germersheim
umfassende Verpfändung an die Pfalzgrafen. Später kam S. über die Pfalz an
Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 469, 463.
Stendal („Steintal“, Residenz des Markgrafen von
Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 552.
Stepfferts, Sterbfritz? (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sternberg (Land). Nach 1250 erbaute das Erzstift
Magdeburg am Schnittpunkt alter Straßen im Land Lebus die 1300 erstmals
erwähnte Burg S. Das umliegende Gebiet kam 1287 pfandweise an Brandenburg und
von dort um 1450 bis 1724 an die Winning. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
das 42 Quadratmeilen umfassende Land S., das die unmittelbaren Städte Drossen
und Reppen, die Ämter Frauendorf, Bischofsee und Neuendorf, das
Johanniterritterordensherrenmeistertum Sonnenburg, die Kommenturei Lagow und
die Lehnstädte S. und Königswalde umfasste, über die Markgrafen von Brandenburg
zum obersächsischen Reichskreis. Über Brandenburg
kam S. 1945 (Verwaltung) bzw. als Folge der deutschen Einheit 1990
(vollständig) an Polen. S. Polen.
L.: Wolff 390f.; Wallner 708 ObersächsRK 1; Freier, W., Das Land Sternberg,
1892.
Sternberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach
im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Sternberg (in Mähren) (Reichsgrafen).
Die seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts belegte Familie teilte sich im 13.
Jahrhundert in eine böhmische und eine im 16. Jahrhundert ausgestorbene
mährische Linie. Seit 1752 waren die Grafen Mitglied im schwäbischen Reichsgrafenkollegium. Die böhmische Linie erbte 1780
von den Grafen von Manderscheid die Grafschaften Blankenheim und Gerolstein
(Sternberg-Manderscheid). 1792 waren die Grafen Mitglied im westfälischen Reichsgrafenkollegium.
L.: Zeumer 554 II b 61, 22, 63, 21; Palacky, F., Die Grafen von Sternberg,
1842; Polivka, M., Sternberg, LexMA 8 1996, 131.
Sternberg-Manderscheid (Grafen). Als Entschädigung für den Verlust von Blankenheim, Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf erhielt der Graf von S. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 die Abteien Schussenried und Weißenau. 1806 wurden die Grafen in Österreich und Württemberg mediatisiert.
Sterneck (Herrschaft). Bald nach 1250 erbauten
die Herren von Brandeck die Burg S. bei Freudenstadt. Sie wurde Mittelpunkt
einer zum schwäbischen Reichskreis gehörigen
Herrschaft. Diese kam 1750 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Schlumpberger, E., Die Geschichte der
Herrschaft Sterneck von ihren Anfängen bis 1806, 1952.
Sternenfels (Reichsritter).
Nach S. (1232 Sterrenvils) bei Maulbronn nannte sich ein Zweig der edelfreien
Herren von Kürnbach. Die Familie war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1663 und im 18. Jahrhundert
zählte sie zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Im späteren 17.
Jahrhundert gehörte sie zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Der Ort
S. kam 1391 an Württemberg, wurde an Adelsfamilien ausgegeben und fiel 1749
erneut an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 214; Riedenauer 127.
Sternstein, Störnstein (gefürstete Reichsgrafschaft). Um das Schloss Störnstein bei
Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als
unmittelbare Reichsherrschaft ursprünglich den
Herren von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck) gehörend erhielt
sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von Böhmen zu Lehen.
1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer Reihe von
Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die Lobkowitz
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit
1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S.
in Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft. S. Störnstein.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Stetten (Freiherren, Reichsritter).
Von etwa 1550 bis etwa 1800 zählten die Freiherren von S. mit der Herrschaft
Kocherstetten, Berndshofen, Bodenhof, Buchenbach, Buchenmühle (Buchenmühl),
Heimhausen (Heimbach), Laßbach, Mäusdorf, Morsbach, Rappoldsweiler Hof
(Rappoldsweilerhof) und Schlothof, Schloss S., Vogelsberg und Zottishofen zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Kocherstetten und Buchenbach fielen
1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 164; Pfeiffer 210; Riedenauer 127; Stetten 33, 37, 185;
Rahrbach 253; Neumaier 73, 90, 149f.; Beschreibung des Oberamts Künzelsau, hg.
v. d. kgl. statist.-topograph. Bureau, Bd. 1f. 1883, Neudruck 1968; Herrmann,
M., Geschichte von Dorf und Schloss Stetten, 1931; Der Kreis Künzelsau, hg. v.
Theiss, K./Baumhauer, H., 1965; Rauser, J., Die Mediatisierung des Baronats
Stetten, 1968; Rauser, J., Die Reichsfreiherrschaft
Stetten in der Endphase ihrer Unmittelbarkeit 1794-1809, 1969.
Stettenberg (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 127; Stetten 33; Rahrbach 255; Neumaier 72, 150
(Stettenberg zu Gamburg).
Stettenfels (Herrschaft). Die Burg S. bei Heilbronn
war Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen von Calw, die nach 1140 an
Weinsberg kam. 1277 wurden die Güter der Pfalz zu Lehen aufgetragen. Über die
Hirschhorn, Sturmfeder, Helmstadt, Adelsheim, Thumb von Neuburg und Hürnheim
gelangte sie 1351 durch Kauf an die Grafen Fugger, denen gegenüber nach 1504
wieder 1556 Württemberg als Lehnsherr auftrat. 1747 wurde die zum schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft (mit Obergruppenbach,
Untergruppenbach, Donnbronn, Wüstenhausen) an Württemberg verkauft, über das
die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg kamen.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Frank, J. R., Burg Stettenfels, 1958.
Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von
Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich
der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge
aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab 1124/1128 wurde das zu dieser
Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte S. christianisiert. Dem folgte
der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. 1237/1243 erhielt S. Magdeburger
Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen Pommerns das Herzogtum S. (1478
war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523 wieder geteilt.) 1529 wurde in S.
die Reformation eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg fiel S. an Schweden, 1720
mit Vorpommern, das 1815 den Regierungsbezirk S. bildete, an Preußen. 1945
wurde es stark zerstört und kam unter Verwaltung Polens, an das S. 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte. S. a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es
war, 1975; Völker, E., Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und
Garnison Stettin, 1988; Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak,
B./Wlodarczyk, S., Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 554.
Stettner von Grabenhof, Stettner zu Wiesethbruck,
Stettner zu Wiesenbruck (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die S. wegen Neuenbürg (Neuenburg) und Reinersdorf zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken sowie zum Kanton Odenwald.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 541; Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer
127.
Steuerwald (bei Hildesheim) (1311-1802 Residenz des
Bischofs von Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 556.
Steußlingen (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über den Herzog von Württemberg zum
schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg kam
S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 70; Wolff 161f.; Wallner 684 SchwäbRK 1.
Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in
die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die Ungarn eine um 972/985 erstmals
genannte Burg (Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau
und wurde zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark verbunden,
das 1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837;
Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler,
C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer
Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis heute,
1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller Überblick, 1980.
Stiebar von Buttenheim, Stibar von Buttenheim,
Stibar von und zu Buttenheim, Stiebar (Reichsritter).
Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert zählten die S. mit Pretzfeld, Wolkenstein und
Hagenbach zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie mit
Adelsdorf, Aisch, Förtschwind und Sassanfahrt (Sassanfarth) im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. Im frühen 16. Jahrhundert gehörten sie auch dem
Kanton Altmühl an. Ihre Güter fielen später an Bayern.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 14, 18, 63; Riedenauer 127; Rahrbach 256;
Neumaier 113, 183.
Stingelheim (Reichsritter).
Um 1780 zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Stockhammer (Reichsritter).
Von 1735 bis 1743 zählte Josef Anton von S. als Personalist zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 272.
Stockheim (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
Außerdem waren sie vielleicht im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Bechtolsheim 15; Hellstern 214; Riedenauer 127; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Stockheim, Lindheim) Ende 17. Jh. ausgestorben?.
Stolberg (Grafen, Grafschaft [, Fürsten9). In S.
am Südharz bei Sangerhausen wurde vermutlich im 10./11. Jahrhundert eine Burg
und im 12. Jahrhundert eine Bergbausiedlung begründet. Nach S. benannten sich
seit 1210 (Stalberg) die von den Grafen von Hohnstein oder den Grafen von
Kirchberg abstammenden Grafen von S., die um 1200 erstmals bezeugt sind. Ihre
Güter lagen vornehmlich östlich des Harzes (S., Hayn, 1341 Rossla, Bennungen,
1417 untere Grafschaft Hohnstein, 1413/1417 Kelbra und Heringen gemeinsam mit
Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465 Questenberg). 1548 teilte sich das Haus nach
der 1539 eingeführten Reformation in eine rheinische, 1631 erloschene Linie und
eine Harzer Linie. Diese zerfiel 1645 in die sich nach dem von ihnen 1429
erlangten Wernigerode nennende Linie Stolberg-Wernigerode und in die Linie
Stolberg-Stolberg. Von Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677 die 1742 zu Reichsfürsten erhobene, 1804 erloschene Linie
Stolberg-Gedern ab, von Stolberg-Stolberg 1706 Stolberg-Rossla, das 1893
gefürstet wurde. Das Gebiet der etwa 5,5 Quadratmeilen großen Grafschaft S.
teilten sich im 18. Jahrhundert die Linien Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S.,
Amt Hayn) und Stolberg-Rossla (Ämter Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode
[Berenrode] und Wolfsberg). Die Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im
Wetterauer Reichsgrafenkollegium und im
obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie
eine Oberhoheit und Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für die Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche auf Königstein
eine Rente von 30000 Gulden. 1803 wurden die Grafen von S. mediatisiert. Ihre
Güter kamen an Sachsen (Kursachsen), 1807 an das Königreich Westphalen,
(Stolberg-Stolberg) 1815 zu Preußen (Provinz Sachsen) und 1945 (sowie erneut
1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode, B. Graf zu, Geschichte
des Hauses Stolberg, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1883; Regesta Stolbergica, hg.
v. Mülverstedt, G. v., 1885; Katalog der fürstlich Stolberg-Stolbergischen
Leichenpredigtsammlungen, hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff. 1927ff.; Grosse, W.,
Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a.,
Wernigerode, 2. A. 1964; Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8 1996, 190.
Stolberg-Gedern (Grafen, Fürsten, Reichsfürsten). Gedern bei Büdingen kam 780 an Lorsch.
Die Burg Gedern wurde von den von den Herren von Büdingen abstammenden Herren
von Ortenberg errichtet. Ihre Güter fielen an die Herren von Breuberg, die 1316
dem Erzstift Trier die Hälfte Gederns zu Lehen auftrugen, 1323 an die Trimberg,
1376 an die Eppstein-Königstein und 1535 an Stolberg. Seit 1677 war Gedern Sitz
der 1742 gefürsteten Linie S., die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt wurde.
1806 kam Gedern zu Hessen-Darmstadt und von dort zu Isenburg, 1816 wieder zu
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Stolberg.
L.: Zeumer 553 II b 60, 11; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 322.
Stollberg (Reichsritter) s. Stolberg
Stolp („Pfosten, Wehr“) (Land, Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am
Anfang des 13. Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge
von Pommern, beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von
Danzig. Burg und Siedlung S. an der Stolpe wurden erstmals 1236/1269 erwähnt.
Das Land fiel 1307/1309 an Markgraf Waldemar von Brandenburg, der dem Ort S.
1310 Stadtrecht Lübecks verlieh. 1317 kam das Land an Pommern, das die Stadt S.
mehrfach an den Deutschen Orden verpfändete und das zeitweise unter einer
Teillinie Pommern-Wolgasts verselbständigte Land 1459/1463 zwischen Pommern-Wolgast
und Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S. an Brandenburg. Seit 1945 stand es
unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910;
Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W.,
Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche
Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 557.
Stolpen („Säulenort“ in der Lausitz) (Residenz
des Bischofs von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 559.
Stoltzenroder (Reichsritter).
Vielleicht zählten die S. im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Stör, Ster (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward
Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde
bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S. der Ministerialen von Strehla an der
Elbe, die 1382 an die Herren von Biberstein kam, die auch die Herrschaft
Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für
45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft. 1556/1557 veräußerte der
Administrator des Hochstifts sie an den verwandten Markgrafen Johann von
Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Störnstein,(gefürstete Reichsgrafschaft),
Sternstein. Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von
Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare Reichsherrschaft
ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck)
gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von
Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und
einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653
hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806
wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Stotzingen (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. bis 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit Geislingen,
Dotternhausen und Rosswangen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, mit
Steißlingen und Wiechs seit 1790/1791 zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee) (1791 Stotzingen zu Wiechs). Mit dem 1471 erworbenen,
1790 an Fürst von Thurn und Taxis gelangten Heudorf waren sie im Kanton Donau
immatrikuliert. Geislingen fiel 1806 an Württemberg und wurde 1810 an Baden
abgetreten, über das es 1951/1952 an Baden-Württemberg kamen. S. a.
Niederstotzingen.
L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59; Ruch 71 Anm.
1, 82; Hellstern 215; Mangold, O., Geschichte von Niederstotzingen, 1926;
Stockinger, G., Geschichte der Stadt Niederstotzingen, 1966.
Stoutenburg (Residenz des Bischofs von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 561.
Stralsund (fast unabhängige Stadt). Das 1209
gegründete S. am Strelasund gegenüber von Rügen erhielt 1234 deutsches
Stadtrecht (von Rostock bzw. Lübeck). Es war Mitglied der Hanse und gehörte
unter Wahrung weitgehender Selbständigkeit zu Pommern. 1648 kam es mit Pommern
an Schweden, 1815 an Preußen und von 1949 bis 1990 (in Mecklenburg) zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 404; Die Territorien des Reichs 6,
114; Geschichte der Stadt Stralsund, hg. v. Ewe, H., 1984; Ewe, R., Das alte
Stralsund, 1994; Berwinkel, R., Weltliche Macht und geistlicher Anspruch, 2008.
Straßberg (Herrschaft). Seit 1253 erscheint neben
dem älteren Burc (844) im Scherragau S. bei Sigmaringen, das als Lehen des Reichsstifts Buchau im 13./14. Jahrhundert in der Hand
der Grafen von Hohenberg war. Von 1345 bis 1420 hatten die Herren von Reischach
das Lehen, das um Kaiseringen und Frohnstetten erweitert wurde. 1511 erlangte
Wolf von Homburg den Blutbann für die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft, die 1532 an die Westerstetten verkauft wurde und 1625 an
Buchau zurückfiel. 1803 kam Buchau an Thurn und Taxis, 1806 an Württemberg.
1837 wurde S. von Hohenzollern-Sigmaringen angekauft und blieb bis 1854 Amt.
Über Preußen (1849) gelangte es 1945 zu Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Wallner 688 SchwäbRK 53.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer
Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun
Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem
Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck,
Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei
Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass
sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der Oppenau.
1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die linksrheinischen
Gebiete des zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst.
1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792
säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum
Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die Territorien
des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des
Bistums Straßburg, 1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des
Territoriums des Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de
Saverne, 1935; Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G.,
Das Straßburger Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F.,
Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum,
1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615, 1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 494.
Straßburg (freie Reichsstadt).
Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74
n. Chr. erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich
ein bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die
Alemannen und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich
einverleibt. Seit Ende des 6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum,
Stratisburgo. 843 kam der Ort, an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und
Karl der Kahle die Straßburger Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu
Ostfranken und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der
Bischof 974/982 die Herrschaft gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht
aufgezeichnet. 1262 konnte sich die Stadt gewaltsam von der Herrschaft der
Bischöfe befreien und wurde Reichsstadt (1358
freie Stadt). Sie zählte etwa 10000 Einwohner und gewann allmählich ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet. 1332 erlangten die Zünfte die Teilnahme an der
Stadtherrschaft. 1350 schloss sich S. dem elsässischen Zehnstädtebund an. Bis
zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl der Einwohner auf
25000-30000. 1529/1531 nahm die Stadt die Reformation an. 1621 wandelte sie das
1538 gegründete Gymnasium zur Universität um. 1681 wurde S. von Frankreich
besetzt und in Form einer Realunion eingegliedert, seit 1780 zunehmend französisiert.
Die Universität, an der Goethe studiert hatte, wurde 1793 aufgelöst. .Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das Amt Illkirch
(Illkirch-Grafenstaden[, Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim,
Niederhausbergen, Schiltigheim und Ittenheim), das Dorf Eckbolsheim des Stiftes
Sankt Thomas und die Herrschaften Barr, Marlenheim und Wasselnheim. Von 1871
bis 1918 war sie Hauptstadt des deutschen Reichslandes
Elsass-Lothringen (mit 1905 nur noch 3 % französischsprachigen Bürgern), von
1940 bis 1944 deutsch besetzt (Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5,
72; Urkunden und Akten der Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd.
1-14 1879ff.; Seyboth, A., Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre
1870, 1890; Borries, E. v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E.,
Straßburg, 1926; Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs
1521-1681, 1931; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Alexander, A./Wentzcke, P., Straßburg.
Bibliographie, Dt. Archiv für Landes- und Volksforschung 7 (1944);
Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789, 1961;
Dollinger, P., Strasbourg. Du passé au présent, 1962; Wunder, G., Das
Straßburger Gebiet, 1965 (Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen
Herrschaftsbereiches vom 13. bis 18. Jahrhundert, 1967 (Diss. phil. Straßburg
1967); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 261; Hertner,
P., Stadtwirtschaft zwischen Reich und
Frankreich. Wirtschaft und Gesellschaft Straßburgs 1650-1714, 1973; Histoire de
Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Forstmann, W./Haug, E./Pfaehler,
D./Thiel, G., Der Fall der Reichsstadt Straßburg
und seine Folgen. Zur Stellung des 30. September 1681 in der Geschichte, 1981;
Stadtsprachenforschung unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der
Stadt Straßburg im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, G.,
1988; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1988; Strasbourg,
Schoepflin et l’Europa, hg. v. Vogler, B. u. a., 1996; Rapp, F., Straßburg,
LexMA 8 1996, 213ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 595; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als
Geschichte administrativer Praxis, 2011.
Straßburg (Residenz des Bischofs von Gurk),
Strassburg
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 562.
Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz
des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im
früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der
Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken
fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift
Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt.
1353 wurde diese Sitz des Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429,
tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397).
Danach kam S. an Bayern-München, in dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren
Herzog Albrecht heimlich angetraute Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer
ertränken ließ. 1535 löste S. die letzten grundherrschaftlichen Rechte
Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und
alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die
Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 566.
Streit von Immendingen, Streitt von Immendingen
(Reichsritter). Von 1654 bis 1686 war der
österreichische Rat Jacob Rudolph (Rudolf) S. zu Vollmaringen und Göttelfingen
(Göttingen) Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen
und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten S. zum Ritterkreis
Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1858.
L.: Hellstern 215.
Streitberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
Außerdem waren sie im 17. Jahrhundert im Kanton Baunach und im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. Die vor 1124 errichtete Burg S. bei Ebermannstadt
war 1285 in Händen der Schlüsselberg, 1347/1360 bei Bamberg und Würzburg, doch
hatten die Ritter von S. 1350 bereits wieder einen Anteil erlangt. 1460 kam ein
Teil als Lehen an Kloster Saalfeld, ein weiterer an die Markgrafen von Ansbach und
Bayreuth (endgültig 1538). Später fiel S. an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 109; Rahrbach 259; Pfeiffer 196, 209; Bechtolsheim 14;
Riedenauer 127.
Stromberg s. Faust von S. S. (1177 Edelherren von Rüdenberg
Burggrafen) gelangte später an den Bischof von Münster.
L.: Leidinger, P., Zur Geschichte von Burg und Burggrafschaft Stromberg. Eine
um 1082 im salischen Reichsinteresse erbaute
Landesfestung?, Westfäl. Zs. 157 (2007), 9ff.
Stuben (Reichsritter).
Von 1640 bis 1737 (zuletzt mit dem württembergischen Geheimen Rat Johann Joseph
Anton von S., Herrn zu Zimmern unter der Burg und Hausen am Tann) waren die S.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Stuben zu Dauberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die S., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, zum
(Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch 18 Anm. 2, Anhang 3, 5.
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte
Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren
von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des
Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche die Burg Hohenlupfen
nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S. Hauptort der seit
dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten Landgrafschaft S., in der 1524
der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis hatte, an die
Marschälle von Pappenheim und 1639 über die Erbtochter des letzten Pappenheim
aus der Linie S. zusammen mit der Herrschaft Hewen an die Grafen von
Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern
Gebiet, das die eigentliche Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die Herrschaft
Hewen mit dem Schloss Hohenhewen und Engen umfasste, an Baden und damit
1951/1952 das Gebiet an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Sturmfeder (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
Wegen Großaspach mit Oppenweiler und Schozach waren die S. von Oppenweiler von
1542 bis 1805 im Kanton Kocher immatrikuliert. Um 1790 waren die Freiherren S.
(von und zu Oppenweiler) mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim
Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62; Zimmermann 79;
Winkelmann-Holzapfel 164; Kollmer 372; Schulz 272.
Sturmfeder von und zu Oppenweiler (Freiherren, Reichsritter). S. Sturmfeder
L.: Zimmermann 79; Winkelmann-Holzapfel 164.
Stuttgart (Ort, Stadt, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Württemberg bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). Vielleicht um 950
legte der Herzog von Schwaben am Neckar unweit des schon um 700 erwähnten
Cannstatt ein Gestüt (stuot-gart) an, in dem bald mehrere umliegende Siedlungen
(Frankenbach, Immenhofen, Weißenburg, Tunzhofen) aufgingen. Die Herrschaft über
den 1160 bzw. urkundlich 1229 erstmals erwähnten Ort (Stukarten) hatten die
Grafen von Calw, im frühen 13. Jahrhundert durch Erbfolge die Grafen von Baden,
von denen er um 1245 durch Heirat an die Grafen von Württemberg kam. Zu Beginn
des 14. Jahrhunderts wurde S. Verwaltungsmittelpunkt Württembergs und wuchs bis
1850 auf etwa 50000 und bis 1942 auf knapp 500000 Einwohner. In
Baden-Württemberg (1951/1952) wurde S. Hauptstadt.
L.: Wolff 161; Pfaff, K., Geschichte der Stadt Stuttgart, Bd. 1ff. 1845ff.;
Schneider, E., Geschichte der Stadt Stuttgart, 1927; Decker-Hauff, H.,
Geschichte der Stadt Stuttgart, 1966; Borst, O., Stuttgart. Die Geschichte der
Stadt, 1973; Leipner, K., Stuttgart, 1987; Lorenz, S., Stuttgart auf dem Weg
zur Landeshauptstadt, (in) FS O. Borst, 1989; Lorenz, S., Stuttgart, LexMA 8
1996, 270f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 568.
Süderdithmarschen (Land). S. ist der südliche, 1580/1581
an Dänemark gelangte Teil von Dithmarschen. Er gehörte über Holstein-Glückstadt
Dänemarks am Ende des 18. Jahrhunderts zum niedersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 445; Wallner 706 NiedersächsRK 6; Hadel, W. v., Die Eingliederung des
Landes Dithmarschen in den Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein,
1963.
Sudetenland (Reichsgau,
Gau). Seit 1912 wurden unter Verwendung des Gebirgsnamens Sudeten die Bewohner von
Deutsch-Böhmen, Deutsch-Mähren und Österreichisch-Schlesien als Sudetendeutsche
bezeichnet, nachdem wenige Jahre zuvor das Wort sudetendeutsch erstmals geprägt
worden war. Seit 1919, als durch den Frieden von St. Germain, entgegen dem
Grundsatz der Selbstbestimmung, von Deutschen bewohnte Gebiete Westmährens, in
denen 1919 etwa 3,1 Millionen Deutsche und rund 200000 Tschechen (durch
Zuwanderung 1930 690000) gelebt haben dürften, der Tschechoslowakei
eingegliedert worden waren, wurde dieser Name allgemein für die innerhalb der
neu gegründeten Tschechoslowakei wohnenden etwa 3,5 Millionen Deutschen
verwandt, die vor allem um Eger, Karlsbad, Aussig, Reichenberg
und Troppau in geschlossenen deutschen Sprachgebieten lebten und 28 Prozent der
Stadtbevölkerung (1930 Karlsbad 87, Eger 80, Reichenberg
78, Aussig 75, Troppau 61 Prozent). Innerhalb der Tschechoslowakei wurden ihre
Rechte immer stärker eingeschränkt und 840000 Hektar Land enteignet und fast
ausschließlich Tschechen übertragen. 1933 wurde die Deutsche Nationalpartei in
der Tschechoslowakei verboten. Danach bildete sich die sudetendeutsche
Heimatfront unter Konrad Henlein. Sie wurde 1935 mit 66 % aller deutschen
Stimmen die stärkste Partei der Tschechoslowakei (1938 92 % aller deutschen
Stimmen). Am 29. 9. 1938 wurde das von der Tschechoslowakei angenommene
Münchener Abkommen beschlossen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete
an das Deutsche Reich vorsah. Am 1. 10. 1938
besetzten deutsche Truppen das Land (29000 Quadratkilometer mit 3,4 Millionen
Einwohnern). Aus dem Kern des sudetendeutschen Gebiets wurde der Reichsgau S. (Hauptstadt Reichenberg)
unter dem Reichsstatthalter Konrad Henlein
gebildet. 1945 kam das Gebiet an die Tschechoslowakei zurück. Allen Deutschen
wurde die Staatsangehörigkeit aberkannt. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos
enteignet. Bei der anschließenden Vertreibung kamen etwa 400000 Menschen um.
1,9 Millionen gelangten in die westliche Besatzungszonen (Bayern, Hessen),
800000 in die sowjetische Besatzungszone und 140000 nach Österreich, etwa
250000 blieben zurück.
L.: Pfitzner, J., Sudentendeutsche Geschichte, 2. A. 1937; Das
Sudetendeutschtum, hg. v. Pirchan, G., 2. A. 1939; Aubin, H., Geschichtliche
Kräfte im Sudetenraum, 1941; Sudetenland. Ein Hand- und Nachschlagebuch, hg. v.
Kurth, K., 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50;
Urban, R., Die sudetendeutschen Gebiete nach 1945, 1964; Brügel, J., Tschechen
und Deutsche 1918-1938, 1967; Sudetenland in Europas Mitte, hg. v. Loebel, H.
v., 1987; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Ermacora, F., Die
sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, 1992; Dokumente zur Austreibung der
Sudetendeutschen, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher
Interessen, 1992; Habel, F., Eine politische Legende. Die Massenvertreibung von
Tschechen aus dem Sudetengebiet 1938/39, 1996; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998; Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im
NS-Staat, 1999; Odsun, bearb. v. Hoffmann, R. u. a., 2000.
Südpreußen (Provinz). 1793 wurden die in der
zweiten Teilung Polens an Preußen gefallenen Gebiete Großpolens im Umfang von
rund 58000 Quadratkilometern mit 1130000 meist polnischen Einwohnern (Posen,
Gnesen, Kalisch, Lodz bzw. Lodsch) als Provinz S. in Preußen zusammengefasst.
1795 kam aus der dritten Teilung Polens Warschau hinzu. 1807 musste Preußen die
Provinz an das Herzogtum Warschau abgeben. 1815 erhielt es das westliche
Drittel (um Posen, Bromberg, Schneidemühl, Gnesen und Hohensalza) als
Großherzogtum Posen (1848 Provinz Posen) zurück (29000 Quadratkilometer, [1910]
2,1 Millionen Einwohner, 63,5 % polnische Muttersprache). Der größte Teil der
Provinz Posen Preußens kam 1919/1920 bis auf klar deutschsprachige Gebiete an
Polen. 1939 das Gebiet als Reichsgau Wartheland
an das Deutsche Reich. 1945 fiel es unter die
Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen. S. Posen.
L.: Bussenius, I., Die preußische Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen
1793-1806, 1960.
Südtirol (Gebiet, Landschaft). Seit dem 6.
Jahrhundert wurde das südlich an den Brennerpass angrenzende Gebiet durch
Bayern besiedelt. Seit dem 12. Jahrhundert setzten sich hier die Grafen von
Tirol durch. Die Sprachgrenze festigte sich bei Salurn (Salurner Klause). Ab
1866 verlangten italienische Politiker (Irredentisten, zu [1877] Italia
irredenta, unerlöstes Italien) die Angliederung des Gebiets (von Dalmatien,
Görz, Istrien, Triest, Tessin, Nizza, Malta, Korsika sowie) um Trient an das
neue, 1861 entstandene Königreich Italien, teilweise auch die Ausdehnung bis
zum Brenner. 1910 lebten in S. knapp 7000 Italiener (3 % der Bevölkerung). 1919
wurde im Frieden von St. Germain in Erfüllung eines Italien 1915 für seinen
Kriegseintritt gegebenen Versprechens sowohl das italienischsprachige Trentino
als auch entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung das deutschsprachige S.
auf der südlichen Seite des Brenners Italien angeschlossen, als Provinz
Trentino-Alto Adige organisiert und seit 1922 intensiv italienisiert (Ettore Tolomei),
was von Adolf Hitler seit 1923 als Preis für die Unterstützung seiner Bewegung
durch den italienischen Faschismus anerkannt wurde. Am 21. 10. 1939 wurde
zwischen Hitler und Mussolini ein umfassender Umsiedlungsplan vereinbart.
Daraufhin entschieden sich etwa 86% der deutschen und ladinischen Bewohner für
eine Umsiedlung ins Deutsche Reich (Option,
wahrgenommen von 74500 Südtirolern), doch verhinderte der Krieg eine
(vollständige) Verwirklichung dieses Planes. 1943 wurde S. (nach dem Wechsel
Italiens auf die Seite der Alliierten) der deutschen Verwaltung unterstellt.
Nach 1945 beanspruchte Österreich vergeblich das Gebiet, dessen Teilautonomie
innerhalb Italiens in ihrem Umfang streitig ist. Durch die Erstreckung des
vereinbarten Autonomiestatuts über die Region Bozen hinaus auf die gesamte
Region Trentino-Alto Adige erreichte Italien, dass die in S. überwiegende
deutschsprachige Bevölkerung (1910 97 %, 1939 76 %, 1961 66%, 1981 71%) im
Autonomiegebiet nur eine durch besondere geldliche Förderung zunehmend in
Italien eingefügte Minderheit bildet. S. Tirol.
L.: Ritschel, H., Diplomatie um Südtirol, 1962; Handbuch der Südtiroler
Ortsnamen, 1966; Steurer, L., Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919-39, Diss.
phil. Wien 1975; Schober, R., Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von
Saint Germain, Innsbruck 1982; Mittermaier, K., Südtirol, 1986; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Ermacora, F., Südtirol: Die verhinderte
Selbstbestimmung, 1991; Südtirol von A-Z, 1996; Steininger, R., Südtirol im 20.
Jahrhundert, 1997; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S.,
Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert,
Dokumente, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R.,
Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Lill, R.,
Südtirol in der Zeit des Nationalismus, 2002; Durnwalder, M., Die Reform des
Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Lechner, S., Die Eroberung der
Fremdstämmigen, 2005; Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Fontana, J.,
Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. 11. 1918-31. 7. 1919, 2009.
Suduodi (Gau südlich des Maines?). Die Suduodi
werden neben Thuringi, Hessi, Borthari (Brukterergau) und Nistresi (Ittergau)
genannt, von denen die beiden letzten auf den südlichen Teil des sächsischen
bzw. westfälischen Stammesgebiets deuten. Eine genauere Zuordnung ist nicht
möglich.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 38, 50, Suduodi;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 12, Suduodis.
Sufflenheim, Suffelheim (Reichsdorf
im Unterelsass)
L.: Jeniche, 11; Hugo 476.
Sugenheim (Herrschaft, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Im Hochmittelalter erwarben die Seckendorff von den Castell,
Hohenlohe und anderen um S. bei Scheinfeld ein weitgehend geschlossenes Gut,
das vermutlich ursprünglich aus Reichsvogteigut
der Staufer kam. Mit ihm zählten sie zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken. 1796 fiel S. gewaltsam an Preußen, danach an Bayern.
L.: Wolff 512.
Sulkowski (Reichsfürst).
1752 wurde der polnische Kabinettsminister Alexander Josef S., der seit 1733 Reichsgraf war, nach dem Recht der Primogenitur, 1754
unbeschränkt zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 174.
Sultzel, Sützel, Sintzell, Süntzell, Suzel von
Mergentheim (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
gehörten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. a. Süntzel.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 127.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater
Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im
westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift
Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen
von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das
Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische
Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam
1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig
an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie.
Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter
der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern
zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs,
von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel
das zum bayerischen Reichskreis zählende) S.
infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742
und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit
Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Sulzbach (Reichsdorf).
1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei
Dürkheim (Bad Dürkheim) an der Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen
des Gebiets der später zur Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain,
Schneidhain und Soden im Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht
betroffen. 1282 stellten sich die freien Bauern von Soden und S. unter den
Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. 1450 gerieten Soden und S. auf Grund eines Frankfurter Darlehens
pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561
an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt in eine Teilung der hohen
Obrigkeit einwilligen. 1613 gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung
rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die
Vogtei S. an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift
Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen
S. und Soden an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Sulzberg (Herrschaft). 1059 erscheint erstmals
der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke zwischen Hochstift
Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft S. hatten als Lehen Kemptens von
1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über die Erbtochter die Herren von
Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von 1381 wurde S. Sitz einer eigenen
Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von Schellenberg, die sie an ihren
Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft 1526 an die Abtei
Kempten, über die S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J.,
Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931.
Sulzburg (am Rand des Schwarzwalds im unteren
Sulzbachtal) (Residenz des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 572.
Sulzbürg (Reichsherrschaft).
Nach S. bei Neumarkt in der Oberpfalz nannte sich seit 1217 ein Reichsministerialengeschlecht, das vielleicht auf den
in der Umgebung König Konrads III. erscheinenden Gottfried von Wettenhofen
zurückgeht, sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nach den von ihnen
beerbten, schon um 1120 bezeugten Edelfreien von Wolfstein nannte und das
Kloster Seligenporten gründete. Niedersulzbürg kam vor 1291 an die
verschwägerten Reichsministerialen von Stein
(Hilpoltstein), später an die Gundelfingen und Hohenfels, 1403/1404 zusammen
mit dem 1397 verliehenen Hochgericht an die (S. bzw.) Wolfstein. Obersulzbürg
fiel Ende des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Hirschberg, danach an Bayern
und 1330 als Lehen an die Herren von Dürnwang und wurde um 1350 von den
Wolfstein gekauft. Das um 1130 urkundlich fassbare Reichsgut
Pyrbaum gelangte vor 1346 von den verschwägerten Reichsministerialen
Rindsmaul an die von Wolfstein. 1353 wurde die Reichsunmittelbarkeit
des um S. und Pyrbaum liegenden Gebiets ausdrücklich anerkannt. 1354 wurden die
Wolfstein vom kaiserlichen Landgericht befreit. 1496 nahmen sie Niedersulzbürg
zu Lehen. 1523 wurden sie in den Reichsfreiherrenstand,
1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. S., das
aus dem Bergschloss und Markt Obersulzbürg und einer Anzahl Dörfer bestand, und
Pyrbaum mit Schloss und Markt Pyrbaum bildeten zunächst eine einzige
Herrschaft, doch wurde seit 1480 Pyrbaum in den kaiserlichen Lehnsbriefen als
einzelne Herrschaft angesehen. 1561 wurde die Reformation eingeführt. 1740
kamen die zum bayerischen Reichskreis zählenden
Herrschaften nach Aussterben der Wolfstein, die seit 1668 Mitglieder des
fränkischen Reichsgrafenkollegiums waren, auf
Grund einer Lehnsanwartschaft von 1562 an Bayern. Nach dem Tod Herzog
Maximilians III. Josef, der 1769 auch die Allode der Wolfstein erlangt hatte,
fielen S. und Pyrbaum mit 2 Quadratmeilen an das Reich,
das sie 1779 der Regierung Bayerns unterstellte. S. Wolfstein zu S.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 15; Böhm, J., Die ehemalige Wolfsteinische Reichsgrafschaft Sulzbürg-Pyrbaum, (in) Das Bayerland
8 (1897), 280; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957; Heinloth, B., Neumarkt,
1967, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern.
Sulzfeld (Reichsdorf).
Das 915 bezeugte S. bei Kitzingen gehörte vermutlich ursprünglich zur Reichsvogtei Schweinfurt. Über das Hochstift Würzburg
fiel es an Bayern.
L.: Hugo 460, 457.
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs der
899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert
bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von
Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an
Württemberg), die Rufacher Mundat (Hochstift Straßburg), Mülhausen und die
Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in
Ensisheim hatte. Danach wurde S. die Bezeichnung für die Güter Habsburgs im
Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von
Habsburg verpfänden, 1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3
1901ff.; Müller, C., Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann.
Jb. 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S.
255, Sundgouwe, Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau,
1965; Moreau, J., Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi,
P., Die habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P.,
Sundgau, LexMA 8 1996, 323f.
Sundgouwe s. Sundgau
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3
1901ff.; Müller, C., Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann.
Jb. 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S.
255, Sundgouwe, Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau,
1965; Moreau, J., Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi,
P., Die habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P.,
Sundgau, LexMA 8 1996, 323f.
Sundheim, Sundtheim, Suntheim (Reichsritter). Von 1562 bis 1601 war Hans Conrad von
S. zu Wendelsheim und Nellingsheim Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Suntheim (Reichsritter)
s. Sundheim. Von 1562 bis 1601 war Hans Conrad von S. zu Wendelsheim und
Nellingsheim Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Süntzel, Süntzell (Reichsritter) s. Sultzel
Sürg von Sürgenstein, Syrg von Syrgenstein
(Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren S.,
die bereits 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und
am Bodensee, angehörten, waren im 18. Jahrhundert mit Altenberg Mitglied des
Kantons Kocher des Ritterkreises Schwaben, in dem sie im 17. Jahrhundert aus
dem Erbe der Westerstetten Ballhausen und Dunstelkingen (bis 1786) erhalten
hatten. Wegen des 1265 erwähnten Sürgenstein (Syrgenstein) an der Oberen Argen
bei Isny im Allgäu waren sie auch im Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee)
immatrikuliert. Außerdem zählten sie zum Kanton Neckar, beide Kantone ebenfalls
im Ritterkreis Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61, 62; Ruch Anhang 4;
Kollmer 372; Hellstern 213; Schulz 272; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit
Sankt Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Zenetti, L., Die Sürgen, (1965).
Swerts von Landas zu Weinheim (Reichsritter). Um 1750 zählten die S. zum Kanton
Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Syrg von Syrgenstein (Freiherren, Reichsritter), s. Sürg von Sürgenstein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61, 62; Ruch Anhang 4;
Kollmer 372; Hellstern 213; Schulz 272; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit Sankt
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34.
Talheim (Reichsritter).
Von 1542 bis zu ihrem Erlöschen zählten die seit Anfang des 16. Jahrhunderts in
T. ansässigen T. zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. a. Leiher von
T.
L.: Schulz 272.
Tangermünde (in Sachsen-Anhalt) (königliche
Residenz, kurfürstliche Residenz des Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 573, 575; Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Tann, Thann (Reichsritter).
Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert waren die nach T. an der Ulster benannten von
und zu der T. mit T., Altschwambach (Altschwammbach) und Aura, Dietgeshof,
Dippach, Esbachsgraben (Esbachgraben), Friedrichshof, Günthers, Habel,
Herdathurm (Herdaturm), Hundsbach, Kleinfischbach, Knottenhof, Lahrbach,
Meerswinden, Neuschwambach (Neuschwammbach), Neustädges, Oberrückersbach,
Schlitzenhausen, Schwarzenborn, Sinswinden, Theobaldshof, Unterrückersbach, Wendershausen,
Huflar, Teilen von Nordheim/Rhön und Oberwaldbehrungen Mitglied im Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im 16. Jahrhundert waren sie auch im
Kanton Steigerwald (?) und im Kanton Odenwald immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538, 539; Stieber; Wolff 514; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Seyler 387; Winkelmann-Holzapfel 165; Pfeiffer 198;
Riedenauer 127; Stetten 33; Rahrbach 261; Neumaier 66; Eckhardt, K., Fuldaer
Vasallengeschlechter im Mittelalter, 1968; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Tann,
Schackau).
Tanner von Reichersdorf
(Reichsritter). Im frühen 18. Jahrhundert
zählten die T. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Tannhausen (Freiherren, Reichsritter).
Seit 1542 (aber mit Ausnahme der Unterbrechung von 1570 bis 1657) zählten die
Freiherren von T. mit einem Drittel T. und Rühlingstetten (seit dem 13. Jh.)
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Thannhausen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62; Schulz 272.
Tannheim (freie Herrschaft). In T. zwischen
Biberach und Memmingen ist um 1100 eine Martinskirche bezeugt, die 1351 dem
Kloster Ochsenhausen inkorporiert war. Die freie Herrschaft T. gehörte über
Ochsenhausen dem schwäbischen Reichskreis an.
1803 fiel T. an die Grafen von Schaesberg, die sich danach Schaesberg-Tannheim
nannten und 1806 in Württemberg mediatisiert wurden. Über Württemberg kam T.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Tänzl von Tratzberg, Tenzel, Tandlin
(Freiherren, Reichsritter). Die aus dem
Innsbrucker Bürgertum stammenden Tänzl waren spätestens seit 1441 Gewerken im
Silberbergbau von Schwaz. Um 1500 erwarben sie die schon am Ende des 13. Jahrhunderts
urkundlich erwähnte, 1490/1491 abgebrannte Burg Tratzberg bei Schwaz, gaben die
Burg nach eindrucksvollem Wiederaufbau 1554 aber an die Augsburger Patrizier
Ilsung. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren T. mit halb Bissingen zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Vorübergehend gehörten sie auch dem
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Riedenauer 127; Enzenberg, S. Graf, Tratzberg, 2000.
Tarasp, Trasp, Trafft (Herrschaft). Die Burg T.
im Unterengadin stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie war Mittelpunkt der im 13.
Jahrhundert den Grafen von Tirol zugeordneten Herrschaft T. Sie gehörte nach
mehrfachem Herrschaftswechsel seit 1464 zu Tirol bzw. Österreich und kam mit
diesem zum österreichischen Reichskreis. 1684
erwarben die Fürsten von Dietrichstein die 1,5 Quadratmeilen große, als
reichsunmittelbar geltende, katholisch gebliebene Herrschaft und erlangten für
sie 1686 Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1803
fiel T. von Österreich an Graubünden in der Schweiz.
L.: Gumpelzhaimer 5; Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E5; Poeschel, E., Das Burgenbuch von Graubünden, 1929;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 322.
Tastungen (Freiherren, Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von T. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 389; Riedenauer 127.
Tautenburg (Herrschaft). Wohl im 12. Jahrhundert
wurde inmitten ausgedehnter Wälder die Burg T. bei Jena angelegt. 1243 belehnte
Kaiser Friedrich II. die Schenken von Vargula mit T. Seitdem nannte sich eine
ihrer Linien wegen des thüringischen Erbschenkenamtes Schenken von T. Sie
erwarb im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ansehnliche Güter an der
mittleren Saale und der unteren Unstrut. 1343 musste T. von den Grafen von
Schwarzburg, 1345 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen genommen werden. Nach
dem Erlöschen der in T. verbliebenen Linie 1640 zogen die albertinischen Wettiner
die Herrschaft als erledigtes Lehen ein. Nach der Reichsmatrikel
von 1776 gehörte die Grafschaft T. zum obersächsischen Reichskreis.
1815 kam die Herrschaft T. an Sachsen-Weimar. 1920 gelangte T. an Thüringen und
damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 171; Wolff 377.
Teck (Herzöge). Die Burg T. in der
Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187
entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186
bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von
Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13.
Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit
Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König zurückgegeben werden.
1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der Herrschaft an Habsburg bzw.
Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften die Grafen von Württemberg 1317
die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb,
und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und 1381/1386 endgültig das Gebiet um
T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der Herrschaft T. durch die jüngere Linie
1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365 die Herrschaft Mindelheim und veräußerte
1374 die 1363 ererbte Herrschaft Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit
Ludwig von T., Patriarch von Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495
verlieh König Maximilian I. wegen der von den T. stammenden Güter den Grafen von
Württemberg den Titel Herzog von T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis.
Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von Hohenstein (1837-1900)
erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische
Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der
Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A.,
Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40;
Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009.
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich
Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den
Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von
Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184
wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen.
Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die seit etwa 1180
gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten,
gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems (1189
Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift
Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter
fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von
Holland, die sich seit dem Erwerb der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen
von Bentheim nannte und vor 1309 das Recht ihrer Dienstmannen besonders
aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die landfremden verwandten Grafen von
Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an Mecklenburg verkauften und
den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an
der oberen Ems gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda
südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen
Münster und Lingen und Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg,
Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg
gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster
und Osnabrück und dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern
bei Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur
durch einen schmalen Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T.
beschränkt. 1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen
der Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen
Bund Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben
(1632/1633 an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557 kam das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende T. (mit Rheda) über eine Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde
1606/1610 in die Linien Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg
(Hohenlimburg) und Bentheim und Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur
Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem Reichskammergericht
begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von Solms-Braunfels, die durch
Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten. 1707/1729 fiel das zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T.
(Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der
Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft Rheda verblieb, an
Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft
Lingen ein Gebiet von 14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die
Städte T., Lengerich und Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich,
Kappeln (Westerkappeln), Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden,
Ledde und Schale), zum Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich. Danach fiel
es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen) zurück und
damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen gelangte über
Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg, 1788;
Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum Untergang der
Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der Grafen von
Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte Grafschaft
Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre Landkreis
Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse des
Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle des
Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln Westfalen
1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850 Jahre
Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit genealogischer
Übersicht).
Tegernau, Degernau (Reichsritter).
Von 1609 (Johann Friedrich von T., württembergischer Rat und Obervogt zu
Balingen) bis 1702 waren die T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 215.
Tegernsee (Reichsabtei).
746 (oder um 760) gründete das bayerische Adelsgeschlecht der Huosi die
Benediktinerabtei T. (Tegarinseo) am Tegernsee, von der aus das Alpenvorland
christianisiert wurde. 788 kam T. an den fränkischen König. Nach dem Verlust
vieler Güter an Herzog und Adel und dem Verfall infolge der Ungarneinfälle
erfolgte unter Kaiser Otto II. 978 eine Neugründung, die sich den Ideen der
Gorzer Reform anschloss und eine eindrucksvolle Blütezeit erlebte (Ruodlieb,
Ende des 11. Jahrhunderts). Unter Heinrich IV. wurde T. Reichsabtei. Im 13./14. Jahrhundert sank T. zu einem Adelskloster
herab.Im 15. Jahrhundert ging die Reichsunmittelbarkeit
durch Verzicht zugunsten Bayerns verloren. 1803 wurde T. säkularisiert und die
Bibliothek nach München gebracht.
L.: Geiger, S., Tegernsee, ein Kulturbild, 1936; Hartig, M., Die
Benediktinerabtei Tegernsee 746-1803, 1946; Die Traditionen des Klosters
Tegernsee 1003-1242, hg. v. Acht, P., 1952; Ruppert, K., Das Tegernseer Tal,
1962; Angerer, J., Die Bräuche der Abtei Tegernsee, 1968; Flohrschütz, G., Die
Dienstmannen des Klosters Tegernsee, Oberbayerisches Archiv 112 (1988);
Störmer, W., Tegernsee, LexMA 8 1996, 524; Die Tegernseer Briefsammlung des 12.
Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Buttinger, S., Das Kloster Tegernsee und
sein Beziehungsgefüge im 12. Jahrhundert, 2004.
Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete
Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt
der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die
hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit Vorderstadt und
der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von Österreich gekauft und 1534 mit
der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft Nellenburg, die 1422 an die Herren
von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw. Österreich gekommen war, vereinigt.
1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als Mannlehenpfand von Österreich. 1664
wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch die Auersperg Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei
Nellenburg blieb, war die Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig.
Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70
Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an Baden und damit T. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad.
Neujahrsbl. 4 (1894).
Ter Horst (Residenz des Bischofs von Utrecht
vom Anfang des 13. Jh.s bis 1459)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 579.
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die
Reformation eingeführt, durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt.
1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes
Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es
mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich
verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822
besaß Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das
Gebiet um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und
der Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.
Tessin (Kanton). Das vom Fluss Tessin (ital.
Ticino) durchflossene Alpengebiet unterstand nacheinander den Rätern, Römern,
Ostgoten, Langobarden und Franken. Größter Grundherr war danach der Bischof von
Como. Vom deutschen Reich kam das T. bis 1335 an
das Herzogtum Mailand, dem es zwischen 1403 und 1516 die Eidgenossen der
Schweiz abgewannen. Sie gliederten das Untertanenland in acht Landvogteien
(Leventina [Uri], Bellinzona, Blenio, Riviera [Uri, Schwyz, Nidwalden],
Mendrisio, Locarno, Lugano, Valle Maggia [Gut der zwölf Orte]) und unterdrückten
die Reformation. 1798 wurde das bis 1755 ziemlich lose Untertanenverhältnis
beseitigt (Anschluss an die Eidgenossenschaft der Schweiz, Kantone Lugano und
Bellinzona der Helvetischen Republik, 1801 vereinigt) und 1803 der Kanton T.
(2811 Quadratkilometer) mit der Hauptstadt Bellinzona eingerichtet.
L.: Rossi, G./Pometta, E., Geschichte des Kantons Tessin, 1944; Monumenti
storici ed artistici del Ticino, 1948; Calgari, G., Idea di una storia del
Ticino, 1966; Vismara, G./Cavanna, A./Vismara, P., Ticino medievale, 2. A.
1990.
Tessin (Reichsritter).
Von 1711 (Erwerb des Ritterguts Hochdorf durch den württembergischen
Kammerpräsidenten Philipp Heinrich von T.) bis 1804 (Tod Ferdinands von T. zu
Hochdorf und Kilchberg) war die Familie T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben und übte die Herrschaft
über die Orte Hochdorf (Lehen Württembergs) und Kilchberg (sieben Achtel
Eigengut, ein Achtel Lehen Württembergs) aus. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 215, 218.
Tettau (Reichsritter).
Im 16. und 18. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Tettnang (Herrschaft, Grafschaft). T. nahe dem
Bodensee wird 882 erstmals erwähnt. Von der Bregenzer Linie der Udalrichinger
kam der Ort über die Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen von Montfort. Die
um 1250/1260 entstandene Linie Montfort-Tettnang erlosch 1787. 1779/1780
verkauften die überschuldeten Grafen die Herrschaften T., Argen und Schomburg
an Österreich, das sie mit dem seit 1755 zu Österreich gehörigen Wasserburg zur
reichsunmittelbaren, rund 10000 Einwohner zählenden Grafschaft T. mit Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
vereinigte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen
großen Herrschaften T. und Argen zum schwäbischen Reichskreis.
1805 kam die Grafschaft T. an Bayern, 1810 ohne das bei Bayern verbleibende Wasserburg
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a.
Montfort-Tettnang.
L.: Wolff 198; Wallner 686 SchwäbRK 21; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen
von Montfort und Werdenberg, 1845; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Gönner, E., Die Grafschaft Tettnang, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Frick, A., Tettnang am Bodensee,
1974.
Tetzel (Reichsritter).
Vielleicht zählten die T. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Teucher, Deucher (Reichsritter).
Vielleicht zählten die T. zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Teufel von Pirkensee, Teufel von Birkensee (Reichsritter). Vielleicht zählten die T. zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 127.
Teufel von Pirkensee, Teufel von Birkensee (Reichsritter). Vielleicht zählten die T. zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken und zur vogtländischen Ritterschaft
(Vogtland).
L.: Riedenauer 127.
Thann, Dann (Reichsdorf).
S. Dann.
L.: Hugo 473, 472.
Thann (am Fuß der Vogesen am Austritt des
Thurtals) (Residenz des Erzherzogs von Österreich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 581.
Thannhausen, Tannhausen (reichsunmittelbare
Herrschaft). T. (1109 Taginhusen) an der Mindel bei Krumbach war ursprünglich
staufisches Reichsgut. Die nach ihm benannten
Herren waren Reichsministeriale. 1560 ging es mit
dem Blutbann an die Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner über. Nach
mehrfachem Herrenwechsel erwarben 1665 die Grafen von Sinzendorf das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen.
Nach Lösung Thannhausens aus der Reichsritterschaft
gehörten die Sinzendorf über die Grafschaft dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts
erwarben die 1693/1705 in den Grafenstand erhobenen Grafen von Stadion die
Grafschaft und gewannen 1708 Reichsstandschaft und
Kreisstandschaft. 1806 wurde die etwa 0,1 Quadratmeile große Grafschaft in
Bayern mediatisiert, blieb aber bis 1906 Sitz der Standesherrschaft Stadion.
L.: Wolff 208; Zeumer 553 II b 61, 16; Wallner 690 SchwäbRK 95; Bronnenmaier,
H., Thannhauser Heimatbuch, 1960.
Theinselberg (Herrschaft), Teisselberg.Die Herrschaft
T. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum
schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 158; Wallner 685 Schwäb RK 7.
Theler, Thelein, Tewrlein, Deuerlein (Reichsritter). Die T. zählten im 16. Jahrhundert zum
Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Themar (Reichsritter).
Von etwa 1562 bis 1663, zuletzt mit Georg Adam von T. zu Schadenweiler und
Baisingen, waren die T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Thinheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. S.
Dienheim?
L.: Riedenauer 127.
Thon (Reichsritter).
Um 1790 zählte die Familie T. mit Hinterweimarschmieden zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 165.
Thorn (Abtei, Frauenstift). 902 (bzw. bor 992)
gründete die Gräfin Hilswind von Stryen bzw. Strien auf ihrem von König
Zwentibold gegebenen Eigengut in T. (in der Diözese Lüttich) an der Maas ein
Stift. 1292 bestätigte König Adolf von Nassau die Freiheit dieses Stifts. 1494
nahm es König Maximilian in seinen Schutz. 1521 wurde T. als
reichsunmittelbares Stift in die Reichsmatrikel
aufgenommen, doch übernahmen seit 1602 die Grafen von Lippe die
Matrikularbeiträge. Seit 1665 versuchten die spanischen Niederlande, die Reichsfreiheit einzuschränken. 1792 gehörte das etwa
1,5 Quadratmeilen große, rund 3400 Einwohner zählende Stift zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Am Ende des 18. Jahrhunderts war
es dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugeordnet, zählte nach der Reichsmatrikel von 1776
mit Echternach zu den ungangbaren Posten und wurde mit 1 zu Pferd bzw. 12
Gulden in Anschlag gebracht. Die beiden letzten Äbtissinnen waren zugleich
Äbtissinnen von Essen und führten den Fürstentitel. Im Gefolge der Revolution
in Frankreich wurde das Stift aufgehoben.
L.: Gumpelzhaimer 150; Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 19; Wallner 704 WestfälRK
40; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 608; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Thumb von Neuburg (Freiherren, Reichsritter). Von 1548 bis 1805 (zuletzt Friedrich T.
zu Unterboihingen und Hammetweil) zählten die Freiherren T. mit Unterboihingen
und Hammetweil zum Kanton Neckar sowie von 1514 bis 1648 mit Mühlhausen an der
Enz zum Kanton Neckar (bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau) des Ritterkreises
Schwaben, von 1560 bis 1781 mit Stetten und Schanbach (Anfang 16. Jh.-1645) und
Aichelberg (1507-1663) zum Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 215, 219;
Schulz 272.
Thumbshirn (Reichsritter).
Um 1700 zählten die T. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 389; Riedenauer 127.
Thüna, Thun (Reichsritter).
Seit 1789 zählten die T. mit Messbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1808 fiel Messbach an Württemberg und damit 1951 an Baden-Württemberg.
Im 16. Jahrhundert waren die T. auch im Kanton Gebirg, im 17. Jahrhundert auch
im Kanton Steigerwald und im 18. Jahrhundert auch im Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 165; Bechtolsheim 18;
Riedenauer 127; Stetten 37, 185.
Thünfeld, Thüngfeld (Reichsritter)
s. Thüngfeld
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 127.
Thüngen, Tüngen (Reichsritter,
Freiherren, Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut
(788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw. 1159 sind Ritter von T. nachweisbar.
Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T. und zwar als Ministeriale Hennebergs.
Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg trugen sie ihre Güter um T. Böhmen, an
anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf. Die in mehrere Linie aufgespaltete
Familie nahm in der fränkischen Reichsritterschaft
eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende des 15. bis ins 18. Jahrhundert zählte
sie mit Burgsinn, Dittlofsroda, der Hälfte von Gräfendorf, Hessdorf mit
Höllrich, drei Vierteln T. mit einem Viertel Hesslar, der Hälfte von
Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts, Heiligkreuz, Rossbach, Rupboden,
Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton Steigerwald und im frühen 19.
Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Mehrere
Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis 1709 zählte Hans
Karl von T., der 1708 die Reichsgrafenwürde
gewann, wegen des 1696 erworbenen Freudental zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince,
2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell, Steckelberg).
Thüngfeld, Thünfeld (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 127.
Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft,
Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v.
Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700
christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich
eingegliedert, in dem es den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T.
(Durgauia) bildete. 861 wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau
abgetrennt, weitere Teile gingen an das Hochstift Konstanz und die Klöster
Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau. Der übrige
T. entwickelte sich unter Verselbständigung der Grafschaften Toggenburg, Kiburg
(Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von
Zähringen (1094) über die Grafen von Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg,
Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund
den T. von Herzog Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber in verringertem
Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die Eidgenossen der
Schweiz den ganzen T. und verwalteten ihn als gemeine Herrschaft. 1499 gewannen
sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz
beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von
Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit
von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen
Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz,
der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869 vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation,
Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E.,
Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953,
1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27,
III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M.,
1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 281.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich
zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und
Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht
(634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld
sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang
des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter
östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg,
Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld,
Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter
den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von
Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei
Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um
Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft
und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen
ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter
(Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und
Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des
Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen
(Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter
an der Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080
auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an
der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn,
doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte
Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von
fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg,
Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt,
Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen.
Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen
eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen
Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter
ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast
den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem
nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm
tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte
das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet
zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt
erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von
Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza,
Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie
die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur
Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die
Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter
aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der
verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil
von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des
obersächsischen Reichskreises zehn Linien der
Ernestiner, neun der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das
Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes
gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803
fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die
albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle linkselbischen
Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld
zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815
erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die albertinischen
Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen zu
Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums
Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen,
Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816
preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt,
Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby,
Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke
Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen
Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf
kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß
jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz
(Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte,
nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden
war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach
Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der
Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit
Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen
Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2.
1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche
Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich
der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der
ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter
in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In
diesem Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8;
Thüringische Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische
Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck 1983; Süssmilch-Hörnig, M. v.,
Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Werneburg,
A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta
diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O.,
Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Oeder und
Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker, 1929; Schneider,
F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Kaiser, E.,
Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur Einführung der Primogenitur
im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer
Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der
Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen
Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb.
der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen
des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des Saale- und mittleren
Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner,
F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen während des
ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft
in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd.
1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff.
1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968;
Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der
Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg.
v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg.
v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des
albertinischen Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De
ortu principum Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess,
U., Geschiche der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993;
Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M.,
Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft,
1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997,
Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür.
Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003;
Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage
in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008;
Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen
von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau
Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff.
Thurn (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Odenwald des fränkischen
Ritterkreises bzw. Ritterkreis Franken. S. Gottesmann zum T., Dürn zu Riedsberg
L.: Riedenauer 127.
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters
bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat
betraut worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht
der Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649
in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand,
1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme 1754). 1701
verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte 1702 nach
Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben
reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an
die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten
Horn im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel
Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im
kurrheinischen Reichskreis hatte sie seit 1724
Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern.
1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft
Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen
Posten, erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien
Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach
mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental),
Frankenhofen und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen
mit insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns,
Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815
durch die Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867
musste sie die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen
abtreten. 1899 erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und
Donaustauf. Sitz der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte
eine Verlegung von Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die Anfänge
des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F.,
Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemberg.
LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer,
H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867,
Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte
des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und
Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8
1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich
Thurn und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn
und Taxis, 2003.
Tiefenbach (Reichsdorf).
Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die Vogtei
über T. bei Bruchsal an Albrecht Hofwart von Kirchheim. Später kam T. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 463, 452; Wolff 243.
Tiefenbach (Reichshof).
Am 29. 3. 1351 erlaubte König Karl IV. der Witwe Eberhards von Bürglen unter
anderem den Reichshof T. im Thurgau an Hermann
von Breitlandenburg zu verpfänden. Am 1. 2. 1464 erlaubte Kaiser Friedrich III.
dem Abt von Sankt Gallen die Reichsvogtei über
T. von Burkhard Schenk einzulösen.
L.: Dacheröden 217; Hugo 474, 473.
Tilgithi (Gau zwischen mittlerer Leine und
mittlerer Weser, Tilithi)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Thilethe,
Tilitte, Gau an der mittleren Weser, Fischbeck, Hajen, Börry bzw. Börrie,
Kemnade, Tündern, Ohr, Schieder, Daspe, Heinsen, Wenzen, Bödexen bzw. Bödesen,
Eilensen? oder Ellensen?, Markoldendorf bzw. Oldendorf, Dassel, Relliehausen,
Lüerdissen); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 68, 69,
72, 77, 96, Tilgithi (Tilithi, Tilgidae, Zilgide, Cigilde); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Tilithi (Gau zwischen mittlerer Leine und
mittlerer Weser). S. Tilgithi.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Thilethe,
Tilitte, Gau an der mittleren Weser, Fischbeck, Hajen, Börry bzw. Börrie,
Kemnade, Tündern, Ohr, Schieder, Daspe, Heinsen, Wenzen, Bödexen bzw. Bödesen,
Eilensen? oder Ellensen?, Markoldendorf bzw. Oldendorf, Dassel, Relliehausen,
Lüerdissen); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 68, 69,
72, 77, 96, Tilgithi (Tilithi, Tilgidae, Zilgide, Cigilde); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Točnik (Residenz) s. Bettlern.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 582.
Toggenburg (Grafschaft). Nach der T. im Tal der
oberen Thur nannten sich seit 1044 Herren, seit 1209 Grafen, die am Ende des
12. Jahrhunderts Uznach erwarben. Sie erlangten durch Aneignung von Gütern der
Abtei Sankt Gallen und durch Heirat der Erbtöchter der Herren von Vaz (1323)
und der Vögte von Matsch (1391) bedeutende Güter im Gasterland, Rheintal,
Vorarlberg, Sankt Galler Oberland und Prätigau (Prättigau). Bei ihrem
Aussterben 1436 fiel das Stammgut an die Freiherren von Raron, die es 1468 an
die Abtei Sankt Gallen verkauften. Die Güter in Graubünden und im Alpenrheintal
gelangten an die Grafen von Montfort sowie die Herren von Sax, von Brandis und
Thüring von Aarburg. Um die Herrschaften Uznach, Gaster und Obermarch entstand
der Toggenburger Erbfolgekrieg. Danach wurden sie 1437/1438 gemeine Herrschaft
mehrerer Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1802/1803 kam T. zum Kanton
Sankt Gallen.
L.: Wolff 532; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Rothenflue,
E., Toggenburger Chronik, 1887; Kläui, P., Die Entstehung der Grafschaft
Toggenburg, ZGO 90 (1937); Edelmann, H., Geschichte der Landschaft Toggenburg,
1956; Büchler, H., Das Toggenburg, 1992; Bischofberger, H., Toggenburg, LexMA 8
1996, 840f. ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige
römische Reich, 2007, 307.
Torgau (Grafschaft, Residenz des Markgrafen von
Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). In T. („Marktort“) an der mittleren Elbe wird
973 wohl eine zur Sicherung des Elbübergangs angelegte deutsche Burg (Turguo)
erwähnt. Die zugehörige Grafschaft T. gehörte seit dem Ausgreifen der Wettiner
in die Niederlausitz zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. 1485 kam
T. zur ernestinischen, 1547 zur albertinischen Linie Sachsens. 1815 fiel es an
Preußen (Provinz Sachsen), über das es in Sachsen von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik kam.
L.: Wolff 378; Urkundenbuch von Torgau, hg. v. Knabe, C., 1902; Henze, E.,
Geschichte der ehemaligen Kur- und Residenzstadt Torgau, 1925; Blaschke, K.,
Torgau, 1979; Blaschke, K., Torgau, LexMA 8 1996, 875; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2,582.
Törring (Graf, Reichsgraf).
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der zum vornehmsten bayerischen Adel zählende Graf von
T. wegen Gronsfeld (Gronsveld) die Abtei Gutenzell und nannte sich seitdem
Törring-Gutenzell. 1806 wurde er in Württemberg mediatisiert. 1951/1952 kam
Gutenzell zu Baden-Württemberg.
L.: Törring 554 II b 63, 16; Ksoll, M., Die wirtschaftlichen Verhältnisse des
bayerischen Adels zwischen 1600 und 1679, 1986.
Tortona (Stadtkommune). Das antike Dertona an
der Scrivia kam um 120 v. Chr. von den Ligurern an die Römer und am Anfang des
7. Jahrhunderts an die Langobarden. Die mittelalterliche Stadt T. (Konsuln
1122) wurde 1155 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Kampf gegen den
Städtebund der Lombardei zerstört. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts (1347)
gehörte sie zum Herrschaftsbereich der Visconti von Mailand. 1738 fiel T. an
Sardinien und kam damit 1861 an das neue Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Sisto, A., I feudi imperiali
del Tortonese, 1956; Goggi, C., Notizie per la storia di Tortona, 2. A. 1963;
Goggi, C., Storia dei comuni e delle parrocchie della diocesi di Tortona, 2. A.
1966; Rozzo, U., Tortona, 1971; Oppl, F., Stadt und Reich,
1986; Bordone, R., Tortona, LexMA 8 1996, 883f.
Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum), Toscana.
Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer wurde
nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches
von den Ostgoten besetzt und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König
Karl der Große fasste nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer
Lucca, Chiusi und Florenz in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca
zusammen. Sie kam nach 1000 an die Herren von Canossa. Seit dem späten 11.
Jahrhundert strebten die Städte nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca,
Siena u. a.). Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel
als Legaten für Tuszien auf Grund der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft
aufbauen, doch bildete sich bereits 1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn.
1197 wandten sich die Städte erneut gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II.
vermochte die daraus sich ergebenden Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des
Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der Übergang an Florenz (Medici). 1530
kam Florenz und damit die T. durch Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft
des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T.
1738 an Franz I. von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T.
abtreten. Er erhielt durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die Propstei Berchtesgaden, den jenseits
von Ilz und Inn auf österreichischer Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau
(mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg
und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum
Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg,
Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen.
1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand
III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit
endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde
durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem
Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen
Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung
Toskanas, Bd. 1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F.,
Die Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane
sous les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M.,
1992; Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.
Tottenheim (Reichsritter).
Vielleicht zählten die T. zum Ritterkreis Franken. S. Vogt von Rieneck, Voit
von Rieneck, Kottenheim.
L.: Riedenauer 127.
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs).
Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen
Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T.
zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden
vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum T. reichte von den Vogesen und
Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den
Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von Lothringen durch den Bischof die
Schirmvogtei über das Bistum und beherrschten damit das weltliche
Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des
Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die
Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof
seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete
das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich.
1552 besetzte der König von Frankreich T. als Reichsvikar.
1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich
ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der
Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum
mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5,
96; Pimodan, G. de, La réunion de Toul à la France et les derniers
évêques-comtes souverains, 1885; Martin, E., Histoire des diocèses de Toul,
Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe
von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter, 1911; Choux, J., Recherches sur le
diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T.,
Lotharingien als politischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Toul (Reichsstadt).
An der Kreuzung wichtiger Straßen entstand Tullum Leucorum, der Hauptort der
keltischen Leuker. 879/925 kam T. mit Lothringen zum ostfränkischen Reich. Im 13. Jahrhundert erkämpfte sich die Stadt T.
die Reichsfreiheit (1367 Privileg Kaiser Karls
IV.) gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn. 1552 besetzte Frankreich die Stadt
als Reichsvikar. 1648 kam sie endgültig an
Frankreich.
L.: Wolff 308f.; Daulnoy, N., Histoire de la ville et cité de Toul, Bd. 1 Toul
1881; Büttner, H., Toul im Vogesenraum während des Früh- und Hochmittelalters,
(in) Schicksalswege am Oberrhein, hg. v. Wentzke, P., 1952; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, comitatus Tullensis,
pagus Tullensis, zum Ortsnamen Toul;) Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul und
ihr Umland, 1995; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 904ff.; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 615.
Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im 2.
Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene Turris
Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430 wurde
es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu
Beginn des 6. Jahrhunderts Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon).
Seit dem 9. Jahrhundert gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern.
1188 konnte sich die Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und
damit zur freien Stadt aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg und
wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden angeschlossen.
1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam 1714 aber
wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt, gehörte
aber noch zum burgundischen Reichskreis
Österreichs. 1814 fiel sie an die Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an
Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902;
Rolland, P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F.,
Etude sur les civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de
Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai,
hg. v. Thomas, F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
Trauchburg (Herrschaft, Grafschaft). Die Herrschaft
T. nördlich von Isny kam zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von T.,
einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen, die
sie den Truchsessen von Waldburg zu Lehen gaben und 1306 zusammen mit Stadt und
Kloster Isny verkauften. 1429 fiel die Herrschaft an die jakobische Linie
Waldburg-Trauchburg (T.) der Truchsessen, 1772 an Waldburg-Zeil-Zeil aus der
georgischen Linie. Die über Waldburg-Zeil-Trauchburg, am Ende des 18.
Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft wurde 1806 von Württemberg mediatisiert. 1810 trat
Württemberg den südöstlichen Teil mit der Burg T. an Bayern ab.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des Hauses
Waldburg, 1888; Rauh, R., Inventar des Archivs Trauchburg, 1968.
Traun (Reichsritter,
Grafen). 1792 gehörten die Grafen von (Abensberg und) T. (Abensperg-Traun)
wegen der Herrschaft Eglofs zu den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Wegen der 1764 vom Stift Kempten gekauften Herrschaft Siggen zählten sie zum
Bezirk Allgäu-Bodensee des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Zeumer 553 II b 61, 14; Ruch, Anhang 82; Thürheim, A. v., Feldmarschall
Otto Ferdinand Graf von Abensperg-Traun, 1877.
Trauschwitz (Reichsritter).
Von 1603 bis 1619 zählte Joachim von T. wegen einiger von den Speth erworbener
Güter zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 273.
Trautenberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Gebirg und daneben vielleicht im 17.
Jahrhundert zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken sowie zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 127.
Trauttmannsdorff-Weinsberg (Reichsfürst).
1623 gewann Obersthofmeister Maximilian von Trauttmannsdorff die Reichsgrafenwürde. 1805 wurde Reichsgraf
Ferdinand von T. mit dem Recht der Nachfolge nach der Primogenitur zum Reichsfürsten erhoben. Gleichzeitig wurde die neu
erworbene reichsunmittelbare Herrschaft Umpfenbach bei Miltenberg am Main zur
gefürsteten Grafschaft aufgestuft.
L.: Klein 183.
Trautson (Reichsfürst).
1711 wurde der Obersthofmeister des Kaisers, Graf Leopold Donat von T.
gefürstet, aber nicht zum Reichsfürstenrat
zugelassen.
L.: Klein 162.
Traxdorff (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die T. zum Ritterkreis Unterelsass. S. Drachsdorff
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Trebra (Reichsritter).
Um 1550 zählten die T. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 127; Stetten 33.
Treuchtlingen, Treuchlingen (Reichsritter).
Die T. zählten im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 127.
Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An
der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr.
an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur
colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz
(um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja).
Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer
fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern.
1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027
Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau)
das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte
waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets
Güter an sich zogen und die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363
(die Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13.
Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300
Grenze zu Tirol an der Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und
gewisser Verluste im Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416,
1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift
ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an
Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das
Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das
Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929
exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs
1, 86; Huber, A., Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von
Trient und Brixen, Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der
deutsche Anteil des Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die
ältesten Statuten von Trient, Archiv für Kunde österreichischer
Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919,
Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 3;
Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F., Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C.,
Atlante storico, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV,
18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone,
1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965;
Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro
Romano Impero e antichi stati italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985;
Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai
confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier
(1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I
canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A.
u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della città, 2009.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von Kaiser
Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich der
Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten
Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde
sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten.
843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879
zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König
mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert
und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene
Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das
Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018
erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der
Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13.
Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am
Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung
zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um
Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften
Boppard und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545 die
Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete der
Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein Landrecht
erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen
die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen
Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an
das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln
unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über
Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50;
Hontheim, J. v., Historia Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J.,
Geschichte des Erzbistums Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der
Erzbischöfe zu Trier 814-1503, Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die
landständische Verfassung und reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat
Trier, 1909; Just, L., Das Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik
von Philipp II. bis Joseph II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier,
bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit
und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im
Merowingerreich, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964;
Pauly, F., Aus der Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen
Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein
und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die
Ausbildung des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und
Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen
topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für
Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R.,
Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das
Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983;
Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert,
1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg.
v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik
der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau (†
1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am
Ende des alten Reichs, 2008.
Trier (freie Reichsstadt).
16-13 v. Chr. oder kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an
wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne
vorangehende Siedlung der Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner,
Stadtmauer) und wurde Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte
des dritten Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken
zerstört, vor allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern
wieder zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie
von den Franken erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten
fortbenutzt. 902 erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892
von Normannen verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der
Stadt Freiheiten, die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im
15. Jahrhundert gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so
weit zu lockern, dass sie als freie Reichsstadt
angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur
kurfürstlichen Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft
Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung und
Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz, G.,
1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u. a.,
1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009.
Trier, Sankt Maximin (Reichsabtei) s. Sankt Maximin
Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt Österreichs,
Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische Stadt Tergeste
wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem 6. Jahrhundert
war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich.
Im Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die
Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202
durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden
Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich
die Stadt. 1809 wurde sie an die illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam
aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem Königreich Illyrien
zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 - um der
italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur
reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen
Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien besetzt und ihm 1919
abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den Alliierten besetzt.
1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947 Territorio Libero di
Trieste, mit 831 Quadratkilometern und 371000 Einwohnern), wurde aber 1954 an
Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien
([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd.
1f. 1924; Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest.
Schicksal einer Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982;
Cammarosano, P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra,
1999; Valdevit, G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste
and the Italo-Yugoslav Border, 2001.
Trifels (Reichsburg).
Die Burg T. bei Landau in der Pfalz wird 1081 erstmals genannt. Seit Kaiser
Heinrich V. (1113) war sie die festeste Reichsburg.
Friedrich I. Barbarossa erhob sie zu einem Verwaltungsmittelpunkt staufischen Reichsgutes, nach dem sich ein Geschlecht von Reichsministerialen benannte. 1330 kam T. vom Reich an die Pfalz (Kurpfalz), 1410 an
Pfalz-Zweibrücken und 1946 über Bayern zu Rheinland-Pfalz. 1602 verbrannte die
Burg teilweise und wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen.
L.: Biundo, G., Zur Bibliographie der Reichsfeste
Trifels, 1939; Sprater, F., Der Trifels, die deutsche Gralsburg, 9. A. 1971;
Gerlich, A., Trifels, LexMA 8 1996, 1004.
Trimberg (Herrschaft). Nach der Burg T. an der
fränkischen Saale nannten sich seit dem 12. Jahrhundert vielleicht mit den
Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal und im Werntal begüterte Herren
von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift Würzburg auf. 1279 gaben sie
Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift. Nach längerem Streit wurde
der Sohn des Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim vor der Rhön abgefunden. 1376
erlosch das Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der Reichsdynasten von Trimberg, 1792.
Trimberg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten T. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Trivulzio (Reichsfürst).
1622 wurde Gian Giacomo T., Staatsmann und Heerführer in verschiedenen
habsburgisch-spanischen Staaten, zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 165.
Trochtelfingen (Herrschaft). 1161 erscheint erstmals T.
südlich Reutlingens, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts Mittelpunkt einer
Herrschaft wurde. Sie kam nach dem Aussterben der Grafen von Gammertingen im
13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen von Tübingen, dann an die Grafen von
Württemberg und als Aussteuer an die Grafen von Werdenberg, die 1349 eine
eigene Linie Werdenberg-Trochtelfingen gründeten, die bis 1534 in T. saß.
1534/1535 fiel die Herrschaft T. erbweise an die Grafen von Fürstenberg. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fürsten von Fürstenberg zum
schwäbischen Reichskreis. 1806 kam T. an
Hohenzollern-Sigmaringen, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 687 SchwäbRK 28; Eisele, F., Zur Geschichte von
Trochtelfingen, Teil 1f. 1903ff.
Trohe (Reichsritter).
Nach T. bei Gießen nannten sich Reichsritter.
Sie zählten im 18. Jahrhundert zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 im 17. Jh.
ausgestorben?.
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer
Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges
Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen)
Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum
Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in
die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel.
1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie
Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen
Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit
Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781
hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es
entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche
Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das
Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 590.
Trott zu Heusenberg (Reichsritter).
Im späteren 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 127.
Truchsess (Reichsritter).
Um 1550 gehörten die T. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 16.
und 17. Jahrhundert waren sie auch im Kanton Baunach immatrikuliert (Truchsess
zu Brennhausen, Eishausen [Eißhausen], Holnstein, Langheim, Rieneck, Werneck).
S. Truchsess von Wetzhausen.
L.: Pfeiffer 196, 213; Stetten 33; Riedenauer 127; Ulrichs 209.
Truchsess von Baldersheim (Reichsritter). Im 16. und frühen 17. Jahrhundert zählten die T. zum
Kanton Odenwald sowie im frühen 16. Jahrhundert auch zum Kanton Altmühl im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127; Rahrbach 270; Neumaier 73, 141
Truchsess von Henneberg (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Steigerwald und zeitweise
zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 18, 193; Riedenauer 127; Rahrbach 271.
Truchsess von Höfingen (Reichsritter) s. Höfingen
Truchsess von Pommersfelden (Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die
T. mit Frenshof, Hirschbrunn, Mühlhausen, Pommersfelden, Oberköst, Weiher,
Steppach, Reichmannsdorf und Röttenbach zum
Kanton Steigerwald sowie etwas früher auch zum Kanton Altmühl im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Bechtolsheim 13, 19, 64;
Riedenauer 127; Rahrbach 272; Neumaier 47, 51, 118.
Truchsess von Rheinfelden (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die T. zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Truchsess von Wetzhausen (Reichsritter).
Die T. errichteten um die Bettenburg nördlich Hassfurts, die sie 1343 erlangt
hatten, ein Rittergut mit ausschließlicher Landeshoheit in Manau und Birkach
und konkurrierender Landeshoheit in weiteren Orten. Lehnsherr war das Hochstift
Bamberg. 1249 war die Bettenburg anlässlich des dem Aussterben der Grafen von
Andechs-Meranien folgenden Erbfolgekriegs als Pfand an die Grafen von Henneberg
und nach deren Aussterben (1583) an Sachsen gelangt. Vom 16. bis 18.
Jahrhundert waren die T. (T. von Sternberg, Unsleben) im Kanton Baunach und im
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken immatrikuliert, im frühen 16.
Jahrhundert außerdem im Kanton Altmühl. S. Truchsess.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 391; Riedenauer 127;
Rahrbach 275; Neumaier 102; Butz, P., Der Ritter von der Bettenburg (Christian
Truchsess), 1906.
Trümbach, Trübenbach, Trubenbach (Reichsritter). Die T. waren mit Wehrda, Schloss
Hohenwehrda (Hohenwerda), Rhina, Schletzenrod und Wetzlos im 17. und 18.
Jahrhundert Mitglied des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 392; Winkelmann-Holzapfel 166; Pfeiffer 198; Riedenauer
127; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 358 (Trümbach, Wehrda).
Truppach (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die T. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 127.
Trütschler (Reichsritter).
Vielleicht zählten die T. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken und zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 127.
Tschechoslowakei (Land). Das Gebiet zwischen Erzgebirge
und Waldkarpaten verselbständigte sich als Folge des seit 1848 erstarkten
tschechischen Nationalgedankens am 28. 10. 1918 von Österreich. Die Tschechen,
die 1938 43 % der Bevölkerung des Landes bildeten (23 % Deutsche, 22 %
Slowaken), nahmen entgegen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker die Herrschaft
über ganz Böhmen, Mähren und das Kronland Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesien) in Anspruch und besetzten das ganze sudetendeutsche
Gebiet. 1919/1920 kamen vom Deutschen Reich das
Hultschiner Ländchen, von Österreich Gebiete bei Gmünd und um Feldsberg, von
Ungarn die Slowakei und Karpatenrussland hinzu. Das Gebiet um Teschen wurde mit
Polen geteilt. Am 29. 9. 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete auf Druck
Adolf Hitlers an das Deutsche Reich abgetreten.
Weitere Teile kamen am 2. 11. 1938 an Polen und Ungarn. 1939 erklärte die
Slowakei als deutscher Schutzstaat ihre Unabhängigkeit. Am 14./15. 3. 1939
gliederte Hitler das Restgebiet als Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen
Reich an. 1945 wurde aber die T. unter
Austreibung von 2,83 Millionen Deutschen bis auf die an die Sowjetunion
gelangte Karpatenukraine im alten Umfang wieder hergestellt. Zum 1. 1. 1993
löste sich die T. in Tschechien (Tschechische Republik, Tschechei) (mit Eger,
Karlsbad, Pilsen, Budweis, Aussig und Prag im früher böhmischen und Olmütz und
Brünn im früher mährischen Gebiet) und in die Slowakei auf. S. Böhmen,
Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Mähren, Österreich, Schlesien,
Sudetenland, Teschen.
L.: Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Kuhn, H.,
Handbuch der Tschechoslowakei, 1966; Hoensch, J., Geschichte der
Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966; Koralka, J., Tschechen im
Habsburgerreich, 1991; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie de Masaryk à Havel.
Geschichte der Tschechoslowakei 1918 bis 1992, 1996; Erzwungene Trennung.
Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im
Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000.
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis
1277) und außerdem auf Grund weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die
Landgrafen von Hessen verkauft wurde. Mit weiteren Teilungen nach 1219 (Linien
Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667, Asperg bis nach
1357, Böblingen bis 1377) kamen diese Güter an das Kloster Bebenhausen und vor
allem an die Grafen von Württemberg (Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T.
durch Kauf für 20000 Pfund Heller an Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität
in T. gründete. 1381 wurde die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg)
veräußert. 1634 starb die letzte Linie auf der in der Mitte des 14.
Jahrhunderts erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952
war T. Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen.
Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und
Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff. 1967ff.;
Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift 500
Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff, H. u.
a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen,
1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt,
Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen
1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch
(1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 592.
Tübingen (Reichsritter).
Von 1640 bis etwa 1654 war Johann Georg von T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Tucher (Reichsritter).
Die T. zählten seit dem späten 16. Jahrhundert zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Türckh (Reichsritter).
Von 1646 bis 1723 (zuletzt Carl Friedrich von T. zu Debingen [Täbingen] und
Ramstein) waren die T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Türckheim s. Türkheim (Freiherren, Reichsritter)
Türkenfeld (Herrschaft). Die Herrschaft T. im Herzogtum
Bayern gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen Fugger-Kirchheim und kam
danach an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).
Türkheim (Freiherren, Reichsritter),
Türckheim. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von T. mit dem 1783
erworbenen Altdorf, dem 1773 gewonnenen und 1795 an das Hochstift Straßburg
gelangten Bosenstein und der Rohrburger Mühle zum Ort (Bezirk) Ortenau des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 66.
Türkheim (Reichsstadt),
frz. Turckheim. 1312 wurde T. an der Fecht bei Colmar Reichsstadt.
1354 schloss diese sich dem elsässischen Zehnstädtebund an. 1648 fiel sie an
Frankreich. Die Stadt wurde noch in der Reichsmatrikel
von 1776 zum oberrheinischen Reichskreis
gezählt.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 298; Scherlen, A., Geschichte der Stadt Türkheim,
1925; Billich, A., Turckheim. Histoire d‘un vignoble, 1949; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 623.
Turnhout (Herzogtum). Das Herzogtum T. (Turnhout
im Kempenland erstmals 1021 erwähnt) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
das Herzogtum Brabant Österreichs zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 710 BurgRK 1; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 624.
Türrigel zum Riegelstein (Reichsritter) s. Dürriegel von Riegelstein
Tutemburg? (Reichsdorf).
S. Duttenberg.
L.: Hugo 460, 459.
Überbrück (von Rodenstein), Überbrick von
Rodenstein, Überbruk von Rothenstein (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren Ü. mit Tairnbach, das 1808 an Baden
fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 166; Riedenauer 127;
Stetten 37, 186.
Überlingen (Reichsstadt).
Vielleicht schon am Anfang des siebten Jahrhunderts, jedenfalls aber 770
erscheint Ü. (Iburingia) am Nordrand des Bodensees im Linzgau als Sitz eines
alemannischen Großen aus dem Geschlecht der Udalrichinger. 918 fiel es an das
Herzogtum Schwaben. Um 1200 wurde Ü., das wohl von den Grafen von Bregenz in
der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Pfullendorf und um 1180 von
den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa kam, zur Stadt
erhoben. 1241/1268 war es Reichsstadt und gehörte
später zur schwäbischen Städtebank des Reichstags
und zum schwäbischen Reichskreis. Bis zum Ende
des Mittelalters erwarb Ü. Güter in nahezu 100 Orten. Im späten 14. und frühen
15. Jahrhundert erlangte Ü. pfandweise das Ammannamt und lehnweise den Blutbann
sowie Münze und Zoll. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste sein etwa 4,6
Quadratmeilen großes Gebiet die städtischen Vogteien Hohenbodman und Ramsberg,
die spitalischen Ämter Bambergen, Deisendorf, Denkingen, Ebratsweiler,
Ernatsreute, Rickenbach und Sohl, Bonndorf mit Mahlspüren, Nesselwangen,
Seelfingen und Sernatingen. 1803 fiel Ü. an Baden und kam damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 214; Zeumer 555 III b 11; Wallner 687 SchwäbRK 31; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4;
Schroeder 288ff.; Staiger, X., Die Stadt Überlingen, 1859; Schäfer, F.,
Wirtschafts- und Finanzgeschichte der Stadt Überlingen am Bodensee, 1893;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Semler, A., Bilder aus der Geschichte einer kleinen Reichsstadt, 1949; Ginter, H., Überlingen am Bodensee,
1950; Semler, A., Abriss der Geschichte der Stadt Überlingen, 1953; Harzendorf,
F., Überlinger Einwohnerbuch 1444-1800, Bd. 1ff. 1954ff.; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft,
1970; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, 1972; Zotz, T., Überlingen, LexMA
8 1996, 1147.
Uckermark (Landschaft, Verwaltungseinheit). Das
Gebiet zu beiden Seiten der Ucker bzw. Uecker (zu slaw. vikru, schnell) war
ursprünglich von slawischen Ukranen bewohnt. Um 1172 überließ es Herzog
Heinrich der Löwe von Sachsen den Fürsten von Pommern. Um 1230 brachten die
Markgrafen von Brandenburg den Barnim und das Flussgebiet der Finow unter ihre
Herrschaft. 1250 trat ihnen der Herzog von Pommern das übrige Gebiet (terra
Ukera) ab. Seit dem 14. Jahrhundert wurde von U. gesprochen. Von 1354 bis 1472
fiel der Nordteil um Pasewalk wieder an Pommern zurück. Über Brandenburg zählte
die U. zum obersächsischen Reichskreis. Sie
blieb bis 1816 Verwaltungseinheit in Preußen. 1950 wurde in der Deutschen
Demokratischen Republik ein Teil der U. mit Teilen Pommerns und Mecklenburgs im
Kreis Strasburg (Straßburg) und in Neubrandenburg vereinigt. 1990 wurden die
1952/1958 aufgelösten (str.) Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Bruhns-Wüstefeld, Die Uckermark in
slawischer Zeit, ihre Kolonisation und Germanisierung, 1919; Lippert, W.,
Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, hg. v. Heinrich,
G., 1968; Historisches Ortslexikon von Brandenburg, hg. v. Enders, L., 1986;
Enders, L., Die Uckermark, 1992; Escher, F., Uckermark, LexMA 8 1996, 1172.
Udenheim (südlich Speyers) Residenz des Bischofs
von Speyer).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 595.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 597.
Uhl (Reichsritter).
Seit 1789 zählte der Kantonskonsulent U. mit Domeneck zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 166; Riedenauer 127; Stetten 38.
Uissigheim (Reichsritter)
(Usigheim, Ussigheim, Uldrickheim) s. Ussigheim
L.: Stieber; Seyler 392; Riedenauer 127.
Uldrickheim? (Reichsritter)
s. Ussigheim
L.: Seyler 392.
Ulm (Freiherren, Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von U. mit Grießenberg,
Langenrain, Marbach und Wangen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben. Mit zwei Dritteln Oberndorf-Poltringen (1722) waren sie
auch im Kanton Neckar und mit der Herrschaft Mittelbiberach (1648) im Kanton
Donau immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 61, 65; Ruch 18 Anm. 2;
Ruch Anhang 80; Hellstern 216.
Ulm (Reichsstadt).
An einem wichtigen Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller
errichtete neben älteren Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des
8. Jahrhunderts (768-782) das Kloster Reichenau
auf von König Karl dem Großen gegebenem Königsgut einen Stützpunkt, der 854
erstmals als Königspfalz Ulma erwähnt wird. 1096/1098 gelangte U. an die
Staufer. 1134 wurde es von den Welfen und vom König zerstört. Zwischen 1163 und
1181 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht und gab später
sein Recht an zahlreiche andere Städte (Memmingen, Saulgau, Biberach,
Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl, Leipheim, Kempten, Schwäbisch Gmünd) weiter.
Im 13. Jahrhundert (1258? Aussterben der mit der Reichsvogtei
begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde U. Reichsstadt.
Im Spätmittelalter gewann es mit Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel
erzielten Erlöse mit rund 830 Quadratkilometern eines der größten
reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das bis ins obere Filstal reichte
(1377/1385 Herrschaften Langenau und Albeck von den Grafen von Werdenberg, 1396
Geislingen von den Grafen von Helfenstein und 1453 Leipheim von Württemberg).
Zwischen 1357 und 1361 erlosch die Reichsvogtei.
1397 gewann U. den Blutbann. 1377 begann es mit dem Bau des Münsters. 1384/1395
kaufte es der Abtei Reichenau ihre alten
Pfarrrechte ab. 1530 bekannte die Stadt sich zur Reformation und trat dann dem
Schmalkaldischen Bund bei. U. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis.
Seit dem 17. Jahrhundert war es ständiger Tagungsort des schwäbischen Reichskreises. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden
seine Güter aus der oberen Herrschaft (Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft
Helfenstein) mit den Oberämtern Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern
Bermaringen, Böhringen (Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten,
Stubersheim und Süßen und den Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch
die Orte Ersingen, Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten
Markbronn, Ringingen und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw.
1260 Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem
nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an
Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der
Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5,
194; Ulmisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung
des Territoriums der Reichsstadt Ulm, 1911;
Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt
Ulm am Ende des alten Reichs, Diss. jur.
Tübingen 1935; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Neusser, G., Das Territorium der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H.,
Ulm, 2. A. 1967; Geiger, G., Die Reichsstadt Ulm
vor der Reformation, 1971; Der Stadt- und Landkreis Ulm, 1972; Schmitt, U.,
Villa regalis Ulm und Kloster Reichenau, 1974;
Schmolz, H., Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt
Ulm, (in) Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H.,
Ulm, 1977; Der Stadtkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H.,
Ulm. Stadtgeschichte, 1977; Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt Ulm von der Reformation bis zum Untergang
des Alten Reiches, 1981; Göggelmann, H., Das
Strafrecht der Reichsstadt Ulm bis zur Carolina,
1984; Poh, M., Territorialgeschichte des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm,
1988; Wiegandt, H., Ulm, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 731ff.; Lorenz, S., Ulm, LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.
Ulm zu Erbach (Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten U. zum Ritterkreis Unterelsass.
Ulm zu Marbach, Griessenberg, Langenrain,
(Ulm zu Marspach, Griessenberg, Langenrein) (Freiherren, Reichsritter) s. Ulm (Freiherren, Reichsritter)
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Ulm zu Wangen (Freiherren, Reichsritter) s. Ulm (Freiherren, Reichsritter)
L.: Ruch Anhang 80.
Ulmenstein (Reichsritter).
Von 1738 bis 1785 zählten die U. zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 273.
Ulner, Eulner, Eyllner, Euler (Reichsritter). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten
die Reichsritter U. mit Gumpen und Teilen von
Winterkasten zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Ulner von
Dieburg.
L.: Stetten 38; Pfeiffer 211; Riedenauer 127.
Ulner von Dieburg, Ulmer (Reichsritter). Um 1550 zählten die U. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert gehörten sie dem
Ritterkreis Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 127; Stetten 33;
Neumaier 67, 72, 132, 150; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Reichenbach,
Winterkasten).
Undresinsi (Gau nordwestlich des Bodensees,
Undresinsis [pagus], Untarsewe, Untersee)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 33
([Unterseegau,) Vnderseuue, Litzelstetten); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, 308, I 7, 8, II, 21, 23, 95, V, 1, Untarsewe, pagus
Undresinsis, Interlacus; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens
in fränkischer Zeit, 1984, 198 (Reichenau,
Dettingen, Möggingen bzs. Mögingen).
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der römische
Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach
zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4.
Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen
und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine
gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich
kamen. In den Jahren nach 881 besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen
spätestens seit dem 5. Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer
Wolga und Kama die gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken).
Unter dem sie einenden Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde
das vielleicht 500000 Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk
(Stephan der Heilige, 1001 König) heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern
und begründete mit Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das
Erzbistum Gran (Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene
Lehnshoheit des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden
nacheinander Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten
unterworfen. König Andreas III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und
sicherte Siebenbürgen mit Hilfe des Deutschen Ordens und herbeigerufener
deutscher Bauern. König Bela IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die
Mongolen wieder vom Reich zu Lehen. Nach dem
Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308) den Thron.
1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen gewonnen (bis
1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger Sigismund
(1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte. Er verlor
1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen die Moldau
und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth vermählte
Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw (Ladislaus)
I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser
gewählten Johann Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren,
Schlesien und die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und
Wien von Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des
Adels Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen
Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich,
im Übrigen auf Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und
Norden). Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687.
1699 kam ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das
1804 errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849
wurde U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte
der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909;
Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923;
Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung
der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn,
1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland,
Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns,
1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von
Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins
Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze
Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T.
v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte
Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich
und Ungarn in der Zeit der Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986);
Adrianyi, G., Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns, 1986;
Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v. Grothusen, K., 1987; Die
Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Hanák, P., 1988;
Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch, J., Ungarn-Handbuch,
1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M., Ungarn, 2000; Molnár,
M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in
Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004;
Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
Ungelter (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von U. mit dem 1661 erworbenen
Oberstotzingen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 59.
Untarsewe (Gau nordwestlich des Bodensees,
Undresini). S. Untersee bzw. Unterseegau.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22
([Unterseegau,] Vnderseuue, nordwestlich des Bodensees, Litzelstetten); Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 7, 8, II, 21, 23, 95, V, 1,
Untarsewe, pagus Undresinse, Interlacus; Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 198 (Reichenau, Dettingen, Möggingen bzw. Mögingen).
Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw.
Unterelsässische Ritterschaft). Von 1651 bis 1678/1681 war auch Unterelsass
(die unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft) der Reichsritterschaft angeschlossen, ehe sie 1680 unter
die Herrschaft Frankreichs geriet. 1773 zählten zum Kanton U. (der Reichsritterschaft) 40 Familien (Andlau, Berkheim
[Berckheim], Bernhold von Eschau [1775/1816], Berstett [1893/1970], Bettendorf
[Bettendorff], Birkenwald [Birckenwald] [1783], Bock von Bläsheim und Gerstheim
[1791/1792], Bodeck von Ellgau [1907], Böcklin von Böcklinsau, Dettlingen,
Eckbrecht von Dürckheim, Flachslanden [Ende 18. Jh.], Gail, Gailing [Gayling
von Altheim] [1940/1987], Glaubitz, Gohr zu Nahrstett [1936], Grempp von
Freudenstein [Gremp von Freudenstein] [20. Jh.], Haffner von Wasselnheim
[Wasslenheim] [1800], Albertini [1808], Joham von Mundolsheim [1820], Kageneck,
Landsberg [Landsperg] [1837/1842], Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch [1882/um
1930], Rathsamhausen [1819/1890], Röder von Diersburg, Schauenburg, Schenk zu
[von] Schmidtburg, Schönau [Schönau-Zell] [1847], Streit von Immendingen
[1858], Ulm zu Erbach, Volz von Altenau [Voltz von Altenau] [1757/1807], Wangen
[zu Geroldseck am Wasichen], Weitersheim [1839], Wetzel von Marsilien
[1797/1810], Wurmser von Vendenheim [1844/1851], Zorn von Bulach, Zorn von
Plobsheim [nach 1860], Zuckmantel von Brumath [1781/1789]).
L.: Wolff 296; Kageneck, A. Graf v., Über die Anerkennung des Freiherrenstandes
elsässisch-deutscher Familien durch König Ludwig XV. im Jahre 1773, Deutsches
Adelsarchiv 1963/1964 (1965), 15ff.
Untergriesheim (Reichsdorf).
Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des
Burkhard Sturmfeder, unter anderem das diesem verpfändete Reichsdorf U. bei Wimpfen. Dieses kam später an den
Deutschen Orden und von dort an Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 460, 459.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 599.
Untersee bzw. Unterseegau(Gau nordwestlich des
Bodensees), Undresini, Untarsewe
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22
([Unterseegau,] Vnderseuue, nordwestlich des Bodensees, Litzelstetten); Polenz,
P. v. Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308, I 7f., II, 21, 23, 95, V. 1
Untarsewe, pagus Undresinsis, Interlacus; Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 198 (Reichenau, Dettingen, Möggingen bzw. Mögingen).
Untersulmetingen (freie Herrschaft). Die freie Herrschaft
U. zwischen Biberach und Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis.
Später kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183;Wallner 687 SchwäbRK 33.
Unterwalden (Kanton). Im Mittelalter bestanden in
den schon vorgeschichtlich besiedelten Gebieten südlich des Vierwaldstätter
Sees Grundherrschaften der Klöster Beromünster, Luzern, Muri und Sankt Blasien,
über die seit 1173 die Grafen von Lenzburg die Vogtei innehatten. 1240 schloss
das Gebiet nid dem Wald ([Kernwald,] U./Nidwalden) ein Bündnis mit Luzern, 1291
ein Bündnis (Bund der Waldstätte) mit Uri und Schwyz, dem auch das Gebiet ob
dem Wald (U./Obwalden) beitrat, gegen die Grafen von Habsburg als Nachfolger
der Grafen von Lenzburg. 1309/1324 erhielt ganz U. die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit, trennte sich aber wieder in
Nidwalden und Obwalden, die in der Eidgenossenschaft allerdings einheitlich
auftreten mussten. 1432 löste Nidwalden alle weltlichen Rechte auswärtiger
Herren ab. Im 15. Jahrhundert nahm U. an der Eroberung des Tessin durch Uri
teil und gewann Mitherrschaft in einigen Vogteien im Süden des Sankt Gotthard.
1798 wurden Uri, Schwyz, Zug und U. zum Kanton Waldstätte der Helvetischen
Republik vereinigt. 1803/1815 wurden Nidwalden und Obwalden als Halbkantone
wiederhergestellt. Dabei erhielt Nidwalden 1803 das Gebiet der Abtei Engelberg
südlich von Nidwalden, das aber 1815 an Obwalden gelangte. 1845 trat U. dem
katholischen Sonderbund bei. 1850 erlangten die Halbkantone neue Verfassungen,
die mehrfach geändert wurden (u. a. 1965/1968).
L.: Wolff 522f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E3; Amrein, W.,
Urgeschichte des Vierwaldstätter Sees und der Innerschweiz, 1939; Vokinger, K.,
Nidwalden, Land und Leute, 1958; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd.
2 1990; Hitz, F., Unterwalden, LexMA 8 1996, 1273; Garovi, A., Obwaldner
Geschichte, 2000.
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge
von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen
Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um
1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie
Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg planmäßig neu als Stadt
angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie Württemberg-Urach. Über
Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 600.
Urbach, Aurbach (Reichsritter).
Von 1581 bis 1593 zählten die U. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben,
1542 bis 1607 wegen Hohenstein (bis 1564) und Bönnigheim (bis 1607) auch zum
Kanton Kocher.
L.: Hellstern 215; Schulz 273; Regesten zur Geschichte der Herren von Urbach,
bearb. v. Uhland, R., 1958; (Böhringer, W.,) Aus der Vergangenheit von Urbach,
hg. v. Familienarchiv Hornschuch, (1959).
Urfersheim (Reichsdorf).
Am 24. 9. 1300 verlieh König Albrecht dem Albert von Hohenlohe 200 Mark als
Burglehen und verpfändete ihm dafür unter anderem das Reichsdorf
U. Dieses kam später an Bayern.
L.: Hugo 460.
Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert
von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See
war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das
durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche
Königsgut im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach
gehörte es zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem
10. Jahrhundert die Grafen von Lenzburg, seit 1173 die Herzöge von Zähringen
und von 1218 bis 1226 pfandweise die Grafen von Habsburg innehatten, die danach
aber an das Reich zurückkam. 1231 bestätigte
König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit
(Reichsvögte Grafen von Rapperswil?), die 1274
auch König Rudolf von Habsburg anerkannte, nachdem U. im Interregnum infolge
seiner Abgelegenheit tatsächlich weitgehende Selbständigkeit erlangt hatte.
1291 schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden gegen Habsburg im Bund der
Waldstätte zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt
in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U. die Güter des von den Grafen von
Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und löste danach auch die Rechte des
Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab. Darüber hinaus dehnte es sich auf
Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und von Schwyz aus. 1410 nahm U. die Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht auf und
errang so die Herrschaft über die seit dem 13. Jahrhundert erschlossene Straße
über den Sankt Gotthard. 1441 erlangte es von Mailand das Pfand an der
Leventina, 1479/1480 diese selbst. Zusammen mit Unterwalden und Schwyz gewann
U. Blenio, Riviera und Bellinzona. 1516 wurde in der Eidgenossenschaft der
südliche und westliche Teil des Tessins erworben. 1798 kam der katholisch
gebliebene Kanton mit Schwyz und Unterwalden zum Kanton Waldstätte der
Helvetischen Republik, wurde aber 1803 mit rund 1075 Quadratkilometern wiederhergestellt.
1928 wurde die Landsgemeinde durch Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v.
u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich
1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri,
LexMA 8 1996, 1297.
Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift, Kloster). Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von
Schwabegg U. an der Mindel bei Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort
(als Doppelstift) sein erstes, bereits 1143 in den Schutz des Königs
aufgenommenes Kloster in Deutschland gründete, in dem 1229/1230 Burchard von U.
seine Chronik verfasste und das um 1350 zur Abtei erhoben wurde. Die Vogtei war
seit dem 13. Jahrhundert Reichslehen. Seit 1301
gehörte U. zur Markgrafschaft Burgau. 1792 zählte U., das ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern (1775 Tiefenried) mit etwa 17,5 Quadratmeilen
und 3500 Einwohnern hatte, zu den schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern
säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus
Ursberg, 1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs.
f. bay. LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift
Ursberg, 1987; Seibert, U., Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das
Prämonstratenserstift Ursberg (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a.,
2001.
Ursenbeck von Pottschach (Reichsritter).
Von 1614 bis 1629 zählte Jörg Christoph von U. wegen Leinzell zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 273.
Urseren (Reichsvogtei,
Land). Das Gebiet an der obersten Reuß gehörte um 800 dem Kloster Disentis. Von
etwa 1230 an erscheint dort die Reichsvogtei U.
Sie wurde 1317 zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1410 kam sie
durch ein ewiges Landrecht unter die Herrschaft Uris.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Christen, A.,
Urseren, 1960; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990.
Usigheim (Reichsritter) s. Ussigheim
Ussigheim, Uissigheim, Usigheim (Reichsritter). Im 16., 17. und 18. Jahrhundert zählten
die U. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Seyler 392; Riedenauer 127.
Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer
ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand
nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche
spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte
Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich Mittelpunkt einer Herrschaft U.,
die dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof Heinrich von
Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte das Niederstift
1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift als Provinz U. mit
rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by
Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier
Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft
Frankreichs bildete es mit einem Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam
1815 aber wieder als eigene Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1
(bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift,
Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation
Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1.
Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das
Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste.
Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von
Groningen gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026,
Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046,
Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau)
1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe
zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche
Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie
die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in
die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog.
Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land
zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel,
zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die
Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529 übertrug
Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und einem
Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser
Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das
Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland
vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als
Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede
bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland,
Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648
löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der Union der Niederlande
(Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil
Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum
Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1
(bis 14. Jh.) 3. A. 1943; Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das
Bistum Utrecht und seine Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987;
Utrecht, 1988; Vlierden, M. van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat,
hg. v. Stuip, R. u. a., 1991; Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het
middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J.,
2014, 133.
Uttenheim (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die U. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Utterod (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die U. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 127.
Uzwil, Uezwil, Uezwile, Urzwile (freie Leute).
Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag die freien
Leute zu U. bei Sankt Gallen als Reichspfandschaft.
L.: Hugo 474, 473.
Vaduz (Grafschaft). V. am oberen Rhein wird
1150 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war das Schloss V. Sitz
der Grafen von V. Bis 1392 stand die Grafschaft den Grafen von Werdenberg zu.
1396 erlangte die Grafschaft Reichsunmittelbarkeit.
Bis 1507 kam sie an die Freiherren von Brandis, bis 1613 mit Schellenberg und
Blumenegg an die Grafen von Sulz. 1613 fielen Grafschaft V. und Herrschaft
Schellenberg an die Grafen von Hohenems, 1699/1712 an die Fürsten von
Liechtenstein. 1719 wurden V. und Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu
einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
L.: Wolff 179; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P.,
Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Liechtenstein - Fürstliches
Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990.
Val di Taro (Lehen). Das 1578 den Doria
Landi gewaltsam abgenommene V. d. T. umfasste im 18. Jahrhundert als Reichslehen rund 50 Dörfer.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Valkenburg (Grafschaft). Die Grafschaft V. gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 56.
Vallendar (Herrschaft). V. am unteren Mittelrhein
gegenüber von Koblenz wird anlässlich der Kirchenweihe 836 erstmals genannt.
1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof zu V. an das Stift Sankt Simon
und Judas in Goslar. Am Ende des 13. Jahrhunderts war der Hof in den Händen der
Herren von Tomburg, im 15. Jahrhundert kam er durch Heirat an die Burggrafen
von Rheineck und die Waldbott von Bassenheim. Im Dorf V. erlangte 1232 der Graf
von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung Sayns 1294 fiel die Herrschaft V. an
Graf Engelbert, dessen Enkel durch Heirat vor 1345 die Grafschaft Wittgenstein
erbte. Durch Verkauf und Rückkauf 1392/1441 kam es zur gemeinsamen Herrschaft
von Sayn-Wittgenstein mit dem Erzstift Trier. In dem daraus erwachsenden
Rechtsstreit erlangte Trier 1681 durch Vergleich die Landeshoheit über die
gesamte Herrschaft und belehnte die Grafen von Sayn mit der Hälfte, die es 1767
durch Kauf aber wieder erwarb. Über Trier gehörte V. zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen kam es 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629.
Valley (Grafschaft). Vor 1125 wechselte ein
Zweig der Wittelsbacher infolge Heirat Graf Ottos von Dachau mit einer
Verwandten der hochadligen Herren von Sachsenkam (Sachsenkamm) in die
Mangfallgegend. Ihre Güter fielen in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die
Herzöge von Bayern, die sie seit 1328 als Lehen vergaben (u. a. an die Herren
von Aham, die Grafen von Taufkirchen (Tauffkirchen), die Grafen von Arco-Valley).
Über Bayern zählte die Grafschaft zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wallner 711 BayRK 1.
Valois/Burgund (Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 199.
Varel (Häuptlinge, Herrschaft). 1124 wird V.
am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen Rüstringer
Landesviertels Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz. 1386
unterwarf sich V. den Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine gewisse
Selbständigkeit wahren. Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie Delmenhorst. 1651
ließ Graf Anton Günther von Oldenburg seinen unehelichen Sohn Anton zum
Freiherren von Aldenburg und edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde die edle
Herrschaft V. mit Kniphausen zu einem Fideikommiss vereinigt. 1667 wurde Anton
von Aldenburg Statthalter Dänemarks in Oldenburg und Delmenhorst, weswegen
Dänemark nach seinem Tode von 1680 bis 1693 V. beschlagnahmte. 1693 wurde V.,
das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählte, der Landeshoheit Oldenburgs unterstellt. 1733 kam V. über die
Erbtochter der Grafen von Aldenburg an die Reichsgrafen
von Bentinck, 1815 wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und
Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und
gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg und
Schloss Varel, 1989.
Varell (Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 128.
Varnbüler von Hemmingen, Varnbühler von und zu
Hemmingen (Freiherren, Reichsritter). Von 1649
(Erwerb des Rittergutes Hemmingen durch Johann Conrad Varnbüler [Varnbühler])
bis 1805 gehörten die V. zum Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 216.
Varrenbach (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Fechenbach.
L.: Riedenauer 128.
Vasolt (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Vaßmann (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Vellberg (Herren, Reichsritter).
V. bei Schwäbisch Hall wird 1102 erstmals erwähnt. Nach ihm benannten sich die
Herren von V., die im frühen 16. Jahrhundert dem Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken angehörten. Nach deren Aussterben 1592 kam V. an die Reichsstadt Schwäbisch Hall, 1803 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 214; Riedenauer 128; Stetten
33; Neumaier 66, 72, 90, 141; Vellberg in Geschichte und Gegenwart, hg. v.
Decker-Hauff, H., 1984; Bd. 2, hg. v. Mack, C. u. a., 1994.
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch
der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als Venetia
et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am Nordende der
Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln, die der
Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats von
Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der
byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum
Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich.
Unter Kaiser Otto dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III. verlieh dem Dogen Peter
Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw. dux Veneticorum et
Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begründete V., das
eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt hatte, den Veroneser
Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine Auseinandersetzungen mit
Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die Lagunenorte bewohnt haben.
1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im Mittelmeer mit dem Gewinn der
Mark Treviso die Bildung eines festländischen Herrschaftsgebiets, das 1404/1405
über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und später fast bis Mailand, Cividale,
Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno, Friaul). 1435 erklärte sich der
Doge Francesco Foscari bereit, die festländischen Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu nehmen. Seit
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks Verhinderung der
Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune einmündenden Flüsse
in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer (1462 Lesbos, 1470
Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel. Seit 1477
gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt
aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich,
Papst, Spanien und Frankreich und verlor die neapolitanischen Häfen an Spanien,
die Romagna an den Papst und Riva, Rovereto und Ala an Österreich. 1510
annektierte es die 973 an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im
Osten der Dolomiten. 1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die
Türken. Seit dem 18. Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs.
1797 besetzte Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und
Dalmatien, das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem
Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch der östliche
Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino (Udine) und
Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815
gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei als
Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue
Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988;
Ventura, P., Venedig. Geschichte einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute
von Venedig. Die Geschichte der Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G.,
Der venezianische Adel bis zur Schließung des großen Rats. Zur Genese einer
Führungsschicht, 1989; Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd.
1ff. 1992ff.; Ortalli, G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto
regionale per la storia del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia,
Friuli e Venezia Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig,
2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt
lernt schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005;
Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes
Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C.,
Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte);
Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 (rund
3630 Menschen von 1200 bis 1500); Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011.
Venningen (Freiherren, Reichsritter).
Die V. waren mit Dühren, Eichtersheim;, Grombach, Neidenstein, Rohrbach und
Weiler Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1518
hatten sie sieben Zwölftel von Königsbach bei Pforzheim als Lehen Brandenburgs,
die sie 1650 an Daniel Rollin de Saint-André (Saint André) verkauften. Von 1614
bis 1629 waren sie wegen eines Schlosses zu Talheim auch im Kanton Kocher
immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert gehörten sie zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 63; Winkelmann-Holzapfel
166; Schulz 273; Lurz, M., Die Freiherren von Vennungen, 1997.
Veppo (Herrschaft). 1714 zog das Reich die den Doria gehörende Herrschaft V. ein und
verkaufte sie an die Malaspina.
L.: Aretin, Das alte Reich 3, 369.
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt)
erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen dort
ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit 849
nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark
an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24
Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich,
das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und damit 1866 an
Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K., Verden
unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer
Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und
Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2
1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607.
Verden (Reichsstadt).
Das erstmals 810 genannte V. an der Aller erscheint 1192 als Stadt. Diese löste
sich allmählich von der Herrschaft des Bischofs und wurde seit 1405 als Reichsstadt behandelt. Da sie bei der Aufstellung der Reichsmatrikel 1521 mit einem angeblich zu hohen
Ansatz von 60 Gulden monatlich belastet wurde, schwankte sie zwischen Reichsstandschaft und Landstandschaft. 1554 bat der
Rat um Exemtion von der Reichsmatrikel.
L.: Wolff 332; Hodenberg, W. v., Verdener Geschichtsquellen, Bd. 1f. 1856ff.;
Meyer, C., Stadtgeschichte von Verden, 1913; Weise, E., Stadt und Bistum Verden
im Mittelalter, Mitt. d. Stader Geschichtsvereins 30 (1955), 35ff.; Der
Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Schünemann, D., Vor- und
Frühgeschichte der Stadt Verden, 1986; Schöttler, W., Die Stadt Verden im
Kurfürstentum und Königreich Hannover, 1986; Siemers, J., Verden, 1986; Nerger,
K., Geschichte der Stadt Verden, 1992.
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd.
Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000
Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter dem merowingischen König
Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde es
dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu Ostfranken. 997 bestätigte
Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übertragung der Grafschaft V. durch die
bisherigen Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die
Vogtei fiel in der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die
Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das Bistum geriet danach aber in starke
Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg Verduns zur Reichsstadt
wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz seines nicht sehr großen,
im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen weltlichen Herrschaftsgebiets,
das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde. 1552 besetzte Frankreich, dem
Moritz von Sachsen ohne Legitimation die Schutzherrschaft über das Hochstift
eingeräumt hatte, als Reichsvikar die
calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648 kamen beide an
Frankreich. Bis 1711 blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire
ecclésiastique et civile de Verdun, Bd. 1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und
Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun, 1911; Hübinger, P., Die
weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu den Rheinlanden, 1935; (Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 309, Virdunensis, comitatus, pagus,
territorium;) Histoire de Verdun, hg. v. Girardot, 1982; Hirschmann, F.,
Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum,
1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im
Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Verdun (Reichsstadt),
mhd. Virten. Bereits in keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum
(Verodunum) (starke Festung) an der Maas. Der Ort kam 880/925 an das
ostfränkische Reich. V. stand zunächst unter der
Herrschaft des Bischofs von V. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die
Vogtei des Hochstifts nach schweren Kämpfen in der Stadt dem Patriziat
übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs zur Reichsfreiheit
gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die Reichsstadt.
1648 gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M., Histoire
de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F., Verdun im
hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 633.
Vergagni (Markgrafschaft, Fürstentum). 1696 erhob
Kaiser Leopold I. das Reichslehen V. vom Marchesat
zum Fürstentum.
L.: Klein 167.
Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune,
Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr.
an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines
Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern
genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter
den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen
Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur
Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den
Herzog von Bayern. 976 kam diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber
seit dem Aussterben der Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch
Personalunion mit ihm verbunden, wurde später als Mark Treviso bezeichnet und
verlor im Interregnum (1254-1273) ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12.
Jahrhunderts erlangte die Stadt Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war
sie maßgeblich an der Gründung des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193
erwarb sie Garda und erweiterte damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach
einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner)
und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an
die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an
Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich
und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
Vestenberg (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die V. (bei Ansbach) zum Kanton Odenwald, Kanton
Altmühl und Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Im 17. Jahrhundert
waren sie mit Burghaslach und Breitenlohe im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
V. kam 1288 von den Ansbacher Vögten von Dornberg erbweise an die Herren von
Heideck (Heydeck), 1435 an die Eyb, die es 1724 an die Markgrafen von Ansbach
verkauften. S. Preußen, Bayern.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 18, 194; Riedenauer 128; Stetten 33; Rahrbach
279.
Vic (Residenz des Bischofs von Metz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 607.
Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft). Nach der
Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals erwähnte, wohl mit den Grafen
von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V. erbweise an den Hallgrafen von
Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft 1218 dem Hochstift Passau
verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und gewann 1410 von Bayern die
Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782 an Österreich, das 1803 bei
der Säkularisation des Hochstifts Passau die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V. einzog.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Vierraden (Herrschaft). V. am Übergang einer
wichtigen Straße von Brandenburg nach Pommern über die Welse erscheint erstmals
1265. Die zugehörige Herrschaft wechselte oft zwischen Pommern, Brandenburg und
Mecklenburg. 1469 kam sie an Brandenburg und wurde 1471 den Grafen von
Hohnstein-Vierraden verliehen. Nach der Reichsmatrikel
von 1776 zählte die Herrschaft V. zum obersächsischen Reichskreis.
Mit Brandenburg kam V. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 174; Wolff 389; Menschell, P., Geschichte der Stadt und des
Schlosses Vierraden, 1929.
Vilbel (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die V. zum Ritterkreis Rhein. Das 774 in Lorscher
Quellen erwähnte V. selbst gehörte zuerst den Herren von Münzenberg. 1255 fiel
es zur Hälfte an Falkenstein, 1419 an Eppstein, 1581 an Mainz, 1803 an
Hessen-Darmstadt, zur anderen Hälfte an Hanau, Hessen-Kassel (1736),
Großherzogtum Frankfurt (1810) und Hessen-Darmstadt (1816). Über
Hessen-Darmstadt kam V. 1945 an Hessen. Die Rechte an der Burg waren nach den
Herren von Falkenstein sehr zersplittert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Wolff 270, 275; Usener, Beiträge zur
Geschichte der Ritter und Bergschlösser in der Umgegend von Frankfurt, 1952;
Giegerich, W., Bad Vilbel. Landschaft, Geschichte, Kultur, 1986.
Vils (Herrschaft). Das Tal V. mit dem Ort V.
(1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft Keltenstein ausgeschiedene
Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte
um 1270 die Herren von Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an
Habsburg über. 1594/1671 starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis
1816 kam V. vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich.
L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a.,
Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986, 307-316.
Vinsterlohe (Reichsritter) s. Finsterlohe
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach der Burg
V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den Pfalzgrafen. Die
Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen. Als Afterlehen
übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche die
Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb zahlreicher Vogteien
erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach dem Aussterben der Grafen von
V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge an die Grafen von
Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz (Eltz) und die sog. große
und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das Erzstift Trier abgeben und das
restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel westlich von Mainz als Lehen Triers
nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die Grafschaft erbweise an die Grafen von
Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im westfälischen Reichsgrafenkollegium
des Reichstags und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
vertretene Grafschaft 1,3 Quadratmeilen groß und hatte 2600 Einwohner. Mit der
Besetzung durch Frankreich ging sie 1794 unter. Die 1684 zerstörte Burg fiel
1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. a.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W.,
Virneburg, LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Virten (Hochstift, Reichsstadt)
s. Verdun.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4.
Vitzehagen (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Vlotho (Herrschaft). Auf der Wasserburg Scure
bei V. an der Weser saßen seit 1180 nachweisbare Edelherren von V. 1219 kam das
1198 erstmals genannte V. an die Grafen von Ravensberg, die am Anfang des 14.
Jahrhunderts die Herrschaft endgültig gewinnen konnten. Ihnen folgten 1346
Jülich und 1609/1614/1647 Brandenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die
Herrschaft V. über die Grafschaft Ravensberg zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946 kam V. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 702 WestfälRK 3; Großmann, K., Geschichte des Amtes
Vlotho, 1963.
Vogelius (Reichsritter).
Um 1750 zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Vogt, Voytt (Reichsritter).
S. Voit, Woyda.
L.: Pfeiffer 211.
Vogt von Coburg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Vogt von Hunolstein, Vogt von Hunoltstein
genannt von Steinkallenfels (Freiherren, Reichsritter).
Der V. ist 1239 erstmals belegt, doch gingen die bis zum Ende des 13.
Jahrhunderts gewonnenen Güter um die Burg Hunolstein durch Fehden mit den
Grafen von Salm, Sponheim und der Reichsstadt
Speyer wieder verloren. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit
Abtweiler, drei Achteln von Boos, Teilen von Staudernheim, Merxheim und Teilen
von Weiler sowie Dörrmoschel mit Teschenmoschel zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Mit Nack und Nieder-Wiesen (Niederwiesen) waren sie im
Kanton Oberrheinstrom immatrikuliert. Außerdem gehörten sie im späteren 17.
Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie 1802 zum Ort
(Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 166; Uhrmacher, M., dilecti fideles nostri? (in )
Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, hg. v. Henn, V. u. a.,
2001; Grimbach, J., Zur Territorialpolitik der Vögte von Hunolstein im
Spätmittelalter (in) Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, 2001.
Vogt von Kallstadt, Vogt zu Kallstadt (Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die
V. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stetten 33.
Vogt von Rieneck (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die
V. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Vom 16. bis 18. Jahrhundert
waren sie mit Urspringen Mitglied des Kantons Rhön-Werra. Im 17. und 18.
Jahrhundert waren sie mit Trunstadt, Traustadt und Fatschenbrunn im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. Außerdem erscheinen sie im 18. Jahrhundert im
Kanton Gebirg und gegen Ende dieses Jahrhunderts im Kanton Baunach. S. Vogt von
Rieneck zu Urspringen, Gmund, Voit von Rieneck.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 392; Pfeiffer 211;
Riedenauer 128; Stetten 33; Bechtolsheim 16, 196; Rahrbach 281; Ulrichs 209;
Neumaier 83, 148, 166.
Vogt von Rieneck zu Urspringen, Voit von
Rieneck zu Erspringen (Reichsritter). Im 16.
Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S.
Vogt von Rieneck, Voit von Rieneck zu Urspringen.
L.: Pfeiffer 211.
Vogt von und zu Hunoltstein (Reichsritter)s. Vogt von Hunolstein
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 166; Riedenauer 124;
Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, hg. v. Henn, V. u. a.,
2001.
Vogt von und zu Salzburg, Voit von Salzburg
(Freiherren, Reichsritter). Bis ins ausgehende
18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Nenzenheim und Ippesheim samt Reusch
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie seit dem
frühen 16. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra und am Ende des 18. Jahrhunderts im
Kanton Baunach sowie vielleicht im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Ippesheim
fiel 1808 an Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 392f.; Winkelmann-Holzapfel
166; Pfeiffer 211; Riedenauer 128; Stetten 38, 183; Rahrbach 284; Neumaier 31,
83.
Vogt von Wallstadt (Reichsritter),
(Vogt zu Wallstadt). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Fork, Horkheim.
L.: Riedenauer 128; Ulrichs 209.
Vogtland (Reichsland).
Das Gebiet an der oberen Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem
Quellgebiet der Zwickauer Mulde, das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis
9. Jahrhundert von Sorben besetzt wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als
Teil des Reiches angesehen. 1122 wurde Plauen
kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser Friedrich I.
Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?) als Verwalter
ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der Gegend von
Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida.
Die von den Vögten geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und
thüringischer Bauern nahm die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten
gelang die allmähliche Umwandlung ihres Reichsamts
in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von
Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht
zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis
1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das
Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft, 1459/1466 nahmen die
Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466
zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten
Linie der Vögte an sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der
Wettiner. Nur Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der von
den Vögten abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der
ernestinischen Linie mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von
Meißen aus dem Hause Plauen (Heinrich V. von Plauen, Kanzler von Böhmen)
zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig beim Aussterben
der Burggrafen an Sachsen (seit 1602 vogtländischer Kreis) und kam damit von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Vohenstein (Reichsritter).
Die 1737 ausgestorbenen V. zählten im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken und weiter wegen Gütern in Talheim,
Utzmemmingen und Adelmannsfelden zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Riedenauer 128; Schulz 273.
Vöhlin von Frickenhausen (Freiherren, Reichsritter). Bis zu ihrem Aussterben 1786 zählten
die Freiherren V. mit der 1521 erworbenen Herrschaft Neuburg zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben sowie mit Harteneck von 1652 bis 1666 zum Kanton Kocher.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Schulz 273.
Vöhlin von Illertissen (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592.
Vöhlin von Neuburg (Freiherr, Reichsritter). Um 1663 war Freiherr Johann Albrecht V.
Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 216.
Voit von Rieneck (Freiherren, Grafen, Reichsritter, Vogt von Rieneck). Im 16. und 17.
Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Vom
16. bis 18. Jahrhundert waren sie mit Urspringen Mitglied des Kantons
Rhön-Werra. Im 17. und 18. Jahrhundert waren sie mit Trunstadt, Traustadt und
Fatschenbrunn im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Außerdem erschienen sie im
18. Jahrhundert im Kanton Gebirg und gegen Ende dieses Jahrhunderts im Kanton
Baunach. S. Voit von Rieneck zu Urspringen, Gmund.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein; Seyler 392; Pfeiffer 211; Riedenauer 128;
Stetten 33; Bechtolsheim 16, 196; Rahrbach 281, Ulrichs 209; Neumaier 83, 148,
166.
Voit von Rieneck zu Urspringen, Voit von
Rieneck zu Erspringen (Reichsritter). Im 16.
Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S.
Vogt von Rieneck, Voit von Rieneck.
L.: Pfeiffer 211.
Voit von Salzburg (Freiherren, Reichsritter, Vogt von und zu Salzburg). Bis ins
ausgehende 18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Nenzenheim und
Ippesheim samt Reusch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Außerdem
waren sie seit dem frühen 16. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra und am Ende des
18. Jahrhunderts im Kanton Baunach sowie vielleicht im Kanton Steigerwald
immatrikuliert. Ippesheim fiel 1808 an Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 392f.; Winkelmann-Holzapfel
166; Pfeiffer 211; Riedenauer 128; Stetten 38, 183; Rahrbach 284; Neumaier 31,
83.
Vol von Wildenau (Reichsritter).
Die V. zählten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am
Neckar. Von 1548 bis etwa 1623 waren sie Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 216.
Völderndorff, Völderndorf (Reichsritter).
Die V. zählten im 18. Jahrhundert vielleicht zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 128.
Völkershausen (Reichsritter).
Bis zum frühen 18. Jahrhundert zählten die V. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 393f.; Pfeiffer 198; Riedenauer 128.
Volland von Vollandseck (Reichsritter). Von 1581 bis 1593 war Hans Jörg V. Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 216.
Vollenhove (Residenz des Bischofs von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 612.
Volmar, Vollmar (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von V. mit dem 1656 erworbenen und 1791 an das Hochstift Augsburg
gelangten Rieden zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Im 17.
Jahrhundert gehörten V. auch dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Riedenauer 128.
Volz von Altenau, Voltz von Altenau (Reichsritter, Freiherren). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Reichsritterschaft immatrikulierten V. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1757 und weiblicherseits 1807.
Volz von Weitingen (Reichsritter).
S. Weitingen.
L.: Hellstern 217.
Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und
der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von Alemannen beherrscht
und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610
Christianisierung), 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz
Sitz der mit Grafenrechten begabten Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der
ausgestorbenen Udalrichinger an die Grafen von Pfullendorf und Pfalzgrafen von
Tübingen über, deren einer Zweig sich nach der um 1200 erbauten Burg Montfort
Grafen von Montfort nannte. 1258/1260 spaltete er sich in die Linien Montfort
und Werdenberg. Sie lösten sich mit Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch
(Montfort) vom Herzogtum Schwaben. 1363 gewannen die Habsburger die
reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog
Leopold III. von Österreich die Herrschaft Feldkirch, 1394/1418/1420 die
Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon, 1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol
von dem Truchsess von Waldburg die 1463 zur Reichsgrafschaft
erhobene Herrschaft Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von
Tirol bzw. Ferdinand I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit
dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen.
Kaiser Maximilian I. unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [,
dazwischen Freiburg im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck.
1765 erwarb Österreich die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Ritter von Ems (Hohenems)
und erlangte auch das politische Protektorat über deren 1719 an Liechtenstein
veräußerte reichsunmittelbare Herrschaft Vaduz und Schellenberg. (Erzherzogin)
Maria Theresia fasste sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern unter der
neuen Landvogtei V., zu der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782 wurde sie
von Vorderösterreich gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die
Herrschaft Blumenegg, welche die Grafen von Montfort an die Grafen von Sulz und
diese an das Kloster Weingarten gegeben hatten, hinzu. Von 1805/1806 bis 1816
fiel V. an Bayern, kam dann aber bis auf die Westallgäuer Teile (jedoch mit
Vils) an Österreich zurück. 1861 erhielt V. einen eigenen Landtag. Nach 1918
verblieb V. bei Österreich, obwohl sich am 11. 5. 1919 80 Prozent der
Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz aussprachen. Immerhin wurde V.
aber von Tirol gelöst und als Bundesland verselbständigt. Dieses erhielt am 17.
9. 1923 eine Verfassung. Von 1938 bis 1945 war V. ein Teil des Reichsgaues Tirol.
L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K.,
Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte
Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A.,
Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948;
Stolz, O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg, Montfort 78 (1950);
Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A. 1971ff.; Burmeister, K.,
Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort 39 (1987); Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg, Schweiz - Selbstbehauptung,
1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Vorarlbergs (14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und
Liechtenstein, 1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998;
Burmeister, K., Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen
Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen
1945 bis 1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche Raumorganisation im
nachmaligen Vorarlberg während des Mittelalters (in) Montfort 61 (2009), 231.
Vorburger zu Bödigheim (Reichsritter).
Die V. zählten im späten 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Vorburg.
L.: Riedenauer 128.
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu
dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im
Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine
Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg
im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben
und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von Habsburg-Laufenburg
Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau im Elsass
(1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369 an
Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische
Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der
Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499
gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in
Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit
der Schutzvogtei über 40 Reichsdörfer und die
elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus
dem Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die
Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und
Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft
Nellenburg (Stockach) und die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die
Stadt Konstanz (1548), aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die
Grafschaft Feldkirch sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau
(Offenburg), die Reichsgrafschaft Tettnang
(1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und die Reichsgrafschaft
Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804) und Rothenfels (1804)
als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter
innerhalb Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und
Breisach an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen
Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000
Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden Einkünften.
Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und Breisgau in
Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in Freiburg im
Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803 musste der
Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er, verkleinert
um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn Ferdinand von
Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die übrigen Teile
Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die auch die 1804
erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft
Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern
untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich
zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Stolz, O.,
Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1943;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A.
1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier,
H./Press, V., 1989; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und
16. Jahrhundert, 1989; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993;
Scheibelreiter, G., Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische
Regierung und Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen
Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar
und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002; Vorderösterreichisches
Appellationsgericht und vorderösterreichische Landrechte, bearb. v. Steuer, P.
u. a., 2012.
Vorpommern (Landesteil). V. war der westlich der
Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom, Wollin, Rügen und
die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer Landesteilung
abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals zusammen mit Hinterpommern regiert.
1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit 1630 besetzt hielt und sich weigerte,
das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs nach den 1637 erloschenen Herzögen
von Pommern anzuerkennen. 1720 musste Schweden V. mit Ausnahme des nördlichen
Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an Preußen abtreten. 1814 fiel der
Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792 im deutschen Reichstag zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates gehörte, an Dänemark, das ihn
letztlich 1815 Preußen überließ (Provinz Pommern). 1945 wurde V. abgetrennt und
mit Mecklenburg vereinigt. 1952/1958 wurde das Land Mecklenburg innerhalb der
Deutschen Demokratischen Republik (1949) beseitigt (str.), 1990 aber als
Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesrepublik Deutschland wiederbegründet. S.
Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium
und schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung
des schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz,
W., Öffentliche Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern,
1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v.
Bei der Wieden, H., 1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter
dänischer Verwaltung 1715 bis 1721, 2007.
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis
(Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem
Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg
abgetrennt. Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14.
Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und
Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und
machten sie zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation
eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete
sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und Wallis als
Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf
die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich
W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman
der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der Schweiz (3219
bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1. 3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz, G.,
Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
Wächter (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die W. mit dem 1789/1790 von den Grafen von Attems
erworbenen Hirrlingen zum Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. Um 1800 waren sie auch im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Hölzle, Beiwort 65; Kollmer 375; Riedenauer 128.
Wächtersbach (Burg, Herrschaft). Vielleicht schon am
Ende des 12. Jahrhunderts, jedenfalls aber vor 1236 wurde zur Überwachung des
Büdinger Waldes die Wasserburg W. im mittleren Kinzigtal erbaut. Seit 1324 war
sie als Reichslehen aus dem Erbe der Herren von
Büdingen nebeneinander und nacheinander in den Händen der Ganerben Brauneck,
Trimberg und Isenburg, die bis 1458 alle Rechte gewannen. Seit 1685 war W. Sitz
der Linie Isenburg-Büdingen-Wächtersbach. Über Hessen-Kassel und Hessen-Nassau
Preußens (1866) kam es 1945 an Hessen. S. Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277.
Wagegg (Herrschaft). Nach der Burg W. bei Kempten
nannten sich Edle von W., die um 1170 erstmals erwähnt werden. Um 1350 mussten
sie die Burg verpfänden, 1374 starben sie aus. Ihre damit als erledigtes Lehen
an das Stift Kempten zurückfallende Herrschaft kam nach verschiedenen anderen
Verleihungen 1469 an die zuletzt stark verschuldeten Herren von Laubenberg, von
denen sie nach Befriedigung des Hauptgläubigers 1581 wieder an das auslösende
Stift Kempten fiel, über das es zum schwäbischen Reichskreis
zählte. 1803 gelangte die Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Waibstadt (Reichsstadt).
W. am Schwarzbach bei Sinsheim wird 795 (Weibestat) erstmals erwähnt. Es war
bereits 1200 ummauert und wurde im 13. Jahrhundert reichsunmittelbar (Reichsstadt im Reichssteuerverzeichnis
von 1241). Spätestens 1339 war es Reichspfandschaft
des Hochstifts Speyer, die 1615 bestätigt wurde. Nach dem dreißigjährigen Krieg
betrieb die Stadt die Selbstauslösung. 1803 kam sie an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 234; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg
1950.
Waischenfeld, Weischenfeld (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Waise von Fauerbach (Reichsritter) s. Weiß von Feuerbach
Waizagawi (Gau in Lippe, Huetigo, Hwetaga) s.
Wetigau
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 10 (Schieder);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, 309, Waizzagawi
s. Hwetiga, 310; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
Wald (Reichsritter).
Um 1600 zählten die W. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S.
Wallert?
L.: Riedenauer 128.
Waldbott von Bassenheim, Waldbott-Bassenheim (Reichsgrafen). Die Familie Waldbott war
Afterlehnsträger der Grafen von Isenburg-Braunsberg. Durch Erbschaft und Kauf
erlangte sie allmählich die Herrschaft Bassenheim bei Koblenz von ihren
Lehnsherren. Diese war seit 1729 reichsunmittelbar. Um 1790 zählten die Grafen
mit Arnoldshain und Schmitten, Kransberg (Kronsberg), Friedrichsthal
(Friedrichstal), Pfaffenwiesbach und Wernborn zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 wurde der Graf W. wegen Pyrmont und Olbrück durch die Abtei
Heggbach (ohne Mietingen und Sulmingen und den Zehnten von Baltringen) und eine
Rente von 1300 Gulden von Buxheim entschädigt. 1806 wurden die W. in Bayern und
Württemberg mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 167; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 (Arnoldshain, Schmitten 1792), Waldbott von Pfaffendorf
(Waldmannshausen 1792).
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die
ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen
übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu Reichsministerialen
aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um 1200 Wolfegg, um 1240
Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337 Herrschaft Zeil, von
1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte, 1386 Pfand der
Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der Herrschaft
Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452 Friedberg-Scheer [bis
1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel die Familie in
mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später
auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und
Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und
erlosch 1511. Die georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der
eberhardischen Linie Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich
Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und
Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und
Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als
Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und
1628 in den Linien Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil
und Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der Verlust der Donaustädte (1680) und
Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn kleinerer Herrschaften im Allgäu
ausgeglichen wurde, umfasste 475 Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803
wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806 wurde bei der Gründung des
Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und
Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldburg-Scheer (Grafen, Truchsessen),
Waldburg-Friedberg-Scheer. Scheer an der Donau bei Sigmaringen kam 1267 an den
Grafen von Montfort, der es 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte. 1314
verpfändete Habsburg Scheer an die Grafen von Montfort, seit 1369 vereinigt mit
der Grafschaft Friedberg. Beide kamen 1452-1454 an die Truchsessen von
Waldburg. Scheer wurde bald Sitz einer eberhardischen, später einer jakobischen
Linie. 1786 wurde Friedberg-Scheer, das über die Truchsessen zum schwäbischen Reichskreis zählte und seit 1680 nur noch Mannlehen
Österreichs war, durch die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie
Waldburg-Trauchburg an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. Deren 1787
geschaffene reichsunmittelbare gefürstete Grafschaft kam 1806 an Württemberg
und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 85; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971.
Waldburg-Scheer-Scheer (Erbtruchsessen). Nach dem vor 1267 an
den Grafen von Montfort, 1289 an Habsburg und 1452/1454 an die Truchsessen von
Waldburg gelangten Scheer an der Donau bei Sigmaringen nannte sich eine eigene
Linie der Truchsessen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Lande der
Erbtruchsessen zu W. und Trauchburg zum schwäbischen Reichskreis.
S. Waldburg-Scheer.
L.: Wallner 688 SchwäbRK 44.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit
1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg Waldburg
östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben sie Wolfegg, um 1240 Waldsee. 1429
erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die eberhardische Linie, die 1511
erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die georgische Linie, die sich 1595 in
die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte.
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das 1798 erloschene
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft bzw. Grafschaft
Waldsee, die Herrschaften Winterstetten, Schwarzach, Eberhardzell und
Schweinhausen und das Gericht Reute. 1798 beerbte sie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg.
1803 wurde W. in den Reichsfürstenstand erhoben,
1806 aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee,
1978.
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (Truchsessen, Grafen). Die Truchsessen
von Waldburg, die um 1200 Wolfegg erwarben, teilten sich 1429 in mehrere
Linien. Wolfegg kam an die 1511 erloschene eberhardische Linie und von dort an
die georgische Linie. Sie spaltete sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg
(Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Waldburg-Wolfegg zerfiel 1672 in
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und das 1798 erloschene W. Diese Linie hatte 1790 die
Grafschaft Wolfegg und die Herrschaften Waldburg, Kisslegg zur Hälfte, Leupolz,
Praßberg und Waltershofen. Wegen des Teiles Kissleggs zählte sie zum Kanton
Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Nach ihrem Aussterben
fielen ihre Güter an Waldburg-Wolfegg-Waldsee.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Waldburg-Zeil (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die Burg
Zeil bei Leutkirch war 1123 ein Sitz der Grafen von Bregenz, im 13. Jahrhundert
Reichsburg. 1337 fiel sie an die Truchsessen von
Waldburg und kam 1595 an die Linie W. Wegen Altmannshofen und Vogelsang zählte
sie zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1792
gehörten die Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und zu
Waldburg-Zeil-Wurzach zum schwäbischen Reichskreis.
1803 wurden die Truchsessen von Waldburg in den Fürstenstand erhoben, 1806
mediatisiert.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des
fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Die
Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische
Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil
(Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach (Zeil-Wurzach) und W.
(Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot, Kisslegg
(teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich auch
Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr
das Kollegiastift Zeil zu. 1806 wurde sie in Württemberg mediatisiert.
Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz
sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht
Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415
Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen
und damit als reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397
entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und
Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die
Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach
(1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang
aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren
Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl.
Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v.
W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde
(1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde
beim Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt
(seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum
Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen
Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die
Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die
jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt
zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung.
Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen,
Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen,
Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die Ämter
Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919.
1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926
seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf
Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund
60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995;
Murk, K., Waldeck, LexMA 8 1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 433; Menk, G., Waldeck im Dritten Reich,
2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Waldeck (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Der aus den Dörfern Korweiler, Dorweiler und Mannebach bei Simmern bestehende
sog. Burgfriede W. (der Freiherren Boos von Waldeck) im Hunsrück zählte zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Wolff 515; Hoppstädter, K., Burg und Schloss Waldeck im Hunsrück, 1957;
Böhn, G., Inventar des Archivs der niederrheinischen Reichsritterschaft,
1971, 110.
Waldeck-Wildungen (Grafen). Die Burg Wildungen gehörte
seit etwa 1270 als Mainzer Lehen den Grafen von Waldeck. Im 16. Jahrhundert wurde
Wildungen Residenz einer Linie der Grafen. 1692 beerbte W. Waldeck-Eisenberg.
L.: Reichard, C., Geschichte von Stadt und Bad
Wildungen, 1949.
Waldecker zu Kaimt, Waldecker zu Keimpt
(Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die Freiherren W. mit Altenbamberg und Hohlenfels (Hollenfels) zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543.
Waldecker zu Keimpt s. Waldecker zu Kaimt (Freiherren, Reichsritter). L.: Genealogischer Kalender 1753, 543.
Waldenburg (Burg, Herrschaft). Vermutlich als Reichsburg entstand in der Zeit der Staufer an einer
Fernstraße vom Rhein zur Donau die Burg W. 1253 war sie Lehen des Hochstifts
Regensburg an die Herren von Hohenlohe. 1551/1555 wurde sie Sitz der Linie Hohenlohe-Waldenburg.
S. Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Waldenburg (Herrschaft). Gegen 1165/1172 wurde von
den Reichsministerialen Hugo von Wartha und
Rudolf von Brand an einem Übergang über die Zwickauer Mulde die Burg W.
errichtet. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft W. der von Hugo von Wartha
abstammenden Herren von W. Sie kam 1375/1378 durch Verkauf an die Herren von
Schönburg. Mit Sachsen fiel W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G3; 700 Jahre Töpferstadt Waldenburg, hg. v. Rat der Stadt, 1954.
Waldenburg genannt Schenkern, Schenkherr von
Waldenburg, Schenkherr von Walderburg (Freiherren, Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert waren die W. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Um 1790 zählten die W. mit Liebenstein und bis 1793 auch
mit Osterspai samt Liebeneck zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 167; Riedenauer 126.
Waldenfels (Reichsritter),
Wallenfels. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zählten die W. (bei Kronach) mit
Ausnahme des späteren 18. Jahrhunderts zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 209; Riedenauer 128;
Rahrbach 285.
Waldenrod (Reichsritter) s. Wallenrod
Waldenstein (Reichsritter) s. Wallenstein
Walderdorff, Walderdorf, Waldendorf, Walderndorf,
Wallendorf, Wallerdorf (Reichsritter). Bis ins
frühe 18. Jahrhundert zählten die 1211 erstmals erwähnten, 1660 mit dem Reichsfreiherrenstand und 1767 mit dem Reichsgrafenstand begabten W. zum Kanton Odenwald im
Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 128; Neumaier 66, 149, 151f.; Gensicke, H., Die von Walderdorff,
Nassauische Annalen 106 (1995), 241; Die von Walderdorff, hg. v. Jürgensmeier,
F., 1998; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (ein Hof in Bensheim).
Waldershub (Reichsritter) s. Berlin von W.
Waldkirch (Grafen, Reichsritter).
Um 1806 zählten die 1790 zu Grafen erhobenen W. mit Kleineicholzheim
(Kleineichholzheim), Binau (Neckarbienau) und Schlossburg Sindolsheim zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Binau (Neckarbienau) und
Kleineicholzheim fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 167; Stetten 38, 186; Riedenauer
128.
Waldkirch (Reichskloster).
Zwischen 918 und 926 gründete Herzog Burchard I. von Schwaben im Elztal auf
altem alemannischem Herzogsgut das adlige Frauenkloster Sankt Margarethen in W.
Dieses wurde Reichskloster und hatte seit 994
das Recht der freien Vogtwahl. Bis 1212 waren die Herren von Schwarzenberg
Vögte, dann die ihren Namen übernehmenden Herren von Schnabelburg-Eschenbach.
Sie entzogen bis 1431 dem Kloster die Güter fast gänzlich. 1459 starben sie
aus. Ihre Güter kamen über die Rechberg und Ehingen 1567 an Österreich.
L.: Wolff 41; Hummel, P., Historisch-politische und kirchliche Beschreibung des
Amtsbezirks Waldkirch, 1878; Jörger, F., Aus Waldkirchs Vergangenheit und
Gegenwart, 1936; Rambach, H., Waldkirch und das Elztal, Geschichte in Daten,
Bildern und Dokumenten, o. J.; Rambach, H., Die Stadtgründungen der Herren von
Schwarzenberg. Waldkirch und Elzach, 1976; Rambach, H., Waldkirch, 1992;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 653.
Waldner von Freundstein (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Grafen
W. mit dem halben Schmieheim, Schweighausen, Berrweiler, Bertschweiler und
Sierenz zum Ort (Bezirk, Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. S. a. Freundstein.
L.: Hölzle, Beiwort 66.
Waldsassen (reichsunmittelbares Kloster). Das
Zisterzienserkloster W. bei Marktredwitz wurde (um) 1133 von Markgraf Diepold
III. von Vohburg auf ehemaligem Reichsland
gegründet. Beim Tod des Stifters kam es 1146 an den König. 1147 wurde es bei
freier Vogtwahl unter königlichen Schutz gestellt und jedenfalls 1214
reichsunmittelbar. Im Interregnum (1254-1273) ging die Schirmherrschaft auf die
Přemysliden (Przemysliden) über, 1414 auf die Wittelsbacher (Pfalz). Das
Kloster konnte seine Güter rasch vermehren und hatte in der Mitte des 14.
Jahrhunderts die Herrschaft über das sog. Stiftland (Stiftsland). Um die Mitte
des 16. Jahrhunderts gelang es der Pfalz, die das Kloster am Anfang des 15.
Jahrhunderts (1414) statt Böhmen zur Schutzmacht gewählt hatte, W. die Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. 1571 wurde es
säkularisiert und kam 1623/1628/1648 mit der Oberpfalz an Bayern. 1661/1669
wurde es nach der Gegenreformation wiederhergestellt. Bei seiner Auflösung
(1803) fiel es mit 1050 Quadratkilometern Güter und 19000 Einwohnern an Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Krausen, E., Die Klöster
des Zisterzienserordens in Bayern, 1953; Sturm, H., Eger. Geschichte einer Reichsstadt, Bd. 1 2. A. 1960, Bd. 2 1952; Schmid, A.,
Waldsassen, LexMA 8 1996, 1959.
Waldsberg (Herrschaft). Die Herrschaft W. wurde
1656 von den Fürsten zu Fürstenberg erworben und zählte über sie zum
schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29.
Waldsee (Herrschaft, Grafschaft). Schon im 9.
Jahrhundert war in W. das Kloster Weißenburg begütert. Seit 1171 erscheinen die
ministerialischen Herren von W., die 1331 ihre Herrschaft an Habsburg
verkauften. Nach früheren Verpfändungen an die Grafen von Hohenberg (1352-1375)
und die Grafen von Lupfen wurde die Herrschaft W. mit der Stadt W. 1384/1386
von Habsburg an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Als Grafschaft der
Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee gehörte sie dem schwäbischen Reichskreis an. W. kam über Württemberg 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Wallsee.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Walheim, Walem (Grafen). Die Grafen von W.
zählten nach der Reichsmatrikel von 1776 zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Gumpolzhaimer 1776, 15.
Walkenried (Stift, Reichsstift).
Um 1127 (1129?) gründete die Gräfin Adelheid von Klettenberg am Südrand des
Harzes die Zisterzienserabtei W. Sie wurde rasch zum reichsten
Zisterzienserkloster Norddeutschlands (mit Gütern vor allem in der Goldenen Aue
bei Nordhausen und in der Mark Brandenburg [seit 1236]) und beanspruchte wegen
ihres geschlossenen Herrschaftsgebiets (u. a. mit Mönchpfiffel, Schauen bei
Osterwieck) Stimmrecht im obersächsischen Reichskreis,
war aber nicht im Reichstag vertreten. Sie wurde
1525 im Bauernkrieg zerstört. 1546 wurde die Reformation eingeführt. Die Vogtei
über das Kloster war Lehen Sachsens an die Grafen von Hohnstein, von denen sie
auf Grund eines Vertrags von 1574 an das Hochstift Halberstadt überging. Nach
dem Aussterben der älteren Grafen von Hohnstein 1593 belehnte Halberstadt die
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1648 wurde das Kloster säkularisiert und kam
1648/1673/1694 an die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel. Um 1800 umfasste sein
Gebiet etwa 3 Quadratmeilen. Über Braunschweig kam W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 410; Wallner 710 ObersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Niebelschütz, E. v., Kloster Walkenried, 1924; Kirchner, J., Das Reichsstift Walkenried, 1971; Heutger, N., 850 Jahre
Kloster Walkenried, 1977; Germania Benedictina, Bd. 12, hg. v. Faust, U., 1994;
Petke, W., Walkenried, LexMA 8 1996, 1976; Urkundenbuch des Klosters
Walkenried, Bd. 1 bearb. v. Dolle, J., 2002.
Wallbrunn, Walbrunn (Freiherren, Reichsritter). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die
Freiherren von W. zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Um 1550
waren sie Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Wallbrunn
zu Gauersheim, Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim), Wallbrunn zu Partenheim.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 58; Zimmermann 80;
Hellstern 216; Stetten 33, 38; Kollmer 382; Neumaier 66f., 70, 73, 151;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 358 Walbrunn (bei Pfungstadt, um Frankfurt am Main).
Wallbrunn zu Gauersheim (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von W. mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, Gauersheim
und Teilen von Hochspeyer samt Teilen von Frankenstein zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein und zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1705 erlangte der aus der rheinischen Ritterschaft
stammende Johann Christoph von W., markgräflich-badischer Geheimer Rat und
Kammermeister, durch Heirat das Rittergut Schwieberdingen. Danach gehörten die
W. bis zum Verkauf des Gutes (1771/1773) zum Kanton Neckar
(Neckar-Schwarzwald-Ortenau) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 58; Hellstern 216; Kollmer 382; Winkelmann-Holzapfel 167.
Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim)
(Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählten die
Freiherren von W. mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel
der Ganerbschaft Mommenheim und zwei Siebteln der Ganerbschaft Niedersaulheim
(Nieder-Saulheim) zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 167.
Wallbrunn zu Partenheim (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählten die Freiherren von W.
mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Drittel von Partenheim
und zwei Fünfteln der Ganerbschaft Schornsheim zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 168.
Walldorf (Reichsdorf).
W. bei Heidelberg ist seit 770 in Vergabungen an das Kloster Lorsch bezeugt. Am
17. 6. 1230 überließ es König Heinrich dem Pfalzgrafen Otto. Bis 1803 stand es
unter der Herrschaft der Pfalz und kam dann an Baden, 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hugo 469; Stocker, C., Chronik von Walldorf, 1888; Hess, M., Unser
Walldorf, 1950.
Walldürn (Reichsritter).
Seit 1172 nannten sich Edelherren nach Dürn. Über eine Erbtochter der Grafen
von Lauffen erlangten sie deren Güter, verloren aber danach rasch an Bedeutung
und erloschen 1324 im Mannesstamm. Nur im Lehnsverhältnis zu ihnen standen die
Ritter von Dürn/Walldürn, die im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählten. S. a. Dürn, Dürn zu Riedberg.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 128.
Wallenfels, Waldenfels (Reichsritter).
S. Waldenfels.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 209; Riedenauer 128;
Rahrbach 285.
Wallenrod, Waldenrod (Reichsritter).
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die W. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken und zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594.
Wallenstein (Reichsfürst).
1617 wurde Albrecht von W., der vom Angehörigen eines kleineren alten
böhmischen Adelshauses (Waldstein) zum kaiserlichen Heerführer aufstieg, Reichsgraf, 1623 Reichsfürst.
Seine Güter wurden 1624 zu dem Fürstentum Friedland in Böhmen zusammengefasst,
dessen erblicher Herzog er 1625 wurde. 1627 erhielt er das Herzogtum Sagan,
1627/1629 das unmittelbare Reichslehen Mecklenburg.
Nach seinem Sturz und der Ermordung am 25. 2. 1634 blieben seine
Familienangehörigen Grafen von Waldstein und fanden 1654 im schwäbischen Reichsgrafenkollegium Aufnahme.
L.: Klein 150.
Wallenstein, Waldstein (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die W. zeitweise zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 394; Riedenauer 128; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Lindheim 1550).
Wallert, Wallhardt (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Wald?
L.: Pfeiffer 211; Stetten 33; Riedenauer 128; Neumaier 64, 79, 159.
Wallhardt (Reichsritter) s. Wallert
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König
Rudolf II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem
1032 an das Deutsche Reich. 1403 schloss der
Bischof von Sitten, der damit als Graf von W. reichsunmittelbar geworden war,
zusammen mit den im Kampf gegen die bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen
von Savoyen ihn unterstützenden oberwallisischen Bauern einen Bund mit den
Eidgenossen der Schweiz (Luzern, Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W.
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1475/1476 eroberten Bischof und
Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als gemeine Herrschaft. 1528
verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation wurde unterdrückt.
1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine Rechte als Landesherr.
1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der Helvetischen Republik),
1802 zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit Frankreich
vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die Schweiz
aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis
bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002.
Wallmoden (Grafen). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Grafen von W. wegen der 1782 von den Fürsten von Schwarzenberg
erworbenen Herrschaft Gimborn-Neustadt zu den westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und nannten sich Wallmoden-Gimborn. S.
Gimborn, Gimborn-Neustadt, Neustadt.
L.: Zeumer 554 II b 63, 24.
Wallsee (Herren). Die ursprünglich dem Kloster
Weißenburg, den Welfen und den Staufern dienenden, zwischen Donau und Iller
begüterten ministerialischen Herren von W. (Waldsee, Bad Waldsee in
Oberschwaben) kamen vermutlich mit König Rudolf von Habsburg oder Albrecht I.
aus Schwaben in das Ennstal (W. bei Amstetten). 1331 verkauften sie ihre
Stammherrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Sie erwarben in verschiedenen Linien
(Linz bis 1400, Enns bis 1483, Graz bis 1363, Drosendorf) Herrschaften in
Oberösterreich, wo sie das Amt der Hauptmannschaft innehatten, Niederösterreich
und der Steiermark. 1383-1388 errichteten sie die Burg Neuen Wallsee
(Neuenwallsee). 1471 erkauften sie Fiume. 1483 starb das Geschlecht mit der
Ennser Linie im Mannesstamm aus. Nach dem Tod der letzten, mit Siegmund von
Schaunberg verheirateten Wallseerin kam W. 1506 an die Grafen von Reichenberg, danach an die Weltzer-Spiegelfeld bzw.
Welzer-Spiegelfeld (1570), Kölnpöck (1576), Weiß (1614), Saint-Julien (Saint
Julien) (1630), Daun (1757) und Grafen von Stechinelli-Wieckenberg (1810). S.
Waldsee.
L.: Samwer, C., Geschichte von Wallsee, 1889; Doblinger, M., Die Herren von
Wallsee, Arch. f. österr. Geschichte 95 (1906); Hruza, K., Die Herren von
Wallsee, 1995; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Wallstadt (Reichsritter) s. Horckheim, Vogt von W.
Wallstein (Reichsritter).
Von 1548 bis 1581 zählten die W. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 216.
Wambolt von Umstadt (Freiherren, Reichsritter), Wambolt von und zu Umstadt. Vom frühen
16. Jahrhundert bis um 1800 zählten die Freiherren W., die ursprünglich aus dem
Niddagau stammten, mit der 1721 erworbenen Herrschaft Birkenau, Hasselhof
(Hasselhöfe,) Kallstadt und Rohrbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Mit zwei Dritteln Partenheim und Weitersweiler waren sie auch Mitglied
des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Birkenau und Kallstadt
fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 57; Zimmermann 80;
Winkelmann-Holzapfel 168; Stetten 33, 38, 187; Riedenauer 128; Neumaier 67, 70,
73, 132, 151; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Birkenau).
Wampach, Wanbach, Wannbach (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die
W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. S. Wannbach.
L.: Pfeiffer 208; Riedenauer 128.
Wangen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Freiherren von W. (1773
Wangen zu Geroldseck am Wasichen) mit dem 1717 erworbenen Achenheim und halb
Oberschäffolsheim zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67.
Wangen (Reichsstadt).
W. im Allgäu ist 815 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals bezeugt.
Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert gründete das Kloster Sankt Gallen am
Schnittpunkt zweier Fernstraßen hier einen Markt. Vermutlich 1216/1217 wurde W.
durch Kaiser Friedrich II. als Vogt Sankt Gallens zur Stadt erhoben. 1273 zog
König Rudolf von Habsburg Wangen, dessen Vogtei nach 1251 mehrfach verpfändet
wurde, an sich und verlieh ihm 1286 das Stadtrecht Überlingens. Aus erneuten
Verpfändungen an Sankt Gallen (1298) und die Grafen von Montfort (1330) löste
sich die zu dieser Zeit auf 700 Einwohner geschätzte Stadt (1347). 1394 erwarb
sie das Ammannamt und 1402 den Blutbann und war damit trotz bis 1608
bestehender grundherrlicher Rechte Sankt Gallens Reichsstadt.
Diese hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag
und beim schwäbischen Reichskreis. Die Stadt war
Sitz der Kanzlei des Kantons Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. 1802/1803 fiel sie mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 50 Quadratkilometern
(Deuchelried mit Haldenberg und Oflings, Wohmbrechts-Thann, Niederwangen,
Eglofs [1516-1582], Neuravensburg [1586-1608]) und 4500 Einwohnern an Bayern, 1810
mit einem Teil des Gebiets an Württemberg, wo sie Sitz eines Oberamts wurde,
und gelangte so 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 24; Wallner 689 SchwäbRK 72; Schroeder 233ff.;
Scheurle, A., Wangen im Allgäu. Das Werden und Wachsen der Stadt, 2. A. 1975;
Walchner, K., Alt Wangener Erinnerungen, 1955, 1960; Der Kreis Wangen 1962;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995; Lorenz, S.,
Wangen, LexMA 8 1996, 2030.
Wangenheim (Reichsritter).
Um 1700 zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wannbach (Reichsritter,
Wampach, Wanbach). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken. S. Wampach.
L.: Pfeiffer 208; Riedenauer 128.
Warburg (Reichsstadt?,
freie Stadt?). Die Burg W. (Wartberghi) an der Diemel unterstand 1018 dem
Grafen des Hessengaus, Ittergaus und Nethegaus und kam bei seinem Tod 1020 an
das Hochstift Paderborn. Bei dieser Burg entstand bis zum Ende des 12.
Jahrhunderts eine Stadt. 1521 erscheint sie in der Reichsmatrikel.
1802 fiel sie mit dem Hochstift Paderborn an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Gottlob, A.,
Geschichte der Stadt Warburg, 1936; Der Landkreis Warburg, 1966; Schoppmeyer,
H., Warburg im Mittelalter und Neuzeit, Herrschaftssitz, Doppelstadt,
territorialer Vorort, (in) Geschichte der Stadt Warburg, 1986; 950 Jahre
Warburg, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein Warburg, 1986; Die Stadt Warburg,
1036-1986, hg. v. Mürmann, F., Bd. 1f. 1986.
Warin (südwestlich Bützows in Mecklenburg)
(Residenz des Bischofs von Schwerin))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 613.
Warmsdorf (Grafschaft). Die Grafschaft W. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über Anhalt zum obersächsischen Reichskreis. Über Anhalt kam W. von 1949 bis 1990 (in
Sachsen-Anhalt) zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408; Wallner 709 ObersächsRK 5 c.
Warnsdorf, Warndorf (Reichsritter).
Um 1790 zählten die W. mit Buchenau, Bodes, Branders, Erdmannrode
(Erdmannsrode), Fischbach, Giesenhain, Schwarzenborn und Soislieden zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 168; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 Warndorf (Buchenau 1792(.
Warrenbach (Reichsritter).
Um 1550 zählten die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
Wehrenbach?, Fechenbach.
L.: Stetten 33.
Warsberg (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. mit W. und Wartenstein
(Wartelstein) zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546.
Warspach (Reichsdorf).
Am 20. 8. 1504 nahm König Maximilian unter anderem das Reichsdorf
W. bei Weißenburg in seinen Schutz auf. Es kam mit dem Elsass zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 470.
Warstatt (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die W. mit dem 1750 erworbenen Schirrhofen zum
Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Wartburg (bei Eisenach) (Residenz des Landgrafen
von Thüringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 614.
Wartenberg (Ganerben, Grafen). Die schon im 12.
Jahrhundert bestehende Burg W. bei Kaiserslautern war 1382 in den Händen
mehrerer ritterschaftlicher Ganerben. 1522 wurde die Burg zerstört. Die
Wartenberger saßen später in Wachenheim, Kaiserslautern und Mettenheim. 1699
erlangte Johann Casimir II. die Grafenwürde und fasste seine Güter in der Pfalz
und in Rheinhessen 1707 in der Grafschaft W. zusammen (Mettenheim, Ellerstadt,
Kastenvogtei Marienthal, Grafschaft Falkenstein und eine Anzahl Dörfer in der
Gegend von Kaiserslautern). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft
W. zum oberrheinischen Reichskreis. Durch § 24
des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt der
Graf von W. für W. die Abtei Rot sowie eine Rente von 8150 Gulden, für
Sickingen wegen Ellerstadt, Aschbach (Aspach) und Oranienhof das Dorf Pless der
Abtei Buxheim. 1818 starb das Geschlecht aus. Von 1801 bis 1814 gehörte die
Grafschaft zu Frankreich (Departement Donnersberg) und wurde nach ihrer
Rückkehr unter deutsche Herrschaft größtenteils zur Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
geschlagen. Geringe Teile (Mettenheim) gelangten zu Rheinhessen. 1946 kamen die
Güter über Bayern zu Rheinland-Pfalz. S. Kolb von Wartenberg.
L.: Wolff 287f.; Wallner 698 OberrheinRK 39; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Weber, F., Graf
Ludwig, der letzte Kolb von Wartenberg, 1988.
Wartenberg-Rot (Reichsgrafschaft).
Das Herrschaftsgebiet der Abtei Rot an der Rot fiel 1803 an die Grafen von
Wartenberg und wurde zur Reichsgrafschaft W.
erhoben, 1806 aber in Württemberg mediatisiert. (1951/1952 gelangte das Gebiet
an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 187.
Warthausen (Herrschaft). Die erstmals 1120
genannten Herren von W. an der oberen Donau (Warthusen) veräußerten ihre
Herrschaft um 1167 an Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Von den Staufern kam sie
vor 1234 an die Truchsessen von Waldburg in der Linie der Truchsessen von W.,
nach deren Aussterben über die Herren von Waldsee mit Waldsee 1331 an Habsburg,
das sie mehrfach verpfändete. Über Österreich zählte sie in
Schwäbisch-Österreich zum österreichischen Reichskreis.
1696 gelangte sie mit zuletzt noch 13 Dörfern und Weilern an die Stadion. Über
Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Schuster, A., Aus Warthausens
Vergangenheit, 1935; Koenig, W. v., Schloss Warthausen, 1964; Press, V., Im
Banne Österreichs, Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde Warthausen, (in)
Warthausen-Birkenhard-Höfen, 1985; Liske, T., Warthausen, 1985.
Wasdorf (Reichsritter).
Vielleicht zählten die W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken und zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Riedenauer 128.
Wasen (Reichsritter).
Im 16. und frühen 17. Jahrhundert zählten die vom W. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 211; Stetten 33; Riedenauer 128; Neumaier 73.
Wasselnheim (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei
Straßburg wurde von der Reichsstadt Straßburg
erworben und kam mit ihr an Frankreich. S. Haffner von W.
L.: Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91.
Wasserburg (Herrschaft). W. am Bodensee erscheint 784
als Gut Sankt Gallens. Im Mittelalter war es als Lehen an die Herren von
Kisslegg vergeben und kam im 14. Jahrhundert durch Heirat an die Herren von
Schellenberg. 1358 wurde W. durch den schwäbischen Städtebund zerstört und
danach an die Grafen von Montfort verpfändet und um 1525 zu Eigentum
übertragen. 1592 verkauften die Grafen von Montfort die nicht in die Reichskreiseinteilung einbezogene Herrschaft an die
Grafen Fugger, deren Linie Fugger-Wasserburg (Wellenberg) sie 1755 an
Österreich überließ. 1803/1805 kam W. von dort an Bayern.
L.: Wolff 493; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Gruber, A., Der
Landkreis Lindau, (1956).
Wechinger, Wechaimer, Wechanner (Reichsritter). Bis zum frühen 17. Jahrhundert zählten
die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Wechmar?
L.: Riedenauer 128.
Wechmar (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. mit der
Hälfte von Rossdorf zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Früh waren
sie auch im Kanton Odenwald (Wechinger?), im Kanton Gebirg, im Kanton Baunach
(?) und im 17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Von 1799 bis
1805 waren sie Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Stieber; Seyler 394f.;
Winkelmann-Holzapfel 168; Pfeiffer 198; Hellstern 216; Bechtolsheim 14, 17;
Riedenauer 128; Stetten 33; Rahrbach 288; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Mittelkalbach, Mitte?, 17. Jh. ausgestorben).
Wegscheid (Herrschaft). Die Herrschaft Wegscheid
im südlichen Bayerischen Wald gehörte über das Hochstift Passau zum bayerischen
Reichskreis. 1803 kam W. an Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Wehr (Reichsritter) s. Wehrn
Wehrenbach (Reichsritter,
Wehrn). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. Fechenbach.
L.: Stetten 33; Riedenauer 128.
Wehrheim (Herrschaft). W. (Wirena) in der
Wetterau gab Kaiser Heinrich III. 1046 seiner Gemahlin. Zu Beginn des 13.
Jahrhunderts hatten die Grafen von Diez das Reichsgut
in und um W. inne. Nach ihrem Aussterben kam die Herrschaft an die Grafen von
Nassau und die Herren von Eppstein. Rechte der Grafen von Katzenelnbogen fielen
1587 an Nassau-Dillenburg. Den Anteil der Herren von Eppstein zog das Erzstift
Trier an sich, so dass in W. eine zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Gemeinschaft von Trier und Nassau entstand, die bis 1806 dauerte. 1866
kam W. mit Nassau an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 84, 337.
Wehrn (Reichsritter),
Wehr. Die W. zählten im 16. Jahrhundert zu den Kantonen Rhön-Werra, Baunach und
vielleicht Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Fechenbach, Wehrenbach.
L.: Riedenauer 128.
Weibenum, Weiblinger? (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 395; Riedenauer 128.
Weida (Vögte, Herrschaft). 1122 wird die Burg
W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals erwähnt. Sie war Sitz der von W. im
Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die mittlere und obere Elster
wechselnden, zunächst herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220
reichsministerialischen Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach
Quedlinburger Vogteirechten um Gera als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244
in die Vögte von W. mit Sitz in W. (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis
1550) und die Vögte von Plauen teilten und deren sämtliche männliche
Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich den Namen Heinrich
erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer Reichsunmittelbarkeit und fürstengleichen Rang. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann ein unaufhaltsamer Niedergang
der Vögte von W. Dabei ging das Gebiet um Hof an die Burggrafen von Nürnberg
verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen Landes an der Regnitz). 1354
mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des Hauses Wettin, an das dann
Triptis, Ronneburg, Werdau, Schmölln und andere Güter gelangten, für das
Stammland anerkennen. 1427 kam die Herrschaft W. durch Verkauf an das Haus
Wettin, 1485 an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an die albertinische
Linie, 1815 an Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und 1920 an das Land
Thüringen. Dieses gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und wurde am 23.
7. 1952 innerhalb der 1949 entstandenen Deutschen Demokratischen Republik
aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik Deutschland aber wieder begründet. Die übrigen
Güter der Vögte von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben an die Vögte von Gera
und die Vögte von Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff.
1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke,
K., Geschiche Sachsens, 1990.
Weiden, Weidenberg? (Reichsritter).
Im späten 17. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 128.
Weier, Weyer, Weirich (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg
des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Weikersheim (Burg, Herrschaft). Nach dem im 9.
Jahrhundert in der Überliefung Fuldas bezeugten Reichsgut
W. an der mittleren Tauber nannten sich seit 1153 Herren von W., die seit 1178
nach Hohenlohe hießen. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die Linien
Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die allein
verbliebene Linie Hohenlohe-Weikersheim. Beim Erlöschen der letzten in W.
residierenden Familie 1756 kamen die Güter an Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. W.
selbst war im 14. und 15. Jahrhundert vielfach verpfändet, erhielt zwischen
1595 und 1603 ein Renaissanceschloss und wurde später zu einer glanzvollen
Barockresidenz ausgestaltet. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Hohenlohe-Weikersheim.
L.: Wolff 119; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950; Merten, K.,
Schloss Weikersheim, 1976.
Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf
VI. an die Staufer und wurde vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die
Staufer zur Stadt erhoben. Seit etwa 1275 war es Reichsstadt,
die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann Badens stand. 1374 verlieh Kaiser
Karl IV. ihr das Nichtevokationsrecht. 1398 gewann sie Blutbann und Vogtei,
1404 pfandweise das Schultheißenamt. Der Erwerb eines eigenen
Herrschaftsgebiets gelang infolge der Umschließung durch Württemberg nicht. Die
Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag
und beim schwäbischen Reichskreis. Die
Reformation wurde von 1590 an wieder rückgängig gemacht. 1802/1803 kam die
Stadt mit 0,4 Quadratmeilen Gebiet und rund 1800 Einwohnern an Württemberg, wo
W. bis 1808 Sitz eines Oberamts war, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.;
Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930; Grieger, S., Weil der Stadts
Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt,
(in) Mitt. d. Heimatvereins Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der
Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54 (1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA
8 1996, 2115.
Weilburg (Burg, Herrschaft). In W. an der Lahn
lag vermutlich schon in merowingischer Zeit Königsgut. Die Konradiner, die
Grafen des Lahngaus waren, erbauten eine 906 erstmals genannte Burg. Nach ihnen
kam das Gebiet 993/1002 als Reichslehen an das
Hochstift Worms. Dieses verlor seine Güter 1195/1294 an die Grafen von Nassau,
die seit 1124 Vögte des Hochstifts waren. 1355 wurde W. Sitz der Linie
Nassau-Weilburg. 1816 wurde die Residenz Nassaus nach Wiesbaden verlegt. W. kam
1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S. Nassau-Weilburg.
L.: Wolff 265; Schaal, K., Weilburg, LexMA 8 1996, 2115; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 661.
Weiler (Reichsritter).
Vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert zählten die von und zu W. mit der
Herrschaft Weiler, Eichelberg mit Friedrichshof (Friedrichsdorf) und einem Drittel
der Herrschaft Maienfels zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Von
1483 an hatten sie auch das Gut Lichtenberg (Lichtenburg), mit dem sie seit
1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert waren. Um 1628
war Ludwig von W. (Weyler) zu Liechtenburg (Liechtenberg) Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Ihre Güter
fielen 1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592,
594; Hölzle, Beiwort 57; Riedenauer 128; Hellstern 217; Stetten 33, 38, 184f.;
Schulz 273; Neumaier 72, 149f., 151.
Weilnau (Herrschaft). W. bei Usingen wird 1208
erstmals erwähnt. Die Herrschaft W. (Altweilnau) gehörte im 13. Jahrhundert den
Grafen von Diez, die 1302 die Burg Neuweilnau erbauten und die Herrschaft
teilten. Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von Nassau erworben. Altweilnau
kam 1370 zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im Übrigen nach dem Aussterben der Grafen
von Diez (1386) 1388 im Erbwege an Nassau-Dillenburg. Dort wurde W. 1561 Sitz
einer eigenen Linie Nassau-Weilnau (bis 1602). Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte die Herrschaft über Nassau-Weilburg (Nassau-Usingen) zum oberrheinischen
Reichskreis. Über Nassau und Preußen (1866)
gelangte W. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Weilnau.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 10.
Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist
erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten
Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen,
1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland
erhielten und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in
männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die
askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um
Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um
Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und
ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus Wettin und wurde
1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen Linie und wurde
1552 wieder Residenz. Das Fürstentum bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern
Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf), Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und
Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf), Dornburg, Bürgel und
Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt, Neumark, Synderstedt,
dem Amt Apolda und den Gerichten Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda,
Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen (Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt
(Ossmanstedt, Osmanstedt), Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen),
Tromlitz und Mechelroda (Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000
Einwohner. 1920 kam W. zu Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 615.
Weingarten (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 211; Riedenauer 128.
Weingarten (Reichsstift,
Reichsabtei). In der ersten Hälfte des 10.
Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen ein Frauenkloster neben
dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem Brand von 1053 wurde die
Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster auf den Martinsberg
verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche aus dem
oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und Kloster an
die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich begabte
Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter König
Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die den
Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich,
das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem
größten Teil seines Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde
W., das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium
und beim schwäbischen Reichskreis hatte und dem
die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die
Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und
Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen,
Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg,
Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen und das Priorat
Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt
6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000
Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg
säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an
Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über
Württemberg gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; König, E., Die süddeutschen
Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und Anfänge der Abtei Weingarten,
1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters Weingarten 1056-1956, hg. v.
Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration, Visitation, Inspiration. Die
Reformbestrebungen der Benediktinerabtei Weingarten von 1567 bis 1627, 1960;
Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht
mit Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel
von Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T.,
Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
Weinsberg (Herrschaft). Die bei dem 1147 erstmals
erwähnten W. im nördlichen Neckarbecken gelegene Burg war vor 1000 Reichsgut. Über die Grafen von Calw kam sie in
weiblicher Erbfolge an die Welfen und danach an die Staufer (Schlacht von W.
1140). Die zugehörige Herrschaft war unter den Staufern Lehen der Herren von W.
1450 kam sie an die Pfalz, 1504 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960;
Fuhrmann, B., Konrad von Weinsberg, 2004.
Weinsberg (Reichsstadt).
Das Gebiet um W. bei Heilbronn war altes Reichsgut,
auf dem wohl im 10. Jahrhundert die Reichsburg
W. errichtet wurde. 1140 wurde die damals calwisch-welfische Burg von König
Konrad III. erobert (Bericht von den Weibern von W.). Nach der staufischen Burg
nannten sich ministerialische Herren von W., denen aber nach dem Untergang der
Staufer die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht gelang. 1428
erreichte die Stadt W. ihr Ziel, als Reichsstadt
anerkannt zu werden. 1440 wurde W. nach gewaltsamer Einnahme an die Pfalz verpfändet.
1450 kam die Burg mit der Stadt an die Pfalz, 1504 durch Eroberung mit der
Stadt, die in jahrelangem, vergeblichem Kampf mit den Herren von W. die Reichsunmittelbarkeit wiederzugewinnen versuchte, an
Württemberg. 1525 wurde sie niedergebrannt. Über Württemberg fiel sie 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960; Burg und
Stadt Weinsberg, Quellen und Zeugnisse ihrer Geschichte im Mittelalter, hg. v.
d. Stadt Weinsberg, 1977; Schuler, P., Weinsberg, LexMA 8 1996, 2133f.
Weischenfeld (Reichsritter) s. Waischenfeld
Weiß von Feuerbach (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die W. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 Waise von Fauerbach
(Dorheim, Staden).
Weißenau(, Weissenau) (Reichsabtei).
Die seit 990 bestehende Einsiedelei W. wurde 1145 unter Mitwirkung des
welfischen Ministerialen Gebizo von Bigenburg (Bisenberg) zu einer
Prämonstratenserpropstei und 1257 zur Abtei erhoben. 1164 nahm Kaiser Friedrich
I. Barbarossa das Kloster unter seinen Schutz und legte damit den Grund für die
Reichsunmittelbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit
übte die Landvogtei Schwaben Österreichs aus. 1760 erwarb die dem schwäbischen
Prälatenkollegium des Reichstags und dem
schwäbischen Reichskreis angehörige Reichsabtei die hohe Obrigkeit über das Klöster und
drei Dörfer. 1802/1803 kam W. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet an die Grafen von Sternberg
(Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg. 1835 wurde es von Württemberg
durch Kauf erworben. 1951/1952 fiel es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 II a 36, 10; Wallner 689 SchwäbRK 85; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft
und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten
im Zeitalter des Barock, 1982; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel
und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten,
Weißenau und Baindt, 1986.
Weißenbach (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Weißenburg, Weißenburg in Bayern (Reichsstadt). Vom 1. bis 3. Jahrhundert bestand an der
schwäbischen Rezat das römische Kastell Biriciana, das 253 n. Chr. von den Alemannen
zerstört wurde. 867 wird in unmittelbarer Nähe hierzu der vielleicht in der
Mitte des 8. Jahrhunderts geschaffene fränkische Königshof Uuizinburc bezeugt,
der an das Kloster Metten gegeben wurde. 889 kam ein Teil des königlichen
Forstes an das Hochstift Eichstätt. 1188 wird W. burgus, 1241 im Reichssteuerverzeichnis Stadt genannt. Vermutlich seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts, jedenfalls 1339, war W. Reichsstadt.
1525 wurde die Reformation in der zum fränkischen Reichskreis
zählenden Stadt eingeführt. 1802 fiel W., 1 Quadratmeile groß mit 6000-6500
Einwohnern, an Bayern, 1804 an Preußen und 1806 mit Ansbach wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 30; Wallner 693 FränkRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 254ff.; Hofmann, H., Gunzenhausen-Weißenburg, 1960; Strassner, E.,
Land- und Stadtkreis Weißenburg in Bayern, 1966; Strassner, E., Weißenburg,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. d. Komm. für bay. Landesgeschichte,
1966; Uuizinburg-Weißenburg 867-1967, Beiträge zur Stadtgeschichte, 1967;
Fahlbusch, F., Weißenburg - Werden und Wachsen einer fränkischen Kleinstadt,
Jb. für fränkische Landesforschung 48 (1988); Fahlbusch, F., Weißenburg, LexMA
8 1996, 2139; Haberkorn, P., Weißenburg in Bayern, 1996; Die Regesten der Reichsstadt Weißenburg, hg. v. Jäger, U., 2002; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 697.
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (gefürstete
Propstei, Residenz des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten Hälfte des 7.
Jahrhunderts wurde in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte
Benediktinerabtei gegründet, die wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts
Königskloster wurde. Sie wurde von König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr
gefördert und war einer der kulturellen Mittelpunkte des fränkischen Reichs (Weißenburger Katechismus 789, Otfrids Krist
870). Seit Otto dem Großen und damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt sie als
reichsunmittelbar und wurde 973 Fulda, Reichenau
und Prüm gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der Abt eine
reichsfürstliche Stellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Abtei von
der Reichsstadt W. und dem umliegenden Adel
schwer bedrängt. 1524 wurde sie in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt.
Dieses wurde 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt und, nachdem W. 1672 an
Frankreich gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (Reichsstadt), frz. Wissembourg. Neben der in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründeten Benediktinerabtei W. im Elsass
entstand ein 1187 erstmals genannter Ort. Er löste sich langsam aus der
Herrschaft des Abts. Bereits 1354 schloss er sich dem Zehnstädtebund der
elsässischen Reichsstädte an, obwohl der Kaiser
erst 1442 den Treueid an den Abt aufhob. 1672 wurde die Reichsstadt von Frankreich annektiert, das ihr aber bis 1789 eine
Sonderstellung als königliche Freistadt beließ.
L.: Wolff 296; Ludwig, U., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 664.
Weißenhorn (Herrschaft). W. (1215/1220 Wizenhorn)
an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von Neuffen erstmals genannt.
Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von
Bayern. 1505 erhielt König Maximilian für seine Beteiligung an dem beim
Aussterben der Herzöge von Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das
zuvor von Bayern-Landshut mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft
Marstetten. 1507 verpfändete er W. zusammen mit den Herrschaften Kirchberg
(Oberkirchberg), Pfaffenhofen und Wullenstetten an die Grafen Fugger
(Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die
innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen Reichskreis
zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J.,
Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der
Vergangenheit von Weißenhorn, 1958.
Weitersheim (Reichsritter, Freiherren). 1802 war Franz Karl von W. Mitglied des Ortes Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben der Reichsritterschaft. 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten W. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1839.
Weitingen (Reichsritter). Die W. gehörten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil Neckar. Ab 1562 waren sie Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Weitolshausen genannt Schrautenbach, Weitoltshausen
genannt Schrautenbach Weitelshausen (Reichsritter)
s. Schrautenbach. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die W. bzw. Schrautenbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 127; Stetten 33; Neumaier 79, 84, 89, 146, 167.
Weittershausen (Reichsritter).
Von 1560 bis 1651 waren die W. wegen Altburg und Weltenschwann (Weltenschwan)
(16. Jh.-1619), Bromberg (1500-1651), Freudental (1580-7) und Talheim (bis
1580) im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 273.
Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft,
Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im
9. Jahrhundert durch Rodung entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei
Augsburg war Lehen der Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die 1402 die
Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die reichsritterschaftliche
Herrschaft an die Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich
(Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W. das 778
erstmals erwähnte, über Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die Herren
von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es 1362
(Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert
zählten die Freiherren von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und
1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von
den Hürnheim erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und
wegen Eislingen (Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum
Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein
2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim
1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim,
1979.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein fränkisches
(bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in karolingischer
Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12. Jahrhundert als W.
bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich
des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit Graf Welf I. (†
820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in verschiedene
(westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien aufgeteilten
Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig dem Frommen,
seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen verheiratet. Von
seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren die burgundische,
1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die Herrschaft über das Königreich
Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf II. die schwäbische Linie ab, die
seit König Konrad I. umfangreiche Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben,
Rätien und Bayern (u. a. der Grafen von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf
III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055 im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den
Sohn seiner (nach Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des
aus langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo)
II. von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem
Herzogtum Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um
1074-1126) heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106
ausgestorbenen sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W.
unter Heinrich X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser
Lothars III., ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor
deren mit Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191)
die Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut
Braunschweig-Lüneburg, das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als
deutscher König und Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben
wurde, aber durch zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen,
Wolfenbüttel, Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg
des Neuen Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover
(1714-1837 Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918
verlor das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch
Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg.
v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof,
hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 204; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg.
v. Bauer, D. u. a., 2004; Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium,
2011.
Wellenburg, Wöllenburg (Herrschaft). Um 1200 wird
die W. südwestlich Augsburgs erstmals erwähnt. Sie war Amtssitz des Kämmerers
des Hochstifts Augsburg und kam am Ende des 13. Jahrhunderts an die ritterliche
Augsburger Familie Portner, danach an die Familie Onsorg und dann durch Vererbung
teilweise an den Augsburger Patriziersohn und Erzbischof von Salzburg Matthäus
Lang und durch Kauf teilweise an Kaiser Maximilian. 1595 ging die Herrschaft W.
an die Grafen Fugger-Babenhausen (Fugger in ihrer Linie Babenhausen) über. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fugger-Wasserburg zum
schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie an
Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b.
Wellenstein (Reichsritter).
Von 1718 bis etwa 1737 war Anton von W. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 216.
Wellwarth (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 22.
Welsberg, Welschberg zu Langenstein (Grafen, Reichsritter). 1752 zählten die Grafen W. mit der
Herrschaft Langenstein zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee)
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 61 (Welsperg); Ruch Anhang 80; Götz, F./Beck, A., Schloss
und Herrschaft Langenstein im Hegau, 1972.
Welser (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Weltersburg (Herrschaft). Die Burg W. im Westerwald
wird 1220 erstmals genannt. Sie gehörte gemeinsam den Herren von Isenburg und
den Grafen von Sayn. Der Anteil Sayns kam 1356 durch Heirat an die Grafen von
Wied. 1488 erlangten die Grafen von Leiningen-Westerburg den Anteil der Grafen
Wied. Mit der Herrschaft Westerburg kam die Herrschaft W., die am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen-Westerburg zum oberrheinischen Reichskreis zählte, 1806 an das Großherzogtum Berg,
1815 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987.
Welzheim (Herrschaft). In und bei W. an der Lein
bei Backnang bestanden zwei römische Kastelle. 1181 wird der Ort (Wallenzin)
erstmals erwähnt. Die zugehörige Herrschaft kam nach dem Untergang der Staufer
an die Herren von Rechberg, 1335 an die Schenken von Limpurg, die sie bis zu
ihrem Aussterben 1713 als Lehen Württembergs innehatten. 1718 gab sie der
Herzog von Württemberg an seine Mätresse Grävenitz bzw. Graevenitz und deren
Bruder, den württembergischen Minister F. W. von Grävenitz bzw. Graevenitz.
Dieser erlangte 1726 wegen dieser etwa 1 Quadratmeile großen Herrschaft Sitz
und Stimme im fränkischen Reichskreis und im
fränkischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1734 wurde W. nach dem Sturz der Grävenitz
bzw. Graevenitz zum Kammerschreibergut Württembergs geschlagen. Über
Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 126; Wallner 693 FränkRK 25; Welzheim und der Welzheimer Wald, 1965;
Weller, F., Geschichte der Stadt Welzheim und des Welzheimer Waldes, 1878.
Wemding, Wemdingen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wenden (Fürstentum). Das aus der Herrschaft der
Herren von Werle seit 1418 erwachsene Fürstentum W. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow
zum niedersächsischen Reichskreis. S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5.
Wenden (nordöstlich Rigas) (Residenz des Meisters
des Deutschen Ordens in Livland), Cesis
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 618.
Wendler von Pregenrot, Wendler von Pregenroth (Reichsritter). Von 1548 bis etwa 1623 waren die W.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hellstern 216f.
Wengen (Reichsdorf?)
L.: Dacheröden 234; Hugo 476.
Wenk, Wenger (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wenkheim, Wenckheim (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die wohl 1217 erstmals erwähnten W. (aus
Großwenkheim bei Münnerstadt) zu den Kantonen Steigerwald und Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 214; Bechtolsheim 2;
Rahrbach 290.
Wenzelstein (bei Prag) (Residenz König Wenzels aus
den Grafen von Luxemburg 1411-1421)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 621.
Werden (Reichsabtei,
Residenz des Reichsabts). Um (791 bzw.) 800
gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen Missionars
Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut eine Kirche.
Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster, das in der
zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das
Recht der freien Abtwahl, 974 Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt
Fürst (princeps) genannt. Die Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und
Nutzungen am Rhein, in Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener
Urbaren), deren Vögte im 11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die
Grafen von der Mark, seit 1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die
Markgrafen von Brandenburg waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet um
W. aus. Vom 16. Jahrhundert an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1803 wurde sie mit 2,5 Quadratmeilen
Gebiet säkularisiert und kam an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft
Werden, 1900; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F.,
Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz, F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925;
Elbern, V., St. Liudger und die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der
ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813
unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und
Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden an der Ruhr, 1980; Seibert, H.,
Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend der Mönche, hg. v. Gerchow, J.,
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 666.
Werdenau (Reichsritter).
Im 17. Jahrhundert zählten die W. (Wernau) zum Kanton Odenwald und vielleicht
zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken. S. Wernau.
L.: Riedenauer 128; Neumaier 149, 152.
Werdenberg (Grafschaft). Nach W. bei Sankt Gallen
nannten sich seit 1264 Grafen von W. Ihre Burg stammt bereits aus dem 12.
Jahrhundert. Sie beerbten als (um 1258 entstandener) Zweig der Grafen von
Montfort über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von Bregenz (Bregenzer
Linie der Udalrichinger) und hatten Güter um den Alpenrhein und im südlichen
Teil des späteren Vorarlberg. 1277 erwarben sie die Grafschaft Heiligenberg und
begründeten die Linie Werdenberg-Heiligenberg (bis 1428), die 1394 Bludenz an
Habsburg verkaufte und 1404 W. an Montfort verpfändete. Daneben entstand die
Linie Werdenberg-Sargans, die sich später in Werdenberg-Sargans-Vaduz (bis
1416), Werdenberg-Sargans-Vaz (bis 1504) und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen
teilte. Diese erhielt 1399 von Württemberg die Grafschaft Sigmaringen mit den
Herrschaften Trochtelfingen, Jungnau und Veringen, beerbte 1434
Werdenberg-Heiligenberg und starb 1534 aus. Die Eigengüter und Heiligenberg
kamen an Fürstenberg, Sigmaringen als erledigtes Reichslehen
an das Reich und von dort an die Grafen von
Hohenzollern. Bereits 1396/1398 waren Blumenegg und Vaduz von
Werdenberg-Sargans an die Herren von Brandis verpfändet und 1455 Sonnenberg an
Waldburg und 1482 Sargans an die Eidgenossen der Schweiz verkauft worden. 1792
war der Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und W. Mitglied der
schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags.
L.: Wolff 172, 524; Zeumer 553 II b 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, II 72 b (bis 1797) G2; Krüger, F., Die Grafen von
Werdenberg-Heiligenberg und von Werdenberg-Sargans, Mitt. zur vaterländ.
Gesch., hg. v. hist. Ver. Sankt Gallen 21 (1887); Beusch, H., Rechtsgeschichte
der Grafschaft Werdenberg, 1918; Litscher, M., Die Alpkorporationen des
Bezirkes Werdenberg, 1919; Broder, L., Schloss und Städtchen Werdenberg, 1957;
Schindler, D., Werdenberg als Glarner Landvogtei, 1986; Eberl, I., Werdenberg,
LexMA 8 1996, 2197; Burmeister, K., Die Grafen von Werdenberg, Montfort 58
(2006), 121ff.; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 328.
Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken bei
Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W. errichtet.
Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets des Hochstifts Freising, das
1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit Burg Falkenstein und dem Eibsee
sowie 1294 von Berthold von Eschenlohe Partenkirchen und Mittenwald erlangte.
Die Grafschaft verlor an Bayern und Tirol Güter und war im 15. Jahrhundert
zeitweise verpfändet. Nach 1632 verfiel die Burg. Seit der Mitte des 18.
Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die Grafschaft, die 1768 vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum
bayerischen Reichskreis zählende, im 18.
Jahrhundert in die Untergerichte Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald
gegliederte Grafschaft Freisings kam 1802 mit Garmisch, Wank, Farchant, Rieß,
Hammersbach, Obergrainau, Eibsee, Untergrainau, Partenkirchen, Wamberg,
Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan, Mittenwald, Lautersee, Klais, Gerold,
Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals
bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte
des oberen Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer,
E., 1994; Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.
Werdenstein (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die nach der Burg W. bei Sonthofen benannten, seit 1239
nachweisbaren Freiherren von W. zum (Kanton) Hegau bzw. (Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 82.
Werdenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Die Burg W. bei Sonthofen war Allod der 1239 erscheinenden Herren von W., die
später Erbkämmerer des Stifts Kempten waren. Sie nahmen in der früheren Neuzeit
ihre Güter von Habsburg zu Lehen. 1659 erwarben sie die Herrschaft
Dellmensingen bei Ulm. 1785 verkaufte der letzte Baron von W. die Herrschaft W.
an die Grafen von Königsegg-Rothenfels. Von ihnen kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 47; Ullrich, A./Rottenkolber, J., Geschichte der Reichsritter von Werdenstein, Allgäuer Heimatbücher 3
(1927).
Werenwag (Herrschaft, Wehrwag). Die Herrschaft W.
der Freiherren von Ulm zu Erbach zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Grafschaft Hohenberg Österreichs zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 11.
Wernau, Werdenau (Reichsritter).
Von 1548 bis 1696 waren die W. (bei Erbach an der Donau) Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Sie hatten
seit 1400 etwa ein Drittel von Pfauhausen (bei Esslingen am Neckar) erworben.
1696 kam bei ihrem Aussterben Pfauhausen an die Rotenhan in Neuhausen, 1769
durch Verkauf an das Hochstift Speyer. Im Kanton Kocher war 1542 Wolf Heinrich
von W. zu Bodelshofen Mitglied, 1578 Veit von W. zu Unterboihingen. 1599 erbte
die Familie halb Donzdorf, 1639 erhielt sie das Würzburger Lehen Eislingen
(Großeislingen) und 1666 erwarb sie Steinbach. 1684 erlosch die im Kanton
Kocher immatrikulierte Linie. Im 17. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton
Odenwald und vielleicht zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128; Hellstern 217; Schulz 273f; Reichardt,
L., Ortsnamenbuch des Alb-Donau-Kreises, 1986, 328
Werneck (Freiherren, Reichsritter).
Seit 1805 zählten die Freiherren von W. mit dem halben, 1762 in weiblicher Erbfolge
von den Wöllwarth erlangten Neubronn zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Schulz 274.
Wernheim (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 214; Riedenauer 128.
Wernigerode (Grafschaft). 1121 verlegten die aus dem
Süden stammenden Grafen von Haimar (Haymar) bei Hildesheim, die neben
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes
am Nordostharz innehatten, ihren Sitz auf die 1213 erstmals genannte, einer
bedeutsamen Straßenkreuzung benachbarte Burg W. am nördlichen Harz. Sie
erlangten die Vogtei über die Klöster Drübeck und Ilsenburg und 1343 von den
Grafen von Regenstein die Grafschaftsrechte um W. 1268 trugen sie W. den Markgrafen
von Brandenburg zu Lehen auf, 1381 dem Erzstift Magdeburg. 1429 ging die
Grafschaft nach dem Aussterben des Geschlechts an die Grafen von Stolberg über.
1449 kam die Lehnsherrschaft von Magdeburg wieder an Brandenburg. Seit 1645
nannte sich eine der Linien der früh der Reformation angeschlossenen Grafen von
Stolberg Stolberg-Wernigerode. Nach 1680 kamen die landesherrlichen Rechte mehr
und mehr an Brandenburg/Preußen. 1714 wurden die zum obersächsischen Reichskreis zählenden Grafen durch Übergang der Militär-
und Steuerhoheit zugunsten Preußens mediatisiert, behielten aber zunächst noch
einige Hoheitsrechte. 1807 kam die Grafschaft an das Königreich Westphalen,
1814/1822 wieder an Preußen. Bis 1876/1869/1931 behielten die 1890 in den
Fürstenstand erhobenen Grafen, deren Grafschaft 1876 Preußen gänzlich
inkorporiert wurde, standesherrliche Vorrechte. W. fiel über die Provinz
Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche
Demokratische Republik. S. a. Stolberg-Wernigerode.
L.: Wolff 415ff.; Wallner 710 ObersächsRK 17 c; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Drees, H., Geschichte der
Grafschaft Wernigerode, 1916; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Blaschke, K.,
Wernigerode, LexMA 9 1998, 11.
Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt
Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus W. bei Borken sowie einen
schmalen Streifen Landes an der Issel für rückständigen Sold als Lehen. 1316
hatte sich das Haus zu einer Burg entwickelt, die 1344 durch Heirat an die
Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg) bzw. Culemborg fiel. 1504 kam W. über eine
Erbtochter an die Pallant (Palant), die 1639 ausstarben. Danach fiel die 1567 reformierte
Herrschaft an die Grafen von Waldeck und durch Heirat an
Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000 Reichstaler
an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation durchführte. Die
Herrschaft W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Münster
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über
Preußen (1802/1803) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in
den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten
auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft
beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192
und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die
1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter
Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter
Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben
des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium
gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die
verwandten Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von
Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die
Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft
(seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich
seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit
dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb
der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils
einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach,
Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die Grafschaft, die Sitz und
Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium
und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa
12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282
Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30
Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im
Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt
und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am
Main, Diss. Darmstadt, 1950; Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt
Wertheim, Mainfrk. Jb. 4 (1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von
Wertheim im späten Mittelalter, Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim
im Großherzogtum Baden, 1979; Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim,
1989; Wendehorst, A., Wertheim, LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im
Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden
Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land -
Heimat. Wertheim und seine Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Wertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das 1208 als Wertung urkundlich greifbare W. an der Zusam gehörte den Staufern.
1269 gelangte es erbweise an die Wittelsbacher, welche die Truchsessen zu
Hohenreichen belehnten. Sie verkauften W. 1348 an die Augsburger Patrizier
Langenmantel, von denen es 1469 mit eigener Hochgerichtsbarkeit an die
Marschälle von Pappenheim zu Hohenreichen kam. Nach ihrem Erlöschen fielen W.
und Hohenreichen als reichsritterschaftliche Lehnsherrschaft im Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben an Bayern zurück. 1705 zog sie der Kaiser ans Reich, verlieh sie 1710 den Fürsten Lobkowitz, gab sie
aber 1714 wieder an Bayern.
L.: Wolff 509; Gerblinger, A., Geschichte der Stadt Wertingen, 1910.
Wesel (Niederwesel) (Reichsstadt
oder freie Stadt). Wesel (Niederwesel) am Rhein erscheint in der Reichsmatrikel von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521; Roelen, M., Studien zur
Topographie und Bevölkerung Wesels im Spätmittelalter, Teil 1f., 1989f.
Wessenberg (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiherren von W. mit Aulfingen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee)
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 79.
Wessenberg zu Aulfingen (Freiherren, Reichsritter). S. Wessenberg.
L.: Ruch Anhang 77.
Wessobrunn (Kloster). Das nach 740 (nach 750?, 753
?) südwestlich des Ammersees von der Familie der Huosi gegründete
Benediktinerkloster wurde nach dem Sturz des vielleicht an der Gründung auch
beteiligten Herzogs Tassilo III. (788) 817 Reichskloster,
im 10. Jahrhundert aber vom Herzog vieler Güter beraubtes, 955 von den Ungarn
zerstörtes Eigenkloster des Hochstifts Augsburg. 1065 wurde es den
Benediktinern zurückgegeben (7-14 Mönche). 1302 wurde es landsässig. 1803 wurde
es in Bayern aufgehoben.
L.: Höppl, R., Die Traditionen des Klosters Wessobrunn, 1984; Winhard, W., Die
Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, 1988; Prinz, F., Wessobrunn,
LexMA 9 1998, 21; Die Benediktinerabtei Wessobrunn, bearb. v. Andrian-Werburg,
I. v., 2001.
Westerburg (Herrschaft). 1209 wird W. im Westerwald
erstmals genannt. Es war Stammburg der Herren von W. und bereits im 12.
Jahrhundert Sitz der Vögte des Stiftes Gemünden. Durch Heirat einer Gräfin von
Leiningen erlangte Siegfried von Runkel W. und die Vogtei Gemünden. Eine aus
der Stammburg Runkel im 13. Jahrhundert verdrängte Linie, der 1288 W. bestätigt
wurde, nannte sich fortan W. Zur Herrschaft W., die im 14. und 15. Jahrhundert
durch das Hochstift Trier und die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen bedrängt
wurde, kam 1467 über eine Erbtochter die Grafschaft Leiningen. Von der
Herrschaft W. hatten am Ende des 18. Jahrhunderts die gräflichen Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen
gemeinsam die Stadt W. und die Herrschaften Schadeck und Weltersburg. Innerhalb
Westerburg-Leiningens zählte W. zum oberrheinischen Reichskreis.
W. kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1813/1815 an Nassau, 1866 an Preußen und
1946 an Rheinland-Pfalz. S. Leiningen-Westerburg.
L.: Wolff 282; Zeumer 552ff. II b 60, 20, 60, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 a,
b; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Wagner, E.,
Westerburg, (in) Berichte zur deutsche Landeskunde 33, 1 (1964), 134; Mehr, W.,
Kleine Stadtgeschichte, 1985; Gensicke, H., Westerburg, Nassauische Annalen 99
(1988).
Westerburg, christophische Linie (Grafen). Die
christophische Linie der Grafen von W. gehörte im deutschen Reichstag 1792 zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates. S.
Leiningen-Westerburg, Leiningen-Westerburg-Altleiningen.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 20.
Westerburg, georgische Linie (Grafen). Die
georgische Linie der Grafen von W. gehörte im deutschen Reichstag 1792 zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates. S. Leiningen-Westerburg,
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 21.
Westernach (Freiherren, Reichsritter).
Im 16. und frühen 17. Jahrhundert waren W. im Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. zum
(Kanton) Hegau (bzw. Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben. Mit dem 1619 erworbenen Kronburg waren sie im Kanton
Donau immatrikuliert. Außerdem gehörten sie dem Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau und wegen Bächingen von 1560 bis 1576 auch dem
Kanton Kocher an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59; Ruch Anhang 82;
Hellstern 217; Riedenauer 128; Schulz 274.
Westerried (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei
Kempten zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum
schwäbischen Reichskreis. Über Kempten gelangte
W. 1803 zu Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Westerstetten (Reichsritter).
Seit 1264 erscheinen Herren von W., die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert W.
innehatten, sich im 14. Jahrhundert in mehrere Linien teilten und unter anderem
um Drackenstein, Dunstelkingen, Dillingen und Ellwangen Güter erwarben. Von
etwa 1562 (Ulrich Dietdegen von W. zu Lautlingen und Margrethausen) bis etwa
1624 waren die W. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben und von 1542 bis 1637 wegen Ballhausen,
Dunstelkingen und Katzenstein Mitglied des Kantons Kocher. 1637 starb die
Familie aus. Das Dorf W. wurde 1432 vom Kloster Elchingen erworben und fiel
über ein Kondominat mit Ulm (bis 1773) 1803 an Bayern und 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 217; Schulz 274; Heisler, E., Westerstetten, Chronik eines Dorfes
der Ulmer Alb, 1974.
Westfalen (Herzogtum, Provinz, Landesteil). 775
werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen
erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten vorchristlichen
Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken aufgehenden
Stämme nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr,
Senne und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W. wiederbelebt und
auf das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, wobei gleichzeitig Engern als
Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz Heinrichs des Löwen 1180 wurde aus dem
südwestlichen Teil Sachsens (östliches Sauerland mit nördlich angrenzenden
Gebieten südlich der Lippe) das Herzogtum W. mit dem Mittelpunkt Arnsberg
gebildet, das (als Herzogtum in W. und Engern) an das Erzstift Köln kam, das
bereits Arnsberg, Werl, Rüthen und die Grafschaft Volmarstein innegehabt hatte.
Das kölnische Herrschaftsgebiet umfasste später nur den Kern des heutigen W. Im
übrigen kam dieser Raum zu den Landesherrschaften der Bischöfe von Minden,
Münster, Osnabrück und Paderborn sowie der Grafen zur Lippe, von der Mark und
Ravensberg (daneben Tecklenburg, Limburg, Steinfurt, Gemen, Hoya, Schaumburg,
Pyrmont, Waldeck, Rietberg, Everstein, Schwalenberg, Sternberg, Spiegelberg).
1368 wurde von Köln die restliche Grafschaft Arnsberg erworben. 1444/1449 ging
Soest an Kleve verloren und Arnsberg bzw. Brilon wurde Vorort. Das kölnische,
seit 1512 dem kurrheinischen Reichskreis
angehörige Westfalen, ohne Vest Recklinghausen, kam 1803 mit rund 3965
Quadratkilometern und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des an Hessen-Kassel
gefallenen Volkmarsen an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Andere Teile
Westfalens fielen an Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während Lippe und
Waldeck fortbestanden. Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck wurden diese
Staaten 1807/1810 beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden an das
Großherzogtum Berg und im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon unter
anderem aus Braunschweig, dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen und
sächsischen Gebieten sowie den preußischen Stücken Paderborn, Minden,
Ravensberg, Münster, Hildesheim, Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt,
Hohnstein, Quedlinburg, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen und
Stolberg-Wernigerode das Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel
bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet Hannovers vergrößert, zugleich aber durch
Abtrennung des Nordwestens (westlich der Linie Bielefeld-Lauenburg) an
Frankreich verkleinert. 1813 zerbrach es. 1815/1816 fiel das heutige W.
(westfälische Güter Preußens außer Kleve und Nieder-Lingen [Niederlingen],
Herzogtum W. mit Wittgenstein, weiter Korvei [Corvey] Dortmund [durch Tausch
mit Hannover], Amt Reckenberg, Arenberg, Salm, Steinfurt, Gemen, Gronau,
Rietberg, Rheda, Limburg, durch Tausch mit Nassau-Weilburg Kreis Siegen) mit
Ausnahme von Osnabrück, Lippe und Waldeck an Preußen (30. 4. 1815 Provinz W.
[auch mit Oberstift Münster, Vest Recklinghausen, Anholt, Bentheim, Dülmen,
Rheine <Rheina> Bocholt, Horstmar, Neunkirchen <Neukirchen>, ohne
Niederstift Münster], seit 1816 mit Herzogtum W. und Grafschaften Wittgenstein,
seit 1851 mit Lippstadt, zuletzt 20214 Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 -
zusammen mit (Teilen) der preußischen Rheinprovinz und Lippe – an das
neugebildete Land Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen,
Bd. 1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des
Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A., Geschichte des
Königreichs Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die provinziale
Selbstverwaltung Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der Provinz
Westfalen, 1912; Der Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd. 1ff.
1931ff.; Trende, A., Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933); Braubach,
M./Schulte, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934;
Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H.,
Westfälische Geschichte, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G.,
Die westfälischen Länder im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte,
1953; Westfälische Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek
Dortmund, Bd. 1ff. 1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem
16. Jahrhundert, 1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre
1805, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III,
10, Westfalahun, Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche
Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und
Westfalen, Rhein. Vjbll. 29 (1964); Gemeindestatistik des Landes
Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung 1816-1871 und 1871-1961, Beitr.
zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961, 3
c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte, 1967; Engel, G.,
Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur im Weserraum
800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch. Landeskunde, hg. v.
Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im
Königreich Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen und Erläuterungen zur Karte
„Politische und administrative Gliederung um 1590“ im geschichtlichen Handatlas
von Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur Karte „Gemeindegrenzen
1965“, Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur Karte „Gemeindegrenzen 1897“,
Westfäl. Forschungen 26 (1974); Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v.
Hartlieb, A. v./Wallthor, U./Kohl, W., 1. Lief. 1975; Westfälischer
Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob, H., 1. Lief. 1975; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980,
166ff.; Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834,
1980; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A. 1980; Geschichtlicher
Handatlas von Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und
Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982;
Westfälische Geschichte, hg. v. Kohl, W., 1983f.; Klein, H., Kartographische
Quellen zur westfälischen Landeskunde, Zusammenstellung der in Berlin
vorhandenen Bestände des 16. bis 19. Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und
Register zu den Teilen 1 und 2, Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G.,
Die Westfalen. Volk, Geschichte, Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im
Zeitalter der Restauration und der Julirevolution 1815-1833. Quellen zur
Entwicklung der Wirtschaft, zur materiellen Lage der Bevölkerung und zum
Erscheinungsbild der Volksabstimmung, 1987; Rösener, W., Grundherrschaft und
Bauerntum im hochmittelalterlichen Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989);
Bockhorst, W., Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte, 1991; Westfalen und
Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Kohl, W., Kleine westfälische
Geschichte, 1994; Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994;
Janssen, W., Territorialbildung und Territorialorganisation
niederrheinisch-westfälischer Grafschaften, (in) Hochmittelalterliche
Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, 1996, 71; Johanek, P.,
Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting, H., Geschichte Westfalens, 1998;
Westfälischer Flurnamenatlas, Bd. 1ff. 2000ff.; Zunker, A., Adel in Westfalen,
2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411; Das Herzogtum
Westfalen. Das kurkölnische Herzogtum Westfalen, hg. v. Klueting, H., 2009.
Westfälischer Reichskreis
s. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 310.
Westfälisches Reichsgrafenkollegium
(Grafenkollegium). Zu dem 1653 aus dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium
mit Genehmigung des Fürstenrats entstehenden W. gehörten schließlich Sayn-Altenkirchen
(1741 Ansbach bzw. 1791 Preußen), Sayn-Hachenburg (Burggraf von Kirchberg,
danach [1799] Nassau-Weilburg), Tecklenburg (Preußen), Wied, Schaumburg
(Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe), Oldenburg (Gottorp, Gottorf)
(Delmenhorst, [Gottorp, Gottorf]) Lippe, Bentheim, (Steinfurt,) Hoya
(Hannover), Diepholz, Spiegelberg, Virneburg (Löwenstein-Wertheim), Rietberg
(Kaunitz), Pyrmont (Waldeck), (Gronsfeld) Gronsveld (Törring-Jettenbach),
Reckheim (Aspremont), Anholt (Salm-Salm), Winneburg und Beilstein (Metternich),
Holzappel (Anhalt-Bernburg), Blankenheim und Gerolstein (Sternberg
[Sternberg-Manderscheid]), Wittem (Plettenberg), Gemen (Limburg-Styrum, 1801
Bömelberg bzw. Boyneburg-Bemelberg), Gimborn-Neustadt (Wallmoden), Wickrath
(Quadt), Millendonk (Myllendonk) (Ostein), Reichenstein
(Nesselrode), Schleiden (Mark, 1773 Arenberg), Kerpen und Lommersum
(Schaesberg), Dyck (Salm-Reifferscheid), Saffenburg (Mark, 1773 Arenberg),
Hallermunt (Platen), Rheineck (Sinzendorf) sowie Bretzenheim und Regenstein
(Rheinstein).
L.: Zeumer 553 II b 63; Kesting, H., Geschichte und Verfassung des
niedersächsisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums,
Westfäl. Zs. 106 (1956); Arndt, J., Hochadel in Nordwestdeutschland. Die
Mitglieder des niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums
zwischen individuellem Aufstieg und korporativer Selbstbehauptung (1653-1806),
Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 185ff.; Arndt, J., Das niederrheinisch-westfälische
Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder
1653-1806, 1991.
Westheim (Reichsdorf).
Am 24. 9. 1300 verlieh König Albrecht dem Albrecht von Hohenlohe 200 Mark als
Burglehen und verpfändete ihm dafür unter anderem die königlichen Dörfer W.,
Urfersheim und Dachstetten (Oberdachstetten). Später kam W. an Bayern.
L.: Hugo 460.
Westhofen (Reichshof[,
Reichsdorf, Freiheit]). Vermutlich aus
sächsischer Zeit stammt der 1255 erstmals erwähnte, aber noch nicht genau
ermittelte Reichshof W. an der Ruhr bei
Dortmund. 1255 kam der Hof, neben Brackel (Brakel), Elmenhorst und Dortmund
einer von vier Königshöfen um die Reichsstadt
Dortmund, als Pfand von König Wilhelm von Holland an die Grafen von der Mark.
1401 wurden die Rechte der Freiheit W. bestätigt. Über Preußen fiel W. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Hugo 470, 469; Nieland, L., Der Reichshof
Westhofen im Mittelalter, (in) Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der
Grafschaft Mark 50 (1953).
Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom 18. 8.
1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von
Elbingerode, Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten
Altmark, Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt,
Stolberg, Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim,
Quedlinburg, Goslar, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg,
Paderborn und Münster, aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt
sowie dem sächsischen Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter
(Corvey) und aus der Reichsgrafschaft
Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war Mitglied des Rheinbunds. Hauptstadt war
Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als aufgeklärter Modellstaat gedachte
Königreich eine von liberalen Grundsätzen beherrschte Verfassung
(Volksvertretung mit 70 Vertretern des Grundeigentums, 15 der Kaufleute und
Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit der auch der Code Napoléon als
Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele waren die Beseitigung der
Standesvorrechte, die Befreiung von der Leibeigenschaft und die Einführung der
Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in die Departements Elbe, Saale, Harz,
Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser eingeteilte Land diktatorisch regiert. Die
Universitäten Helmstedt, Rinteln und Paderborn wurden aufgelöst, die Klöster
und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu Aufständen. Am 14. 10. 1810 erhielt das
Königreich aus der Auflösung Hannovers 468 Quadratmeilen mit 647000 Einwohnern
(Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10. 1810 musste es Abtretungen im Nordwesten
an Frankreich zulassen. Am 1. 10. 1813/26. 10. 1813 zerfiel das
scheinkonstitutionelle Königreich. Hessen-Kassel lebte sofort wieder auf, die
übrigen Gebiete wurden zunächst von einem Zentralverwaltungsrat geführt und
1815 meist an die früheren Herren zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen,
1973; Regierungsakte des Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden,
C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Bethan, A.,
Napoleons Königreich Westphalen, 2012; Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Westpreußen (Landschaft, Gebiet, Provinz). 1466 trat
der Deutsche Orden im zweiten Thorner Frieden Pommerellen, (Danzig,) Kulm (mit
Thorn) (Kulmerland), Elbing, Christburg und Marienburg samt den Hochstiften
Ermland und Kulm an Polen ab (Polnisch Preußen, Königlich Preußen). Dieses
versuchte die seitdem W. genannten Gebiete einzugliedern und zu polonisieren.
1659 wurde W. Polen angegliedert. Das im Dreißigjährigen Krieg und im
Nordischen Krieg schwer verwüstete Land wurde mit Ausnahme der Städte, des Ermlandes
und Marienwerders in der Folge im Wesentlichen polnisch. 1772 fiel in der
ersten Teilung Polens Preußens königlich-polnischer Anteil mit Pommerellen,
Culm (Kulm, (Kulmerland) ohne Thorn, Westpomesanien, Ermland und den Kreisen
Deutsch Krone (Deutschkrone) und Flatow, insgesamt rund 36000 Quadratkilometer
mit 600000 Einwohnern, an Preußen, wodurch eine Landverbindung zwischen der
Mark Brandenburg und Ostpreußen entstand, jedoch Polen von der Ostsee
abgeschnitten wurde. 1773 erhielt dieses sog. Neupreußen (ohne Ermland und
Deutsch Krone bzw. Deutschkrone) die Bezeichnung W. In der zweiten Teilung
Polens (1793) kamen Danzig und Thorn hinzu. Preußen förderte das Land in kurzer
Zeit erheblich. Von 1807 bis 1813 war Danzig Freie Stadt. 1815 wurde die preußische
Provinz W. neu errichtet und 1824 personal, 1828 real mit Ostpreußen vereinigt
(Provinz Preußen). Seit 1878 bildete es wieder eine eigene Provinz Preußens.
1919 kam deren größter Teil entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung ohne
Abstimmung als polnischer Korridor zur Ostsee an Polen, Danzig wurde freie
Stadt. Die östlich der Weichsel gelegenen Gebiete (Marienburg, Marienwerder,
Rosenberg, Stuhm) blieben auf Grund einer Volksabstimmung vom 11. 7. 1920, bei
der sich 93 % der Einwohner für Deutschland entschieden, beim Reich und bildeten zusammen mit Elbing den
Regierungsbezirk W. der Provinz Ostpreußen. Die nicht an Polen gefallenen
südwestlichen Gebiete wurden mit dem Rest Posens zur preußischen Provinz
Grenzmark Posen-Westpreußen verbunden. 1939 wurden die ostpreußischen Kreise
Elbing, Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm mit Danzig und den
zurückeroberten Gebieten Polens zum Reichsgau
Danzig-Westpreußen zusammengefasst. 1945 kam das Gebiet unter die Verwaltung
Polens und gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Bär, M., Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der
Ordenszeit, 1912; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933;
Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Bibliographie
zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A.
1974; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, hg. v. Kessler, W., 1988; Westpreußen im Wandel der Zeit, hg. v.
Heimatkreis Stuhm/Westpreußen, 1989; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur
Ost- und Westpreußens mit Danzig, Bd. 1f. 1990; Boockmann, H., Deutsche
Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 2,1 1994; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd.
3 1998; Allgemeine Kartensammlung Westpreußen, bearb. v. Bliß, W., 2000; Mast,
P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000.
Wetigau (Gau in Lippe, Hwetiga, Huetigo,
Waizagawi)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 10 Huetigo
(Schieder); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96
Hwetiga, 309 Waizagawi, 310; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen
Reich, 1963, 9.
Wettenhausen (Reichsstift,
Propstei). 1130 wurde in Verbindung mit der cluniazensischen Reform das
Augustinerchorherrenstift W. an der Kammel, das 982 entstanden, aber später
eingegangen war, von Gertrud von Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die
Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als
Herr von Burgau, nach der 1412 gewährten freien Vogtwahl die Herren von
Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und 1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W.
reichsunmittelbar und erhielt Sitz und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium
und im schwäbischen Reichskreis. Von 1671 bis
1776 hatte der Propst die hohe Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das geschlossene
Herrschaftsgebiet von 2 Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der
Markgrafschaft Burgau an Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die
schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des
Barock, 1982.
Wetter (Grafschaft). Die Grafschaft W. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts als Amt der Landgrafen von Hessen-Kassel dem
oberrheinischen Reichskreis an.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1.
Wetterau (Landvogtei, Reichslandvogtei).
Das Gebiet zwischen Taunus, Vogelsberg, Lahn und Main kam seit 15 n. Chr. unter
römischen Einfluss und wurde um 85 in die Provinz Germania superior einbezogen.
In der Mitte des 3. Jahrhunderts gaben die Römer es an Germanen (Alemannen, am
Ende des 5. Jahrhunderts Franken) preis. Seit karolingischer Zeit erscheint
dann die vom Fluß Wetter ausgehende Bezeichnung Wetter-eiba (2. Hälfte des 8.
Jahrhunderts, Grafschaft gegen Ende des 9. Jahrhunderts, nach 840 bis 1036 in
der Hand der Konradiner), die im 13. Jahrhundert durch W. ersetzt wurde. Nach
1036 zog der König die W. an sich. 1043 gab er einen Teil an Fulda. Anderes
gelangte an die Ministerialen von Arnsburg bzw. Münzenberg. Daneben traten
Grafen bzw. Herren von Nidda, Büdingen, Buchen-Hanau, Selbold-Gelnhausen,
Solms, Nürings, Diez, Nassau, Katzenelnbogen und Eppstein hervor. Bereits
Kaiser Friedrich I. Barbarossa versuchte unter Nutzung alter Rechte, das Gebiet
als Reichsland zu gewinnen. Sein Enkel Friedrich
II. bildete eine von König Rudolf von Habsburg nach 1273 erneut aufgegriffene Reichslandvogtei, welche die Reichsgrafschaften
Isenburg, Hanau, Eppstein, Katzenelnbogen, Nassau, Solms, Leiningen,
Ziegenhain, Wertheim und Wied, die Reichsganerbschaften
Friedberg, Gelnhausen, Kalsmunt, Staden, Lindheim, Dorheim und Reifenberg
(Reiffenberg) sowie die Reichsstädte Frankfurt,
Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar in einem losen Rahmen zusammenschloss. Seit
1419 wurde das Amt des Reichslandvogts nicht
mehr besetzt. Seine Aufgaben wurden teilweise von dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium wahrgenommen, das im 16.
Jahrhundert Stimmrecht im Reichsfürstenrat
gewann. 1803 kamen die einzelnen Herrschaften im Westen an Nassau und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen, im Osten an Hessen-Darmstadt und damit 1945
ebenfalls an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Alber, E., Kurze Beschreibung der Wetterau, 1550; Wettermann, O.,
Bericht von der Wetterau, 1608; Arnoldi, J., Aufklärungen in der Geschichte des
deutschen Reichsgrafenstandes, 1802; Landau, G.,
Beschreibung des Gaues Wettereiba, 1855; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 23 Wedereiba, Wettereiba, Gau um die Wetter (Obererlenbach
und Niedererlenbach bzw. Erlenbach, Seulberg bzw. Sahlburg, Trais-Horloff bzw.
Traishorloff, Ostheim, Büdesheim); Uhlhorn, F., Grundzüge der Wetterauer
Territorialgeschichte, Friedberger Geschichtsblätter 8 (1927); Mittermaier, F.,
Studien zur Territorialgeschichte der südlichen Wetterau, Mitt. d. oberhess.
Geschichtsvereins N. F. 31 (1933); Glöckner, K., Das Reichsgut
im Rhein-Maingebiet, Archiv f. hess. Geschichte N. F. 18 (1934); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 1068; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 21, 29, 44, 92, III, 16, 25, 30, 31; Kropat, W., Reich, Adel und Kirche in der Wetterau, 1965;
Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 112; Schwind,
F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Herrmann, F., Von der Vorzeit zum
Mittelalter, 1989; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Schwind, F.,
Wetterau, LexMA 9 1998, 46; Geschichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v.
Stobbe, R., Bd. 1 1999; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 525.
Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
(Grafenkollegium). Das seit dem 15. Jahrhundert allmählich entstandene
wetterauische Reichsgrafenkollegium umfasste
ursprünglich nur die (wetterauischen) Grafen von Nassau, Hanau, Solms,
Stolberg, Isenburg, (linksrheinisch) die Rheingrafen, die Grafen von Leiningen
und Falkenstein sowie die Grafen von Sayn, Wied und Waldeck. Nach 1579 wurden
weiter entfernt aufgenommen die Grafen Bergen-op-Zoom (Bergen op Zoom),
Schaumburg, Bentheim, Oldenburg, Lippe, Ostfriesland, Hohenlohe, Erbach, Schenk
von Limpurg, Löwenstein-Wertheim und Castell, doch wurden die westfälischen
Grafen 1653 im westfälischen Reichsgrafenkollegium
verselbständigt. Das Direktorium stand bis 1754 Hanau, danach Isenburg und
Solms-Laubach zu. Am Ende des alten Reiches
waren außer den alten Wetterauer Grafen noch Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt
als Erben von Hanau, die Grafen von Reuß, von Schönburg, von Ortenburg und von
Wied-Runkel als Nachfolger der Grafen von Kriechingen Mitglied des
wetterauischen Reichsgrafenkollegiums. Dieses
erlosch 1806.
L.: Zeumer 553 II b 60; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein. Organisation
und Politik einer Reichskorporation zwischen
Reformation und Westfälischem Frieden, 1989; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 328.
Wettin (Geschlecht bzw. Dynastie, zum
Personennamen Vit, an der Saale) Residenz der Grafen von Wettin 1034-1217) s.
Wettiner
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 1, 213 1, 2, 623.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im Harzgau
(erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen Nachkommen mit
den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im frühen 10.
Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz
(bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und
Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt,
wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an
Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg und die
Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift Merseburg kamen. Markgraf
Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264
Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei
Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die
Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile
geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft
Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der
größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die Vogtei über
Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423 nach dem
Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen die Hussiten das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu einer weiteren
Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die albertinische Linie
geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889; Posse, O.,
Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v. Kobuch, M.,
1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B., Zwischen
Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten Mittelalter,
1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner, Geschichte des
sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin,
Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins zur
Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs.
Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J., Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete, bearb.
v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche und
Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert,
2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und Memoria. Die Wettiner und
ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg
1479-1705, 2011.
Wetzel genannt von Karben Wetzel genannt von
Carben (Freiherren, Reichsritter). Um 1790
zählte der Freiherr von W. mit Melbach zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 168; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Melbach 1792).
Wetzel von Marsilien (Reichsritter).
1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern
bei der Ritterschaft immatrikulierten W. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie
erloschen männlicherseits 1797 und weiblicherseits 1810.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Wetzlar (Reichsstadt,
Grafschaft). Die Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, errichteten um
914/915 (?) am Zusammenfluss von Wetzbach und Lahn sowie am Lahnübergang der
Straße von Frankfurt nach Köln auf ehemaligem Reichsgut
eine Kirche und ein Marienstift. Nach dem Aussterben der Konradiner um die Mitte
des 10. Jahrhunderts fiel der Ort W. (1142 Witflaria) an den König. Dieser
fügte ihn im 12. Jahrhundert in das Reichsland
der Wetterau ein. Zwischen 1165 und 1180 (Privileg Friedrichs I. Barbarossa)
wurde W. Stadt. Diese erhielt Frankfurter Recht und wurde Reichsstadt (1288 Brücke über die Lahn). Die günstige
Verkehrslage zwischen Frankfurt und Köln sowie die Eisenerzverarbeitung und die
Wollweberei führten zu beachtlicher wirtschaftlicher Blüte (mit etwa 6000
Einwohnern), ehe es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Niedergang (1370
Stadtbankrott) kam. Reichsvögte der Reichsvogtei W. waren nach den Herren bzw. Grafen von
Merenberg von 1328 bis 1536 die Grafen von Nassau-Weilburg/Nassau-Saarbrücken,
von 1536 bis 1802/1803 die Landgrafen von Hessen bzw. Hessen-Darmstadt. 1373
wurde zur Abwehr der Grafen von Solms ein Schutzverhältnis mit Hessen
begründet. 1542 wurde die Reformation eingeführt. Von 1693 bis 1806 war W., das
zum oberrheinischen Reichskreis zählte, Sitz des
Reichskammergerichts. 1802/1803 (1,4
Quadratmeilen, 6000 Einwohner) verlor es die Reichsfreiheit,
gehörte von 1803 bis 1813 als Grafschaft W. zum Staat des Fürstprimas von
Dalberg (1810 Großherzogtum Frankfurt) und kam 1815 zu Preußen (Rheinprovinz,
seit 1932 Provinz Hessen-Nassau). 1945 fiel es an Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 14; Wallner 699 OberrheinRK 54; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450), III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 423ff.; Urkundenbuch der Stadt Wetzlar, Bd. 1ff. 1911ff.; Rau, H.,
Geschichte der Reichsstadt Wetzlar, 1928; Regel,
F., Wetzlar, Herborn, Dillenburg, 1931; Schönwerk, A., Geschichte von Stadt und
Kreis Wetzlar, 2. A. 1975; Uhlhorn, F., Wetzlar und Limburg. Untersuchungen zur
territorialgeschichtlichen Dynamik der Landschaft an der unteren Lahn, FS T.
Mayer, Bd. 2 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Heitzenröder, W., Reichsstädte
und Kirche in der Wetterau, 1982; Hahn, H., Untersuchungen zur Geschichte der Reichsstadt Wetzlar im Mittelalter, 1984; Felschow,
E., Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters, Diss. phil. Gießen, 1984; Moraw,
P., Die Städtepolitik Kaiser Karls IV. (1346-1378) unter besonderer
Berücksichtigung von Wetzlar, (in) Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins
31 (1985); Felschow, E., Betrachtungen zur spätmittelalterlichen
Stadtverfassung am Beispiel der Städte Gießen und Wetzlar, Hess. Jb. für LG. 39
(1989); Hahn, H., Altständisches Bürgertum zwischen Beharrung und Wandel.
Wetzlar 1689-1870, 1991; Fahlbusch, F., Wetzlar, LexMA 9 1998, 52; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 673; Schieber, S., Normdurchsetzung im
frühneuzeitlichen Wetzlar, 2008.
Wiblingen (Kloster, Herrschaft). 1093 gründeten
die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im 15. Jahrhundert
versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen. 1701 kam W. mit
seinem kleinen Herrschaftsgebiet unter die Landeshoheit Österreichs, über das
die Herrschaft W. dem österreichischen Reichskreis
angehörte. 1806 fiel es nach seiner Aufhebung (1803) an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.;
Breitenbruch, B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 175; Eberl, I.,
Wiblingen, LexMA 9 1998, 59.
Wichsenstein (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald, zum Kanton Gebirg und
zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 128; Rahrbach 292; Neumaier
72, 141.
Wickisau (Grafschaft, Willisau). Die Grafschaft
W. mit der Stadt Reichenweier im Elsass gehörte
1420 zu Württemberg. Mit dem Elsass kam W. zu Frankreich.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100.
Wickrath, Wickradt, Wickerad, Wykradt
(Herrschaft, freie Reichsherrschaft). 1068 wird
in einer gefälschten Urkunde die Burg W. an der oberen Niers südlich
Mönchengladbachs bzw. südwestlich Düsseldorfs erstmals genannt. Um sie entstand
eine kleine Herrschaft der Herren von W., zu der noch die Herrschaft
Schwanenberg nordwestlich von Erkelenz zählte. 1310 war sie Lehen Gelderns.
König Maximilian verlieh das Reichslehen W.
seinem Rat Heinrich von Hompesch. 1502 fiel es an die Freiherren von Quadt, die
1752 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden.
Die Reformation drang nicht völlig durch. 1792 gehörte der Graf von Quadt wegen
der Herrschaft W. (1,5 Quadratmeilen, 3000 Einwohner) zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794
wurde die Herrschaft von Frankreich besetzt. 1813/1815 kam sie an Preußen, 1946
W. an Nordrhein-Westfalen. S. Are-Wickrath.
L.: Wolff 365f.; Zeumer 554 II b 63, 25; Wallner 704 WestfälRK 45;
Husmann-Trippel, J., Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bzw. Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath, 1909ff.
Wideho (Reichsdorf,
Widehr). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten von der Pfalz
unter anderem das Reichsdorf W., das dieser von
Graf Emich von Leiningen ausgelöst hatte.
L.: Hugo 469, 464.
Widehr, Wideho (Reichsdorf).
S. Wideho.
L.: Hugo 469, 464.
Widmann von Mühringen (Reichsritter).
Von 1548 bis etwa 1614 (zuletzt Hans Christoff W.) waren die W. Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 217.
Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor 1129
gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W. nördlich von
Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der Lahn wie links
des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut.
1244 starb das nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel
über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der
andere Teil an die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann
an die Grafen von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg)
vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem
Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in
weiblicher Erbfolge an eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel,
die sich danach Grafen von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die
Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene
Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf
blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel.
Die untere Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an
die jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800
umfassten die obere und untere Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
gehörten, zusammen ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die
kölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar.
1806 kamen beide Grafschaften an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens.
1824 erlosch die Linie Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946
kam das Gebiet der alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Wied-Neuwied (Grafschaft). W. ist die jüngere Linie
des Hauses Wied. Ihr unterstand die untere Grafschaft Wied mit der Residenz in
Neuwied. Sie zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium.
1784 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. Ihre Güter, die außer der Stadt Neuwied den Distrikt mit den
Kirchspielen Heddesdorf, Feldkirchen, Bieber (Niederbieber), Altwied (Wied),
Rengsdorf, Honnefeld (Niederhonnefeld) und Anhausen, den Distrikt mit den Kirchspielen
Rückeroth, Dreifelden und Nordhofen und den Distrikt mit den Kirchspielen
Grenzhausen und Alsbach enthielt, fielen 1806 an Nassau und 1815 an Preußen.
Beim Aussterben der Linie Wied-Runkel (1824) trat W. deren Erbe an.
L.: Wolff 345; Zeumer 554 II b 63, 5; Wallner 703 WestfälRK 25 b; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Troßbach, W., ”Im Kleinen
ein ganz wohl eingerichteter Staat”. Aufgeklärter Absolutismus in der
Grafschaft Wied-Neuwied, (in) Journal für Geschichte, 1985, H. 5; Troßbach, W.,
Der Schatten der Aufklärung, 1991.
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum). W. ist die ältere
Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand seit 1698 die obere Grafschaft Wied mit
der Residenz Dierdorf und der Herrschaft Runkel. Sie zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1791
wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben.
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von W. für die Grafschaft Kriechingen
(Créhange) von Köln die Ämter Neuerburg und Altenwied (Altwied) und von Trier
die Kellerei Villmar. 1806 kam die Grafschaft an Nassau, 1815 an Preußen. 1824
wurde die Linie von Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 114.
Wiederhold von Weidenhofen (Reichsritter). Von 1718 bis zu seinem Ausschluss 1740 (wegen
unanständiger, schimpflicher und pflichtwidriger Aufführung) war Carl W. zu
Rietheim und Karpfen (Karpffen) Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 217.
Wiehe (Herrschaft). Die Herrschaft W. westlich
Halles zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg zum
obersächsischen Reichskreis. Über die Provinz
Sachsen Preußens kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wien (Reichsstadt,
Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs,
seit 1611/1612 ständige Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser).
Nach einer keltischen Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau
gründeten die Römer um 100 n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals
erwähntes Lager (im Bereich Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von
Germanen zerstört und zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung
W. (Wenia). Diese fiel 1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie
zu ihrem Hauptsitz ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche
Stadt nach Köln. 1221 erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie
reichsunmittelbar. 1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf
von Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz
innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439
wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz
des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800
etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918
Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 624; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria
Theresia, 2012.
Wiener (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Pfeiffer 211; Riedenauer 128.
Wiener Neustadt (Stadt, Bistum, Residenz des
Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich). W. N. wurde kurz nach
der Belehnung der Babenberger mit der Steiermark als Neustadt begründet (seit
1358 Wiener Neustadt). 1469 wurde es Sitz eines Bistums, das 1785 nach Sankt
Pölten verlegt wurde. Zeitweilig war W. N. Residenz des Kaisers des Heiligen
Römischen Reiches (2. Hälfte des 15. Jh.s).
L.: Wolff 26; Mayer, J., Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1ff. 1924ff.;
Reidinger, E., Wiener Neustadt, 1995; Csendes, P., Wiener Neustadt, LexMA 9
1998, 89; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 629.
Wiesbaden (Herrschaft, Reichsstadt).
Im Bereich von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14 n. Chr.
römische Lager und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete
Zivilsiedlung Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der
Ort alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt.
Zwischen 1242 und 1281 kam es als Reichslehen an
die walramische Linie der Grafen von Nassau. Die Burg wurde Nebenresidenz der
Grafen von Nassau-Idstein. 1744 wurde W. Hauptstadt des Fürstentums
Nassau-Usingen, 1806 Hauptstadt des Herzogtums Nassau. 1866 fiel es an Preußen,
1945 an Hessen, dessen Hauptstadt es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und
Hessischer Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A.,
Von der Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae
Mattiacae. Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit,
1974; Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd.
2 1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Wieselbeck (Reichsritter)
s. Wiselbeck.
L.: Riedenauer 128.
Wiesenfeld (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861
wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus (Cyriakus) in W. (Wisontesteiga) an
der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand
ursprünglich den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von
Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen Grafschaft W. Die
Herrschaft hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
und beim schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627
über die drei Erbtöchter an Bayern (Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg
(ein Drittel), 1752 durch Erwerb des Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806
mit 3 Quadratmeilen und 6000 Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen
[Deggringen] und einige Dörfer) an Württemberg und damit W. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G.,
Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.
Wiesenthau (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zu den Kantonen Gebirg (bis etwa 1806),
Baunach und Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 208, 213, 214;
Bechtolsheim 2; Riedenauer 128; Rahrbach 294.
Wiesentheid (reichsunmittelbare Herrschaft). Das 892
erstmals erwähnte W. bei Kitzingen war Mittelpunkt einer Herrschaft. Sie
unterstand seit 1452 den Fuchs von Dornheim. Valentin Fuchs kaufte 1547 das
Schloss mit Zubehör von den Grafen von Castell als Erblehen. Durch Heirat der
Witwe des Georg Adolf Fuchs von Dornheim mit Johann Otto von Dernbach (1678)
kam die zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft
an die Herren von Dernbach. 1675 wurden die Inhaber in den Reichsfreiherrenstand, 1678 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1681 erlangte der Graf Sitz
und Stimme beim fränkischen Reichskreis und beim
fränkischen Reichsgrafenkollegium. 1692 gab der
Ritterkreis die Herrschaft frei. 1701/1704 fiel sie durch Heirat an die Grafen
von Schönborn (W., Atzhausen, Geesdorf [Goesdorf], Wald von Obersambach),
während Järkendorf, Abtswind, Schwarzenau und Kirchschönbach durch Abtretung an
Würzburg und Heimfall verlorengingen. Um 1800 umfasste die Herrschaft mit 9
Dörfern ein Gebiet von einer Quadratmeile mit etwa 1300 Bauern. 1806 fiel sie
zunächst an Bayern, das sie 1810 an das Großherzogtum Würzburg abtrat und sie
mit diesem 1814/1815 zurückerhielt.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 10; Wallner 693 FränkRK 24; Domarus, M.,
Wiesentheid. Seine Bedeutung und seine Geschichte, 1953; Domarus, M.,
Territorium Wiesentheid, 1956.
Wijk-bij-Duurstede, Wijk bij Duurstede (südwestlich
Utrechts) (Residenz des Bischofs von Utrecht 1459-1528, 1545-1580)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 632.
Wijlre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wylre).
W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040
erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W.
und einigen Höfen bestehende reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach
den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814
stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz
Limburg (Südlimburg) der Niederlande. S. Wylre.
L.: Wolff 498.
Wildenberg (Freiherren, Reichsritter,
Wildberg, Wiltberg). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. mit Lütz,
Ulmen, Hasborn (Hassborn) und Faitzberg zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. S. Wiltberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546.
Wildenburg, Wildenberg (reichsunmittelbare,
Herrschaft). Nach der Burg W. bei Siegen (bzw. im Kreis Altenkirchen) nannten
sich seit 1239 Herren von W., die von den Herren von Arenberg abstammten, die
Vögte der Abtei Werden waren. Ihre innerhalb der Reichsritterschaft
als reichsunmittelbar geltende, zwischen Westfalen, Siegen, Sayn und Berg
gelegene Herrschaft kam bei ihrem Aussterben 1418 über eine Erbtochter an die
Grafen von Hatzfeld. 1792 gehörte die Herrschaft W. mit Schloss W. und einigen
Dörfern zu den nicht eingekreisten Reichsteilen
und zu dem Kanton Mittelrheinstrom des Rheinischen Ritterkreises bzw. des
Ritterkreises Rhein. 1806 kam sie an das Großherzogtum Berg (Departement Sieg),
1813/1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 347, 503; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987.
Wildenfels (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wildenfels (reichsunmittelbare Herrschaft). Vor
1200 wurde die Burg W. bei Zwickau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft der erstmals 1222 genannten, wahrscheinlich edelfreien Herren von
W., die Reichsunmittelbarkeit erlangten und 1521
in der Reichsmatrikel erschienen. Nach ihrem
Aussterben 1602 fiel sie mit 150 Hufen in zwei Orten und sechs Dorfanteilen an
die Grafen von Solms-Wildenfels. Diese mussten 1706 nach langwierigen Prozessen
die Landeshoheit Sachsens über die zum obersächsischen Reichskreis
zählende Herrschaft anerkennen, doch behielt W. erst 1846 beseitigte
Steuervorrechte und Zollvorrechte. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik. S. Solms-Wildenfels.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wildenstein (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. Im späten 17. Jahrhundert waren sie im Kanton
Steigerwald, im späten 18. Jahrhundert im Kanton Baunach immatrikuliert. Mit
Birnbaum gehörten sie von etwa 1560 bis etwa 1770 auch dem Kanton Altmühl an.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 209;
Riedenauer 128; Bechtolsheim 14, 18.
Wildenstein (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die W. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Wildeshausen (Stift, Herrschaft). W. an der Hunte
südöstlich Oldenburgs wird anlässlich der Gründung des Alexanderstifts W. durch
Graf Waltpert, einen Enkel Herzog Wídukinds von Sachsen, erstmals erwähnt
(Wigaldinghus). 855 gewährte König Ludwig der Deutsche Immunität und
königlichen Schutz. 872 gab Graf Waltpert den Ort W. an das Stift. Im 11.
Jahrhundert unterstand der Ort den Billungern, die um 1100 die Vogteirechte
einem Zweig der Grafen von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem
Domkapitel von Bremen das Propsteigut überließen. Um 1150 erbaute Graf Heinrich
von Oldenburg die Burg W. Eine Linie der Grafen von Oldenburg wurde in W.
ansässig (Oldenburg-Wildeshausen9 und verband mit ihrem Amt vorübergehend die
Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. 1270 kam W. beim Aussterben der Grafen als
erledigtes Lehen an das Erzstift Bremen, während andere Güter an die Grafen von
Hoya fielen. Um 1500 gelangte W. infolge mehrfacher Verpfändungen (1429-1465
Münster, 1493 Wilhelm von dem Bussche bzw. Wilhelm von dem Busche) unter den
Einfluss des Hochstifts Münster, (im niedersächsischen Reichskreis)
1634 an Schweden, 1649 zum Herzogtum Bremen und Verden Schwedens, 1675 an das
Hochstift Münster, 1699 nach Ablösung erneut an Schweden, 1700 als Pfand und
1714 zu Eigentum an Hannover sowie 1803 vorübergehend, 1813/1826 endgültig an
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen. S. Oldenburg-Wildeshausen.
L.: Wolff 431; Wallner 706 NiedersächsRK 25; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C1; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen,
1953; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970;
1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v. Boning, H., 1970; Streich, G.,
Klöster, Stifte und Kommenden, 1986; Eckhardt, A., Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wildeshausen, 1995; Schindler, R., Wildeshausen, LexMA 9 1998, 115;
Eckhardt, W., Wildeshausen, 1999.
Wild- und Rheingraf zu Stein und Grehweiler.
Nach der Reichsmatrikel von 1776 gehörte der W.
zum oberrheinischen Reichskreis. S. Rheingrafen,
Wild- und Rheingrafen.
L.: Reichsmatrikel 1776, 120.
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt.
Wildsen, Wild (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wildungen (Burg). Am Anfang des 9. Jahrhunderts
war das Kloster Hersfeld in W. nahe der Eder begütert. Seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts erscheint die Burg W., die 1247 von den Landgrafen von Thüringen
an das Erzstift Mainz bzw. den ihm angeschlossenen Grafen von Waldeck kam. Seit
der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie Sitz der Linie Waldeck-Wildungen. Über
Waldeck und Preußen fiel W. 1945 an Hessen. S. Waldeck-Wildungen.
L.: Wolff 268; Reichardt, C., Geschichte von
Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Wildungen (Reichsritter).
Vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert zählten die W. mit Vorderweimarschmieden
und Teilen von Willmars zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 395; Winkelmann-Holzapfel 168; Riedenauer 128.
Wilgartswiesen (Reichsdorf).
828 gab Wiligart den Hof W. (Wiligartawisa) bei Annweiler und Bergzabern an das
Kloster Hornbach. Die Vogteirechte standen der Herrschaft Falkenburg zu.
Falkenburg wird 1246 als Reichsburg erwähnt. Am
22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz
unter anderem das Reichsdorf W. bei Annweiler,
das dieser von Graf Emich von Leiningen ausgelöst hatte. Später war die Pflege
Falkenburg Leiningen und Pfalz bzw. Pfalz-Zweibrücken gemeinsam. Der Anteil
Leiningens kam an Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, 1774 an Leiningen-Hartenburg,
1785 Zweibrücken. Über Bayern gelangte W. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 469, 465; Munzinger, H., Wilgartswiesen und Falkenburg, 1928.
Wilhermsdorf, Wilhelmsdorf, Wilmersdorff (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 212; Riedenauer 128.
Willisau, Wickisau (Grafschaft). Die Grafschaft
W. mit der Stadt Reichenweier im Elsass gehörte 1420
zu Württemberg. Mit dem Elsass kam W. zu Frankreich. S. Wickisau.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100.
Willstätt (Herrschaft). 1254 erscheint W.
(Willestetten) bei Kehl in der Ortenau. 1288 kam es von den Herren von Geroldseck
an die Grafen von Lichtenberg, 1480 an Hanau-Lichtenberg und Zweibrücken-Bitsch
und 1736 von Hanau-Lichtenberg an Hessen-Darmstadt. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel es
von Hessen-Darmstadt an Baden. Mit diesem gelangte es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Wilmersdorff (Reichsritter) s. Wilhermsdorf
Wiltberg (Freiherren, Reichsritter,
Wildberg, Wildenberg). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. mit
Lütz, Ulmen, Hasborn (Hassborn) und Faitzberg zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546.
Wimpfen (Reichsstadt)
(, Bad Wimpfen). An der Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer Zeit
ein 85-90 n. Chr. erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus
Alisinensium) war Hauptort des Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670)
kam der Ort an den Bischof von Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das 1068
erstmals genannte Ritterstift St. Peter angelegt wurde, entstand W. am Berg,
das vor 1200 (vom Bischof von Worms) an die Staufer gelangte. Sie erbauten dort
um 1200 eine Pfalz, neben der sich eine Stadt entwickelte, die nach dem
Erlöschen der Staufer 1274/1278 Sitz der Reichslandvogtei
in Schwaben bzw. Niederschwaben wurde. Vom 13. (1224?) oder 14. Jahrhundert
(bis 1802 war sie Reichsstadt. Im 15.
Jahrhundert ging W. im Tal allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die
Reformation ein, ohne sich vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und
W. am Berg endgültig vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14.
Jahrhundert einen bedeutenden Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis hatte, sein kleines Herrschaftsgebiet
größtenteils verkaufen. 1802 fiel das 0,6 Quadratmeilen große W. an Baden. Seit
1803 war W. Enklave Hessen-Darmstadts, welches das Ritterstift 1802
säkularisiert hatte. 1952 kam W. durch Volksabstimmung an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt
Wimpfen, 1870; Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K.,
Wimpfen. Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich, 1973; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn, 1991;
Seibert, H., Wimpfen, LexMA 9 1998, 223.
Winckler von Mohrenfels, Winkler (Reichsritter). Von 1726 bis 1806 zählten die W. mit
den Rittergütern Hemhofen, Zeckern und Buch (Bach) zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Vielleicht waren sie auch in den Kantonen Altmühl und
Odenwald immatrikuliert.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Bechtolsheim 16, 22, 414; Riedenauer 128.
Windeln zu Lauterbach (Reichsritter),
Windeln zu Lautenbach. Im späteren 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Winden (reichsunmittelbares Kirchspiel,
Ganerbschaft). Das an der unteren Lahn nördlich Nassaus gelegene W. wurde 1250
durch das Prämonstratenserkloster Arnstein von der Gräfin von Sayn erworben. Es
bildete den Mittelpunkt eines kleinen Herrschaftsgebiets (W.,Weinähr) mit
voller Landeshoheit, an dem auch adlige Ganerben beteiligt waren. Der Abt von
Arnstein war ohne Reichsstandschaft oder
Kreisstandschaft reichsunmittelbar, geriet aber 1756 unter die Oberhoheit des
Erzstifts Trier. 1792 gehörte das Kirchspiel W. zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. 1803 wurde das Kloster aufgehoben und
Nassau-Weilburg überlassen. Damit endete die Reichsunmittelbarkeit
Windens. Über Nassau kam W. 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 493.
Windhausen (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Windischgrätz (Herren, Grafen, Reichsfürsten). 1218 erscheinen die aus Oberbayern stammenden und
als Ministerialen der Grafen von Andechs in die Steiermark gelangten Herren von
W. 1551 wurden sie in den Freiherrenstand, 1557 und 1658 in zwei Linien in den Reichsgrafenstand erhoben. Die erste Linie erlangte
1804/1805 für das von den Grafen von (Abensberg und) Traun gekaufte Reichsfürstentum Eglofs und Siggen in Oberschwaben den
Reichsfürstenstand. (1806 kam Eglofs mit rund 35
Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 28; Zeumer 554 II b 62, 11.
Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts,
Winedesheim) von König Karl dem Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200
planmäßig angelegte Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück und wurde um 1280 Stadt. Trotz
wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an die Hohenzollern erlangte W. 1295
die Befreiung von den benachbarten Landgerichten, 1433 die Bestätigung der
Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung des Blutbannes und 1496 die Anerkennung
der vollen Gerichtsbarkeit des Rates innerhalb der Mauern. Damit war sie vom
15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt. Am Ende
des 14. Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von 1521 bis
1555 wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie zählte zum fränkischen Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald
und Steigerwald des Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich
vorübergehend dem Schutz Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet
und 4000 Einwohnern 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich
besetzte Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen
Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim 1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W.,
Die Entwicklung Windsheims vom Markt des Hochstifts zur Reichsstadt im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken
73 (1953), 17; Hofmann, H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Franken R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt
Windsheim von der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19
(1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt
Windsheim 741-1400, 1963; Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt
in Bildern, 1967; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte,
Zs. f. bay. LG. 31 (1968), 421; Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im 17. Jahrhundert,
Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad Windsheim. Geschichte -
Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in
Franken, hg. v. Müller, R., Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9
1998, 235.
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[, Fürstentum]).
Nach der bei Cochem an der Mosel gelegenen Burg nannten sich die Herren von W.,
die um die Burg eine kleine Herrschaft errangen. Sie erbten 1362 in weiblicher
Erbfolge die Herrschaft Beilstein nördlich Zells an der Mosel. 1637 zog das
Erzstift Trier nach Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488 Beilsteiner Krieg)
und dem Aussterben der Herren W. und Beilstein an sich. 1652 übertrug es sie
mit 17 Orten als Reichsafterlehen an die
Freiherren von Metternich, die 1679 in den Grafenstand erhoben wurden und sich
deswegen von Metternich-Winneburg und Beilstein nannten. Sie besaßen bis 1780
den größten Teil ihrer Herrschaft als sog. Dreiherrisches auf dem Hunsrück
zusammen mit dem Erzstift Trier und der Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die
Grafen von Metternich wegen W. und Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Die Herrschaften W. und
Beilstein zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500 Einwohnern zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach
der Besetzung durch Frankreich wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815
kamen sie an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
Winterbach (Reichsgut).
Das 1080 anlässlich der Übertragung an Speyer bezeugte Reichsgut
W. an der mittleren Rems kam um 1250 von den Staufern an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Heimatbuch Winterbach, 1972.
Winterhausen (Reichsdorf).
Am 28. 8. 1297 verpfändete König Adolf (von Nassau) unter anderem die beiden
Dörfer Sommerhausen (Bartholomäi-Ahausen) und W. (Nikolai-Ahausen) an den
Bischof von Würzburg.
L.: Dacheröden 220; Hugo 455.
Winternheim (Reichsdorf), Großwinternheim, Groß-Winternheim. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. unter anderem W. (Groß-Winternheim) bei Mainz an die Stadt Mainz. 1375 kam der Ort zusammen mit Ingelheim als Reichspfandschaft an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz. Später fiel er an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
Winterrieden (Burggrafschaft). Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Graf von Sinzendorf für die Burggrafschaft Rheineck unter der
Benennung einer Burggrafschaft das Dorf W. des Amtes Tannheim der Abtei
Ochsenhausen. 1806 fiel W. an Bayern. S. Ochsenhausen.
L.: Wolff 183.
Winterstetten (, Winterstettenstadt) (Herrschaft).
Nach W. südlich Biberachs nannten sich zwischen 1181 und 1187 Herren von W.
(Winthersteden). 1214 gelangte W. an Konrad von Tanne, danach an Eberhard von
W. († 1230), dann an Konrad von Schmalegg. Vor 1331 fiel die Herrschaft an
Österreich. 1438/1442 wurde sie von den Truchsessen von Waldburg erworben.
Später kam sie an die Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über sie gehörte sie am
Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis.
Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Winterthur (Reichsstadt).
An einer wichtigen Straßenverbindung zum Bodensee lag der gallorömische Ort
Vitudurum, der 294 ein Kastell erhielt. 1180 gewannen die Grafen von Kiburg
(Kyburg) die Kirche in W. 1264 gewährte als Erbe Graf Rudolf von Habsburg das
Stadtrecht. Von 1415/1417 bis 1442 war W. Reichsstadt.
1467 gelangte W. (mit vielleicht 400 Haushalten) als Pfand an die Stadt Zürich.
L.: Wolff 519; Ganz, W., Winterthur, 1960; Gamper, G./Gamper, R., Winterthur,
LexMA 9 1998, 241; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 682.
Wipfeld (Reichsritter).
Vielleicht zählten die W. im frühen 16. Jahrhundert zum Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wirsberg (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert waren die W. im Kanton Gebirg und vielleicht im
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 196, 198; Bechtolsheim
15, 20; Riedenauer 128; Rahrbach 296.
Wiselbeck, Wieselbeck (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 209; Riedenauer 128.
Wismar (Herrschaft). W. (1167 aqua Wissemara)
geht in seinen städtischen Anfängen auf flandrisch-sächsische Siedlung am Ende
des 12. Jahrhunderts zurück. 1211 ist ein Hafen belegt. 1229 wird W. an der
Ostsee als Stadt lübischen Rechts erstmals erwähnt. Sie unterstand trotz großer
Selbständigkeit (1229 burgenses, 1241 Rat, 1308/1373 Erwerb der Vogtei) der
Herrschaft Mecklenburgs. Von 1256/1257 bis 1358 war sie Residenz. Von 1555 bis
1621 gehörte sie zu Mecklenburg-Schwerin. 1648 kam sie als Reichslehen an Schweden, wobei die Mitgliedschaft für
W. (3,3 Quadratmeilen mit 9600 Einwohnern) im niedersächsischen Reichskreis zwischenzeitlich ruhte, wurde aber 1803
von Mecklenburg-Schwerin pfandweise und 1903 infolge Verzichts auf das
Einlösungsrecht seitens Schwedens endgültig zurückgewonnen. Mit Mecklenburg kam
W. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone. In dieser gelangte es in Mecklenburg
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Bezirk Rostock).
L.: Wolff 443; Wallner 707 NiedersächsRK 24; Die Territorien des Reichs 6, 114; Witte, H., Wismar unter dem
Pfandvertrage 1803-1903, 1903; Techen, F., Geschichte der Seestadt Wismar,
1929; Kleiminger, R., Das Heiligengeisthospital von Wismar, 1962; Nitsche,
K./Düsing, A., Wismar. Geschichte und Gesicht einer Stadt, 2. A. Leipzig 1971;
Bandis, K. u. a., Wismar 1229-1979, 1979; Fahlbusch, F,. Wismar, LexMA 9 1998,
258.
Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen,
die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern
(Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen
Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising)
sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren,
wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den Grafen von Ebersberg zu
verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an
der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von Hörzhausen. Seit 1115/1116
nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac) bei Aichach. Zwischen
1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für Bayern, 1180 die
Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und nach Erlöschen des
bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Auf der
Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm, dann zwischen Lech
und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von Nebenlinien der Grafen von
Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen von Valley 13. Jahrhundert
[1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen 1242, Grafen von Andechs
1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts das
mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch Landesteilungen von 1294/1329
bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in verschiedene Teile (Oberbayern,
Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724 vereinbarten die Linien in der
Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige Erbfolge der beiden katholischen
Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern dankten die Wittelsbacher 1918
ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta
Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des
erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880;
Doering, O., Das Haus Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des
altbayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und
Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Das Haus Wittelsbach und die europäischen
Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach
in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG. 44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die
Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986; Wittelsbacher Hausverträge des späten
Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von
1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier
Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989;
Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die
Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen in Brandenburg, Tirol und
Holland, DA 61 (2005), 103; Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005.
Wittem (Herrschaft). W. westlich von Aachen
wurde zusammen mit sechs Kirchdörfern von Herzog Johann III. von Brabant
(1312-1355) seinem unehelichen Sohn Johann von W. gegeben. Dessen Urenkel
verkaufte es 1466 als Lehen Brabants an Dietrich von Pallant (Palant). 1520
erhob Kaiser Karl V. W. zur Reichsherrschaft.
1685 wurde die Herrschaft Eiß und Schlenacken, deren Besitz oft gewechselt
hatte, aus dem Hause Waldeck als wittemsches Lehen eingezogen und mit W.
vereinigt. 1689 beendete Spanien das Lehnsverhältnis Brabants. Inhaber der
Herrschaft, die 1732 Grafschaft wurde, waren seit 1720 die Grafen von Giech,
später die Grafen von Plettenberg, die wegen der Herrschaft W. zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags gehörten. Die Herrschaft zählte
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Zusammen mit den Herrschaften Eiß und Schlenacken umfasste sie ein Gebiet von
1,5 Quadratmeilen mit 2700 Einwohnern. 1794 endete mit dem Einmarsch
Frankreichs die Selbständigkeit. Seit 1815/1839 gehörte W. zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 164; Wolff 362f.; Zeumer 554 II b 63, 22; Wallner 704
WestfälRK 44.
Wittenberg (Burg, Herrschaft, Stadt, Residenz des
Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint 1180 erstmals. Um 1200 kam es an
die Askanier, von denen Albrecht II. († 1298) 1260 die Linie Sachsen-Wittenberg
mit Sitz in W. begründete. Spätestens 1293 wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz
der Askanier, dann der Wettiner als Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es
an die ernestinische Linie. 1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise die
Universität W., an der Martin Luther seine reformatorischen Thesen entwickelte.
1547 musste die ernestinische Linie der Wettiner die östliche Hälfte ihres
Landes an die albertinische Linie abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz
zugunsten Dresdens verlor. 1815 fiel W. an Preußen (Provinz Sachsen) und von
1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an die Deutsche Demokratische Republik. Die
Universität wurde 1817 mit der Universität Halle vereinigt. S.
Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L.,
Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422),
2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 634.
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174
erscheint die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr
nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch
Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz die Hälfte der Güter der
kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber 1461/1463 an Hessen
verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit des Erzbischofs von
Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357 fiel der größte
Teil der Grafschaft mit der Burg W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen
von Sayn und seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie
mussten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und
schlossen deshalb 1436 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen,
denen sie 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation
eingeführt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte
Bekenntnis überführt. 1603 wurde die zum oberrheinischen Reichskreis und zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in das
nördliche Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit
Berleburg, der unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft Neumagen und der
Herrschaft Homburg) und das südliche Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei
Fünftel der Grafschaft W. mit Schloss W., Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe,
Feudingen, Arfeld und Elsoff sowie der unter Oberhoheit Triers stehenden
Herrschaft Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1806 fielen beide Fürstentümer
an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen (Provinz Westfalen) und
damit ihr Gebiet 1946 überwiegend an Nordrhein-Westfalen (Neumagen und
Vallendar an Rheinland-Pfalz). S. Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 466.
Wittislingen (Grafschaft, Herrschaft). In fränkischer
Zeit war das schon früher besiedelte W. nordwestlich Dillingens Mittelpunkt des
Gebiets zwischen Jura und Donau. Nach ihm wurde eine Grafschaft benannt, die am
Ende des 18. Jahrhunderts als Rentamt über das Hochstift Augsburg zum
schwäbischen Reichskreis zählte. Bereits im 10.
Jahrhundert verlegten aber die Grafen ihren Sitz nach Dillingen und vererbten
als Grafen von Dillingen im 13. Jahrhundert ihre Güter an das Hochstift
Augsburg. Von dort gelangten sie bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 156; Wallner 684 SchwäbRK.
Wittmund (Herrschaft). W. in Ostfriesland wird im
12. Jahrhundert in Fuldaer Aufzeichnungen genannt (Witmuntheim). Um 1400 war es
in den Händen des friesischen Geschlechts tom Brok, 1420 kam es an die Kankena,
1457 an Sibet Attena von Esens, der Esens, Stedesdorf und Wittmund zum
Harlingerland vereinigte, das 1600 durch Vertrag an Ostfriesland fiel. Nach der
Reichsmatrikel von 1776 gehörte die Herrschaft
W. zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Über Hannover und Preußen (1866) gelangte W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer 151; Wolff 339; Onnen, J., Wittmund im Laufe der
Jahrhunderte, 1968.
Wittstadt genannt Hagenbach Wittstatt genannt
Hagenbach (Reichsritter). Von 1563 bis 1584
waren die zu Helfenberg begüterten W. im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Im frühen 16. Jahrhundert gehörten sie den Kantonen
Odenwald und Rhön-Werra des Ritterkreises Franken an.
L.: Stieber, Schulz 274; Riedenauer 124; Neumaier 141.
Wittstock (Residenz des Bischofs von Havelberg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 637.
Witzenhausen (Reichslehen).
Um 743 legte Bischof Witta von Büraburg an der Werra an der Grenze zu Sachsen
einen befestigten Hof an. Im 12. Jahrhundert war W. wahrscheinlich Reichslehen Herzogs Heinrichs des Löwen, seit 1180 der
Landgrafen von Thüringen. Von ihnen kam W. 1247 erbweise an die Landgrafen von
Hessen. Von 1627 bis 1834 gehörte W. innerhalb Hessen-Kassels zur Rotenburger
Quart. 1866 gelangte es zu Preußen und 1945 zu Hessen. S. Hessen.
L.: Wolff 254; Eckhardt, K. A., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt
Witzenhausen, 1954; Eckhardt, A., Witzenhausen 1745, 2.A. 1965; Witzenhausen
und Umgebung, hg. v. Künzel, A., 1983; Reyer, H./Stephan, H., Witzenhausen im
späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, 1985.
Witzleben (Reichsritter).
Von 1592 bis 1597 zählte Beppo von W. zu Freudental zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Von 1592 bis 1633 wurden die W. wegen drei Vierteln
Freudental auch im Kanton Kocher geführt. Außerdem waren die W. im 16.
Jahrhundert im Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken, im 17. Jahrhundert im
Kanton Baunach und im 18. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
L.: Stieber; Hellstern 217; Schulz 274; Riedenauer 128.
Wobidezgi (Reichsritter).
1603 und 1604 war Eberhardt von W. wegen des adligen Gutes Gärtringen Mitglied
des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 217.
Woellwarth (Reichsritter) s. Wöllwarth
Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285
neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248
war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von
1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie
Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den
Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die
Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut
selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit 1329
zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte
einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die Kreise W. und
Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und
gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums
Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau
(Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die Gegenreformation
in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 639.
Wolauki (Gau, Teil Nizizis, Uulauki in quo
Broto) (973)
L.: Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
156 Wolauki, Teil Nizizis (Pratau); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im
karolingischen Reich, 1963, 10.
Wolf von Guttenberg (Reichsritter).
S. Wolff von Gudenberg.
L.: Riedenauer 128.
Wolf von Karsbach (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wolf von Wolfsthal (Reichsritter).
Vom späten 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert zählten die 1717 ausgestorbenen
W. zu den Kantonen Altmühl, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Pfeiffer 199; Bechtolsheim 13, 194; Riedenauer 128; Rahrbach 297.
Wolfegg (Grafschaft[, Lande der
Erbtruchsessen9). W. (1219 Wolfegge) bei Ravensburg kam vermutlich von den am
Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Herren von W. zu Beginn des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Tanne (seit 1219 von Waldburg). Die aus
Wolfegger und Tanner Gütern und der Stadt Wurzach gebildete Herrschaft erhielt
1444 den Blutbann, war seit 1489 Reichslehen und
wurde 1628 Reichsgrafschaft. Bei der Teilung von
1429 fiel sie an die eberhardische (Sonnenberger) Linie, bei der Teilung von
1508 an die georgische (Zeiler) Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Grafschaft W. als Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (etwa 7,5 Quadratmeilen bzw. 400 Quadratkilometer
Gebiet mit 14000 Einwohnern) zum schwäbischen Reichskreis.
1806 fiel im Rahmen der Säkularisation das Kollegiatstift W. an. W. selbst kam
1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Waldburg-Wolfegg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Kreis
Ravensburg, 1975; Chronik des Kreises Ravensburg, 1976.
Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im
nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals
erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11.
Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen, später
reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach
der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder
aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung
Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292
gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie.
1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W. nach Braunschweig verlegt.
1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des
Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand
für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur
herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 639.
Wolff-Metternich zur Gracht (Grafen, Reichsritter) s. Metternich zur Gracht.
L.: Hölzle, Beiwort, 63.
Wolfskehl, Wolfskeel (Reichsritter).
1475 waren die reich begüterten ministerialischen, nach ihrer rechtsrheinischen
Stammburg Wolfskehlen benannten W. wohl auf Grund einer Erbschaft an der
Ganerbschaft Schornsheim beteiligt. S. Wolfskehl von Reichenberg.
L.: Stetten 38, 188; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Lindheim).
Wolfskehl von Reichenberg
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die
W. mit Allersheim, Burg Reichenberg mit Zent Albertshausen,
Fuchsstadt, Lindflur, Rottenbauer, Uengershausen (Ungershausen), Uettingen
(Üttingen) und Geroldshausen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im
17. und 18. Jahrhundert waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Ihre Güter fielen 1808 außer Allersheim an Würzburg. S. Bayern, Wolfskehl.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Seyler 396; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 168; Pfeiffer 197, 210;
Riedenauer 128; Stetten 11, 33, Rahrbach 299; Neumaier 73, 149f.
Wolfstein (Herren, Freiherren, Grafen, Reichsgrafschaft). Seit 1291 nannten sich die Reichsministerialen von Sulzbürg nach der Burg W. bei
Neumarkt, deren ältere Herren seit etwa 1120 nachweisbar sind. Sie gewannen am
Anfang des 14. Jahrhunderts Allersberg (bis 1455/1470), vor 1346 Pyrbaum, im
14. und 15. Jahrhundert ein geschlossenes Herrschaftsgebiet um B., um 1350
Obersulzbürg und 1403/1404 Untersulzbürg. 1460 trugen sie die Burg und
Herrschaft W. Böhmen zu Lehen auf. 1465/1466 ging W. als Lehen Böhmens durch
Kauf an Pfalzgraf Otto II. zu Neumarkt über und kam von der Pfalz 1628 an
Bayern. Seit 1607 war die Burg W. bereits verfallen. 1522 wurden die Herren von
W. in den Freiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Als solche waren sie Mitglied des fränkischen Reichsgrafenkollegiums.
Ihre Erben waren die Grafen von Hohenlohe-Kirchberg und die Grafen von Giech.
S. Wolfstein zu Sulzbürg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 8; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957.
Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der
Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen die Burg W. in der
Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft W. über
das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Wolfstein (Reichsstadt).
Wahrscheinlich unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa entstand zur Sicherung des Reichslands bei Kaiserslautern die Burg Altwolfstein
bei Kassel. Daneben gründete König Rudolf von Habsburg 1275 auf Reichsgut die reichsunmittelbare Stadt W. Nach
verschiedenen Verpfändungen kam sie an die Pfalz und von 1605 bis 1673 an
Pfalz-Simmern. 1815 gelangte W. zu Bayern, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Jung, O., Das alte Wolfstein (1275-1950), (1950).
Wolfstein zu Sulzbürg (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. S. Wolfstein.
L.: Riedenauer 128.
Wolfsthal (Reichsritter)
s. Wolf von Wolfsthal
L.: Stieber; Pfeiffer 199; Bechtolsheim 13, 194; Rahrbach 297.
Wolgast (Stadt[, Herzogtum], Residenz des
Herzogs von Pommern-Wolgast). W. an der Peene erscheint erstmals im 12.
Jahrhundert. 1282 erhielt es Stadtrecht Lübecks. Von 1295 bis 1625 war es Sitz
der Herzöge von Pommern-Wolgast (Wolgast mit den Gebieten nördlich der Peene
und östlich der Odermündung zwischen Peene, Haff und Ihna). 1815 kam es zu
Preußen, 1945 mit Vorpommern zu Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Pommern-Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Schmidt, R., Wolgast,
LexMA 9 1998, 317; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 642.
Wolkenstein (Herrschaft). An der Furt der Straße von
Altenburg über die Zschopau gründeten um 1200 die Reichsministerialen
von Waldenburg die Burg W., die sie samt der zugehörigen Herrschaft (mit
Scharfenstein, mindestens einem Dutzend Dörfern, einem halben Dutzend
Rittergütern mit weiteren Dörfern und Dorfanteilen sowie den Städten
Ehrenfriedersdorf, Geyer, Thum und später noch Marienberg, Jöhstadt und
Lengefeld) als Lehen der Markgrafen von Meißen innehatten. 1438/1444 kam
Scharfenstein, 1479 mit dem Aussterben der Herren von Waldenburg auch W. an die
Markgrafen von Meißen bzw. Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wölkern (Reichsritter).
Im späten 18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wollmarshausen, Wolmarshausen (Reichsritter).
S. Wollmershausen
L.: Riedenauer 128.
Wollmershausen (Reichsritter),
Wollmarshausen, Wolmarshausen. Im 16. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton
Altmühl und zum Kanton Odenwald (bis nach 1700) des Ritterkreises Franken. Von
1682 bis 1708 waren die W. wegen Bartholomä im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Stieber; Pfeiffer 211; Riedenauer 128; Stetten 33; Schulz 274; Rahrbach
302; Neumaier 72, 149f., 152, 156.
Wöllwarth, Woellwarth (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren von W. mit Essingen, Fachsenfeld, Laubach, Lauterburg und Lautern
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und mit Polsingen zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken sowie mit anderen Gütern zeitweise zum Kanton
Baunach. 1805 gehörte Georg von W. dem Kanton Odenwald als Personalist an.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 62; Kollmer 366, 372, 382; Stetten 39; Riedenauer 128; Schulz 274;
Neumaier 75; Archiv der Freiherren von Woellwarth. Urkundenregesten 1359-1840,
bearb. v. Hofmann, N, 1991.
Wolmarshausen (Reichsritter)
s. Wollmershausen.
L.: Stieber; Pfeiffer 211; Stetten 33; Schulz 274; Neumaier 72, 149f., 152, 156.
Wolmirstedt (nördlich Magdeburgs) (Residenz des
Erzbischofs von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 644.
Wolzogen (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 396; Riedenauer 128.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit
346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann
germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs,
der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog
sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim
und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den
Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof
gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines
kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der
Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In der
Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren. Seit
1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Um
1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen
von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8
Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts
an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt.
1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer,
Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an
Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 491.
Worms (Reichsstadt,
freie Stadt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für
eine im alten Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1.
Jahrhundert v. Chr. an die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer
gefallen war. Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines
Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches
der 436 von den Hunnen besiegten und danach umgesiedelten Burgunder, 436
alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint
der Name Warmatia. Dorthin verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in
Neuhausen errichtete, 790/803 (?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche
Rechte auf den Bischof über. Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte
den König aus der Stadt. Im Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite
der Könige und erhielten dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige
Rechte. Weitere Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156
und 1184. 1273 wurde die Reichsfreiheit der
Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt, doch bestanden weiter
bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in weitgehender
Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie zum Luthertum
über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches Umland (ca.
2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des Kurfürsten
der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast
völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende
der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die
Verwaltung Bayerns und Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt
Worms am Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953;
Illert, F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970; Illert, G., Worms,
so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985;
Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms während des 13.
Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die
Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen
Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von Ministerialität und
Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.
Wormsfeld (Gau westlich Worms’, Worms, Wormsgau,
Vuormacensis, Uurmacensis, Vuormazuelde, Uuormaciensis, Wormazgowe, Wormazweld,
Wormacensis, Wormazfeld, Wormesveld, Wormazuelt).
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 24 (Abenheim,
Dürkheim, Osthofen, Maudach, Freinsheim, Rodenbach, Sausenheim bzw. Susenheim,
Westheim, Dammheim, Strassfeld bzw. Straßfeld, Bornheim, Reichenbach, Wachenheim, Dannstadt, Kaiserslautern,
Albisheim bzw. Alsheim, Nierstein, Oppenheim, Gimbsheim); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 1091; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 16, 18, 30, 32, 41, 58, 61, 62, III, 30, 33, Wormazfeld
(pagus Wormaciensis, pagus Vangionensium, Wormazgouwe), ‚Wormsfeld‘,
‚Wormsgau‘, IV, 18; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968,
83 (Boßweiler bzw. Bossweiler, Eppstein, Ebertsheim, Bretzenheim, Bodenheim,
Bingen, Grolsheim); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
299; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im
Saar-Mosel-Raum, 1999, 455 (976 Wormazvelde), benannt nach Worms, (u. a.
Queidersbach, Reichenbach?); Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 Wormsfeld (Brey?, Oberspay, Niederspay, Boppard,
Bingen, Kempten, Gaulsheim, Ingelheim, Weiler bei Bingen, Gau-Algesheim,
Ockenheim, Genheim, Dromersheim, Laurenziberg, Bubenheim, Appenheim, Grolsheim,
Aspisheim, Engelstadt, Gensingen, Langenlonsheim, Weitersheim, Welgesheim,
Partenheim, Heidesheim am Rhein, Wackernheim, Schwabenheim an der Selz,
Essenheim, Rhaunen, Kirn, Sprendlingen, Gau-Weinheim, Bad Kreuznach,
Pfaffen-Schwabenheim, Pleitersheim, Volxheim, Wöllstein, Schimsheim, Armsheim,
Frei-Laubersheim, Hüffelsheim, Norheim, Wonsheim, Flonheim, Bornheim, Lonsheim,
Wendelsheim, Stein-Bockenheim, Erbes-Büdesheim, Alsenz, Münsterappel?, Offenheim,
Ilbesheim, Gauersheim, Saulheim, Sulzheim, Wörrstadt, Spiesheim, Eichloch,
Bermersheim vor der Höhe, Heimersheim, Albig, Weinheim, Dautenheim, Wahlheim,
Esselborn, Freimersheim, Einselthum, Albisheim an der Pfrimm, Niefernheim,
Harxheim an der Pfrimm, Marnheim, Dreisen, Gundersweiler, Göllheim, Gehrweiler,
Wingertsweiler, Hochstein, Börrrstadt, Winnweiler, Eisenberg in der Pfalz,
Höringen?, Otterbach, Immesheim, Ottersheim, Rüssingen, Biedesheim,
Gundheimerhof, Quirnheim, Lautersheim, Boßweiler, Rodenbach, Mertesheim,
Ebertsheim, Altleiningen, Aschbach?, Wiebelskirchen, Queidersbach).
Wormsfeldgau, Worms(gau) (Vuormacensis, Uurmacensis,
Vuormazuelde, Uuormaciensis, Wormazgowe, Wormazfeld, Wormazweld, Wormacensis,
Wormesveld, Wormazuelt, Gau westlich Worms’). S. Wormsfeld
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 24 (Abenheim,
Dürkheim, Osthofen, Maudach, Freinsheim, Rodenbach, Sausenheim bzw. Susenheim,
Westheim, Dammheim, Strassfeld bzw. Straßfeld, Bornheim, Reichenbach, Wachenheim, Dannstadt, Kaiserslautern,
Albisheim bzw. Alsheim, Nierstein, Oppenheim, Gimbsheim); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 1091; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 16, 18, 30, 32, 41, 58, 61, 62, III, 30, 33, Wormazfeld
(pagus Wormaciensis, pagus Vangionensium, Wormazgouwe), ‚Wormsfeld‘,
‚Wormsgau‘, IV, 18; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen,
1968, 83 (Boßweiler bzw. Bossweiler, Eppstein, Ebertsheim, Bretzenheim,
Bodenheim, Bingen, Grolsheim); Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen
Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 455 (976 Wormazvelde), benannt nach
Worms, (u. a. Queidersbach, Reichenbach?);
Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 Wormsfeld (Brey?, Oberspay,
Niederspay, Boppard, Bingen, Kempten, Gaulsheim, Ingelheim, Weiler bei Bingen,
Gau-Algesheim, Ockenheim, Genheim, Dromersheim, Laurenziberg, Bubenheim,
Appenheim, Grolsheim, Aspisheim, Engelstadt, Gensingen, Langenlonsheim,
Weitersheim, Welgesheim, Partenheim, Heidesheim am Rhein, Wackernheim,
Schwabenheim an der Selz, Essenheim, Rhaunen, Kirn, Sprendlingen, Gau-Weinheim,
Bad Kreuznach, Pfaffen-Schwabenheim, Pleitersheim, Volxheim, Wöllstein,
Schimsheim, Armsheim, Frei-Laubersheim, Hüffelsheim, Norheim, Wonsheim,
Flonheim, Bornheim, Lonsheim, Wendelsheim, Stein-Bockenheim, Erbes-Büdesheim,
Alsenz, Münsterappel?, Offenheim, Ilbesheim, Gauersheim, Saulheim, Sulzheim,
Wörrstadt, Spiesheim, Eichloch, Bermersheim vor der Höhe, Heimersheim, Albig,
Weinheim, Dautenheim, Wahlheim, Esselborn, Freimersheim, Einselthum, Albisheim
an der Pfrimm, Niefernheim, Harxheim an der Pfrimm, Marnheim, Dreisen,
Gundersweiler, Göllheim, Gehrweiler, Wingertsweiler, Hochstein, Börrrstadt,
Winnweiler, Eisenberg in der Pfalz, Höringen?, Otterbach, Immesheim, Ottersheim,
Rüssingen, Biedesheim, Gundheimerhof, Quirnheim, Lautersheim, Boßweiler,
Rodenbach, Mertesheim, Ebertsheim, Altleiningen, Aschbach?, Wiebelskirchen,
Queidersbach).
Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788
eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram
erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete
W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam
die zum bayerischen Reichskreis zählende
Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812
erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches
Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Woyda, Woyde (Reichsritter).
Im 17./18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. S. Vogt?.
L.: Stieber; Seyler 397.
Wrede (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 zählten die Freiherren von W. mit Mühlenbach, Arenberg und Immendorf
zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem waren sie um 1750
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Winkelmann-Holzapfel 169; Riedenauer 128.
Wucherer von Huldenfeld (Reichsritter).
Von 1732 bis 1749 war Heinrich Bernhard von W. als Personalist im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 274.
Wunschel (Reichsritter).
Um 1700 zählten die W. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Wunstorf (Reichsstadt?).
Um 865 gründete der Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp ein
Kanonissenstift, das König Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz unterstellte.
Im 12. Jahrhundert belehnte der Bischof von Minden die Grafen von Roden mit der
Vogtei über das Stift und die 1181 als civitas erwähnte bürgerliche Siedlung,
welche die Vögte allmählich so weit aus der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247
eine Gesamtherrschaft vereinbart wurde. 1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht
(1290 Rat). 1446 verkauften die Grafen von Roden ihren Anteil an das Hochstift
Hildesheim. 1447 ging er an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (1494
Calenberg). Insgesamt nahm W. eine eigentümliche Stellung zwischen
Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und 1776 erscheint es in der Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der Landesherr
die Stadt immer stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen (1866) kam
sie 1946 an Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium,
2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von
Wunstorf s. Ohlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W.,
1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969;
Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369.
Wurm (Reichsritter).
Im früheren 18. Jahrhundert zählten die W. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 128.
Wurmbrand (Grafen). 1265 hatten Herren von W.
Stuppach in Kärnten, das sie 1659 veräußerten. Die Grafen von W. (Wurmbrand-Stuppach)
zählten 1792 zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
1806 wurden die Grafen Wurmbrand-Stuppach in Österreich mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 62, 14.
Wurmser von Vendenheim (Freiherren, Grafen, Reichsritter). 1773 zählten die im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Grafen
W. mit dem 1612 erworbenen Sundhausen und dem 1456 erworbenen Vendenheim zum
Ritterkreis Unterelsass. Mit Meißenheim (Meisenheim) waren sie außerdem
Mitglied des Ortes (Bezirks) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Sie erloschen
männlicherseits 1844 und weiblicherseits 1851.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 66, 67; Wolf, J.,
Familienarchiv v. Wurmser, Urkunden und Akten (Abt. B 23 und F 26) 1398-1843,
1988.
Wurster von Kreuzberg, Creuzberg, Kreutzberg (Reichsritter). Die W. waren Mitglied des Ritterkreises
Schwaben. Außerdem gehörten sie im 18. Jahrhundert dem Kanton Altmühl und dem
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Kollmer 312; Bechtolsheim 15, 21; Riedenauer 128.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an
sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft
Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die
Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte
(Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten
[1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg).
1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und
Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen,
1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die
halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg,
Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte)
Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen
und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch
Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W.
als die größte Grafschaft des Reiches nach einem
Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten
Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und
Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen
(Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit
der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die
Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass,
die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck,
die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten
Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen
Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und
die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu
Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein,
Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und
Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels,
Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck,
Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb
Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg,
Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der
Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein,
Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg
Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht
uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V.
die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab
1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der
Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher
Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der
unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W.
1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste danach
bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen)
anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch
geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum
schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal
besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner
ursprünglichen 450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen
Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie und die Nebenlinien
Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen (bis 1705)
geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental
ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733
übernahm die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge
der ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim
und Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft
Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit
620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war der Herzog Mitglied des
Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer Güter auch
Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog
Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Güter an
Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen
mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses
unter der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien
Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil,
Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd
nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000
Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier
Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in
Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil
und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das
Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach,
Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an
W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das
Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen
Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen
(1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine
im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen
Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch
Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post,
Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am
30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921).
Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933
übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945
wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone)
und Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168; Sattler, C., Geschichte des Herzogtums
Würtenberg unter der Regierung der Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C.,
Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen,
1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von
Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen
Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte
Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d.
Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der
württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die
Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u.
a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in
Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg.
Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im
Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten,
2. unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner
geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch,
hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine
Geschichte Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische
Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute,
1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A.,
Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe,
R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a
State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich
Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v.
Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793
(Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte
von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug
durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in
Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes
Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und
Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons
Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte
und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen
(1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989;
Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen
Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995;
Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von
Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000;
Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001;
Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933,
bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann,
W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Würtzburg, Würzburg (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert
zählten die Freiherren von W. mit Teilen von Röttingen samt Teilen von
Tauberrettersheim zum Kanton Gebirg sowie am Ende des 18. Jahrhunderts zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 397; Hölzle, Beiwort 55;
Winkelmann-Holzapfel 169; Riedenauer 128; Rahrbach 303.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter. 1007
wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der
Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt)
und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch
kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen
Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld
linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und
(bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in
heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als
Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig
unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim fränkischen Reichskreis. Durch die
Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die Julius Echter von
Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten
Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum
Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits
1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied
des Ritterkreises Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und
Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten,
Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf,
Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im
Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von
Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils
Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen,
Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000
Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54
Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und
Leiningen. 1805 kam es von Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den
Habsburger Ferdinand von Toskana. Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814
als Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den
Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam
Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W.
wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs
4, 98; Neumaier 15, 19f., 24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.;
Chroust, A., Geschichte des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des
Großherzogtums Würzburg, 1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und
Bamberg in ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte
des deutschen Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte
der Stadt Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg,
1952; Bosl, K., Würzburg als Reichsbistum, FS T.
Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger Hochstiftskarte des Oberleutnants von
Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24 (1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung
(1612-1691) und die Entwicklung der Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber.
zur dt. Landeskunde 25 (1960); Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f.
1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86
(1966); Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W.,
Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl,
K., Franken um 800, 2. A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte
des Bistums Würzburg und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im
Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen
Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das
Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H.,
Würzburg im 16. Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische
Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus,
1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg,
1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe
von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum
Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995;
Wendehorst, A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg.
v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638, 1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung
durch Bauen, 2007; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650,
bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v.
Fuchs, F. u.a., 2014.
Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen
von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen über die Mulde wird 961 eine
civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017 gehörte der östlich von Leipzig
gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe von Meißen, die ihn zunehmend
ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom geweiht und ein Kollegiatstift
eingerichtet. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts waren die Bischöfe
Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den Markgrafen von Meißen gewann
das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich westlich der Mulde in Merseburger
Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer mit 275 Quadratkilometern). Seit dem
Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten
von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht und Militärhoheit beschränkten Einfluss.
1581 übernahmen sie durch Vertrag die Verwaltung, für die sie bis 1818 eine
eigene weltliche Regierung des Stiftsamts W. im obersächsischen Reichskreis einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem
Hochstift Meißen endgültig an Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wurzen (Stift, Residenz des Bischofs von Meißen
von 995/1487-1581). 1114 errichtete der Bischof von Meißen in dem zu seinem
Einflussbereich zählenden, 961 erstmals genannten Ort W. an der Mulde ein
Kollegiatstift. 1581 wurde das Bistum Meißen aufgehoben, das Hochstift kam an
Sachsen. Das schlecht ausgestattete Kollegiatstift blieb als evangelisches
Domstift erhalten. Das Stift hatte eine eigene Regierung und war unmittelbar
dem geheimen Rat zu Dresden untergeben.
L.: Wolff 379; Wallner ObersächsRK 2; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 649.
Wylre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wijlre).
W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040
erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W.
und einigen Höfen bestehende reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach
den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814
stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz
Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Yberg (Reichsritter).
Um 1562 waren die Y. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 217.
L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 651.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf
Schwaben den Titel eines Herzogs bei, nannte sich aber nach der Übernahme des
Erbes der Grafen von Rheinfelden (vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078
erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der
Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von
Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg),
des Rektorats über Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die
Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten), der Reichsvogtei
über Zürich, durch Rodung im südlichen Schwarzwald und Gründung von Städten
(Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von
Offenburg bis in die spätere Westschweiz reichendes, durch Städtegründungen und
Klosterstiftungen verdichtetes Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der
Grafen von Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab.
1198 wurden die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen.
Nach dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von
Urach (Grafen von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg
(Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut.
Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich
und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Mayer, T., Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T.,
Mittelalterliche Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965;
Die Zähringer, hg. v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine
Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß
und Wirkung, hg. v. Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer
Vorträge und neue Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer,
LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
Zandt von Merl (zu Weiskirchen) (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Z. mit
Münchweiler und Weiskirchen zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 171.
Zedtwitz, Zettwitz (Reichsritter).
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gehörten die Z. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken, vom 16. bis zum 17. Jahrhundert zum Kanton Altmühl und
zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 209; Riedenauer 128.
Zeil (Herrschaft, Grafschaft). Als Teil der
Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft Z. mit der späteren Reichsstadt Leutkirch von den Udalrichingern in der
Linie Bregenz an die Grafen von Montfort. Diese veräußerten die Güter um 1291
an das Reich. Die Grafschaft Z. wurde 1337 als
Pfand von den Truchsessen von Waldburg erworben. 1526 wurde sie in ein Reichslehen der georgischen (Zeiler) Linie des Hauses
Waldburg umgewandelt und 1628 zur Reichsgrafschaft
erhoben. 1806 fiel sie von der Linie Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit
rund 3000 Einwohnern an Württemberg. Damit kam Z. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54.
Zeiskam (Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die Z. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Zeitz (Burg, Bistum, Residenz des Bischofs von
Naumburg und des Herzogs von Sachsen-Zeitz). Das 968 von Kaiser Otto dem Großen
an der Stelle einer alten slawischen Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster
errichtete, Magdeburg unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida
und Naumburg wurde 1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt
(seit 1285 Sitz des Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547 kam die Stiftsregierung
von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das Gebiet um Z. zur Ausstattung
einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die Provinz Sachsen Preußens kam
Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik.
S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Zell (am Harmersbach) (Reichsstadt). Z. im Schwarzwald wird 1139 (Cella)
erstmals erwähnt. Es war eine Zelle des Klosters Gengenbach, der dieses
Stadtrecht verlieh. Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Z., das als Lehen
Bambergs der Zähringer bei deren Aussterben 1218 an Kaiser Friedrich II.
gekommen war und das König Rudolf von Habsburg nach einem 1265 durch König
Konradin erfolgten Verkauf an die Herren von Geroldseck wieder an das Reich gezogen hatte, reichsunmittelbar. Es war stets
die kleinste aller Reichsstädte, hatte Sitz und
Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis und wurde zusammen mit Offenburg und
Gengenbach mehrfach verpfändet. Mit ihnen schloss es sich 1575 im Bund der sog.
Vereinsstädte zur Abwehr der Eingliederungsbestrebungen der seit 1556 zu
Österreich gehörenden Ortenau zusammen. 1718 musste es die Unabhängigkeit des Reichstals Harmersbach anerkennen. 1803 fiel es mit
etwa 2 Quadratmeilen Gebiet (Nordrach, Biberach, Oberentersbach und
Unterentersbach) und rund 2900 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/2 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Zeumer 555 III b 33; Wallner 688 SchwäbRK 62; Schroeder 307ff.;
Disch, F., Chronik der Stadt Zell am Harmersbach, 1937.
Zerbst („Insektenlandschaft“, Burg, Stadt,
Residenz des Fürsten von Anhalt-Zerbst). Z. (948 provintia Cieruisti, 1007 urbs
Zirwisti) an der Nuthe wurde vor 1200 als deutsche Stadt gegründet. 1307/1319
kam es an die Askanier. Von 1603 bis 1793 war es Sitz der Linie Anhalt-Zerbst
Anhalts. Mit Anhalt gelangte es in Sachsen-Anhalt von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Zerwisti.
L.: Wolff 408; Neumeister, P., Zerbst, LexMA 9 1998, 545; Specht, R.,
Geschichte der Stadt Zerbst, hg. v. d. Stadt Zerbst, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 655.
Zerer (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken. S. Rorer?
L.: Riedenauer 128.
Zeyern (Reichsritter).
Im 16. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Ziegenhain (Grafschaft). An einem Übergang über die
mittlere Schwalm zwischen Burgwald und Knüll entstand im 10. oder 11. Jahrhundert
die Burg Z. Nach ihr nannte sich seit 1144 ein seit dem 9. Jahrhundert
nachweisbares, ab 1090 sicher bezeugtes Geschlecht (Grafen von Reichenbach und Wegebach, 1062 Gozmar, 1101 Graf
Rudolf). Im 12. Jahrhundert bauten die Grafen von Z. auf der Grundlage einer
Stiftsvogtei Fuldas sowie von Allod, Reichsgut
und Mainzer, Fuldaer und Hersfelder Lehen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet
zwischen Burgwald und Knüll auf, das Niederhessen (um Kassel) fast völlig von Oberhessen
(um Marburg) trennte. Um 1200 (vor 1206) erbten sie die Grafschaft Nidda in der
Wetterau. Von 1258 bis 1311 war die Grafschaft geteilt. 1279 ging die Vogtei
über Fulda an Fulda und 1294 das Amt Neustadt östlich von Marburg an das
Erzstift Mainz verloren. Nach dem Sieg Hessens über Mainz 1427 musste der Graf
1437 die Grafschaft von Hessen zu Lehen nehmen. Nach seinem erbenlosen Tod fiel
die Grafschaft 1450 an Hessen heim und verband Niederhessen mit Oberhessen. Bis
1495 war Hessen allerdings in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hohenlohe
verstrickt, denen Kaiser Friedrich III. Z. als Reichslehen
verliehen hatte. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Z. 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Heußner, R., Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain, 1888;
Wolff, W., Zur Geschichte der Stadt Ziegenhain in Hessen, 1907; Brauer, F., Die
Grafschaft Ziegenhain, 1934; Heinemeyer, K., Ziegenhain, LexMA 9 (1998), 603;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 404.
Ziesar (Residenz des Bischofs von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 657.
Zilhart (Reichsritter).
Von 1562 bis etwa 1623 (seit Anfang des 17. Jahrhunderts wegen der
graneckischen Güter) waren die Z. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. S. Züllenhard.
L.: Hellstern 217.
Zimmern (Freiherren, Grafen). Die um 1080
erstmals genannten Herren von Z. (Herrenzimmern) bei Rottweil bildeten um die
Burg Z. eine Herrschaft aus. Dazu erwarben sie nach Heirat (1319) 1354 von
einer Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg die Herrschaft Messkirch, um
1400/1462 Wildenstein sowie 1462 von Habsburg Oberndorf als Pfand. 1538 wurden
sie zu Grafen erhoben. Die Grafen von Z., über deren ältere Geschichte die
Zimmerische Chronik des gelehrten Graf Froben Christoph (1519-1566) von
1564/1566 berichtet, gehörten dem schwäbischen Reichskreis
sowie mit der 1581 erworbenen Herrschaft Schramberg dem Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben an, starben aber 1594 aus. Ihre Güter wurden von den
Erben 1595 an die Stadt Rottweil verkauft. Messkirch kam über eine Schwester
des letzten Grafen an die Grafen von Helfenstein. Über Rottweil gelangten die
Güter zuletzt 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 148; Franklin, O., Die freien Herren und Grafen von Zimmern,
1884; Jenny, B., Graf Froben Christoph von Zimmern, 1959; Kruse, H., Zimmern,
LexMA 9 1998, 616.
Zink, Zinck, Zingel (Reichsritter).
Um 1700 zählten die Z. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Seyler 397; Riedenauer 128.
Zitice (Gau, Teil Nizizis, mit Zurbici) (961,
973 Citice). S. Scitici.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 24 (Scitice, im
Gau Niccicci, Elsnig, Dommitzsch, Zwethau); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Scitizi (Dommitzsch, Elsnig); Wagner,
G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9.
Zobel (Reichsritter)
s. Zobel von Giebelstadt.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 128.
Zobel von Giebelstadt, Zobel zu Giebelstadt,
Zobel (Reichsritter). Im 18. und zu Beginn des
19. Jahrhunderts zählten die Z. mit Teilen von Baiertal (Baierthal) bei
Tauberbischofsheim, Teilen von Balbach, Darstadt, Teilen von Giebelstadt, der
Hälfte von Goßmannsdorf, Schloss und Gut Guttenberg, Herchsheim, Messelhausen,
Osthausen und Teilen von Segnitz, Lipprichhausen (Lipprichshausen) und Teilen
von Rütschdorf zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie
anfangs in den Kantonen Altmühl und Baunach sowie im frühen 18. Jahrhundert im
Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Von 1717 bis 1727 gehörten sie wegen von den
Thüngen ererbter Anteile an Freudental und von 1727 bis 1770 als Personalisten
dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben an. Messelhausen, Balbach und
Rütschdorf fielen 1808 an Baden, Giebelstadt an Würzburg und Lipprichshausen an
Bayern. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 397; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 171; Pfeiffer 210; Riedenauer 128; Stetten 33,38, 183,
186, 188; Schulz 274; Rahrbach 305; Neumaier 73, 149, 151f.
Zocha (Reichsritter).
Die Z. zählten im 17. und frühen 18. Jahrhundert wegen Wald und Laufenbürg
(Lauffenburg) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 128.
Zollner von Brand, Zollner genannt Brandt,
Zollner von Brand von Kirchschletten (Reichsritter).
Vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken. Zeitweise gehörten sie auch den Kantonen Baunach und
Steigerwald an.
L.: Stieber; Pfeiffer 214; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 128.
Zollner von Hallburg, Zollner von der Hallburg (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis zu ihrem
Aussterben um 1640 zählten die Z. mit Gaibach, Hallburg, Kleinlangheim,
Krautheim mit Rimbach, Lülsfeld mit Strehlhof und Zeilitzheim zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Bechtolsheim 2, 13, 19, 63; Riedenauer 128; Rahrbach 307; Ulrichs
209.
Zollner von Rottenstein, Zollner von
Rothenstein, Zollner von Birkenfeld von Rotenstein, (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 128; Rahrbach 309.
Zorn (Reichsritter).
Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. S. Zorn von Bulach.
L.: Riedenauer 128; Stetten 33.
Zorn von Bulach (Freiherren, Reichsritter). Die Z. sind eines der ältesten Adelsgeschlechter
des Elsass. Im 18. Jahrhundert und frühen 19. Jahrhundert zählten die
Freiherren Z. zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Anton Joseph Z.,
Herr zu Grol [Groll]) sowie als bereits im Stichjahr 1680 angesessene und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierte Familie mit der Hälfte
Enzheim, der Hälfte Gerstheim und Osthausen zum Ritterkreis Unterelsass. S.
Zorn.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67; Neumaier 73.
Zorn von Plobsheim (Freiherren, Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr
1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Z.
zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67.
Zotter von Berneck, Zott von Perneck (Reichsritter). Von etwa 1581 bis 1587 war Gottfried
Z., der um 1570 die Herrschaft Schramberg hatte, Mitglied des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 148, 218.
Zuckmantel von Brumath (Freiherren, Reichsritter). 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und bei der Ritterschaft immatrikulierten Z. zum Ritterkreis Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits 1781 und weiblicherseits 1789.
Zufraß (Reichsritter).
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Züllenhard, Züllnhorst, Zyllnhard, Zillert, Zilhart
(Reichsritter). Vom frühen 16. Jahrhundert bis
etwa 1650 und von etwa 1750 bis ins frühe 19. Jahrhundert waren die Z.
(Zyllnhardt) mit Teilen von Widdern Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis Rhein sowie wegen
Gütern in Dürnau, Gammelshausen und Geradstetten von 1542 bis 1687 zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie von 1562 bis etwa 1623 (seit dem Anfang
des 17. Jahrhunderts wegen der graneckischen Güter) zum Kanton
Neckar-Schwarzwald-Ortenau.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle,
Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 171; Riedenauer 128; Stetten 33, 38; Schulz
274; Neumaier 151 (Züllenhard zu Widdern).
Zurhein, Zurheim (Reichsritter).
Um 1800 zählten die Z. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128.
Zürich (Kanton). 1798 wurde das aus der 1218 Reichsunmittelbarkeit erlangenden, seit 1291 durch
Bündnisse mit Uri und Schwyz verknüpften (Reichs-)Stadt
Z. erwachsene Herrschaftsgebiet Zürichs als Kanton in die von Basels
Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung Frankreichs gebildete Helvetische
Republik eingegliedert. 1803/1815 wurde Z. als Kanton der Eidgenossenschaft der
Schweiz wiederhergestellt.
L.: Wolff 518; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995.
Zürich (Reichsstadt).
Am Ort des römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große
neben einem Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König
Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei
Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei
(Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10.
Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218 erlangte
Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König
Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13.
Jahrhunderts brachte es das Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster
unter seine Herrschaft. 1291 schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz.
Von 1313 bis 1336 verband es sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der
Eidgenossenschaft der Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage
an der Straße vom Sankt Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bereits im 14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am
Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die
Herrschaften am See Greifensee (1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die
Reichsgrafschaft Kiburg (Kyburg) (1424/1452) und
ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt, Steinhausen [1415],
Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von
1521 wurde es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die
Reformation durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit
mit der übrigen Eidgenossenschaft der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen
mit Bern wieder die 1531 verlorene Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich
(Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A.
1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.;
Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.;
Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932;
Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G.,
Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die
lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert,
Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich,
1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31,
32, Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;)
Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger,
H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die
Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer, H. C., Zürich von der
Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt Zürich und ihre
Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525, 1985; Zürich.
Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte des Kantons
Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790; Kleine Zürcher
Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000;
Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe
Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und
Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 261.
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei, Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete
Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei
Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der Vogtei der
Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin.
Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
Zürich, Großmünster (Reichsstift).
Am Ort des römischen Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift
Großmünster. Dieses stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von
Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998.
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz, Neukastel
oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und Altenmünster
in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf am Donnersberg
und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg, Saargemünd)
wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben.
1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt
Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen
1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz
(Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in
der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416
das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von
Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697
war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654
in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis
1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen
Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern
erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an
Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a.
Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs
6, 170; Molitor, L., Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885;
Zweibrücken. 600 Jahre Stadt 1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine
Meister, hg. v. Dahl, J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der
Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde
des Saarlandes Bd. 2 1977; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H.,
Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
Zweifel, Zweiffel (Reichsritter).
Vom späteren 16. bis zum früheren 18. Jahrhundert zählten die Z. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Von 1735 bis etwa 1747 waren die vorher
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein gehörigen Z. Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Stieber; Hellstern 218; Seyler 397; Riedenauer 128.
Zwickau (Reichsstadt
[?]). Z. am Übergang der Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer Mulde
ist erstmals 1118 (Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt. Die vor
1145 (bzw. vor 1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt) erlebte
unter den Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt)
und kam um 1200 (1206?) an die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von
Habsburg wurde Z. dem Reich wieder angenähert
(vor 1290-1362), doch wurde 1308 Z. bereits wieder Pfandgut bzw. musste
Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb der Markgrafschaft Meißen kam das etwa
4000 Einwohner zählende Z. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die
albertinische Linie und über Sachsen von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.;
Fritzsch, E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9
1998, 732; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, J. u. a., 2012ff..
Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei).
1089 wurde die zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z.
bei Reutlingen unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno)
und Luitold (Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern
über mehrere Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von
Emerkingen und von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie
1491 endgültig an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in
29 Orten, Urbar 1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft über 26
(bzw. 35) Dörfer (weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei nach
erfolgreicher Abwehr (1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche Württembergs
und Zahlung von 210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an Württemberg die Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im
schwäbischen Prälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis.
Bis zur Säkularisation gehörten ihr die Dörfer Aichelau, Aichstetten,
Attenhöfen (Attenhofen), Baach, Bechingen, Daugendorf, Dürrenwaldstetten,
Emeringen, Gauingen, Geisingen, Gossenzugen, Hochberg, Huldstetten,
Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim), Lauterach, Mörsingen, Neuburg, Oberstetten,
Oberwilzingen, Offingen, Pfronstetten, Reichenstein,
Sonderbuch, Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell, die Schlösser Mochental
(Mochenthal) und Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe, Häuser und Gefälle in
fremden Gebieten und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg bei Gammertingen.
1803 fiel sie mit 3,3 Quadratmeilen bzw. 38 Quadratkilometern und 8000 bzw.
4800 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. Über Württemberg gelangten
die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten, 1967; Germania Benedictina V:
Baden-Württemberg, 1975; Setzler, W., Kloster Zwiefalten. Eine schwäbische
Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und
Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem
Krieg und Säkularisation, Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7.
Saeculum der Abtei, 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H.,
1990; Eberl, I., Zwiefalten, LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und
Landnutzung, 2006.
Zwierlein (Freiherren, Reichsritter).
Die 1790 in den Freiherrenstand erhobenen Z. zählten mit dem 1787 von den
Hopffer erworbenen sieben Zweiundreißigstel Unterriexingen zum Kanton Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 65.
Das Register enthält alle wesentlichen
Ortsnamen einschließlich der Stichwörter. Es verweist jeweils auf den oder die
Artikel (bzw. das Stichwort oder die Stichwörter), in denen das Registerwort
erscheint (z. B. begegnet die Reichsstadt Aachen
in den Artikeln Aachen, Eschweiler, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Köln usw.).
Durch * am Ende besonders gekennzeichnet sind die Stichwörter (z. B. Aach*,
Aachen*, Aalen* usw.) des Textteils im Gegensatz zu den sonstigen, nur in
den Texten bzw. in den Artikeln vorkommenden Registerwörtern.
Sehr zu danken habe ich Willy Langer und Max Mühlbauer für freundliche
selbstlose Hilfe bei der Verbesserung und Ergänzung des Registers und Veronika
Schönegger für die maschinenlesbare Umsetzung.
Neben dem Register besteht auch noch eine vollständige Wortformenliste. Sie
verzichtet auf eine Normalisierung unterschiedlicher Schreibweisen. Sie enthält
alle im gesamten Werk vorkommenden graphischen Einheiten mit Angabe der
Häufigkeit und ergänzt dadurch das Register.
Aachen* (RS) Eschweiler, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Köln, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nivelles, Nordrhein-Westfalen, Pfalz, Rheinprovinz
Aachener Reich Aachen
Aalen* (RS) Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Württemberg
Aarschot* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Aerschot* (Aarschot) (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Albertshausen (bei Reichenberg im Kreis Würzburg) Wolfskehl von Reichenberg
Allersheim (zu Giebelstadt) Groß, Redwitz, Wolfskehl von Reichenberg
Altshausen* (RDorf, DOKomm) Achberg, Arnegg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Rohr und Waldstetten bzw. Rohr-Waldstetten, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Amtzell Reichlin von Meldegg
Anhalt* (G, Ftm, Freistaat) Allstedt, Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Askanier, Bernburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Gernrode, Köthen, Lindau, Norddeutscher Bund, Obersächsischer Reichskreis, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Warmsdorf, Zerbst
Anhalt-Bernburg* (G) Anhalt, Anhalt-Bernburg-Harzgerode, Anhalt-Bernburg-Schaumburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst, Bärenfeld, Bernburg, Holzappel, Köthen, Rheinbund, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Anholt* (ruHt) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Salm, Salm-Anholt, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Ansbach* (Ftm, MkGt, Residenz) Altenkirchen, (Althausen,) Auhausen, Bayern, Bayreuth, Berkley, Beuthen, Brandenburg, Brauneck, Crailsheim, Dörzbach, Eichstätt, Erkenbrechtshausen, Feuchtwangen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Fränkischer Reichskreis, Freusburg, Geyern, Gröningen, Hausen, Hofer von Lobenstein, Hohenlohe-Brauneck, Hohenzollern, Holtz, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Jägerndorf, Jagstheim, Kitzingen, Langenburg, Lobenhausen, Mainbernheim, Nürnberg, Preußen, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schwarzenberg, Seefeld, Streitberg, Vestenberg, Waldmannshofen, Weißenburg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Antwerpen* (MkGt) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Luxemburg, Salm
Arenberg* bzw. Aremberg (H, G, Hz) Aerschot bzw. Aarschot, Chimay, Croy, Dülmen, Emsland, Frankreich, Freusburg, Jülich-Kleve-Berg, Kerpen (Ht), Köln, Kurrheinischer Reichskreis, Mechernich, Meppen, Münster, Recklinghausen, Rheinbund, Rheinprovinz, Saffenburg, Schleiden, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Arnsberg* (Gt, Residenz) Fredeburg, Hessen, Hessen-Darmstadt, Köln, Kurrheinischer Reichskreis, Mark, Meschede, Rietberg, Soest, Werl, Westfalen
Aspremont* (G) Baindt (Baind), Leiningen, Reckheim (Reckenheim), Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Auersperg* (RFreiH, RG) Frankenstein, Gottschee, Losenstein, Münsterberg, Neufürstliche Häuser, Schwäbischer Reichskreis, Seyring, Tengen, Wels-Lambach, Wlaschim (Wlaschitz)
Augsburg* (Hochstift, Residenz, RLV, RS) Aislingen, Augsburg, Sankt Ulrich und Afra, Autenried, Bayern, Benediktbeuern, Burgau, Burtenbach, Buxheim, Deutscher Orden, Diemantstein, Dillingen, Eschenlohe, Feuchtwangen, Freiberg (Hohenfreyberg), Füssen, Günzburg, Herwarth von Bittenfeld, Hohenfreyberg, Jettingen, Kempten (gfAbtei), Kirchheim am Lettenbach, Mainz, Marktoberdorf, Neresheim, (Niederraunau,) Oberschwaben, Ottobeuren, Raunau, Rettenberg, Sankt Ulrich und Afra, Schönegg, Schwabegg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Straubing, Sulzberg, Volmar, Wessobrunn, Wettenhausen, Wittislingen
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra* (RStift) Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Baar* (LGt) Baden (MkGt), Fürstenberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzach, Zähringen
Babenhausen* (im Unterallgäu) (Ht, RFtm, RRi) Fugger, Fugger-Babenhausen( und Boos), Reichau
Baden* (Gt, MkGt, GroßHztm) Aach, Adelsheim, Adelsreut (Adelsreuth), Allerheiligen, Allmut bzw. Almut, Altensteig, Amorbach, Baar, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Württemberg, Badenweiler, Basel (FBtm, Hochstift), Bauerbach, Bayern, Beinheim, Bellheim, Berlichingen, Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Biberach, Binningen, (Bischofsheim), Blumberg, Blumenfeld, Bödigheim, Bodman, Bohlingen, Bonndorf, Buol (Boul), Breisach, Breisgau, Bretten, Bronnbach, Burkheim, Dagsburg, Deuring, Deutscher Bund, Diersburg, Dilsberg, Durlach, Eberbach (RS), Eberstein, Ebringen, Edelfingen, Elsass-Lothringen, Elsenz, Emmendingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Flehingen, Frauenalb, Freiburg (G), Freudenberg, Fürstenberg, Gailingen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbtei), Gengenbach (RS), Geroldseck, Grafenhausen, Gräfenstein, Hachberg, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hegau (LGt), Heidelsheim, Heiligenberg, Heinsheim, Heitersheim, Helmstadt, Herdwangen, Herrenalb, Hesperingen, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hewen, Hilzingen, Hochberg, Hochburg, Hoffenheim, Hohenbodman, Holdermann zu Holderstein, Hoppetenzell, Hornberg, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Ittendorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kastelberg, Katzental, Kehl, Kinzigtal, (Kirnberg,) Klettgau, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Konstanz (RVS), Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kürnberg, Lahr, Lahr-Mahlberg, Laufenburg, Lauffen, Leiningen, Leiningen-Billigheim, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Neudenau, Lenzburg, Lenzkirch, Leyen, Lichtenau (Bg), Lichteneck, Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Mahlberg, Mainau, Mannheim, Martinstein, Mengen, Menzingen, Meßkirch, Modena, Modena-Breisgau, Mosbach, Münchhöf, Münchwald, Munzingen, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neipperg, Nellenburg, Neuenburg (RS), Neuhaus, Neuweier, Niefern, Nimburg, Norddeutscher Bund, Oberkirch (Ht), Oberschefflenz, Odenheim (und Bruchsal), Offenburg, Ortenau, Petershausen, Pfalz, Pforzheim, Pfullendorf, Prechtal, Ramsberg, Reibeld, Reichenau, Reifferscheid, Reischach, Rheinbund, Richen, Rodemachern, Rosenegg, Rötteln, Rüdt von Collenberg, Säckingen, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim, Sankt Blasien, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Sausenberg, Sayn-Wittgenstein, Schenkenzell, Schlackenwerth, Schlatt am Randen, Schüpfer Grund, Schuttern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Österreich, Schwarzach (RAbt), Schwarzenberg, (Gt, F), (Schweigern,) Schwetzingen, Schwörstadt, Sennfeld, Sickingen, Singen, Sinsheim, Speyer, Sponheim, Sponheim-Starkenburg, Staufen, Steinegg, Stotzingen, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzburg, Sulzfeld (H, rriOrt), Tengen, Tennenbach, Tiefenbach, Triberg, Überbruck (Überbrick) von Rodenstein, Überlingen, Üsenberg, Vorderösterreich, Waibstadt, Waldburg, Waldkirch, Waldstädte, Walldorf (RDorf), Walldürn, Wehr, Weil der Stadt, Weißenstein, Wellendingen, (Wenkheim,) Wertheim, Widdern, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Wolfach, Worms (Hochstift), Württemberg, Zähringen, Zell am Harmersbach, Zobel zu Giebelstadt, Zwingenberg
Baden-Baden* (MkGt, Residenz) Baden, Beinheim, Frauenalb, Kehl, Lahr, Mahlberg, Offenburg, Ortenau, Rodemachern, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzach, Staufen, Windeck
Baden-Durlach* (MkGt) Baden, Durlach, Hachberg, Hochburg, Nimburg, Rhodt, Sausenberg, Schwäbischer Reichskreis, Steinegg, Üsenberg
Baden-Hachberg* (H, Ht, MkGt) Badenweiler, Burkheim, Hachberg, Hochburg, Schwäbischer Reichskreis
Baden-Württemberg* (L) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achberg, Achstetten, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelsreute, Adelstetten, Albeck, Aldingen, Alfingen, Allerheiligen, Almut, Alpirsbach, Altburg, Altdorf (RDorf), Alteburg, Altensteig, Althohenfels, Altmannshofen, Altshausen, Argen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Aulfingen, Baar, Bachenau, Baden, Badenweiler, Baindt, Baldern, Ballmertshofen, Balzheim, Bargau, Bartenstein (Ht), Bartholomä, Bauerbach, Baumgarten-Eriskirch, Bebenhausen, Berg, Berlichingen, (Bernau,) Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Beuron, Biberach, Binningen, (Bischofsheim,) Blaubeuren, Blumberg, Blumenfeld, Böbingen, Böckingen, Bödigheim, Bodman (zu Bodman,) Bohlingen, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, Börstingen, Braunsbach, Breisach, Breisgau, Bretten, Brochenzell, Bronnbach, Bronnen, Buchau, Buchhorn, Buol, Burgberg, Burkheim, Bussen, Bußmannshausen, Calw, Crailsheim, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Diersburg, Dießen (rriOrt), Dietenheim, Dilsberg, Dischingen, Donaustädte, Dorfmerkingen, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Durlach, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberbach, Eberhardzell, Ebringen, Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellrichshausen, Ellwangen, Elsenz, Emerkingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Erbach, Erkenbrechtshausen, Eroldsheim (Erolzheim), Eschenbach (rriHt), Esslingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Flehingen, Flochberg, Frauenalb, Freiburg (G, RS), Freudenberg, Freudental (rriHt), Friedberg-Scheer, Fürfeld, Gaildorf, Gailingen, Gammertingen, Gärtringen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbt), Gengenbach (RS), Geradstetten, Geroldseck, Giengen, Glatt, Grafenhausen, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grüningen (rriOrt), Gültlingen, Gundelfingen, Gutenzell, Hachberg, Hafner, Haigerloch, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Harthausen, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hechingen, Hegau (LGt), Heggbach, Heidelsheim, Heidenheim, Heilbronn, Heiligenberg, Heiligkreuztal, Heinsheim, Heitersheim Helfenstein, Helmstadt (RRi, Ort), Herbrechtingen, Herdwangen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwart von Bittenfeld (Herwarth von Bittenfeld), Hettingen, Heuchlingen, Hewen, Hilzingen, Hirsau, Hirschlatt, Hochberg, Hofen, Hoffenheim, Hohenberg, Hohenbodman, Hohenfels, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, (Homberg,) Höpfigheim, Hoppetenzell, Hornbach (Ht), Hornberg (Ht), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RS), Ittendorf, Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Jungnau, Justingen, Kaltenburg, Kastelberg, Katzenstein, Katzental, Kehl, Kinzigtal, Kirchberg (Gt, Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg, Klettgau, Kocherstetten, Königsbach, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konstanz, Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Künzelsau, Kürnberg, Lahr, Langenburg, Laufenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Lenzkirch, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenau, Lichtenberg (Ht), Lichteneck (Liechteneck), Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Lindach, Lobenhausen, Lossburg, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Mahlberg, Maienfels, Mannheim, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten, Massenbach, Mauerstetten, Maulbronn, Mengen, Menzingen, Mergentheim, Messkirch, Michelbach (Ht), Möhringen, Moosbeuren, Mosbach (RS), Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Munderkingen, Munzingen, Murrhardt, Nagold, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg (RS), Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhaus, Neuhausen, Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuweier, Niederstetten, Niederstotzingen, Niefern, Nimburg, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschefflenz, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Odenheim, Odenheim (und Bruchsal), Odenwald, Oeffingen, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Offenburg, Oggelsbeuren, Öhringen, Orsenhausen, Ortenau, Oßweil, Ostrach, Ow, Petershausen, Pfedelbach, Pfeil, Pfullendorf, Pfullingen, Plettenberg, Prechtal, Preußen, Quadt, (Quadt-Wickrath, Quadt-Wickrath und Isny,) Racknitz, Ramsberg, Ramsenstrut, Ravensburg, Reibeld, Reichenau, Reichenbach, Reichenstein, Reinsbronn, Reiß von Reißenstein, Reutlingen, Richen, Riedlingen, Riedheim (Rietheim) (Ht), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Romberg, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein, Rothenburg ob der Tauber, (Rothenstein bzw. Rotenstein), Rott, Rötteln, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Rüdt von Collenberg, Sachsenheim, Säckingen, Saint Vincent, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim bzw. Salm-Krautheim, Sankt Gallen, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Saulgau, Sausenberg, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenkenzell, Schlat, Schlatt am Randen, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schüpfer Grund, Schussenried, Schuttern, (Schütz-Pflummern,) Schwaben, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwaigern (Schweigern), Schwarzach (RAbt), Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Schwetzingen, Schwörstadt, Seibold von Horkheim, Sennfeld (Ht), Sickingen, Siggen, Sigmaringen, Singen, Sinsheim, Söflingen, Speyer, Stadion, Stammheim, Staufen, Staufenberg, Steinegg, Sternegg, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzfeld, Talheim, Tannheim, Tengen, Tennenbach, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Tiefenbach, Törring, Triberg, Trochtelfingen, Tübingen, Überlingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmetingen, Urach, Urslingen, Urspring, Üsenberg, Uzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Veringen, Waibstadt, Waldburg-Scheer, Waldburg-Zeil-Wurzach, Walden, Waldkirch (G, RRi), Waldmannshofen, Waldsee (Ht, Gt), Waldstädte, Waldstetten, Walldorf, Walldürn, Waltershofen, Wangen (RS), Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen, Wehr, Wehrstein, Weihersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten (RStift, RAbtei), Weinsberg (Ht, RS), Weißenau, Weißenstein, Weißenstein, Wellendingen, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Widdern, Wiesensteig, Wildberg, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfach, Wolfegg, Wöllstein, Württemberg, Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern, Wurzach, Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zell am Harmersbach, Zimmern, Zobel zu Giebelstadt, Zwiefalten
Baindt* (RAbtei) Aspremont, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Bamberg* (Hochstift, Residenz) Abenberg, Altaich, Andechs, Ansbach, Babenberger, Baunach (H), Bayern, Boppard, Dornstetten, Egloffstein, Eichstätt, Formbach, Franken (Hztm), Franken (RiKreis) bzw. fränkischer Ritterkreis, Fränkischer Reichskreis, Gengenbach, Giebelstadt, Guttenberg (FreiH, RRi), Hilzingen, Bamberg, Kirchentellinsfurt, Kitzingen, Mahlberg, Nagold, Niederalteich, Oberösterreich, Pfalz-Sulzbach, Reichelsberg, Schlüsselberg, Schuttern, Seinsheim, Speyer, Streitberg, Sulzbach, Thurnau, Truchsess von Wetzhausen, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zähringen, Zell am Harmersbach
Barby* (G) Anhalt, Anhalt-Köthen, Arnstein bzw. Arnstein-Barby, Mainberg, Obersächsischer Reichskreis, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Westphalen
Basel* (Ka, FBtm, Residenz, RS, RVS) Baden (MkGt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Biel, Breisach, Delsberg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Franquemont, Geizkofler, Härkingen, Jura, Münster (RS), Oberrheinischer Reichskreis, Pfirt, Pruntrut, Rappoltstein, Sankt Blasien, Schweiz, Wehr (Ht), Zugewandte Orte, Zürich (Ka)
Bayerischer Reichskreis* Breiteneck bzw. Breitenegg, Burgrain, Donaustauf, Eggmühl, Ehrenfels, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freising, Fürsteneck, Haag, (Hafner-Obernzell,) Hals, Heideck, Hohenburg, Hohenschwangau, Hohenwaldeck, Ismaning, Leoprechting, Maxlrain, Obernberg, Obernzell, Oberpfalz, Ortenburg, Österreichischer Reichskreis, Partenkirchen-Mittenwald, Passau, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt, (Pfalz-Oberpfalz), Pfalz-Sulzbach, Pyrbaum, Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichskreise, Riedenburg bzw. Riedernburg, Rothenberg, Salzburg (EStift), Störnstein (Sternstein), Sulzbach (G), Sulzbürg, Valley, Vichtenstein, Wegscheid, Werdenfels, Wolfstein, Wörth
Bayern* (Hztm, KgR) (Abensberg,) Absberg, Achberg, Aislingen, Albeck, (Altaich,) Altenmuhr, Amerdingen, Amorbach, Andechs, Annweiler, Ansbach (Ftm), Aquileja, Aschaffenburg, Aufkirchen, Aufsess, Augsburg (Hochstift), Augsburg (RS), Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Auhausen, Aura, (Auritz,) Autenried, Babenberger, Babenhausen, Bächingen, Baden, Baldern, Baltenstein (Baldenstein), Bamberg (Hochstift), Baunach, Bayerischer Reichskreis, Bayern-Deggendorf, Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München, Bayern-Straubing, Bayreuth, Bellheim, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Berg, Bergrheinfeld, Bergzabern, Berlichingen, (Berlichingen-Rossach,) Bernegger, Berwartstein, Biberachzell, Biberbach, Biberberg, Bibra, Billigheim, Bissingen, Blieskastel, Bogen, Böhl, Bolanden, Boos, Bopfingen, Breiteneck, Breitenstein, Bretzenheim, Brixen, Buchau (riHt), Buchhorn, Burgau, Burgberg, Burghaslach, Burghausen (G), Burgrain, Burgsinn, Burrweiler, Burtenbach, Buxheim, Castell, Cham, Chiemsee, Coburg, Crailsheim (RS), Dachau, Dahn, Dannenfels, Degenberg, Degenfels, Deggendorf, Deutscher Bund, Deutscher Orden, Diemantstein, Diepoldinger, Dierbach, Dießen (G), Dietenheim, Dillingen (G), Dinkelsbühl, Dischingen, Donaustauf, Donauwörth (Reichspflege), Donauwörth (RS), Dörrenbach, Ebersberg (RKl, RRi), Ebrach, Edelstetten, Egerland, Eggmühl, Eglingen, Ehrenfels, Ehrensberg, Eichstätt, Eisenburg, Elchingen, Ellgau, Ellingen, Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbendorf, Erkheim, Erlenbach, Eschenlohe, Euerbach, Falken (Ht), Falkenstein (Ht, Gt), Fechenbach, Feuchtwangen, Finningen, Flochberg, Forstner, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Frankenthal, Frankfurt am Main, Fraunhofen, Freckenfeld, Freiberg (Ht), Freisbach, Freising, Fugger, Fulda, Fürsteneck, Gablingen, Gailenbach, Gailnau, Gebsattel (RDorf), Geisenfeld, Germersheim, Gersfeld, Geyern, Giech, Ginolfs, Glött, Gochsheim, Godramstein, Gommersheim, Gräfenberg, Graisbach, Grettstadt, Grönenbach, Gröningen (Ganerbschaft), Grünenbach, Günzburg, Guttenberg, Haag, Habsburg, Hafenpreppach, (Hafner-Obernzell,) Hagenau (RLV), Hagenbach, Hals, Hanau-Lichtenberg, Harburg (RS), Harthausen, Hassloch, Hatzfeld, Hausen (Ht), Heideck (Ht), Heidenheim (Ht), Heidingsfeld, Heimertingen, Helfenstein (G), Hennegau, Heroldsberg, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Hilgartsberg, Hilpersdorf, Hilpoltstein, Hirschberg (G), Hochaltingen, Höchstädt, Hohenaschau, Hohenburg (Gt), Hoheneck (Ht), Hohenems (RRt), Hohenlohe, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenschwangau, Hohentann, Hohenwaldeck, Holland, Homburg (G), Horbach, Hornbach (Kl), Huckelheim, Hürnheim, Ichenhausen, Iggelheim, Illereichen, Illertissen, Immenstadt, Impflingen, Ingolstadt, Innviertel, Ippesheim, Irsee, Ismaning, Istrien, Jettingen, Jülich, Kaiserslautern, Kaisheim, Kaltenburg, Kandel, Kärnten, Kaufbeuren, Kellmünz, Kemnat (Kemnath), Kempten (gfAbtei), Kempten (RS), Kettershausen, Kirchberg (Ht), Kirchheim am Lettenbach, Kirchheim, Kirchheimbolanden, Kirchlauter, Kitzingen, Klingen, Köln, Königsegg-Rothenfels, Kotzau, Krain, Kulmbach, Küps, Kurfürstenkollegium, Laaber, Landau in der Pfalz, Landshut, Landstuhl, Langenegg, Lasser genannt von Halden, Lauingen, Lauterecken, Laymingen, Leiningen (Gt), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Leoprechting, Leuchtenberg (LGt), Leutkirch, Leutkircher Heide, Leyen, Lichtel, Lichtenberg (Ht), Limpurg, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Löwenstein-Wertheim, Lustenau, Mainberg, Mainbernheim, Mannheim, Markt Taschendorf, Marstetten (Ht, Gt), Medelsheim, Memmingen, Mengersdorff, Mengersreuth, Meranien, Mespelbrunn, Mindelheim, Minfeld, Mistelbach, Mohrenhausen, Mondsee, Mückenhausen, München, Münchweiler, Mundatwald, Münster (Dorf), Neresheim, Neuburg am Inn, Neuburg (Ftm), Neuffen, Neumarkt, Neunhof, Niederaltaich, Niederbayern, Norddeutscher Bund, Nordenberg, Nordendorf, Nordgau, Nördlingen, Northeim, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Nürnberg (RS), Obenhausen, Oberbayern, Oberhausen, Obernberg, Oberndorf, Obernzell, Oberösterreich, Oberpfalz, Oberrheinfeld, Oberschwaben, Ochsenhausen, Oeffingen, (Öttinger bzw.) Oetinger, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Wallerstein, Ortenburg, Osterberg, Österreich (Mk), Ostheim (Ganerbschaft), Ottobeuren, Pappenheim, Partenkirchen-Mittenwald, Passau (Hochstift), Peißenberg, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Zweibrücken, Pinzgau, Pleystein (Bleistein), Pöllnitz, Preußen, Pückler, Pyrbaum, Rannariedl, Rannungen, Rappoltstein, Raubersried, Raunau, Ravensburg, Rechberg, Redwitz, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichhartshausen, Reichelberg, Reigersberg, Reipoltskirchen, Remigiusland, Remlingen, Rettenbach, Rheinbund, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rheinland-Pfalz, Rhodt, Riedheim, Rieneck, Rieter von Kornburg (Rieder zu Karnburg), (Robesreut,) Roggenburg, Rohrbach, Roman, Ronsberg, Rothenberg, Rothenburg bzw. Rothenburg ob der Tauber (RS), Rothenfels, Rothenstein, Rottenbuch, Rottershausen bzw. Ratershausen, Rüdt von Collenberg, Rügland, Saargebiet, Sachsen-Coburg und Gotha, Salzburg (EStift), Sandizell, Schafstal, Scharfeneck, Schenk von Stauffenberg, Schlüsselberg, Schmalegg, Schmiechen, Schnodsenbach, Schönborn, Schönborn-Wiesentheid, Schönburg, Schönegg, Schwabegg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenberg (Gt), Schweigen, Schweinfurt, Schwindegg, Sechsämterland, Seckendorff, Seeland, Seifriedsberg bzw. Seifridsberg, Seinsheim, Sennfeld, Söflingen, Speckfeld, Speyer, Spielberg, Spitz, Sponheim, Stadion, Stauf, Steingaden, Steinweiler, (Sternstein,) Steyr (Ht), Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Störnstein (Sternstein), Stotzingen, Straubing, Streitberg, Sugenheim, Sulzbach (G), Sulzberg, Sulzbürg, Sulzfeld (RDorf), Tann (rriHt), Taschendorf (Markt Taschendorf), Tegernsee, Tettnang, Thannhausen, Thüringen, Thurn und Taxis, Thurnau, Tirol, Tittmoning, Tölz, Toskana, Trauchburg, Trient, Trifels, Trimberg, Truhendingen, Türkenfeld, Tutzing, Ulm, Umpfenbach, Urfersheim, Ursberg, Utzwingen, Valley, Veldenz, Verona, Vestenberg, Vichtenstein, Vils, Voit von Salzburg bzw. Vogt von und zu Salzburg, Vohburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Wachau, Wagegg, Waizenbach (Damenstift), Wald, (Waldbott-Bassenheim bzw.) Waldbott von Bassenheim(, Wallbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldsassen, Wallerstein, Waltenhausen, Wangen, Wartenberg, Wasserburg, Wegscheid, Weißenburg, Weißenhorn, Weißenstein, Welden, Welfen, Wellenburg, Wemding (Ht), Werdenfels, Werdenstein, Wertheim, Wertingen, Wessobrunn, Westerried, Westerstetten, Westheim, Wettenhausen, Wetzhausen, Weyhers, Wiesensteig, Wiesentheid, Wilgartswiesen, Wilhermsdorf (Ht), Windsheim, Winterrieden, Wittelsbach, Wittislingen, Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein (H, Ht, RS), Worms (Hochstift), Worms (RS), Wörth, Wullenstetten, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zweibrücken
Bayreuth* (Ftm, MkGt, Residenz) Andechs, Ansbach, Bayern, Berkley, Brandenburg, Egerland, Franken, Fränkischer Reichskreis, Giech, Hohenzollern, Kotzau, Kulmbach, Lichtenberg (BgG), Neustadt an der Aisch, Nürnberg (BgG), Preußen, Sechsämterland, (Straubing,) Windsheim
Beilstein (Kreis Cochem-Zell) Metternich, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Winneburg
Beilstein (zu Greifenstein) Greifenstein, Kurrheinischer Reichskreis
Belgien* Aalst, Bouillon, Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Deutscher Bund, Eupen-Malmedy, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Flandern, Havré, Hennegau, Hohenzollern-Sigmaringen, Limburg (Hztm), Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Mecheln, Moresnet, Namur, Nassau-Dillenburg, Niederlande, Rebecq (Rebecque), Reckheim, Stablo, Stablo und Malmedy, Tournai
Bentheim* (Gt) Bentheim-Steinfurt, Bentheim-Tecklenburg, Berg, Emlichheim (Emblikheim), Gronau, Hannover, Isenberg-Limburg, Limburg (Gt), Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Osnabrück, Rheda, Sachsen, Steinfurt, Steinfurt-Bentheim, Tecklenburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Berchtesgaden* (FPropstei, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Salzburg (EStift), Toskana
Bergen op Zoom*(, Berg op Zoom, Bergen-op-Zoom) Bayern, Burgundischer Reichskreis, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Berghes* (Ftm) Burgundischer Reichskreis s. Grimbergen
Berleburg* (S) Oberrheinischer Reichskreis, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Wittgenstein
Besançon* (EStift, Residenz, freie RS) (Bisanz) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Konstanz, Lausanne, Metz (Hochstift), Straßburg (Hochstift)
Biberach* (an der Riss) (RS) Baden, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Ulm (RS) h
Bilstein (bei Reichenweier im Elsass) Ostheim, Württemberg
Birstein* (Bg) Büdingen, (Isenburg,) Oberisenburg, Oberrheinischer Reichskreis
Blankenheim* (im Kreis Euskirchen) (Gt, RGt) Bettingen, Daun, Dollendorf, Erp (Erb), Gerolstein, Heistart, Jünkerath, Kyll, Manderscheid-Blankenheim, Mechernich, Meerfeld, Neuerburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Schleiden, Schüller, Sponheim, Sternberg-Manderscheid, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Bodman* (FreiH, rriHt, RRi) Altstätten, Lenz von Lenzenfeld, Reichlin von Meldegg
Böhmen* (Hztm, KgR) Asch, Auschwitz, Bautzen, Bayern, Bayern-Deggendorf, Beeskow, Berg, Beuthen, Bleistein bzw. Pleystein, Bogen, Breitenstein, Breslau (Hzgt), Brieg, Burgk, Colditz, Cosel, Cottbus, Crossen, Dalberg, Dohna, Eger, Egerland, Eggenberg, Eilenburg bzw. Eulenburg, Falkenberg, Frankenberg (rriOrt), Frankenstein (Ftm), Friedland, Fürstenberg-Weitra, Galizien, Gera, Gerolstein, Giech, Glatz, Glogau, (Glogau-Sagan,) (Glogau-Steinau,) Görlitz, Greiffenstein, Habsburg, Harrach, Heideck, Heidingsfeld, Hohenems, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hummel, Jauer, Kamenz (Stift), Kärnten, Kaunitz, Krain, Kurfürstenkollegium, Lehnhaus, Leuchtenberg, Lichtenberg, Liegnitz, Limpurg, Lobenstein, Loslau, Löwenberg, Luxemburg, Mähren, Mainbernheim, Militsch, Münsterberg, Muskau, Namslau, Neiße, Niederlausitz, Niederösterreich, Nostitz, Oberlausitz, Oberösterreich, Oberpfalz, Oels, Oppeln, Ortenburg, Ostein, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pfalz, Pleystein, Pommerellen, Prag, Přemysliden, Priebus, Ratibor, Regensburg (Hochstift), Regensburg Sankt Emmeram, Rothenberg, Rüdt von Collenberg, Saalfeld, Sagan, Schirgiswalde, Schlackenwerth, Schlesien, Schönborn, Schönburg, Schwarzenberg (Gt), Schwarzenberg (Ht), Schweidnitz, Stadion, Steiermark, Steinau, (Sternstein,) Stollberg, Störnstein, Sulzbach (G), Teschen, Teupitz, Thüngen, Tost, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Vogtland, Waldsassen, Wartenberg, Wertheim, Wettiner, Wien (RS), Wohlau, Wolfstein, Württemberg, Zisleithanien, Zossen
Bömelberg Westfälisches Reichsgrafenkollegium s. Bemelberg
Bonndorf* (Ht, Gt) Almut bzw. Allmut, Baden, Bettmaringen, Grafenhausen, Heitersheim, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Sankt Blasien, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Bopfingen* (RS) Bayern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Schwäbischer Reichskreis
Boyneburg-Bömelberg Gemen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Brabant* (Hztm) Aerschot bzw. Aarschot, Antwerpen, Belgien, Bergen bzw. Bergen-op-Zoom, Berghes, Brüssel, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Geldern, Generalstaaten, Grimbergen, Hessen, Hoogstraten, Jülich, Kerpen (Ht, RGt), Köln (EStift), Limburg, Lommersum, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Mecheln, Niederlande, Nivelles, Rubempré-Everbergh, Thüringen, Turnhout, Wittem
Brandenburg* (Hochstift, Mk, MkGt, KFtm, Residenzen) Absberg, Ahrensberg, Altmark, Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Ansbach, Arnstein-Barby, Barby, Bärwalde bzw. Bärenwalde, Bayern, Bayreuth, Beeskow, Blankenburg, Boitzenburg, Brnadenburg-Schwedt, Burgsinn, Cadolzburg, Cammin (Kammin), Cottbus, Crossen, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Dinslaken, Doberlug, Draheim, Duisburg, Eldenburg, Essen (RAbtei), Friesack, Gans von Putlitz, Gardelegen, Gimborn-Neustadt, Glogau, Görlitz, Grabow, Grumbach, Hadmersleben, Halberstadt, Havelberg, Herford, Hildburghausen, Hohenschwangau, Hohenzollern, Hohnstein, Hörde, Jägerndorf, Jerichow, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Klettenberg, Kleve, Kolberg, Königsbach, Königswusterhausen, Kulmbach, Kurfürstenkollegium, Kurland (Hochstift), Kurmark, Landsberg/Warthe, Lebus, Liegnitz, Lippehne, Lychen, Magdeburg, Mainz, Mansfeld, Mark, Mecklenburg, Mecklenburg-Stargard, Meyenburg, Minden, Naugard, Neumark, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Nordhausen (RS), Nordmark, Nürnberg (BgG), Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Österreichisch Schlesien, Ostfriesland, Ostpreußen, Peitz, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast, Potsdam, Preußen, Prignitz, Quedlinburg, Ratibor, Ravensberg (Gt), Regenstein, Rhinow, Ruppin, Sachsen,-Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Samland, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schlesien, Schweden, Sechsämterland, Seefeld, Senftenberg, Serrey, Soest, Sonnewalde, Spandau, Stargard, Stendal, Sternberg, Stolp, Storkow, Tangermünde, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüngen, Thüringen, Uckermark, Venningen, Vierraden, Vlotho, Vorpommern, Waldmannshofen, Werden, Werle, Wernigerode, Wesenberg, Westpreußen, Wettiner, Witten, Wredenhagen, Wusterhausen, Ziesar, Zossen
Braunfels* (Bg) Oberrheinischer Reichskreis, Solms, Solms-Braunfels
Braunschweig-Lüneburg* (Hztm, Ftm) Braunschweig, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Bruchhausen, Calenberg, Celle, Dannenberg, Diepholz, Eichsfeld, Einbeck, Everstein, Gifhorn, Göttingen (Ftm), Grubenhagen, Harburg, Hannover, Herzberg, Hildesheim, Hoya, Kurfürstenkollegium, Lüneburg, Mühlhausen (RS), Münden, Neuenheerse, Neustadt am Rübenberge, Niedersächsischer Reichskreis, Oldenburg, Osnabrück, Roden, Sachsen, Salzderhelden, Schauen, Schaumburg (Gt), Schaumburg-Lippe, Walkenried, Welfen, Wolfenbüttel, Wunstorf
Braunschweig-Wolfenbüttel* (Ftm, Hztm) Blankenburg, Braunschweig, Braunschweig-Bevern, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Calenberg, Goslar(RS), Göttingen, Grubenhagen, Hannover, Homburg (Ht), Lüneburg (Ftm), Minden, Neuhaus (Amt), Obersächsischer Reichskreis, Riddagshausen, Verden, Walkenried, Westphalen, Wolfenbüttel
Breda* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau
Breiteneck* bzw. Breitenegg (Ht) Bayerischer Reichskreis
Bremen* (EStift, Hztm, Residenz, freie RS, Rep, L) Blumenthal, Bremervörde, Deutscher Bund,Dithmarschen, Hamburg, Hannover, Hanse, Harburg, Holstein, Kehdingen, Manteuffel, Niedersachsen, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Oldenburg, (Oldenburg-Wildeshausen,) Ratzeburg, Rheinbund, Schweden, Sinzig, Stade, Stedingen, Stotel, Verden, Wildeshausen, Wursten
Bretzenheim* (Ht, G, RRi, F) Burglayen, (Layen,) Lindau, Oberrheinischer Reichskreis, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Zwingenberg am Neckar
Brixen* (Hochstift, Residenz) Andechs, Bayern, Disentis, Geizkofler, Krain, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Pustertal, Salzburg (EStift), Tirol (Gt), Würzburg (Hochstift)
Buchau* (RS, Reichsstift, Residenz) (Bad Buchau) Mengen, Oggelsbeuren, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Saulgau, Schwäbischer Reichskreis, Straßberg, Thurn und Taxis
Buchhorn* (Friedrichshafen) (RS) Baumgarten-Eriskirch, Bayern, Königsegg-Rothenfels, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Udalrichinger
Büdingen* (H, G) Birstein, Gedern, Hessen, Isenburg, Oberisenburg, Oberrheinischer Reichskreis, Ortenberg, Staden, Stolberg-Gedern, Wetterau, Wächtersbach
Burgund* (KgR, Hztm, FreiGt) Aalst, Andechs, Antwerpen, Aosta, Arles, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belfort, Belgien, (Berghes,) Bern, Besançon, Bournonville, Brabant, Breisach, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Dauphiné, Den Haag, Diedenhofen, Dole, Elsass, Elten, Flandern, Franche-Comté, Frankreich, Freiburg (RS), Gaveren, Geldern, Generalstaaten, Genf (Hochstift), Gent, Grimbergen, Habsburg, Holland, Jever, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Laupen, Lausanne, Limburg (Hztm), Lommersum, Lure, Luxemburg, Luxeuil, Mecheln, Moers, Mömpelgard, Namur, Neuenburg, Niederlande, Österreich, Ostfriesland, Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Salins, Savoyen, Schweiz, Seeland, Sitten, Solothurn, Sundgau, Thoire-Villars, Tournai, Utrecht, Veluwe, Welfen, Württemberg, Zähringen
Burgundischer Reichskreis Aalst, (Berghes,) Bournonville, Burgund, Dalhem, Egmond, Enghien, Freie Land (Freies Land), Gaveren (Gavern), Geldern, Gent, Grimbergen, Havre, Hertogenrade, Hoogstraten (Hogstraaten), Horn (Hornes), Isegheim (Izegem), Ligne, Limburg (Hztm), Looz-Corswarem, Luxemburg, Mecheln, Namur, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reichskreise, Rubempré-Everbergh, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai, Turnhout, Valkenburg, Walheim (Wahlen, Walem)
Burtscheid* (bei Aachen) (RAbtei, RStift) Boppard, Camberg, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Calenberg* (bei Pattensen) (Ftm, Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Diepholz, Göttingen, Grubenhagen, Hannover, Hoya, Lüneburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen, Wunstorf
Calenberg-Göttingen Braunschweig-Lüneburg, Calenberg, Hannover, Münden, Niedersächsischer Reichskreis
Camberg* (Ht) Diez, Kurrheinischer Reichskreis, Merenberg
Cammin*, Kammin (Hochstift, Ftm) Brandenburg, Gülzow, Kolberg, Köslin, Lippehne, Massow, Naugard, Obersächsischer Reichskreis, Polen, Pommern, Pommern-Wolgast, Vorpommern, Wollin
Castell* (G) Burghaslach, Castell-Remlingen, Castell-Rüdenhausen, Franken (Hztm), Fränkischer Reichskreis, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Mainbernheim, Remlingen,Schwarzenberg, Sugenheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wiesentheid
Chur* (Hochstift, Residenz, RS, RVS) Graubünden, Kirchheim am Neckar, Mainz, Österreichischer Reichskreis, Pfäfers, Veltlin
Coburg* (S, Ftm, Residenz) Fränkischer Reichskreis, Henneberg, Hildburghausen, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Schleusingen, Thüringen, Wettiner
Colloredo* (F) Dagstuhl, Mansfeld, Neufürstliche Häuser, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Comines Burgundischer Reichskreis
Corvey* (gfRAbtei, Btm, Ftm, Residenz) Gardelegen, Hannover, Herford, Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Meppen, Nassau, Nassau-Diez, (Nassau-Dillenburg,) Nassau-Oranien, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Northeim, Osnabrück, Schwalenberg, Starkenburg, Westphalen, Zutphen
Croy* (Hz) Aerschot bzw. Aarschot, Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Dülmen, Millendonk (Myllendonk), Münster, Westfalen
Dalhem* (Gt) Burgundischer Reichskreis
Dänemark* (L, KgR) Barmstedt, Boizenburg, Bremen, Deutscher Bund, Dithmarschen, Eiderstedt, Estland, Fehmarn, Gadebusch (Gadelsbusch), Glücksburg, Glückstadt, Gottorn (Gottorf), Hamburg, Hanse, Helgoland, Holstein, Holstein-Rendsburg, Kurland (Hochstift), Lauenburg, Lübeck, Mecklenburg, Niedersächsischer Reichskreis, Norderdithmarschen, Oldenburg, Ösel, Pinneberg, Plön, Pommern, Preußen, Rantzau, Ratzeburg, Reval, Rheinbund, Rostock, Rügen, Sachsen-Lauenburg, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schleswig (Btm), Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-(Sonderburg-)Glücksburg, Schleswig-Holstein-(Sonderburg-)Plön, Schwerin, Süderdithmarschen, Sylt, Verden, Vorpommern
Delmenhorst* (Gt) Lübeck, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Schleswig-Holstein, Varel, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Deutscher Orden* (RF) Absberg, Althausen, Altshausen, Ansbach, Aschausen, Baden, (Baussau), Bayern, Brandenburg, Busau, Culm (Kulm), Danzig, Edelfingen, Elbing, Ellingen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Ermland, Etsch (BaDO bzw. DOBa), Estland, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freudenthal, Heuchlingen, Hohenfels, Hohenzollern-Sigmaringen, Horneck, Koblenz (BaDO bzw. DOBA), Königsberg, (Kulm, Kulmerland,) Kurland, Landsberg an der Warthe, Lettland, Lichtel, Livland, Mainau, Marienburg, Memelgebiet, (Bad) Mergentheim, Neckarsulm, Neuhaus, Neumark, Obergriesheim, Offenau, Österreich (BaDO bzw. DOBa), Österreichischer Reichskreis, Ostpreußen, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Preußen, Riga, Rohr-Waldstetten, Rüdt von Collenberg, Samland, Scheuerberg, Schwertbrüderorden, Siebenbürgen, Stolp, Talheim, Templerorden, Tengen, Thüringen, Ungarn, Untergriesheim bzw. Untergrießheim, Wenden in Lettland, Westpreußen
Deutsches Reich Berlin, Bonn, Burgenland, Deutsche Demokratische Republik, Elten, Liechtenstein, Livland, Mundatwald, Norddeutscher Bund, Polen, Slowenien, Südpreußen, Tschechoslowakei
Deutschland Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Litauen, Memelgebiet, Mundatwald, s. Deutsche Demokratische Republik, Deutsches Reich
Diedenhofen* (Reichsgut) Bar, Lothringen, Luxemburg
Diepholz* (H, Gt) Auburg, Braunschweig-Lüneburg, Hannover, Lüneburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Osnabrück, Sachsen
Diepholz-Spiegelberg Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Dietrichstein* (G, RG, RF) Neufürstliche Häuser, Neuravensburg, Österreichischer Reichskreis, Sankt Gallen, Tarasp
Dillenburg* (Bg, Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg
Dinkelsbühl* (RS) Bayern, Gröningen, Harburg, Jagstheim, Kirchberg, Schwäbischer Reichskreis, Ulm (RS)
Donau* (Ka bzw. RiKa) Bemelberg bzw. Bömelburg, Bernhausen, Biberachzell, Brandenburg (rriHt), Burtenbach, Delmensingen, Ehingen, Eisenburg, Eyb, Freiberg bzw. Freyberg (Hohenfreyberg), Gammertingen, Giel von Gielsberg, Grönenbach (Grünenbach), Herman von Hermansdorf, Heuß, Hohenfreyberg, Hornstein, Ichenhausen, Illereichen, Illertissen, Jettingen, Kaltenburg, Lasser genannt von Halden, Laußheim, Liebenstein, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neufra, Neuhausen, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Oberdischingen, Oberstotzingen, Orsenhausen, Osterberg, Rassler von Gamerschwang, Raunau, Reichlin von Meldegg, Riedheim, Risstissen, Roth von Bußmannshausen, Schenk von Castell, Schenk von Stauffenberg, Schwaben (RiKreis bzw. schwäbischer Ritterkreis), Schwendi, Speth, Stein (rriHt), Stein zum Rechtenstein, Stotzingen, Tänzl von Trazberg, Ulm, Ungelter, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Volmar, Welden, Wertingen, Westernach
Donauwörth* (Reichspflege, RS) Bayern, Franken (BaDO bzw. DOBa), München, Münster, Oettingen, Wemding
Doornik* (Ht) (Burgundischer Reichskreis,) (Niederlande,) s. Tournai
Dortmund* (RHof, RS, G) Brackel, Elmenhorst, Huckarde-Dorstfeld, Nassau, (Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg,), Nassau-Oranien, Niederrheinisch-westfälischer-Reichskreis, Westfalen, Westhofen
Düsseldorf* (Ort, Ht, Residenz, S) Berg, Jülich, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nordrhein-Westfalen, Pfalz-Neuburg, Rheinprovinz
Dyck* (RHt) Reifferscheid, Salm, Salm-Reifferscheid, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Eberstein* (Gt) (bei Gernsbach) Baden, Bretten, Frauenalb, Herrenalb, Kraichgau, Krautheim, Schwäbischer Reichskreis, Stauf, Widdern, Zweibrücken
Edelstetten* (Reichsstift, Gt) Esterházy, Fagnolle bzw. Fagnolles, Ligne
Eglingen* (bei Dischingen) (rfreieHt) Schwäbischer Reichskreis, Thurn und Taxis
Eglofs* (bei Argenbühl) (Ht, Gt) Schwäbischer Reichskreis, Siggen, Traun, Wangen, Windischgrätz
Egmond* (G, Geschlecht) Burgundischer Reichskreis, Geldern, Zutphen
Ehrenfels* (bei Beratzhausen) (Ht) Bayerischer Reichskreis
Eichstätt* (Hochstift) Abenberg, Ansbach, Bayern, Bergrheinfeld, Fränkischer Reichskreis, Geyern, Hirschberg, Mainz, Oberösterreich, Salzburg (EStift), Schweinfurt, Toskana, Truhendingen, Weißenburg in Bayern
Elchingen* (RAbtei, Reichsstift) (Oberelchingen) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Westerstetten
Ellmannsweiler Reichlin von Meldegg
Ellwangen* (FPropstei, Ftm, Residenz) Abtsgmünd, Adelmannsfelden, Baiershofen, Baldern, Böbingen, Bronnen, Dorfmerkingen, Fach, Heuchlingen, Neuwürttemberg, Oettingen-Baldern, Ramsenstrut, Reichenbach, Rodamsdörfle, Schwäbischer Reichskreis, Schwenningen, Stimpfach, Truhendingen, (Unterwaldstetten,) Waldstetten, Wasseralfingen, Westerstetten, Wöllstein, Württemberg
Elsass-Schwaben-Burgund* (BaDO bzw. DOBa) Altshausen, Arnegg, Deutscher Orden, Mainau, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rohr-Waldstetten s. Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Elten* (Stift, Damenstift, Frauenstift, Reichsstift, Residenz) Berg, Kleve, Preußen
Enghien* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis
Erbach* (Gt, Ht, RGt) Bickenbach, Breuberg, Crumbach, Erbach-Erbach, Fränkischer Reichskreis, Fürstenau, Hessen, Hessen-Darmstadt, Mespelbrunn, Michelstadt, Neckarsteinach, Rot an der Rot, Seeheim, Wertheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Essen* (RAbtei, gfA, Residenz, RS) Berg, Fronhausen, Huckarde-Dorstfeld, Isenberg, Jülich, Mark, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Thorn
Esslingen* (RS) Neuwürttemberg, Palm, Schwaben (RiKreis) bzw. schwäbischer Ritterkreis, Schwäbischer Reichskreis, Württemberg
Falkenstein * (Donnersbergkreis) (Ht, Gt) Bolanden, Bretzenheim, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Pfeddersheim, Vorderösterreich, Wartenberg, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Fellheim Reichlin von Meldegg
Flandern* (Gt) Aalst, Artois, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Gaveren, Generalstaaten, Gent, Hennegau, Iseghem (Izegem), Mecheln, Namur, Niederlande, Seeland, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai
Franken* (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis Abenberg, Abersfeld, Absberg, Adelsheim, Adelshofen, Adler, Ahrn, Aichholzheim, Aichinger, Aisch, Albini, Albrecht, Aletzheim, Allendorf, Altenheim, Altmühl, Altschell, Ammann von der Laufenbürg (Ammann von der Laufenburg), Amorbach, Ansbach, Appold, Arnim, Arnstein, Artner, Aschaffenburg, Aschbach, Aschhausen, Auer von Aue, Auer von Herrenkirchen, Auerbach, Auerochs, Aufseß, Aulenbach, Aura, Aurach, Auritz, Autenried (RRi), Ayrer von Rosstal, Babenhausen, Bach, Bacharat, Bachstein, Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropst), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Michael bzw. Michaelsberg, Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bartenau, Bastheim, Bauer von Eiseneck, Baunach (RRi), Baunach (RiKa), (Bautz zu Oden und Willenbach,) Bayersdorf, Bayreuth, Bebendorf, Beberlohe, Beck, Behaim (bzw. Behem), Behaim von Schwarzbach, Behem, Behr, Benzenau, Berg, Berga, Bering, Berlepsch, Berlichingen, Berlichingen(-Rossach), Bernegger, Bernheim, Bernhold bzw. Bernhold von Eschau, Bernlohe, Bernstein, Bettendorf, Beulwitz, Bibereren bzw. Biberern, Bibergau, Bibra, Bibrach, Bicken, Bickenbach, (Bieber,) (Bieberehren) Biberen, Bildhausen, Birkenfels, Birkig, Bischofsheim, Blümlein, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Bödigheim, Borié, Bose, Botzheim, Bouwinghausen (bzw. Buwinghausen), Boyneburg, Brakenlohe, Bramberg, Brandenstein, Brandis, Brandt, Brandt von Neidstein, Brasseur, Braunsbach, Breittenbach, (Brend bzw.) Brende, Brendel von Homburg, Brinck, Brockdorff, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronnbach, Bronsart, Bruggen, Buchau, Buchenau, Buches von Wasserlos, Buchholz (Bucholtz), Buirette von Oehlefeld, Bunau, Bundorf, Burdian, Burghaslach, Burghausen, Burgsinn, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buttendorf, Buttlar, (Buwinghausen), Calenberg, (Cämmerer von Worms,) Cammermeister, Campo, Cappel, Cappler von Oedheim genannt Bautz (Cappler von Oedheim), Carben (Karben), Castell, Castell-Remlingen, Clebes von Nelßbach, Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Creutzburg, Cronheim, Dachröden, Dachsbach, (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Danckelmann, Dangrieß, Danndorf, Deckendorf, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Dernbach, Dettelbach, Didelzheim (Deiselzheim), Diemar, Diener, Dietenhofen, Diether von Anwanden und Schwaich, Dölau (RRi), Dörnberg, Dörzbach, Drachsdorf, Drosendorf, Dürckheim, Dürn, Dürn zu Riedsberg, Dürrigl von Riegelstein, (Dürriegel von Riegelstein), Ebenheim, Eberbach, Ebermann, Ebern, Ebers, (Ebersberg,) Ebersberg genannt von Weyhers (FreiH, RRi), Eberstein, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckbrecht von Dürckheim, Eckersberg, Ega, Egloffstein, Ehenheim, Ehrenberg, Eichelberg, Eichinger von Eichstamm, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Eltingshausen, Eltz, Ems, Enheim, Enckevoort, Ender, Endtlicher, Enßlingen, Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Erlingshofen, Ermreich, Erthal, Esch, Eschenbach, Eschwege, (Esel,) Esel von Altenschönbach, Estenfeld genannt Behaim, (Eulner,) Eyb, (Fabrici von Cleßheim,) Falkenhausen, Faulhaber, Faust von Stromberg, Fechenbach, Feilitzsch, Felberg, Finsterlohr, Fischborn, Fladungen, Fork, Forster, (Forstmeister,) Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lebenhan, Forstner, Förtsch von Thurnau, Franckenstein bzw. Frankenstein, (Franckenstein zu Ockstadt), Frankenberg, Frankenstein (FreiH, RRi), Frick von Frickenhausen, Fries, Frieß, Froberg-Montjoie, (Frohberg,) (Frohnhoffen,) Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid, Fuchsstadt, Führer von Heimendorf, Füllbach (Fulpach), Fulda, (Fulpach,) Fürbringer, Furtenbach, Gailing (Gayling), Gailing von Illesheim, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gauerstadt, (Gayling,) Gebirg, Gebsattel, Geilber, Geilsdorf (Geylstorff), Geismar (Geißmar), Geldern (RRi), Gersfeld, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geyer von Geyersberg, Geyer von Giebelstadt, Geyern, (Geylstorff,) Geypel, Geyso von Mansbach, Giech, Gießen, Gleichen, Gmund, Gnodstadt (Gnodtstatt), Gofer, Goldbach, Goldochs von Beratsweiler, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gopp(e von Marezek), Gottesfelden, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Grafeneck, Grafenreuth, Gränrodt, Grappendorf, Greck zu Kochendorf, Greifenclau, Grempp, Greul, Greusing, Grolach, Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Groß von Trockau, Grumbach, Grün, Grünau, Grünrod, Gundelsheim, Günderode, Günther von Brennhausen, Guntzenroth, Guttenberg, Habe, Haberkorn, Haberland, Habermann, Habern, Habsberg, Haideneck, Haider, Hain, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hammerstein, Hanstein, Handschuhsheim, Harant, Harda, Hardenberg, Harras, Harseldt, Harstall, Hartheim, Haslach, Hattstein, Hatzfeld, Haueisen, Haun, Haußlode (Hußlode), Hausen, Haxthausen, Hebele, Hebenhausen, Heddesdorf, Hedinghausen, Heesperg, Heilbronn, Heinold, Heinrichen, Helbe, Heldritt, Helmstadt, Heppenheim, Herbstadt, Herckam, Herda, Herdegen, Heressem, Heringen, Herold, Heroldsberg, Hessberg, Hessen-Kassel, Heßler, Hettmann, Hetzelsdorf, Heubscher, Heusenstamm, Heussen, Heußlein von Eussenheim, Heußner, Heydt, Hingka von Henneberg, Hirnsberg, (Hirsberg,) Hirschaid, Hirschberg I, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim (Hofwarth von Kirchheim,) Hoheneck, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, (Hohenlohe-Jagstberg,) Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach), Horkheim (Horchheim), Hornberg (rriOrt), Horneck von Weinheim, Hornstein (FreiH), Horschelt, Huckelheim, Hüls von Ratsberg (bzw. Hülsen von Ratsberg), (Hund,) Hund von Wenkheim, Hürnheim, (Hußlode,) Hutten, Hutten von Frankenberg (bzw. Hutten zu Frankenberg), Hutten zum Stolzenberg, Huyn von Geleen, Ilten, Imhoff, (Imhof von Merlach bzw.) Imhoff von Mörlach), Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Ippesheim, Ipt von Ipthausen, Jacob von Holach, Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim (RRi), Jahnus von Eberstätt, Jemmerer, Johanniterorden, Jöstelsberg, Kaltenbrunn, Kaltental, Kämmerer von Worms bzw. Cämmerer von Worms, (Kammermeister genannt Camerarius,) (Karben,) Karg von Bebenburg, Karspach, Kehre (Kehr), Kemnat, Kempinsky, Keudell zu Schwebda, Kirchlauter, Kitzingen (S), Kitzingen (Spital), Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Knöringen, Kolb von Rheindorf, Königsfeld, Königshofen (RRi), Könitz (Köniz), Köselin, Koßpoth, Köstner, Kotlinsky, Kötschau, Kottenheim, (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Kotzau, Kratz von Scharfenstein, Krauseneck, Krautheim, Kreß von Kressenstein (Kress von Kressenstein), Kresser von Burgfarrnbach (Kresser zu Burgfarrnbach), Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Kühdorf, Külsheim, Kunitz, Künßberg (Künsberg), (Künßberg-Thurnau,) Künzelsau, Küps, (Laineck,) Lamprecht von Gerolzhofen, Landas, Landschad von Steinach, Langen, Langenschwarz, Langheim, Laudenbach, Lauffen, Lauffenholz, (Lautenbach,) Lauter, Lay, Lechner von Lechfeld, Lehrbach, Leinach, Leineck (Laineck), Leiningen von Lemburg, (Lengsfeld,) Lentersheim, Leo, Leonrod, Lerchenfeld, Leubelfing, Leuzenbronn (Leutzenbronn), Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein, Lichtenstein zu Geiersberg, Limpurg, Lindelbach, Lindenfels, Lisberg (Lissberg), Littwag, Lochinger, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Lorsch, Loschwitz, (Löwenstein,) Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lüchau, Lutter, Maienfels, Mansbach, Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), (Markt Taschendorf,) (Marschalk,) Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebnet (Marschalk von Ebneth), Marschall von Ostheim, Masbach, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Mayerhofer, Mecherer, Meiningen, Meisenbug, Memmelsdorf, Mengersdorf, Mengersreuth, Merchingen, Merkingen, (Merlau,) Merzbach, Metsch, Metternich, Meyer zu Osterberg, Meyern, Milz, Minkwitz, Mistelbach, Mittelburg, Mock, Modschiedel (Modschiedl), Montmartin, Morgen, Mörlau genannt Böhm, Mörlau zu Münkheim, Mörlbach, Morstein, (Morstein zu Niedernhall,) Mosbach, Mudersbach, Müdesheim, Muffel, Muffelger, Müffling genannt Weiß, Muggenthal, Muhr, Müller zu Lengsfeld, Münch von Rosenberg, Münster, Mußlohe, Muth, Mutisheim, Mylius, Nankenreuth, Neideck, Neidenfels, Neitperger, Neuenstein, Neukirchen, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Niederstetten, Nordeck von Rabenau, Nothaft, Oberkamp, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Odenwald, Oepp, Oeringer, Oetinger, Offingen (RRi), Öpfner, Ostein, Ostheim (RRi), Ostheim (Ganerbschaft), Ottenberg, Pappenheim, Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Peusser von Leutershausen, Pferffelder genannt Großen, Pfersdorf, Pfraumheim genannt Klettenberg, Plankenberg, Plankenfels (Blankenfels), Plassenberg, Plittersdorf, Pöllnitz (Pölnitz), Prandtner, Pretlack, Pückler, Pünzendorf (Puntzendorf), Quadt, (Quadt-Wickrath,) Rabenhaupt, Rabenstein, Racknitz, Raithenbach, Randersacker, Ranhoff, Rapp, Rassler, Ratiborski von Sechzebuhs, Rattenheim, Ratzenberg, Rauber von Plankenstein, Rauche, Rauchhaupt, Rauenbuch, Raueneck, Rauschner, Rechenbach, Rechenberg, (Rechtern) Rechtern-Limpurg, Reck, Reckrodt, Redwitz, Reibeld, Reichenbach (RRi), Reichsritterschaft Franken, Reigersberg, Reinsbronn, Reinstein (Rheinstein), Reitzenberg, Reitzenstein, Reitzheim, Rettersbach, Retzstadt, Reurieth, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Rheinischer Ritterkreis, Rhön-Werra bzw. Rhön und Werra, Ried, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rielern, Rieneck, Rieter von Kornburg (bzw. Rieder zu Kornburg), Rimbach, Rinderbach, Rodenheim, Roder, Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rossau, Rothenburg, Rothenhausen, Rothschütz, Rottenbach (Rotenbach), Rüdt von Collenberg, (Rügheim,) Rügland, Rummerskirch (Rumerskirch), Rumrodt, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm, Rußwurm auf Greifenstein, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Saint André, Schachten, Schad, Schadt, Schaffalitzky, Schafstal, Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schauroth, Schechs von Pleinfeld (Schechse von Pleinfeld), Schefer, Schelm von Bergen, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Rossberg, Schenk von Schenkenstein, Schenk von Schweinsberg, Schenk zu Schweinsberg, Schenk von Siemau (Schenk von Symau), Schenk von Stauffenberg (Schenk von Staufenberg), Schenk von Symau, Schertel von Burtenbach, Schewen, Schirnding, Schlammersdorf, Schleiffraß, Schletten, Schletz, (Schletzberg,) Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidberg, Schmidt, Schmidt von Eisenberg, Schneeberg, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schnodsenbach, Schoder, Scholl, Schönbeck, Schönberg, Schönborn, Schönfeld, Schönstätt, Schöntal, Schott von Schottenstein, Schrautenbach, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg, Schrottenberg, Schrozberg, Schuhmacher, Schuhmann, Schütz, Schütz von Hagenbach und Uttenreut(h), Schutzbar genannt Milchling, (Schwaben,) Schwäbischer Ritterkreis, (Schwaigern,) Schwalbach, Schwarzenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Seibolstorff, Seiboth, Seinsheim, Selbitz, Senft von Suhlburg, Senftenberg, Sengelau, (Senger,) Sicherer, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden, Sommerau, Sparneck, Sparr, Specht, Speßhart, Speyer (freie RS), Spick, Spieß, Spork, Stadion, Stadtlengsfeld, Stammler, Starkh, Stauf, Steigerwald, Stein, Stein zum Altenstein, Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein zu Ostheim),Stein zu Lobelbach, Stein zu Trendel, Steinau genannt Steinrück, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser), Steinheim, Steinreut, Stepfferts, Sternberg (RRi), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, (Stibar von und zu Buttenheim bzw.) Stiebar zu Buttenheim, Stingelheim, Stockheim, Stör, Streitberg, Sugenheim, Sultzel, Sänger von Moßau, Swerts von Landas zu Weinheim, Talheim, Tann, Tanner von Reichersdorf, Tänzl von Tratzberg, (Taschendorf,) Tastungen, Tetzel, Teucher, Teufel von Pirkensee (Teufel von Birkensee), Theler, Theres, Thinheim, Thon, Thumbshirn, Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Thurn, Thurnau, (Torringer,) Trautenberg, Trebra, Treuchtlingen, Trott zu Heusenberg, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Truppach, Trütschler, (Überbrick) von Rodenstein,) (Überbruck von Rodenstein,) Überbrück von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, (Unteressfeld,) Untereßfeld, Ussigheim, Utterod, Varell, Varrenbach, Vasolt, Vestenberg, (Vogt,) Vogt von Coburg, Vogt von Hunolstein, Vogt von Kallstadt bzw. Vogt zu Kallstadt, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von Rieneck zu Urspringen bzw. Voit von Rieneck zu Urspringen, Vogt (Voit) von Salzburg, Vogt von Wallstadt, Vogtländische Ritterschaft, Vohenstein, Völderndorff, Völkershausen, Volmar, Waischenfeld, Waizenbach (Damenstift), Wald, Waldenburg genannt Schenkern, Waldenfels, Walderdorff (Waldersdorf,) Waldkirch (G), Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallenrod, Wallenstein, Wallert, Wambold von und zu Umstadt bzw. Wambolt von Umstadt, Wampach, Wangenheim, Warnsdorf, Wasdorf, Wasen, Wechinger, Wechmar, (Wehr,) Wehrenbach, Wehrn, Weibenum, Weiden, Weier, Weiler, Weingarten, Welser, Wemding, Wenk, Wenkheim, Wernau, Wernheim, Weyhers, Wichsenstein, Widdern, Wiener, (Wiesenbeck,) Wiesenfeld (bzw. Wiesenfelden), Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenfels (RRi), Wildenstein, Wildsen, Wildungen, Wilhelmsdorf (RRi), Wilhermsdorf, Wilhermsdorf (Ht), Wincler von Mohrenfels, (Windeln,) Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Windsheim, Wipfeld, Wirsberg, Wiselbeck, Wittstadt genannt Hagenbach, Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolf von Wolfsthal, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein zu Sulzbürg, (Wolfsthal,) Wölkern, Wollmershausen, Wöllwarth, Wolzogen, Worms (RS), Woyda, Wrede, Wunschel, Wurm, Wurster von Kreuzberg, Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg (Domkapitel), Würzburg (Jesuitenadministration), Würzburg (Juliusspital), Würzburg (Universität), Würzburg (Sankt Stephan), Würzburg (Stift Haug), Zedtwitz, Zeitlofs, Zeyern, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt, Zocha, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg), Zollner von Rottenstein, Zorn, Zufraß, Züllenhard, Zurhein, Zweifel, Zwingenberg am Neckar
Franken* (Hztm) Fränkischer Reichskreis
Frankfurt* (am Main) (RS, GroßHztm) (Frankfurt am Main) Aschaffenburg, Butzbach, Dalberg, (Dalbergstaat,) Deutscher Bund, Deutscher Orden, Donaustauf, Fulda, Gelnhausen, Hanau, Hattstein, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Löwenstein-Wertheim, Mainz, Merenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Preußen, Rödelheim, Salm Reifferscheid, Soden, Sulzbach (RDorf), Thurn und Taxis, Vilbel, Wetter, Wetzlar
Fränkischer Reichskreis* Erbach, Franken (BaDO bzw. DOBa), Geyern, Hausen, Henneberg-Römhild, (Henneberg-Schmalkalden,) Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Öhringen, Nürnberg, Rechtern-Limpurg, Reichelsberg, Reichskreise, Rieneck, Schweinfurt, Sentheim, Weißenburg, Welzheim, Wertheim, Wiesentheid, Windsheim, Würzburg
Fränkisches Reichsgrafenkollegium* (Erbach-Fürstenau, Limpurg, Nostitz, Pückler, Reichelsberg, Rieneck, Rosenberg, Schönborn, Schwarzenberg, Seinsheim, Sulzbürg, Welzheim, Wertheim, Wiesentheid, Wolfstein, Wurmbrand)
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken
Freiheit (bei Reichelsheim im Odenwald) Gemmingen, Pretlack
Freising* (Hochstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Benediktbeuern, Burgrain, Cadore, Eschenlohe, Hohenwaldeck, Ismaning, Krain, Maxlrain, Niederbayern, Oberösterreich, Österreich, Partenkirchen-Mittenwald, Regensburg, Salzburg (EStift), Scheyern, Tirol, Werdenfels, Wittelsbach
Freudental (bei Allensbach) Reichlin von Meldegg
Friedberg* (in Hessen) (BgGt, RS, G, Gt) Bingenheim, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankfurt, Hessen, Hessen-Darmstadt, Heyenheim, Hollar, Ilbenstadt, Kaichen, Mittelrheinstrom, Oberrheinischer Reichskreis, Ockstadt, Reifenberg, Rhein, Rheinischer Ritterkreis, Staden, Wetterau
Friedberg-Scheer* (Gt) Dürmentingen, Scheer, Schwäbischer Reichskreis, Thurn und Taxis, Waldburg, Waldburg-Scheer
Fuchsstadt (bei Reichenberg im Kreis Würzburg) Wolfskehl von Reichenberg
Fugger* (G, RG, RF) Babenhausen, Biberbach (Markt Biberbach), Boos, Burgau, Dietenheim, Gablingen, Glött, Grönenbach, (Hausen,) Heimertingen, Kettershausen, Kirchberg, Kirchheim am Lettenbach, (Markt Biberbach,) Medelsheim, Mindelheim, Nordendorf, Pfaffenhoffen, Rettenbach, (Schnürpflingen,) Schwäbischer Reichskreis, Stettenfels, Wald, Waltenhausen, Wasserburg, Weilertal(, Weißenhorn, Wellenburg, Wullenstetten)
Fugger-Babenhausen (RG, RF) Boos, Fugger, Gablingen, Heimertingen, Kettershausen, Mohrenhausen, Reichau, Wald, Wellenburg, Wullenstetten
Fulda* (Amt, RAbtei, Hochstift, Ftm, Residenz) Barchfeld, Baunach, Bayern, Bergrheinfeld, Birstein, Boyneburg, Breuberg, Büdingen, Dalberg, Dexheim, Dienheim, Dittelsheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Franken (Hztm), Frankfurt (am Main), Gersfeld, Haun, Heidenheim, Heidingsfeld, Heldburg, Henneberg, Hessen, Hessen-Kassel, Hohenlohe-Weikersheim, Holzhausen, Isenburg, Lauingen, Lengsfeld (bzw. Stadtlengsfeld), Londorf (bzw. Londorfer Grund), Mansbach, Minden, Münden, Nassau, (Nassau-Diez,) (Nassau-Dillenburg), Nassau-Oranien, Nidda, Niederstetten, Oberrheinischer Reichskreis, Ostheim, Otzberg, Paderborn, Regensburg, Riedesel, Römhild, Rossdorf, Sachsen-Römhild, Schlüchtern, Schmalkalden, Solms, Staden, Stadtlengsfeld, Tann, Thüngen, Thüringen, Usingen, Vaihingen, Weikersheim, Weißenburg im Elsass, Wetterau, Wittmund, Ziegenhain
Fürstenberg (bei Hüfingen) * (G, F, Ftm) Aulfingen, Baar, Baden, Blumberg, Dornstetten, Engen, Fürstenberg-Haslach, Fürstenberg-Weitra, Geisingen, Glött, Gundelfingen, Harmersbach, Haslach, Heiligenberg, Helfenstein, Hewen, Hohenzollern-Sigmaringen, Jungnau, Kinzigtal, Kreuzlingen, Lenzkirch, Lupfen, Messkirch, Möhringen, Neufürstliche Häuser, Oberkirch, Offenburg, Prechtal, Romberg, Schenkenzell, Schlatt am Randen, Schwäbischer Reichskreis, Stühlingen, Triberg, Trochtelfingen, Urach, Urach-Freiburg, Waldsberg, Wartenberg, Werdenberg, Wiesensteig, Wolfach, Zähringen
Gandersheim* (Reichsstift, Residenz) Blankenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Northeim, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sommerschenburg, Wolfenbüttel
Gaveren* (Ftm, Roede) Burgundischer Reichskreis
Gebirg* (Ka, RiKa) Ahrn, Aichinger (bzw. Eichinger,) Arnim, Artner, Aufseß, Aurach, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropstei), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bauer von Eiseneck, Bayersdorf, Bayreuth, Beheim von Schwarzbach, Bering, Bernlohe, Beulwitz, Bibra, Bibrach, Brandenstein, Brandt, Brandt von Neidstein, Breitenbach, Brockdorff, Buchau, Buirette von Oehlefelde, Bünau, Cappel, Danndorf (Danndorff), Dobeneck, Drachsdorf, Drosendorf, Dürrigl von Riegelstein (Dürriegel von Riegelstein), Eckersberg, Egloffstein, Eichinger von Eichstamm, Ender, Ermreich, Eschenbach, Estenfeld (Estenfeld genannt Behaim), Eyb, Feilitzsch, Förtsch von Thurnau, Franken (RiKreis bzw. Fränkischer Ritterkreis), Fuchs, Geibler, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geylstorff (Geilsdorf), Giech, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gottesfelden, Grafenreuth, Greul, Groß von Trockau, Grün, Gugel, Guttenberg, Haberland, Haideneck, Haider, Haslach, Haueisen, Heidenopp, Heinold, Heinrichen, Heldritt, Henlein, Herdegen, Heroldsberg, Hessberg, Hetzelsdorf, Heubscher, Heußlein von Eussenheim, Hirschaid, Hirschberg I, (Horneck) Horneck von Weinheim, Hüls von Ratsberg (Hülsen von Ratsberg,) Imhof (Imhoff), Karg von Bebenburg, Köhrscheidt, Königsfeld, Könitz, Kotzau, Kunitz, Künßberg (Künsberg), Küps, Langheim, Leineck (Laineck), Lentersheim, Lindenfels, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Loschwitz (Loschwiz), Lüchau, Lynar, Machwitz, Malerseck, (Marschalk,) Marschalk von Ebneth (Marschalk von Ebnet), Mengersdorf (Mengersdorff), Mengersreuth, Meyern, Minkwitz, Mistelbach, Modschiedel (Modschiedl), (Motschider von Gerau,) Muffel, Müffling genannt Weiß, Nankenreuth, Neideck, Neitperger, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Nothaft, Nürnberg, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Pallast, Pferffelder genannt Großen, Plankenberg, Plankenfels, Plassenberg, Pöllnitz (Pölnitz), Potzlinger, Prandtner, Pünzendorf (Puntzendorf), Rabenstein, Raithenbach (Raitenbach), Ratiborski von Sechzebuhs, Ratzenberg, Rauschner, Redwitz, Reitzenstein, Rewitz, Roder, Rorer, Rosenau, Rotenhan, Rothschütz, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm auf Greifenstein, Schaumberg, Schenk von Staufenberg (Schenk zu Stauffenberg), Schenk von Simau, Schenk von Tautenburg, Schirnding, Schlammersdorf (Schlammersdorff), Schönbeck, Schönborn, Schönstätt, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schütz von Hagenbach und Uttenreut, Seck, Seefried, Seinsheim, Senftenberg, Soden, Sparneck, Speßhart, Stein zum Altenstein, Steinreut, Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Stoltzenroder (Stolzenroder), Stör, Streitberg, Tanner von Reichersdorf, Tettau, Tetzel, (Teufel von Birkensee) , Teufel von Pirkensee, Theler, Thinheim, Thüna, Thurnau, Trautenberg, Truppach, Trütschler, Tucher, Varell, Voit von Rieneck (Vogt von Rieneck), Waischenfeld, Waldenfels (Wallenfels), Wallenrod, Wampach (Wannbach), Wasdorf, Weier, Welser, Wichsenstein, (Wieselbeck,) Wiesenthau, Wildenfels, Wildenstein, Wildsen, Wirsberg, Wiselbeck (Wieselbeck), Witzleben, Würtzburg, Zedtwitz, Zerer, Zeyern, Zollner von Brand
Geldern* (Gt, Hztm, Residenz) Anholt, Borculo bzw. Borkulo, Brabant, Burgundischer Reichskreis, Doornwaard, Drente, Frankreich, Generalstaaten, Groningen, Hamb, Hoevelaken, Hörstgen, Jülich, Kleve, Limburg, Lüttich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nimwegen, Oranien, Overijssel, Preußen, Rozendaal, Scherpenzeel, Tecklenburg, Utrecht, Veluwe, Wickrath, Zutphen
Gemen*, (Gehmen) (bei Borken im Kreis Borken) (Ht) Anholt, Limburg, Limburg-Styrum, Münster, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Recklinghausen, Salm, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Gemünden* (im Westerwaldkreis) (Reichsstift) Westerburg
Gengenbach* (RAbtei, RS) Baden, Offenburg, Ortenau (RLV), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Zell am Harmersbach
Gent* (BgGt) Burgundischer Reichskreis
Gernrode* (am Harz bei Quedlinburg) (RAbtei) Anhalt, Anhalt-Bernburg, Obersächsischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Geroldseck* (Gt, H, Ht, RGt) (Hohengeroldseck) Baden, Diersburg, Kehl, Lahr, Leyen, (Lossburg) Loßburg, Mahlberg, Ortenau, Schenkenzell, Schuttern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Sulz, Veldenz, Willstätt, Zell am Harmersbach
Geroldshausen Wolfskehl von Reichenberg, Würzburg Juliusspital
Gerolstein* (Ht, Gt) Bettingen, Blankenheim, Daun, Dollendorf, Erb bzw. Erp, Heistart, Jünkerath, Koßweiler, Kronenburg, Kyll, Manderscheid, Meerfeld, Neuerburg, Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis, Schüller, Sternberg-Manderscheid, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Giech* (RRi, RG) Andechs, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Thurnau, Truhendingen, Wittem, Wolfstein
Giengen* (RS) Lauingen, Lorsch, Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Württemberg
Gimborn* (Ht, Gt) (Niederheinisch-westfälischer-Reichskreis,) Schwarzenberg
Gimborn-Neustadt* (ruHt) Mark, Neustadt, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Wallmoden, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Goschütz* (freie Ht) Reichwaldau (Reichenwaldau)
Goslar* (RS, RVogtei) Braunschweig-Lüneburg, Hannover, Niedersächsischer Reichskreis, Preußen, Staufer, Westphalen
Grävenitz*(, Graevenitz) (G) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Welzheim
Gronsfeld*, Gronsveld (ruHt, Gt) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Richold, Törring, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Grubenhagen* (bei Einbeck) (Hztm, Ftm, Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Eichsfeld, Hannover, Homburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen, Westphalen
Gumpen (bei Reichelsheim im Odenwald) Lehrbach, Ulner
Gundelfingen* (H, ruHt) (bei Münsingen) Ehestetten, Fürstenberg, Helfenstein, Justingen, Schwäbischer Reichskreis, Sulzbürg, Württemberg
Gutenzell* (RuA) Achstetten, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Törring
Guttenberg (bei Reichenberg im Kreis Würzburg) Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)
Haag* (in Oberbayern) (Ht, RGt) Bayerischer Reichskreis
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Halberstadt* (Hochstift, Ftm, Residenz) Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Asseburg, Blankenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Derenburg, Gröningen (Kloster Gröningen), Hasserode, Helmstedt, Hohnstein, Klettenberg, Mainz (EStift), Mansfeld, Merseburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Quedlinburg, Regenstein, Sachsen, Sachsen (Prov), Schauen, Seehausen, Walkenried, Westphalen
Hallermunt*(, Hallermund) (G) Hannover, Lüneburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Platen,Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Hamburg* (freie RS, freie S, L) Braunschweig-Harburg, Deutscher Bund, Frankreich, Hadeln, Hannover, Hanse, Harburg (Bg), Horstmar, Lübeck, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Preußen, Ratzeburg, Rheinbund, Riga, Ritzebüttel, Sachsen-Lauenburg, Schleswig-Holstein, Wursten
Hanau* (G) Assenheim, Bieber, Butzbach, Falkenstein, Dalberg, Franken, Frankfurt (am Main) (Hztm), Gelnhausen, Hanau-Lichtenberg, Hanau-Münzenberg, Hessen, Homburg, Hutten, Laubach, Lichtenberg, Münzenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Ortenberg, Ramholz, Regensburg, Schlüchtern, Solms-Assenheim, Steckelberg, Westphalen, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Hannover* (Ftm, Hztm, Residenz) Arenberg, Auburg, Bentheim, Bevern, Blumenthal, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Bremen, Calenberg, Celle, Dassel, Deutscher Bund, Diepholz, Duderstadt, Ebstorf, Eichsfeld, Emsland, Esens, Frankreich, Goslar, Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen, Grubenhagen, Hadeln, Hallermunt, Harlingerland, Hessen-Nassau, Hildesheim, Hohnstein, Hoya, Ilfeld, Jennelt, Kehdingen, Kurfürstenkollegium, Lauenburg, Lingen, Looz-Corswarem, Lüneburg, Mühlhausen, Münden, Neuenburg, Neuengleichen, Neuhaus (Amt), Niedersächsischer Reichskreis, Oldenburg-Wildeshausen, Osnabrück, Ostfriesland, Papenburg, Petkum, Platen(-Hallermunt), Plesse, Preußen, Ratzeburg, Regenstein (Reinstein), (Risum), Roden, Rotenburg, Rysum (Risum), Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Scharzfeld, Schweden, Spiegelberg, Stade, Sternberg, Stotel, Tecklenburg, Valangin, Verden, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Welfen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wildeshausen, Wittmund, Wunstorf, Wursten
Harmersbach* (Reichstal) Baden, Zell am Harmersbach
Harrach* (RFreiH, RG) Freistadt, Hohenems, Lustenau, Rohrau, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Hatzfeld*, Hatzfeldt (H, RG, RF) Blankenhain, Breidenbacher Grund, Edelfingen, Gleichen, Kranichfeld, Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Niederstetten, Obersächsischer Reichskreis, Reifenberg, Rosenberg, Schaffgotsch, Schüpfer Grund, Trachenberg, Waldmannshofen, Wildenburg
Havré* (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Croy
Hegau-Allgäu-Bodensee* (Ka bzw. RiKa) Achberg, (Allgäu,) (Allgäu-Bodensee,) Altmannshofen, Beroldingen, (Bietingen,) Blumegg, Bodman, Bodman zu Bodman, (Bodman zu Kargegg,) (Bodman zu Möggingen,) (Bodman zu Wiechs,) (Boul,) Buol, Dankenschweil zu Worblingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Ebinger von der Burg, Enzberg, Fin, Freiberg bzw. Freyberg, Fürstenberg, Gailingen, Giel von Gielsberg, Greith, Gripp auf Storzeln-Freudenach, Hafner (Haffner von Bittelschieß,) Hanxleden, Hegau (Qu), Herbsthain, Horben, Hornberg, Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Humpiß, Humpiß genannt von Ratzenried, Imhoff zu Untermeitingen (Imhof zu Untermeithingen), Kisslegg, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz, Kuefstein, Lenz von Lenzenfeld, (Leupold,) Leupolz, Liebenfels, Montfort, (Nellenburg,) Pappus von Tratzberg, Pflügern auf Schrozburg (Schrotzburg), Praßberg, Ramschwag, Ratzenried, Reichlin von Meldegg, Reischach, (Reschach,) Reutner von Weil, Rinck von Baldenstein, Roll (zu Bernau,) Roth von Schreckenstein, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Sankt Gallen (RAbtei) Schellenberg, (Schellenberg zu Bach,) Schenk von Castell, Schönau, (Schönau zu Wöhr,) (Schönau zu Zell,) Schwäbischer Ritterkreis, Senger, Siegenstein, Stotzingen, Stuben zu Dauberg, Summerau, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein),Traun, Ulm (FreiH), (Ulm zu Marspach), (Ulm zu Wangen,) Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Wolfegg-Waldsee, (Waldburg-Wolfegg-Wolfegg,) Wangen, Welsberg zu Langenstein, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen)
Heggbach*(bzw. Hepbach) (ruAbtei) Bassenheim, Plettenberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Waldbott von Bassenheim
Heilbronn* (RS) Böckingen, Eppingen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Neuwürttemberg, Odenwald, Schwaben, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Württemberg
Heiligenberg* (G, Gt, LGt) Brochenzell, Fürstenberg, Salem, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwäbischer Reichskreis, Werdenberg
Heitersheim* (Ftm, Residenz) Baden, Bonndorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Oberrheinischer Reichskreis
Helfenberg (bei Ilsfeld) Böcklin von Böcklinsau, Breiteneck, Buchholz, (Budes von Wasserlos,) Bouwinghausen bzw. Buwinghausen, Gaisberg, Hoheneck, Horneck von Hornberg, Pflummern, Reichau (Reichenau), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach)
Henneberg* (Gt) Barchfeld, Bibra, Coburg, Franken (Hztm), Fränkischer Reichskreis, Hartenberg, Heldburg, Henneberg-Schleusingen, Henneberg-Schmalkalden, Mainberg, Meiningen, Römhild, Rossdorf, Sachsen, Sachsen-Römhild, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schleusingen, Schmalkalden, Schweinfurt, Thüngen, Thüringen, Trimberg, Truchsess von Wetzhausen, Wertheim, Wetzhausen, Würzburg
Hennegau* (Gt) Bayern, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Enghien, Fagnolle (Fagnolles), Flandern, Havré, Holland, Looz-Corswarem, Namur, Niederlande, Rebecq (Rebeque)
Herford* (Frauenstift, Residenz, RS) Mühlenbach, Niederrheinisch-westfälischer-Reichskreis, Osnabrück, Preußen, Ravensberg, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sternberg
Herzogenrath* (Ht) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Limburg
Hessen-Darmstadt* (LGt, GroßHztm) Albini, Arnsberg, Baden, Battenberg, Bechtolsheim, Berleburg, Bickenbach, Brand, Braubach, Breidenbacher Grund, Breuberg, Broich, Büdingen, Butzbach, Darmstadt, Deutscher Bund, Dieburg, Dienheim, Engelstadt, Erbach, Erbach-Fürstenau, Eschwege, Friedberg, Fürstenau, Gedern, Greifenstein, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Gundheim, Guntersblum, Hallberg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Haun, Haxthausen, Henneberg, Henneberg-Römhild, Hessen, Hessen-Homburg, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Homburg, Hungen, Ilbenstadt, Ingelheim, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen, Isenburg-Marienborn, Itter, Kaichen, Katzenelnbogen, Kaufungen, Köln, Kronberg, Kürnbach, Langenschwarz, Laubach, Leiningen, Lich, Lichtenau, Lindheim, Lissberg, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Löwenstein-Wertheim, Maden, Mainz, Marburg, Marienschloss, Melbach, Michelstadt, Mommenheim, Münzenberg, Nassau, Neckarsteinach, Neubamberg, Nidda, Nierstein, Norddeutscher Bund, Oberhessen, Oberrheinischer Reichskreis, Ockstadt, Odernheim, Offenbach, Oppenheim, Ortenberg, Pfalz, Pfeddersheim, Raibach, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Riedesel, Rödelheim, Rumrodt, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schlitz genannt von Görtz, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schornsheim, Schwabsburg, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Solms, Solms-Assenheim, Solms-Braunfels, Solms-Hungen, Solms-Laubach, Solms-Lich, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Vilbel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Werl, Westfalen, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wetzlar, Willstätt, Wimpfen, Wittgenstein, Worms, Würzburg
Hessen-Kassel* (LGt, KFtm, Kurhessen) Burgholzhausen (Holzhausen), Deutscher Bund, Dünwerde, Frankfurt, Fränkischer Reichskreis, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gudensberg, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Hessen-Rotenburg, Hessenstein, (Holzhausen bzw. Burgholzhausen), Hoya, Hutten, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Kassel, Katzenelnbogen, Kurfürstenkollegium, Lichtenau, Londorf bzw. Londorfer Grundf, Mainz, Mansbach, Marburg, Münzenberg, Naumburg, Neukirchen, Ortenberg, Preußen, Ramholz, Rotenburg, Schaumburg, Schiffelbach, Schlüchtern, Schmalkalden, Solms-Assenheim, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, (Westfalen,) Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Weyhers, Witzenhausen, Ziegenhain
Heuchelheim (bei Reichelsheim in der Wetterau) Frankfurt (am Main), Hanau
Hildesheim* (Hochstift, Residenz) Boppard, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Calenberg, Dassel, Gandersheim, Hannover, Homburg, Lüneburg, Mainz, Marienburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Roden, Steuerwald, Westfalen, Westphalen, Wohldenberg, Wunstorf
Hohenems* (RRi, RG, RS) Dornbirn, Gallarate (Gallara), Liechtenstein, Lustenau, Schwäbischer Reichskreis, Vaduz, Vorarlberg, Vorderösterreich
Hohenlohe* (Gt, Ftm) Bartenstein, (Brauneck bzw. Hohenlohe-Brauneck), Braunsbach, Crailsheim, Dörzbach, Döttingen, Edelfingen, Erkenbrechtshausen, Falkenstein, Franken (Hztm), Frankenberg, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Gebsattel, Gröningen, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Kirchberg, Hohenlohe-Langenberg, Hohenlohe-Neuenstein, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Weikersheim, Ingelfingen, Jagsthausen, Kirchberg, Kirchheim, Kitzingen, Künzelsau, Langenburg, Lichtel, Lobenhausen, Mergentheim, Neuenstein, Neufürstliche Häuser, Obernau, Öhringen, Pfedelbach, Rothenburg ob der Tauber, Schillingsfürst, Schrozberg, Senft von Suhlburg (Senft von Sulberg), Sugenheim, Urfersheim, Waldenburg, Waldmannshofen, Weikersheim, Westheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Widdern, Ziegenhain
Hohenlohe-Brauneck* (H) Brauneck, Dieburg, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Weikersheim, Jagstberg, Niederstetten, Ortenberg, Reichelsberg, Waldmannshofen, Weikersheim
Hohenlohe-Neuenstein* (G, F) Fränkischer Reichskreis, Hohenlohe, Hohenlohe-Kirchberg, Hohenlohe-Langenburg, Hohelohe-Öhringen, Neuenstein, Öhringen
Hohenlohe-Waldenburg* (Bg) Bartenstein, Fränkischer Reichskreis, Hohenlohe, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Pfedelbach, Öhringen, Pfedelbach, Schillingsfürst, Waldenburg
Hohensolms* (Bg) Oberrheinischer Reichskreis, Solms, Solms-Hohensolms
Hohenwaldeck* (RHt) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Maxlrain
Hohenzollern* (G, gfGt) Baden-Württemberg, Bayreuth, Beuthen, Disentis, Haigerloch, Hohenberg, Lichtenberg, Neufürstliche Häuser, Nürnberg, Prignitz, Raabs, Schwäbischer Reichskreis, Sechsämterland, Sigmaringen, Veringen, Wehrstein, Werdenberg, Windsheim, Württemberg-Hohenzollern
Hohnstein* (bei Neustadt am Harz) (Gt) Arnstadt, Brandenburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Ilfeld, Klettenberg, Lohra, Nordhausen, Obersächsischer Reichskreis, Preußen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schlotheim, Schwarzburg, Schwarzburg-Blankenburg, Schwedt, Sondershausen, Stolberg, Vierraden, Walkenried, Westphalen
Holstein* (Hztm) Deutscher Bund, Dithmarschen, Fehmarn, Hamburg, Holstein-Rendsburg, Kiel, Lauenburg, Lübeck, Niedersächsischer Reichskreis, Nordstrand, Oldenburg, Pellworm, Pinneberg, Plön, Rendsburg, Rheinbund, Schaumburg, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Segeberg, Wagrien
Holstein-Glückstadt* (Hztm) Glückstadt, Niedersächsischer Reichskreis, Süderdithmarschen
Holstein-Gottorp* (Holstein-Gottorf, Gottorf) (Hztm) Delmenhorst, Dithmarschen, Eutin, Gottorp (bzw. Gottorf), Helgoland, Kiel, Lübeck, Niedersächsischer Reichskreis, Norderdithmarschen, Nordstrand, Oldenburg, Rantzau, Schaumburg, Schleswig-Holstein-Eutin, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Holzappel* (RGt) Anhalt, Anhalt-Bernburg-Schaumburg, Esterau, Nassau, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Schaumburg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Homburg* (bei Nümbrecht) (Ht, RHt) Oberrheinischer Reichskreis, Sayn, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Wittgenstein
Hoogstraten* (Hoogstraaten) (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Rennenberg, Salm
Horburg* (im Elsass) (Ht, Gt) Elsass, Kaysersberg, Mömpelgard, Reichenweier, Sundgau, Württemberg
Horn* (bei Göggingen) Beroldingen, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Horkheim, Konstanz, Reichlin von Meldegg, Schwarzach, Thurn und Taxis
Horn* (an der Maas in der Provinz Limburg) (Hoorn) (RGt) Burgundischer Reichskreis, Looz, Salm, Salm-Kyrburg
Hoya* (Gt) Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Bruchhausen, Burgundischer Reichskreis, Calenberg, Diepholz, Hannover, Lüneburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Oldenburg-Wildeshausen, Roden, Sachsen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen
Idstein* (Ht) Nassau, Oberrheinischer Reichskreis
Irsee* (RAbtei) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Iseghem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis bzw. Izegem
Isenburg* (Gt, Ftm) Arenfels, Assenheim, Birstein, Büdingen, Cleeberg, Dieburg, Frankfurt, Gedern, Ginsheim, Grenzau, Heimbach, Höchst, Hönningen, Isenburg-Kobern, Kobern, Limburg an der Lahn, Meudt, Neufürstliche Häuser, Niederisenburg, Oberisenburg, Oberrheinischer Reichskreis, Ortenberg, Osterspai, Philippseich, Solms-Assenheim, Stolberg-Gedern, Wächtersbach, Weltersburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wied
Isny* (Gt, RAbtei, RS) Quadt, Quadt-Wickrath, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rohrdorf, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Trauchburg, Waldburg
Izegem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis, s. Iseghem* (Ftm)
Johanniterorden* Deutscher Orden, Heitersheim, Oberrheinischer Reichskreis, Oranien, Sankt Blasien, Sankt Peter, Templerorden
Jülich-Berg* (Hztm) Herford, Jülich, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Neuburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis
Justingen* (Ht) Heiligkreuztal, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Kaisheim* (Reichsstift) Bayern, Biberachzell, Biberberg, Gutenzell, Oberhausen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Kaufbeuren* (RS) Bayern, Irsee, Schwäbischer Reichskreis, s. a. Beuren
Kaunitz* (G) Rietberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Kehl* (Reichsfestung) Hanau, Moers-Saarwerden, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Ka bzw. RiKa)
Kempten* (gfAbtei, FStift, Residenz, RS) (Abenberg und Traun,) Abensperg-Traun, (Baldenstein), Baltenstein, Bayern, Ehrensberg, Falken, Grönenbach, (Hoheneck,) Hohenegg, Hohenthann (Hohentann), Irsee, Kemnat, Langenegg, Obergünzburg, Rothenstein, Schwäbischer Reichskreis, Siggen, Sulzburg, (Teisselberg,) Theinselberg, Traun, Ulm (RS), Vils, Wagegg, Werdenstein, Westerried
Kerpen-Lommersum* (RGt) Kerpen, Lommersum, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Schaesberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Khevenhüller* (FreiH, G, F) Rannariedl, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Kinzigtal* (Ht) Fürstenberg (G), Schwäbischer Reichskreis, Urach-Freiburg
Kirchberg* (bei Jena) (BgG) Farnroda, Hachenburg, Kranichfeld, Sachsen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Hachenburg-Kirchberg, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Thüringen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Klettenberg* (bei Hohenstein im Kreis Nordhausen) (Ht, Gt) Hohnstein, Lohra, Obersächsischer Reichskreis, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,)Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Walkenried
Klettgau* (LGt) Baden, Blumenegg, Habsburg, Krenkingen, Schaffhausen, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzenberg, Sulz
Kleve-Mark-Ravensberg Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis
Koblenz* (BaDO bzw. DOBa) Deutscher Orden, Kurrheinischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Kocher* (RiKa) Abtsgmünd, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Aldingen, Amerdingen, Angeloch, Aufhausen, Bächingen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Bemmelberg, Berger, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Bertrand, Besserer, Bidembach von Treuenfels, Bissingen, Blarer von Wartensee, Bletz von Rotenstein, Bock, Böcklin von Böcklinsau (Böchlin von Böchlinsau), Bode, Bönnigheim, Bose, (Bouwinghausen,) Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach, Breuning von Buchenbach, Bronnen, Buchholz, Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), Buwinghausen (Bouwinghausen), Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Dachenhausen, Dachröden, Degenfeld, Diemantstein, Diemar, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dunstelkingen, Ebersberg, Echter von Mespelbrunn, Elster (Elstern), Eltershofen, Eroldsheim, Eschenbach, Eyb, Faber von Randegg, Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fischer von Filseck, Frauenberg, Freudental, Freyberg (Freiberg), Fugger, Gaisberg, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Göler von Ravensburg, Göllnitz, Grafeneck (Graveneck), Grävenitz, Greifenclau (Greiffenclau zu Vollrads), Großaspach, Grün, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg (Güss von Güssenberg), Hallweil, Harling, Hausen, Hehl, Heidenopp, Helmstadt, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Heuchlingen, Hochaltingen, Hochberg, Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoheneck, Hohenfeld, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein, Holdermann von Holderstein, Holtz, Höpfigheim, Horkheim (Horckheim), Horneck von Hornberg, Huldenberg, Hürnheim, (Imhof), Imhoff von Kirchentellinsfurt, Jäger von Gärtringen, Jagstheim (Jaxtheim), Junghen genannt Münzer von Morenstamm, Kaltental (Kaltenthal), Katzenstein, Kirchen, Kniestedt, Kroneck, Lang, Laubenberg, Laymingen, Leiher von Talheim, Lemlin von Horkheim, Leonrod, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenstein, Lierheim, Linck von Kirchheim, Lindach, Lomersheim, Magolsheim, (Marktbissingen bzw. Bissingen), Massenbach, Megenzer von Felldorf, Menzingen, Moser von Filseck, Mühlhausen, Münch, Münchingen, Neidlingen, Nettelhorst, Neuhausen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oeffingen, Oggenhausen, Oßweil, Ostein, Palm, Pappenheim, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg, Pfeil, Pflummern, Pfuel, Plato von Janersfeld, Plieningen, Preysing, Racknitz, Ramsenstrut, Rauch von Winnenden, Rechberg, Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reiß von Reißenstein, Remchingen,Rresch von Reschenberg, Rinderbach, Rodamsdörfle, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Saint-Vincent,) Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein,) Schenk von Winterstetten, Schertel von Burtenbach, Schilling von Cannstatt, Schlat, Schmidberg, Schütz-Pflummern, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwarzach, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (bzw. Senft von Sulburg), Specht von Bubenheim, Sperberseck, Speth, Stadion, Stammheim, (Stein,) Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Stimpfach, Stockhammer, Sturmfeder, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Trauschwitz, Trochtelfingen, Ulmenstein, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Venningen, Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Waldstetten (Unterwaldstetten), Weiler, Weittershausen, Welden, Wernau, Werneck, Westernach, Westerstetten, Winzerhausen, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Zazenhausen, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Züllenhard
Köln* (EStift, Residenz, freie RS) Adendorf, Anholt, Arenberg, Arnsberg, Bassenheim, Bedburg, Beilstein, Berg, Bonn, Brabant, Bretzenheim, Broich, Brühl, Bürresheim, Dassel, Dortmund, Ehrenstein, Elmenhorst, Eschweiler, Fredeburg, Fürstenberg, Godesberg, Gürzenich, Gymnich, Heimbach, Herford, Hessen, Hochstaden, Hörde, Hörstgen, Hülchrath, Isenberg, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Königswinter, Kurfürstenkollegium, (Kurlande,) Kurrheinischer Reichskreis, Langenau, Lichtel, Lommersum, Mark, Minden, Moers, Münster, Nassau, Nassau-Siegen, Niederisenburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nordrhein-Westfalen, Nürburg, Olbrück, Osnabrück, Padberg, Paderborn, Pfalz, Poppelsdorf, Pyrmont, Ranis, Recklinghausen, Remagen, Rennenberg, Rheineck, Rheinprovinz, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Saalfeld, Saffenburg, Sayn-Hachenburg, Siegen, Sinzig, Soest, Steinfeld, Sternberg, Tecklenburg, Trier, Utrecht, Volmarstein, Waldeck, Werl, Westfalen, Wittgenstein, Wolkenburg
Königsegg-Aulendorf* (G) Buchau, Königsegg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Königsegg-Rothenfels* (G, RRi) Kronenburg, Rothenfels, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Staufen, Vorderösterreich, Werdenstein
Königstein* (im Taunus) (Gt) Eppstein, Falkenstein, Münzenberg, Nassau-Usingen, Oberrheinischer Reichskreis, Stolberg
Konstanz* (Hochstift, Residenz, RVS) Aach, Baden, Bohlingen, Buchhorn, Castell im Thurgau, Deutscher Orden, Gottlieben, Ittendorf, Kreuzlingen, Liebburg, Mainz, Meersburg, Neunkirch-Hallau, Petershausen, Pfäfers, Reichenau, Rosenegg, Rötteln (Rötheln), Salem, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Schwäbisch Österreich, Stühlingen, Sulz, Thurgau, Vorderösterreich, Wigoltingen
Kornelimünster* (ruAbtei, Residenz) Eilendorf, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rheinprovinz, Sooneck
Kriechingen* (G, Gt) Oberrheinischer Reichskreis, Püttlingen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wied-Runkel
Kuefstein* (G) Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Kulmbach* (Bg, Residenz, S) Andechs, Ansbach, Bayreuth, Fränkischer Reichskreis, Hohenzollern, Nürnberg, Orlamünde, Weimar
Kurlande* (Reichslehngebiet der Kurfürsten) s. Kurfürstenkollegium
Kurrheinischer Reichskreis* Camberg, Deutscher Orden, Eichsfeld, Franken (BaDO bzw. DOBa), Koblenz (BaDO bzw. DOBa), Mainz, Meudt, Niederisenburg, Oberrheinischer Reichskreis, Rheineck, Selz, Thurn und Taxis, Trier, Vallendar, Wehrheim, Westfalen
Laubach* (bei Gießen) (Ht) Oberrheinischer Reichskreis, Solms, Solms-Laubach
Leiningen* (Gt, Ftm) Altleiningen, Amorbach, Baden, Dagsburg, Dierbach, Eberbach, Elsass, Frankreich, Freckenfeld, Gemünden, Grünstadt, Gundheim, Guttenberg, Hadamar, Hassloch, Hofstätten (Hofstetten), Horbach, Iggelheim, Kandel, Landau (in der Pfalz), Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Leiningen-Grünstadt, Leiningen-Guntersblum, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Limburg, Mensfelden, Metz (Hochstift), Minderslachen (Mundeslacht,) Minfeld, Mosau (Mossaw), Neufürstliche Häuser, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Rixingen, Runkel, Saarbrücken, Schweigen, Sinsheim, Walldürn, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wideho, Wied, Wilgartswiesen, Würzburg (Hochstift)
Leuchtenberg* (LG, gfLGt, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, (Bleistein,) Crailsheim, Eichstätt, Hals, Lamberg, Lobenhausen, Oberpfalz, Pfreimd, Pleystein (Bleistein), Schlüsselberg
Leutkirch* (RS) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Zeil
Leyen* (RRi) Adendorf, Arenfels, Baden, Blieskastel, Ebersberg genannt von Weyhers, (Ebersberg) (RRi), Geroldseck, Medelsheim, Nassau, Rheinbund, Pfalz, Schonneberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Lich* (S) Falkenstein, Oberrheinischer Reichskreis, Solms, Solms-Hohensolms
Lichtenberg* in den Vogesen (H, Gt) Hanau, Hanau-Lichtenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Willstätt
Liechtenstein* (Ftm) Chur, Deutscher Bund, Neufürstliche Häuser, Rheinbund, Rohrau, Schwäbischer Reichskreis, Troppau, Vaduz, Vorarlberg
Ligne* (RG, RF) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Edelstetten, Fagnolle (Fagnolles)
Limburg* (an der Maas) (Hztm) Berg, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Deutscher Bund, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Gronsveld (Gronsfeld), Herzogenrath, Jülich-Kleve-Berg, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Niederlande, Reckheim (Reckum), Reifferscheid, Rheinprovinz, Richold, Salm, Salm-Kyrburg, Stein, Valkenburg, Wijlre (Wylre), Wittem
Limburg-Styrum* (G) Gemen, Illereichen, Limburg (Gt), Oberstein, Palm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Limpurg* (Schenken, Gt) Adelmannsfelden, Braunsbach, Dörzbach, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Gaildorf, Hausen (Ht), Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Sontheim, Limpurg-Speckfeld, Löwenstein-Wertheim, Michelbach, Obersontheim, Pückler (Pückler-Limpurg, Pückler-Limpurg), Schenk von Limpurg, Schwäbisch Hall, Speckfeld, Waldmannshofen, Welzheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Limpurg-Gaildorf* (Schenken) Limpurg, Fränkischer Reichskreis
Lindau* (am Bodensee) (Ftm, RKl, Reichsstift, RS) Bayern, Bretzenheim, Dornbirn, Gägelhof, Hohenems, Isny, Leutkirch, Leutkircher Heide, Saulgau, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Vorderösterreich
Lindflur Wolfskehl von Reichenberg
Lippe* (Gt, Ftm) Alverdissen, Ameiden, Biesterfeld, Detmold, Deutscher Bund, Freckenhorst, Hessen, Lemgo, Lippe-Alverdissen, Meinerzhagen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Paderborn, Pyrmont, Rheda, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schwalenberg, Spiegelberg, Sternberg (Gt), Thorn, Vianen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Lohra* (bei Großlohra) (Gt) Hohnstein, Klettenberg, Obersächsischer Reichskreis, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein
Lommersum* (Ht) Kerpen (Ht), Niederrheinisch-westfälischer-Reichskreis, Schaesberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Lothringen* (Hztm) Apremont, Bar, Bitsch, Blankenberg, Blieskastel, Bolchen, Bouillon, Brabant, Burgund, Elsass-Lothringen, Falkenstein (Ht, Gt), Finstingen, Forbach, Frankreich, Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Hessen, Köln (EStift), Kriechingen, Lixheim, Luxemburg, Luxeuil, Metz (Hochstift), Michelbach (RDorf), Mörchingen, Nalbach, Nancy, Nassau-Saarbrücken, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Österreich, Pfalz, Püttlingen, Saalfeld, Saarburg, Saarwerden, Sachsen-Saalfeld, Salm, Schuttern, Sponheim, Toskana, Toul, Vaudémont, Verdun, Westrich, Zweibrücken
Löwenstein-Wertheim* (Ftm) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Virneburg, Rochefort, Scharfeneck, Virneburg, Wertheim, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Lübeck* (Hochstift, Ftm, RS) Danzig, Deutscher Bund, Elbing, Eutin, Frankreich, Greifswald, Hamburg, Hanse, Holstein, Mecklenburg-Schwerin, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Oldenburg, Preußen, Rheinbund, Sachsen-Lauenburg, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein Gottorf), Soest, Stolp, Stralsund, Wolgast
Lüneburg* (Ftm, Residenz, S) Braunschweig, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Calenberg, Celle, Dannenberg, Ebstorf, Grubenhagen, Hannover, Harburg, Niedersächsischer Reichskreis, Sachsen-Wittenberg, Welfen
Lustenau* (in Vorarlberg) (Reichshof) Hohenems
Lüttich* (Hochstift, Residenz) Belgien, Bouillon, Brabant, Dagsburg, Franchimont, Hasbain, Hennegau, Herstal, Horn bzw. Hoorn, Köln (EStift), Langenau, Looz, Looz-Corswarem, Luxemburg, Maastricht, Mecheln, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Osnabrück (Hochstift), Reckheim (Reckenheim), Stein, Utrecht (Hochstift)
Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein
Magdeburg* (EStift, Hztm, Residenz, Prov, S) Altmark, Anhalt, (Arnstein-Barby), Barby, Berge, Brandenburg, Calbe, Gardelegen, Gera, Giebichenstein, Gnesen, Görlitz, Hadmersleben, Halberstadt, Halle an der Saale, Havelberg, Jerichow, Jüterbog, Landsberg, Lebus, Leiningen, Mainz (EStift), Mansfeld, Meißen (Hochstift), Merseburg, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Paderborn, Peitz, Posen, Preußen, Querfurt, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Wittenberg, Schraplau, Seehausen, Sommerschenburg, Stade, Sternberg (L), Stettin, Wernigerode, (Westfalen,) Westphalen, Wettiner, Wollmirstedt
Mainz* (EStift, Residenz, freie S, Dompropstei, Rep) Allendorf, Amorbach, Aschaffenburg, Aufenau, Augsburg (Hochstift), Battenberg, Bentzel zu Sternau, Bickenbach, Bieber, Blankenhain, Bolanden, Bönnigheim, Braunschweig-Grubenhagen, Bronnbach, Cammin bzw. Kammin, Dalberg, (Dalbergstaat,) Dassel, Dexheim, Dieburg, Disibodenberg, Dürn, Ehrenburg, Eichstätt, Eltville, Eppstein, Erbach, Erfurt, Eschwege, Forstmeister von Gelnhausen, Franken (Hztm), Freising, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gleichen, Göss, Groß-Winternheim (Großwinternheim)Grubenhagen, Halberstadt, Hanau, Hardheim, Hattstein, Havelberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hildesheim, Hirschhorn, Holzhausen (RDorf), Idstein, Ilbenstadt, Ingelheim, Itter, Jülich-Kleve-Berg, Jungen, Kassel, Katzenelnbogen, Königstein, Kranichfeld, Krautheim, Kronberg, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Leiningen, Limburg an der Lahn, Looz-Corswarem, Lorsch, Martinstein, Mergentheim, Mespelbrunn, Münzenberg, Murbach, Nassau, Nassau-Idstein, Naumburg, Neckarsteinach, Neckarsulm, Neubamberg, Neuengleichen, Nierstein, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Obergriesheim, Oberrheinstrom, Oberschefflenz, Odernheim, Olmütz, Oppenheim, Ostheim, Paderborn, Pfeddersheim, Prag, Preußen, Rhein (Ritterkreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinischer Städtebund) Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rieneck, Ruchesloh, Rüdt von Collenberg, Salm-Reifferscheid-Krautheim (Salm-Krautheim), Schönborn, Schöntal, Schwabsburg, Seligenstadt, Soden, Sooneck, Speyer, Sponheim, Starkenburg, Steinheim, Stiffe, Straßburg (Hochstift), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Treffurt, Veldenz, Verden, Virneburg, Waldeck, Waldeck-Wildungen, Walldürn, Wildungen, Winternheim, Wittgenstein, Worms (Hochstift), Würzburg (Hochstift), Ziegenhain
Mansfeld* (G, Gt) Allstedt, Arnstein, Henneberg-Aschach, Henneberg-Römhild, Obersächsischer Reichskreis, Ostheim, Preußen, Querfurt, Römhild, Saalfeld, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Römhild, Schraplau, Seeburg, Westphalen
Mantua* (SKom, Reichsvikariat, MkGt, Hztm) Gonzaga, Italien, Mathildische Güter, Montferrat, Österreich
Marchtal* (ruAbtei) Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Thurn und Taxis
Marienborn Büdingen, Isenburg-Marienborn, Oberrheinischer Reichskreis
Mark* (bei Hamm in Westfalen) (Gt, G) Altena, Ardey, Arenberg, Berg, Bouillon, Brackel, Brandenburg, Dinslaken, Dortmund (RS), Dortmund (Gt), Düsseldorf, Elmenhorst, Essen (RAbtei), Fredeburg, Hörde, Huckarde-Dorstfeld, Kerpen (Ht), Kleve, Lüttich, Manderscheid-Schleiden, Münster (Hochstift), Plettenberg, Saffenburg, Schleiden, Sedan, Volmarstein, Werden, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Witten
Mathildische Güter* (Reichsgüter?)
Mecheln* (Ht) Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Niederlande, Trier (EStift)
Mecklenburg* (F, Hztm, L) Ahrensberg (Arensberg), Boizenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Deutsche Demokratische Republik, Doberan, Eldenburg, Gadebusch (Gadelsbusch), Grabow, Greifswald, Güstrow, Lübeck (RS), Lychen, Mecklenburg-Stargard, Mecklenburg-Strelitz, Niedersächsischer Reichskreis, Meyenburg, Parchim, Pommern, Preußen, Prignitz, Putbus, Ratzeburg, Rostock, Rügen, Sachsen, Schweden, Schwerin (Gt), Schwerin (Hochstift), Stargard, Stralsund, Tecklenburg, Uckermark, Vierraden, Vorpommern, Werle, Wesenberg, Wismar, Wolgast, Wredenhagen, Wustrow
Mecklenburg-Güstrow* (Hztm) Güstrow, Niedersächsischer Reichskreis, Schwerin, Wenden
Mecklenburg-Schwerin* (Hztm, GroßHztm, FrStadt) Deutscher Bund, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Ratzeburg, Rheinbund, Rostock, Schwerin, Wenden, Werle, Wismar
Meerholz* (Kl) Büdingen, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Oberrheinischer Reichskreis
Meldegg (FreiH, RRi) s. Reichlin von Meldegg
Memmingen* (RS) Bayern, Buxheim, Eisenburg, Erkheim, Marstetten (Gt), Münch, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Ulm (RS), Wurzach
Mengen* (Ht) Baindt, Buchau (Reichsstift), Donaustädte, Saulgau, Schwäbisch-Österreich, Württemberg
Mergentheim* (bzw. Bad Mergentheim) (Meistertum des Deutschen Ordens, Residenz) Busau (Baussau), Deutscher Orden, Franken (BaDO bzw. DOBa), Fränkischer Reichskreis, Freudenthal (Freudental), Hohenlohe, Lichtel, Neuhaus (Ht), Württemberg
Messkirch* (Ht) Fürstenberg (G), Gundelfingen, Heiligenberg, Helfenstein, Hohenzollern-Sigmaringen, Salem, Schwäbischer Reichskreis, Zimmern
Metternich* (bei Weilerswist)(, Wolff Metternich zur Gracht) (G, RG, F) Beilstein, Fulda (Abtei), Horn, Hummertsried, Neufürstliche Häuser, Ochsenhausen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Winneburg, Wolff-Metternich zur Gracht
Metz* (freie RS, Hochstift, Ftm) Apremont, Beier von Boppard, Blamont bzw. Blankenberg), Blieskastel, Chatillon, Commercy, Dagsburg, Elsass-Lothringen, Finstingen, Frankreich, Habondange bzw. Habudingen, Helfedange bzw. Helflingen, Hinguezange bzw. Hingsingen, Homburg, Laer, Lagarde (La Garde), Lothringen, Nassau-Ottweiler, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Odernheim, Ottweiler, Pfeddersheim, Püttlingen, Rixingen, Saarbrücken, Saarburg, Saarwerden, Trier (EStift), Türkstein, Vic
Millendonk* bzw. Myllendonk (RRi, ruHt) Bedburg, Buxheim, Frohnenbruch, Hörstgen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Ostein, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Mindelheim* (Ht, RF) Bayern, Irsee, Neufürstliche Häuser, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Teck
Minden* (in Westfalen) (Hochstift, FBtm, Ftm, Residenz) Brandenburg, Diepholz, Hallermunt, Köln (EStift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Paderborn, Petershagen, Ravensberg, Westfalen, Westphalen, Wölpe, Wunstorf
Moers* (G, Ftm) Bolchen, Frohnenbruch, Hörstgen, Kyrburg, Mahlberg, Nassau-Oranien, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oranien, Preußen, Rheingrafen, Saarbrücken, Saarwerden
Moosburg (im Kreis Biberach) Buchau (Reichsstift)
Mühlhausen* (in Thüringen) (RS) Bilstein, Eichsfeld, Niedersächsischer Reichskreis, Preußen, Reuß, Sachsen, Thüringen, Vogtland, Westphalen (Westfalen)
Münster* (Hochstift, Residenz) Ahaus, Anholt, Arenberg, Berg, Borken, Cloppenburg, Diepholz, Dülmen, Emsland, Fresenburg, Gemen, Gronau, Horstmar, Köln (EStift), Laer, Lembeck, Looz-Corswarem, Lüdinghausen, Meppen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nothaft, Oldenburg, Osnabrück (Hochstift), Papenburg, Preußen, Ravensberg, Rheina-Wolbeck, Sachsen, Salm, Saterland, Steinfurt, Stromberg, Tecklenburg, Vechta, Velen, (Weerdt,) Werth, Westfalen, Wildeshausen, Wolbeck
Münzenberg* (H, Ht) (Assenheim,) Bingenheim, Bolanden, Butzbach, Dieburg, Eppstein, Falkenstein (Ht), Frankfurt (RS), Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hanau-Münzenberg, Hessen, Hessen-Butzbach, Isenburg-Offenbach, Königstein, Lich, Nürings, Oberrheinischer Reichskreis, Offenbach, Seeheim (Ht), (Solms-Assenheim,) Solms-Braunfels, Vilbel, Wetterau
Namur* (Gt) Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Flandern, Frankreich, Hennegau, Limburg (Hztm), Lüttich, Niederlande, Sankt Maximin
Nassau* (Gt, Hztm) Alsenz, Altleiningen, Ansbach, Arnstein, Beilstein, Braubach, Breidenbacher Grund, Burgundischer Reichskreis, Camberg, Cleeberg, Commercy, Dannenfels, Dernbach, Deutscher Bund, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Eberbach, Eppstein, Esterau, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Flach von Schwarzenberg, Franken (Hztm), Freusburg, Gemünden, Geuder von Heroldsberg, Greifenstein, Grenzau, (Großhessen,) Hachenburg, Hadamar, Hattstein, Heimbach, Heroldsberg, Hessen, Hessen-Nassau, Hohensolms, Hohlenfels, Holzappel, Idstein, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Katzenelnbogen, Kehl, Kerpen (Ht, RGt), Königstein (Gt), Lahr, Leiningen, Leyen, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lommersum, Luxemburg, Mahlberg, Mainz (EStift), Meudt, Molsberg, Nassau-Liebenscheid, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neubamberg bzw. Neu-Bamberg, Neuwied, Niederisenburg, Nievern, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Ortenberg, Osterspai, Pfalz, Preußen, Reichenstein, Reifenberg, Rheingau, Rheinland-Hessen-Nassau, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter von Kornburg, Rüdesheim, Runkel, Saarbrücken, Sayn (Abtei)Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Schönau, Schönborn, Schweighausen, Siegen, Soden, Solms, Sporkenburg, Stein (ruHt), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Trier (EStift), Usingen, Vallendar, Vetzberg, Vianden, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, (Wettiner,) Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Winden
Nassau-Diez* (G) Camberg, Diez, Nassau, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oranien, Schleiden, Stein (ruHt)
Nassau-Diez-Oranien Beilstein, Kurrheinischer Reichskreis, Sankt Gerold
Nassau-Oranien* (F) Beilstein, Breda, Brochenzell, Corvey, Dietkirchen, Dortmund, Fulda (Abtei), Kurrheinischer Reichskreis, Lingen, Luxemburg, Moers, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg, Nassau-Siegen, Oranien, Provence, Sankt Gerold, Spiegelberg, Weingarten
Nassau-Weilburg* (Gt) Alsenz, Arnstein, Bolanden, Cleeberg (Kleeberg), Commercy, Dannenfels, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Gleiberg, Grenzau, Hachenburg, Hohlenfels, Idstein, (Isenburg,) (Kirchberg) (BgG), Kirchheim(bolanden), Leiningen, Limburg (an der Lahn), Luxemburg, Merenberg, (Moers-Saarwerden,) Molsberg, Nassau, Nassau-Idstein, Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Usingen, Nassau-Weilnau, Neu-Bamberg, Niederisenburg, Ottweiler, Rheinbund, Saarbrücken, Saarwerden, Sayn-Hachenburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schönau, Stauf, Trier (EStift), Vetzberg, Weilburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetzlar (RS), Winden
Neckarsulm* (Reichslehen) Mergentheim, Württemberg
Neipperg* (H, RRi, G, RG) Bebenhausen, Bönnigheim, Freudental, Gemmingen, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwaigern
Neresheim* (ruAbtei, RAbtei) Oettingen, Oettingen-Wallerstein, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Thurn und Taxis
Nesselrode* (G) Ehrenstein, Gimborn-Neustadt, Landskron, Mechernich, Nesselrode-Reichenstein, Reichenstein, Rath, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Nesselrode-Drachenfels Reichenstein
Nesselrode-Reichenstein* (RG) Mechernich, Nesselrode
Nesselrode-Reichenstein-Landskron Nesselrode
Niedergundelfingen Reichlin von Meldegg
Niederisenburg* (Gt, Ftm) Isenburg, Kurrheinischer Reichskreis
Niederlande* (Staat) Aalst, Ameiden, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bouillon, Brabant, Breda, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cuylenburg (Culemborg), Deutscher Bund, Deventer, Drente, Egmond, Eiß, Elten, Flandern, Frankreich, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Groningen, Gronsveld (Gronsfeld), Habsburg, Havré (Havre), Hennegau, Holland, Hoorn (Horn), Jülich, Kleve, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg Hztm, Lüttich, Luxemburg, Maastricht, Moresnet, Namur, Nassau, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nimwegen, Nivelles, Oranien, Österreich, Ostfriesland, Overijssel, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reckheim bzw. Reckenheim, Richold, Salm, Scherpenzeel, Schlenaken (Schlenacken), Schwarzenberg, Seeland, Spanien, Stablo (Stablo und Malmedy), Stein, Thorn, Thurn und Taxis, Tournai, Utrecht (Bg, S), Utrecht (Hochstift), Veluwe, Vianen, Wijlre (Wylre), Wittem, Zutphen
Niedermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Deggendorf, Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg (Ftm), Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeran, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Niederösterreich* (L, [Ländergruppe,] BundesL) Batthyány, Bernstein (Ht) (Pernstein), Burgenland, Deutschösterreich, Dietrichstein, Eisenstadt, Forchtenstein, Güns, Habsburg, Hardegg, Harrach, Hornstein (Ht), Kobersdorf, Kuefstein, Kuenringer, Losenstein, Oberösterreich, Österreich, (Pernstein,) Reichersberg, Schrems, Seyring, Starhemberg, Steiermark, Stockerau, Ungarn, Wachau, Wallsee, Weitra, Zisleithanien
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis* Aachen, Amblise, Anholt, Aspremont, Blankenheim, Breisig, Cambrai, Diepholz, Dortmund, Echternach, Elsenz, Emblikheim (Emblicheim), Esens, Fagnolle bzw. Fagnolles, Franchimont, Gelsdorf, Gemen, Gerolstein, Gronsveld (Gronsfeld), Hadamar, Hallermunt, Hannover, Hardenberg, Harlingerland, Hasbanien (Hasbain), Herford (FrauenStift), Hoorn (Horn), Hoya, Jülich, Kerpen (Ht, RGt), Kerpen-Lommersum, Kleve, Köln, Kornelimünster, Lippe, Lommersum, Lüttich, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Millendonk (Myllendonk), Minden, Moers, Münster (Hochstift), Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen, Neuenahr, Odenthal, Osnabrück (Hochstift), Ostfriesland, Paderborn, Pyrmont, Ravensberg, Recklinghausen, Reichenstein, Reichskreise, Reifferscheid, Rietberg, Rotenburg (Ht), (Salm,) Sayn, Sayn-Hachenburg, Schaumburg, Schleiden, Schlenacken, Stablo (Stablo und Malmedy), Stedesdorf, Steinfurt, Tecklenburg, Thorn, Varel, Verden, Sayn-Altenkirchen, Vlotho, Weerdt (Werth), Werden, Werth, Wickrath, Wied-Runkel, Winneburg, Wittem, Wittmund
Niederrheinisch-westfälisches-Reichsgrafenkollegium s. Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Niedersächsischer Reichskreis* Göttingen, Hamburg (freie RS), Hannover, Holstein-Glückstadt, Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf,) Lauenburg, Lübeck (RS), Lüneburg (Ftm), Magdeburg (EStift), Mecklenburg, Mühlhausen (RS), Norderdithmarschen, Nordhausen, Oldenburg-Wildeshausen, Pommern, Rantzau, Ratzeburg, Regenstein, Reichskreise, Riddagshausen, Rostock, Sachsen-Lauenburg, Schleswig-Holstein-Glückstadt (Holstein-Glückstadt), Schleswig-Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf) (Holstein-Gottorp,) Schwerin (Gt), Schwerin (Hochstift), Stargard, Süderdithmarschen, Wenden, Wildeshausen, Wismar
Nomeny* (MkGt) Falkenstein (Ht, Gt), Lothringen, Oberrheinischer Reichskreis
Nordhausen* (RS, ruStift) Gemen, Hohnstein, Klettenberg, Niedersächsischer Reichskreis, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Thüringen, Walkenried, Westphalen
Nördlingen* (RS) Bayern, Kaisheim, Schwäbischer Reichskreis, Trochtelfingen
Nostitz* (G) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Rieneck
Nürnberg* (BgG, BgGt, RS, Residenzen) Abenberg, Altenmuhr, Altmark, Andechs, Ansbach, Askanier, Aufkirchen, Baunach, Bayern, Bayreuth, Brandenburg, Cadolzburg, Cammermeister, Crailsheim, Egerland, Eichstätt, Erbendorf, Erkenbrechtshausen, (Erlendorf,) (Ervendorf,) Feuchtwangen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Geuder von Heroldsberg, Giech, Gräfenberg, Guttenberg, Haller von Hallerstein, Hamburg, Heideck, Heidingsfeld, Heldburg, Heroldsberg, Hilpoltstein, Hildburghausen, Hohenzollern, Kitzingen, Kulmbach, Lobenhausen, Mainbernheim, Neustadt an der Aisch, Orlamünde, Pfalz, Raabs, Rieter von Kornburg (Rieder zu Kornburg), Rothenberg, Sachsen-Hildburghausen, Schaumberg, Schlüsselberg, Schmalkalden, Sechsämterland, Seefeld, Truhendingen, Vogtland, Weida
Oberisenburg* (Gt) Oberrheinischer Reichskreis
Obermünster* (Abtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Regensburg (Ftm), Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg Obermünster, Regensburg Niedermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Oberreichenbach s. Reichenbach
Oberrheinischer Reichskreis* Bitsch, Bretzenheim, Bundenbach, BurgholzhausenDagstuhl, Diemeringen (Dimringen), Dünwerde, Elsass, Eppstein, Falkenstein (Ht, Gt), Franken (BaDO bzw. DOBa)Franquemont, Friedberg (RS), Fulda (Abtei), Gräfenstein, Greifenstein, Grumbach, Gudensberg, Hanau-Lichtenberg, Hanau-Münzenberg, Heitersheim, Hersfeld (RAbtei),(Holzhausen), Idstein, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Itter, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kaysersberg, Kirchheim (Ht), Königstein (Gt), Kriechingen, Kriechingen-Püttlingen, Kronberg,) Kyrburg, Lahr, Lauterecken, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Heidesheim und Oberstein, Leiningen-Westerburg, Lichtenau, Lichtenberg, Lißberg, Lothringen, Mensfelden (Münzfelden), Merenberg, Metz (Hochstift), Moers-Saarwerden, Münzenberg, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Nidda, Nomeny, Ochsenstein, Odenheim und Bruchsal (Odenheim) (RPropstei), Olbrück, Österreichischer Reichskreis, Ottweiler, Pfalz-Simmern, Plesse, Prüm, Püttlingen, Reichskreise, Reipoltskirchen, Rhaunen, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rixingen, Rosheim, Saarwerden, Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schadeck, Schaumburg (Schauenburg ), Solms-Assenheim (Assenheim), Solms-Münzenberg, Speyer (Hochstift), Speyer (freie RS), Sponheim, Staden, Stauf, Straßburg (Hochstift), Türkheim, Waldeck, Wartenberg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetter, Wetzlar, Wild- und Rheingrafen, (Wild- und Rheingrafen zu Stein und Grehweiler), Wittgenstein, Worms (Hochstift), Worms (RS, freie S), Ziegenhain, Zweibrücken
Obersächsischer Reichskreis* Anhalt, Beeskow, Cottbus, Derenburg, Farnroda, Frohndorf, Gernrode, Gotha, Hannover, Hartenstein, Hatzfeld, Heldburg, Hinterpommern, Hohenstein, Klettenberg, Königswusterhausen, Kranichfeld, Lauenstein, Lichtenstein (Ht), Losenstein, Lohra, Mansfeld, Meißen (MkGt), Merseburg, Naumburg, Oppurg, Peitz, Pommern-Barth, (Porschenstein,) Purschenstein, Quedlinburg, Querfurt, Ranis, Rantzau, Reichenfels, Reichskreise, Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Reuß-Lobenstein, Ronneburg, Rügen, Ruppin, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weimar, Sachsen-Wittenberg, Sachsen-Zeitz, Schleitz, Schönburg, Schwarzburg, Schwarzburg-Arnstadt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Solms, Solms-Lich, Stein (Ht), Stolberg, (Stolberg-Rossla,) (Stolberg-Stolberg,) Storkow, Tautenburg, Teupitz, Thüringen, Uckermark, Vierraden, Walkenried, Warmsdorf, Wernigerode, Wiehe, Wildenfels, Wurzen
Ochsenhausen* (RAbtei, ruAbtei, RFtm) Aspremont, Beilstein, Fischbach, Horn, Hummertsried, Kerpen (Ht, RGt), Metternich, Obersulmetingen, Schaesberg, Schaesberg-Tannheim, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Sinzendorf, Tannheim, Ummendorf, Untersulmetingen, Winterrieden, Winneburg
Odenheim* (RDorf) Baden, Großgartach, Oberrheinischer Reichskreis, Schwaigern, s. Odenheim und Bruchsal
Odenheim* bzw. Odenheim und Bruchsal (RPropstei, rheinischer Prälat, Abtei) Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Odenwald* (Ka bzw. RiKa) Absberg, Adelsheim, Adler, Aichholzheim, Albini, Aletzheim, Altenheim, Amorbach, Ansbach, Appold, Aschaffenburg, Aschhausen, Auerbach, Aufsess, Autenried (RRi), Ayrer zu Rossbach, Babenhausen (RRi), Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bartenau, Bauer von Eiseneck (RRi), Behr, Berlichingen, Berlichingen-Rossach, Bernheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Bertram (RRi), Bertremoville, Betringen, Bettendorf, Biberern, Bicken, Bieberehren (Biberen), Bobenhausen, Bödigheim, Bohn, Botzheim, Bouwinghausen, Brasseur, Braunsbach, Brendel von Homburg, Bronnbach, Buchenau, Buches von Wasserlos, Burggraf zu Heppenheim, Burghausen, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buwinghausen (Bouwinghausen), Cammermeister, Cappler von Oedheim genannt Bautz, Carben, Chelius, Clarstein, Clebes von Nelsbach (Clebes von Nelßbach), Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Curtius zu Umstadt, Dachröden, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Deutscher Orden, Didelzheim, Dienheim, Dölau, Dörzbach, (Dürn,) Dürn zu Riedsberg, (Ebenheim,) Eberbach, Echter, Ega, Egloffstein, (Ehenheim,) Ehrenberg, Eisack, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Endtlicher, Enslingen (Enßlingen), Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Esch, Eyb, Falkenhausen, Fechenbach, Felberg, Finsterlohr, Fork, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein (Franckenstein) (RRi, FreiH), Frieß, Fronhofen, Fuchs von Neidenfels, Führer von Heimendorf, Fürbringer, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gayling von Altheim (Gailing von Altheim), Gebsattel, Geismar (Geißmar), Gemmingen, (Geyer,) Geyer von Giebelstad (Geyer zu Giebelstadt), Geypel, Goldochs zu Beratsweiler, Göler von Ravensburg,) Gränrodt, (Grorodt,) Greck von Kochendorf (Greck zu Kochendorf), Greifenclau, Grempp (, Gremp), Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Grumbach, Grün, Grünau (Kl), Grünrod, Gundelsheim, Guntzenroth, Guttenberg (Gutenberg), Habe, Habern, Habsberg, Hamilton, Hammerstein, Handschuhsheim, Harseldt, Harstall, Hartheim, Hattstein, Hatzfeld, Hausen, Haxthausen, Hebele, Heddesdorf (Hettersdorf), Hedingshausen, Heilbronn, Helmstadt, Herda, Herold, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hettman, Heusenstamm, Heussen, Heußner, Heydt, Hildebrandt, Hirnsberg, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim, Hoheneck (RRi), Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, (Holzschuher), Holzschuher von Aspach und Harrlach, Horkheim (Horckheim), Hornberg, (Horneck,) Horneck von Weinheim, Huckelheim, (Hund,) Hund von Wenkheim, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Imhoff (Imhof), (Ingelheim) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (FreiH, RRi), Ippesheim, Jacob von Holach (Jakob von und zu Holach), Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim, Jemmerer, Kaltenbrunn, Kaltenthal, Kammermeister genannt Camerarius (Cammermeister), Kleinschmidt, Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Koch, Kocherstetten, Kolb von Rheindorf, Kottenheim, Kottwitz, Krautheim, Kronberg zu Ladenberg, Küchenmeister, Künzelsau, (Landschad,) Landschad von Steinach, Laudenbach (Lautenbach), Lauffen, Lauter, Lay, Lehrbach, Leiningen von Lemburg, Leo, Lerchenfeld, Leuzenbronn (Leutzenbrunn), Lichtenstein (RRi), Limpurg, Lochinger, Lorsch, (Löwenstein-Wertheim,) Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Maienfels, Mainz (EStift), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayerhofer, Merchingen (Merckingen), (Merlau bzw. Mörlau zu Münkheim), Metternich, Meyer zu Osterwald, Mock (Möckh), Modschiedel, Mörlau zu Münkheim, Morstein (zu Niedernhall), Mosbach, Muggenthal, Münch von Rosenberg, Mylius, Neckarsteinach, Neideck, Neidenfels, Niederstetten, Oeringer, Oetinger (Öttinger), Offingen, Öpfner, Ostein, (Otzberg) (Gans von Otzberg), Pfalz, Pfraumheim genannt Klettenberg, Pöllnitz, Pretlack, Rabenhaupt, Racknitz, Rassler, Ratzenberg, Rauchhaupt, Rechenbach, (Rechtern,) (Rechtern-Limpurg), Reck, Redwitz, Reibeld, Reichenbach, Reigersberg, Reinstein, Reitzenberg, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Riaucour, Ried, Riedern, Riedigheim, Rielern, Rinderbach, Rodenheim, Rosenbach, Rosenberg (Ht), Rothenburg (ob der Tauber), Rothenhausen, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Saint-André (Saint André), Schad, Schaffalitzky (Schaffelitzky), Schall-Riaucour (Riaucour), Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schelm von Bergen, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Scheuring, Schletz, Schmid, Schmidberg, Schneeberg (Schneeberger), Schönberg (RRi), Schönborn, Schöntal, Schrautenbach, Schrozberg (RRi), Schwalbach, Schwarzenberg, Seckendorff, Seibolstorff, Seinsheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Senftenberg, Sicherer, Sickingen, Soden (FreiH, G, RRi), Solms, Sparr, Sparneck, Speyer (Hochstift), Speyer (RS), Spieß, Spork, Stadion, Stammler, Starkh, Stein zu Lobelbach, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser) (von Neidenfels), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, Stingelheim, Sultzel, Swerts von Landas zu Weinheim, Tann, Tänzl von Tratzberg, Thüna, Thurn, Trebra, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, (Überbrick), Überbruck von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, Utterod, Varrenbach, Vestenberg, Vogt von Kallstadt (Vogt zu Kallstadt), Voit von Rieneck, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein) (Hunolstein), Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Vogt zu Wallstadt, Vohenstein, Volmar, (Vorburger) Vorburger zu Bödigheim, Wächter, Waldenburg genannt Schenkern, Walderdorff, Waldkirch, Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallert, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warrenbach, Wasen, Wechinger, Wehrenbach, Wehrn, Weiler, Weißenbach, Welden, (Wellwarth,) Wenk, (Wenkheim,) Wernau (Werdenau), Wichsenstein, Widdern, Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolmarshausen(, Wollmarshausen), (Wollmershausen) (RRi), Wollmershausen, Wöllwarth, Worms (Hochstift), Worms (RS), Wurm, Wrede, Württemberg, Würzburg Domkapitel, Würzburg Juliusspital, Zobel (Zobel von Giebelstadt), Zorn, Züllenhard, Zwingenberg am Neckar
Oettingen* (G, F) Aalen, Adelmannsfelden, Ansbach, Aufkirchen, Auhausen, Baldern, Bissingen, Burgberg, Crailsheim, Dagstuhl, Diemantstein, Dinkelsbühl, Dischingen, Eichstätt, Ellwangen, Feuchtwangen, Flochberg, Franken (BaDO bzw. DOBa), Fürstenberg-Weitra, Harburg, Hirschberg (G, Ht), Hohenstadt, Hürnheim, Katzenstein, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Nördlingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Oettingen, Oettingen-Spielberg, (Öttingen,) Schwäbischer Reichskreis, Spielberg, Sulzfeld, Utzmemmingen, Wallerstein, Weitra, Wemding
Oettingen-Baldern* (G) bzw. Oettingen-Baldern-Katzenstein Baldern, Dagstuhl, Katzenstein, Oettingen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, s. Oettingen-Baldern-Katzenstein
Oettingen-Spielberg* (G, F) Achstetten, Aufkirchen, Hochaltingen, Oettingen, Oettingen-Oettingen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwendi, Spielberg
Oettingen-Wallerstein* (G, F) Baldern, Bissingen, Burgberg, Dagstuhl, Diemantstein, Harburg, Katzenstein, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Oettingen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Seifriedsberg, Wallerstein
Offenbach* (am Main) (Bg, Ht, S) Büdingen, Hessen, Hessen-Darmstadt, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Isenburg-Offenbach, Oberisenburg, Oberrheinischer Reichskreis
Offenburg* (RRi, RS) Baden, Ortenau (RLV), Schwäbischer Reichskreis, Vorderösterreich, Zähringen, Zell am Harmersbach
Oggelsbeuren* (Ht) Buchau (Reichsstift)
Olbrück* (Ht, RHt) Bassenheim, Oberrheinischer Reichskreis, (Waldbott-Bassenheim,) Waldbott von Bassenheim
Oldenburg* (Gt, GroßHztm) Ahrensbök, Aldenburg, Bentinck, Birkenfeld, Bremen (freie RS), Bruchhausen, Cloppenburg, Delmenhorst, Deutscher Bund, Dinklage, Eutin, Frankreich, Holstein, Holstein-Rendsburg, Holzappel, Inhausen (Innhausen,) Jever, Kniphausen, Lübeck (Hochstift, Ftm), Lübeck (RS), Lütetsburg, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersachsen, Norddeutscher Bund, Oldenburg-Wildeshausen, Preußen, Rheinbund, Rüstringen, Saargebiet, Sachsen, Saterland, Schaumburg (Gt), Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Stedingen, Varel, Vechta, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen
Ortenburg* (ruGt) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Cilli, Formbach, Gottschee, Ortenburg, Portia, Sponheim, Wetterauer Reichsgrafenkollegium, Windische Mark
Osnabrück* (Hochstift, Residenz, fast reichsunmittelbare S) Diepholz, Fürstenau, Hannover, Iburg, Köln (EStift), Minden, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Sachsen, Tecklenburg, Westfalen, Westphalen
Ostein* (G) Buxheim, Dalberg, Millendonk (Myllendonk), Nassau, Obenhausen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Österreichischer Reichskreis* Bisein, Bregenz, Caldonatz, Castua, Elsass, Etsch (BaDO bzw. DOBa), Feldkirch, Görz (Gt), Gradisca bzw. Gradiska, Gutenstein, Habsburg-Laufenburg, Hausen (Ht), Hohenberg, Kallenberg, Kirchberg (Gt), Krain, Laufenburg, Mengen, Mitterburg, Montfort-Bregenz, Munderkingen, Nellenburg, Niederösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oettingen, Österreich (BaDO bzw. DOBa), Österreich (Mk), Persen (Pergen), Reichskreise, Rheinfelden, Riedlingen, Saulgau, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Seifriedsberg, Sonnenberg, Tarasp (Trafft), Tirol, (Trafft,) Traungau, Vorderösterreich, Warthausen, Weißenborn, Werenwag (Wehrwag), Wiblingen
Ostfriesland* (RGt, Ftm) Aurich, Dornum, Emden, Esens, Friesland, Gödens, Groningen, Hannover, Harlingerland, Inhausen (Innhausen), Jennelt, Jever, Kriechingen, Lingen, Neufürstliche Häuser, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Petkum, Preußen, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wittmund
Ottobeuren* (Abtei, Reichsstift) Bayern, Erkheim, Kaufbeuren, Ronsberg
Ottweiler* (Ht) Nassau-Ottweiler, Nassau-Usingen, Oberrheinischer Reichskreis, Saarbrücken
Paderborn* (Hochstift, FStift, Residenz) Brakel, Büren, Fulda, Helmarshausen, Mainz (EStift), Neuenheerse, Neuhaus (Schloss Neuhaus), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Plesse, Preußen, Ravensberg, Schwalenberg, Sternberg, Waldeck, Warburg, Werl, Westfalen, Westphalen
Passau* (Hochstift, Residenz, S) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bogen, Formbach, Fürsteneck, (Hafner-Obernzell,) Hals, Horn, Leoprechting, Mattsee, Neuburg am Inn, Obernzell, Oberösterreich, Rannariedl, Riedenburg, Salzburg (EStift), Sankt Florian, Sankt Pölten, Toskana, Vichtenstein, Wegscheid, Wernstein, Wien (Btm), Ebtm, Wolfstein (Ht)
Petershausen* (bei Konstanz) (ruAbtei, Reichsstift) Baden, Harthausen, Herdwangen, Hilzingen, Riedheim (Rietheim), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Pfalz* (Kurpfalz) (KFtm, PfGt) Adendorf, Alzey, Amberg, Annweiler, Asperg, Bacharach, Baden, Barr, Bauerbach, Bayern, Bayern-Landshut, Bellheim, Berg, Bergzabern, Billigheim, (Bleistein,) Böhl, Bolanden, Braunschweig-Lüneburg, (Breiteneck,) Bretten, Cham, Cochem, Dalberg, Dexheim, Dienheim, Dierbach, Dilsberg, Dischingen, Dittelsheim, Donauwörth (R Pflege), Eberbach, Ebernburg, Egerland, Ehrenburg, Ehrenfels, Elsass, Eppingen, Erbach, Erlenbach, Flehingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Frankreich, Freckenfeld, Frettenheim, Gelnhausen, Germersheim, Gertweiler, Gimborn-Neustadt, Godramstein, Großwinternheim (Groß-Winternheim),Gültlingen, Gundheim, Guttenberg, Habsburg, Hagenau, Hannover, Harmersbach, Haxthausen, Heidelberg, Heidesheim, Heiligenstein, Helmstadt, Hessen, Hessen-Pfalz, Hofstätten (Hofstetten), Hohenlohe, Homburg (Ht), Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht, RGt), Klingen, Kraichgau, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Lauterecken, Leiningen, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Limburg (an der Lahn), Lommersum, Lorsch, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelstein, Maienfels, Mainz (EStift), Mannheim, Maulbronn, Medelsheim, Meisenheim, Meudt, Michelstadt, Minderslachen, Minfeld, Mosau (Mossaw), Mosbach, (Mundeslacht,) Nalbach, Nassau-Saarbrücken, Neckargemünd (Neckargmünd), Neubamberg (Neu-Bamberg), Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nierstein, Nörvenich, Oberbayern, Oberpfalz, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Odenthal, Odernheim, Offenburg (RS), Oppenheim, Ortenau, Otzberg, Pfalz-Lautern, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Lautern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt bzw. Pfalz-Oberpfalz, Pfalz-Simmern, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Veldenz, Pfalz-Zweibrücken, Pleystein (Bleistein), Rappoltstein, Raugrafen, Remigiusland, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Richen, Rohrbach, Rot an der Rot, Rothenberg, Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Schauenburg, Schönberg (Bg), Schuttern, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger), Schwetzingen, Selz (Propstei), Sickingen, Simmern, Sinsheim, Soden (RDorf), Sponheim, Steinweiler, Stettenfels, Sulzbach (RDorf), Trier (EStift), Trifels, Veldenz, Vorderösterreich, Waldsassen, Walldorf, Weil der Stadt, Weinsberg (Ht), Weinsberg (RS), Wideho (Widehr), Wildberg, Wildgrafen, Wilgartswiesen, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wittelsbach, Wolfstein (RS), Worms (RS), Worms (HStift), Zweibrücken, Zwingenberg am Neckar, s. Pfalzgraf
Pfalz-Bayern Breitenegg bzw. Breiteneck Bretzenheim, Kurrheinischer Reichskreis
Pfalz-Lautern* (Ftm, Hztm) Kaiserslautern, (Lautern,) Oberrheinischer Reichskreis
Pfalz-Neuburg* (Ftm, Hztm) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bensberg, Berg (G), (Bleistein,) Brandenburg, Breiteneck, Dischingen, Düren, Düsseldorf, Eglingen, Ehrenfels, Frechen, Geldern, Hambach, Heideck, Heinsberg, Hilpoltstein, Höchstädt, Jülich, Kerpen (Ht, RGt), Laaber, Lauingen, Lommersum, Neuburg, Nideggen, (Niederbayern,) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oberpfalz, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Zweibrücken, Pleystein (Bleistein), Ravensberg, Sulzbach (G)
Pfalz-Simmern* (Ftm) Bergzabern, Oberpfalz, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Pfalz-Lautern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zweibrücken, Simmern, Veldenz, Wolfstein
Pfalz-Sulzbach* (Ftm) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Breitenstein (Ht), Heinsberg, Hilpoltstein, Jülich, Laaber, Lauingen, Neuburg, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Veldenz, Sulzbach (G)
Pfalz-Veldenz* (Ftm, PfGt) Guttenberg, Lauterecken, Lützelstein, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz-Zweibrücken, Remigiusland, Veldenz
Pfalz-Zweibrücken* (PfG, F, Hztm) Alsenz, Annweiler, Bergzabern, Bundenbach, Guttenberg, Homburg (G), Hornbach, Lebach, Lichtenberg, Lützelstein, Meisenheim, Minfeld, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Neuburg, (Pfalz-Neumarkt,) (Pfalz-Oberpfalz,) Pfalz-Simmern, Pfalz-Veldenz, Remigiusland, (Schauenburg) Schaumburg, Schweden, Sponheim, Sponheim-Starkenburg, Trifels, Veldenz, Wilgartswiesen, Zweibrücken
Pfalzgraf (Pfalzgraf bei Rhein) Bacharach, (Bellheim,) Billigheim, Böhl, Braunschweig-Lüneburg, Bretten, Burgheim, (Cham,) Cochem, Dalberg, (Dexheim,) (Dierbach,) Dilsberg, (Ehrenburg,) (Erbach) (Ht, Gt, RGt), Gertweiler, (Godramstein,) Goxweiler, (Hassloch,) Heidelberg, Kraichgau, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg an der Lahn, (Lorsch, Lützelstein,) Mainz (EStift), (Mannheim,) Maulbronn, Meisenheim, Menzingen, Meudt, Mosbach, Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nörvenich, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Rappoltstein, (Raugrafen,) Richen, (Rohrbach,) Saarbrücken (Gt), Schuttern, (Schwetzingen,) (Steinweiler,) Trier (EStift), (Veldenz,) (Vorarlberg), (Walldorf), Worms (HStift), s. Pfalz
Pfullendorf* (RS) Baden, Bregenz, Hegau (LGt), Lustenau, Salem, Schwaben (Hztm), Schwäbischer Reichskreis, Sigmaringen, Staufer, Überlingen, Udalrichinger, Vorarlberg
Platen* (G) Hallermunt, Hannover, Quitzow, Stechinelli-Wieckenberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Pleißen (Pleißenland) (Reichsland) Meißen (MkGt)
Pleißenland* (Reichsland) Altenburg, Chemnitz (RKl), Colditz, Meißen (MkGt)Osterland, Sachsen, Staufer, Thüringen
Plettenberg* (G) Eiß, Heggbach, Schlenacken, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wittem
Pommern* (Hztm) Barth, Boitzenburg, Brandenburg, Cammin (Kammin), Everstein, Geuder von Heroldsberg, Greifen, Gützkow, Heroldsberg, Hinterpommern, (Kammin,) Kolberg, Neumark, Obersächsischer Reichskreis, Polen, Pommern-Barth, Pommern-Wolgast, Putbus, Rheinbund, Rügen, Rügenwalde, Sachsen, Schlawe, Schweden, Stargard, Stavenhagen, Stettin, Stolp, Stralsund, Uckermark, Vierraden, Vorpommern, Wollin
Preußen* (Hztm, KgR) Absberg, Adendorf, Ahaus, Altenkirchen, Altmark, Anhalt, Anholt, Ansbach, Appeldorn, Ardey, Arenberg, Arenfels, Arnsberg, Arnstein, (Arnstein-Barby bzw. Barby), Auburg, Auersperg, Baden-Württemberg, Barby, Barmstedt, Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Belgien, Bengel, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Berg (G), Berleburg, Bettingen, Beuthen, Bevern, Birkenfeld, Blankenheim, Blieskastel, Blumenthal, Böhmen, Bonn, Boppard, Borken, Borth, Brackel, Brakel, Brand, Brandenburg (Mk), Braubach, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Oels, Brehna, Breidenbacher Grund, Breisig, Bremen (EStift), Bremen (freie RS), Breslau (Hztm), Breslau (Hochstift), Bretzenheim, Brieg, Broich, Büren, Burglayen, Burtscheid, Calenberg, Camberg, Canstein, Cappenberg, Celle, Cochem, Cosel, Cottbus, Crailsheim, Croy, Culm (Btm, L), (Kulm), Dagstuhl, Dassel, Daun, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Diepholz, Dietkirchen, Dinkelsbühl, Dithmarschen, Doberlug, Dohna, Dollendorf, Dortmund (RS, G), Dörzbach, Drachenfels, Dreis, Duderstadt, Duisburg, Dülmen, Dünwerde, Düren, (Düsseldorf, Dyck, Eberbach, Ebernburg, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebstorf, Ehrenburg, Eichsfeld, Eichstätt, Eiderstedt, Eilenburg, Eilendorf, Elben, Elbing, Elbingerode, Elkerhausen, Ellingen, Elmenhorst, Elten, Eltz, Emsland, Erfurt, Ermland, Erp (Erb), Eschwege, Eschweiler, Esens, Essen (RAbtei, RS), Esterau, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenberg, Falkenstein (Ht, Gt), Fehmarn, Feuchtwangen, Finsterwalde, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankenberg (rriOrt), Frankenstein, Fränkischer Reichskreis, Frechen, Freckenhorst, Fredeburg, Fresenburg, Freudenburg (BgGtm), Freusburg, Fritzlar, Frohndorf, Frohnenbruch, Fulda (Abtei), Gammertingen, Geilenkirchen, Geldern, Gelnhausen, Gemen, Gemünden, Gerolstein, Gersfeld, Geseke, Geyern (G), Gimborn-Neustadt, Glatt, Glatz, Glogau, Glückstadt, Goschütz, Görlitz, Goslar (RS), Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen (ruS), Greifswald, Grenzau, Gronau, Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Grottkau, Grubenhagen, Grumbach (G), Grüssau, Gudensberg, Gürzenich, Guttenberg, Gymnich, Habsburg, Hachenburg, Hadamar, Hadeln, Haffen, Hafner, Haigerloch, Halberstadt, Hallermunt, Hamb, Hamburg, Hammerstein, Hamminkeln, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hannover, Harburg, Hardenberg, Harlingerland, Hasserode, Hattstein, Haun, Hechingen, Heimbach, Heisterbach, Heinsberg, Heldrungen, Helgoland, Helmarshausen, Henneberg, Herford (Frauenstift, RS), Hersfeld (RAbtei), Herstal, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Hettingen, Hildesheim, Hohensolms, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohnstein, Holzappel, Holzhausen, Homburg vor der Höhe, Homburg (Ht), Hönningen, Hörde, Hörstgen, Horstmar, Hoya, Huckarde-Dorstfeld, Hückeswagen, Hülchrath, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hünxe, Hutten, Hüttersdorf, Idstein, Ilfeld, Isenberg-Limburg, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Isenburg-Grenzau, Itter, Jägerndorf, Jauer, Jennelt, Jülich, Jungnau, Jünkerath, Jüterbog, Kaiserswerth, Kamenz (Stift), Kanstein (Canstein), Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kehdingen, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchberg, Klettenberg, Kleve, Knechtsteden, Kobern, Köln (EStift), Köln (freie RS), Königsberg, Königstein (Gt), Königswinter, Kornelimünster, Kranichfeld, Kreuzburg, Kreuznach, Kronberg, Kronenburg, Krottorf, Kröv, Kulm, Kulmbach, Kulmerland, Kurmark, Kyll, Laer, Landsberg, Landskron, Langenschwarz, Lauenburg, Lauschied, (Layen) (Burglayen), Lembeck, Leslau, Lichtenau, Lichtenberg, Liebenscheid, Liegnitz, Limburg (Gt), Limburg an der Lahn, Lindschied, Lingen, Lippe, Lixfeld, Lobenhausen, Lohra, Lommersum, Looz-Corswarem, Loslau, Löwenberg, Lübeck (Hochstift), Lübeck (RS), Lüdinghausen, Lüneburg (Ftm), Luxemburg, Machwitz, Magdeburg (EStift), Mainbernheim, Mainz (EStift), Mainz (Rep), Malmedy, Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Mansbach, Mansfeld, Marburg, Mark, Martinstein, Mechernich, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Meerfeld, Mehr, Meiderich, Meisenbug, Memelgebiet, Mensfelden (Münzfelden), Meppen, Merseburg, Merxheim, Meschede, Messkirch, Meudt, Michelbach, Militsch, Millendonk bzw. Myllendonk, Minden, Moers, Molsberg, Monschau, Moresnet, Mühlhausen (RS), Münden, Münster (Hochstift), Münsterberg, (Münzfelden,) Myllendonk, Nalbach, Namslau, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Siegen, Nassau-Usingen, Naumburg, Neiße, Netzedistrikt, Neuenahr, Neuenburg (Gt, Ka), Neuengleichen, Neuenheerse, Neuerburg, Neufra, Neuhaus (Amt), Neumark, Neuwied(, Niederisenburg), Niederlausitz, Niedersachsen, Nievern, Norddeutscher Bund, Nordhausen (RS, ruStift), Nordstrand, Nörvenich, Nürburg, Nürnberg (RS), Oberlausitz, Oberschlesien, Oberstein, Oberwesel, Odenthal, Oderberg, Oels, Oettingen, Olbrück, Oldenburg, Oppeln, Oranien, Osnabrück, Osterburg, Osterland-Föhr, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Osterspai, Ostfriesland, Ostpreußen, Ostrach, Ottweiler, Padberg, Paderborn, Papenburg, Pappenheim, Peitz, Petkum, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pinneberg, Pless, Plesse, Plön, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Posen, Potsdam, Preetz, Preuschen, Priebus, Prüm, Quedlinburg, Ramholz, Ranis, Rantzau, Rath, Ratibor, Ratzeburg, Ravensberg, Recklinghausen, Regenstein, Reichenstein, Reifferscheid, Reizberg, Remagen, Rendsburg, (Rhade,) Rhaunen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck (BgGt), Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Rödelheim, Rotenburg, Rüdesheim, Rügen, Rümmelsheim, Runkel, (Rysum,) Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Weißenfels, Saffenburg, Sagan, Salm, Salm-Anholt, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Scharzfeld, Schauen, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schiffelbach, Schleiden, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schlüchtern, Schmalkalden, Schöller, Schönau (ruHt), Schönau (Kl), Schönborn, Schönstadt, Schraplau, Schüller, Schwanenberg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenholz, Schweden, Schweidnitz, Schweighausen, Schweppenhausen, Seefeld, Seehausen, Senftenberg, Siegburg, Siegen, Sigmaringen, Simmern bzw. Pfalz-Simmern, Sinzig, Soden, Soest, Solms, Solms-Braunfels, Spiegelberg, Sprottau, Stablo, Stablo und Malmedy, Stade, Stapelholm, Stein (ruHt), Steinau, Steinfeld, Steinfurt (Ht), Stettin, Stolberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stormarn, Stotel, Stralsund, Straßberg, Südpreußen, Sugenheim, Sulau, Sulzbach (RDorf), Sylt, Tann, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Thurn und Taxis, Torgau, Trachenberg, Treffurt, Triebel, Trier (EStift), Trier (freie RS), Troppau, Uckermark, Ungarn, Usingen, Valangin, Vallendar, Veen, Velen, Verden, Vestenberg, Veringen, Vetzberg, Vianden, Virneburg, Volmarstein, Vorpommern, Wächtersbach, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Waldkappel, Warburg, Wehrheim, Wehrstein, Weida, Weilburg, Weilnau, Weißenburg (RS), Welfen, Weltersburg, Werden, Werl, Wernigerode, Werth, Westerburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westhofen, Westpreußen, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wickrath, Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Wiesbaden, Wildenburg, Wildungen, Winden, Windsheim, Winneburg, Winnenthal, Witten, Wittenberg, Wittgenstein, Wittmund, Witzenhausen, Wohlau, Wolbeck, Wolgast, Wolkenburg, Wunstorf, Wursten, Württemberg-Oels, Ziegenhain, Züschen, Zyfflich-Wyler
Prüm* (gfAbtei, RAbtei, Residenz, ) Adendorf, Are, Bedburg, Ehrenstein, Frankreich, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Oberrheinischer Reichskreis, Remagen, Trier (EStift), Weißenburg
Pückler* (RFreiH, G) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Muskau, Obersontheim, (Rechtern), Rechtern-Limpurg, Speckfeld
Pyrbaum* (RHt) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Sulzbürg, Wolfstein (H)
Pyrmont* (Bad Pyrmont) (Ht, Gt) Hannover, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Schwalenberg, Waldeck, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Quadt (G, RG)* Isny (RAbtei), Isny (RS), Reckheim, Rohrdorf, Schwanenberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wickrath
Quedlinburg* (Abtei, Residenz) Arnstein-Barby (Barby), (Barby,)Blankenburg, Duderstadt, Eichsfeld, Falkenstein (Ht, Gt), Gera, Obersächsischer Reichskreis, Potsdam, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sachsen, Sommerschenburg, Weida, Westfalen, )Westphalen, Wettiner
Querfurt* (Ftm) Allstedt, Magdeburg (EStift), Mansfeld, Obersächsischer Reichskreis, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Schraplau, Thüringen
Rantzau* (ruGt, RG) Barmstedt, Niedersächsischer Reichskreis, Pinneberg
Ravensburg* (RS) Brochenzell, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Oberschwaben, Schmalegg, Schwaben (LV), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Waldsee
Rebecq* (bzw. Rebecque) (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Rechberg* (Hohenrechberg) bei Schwäbisch Gmünd) (H, RRi, G) Autenried, Babenhausen (Ht, RFtm), Bargau, Biberbach, Bubenhofen, Degenfeld, Dietenheim, Falkenstein (Ht), Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Mindelheim, Osterberg, Rechenberg, Sankt Georgen im Schwarzwald, Schramberg, Schwäbischer Reichskreis, Specht von Bubenheim, Waldkirch, Waldstetten, Weißenstein (Ht), Welzheim
Reckheim* (Reckum) (Ht, Gt) Amblise, Aspremont, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Recklinghausen* (Vest) Arenberg, Essen (RAbtei), Gemen, Köln (EStift), Kurrheinischer Reichskreis, Schaumburg (Gt), Westfalen
Regensburg* (Hochstift, Ftm, Residenz, freie RS) Abensberg, Babonen, Baldern, Balzheim, Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bayern-München, Dalberg, (Dalbergstaat,) Deggendorf, Donaustauf, Formbach, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankfurt (RS), Hohenburg, Hohenlohe, Hohenlohe-Waldenburg, Kurerzkanzler, Kurfürstenkollegium, Mondsee, Niedermünster, Nördlingen, Nothaft, Oberbayern, Obermünster, Oberösterreich, Oettingen-Baldern) Orth (an der Donau), Pfalz-Neuburg, Pöchlarn, Prag, Salzburg (EStift), Sankt Emmeram, Stockerau, Thurn und Taxis, Tirol, Waldenburg (Bg), Wemding, Wörth
Regensburg Niedermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Regensburg Obermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Regensburg-Sankt Emmeram* (gfAbtei, Reichsstift) Bayerischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Regenstein* (G) Arnstein, Blankenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Derenburg, Halberstadt, Hannover, Krottorf, Niedersächsischer Reichskreis, Quedlinburg, Wernigerode, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Reich von Baldenstein* (FreiH, RRi) s. Rinck
Reichartshausen* (bei Amorbach) (RDorf)
Reichau* (Ht, RRi) Fugger-Babenhausen (Fugger-Babenhausen und Boos)
Reichelsberg* (Bg, Ht) Fränkischer Reichskreis, Schönborn
Reichelsheim (im Odenwald) Crumbach, Erbach (Ht, Gt, RGt)
Reichelsheim (in der Wetterau) Nassau, Nassau-Weilburg
Reichenau* (KglKl, Residenz) Baden, Bussen, Grüningen, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Krenkingen, Mägdeberg, Mainau, Möhringen, Thurgau, Ulm (RS), Weißenburg (gef. RPropstei)
Reichenau (in Sachsen) Sachsen (Hztm)
Reichenbach* (bei Aalen) (rriHt) Adelmann von Adelmannsfelden, Lang
Reichenbach (im Eulengebirge) Goschütz, Neuschloss, Schweidnitz
Reichenbach* (bei Lautertal im Odenwald) (RRi)
Reichenbach (bei Gengenbach) Gengenbach
Reichenbach (bei Hessisch Lichtenau) Ziegenhain
Reichenbach (bei Lahr im Schwarzwald) Diersburg, Röder von Diersburg
Reichenbach (Oberreichenbach, Unterreichenbach) Birstein, Büdingen, Isenburg-Birstein
Reichenbach (bei Schussenried) Schussenried
Reichenberg (in Böhmen) Clam, Friedland, Sudetenland
Reichenberg (Grafen) Wallsee
Reichenberg (bei Oppenweiler) Württemberg
Reichenberg (bei Reichelsheim im Odenwald) Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbach-Erbach
Reichenberg (im Rhein-Lahn-Kreis) Katzenelnbogen
Reichenberg (im Kreis Würzburg) Wolfskehl von Reichenberg
Reicheneck (bei Happurg bei Nürnberg) Nürnberg RS
Reichenfels* (Pflege) Reuß
Reichenhall Bamberg, Niederbayern
Reichenhofen Leutkircher Heide
Reichensachsen Boyneburg
Reichenstein* (bei Lauterach) (Ht) Zwiefalten
Reichenstein (bei Neckargemünd) Neckargemünd
Reichenstein* (bei Puderbach) (Ht) Nesselrode, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Reichenwaldau s. Reichwaldau* (Reichenwaldau) (MinderHt)
Reichenweier* (Ht) Elsass, Mömpelgard, Ostheim, Sundgau, Wickisau (Willisau), Württemberg
Reichersberg* (H, Kl)
Reichertshofen Neuburg, Pfalz-Neuburg
Reichertswalde Dohna
Reichholzheim Bronnbach s. Reicholzheim
Reichlin von Meldegg* (FreiH, RRi) Thurn und Taxis
Reichlishart (Reichlinshard) Buol (Boul)
Reichlos Riedesel
Reichmannsdorf (bei Schlüsselfeld) Schrottenberg, Truchsess von Pommersfelden
Reicholzheim (Reichholzheim) Bronnbach
Reichsflandern (Reichs-Flandern) Flandern
Reichskreise* Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis
Reichsritterschaft* Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Rheinischer Ritterkreis bzw. Rhein (Rheinstrom) (RiKreis), Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Unterelsass bzw. Unterelsässische Ritterschaft (unterelsässische Ritterschaft), Vogtland bzw. Vogtländische Ritterschaft (vogtländische Ritterschaft)
Reichsritterschaft Franken* (RRi) s. Franken (RiKreis)
Reichsweiler Blieskastel s. Reichweiler
Reichwaldau* (Reichenwaldau) (MinderHt)
Reichweiler (Reichsweiler) Blieskastel
Reipoltskirchen* (RHt) Bolanden, Isenburg, Isenburg-Birstein, Leiningen, Oberrheinischer Reichskreis
Reuß* (G, Ftm, Ht) Anhalt, Burgk, Gera, Greiz, Köstritz, Kranichfeld, Obersächsischer Reichskreis, Pleißen bzw. Pleißenland, Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Reuß-Ebersdorf, Reuß-Greiz, Rheinbund, Saalburg, Sachsen, Schleiz, Thüringen, Vogtland, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Reuß-Schleiz* (Ht, Ftm) Ebersdorf, Köstritz, Lobenstein, Reichenfels, Reuß, Reuß-Gera, Schleiz, Thüringen
Reutlingen* (RS) Alteburg, Konstanz (Hochstift), Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Württemberg
Rhaunen* (Hochgericht) Birkenfeld, Dhaun, Kurrheinischer Reichskreis, Rheingrafen
Rhein* (RiKreis) (Rheinischer Ritterkreis) Adendorf, Ahrental, Angeloch, Arenfels, Arnstein, Auwach, Baden, Beckers zu Westerstetten, Beier von Boppard, Bellersheim, Bentzel zu Sternau, (Bernhold) Bernhold von Eschau, Bettendorf, Bicken, Blieskastel, Boos von Waldeck, Boos von Waldeck und Montfort, Botzheim, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidbach, Brendel von Homburg, Bretzenheim, Brömser von Rüdesheim, Burscheid, Bürresheim, Burrweiler, Buseck bzw. Buseckertal, Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Clodt zu Ehrenberg, Dalberg, Dalberg zu Dalberg, Dalberg zu Herrnsheim, Dalberg zu Heßloch (Hassloch), Degenfeld, Dernbach, Diede zum Fürstenstein, Dienheim, Dürckheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, (Eckbrecht von Dürckheim,) Ehrenburg, Eibingen, Elkerhausen (Elkershausen), Eltz, Ernberg, Eyß, Faust von Stromberg, Flersheim (Flörsheim), Forster (FreiH, RRi), Forstmeister von Gelnhausen, Franken (RiKreis bzw. Fränkischer Ritterkreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Frentz, Fürstenberg (RRi), Fürstenwärther, Gagern, Galen, Gans von Otzberg, Geispitzheim, Greifenclau-Dehrn zu Vollrads, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Günderode, Hallberg, Handschuhsheim, Hanstein, Hattstein, Hatzfeld, Hatzfeld-Wildenburg, Haxthausen, Heddesdorf (Hedersdorf), Hees, (Hessen,) Hessen-Kassel, Heusenstamm, Hilchen von Lorch, Hohenfeld, Horneck von Weinheim (Horneck zu Weinheim), Horxheim, Hund von Saulheim, Hüttersdorf, Illingen, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (G, RRi), Isenburg, Isenburg-Birstein, Jett von Münzenberg, (Kämmerer von Worms), Kerpen (FreiH, RRi), Kesselstatt (Kesselstadt), Knebel von Katzenelnbogen, Kolb von Wartenberg, Köth von Wanscheid, Kratz von Scharfenstein, Kronberg (RRi), Landeck, Landenberg, Landsberg (RRi), Landschad von Steinach, Landskron, Landstuhl, Langwerth zu Simmern, Lerch von Dirmstein, Leyen, Linden, Lösnich, Löw von Steinfurth (Löw von und zu Steinfurt), Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz (EStift), Mainz (Dompropstei), Mansbach (RRi), Marienberg, Marioth zu Langenau, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Medelsheim, Metternich, Mittelrheinstrom, Molsberg, Münchweiler, Nassau-Usingen, Niederrheinstrom, Nievern, Oberrheinstrom, Oberstein, Ostein, Pallant, Partenheim, Pfalz, Preuschen, Quadt (Quadt-Wickrath), Rau von Holzhausen, Reck, Reichsritterschaft, Reifenberg (Reiffenberg), Requilé, Riaucour, Riedesel, Ritter zu Grünstein, Rolshausen, Roth von Burgschwalbach, Rumrodt, Sankt Jakobsberg, Scharfeneck, Schelm von Bergen, (Schenk zu Schmidtburg,) Schenk von Schmidtburg, Schilling von Lahnstein, Schmidtburg zu Weiler, Schmitz-Grollenburg, Schönberg auf Wesel, Schönborn, Schorrenburg, Schulers, Schütz von Holzhausen, Schutzbar genannt Milchling, Schwaben (RiKreis) (Schwäbischer Ritterkreis), Schweppenhausen, Sickingen, Sickingen-Schallodenbach, Sirk, Soetern, Specht von Bubenheim, Stein (ruHt), Steinkallenfels (Stein-Kallenfels), Sturmfeder (Sturmfeder von und zu Oppenweiler), Ulner von Dieburg, Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein bzw. Hunolstein), Waldbott-Bassenheim bzw. Waldbott von Bassenheim), Waldeck (rriHt), Waldecker zu Kaimt (Keimpt), Waldenburg genannt Schenkern, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Wallbrunn zu Niedersaulheim (Nieder-Saulheim), Wallbrunn zu Partenheim, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warsberg, Wartenstein, Weiß von Feuerbach, Wetzel genannt von Carben (Wetzel genannt von Karben), Wildenburg, Wiltberg (Wildenberg,) Wollmerath, Wrede, Zandt von Merl, Zeiskam, Züllenhard, Zweifel (Zweiffel)
Rheineck* (bei Bad Breisig) (BgGt) Kurrheinischer Reichskreis, Sinzendorf, Vallendar, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Winterrieden
Rheingrafen* Alsenz, Dhaun, Diemeringen (Dimringen), Engelstadt, Frankreich, Freimersheim, Grumbach (G), Gundheim, Horstmar, Jülich-Kleve-Berg, Kreuznach, Kyrburg, Rhaunen, Rheinprovinz, Salm, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wildgrafen
Rheinisches Reichsprälatenkollegium* Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Elsass-Burgund(, Elsass-Schwaben-Burgund), Gandersheim, Isny, Koblenz (BaDO bzw. DOBa), Odenheim bzw. Odenheim (und Bruchsal), Quedlinburg, Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Thorn
Rheinland-Pfalz* (L) Ahrental (Ahrenthal), Alsenz, Altenkirchen, Annweiler, Ansbach, Arenfels, Arnstein, Bayern, Bechtolsheim, Beckelnheim, Beilstein, Bellheim, Bengel, Bergzabern, Berwartstein, Bettingen, Billigheim, Birkenfeld, Boppard, Braubach, Breisig, Bretzenheim, Bundenbach, Burglayen, Burrweiler, Cochem, Dahn, Dannenfels, Daun, Dexheim, Dhronecken, Dienheim, Dierbach, Dittelsheim, Dörrenbach, Dreis, Ebernburg, Ehrenburg, Eltz, Engelstadt, Erden (Erlen), Erlenbach, Erp (Erb), Esterau, Falkenstein, Frankenthal, Freckenfeld, Freisbach, Freusburg, Gemünden, Germersheim, Gerolstein, Gommersheim, Gräfenstein, Grenzau, Großhessen, Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Grumbach (G), Gundheim, Guntersblum, Guttenberg, Hachenburg, Hagenbach, Hallberg, Hammerstein, Hanau-Lichtenberg, Hassloch, Hessen, Hessen-Pfalz, Homburg, Hönningen, Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Ippesheim, Isenburg-Grenzau, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchheim (Kirchheimbolanden), Klingen, Kobern, Köln (EStift), Kreuznach, Kröv, Landau in der Pfalz, Landskron, Landstuhl, Langenau, Lauschied, Lauterecken, Layen (Burglayen), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Lichtenberg, Mainz (EStift), Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Schleiden, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meerfeld, Merxheim, Meudt, Minfeld, Molsberg, Mommenheim, Mühlenbach, Münchweiler, Neubamberg, Neuenahr, Neuwied, Nieder-Saulheim (Niedersaulheim), Nievern, Nierstein, Nürburg, Oberstein, Oberwesel, Odernheim, Olbrück, Oppenheim, Osterspai, Partenheim, Pfalz, Pfeddersheim, Preuschen, Preußen, Prüm, Reichenstein, Reil, Reipoltskirchen, Remagen, Remigiusland, Rhaunen, Rheineck (BgGt), Rheingrafenstein, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Rhodt, Rohrbach, Saffenburg, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Scharfeneck, Schaumburg, Schönborn, Schüller, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger,) Schweighausen, Schweppenhausen, Simmern, Sinzig, Speyer, Stauf, Stein (ruHt), Steinweiler, Trier, Trifels, Vallendar, Veldenz, Virneburg, Wartenberg, Wartenstein, Weltesburg, Westerburg, Wied, Wildenburg, Wilgartswiesen, Winden, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wolfstein, Worms (RS), Zweibrücken
Rhön-Werra*(, Rhön und Werra) (RiKa) Abersfeld, Adelsheim, Allendorf, Arnstein (RRi), Auerochs, Aura, Bastheim, Behaim (Behem), Benzenau, Berg (RRi), Berlepsch, Bernstein, Bettenhausen, Bibra, (Bieber,) Bildhausen, Bischofsheim, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Borié, Bose, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidenbach, Breittenbach, Brende (Brend), Brinck, Bronsart, Buchenau, Buchholz, Burghausen, Burgsinn, Buttlar, Calenberg (RRi), Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Castell (Gt), Castell-Remlingen, Cleßheim, Creutzburg, (Dalberg), Dalberg zu Dalberg, Degenfeld, Dernbach, Deutscher Orden, Diener, Dörnberg, Drachsdorff, Dürn zu Riedsberg, Ebers, Ebersberg (FreiH, RRi) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Eberstein, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eichelberg, Elm, Eltingshausen, Erffa, Erthal, Eschwege, Exdorf, Fahnenberg, Faust von Stromberg, Fechenbach, Fischborn, Fladungen, Forstmeister von Gelnhausen (Forstmeister zu Gelnhausen), Forstmeister von Lebenhan, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein bzw. Franckenstein, Froberg-Montjoie (Frohberg), Fronhofen (Frohnhoffen), Fulda (Abtei), Gebsattel, Geismar bzw. Geißmar, Gersfeld, Geyso zu Mansbach, Gleichen genannt von Rußwurm (Gleichen) (FreiH, RRi), Gofer, Gopp von Marezek (Goppe von Marezek), Grappendorf, Greusing, Grolach, Grumbach, (Gudenberg,) Günderode, Guttenberg, Habermann, Hain, Hanstein, Hatzfeld, Haun, Hebenhausen, Heddesdorf, (Hettersdorf) Heesperg, Helbe, Heldritt, Herbstadt, Herda, Heringen, Hessen-Kassel, Heßler, (Hettersdorf,) Heußlein von Eussenheim, (Hingka bzw.)Hingka zu Henneberg, Hutten, Hutten vom Stolzenberg, Ilten, (Ingelheim,) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Jagsthausen, (Jaxthausen), Kalb von Kalbsrieth (Kalb von Kalbsried), Kämmerer von Worms, Karspach, Kere (Kehr), Kempinsky, (Kettschau,) Keudell zu Schwebda, Kotlinsky, Kötschau (Kettschau), (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Landas (Landaß), (Landschad,) Landschad von Steinach, Langenschwarz, Lauter, Leinach, (Lengsfeld),) Lochner von Hüttenbach, Lüchau, Mansbach (RRi), Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meiningen (RRi), (Merlau genannt Böhm), Metsch, Müdesheim, Mörlau (Mörlau genannt Böhm), Müller zu Lengsfeld, Münster (FreiH, RRi), Muth, Neuenburg, Neukirchen, Nordeck von Rabenau, Obernitz, Oepp, Ostheim (Ganerbschaft), Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Pfersdorf (Pferdsdorf), Plittersdorf (Plittersdorff), Quadt (Quadt-Wickrath), (Rabenau) (Nordeck von Rabenau), Rapp, Rauche, Reckrodt, Reinstein, Reitzheim, Rettersbach, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rosenberg, Rottenbach, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, (Sänger von Moßau,) Schachten, Schad, Schadt, Schaumberg, Schauroth, Schelm von Bergen, Schenk von Schweinsberg (Schenk zu Schweinsberg), Schewen, Schleiffraß, Schletten, Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schönfeld, Schott von Schottenstein, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schütz, Schutzbar genannt Milchling, Schwegerer, Seefried, Selbitz, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden (FreiH, G, RRi), Soyecourt, Specht, Speßhart, Stadtlengsfeld, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Stein zu Nord- und Ostheim, Stepfferts, Sternberg (RR), Tann (ruHt), (Tann) (RRi), Tastungen, Thon, Thumbshirn, Thüngen, Trimberg, Trott zu Heusenberg, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Ussigheim, Vasolt, Vitzehagen, Vogelius, (Vogt,) Voigt von Rieneck, Voigt von Rieneck zu Urspringen, Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Völkershausen, Waizenbach (Damenstift), Wallenstein, Wangenheim, Warnsdorf, Wechmar, Wehrn, Weibenum, Weingarten, Wenkheim, (Werdenau,), Wernau (Werdenau), Weyhers, Wiener, Wiesenfeld (Wiesenfelden), Wildungen, Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl), Wolfskehl von Reichenberg, Wolzogen, Woyda (Woyde), Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg Juliusspital, Würzburg Universität, Würzburg Sankt Stephan, Zeitlofs, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zufraß, Zurhein, Zweifel (Zweiffel)
Rieneck* (Gt, RRi) Bentheim, Bickenbach, Burgsinn, Fränkischer Reichskreis, (Geyer,) Geyer von Giebelstadt(, Geyer zu Giebelstadt), Giebelstadt, Looz-Corswarem, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Reinhardsbrunn, Thüringen
Rietberg* (Gt) Arnsberg, Esens, Harlingerland, Hessen, Horstmar, Kaunitz, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westfalen, Westphalen
Rödelheim* (H) Oberrheinischer Reichskreis, Solms, Solms-Lich, Solms-Rödelheim
Roggenburg* (ruAbtei) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium
Rosenberg* (in Kärnten) (G) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Litschau, Neufürstliche Häuser
Rot an der Rot* (Reichsstift, RAbtei) Kirchdorf, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Wartenberg, Wartenberg-Rot
Rothenburg* (an der Tauber) (Ht, Hztm, RS) Ansbach, Bayern, Fränkischer Reichskreis, Gailnau, Gebsattel (RDorf, RRi), Gröningen (Ganerbschaft), Heidingsfeld, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kirchberg, Lichtel, Nordenberg, Schrozberg
Rottenbauer Groß, Wolfskehl von Reichenberg
Rottenmünster* (ruAbtei, RAbtei) Neuwürttemberg, Rotenstein, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Württemberg, s. Bletz von Rotenstein
Röttingen Reichelsberg, Würtzburg
Rottweil* (RS) Beroldingen, Dunningen, Grafeneck, Neuwürttemberg, Rottenmünster, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Schweiz, Teck, Württemberg, Zimmern, Zugewandte Orte
Rubempré-Everbergh* (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Saalmannsweiler (Salmansweiler) (Abtei, Reichsstift) s. Salem
Saarbrücken* (Gt, RS) Bergzabern, Blieskastel, Commercy, Dagstuhl, Frankreich, Hornbach, Lahr-Mahlberg, Leiningen, Metz (Hochstift), Nassau, Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken, Oberrheinischer Reichskreis, Ottweiler, Rheinprovinz, Tecklenburg, Worms, Zweibrücken
Sachsen* (Hztm, KFtm, KgR, PfGt, Prov, Freistaat, Land) Allstedt, Altmark, Altzelle, Anhalt, Arnstein-Barby, Askanier, Beeskow, Bernburg, Blankenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Brehna, Chemnitz (RKl), Colditz, Cottbus, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Döben, Doberlug, Dresden, Eichsfeld, Einsiedel, Eisenach, Elbingerode, Elstra, Erfurt, Ernestiner, Finsterwalde, Fränkischer Reichskreis, Freiberg, Frohndorf, Gandersheim, Gera, Glachau, Görlitz, Gotha, Groningen, (Hadeln Gebiet dort lebender Sachsen), Halberstadt, Hamburg, Hannover, Hartenstein, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Henneberg-Schleusingen, Herford (Frauenstift), Hersfeld (RAbtei), Hessen, Holstein, Hoyerswerda, Ilfeld, Jever, Jüterbog, Kamenz, Klettenberg, Königsbrück, Krottorf, Kuenringer, Kurfürstenkollegium, Kurmark, Kursächsische Lande, Landsberg, Lauenstein, Lauterstein, Leipzig, Lichtenstein, Lippe, Magdeburg, Mansfeld, Marienstern, Mecklenburg, Meißen (MkGt), Meißen (Hochstift), Merseburg, Mühlhausen, Muskau, Naumburg, Neschwitz, Niederlausitz, Norddeutscher Bund, Nordhausen, Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Oels, Oldenburg, Orlamünde, Österreich, Ostheim (Ganerbschaft), Pappenheim, Peitz, Penig, Plauen, Pleißen bzw. Pleißenland, (Porschenstein,) Preußen, Priebus, Purschenstein (Porschenstein), Quedlinburg, Querfurt, Ranis, Ratzeburg, Ravensberg, Reinhardsbrunn, Reinsberg, Remse (Remissau,) Rheinbund, Rochsburg, Römhild, Saalfeld, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Merseburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Teschen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Wittenberg, Sagan, Sayda, Schauen, Schirgiswalde, Schleiz, Schlesien, Schönburg, Schönburg-Glauchau, Schönburg-Waldenburg, Schramberg, Schwarzburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenberg (Ht), Schwerin (Gt), Seehausen, Senftenberg, (Siebenbürgen,) Sommerschenburg, Sonnewalde, Sorau, Stargard, Stein (Ht), Stolberg, Stolberg-Roßla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stollberg, Storkow, Teschen (Hztm), Thüringen, Torgau, Treffurt, Truchsess von Wetzhausen, Uckermark, Vogtland, Waldeck, Waldenburg (Ht), Walkenried, Wechselburg, Weesenstein, Weimar, Welfen, Werden, Wernigerode, Westfalen, Wiehe, Wildenfels, Wildeshausen, Wittenberg, Witzenhausen, Wolkenstein, Württemberg-Oels, Wurzen (L, Stift), Zeitz, Zwickau
Sachsen-Coburg und Gotha* (Hztm, Freistaat) Coburg, Deutscher Bund, Fränkischer Reichskreis, Gotha, Sachsen, Norddeutscher Bund, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen
Sachsen-Gotha* (Hztm) Altenburg (RS), Deutscher Bund, Ernestiner, Fränkischer Reichskreis, Gleichen, Gotha, Hildburghausen, Kranichfeld, Rheinbund, Römhild, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, Sachsen-Saalfeld, Schwarzburg-Sondershausen
Sachsen-Hildburghausen* (Hztm) Coburg, Cuylenburg bzw. Culemborg, Deutscher Bund, Ernestiner, Fränkischer Reichskreis, Heldburg, Henneberg, Henneberg-Schleusingen, Hildburghausen, Rheinbund, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Thüringen, Werth
Sachsen-Meiningen* (Hztm, Volksstaat) Bibra, Coburg, Deutscher Bund, Ernestiner, Fränkischer Reichskreis, Heldburg, Henneberg, Henneberg-Römhild, Kranichfeld, Meiningen, Norddeutscher Bund, Rheinbund, Römhild, Rossdorf, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Römhild, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weimar-Eisenach, Thüringen
Sachsen-Weimar* (Ftm) Allstedt, Berka, Blankenhain, Eisenach, Erfurt (RS), Ernestiner, Fränkischer Reichskreis, Henneberg-Schleusingen, Hohnstein, Kranichfeld, Norddeutscher Bund, Rheinbund, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Weimar-Jena, Schwarzburg-Sondershausen, Stadtlengsfeld, Tautenburg, Weimar
Saffenburg* (H) Manderscheid, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Salem* (im Bodenseekreis) (Abtei, Reichsstift) Adelsreute (Adelsreuth), Baden, Bohlingen, Gutenzell, Hausen (Ht), Heggbach, Heiligkreuztal, Hohenzollern-Sigmaringen, Münchhöf, Ostrach, Schemelberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Salm-Kyrburg* (G, F) Ahaus, Frankreich, Gemen, Kyrburg, Oberrheinischer Reichskreis, Rennenberg, Rheinbund, Salm
Salm-Reifferscheid* (G) Bedburg, Dyck, Reifferscheid, Salm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Salm-Salm* (G) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Münster (Hochstift), Oberrheinischer Reichskreis, Rhaunen, Rheinbund, Salm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Salzburg* (L, EStift, Hztm, Residenz) Admont, Bayerischer Reichskreis, Bayern, Brixen, Chiemsee, Chiemseehof, Deutschösterreich, Freising, Friesach, Gurk, Haunsberg, Hohenaschau, Itter (Ht), Kurfürstenkollegium, Lavant, Leoben, Leibnitz-Seggau, Mattsee, Oberösterreich, Ortenburg, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pettau, Pfalz, Pinzgau, Plain, Pongau, Rann, Rauchenkatsch-Gmünd, Regensburg (Hochstift), Sachsenburg, Sankt Andrä, Seckau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Trient, Wien (Btm, RS), Windisch-Matrei, Zisleithanien
Sankt Blasien* (RAbtei, gfAbtei) Allmut (Almut), Bettmaringen, Bonndorf, Grafenhausen, Hauenstein, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Krenkingen, Ochsenhausen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Unterwalden, Zähringen
Sankt Emmeram* (RAbtei, gfAbtei, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Wemding
Sankt Ulrich und Afra* (RStift) Bayern, Diemantstein, Finningen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Savoyen* (G, Hz) Acqui, Alba, Alessandria, Aosta, Asti, Bern (RS), Burgund, Chablais, Chambéry, Faucigny, Frankreich, Freiburg im Üchtland, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Italien, Ivois, Ivrea, Lausanne, Mailand, Mantua, Montferrat, Murten, Nizza, Oberrheinischer Reichskreis, Österreich, Piemont, Pinerolo, Saluzzo, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Sitten, Susa, Thoire-Villars, Turin, Vercelli, Waadt, Wallis
Sayn* (Abtei, G, Gt) Altenkirchen, (Assenheim,) Bedburg, Bonn, Freusburg, Hachenburg, (Heimbach,) Homburg Ht, RHt, Hülchrath, Langenau, Nassau-Usingen, Neufürstliche Häuser, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rennenberg, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Solms-Assenheim, Sponheim, Vallendar, Virneburg, Weltersburg, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Winden, Wittgenstein, Wolkenburg
Sayn-Altenkirchen* (Gt) Altenkirchen, Ansbach, Freusburg, Hannover, Nassau, Nassau-Usingen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Sayn-Hachenburg* (G, Gt) Hachenburg, Sayn-Wittgenstein, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Sayn-Wittgenstein* (F, G) Berleburg, Hachenburg, Homburg (Ht, RHt), Klettenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Sayn, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Vallendar
Schaesberg* (G) Kerpen (Ht, RGt), Lommersum, Ochsenhausen, Schöller, Tannheim, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Schaumburg* (bei Rinteln) (Gt, Ht) Hannover, Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Nassau, Holstein, Lippe-Alverdissen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Pinneberg, Recklinghausen, Sachsen, Schleswig, Sternberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westfalen, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, s. a. Schauenburg
Schaumburg-Lippe* (Gt) Alverdissen, Deutscher Bund, Lippe-Alverdissen, Niedersachsen, Norddeutscher Bund, Rheinbund, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Schleiden* (H, Gt) Bettingen, Manderscheid, Manderscheid-Schleiden, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rheinprovinz, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Schönborn* (im Rhein-Lahn-Kreis) (G) Fränkischer Reichskreis, Heusenstamm (Ht), Huckelheim, Nassau, Reichelsberg, Schönborn-Wiesentheid, Stadion
Schönburg* (H, G, F) Glauchau, Hartenstein, Lichtenstein, Neufürstliche Häuser, Obersächsischer Reichskreis, Pleißen bzw. Pleißenland, Sachsen, Schönburg-Glauchau, Schönburg-Waldenburg, Stein (Ht), Stollberg, Waldenburg, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Schussenried* (Kl, RAbtei) Blankenheim, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Sternberg-Manderscheid
Schwaben* (RiKreis), Schwäbischer Ritterkreis Abtsgmünd, Achberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Albertini, Aldingen, Allgäu-Bodensee, Altburg, Altmannshofen, Amerdingen, Angeloch, Anweil, Arz (Arzt), Attems, Aufhausen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Barille, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Behr von Behrental, Bemelberg (Bemmelberg, Bömelburg), Bentzel zu Sternau, Berger, Berkheim, Berlichingen, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Berstett, Bertrand, Besserer, Biberachzell, Bidembach von Treuenfels, (Bietingen), (Binningen,) (Bischofsheim,) Bissingen, Bissingen-Nippenburg, Bletz von Rotenstein, Blumegg, Bock, Böcklin von Böcklinsau, Bode, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Bodman, Bodman zu Kargegg, Bodman zu Möggingen, Bodman zu Wiechs, (Bömelburg,) Bonfeld, Bönnigheim, Bose, Botzheim, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Brandenburg (rriHt), Brandenburger zu Riet, Brandenstein, Brantz, Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach (Breitschwerdt von und zu Buchenbach), Breuning von Buchenbach, Bronnen, Bubenhofen, Buchholz, Buol (Boul), Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), (Buwinghausen), Buxheim, Candel, Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Colditz, Corray, Dachenhausen, Dachröden, Dagstuhl, (Dankenschweil,) Dankenschweil zu Worblingen, Degenfeld, Degenfeld-Neuhaus, Dellmensingen, Dettingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Diemantstein, Diemar, Diersburg, Dießen (rri Ort), Donau, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dungern, Dunstelkingen, Ebersberg (rriHt), Ebinger von der Burg, Echter von Mespelbrunn, Eck und Hungersbach, Ehingen (RRi), Ehingen (RSähnliche Stadt), Eisenburg, Elster (Elstern), Eltershofen, Endingen, (Entzlin) Enntzlin, Enzberg, Erlach, (Erolzheim) Eroldsheim, Erthal, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fin, Fischer von Filseck, Flehingen, Forstner von Dambenois (Forstner-Dambenoy), Frank, Franken (Ritterkreis), Frankenberg zu Riet RRi, Franckenstein (Frankenstein) (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frauenberg, (Freiberg) (Ht), Freiberg (FreiH, RRi), Freyberg (Freiberg), Fuchs, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg, Gail, Gailing bzw. Gayling, Gailing von Altheim bzw. Gayling von Altheim, Gailingen, Gaisberg, Gaist von Wildeck, Gammertingen, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Giel von Gielsberg, Girger von Grünbühl, Göler von Ravensburg, Goll (Gollen), Göllnitz, Goßbach, Grafeneck, (Graveneck,) Grävenitz, Greifenclau, Greith, Gremlich von Jungingen, Grempp von Freudenstein, Gripp von Freudenegg, Gripp auf Storzeln-Freudenach Gripp von Storzeln-Freudenach, Grönenbach, Großaspach, Grün, Grünthal, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg, Gut von Sulz, Habsberg, Hafner, Hagenmann, Hallweil, Hanxleden, Harling, Harthausen, Hartig, Hartingshausen, Hausen, Hegau (Qu),) Hegau-Allgäu-Bodensee, Hehl, Heidenheim (RRi), Heidenopp, Heinsheim, Helmstadt, Herbrechtingen, Herbsthain, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Hettingen, Heuchlingen, Heuß, Hevel, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirschhorn, Hochaltingen, Hochberg (rriHt), Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoff, Höfingen, Hohenberg (RRi), Hoheneck (RRi), Hohenfeld, Hohenfreyberg, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Höhnstett, Holdermann von Holderstein, Holtz, Horben, Horkheim (Horckheim), Hornberg (RRi), Horneck (Horneck von Hornberg), Hornstein (FreiH, RRi), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Huldenberg, Humpiß (FreiH, RRi), Humpiß genannt von Ratzenried, Humpiß von Waltrams, Hürnheim, (Hürrlingen), Ichenhausen, Ifflinger von Graneck, Illereichen, Illertissen, Imhoff von Kirchentellinsfurt (Imhof), (Imhoff von Untermeitingen,) Imhof zu Untermeithingen, Jäger von Gärtringen, Jagstheim, Janowitz, Jettingen, Jungkenn genannt Münzer von Morenstamm, Kaltenburg, Kaltental (Kaltenthal), Karpfen (Karpffen), Katzenstein, Kechler von Schwandorf, Keller von Schleitheim (Keller von Schlaitheim), Kempten (gfAbtei), Killinger, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kisslegg, Knebel von Katzenelnbogen, Kniestedt, Knöringen, Kocher, Kolb von Rheindorf, Königsbach, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (Hochstift), Kraichgau, Kroneck, Kuefstein, Landenberg, Landsee, Lang, Lasser genannt von Halden, Laubenberg, Laupheim, Laymingen, Leiher von Talheim, Leiningen (RRi), Lemlin von Horkheim, Lenz von Lenzenfeld, Leonrod, Leupolz, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenfels, Liebenstein (FreiH, RRi), Liechtenstein, Liesch von Hornau, Linck von Kirchheim, Lindach, Linden, Lomersheim, Lützelburg, Macaire, Magolsheim, Massenbach, Megenzer von Felldorf, Mendel von Steinfels, Menzingen, Merz von Staffelfelden, (Metternich,) (Metternich zu Gracht) (Wolff-Metternich zur Gracht), Mock von Balgheim (Möckh von Balgheim), Montfort, Moser von Filseck. Mühlhausen (RDorf), Münch, Münchingen, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Neckarbischofsheim, Neidlingen, Neipperg, Neipperg zu Freudental, Nettelhorst, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neuenstein (FreiH, RRi), Neufra, Neuhaus (rriOrt), Neuhausen, Neuneck, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberdischingen, Oberkirch, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Ochsenburg, Oeffingen, Oetinger (Öttinger), Offenburg (RRi), Oggenhausen, Orsenhausen, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Oßweil, Ostein, Osterberg, Ostheim (RRi), Öttinger, Ow, Pach zu Hansenheim und Hoheneppan, Palm, Pappenheim, Pappus von Tratzberg, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg (Pfaudt von Kürnburg,) Pfeil, Pflügern auf Schrozburg, Pflummern, Pforzheim (Damenstift), Pfuel, Plato von Janersfeld, (Pletz von Rottenstein), Plieningen, Plittersdorf (Plittersdorff), Praßberg, Preysing, Pürckh, Racknitz, Rammingen, Ramschwag, Ramsenstrut, Rassler von Gamerschwang, Rathsamhausen, Ratzenried, Rauch von Winnenden, Raunau, Reckenbach, Rehlingen, (Reich von Baldenstein,) Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reischach, Reiß von Reißenstein, Remchingen, Resch von Reschenberg, Reutner von Weil, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Riedheim, (Rieppurr,) Rietheim, Rinck von Baldenstein, Rinderbach, Risstissen, (Ritterkreis,) Ritz, Rodamsdörfle, Röder, Röder von Diersburg, Roll (Roll zu Bernau), Rost, Rotenhan, Roth von Bußmannshausen, Roth von Schreckenstein, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Rüpplin von Köffikon, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Rüppurr (Rieppur), Ruß von Sulzbach, Sachsenheim, Saint-André (Saint André), Saint Vincent, Sankt Gallen (RAbtei), Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schauenburg (Schaumburg) (FreiH, RRi), Scheer von Schwarzenberg, Schell, Schellenberg, Schenk von Castell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein), Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Scheppach, Schertel von Burtenbach, Schifer von Freiling, Schilling von Cannstatt (Schilling von Cannstadt), Schlat, Schleicher von Stötten, Schleiß, Schmalegg, Schmidberg, Schmitz-Grollenburg, Schönau (FreiH, RRi), Schöner von Straubenhardt, Schönfeld (Schönfeldt,) Schott von Schottenstein, Schuttern, Schütz von Eutingertal, Schütz-Pflummern, Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern, Schwarzach, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (Senft von Sulburg), Senger (Senger zu Rickelshausen), Sickingen, Siegenstein, Sigelmann von Delsberg, Siggen, Specht von Bubenheim, Spengler von Neckarburg, Sperberseck, Speth, Speyer (Domkapitel), Spreter von Kreidenstein, Stadion, Stammheim, Starschedel, Stein (rriHt), Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinegg, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Sternenfels, Stimpfach, Stockhammer, Stockheim, Stotzingen, Streit von Immendingen, Stuben, Stuben zu Dauberg, Sturmfeder, Sulzbach (G), Sulzfeld, Summerau (Sommerau), (Sundheim) Suntheim, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Tänzl von Tratzberg, Tegernau, Tessin (RRi), Themar, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Traun, Trauschwitz, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen (RRi), Türckh, Türckheim (Türkheim), Überlingen, Ulm (FreiH, RRi), Ulmenstein, Ungelter, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Unterriexingen, (Unterwaldstetten,) Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Varnbüler von Hemmingen (Varnbühler von und zu Hemmingen), Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein), Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Vöhlin von Neuburg, Vol von Wildenau, Volland von Vollandseck, Volmar, Wächter, (Waldburg,) Waldburg-Trauchburg, (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Waldburg-Zeil-Zeil, Waldner von Freundstein, Waldstetten, Wallbrunn zu Gauersheim (Wallbrunn), Wallsee, Wallstein, Wangen, Wechmar, Weiler, Weitersheim, Weitingen, Weittershausen, Welden, Wellendingen, Wellenstein, Welsberg (Welschberg zu Langenstein), Wendler von Pregenrot (Wendler von Pregenroth), Werdenstein (FreiH, RRi), Wernau, Werneck, Wertingen, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen), Westernach, Westerstetten, Widmann von Mühringen, Wiederhold von Weidenhofen (Wiederholt von Weidenhofen), Wimpfen (Ritterstift), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wobidezgi, Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff Metternich zur Gracht, Metternich zur Gracht), Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Wurmser von Vendenheim, Wurster von Kreuzberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Yberg, Zazenhausen, (Zilhart,) Zimmern, Zobel von Giebelstadt, Zorn von Bulach, Zotter von Berneck (Zott von Perneck), Züllenhard (Zilhart), Zweifel (Zweiffel), Zwierlein
Schwäbisch Gmünd* (RS) Bargau, Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Ulm (RS), Württemberg
Schwäbisch Hall* (RS) Comburg, Gröningen (Ganerbschaft), Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kirchberg (Ht), Künzelsau, Limpurg, Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Vellberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift)
Schwäbischer Reichskreis* Aalen, Altshausen, Argen, Auersperg, Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Bebenhausen, Biberbach, Bissingen, Brandis (Brandeis), Buxheim, Dürmentingen, Eberstein (Gt), Eglingen, Eglofs, Eisenburg, Ellgau (Elgau), Eppishausen (Eppichhausen), Esslingen, Falkenstein (Ht), Fischbach, Franken (BaDO bzw. DOBa), Friedberg-Scheer, Gablingen (Geiblingen), Gengenbach (RAbtei), Geroldseck (Gt), Giengen, Glött, Grönenbach (Grönbach), Gundelfingen, Hagnau, Heggbach (Hepbach), Heiligenberg, (Hepbach,) Herrot (Herroth), Hewen, Hilgartsberg (fälschlich Hilgartschberg), Hilzingen, Höchstädt, Hohenems, Hohenzollern-Sigmaringen, Horn, Illereichen, Irsee, Isny (RS), Ittendorf, Justingen, Karpfen, Kaufbeuren, Kehl, Kellmünz, Kempten (RS), Kinzigtal, Kirchheim (am Lettenbach), Klettgau, Königsbronn, Königsegg, Konstanz, Konzenberg, Landstuhl, Lauterbrunn (Lauterbronn), Leutkirch, Leyen, Liechtenstein, Lindau (RS), Löwenstein (Gt, G), Lupfen, Mahlberg, Mainau, Marchtal, Marstetten (Ht), Maulbronn, Memmingen, Messkirch, Mickhausen (Mückenhausen), Mindelheim, (Mückenhausen,) Münster (Dorf), Neresheim, Neuneck, Neuravensburg, Neusickingen, Nordendorf, Nördlingen, Obergünzburg, Oberndorf, Ochsenhausen, Oettingen, Oettingen-Spielberg, Offenburg (RS), Österreichischer Reichskreis, Ottobeuren, Paumgartner, Petershausen, Pfullendorf, Ravensburg, Reichau, Reichenstein, Reichskreise, Reutlingen (RS), Rietheim, Roggenburg, Rohr-Waldstetten, Rot an der Rot, (Rötheln,) Rothenfels, Rothenstein, Rötteln (Rötheln), Rottenmünster, Salem, Sausenberg, Schellenberg, Schemelberg, Schmiechen (Schmüchen), (fälschlich) Schussenried, Schwabegg, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Schwäbisch Gmünd, Schwarzenberg, (Schwindegg,) (fälschlich) Sigmaringen-Mühlingen (Sigmaringen-Müllingen), Sigmaringen-Wehrstein (Sigmaringen-Wöhrstein), Sinzendorf, Söflingen, Staufen (Ht), Sterneck, Stettenfels, Steußlingen, Straßberg, Stühlingen, Sulzberg, Tannheim, Teck, (Teisselberg,) Tengen, Tettnang, Thannhausen, Theinselberg (Teisselberg), Thurn und Taxis, Trauchburg, Trochtelfingen, Türkenfeld, (fälschlich) Überlingen, Ulm (RS), Untersulmetingen, Ursberg, Wagegg, Waldburg, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldburg-Zeil, Waldsberg, Waldsee (Ht, Gt), Wangen (RS), Weil (der Stadt), Weingarten, Weißenau (Weissenau), Wellenburg, Westerried, Wettenhausen, Wiesensteig, Wimpfen, Winterstetten, Wittislingen, Wolfegg, Württemberg, Zell (am Harmersbach), Zimmern, Zwiefalten
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium* Colloredo, Eberstein (Gt), Eglingen, Eglofs, Elsass-Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Gundelfingen, Khevenhüller, Kinzigtal, Kuefstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, (Menthor,) Montfort (Menthor), Neipperg, Pappenheim, Rothenfels, Sankt Blasien, Sinzendorf, Stadion, Sternberg, Stühlingen, Thannhausen, Traun, Waldburg, Wallenstein, Wiesensteig
Schwäbisches Reichsprälatenkollegium* Baindt, Elchingen, Gengenbach, Gutenzell, Heggbach, Irsee, Isny (RAbtei), Kaisheim, Marchtal, Neresheim, Ochsenhausen, Petershausen, Roggenburg, Rot, Rottenmünster, Salem, Schussenried, Söflingen, Ursberg, Weingarten, Weißenau, Wettenhausen, Zwiefalten
Schwarzburg* (G, F) Arnstadt, Beichlingen, Blankenburg, Brauneck, Ebeleben, Hohenlohe-Brauneck, Hohnstein, Käfernburg, Kranichfeld, Leuchtenburg, Lobdeburg, Neufürstliche Häuser, Obersächsischer Reichskreis, Oppurg, Ranis, Rudolstadt, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Saalfeld, Schlotheim, Schwarzburg-Käfernburg, Schwarzburg-Sondershausen, Stolberg, Stollberg, Tautenburg, Thüringen
Schwarzenberg* (bei Scheinfeld) (Gt, F, Ht) Eggenberg, Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Gimborn-Neustadt, Hohenlandsberg, Illereichen, Kellmünz, Klettgau, Krumau, Lichteneck (Liechteneck), Lobositz, Mark, Neufürstliche Häuser, Neustadt, Schwäbischer Reichskreis, Seinsheim, Sulz, Wallmoden
Schweden* (L) Bremen (EStift), Estland, Franken (Hztm), Greifswald, Hannover, Kehdingen, Kurland (Land), Livland, Mecklenburg, Mecklenburg-Schwerin, Niedersächsischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Oldenburg, Oldenburg-Wildeshausen, Pfalz-Zweibrücken, Polen, Pommern, Preußen, Rheinbund, Riga (RS), Rügen, Sachsen-Lauenburg, Schwerin, Stettin, Stralsund, Verden, Vorpommern, Wildeshausen, Wismar, Würzburg (Hochstift), Zweibrücken
Schweinfurt* (RS) Babenberger, Bamberg, Baunach, Bayern, Bayreuth, Bergrheinfeld, Coburg, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Fränkischer Reichskreis, Gochsheim, Grettstadt, Hilpersdorf, Nordgau, Oberrheinfeld, Rottershausen (Ratershausen), Sennfeld (RDorf), Sulzbach, Sulzfeld (RDorf), Würzburg (Hochstift)
Schwerin* (Gt, Bezirk, Hochstift, Ftm, Residenz) Boizenburg, Bützow, Dannenberg, Gans von Putlitz (Putlitz), Mecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersächsischer Reichskreis, Prignitz, (Putlitz,) Tecklenburg, Warin, Wittenburg
Seinsheim* (Ht, FreiH, G) Fränkischer Reichskreis, Schwarzenberg (Gt)
Sickingen* (H, RRi) Ebernburg, Elsenz, Hohenburg (Ht), Landstuhl, Maienfels, Pfalz, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Wartenberg (Ganerben)
Sinzendorf* (G) Bleistein, Neuburg am Inn, Ochsenhausen, Pleystein (Bleistein), Rheineck (BgGt), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Thannhausen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Winterrieden
Sinzendorf-Ernstbrunn Kurrheinischer Reichskreis
Söflingen* (RAbtei) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Solms* (H, G) (Assenheim,) Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Braunfels, Butzbach, Falkenstein (Ht), (Freienseen), Freyensee, Gleiberg, Greifenstein (Ht), Hessen, Hungen, Laubach, Münzenberg, Neufürstliche Häuser, Oberrheinischer Reichskreis, Rödelheim, Solms-Assenheim, Solms-Hungen, Solms-Laubach, Solms-Münzenberg, Solms-Rödelheim, Sonnewalde, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Solms-Laubach* (G) Arnsburg, (Freienseen,) Freyensee, Laubach, Rödelheim, Solms, Solms-Sonnewalde, Solms-Wildenfels, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Spanien* (KgR) Antwerpen, Asti, Besançon (freie RS), Burgund, Burgundischer Reichskreis, Generalitätslande, Generalstaaten, Graubünden, Groningen, Habsburg, Hennegau, Holland, Italien, Kerpen (Ht, RGt), Limburg (Hztm), Lingen, Lombardei, Mailand, Mantua, Neapel, Niederlande, Novara, Oranien, Österreich, Parma und Piacenza, Seeland, Sizilien, Thurn und Taxis, Veluwe, Wittem
Speyer* (Hochstift, Domkapitel, freie RS, Residenz) Baden, Bamberg (Hochstift), Bauerbach, Bebenhausen, Böhl, Dahn, Eberstein, Franken( Hztm), Frankreich, Germersheim, Godramstein, Hassloch, Herxheim, Hornbach (Kl), Kaufungen, Kraichgau, Kreuznach, Landau in der Pfalz, Mainz (EStift), Maulbronn, Menzingen, Mergentheim, Mindelheim, Minfeld, Neckarsteinach, Oberrheinischer Reichskreis, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Pfalz, Philippsburg, Rotenhan, Schwarzach, Sulzfeld (H), Udenheim, Waibstadt, Weißenburg im Elsass, Wernau, Winterbach, Worms (Hochstift)
Spiegelberg* (bei Salzhemmendorf) (Gt) Hannover, Homburg (Ht), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Pyrmont (Ht), Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Sponheim* (Gt) Altleiningen, Baden, Baden-Baden, Bengel, Birkenfeld, Blieskastel, Dannenfels, Eppenstein, Erden, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Frankreich, Freimersheim, Gräfenstein, Gundheim, Heinsberg, Hülchrath, Kärnten, Kinderbeuern, Kirchheim, Krain, Kreuznach, Kröv, Oberrheinischer Reichskreis, Ortenburg, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Zweibrücken, Reigersberg, Saffenburg, Sayn, Starkenburg, Stauf, Steiermark, Veldenz, Vianden, Winneburg, Wittgenstein
Stablo* (FAbtei, Residenz) Belgien, Logne, Malmédy, Namur(, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis,) Stablo und Malmedy
Stablo-Malmedy* (Stablo und Malmedy) (FAbtei) Belgien, Logne, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis
Stadion* (H, G) Arnegg, Emerkingen, Erbach, Moosbeuren, Oberstadion, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Sinzendorf, Thannhausen, Warthausen
Starhemberg* (G, F) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Passau (Hochstift), Schaunberg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim)
Staufer* (Geschlecht) Aalen, Annweiler, Ansbach, Arles, Aufkirchen, Augsburg (Hochstift), Baden, Bauerbach, Bellinzona, Berg, Bopfingen, Breisach, Breisgau, Buchhorn, Burgau, Comburg, Diepoldinger, Dinkelsbühl, Dischingen, Donauwörth (RPflege), Donauwörth (RS), Durlach, Eberbach, Eger, Egerland, Egisheim, Eglofs, Elsass, Esslingen, Everstein, Gengenbach (RAbtei), Giengen, Hagenau, Harburg (RS), Hegau, Heidingsfeld, Heilbronn, Hessen, Hirschlatt, Hohenburg (Kl), Hohenschwangau, Hohkönigsburg (Hochkönigsburg), Immenstadt, Italien, Kaiserslautern, Katzenelnbogen, Kaufbeuren, Kaysersberg, Kempten (gfAbtei), Königstein (Gt), Kronberg, Lauffen, Lauingen, Limpurg, Lombardei, Lustenau, Mengen, Neapel, Neumarkt, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Oettingen, Ortenau, Pfalz, Pforzheim (Damenstift), Ravensburg (RS), Reichenau, Rosheim, Rothenburg ob der Tauber, Rottenbuch, Saarbrücken (Gt), Salem, Saulgau, Schlettstadt, Schwabegg, Schwaben (Hztm), Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Sizilien, Spanien, Sugenheim, Sulzbach (G), Ulm (RS), Waldburg, Waldenstein, Wallerstein, Wallsee, Warthausen, Weil der Stadt, Weingarten, Weinsberg, Welden, Welzheim, Wertingen, Wimpfen, Winterbach, Wittelsbach, Württemberg, Zähringen, Zwickau, Zwiefalten
Steenhuysen* (Ftm) bzw. Steenhuize Burgundischer Reichskreis
Steigerwald* (RiKa) Abenberg, Adelshofen, Aisch, Albrecht, Ansbach, Aschbach, Aschhausen, Aurach, Bach, Bamberg Domkapitel, Bamberg Hochstift, Bamberg Kloster Michaelsberg bzw. Sankt Michael, Bamberg Sankt Stephan, Bastheim, Baunach (RiKa), Bebendorf, Bernheim, Bibergau, Bibra, Bickenbach (RRi), Blümlein, Brakenlohe, Breidenbach, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronsart, Bruggen, Burghaslach, Buttlar, Cammermeister, Chrichton, Crailsheim (FreiH, RRi), Dachröden, Dachsbach, Danckelmann, Dangrieß, Dernbach, Dettelbach, Deutscher Orden, Ebermann, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckersberg, Egloffstein, Ehenheim, Eichler von Auritz, Enckevoort (Enckevort), Erthal, Esel von Altenschönbach, Franken (RRiKreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frick von Frickenhausen, Fuchs, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Wiesentheid, Furtenbach, Geldern, Giech, Gießen (RRi), Gnodstadt (Gnodtstatt), Gottesmann zum Thurn, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Haberkorn, Habermann, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Heinrichen, (Heppenheim genannt Saal,) Heppenheim, Herbstadt, Hessberg, Heußlein von Eussenheim, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach, Horschelt, Hutten, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Jagstheim, (Johannitermeister bzw.) Johanniterorden, Jöstelsberg, Kalb von Kalbsrieth, (Kammermeister genannt Camerarius) (Cammermeister), Kere (Kehr), Kitzingen (Spital), Kitzingen (Stadt), Köstner, Krauseneck, Künßberg (Künsberg), Laihsheim, Lamprecht von Gerolzhofen, Lauffenholz, Lauter, Lechner von Lechfeld, Lentersheim, Limpurg, Lindelbach, Lisberg (Lissberg) (RRi), Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Markt Taschendorf, Marschalk von Ebneth (Marschalk von Ebnet), Marschalk von Ostheim, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Meyern, Morgen, Mörlbach, Muffel, Muffelger, Münster (FreiH, RRi), Neustetter genannt Stürmer, Nürnberg, Oberländer, Obernitz, Pappenheim, Pöllnitz, Randersacker, Ranhoff, Raueneck (Rauneck), Redwitz, Reichsritterschaft Franken, Reinsbronn, Reitzenstein, Rimbach (Rimpach), Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rotenhan, Rothschütz, Rumrodt, Schaumberg, Schefer, Schenk von Simau, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Schlammersdorf, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidt, Schnodsenbach, Schönborn, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schrottenberg, Schuhmann, Schutzbar genannt Milchling, Schwarzenberg (Gt, F), Seckendorff, Seefried, Seinsheim, Sengelau, Soden (FreiH, G), Spick, Stadion, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Steinau zu Nord- und Ostheim, Steinheim, Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Stockheim, Streitberg, Sugenheim, Tann, (Taschendorf,) Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Trautenberg, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Vestenberg, Voit von Rieneck (Vogt von Rieneck), Voit von Salzburg (Vogt von Salzburg,) (Vogt von und zu Salzburg), Wechmar, Weiden, Wenkheim, Wernheim, Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenstein (RRi), Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wirsberg, Wolf von Wolfsthal, (Wolfsthal,) Wunschel, Wurster von Kreuzberg, Würzburg (Hochstift), Würzburg Jesuiten-Administration, Würzburg Juliusspital (bzw. Julius-Hospital), Würzburg Universität), Würzburg Stift Haug, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg)
Steinfurt* (Ht, Gt) Bentheim, Bentheim-Steinfurt, Gronau, Laer, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Staden, Steinfurt-Bentheim, Westfalen
Sternberg* (in Mähren) (RG) Bettingen, Blankenheim, Daun, Dollendorf, Erp, Gerolstein, Jünkerath, Kyll, Manderscheid, Meerfeld, Schüller, Schussenried, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Weißenau, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Sternberg-Manderscheid* (G) Weissenau, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Stolberg* (im Harz) (G, F) Burgholzhausen (RDorf), Eppstein, Gedern, Hohnstein, (Holzhausen) (RDorf), Königstein, Löwenstein-Wertheim, Münzenberg, Neufürstliche Häuser, Obersächsischer Reichskreis, Ortenberg, Preußen, Rochefort, Römhild, Sachsen, Sachsen (Prov), Stolberg-Gedern, Stolberg-Ortenberg, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Thüringen, Wernigerode, Wertheim, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Störnstein* (gfRGt) Bayerischer Reichskreis, Lobkowitz, Oberpfalz
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Stühlingen* (H, LGt) Bonndorf, Fürstenberg, Grafenhausen, Gundelfingen, Heiligenberg, Lupfen, Pappenheim, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzenberg
Sturmfeder* (FreiH, RRi) Chanoffsky von Langendorf, Duttenberg (Tutemburg), Obergriesheim, Offenau, Reichartshausen, Stettenfels, (Tutemburg,) Untergriesheim
Sulzbürg* (RHt) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Pyrbaum, Wolfstein
Tanner von Reichersdorf* (RR)
Tarasp* (Ht) Dietrichstein, Graubünden, Neuravensburg, Österreichischer Reichskreis, Sankt Gallen (RAbtei)
Tecklenburg* (Gt) Bentheim, Berg, Bruchhausen, Emsland, Freckenhorst, Horstmar, Lingen, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Oldenburg-Wildeshausen, Osnabrück, Preußen, Rheda, Saterland, Schwerin, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen
Tengen* (H, Ht) Auersperg, Hegau, Nellenburg, Schwäbischer Reichskreis
Tettnang* (Ht, Gt) Argen, Montfort, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Österreich, Vorarlberg, Vorderösterreich
Thannhausen* (ruHt) Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Sinzendorf, Stadion
Thorn* (in der Provinz Limburg der Niederlande) (Abtei) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Thüringen* (LGt, L, FS) Allstedt, Altenburg (Ftm), Altenburg (RS), Arnstadt, Beichlingen, Beilstein (Ht), Berka, Bibra, Blankenburg, Blankenhain, Brandenburg (Ganerbschaft), Braunschweig-Lüneburg, Burgk, Deutsche Demokratische Republik, Duderstadt, Ebeleben, Ebersdorf, Eisenach, Erfurt, Ernestiner, Eschwege (RS), Farnroda, Gehren, Gera, Gotha, Greiz, Hartenberg, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Hersfeld (RAbtei), Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rotenburg, Hildburghausen, Hohnstein, Ilfeld, Jena, Käfernburg, Klettenberg, Kranichfeld, Lengsfeld (Stadtlengsfeld), Lobdeburg, Lobenstein, Lohra, Mainz (EStift), Meiningen, Meißen (MkGt), Mühlhausen, Münden, Nordhausen, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Ostheim (Ganerbschaft), Paulinzella, Peitz, Pfersdorf (Pferdsdorf), Pleißen (Pleißenland), Preußen, Ranis, Reichenfels, Reinhardsbrunn, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Schleiz, Römhild, Ronneburg, Rossdorf, Rotenburg, Rudolstadt, Saalburg, Saalfeld, Sachsen, Sachsen (PfalzGt), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schleiz, Schlesien, Schleusingen, Schlotheim, Schmalkalden, Schwarzburg, Schwarzburg-Käfernburg, Schwarzburg-Sondershausen, Sommerschenburg, Sondershausen, Stadtlengsfeld, Staufer, Tautenburg, Träbes, Walldorf, Wartburg, Weida, Weimar, Wettiner, Wildungen (Bg)
Thurn und Taxis* (F) Ballmertshofen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Burgundischer Reichskreis, Bussen, Demmingen, Dischingen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Eglingen, Friedberg-Scheer, Hohenzollern-Sigmaringen, Kurrheinischer Reichskreis, Marchtal, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Ostrach, Regensburg (freie RS), Regensburg Sankt Emmeran, (Salem,) Schemmerberg, Schenk von Castell, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Stotzingen, Straßberg, Waldburg-Scheer, Wörth
Törring-Jettenbach Gronsveld (Gronsfeld), Gutenzell, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Toul* (Hochstift, Residenz, RS) Frankreich, Liverdun, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie S), Oberrheinischer Reichskreis
Tour et Tassis (Burgundischer Reichskreis), s. Thurn und Taxis
Tournai* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Hennegau, Niederlande
Traun* (G) Eglofs, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Siggen, Windischgrätz
Trauttmannsdorff Neufürstliche Häuser, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium(, Trauttmannsdorff Weinsberg), Umpfenbach
Trient* (Hochstift, Residenz) Arco, Bayern, Bisein, Bozen, Caldonatz, Eppan, Gottschee, Küstenland, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Persen, Südtirol, Tirol, Venedig, Welsche Konfinen, Würzburg (Hochstift)
Trier* (EStift, RegBez, freie RS) Adendorf, Arenfels, Beilstein, Bengel, Blieskastel, Boppard, Camberg, Cochem, Dagstuhl, Daun, Dietkirchen, Dreis, Echternach, Ehrenbreitstein, Elkerhausen, Eltz, Erden, Frankreich, Gedern, Glatt, Grenzau, Hammerstein, Heimbach, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Isenburg-Kobern, Jülich-Kleve-Berg, Kinderbeuern, Kinheim, Kobern, Kröv, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Landshut bei Bernkastel, Lebach, Leyen, Limburg an der Lahn, Luxemburg, Maastricht, Manderscheid, Mensfelden (Münzfelden), Metz, Meudt, Michelbach, Molsberg, Mühlenbach, (Münzfelden,) Nalbach, Nassau-Weilburg, Neunkirchen, Niederisenburg, Oberstein, Oberwesel, Odenheim bzw. Odenheim und Bruchsal, Osterspai, Partenheim, Pfalz, Pfalzel, Prüm, Reil, Rhaunen, Rheinprovinz, Sankt Maximin, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schad, Schadeck, Scharfenstein, Speyer (Hochstift), Sporkenburg, Stauf (Ht), Stolberg-Gedern, Toul, Vallendar, Verdun, Virneburg, Wartenstein, Wehrheim, Westerburg, Wildgrafen, Winden, Winneburg, Worms (Hochstift)
Tschechoslowakei* (L) Asch, Baussau, Böhmen, Brünn, Deutschleuten (Deutsch-Leuthen), Deutschösterreich, Eger, Egerland, Friedland, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Krumau, Liechtenstein, Lobositz, Mähren, Mistek, Neiße, Oderberg, Olmütz, Österreich, Prag, Reichwaldau, Riesenburg, Roy, Schlackenwerth, Schlesien, Schwarzenberg, Schwarzwasser, Slowakei, Sudetenland, Teschen, Troppau, Tschechien, Wlaschim, Zips
Überlingen* (RS) Althohenfels, Baden, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenbodman, Hoppetenzell, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kaufbeuren, Memmingen, Ramsberg, Ravensburg, Salem, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Wangen
Uengershausen Wolfskehl von Reichenberg
Uettingen Wolfskehl von Reichenberg
Ulm* (RS) Albeck, Bayern, Burgau, Dinkelsbühl, Elchingen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Helfenstein, Kempten (RS), Konstanz (Hochstift), Leutkircher Heide, Memmingen, Ravensburg, Riedheim, Roggenburg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Söflingen, Werenwag (Wehrwag), Westerstetten, Wettenhausen, Württemberg
Ungershausen Wolfskehl von Reichenberg
Unterelsass* bzw. unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft (RRi) Albertini, Andlau (G, RRi), Berkheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Berstett, Bettendorf, Birkenfels, Birkenwald, Bock von Gerstheim, Böcklin von Böcklinsau, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Braun, Burger, Dettlingen, Diersburg, Dürckheim (Eckbrecht von Dürckheim), Elsenheim, Flachslanden, Gail, Gailing von Altheim (Gayling von Altheim,)Glaubitz, Gohr zu Nahrstett, Grempp von Freudenstein, Haffner von Wasselnheim (Haffner von Wasslenheim), Holzapfel von Herxheim, Jacout, Joham von Mundolsheim, Kageneck, Kempfer, Landenberg, Landsberg, Mueg von Boofzheim, Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch (FreiH, RRi), Rathsamhausen, Reichsritterschaft, Reinach-Werd, Röder von Diersburg, Schauenburg (Schaumburg), Schellenberg, Schenk von Schmidtburg (Schenk zu Schmidburg), Schönau (FreiH, RRi), Seebach, Sickingen, Streit von Immedingen, Traxdorff, Truchsess von Rheinfelden, Ulm zu Erbach, Uttenheim, Volz von Altenau, Wangen (FreiH, RRi), Warstatt, Weitersheim, Wetzel von Marsilien, Wildenstein, Wurmser von Vendenheim, Zorn von Bulach, Zorn von Plobsheim, Zuckmantel von Brumath
Unterreichenbach (bei Birstein) s. Reichenbach
Ursberg* (Abtei, Reichsstift, Kl) Bayern, (Niederraunau,) Raunau, Roggenburg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Roggenburg
Usingen* (Bg, S) Lahr, Nassau, Oberrheinischer Reichskreis
Utrecht* (Ht, Niederstift, Hochstift, Residenz) Anholt, Bentheim, Deutscher Orden, Deventer, Drente, Geldern, Groningen, Holland, Köln (EStift), Lorsch, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oranien, Overijssel, Stoutenburg, Ter Horst, Vollenhove, Wijk-bij-Duurstede, Zutphen
Üttingen (Uettingen) Wolfskehl von Reichenberg
Valkenburg* (Valkenberg) (Gt) Burgundischer Reichskreis
Vallendar* (Ht) Kurrheinischer Reichskreis, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein,)Wittgenstein
Verden* (Hochstift, Ftm, Hztm, Residenz, RS) Bremen (EStift), Hannover, Lüneburg, Mainz (EStift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rotenburg, Schweden
Verdun* (Hochstift, Residenz, RS) Apremont, Blieskastel, Dieulouard, Frankreich, Hattonchâtel, Lauterecken, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie RS), Oberrheinischer Reichskreis, Saint-Mihiel (Saint Mihiel)Veldenz
Vergagni* (Reichslehen) Spinola
Virneburg* (G, Gt) Falkenstein (Ht, Gt), Kronenburg, Löwenstein-Wertheim, Manderscheid, Manderscheid-Schleiden, Neuenahr, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Saffenburg, Schleiden, Trier (EStift), Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetzlar, Wied
Vogtland* (Reichsland) Egerland, Everstein, Hohenzollern, Quedlinburg, Reuß, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Staufer, Wettiner
Vorpommern* (Landesteil) Gadebusch, Greifswald, Lauenburg, Mecklenburg, Obersächsischer Reichskreis, Pommern, Pommern-Wolgast, Preußen, Schweden, Stettin, Wolgast
Wächtersbach* (Bg) Büdingen, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Oberrheinischer Reichskreis
Waldburg* (H, Truchsessen, G) Achberg, Aichstetten, Altdorf (RDorf), Bussen, Dürmentingen, Eberhardzell, Friedberg-Scheer, Hohenems, Isny (RAbtei), Laupheim, Marstetten, Mengen, Messkirch, Munderkingen, Neufürstliche Häuser, Rettenberg, Riedlingen, Saulgau, Scheer, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzach, Schweinhausen, Sonnenberg, Trauchburg, Vorarlberg, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer,) Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil, Waldsee, Waltershofen, Warthausen, Welden, Werdenberg, Winterstetten, Wolfegg, Wurzach, Zeil, Zimmern
Waldeck* (im Kreis Waldeck-Frankenberg in Hessen) (Gt, Ftm) Biesterfeld, Cuylenburg (Culemborg), Deutscher Bund, Gleichen, Hannover, Hessen, Hessen-Nassau, Holzappel, Itter, Naumburg, Neufürstliche Häuser, Norddeutscher Bund, Oberrheinischer Reichskreis, Padberg, Paderborn, Preußen, Rheinbund, Schauen, Schaumburg, Schwalenberg, Tonna, Waldeck-Pyrmont, Waldeck-Wildungen, Werth, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wildungen, Züschen
Walderdorff *(RRi) Isenburg, Kurrheinischer Reichskreis, Molsberg, Niederisenburg
Waldstein-Wartenberg Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Wallenstein
Walkenried* (Stift, Reichsstift) Braunschweig-Lüneburg, Hannover, Hohnstein, Klettenberg, Obersächsischer Reichskreis, Schauen
Wallmoden* (G) Gimborn-Neustadt, Schwarzenberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Walpoden von der Neuerburg Reichenstein
Wangen* (im Allgäu) (FreiH, RRi, RS) Allgäu-Bodensee, Bayern, Leutkircher Heide, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Württemberg
Wartenberg* (bei Wartenberg-Rohrbach) (Ganerben, G) Buxheim, Kirchdorf, Oberrheinischer Reichskreis, Rot
Wehrheim* (Ht) Diez, Kurrheinischer Reichskreis
Weil der Stadt* (RS) Neuwürttemberg, Schwäbischer Reichskreis, Württemberg
Weilburg* (Bg) Frankfurt (RS), Lahr, Nassau, Nassau-Weilburg, Oberrheinischer Reichskreis
Weingarten* (im Kreis Ravensburg) (Reichsstift, RAbtei) Brochenzell, Dornbirn, Hagnau, Hoßkirch, Nassau, Nassau-Diez,Nassau-Dillenburg, Nassau-Oranien, Niederschwaben, Schwaben (LV), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Vorarlberg
Weißenau* (RAbtei) Blankenheim, Manderscheid-Blankenheim, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Sternberg-Manderscheid, Ummendorf
Weißenburg* (im Nordgau in Bayern) (RS) Ansbach, Bayern, Eichstätt, Fränkischer Reichskreis
Weißenburg* (im Elsass) (RS, gfPr, Residenz) Altenstadt, Asperg, Baden, Bergzabern, Berwartstein, Dekapolis, Elsass, Grünstadt, Hagenbach, Heidelsheim, Herxheim, Hirschhorn, Leiningen Leiningen-Dagsburg-Hardenburg, Leiningen-Grünstadt, Mergentheim, Oberrheinischer Reichskreis, Saarwerden, Speyer, Straßburg, Waldsee, Wallsee
Welfen* (Geschlecht) Askanier, Blankenburg, Braunschweig-Lüneburg, Buchhorn, Dannenberg, Degenfeld, Diepholz, Duderstadt, Elbingerode, Eppan, Gandersheim, Grubenhagen, Habsburg, Hallermunt, Hannover, Hirschlatt, Hohenschwangau, Homburg (Ht), Kaufbeuren, Königsegg-Rothenfels, Lauenburg, Minden (Hochstift), Neuengleichen, Northeim, Oldenburg-Wildeshausen, Österreich, Paderborn, Pfalz, Pforzheim (Damenstift), Platen, Reichenau, Roden, Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Schwaben (Hztm), Stade, Udalrichinger, Vogtland, Wallsee, Weingarten, Wildeshausen, Winzenburg, Wolfenbüttel, Zwiefalten
Werden* (RAbtei, Residenz) Berg (G), Dülmen, Helmstedt, Lüdinghausen, Mark, Moers, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Werl, Wildenburg
Wernigerode* (Gt) Brandenburg, Obersächsischer Reichskreis, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Westphalen
Wertheim* (Gt) Baden, Breuberg, Castell, Erbach (Ht, Gt), Fränkischer Reichskreis, Freudenberg, Giech, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Remlingen, Schlüsselberg, Walldürn, Wetterau, Widdern
Wertheim-Löwenstein Fränkisches Reichsgrafenkollegium
Westerburg* (Ht) Gemünden, Leiningen, Leiningen-Westerburg, Leiningen-Westerburg-Altleiningen, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen, Merenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Runkel, Schadeck, Weltersburg, Wied
Westfalen* (Hztm) Almen, Arnsberg, Berleburg, Canstein,Düdinghausen, Everstein, Fredeburg, Fürstenberg (RRi), Gemen, Hannover, Hoya, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hundem (Hundemen), Kanstein (Canstein), Köln (EStift), Kurrheinischer Reichskreis, Limburg, Mark, Minden, Nordrhein-Westfalen, Preußen, Pyrmont, Ravensberg, Recklinghausen, Rheda, Rheina-Wolbeck (Rheina), Rietberg, Sachsen, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Schaumburg. Schwalenberg, Spiegelberg, Steinfurt, Tecklenburg, Volmarstein, Waldeck, Werl, Wittgenstein, (Wolbeck), s. a. Westphalen
Westfälischer Reichskreis* (Amblise, Auburg, Brisich, Cambrai, Eiß, Esens, Franchimont, Gelsdorf bzw. Gelstorf, Gemen, Gerolstein, Hoorn, Lommersum, Schleiden, Schöller, Schwanenberg, Spiegelberg, Stedesdorf, Werth bzw. Weerdt,) s. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis
Westfälisches Reichsgrafenkollegium* (Arnstein-Barby,) Askanien, Barby (Arnstein-Barby), Bentheim, Blankenburg, Blankenheim, Bretzenheim, Delmenhorst, Diepholz, Dyck, Edelstetten, Fagnolle (Fagnolles), Gemen, Gimborn-Neustadt, Gronsfeld, Gundelfingen, Hallermunt, Hannover, Hoya, Kerpen (Ht, Gt), Kirchberg (BgGt), Ligne, Lingen, Lippe, Lösenich, Mark, Metternich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Nassau-Dillenburg, Nesselrode, Oldenburg, Ostfriesland, Platen (Platen-Hallermunt), Plettenberg, Pyrmont (Ht), Pyrmont (Gt), Rantzau, Ravensberg, Reckheim, Regenstein (Rheinstein), Reichenstein, Rheda, Rheineck, (Rheinstein,) Rietberg, Saffenburg, Salm-Reiffenscheid, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Hachenburg-Kirchberg, Schaesberg, Schaumburg, Schleiden, Schlenacken, Schwarzenberg, Steinfurt, Sternberg, Tecklenburg, Virneburg, Waldeck, Wallmoden, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wickrath, (Wied,) Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Winneburg, Wittem
Wettenhausen* (Reichsstift, Propstei) Bayern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Wetterauisches Reichsgrafenkollegium* Kriechingen, Nassau, Ortenburg, Reuß, Rheingrafen, Sayn, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schönburg, Solms, Solms-Laubach, Stolberg, Westerburg christophische Linie, Westerburg georgische Linie, Wetterau, Wittgenstein
Wetzlar* (RS, Gt) Dalberg, (Dalbergstaat,) Elkerhausen, Frankfurt (RS), Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Mainz (EStift), Merenberg, Nassau, Oberrheinischer Reichskreis, Rheinprovinz, Wetterau
Wickrath* (bei Mönchengladbach) (Ht, freie RHt) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Quadt, (Quadt-Wickrath,) Schwanenberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Wied* (Gt, Ftm) Arenfels, Bassenheim, Heimbach, Isenburg, Jülich, Meudt, Neufürstliche Häuser, Neuwied, Niederisenburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Olbrück, Reichenstein, Runkel, Weltersburg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Virneburg, Wetterau, Wied-Neuwied
Wied-Runkel* (Gt, Ftm) Gemünden, Köln (EStift), Kriechingen, Kurrheinischer Reichskreis, Moers, Nassau, Püttlingen, Runkel, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wied
Wiesensteig* (ruHt) Helfenstein, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Wiesentheid* (ruHt) Fränkischer Reichskreis, Schönborn, Schönborn-Wiesentheid, s. Fuchs von Wiesentheid
Wimpfen* (RS) Baden, Eberbach, Hessen, Hessen-Darmstadt, Schwäbischer Reichskreis, Schwaigern, Untergriesheim, Worms
Windischgrätz*(, Windischgraetz )(H, G, Reichsfürsten) Eglofs, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Neufürstliche Häuser, Siggen
Windsheim* (RS) Ansbach, Bayern, Fränkischer Reichskreis
Winneburg* (ruHt) Beilstein, Metternich, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Ochsenhausen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Wittem* (Ht) Eiß, Plettenberg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Witten* (Ht) Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis
Wittgenstein* (G, F) Battenberg, Berleburg, Breidenbacher Grund, Hessen, Homburg (Ht), Oberrheinischer Reichskreis, Sayn (G), Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohnstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Stiffe, Vallendar, Westfalen
Witzenhausen* (Reichslehen) Hessen
Wolfegg-Waldsee (Gt) Schwäbisches Reichsgrafenkollegium s. Wolfegg
Wolfegg-Wolfegg (Gt) Schwäbisches Reichsgrafenkollegium s. Wolfegg
Wolfenbüttel* (Ftm, Residenz) Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Hannover, Hoya, Lüneburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen
Wolfskehl von Reichenberg* (RRi) Braunsbach
Wolfstein* (bei Neumarkt in der Oberpfalz) (H, FreiH, G, RGt) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Giech, Pyrbaum, Sulzbürg, Wolfstein zu Sulzbürg
Worms* (Hochstift, Residenz, RS) Beilstein, Bonfeld, Dittelsheim, Eberbach (RS), Eppingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Fürfeld, Guntersblum, Hadamar, Hessen, Hessen-Darmstadt, Ladenburg, Lorsch, Mainz (EStift), Menzingen, Mosbach, Nassau, Nassau-Weilburg, Neckarsteinach, Neuleiningen, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Rheinischer Städtebund, Saarbrücken (Gt), Schwaigern, Veldenz, Weilburg, Wimpfen
Wurmbrand* (G) Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Leoben, Limpurg, Stubenberg
Württemberg* (G, Hztm, KgR) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achalm, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelstetten, Aichelberg, Albeck, Aldingen, Alfingen, Alpirsbach, Altburg, Alteburg, Altensteig, Altmannshofen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Baden-Württemberg, Baindt, Baldern, Bartenstein (Ht), Bassenheim, Bayern, Bebenhausen, Beroldingen, Biberach, Bidembach von Treuenfels, Blaubeuren, Böbingen, Böckingen, Bodman, Bodman zu Bodman, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Braunsbach, Breisgau, Brochenzell, Bronnen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Buchhorn, Buol (Boul), Burgberg, Bussen, Bußmannshausen, (Buwinghausen,) Calw, Colloredo, Comburg, Crailsheim (FreiH, RRi), Crailsheim (RS), Degenfeld, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Deutscher Bund, Dietenheim, Dischingen, Dorfmerkingen, Donaustädte, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberhardzell, Ebersberg (rriHt), Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellwangen, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbach-Wartenberg-Roth, Erkenbrechtshausen, (Erolzheim) Eroldsheim, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Freudental, Friedberg-Scheer, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg (G, F, Ftm), Gaildorf, Gärtringen, Geradstetten, Giengen, Grafenhausen, Grävenitz, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grötzingen, Grüningen, Gültlingen, Gutenzell, Harthausen, Hegau, Heggbach, Heidenheim, Heilbronn, Heiligkreuztal, Helfenstein (G), Herbrechtingen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwarth von Bittenfeld, Heuchlingen, Hewen, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirsau, Hirschberg, Hochberg, Hofen, Hohenberg, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Horburg, Horn (Hornbach), Hornberg (Ht), Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ifflinger von Graneck, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RAbtei), Isny (RS), Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Justingen, Kaltenburg, Karpfen, Katzenstein (Ht), Kirchberg (Gt), Kirchberg (Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg (Kißlegg), Kocherstetten, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konzenberg, Krautheim (Ftm), Kreuzlingen, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Langenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenberg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld, Lindach, Lobenhausen, Loßburg, Löwenstein (Gt), Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Maienfels, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten (Ht), Massenbach, Maulbronn, Mengen, Mergentheim, Metternich, Mömpelgard, Montfort, Moosbeuren, Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Munderkingen, Muri, Murrhardt, Nagold, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg, Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhausen (RDorf), Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuwürttemberg, Niederstetten, Niederstotzingen, Norddeutscher Bund, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, (Oberstotzingen,) Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Oeffingen, Oels, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Oggelsbeuren, Oggenhausen, Öhringen, Orsenhausen, Oßweil, Österreich, Ow, Pfalz, Pfedelbach, Pfeil, Plettenberg, (Quadt-Wickrath, Quadt Wickrath und Isny), Racknitz, Ramsenstrut, Ravensburg, Rechberg, Reichenbach, Reichenstein, Reichenweier, Reinsbronn, Reischach, Reutlingen, Rheinbund, Rhodt, Riedlingen, Riedheim (Rietheim), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein (Ht), Rothenburg ob der Tauber (RS), Rott, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Sachsenheim (H), Saint Vincent, Salm, Sankt Georgen im Schwarzwald, Saulgau, Schaesberg-Tannheim, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenk von Castell, Schlat, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrozberg, Schussenried, Schütz-Pflummern, Schwaben (Hztm), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwäbisch Österreich, Schwaigern, Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Siggen, Sigmaringen, Söflingen, Stadion, Stammheim, Sternberg-Manderscheid, Sterneck, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Stuttgart, Sulz, Sundgau, Talheim, Tannheim, Teck, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Thurn und Taxis, Törring, Trauchburg, Triberg, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmentingen, Urach, Ursberg, Urslingen, Urspring, Utzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Vorderösterreich, Waldbott-Bassenhaim (Waldbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Scheer, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Wurzach, Waldenstein, Waldmannshofen, Waldsee, Waldstetten, Waltershofen, Wangen, Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen (Alfingen), Weikersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten, Weissenau, Weinsberg, Weissenau, Weißenstein (Ht), Welden, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Wickisau (Willisau,) Widdern, Wiesensteig, Wildberg, (Willisau,) Windischgrätz, Winnenden, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfegg, Wöllstein, Wurzach, Würzburg (Hochstift), Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zwiefalten
Württemberg-Hohenzollern* (L) Achberg, Altensteig, Baden-Württemberg, Beuron, Buchau (Reichsstift), Dießen, Gammertingen, Glatt, Hafner (Haffner von Bittelschieß), Haigerloch, Hechingen, Hettingen, Hohenfels, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Jungnau, Neufra, Ostrach, Straßberg, Tübingen (G), Wehrstein
Würzburg* (Hochstift, Residenz) Adelsheim, Amorbach, Ansbach, Aschaffenburg, Auhausen, Bamberg (Hochstift), Bartenstein, Bastheim, Bayern, Bergrheinfeld, Bibart, Bibra, Bickenbach, Braunsbach, Bronnbach, Burgsinn, Castell, Comburg, Darmstadt, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebrach, Edelfingen, Eltmann, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Freudenberg, Gersfeld, Giech, Gochsheim, Grabfeld, Groß, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Hafenpreppach, Hardheim, Hatzfeld, Heidingsfeld, Heilbronn, Henneberg, Henneberg-Aschach, Hessen-Darmstadt, Hildburghausen, Hohenlohe-Bartenstein, Jagstberg, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Katzenelnbogen, Kirchlauter, Kitzingen, Krautheim, Kreuznach, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Lambach, Langenburg, Leiningen, Lichtel, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelfeld (Lutzelenvelt), Meiningen, Mainberg, Mainz (EStift), Marktheidenfeld, Meiningen, Murrhardt, Niederstetten, Nierstein, Oberbronn, Ortenburg, Ostheim (Ganerbschaft), Paderborn, Redwitz, Reichelsberg, Rheinbund, Rieneck, Rothenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Salzburg (EStift), Salzburg (Ganerbschaft), Schlüchtern, Schlüsselberg, Schmalkalden, Schönbornl, Schott von Schottenstein, Schweinfurt, Seinsheim, Seligenstadt, Sennfeld, Sommerhausen, Streitberg, Sulzfeld (RDorf), Thüngen, Toskana, Trimberg, Truhendingen, Walldorf, Walldürn, Wels-Lambach, Wertheim, Wetzhausen, Widdern, Wiesentheid, Windsheim, Winterhausen, Wolfskehl von Reichenberg, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)
Zeil-Wurzach (Erbtruchsessen) Marstetten, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Waldburg-Zeil-Wurzach
Zeil-Zeil (Erbtruchsessen) Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Waldburg-Zeil-Wurzach, Waldburg-Zeil-Zeil
Zell (am Harmersbach)* (RS) Baden, Harmersbach, Offenburg, Ortenau (RLV), Schwäbischer Reichskreis
Zürich* (Ka, RS, RAbtei, Reichsstift) Aargau, Baden (Gt), Genf (Ka), Greifensee, Habsburg, Kiburg, Lenzburg, Rapperswil, Sankt Gallen, Sax, Schweiz, Schwyz, Stein am Rhein, Thurgau, Uri, Winterthur, Zähringen, Zehngerichtenbund
Zutphen*( Zütphen) (Gt) Burgund, Geldern, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Ravensberg, Tecklenburg
Zwiefalten* (Abtei, RAbtei) Dettingen (RDorf), Emerkingen, Kirchen, Kohlberg, Neuhausen (RDorf), Neuwürttemberg, Reichenstein, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium, Württemberg