Das Hochstift in der deutschen Landesgeschichte (442)
Aach (Herrschaft). A. an der Quelle der
Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert und wird erstmals 1158
erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen diese
um 1200 an das Hochstift Konstanz gelangte,
dessen habsburgischer Bischof sie wohl kurz nach 1273 an die Grafen von
Habsburg gab. Als Teil der österreichischen Vorlande (Vorderösterreich) wurde
sie oft verpfändet. 1543 wurde sie der Landgrafschaft Nellenburg Österreichs
zugeteilt. Am 26. 12. 1805 bzw. 1806 gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E.,
Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985.
Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die
vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12.
Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte
des Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener
Klöster (u. a. Banz) und stellten eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen.
Ihre Güter fielen 1189 zu einem Teil an das Hochstift
Bamberg und nach ihrem Aussterben um 1199/1200 durch Heirat an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Zollern (Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift Eichstätt verkauften.
L.: Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen
Grafengeschlechts von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F.,
Die Grafen von Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950;
Ulsamer, W., 100 Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des
eichstättischen Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch,
H./Machilek, F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 146 (2006), 9.
Ahaus (Herrschaft, Residenz). A. (1020 Ahusun)
wird 1139 (Herren von A.) erstmals urkundlich genannt und entwickelte sich im
14. Jahrhundert zur Stadt (Stadtrecht 1391). Die Herrschaft A. war im 12.
Jahrhundert mit Diepenheim (1134 Herren von Diepenheim) (Overijssel) verbunden,
gelangte 1241 nach dem Aussterben des Geschlechts durch Heirat an eine Linie
der Herren von Horstmar und 1406 nach Abtrennung Ottensteins und des Gogerichts
zum Steinernen Kreuz durch Verkauf an das Hochstift
Münster, das in A. ein Amt errichtete. Ab 1803 residierten dort die Prinzen von
Salm-Kyrburg, welche die Ämter A. und Bocholt zu einem Drittel als
Entschädigung für linksrheinische Verluste erhalten hatten. Seit 1810 gehörte
A. zum Kaiserreich Frankreich und gelangte 1815 an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Kreis Ahaus, hg. v. Lindemann, K./Brambrink, H., 1938; Kohl, W.,
Geschichte der Stadt Ahaus, 1980; Schloss Ahaus 1690-1990, hg. v. Püttmann, K.,
1990; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 3.
Aislingen (Herrschaft). Die um A. südlich von Dillingen gebildete Herrschaft wurde 1489 vom Hochstift Augsburg erworben. S. Bayern.
Altaich (Kloster), Niederaltaich. Das 741 von
Herzog Odilo von Bayern gegründete Kloster A. (Niederaltaich) an der Donau
gewann 857 die Reichsunmittelbarkeit, verlor sie aber 1152 durch Unterstellung
unter das Hochstift Bamberg und wurde 1803
zugunsten Bayerns aufgelöst.
L.: Klose, J., Die Urkunden Abt Hermanns von Niederaltaich (1242-1273), 2010
(577 Urkunden).
Altenmuhr (reichsritterschaftliche Herrschaft). Mure an der mittleren Altmühl wird 893 erstmals als vicus genannt. Seit 1169 sind dort Ministeriale des Hochstifts Eichstätt bezeugt. Seit 1383 gingen die zunehmend den Burggrafen von Nürnberg aufgetragenen Güter allmählich an die Lentersheim über. 1538 starben die Muhr (Mur) aus. Seitdem überwog die Oberlehnsherrlichkeit der Markgrafen von Ansbach. Seit 1752 hatten die Lentersheim die Güter als reichsritterschaftliche Mediatherrschaft. Mit dem Aussterben der Lentersheim fielen sie 1799 an die Hardenberg. S. Bayern.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert
(734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die
vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am
Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über
die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift
Würzburg gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn
(Durna) mit der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an
das Erzstift Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die
im späten 16. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken war und um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und
als Entschädigung an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das neue
Fürstentum mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und 1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch.
25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die
Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei
Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K.,
Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das
Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren
Odenwald, 1988.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die
Grafen am Ende des 11. Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung
Innsbrucks) und Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei
und die Vogtei über Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die
Grafschaften Neuburg am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173
übertrugen ihnen die Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu
Lehen. 1180/1181 wurden sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume)
(Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten
süddeutschen Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds
heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig
den Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und
Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen,
Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft
Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei
Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch
Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas die
Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto
II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von Tirol,
(über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg
(Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels)
sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen Albrecht
dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte Bernhard nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie den an der
unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen und gewann
dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218) erhielt
sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter zwischen
Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben [(Andersleben],
Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der vielleicht um
1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts in ein Stift
errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf seit 1218 dem
Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich
erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen. 1252
entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift
Halberstadt (1648 an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie
Anhalt-Bernburg. 1307/1319 erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von
(Arnstein-)Barby die Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel
Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes
Elbeufer, Zerbst) und die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die
Siegmundische Linie erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit
dem Aussterben der Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut
in die ältere Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie
(Anhalt-Dessau). Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster
Lande. Ihre Güter fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese
teilte sich 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit
1526 in Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten
Reformation konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster
Nienburg an der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen
Zerbst und Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach
Veräußerung an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim
Ernst (1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle
alle anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend
und erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603
entstanden nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch
Erbteilung die jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis
1863), Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau
(bis 1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine
Senioratsverfassung eingeführt, wonach der jeweils älteste die
Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame
Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei
Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen
Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser
Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen
nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die
Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die Schwester des
letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur
Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen
von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach
ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis
1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner
oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus
einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von
Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen
(-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den
Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau,
die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000 Einwohnern
umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel
Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863
kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012.
Anhalt-Aschersleben (Grafschaft) Aschersleben wird erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt (Ascegereslebe). Seit dem 12. Jahrhundert war es Dingstätte der Grafschaft im nördlichen Schwabengau, die sich in der Herrschaft der Askanier befand. Durch Erbteilung im Hause Anhalt entstand 1252 die Linie A., die 1315 erlosch. Die Grafschaft (Anhalt-)Aschersleben (A.) fiel (1322) an das Hochstift Halberstadt, 1648 an Brandenburg, die übrigen Güter an Anhalt-Bernburg (ältere Linie).
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und
Utrecht liegende Herrschaft im Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der
Erbtochter der Herren von Zuylen (Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch
Teilung an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg,
die sich 1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit
gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch
Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum,
Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort
um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift
Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten
der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A.
kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von
Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und
Andechs-Meranien (1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der
Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie
erwarben außerdem das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach
[1338, Erbe der Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim,
Feuchtwangen, Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das
seit 1323 den Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385
wurde A. Residenz. 1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“
(Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt.
1411/1415 ging nach dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel
Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis
1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam
A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515)
an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit
1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder
zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen
Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den
beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der
Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen
an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth
von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den
Hutten erworbener Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim
teilweise) auch zum Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und
Steigerwald des Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit
195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000
Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des
Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und
Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten
Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den
Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807
an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach.
Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das
Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach,
2009
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare,
erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die
an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und
zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den
Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch
im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen
durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche
die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien,
den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien
(Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der
Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480
Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den
Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft)
erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien
und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in
Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue
zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das südwestlich von Bonn
gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4
Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde sie für den
Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus dem Erzstift
Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift
Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen
das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund
beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte.
Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen
wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt
das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arenberg, Aremberg (Herzogtum). Die Herzöge von
A, wurden 1803 für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich mit
Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems
(aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660
Quadratkilometer mit 76000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A.
gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei auch die Souveränität
über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum
Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815
Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb
Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover
an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum
Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg,
1942.
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des
späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge,
jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete
dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander.
982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das
Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um
1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der
Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des
Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer
Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit
rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau,
Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem
Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich
und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19.
Augsburg (Hochstift,
Residenz). Das Bistum A. wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4.
Jahrhundert als bestehend angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis
539) und dann Aquileja zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später
Brixen) verlegt worden sein. Unter den Merowingern (709) könnte es neu
gegründet (Bischof Wicterp 738, Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der
Kirchenprovinz Mainz angegliedert worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748
für seinen bayerischen Teil gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es
reichte von der Iller bis zu Ilm und Walchensee sowie im Norden bis nach
Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu zwischen
Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem Mittelpunkt
bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544 theologisch-philosophische
Universität). Allmählich löste sich das Hochstift
von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und
nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg
überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft über die Stadt A.
verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43
Quadratmeilen (2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1
Rentamt, den Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie
450000 Gulden jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in
Bayern auf. Das Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising
zugeordnet und 1821 im Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu
umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum
Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff.
1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe,
1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger
Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C.,
Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger
Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn
zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz
Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia
secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra
bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von
A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich
Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und
die Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen
den Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch
König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes
Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte
König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit
zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368
erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und
Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der
wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner
zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg
schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra
entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb,
G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe, Hauszeitschrift der
BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon. Geschichte, Gesellschaft,
Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer, P., Die
Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988; Fassl, P.,
Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in Krieg und
Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen
Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs,
1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die
Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg,
1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg
1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift).
Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort
hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und
Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert
vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern.
Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich
war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St.
Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster
ersetzt wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973)
namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323
von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577
erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und
Reichsstandschaft, was vom Hochstift Augsburg
erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung anerkannt
wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt
Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den rheinischen
Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht vertreten. Von der
Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark verschuldet. Seine weit
gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung an die Reichsstadt
Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F.,
Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen
in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977;
Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu
Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des
Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St.
Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37.
Autenried (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das 1368 erstmals urkundlich erwähnte A. (zum Personennamen Uto) an der Kötz
bzw. am Kötzbach bei Günzburg war innerhalb der Markgrafschaft Burgau
Mittelpunkt einer vom Hochstift Augsburg
lehnbaren Herrschaft, zu der noch Oxenbronn und Anhofen gehörten. Sie kam von
den Ministerialen von Utenried (A.) an die Herren von Bühel (Bühl) (1368), 1509
an die Rechberg, 1599 an das Hochstift Augsburg,
1649 an den Generalwachtmeister von Lapière, 1684 an den mit der Witwe Lapières
verheirateten Josef Anton Lasser von der Halden, 1798 an die Lassberg und 1805
an die Reck. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 157.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen
von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie
Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler,
sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden.
Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach
vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine
Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein.
1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten
Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780
mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise),
Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw.
hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische
Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem
(ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach
(1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an
Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb,
Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie
kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer
mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann
Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den
größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt
Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654,
des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung
von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
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von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler,
M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und
Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A.
u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen
Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748;
Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005;
Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling,
A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum
Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern
aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden
und Württemberg 1918-1945, 2008.
Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses
erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250
wurde die Herrschaft B. von den Grafen von Oettingen als Ellwanger Vögten zu
Lehen erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie
Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Bamberg (Hochstift,
Residenz). Das schon in der Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert
besiedelte B., in dem 741/742 eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit
Beginn des 10. Jahrhunderts als Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg
- benannt (902 castrum Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem
Untergang der nach ihm benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906
Königsgut, kam von Kaiser Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von
Bayern, von dessen Sohn Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als
Morgengabe erhalten hatte, 1007 an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die
1007 zur Bischofskirche der Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem
Papst unmittelbar unterstellte Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor
allem Würzburger und Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck,
Forchheim [1062], Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien
vermehrte sich von etwa 30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr
als 200, doch blieb das Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach),
Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage
des Hochstifts bildeten reiche Gaben König
Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von den
älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem zur
Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark,
Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und
Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach,
Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt
Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais,
Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach,
Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck,
Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im
Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal,
Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später
auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau
(Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das
Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei
innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von Schlüsselberg
bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre weltliche
Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf
mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche Landgericht B. stützen
konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die
Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild
für die Constitutio Criminalis Carolina von 1532 wurde. In der Reformation
verlor das Bistum zwei Drittel aller Pfarreien, wurde aber teilweise
rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav Adolf von Schweden erobert und dem
Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine
Hochschule, die 1735/1772 Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner
Güter durch Kauf an Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein
Landrecht (nur Teil 1 Civil- oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um
1800 war B. Mitglied der Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des
Ritterkreises Franken. 1803 fiel das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw.
3580 Quadratkilometern Fläche, 220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden
Einkünften an Bayern. 1817 wurde eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern
Würzburg, Eichstätt und Speyer als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
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E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der
Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938);
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kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige Römische
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Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im westlichen
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Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
Basel (Fürstbistum, Hochstift,
Residenz). B. wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt,
ist aber sowohl urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v.
Chr.) besiedelt. Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6.
Jahrhundert die ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts
setzt mit Bischof Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B.
residierenden Bischöfen ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und
vielleicht am Anfang des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum)
nach B. übertragen wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs
Hochburgund, dem es seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die
weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung
Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund
(999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft
Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die
aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im
13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen),
Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne),
Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse,
Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben
bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin),
Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich
allerdings gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen
Stadtherren, die seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B.
selbst aber noch 1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene
Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche
Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss
der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog
die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau,
Sisgau und Frickgau an sich. Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach
Pruntrut (Porrentruy) und verband sich 1577 mit den katholischen Kantonen der
Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten
schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen),
Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen),
Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels,
verwandelten sie in eine Raurakische Republik und gliederten sie am 23. 3. 1793
Frankreich ein (Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen
Teile Basels annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden
Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T., Zur Territorialbildung der Bischöfe
von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G., Die rechtsrheinischen Gebiete des
Bistums Basel und ihr Übergang an Baden, Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann,
R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler, M., Gewohnheitsrecht und
Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel, 1972; Marchal, G. u. a.,
Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche Gesellschaft und
städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von Stadt und Land im
Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006.
Basel (Kanton) s. Basel (Hochstift), Basel (Reichsstadt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt
Bastheim (Reichsritter). Seit 1185 erscheint das
Geschlecht der B. bei Mellrichstadt. Sie trugen das Schloss als Lehen des Hochstifts Würzburg. Vom 16. bis zum ausgehenden 18.
Jahrhundert gehörte die Familie der B. mit B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Außerdem war sie anscheinend von etwa 1600 bis etwa 1750
im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 350; Riedenauer 122;
Winkelmann-Holzapfel 141; Bechtolsheim 14; Rahrbach 10.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg),
von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl
dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und
von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des
zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs
des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift
Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum.
Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau
sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog
Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg.
Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des
Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen
Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und
etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem
freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die
Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den
letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren
westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei
Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil
(„Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt.
1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech
(Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei],
Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau,
Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch
Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289
verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst.
1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328
Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der
Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische
Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein
Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von
Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des
Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen
Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und
weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland,
Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V.
(Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam
die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und
Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande.
Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369
Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von
Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg
(Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das
die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516
eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung
und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann
der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die
Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen
Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht
erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und
Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete
sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die
Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die
völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg
sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die
Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus
dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee,
Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in
Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von
Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg,
Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die
Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm,
Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und
Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den
Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft
Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und
Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg
es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die
Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es
auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und
Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an
Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein
Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an
Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4.
1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken)
gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch
preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt
Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals
fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher
bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum
Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870
schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den
Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als
Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer
sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil
der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B.
vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held
(Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor
B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor
thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B.
getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B.
zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag
Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches Ortsnamenbuch
von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.;
Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953; Reindel, K., Die
bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches Gemeindeverzeichnis von Bayern,
Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954); Schwend, K., Bayern zwischen
Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger Atlas,
Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990;
Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985; Historischer Atlas von
Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27,
Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baoioaria, Beiaro riche,
Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der
„östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B.,
Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur
Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der
amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568,
hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.;
Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger,
F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen Namen in Bayern,
1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis
1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974;
Riedenauer, E., Das allgemeine Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern,
Z. f. bay. LG. 39 (1976); Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle,
P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980;
Fried, P., Vorstufen der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen
Adelsherrschaften Bayerns, (in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der
bayerische Staatsabsolutismus 1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur
bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und
Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation.
Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die
Bayern und ihre Nachbarn, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger,
K./Hubensteiner, B., Bayerische Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr.
v., Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn,
W., Bayerns Geschichte im 20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im
alten Bayern, 16.-18. Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter
und Neuzeit. Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie,
1980ff., Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K.,
1988; Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der
Nachkriegszeit, hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd.
2 Das alte Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen
Kreise. Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2,
1988; Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das
Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns,
2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die
Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der
modernenbayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause
Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort
Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber
bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth
verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie
der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche
Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen
(Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen
Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden
Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des
hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden
an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der
Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938);
Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern,
hg. v. der Kommission für bay. LG. 1952ff.; Dietrich, K., Territoriale
Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958,
Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A.,
Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet,
H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die
Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W.,
Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur
und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Bebenhausen (Reichskloster). Kurz vor 1187 gründete
Pfalzgraf Rudolf von Tübingen auf vom Hochstift
Speyer eingelöstem Grund und Boden in B. nördlich von Tübingen ein
Prämonstratenserkloster, das 1190 mit Zisterziensern besetzt wurde. Von 1280
bis zum Verkauf der Stadt Tübingen 1342 versuchten die Pfalzgrafen entgegen der
Stiftungsurkunde des Klosters, dieses ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Im 14.
Jahrhundert kam die Vogtei an das Reich. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts erwarb Württemberg als Nachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen
allmählich die Herrschaft über das Reichskloster. Seit 1498 besuchte der Abt
den württembergischen Landtag. 1535 wurde die Reformation eingeführt. 1623
gehörten zum Kloster noch 14 Dörfer und Weiler, acht Höfe, ein Schloss, ein
Burgstall und 876 Untertanen. 1807 wurde die Klosterverwaltung aufgelöst. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 E4; Paulus, E., Die
Cisterzienserabtei Bebenhausen, 1886; Brand, H./Krins, H./Schiek, S., Die
Grabdenkmale im Kloster Bebenhausen, 1989; Köhler, M., Die Bau- und
Kunstgeschichte, 1994.
Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang
mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel entstand in der 1. Hälfte des
13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der
Ministerialen von Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490
wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an das Hochstift
Lebus verpfändet. 1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin, 1575 an
Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an und stand bis 1742
unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003.
Beilstein (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
die Burg B. im Westerwald in die Verwaltung des Reichs übernommen und in der
Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen von Thüringen und von diesen an
die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226 die vom Hochstift
Worms berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341 nannte sich eine Linie
des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an Nassau-Dillenburg. 1607 wurde es
erneut Residenz einer Nebenlinie Nassau-Beilstein, die 1620 Nassau-Dillenburg
erbte und bei ihrem Aussterben 1739 von Nassau(-Diez)-Oranien beerbt wurde. Die
Herrschaft bestand aus den Ämtern B. mit der gleichnamigen Stadt und Marienberg
und umfasste etwa 5 Quadratmeilen. Sie gehörte über Nassau(-Diez)-Oranien dem
kurrheinischen Reichskreis an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz).
B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen
Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem
Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und
1031/1032 wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133
sicherte der Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und
seit 1248 die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der
Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit
der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es
nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern
säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur entstehenden
Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern. Kulturland und
Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869; Hemmerle, J.,
Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
Bergrheinfeld (Ganerbschaft). Nachdem ursprünglich der
König, das Kloster Fulda, dann die Markgrafen von Schweinfurt und als ihr Erbe Bischof
Eberhard von Eichstätt (1098-1112) in B. bei Schweinfurt begütert waren,
erscheint anfangs des 16. Jahrhunderts B. als ritterschaftliche Ganerbschaft
der Herren von Schaumberg (Schaumburg), von Thüngen und Grumbach. 1631 fiel das
Bergrheinfelder Lehen an das Hochstift Eichstätt
heim, das 1664 seine Rechte an das Juliusspital Würzburg veräußerte. Dieses
erwarb dort weitere Güter des Hochstifts
Würzburg und des Domkapitels. S. Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name
wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von
Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später
deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel es 1218 an
das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter
im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch
Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw.
Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der
innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie
ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun,
1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp
bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf
Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte
B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000
Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt,
Aargau und Oberland an die Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt.
1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus
und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel.
Seit 1848 ist die Stadt B. Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer
Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
.Bibra (Freiherren, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Aus der Ministerialität des Klosters Hersfeld erwuchs das nach B.
südlich von Meiningen benannte Adelsgeschlecht der B. Es nahm eine bedeutsame
Stellung zwischen den Grafen von Henneberg und dem Hochstift
Würzburg, das 1343 die teilweise Lehnshoheit über das Schloss B. gewann, ein.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von B. mit
Gleimershausen, Irmelshausen und Aubstadt bzw. Aubstatt (Austatt) zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Mit Schwebheim und Adelsdorf waren sie im
Kanton Steigerwald (ab etwa 1610) immatrikuliert, außerdem in den Kantonen Gebirg
(um 1750), Altmühl und Baunach. 1803 kam B. zu Bayern, 1806 zum Großherzogtum
Würzburg und 1808 zu Sachsen-Meiningen. S. Thüringen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 539, 540, 541; Stieber; Wolff 513; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Seyler 351-353; Bibra, W. v., Geschichte des Hauses
Bibra, Bd. 1ff. 1879ff.; Winkelmann-Holzapfel 142; Pfeiffer 198, 212;
Bechtolsheim 12, 17, 63; Riedenauer 122; Rahrbach 20.
Bickenbach (Herren, Herrschaft). Die seit etwa 1130
nachweisbaren Herren von B. bei Darmstadt, die über die weibliche Erbfolge die
1365 dem Hochstift Würzburg zu Lehen
aufgetragenen Güter der Herren von Homburg an der Wern gewonnen hatten,
verkauften die Herrschaft 1469 an das Hochstift
Würzburg. 1497 starben die Herren von B. aus. Die um 1230 erbaute Burg B. wurde
1310 Mainz zu Lehen aufgetragen und kam 1484 an Erbach, 1504 an Hessen. Die
Herrschaft B. wurde 1255 durch Aussterben der Herren von Münzenberg
Ganerbschaft und gelangte 1714 durch Kauf von Erbach an Hessen-Darmstadt. B.
kam damit 1945 an Hessen.
L.: Reeg, W., Die alten Namen der Gemarkungen Hähnlein, Bickenbach und Alsbach
an der Bergstraße, 1935; Feineis, D., Die Bickenbacher und die Herrschat
Hohenberg, Würzburger Diözesangeschichtsbll. 64 (2002), 159.
Biel (zugewandter Ort der Eidgenossenschaft),
frz. Bienne. Seit 999 gehörte B. am Bieler See zum Hochstift
Basel. 1352 schloss es gleichwohl ein ewiges Bündnis mit Bern. Seit dem Ende
des 15. Jahrhunderts war es zugewandter Ort der Eidgenossenschaft und führte
1528 trotz Zugehörigkeit zum Hochstift die
Reformation ein. 1798 wurde es von Frankreich besetzt. 1815 kam es zum Kanton
Bern.
L.: Wolff 238, 532; Großer Historischer Weltatlas II 72 C2; Bourquin, W.,
Beiträge zur Geschichte Biels, 1922; Stadtbuch (Biel), hg. v. d.
Stadtverwaltung Biel, 1936; Das Recht der Stadt Biel, hg. v. Blösch, P., 2003.
Bisein (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft B. durch das Hochstift Trient zum
österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterrRK 2; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A.
2001.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit 1167
erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten gräfliche
Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter und Lehen
des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte
Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14.
Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift
Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen.
1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof
von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt
Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel,
das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt
beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte,
kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707
zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum
Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger
Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von Braunschweig an
Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Bohlingen (Herrschaft). B. westlich von Radolfzell
am Bodensee wird 733 erstmals erwähnt. Im 9. Jahrhundert war der dortige Kelhof
in der Hand des Bischofs von Konstanz. Nach 1300 stand die um B. gebildete
Herrschaft den Herren von Homburg zu, die seit 1426 auch die
Blutgerichtsbarkeit ausübten. Ihnen folgten von 1456 bis 1469 das Kloster Salem
und von 1469 bis 1497 die Grafen von Sulz. Von diesen gelangte die Herrschaft
mit 5 Dörfern 1497 an das Hochstift Konstanz und
mit diesem 1803 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156; Waßmann, H., Geschichte des Dorfes und der ehemaligen Herrschaft
Bohlingen, 2. A. 1951.
Bonfeld (reichsritterschaftliches Dorf). Nach B.
südwestlich von Wimpfen nannten sich seit dem frühen 13. Jahrhundert Herren von
B. Nach ihrem Aussterben um die Mitte des 15. Jahrhunderts traten die Herren
von Helmstadt an ihre Stelle, die B. als Mannlehen des Hochstifts
Worms hatten. 1476 erwarben die Gemmingen den zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben zählenden Ort, der über Württemberg 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 510.
Boppard (Reichsland, Reichsstadt). In Urkunden
des 7. Jahrhunderts erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf
römisches Staatsland zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird
der relativ geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte
Hildesheim und Bamberg, der Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des
Quirinusstifts in Neuss (Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg
und Pedernach und Verlehnungen an Reichsministeriale aufgesplittert. Die Reste
des Reichsgutes fielen zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier
und gingen im Kurfürstentum Trier auf. Das an der Stelle des auf eine
keltischen Gründung zurückgehenden römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4.
Jh.) liegende B., das im frühen 13. Jahrhundert Reichsstadt wurde, verlor mit
der Verpfändung an das Erzstift Trier 1312 die Reichsfreiheit, da alle Versuche
zur Wiedergewinnung misslangen. 1794 geriet B. unter Verwaltung Frankreichs.
1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im
Rheinland. Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H.,
Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser,
R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg. v. Missling, H., 1998.
Borken (Stadt, Herrschaft). Das am linken Ufer
der Bocholter Aa bei einer frühen Kirche gelegene Dorf B. erhielt um 1226
Stadtrecht. Es war Mittelpunkt einer Hansegrafschaft und gehörte dem Hochstift Münster. Von 1803 bis 1805 war es Hauptstadt
des Fürstentums Salm. 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken, hg. v.
Oberkreisdirektor, 1980ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 80
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der
Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die
zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete
Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses Ardenne
(Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu denen
Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur
Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift
Lüttich. Seit 1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses Ardenne
in Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit 1430
gewannen die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung.
1482 entriss der Graf von der Mark dem Hochstift
Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529 die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser
Karl V. das Herzogtum an Lüttich zurück, doch nannten sich die Grafen weiter
Herzöge von B. Seit 1548 hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum
inne. Ihre Rechte gingen 1591 durch Heirat an das Haus Latour d'Auvergne über.
1672 wurde B. von Frankreich erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne
zuerkannt. 1693 kam es unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als
Standesherrschaft der Fürsten Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an
Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81
Bozen (Grafschaft). Bereits Paulus Diaconus
nannte für die Zeit um 680 einen für B. (Bauzanum) zuständigen Grafen. 1027 gab
König Konrad II. die Grafschaft B. an das Hochstift
von Trient, von dem sie bis 1170 an die Grafen von Greifenstein-Morit, danach
an die Grafen von Tirol zu Lehen ging. 1242 wird sie letztmals genannt. Das
erstmals 1048/1068 als Dorf bezeugte B. kam mit Südtirol 1919 an Italien.
L.: Wolff 37; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18; Hye,
F. H., Anfänge und territoriale Entwicklung der Stadt Bozen, Der Schlern 1978;
Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001.
Brakel (reichsunmittelbare Stadt?). B. an der
Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert
hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Heerse die Herrschaft
inne. Später gelangten Anteile an der Stadtherrschaft an die Asseburg und die
Grafen von Everstein. Zwischen 1289 und 1384 gewann das Hochstift Paderborn durch Kauf und Heimfall die Herrschaft. Seit
1431 wurde B. vom Reich als Reichsstadt tituliert und zu Reichssteuern
herangezogen. Die Stadt konnte aber im Ergebnis den Anspruch auf
Reichsunmittelbarkeit nicht durchsetzen. 1803 kam sie an Preußen, 1807 zum
Königreich Westphalen, 1815 wieder zu Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Brakel 829-1229-1979, hg. v. d. Stadt
Brakel, 1979.
Brandenburg (Hochstift,
Residenz). Am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug
der germanischen Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren
Siedlung des 6. Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg, die
vielleicht mit der zu 789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10.
948 gründete bei ihr König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg
unterstellte Bistum B. mit dem Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und
Ostsee. Von 983 bis 1150/1157 war B. wieder slawisch, fiel dann aber an den
Askanier Albrecht den Bären. 1161/1165 wurde von Leitzkau aus das Bistum B.
erneut errichtet, wenn auch in erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe
verfügten nur über wenige Güter, die sie von den vier Ämtern Ziesar,
Brandenburg, Ketzin und Teltow aus verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen
Landesherrschaft gelang nur in Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter
Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch zur Landsässigkeit gezwungen wurde,
rechtlich reichunmittelbar. Nach der Reformation (1539) wurde das Bistum 1544
der Mark Brandenburg einverleibt und 1598 formell aufgelöst. Das Kapitel
bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum
Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger,
F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und
Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2
1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der
Heveller, Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983,
551ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände,
bearb. v. Schößler, W., 2005.
Braunsbach (ritterschaftlicher Ort). B. am Kocher
wird vermutlich verhältnismäßig lange nach seiner Gründung 1255 erstmals
erwähnt. Ortsherren waren meist Lehnsleute der von Limpurg und von Hohenlohe
(1471-1549 Spieß, 1549-1637 Crailsheim). 1640 fiel es im Erbgang an die von Burglayen
(Layen), 1644 an die von Lichtenstein und 1666 an die Wolfskehl von
Reichenberg. Sie verkauften den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernden Ort 1673 an Franz Johann Wolfgang von Vorburg, der ihn dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrug. 1737 kam B. als
Pfand an das Domkapitel Würzburg. 1802 fiel es als Entschädigung an
Hohenlohe-Jagstberg, 1806 an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die Jahrtausendwende
wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und Goslar-Lüneburg die
Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand
auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald
einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg
fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim,
Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt
hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem
Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den
Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei
Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und
Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV.
(† 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos.
Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am
21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an das Reich B. als
Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das
Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen
das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem
billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und
aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu
einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264
das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt
(zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil
Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im
Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt
Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum
Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem
Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres
Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das
Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenburg-Göttingen wieder geteilt
(zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue
Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam
Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von
1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts
Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau,
Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder,
Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg,
Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen,
Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und
Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten
die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten
Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel,
Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen,
Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig.
Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit
Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz
erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der
Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover
König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich
Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums
Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen
verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht
(Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die
Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand
zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des
12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses
Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495
wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B.,
dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses
erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim,
führte die Reformation ein, erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596
bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der
Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt,
Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen
Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636
fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch
musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift
Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666
begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer
Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt
es die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012.
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen
Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein
Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369)
nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002
in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die
inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam
eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von
Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf
von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel
und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig
der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an
Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an
Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es
wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für
das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des
skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen
Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete
Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe reichte
zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen (1270), beschränkte
sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und Elbemündung (2. H. 11. Jh.
alle Grafschaften des südelbischen Teils des Bistums, 1144/1236 Anfall der
Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen von Stade 1144), in dem 1234
Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt wurden. Die Versuche, die
seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu
erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten
katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg († 1566) setzte sich seit
1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das Hochstift
von Dänemark bzw. Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es
wie Verden als Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden
zugesprochen. 1712 ging es durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover
verkaufte, dem es Schweden 1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94
Quadratmeilen und rund 180000 Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810
dem Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam
es zu Hannover und mit diesem 1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an
Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
Brixen (Hochstift,
Residenz). Seit 559/575 ist ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich
von Klausen, das Pustertal, das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum
Ziller nachgewiesen, der 798 dem Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er
erhielt 892 von Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal und 901 von König
Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960
der Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe
den später wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in
Krain. König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal
(Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal.
Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal
sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte
die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210
die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das
Bistum gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol
”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das
Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17
Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift
mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit
den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und
Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader, Antholz,
Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers
und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige
Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen.
1919 wurde B. mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung
der bischöflichen Kirche Brixen. Der Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L.,
Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive
845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und
Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols,
1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner
Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des
Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann,
J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches
Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Bronnbach (Abtei). Um 1790 gehörte die um 1151 von
Edelfreien an der unteren Tauber gestiftete, seit 1656 vom Erzstift Mainz und
dem Hochstift Würzburg als terra nullius
betrachtete Abtei B. wegen Rütschdorf zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1802 kam das Kloster mit Reicholzheim (Reichholzheim) und Dörlesberg
an Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, 1806 an Baden. B. gelangte 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 128; Scherg, L., Die
Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, 1976; Ehmer, H., Das Kloster
Bronnbach im Zeitalter der Reformation, Württemberg. Franken 72 (1988).
Buchhorn (Reichsstadt) (seit 1811
Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit 1032/1040
erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem Aussterben
1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der von diesen
zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis genannt und ist
am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13. Jahrhunderts
Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299). König Rudolf von Habsburg verpfändete diese
an die Grafen von Werdenberg, doch konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit
wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift
Konstanz die Herrschaft Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803 fiel B. mit rund 40
Quadratkilometern und etwa 1800 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg. 1811
entstand aus der Vereinigung von B. und Hofen das nach König Friedrich von
Württemberg benannte Friedrichshafen, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die
älteste Buchhorner Urkunde, Württ. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910), 155ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung
Tettnang, 1915; Hutter, O., Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M.,
Buchhorn unter bayerischer Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees
und seiner Umgebung 80 (1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt
Friedrichshafen, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn,
LexMA 2 1983, 836.
Büren (Herrschaft). Seit dem 12. Jahrhundert
sind Edelherren von B. bei Paderborn bezeugt. Ihre um die Burg gelegene
Herrschaft kam im 14. Jahrhundert (1355) zu zwei Dritteln, 1660 auch im Übrigen
an das Hochstift Paderborn. 1802/1815 fiel B. an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326; Wallner 702 WestfälRK 6; Heimatbuch des Kreises Büren, hg. v.
Schnettler, W./Pagendarm, P., 1930; Oberschelp, R., Die Edelherren von Büren,
1963; Schmidt, A., Der Kreis Büren in Westfalen, (in) Ber. z. dt. Landeskunde
32 (1964), 44; 150 Jahre Landkreis Büren, bearb. v. Pohlmeier, H., 1966;
Schoppmeyer, H., Büren im Mittelalter, Westfäl. Zs. 138 (1988) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 106.
Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen
Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert
die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie
übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren
Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen
des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus
Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als
Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B.,
Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte,
im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert
war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut,
1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis
1492 an Bayern verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der
Fugger, der Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498
bis 1559 war der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der
Tiroler Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die
Hauptlinie. Der Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an
Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788;
Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und
topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand,
R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft
Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3.
A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983;
Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis
Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und
Kommunikation, 2005.
Burgrain (Herrschaft). B. war von (811 bzw. vom 8.10.)
1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag vom 8. 10. 1284 zwischen dem
Bischof von Freising und dem Herzog von Bayern begründeten Herrschaft des Hochstiftes Freising, die mit diesem zum bayerischen
Reichskreis gehörte und an Bayern fiel( 1803 2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische
Herrschaft Burgrain, 1911.
Burgsinn (ritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre
1001 erscheint Sinna in einem Tausch des Hochstifts
Würzburg. Im 12. Jahrhundert errichteten die Grafen von Rieneck dort eine
Wasserburg, die am Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft des Hochstifts Würzburg stand. 1405 erwarb der Würzburger
Ministeriale Wilhelm von Thüngen die Burg. 1438 wurde sie den Markgrafen von
Brandenburg als Mannlehen aufgetragen. Mit Altengronau, Obersinn und einigen
weiteren Dörfern zählte sie über die Thüngen zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.
Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort). Nach B.
an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts
nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B. teilweise Teil
der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall, teilweise Lehen der
Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen des Hochstifts
Augsburg an die Familie Burggraf. Diese verkaufte 1532 ihre Güter an den
Söldnerführer Sebastian Schertel (von Burtenbach) (Schertlin von Burtenbach),
der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit eine
geschlossene ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet die 1546
reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen
evangelischen Gemeinde, 1951.
Cadore (Grafschaft), Catubria. Die 973 an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft C. im Osten der
Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4 Kadoberthal;
Bertarelli, L., Venezia Tridentina e Cadore, 1939; Fini, F., Cadore e
Ampezzano, 2002
Caldonatz (Herrschaft) ital. Caldonazzo. 1801
gehörte die Herrschaft C. über das Hochstift
Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich
der Leine und südlich von Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg
im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen
Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des
mittleren Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten
hatte. In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von
Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben
des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Cambrai (Hochstift,
Erzstift, Residenz), mhd. Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts
entstand an der Straße von Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims
gehörige Bistum C. (Bischof Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis
Antwerpen reichte (pagus Cambricinsis 663 belegt). Bei dem karolingischen
Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras abgetrennt.
Trotz langanhaltender Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das
Bistum, das 1559 zum Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und
Namur) erhoben wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im Frieden von
Nimwegen (Nijmwegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776
zählte es zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
Cammin (Hochstift,
Fürstentum), Kammin. C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche
Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von
Bamberg errichteten Kirche ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut und 1182
übersiedelte der seit 1140 in Wollin amtierende Bischof von Wollin nach C.
(Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst unmittelbar unterstellten, nach Mainz
größten deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs,
der Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land
Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und Schildberg
(Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg. Daraufhin
verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof
das Land Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert
wurde der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in
die Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt.
Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten
Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit
des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2, 182;
Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R., Geschichte der
Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A. 1924; Müller, G.,
Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche
Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800, Beiband zu Schulze,
B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, 2.
A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt, R., Kammin,
LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird
816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057
erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202
erstmals den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis
zum Beginn des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über
einzelne Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der
Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und 1457 dem Hochstift Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen
waren, zu Lehen aufgetragen werden musste, ohne dass allerdings dadurch die
Reichsstandschaft der Grafen aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft
wieder in einer Hand vereint. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die
Reformation eingeführt. 1556 erbten die Grafen von Seiten von Wertheim die
Herrschaft Remlingen. 1597 erfolgte eine Teilung in die Linien
Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht auf angekaufte oder
heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen seit 17851794 mit einem Vertreter
bei der fränkischen Reichsritterschaft aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten
sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt
(Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4
Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und
fiel an Bayern, teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803
starb die Linie Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien
Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach
dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3; Meyer,
O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983, 1557;
Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des
200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in)
Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der
Castell, Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
Chatillon (Herrschaft). Die Herrschaft C. an der
Vezouze gehörte im 18. Jahrhundert zum Hochstift
Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Chiemsee (Hochstift).
Die Inseln des zum Personennamen Chiemo zu stellenden Chiemsees waren schon
spätsteinzeitlich besiedelt. Vor 770 wurde auf Herrenchiemsee ein Männerkloster
gegründet, das König Karl der Große 788 an den Bischof von Metz und König
Arnulf 891 an den Erzbischof von Salzburg gab. Auf Frauenchiemsee wurde (vor)
782 ein Frauenkloster gestiftet, das Kaiser Otto I. 969 dem Erzbischof von
Salzburg übertrug. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im 10. Jahrhundert
wurde 1130 auf Herrenchiemsee ein Augustinerchorherrenstift neu begründet. 1216
(Beurkundung des Vollzugs am 30. 12. 1217) errichtete Erzbischof Eberhard von
Salzburg mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs II. hieraus ein Bistum C. mit dem 1130
entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee als Bischofskirche, das nur
zehn Altpfarreien umfasste. Zum Hochstift C.
gehörte das Amt Sachrang (1216), die Pfarrei Sankt Johann in Tirol sowie Güter
außerhalb des Bistumssprengels. 1305 verlegte der Fürstbischof seinen Sitz nach
Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818 wurde das Hochstift/Bistum
innerhalb Bayerns aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth,
Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger
Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA
40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau
und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das
Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy, J. Graf v., Das Bistum
Chiemsee, Mitt. d. Ges. für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer,
W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2 1983, 1812ff.; Kloster Frauencheimsee
782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522;
Herrencheimsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Chur (Hochstift,
Residenz). Der Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in
Graubünden liegt in vorrömischer Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der
Provinz Raetia prima. Um 300 entstand ein Römerkastell (Curia Raetorum),
vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der Ort Sitz eines 451 erstmals sicher
erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel gehörte bis zur Zuteilung an das
ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur
Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt
Gallen, den nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau
bis Meran, Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230
Kirchen und Klöster). Die Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und
Grafschaft durch König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen
Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana
Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom
König erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das
Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert
umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“,
Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007.
Commercy (Herrschaft). Nach dem 823 (villa
Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an der Maas in
Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter der Grafen
von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des Hochstifts Metz hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts
entstanden zwei Linien mit C. einerseits und Chateauvillain und Montrevel
(Montrivel) andererseits. Eine Linie erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter
die Grafschaft Saarbrücken. 1341 erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein
Drittel der Herrschaft einerseits sowie zwei Drittel der Herrschaft
andererseits. 1381/1384 ging die Linie Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter
in die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau
(Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy,
Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe
s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la
topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy, LexMA
3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay
(Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty
gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser
Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im 15. Jahrhundert teilte C.
sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie wurden 1533 Herzöge von
Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C.
1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere
Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801
verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000
Einwohnern als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des
Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die
Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff.
Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor 1000 durch
Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in Lothringen lag die Grafschaft D. der
Grafen von D., die auf die Etichonen (und Eberhardiner) zurückgehen und außer
dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von Egisheim an der oberen Saar
ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe, Stadtgrafschaft Metz, Vogtei über das Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus. Ihre Güter (11
Burgen, Vogtei über 9 Klöster) fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um
D.) an Leiningen, waren zeitweise aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen
die Markgrafen von Baden als Miterben ihre Rechte überlassen hatten,
umstritten. Der Bischof von Metz zog die heimgefallenen Lehen ein. Moha und
Waleffe kamen an das Hochstift Lüttich. Von 1317
bis 1467 bestand eine besondere Linie Leiningen-Dagsburg. 1792/1801 kam das
Gebiet an Frankreich. S. Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hartenburg.,
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998.
Dahn (Herrschaft). Nach dem vermutlich im 10.
Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine Familie von
Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die Herrschaft D. (D.,
Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das Hochstift
Speyer zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816 unter Verwaltung
Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren, Herrschaft).
Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie (von Stein,
von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170 erbaute Burg
errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen, Sommerloch,
Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub, Unterhub,
Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen 1315/1318/1325 erbweise
an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren verwandten Kämmerer von Worms.
1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung der D. Einfluss auf die mit
Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2.
1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803
Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni
1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg, aber mit Fulda und
Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Darmstadt (Dorf, Herrschaft, Stadt, Residenz). Als
Ausgleich für den Verlust Großgeraus (Groß-Geraus) an das 1007 neugegründete Hochstift Bamberg erhielt das Hochstift
Würzburg die Grafschaft Bessungen, die es den Grafen von Katzenelnbogen zu
Lehen überließ. Diese förderten das auf römischem Siedlungsland gelegene Dorf
D., verschafften ihm 1330 Mauer und Marktrecht und erhoben es unmittelbar
darauf zum Mittelpunkt ihrer Obergrafschaft. 1479 fiel es mit Katzenelnbogen an
die Landgrafen von Hessen, die 1567 die Linie Hessen-Darmstadt begründeten.
1945 ging Hessen-Darmstadt in Hessen auf. S. Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 256; Sturz, H. K., Darmstadt, Geschichtliche Heimatkunde der Stadt
und ihrer Umgebung, 1957; Battenberg, F. u. a., Darmstadts Geschichte, 1980;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 2, 122.
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im Solling gewannen.
Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung. Kurz nach 1250 wurden die
Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift Mainz gegeben. 1269 wurde das
Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von Braunschweig übertragen und
1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf († 1329) die Grafschaft an
das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an
Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
Delmenhorst (Grafschaft). Die von den Grafen von
Oldenburg an der Straße Lübeck-Bremen-Brügge errichtete Burg D. wird 1254
erstmals erwähnt. Sie war seit Ende des 13. Jahrhunderts zeitweise Sitz einer
jüngeren Linie der Grafen von Oldenburg mit der um D. gebildeten Herrschaft als
eigener Grafschaft. Die ältere Linie (Oldenburg-) D. begann 1281 und endete
1447. Die mittlere Linie wurde 1463 gegründet, währte aber nur bis 1464. Von
1482 bis 1547 gehörte D. durch Eroberung zum Hochstift
Münster. 1577 stiftete Graf Anton II. die jüngere Linie D. (Oldenburg-Delmenhorst).
1647 kam die 12 Quadratmeilen große Grafschaft D., die dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, endgültig zu Oldenburg (1667 Dänemark, 1774
Holstein-Gottorp bzw. Gottorf), das am 1. 11. 1946 in Niedersachsen aufging.
L.: Wolff 343; Zeumer 554 II b 63, 7; Wallner 703 WestfälRK 17; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Grundig, E., Geschichte der Stadt
Delmenhorst, Bd. 1ff. 1953ff.; Grundig, E., Geschichte der Stadt Delmenhorst
bis 1848, 1979; Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der
Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., Teil 1 Berufliche Gliederung und
Veranlagung der Steuerpflichtigen, Teil 2 Namenslisten der Steuerpflichtigen,
1988; Mehrtens, J./Müsegades, K./Schröer, F., Delmenhorst im Wandel der Zeit,
1989.
Derenburg (Herrschaft). 937 wird die Burg D. an
der Holtemme bei Wernigerode am Harz erstmals erwähnt. Die im 12. Jahrhundert
zerstörte Reichsburg wurde seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Hauptort der
Grafschaft Regenstein des Hochstifts Halberstadt.
1599 fiel Regenstein an das Hochstift
Halberstadt heim, dieses 1648 an Brandenburg. 1801 gehörte die Herrschaft D.
über die Altmark der Markgrafschaft Brandenburg dem obersächsischen Reichskreis
an. S. Preußen (Provinz Sachsen), Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wallner 708 ObersächsRK 1.
Deventer (Reichsstadt, Residenz des Bischofs von
Utrecht). D. an der Ijissel erscheint anlässlich einer Kirchengründung Lebuins
kurz vor 776. 952 gab König Otto I. seine von den Karolingern ererbten Güter in
D. an das Mauritiuskloster in Magdeburg, 1046 König Heinrich III. Münzregal und
Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123 erließ der Kaiser den Bewohnern
Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D. Reichsstadt und Mitglied der
Hanse. 1528 kam es vom Hochstift Utrecht an
Kaiser Karl V. 1591 wurde es den spanischen Habsburgern durch die
Generalstaaten der Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975),
167; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 141.
Die (Hochstift).
325 erscheint erstmals ein Bischof der gallorömischen civitas Dea Augusta
Voconciorum. Im Streit um die Metropolitanzugehörigkeit zwischen Vienne und
Arles entschied Papst Calixt II. am 15. 2. 1120 zugunsten von Vienne. Am 30. 7.
1178 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bestand des Bistums und
seinen Rang im Königreich Arelat. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die
weltliche Herrschaft des Bischofs von D., der seit 1275 zugleich Bischof von
Valence war, durch den Dauphin Ludwig II. empfindlich beschränkt. S. Dauphiné.
L.: Bligny, B., L'Eglise et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne
aux XIe et XIIe siècle, 1960.
Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren
von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie
erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte
Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren geschützten, zwischen den Hochstiften von Minden, Osnabrück und Münster
gelegenen Herrschaft zwischen Wildeshausen und Bassum bzw. Levern und Rahden
wurde. Wichtige Rechte gingen um 1300 von den Welfen bzw. den Askaniern sowie
den Grafen von Ravensberg zu Lehen. Weitere Rechte bestanden im friesischen
Küstenraum (Midlum), doch blieb das Herrschaftsgebiet insgesamt bescheiden.
1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen Minden die Lehnshoheit des Reiches,
1531 der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an. 1521 trugen sie das Amt Auburg
im Südwesten den Landgrafen von Hessen als Mannlehen auf. 1531 erwarben sie
(wohl zusammen mit der Reichslehnbarkeit) den Grafenrang. 1585 starb das
Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1517 an Braunschweig-Lüneburg
(bis 1665 Braunschweig-Celle, dann Calenberg), Auburg (trotz eines 1606 vor dem
Reichskammergericht angestrengten, zweihundert Jahre währenden Rechtsstreits
mit den Welfen) an Hessen. 1593 wurden die Welfen vom Kaiser belehnt. Die Grafschaft
gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1685/1723 ging sie, um 9
(bzw. 11,5) Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D. (mit den Vogteien Barnstorf
und Drebber) und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde und acht Dörfern) in
Hannover auf (1823 zusammen mit der Grafschaft Hoya Landdrostei Hannover). 1816
kam nach Abfindung der Freiherren von Cornberg auch Auburg an Hannover. Über
Hannover fiel D. 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen. S.
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F.,
Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die
Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1
1982; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000.
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von
Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische
Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich
ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds (†
909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg
(Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg
(Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt 1180, in der Linie
der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die schwäbischen Lehen fielen 1261
an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter an die Grafen von Helfenstein
und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29. 12. 1258) kam D. durch Graf
Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war und mit dem die Familie
ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15.
Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis
1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143.
Disentis (Reichsabtei, reichsunmittelbares
Kloster, Residenz), rätoroman. Mustèr. Das im 7. Jahrhundert zur Sicherung des
Lukmanierpasses im Vorderrheintal in der Hochgebirgslandschaft Desertina von
dem Franken Sigisbert und dem Räter Placidus gegründete, 960 von Otto I.
erneuerte Benediktinerkloster D. kam 1020 durch Heinrich II. an das Hochstift Brixen, erhielt aber 1048 von Heinrich III. die
Reichsunmittelbarkeit, der Abt die Reichsfürstenwürde. Dank kaiserlicher
Verleihungen gewann es bis ins Urserental ein großes reichsunmittelbares
Herrschaftsgebiet. 1395/1424 beteiligte sich der Abt maßgeblich an der Stiftung
des Grauen Bundes (Graubünden). 1472 wurde die Herrschaft Jörgenberg von den
Grafen von Hohenzollern gekauft. 1803 kam die Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 146;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322.
Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930 Stufo) lag im königlichen
Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift
Regensburg gab. Dieses konnte die sich um D. bildende Herrschaft gegen Bayern behaupten,
musste sie aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden. Seitdem kam es zu
mehrfachem Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg, Hochstift
Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis zählende D. 1715
endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit
ihm fiel es 1803 an den Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des
Großherzogtums Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Dornstetten (Herrschaft). Das 767 (Stetten) erstmals
erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts
Bamberg beim Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die Grafen von Urach
bzw. Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt, und kam 1320 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes
Dornstetten, 1968.
Dorpat (Hochstift,
Residenz), russ. Jurev, estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am
rechten Ufer des Embach als Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal
das Bistum D. in einer schon für die Mitte des ersten nachchristlichen
Jahrtausends nachgewiesenen estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen erobert
worden war, begründet. Es war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit 1245 dem
Erzbischof von Riga unterstellt. Das Territorium wurde zwischen Bischof und
Deutschem Orden aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der Bischof durch König
Heinrich (VII.) mit dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten erhoben.
Seit 1525 drang die Reformation durch. Mit der Verschleppung des letzten
Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G.
v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524,
1, 2, 150.
Düren (Reichsstadt). D. wird 748 (villa Duria)
erstmals erwähnt. Es war karolingischer Königshof, der zur Pfalz ausgebaut
wurde und aus dem Güter an Stablo (814), das Aachener Münster (888) und das Hochstift Verdun (1057) kamen. Im frühen 13.
Jahrhundert entwickelte es sich zur Stadt (Reichsstadt). Sie wurde 1242/1246 an
die Grafen von Jülich verpfändet, wurde aber noch längere Zeit zu Reichstagen
eingeladen. 1614 kam D. an Pfalz-Neuburg, 1790/1801 an Frankreich, 1815 an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Schoop, A., Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Düren
bis 1794, 1920; Geschichte der Stadt Düren, 1923; Grotelüschen, W., Die Städte
am Nordostrand der Eifel, 1933; Der Landkreis Düren, bearb. v. Küster, K.,
1967; Kessler, A., Von Karl dem Großen bis Napoleon Bonaparte. Grundzüge einer
Geschichte des Dürener Landes, 1968; Kaemmerer, W., Urkundenbuch der Stadt
Düren, I 1-2, 1971ff.; Flach, D., Zur Geschichte des Dürener Reichsgutes, (in)
Dürener Geschichtsbll. 71 (1982) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 163.
Eberbach (Reichsstadt). Auf altem Siedlungsland
am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das Hochstift
Worms kam, errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der Bischof die
Burg gegen eine Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen geben. Gleich
danach errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem Untergang der
Staufer (um 1255) Reichsstadt und hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der
Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330
als Pfand an die Pfalz, 1410 an Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz.
1803 fiel sie an Leiningen und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Ebrach (Reichsabtei?). E. an der Mittelebrach
im Steigerwald wurde 1127 als drittältestes deutsches Zisterzienserkloster vom
Kloster Morimond aus gegründet. Es wurde seinerseits Mutterkloster für sechs
Tochterklöster. Um 1800 war es in den Kantonen Steigerwald und Baunach des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Obwohl es vergeblich versucht hatte,
gegenüber dem Hochstift Würzburg die
Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen, wurde es 1802/1803 als Reichsabtei Bayern
überlassen.
L.: Riedenauer 129; Zeiss, H., Reichsunmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der
Abtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert, 1928; Weiß, H., Die
Zisterzienserabtei Ebrach, 1962; Zimmermann, G., Ebrach und seine Stifter. Die
fränkischen Zisterzienser und der Adel, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. Kunst 21
(1969), 162; Wiemer, W., Zur Entstehungsgeschichte des neuen Baues der Abtei
Ebrach, 1989; Codex diplomaticus Ebracensis I. Die Urkunden der Zisterze Ebrach
1127-1306, bearb. v. Goez, E., 2001.
Edelfingen (Ganerbschaft). In dem durch Mauer und
Graben befestigten E. an der Tauber bei Mergentheim saßen im 13. Jahrhundert
Herren von E. (Uotelfingen). Seit dem Spätmittelalter bestand eine Ganerbschaft
des Deutschen Ordens (fünf Achtel), derer von Hohenlohe (zwei Achtel) und des Hochstifts Würzburg (ein Achtel). Den Anteil Würzburgs
hatten seit 1503 die Adelsheim zu Lehen, den Anteil Hohenlohes seit 1639 die
Herren von Hatzfeld. Das Achtel der Adelsheim fiel 1806 an Baden, das es 1846
durch Staatsvertrag an Württemberg, das alles andere erhalten hatte, gab. Über
Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 504.
Egisheim (Grafen), frz. Eguisheim. Die nach der von
Herzog Eberhard erbaute Burg E. südlich von Colmar benannten Grafen von E.
stammen wie die Grafen von Habsburg von den Herzögen im Elsass (Etichonen) ab.
Herzog Hugo II. begründete im 10. Jahrhundert die Linie Egisheim-Dagsburg. 1144
starben die Grafen von E. aus und wurden von den Grafen von Dagsburg beerbt.
Bei deren Aussterben 1225 kam die Grafschaft an das Hochstift
Straßburg (obere Mundat). S. Dagsburg, Staufer.
L.: Wolff 236; Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 2 1901ff.; Legl, F.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 174.
Egloffstein (Freiherren, Grafen, Reichsritter). 1190
erscheinen die nach der Burg E. bei Forchheim benannten Herren von E.
(Hegelofveste). 1509/1515 wurde die Burg Lehen des Hochstifts
Bamberg. Von etwa 1600 bis 1806 gehörten die E. mit dem Rittergut Mühlhausen
zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im Kanton
Gebirg immatrikuliert. Nach 1650 gehörten sie auch dem Kanton Odenwald, um 1780
auch dem Kanton Altmühl zu.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 196, 199, 208;
Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 56; Egloffstein, G. Frhr. von
und zu, Chronik der Grafen und Freiherren von Egloffstein, 1894.
Eichstätt (Hochstift,
Residenz). Um 741/745 gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte
den Angelsachsen Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau
bis zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der
Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888
kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des
Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz
und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das
Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts,
das um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war
verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau,
Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt,
Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen
und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem
schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis
1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs
dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel
auch der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803
an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts
das Herzogtum Leuchtenberg als freie Standesherrschaft für Eugène de
Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift
Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung im oberen Altmühlraum.
Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh.,
Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen
Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137;
Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich
der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns,
1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche
Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt,
1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die
Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das
Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526,
1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636
bis 1790, 2009.
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen,
zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne
Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur
Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die
Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu
seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von
Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften Altkirch,
Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft
Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354 schlossen sich die
zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen. Die
Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren Nordgau, die zuerst
von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd ausgeübt wurde, kam
1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469
verpfändete die Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund,
doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund
seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die
Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der
Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum
österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis.
Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein,
Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft
Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm.
1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der
Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg,
Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar
(Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde
Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den
größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als
oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in
Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die
Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen
Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und
Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit
wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch
Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens
aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der
Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das
von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht
weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache
verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob,
K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien
des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 (
Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut,
H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der
Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen
Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz,
Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw.
Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im
Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935;
Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire
topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et
modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés,
du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia,
pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe,
Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de
l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus,
F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4.
A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass,
LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler,
B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789),
Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und
Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische
Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass);
Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les
monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens
1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.
Emsgau (Gau an der unteren Ems, Emisgau,
Emisga, Emesgonia, Emsegerlant, Emestenland, ‚Emsgau’), s. Münster (Hochstift), Ravensberg
L.: Gysseling, J., Toponymisch Woordenboek, 1960; 318; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 49, III, 17, 23, 30, Emisga.
Emsland (Gebiet). Seit 1300 bezeichnete E.
(Emslandia) ein Gebiet an der unteren Ems zwischen Rheine und
Aschendorf-Papenburg, erweitert um den Bereich am Unterlauf der Hase östlich
von Meppen, den Hümmling und das Bourtanger Moor. Es war 1252 zusammen mit
Vechta von Ravensberg an das Hochstift Münster
verkauft worden. Zusammen mit dem 1394/1400 von Tecklenburg veräußerten Amt
Cloppenburg bildete es das Niederstift Münster. 1803 fiel das Amt Meppen an
Arenberg, 1815 mit diesem an Hannover, 1866 an Preußen und (in allmählich auf
die Niedergrafschaft Lingen und die Grafschaft Bentheim erweitertem Umfang)
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Bickel, O., Geschichte des Emslandes, o. J.
Ermland (Hochstift,
Fürstbistum). Das dem altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen
erstreckt sich dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen
Seenplatte. Das am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber
hinaus vom Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des
Bistums (Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit
dem Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen
Angelegenheiten abhängig waren, unter die Herrschaft des Bischofs (in Braunsberg,
später Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen Frauenburg). Das Bistum
selbst unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga. Seit 1478/1479 musste
jeder Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten Thorner
Frieden von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens,
1772 gelangte es an Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des letzten
Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb, beruhte
darauf, dass der Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert war, also -
anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und Samland - dem
Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918 war das Bistum
E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945 wurden von den acht Domherren
sechs erschossen oder nach Russland verschleppt, der Bischof von Kardinal Hlond
aus dem Bistum gelockt.Seit 1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an das
es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit kam. Das Bistum wurde zum
Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H.,
Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H.,
Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11
(1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 530.
Eschenlohe (Grafen). An einer natürlichen Straßensprerre im Loisachtal entstand im 12. Jahrhundert die Burg E. Nach ihr benannten sich von den Edelfreien von Iffeldorf ausgehende Grafen, die im Oberinntal und in Südtirol begütert waren. 1294 kamen die Güter durch Verkauf an das Hochstift Freising, E. selbst wenig später in das Hochstift Augsburg. Kaiser Ludwig der Bayer erwarb E. und gab es 1332 an das Kloster Ettal. Bei dessen Säkularisierung fiel es an Bayern. S. a. Hörtenberg.
Eschwege (Reichsstift). Ein Königshof E. wird
erstmals 973/974 erwähnt. Er wurde wahrscheinlich dem bald nach 1000 von Kaiser
Ottos III. Schwester Sophie gegründeten Kanonissenstift St. Cyriax übertragen.
Dieses kam 1039 von der Stifterin an das Stift Gandersheim, 1075 durch König
Heinrich IV. an das Hochstift Speyer und 1213
durch Tausch wieder an das Reich. 1527 wurde es in Hessen säkularisiert.
L.: Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung und
Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Löwenstein, U., Ein
Drittel vom Viertel - Hessen-Eschwege in der Quart, Zs. d. Ver. f. hess.
Geschichte und Landeskunde 94 (1989); Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA 4 1989,
11.
Ettenheim (Herrschaft). Das 810 erstmals erwähnte E.
am Ausgang des Münstertals aus dem Schwarzwald wurde innerhalb des Hochstifts Straßburg um 1312 Stadt und Hauptort einer
Herrschaft. 1803 fiel es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Rest, J., Von der Mark Ettenheim, 1957.
Eutin (Burg, Fürstentum, Residenz des Bischofs
von Lübeck). In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein
Dorf übernahm den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck,
der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden
die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus
Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die bisherige Burg E. zum
Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit
dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der
Landesteil Oldenburgs der Provinz Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum), Holstein-Eutin,
Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1120
gründeten die Edlen von Konradsburg nach Umwandlung ihrer Stammburg in ein
Kloster auf einem Felsen über dem Selketal am Rand des Harzes die Burg F. Seit
1155 nannten sie sich Grafen von F. Um 1200 erhielten sie die Vogtei über
Quedlinburg. Graf Hoyer von F. († 1250/1251) veranlasste um 1220 die Abfassung
des Sachsenspiegels durch Eike von Repgow. Durch Heirat wurde um 1292 die
Grafschaft Arnstein erworben. 1386/1437 kam F., das 1332 an das Hochstift Halberstadt gelangt war, von diesem als
Lehen bzw. durch Verkauf an die Herren von Asseburg. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440; Ledebur, L. v., Die Grafen von Valkenstein, 1847; Wäscher, H.,
Die Baugeschichte der Burg Falkenstein im Selketal, 1955.
Finstingen (reichsunmittelbare Herrschaft), frz.
Fénétrange. Die Herren von F. stammen von den Herren von Malberg in der Eifel
ab. Aus Vogteigütern der Abtei Remiremont und Lehen des Hochstifts Metz entstand um F. in Lothringen im 12. Jahrhundert
eine reichsunmittelbare Herrschaft. Die Rechte an ihr waren später stark
aufgesplittert. Seit 1751 standen sie Lothringen und damit Frankreich zu. Die
Familie erlosch 1467/1500 im Mannesstamm.
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Herrmann, H.,
Finstingen, LexMA 4 1989, 485.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056
belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier
Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an
einen Grafen des Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach
1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262
erlangten die Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois
nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden
Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit
Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und
Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs
zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande
(Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten
Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der
Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand
(Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das
Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an
Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redig. v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10.
Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den
Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von
Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158
erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert),
Vichtenstein und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg)
sichtbare Familie, die gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und
Ministerialenfamilien zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen begüter war und
zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau und im Künzinggau (zwischen Isar und
Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte
Regensburg, Passau und Bamberg und die Klöster Göttweig, Niederaltaich und
Sankt Nikola bei Passau innehatte und 1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach)
am Inn stiftete. Erben waren vor allem die Babenberger und Otakare sowie die
Grafen von Andechs, Bogen und Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221;
Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach, 1997.
Franchimont (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft F.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift
Lüttich zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4.
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder,
Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies
angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König
unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere
Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau, Mainz, Worms,
Speyer), so dass der Name F. rasch verschwand. Im Osten beanspruchte der
Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts herzogliche Rechte. Auf
Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser Friedrich I. 1168
bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche Gebiet der Name F.,
obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt nicht über das Hochstift hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg,
Castell, Nürnberg und Hohenlohe auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung
des fränkischen Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633
wurden die Hochstifte Würzburg und Bamberg als
Herzogtum F. an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber
bereits 1634 wieder verselbständigt. 1803/1806 kamen die fränkischen
Herrschaften überwiegend an Bayern, das 1837 drei Regierungsbezirke als Unterfranken
(Würzburg), Oberfranken (Bayreuth) und Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs
(1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches
(1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a,
1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste Landkarte.
Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959); Bonacker, W.,
Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Mainfränk.
Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P., Franken als königsnahe
Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122 (1976), 123ff.;
Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im mittelalterlichen Franken,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1-2, hg. v. Patze, H.,
1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in Altbayern, Franken und
Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in) Land und Reich, Stamm
und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große, Franken und das Reich,
hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987;
Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H., Franken und
Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955, 1990;
Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der
Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und
Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000;
Tittmann, A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im Mittelalter,
hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische Geschichte, hg. v.
Schneider, E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W.,
Kleine Geschichte Frankens, 2008.
Fränkischer Reichskreis. Der 1500 auf dem Boden des
alten Stammesherzogtums Franken geschaffene, bis 1803/1806 unter dem Vorsitz
Bambergs und Kulmbach/Ansbachs einigermaßen funktionierende fränkische
Reichskreis (zwischen 1517 und 1791 322 Tagungen) umfasste folgende Mitglieder:
Ansbach (seit 1791 Preußen), Bamberg (Hochstift),
Bayreuth (s. Kulmbach), Castell, (Coburg s. Sachsen-Coburg-Gotha), Deutscher
Orden (Mergentheim), Eichstätt (Hochstift),
Erbach, Henneberg (Sachsen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen mit wechselndem Stimmrecht),
Hessen-Kassel, Hohenlohe (, Hohenlohe-Neuenstein, Hohenlohe-Waldenburg),
Kulmbach (seit 1791 Preußen), Limpurg-Gaildorf, (Mergentheim s. Deutscher
Orden), Nürnberg (Reichsstadt), Preußen (seit 1791), Rieneck, Rothenburg
(Reichsstadt), (Sachsen, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar,) Schönborn (Reichelsberg, Wiesentheid),
(Schwarzenberg), Schweinfurt (Reichsstadt), Seinsheim, Wertheim, Weißenburg
(Reichsstadt), Windsheim (Reichsstadt), Würzburg (Hochstift).
L.: Gumpelzhaimer 17; Wolff 96; Hartung, F., Geschichte des fränkischen
Reichskreises 1521-1559, 1910; Sicken, B., Der fränkische Reichskreis, 1970;
Wüst, W., Die „gute“ Policey im fränkischen Reichskreis, 2003.
Franquemont (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft F. über das Hochstift Basel zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 8.
Freiberg, Hohenfreyberg (Herrschaft, ritterschaftlicher
Ort). Die vom Hochstift Augsburg umschlossene
Herrschaft Hohenfreyberg (F.) am rechten Ufer der oberen Wertach nordwestlich
Füssens gehörte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam sie an
Bayern. S. a. Hohenfreyberg.
L.: Wolff 509.
Freising (Hochstift,
Residenz). Auf dem Boden des heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische
Siedlung. Um 700 erbauten die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links
der Isar eine 744 erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen
Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der
dort die Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um
738/739 errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert),
welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und
zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765
Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem
Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes
althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der
Grafen von Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern
die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet
um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift
die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte
Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert.
Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803
fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels
[einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft
Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer,
A., Der weltliche Grundbesitz des Hochstiftes
Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian, hg.
v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur Kulturgeographie des
Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung 6 (1942), 310;
Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft
Werdenfels, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens,
A., Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder,
H., Hochstift Freising, Freising, Ismaning,
Burgrain, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg.
v. Verein für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das
Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg.
v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989,
903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung
des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in
Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen
Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches
Archiv 126 (2002), 1; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Fresenburg (Herrschaft). 1226 wird die vermutlich schon im 12. Jahrhundert von Ravensberg errichtete Burg F. im Emsland an der Grenze zu Friesland erwähnt. 1252 ging sie mit der zugehörigen Herrschaft an das Hochstift Münster über. Über Preußen gelangte F. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Freudenberg (Burg, Herrschaft). Um 1190 erbaute der
Bischof von Würzburg die Grenzburg F. am Main. Als Lehen des Hochstifts Würzburg kam sie dann an die Grafen von
Wertheim. Nach deren Aussterben 1556 zog Würzburg F. als erledigtes Lehen ein.
1802 fiel es an Löwenstein-Wertheim-Virneburg
(Löwenstein-Wertheim-Freudenberg), 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
L.: Wolff 100; Mai, E., Geschichte der Stadt Freudenberg am Main, 1908.
Freusburg (Herrschaft). Die Herrschaft F. (914,
1048 Froudesbrahderofanc) mit Betzdorf fiel 1220 von den seit 1131
nachweisbaren Herren/Grafen von F. über Eberhard Burggraf von Arenberg an die
Grafen von Sayn. Betzdorf gehörte von 1661 bis 1741 zu Sachsen-Weimar-Eisenach,
1741-1791 zu (Brandenburg-)Ansbach, 1791-1802 zu Preußen, 1802-06 zu
Nassau-Usingen, 1806-1815 zum Herzogtum Nassau und 1815-1945 zu Preußen. Das
1376 dem Hochstift Trier zu Lehen aufgetragene
F. wurde 1606 eingezogen, musste aber 1652 an die Erbtöchter Sayns
zurückgegeben werden. Über Sayn-Altenkirchen kam es 1802 an Nassau-Usingen
(Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Semmelroth, R., Die Freusburg, 1930; Neu, H./Laux, J.,
Heimatchronik des Kreises Altenkirchen, 1956.
Friedland (Herrschaft, Herzogtum). In F. in
Nordböhmen erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Die Herrschaft F.,
ursprünglich in der Lausitz gelegen, kam vor 1278 vom Hochstift
Meißen an Böhmen, gehörte von 1278 bis 1551 den Herren von Biberstein (Bieberstein),
die 1534 die Reformation einführten, und dann vor 1620 Herren von Redern. Nach
1620 wurde sie eingezogen, fiel 1621/1622 an Albrecht von Wallenstein und gab
dessen auf etwa 1200 Quadratkilometern erweitertem Herzogtum (1625/1627-1634)
den Namen. Nach 1634 kam F. mit der Herrschaft Reichenberg an die Grafen
Gallas. Der letzte Graf übertrug die Güter 1757 dem Grafen Clam. 1918/1919 kam
F. zur Tschechoslowakei, 1938 im Sudetengebiet zum Deutschen Reich und 1945
wieder an die Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Schicketanz, A., Die Geschichte des Kreises Friedland, 1965.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu
ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler
Sturmi (Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem
Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier
Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei
gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin
zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität
versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen
Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek
wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen
Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und
90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete
Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an
Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung
Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer
129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel 149;Kalkoff, P.,
Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex
Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel,
W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der
Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010.
Fürfeld (reichsritterschaftlicher Ort). F. bei
Heilbronn wurde 1516 von den Herren von Helmstadt an die Gemmingen verkauft. Es
war Mannlehen des Hochstifts Worms. Es gehörte
zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Über Württemberg kam F.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Fürstenberg-Haslach (Grafen). 1286 entstand die Linie F. der Grafen von Fürstenberg, deren Güter 1386 teilweise dem Hochstift Straßburg zufielen, bis 1393 als Lehen aber wieder an die Grafen von Fürstenberg zurückkehrten.
Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein
wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft. Diese gehörte 1801 über das Hochstift
Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Gaisbach (Herrschaft). Die Landeshoheit über die
Herrschaft G. der Freiherren von Schauenburg stand am Ende des 18. Jahrhunderts
dem Hochstift Straßburg zu.
L.: Hölzle, Beiwort 76.
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um
ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine
Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei
über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene
Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können,
aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach
1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift Münster die Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene Herrschaft
Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene Herrschaft Burg und
Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den westfälischen
Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg. Am
12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12.
1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von
der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
Genf (Hochstift).
Gegen 400 erscheint in dem ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss
der Rhone aus dem von ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne
gehöriger Bischof von G., dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt
Bernhard und Waadtland erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der
Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft
der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich
Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst.
1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von
den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen,
welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die
Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen
zu Reichsvikaren und leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der Bischof, weil er
die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg verbündete Stadt an
Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy gezwungen worden war,
verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im
Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gengenbach (Reichsabtei). Um 748/753 gründeten
iroschottische Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg eine Benediktinerabtei.
Sie wurde um 820 Reichskloster. 1007 gab sie Kaiser Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren seit Anfang des 12.
Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann die Staufer, die Bischöfe von
Straßburg und seit 1296 die Inhaber der Reichslandvogtei Ortenau, wodurch G.
wieder Reichsabtei wurde. Von der Abtei ausgehend entstand der Ort G., dem der
Abt 1230 Stadtrecht verlieh. 1751 wurde die Abtei reichsunmittelbar. Sie
gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem schwäbischen
Reichsprälatenkollegium an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne weiteres
Gebiet war, mediatisiert und kam an Baden, das sie 1803/1807 aufhob. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder
303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und
das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I., Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f.
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 223
Gersfeld (Stadt, Herrschaft). 944 gaben Gerhard
und Snelburg ihre Güter in dem vermutlich älteren G. (Geresfeld) an der oberen Fulda
an das Kloster Fulda. Dieses erwirkte 1359 Stadtrecht für G. 1402 und 1428
eroberte das Hochstift Würzburg den Ort und gab
ihn an die von Ebersberg genannt von Weyhers. Sie führten um 1540 die
Reformation ein. 1804 kam das zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken
zählende G. an das Großherzogtum Würzburg, 1806 an Bayern, 1866 an Preußen
(Hessen-Nassau) und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 513; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961.
Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276
vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei
Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von Hirschberg mit dem Amt der
Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten
Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei
Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach
hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten
den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung
seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg
(1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107.
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125
erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine
ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von Wertheim
benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe von
Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz und
in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald ausgestorbene Linie Oberbrunn
(Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die G. waren zunächst fränkische
Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16. Jahrhundert auch
Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18. Jahrhundert Kanton
Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731
bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der Ministerialenfamilie Förtsch von
Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten sie
zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie von
Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810 fiel G. mit Bayreuth an Bayern.
Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Heirat an die
Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248 an die Truhendingen und die
Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18.
Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
Gochsheim (Reichsdorf). Das vielleicht im 6. Jahrhundert
entstandene G. bei Schweinfurt wird 796 erstmals genannt. Am 23. 11. 1234
behielt sich König Heinrich die Rechte seiner Vorfahren u. a. in G. vor.
Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die Schutz- und
Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer G. und Sennfeld, die Schweinfurt 1572
an das Hochstift Würzburg abtrat. 1575 wurde der
Bischof durch Vertrag als Reichsvogt, Schutzherr und Schirmherr anerkannt. Die
1637 vom Kaiser bestätigte Würzburger Landesherrschaft wurde 1649 wieder
beseitigt. 1802 kam G. an Bayern.
L.: Wolff 505f.; Hugo 457; Segnitz, S., Geschichte und Statistik der beiden
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der
fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Zeilein, F., Das freie
Reichsdorf Gochsheim, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Gronau (Herrschaft). 1371 erscheint die Burg G.
bei Ahaus. Die 1435 durch Güter Gisbertas von Bronkhorst (Bronckhorst) aus der Erbschaft
Solms-Ottenstein erweiterte Herrschaft G. war zwischen dem Bischof von Münster
als Lehnsherren und den Grafen von Bentheim-Steinfurt, an die sie über
Steinfurt (bis 1421) und Bentheim gelangt war, bzw. seit 1638 den
Bentheim-Tecklenburg-Rheda als ihren Erben, umstritten. 1699 wurde G. durch
Vergleich Unterherrlichkeit des Hochstifts
Münster. Nach 1803 wechselte die Herrschaft mehrfach (1803-1806 mit Horstmar
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach [Wildgrafen und Rheingrafen von
Salm-Grumbach], 1806-1810 Großherzogtum Berg, 1811-1813 Frankreich). 1815 kam
G. mit Münster an Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Jesse, O., Geschichte der Herrschaft und Stadt Gronau, 1925; Gronau und
Epe. Landschaft, Geschichte, Volkstum, hg. v. Bremer, H., 1939.
Groningen (freie Stadt?). G. wird erstmals im
Jahre 1000 genannt. Es gehörte infolge einer Schenkung Kaiser Heinrichs III.
(1040) zum Hochstift Utrecht. Seit dem Ende des
13. Jahrhunderts versuchte die Stadt, die angrenzenden friesischen Ommelande zu
unterwerfen. 1499 kam sie selbst unter die Herrschaft des Herzogs von Sachsen.
Von 1506 bis 1514 beherrschte Ostfriesland G., ehe es von dem zu Hilfe
gerufenen Karl von Geldern eingenommen wurde. 1536 wandten sich G. und
Ommelande Kaiser Karl V. zu. 1580 fiel G. an Spanien. 1594 wurde G. durch
Moritz von Oranien den Niederlanden eingegliedert.
L.: Wolff 75; Schepers, J., Groningen als Hanzestad, 1891; Oorkondenboek van
Groningen en Drente, hg. v. Block, P. u. a., Teil 1f. 1895ff.; Rijken van Olst,
H., De provincie Groningen en overig Nederland, 1958; Siemens, B., Historische
atlas van de provincie Groningen, 1963; Schuitema Meijer, A., Groningen, 1968;
Visser, J., Groningen, LexMA 4 1989, 1724f.
Grumbach (Reichsritter). Im 16. bis 18.
Jahrhundert zählten die G. zu den Kantonen Rhön-Werra (von Anfang des 16. bis
Mitte des 18. Jahrhunderts) und Steigerwald (17. Jahrhundert) des Ritterkreises
Franken. Früh waren sie auch im Kanton Odenwald immatrikuliert. Wilhelm von G.
(1503-1567) war Schwager Florian Geyers sowie Lehnsmann des Hochstifts Würzburg und der Markgrafen von Brandenburg
und unternahm für die Reichsritterschaft den letzten Versuch einer Erhebung
gegen die Landesherren (Grumbachsche Händel), in dessen Verlauf er 1563
geächtet und 1567 hingerichtet wurde.
L.: Stieber; Roth v. Schreckenstein 2, 593; Ortloff, F., Geschichte der
Grumbacher Händel, 1868ff.; Seyler 366; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 13, 17;
Riedenauer 124; Stetten 10f., 25; Rahrbach 110; Neumaier 89.
Gurk (Hochstift).
Das schon vorrömisch besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an
einen vornehmen Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein
Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5. 1072 gründete der Erzbischof von Salzburg
ein Eigenbistum G., das mit den Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt
G. eine kleine Diözese im Gurktal und Metnitztal. Residenz wurde nach dem
Verlust von Friesach die 1147 errichtete Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem
14. Jahrhundert gewann Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden
Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger
Eigenbistum Gurk, 2009.
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor
1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein
Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149
als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von
Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und
Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra
(1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806
mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und
Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die
Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den
Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an
Preußen übertragen. Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach
113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von
Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.
Habudingen, Habondange, Hagendingen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. gehörte im 18. Jahrhundert als bischöfliche Lehnsherrschaft
zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Hafenpreppach (Ganerbschaft). H. bei Ebern unterstand zunächst den Hessberg und dann den Stein von Altenstein. Von 1664 bis 1789 hatten es die Greiffenclau zu Vollrads zu drei Vierteln vom Hochstift Würzburg und zu einem Viertel von Henneberg-Sachsen-Römhild zu Lehen. Ganerben waren im 18. Jahrhundert die Greiffenclau zu Vollrads, Lichtenstein und das Hochstift Würzburg. Danach gelangte H. zu Bayern.
Hafner-Obernzell bzw. Obernzell (Herrschaft). Die
Herrschaft H. (Obernzell) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. S.
Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Halberstadt (Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Karl der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von
Châlons-sur-Marne geleitetes Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das
bis 818/820 seinen Sitz in Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An
seine Stelle trat (vor 814 ? oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum
Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des
Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll
und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte
(1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur
Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben
[1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit
Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg
übertragen. Das Fürstentum umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt
H., den Ämtern H., Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft
Regenstein und acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der
Stadt Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und
Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen
[Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen
Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und
Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck,
dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der
Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich
Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts
Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd. 1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte
des Halberstädter Domkapitels, 1898; Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter
Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W., Die Entstehung des weltlichen Territoriums
der Bischöfe von Halberstadt, 1916; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der
sächsischen Bistümer unter Karl dem Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum
Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972; Schrader, F., Ringen, Untergang und
Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig)
aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts
Minden ein kleines Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge von
Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte
der letzte Graf († 1436) die auf Springe beschränkte Grafschaft gänzlich an die
Welfen. 1434/1435 wurde die Burg abgerissen. 1704 belehnte Hannover den
Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die
Grafschaft unter Erhebung Platens in den Reichsgrafenstand wiedererrichtet.
Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des
Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis aufgenommen. Über
Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des Rheins
zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den Bischof
Konrad von Lichtenberg an das Hochstift
Straßburg. 1299 hinterließ der Bischof seinen Neffen als Lehen 26 Dörfer um
Willstätt und Lichtenau. Erben des 1480 im Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren
von Lichtenberg waren zwei Nichten, die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und
Zweibrücken-Bitsch verheiratet waren. Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an
Zweibrücken, doch bildeten beide Ämter ein von Hanau aus gemeinsam regiertes
Land. Seitdem nannten sich die Grafen von Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie
hatten Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im oberrheinischen Reichskreis.
Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch fielen deren Güter im Elsass
und um Lichtenau an die Grafen von H. 1606 tauschten diese ein Gebiet um
Pirmasens von Lothringen ein. 1680/1697 fielen die im Elsass gelegenen Güter
(Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so
dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen
mussten. Die übrigen Güter (die Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler,
Kutzenhausen [Kuzenhausen], Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen
1736 an Hessen-Darmstadt. 1803 fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und
Willstädt über Karoline Luise von Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert,
J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium
der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und
Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim
nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung
(vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie
1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie
durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das
Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die
Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen
besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und
Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und
Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift
Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem
umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst
in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen
einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit
Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12.
1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10.
1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen,
Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und
das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde
eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt
wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848
reformiert wurde. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1.
10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz
wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises
Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23.
8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in
Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom
Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen
aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007.
Hardheim (Herren). Nach dem vielleicht schon im
8. Jahrhundert besiedelten, 996 erwähnten H. im südöstlichen Odenwald nannten
sich Herren von H. Die seit dem 14. Jahrhundert belegten beiden Burgen kamen
nach langem Streit mit dem Erzstift Mainz 1656 an das Hochstift
Würzburg und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 100.
Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte
Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau
und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer
1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die
Ortenau verpfändete, brach er das Tal H. heraus und gab es als Pfand an
Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene
Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und von
dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde
die Reichsunmittelbarkeit der allmählich eigenständig gewordenen Bauerngemeinde
anerkannt. 1803 fiel H., 1,5 Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an
Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten,
Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Hasbanien, (Grafschaft, Großgau westlich der
Maas), Hasbain, Hasbaniensis, Hasbengau, frz. Hesbaye. Die Grafschaft H.
westlich der Maas (Hasbengau, frz. Hesbaye, Gau Hasbanien als Hasbanienis
erstmals 741/742 belegt)) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Lüttich zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 8 (Haspengewe, Hasbanitus, Hasbaie) (Gelinden, Tourinne la
Chaussée); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960), 488 (Hesbaye);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 17, 21, 22, 23, 26,
41, III, 32, Haspengouwe, Haspinga, Hasbania, pagus Hasbaniensis, Asbania,
pagus Hispanicus, Hasmachgouwe; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 142 Hesbaye; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen,
1983, 132, 204; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Thommen?).
Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099
als Reichslehen der Herzöge von Zähringen erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die
Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250 nach Fürstenberg benannten. 1250
musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen
genommen werden, wurde 1278 aber wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es
Sitz einer Linie Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde es dem Hochstift Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war
aber bereits 1393 wieder straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an
Baden und mit diesem 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie
(Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb
aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen
sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben
einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde
die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der
Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft
Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu
kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen Mainz‘ der Grafschaft
Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und
die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit
Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten,
Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H.
im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (außerdem
um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und mit den
Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen rechts der
Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg
(Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie
Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794)
wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem 1803
der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie
Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der
Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004.
Havelberg (Hochstift,
Residenz). An der günstigen Lage kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe
bestand wohl bereits früh ein slawischer Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht
929 eine Höhenburg angelegt wurde. (947 oder) 948 gründete König Otto I. in H.
ein Missionsbistum, das zunächst dem Erzbistum Mainz, 968 dem Erzbistum
Magdeburg unterstellt und nach der Zerstörung 983 erst im 12. Jahrhundert, nach
der Wiedereroberung des Gebiets durch den Askanier Albrecht den Bären
(1136/1137), wiederbegründet wurde (1147/1150). Es erlangte umfangreiche Güter
(Plattenburg, Putlitz, Wilsnack, Wittstock) und war zunächst reichsunmittelbar,
geriet aber vom 14. Jahrhundert an zunehmend in Abhängigkeit von den Markgrafen
von Brandenburg, wurde im 15. Jahrhundert landsässig und blieb bis zu seiner
Aufhebung 1571 unter der Landeshoheit Brandenburgs. Das evangelisch gewordene
Domkapitel bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum Havelberg, 1933;
Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter,
hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989, 1980f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543,
1, 2, 258.
Haxthausen, Harxthausen (Freiherren, Reichsritter).
Die aus dem Hochstift Paderborn stammende,
dessen Erbhofmeisteramt tragende Familie gelangte im 17. Jahrhundert an den
Rhein. 1670 gewann sie erbweise von den Rodenstein den unter der Herrschaft der
Pfalz stehenden Häuserhof bei Ingelheim. Im 18. Jahrhundert waren die
Freiherren von H. mit Dilshofen und Georgenhausen Mitglied im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken und mit einem Siebtel der Ganerbschaft Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim) im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Hessen-Darmstadt
und gelangten damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72; Winkelmann-Holzapfel
152; Stetten 36, 187; Riedenauer 124.
Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt). H.
(Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung
erstmals genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar,
das an Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an
die Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und
Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet
habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens
(Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368 das Stadtrecht von Sulzbach. Von
1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bzw.
endgültig seit 1628 bei dem Hochstift Würzburg,
mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss.
phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R.,
2005.
Heilbronn (Reichsstadt). H. am Neckar erscheint
nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut, dessen Kirche und Zehnt
dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen wurden (822 Heilibrunna). Um die
Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Calw, die es 1146 an
Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von Dürn, dem Hochstift Würzburg und den Staufern umstritten.
Spätestens im 13. Jahrhundert kam es an die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum
genannt. Das erste erhaltene Stadtrecht stammt von 1281. Vielleicht schon seit
dem Interregnum (1254-1273), jedenfalls seit dem 14. Jahrhundert (1322
Blutbann, 1334 Nichtevokationsprivileg, 1360 Erwerb des Schultheißenamtes, 1464
Erwerb der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu ihr gehörten das Reichsdorf Böckingen
sowie drei weitere Dörfer. Um 1790 war H. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1802 fiel das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
mit Böckingen, Flein, Frankenbach, Neckargartach und Lautenbacher Hof
(Lauterbacher Hof), insgesamt 1 Quadratmeile bzw. rund 55 Quadratkilometer
Gebiet, und rund 9400 Einwohnern an Württemberg, über das es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt
Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn,
1894; Beschreibung des Oberamtes Heilbronn, Bd. 1f. 1901ff.; Urkundenbuch der
Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.; Gauss, W., Heilbronn, die Stadt am heiligen
Brunnen, 1956; Hempe, L., Die Stadtgemeinde Heilbronn, 1959; Weingärtner, K.,
Studien zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Heilbronn am Neckar, 1962;
Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn, 1970; Stadt- und Landkreis Heilbronn, 1973;
Aus der Heilbronner Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C., 1988; Schuler,
P., Heilbronn, LexMA 4 1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn, 1991; Schrenk, C.,
Von Helibrunna nach Heilbronn, 1998.
Heiligenberg (Grafen, Grafschaft, Landgrafschaft).
Nach der Burg H. bei Überlingen nannten sich die im 10. Jahrhundert erwähnten
Grafen von H., welche die Vogtei über das Hochstift
Konstanz hatten. Die räumlich dem vorangehenden Linzgau entsprechende
Grafschaft kam 1277 durch Verkauf seitens des letzten Grafen an die Grafen von
Werdenberg und 1534 im Erbgang an die Grafen von Fürstenberg. 1664 wurde sie
gefürstete Grafschaft. Innerhalb Fürstenbergs gehörte sie von 1562 bis 1716 zur
Linie Heiligenberg, dann zu den Linien Messkirch und Stühlingen und seit 1744
zur Linie Messkirch. Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie mit
rund 5 Quadratmeilen bzw. 270 Quadratkilometern an Baden. Damit gelangte ihr
Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Zeumer 553 II b 61, 1; Wallner 687 SchwäbRK 28; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berenbach, E., 800 Jahre Grafen von
Heiligenberg, 1936; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, hg. v. Schleuning,
H., 1972; Himmelheber, G., Schloss Heiligenberg, 14. A. 1977; Himmelheber, G.,
Schloss Heiligenberg, 5. A. 1986.
Helfedange (Herrschaft, Helflingen). Die Herrschaft
H. gehörte als bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert
wurde.
L.: Wolff 301.
Helflingen (Herrschaft, Helfedange). Die Herrschaft
H. gehörte als bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert
wurde.
L.: Wolff 301.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals urkundlich
bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und Hassbergen begütert
war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter Berg) im Grabfeld zehn
Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren Niederlagen durch die
Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen (1091) und Marschälle das
Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230 verlor es das Burggrafenamt
von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und Stockheim und wurde mit dem
Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt, 1310 aber in den gefürsteten
Grafenstand erhoben. Im thüringischen Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine
Ansprüche Schmalkalden („neue Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie
vorübergehend an Brandenburg fiel). 1274 erfolgte eine Teilung in die drei
Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583, 1310 Fürstengenossen),
Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf an
Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen),
teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im
Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben.
Wilhelm V. schloss 1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus
Wettin (Meißen, Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten
auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen)
die Güter gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das
ernestinische Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das albertinische)
Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen
werden. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen
große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa 74000
Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen
mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und
die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach
5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder
Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000
Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld),
Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7
Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern, Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen
mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar) und Sachsen-Hildburghausen 0,75
Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Behrungen). Der kursächsische Teil
kam 1815, der hessische 1866 an Preußen. Sachsen-Meiningen ging 1920 in
Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs
der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Herstal (Herrschaft), frz. Héristal. Das vor
allem in merowingisch-karolingischer Zeit bedeutsame H. (fiscus von rund 3000
Hektar) bei Lüttich war Mittelpunkt einer Herrschaft. Im Oktober 1740
verzichtete Preußen zugunsten des Hochstifts
Lüttich auf strittige Rechte hieran.
L.: Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 1980; Joris, A.,
Herstal, LexMA 4 1989, 2183f.
Herxheim (Herren). Auf älterem Siedlungsland wird
in den 70er Jahren des 8. Jahrhunderts in Urkunden Weißenburgs und Lorschs H.
bei Landau erwähnt. 1057 gab König Heinrich IV. sein Gut in H. an das Hochstift Speyer. Nach der Burg H. nannten sich dann
seit dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts Herren von H., denen vom 15. bis
18. Jahrhundert die reich begüterten Ritter Holzapfel von H. folgten, die als
Vögte des Hochstifts in Madenburg und Lauterburg
amteten. S. Holzapfel von H.
L.: Deutsch, A., Aus der Geschichte der Gemeinde Herxheim, 1934.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg),
1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel
von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für
ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den
bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld,
Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit
Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen
Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die
Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in
den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13.
Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305
Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350
Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das
1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14.
Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem
es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen
von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der
Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die
mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg,
Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H.
verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben.
1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter
hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und
Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft
Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und
den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens
in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz
von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel
Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches
und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel
infolge seines Übertrittes auf österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.;
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(1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen
zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation
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und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
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Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
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33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
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geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
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Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
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Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K.,
Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E.
u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W.,
2010; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts
Würzburg. 1256 belehnte das Hochstift die Grafen
von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel Katzenelnbogen nach dem
Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt bei der Erbteilung nach
Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der lutherischen Linie
Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern
und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise
1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte
1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen),
die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber
erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische
Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622
das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei
weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann
H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von
Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau
und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw.
Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum
Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit
Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts
Worms, die Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei
Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000
Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und
Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das
bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen
und Staufenberg, den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda,
die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau,
Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg,
Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels,
Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter
und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die
Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den
rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9
Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft
anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem
mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für
die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach),
Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000
Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen
und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866
zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen
abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den
Verlust der politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem
musste es sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der
Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten
am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946
Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen
von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hildburghausen (Herrschaft). H. an der Werra dürfte in
fränkischer Zeit gegründet worden sein, erscheint aber erstmals 1234
(Hilteburgehusin), als Graf Otto von Henneberg-Bodenlauben
(Henneberg-Botenlauben) seine Güter in H. an das Hochstift
Würzburg übertrug. Von 1270 bis etwa 1304 gab Würzburg es als Lehen an die
Herren von Wildberg. Danach kam es kurz an die Markgrafen von Brandenburg und
dann an die Herrschaft Coburg, die Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen
1316 erwarb. 1353 fiel H. an die Burggrafen von Nürnberg und 1374 mit Heldburg
durch Heirat an die Landgrafen von Thüringen. Innerhalb des Hauses Wettin kam
es 1572 an Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg) 1638/1640 an
Sachsen-Altenburg und von 1672 bis 1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es Sitz
des (aus H., Heldburg, Eisfeld, Veilsdorf, Schalkau, seit 1683 Königsberg, seit
1705 Sonnefeld und seit 1714 Behrungen gebildeten) Herzogtums
Sachsen-Hildburghausen. 1920 gelangte H. an Thüringen. S.
Sachsen-Hildburghausen.
L.: Wolff 397; Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886.
Hildesheim (Hochstift,
Residenz). Vermutlich bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des
Hellweges über die Innerste eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen
Hiltwin benannt wurde. Um 815 gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof
Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es
durch königliche Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der
Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe
im 13. Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling,
daneben Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die
meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift
nun meist mit Köln und den westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination
des Hauses Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32
Quadratmeilen und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis
1813 zum Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es
1866 an Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen.
Das Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und
seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A., Geschichte des Bistums
Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O., Die Entstehung der Landeshoheit der
Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim,
Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums
Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der Geschichte des Bistums
Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim, 1950; Niedersächsischer
Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953; Peters, W., Quellen zur Hildesheimer
Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim
1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971; Gauß‘sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1.
Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz.
Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v.
Goetting, H., 1984,; Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im
Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986; Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde
Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts
Hildesheim vom Ende des siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007.
Hilzingen (Herrschaft). H. bei Überlingen zählt
vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im Hegau. Im Frühmittelalter
gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde vermutlich dem
Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift
Bamberg unterstellt war. Später war die Herrschaft, die dann dem schwäbischen
Reichskreis zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und 1609 kam sie an
Österreich, das H. teils als Lehen, teils als Pfand ausgab. 1659 erlangte das
Kloster Petershausen H. mit Staufen für 60000 Gulden als Pfand. 1722 wurde das
Pfand in Lehen umgewandelt, 1723 das Lehen unter Zustimmung des Hochstifts Bamberg in Eigentum. 1735 kam das Dorf
Riedheim hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von
Hilzingen, 1926.
Hingsingen, Hinguezange (Herrschaft). Die
Herrschaft H. gehörte im 18. Jahrhundert als bischöfliche Lehnsherrschaft zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert
wurde.
L.: Wolff 301.
Hirschberg (Grafen, Herrschaft, Residenz des
Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheinen Grafen von
H. in Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Grögling,
Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren und verwandtschaftliche Beziehungen
mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und Wittelsbach aufweisen. Diese
Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt.
Ihre Güter um H. kamen 1304/1305 testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das Landgericht H. an Bayern. 1806 fiel H. an
Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg,
1940; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 273.
Hohenburg (Grafschaft, Reichsherrschaft).
Vermutlich um die Jahrtausendwende entstand an einer wichtigen Handelsstraße
von Magdeburg nach Regensburg die Burg H. auf dem Nordgau im Lauterachtal. Sie
wurde Mittelpunkt einer Grafschaft, die schon 1142 für den Fall des söhnelosen
Todes des Inhabers an das Hochstift Regensburg
vergeben wurde. Nach dem Anfall (1248) verblieb sie bis 1810 als zum
bayerischen Reichskreis zählende Reichsherrschaft bei Regensburg und kam dann
an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um
Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain und
Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei
Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein
teilte sich dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen,
Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen)
(bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit
Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach
(bis 1728) und Hohelohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst,
das sie beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein
entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden
hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in
17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten,
überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Waldenburg (Reichsgrafen). An einer wichtigen
Fernstraße vom Rhein zur Donau erscheint 1253 die vermutlich in staufischer
Zeit als Reichsburg ausgebaute Burg Waldenburg als Lehen des Hochstifts Regensburg der Herren von Hohenlohe, welche
die Vogtei über Öhringen hatten. 1551/1555 wurde Waldenburg Sitz der 1551
entstandenen Hauptlinie H., die 1615 in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis
1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und Hohenlohe-Schillingsfürst weiter
aufgeteilt wurde. Die Linie H. wurde 1667 rekatholisiert und (1679) von
Hohenlohe-Schillingsfürst beerbt, das sich in Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst teilte. 1744 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. Um 1800 umfasste H. mit Hohenlohe-Schillingsfürst etwa 12
Quadratmeilen. 1806 kam Waldenburg an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am
Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das
seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei
über Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft
aufbaute, die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von Bayern weitgehend entzogen
werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III. die Reichsunmittelbarkeit
dieser Herrschaft (mit dem Hauptort Miesbach) an. Über die Höhenrain (1483) und
Sandizeller (1487) kam H. durch Kauf an die Herren (seit 1548 Reichsfreiherren)
von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising gelang. Die Einführung der
Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und militärisch (1583)
verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom
Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende, nur einige Dörfer umfassende Herrschaft 1734
an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay.
Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung
in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine
Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F.,
Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967.
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die
seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von
Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den ludowingischen
Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein
Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und Oberharz,
verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die Linie der
Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar III. von
Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und 1267
stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der Vogtei
über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die Grafschaft
Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen drang nach Thüringen vor und
wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte
1315. Ein Zweig erhielt 1481 die Herrschaft Schwedt an der Oder als Lehen,
starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie Klettenberg starb nach verschiedenen
Teilungen 1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach 1253 erlangte
Reichsvogtei über Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig
sowie vor allem an das Hochstift Halberstadt und
damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die Grafen von
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800 umfasste die
zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 5 bzw. 7
Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2 Quadratmeilen
gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft
Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996.
Holstein-Gottorp (Herzogtum). Dem Herzog von Gottorp
(Gottorf) blieben ab 1721 von seinem Anteil an Schleswig-Holstein nur die
Gebiete in Holstein mit der Residenzstandt Kiel. Als 1767 Herzog Karl Peter
Ulrich als Peter III. den Thron Russlands bestieg, gab er sein Herzogtum
zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche Linie Gottorps (Gottorfs), die
das Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte,
erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste das Gebiet des mit der
Landschaft Norderdithmarschen zum niedersächsischen Reichskreis zählenden
Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen.
L.: Wolff 446; Zeumer 553 II b 35; Wallner 705 NiedersächsRK 7; Großer
Historischer Weltatlas III 32 (1648-189 F 1.
Homburg (Herrschaft). Vermutlich zum Schutz des
1129 gestifteten Klosters Amelungsborn wurde von Siegfried IV. von
Northeim-Boyneburg die Burg H. bei Stadtoldendorf errichtet. 1150 musste sie
von den Grafen von Winzenburg als Erben dem Hochstift
Hildesheim zu Lehen aufgetragen werden, dem sie von 1152 bis 1180 Heinrich der
Löwe auf Grund von Erbansprüchen entzog. Seit 1250 war die Burg als Lehen des Hochstifts ungeteilt in den Händen der Edelherren von
H. Ihre 6 Burgen, 3 Städte und rund hundert Dörfer umfassende, seit etwa 1140
aufgebaute Herrschaft zwischen oberer Weser und mittlerer Leine (1225-1238
Spiegelberg, 1245 Bodenwerder, 1355 Hohenbüchen) wurde 1409 durch Erbkauf und
Heirat der Witwe des letzten Grafen mit Herzog Otto von Grubenhagen (1415) von
den Welfen (Braunschweig) geerbt. 1428 kam Homburg an Braunschweig-Wolfenbüttel
und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922.
Hoorn (Reichsgrafschaft), niederl. Horn,
Hornes. Das zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war
wahrscheinlich 1390 von den Herren von H. dem Hochstift
Lüttich zu Lehen aufgetragen worden. 1450 wurde die Herrschaft zur
Reichsgrafschaft erhoben. Nach dem Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte
die Grafschaft in verschiedene Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits
seit 1576 die Oberaufsicht, Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die
Reichsgrafschaft H. gehörte über das Hochstift
Lüttich zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit Lüttich 1795/1801 an
Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Horn (Reichsgrafschaft, Hoorn). Das zwischen
Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war wahrscheinlich 1390 von den
Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen aufgetragen
worden. 1450 wurde die Herrschaft zur Reichsgrafschaft erhoben. Nach dem
Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in verschiedene
Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die Oberaufsicht,
Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über
das Hochstift Lüttich zum westfälischen
Reichskreis und gelangte mit Lüttich 1795/1801 an Frankreich und 1815 an
Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Hornbach (Kloster). Um (737 bzw.) 740 gründete
der heilige Pirmin auf altem Königsland des fränkischen Adligen Warnharius aus
der Familie der Widonen das Kloster H. bei Zweibrücken. Über die Widonen kam es
an die Salier. 1087 gab Kaiser Heinrich IV. das Kloster dem Hochstift Speyer. Vögte wurden am Anfang des 12.
Jahrhunderts die Grafen von Saarbrücken, dann 1182/1188 als ihre Nachfolger die
jede Weiterentwicklung des Klosters früh unterbindenden Grafen von Zweibrücken,
seit 1394 die Kurfürsten von der Pfalz, 1410 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken,
die es 1558 aufhoben. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Neubauer, A., Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters
Hornbach, 1904; Drumm, E., Geschichte der Stadt Hornbach, 1952; Hermann, H.,
Hornbach, LexMA 5 1990, 126f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
271.
Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11.
Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten
sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die
Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des Bischofs von Münster anerkennen
mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die Herrschaft H. durch Verkauf an
das Hochstift Münster und wurde bis 1635
bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803 ging das münsterische Amt H. an die
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ),
die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H. zusammen
mit den Grafschaften Lingen und Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich
(Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172.
Innviertel (Landschaft, Gebiet). I. ist die
zwischen Salzach, unterem Inn, Donau und Hochstift
Salzburg gelegene Landschaft um den Hauptort Ried. Sie kam nach dem bayerischen
Erbfolgekrieg 1779 im Frieden von Teschen an Österreich. Von 1809 bis 1814 fiel
sie kurzzeitig an Bayern zurück.
L.: Wolff 27; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Das Innviertel,
(in) Oberösterreich 16 (1966).
Irsee (Reichsabtei). 1182/1185 gründeten die
Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei Kaufbeuren, die der Papst 1209
und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie war seit dem 15. Jahrhundert
Reichsabtei (1428 Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die
Reichsmatrikel, 1541 Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des Blutbanns von
den Untervögten). Die Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer umfassenden
Herrschaft der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei (Hauptvögte um 1240
bis 1390 Montfort, von 1390 bis 1551/1564 bzw. 1803 Habsburg, Untervögte seit
dem 14. Jahrhundert die Herren von Pienzenau (Pienznau), durch Kauf von 1551
bis 1692 die Fürstabtei Kempten) bildeten die Herrschaften Mindelheim und
Schwabegg (Schwabeck), im Osten das Hochstift
Augsburg, im Süden das Gebiet der Reichsstadt Kaufbeuren und der gefürsteten
Abtei Kempten und im Westen Kempten und Mindelheim. 1802 wurde sie mit
weitgehend geschlossenem Gebiet und rund 3200 Einwohnern in Bayern
säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster
Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift
Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann, G., Die Vögte der Benediktinerabtei
Irsee im Mittelalter, Allgäuer Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.
Ismaning (reichsunmittelbare Grafschaft). I. an
der Isar wird um 800 erstmals erwähnt. Bis 1272 kam es mit seinem Umland durch
Gaben und Tausch an das Hochstift Freising. 1319
verkaufte Kaiser Ludwig der Bayer unter Absonderung aus dem Landgericht
Wolfratshausen die Landeshoheit auf dem rechten Isarufer zwischen München und
Freising mit Ismaning, Oberföhring, Unterföhring, Daglfing und Englschalking an
das Hochstift Freising. Das Gebiet wurde fortan
als reichsunmittelbare Grafschaft I. bezeichnet. 1803 fiel die zum bayerischen
Reichskreis zählende Herrschaft (1200 Personen) mit dem Hochstift Freising an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Stahleder, H., Hochstift
Freising, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern.
Ittendorf (Herrschaft). Die Herrschaft I. östlich
von Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz dem schwäbischen Reichskreis an.
Konstanz fiel 1803 an Baden, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Jerichow (Land). Nach der schon 1144 bezeugten
Burg J. am Elbeufer wurde das zugehörige Umland zwischen Elbe und Havel bis zum
Plauer See als Land J. bezeichnet. Es war zwischen den Erzbischöfen von
Magdeburg und den Markgrafen von Brandenburg umstritten. 1680 fiel es mit dem Hochstift an Brandenburg und gehörte damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Stadt J. in Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 428f.; Eiteljörge, A., Jerichow, die alte Klosterstadt, 2. A. 1925.
Jettingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). J.
an der Mindel bei Günzburg unterstand ursprünglich dem Hochstift
Augsburg und den Markgrafen von Burgau. Als deren Lehen kam es im 13.
Jahrhundert an die Ministerialen von J. (Uettingen). Ihnen folgten von 1351 bis
1469 die Knöringen, dann bis 1747 die Stein zu Ronsberg (Stain zu Ronsberg),
welche die Herrschaft Eberstall mit Oberwaldbach, Ried und Freihalden
hinzuerwarben, und ab 1748 die Schenk Freiherren von Stauffenberg. Die
reichsritterschaftliche Herrschaft zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben. 1806 fiel J. an Bayern.
L.: Wolff 508; Hartmann, C., Ortsgeschichte der Marktgemeinde Jettingen, 1953.
Jura (Kanton). Aus dem Hochstift Basel kamen nach der Säkularisation die
französischsprachigen Teile 1815 zum Kanton Bern der Schweiz. Dies führte seit
1830 zu Streitigkeiten. Nach einer erfolglos gebliebenen Volksabstimmung von
1959 sprachen sich am 23. 6. 1974 36802 Abstimmungsberechtigte für und 34052
Abstimmungsberechtigte gegen eine Verselbständigung aus. 1978 wurde daraufhin
aus den Bezirken Delémont (Delsberg), Franches Montagnes (Freibergen),
Porrentruy (Pruntrut) und 8 Gemeinden des Bezirkes Moutier der Kanton J. mit
der Hauptstadt Delémont (Delsberg) gebildet (rund 837 Quadratkilometer, 65000
Einwohner).
L.: Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit 1798, 1991.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von
Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt.
caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen
Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem
auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten,
von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122
an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180
verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und
Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul).
Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269)
nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der
Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von
Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie
fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark,
Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten
in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft durch. 1748 wurden
drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria Theresia die
Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit
Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis
1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen
Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum
österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland Österreichs.
Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg und Seeland an
Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im
Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung für
Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen die
jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4
(Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.;
Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie
20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925;
Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte,
M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937;
Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner
Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff.
1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F.,
Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung
Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963),
78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E.,
Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann,
W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania.
Beobachtungen zur politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des
Landes und seiner Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987),
87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert,
1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner
Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I.,
Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v.
Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P.,
Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u.
a., 2002.
Kaufungen (Kloster). Kaiser Heinrich II. baute
1008 nach Übertragung von Kassel an Kaiserin Kunigunde in K. bei Kassel eine
neue Pfalz. 1019 übertrug er sie mit reicher Ausstattung und weiteren Gütern an
ein dort 1017 gegründetes Benediktinerinnenkloster, das 1089 an das Hochstift Speyer kam, sich seit Ende des 12.
Jahrhunderts davon aber lösen konnte. 1527 wurde es säkularisiert und 1532 der
hessischen Ritterschaft gegeben. 1776 erscheint es im Rahmen des
oberrheinischen Reichskreises in der Reichsmatrikel. 1810 wurde es aufgehoben,
1814 aber wiederhergestellt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam K. 1945
an Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 114; Eckhardt, W., Kaufungen und Kassel, FS Eckhardt, K.,
1961, 21ff.; Das Salbuch des Stiftes Kaufungen von 1519, bearb. v. Eckhardt,
W., 1993; Eckhardt, W., Der Kaufunger Wald, (in) Hundert Jahre Historische
Kommission, 1997, 47.
Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift,
Residenz). K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum
(um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern
erobert, die dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die
ihrerseits im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete
vielleicht das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein
Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte
König Heinrich IV. seine durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026
Schwaben, 1065 Rheinfelden) bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt
als Fürstabt betitelt, 1360 wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum
Fürststift erhoben, das 1419 exemt wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte
sich aus einer dem Kloster durch Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert
verliehenen Immunität, die zwischen 1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde.
1213 gingen durch Verleihung König Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern
ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte an den Abt über. Weitere Käufe
rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet ab. Bis 1803 war dann das
Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das
größte geistliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben. Es gehörten bei der
Säkularisation (1803) zum Stift die 1728 mit Stadtrecht ausgestattete
sogenannte Stiftsstadt unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt K. und die
Marktflecken Sulzberg, Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg),
Ronsberg, Dietmannsried, Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie
Martinszell (Sankt Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried,
Rothenstein, Kalden (Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken,
Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller
gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen.
Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegeüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die
Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen
Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel
und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und
Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984;
Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten
im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das Fürststift
Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz,
W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.
Kirchentellinsfurt (reichsritterschaftlicher Ort). 1007 gab König Heinrich II. K. bei Tübingen an das Hochstift Bamberg. Von dort kam der durch Aufnahme des Ortsnamens Tälisfurt von anderen Kirchheimnamen unterschiedene Ort an die Grafen von Hohenberg und 1381 an Habsburg bzw. Österreich. K. steuerte zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, bis Württemberg 1769 die Rechte ablöste. Über Württemberg gelangte K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Imhoff (Im Hoff) von K.
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben)
(Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut
gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift
Augsburg. Danach bildete es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die später zum schwäbischen
Reichskreis zählte. 1329 veräußerte die Augsburger Familie Onsorg die
Herrschaft an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe
Gerichtsbarkeit erlangten. 1484 kam sie an die Herren von Hürnheim, 1551 an die
Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
Kirchheim (am Neckar) (Reichsdorf). Am 8. 1. 976
bestätigte König Otto II. den tauschweisen Erwerb des Ortes K. durch (Kaiser)
Otto I. von Seiten des Hochstifts Chur. Dieses
damit zum Reichsgut gehörige Dorf wurde danach in dem von König Albrecht am 29.
4. 1307 abgeschlossenen Landfrieden aufgeführt. Um 1400 unterwarf sich das Dorf
zum Schutz gegen adlige Machtansprüche den Grafen von Württemberg. Über dieses
gelangte K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 151; Hugo 453; Grünenwald, G., Heimatbuch für Kirchheim am
Neckar, 1949.
Kirchlauter (reichsritterschaftlicher Ort). K. bei
Ebern unterstand im 15. Jahrhundert den Herren von Füllbach. 1476 kam es an die
Fuchs von Schweinshaupten, 1511 als Lehen des Hochstifts
Würzburg an die Guttenberg. Es zählte zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken und fiel 1806 an Bayern.
L.: Wolff 512.
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K.
(748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf
Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei königlichen Rechts, die von König
Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben
wurde. Die Vogtei übten seit dem elften Jahrhundert die späteren Grafen von
Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert teilten sich Bischof von Würzburg und
Burggrafen von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw.
Brandenburg-Ansbach) die Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel.
1544 wurde die Reformation eingeführt und 1802/1803 kam K. von Würzburg an
Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts des Oberrheins,
gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an der unteren
Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren dort vor allem
die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster Allerheiligen
in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz
begütert. Die Güter der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die Güter der Herren von
Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis 1408 unterstand der K.
als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg (1315 Grafenamt, 1325
Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen von Sulz (am Neckar
bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche Hälfte der
reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der
Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter
des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der
Rest, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen bzw. rund 300 Quadratkilometern (die
1482 erworbene Stadt Tiengen und eine Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben
der Grafen von Sulz über die Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg (bis
1805) und wurde 1698 zu einer gefürsteten Landgrafschaft erhoben, die dem
schwäbischen Reichskreis angehörte. 1805/1806 erwarb Baden die Landeshoheit, 1812/1813
die schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden gelangte das Gebiet 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues,
1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau,
hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208.
Konstanz (Hochstift,
Residenz). Nach Verlegung des Bistums Aventiacum von Avenches nach Windisch
(Vindonissa) wurde im alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht
zwischen 550 und 590 in K., wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361])
ein römisches Kastell mit dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia
errichtet worden war, ein Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das
sich bald zum größten deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm,
Oberstdorf, Bodensee, Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275
beschrieben). Es unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts
Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch
verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im
Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau
eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts
zu beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22
Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg
(1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift)
das in der Gegenwart auf der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie
Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen
Händen Gaienhofen, die Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die
Herrschaft Homburg mit Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach,
Markdorf (1354 Kauf), die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die
Herrschaft Konzenberg in der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die
Reformation führte bald zu schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg,
Ulm, Esslingen [Eßlingen], Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau.
Von 1526 bis 1803 residierte der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof
in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen
Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum
wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums
Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der
Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle,
H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich
in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten
Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a.,
Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation
und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine
Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13.
Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.;
Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz,
1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts
Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206,
bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer
Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.
Konzenberg (Herrschaft). Die Herrschaft K.
nordwestlich von Tuttlingen wurde um 1600 vom Hochstift
Konstanz erworben. Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis und fiel 1803 an
Baden. 1806 kam sie von Baden an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. Einige Splitter der Herrschaft erwarb die Eidgenossenschaft
der Schweiz.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 112.
Kraichgau (Gau). Der 769 erstmals erwähnte, nach
dem Kraichbach benannte K. zwischen Schwarzwald, Odenwald, Oberrheinebene und
Neckar, der 985 in der Hand der Salier war, aber seit dem 12. Jahrhundert
politisch zerfiel, gelangte teilweise an die Grafen von Katzenelnbogen, die
Markgrafen von Baden, die Pfalzgrafen (bei Rhein), das Hochstift
Speyer und die Grafen von Eberstein im Murgtal. 1803/1806 kam das Gebiet an
Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Chreihkewe,
Chreihgouue, zwischen Kraichbach und Elsenz); Metz, F., Der Kraichgau, 2. A.
1922; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 26, 27;
Umminger, G., Brücke vom Oberrhein nach Schwaben. Der Kraichgau - eine alte
Durchgangslandschaft, Ber. zur dt. Landeskunde 32 (1964), 167; Adam, T., Kleine
Geschichte des Kraichgaus, 2010.
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon vorgeschichtlich
besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa, Ternovaner Wald und
Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen Jahrhundert zur
römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und Illyricum. Vom
späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der Langobarden von Slowenen
besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des slowenischen Landes
Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern und wurde unter König
Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark Friaul zugeschlagen.
820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina marcha (zu krajina,
Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit Friaul zu Bayern, 976
zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen von Aquileja, die aber
nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert
wurde das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis
1209/1228 waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde,
Sponheim und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten
zunächst die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis
1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von
1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie
nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch
Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam
K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog
Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum
erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz
und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum
österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der
Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens
einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen
Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien)
zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte
Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an
Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt alter
Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und Koblenz errichteten auf
älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum an der Nahe. Um 400 wurde
K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an das Hochstift Würzburg gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen
verlehnt. Um 1200 hatten sie als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den
jüngeren Rheingrafen verliehen. Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem Hochstift Speyer, das es kurz nach 1105 vermutlich als
Lehen an die Grafen von Sponheim übertrug. Sie gründeten eine neue, das alte
Cruciniacum überflügelnde Siedlung, die bei der Sponheimer Teilung 1223/1233
zur vorderen Grafschaft Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem Aussterben der
Grafen (1417, 1437) stand K. mit der Grafschaft bis 1559 unter dreifacher
(Pfalz, Baden, Veldenz) und bis 1708 unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden).
1815 kam es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796-1814, Diss.
phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
Künzelsau (reichsritterschaftlicher Ort). K. am
Kocher wird 1098 erstmals genannt. Von den Herren von Stein kam es erbweise an
die Bartenau, Stetten, K. und Neuenstein. 1328 kauften die Hohenlohe Rechte.
1484 erwarb das Erzstift Mainz, 1499 das Hochstift
Würzburg Rechte. 1489 vereinbarten Mainz, Hohenlohe, Schwäbisch Hall und die
Stetten eine Ganerbenverwaltung. 1598 erlangte Hohenlohe den Anteil Schwäbisch
Halls, 1717 Kloster Comburg den Anteil der Stetten. 1802 gewann Hohenlohe die
Anteile Würzburgs und Mainzs. 1806 fiel das zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählende K. an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119, 512; Eyth, L., Der Bezirk Künzelsau, 1900; Nowak, W., Die
Ganerbschaft Künzelsau, 1967; Bibliographie des Landkreises Künzelsau, 1972.
Kurland (Hochstift).
Das in den Rigaischen Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava), im
Süden von Schamaiten begrenzte Kurland war zunächst von baltischen Kuren
bewohnt. 1234 wurde zur Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen mit dem
Sitz in Pilten errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen wurde 1251
das Bistum K. (Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der endgültigen Eroberung
Kurlands durch den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des eroberten
Gebiets in drei voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die Reformation
ermöglichte es dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu werden. 1558 verkaufte der
Bischof das Hochstift an den König von Dänemark,
der es 1598 an Brandenburg verpfändete, das es 1609/1612 wieder an Kurland
abtrat. Das Bistum erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 554.
Kurland (Land, Herzogtum). Das in den Rigaischen
Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava) bzw. Livland und der
Ostsee, im Süden von Schamaiten bzw. Litauen begrenzte Kurland war zunächst von
baltischen Kuren bewohnt. 1267 gewann der Deutsche Orden das Land, das danach
einen der fünf Teile der Livländischen Konföderation bildete. Hauptorte waren
Windau und Mitau. 1561 nahm der letzte Landmeister des Schwertbrüderordens
(Schwertritterordens) Gotthard Kettler das Ordensgebiet südlich und westlich (links)
der Düna von Polen als Lehnsherzogtum Kurland und Semgallen (ohne das Hochstift Kurland-Pilten). Polen gestand ihm freie
Religionsausübung und deutsche Obrigkeit zu. Das überdünische Gebiet kam an
Polen. 1629/1660 fielen die überdünischen Lande (Livland) weitgehend an
Schweden, 1721 zusammen mit Estland an Russland (seit 1710 nach Eroberung
Livlands Nachbar). 1737 erhob die Kaiserin Anna von Russland nach Herzog
Ferdinand Kettlers Tod (4. 5. 1737) ihren Günstling Ernst Johann von Biron zum
Herzog von K. Nach dem Untergang Polens kam K. 1795 zu Russland und wurde eine
Ostseeprovinz (Gouvernement). 1918 gelangte es (neben Südlivland und
Polnisch-Livland [Lettgallen, Inflanty]) an Lettland, 1939 an die Sowjetunion.
Von 1915 bis 1919 und von 1941 bis 1944 war es von Deutschen besetzt. 1991
wurde K. in Lettland von der Sowjetunion gelöst. S. Lettland.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1953; Mühlen, H. v. zur,
Kuren, LexMA 5 1991, 1579; Das Herzogtum Kurland 1561-1795, hg. v. Oberländer,
E./Misans, I., 1993, Bd. 2 2001; Kurland, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2008;
Mesenhöller, M., Ständische Modernisierung. Der kurländische Ritterschaftsadel
ca. 1760-1830, 2008.
Laer (Freigrafschaft). 1279 kauften die Edlen
von Steinfurt von den Edelherren von Ahaus die Freigrafschaft zu L. bei
Steinfurt. 1357 verlehnte Kaiser Karl IV. die Freigrafschaft an die Steinfurt,
die im 13. Jahrhundert auch das Gogericht Rüschau mit dem Mittelpunkt L.
erworben hatten. Dieses kam bis 1716 unter die Landeshoheit des Hochstifts Münster und damit 1802/1803 zu Preußen und
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Lagarde, La Garde (Herrschaft). Die Herrschaft
L. gehörte im 18. Jahrhundert zum Hochstift
Metz, das nach 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Lambach (Abtei). Nahe der Einmündung der Ager in
die Traun erbauten die (von den Grafen von Formbach und den Aribonen
abstammenden oder mit den Liutpoldingern, der bayerischen Pfalzgrafenfamilie
und der Familie Odalberts von Salzburg verwandten) Grafen von Wels-Lambach die
Burg L., in der sie ein Kanonikerstift einrichteten. 1056 wandelte der letzte
dieses Geschlechts die Burg in ein Kloster um. Die Erbvogtei erhielten die
Otakare (Markgrafen von Steyr) und nach ihrem Aussterben 1192 die Babenberger.
Um 1220 kaufte der Herzog von Österreich die Güter vom Hochstift
Würzburg. S. Wels-Lambach.
L.: Wolff 27; Eilenstein, E., Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob
der Enns und ihre Mönche, 1936; Stelzer, W., Lambach, LexMA 5 1991, 1623;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Grafen von Lambach und ihre
verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Liutpoldingern, der bayerischen
Pfalzgrafenfamilie und der Familie Odalberts von Salzburgs, (in).Jb. des
oberösterreich. Musealvereines 154/155 (20120), 7.
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt). Das
vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den
Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals
1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch
König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der
Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt. Seit 1317
wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser
Maximilian I. ausgelöst. 1517 wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521
wurde es Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an
Frankreich (Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu
einer Festung durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830
Bundesfestung), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung
Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1
1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964);
Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et
imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und
Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 333.
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem
sich schon eine große slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174
nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der
Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V.
1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht
zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen,
Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als
eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich der
Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie
1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über
eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf
Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen
Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur
albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen
(Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz Sachsen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Lausanne (Hochstift,
Residenz). Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem
Genfer See die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in
römischer Zeit wurde in Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern
ein Bistum gegründet, das beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch
(Vindonissa) und um 600 (585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es
unterstand dem Erzbischof von Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032
mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als
Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011
erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs
von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge
von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L.
gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die
Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen
Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im
Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des
Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323.
Lebus (Land, Hochstift,
Residenz). Das Land zu beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug
der Germanen in der Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar
übertrug Kaiser Heinrich V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete,
gerade eroberte altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam
das Gebiet vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl
1123/1124 in L. ein bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland
(Güter um Lemberg, Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete,
1230 an den Herzog von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den
Erzbischof von Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens
1287 allein erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach Göritz verlegt
(bis 1326), 1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14. Jahrhunderts
drückten die Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien, Großpolen und
Kleinpolen begüterte Hochstift in die 1447
anerkannte Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum Magdeburg unterstellt.
1518 wurde für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow gekauft, 1566/1567 vom
Administrator des Hochstifts aber wieder an
Markgraf Johann von Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal
(1524-1550) wurde die Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg säkularisiert und auch das
Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Leitomischl (Hochstift,
Residenz). L. an dem Flüsschen Loučná wurde zum Jahre 981 als
Grenzburgstätte der Slawnikiden erstmals erwähnt. 1141 wurde dort ein
Prämonstratenserstift gegründet. 1344 entstand ein Bistum. 1425 wurde L. von
Hussiten besetzt, womit das Bistum tatsächlich aufgegeben wurde. Formell endete
das Bistum 1554.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 558(, s. Böhmen), 1, 2, 334.
Lembeck (Herrlichkeit). Seit 1177 begegnen
Herren von L. bei Recklinghausen als Dienstmannen des Hochstifts
Münster. Vermutlich im 14. Jahrhundert errichteten sie eine Burg. Sie wurde
Mittelpunkt einer seit 1467 bezeugten Herrlichkeit L. Diese fiel 1526 an die
Westerholt, 1702 an die Merveldt und 1803 mit Ahaus an Salm-Salm (Salm-Anholt),
1815 an Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck, 1925ff.
Leoprechting (Herrschaft). Die Herrschaft L. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift
Passau zum bayerischen Reichskreis und gelangte dann zu Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei
Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die
Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen Orden in Mergentheim, der sie
1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte,
das sie seinerseits 1399 an die Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L.
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1286
erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich eine Familie, die um
Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft ausbildete. Seit 1249 hatte sie die
Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250
erwarb der ihr entstammende Straßburger Bischof Konrad von L. das ursprünglich
zur alemannischen Grafschaft Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische
Gebiet zwischen Lichtenau und Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an
seine Familie zu Lehen gegeben wurde. 1458 wurde die Herrschaft zur Grafschaft
erhoben. Als die Familie 1480 in männlicher Linie ausstarb, fielen die Güter an
die Gatten der Nichten des letzten Grafen, die Grafen von Hanau (Amt Willstätt)
und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau). Sie wurden überwiegend
von Hanau aus als Kondominat verwaltet. Beim Aussterben der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch kamen ihre Güter 1570 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg.
(Sie tauschten 1606 von Lothringen ein Gebiet um Pirmasens ein. 1680/1697 kamen
die elsässischen Güter [Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim,
Offendorf] an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach
Rheinbischofsheim verlegen mussten. Um 1800 war die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft 5 Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner.
S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem
Weg zum Territorialstaat, 1993.
Liebburg (Herrschaft). Die Herrschaft L. wurde
1521 vom Hochstift Konstanz erworben, das 1803
in seinen rechtsrheinischen Teilen an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg fiel.
L.: Hölzle, Beiwort 71.
Lippehne (Land), poln. Lipiany. In L. am
Wendelsee bestand früh eine Burg. Sie war Mittelpunkt eines 1337 24 Orte
umfassenden Landes, welches das Hochstift Cammin
(Kammin) 1276 an Brandenburg verkaufen musste. 1945 kam L. unter Verwaltung
Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 390; Stöhr, G., Chronik der Stadt Lippehne und der umliegenden
Ortschaften, hg. v. Winter, A., 1883; Biens, P., Chronik der Stadt Lippehne,
1905.
Looz (Grafschaft). Die Grafschaft L. (1040?)
oder Loon lag nordwestlich Lüttichs. Nach ihr nannten sich seit 1015 urkundlich
nachweisbare Grafen, die von den Grafen von Hennegau abstammten. Im 12.
Jahrhundert teilte sich das Geschlecht, das u. a. die Herrschaft
Kolmont-Bilzen, den Fiskus Maastricht, die Grafschaft Duras, die Grafschaft
Chiny und die Vogtei über die Stadt Lüttich hatte. Die Linien L. und Horn (Looz
und Horn) (Horne) links der Maas bei Roermond starben 1367 bzw. 1541 aus, wobei
ihre Güter als erledigte Lehen an das Hochstift
Lüttich heimfielen. Die Linie Agimont-Chiny erlosch im 15. Jahrhundert. Dagegen
bestand die Linie Looz-Corswarem fort.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4; Baerten, J., Het graafschap Looz
(11de-14de eeuw), 1969; Herborn, W., Looz (Loon), LexMA 5 1991, 2109; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 448.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen
von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie erlangte
1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete
noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in
der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen
Reichskreis. Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den
Reichsfürstenstand, durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im
17. Jahrhundert teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre
linksrheinischen Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der
früher zum Hochstift Münster gehörigen Ämter
Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven und Meppen als
Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern.
(1806 wurde dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811
Frankreich einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in seinem südlichen Teil an
Preußen, im nördlichen Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen,
1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das Ostreich.
Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete lotharingische
Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das Westreich, seit
925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König Heinrich I. belehnte
929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an
seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder,
der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in
Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen,
das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und
Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg und Brabant, Oberlothringen
(Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc
begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser
Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit
(Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren.
1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach
Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard von
Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich begüterten
und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde.
Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von
Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul
und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die
Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant
fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des
Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von
Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen
Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch
völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit Metz
zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder
an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des
Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009.
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der
Burg L. an der Sulm bei Heilbronn nannte sich seit dem 12. Jahrhundert ein 1099
bzw. um 1146 abgeteilter Zweig der Grafen von Calw, der nach 1277 erlosch. Die
Güter gingen 1277 kaufweise an das Hochstift
Würzburg, 1281 kaufweise an König Rudolf von Habsburg und 1282/1283 an den
unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von Schenkenberg, der die mittlere Linie der
Grafen von L. begründete (bis 1464). 1441 erwarb die Pfalz durch Kauf die
Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach L. eine durch Verbindung Friedrichs
I. von der Pfalz mit der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin)
begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei Rhein. 1504/1510 wurde die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft L. (rund 2 Quadratmeilen bzw. 140
Quadratkilometer mit etwa 5700 Einwohnern) nach kriegerischer Eroberung Lehen
Württembergs. Nach dem Erwerb der Grafschaft Wertheim nannte sich das Haus seit
etwa 1600 Löwenstein-Wertheim. L. kam über Württemberg 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter).
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit
der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit
der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst
Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete,
1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der
Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz
gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig
in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen
Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel
Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft
Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont
(Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm
um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben.
1607 gingen die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611
die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort,
wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18.
Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft Limpurg.
(Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die
reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust
der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt
Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer
Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812
gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand
erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und
Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer Wörth und
Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien
Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide
Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst unter
Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich unter
Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Lübeck (Hochstift,
Fürstentum). 1160 (Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948
in Oldenburg im östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier,
gegründete, zum Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im
12. Jahrhundert (1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158
übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit.
Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin
(1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um
1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten
protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause
Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen
ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof
Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften
Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet
des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt
Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich.
Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an
Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte
Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und
städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a.,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.;
Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988;
Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in
Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice,
Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für
eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit
Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138) wurde ihr Name
1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte deutsche
Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte, übertragen. Sie
ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr interessierten Herzog
Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um 1161/1163 mit
besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von 1226 überlieferten
Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum Oldenburg/Holstein nach L.
verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel L. an Kaiser Friedrich
I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem Umfang 1188 eine Bestätigung
seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von 1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch
Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus
imperii), erlangte aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft. Die
welfische Burg wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen
Nowgorod und Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas
(1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L.
Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius
Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde
an mehr als 100 Städte zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es
Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit
Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert. 1529 wurde
die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536)
verlor das seit 1512 zum niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine
führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die schwere Schädigung des Handels
im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um
1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt
erhalten und für die Abtretung der von ihrem Hospital abhängenden Dörfer und
Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts
entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als
Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt
diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem
Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte
der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch
Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein)
über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist und
Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile,
Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959; Krabbenhöft, G.,
Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung ihrer
verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W., Lübisches
Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen
Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Ebel, W.,
Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980; Neue
Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A., 1985;
Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an der
Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts,
Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66 (1986);
Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und
Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R., Archäologische
und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der
Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in)
Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel
im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A.,
1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146;
Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und
Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002.
Lüdinghausen (Herren). In L. an der Stever im
südlichen Münsterland entstand um eine der Abtei Werden gehörende Kirche eine
Siedlung, die 974 Marktrecht und Münzrecht erhielt. Die Herren von L. verliehen
ihm zwischen 1225 und 1308 Stadtrecht. 1443 fiel L. an das Hochstift Münster, das Stadt und Amt 1499 dem
Domkapitel verkaufte. 1802 kam L. an Preußen, 1808 an Berg, 1815 wieder an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Schwieters, J., Geschichtliche Nachrichten über den westlichen
Teil des Kreises Lüdinghausen, 1891; Hömberg, W., Lüdinghausen. Seine
Vergangenheit und Gegenwart, 1954; Landkreis Lüdinghausen, hg. v. d.
Kreisverwaltung Lüdinghausen, 1954; Schnieder, S., Lüdinghausen, 1958.
Lugano (Stadt, Herrschaft), mhd. Lauis. L. am
Luganer See wird im 6. Jahrhundert als befestigter Ort erwähnt. Im 10.
Jahrhundert (901) kam es als wichtiger Markt vom westfränkischen König an das Hochstift Como. 1303/1335 fiel es an die Visconti bzw.
Mailand. 1512 wurde es von den Eidgenosssen der Schweiz erobert. Dort gelangte
es 1798 zum Kanton Tessin.
L.: Großer
Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Pometta, E./Chiesa, V., Storia di
Lugano, 1942; Trezzini, C., Le diocèse de Lugano dans son origine historique et
sa condition juridique: Discours rectoral, 1948; Vismara, G./Cavanna,
A./Vismara, P., Ticino medievale, 2. A.
1990; Margaroli, P., Lugano, LexMA 5 1991, 2204.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282,
Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe
Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im
Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L.
zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften
Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift
Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte,
begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635
das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus
L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer
L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum
Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten.
Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen,
Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die
Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die
landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe,
Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow,
Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen,
Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und
Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome,
Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging
1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem
Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter
Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde.
Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle
Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lüttich (Hochstift,
Residenz) frz. Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln
unterstellte Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346
erstmals genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem
aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker
(972-1008) erwarb das Hochstift 985 die
Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde
später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der
Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der
Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz
allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen,
dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte.
1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die
Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das
Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und
Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift,
dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert
worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon
zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge
der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen,
’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die
Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Hochstift mit 105
Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande,
1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocése et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200 errichtete
Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von Saarwerden gehörte zunächst Graf
Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und Kunigundes von Kiburg bzw. Kyburg,
musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu
Lehen aufgetragen werden. 1447/1452 wurde die 1403 bereits zu einem Viertel
pfälzisch gewordene Grafschaft von den Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam
die 1560 reformiert gewordene Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an
Pfalz-Veldenz (Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680
wurde sie als Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert, blieb aber bis 1790
unter der Oberhoheit Frankreichs Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam sie an
Frankreich (frz. La Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T.,
Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel
beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der
Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach
der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19.
Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien
Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen
im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur (†
1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo
fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und
1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg
gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig
später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith
gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei
Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon
beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310
trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig
durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete
sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder
Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat
mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf
die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem
Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als
Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren
verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton
von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund
verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen
bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König
Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der
1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs
wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von
Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen
Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich.
1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684
auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L.
Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als
Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der
Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie
eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon
vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L.
anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw.
Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag
von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine
landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische
Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein
angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der
europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische
Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in
Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion
mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge
eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit
Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss
Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen
Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg
1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique
et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle,
1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten
Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg -
Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P.,
Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation
territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v.
Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg,
1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler
Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P.,
Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C.,
Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxembburg (1487-1797), 2007.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger
Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft
Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die
Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg
(1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das
später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die
Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse
Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des
Schultheißenamtes, jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur
Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die
Einführung der Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und
Erzbischof, der seine Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10.
5. 1631 verbrannte die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im
schon 1545 beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger
Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und
Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung
Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang
Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten
Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung
die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an
Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte
zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400
Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum Königreich Westphalen
und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde
M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten
des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört
und im April 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen wurde, zur
sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der Deutschen
Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt aufging. Das
Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der
Reformation bis zum Westfälischen Frieden, 1977; Ebel, F., Magdeburger Recht,
Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt, Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger,
M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg – Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2
1998; Beumann, H., Theutonum nova metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200
Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft). M. bei Lahr
wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen der Herzöge
von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts
Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen
(1218) zog (Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt
genannt. Seit 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und
erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg
und 1426 über eine Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen
von Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch
Kauf eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene
Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an
Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis
dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden)
und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen wurde 1558 die
Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961.
Mainberg (Herrschaft). M. am Main in der Nähe von
Schweinfurt wird erstmals 1245 erwähnt. Es war ursprünglich Reichsgut und kam
als Mittelpunkt einer Herrschaft über die Herren von Wildberg (1245), von
Gründlach, von Barby (1303) 1305 an die Grafen von Henneberg, die es 1542 mit
16 Ortschaften gegen Meiningen an das Hochstift
Würzburg abgaben. 1806 gehörte es zum Großherzogtum Würzburg, 1814 kam es zu
Bayern.
L.: Wolff 100; Scherzer, W., Schloss Mainberg, Schweinfurter Heimatblätter 32
Nr. 8ff.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550,
Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5.
Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und
Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später
durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und
Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das
Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des
Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl)
und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die
Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im
Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main
(Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch
1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut
Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld
(seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben
wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das Erzstift immer stärker von den
Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462
gewann die Stadt M. faktisch weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331
freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach
Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf
den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das
Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen
und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die
Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann.
1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine bis
1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation wurde
das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete
beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige
früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am
1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der Stadt
Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum Maguntiensium
(bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte
von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in)
Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und
Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1908;
Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909;
Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.;
Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F.,
Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H.,
Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den Erzbischöfen der Stadt
bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915; Stimming, M., Die Entstehung
des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H., Die Stadt
Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792), 1920; Klibansky, E., Die
topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Mainzer
Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch, A., Die
Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler,
A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher
Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck,
L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld
von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15. Jahrhundert), 1977;
Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen
96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert,
1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer
Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das
Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990;
Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990;
Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K.,
Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg.
v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv
für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die
Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus
und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte,
Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit
und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der
Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Manteuffel (Reichsgrafen). 1759 wurde der livländische Zweig der aus dem Hochstift Bremen stammenden, seit 1325 in Estland, Kurland und Livland begegnenden adligen Familie Zoege von M. (M. genannt Szoege) als Grafen von M. in den Reichsgrafenstand erhoben.
Mattsee (Herrschaft). Wahrscheinlich stiftete
Herzog Tassilo III. von Bayern 777 das 783/784 erstmals belegte Kloster, das
817 königliche Abtei war und 907 zusammen mit Altötting dem Hochstift Passau übertragen wurde. 1390/1398 verkauften
die Bischöfe von Passau die schon mehrfach verpfändete, von der Burg M. aus
verwaltete Herrschaft M. mit Straßwalchen an das Erzstift Salzburg, das 1803 an
Toskana und 1805 an Österreich kam.
L.: Wolff 133; Erben, W., Quellen zur Geschichte des Stiftes und der Herrschaft
Mattsee, 1896; 1200 Jahre Stift Mattsee, Festschrift, 1977.
Maxlrain (Herrschaft). M. (813 Mahsminreini) bei
Bad Aibling war vermutlich altes Königsgut, das zumindest teilweise an das Hochstift Freising kam. Die Familie, die sich seit
1080 nach M. nannte, erwarb im 16. Jahrhundert die reichsfreie Herrschaft
Hohenwaldeck und wurde 1548 zu Reichsfreiherren erhoben. Nach dem Aussterben
der Familie 1734 gelangte M., das die Reichsmatrikel von 1776 im bayerischen
Reichskreis aufführt, an die Sazenhofen bzw. Satzenhofen, Lamberg,
Reinstein-Tattenbach (Rheinstein-Tattenbach), Arco-Valley, Lodron, Radali,
Leyden, Arco-Zinneberg, Hohenthal und Bergen. Die Lehnshoheit Freisings wurde
1523 im Tausch gegen Wallenburg erneuert, im 18. Jahrhundert aber abgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 50; Demmel, K., Die Hofmark Maxlrain. Ihre rechtliche und
wirtschaftliche Entwicklung, 1941.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit
der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift
Lüttich und nach dem Aussterben der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof
von Lüttich ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an
Flandern und von dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von Cambrai
verselbständigtes Bistum errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die
Herrschaft M. zum burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das friegewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien
Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem
Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Haupstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg),
1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R.,
1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre
Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch
der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844;
Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen
Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Meiningen (Herrschaft). 982 gab Kaiser Otto II.
dem Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg sein Eigengut in M. an der
Werra am Rande des Grabfeldes. Kaiser Heinrich II. übertrug M. an Würzburg.
1222/1230 zogen die Grafen von Henneberg M. an sich. 1330 fiel es wieder an
Würzburg, das es 1406 an die Buchenau verkaufte. Von ihnen kam es an die von
der Tann und dann wieder an Würzburg, 1434 auf Wiederkauf wieder an die Grafen
von Henneberg, die es 1542 im Tauschwege gegen Mainberg vom Hochstift Würzburg erwarben. Nach einem Erbvertrag von
1554 fiel es 1583 an Sachsen, 1660 endgültig an dessen ernestinische Linie. Von
1680 bis 1918 war es Hauptstadt Sachsen-Meiningens, mit dem es 1920 zu
Thüringen kam. S. Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 115; Güth, M., Poligraphia Meiningensis, das ist gründliche
Beschreibung der uralten Stadt Meiningen, 1676, neu hg. v. Schaubach, E., 1861.
Meißen (Burggrafschaft). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel über der Elbe war seit
968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit 1046 der Markgrafen von
M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen Burggrafen, der
in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben hatte, wurde im 13.
Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese vermochten es nicht, aus den
weit verstreuten Gütern ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach
langem Streit mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen
nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft 1426 an die Vögte
von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift
Meißen, Diss. phil. Leipzig 1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 216; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Meißen (Hochstift,
Residenz). Die 929 von König Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen
Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung
der Triebisch in die Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst
Johannes XIII. gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof
Burkhard) zwischen Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und
mittlerer Spree, das dem gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg
unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen
(1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber
trotz der äußerlich weiter bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in
Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa
1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen
auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539
erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift
kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande
dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M. als
exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das
Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts
Meißen, hg. v. Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift
Meißen in der Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen, 1929; Dittrich, P., Die Diözese
Meißen unter der Kirchenpolitik der Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Rittenbach, R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965;
Lobeck, A., Das Hochstift Meißen im Zeitalter
der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541, 1971; Huth, J., Der Besitz
des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt. Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke,
K., Meißen, LexMA 6 1992, 478; Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der
Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die Exemtion
des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden der
Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und
Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den
Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde
(1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der
Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als
Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit
der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische
Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz
und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift
Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195
unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen
einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft
Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland
Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam
es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der
Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land
als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie
Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im
Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der
Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem
Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die
Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit
Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der
Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit
Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz
(Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis
zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen,
Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit
Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf),
Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der
Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren
Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Meppen (Herrschaft, Amt). Das am Zusammenfluss von
Hase und Ems gelegene, um 780 auf Reichsgut gegründete M. kam 834 durch Kaiser
Ludwig den Frommen an Corvey. 945 erhielt es Zoll und Münze, 946 Marktrecht.
1252 gelangte M. mit den Gütern der Grafen von Ravensberg im Emsland an das Hochstift Münster, in dem es Sitz eines Amtes wurde.
1803 fiel M. an den Herzog von Arenberg und danach an Preußen und damit 1946 an
Niedersachsen. S. Arenberg-Meppen.
L.: Wolff 312; Geppert, A., Meppen. Abriss einer Stadtgeschichte, 1951; Meppen
in alter und neuer Zeit 834-1984, hg. v. Knapstein, C., 1983.
Merseburg (Hochstift,
Herzogtum, Residenz). Schon in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M.
(slaw. Mesibor, Mittenwalde) auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen
(von M.). Sie fiel durch die Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die
Liudolfinger. Neben der von Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto
der Große (962/968) unter Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum
M. (erster Bischof Boso von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese
Magdeburg gehörte. Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten,
ziemlich kleinen Bistums (Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem
schmalen Streifen östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die
weltliche Herrschaft beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren
Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen
Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der
seit 1523 eindringenden Reformation brachte das Haus Wettin (Sachsen,
Albertiner) als Administrator ab 1545/1561 das zum obersächsischen Reichskreis
gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und
Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies wurde 1635/1648
anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische Nebenlinie der Herzöge
von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet
ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis
1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg, seine Diözesangrenzen und seine
Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische Geschichte 32 (1911); Heckel, J.,
Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte Preußens, insbesondere Brandenburg,
Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die Aufhebung und Wiederherstellung des
Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2 (1926); Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B., Die Bistümer Merseburg,
Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in)
Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde auf dem Weg durch
die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die Christianisierung des
Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17 (1989/90), 63ff.;
Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564, 1, 2378.
Metz (Hochstift,
Fürstbistum, Residenz). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert
wurde im römischen Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher
feststellbarer Bischofssitz (u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der
zur Erzdiözese Trier gehörte. Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu
Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen
weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich
bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden
sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau
bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller],
Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders
durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert
stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von
Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der
Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den
Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste
Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm,
Vic und Metz waren. 1551 sprachen die protestantischen deutschen Reichsfürsten
dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das
Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zu. 1552 besetzte
Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Hochstiftsgut.
1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift.
1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings
nannten sich die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen
Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen
Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und
Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und
Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Remilly, Vic, Freiburg,
Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen Revolution von 1789
ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen
wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La reunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz,
LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die
alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 463.
Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle
von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und
ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der
Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer
erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den Herren von M. über
die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die Herren von
Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den
Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber
von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an
Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M.,
abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht
erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough,
als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch
den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt
wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen
Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948;
Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R.,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der
Landkreis Mindelheim, 1971.
Minden (Hochstift,
Fürstbistum, Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die
Weser wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser
Karl den Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda)
ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau,
Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961
erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa
1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398
die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa
ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb
Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede
(Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem
Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den
Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf
(Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen
Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu.
Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16.
Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648
wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung
für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum
umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das
Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden
unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen,
Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen
auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor.
1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz
Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992,
631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382;
Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a.,
2010 (768 Belehnungen).
Minfeld (Reichsdorf). M. südlich Landaus
erscheint erstmals 982 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer. Mit der Herrschaft Guttenberg kam es
an Pfalz-Zweibrücken und Leiningen. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an
Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem M., das Ruprecht aus der
Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen eingelöst hatte. Später gelangte es
über die Pfalz und Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Walther, J., Beiträge zur Geschichte der Dörfer Minfeld und
Freckenfeld, 1906.
Mistek (Herrschaft). 1572 verkauften die Piasten von Teschen die Herrschaft M. in Schlesien an das Hochstift Olmütz. S. Tschechoslowakei.
Mondsee (Stift). Auf altem Siedlungsboden
gründete (vor) 748 der Herzog von Bayern das Kloster M. im Salzkammergut. 788
wurde es Königsgut (Reichskloster). 829 erhielt es das spätere Sankt
Wolfgangsland. 833/837 wurde es dem Hochstift
Regensburg übertragen, 1104 aber wieder von ihm gelöst. 1505 fiel das Mondseer
Ländchen im Anschluss an den bayerischen Erbfolgekrieg an Habsburg bzw.
Österreich.
L.: Wolff 27; Awecker, H., Mondsee, Markt, Kloster, Land, 1952; Das älteste
Traditionsbuch des Klosters Mondsee, bearb. v. Rath, G./Reiter, E., 1989;
Haider, S., Mondsee, LexMA 6 1992, 751.
Mosbach (Reichsstadt, Residenz des Pfalzgrafen
bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736
ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976
(Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert
vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt
vermutlich zwischen 1273 und 1291 Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt.
1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499 Sitz von
Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern
[Alter Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit
September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des
Bischofs von Freising in Oberföhring und verlegte gegen Abfindung den Markt von
Oberföhring nach M. (Munichen), dessen ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre
alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des Kultusministeriums 2003) weitgehend
unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz Heinrichs des Löwen wieder an das Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern. Seit 1255
wurde es zunächst neben Donauwörth, Dachau, Neuburg und Wolfratshausen, später
allein Sitz des Herzogtums Oberbayern (seit 1392 Bayern-Münchens). S.
Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952;
Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v.
Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die
Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt
und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA 6 1992, 897; Geschichte der
Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F., Münchner Stadtgeschichte,
1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum, 1997; Bauer, R., Geschichte
Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394; Hartmann, P., Münchens Weg in die
Gegenwart, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg.
v. Seibert, H. u. a., 2008.
Münster (Hochstift,
Residenz). Am Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König
Karl der Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts
und einer sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung,
die der Friese Liudger unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner
bischöflichen Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name
Mimigernaford (819) wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat.
monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das
Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben
friesische Gaue, die 1659 an Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo,
Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das
allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von
der Goherrschaft in einigen Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der
Grafschaft Cappenberg, der Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170),
Emsland (Grafschaft im Emsgau), der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und
Aschendorf (1252), von Horstmar (1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400),
Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst
(1482-1547) und Wildeshausen (1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von
der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert.
1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König
Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen
Gestalt war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das Oberstift (Ämter Wolbeck [mit
der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen, Telgte, Sendenhorst und
Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf], Stromberg, Werne, Dülmen,
Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten Ahaus, Borken, Vreden,
Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen
und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen], Rheine [Rheina], Laer, Bevergern
und Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das
damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen verbundene, ab 1252
entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum M. unterstellte
Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her
war es das größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war
der Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde umkämpft.
1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein demokratisch-sozialistisches Reich.
Der Versuch des Bischofs, M. in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln,
scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung
sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen
zum Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der Stadt M. eine
Universität gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift
(Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter Preußen, das den
östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile
der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der
Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt
Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und Teile des Amtes Wolbeck),
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar),
Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und
zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt.
1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile
auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit
dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu
Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an Preußen (Provinz
Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und Oldenburg und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik
des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des
Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia
sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.;
Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum
norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums
Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der
Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des
Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte
von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum
Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergenmöller, U., Münster, LexMA
6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum
Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398;
Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel -
Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11.
Jahrhundert, 2006.
Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in römischer
Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine fränkische
Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788 erstmals
als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie angehörige,
wahrscheinlich mit Bischof Megingoz von Würzburg und vielleicht auch mit Kaiser
Ludwig dem Frommen verwandte Waltrich am Anfang des 9. Jahrhunderts das
Benediktinerkloster St. Januarius, dessen Ausstattung auf Königsgut beruhte
(verschollene echte Dotationsurkunde Ludwigs des Frommen von mutmaßlich 816,
gefälschte Gründungsurkunde von angeblich 817). 993 errang das Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft. Die
Vogtei über das Kloster stand als Reichslehen den hessonischen Herren bzw. seit
1180 Grafen von Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den Grafen von
Löwenstein zu, deren Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift
Würzburg, 1281 aus Geldmangel über König Rudolf von Habsburg an die neuen
Grafen von Löwenstein und 1388/1395 an Württemberg kamen. Im späten 15.
Jahrhundert wurde M. in Württemberg landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch
Plünderung verloren. 1552 wurde die Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde
aufgehoben. 1808 gingen Stadt M. und das Kloster M. im Oberamt Backnang
Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger
Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W.,
Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f.
bay. LG. 28 (1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter,
1982; Fritz, G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der
Reformationszeit, 1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H.,
Die Privilegierung des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57
(2001), 421.
Nagold (Herrschaft). N. an der Nagold erscheint
erstmals 786 anlässlich einer Gabe des König Karl dem Großen verschwägerten
Grafen des Nagoldgaus an das Kloster Sankt Gallen. 1007 übertrug König Heinrich
II. Reichsgut in N. an das Hochstift Bamberg. Um
1250 kam N. von den Pfalzgrafen von Tübingen als Nachfolgern der
Nagoldgaugrafen an die Grafen von Hohenberg, von denen sich eine Linie nach N.
benannte. 1363 verkauften die Grafen von Hohenberg den um 1330 zur Stadt
gewordenen Ort mit der zugehörigen Herrschaft an Württemberg. Mit Württemberg
gelangte N. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wagner, G., Nagolder Heimatbuch, 1925; Dieterle, G., Die Stadt
Nagold, 1931; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 448.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte
Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein
schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen
von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende
Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald,
Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200)
mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als
Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in
die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und
Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie)
und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden
und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere]
Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und
Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere
ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte
Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb,
spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394),
Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an
Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in
Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561).
Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch
Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda
und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien,
1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis
1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter
von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich
die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads
bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits
einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum
Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den
Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische
Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die
Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und
weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen,
Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete
Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg
infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und
Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile
von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden.
1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung
aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde
1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr,
Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen).
1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen
Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken
(Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische
Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der
Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau
um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk,
G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702
fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich verlor, an das durch
Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg
kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien
(1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der
ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747
die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche
Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort
[Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte.
1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte
dafür als Entschädigung im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads
bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die Benediktinerabtei
Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das Benediktiner-Priorat Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) (insgesamt 46
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte
auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das
Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen
Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen
Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum Diez und
weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von N., der
1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete als
Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die Grafen
von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255
wurde Weilburg an die Grafen von Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf
von Nassau erworben. 1355 wurde Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen
Linie der Grafen von Nassau. 1381 erlangte es infolge Heirat die Grafschaft
Saarbrücken, 1393 die Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch
Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg,
Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N.
und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die
Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602
fielen die Güter der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die
Güter der Linie Nassau-Idstein an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in
Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und
Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach weitere Aufteilung). Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg, Weilmünster, Löhnberg,
Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den Flecken Reichelsheim
sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit
Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft Saarwerden und das Amt
Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an Frankreich. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums
(Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit den Abteien Arnstein,
Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus Nassau-Saarbrücken 1735
entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen und beerbte 1816
Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Naumburg (Hochstift,
Residenz). An der Mündung der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf
Ekkehard I. von Meißen in der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um
1010 die Burg N. (neue Burg). Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen,
zwischen 1028 und 1030 das 968 von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete
Bistum (zwischen N., mittlerer und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer
Mulde, Plauen und Erzgebirge) und wenig später die in Kleinjena bestehende
Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter
der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von
Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit
erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten.
Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein
eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie
zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei
Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die Reformation ein. 1564
wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen Reichskreis angehörige
Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter
der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das Hochstift
umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N. (Stadt und
Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt
Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und die Ämter
und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz und Gericht
Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und
kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg,
hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1 1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte
deutschen Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.;
Kaiser, B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.);
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H.,
Funktionswandel und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis
zum Anfang des 19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30
(1963), 256; Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500,
1969; Hermann, B., Die Herrschaft des Hochstifts
Naumburg an der mittleren Elbe, 1970; Streich, B., Die Bistümer Merseburg,
Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in)
Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F.,
Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und
ihre Entwicklung im Mittelalter, Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum
Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6
1992, 1055; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577,
1, 2, 404.
Naumburg-Zeitz (Hochstift) s. Naumburg
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das aus
einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in
den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben
erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches
Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und
Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen
Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von
Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und
nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen
Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau
gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu
Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige
Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die
Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung
an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung
Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein,
W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte,
1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
Neresheim (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
1095 gründeten die Grafen von Dillingen in dem sehr alten Dorf N. zwischen
Heidenheim und Nördlingen ein Chorherrenstift, das wenig später in ein mit
Mönchen aus Petershausen (Petersberg) besetztes Benediktinerkloster umgewandelt
wurde. Nach dem Aussterben der Grafen 1258 kam die Vogtei über das seit dem 13.
Jahrhundert recht begüterte Kloster (1298 sieben Dörfer und Einkünfte in 71
Orten) an das Hochstift Augsburg und nach
Beanspruchung wegen einer Schuld und anschließendem, aber streitig bleibendem
Vergleich 1263 an die Grafen von Oettingen, die deswegen einen Rechtsstreit vor
dem Reichskammergericht begannen., während der Abt eine Klage vor dem
Reichshofrat erhob. 1764 löste der Abt unter weitreichenden Zugeständnissen die
zur Landesherrschaft ausgebauten Rechte Oettingens ab, wurde reichsunmittelbar
und trat den schwäbischen Reichsprälaten bei. Das Gebiet der zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Abtei umfasste 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometer
mit 2500 Einwohnern. Es gehörten dazu Stadt und Kloster N., Auernheim, Ebnat,
Elchingen, Großkuchen, Ohmenheim, Ziertheim, die Mariabuchkapelle bei N.
(Mariabuch, die Kapelle bei N.), Dehlingen, Ballmertshofen, Dischingen und
Trugenhofen, die Hofmark Ziertheim und bedeutende Waldungen. Am 25. 2. 1803
fiel N. an Thurn und Taxis, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. 1920 wurde die Abtei wieder errichtet.
L.: Wolff 177, 194; Zeumer 552 II a 36, 17; Wallner 689 SchwäbRK 66; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Weißenberger, P., Neresheim, 1958; Neresheim,
1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reden-Dohna, A. v.,
Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982; Eberl, I., Neresheim, LexMA 6 1992, 1094;
Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim um
die Erlangung der Reichsunmittelbarkeit, 2003.
Neuburg (am Inn) (Herrschaft). Im 11.
Jahrhundert gründeten die Grafen von Formbach nach Umwandlung ihrer Stammburg
in ein Kloster die Burg N. am Inn. Nach Aussterben der Grafen 1158 kam N. an
die Grafen von Andechs. Nach deren Aussterben gab sie Kaiser Friedrich II. 1248
an den Herzog von Bayern, später fiel sie mit der zugehörigen Herrschaft an
Habsburg. 1463 belehnte Kaiser Friedrich III. Hans von Rohrbach mit der Burg.
1473 kam sie pfandweise an Bayern-Landshut, nach der Rückkehr zu Habsburg 1528
als Lehen an die Grafen von Salm und von 1664 bis 1680 an die Grafen von
Sinzendorf. 1719 erwarb der Graf von Lamberg-Sprinzenstein die Burg. 1730/1739
fiel sie durch Kauf an das Hochstift Passau und
1802/1803 an Bayern.
L.: Wolff 144.
Neuleiningen (Burg, Herrschaft). Zwischen 1238 und
1241 erbauten die Grafen von Leiningen die Burg Neuleiningen bei Frankenthal,
die von Leiningen-Dagsburg bei dessen Erlöschen an Leiningen-Westerburg kam.
1308 war sie Lehen des Hochstifts Worms, mit dem
1508 ihr Gebiet geteilt werden musste. S. Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
L.: Wolff 232, 282.
Neunkirch-Hallau (Herrschaft). Seit 1302 gehörte die
Herrschaft N. zum Hochstift Konstanz. Seit 1445
beanspruchten die Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über die ganz von ihrem
Gebiet eingeschlossene Herrschaft. Durch ein eidgenössisches Schiedsgericht
wurde der Anspruch aber abgewiesen.
L.: Wolff 526.
Niederraunau, Raunau (reichsritterschaftliche
Herrschaft). 1067 erwarb das Stift Sankt Peter zu Augsburg in Raunau bzw. N.
(Ruonen, Raunau) an der Kammel bzw. Kammlach bei Krumbach die Güter Swiggers
von Balzhausen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gelangten Güter derer von
Raunau bzw. N. (Rünun, Raunau) durch Übertragung an das Kloster Ursberg.
Daneben hatte 1316 das Hochstift Augsburg Güter.
Am Anfang des 15. Jahrhunderts vereinigten die Herren von Ellerbach die Güter
zu einer reichsunmittelbaren Herrschaft, die 1494 die hohe Gerichtsbarkeit
erlangte und zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben steuerte. Diese kam
durch Kauf und Erbe an die Kartause Buxheim, das Frauenkloster in Kaufbeuren,
das Kloster Ursberg, die Ulmer Patrizier Ehinger und Ungelter, die Freyberg,
Hausen, Westerstetten, Freyberg-Eisenberg und Ponickau. Die Herrschaft N.
(Raunau) bestand aus dem Schloss Hohenraunau und dem Marktflecken Niederraunau.
1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau,
(in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908.
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, westfälischer Reichskreis.
Der häufig nur westfälischer Reichkreis genannte, 1500 geschaffene
niederrheinisch-westfälische Reichskreis umfasste die Gebiete zwischen Weser
und späterer Grenze der Niederlande, in dem aber auch Teile des zum
kurrheinischen Reichskreis gehörigen Erzstifts Köln lagen. Kreisstände waren
nach der 1548 vertragsweise erfolgten Ausgliederung Utrechts, Gelderns und
Zütphens Kleve-Mark-Ravensberg, Jülich-Berg, die Hochstifte
Münster, Paderborn, Lüttich, Osnabrück, Minden und Verden, die Abteien Corvey,
Stablo und Malmédy, Werden, Kornelimünster, Essen, Thorn, Herford, die
Grafschaften und Herrschaften Nassau-Diez, Ostfriesland, Moers, Wied, Sayn,
Schaumburg, Oldenburg und Delmenhorst, Lippe, Bentheim, Steinfurt, Tecklenburg,
Hoya, Virneburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg, Pyrmont, Gronsfeld
(Gronsveld), Reckheim, Anholt, Winneburg, Holzappel, Witten, Blankenheim und
Gerolstein, Gemen, Gimborn-Neustadt, Wickrath, Millendonk (Myllendonk),
Reichenstein, Kerpen-Lommersum, Schleiden, Hallermunt sowie die Reichsstädte
Köln, Aachen und Dortmund. Kreisausschreibender Reichsstand (seit dem 17.
Jahrhundert Kreisdirektor) war zunächst der Herzog von Jülich, seit dem Anfang
des 17. Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das Amt nach dem
jülich-klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg teilen
musste. Im 18. Jahrhundert wurde der niederrheinisch-westfälische Reichskreis,
dessen wenige Kreistage in Köln stattgefunden hatten und dessen Kreisarchiv in
Düsseldorf lag, weitgehend handlungsunfähig. 1806 löste er sich auf.
L.: Gumpelzhaimer 145; Wolff 310; Casser, P., Der Niederrheinisch-westfälische
Reichskreis, 1934, (in) Der Raum Westfalen 2, 2; Hastenrath, W., Das Ende des
Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, 1949; Der Kulturraum Niederrhein,
1996.
Niedersächsischer Reichskreis. Der 1512 neben dem
obersächsischen Reichskreis gebildete N. umfasste das Gebiet zwischen Weser,
Harz und Elbe einschließlich Magdeburgs, Mecklenburgs und Holsteins.
Kreisausschreibende Fürsten waren seit 1522 der Erzbischof von Magdeburg und
der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, abwechselndes Direktorium seit 1648
Brandenburg und Schweden. Die wichtigsten Mitglieder des seit 1682/1702 im
Wesentlichen handlungsunfähigen Gebildes waren Erzstift Magdeburg (seit 1648
Brandenburg), Erzstift Bremen (seit 1715 Hannover), Lüneburg, Grubenhagen,
Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift
Halberstadt mit Grafschaft Regenstein (seit 1648 Brandenburg),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift
Schwerin (Mecklenburg-Schwerin), Holstein-Glückstadt (Dänemark),
Holstein-Gottorp (Gottorf) (Dänemark), Grafschaft Rantzau (Dänemark), Hochstift Hildesheim und die Reichsstädte Bremen,
Goslar, Hamburg, Lübeck, Mühlhausen und Nordhausen.
L.: Gumpelzhaimer 185; Wolff 426; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen
Reichskreises, Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 7 (1930).
Nimburg (Herrschaft). 1052 erscheint die N.
(Nuemburc) bei Emmendingen, nach der sich seit 1087/1094 Herren bzw. Grafen
nannten. 1200 verkauften sie die zugehörige Herrschaft an das Hochstift Straßburg. 1465 wurde N. von Baden-Durlach
erworben. Über Baden kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Stolz, W., Nimburg in seiner Vergangenheit und
Gegenwart, 1955.
Nomeny (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft N.
gehörte ursprünglich zum Hochstift Metz, wurde
von diesem aber zeitweilig an die Herzöge von Lothringen verpfändet und 1551 zu
Lehen gegeben. Später kaufte Lothringen N. 1613 starb die Linie Mercoeur aus
und vererbte N. an den Herzog von Lothringen. Frankreich verzichtete auf die
ursprünglich als Nachfolger von Metz geltend gemachten Rechte. Der Herzog von
Lothringen musste 1735 zugunsten Stanislaus Leszczynskis (gegen Toskana) auf
seine Länder verzichten, erhielt aber 1736 das Recht, unter dem Aufruf von N.
Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm noch verbliebenen
reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am Donnersberg) zu
führen und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes Reichsstand zu
bleiben. N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937.
Norital (Gau am Eisack in Südtirol) s. Brixen (Hochstift)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 64-66, III, 28,
29, Nurihtal, vallis Norica, Orital, s. a. Noricum.
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz).
Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen
Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs
(in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die
ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen
gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der
Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und
Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach,
Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV.
vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth
[Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit
der Mark Brandenburg 1417 gaben sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten
der Benennung Markgrafschaft Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in
Nürnberg zerstört, nachdem die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das
zwischen 1249 und 1265 gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach
Ansbach verlegt hatten. 1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer
Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen
Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine
politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des
Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia
burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.;
Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 228; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg,
die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an das Hochstift Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich
der Schöne auf die Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu
der sich um O. bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde
die Herrschaft an Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L.,
Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Obernberg (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). O.
am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt das Hochstift
Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut, 1407 die
Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über die zum bayerischen
Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an Österreich über. Von 1810 bis
1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals unter der Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen
freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.
Obernzell (Herrschaft). Die Herrschaft H.
(Obernzell) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. S.
Hafner-Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich
Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6.
Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die
wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die
Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die
Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels,
1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit
1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der
Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen
Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche Verwaltungseinheit.
Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289 das Land westlich der
Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg
1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die
Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg,
Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von
1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde
im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land
Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh
verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559
setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich
unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen
Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich
bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779
fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern
verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von
1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der
frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O.
bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des
Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917,
1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas von
Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.;
Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O.,
Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob
der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs,
1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H.,
1990.
Oberrheinischer Reichskreis. Der 1500 geschaffene O.
reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber durchsetzt mit Gebieten
Habsburgs (österreichischer Reichskreis) und der rheinischen Kurfürstentümer
(kurrheinischer Reichskreis). 1552 schieden die lothringischen Bistümer (Metz,
Toul, Verdun), in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die elsässischen
Gebiete (Reichsstädte) tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und das Hochstift Basel zählten sich nur bedingt zum Kreis. Im
Übrigen gehörten ihm unter dem Direktorat des Bischofs von Worms und der
Pfalzgrafen die Bischöfe von Worms, Speyer (mit Weißenburg), Straßburg und Basel,
die Äbte von Fulda und Prüm, der Johanniterorden (Johannitermeister) in
Heitersheim, der Propst von Odenheim, die Reichsstädte Worms, Speyer,
Friedberg, Frankfurt und Wetzlar, die Fürstentümer Pfalz-Simmern,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz und Pfalz-Zweibrücken, die Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt, die Markgrafschaft Nomeny, die Fürstentümer Nassau (Weilburg,
Usingen, Idstein, Saarbrücken, Ottweiler) und Solms (Braunfels, Lich, Laubach,
Hohensolms, Rödelheim), die Grafschaften Sponheim, Salm-Salm, Salm-Kyrburg,
Waldeck, Hanau (Münzenberg, Lichtenberg), Königstein, Oberisenburg (Isenburg)
(Birstein, Büdingen mit Wächtersbach, Marienborn, Meerholz, Offenbach),
Leiningen (Hardenburg [Hartenburg], Westerburg), Sayn-Wittgenstein (Berleburg,
[Homburg,] Wittgenstein), Falkenstein, Kriechingen und Wartenberg sowie die
Herrschaften Reipoltskirchen, Bretzenheim und Olbrück (Ollbrück) an. Die
Kreistage fanden in Frankfurt statt, das Archiv war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
Odernheim (Reichsstadt). O. (bzw. seit 1896
Gau-Odernheim [Gauodernheim]) bei Alzey kam im 9. Jahrhundert wohl vom
fränkischen König an das Hochstift Metz und 1282
durch Kauf vom Hochstift Metz an das Reich. 1286
erhielt es Stadtrecht. 1315 wurde es an das Erzstift Mainz, 1407 an die Pfalz
verpfändet und nicht wieder eingelöst, vielmehr 1579 nach Unruhen ganz der
Pfalz eingegliedert. 1816 fiel es an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Gredy, H., Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt
Odernheim, 2. A. 1954; Geschichte von Gauodernheim, zusammengest. v. Einsfeld,
C. u. a., 1957; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim,
Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 477.
Oettingen-Baldern (Grafen). Nach der Burg Baldern am
Westrand des Ries nannte sich seit 1153 eine Adelsfamilie. 1215 ging die Burg
durch Tausch vom Hochstift Regensburg an den Abt
von Ellwangen, der sie 1250 als Lehen an die Grafen Oettingen gab. Von 1602 bis
1798 war sie Sitz der Linie O. 1798 fiel sie an die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster bekannter
Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes in confinio
Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die Grafen
vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede (1124)
und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft
als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die Linie
Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen 1252
an das Hochstift Münster (Vechta),
1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von
Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den
Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land
(Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel
1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim
Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen
(1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser
hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein
drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen
und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften
Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte.
Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und
1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die
Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen
Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an
Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst,
Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als
Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O.
umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen
Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern. Durch
Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks
regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf),
das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an
(die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert
(bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die
Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen Fürstentum
Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das
Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die
Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine
Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409; Corpus
constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd. 1ff.
Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd. 1ff.
1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f. 1911ff.;
Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die territoriale
Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte der Stadt
Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in) Oldenburger
Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a. Emden-Oldenburg, hg.
v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische Landesgeschichte, 1953; Boy,
H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek, G., Oldenburger Land, 1956;
Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956; Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg,
(in) Niedersächsischer Städteatlas, hg. v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt
Oldenburg im 19. Jahrhundert, 1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg
während des Mittelalters, 1969; Hülle, W., Geschichte des höchsten
Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1974; Seeber, E., Die Oldenburger
Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen Selbstverwaltung in der Grafschaft
Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches Gemeindeverzeichnis für das
Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981; Parteien und Wahlen in
Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985; Koolman, E.,
Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des Landes
Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die Wirtschaft
des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., 1988;
Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland, 1989; Friedl, H.,
Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, 1992; Schmidt, H.,
Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt
durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp,
J., 2008.
Oldenburg in Holstein (Bistum) s. Lübeck (Hochstift)
L.: Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg
der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer
Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M.,
1991.
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine
Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift
Straßburg). König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der
Reichslandvogtei O. (1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen
Versuch, das entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund
30 Dörfer um Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am
Harmersbach, Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von
dort von 1351 bis 1405 an das Hochstift
Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg
(1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg
veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das
fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich
hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben
der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an
den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400
Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen
und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die
O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische
Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau,
LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
Orth (an der Donau) (Herrschaft). O. (865
Ortaha?) am Südrand des Marchfeldes war Mittelpunkt einer Herrschaft des Hochstifts Regensburg. 1377 zwang der Herzog von
Österreich die Grafen von Schaunberg, die um 1230 O. als Lehen Regensburgs
erlangt hatten, zur Aufsendung und zum Verkauf. Bis ins 18. Jahrhundert war die
Herrschaft ein landfremdes Lehen Habsburgs/Österreichs, das O. stets
weiterverpachtete oder weiterverpfändete.
L.: Willinger, H., Orth, ein Grenzlandschicksal, 1962.
Osnabrück (Hochstift,
Residenz). In O. an der Hase wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor
787 (780?, 785?) eine dem Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?)
ein der Erzdiözese Köln zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof
Wiho) gegründet, das zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems
bis zur Hunte und von Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg,
Ravensburg, Niederstift Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey
und Herford um den Zehnten (1068) und die hierfür erstellten
Urkundenfälschungen hervortrat. 1236 gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei
über das Kirchengut einschließlich der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg,
die seit etwa 1180 die Vogtei innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft
erlangten die Bischöfe vor allem im frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung
Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um
Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem größten Umfang um 1250
traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau, Vörden, Hunteburg,
Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der
südöstliche Teil der Diözese (Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die
Exklave Reckenberg). 1543 führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung
ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der
Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum
Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen
Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts
1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6
Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem
Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das Hochstift
mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde
aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln
unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu
Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O.
einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft
Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen,
das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen
auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt
wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff.,
Neudruck 1970; Osnabrücker Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück,
Bd. 1-15 1891ff.; Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd.
1ff. 1892ff.; Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt. Ver. Gesch. Osnabrück 21
(1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück, Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz,
J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär, M., Abriss einer
Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934; Rothert, H.,
Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.; Niedersachsen
um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938; König, J., Das
fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner territorialen
Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor Einführung der
Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau, 1951;
Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück, 1953;
Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790, hg. v.
Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und Bildern.
Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift
Osnabrück im 16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2
Teile, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977;
Heuvel, Chr. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung
und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift
Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A., Westfälischer Frieden und Altes
Reich. Zur reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit,
Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989;
Boeselager, J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990;
Fahlbusch, F., Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde
Regierungsart, 2001; Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436;
Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005.
Osnabrück (nahezu reichsunmittelbare Stadt) s. Osnabrück (Hochstift)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von
Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft
der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod
des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen
Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998
Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht
sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch
als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog
der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum
deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich
dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei
Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen
Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen
einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern
aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe
Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um
Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum
Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert
so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum
eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden
(Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekrieges erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig
entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen
Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der
Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines
erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867
nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die
(verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch
wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das
istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung
der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern
gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena.
1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw.
Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803
an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden.
1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und
Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann
der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und
Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich, wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
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(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs,
O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
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Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
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Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
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A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
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1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
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Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
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hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das
Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als
Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen Reichslasten
befreit. 1152 wurde es unter den Schutz des Papstes gestellt. 1299 wurde der
Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang aber im 15. Jahrhundert, nachdem 1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei erworben hatte. 1626
verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund eines Spruches des
Reichskammergerichts von 1624 auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch
verbliebenen Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat
angehörte, aber weder beim schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem
weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und
Anteilen an den Herrschaften Stein, Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen
oberer Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991;
Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur
Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a. 2001.
Padberg (Herrschaft). P. bei Brilon wird
erstmals 1030 anlässlich der Übertragung eines heimgefallenen Gutes vom Reich
an das Hochstift Paderborn genannt. Es kam von dort
an die Erponen. Nach 1120 entstand um P. eine eigene Herrschaft, die durch Kauf
an das Erzstift Köln gelangte. 1414 musste der größte Teil der Herrschaft an
Waldeck gegeben werden. Über Preußen fiel P. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Bockshammer, H., Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft
Waldeck, 1958; Padberg im Wandel der Zeiten, bearb. v. Schmidt, H., 1963;
Padberg, C., Ein Jahrtausend Padberg. Ein Beitrag zur Geschichte des
kurkölnischen Sauerlandes, 1979.
Paderborn (Hochstift,
Fürststift, Residenz). An den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge
befand sich (neben Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht
des westlichen Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine
sächsische Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit
777 Ort mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich
Würzburger Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und
Papst Leo III. 799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das
Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof
Meinwerk (1009-1036) gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von
der Diemel bis zur Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete
von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die
Welfen und die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14.
Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg
(1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um
Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P.
(Büren, Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum
durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604
rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende
Universität in P. 1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier,
G., Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt,
H. u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6
1993, 1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F.
u. a., Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt,
H. u. a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J.,
Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Papenburg (Herrschaft). 1379 wird P. östlich der
Ems als Grenzburg des Hochstifts Münster
erstmals erwähnt. 1638 entstand hier eine bedeutende Fehnkolonie. Am Ende des
18. Jahrhunderts bildete P. eine kleine Herrschaft (freie Herrlichkeit) der
Drosten von Velen. Über Hannover und Preußen (1866) kam P. 1946 an
Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Geppert, A., Die Stadt am
Kanal, 1955.
Partenkirchen-Mittenwald (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Partenkirchen am Fuß des Wettersteingebirges geht auf die römische
Straßenstation Parthanum zurück. 1294 kam es von den Grafen von Eschenlohe an
das Hochstift Freising. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte es mit Mittenwald als Reichsgrafschaft mit der Grafschaft
Werdenfels zum bayerischen Reichskreis und fiel 1802/1803 an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 7.
Passau (Hochstift,
Residenz). Nach einer keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau,
Inn und Ilz errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130
n. Chr. erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie
ein zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9.
Bataverkohorte. 453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster.
Im 7. Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein
Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der
Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874
bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert,
doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und
Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es
Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte
in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010
Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene königliche
Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit
dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten
nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die Bürger vergeblich
gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung der Bistümer Wien
(1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783)
und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich bestimmte Bistum
P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien die
Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am
Inn erwerben und die in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an
Kaiser Friedrich III. veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem
gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften
Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid,
Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser
Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer.
1803 kam das dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift
mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn
gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an Ferdinand von
Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde 1817/1821 unter
veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts
Passau, 1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald,
J., Das alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums
Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau
im Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R.,
Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die
altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das
Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der
Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer
Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift
Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik
des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Passau (Stadt). Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert
(1298, 1367, 1394) versuchte die Stadt P. vergeblich, die Herrschaft des
Bischofs abzuschütteln und Reichsfreiheit zu erlangen. S. Passau (Hochstift).
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, 1862, Neudruck 1983; Schneider,
R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944;
Schäffer, G., Passau, 1986; Hartmann, P., Die Beziehungen der Stadt Passau zum
Fürstbischof von 1298-1535, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Passau in der
Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt
Passau, hg. v. Boshof, E. u. a., 1999.
Persen (Herrschaft). Die Herrschaft P. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift
Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Pfäfers (Kloster, Residenz), lat. Fabaria. Das
Kloster P. am Kunkelpass bei Ragaz bzw. am Ausgang des Taminatals ins Rheintal
wurde im 8. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet. Die freie Reichsabtei
(861 Immunität) kam 905 an das Hochstift
Konstanz, 909 an Sankt Gallen, 920 an Chur und wurde 950 wieder unabhängig.
1408 erhielt P. vom König die freie Abtswahl. 1483 erlangten die sieben alten
Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz die Grafschaft Sargans und damit die
Schirmherrschaft über die Abtei und ihr Gebiet. 1521 erscheint P., in dem
umfangreiche Fälschungen angefertigt werden, in der Reichsmatrikel. Bis zum
Ende des 18. Jh.s huldigte der Abt dem Reich und ließ sich seine Privilegien
bestätigen. 1798 verzichtete es auf seine Herrschaftsrechte, wurde 1803 zum
neuen Kanton Sankt Gallen geschlagen und 1838 aufgehoben.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910;
Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, Diss. jur. Bern
1918; Perret, F., Aus der Frühzeit der Abtei Pfäfers, 1958; Vogler, W., Das
Ringen um die Reform und Restauration der Fürstabtei Pfävers 1549-1637, 1972;
Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1985;
Vogler, W., Pfäfers, LexMA 6 1993, 1992; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 680, 1, 2, 445;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
316; Hüeblin, J., Archiv und Fälscherwerkstatt - Das Kloster Pfäfers, 2010.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekrieges wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet.
1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem
Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern
gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von
Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere
Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und
Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber
schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des
jülich-klevischen Erbfolgestreites infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614)
mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete
die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der
sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August
und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde
P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt:
der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite
Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der
dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft
Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag
zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die
Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf,
Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter
Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen
[Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht
Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an
der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der
Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war seit
1150 Mittelpunkt der Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz
vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von Hessen zu
Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen. 1816 kam sie an
Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete,
bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Pöchlarn (Herrschaft). Um 15 v. Chr. legten die
Römer an der Einmündung der Erlauf in die Donau einen Hafen sowie ein Lager an.
832 gab König Ludwig der Deutsche das Gebiet (antiquitus Herilungoburc) an das Hochstift Regensburg. Um 920 hatte dort ein
bayerischer Grenzgraf im Dienste der Ungarn seinen Sitz (Rüdiger von
Bichelaren), doch kam das Gut nach 955 an Regensburg zurück. 1803 wurde P. in
Österreich säkularisiert. S. Regensburg (Hochstift).
L.: Wolff 26, 142; Eheim, F., Heimatbuch der Stadt Pöchlarn, 1967.
Pomesanien (Hochstift).
Das ursprünglich slawisch, zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch
besiedelte Gebiet zwischen Nogat, Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee
wurde zwischen 1233 und 1236 vom Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge
einer Verfügung Papst Innozenz’ IV. P. als eines der vier Bistümer des
Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche Herrschaftsgebiet umfasste seit
1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel fielen an den Deutschen Orden),
zu der die alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien sowie das Marienburger
Werder zählten. Bei der Aufteilung des Landes 1250 wählte der Bischof das
Gebiet um Marienwerder. 1255 wurde P. dem Erzbistum Riga unterstellt. 1410
huldigte der Bischof dem König von Polen. 1466 fiel Marienburg an Polen, doch
blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im Ordensbereich. Der letzte katholische
Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg als Herzog, trat zum Luthertum über
und verzichtete 1527 auf die weltliche Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen die Ämter
Marienwerder und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg (Schöneberg)
gebildet. Nach 1587 wurde als Ersatz für den Bischof ein Konsistorium zu
Saalfeld (Salfeld) eingesetzt, das 1751 zugunsten des Konsistoriums zu
Königsberg aufgehoben wurde. Die kirchliche Aufsicht und später auch den Titel
des Bischofs von P. nahm bis 1821 der katholische Bischof von Culm wahr. S.
Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der
Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern
nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem
Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe
hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin
(Kammin) von Wolgast getrennt blieb. 1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise
an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in Stargard
östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen
Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur
Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P.
zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
Prag (Hochstift,
Erzstift, Residenz). Die zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche
Fundstellen aufweisende Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9.
Jahrhundert aus vierzig Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad.
Wohl vor 890 wurde in einer zunächst hölzernen Burg ein Sitz der
Přemysliden (Przemysliden) eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das
von Regensburg aus christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof
Dietmar). Die Bischöfe waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198
Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen.
König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben
(Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt
der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste deutsche
Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten. Das
Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem ersten
Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen Güter
des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem zweiten
Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg einleitete.
1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von
Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen,
die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die
Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten,
Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I.
von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw.
Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich
II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden
pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft
des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein
Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet,
ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht
von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der
Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das
Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm
an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das
verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem
König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des
Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König
Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen
mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten
Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das
erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in
Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im
Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen
mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544
die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und
unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das
Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in
Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens
befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die
1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst
Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle
gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg
unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die
Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen
und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England
ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder
übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekrieges als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff
genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter,
naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des
Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf
die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und
Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem
durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte
Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts
einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck],
Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinnes aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstandt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern,
Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen
trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von
Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als
Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen
Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den
Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle
preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien
zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und
Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938
Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier
Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25.
2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen,
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die
Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
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Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
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deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 51ff., 75ff.
Pustertal (Grafschaft). Die Grafschaft im etwa 100
Kilometer langen Tal von Rienz und oberer Drau zwischen Hohen Tauern und
Südtiroler Dolomiten bzw. Karnischen Alpen gehörte zeitweise zum Hochstift Brixen, kam aber schon früh an die Grafen
von Tirol. 1919 fiel es im westlichen Teil an Italien (Südtirol).
L.: Wolff 37; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17
Pustruzza; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 23, 64ff. Pustertal; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht
auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser
Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit
zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477
die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft
erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein
evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die
Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das
Fürstentum Q., dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der
Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2
Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810
aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz
Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S.,
Quedlinburg, 10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg
im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A.
1954; Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer,
K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg
bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das
städtebauliche Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K.,
Quedlinburg, LexMA 7 1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720,
1, 2, 469; Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v.
Bley, C., 2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014.
Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich.
Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre.
Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut
der Salier an das Hochstift Basel erstmals
erwähnten Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von
Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren
von R., die 1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen
und Güter in weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R.
gehörten der Familie die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen
von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar.
1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die
zwischen Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der
habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an
Frankreich und gehörte danach einem deutschen Reichsstand unter Oberhoheit
Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam
die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um
Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an
Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern.
1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig
1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan,
B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre
1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des
Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von
1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von
Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert und
(1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen
Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom
erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es
reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam
nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks
an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum
Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe
ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg zwischen Ratzeburger
See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die Dominsel in R. und
verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum lutherisch. Der letzte
Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554 an herrschten
Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde
es säkularisiert und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes
Fürstentum R. 1653 an Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz,
jedoch ohne Anteil an der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8
Quadratmeilen große, durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen
Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen
Landtag, der aber erst nach einer Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1.
10. 1937 kam der Domhof R. (Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur
Stadt R. (Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover,
Schlewig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg
setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der
Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie
hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100
(1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland
(Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083),
Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um
Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im
Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung.
Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309
wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des
Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft
(um Bielefeld und Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die
zugleich Erbin der Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um
das zunächst lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und
Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg
(jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719
wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg
erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen
umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise
unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung
der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger
Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die
Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss.
phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen
von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg
41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff.
1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962);
Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v.
Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7
1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer
Übersicht).
Reckheim, Reckum (Herrschaft, Grafschaft). Die
westlich der Maas und nördlich von Maastricht gelegene Herrschaft R. im Hochstift Lüttich stand zunächst der Familie Quadt zu.
1556 kam sie an Hermann von Linden und danach erbweise an die Grafen von Aspremont/Aspermont.
1623 wurde die aus drei Kirchdörfern bestehende Herrschaft Grafschaft und
zählte zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der am Ende des 18.
Jahrhunderts erfolgten Besetzung durch Frankreich kam die 1,5 Quadratmeilen
große, 1300 Einwohner umfassende Grafschaft 1815 an die Niederlande. 1830/1839
fiel sie an die Provinz Limburg in Belgien.
L.: Wolff 360; Zeumer 554 II b 63, 17; Wallner 704 WestfälRK 43.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in
Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788
fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den
König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König.
Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden
Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es
bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem
1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der
Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen
der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von König Philipp von
Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so dass es im
Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte, die dem
Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten.
1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert
sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche
Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern
(Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine kaiserliche
Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber
wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des
immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs
Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des
Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an.
1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift
sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 417ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik, Bd. 1ff.
1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
WandeL.: Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die
Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt
Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden
Reichsstadt R., Hochstift R. und die
Reichsstifte Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster in R. unter
Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt, wobei auch
der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805
Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum an Bayern und
Dalberg erhielt die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und das Fürstentum
Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f.
bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966;
Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift,
Residenz). Vermutlich war das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab)
in die Donau errichtete römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines
Bischofs, der zur Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8.
Jahrhunderts ließ sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram,
Rupert u. a.). Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese
Salzburg zugeordnet wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das
Egerland bis Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag
972/973 Böhmen verlor. Das Hochstift R., dessen
810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis
1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der kleinsten Bayerns. In der
Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor allem die
reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern
verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau
(1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn
(seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die
teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift
hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis.
1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der
Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram,
Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum
Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen.
1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon eingeführt worden war, an Bayern.
Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese
München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg
und des Klosters St. Emmeram, 1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums
Regensburg, 1966; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f.
1989; Ratisbona sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach,
P., 1989; Schmidt, A., Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird
erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I.
reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar
(Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz
des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach
1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im bayerischen
Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene
reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram
und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an Bayern. 1821 wurde
es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift
Regensburg. und den Reichsstiften Sankt Emmeram und Niedermünster zum
Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte
des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder-
und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719,
1, 2, 428.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war.
972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen.
Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295
wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme
der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser
die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die
Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne
Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der
Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg
und den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum
Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts
Regensburg und des Klosters S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar von
Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift
Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum Halberstadt
zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945 eine Exklave
Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs. 1945 kam es in
Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230
war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts Bamberg in den Händen der Herren von
Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R. mit
Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug der Bischof von Würzburg Johann
Philipp von Schönborn seinem Bruder die Herrschaft. 1678 wurde die Familie in
den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das fränkische Reichsgrafenkollegium
aufgenommen. 1806 fiel die 0,7 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis
zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reichenau (königliches Kloster, Residenz). Um 724
stiftete der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen
Sintloozesau genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die
bald wegen ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe König Karls des
Großen gelang es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des Bischofs von
Konstanz zu lösen. 981 hatte das Kloster, das unter den Äbten Hatto (806-822),
Walahfrid Strabo (839-848) und Berno (1008-1049) eines der kulturellen Zentren
des Reiches (mit insgesamt 4000 Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60
gepanzerten Reitern höhere Leistungen zu erbringen als der Bischof von
Konstanz. 1123 sind die Welfen als Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer,
die beträchtliche Teile der im 13. Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten. Die
Gewinnung eines weltlichen Herrschaftsgebiets gelang der gefürsteten Abtei
nicht. 1535/1540 verzichtete der letzte Abt zugunsten des Hochstifts Konstanz auf seine Würde, die Abtei wurde
dem Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757
aufgehoben, 1803 mit Konstanz säkularisiert und Baden einverleibt. 1951/1952
gelangte R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K.,
Die Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die Kultur der Abtei Reichenau, hg.
v. Beyerle, K., Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg. v. Holder, A.,
Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau, hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche
am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W.,
Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994,
612f.; Richter, M., Neues zu den Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144
(1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 683, 1, 2, 476; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Reims (Hochstift, Erzstift) s. Remigiusland
Rettenberg (Herrschaft). Nach der Burg R. im
Oberallgäu nannten sich seit 1130 edelfreie Herren von R., die um 1290 die
Besiedlung des Walsertales und des Tannberges unternahmen. 1348 starben sie im
Mannesstamme aus. 1350 teilten die beiden Erbtöchter. 1351 wurde die dabei an
Waldburg gelangte obere Mark mit Burgberg an die Herren von Heimenhofen und die
an die Starkenberg gelangte untere Mark um R. an das Hochstift
Augsburg verkauft.
L.: Herrmann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984, 72ff.
Rheina-Wolbeck (Fürstentum). An der Furt einer wichtigen
Straße über die Ems wird erstmals 838 ein Königshof genannt, zu dem eine dem
heiligen Dionysius (von Paris) geweihte Pfarrkirche gehörte. Seit dem 13.
Jahrhundert kam Rheine an das Hochstift Münster.
1327 wurde es zur Stadt erhoben. 1463 wurde in der Nähe ein Kloster gegründet.
1803 wurde das aufgegebene Kloster Residenz des aus zwei Ämtern des ehemaligen Hochstifts Münster für den Herzog Wilhelm Joseph von
Looz-Corswarem gebildeten Fürstentums R. Dieses bestand aus einem 80 Kilometer
langen, 10 bis 15 Kilometer breiten Streifen längs der Ems (zwischen Münster
und Lingen) und kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 in
seinem südlichen Teil an Preußen (Provinz Westfalen), in seinem nördlichen Teil
an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen. 1946 fiel das Gebiet mit
Rheine bis auf einen kleinen Teil im Norden an Nordrhein-Westfalen.
L.: Führer, A., Geschichte der Stadt Rheine, 1927; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Riedenburg (Herrschaft), Riedernburg. Die
Herrschaft R. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Riedernburg, Riedenburg (Herrschaft). Die Herrschaft
R. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift
Passau zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete
Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint erstmals 1179
(Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie der Burggrafen von
Mainz einheiratenden Grafen von (Loon oder) Looz aus Brabant bzw.
Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des 12. Jahrhunderts) und
Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern zusammengesetzten Grafschaft
R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach Lohr verlegt wurde.
1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´. Nach dem Aussterben der zum Kanton Odenwald
der fränkischen Ritterschaft zählenden Grafen 1559 fielen die Lehen an das Hochstift Würzburg (die Ämter Rothenfels, Schönrain,
Aura im Sinngrunde), die Pfalz (das Amt Wildenstein) und zum größten Teil an
das Erzstift Mainz heim. Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg und Stadt R. an die
böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau (Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806
Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im
fränkischen Reichskreis hatten. Nach der Mediatisierung (1806) fiel das 12
Quadratmeilen große R. zunächst an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und
1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197;
Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3,1 3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und
Territorienbildung, 1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000.
Rixingen, Rikingen, Rützingen (Herrschaft). Die
Herrschaft R. (Réchicourt-le-Château) war ein Lehen des Hochstifts Metz, das ursprünglich den Grafen von Leiningen und seit
1669 durch Kauf den Grafen von Ahlefeld gehörte.
L.: Wolff 301.
Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht.
Rosenegg (Herrschaft). Die Burg R. bei Konstanz
wurde von den seit der Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbaren Freiherren von
R. erbaut. Nach ihrem Aussterben 1480 kam die zugehörige Herrschaft mit
Rielasingen an die verschwägerten Grafen von Lupfen, 1583 an die Freiherren von
Mörsberg-Belfort, 1608 an Württemberg, 1610 an das Hochstift
Konstanz, 1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 71; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 141; Schneider, E., Die
Flurnamen der Gemarkung Rielasingen mit Arlen, 1963; Götz, F., Untersee und
Hochrhein, 1971.
Rötheln (Herrschaft), Rötteln. Die Herrschaft R.
südwestlich Schaffhausens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Rötteln (Herrschaft, Rötheln). Die Herrschaft R.
südwestlich Schaffhausens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem Saarübergang
beginnenden Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5. Jahrhundert. 999
wurde die Burg S. anlässlich der Übertragung durch Kaiser Otto III. an das Hochstift Metz erstmals erwähnt. Sie war seit dem 12.
Jahrhundert Sitz der mit ihr durch die Bischöfe von Metz belehnten, 1080
anlässlich des Empfanges des Königshofs Wadgassen erstmals genannten Grafen
(Graf Sigibert im Saargau). Sie nannten sich, nachdem 1120 die Güter im Elsass
von den Gütern an Saar und Rhein getrennt worden waren, seit 1123 nach S. Sie
waren mit den Staufern verschwägert, hatten zeitweise die Vogtei über das Hochstift Worms inne und waren vor allem zu beiden
Seiten der Saar sowie im Elsass begütert. 1180/1190 wurden die Güter an Saar
und Rhein auf die Linien S. und Zweibrücken verteilt. Von der Linie S. spaltete
sich 1214 Leiningen ab, von Zweibrücken (1385/1394 an die Pfalzgrafen) 1297 die
Linie Bitsch (1570 an Lothringen). Die dadurch auf Güter um S. beschränkten
Grafen von S. starben 1274 aus und wurden infolge Verheiratung Mathildes von S.
mit Simon von Commercy von den Grafen von Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei
deren Aussterben fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge 1381 an die
walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau, welche die Güter an
Saar und Blies mit den nassauischen Gütern an Lahn und Main verband. 1442 wurde
in eine linksrheinische Linie (Nassau-Saarbrücken) und eine rechtsrheinische
Linie (Neue Linie Nassau-Weilburg) geteilt. 1527 erbte Nassau-Saarbrücken die
Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr von den Grafen von
Moers-Saarwerden. 1574 zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden als wegen
Einführung der Reformation (1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso gingen die
Lehen des Hochstifts Metz verloren. Von 1574 an
war die seit 1442 abgeteilte Grafschaft wieder mit Nassau-Weilburg vereinigt.
Danach kam sie an die Linie Ottweiler (Nassau-Ottweiler). 1629 wurde erneut
geteilt. Nach vorübergehender Besetzung von 1681 bis 1697 und
Grenzbereinigungen von 1766 kam S. 1793/1801 an Frankreich, 1815/1816 zu
Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet sowie 1957 zum
Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im
12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957); Festschrift zur 650jährigen
Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann, hg. v. Herrmann,
H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des Saarlands, Bd. 2 1977;
Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7
1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860, 1999; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 535.
Saarburg (Reichsstadt), frz. Sarrebourg. Das als
Kaufmanns-Saarbruck in der Reichsmatrikel von 1521 erwähnte S. löste sich vom Hochstift Metz und kam über Lothringen 1661 an
Frankreich.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 305; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 538.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und
Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg,
Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht
zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard
von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln
zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der
Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um
Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende
Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien
Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg
erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem
Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und
Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die
in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen
(Haus Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten.
Damit wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz,
Thüringen) übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als
Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423
wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft
Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und
Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die
Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und
damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg
1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten
vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich
entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung
in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr
rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und
Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen,
Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die
Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum
Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum
Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft
Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und
über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift
Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig
die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und
förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich
der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach)
und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der
Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg
übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg
gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in
Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer
(Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg
und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine
Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem
Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie
1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der
Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten
(Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und
Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück
<Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft
Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten
Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin],
Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und
Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz
(Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der
erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz
Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der
Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944
bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch
mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den
Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in
Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg
und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der
Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten,
das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945
bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis
3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt
wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen
(Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau,
Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau,
Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna,
Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch
von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v.
Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J.,
Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18.
Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a.,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004;
Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006;
Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006;
Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr
und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K.,
2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine
Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und
Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen (Provinz). S. ist die am 1. 4. 1816 aus
unterschiedlichen Gebieten gebildete Provinz Preußens. Sie bestand
hauptsächlich aus 1815 wiedererlangten Gebieten Preußens (Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt), aus von Sachsen abgetretenen Gebieten (Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Hochstift Merseburg, Hochstift Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis mit
Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen) und aus den
schwarzburgischen Ämtern Heringen und Kelbra. 1945 wurde sie erweitert und 1946
in die Provinz Sachsen-Anhalt überführt.
L.: Jacobs, E., Geschichte der in der Provinz Sachsen vereinigten Gebiete,
1883; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, 1919; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51.
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die
Markgrafen von Brandenburg, die Herrschaft Coburg, die Grafen von
Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es
1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von
Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses
Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an
Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung
nach Ernst dem Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem Bestand
Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und
die Klosterämter Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt
Behrungen [, 1714]), das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber
1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands musste 1769 die
kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher
Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten
der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und
Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954.
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf
Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem
Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das Stift
Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an
das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12.
Jahrhunderts gründeten die Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam
1434 als Pfand, 1542 als Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach
deren Aussterben (1583) fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660
der ernestinischen Linie (Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen
Residenz des aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu
ihm gehörten Meiningen und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen
Teile Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen
und das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild)
hinzu. Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807
trat das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund,
1815 dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829
verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie
Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in
die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem
von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von
Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen.
S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es
umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918
dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat ging am
1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder
begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Merseburg (Herzogtum). Ab 1545/1561 brachte das
Haus Wettin (Sachsen) als Administrator das Gebiet des Hochstifts
Merseburg in seine Gewalt und gründete unter Christian I. die von 1657 bis 1731
bestehende Nebenlinie S.
L.: Wolff 380; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1ff. 1962.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im Unterelsass
sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen
und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie
Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des
letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem
Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in mehrere Linien
(1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß], Raitz [in
Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand
aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an Frankreich
das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim,
das 1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere
Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun
(bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und
erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden
(Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria
Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene
Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum Arches-Charleville (die
Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm
erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel eines Fürsten
von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die niederländischen Fürstentümer Horn
(Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse (Overisque) (in Limburg). Die zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden katholischen Linien Salm-Salm und
Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an
Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts
Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt diees Füstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher
zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann
Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806
souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an Preußen. Die jüngere lutherische
Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) erhielt 1802 die
ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und nannte sich seitdem Salm-Horstmar.
Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von
Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten). S. ist ein (dem
Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der 1165 entstandenen
Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
1742 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. 1763 gewannen die Fürsten die
Fürstentümer Horn (Hornes) westlich Roermonds und Overijse (Overisque) in
Limburg in den Niederlanden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2.
1803 erhielt der Fürst als Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich je ein Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als Fürstentum mit der Residenz
Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum). 1803 wurde für die Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von Salm-Reiferscheid. zur
Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich (neben einer Geldrente
aus Amorbach) aus Gütern des Erzstifts Mainz und des Hochstifts
Würzburg (Krautheim, Grünsfeld, Gerlachsheim) das Fürstentum S. mit Sitz in
Krautheim an der Jagst gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schandal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salm-Salm (Grafen). S. ist ein dem Geschlecht der
Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) entstammender Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Die Fürsten von S. folgten der
1738 erloschenen Hauptlinie der Fürsten von Salm. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Güter an Frankreich je
zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts
Münster als Fürstentum mit der Residenz in Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und
Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, Nancy 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die
salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und
Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets
um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der
Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam
die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint
erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in
Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in
Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden. Die um 1520
eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung
(Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete
Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende Universität. 1750
wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg bis 1648
bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des zum
bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen
(oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf.
Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen,
Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann
(Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels),
Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche
Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen),
Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im
Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann
im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem
gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der
Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die
Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch
(Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg
(Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der
Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen,
der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie
einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw.
13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden,
Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit
Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816
ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die
Suffraganbistümer wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825
Trient neu an das Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924
verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten
österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885
(MIÖG Ergbd. 1); Zillner, F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.;
Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.;
Arnold, C., Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei
den Glaubensgenossen, 1900; Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im
Lande Salzburg, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, (in) Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H.,
Geschichte Salzburgs Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe
von Salzburg 1247-1343, Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in
Steiermark, Bd. 1f. 1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im
Kartenblatt, hg. v. Lendl, E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter,
E./Mell, A., Salzburg, Hermann, K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der
Lungau. Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen
der Stadt Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte
von Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch,
H./Spatzenberger, H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und
Konstanz der spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in)
Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988;
Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg.
v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch,
H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997;
Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg.
v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a.,
1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte
des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v.
Wolfram, H., 2006.
Salzburg (Ganerbschaft). Die Burg S. östlich Bad
Neustadts ist erstmals 1161 bezeugt. Sie war von Lehnsleuten des Hochstifts Würzburg besetzt, die eine Ganerbschaft
bildeten. Unter ihnen hatten die Voite von S. als Vögte der S. und des
Salzforstes die größte Bedeutung. S. Voit von Salzburg, Vogt von und zu
Salzburg.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung, 747/748
Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und
erhob es unter Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde
eine der wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem
sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468
durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei
in den Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411
errangen die Untertanen in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der
Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz.
1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft
in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524
eindringenden Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und
Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit
säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde
das Stift, dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen
Mooweiler (Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in Oberschwaben, über die das Kloster 1699
den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803 als Entschädigung für Tarasp an den
Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805 wurde das Kloster vom großen Rat
(Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand
aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen
Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft
von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft von Zürich,
Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483 sowie von Bern
seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von Glarus seit 1517), Sax
(Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft von
Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie von
Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt Rapperswil,
die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz, Unterwalden und
Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli
vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
Saterland (Land). Das von Hochmooren umgebene S.
südwestlich von Oldenburg war anfangs wohl von Westfalen besiedelt und stand
unter der lockeren Herrschaft der Grafen von Tecklenburg. Seit dem 11. Jahrhundert
bildete sich unter dem Einfluss zusiedelnder Friesen ein unter Berufung auf
Karl den Großen zur Selbständigkeit strebendes Land. Nach dem Zusammenbruch der
Oberherrschaft Tecklenburgs kam das S. 1400 an das Hochstift
Münster, 1803 an Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Sello, G., Saterlands ältere Geschichte und Verfassung, 1896; Bröring, J.,
Das Saterland, Bd. 1f. 1897ff.; Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg, Bd. 1
1913; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 23,
Sagelteraland, ‚Saterland‘.
Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen
entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050
von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster
Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und
seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte
der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit.
Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an
Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre
1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als
zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die
Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten
Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau.
1529 wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine
Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten hatte,
säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die
Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die Hochgerichtsbarkeit
über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der Helvetischen Republik,
1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton),
Schaffhausen (Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen
1400-1550, 2006.
Scheyern (Kloster). Nach der Burg S. im Hügelland
der Ilm nannten sich seit 1079 Grafen von S., die in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts die Vogtei über das Hochstift
Freising erhielten. Seit 1115 gab die Burg Wittelsbach ihnen den Namen.
1119/1123 wurde S. Benediktinerkloster. Dieses wurde 1803 aufgehoben, 1838 aber
wiederhergestellt.
L.: Hartig, M., Scheyern, 1939; Stephan, M., Die Traditionen des Klosters
Scheyern, 1986; Stephan, M., Die Urkunden und die ältesten Urbare des Klosters
Scheyern, 1988; Reichhold, A., Das Kloster Scheyern als Grundherr, (in) Studien
und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 247;
Störmer, W., Scheyern, LexMA 7 1995, 1452.
Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge). S. war eine nach der
Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete
Linie der Herzöge von Schleswig-Holstein, die dadurch entstand, dass seit 1586
die nunmehr weltlichen Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorp
(Gottorf) kamen. 1773 wurde das Hochstift mit
dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert und Oldenburg zugeteilt.
1937 kam der oldenburgische Landesteil Eutin/Lübeck an die Provinz
Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901;
Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958.
Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum),
(Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein
auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte
Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und 1544/1581 Schleswig und Holstein
zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog von Gottorp (Gottorf) in bunter
Gemengelage geteilt worden waren, bildete der herzogliche Anteil das Herzogtum
S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721 verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf)
nur noch der holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp
(Gottorf). 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), von denen 1767
Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestieg, ihre
Herrschaft in Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche
Linie der Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift
Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste
das Gebiet des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70
Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1.
Schlüchtern (Kloster, Grafschaft). Vermutlich im
frühen 9. Jahrhundert wurde in S. (993 Sluohderin) an der oberen Kinzig ein
wohl mit Fulda verbundenes Kloster gegründet. 993 ließ sich das Hochstift Würzburg von König Otto III. Ansprüche auf
S. bestätigen. Würzburgs Einfluss wurde seit dem 12. Jahrhundert durch die
Vogtei der Herren von Grumbach zurückgedrängt. 1243 kam die nördliche Hälfte
des Vogteigebiets an die Herren von Trimberg, die südliche Hälfte an die Herren
von Steckelberg, 1307 an die Grafen von Rieneck-Rothenfels. 1316 erlangten die
Herren bzw. Grafen von Hanau die südliche und 1371 auch die nördliche Hälfte
(Grafschaft S.). 1656 verzichtete Würzburg auf seine Rechte, nachdem das
Kloster 1539 zur Reformation übergeführt worden war. 1609 wurde die
Klosterverfassung aufgehoben. Über Hanau kam S. an Hessen-Kassel, Preußen
(1866) und Hessen (1945).
L.: Wolff 270; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Schiele, F., Die
Reformation des Klosters Schlüchtern, 1907; Zimmermann, E., Hanau, Stadt und
Land, 2. A. 1917; Nistahl, M., Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern
im Mittelalter, 1986; Müller, H., Geschichte und Geschichten aus Schlüchtern,
1994.
Schmalkalden (Herrschaft). S. (Smalacalta) an der
Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der Übertragung an das Kloster
Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum Hochstift
Würzburg, um 1100 den ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247 fiel es bei
deren Aussterben in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg
(Henneberg-Schmalkalden)und von dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die
Markgrafen von Brandenburg. 1353 gelangte es infolge einer Heirat über eine
hennebergische Erbtochter an die Burggrafen von Nürnberg, wurde aber 1360 von
Elisabeth von Henneberg und dem Landgrafen von Hessen je zur Hälfte
zurückgekauft. 1544 wurde die Reformation in der in real nicht geteiltem
Gesamteigentum stehenden Herrschaft eingeführt. 1583/1619 fiel beim Aussterben
der Grafen von Henneberg auf Grund eines Erbvertrages die zweite Hälfte gegen den
Widerstand wettinischer Miterben an Hessen-Kassel. Von 1627 bis 1648 gehörte S.
zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es mit Hessen-Kassel (Kurhessen)Teil Preußens
(1867 Regierungsbezirk Kassel). Am 1. 4. 1944 wurde es zum 1. 7. 1944 dem
Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und mit diesem dem Reichsstatthalter in
Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945 kam es zu Thüringen
und damit zur sowjetischen Besatzungszone. Am 25. 7. 1952 ging Thüringen in der
1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3.
10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden,
1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H., Schmalkalden.
Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K., Schmalkalden, LexMA 7
1995, 1501.
Schönegg (Herrschaft). Die Herrschaft S. an der
Günz wurde um 1290 vom Hochstift Augsburg
erworben und kam mit diesem an Bayern.
L.: Wolff 156; Hölzle, Beiwort 69.
Schott von Schottenstein (Freiherren,
Reichsritter). Nach der Burg Schottenstein bei Staffelstein nannten sich die S.
(Stein an der Itz). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten sie zum Kanton
Baunach im Ritterkreis Franken. Früh gehörten sie auch dem Kanton Rhön-Werra
sowie vielleicht dem Kanton Gebirg an. Außerdem waren sie mit dem 1787 von den
Hopffer (Hopfer) erworbenen Bläsiberg (Blasiberg) Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Schottenstein selbst war nach der Zerstörung der Burg
durch Bamberg und Würzburg Ganerbendorf der Greiffenclau zu Vollrads
(Greiffenclau), Lichtenstein, Hendrich und des Hochstifts
Würzburg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 65; Riedenauer
127; Rahrbach 222.
Schuttern (Reichsabtei). Das Benediktinerkloster
S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817 wurde es unter den 14
reichsten Reichsabteien genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der
freien Wahl des Abtes. 1009 kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren zunächst die Herzöge
von Zähringen, dann die Herren von Tiersburg bzw. Diersburg (1235), die Herren
von Geroldseck (1377), welche die Stadt S. errichteten, sowie die Pfalzgrafen
bei Rhein (1486/1495). 1805 fiel das in die Reichsmatrikel von 1521
aufgenommene, in der Ortenau, im Breisgau, im Elsass, in Schwaben und in
Lothringen begüterte Kloster an Baden, das es am 31. 8. 1806 aufhob. Mit Baden
kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915;
Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f.
Schwabegg, Schwabeck (Herrschaft). Nach S.
südwestlich Augsburgs nannten sich Herren von S., deren Herrschaft nach ihrem
Aussterben 1167 an die Staufer und 1268 an Bayern kam. Seit 1375 war sie an
verschiedene Herren verpfändet. 1666 wurde sie von Bayern zurückerworben und
Herzog Maximilian Philipp überlassen. Dieser ließ sich die Grafschaftsrechte
als Reichslehen bestätigen. Nach seinem Tod 1705 wurde S. als erledigtes
Reichslehen eingezogen und dem Hochstift
Augsburg übertragen, kam aber 1714 an Bayern (Pfleggericht Türkheim) zurück.
1778/1779 entzog es der Kaiser Bayern kurzzeitig. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften Mindelheim und S. dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Ruf, H., Die Herrschaft Schwabegg,
(in) Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968.
Schwalenberg (Grafen, Grafschaft). Nach der von
Oldenburg an die obere Weser verlegten, 1225 zuerst genannten Burg S. nannte
sich seit 1127 ein seit 1101 fassbares Adelsgeschlecht (Widukind I.), das
vermutlich aus einem engrischen Grafengeschlecht hervorging. Es hatte Eigen und
Lehen zwischen Herford und Höxter sowie um Korbach und Waldeck. Es erwarb neben
anderen Rechten die Vogtei über das Hochstift
Paderborn (1124-1189), die Vizevogtei über das Stift Corvey und die Vogtei über
Höxter. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 gewann es eine beherrschende,
fast reichsunmittelbare Stellung zwischen Herford und Höxter. Wenig später spaltete
es die Linien Pyrmont (1194-1494), Waldeck (1219 bzw. 1228/1229 bzw. vor 1231)
und Sternberg (um 1240, 1243-1377) ab. Das gegen 1300 in zwei Teile zerfallene
restliche Herrschaftsgebiet (u. a. Schieder) gelangte 1365 nach dem Aussterben
des Hauses an Lippe (drei Viertel) und Paderborn (ein Viertel). Bis 1762 wurde
S. von lippischen Nebenlinien genutzt. 1808 kam S. an Lippe, Oldenburg und
Stoppelberg an das Königreich Westphalen als Nachfolger des Hochstifts Paderborn. Mit Lippe fiel S. 1947 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326,349; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
B3; Rasch, H., Stadt und Land Schwalenberg, 1957; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963;
Johanek, P., Schwalenberg, LexMA 7 1995, 1610; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 146 (mit genealogischer Übersicht).
Schwarzach (Reichsabtei). Möglicherweise 758
gründete Graf Ruthart mit seiner Frau das Kloster S. bei Rastatt, das
vielleicht ursprünglich in der Arnulfsau am Rhein lag. 961 genehmigte König
Otto der Große den Tausch von Gütern in 19 Orten auf der Baar gegen
Neuershausen im Breisgau und Dinglingen bei Lahr. 1032 gab Kaiser Konrad II.
die Abtei dem Hochstift Speyer. Seit dem 16.
Jahrhundert entstanden Streitigkeiten mit den Markgrafen von Baden-Baden wegen
der Landeshoheit über das Klostergebiet, doch kam ein seit 1721 deswegen vor
dem Reichskammergericht geführter Prozess nicht mehr zu Ende. 1803 fiel S. an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Harbrecht, A., Die Reichsabtei Schwarzach, (in) Die Ortenau
31-37 (1951-1957).
Schweinfurt (Reichsstadt). Eine an einer Mainfurt
vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung erscheint 791 als Suinvurde.
Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf, nach der sich wohl mit den
älteren Babenbergern verwandte, reich begüterte (Ammerthal, Creußen, Kronach)
Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben und ihre Güter vor allem
(1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift
Eichstätt (sowie etwa den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees)
hinterließen. Die danach auf Reichsboden entstandene Siedlung unterhalb der
Burg war am Anfang des 13. Jahrhunderts Stadt und wurde spätestens 1254
Reichsstadt. Nach einer Zerstörung wurde sie 1259 neu erbaut und von den Grafen
von Henneberg und dem Hochstift Würzburg in
Besitz genommen. Allerdings konnte sie sich allmählich dem Zugriff des Hochstifts Würzburg und auch der Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg) entziehen. 1282
befreite König Rudolf von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und
1386 löste sie sich aus der 1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten
Verpfändung an Würzburg. 1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl
(Reichsvogtswahl), 1443 den Blutbann. 1542 schloss sie sich der Reformation an.
1554 wurde die Stadt, die Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis hatte und
im schwäbischen Reichsstädtekollegium des Reichstags vertreten war, völlig
zerstört. 1802/1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an
Bayern, von 1810 bis 1814 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das
Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit, 1954; 700 Jahre Stadt
Schweinfurt 1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am Main, 1964; Fuchs, A.,
Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula zur Reichsstadt
Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., 1987; Bundschuh,
J., Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19.
Jahrhundert, 1991; Fahlbusch, F., Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000
Jahren. Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain, hg. v.
Schneider, E. u. a., 2004.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem
Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von
Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte
entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische
Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden
Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der
revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik.
Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift
Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur
Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803
eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen,
Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt
und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die
Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem
insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler,
H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Hochstift,
Fürstentum, Residenz des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin)
erstmals erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde
nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die
Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof
Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S.
verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs
des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch war diese
Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des
13. Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15.
Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig.
1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S.
als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift,
dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als
Ausgleich für die Abtretung von Wismar an Schweden als weltliches
säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis
eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 14 Quadratmeilen
und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die Landstände in den Verband
Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Seckau (Hochstift,
Residenz). Das 1218 in S. am Fuße der Seckauer Alpen in der Steiermark, wo seit
1142 ein von den Edelfreien von Traisen-Feistritz ausgehendes, reich begütertes
Chorherrenstift bestand, gegründete Bistum war Eigenbistum des Erzbischofs von
Salzburg und wurde 1786 nach Graz verlegt. Das Stift wurde 1782 aufgehoben,
1883 aber wieder besiedelt. S. Leibnitz-Seggau.
L.: Roth, B., Seckauer geschichtliche Studien, 1939ff.; Roth, B., Seckau,
Geschichte und Kultur 1164-1964, 1964; Liebmann, M., Die Domherren von
Graz-Seckau, 1886-1986, 1987; 850 Jahre Stift Seckau, 1990; Geschichte des
Bistums Seckau, hg. v. Amon, K., 1994; Dopsch, H., Seckau, LexMA 7 1995, 1660;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 611, 1, 2, 532.
Seefeld (Herrschaft). S. bei Hollabrunn in
Niederösterreich war im Hochmittelalter Sitz des im 12. Jahrhundert erstmals
erwähnten, ursprünglich hochfreien, vermutlich aus der bayerischen Oberpfalz
stammenden Geschlechts der Kadolte (Kadolz), das sich seit etwa 1160 nach S.
nannte. Um die neu errichtete Burg S. erwarben sie ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet, zu dem andere Güter kamen (1192 vom Hochstift
Passau Feldsberg). Nach dem Tod des letzten der Kadolte kurz nach 1268 zog
König Rudolf von Habsburg die Güter größtenteils ein und übertrug sie vor 1282
- vielleicht wegen der verwandtschaftlichen Bindungen der Burggrafen von
Nürnberg/Raabs - an die Burggrafen von Nürnberg und damit später an die
Markgrafen von Brandenburg. Diese Reichslehen, die von den Burggrafen von
Nürnberg bzw. den Markgrafen von Brandenburg von 1292 bis 1594 an die
Kuenringer weiterverliehen und danach an Johann Wilhelm von Schönkirchen und
1629 an die Grafen zu Hardegg gegeben wurden, kamen innerhalb Brandenburgs
später an Ansbach. Trotz gegenteiliger Bestrebungen Österreichs blieben die
Güter Reichslehen. 1779 verzichtete Preußen auf die Lehnsherrlichkeit zugunsten
Österreichs. 1834 umfasste die Herrschaft 2273 untertänige Objekte mit über
10000 Personen in 29 Orten.
L.: Herold, P., Die Herren von Seefeld-Feldsberg, 2000; Zehetmayr, R., Urkunde
und Adel, 2010.
Seehausen (Grafen). S. bei Wanzleben war
Mittelpunkt der Grafschaft S. Sie wurde 1052 von Kaiser Heinrich III. dem Hochstift Halberstadt übertragen. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts fiel sie an das Erzstift Magdeburg. S. Preußen (Provinz Sachsen,
Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 386.
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren,
Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz
der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten
Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg
und Würzburg Lehen hielten und den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von
Castell dienten. 1420 erwarb Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei
Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich zu Lehen auf und wurde 1429 in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig sind die späteren Fürsten zu
Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die Güter 1655 überlassen hatte,
nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns landsässige Herrschaft Sünching an
der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S. gehörten im frühen 16.
Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach, Schwarzenberg,
Hohenlandsberg, Gnötzheim und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den
Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur
Grafenbank des fränkischen Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium, doch gingen diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die
Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S. 1705 in
den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet
von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt
Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
Sennfeld (Reichsdorf). Das Reichsdorf S., in dem
kein Reichsgut nachgewiesen ist, gehörte mit Gochsheim in die Reichsvogtei
Schweinfurt. Kaiser Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die
Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer Gochsheim und S. Die
Reichsstadt trat am 14. 4. 1572 die Reichsvogtei über die Dörfer an das Hochstift Würzburg ab. Kaiser Ferdinand III.
unterstellte die Dörfer am 27. 11. 1637 dem Bischof von Würzburg als
Landesherrn, doch wurde 1649 die Reichsunmittelbarkeit wiederhergestellt. 1702
erhielten S. und Gochsheim vom Reichskammergericht einen Schutzbrief. Am 8. 5.
1716 befahl Kaiser Karl VI. dem Bischof von Würzburg, die Dörfer in ihren
Reichsfreiheiten nicht zu stören. 1802/1803 kam S. an Bayern.
L.: Hugo 457; Wolff 505f.; Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der fränkischen Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1913; Schnurrer, L., ”Verhinderte” Reichsstädte in
Franken, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Sitten (Hochstift,
Residenz des Bischofs), frz. Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in
Octodurus (Octodurum) (Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis
zum 8. Jahrhundert zum Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert
(vor 585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten
keltischen Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen
war. 999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer
umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis,
die der seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in
etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde
der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen
Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das
Hochstift allmählich in den Einflussbereich der
Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die
Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam
imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel
eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der
Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er
die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes
Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend
romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche
Herrschaft. Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum
Reich (1648) und schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son developpement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534.
Speyer (Hochstift,
Residenz des Bischofs). In der ursprünglich keltischen, an der Mündung des
Speyerbachs in den Rhein gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der
(germanischen,) um 58 v. Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas
Nemetum) bildete, wurde vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz
eingerichtet, der (nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich
erstmals bezeugt ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis
zu seiner Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum
alemannischen, dann zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte
von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von
Selz und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war
Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert
erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze
zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser
Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes
begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um
Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und
Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der
Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und
seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der
Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus zwei
Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim,
Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung
Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach siedelte
der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein
und Teilen von Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790 Mitglied des
Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel
im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts,
das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und
300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw.
1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16
Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen Gütern fielen
Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen
Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die
Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums
Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des
Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950;
Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts,
1968; Schaab, M., Territoriale Entwicklung der Hochstifte
Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop
and Chapter, The Governance of the Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller,
J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten
Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und
Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994;
Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der
Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11.
Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 492, 2, 572.
Stein (Herrschaft). Die Herrschaft S. im Hochstift Lüttich war ein Lehen des Bischofs von
Lüttich als Grafen von Looz und gehörte dem Marquis von Westerloo. Am Ende des
18. Jahrhundert zählte sie zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Später kam
sie an Frankreich und 1815/1839 zur Provinz Limburg der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1129
erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der
Münsterschen Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten,
Vogteirechten und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel
Steinfurt, Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab
1279, Gronau 1365). 1357 wurde Laer an das Reich aufgetragen. Nach dem
Aussterben der Herren fiel die Herrschaft S. über die Erbtochter 1421 an
Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft Bentheim erbte, und
damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und S. in zwei Linien
verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift
Münster dem Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie
zählte, vermindert um das im 16. Jahrhundert an das Hochstift
Münster gelangte Amt Rüschau, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547
eingeleiteten Prozess auf Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt. 1804
wurde Bentheim durch die Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr
vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg,
1811 an Frankreich, 1815 an Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt an
Nordrhein-Westfalen. S. Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182;
Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt.
Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99.
Sternberg (Grafschaft). Nach der spätestens um
1240 erbauten Burg S. im Extertal östlich Lemgos bei Lippe nannte sich von 1243
bis 1377 eine Nebenlinie der Grafen von Schwalenberg, die um 1240 die Güter im
Nordwesten der Grafschaft Schwalenberg zwischen Rinteln und Detmold, Herford
und Pyrmont einschließlich der Klostervogteien über Herford und Möllenbeck
sowie Kölner Lehen und Pfänder übernommen hatte. Die Grafschaft S. mit dem
Hauptort Bösingfeld wurde 1370 von den letzten Grafen von S. an die verwandten
Grafen von Schaumburg veräußert und von diesen 1400 teilweise (Barntrup,
Salzuflen) und 1405 ganz an Lippe verpfändet. 1640 starb das Haus Schaumburg
aus. Oberlehnsherrliche Rechte, die das Hochstift
Paderborn in Anspruch nahm, konnten erst nach einem langwierigen Prozess 1788
durch Vergleich von Lippe abgefunden werden. Lippe selbst hatte das Amt S. von
1733 bis 1771 an Hannover verpfändet. Innerhalb Lippes gehörte S. zu
Lippe-Detmold. S. a. Schwalenberg.
L.: Wolff 349; Weber, W., Die Grafschaft Sternberg, 1928; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963.
Stockerau (Herrschaft). S. (1012 Stockerowe) an
der Donau bei Wien kam vom König an das Hochstift
Regensburg, von diesem als Lehen an die Kreuzenstein bzw. Grafen von Formbach
und nach deren Aussterben im 13. Jahrhundert an Österreich. 1748 kaufte es sich
frei und wurde eine eigene Herrschaft. Diese ging in Niederösterreich auf.
L.: Starzer, A., Geschichte der Stadt Stockerau, 1911; Brückner, J., Sozial-
und Wirtschaftsgeschichte des Marktes Stockerau, Diss. Wien 1953; Nikel, H.,
Pfarre und Kirche Stockerau, 1893-1914, 1983.
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward
Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde
bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S. der Ministerialen von Strehla an der
Elbe, die 1382 an die Herren von Biberstein kam, die auch die Herrschaft
Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für
45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft.
1556/1557 veräußerte der Administrator des Hochstifts
sie an den verwandten Markgrafen Johann von Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg.
Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Stotel (Grafen). Die Burg S. an der Lune war
Sitz der Grafen von S. Nach deren Aussterben um 1350 fiel S. an das Hochstift Bremen, wurde aber häufig verpfändet. Über
Hannover und Preußen (1866) kam S. an Niedersachsen.
L.: Wolff 431.
Straßburg (Hochstift,
Residenz des Bischofs). Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der
Ill in den Rhein das Lager Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort
entwickelte, in dem seit dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein
Bischofssitz bezeugt ist. In fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das
Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie
rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm
umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen,
blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich
und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803
an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und
von dort 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz
des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im
früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der
Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken
fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog
von Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des Herzogtums
Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis
1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in dem
Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute
Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die
letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte
Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die
Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 566.
Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle
benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt.
1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg Albeck oberhalb Sulzs
saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen großen Teil ihrer
Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des letzten Grafen von
Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der unteren Wutach.
1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift
Konstanz Schloss und Stadt Tiengen und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die
Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern
Jestetten und Tiengen bestehende Landgrafschaft über die Erbtochter an die
Fürsten von Schwarzenberg, 1805/1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. selbst stand schon 1251 infolge Erbanfalls den Herren von
Geroldseck zu, von denen es bis 1473 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz
im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss.
phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater
Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im
westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus
dem Erbe der ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals
als Grafen genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die
Staufer und verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von
Hirschberg. Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der
Grafen von Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge von
Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter
Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz
(Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz
des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis
zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch
Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777
(Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum Sulzbach,
1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Sulzberg (Herrschaft). 1059 erscheint erstmals
der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke zwischen Hochstift Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft
S. hatten als Lehen Kemptens von 1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über
die Erbtochter die Herren von Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von 1381
wurde S. Sitz einer eigenen Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von
Schellenberg, die sie an ihren Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft 1526 an die Abtei Kempten, über die
S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J.,
Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931.
Sulzfeld (Reichsdorf). Das 915 bezeugte S. bei
Kitzingen gehörte vermutlich ursprünglich zur Reichsvogtei Schweinfurt. Über
das Hochstift Würzburg fiel es an Bayern.
L.: Hugo 460, 457.
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs
der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert
bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von
Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat (Hochstift Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach
außerhalb der Herrschaft Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in Ensisheim
hatte. Danach wurde S. die Bezeichnung für die Güter Habsburgs im Elsass. Von
1469 bis 1474 ließ sich das Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von Habsburg
verpfänden, 1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3 1901ff.; Müller, C.,
Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann. Jb. 1958; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S. 255, Sundgouwe,
Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau, 1965; Moreau, J.,
Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi, P., Die
habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A.
1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P., Sundgau,
LexMA 8 1996, 323f.
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich
Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den
Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von
Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184
wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen.
Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift
Münster und 1236 die seit etwa 1180 gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten,
gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems (1189
Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster verkauft. 1263 starben die
ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter fielen über eine Erbtochter
(Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich seit dem Erwerb
der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen von Bentheim nannte und vor 1309
das Recht ihrer Dienstmannen besonders aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die
landfremden verwandten Grafen von Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358
Schwerin an Mecklenburg verkauften und den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste
das Herrschaftsgebiet neben der an der oberen Ems gesondert liegenden, 1365
erworbenen Grafschaft Rheda südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf
dem rechten Emsufer zwischen Münster und Lingen und Gebiete des südlichen
Oldenburg mit Cloppenburg, Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des
Hümmlings. 1385 wurde Iburg gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen
mit den Hochstiften Münster und Osnabrück und
dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine etwa die
Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur durch einen schmalen
Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T. beschränkt. 1493 wurde in T.
(mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen der Zugehörigkeit des letzten
Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen Bund Lingen entzogen und an
Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben (1632/1633 an Oranien, 1702 an
Brandenburg). 1557 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende T. (mit Rheda) über eine Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde
1606/1610 in die Linien Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg
(Hohenlimburg) und Bentheim und Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur
Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem Reichskammergericht begonnenen
Erbstreitigkeiten mit den Grafen von Solms-Braunfels, die durch Urteil den
größten Teil der Grafschaft T. erhielten. 1707/1729 fiel das zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende T. (Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der
Grafen von Solms-Braunfels und der Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die
Herrschaft Rheda verblieb, an Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der
Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von 14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern
umfasste (die Städte T., Lengerich und Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele
Lengerich, Kappeln (Westerkappeln), Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte,
Leeden, Ledde und Schale), zum Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich.
Danach fiel es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen)
zurück und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen
gelangte über Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg,
1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum
Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der
Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte
Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre
Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse
des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle
des Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln
Westfalen 1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850
Jahre Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit
genealogischer Übersicht).
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw.
1159 sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T.
und zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg trugen sie ihre Güter um T. Böhmen,
an anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf. Die in mehrere Linie aufgespaltete
Familie nahm in der fränkischen Reichsritterschaft eine bedeutsame Stellung
ein. Vom Ende des 15. bis ins 18. Jahrhundert zählte sie mit Burgsinn,
Dittlofsroda, der Hälfte von Gräfendorf, Hessdorf mit Höllrich, drei Vierteln
T. mit einem Viertel Hesslar, der Hälfte von Völkersleier, Weißenbach mit
Detter, Eckarts, Heiligkreuz, Rossbach, Rupboden, Trübenbrunn und Zeitlofs zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem war sie im 16.
Jahrhundert im Kanton Steigerwald und im frühen 19. Jahrhundert im Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Mehrere Angehörige wurden zu
Reichsfreiherren und Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis 1709 zählte Hans Karl
von T., der 1708 die Reichsgrafenwürde gewann, wegen des 1696 erworbenen
Freudental zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.; Winkelmann-Holzapfel
165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127; Schulz 272; Rahrbach
265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherren von
Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr. v., Das Haus Thüngen
788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince, 2000.
Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft,
Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v.
Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700
christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert, in dem es
den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861
wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen
an das Hochstift Konstanz und die Klöster
Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau. Der übrige T. entwickelte sich unter
Verselbständigung der Grafschaften Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen
zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen
von Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von
Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von
Österreich ein, gab ihn aber in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg
zurück. 1460/1461 eroberten die Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und
verwalteten ihn als gemeine Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom
Reichsvogt in Konstanz beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich
her in einer Reihe von Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte
der T. Unabhängigkeit von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton
der Helvetischen Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt
Frauenfeld) der Schweiz, der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869
vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation,
Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E.,
Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953,
1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27,
III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M.,
1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft
Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374
und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die
Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von
Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des
Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen,
die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten,
im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis
Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis
und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener
Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von
1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen
Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des
17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn
Linien der Ernestiner, neun der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem
hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des
Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T.
vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen,
1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle
linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und
das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu
Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die
albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in
Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des
Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga,
Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte
(1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark,
Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz,
Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra,
Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie
Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918
entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei
der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30.
4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt
Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T.
begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und
Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes
zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die
Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte,
Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die
Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu
einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens,
hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen
Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983;
Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H.,
1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996,
747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Thurnau (reichsritterschaftliche Herrschaft). In
T. am roten Main saßen als Ministeriale der Herzöge von Andechs-Meranien die
Förtsch, die sich seit 1239 nach T. benannten. 1292 trugen sie T. dem Hochstift Bamberg zu Lehen auf. 1565 starben sie aus.
Das Hochstift Bamberg belehnte als Erben die
Giech und Künsberg (Künßberg) gemeinsam. 1731 verkauften die Künsberg
(Künßberg) ihren Anteil am Schloss. 1796 kam T., das zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken zählte, an Preußen, 1810 an Bayern. S. Förtsch von T.
L.: Wolff 513; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das
Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von
Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen
Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen
Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von
den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit
Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große
die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das
Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift
Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift
Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal,
Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres
Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als
Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den
miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs
und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken
von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im
Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12.
Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts
Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den
Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts
Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien
und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die
Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese
teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der
Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld
und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und
Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer
Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits
begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf
IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift
Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen
habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der
Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco
gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler
Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw.
Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der
1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der
Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach
dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und
Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva
und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters
seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich
erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an
Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum
österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich
bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische
Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur
seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von
Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte
Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern.
Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf
Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der
Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich
Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen.
1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte
Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in
Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz)
zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige
Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der
Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der
Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K.,
Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v.,
Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f.
österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O.,
Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913);
Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von
Tirol, 1. TeiL.: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz,
O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd.
1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher
Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz,
O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker,
H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch,
1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol,
Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft
Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9,
Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.;
Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der
Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten
von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols
in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft,
Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der
landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v.
Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v.
Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild,
3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei
Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4,
1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v.
Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v.
Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober,
R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler
Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs,
2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden
Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren
um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch,
hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch
Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch,
W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach,
M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl,
B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a.,
2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-,
Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a.,
2009; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos
Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum),
Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer
wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt
und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste
nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz
in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an
die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte
nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I.
Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund
der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits
1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut
gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden
Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann
der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch
Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici
1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I.
von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt
durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg,
die Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer
Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit
Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg und
Passau gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt
mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau
und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen. 1805 gelangten
Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand III. Würzburg an
Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit
Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer
Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem Königreich Italien
(1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen
Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd.
1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die
Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous
les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992;
Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.
Toul (Hochstift,
Residenz des Bischofs). Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum
Leucorum) an der oberen Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand,
gegründet. 879/925 kam T. zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden
vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum T. reichte von den Vogesen und
Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den
Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von Lothringen durch den Bischof die
Schirmvogtei über das Bistum und beherrschten damit das weltliche
Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des
Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die
Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof
seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete
das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich.
1552 besetzte der König von Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich
das Hochstift an Frankreich ab. Das Bistum
bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der Mosel und
Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum mit dem 1777
abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Trient (Hochstift,
Residenz des Bischofs). An der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine
Siedlung, die 24 v. Chr. an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2.
Jahrhundert n. Chr. zur colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350)
war sie Bischofssitz (um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert
Suffragan von Aquileja). Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark
Verona an Bayern. 1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004
Grafschaft T., 1027 Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt],
Grafschaft Vinschgau) das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte waren seit etwa 1150 die
Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und
die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg.
Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher
Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der
Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im
Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte
155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern
und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit
Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es Salzburg
unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte
von Trient und Brixen, Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A.,
Der deutsche Anteil des Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die
ältesten Statuten von Trient, Archiv für Kunde österreichischer
Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919,
Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 3;
Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F., Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C.,
Atlante storico, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV,
18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone,
1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965;
Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro
Romano Impero e antichi stati italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985;
Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai
confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier
(1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I
canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586;
Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M.,
La costituzione politica della città, 2009.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich
der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten
Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde
sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten.
843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen Reich. 897
wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der
im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul,
Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen
Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im
Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der
Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei.
Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten
aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine
Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem
mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und
Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen
mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an
Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg.
Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer
Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum
Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas
(1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im
16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier
im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur
Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis
zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte
im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421,
1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P.,
Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Trimberg (Herrschaft). Nach der Burg T. an der
fränkischen Saale nannten sich seit dem 12. Jahrhundert vielleicht mit den
Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal und im Werntal begüterte Herren
von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift
Würzburg auf. 1279 gaben sie Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift. Nach längerem Streit wurde der Sohn des
Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim vor der Rhön abgefunden. 1376 erlosch das
Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der
Reichsdynasten von Trimberg, 1792.
Truchsess von Wetzhausen (Reichsritter). Die T.
errichteten um die Bettenburg nördlich Hassfurts, die sie 1343 erlangt hatten,
ein Rittergut mit ausschließlicher Landeshoheit in Manau und Birkach und konkurrierender
Landeshoheit in weiteren Orten. Lehnsherr war das Hochstift
Bamberg. 1249 war die Bettenburg anlässlich des dem Aussterben der Grafen von
Andechs-Meranien folgenden Erbfolgekriegs als Pfand an die Grafen von Henneberg
und nach deren Aussterben (1583) an Sachsen gelangt. Vom 16. bis 18.
Jahrhundert waren die T. (T. von Sternberg, Unsleben) im Kanton Baunach und im
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken immatrikuliert, im frühen 16.
Jahrhundert außerdem im Kanton Altmühl. S. Truchsess.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 391; Riedenauer 127;
Rahrbach 275; Neumaier 102; Butz, P., Der Ritter von der Bettenburg (Christian
Truchsess), 1906.
Truhendingen (Grafen), Trüdingen. 1248/1260 erlangten
die im Schwäbischen begüterten Grafen (seit 1264) von T. (Altentrüdingen), die
möglicherweise am Ende des 11. Jahrhunderts auf Grund des Hochstifts Eichstätt die Stammburg Hohentrüdingen bei
Gunzenhausen erbauten und seit 1129 in Eichstätter und Würzburger Urkunden
häufig auftraten, beim Aussterben der ihnen verschwägerten Herzöge von
Andechs-Meranien das Gebiet um Scheßlitz und Baunach am oberen Main (Giech,
Staffelstein). 1390 wurden diese Güter an das Hochstift
Bamberg verkauft. Die Stammgüter an Altmühl und Wörnitz (Altentrüdingen,
Hohentrüdingen, Pfäfflingen, Dürrenzimmern, Wechingen), zu denen noch die
Vogtei über Solnhofen, über Heidenheim und über Güter des Hochstifts Eichstätt und des Klosters Ellwangen
gekommen waren, wurden von den Burggrafen von Nürnberg gekauft, die schon Markt
Bergel (Marktbergel) und Burg Colmberg an sich gebracht hatten. Im 15.
Jahrhundert (1458) starb das Geschlecht aus. Die Güter kamen später zu Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3/4; Scherzer, C., Franken,
1959; Ruß, H., Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, 1992; Wendehorst,
A., Truhendingen, LexMA 8 1996, 1071.
Türkheim (Freiherren, Reichsritter), Türckheim.
Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von T. mit dem 1783 erworbenen
Altdorf, dem 1773 gewonnenen und 1795 an das Hochstift
Straßburg gelangten Bosenstein und der Rohrburger Mühle zum Ort (Bezirk)
Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 66.
Türkstein (Herrschaft). Die Herrschaft T. gehörte
dem Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer
ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand
nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche
spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte
Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich Mittelpunkt einer Herrschaft U.,
die dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof Heinrich von
Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab.
Dieser vereinigte das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat
das Niederstift als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort,
Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier,
Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande
(Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem
Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene
Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
Utrecht (Hochstift,
Herrschaft, Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen
römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren
erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024
die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und
Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft
im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau),
Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die
reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten
eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland,
die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr
Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U.
im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie
im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw.
Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte
Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529
übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und
einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds.
In der Folge annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde
1536 verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift
(Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen
(U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort,
Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der
Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit
Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des
18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil
Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum
Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004.
Vechta (Herrschaft). V. am Moorbach bzw.
Mühlbach (Vechte) bei Oldenburg wird erstmals 1189 erwähnt. Spätestens um 1150
hatten die Grafen von Kalvelage (Calveslage), die sich später nach V. oder
Ravensberg nannten, die Burg V. an der Straße von Bremen bis Westfalen
errichtet. 1252 gelangte die zugehörige Herrschaft durch Kauf seitens des
Bischofs an das Hochstift und bildete den
Grundstein zur Entstehung des späteren Niederstifts Münster. 1803 fiel V. an
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festschrift zur Heimatwoche des Landkreises Vechta, 1954;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Der Landkreis Vechta. Geschichte, Landschaft,
Wirtschaft, hg. v. Bitter, W., 1969; Vechta. Beiträge zur Geschichte der Stadt
Vechta, hg. v. Hanisch, W., o. J. (1974ff.); Driver, F., Beschreibung und
Geschichte der vormaligen ”Graffschaft”, nun des Amts Vechte im Niederstift
Münster, 1979; Hellbernd, F./Kuropka, J., Geschichte der Stadt Vechta, 1993;
Hucker, B., Vechta, LexMA 8 1996, 1440f.
Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei
Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun,
nannte sich seit 1115 (1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des
Nahegaus (bzw. Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter
des Klosters Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die
Güter des Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und
des Hochstifts Worms zu. Herrschaftsmittelpunkte
waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am Glan. Die Grafen von V.
starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die sich bis zu Nahe und
Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes 1268/1270 gegen
Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck (Hohengeroldseck)
(jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder vereinte Linie der
Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern und außerdem
1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim gewinnen konnten,
und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken.
Von 1543 bis 1694 bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von
Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von
Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das
Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch
der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als
Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am
Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln,
die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats
von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der
byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum
Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto
dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III.
verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw.
dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt
hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine
Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die
Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im
Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen
Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und
später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno,
Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die
festländischen Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu
nehmen. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks
Verhinderung der Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune
einmündenden Flüsse in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer
(1462 Lesbos, 1470 Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der
Entdeckung des Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel.
Seit 1477 gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt aber 1509 eine schwere
Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien und Frankreich und verlor die
neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an den Papst und Riva, Rovereto
und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973 an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im Osten
der Dolomiten. 1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die
Türken. Seit dem 18. Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs.
1797 besetzte Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und
Dalmatien, das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem
Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch der östliche
Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino (Udine) und
Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815
gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei als
Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue
Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Ven edig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und
Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte
einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der
Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur
Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989;
Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli,
G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia
del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia
Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice
Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt
schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005;
Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes
Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C.,
Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte);
Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 rund 3630
Menschen von 1200 bis 1500).
Verden (Hochstift,
Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810
erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später
von König Karl dem Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz
unterstellte und seit 849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau
und das Marktrecht und Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird.
Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die
Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet
der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war
sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung
(1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen
und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von
Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit
24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte
des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden,
LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1
1997; Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v.
Mindermann, A., 2001ff.; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B.
u. a., 2002; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und
Verden, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607.
Verdun (Hochstift,
Residenz des Bischofs), mhd. Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein
bleibende (ca. 3000 Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter dem
merowingischen König Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des 9.
Jahrhunderts wurde es dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu
Ostfranken. 997 bestätigte Kaiser Otto III. dem Hochstift
die Übertragung der Grafschaft V. durch die bisherigen Grafen
(Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei fiel in der Mitte des 12. Jahrhunderts von
den Grafen von Bar an die Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das Bistum geriet
danach aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg Verduns zur
Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz seines nicht
sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen weltlichen
Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde. 1552
besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen ohne Legitimation die
Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt
hatte, als Reichsvikar die calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648 kamen beide an Frankreich. Bis 1711
blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Verdun (Reichsstadt), mhd. Virten. Bereits in
keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum (Verodunum) (starke Festung) an
der Maas. Der Ort kam 880/925 an das ostfränkische Reich. V. stand zunächst
unter der Herrschaft des Bischofs von V. In der Mitte des 12. Jahrhunderts
wurde die Vogtei des Hochstifts nach schweren Kämpfen
in der Stadt dem Patriziat übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs zur
Reichsfreiheit gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die Reichsstadt. 1648
gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F.,
Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 633.
Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft). Nach der
Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals erwähnte, wohl mit den
Grafen von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V. erbweise an den Hallgrafen
von Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft 1218 dem Hochstift
Passau verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und gewann 1410 von Bayern
die Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782 an Österreich, das 1803
bei der Säkularisation des Hochstifts Passau die
zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V. einzog.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Virten (Hochstift,
Reichsstadt) s. Verdun.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4.
Volmar, Vollmar (Freiherren, Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von V. mit dem 1656 erworbenen und 1791
an das Hochstift Augsburg gelangten Rieden zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Im 17. Jahrhundert gehörten V. auch
dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Riedenauer 128.
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft, Kanton),
franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See, Alpen und
Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470 von den
Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis
(Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem
Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche
Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt. Seit 1207
und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 drangen die
Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14. Jahrhundert fast das
gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und Freiburg im Üchtland
durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und machten sie zu
gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1536
besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne
und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und
Wallis als Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete
Savoyen auf die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798
löste sich W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als
Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der
Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1.
3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le Canton
du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le pays de
Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopedie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
Waibstadt (Reichsstadt). W. am Schwarzbach bei
Sinsheim wird 795 (Weibestat) erstmals erwähnt. Es war bereits 1200 ummauert
und wurde im 13. Jahrhundert reichsunmittelbar (Reichsstadt im
Reichssteuerverzeichnis von 1241). Spätestens 1339 war es Reichspfandschaft des
Hochstifts Speyer, die 1615 bestätigt wurde.
Nach dem dreißigjährigen Krieg betrieb die Stadt die Selbstauslösung. 1803 kam
sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 234; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg
1950.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie wurde
Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von Itter
angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts
Paderborn gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des
Löwen 1180 nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219
bzw. 1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der
Grafschaft Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den
Erzstiften Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495
beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich
lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg,
Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft
Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719
Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg
unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das
Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen
Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso
wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814
gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die jedoch infolge des
Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund
am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum
umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen,
Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen,
Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen,
Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des
Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von
1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1.
1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in
Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und
Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen
Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das
Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen des fortbestehenden
Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den letzten König der
Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat
(Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde
Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens
Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund
einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund
60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010.
Waldenburg (Burg, Herrschaft). Vermutlich als
Reichsburg entstand in der Zeit der Staufer an einer Fernstraße vom Rhein zur
Donau die Burg W. 1253 war sie Lehen des Hochstifts
Regensburg an die Herren von Hohenlohe. 1551/1555 wurde sie Sitz der Linie
Hohenlohe-Waldenburg. S. Hohenlohe-Waldenburg,
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Walkenried (Stift, Reichsstift). Um 1127 (1129?)
gründete die Gräfin Adelheid von Klettenberg am Südrand des Harzes die
Zisterzienserabtei W. Sie wurde rasch zum reichsten Zisterzienserkloster
Norddeutschlands (mit Gütern vor allem in der Goldenen Aue bei Nordhausen und
in der Mark Brandenburg [seit 1236]) und beanspruchte wegen ihres geschlossenen
Herrschaftsgebiets (u. a. mit Mönchpfiffel, Schauen bei Osterwieck) Stimmrecht
im obersächsischen Reichskreis, war aber nicht im Reichstag vertreten. Sie
wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1546 wurde die Reformation eingeführt. Die
Vogtei über das Kloster war Lehen Sachsens an die Grafen von Hohnstein, von
denen sie auf Grund eines Vertrags von 1574 an das Hochstift
Halberstadt überging. Nach dem Aussterben der älteren Grafen von Hohnstein 1593
belehnte Halberstadt die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1648 wurde das
Kloster säkularisiert und kam 1648/1673/1694 an die Linie
Braunschweig-Wolfenbüttel. Um 1800 umfasste sein Gebiet etwa 3 Quadratmeilen.
Über Braunschweig kam W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 410; Wallner 710 ObersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Niebelschütz, E. v., Kloster Walkenried, 1924; Kirchner, J., Das
Reichsstift Walkenried, 1971; Heutger, N., 850 Jahre Kloster Walkenried, 1977;
Germania Benedictina, Bd. 12, hg. v. Faust, U., 1994; Petke, W., Walkenried, LexMA
8 1996, 1976; Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd. 1 bearb. v. Dolle, J.,
2002.
Walldorf (Ganerbschaft). 982 gab Kaiser Otto II.
Gut in Meiningen und W. (Walachdorf) bei Meiningen an das Petersstift in
Aschaffenburg, 1009 König Heinrich II. an das Hochstift
Würzburg. Nach W. benannte sich eine 1176 erstmals bezeugte Familie. Am Anfang
des 15. Jahrhunderts kam W. als Lehen an die Marschalk von Guthmannshausen.
1920 fiel W. an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Warburg (Reichsstadt?, freie Stadt?). Die Burg
W. (Wartberghi) an der Diemel unterstand 1018 dem Grafen des Hessengaus,
Ittergaus und Nethegaus und kam bei seinem Tod 1020 an das Hochstift Paderborn. Bei dieser Burg entstand bis zum
Ende des 12. Jahrhunderts eine Stadt. 1521 erscheint sie in der Reichsmatrikel.
1802 fiel sie mit dem Hochstift Paderborn an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Gottlob, A., Geschichte der Stadt Warburg,
1936; Der Landkreis Warburg, 1966; Schoppmeyer, H., Warburg im Mittelalter und
Neuzeit, Herrschaftssitz, Doppelstadt, territorialer Vorort, (in) Geschichte
der Stadt Warburg, 1986; 950 Jahre Warburg, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein
Warburg, 1986; Die Stadt Warburg, 1036-1986, hg. v. Mürmann, F., Bd. 1f. 1986.
Wegscheid (Herrschaft). Die Herrschaft Wegscheid
im südlichen Bayerischen Wald gehörte über das Hochstift
Passau zum bayerischen Reichskreis. 1803 kam W. an Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Weilburg (Burg, Herrschaft). In W. an der Lahn
lag vermutlich schon in merowingischer Zeit Königsgut. Die Konradiner, die
Grafen des Lahngaus waren, erbauten eine 906 erstmals genannte Burg. Nach ihnen
kam das Gebiet 993/1002 als Reichslehen an das Hochstift
Worms. Dieses verlor seine Güter 1195/1294 an die Grafen von Nassau, die seit
1124 Vögte des Hochstifts waren. 1355 wurde W.
Sitz der Linie Nassau-Weilburg. 1816 wurde die Residenz Nassaus nach Wiesbaden
verlegt. W. kam 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S. Nassau-Weilburg.
L.: Wolff 265; Schaal, K., Weilburg, LexMA 8 1996, 2115; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 661.
Weißenburg, Weißenburg in Bayern (Reichsstadt). Vom
1. bis 3. Jahrhundert bestand an der schwäbischen Rezat das römische Kastell
Biriciana, das 253 n. Chr. von den Alemannen zerstört wurde. 867 wird in
unmittelbarer Nähe hierzu der vielleicht in der Mitte des 8. Jahrhunderts
geschaffene fränkische Königshof Uuizinburc bezeugt, der an das Kloster Metten
gegeben wurde. 889 kam ein Teil des königlichen Forstes an das Hochstift Eichstätt. 1188 wird W. burgus, 1241 im
Reichssteuerverzeichnis Stadt genannt. Vermutlich seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts, jedenfalls 1339, war W. Reichsstadt. 1525 wurde die Reformation
in der zum fränkischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802 fiel W., 1
Quadratmeile groß mit 6000-6500 Einwohnern, an Bayern, 1804 an Preußen und 1806
mit Ansbach wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 30; Wallner 693 FränkRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 254ff.; Hofmann, H., Gunzenhausen-Weißenburg, 1960; Strassner, E.,
Land- und Stadtkreis Weißenburg in Bayern, 1966; Strassner, E., Weißenburg,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. d. Komm. für bay.
Landesgeschichte, 1966; Uuizinburg-Weißenburg 867-1967, Beiträge zur
Stadtgeschichte, 1967; Fahlbusch, F., Weißenburg - Werden und Wachsen einer
fränkischen Kleinstadt, Jb. für fränkische Landesforschung 48 (1988);
Fahlbusch, F., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2139; Haberkorn, P., Weißenburg in
Bayern, 1996; Die Regesten der Reichsstadt Weißenburg, hg. v. Jäger, U., 2002;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 697.
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (gefürstete
Propstei, Residenz des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten Hälfte des 7.
Jahrhunderts wurde in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte
Benediktinerabtei gegründet, die wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts
Königskloster wurde. Sie wurde von König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr
gefördert und war einer der kulturellen Mittelpunkte des fränkischen Reichs
(Weißenburger Katechismus 789, Otfrids Krist 870). Seit Otto dem Großen und
damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt sie als reichsunmittelbar und wurde
973 Fulda, Reichenau und Prüm gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der
Abt eine reichsfürstliche Stellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Abtei
von der Reichsstadt W. und dem umliegenden Adel schwer bedrängt. 1524 wurde sie
in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt. Dieses wurde 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt und, nachdem W. 1672 an
Frankreich gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617
Wellenburg, Wöllenburg (Herrschaft). Um 1200 wird
die W. südwestlich Augsburgs erstmals erwähnt. Sie war Amtssitz des Kämmerers
des Hochstifts Augsburg und kam am Ende des 13.
Jahrhunderts an die ritterliche Augsburger Familie Portner, danach an die
Familie Onsorg und dann durch Vererbung teilweise an den Augsburger
Patriziersohn und Erzbischof von Salzburg Matthäus Lang und durch Kauf
teilweise an Kaiser Maximilian. 1595 ging die Herrschaft W. an die Grafen
Fugger-Babenhausen (Fugger in ihrer Linie Babenhausen) über. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte sie über die Fugger-Wasserburg zum schwäbischen
Reichskreis. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b.
Wels-Lambach (Grafen). Nach der bei dem römischen
Ovilava entstandenen, 776 belegten ursprünglich königlichen Burg Wels nannten
sich Grafen, die 1091 mit Bischof Adalbero von Würzburg ausstarben. Ihre Güter,
darunter das Kloster Lambach (1056), fielen an die Grafen von Formbach, die
Grafen von Regau, die Otakare und das Hochstift
Würzburg und um 1220 durch Kauf an die Babenberger. 1653 gab König Ferdinand
IV. die Burgvogtei Wels an die Fürsten von Auersperg.
L.: Wolff 27; Meindl, K., Geschichte der Stadt Wels, 1878; Dungern, O. v.,
Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931;
Tyroller, F., Die Grafen von Wels-Lambach, (in) Wegener, W., Genealogische
Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff.; Ebner, H., Wels-Lambacher,
LexMA 8 1996, 2155.
Werd (Herrschaft). Die Herrschaft W. wurde
1325 vom Hochstift Straßburg erworben und kam
mit diesem an Frankreich. S. Reinach-Werd.
L.: Hölzle, Beiwort 76; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967.
Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken bei
Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W. errichtet.
Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets des Hochstifts
Freising, das 1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit Burg Falkenstein
und dem Eibsee sowie 1294 von Berthold von Eschenlohe Partenkirchen und
Mittenwald erlangte. Die Grafschaft verlor an Bayern und Tirol Güter und war im
15. Jahrhundert zeitweise verpfändet. Nach 1632 verfiel die Burg. Seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die Grafschaft, die 1768
vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum bayerischen Reichskreis
zählende, im 18. Jahrhundert in die Untergerichte Garmisch, Partenkirchen und
Mittenwald gegliederte Grafschaft Freisings kam 1802 mit Garmisch, Wank,
Farchant, Rieß, Hammersbach, Obergrainau, Eibsee, Untergrainau, Partenkirchen,
Wamberg, Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan, Mittenwald, Lautersee, Klais,
Gerold, Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals
bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte
des oberen Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer,
E., 1994; Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.
Werl (Grafen). Die reichsunmittelbaren, aus
dem Raum Meschede stammenden Grafen von W. (spätestens 1024 Sitz in W., 1116
Werle) in Westfalen hatten im 10. und 11. Jahrhundert Grafschaftsrechte vom
Sauerland bis nach Friesland sowie Vogteirechte über das Hochstift Paderborn und das Stift Werden an der Ruhr
inne. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts wurden sie auf Westfalen beschränkt.
Dort errichteten sie um 1060 die Burg Arnsberg an der Ruhr. 1102 verloren sie
im engeren Gebiet um Werl, am Hellweg und im Sauerland die halbe Grafschaft an
das Erzstift Köln. Beim Erlöschen der Grafen 1124 kam Arnsberg in weiblicher
Erbfolge an die Grafen von Arnsberg. W. selbst gelangte 1802 an
Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Mehler, F., Geschichte der Stadt Werl, 1891, Neudruck 1983, 1988;
Hömberg, A., Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, Westfäl. Zs. 100
(1950); Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl, 1965;
Wouters, S., Bibliographie zur Werler Stadtgeschichte, 1981; Halekotte, W.,
Stadt und Kreuz, 1987; Werl, hg.v. Roher, A. u. a., 1994; Janssen,W., Werl,
LexMA 8 1996, 2208; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 668;
Leidinger, P., Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980-1124). (in) Das
Herzogtum Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von Arnsberg und ihre
Grafschaft, (in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
Wernau, Werdenau (Reichsritter). Von 1548 bis
1696 waren die W. (bei Erbach an der Donau) Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Sie hatten seit 1400
etwa ein Drittel von Pfauhausen (bei Esslingen am Neckar) erworben. 1696 kam
bei ihrem Aussterben Pfauhausen an die Rotenhan in Neuhausen, 1769 durch
Verkauf an das Hochstift Speyer. Im Kanton
Kocher war 1542 Wolf Heinrich von W. zu Bodelshofen Mitglied, 1578 Veit von W.
zu Unterboihingen. 1599 erbte die Familie halb Donzdorf, 1639 erhielt sie das
Würzburger Lehen Eislingen (Großeislingen) und 1666 erwarb sie Steinbach. 1684
erlosch die im Kanton Kocher immatrikulierte Linie. Im 17. Jahrhundert zählten
die W. zum Kanton Odenwald und vielleicht zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128; Hellstern 217; Schulz 273f; Reichardt, L., Ortsnamenbuch
des Alb-Donau-Kreises, 1986, 328
Wernstein (Herrschaft). Am Ende des 13.
Jahrhunderts erwarb Albrecht I. von Habsburg die Herrschaften Neuburg und W. zu
beiden Seiten des unteren Inn. 1731 kam W. mit Neuburg durch Kauf an das Hochstift Passau, bei dessen Säkularisierung W. 1803
an Österreich.
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, Bd. 2 1864.
Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt
Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus W. bei Borken sowie einen
schmalen Streifen Landes an der Issel für rückständigen Sold als Lehen. 1316
hatte sich das Haus zu einer Burg entwickelt, die 1344 durch Heirat an die
Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg) bzw. Culemborg fiel. 1504 kam W. über eine
Erbtochter an die Pallant (Palant), die 1639 ausstarben. Danach fiel die 1567
reformierte Herrschaft an die Grafen von Waldeck und durch Heirat an
Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000 Reichstaler an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation
durchführte. Die Herrschaft W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Münster zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis.Über Preußen (1802/1803) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift
Würzburg von diesem die zuvor in den Händen der Henneberger befindliche
Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf Zentrechte und Vogteirechte
gegründet eine ansehnliche Herrschaft beiderseits des Mains und an der unteren
Tauber auf und legten zwischen 1192 und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie
Teile der Herrschaft Breuberg, die 1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden
Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre
Güter von Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die
Reformation ein. Nach dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium
gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die
verwandten Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von
Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die
Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft
(seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich
seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit
dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle
wertheimischen Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der
Grafschaft die Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg,
die Ämter Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806
kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium
und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich
umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739
Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken
umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das
Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern.
S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950; Mader,
K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4 (1952);
Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979;
Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim,
LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe
von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft
Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine
Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Wessobrunn (Kloster). Das nach 740 (nach 750?, 753
?) südwestlich des Ammersees von der Familie der Huosi gegründete
Benediktinerkloster wurde nach dem Sturz des vielleicht an der Gründung auch
beteiligten Herzogs Tassilo III. (788) 817 Reichskloster, im 10. Jahrhundert
aber vom Herzog vieler Güter beraubtes, 955 von den Ungarn zerstörtes
Eigenkloster des Hochstifts Augsburg. 1065 wurde
es den Benediktinern zurückgegeben (7-14 Mönche). 1302 wurde es landsässig.
1803 wurde es in Bayern aufgehoben.
L.: Höppl, R., Die Traditionen des Klosters Wessobrunn, 1984; Winhard, W., Die
Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, 1988; Prinz, F., Wessobrunn,
LexMA 9 1998, 21; Die Benediktinerabtei Wessobrunn, bearb. v. Andrian-Werburg,
I. v., 2001.
Westerburg (Herrschaft). 1209 wird W. im Westerwald
erstmals genannt. Es war Stammburg der Herren von W. und bereits im 12. Jahrhundert
Sitz der Vögte des Stiftes Gemünden. Durch Heirat einer Gräfin von Leiningen
erlangte Siegfried von Runkel W. und die Vogtei Gemünden. Eine aus der
Stammburg Runkel im 13. Jahrhundert verdrängte Linie, der 1288 W. bestätigt
wurde, nannte sich fortan W. Zur Herrschaft W., die im 14. und 15. Jahrhundert
durch das Hochstift Trier und die Grafen von
Nassau und Katzenelnbogen bedrängt wurde, kam 1467 über eine Erbtochter die
Grafschaft Leiningen. Von der Herrschaft W. hatten am Ende des 18. Jahrhunderts
die gräflichen Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen gemeinsam die Stadt W. und die Herrschaften
Schadeck und Weltersburg. Innerhalb Westerburg-Leiningens zählte W. zum
oberrheinischen Reichskreis. W. kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1813/1815
an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Leiningen-Westerburg.
L.: Wolff 282; Zeumer 552ff. II b 60, 20, 60, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 a,
b; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Wagner, E.,
Westerburg, (in) Berichte zur deutsche Landeskunde 33, 1 (1964), 134; Mehr, W.,
Kleine Stadtgeschichte, 1985; Gensicke, H., Westerburg, Nassauische Annalen 99
(1988).
Westpreußen (Landschaft, Gebiet, Provinz). 1466 trat
der Deutsche Orden im zweiten Thorner Frieden Pommerellen, (Danzig,) Kulm (mit
Thorn) (Kulmerland), Elbing, Christburg und Marienburg samt den Hochstiften Ermland und Kulm an Polen ab (Polnisch
Preußen, Königlich Preußen). Dieses versuchte die seitdem W. genannten Gebiete
einzugliedern und zu polonisieren. 1659 wurde W. Polen angegliedert. Das im
Dreißigjährigen Krieg und im Nordischen Krieg schwer verwüstete Land wurde mit
Ausnahme der Städte, des Ermlandes und Marienwerders in der Folge im
Wesentlichen polnisch. 1772 fiel in der ersten Teilung Polens Preußens
königlich-polnischer Anteil mit Pommerellen, Culm (Kulm, (Kulmerland) ohne
Thorn, Westpomesanien, Ermland und den Kreisen Deutsch Krone (Deutschkrone) und
Flatow, insgesamt rund 36000 Quadratkilometer mit 600000 Einwohnern, an
Preußen, wodurch eine Landverbindung zwischen der Mark Brandenburg und
Ostpreußen entstand, jedoch Polen von der Ostsee abgeschnitten wurde. 1773
erhielt dieses sog. Neupreußen (ohne Ermland und Deutsch Krone bzw.
Deutschkrone) die Bezeichnung W. In der zweiten Teilung Polens (1793) kamen
Danzig und Thorn hinzu. Preußen förderte das Land in kurzer Zeit erheblich. Von
1807 bis 1813 war Danzig Freie Stadt. 1815 wurde die preußische Provinz W. neu
errichtet und 1824 personal, 1828 real mit Ostpreußen vereinigt (Provinz
Preußen). Seit 1878 bildete es wieder eine eigene Provinz Preußens. 1919 kam
deren größter Teil entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung ohne Abstimmung
als polnischer Korridor zur Ostsee an Polen, Danzig wurde freie Stadt. Die
östlich der Weichsel gelegenen Gebiete (Marienburg, Marienwerder, Rosenberg,
Stuhm) blieben auf Grund einer Volksabstimmung vom 11. 7. 1920, bei der sich 93
% der Einwohner für Deutschland entschieden, beim Reich und bildeten zusammen
mit Elbing den Regierungsbezirk W. der Provinz Ostpreußen. Die nicht an Polen
gefallenen südwestlichen Gebiete wurden mit dem Rest Posens zur preußischen
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen verbunden. 1939 wurden die ostpreußischen
Kreise Elbing, Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm mit Danzig und den
zurückeroberten Gebieten Polens zum Reichsgau Danzig-Westpreußen
zusammengefasst. 1945 kam das Gebiet unter die Verwaltung Polens und gelangte
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Bär, M., Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der
Ordenszeit, 1912; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933;
Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Bibliographie
zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A.
1974; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, hg. v. Kessler, W., 1988; Westpreußen im Wandel der Zeit, hg. v.
Heimatkreis Stuhm/Westpreußen, 1989; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur
Ost- und Westpreußens mit Danzig, Bd. 1f. 1990; Boockmann, H., Deutsche
Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 2,1 1994; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd.
3 1998; Allgemeine Kartensammlung Westpreußen, bearb. v. Bliß, W., 2000; Mast,
P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im
Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz
(bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und
Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt,
wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an
Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg und die
Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift
Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen
Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene
Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt
werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde
vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[,
dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und
Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in
Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare
erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen
die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu
einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner, Geschichte
des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des Hauses
Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins zur
Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die Heiratspolitik,
2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete,
bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche
und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und
die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft
und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser,
U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Wetzhausen (Herrschaft). W. bei Hofheim war der
Stammsitz der von den Grafen von Henneberg mit dem Truchsessenamt
ausgestatteten ministerialischen Truchsessen von W., die im ausgehenden
Mittelalter mehrere adlige Familien (Flieger, Zollner) beerbten und die Güter meist
dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrugen. In W.
hatten sie seit dem 15. Jahrhundert die Hochgerichtsbarkeit. 1806 kamen die
verschiedenen Linien (Bettenburg, Bundorf, Oberlauringen) an Bayern. S.
Truchsess von W.
L.: Zeißner, S., Hassbergland in vergangenen Tagen, 1924; Hessberg, H. v., Wie
Wetzhausen an die Truchsesse kam, Frankenwarte 1938 Nr. 42.
Widdern (Ganerbschaft). In W. bei Heilbronn
(Witterheim) hatte 774 Lorsch Güter. Im 13. Jahrhundert belehnten die Bischöfe
von Würzburg die Herren von Dürn (Walldürn?), die Grafen von Wertheim und 1307
die Grafen von Eberstein mit dem Ort. 1362 kamen Burg und Stadt je zur Hälfte
an das Hochstift Würzburg und Hohenlohe. Im 18.
Jahrhundert waren Würzburg, Württemberg, Gemmingen und Züllenhard Ganerben.
1805/1806 kam das zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählende W. an
Württemberg und Baden, 1846 durch Tausch an Württemberg und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512; 1200 Jahre Widdern, Festbuch, 1977.
Wigoltingen (Herrschaft). Die Herrschaft W. gehörte
seit langem teilweise zum Hochstift Konstanz.
L.: Hölzle, Beiwort 71.
Wildeshausen (Stift, Herrschaft). W. an der Hunte
südöstlich Oldenburgs wird anlässlich der Gründung des Alexanderstifts W. durch
Graf Waltpert, einen Enkel Herzog Wídukinds von Sachsen, erstmals erwähnt
(Wigaldinghus). 855 gewährte König Ludwig der Deutsche Immunität und
königlichen Schutz. 872 gab Graf Waltpert den Ort W. an das Stift. Im 11.
Jahrhundert unterstand der Ort den Billungern, die um 1100 die Vogteirechte
einem Zweig der Grafen von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem
Domkapitel von Bremen das Propsteigut überließen. Um 1150 erbaute Graf Heinrich
von Oldenburg die Burg W. Eine Linie der Grafen von Oldenburg wurde in W.
ansässig (Oldenburg-Wildeshausen9 und verband mit ihrem Amt vorübergehend die
Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. 1270 kam W. beim Aussterben der Grafen als
erledigtes Lehen an das Erzstift Bremen, während andere Güter an die Grafen von
Hoya fielen. Um 1500 gelangte W. infolge mehrfacher Verpfändungen (1429-1465
Münster, 1493 Wilhelm von dem Bussche bzw. Wilhelm von dem Busche) unter den
Einfluss des Hochstifts Münster, (im
niedersächsischen Reichskreis) 1634 an Schweden, 1649 zum Herzogtum Bremen und
Verden Schwedens, 1675 an das Hochstift Münster,
1699 nach Ablösung erneut an Schweden, 1700 als Pfand und 1714 zu Eigentum an
Hannover sowie 1803 vorübergehend, 1813/1826 endgültig an Oldenburg und damit
1946 an Niedersachsen. S. Oldenburg-Wildeshausen.
L.: Wolff 431; Wallner 706 NiedersächsRK 25; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C1; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen,
1953; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970;
1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v. Boning, H., 1970; Streich, G.,
Klöster, Stifte und Kommenden, 1986; Eckhardt, A., Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wildeshausen, 1995; Schindler, R., Wildeshausen, LexMA 9 1998, 115;
Eckhardt, W., Wildeshausen, 1999.
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt.
Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei
Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts, Winedesheim) von König Karl dem
Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200 planmäßig angelegte
Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück und wurde um 1280
Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an die Hohenzollern
erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten Landgerichten, 1433 die
Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung des Blutbannes und 1496
die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit des Rates innerhalb der Mauern.
Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt. Am Ende des 14.
Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von 1521 bis 1555
wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie zählte zum fränkischen
Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald und Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich vorübergehend dem Schutz
Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet und 4000 Einwohnern 1802 an
Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich besetzte Bayreuth und 1810
endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim
1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die Entwicklung Windsheims vom Markt
des Hochstifts zur Reichsstadt im 13.
Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann, H.,
Neustadt-Windsheim, 1953, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken R I
2; Rößler, H., Die Reichsstadt Windsheim von der Reformation bis zum Übergang
an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19 (1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der
Reichsstadt Windsheim 741-1400, 1963; Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte
einer Stadt in Bildern, 1967; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs.
f. bay. LG. 31 (1968), 421; Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der
Reichsstadt Windsheim vornehmlich im 17. Jahrhundert, Diss. phil.
Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad Windsheim. Geschichte - Zeugnisse -
Informationen, 1983; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., Bd. 1ff. 1987;
Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9 1998, 235.
Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen,
die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern
(Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen
Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising) sichtbaren, in der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren, wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana
und den Grafen von Ebersberg zu verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun,
1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen
von Hörzhausen. Seit 1115/1116 nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac)
bei Aichach. Zwischen 1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für
Bayern, 1180 die Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und
nach Erlöschen des bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft
bei Rhein. Auf der Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm,
dann zwischen Lech und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von
Nebenlinien der Grafen von Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen
von Valley 13. Jahrhundert [1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen
1242, Grafen von Andechs 1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des
13. Jahrhunderts das mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch
Landesteilungen von 1294/1329 bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in
verschiedene Teile (Oberbayern, Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724
vereinbarten die Linien in der Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige
Erbfolge der beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern
dankten die Wittelsbacher 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta
Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des
erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880;
Doering, O., Das Haus Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des
altbayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und
Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Das Haus Wittelsbach und die europäischen
Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach
in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG. 44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die
Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986; Wittelsbacher Hausverträge des späten
Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von
1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier
Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989;
Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die
Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Menzel, M., Die Wittelsbacher
Hausmachterweiterungen in Brandenburg, Tirol und Holland, DA 61 (2005), 103;
Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005.
Wittislingen (Grafschaft, Herrschaft). In fränkischer
Zeit war das schon früher besiedelte W. nordwestlich Dillingens Mittelpunkt des
Gebiets zwischen Jura und Donau. Nach ihm wurde eine Grafschaft benannt, die am
Ende des 18. Jahrhunderts als Rentamt über das Hochstift
Augsburg zum schwäbischen Reichskreis zählte. Bereits im 10. Jahrhundert
verlegten aber die Grafen ihren Sitz nach Dillingen und vererbten als Grafen
von Dillingen im 13. Jahrhundert ihre Güter an das Hochstift
Augsburg. Von dort gelangten sie bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 156; Wallner 684 SchwäbRK.
Wohldenberg (Grafen). Nach der um 1150 erbauten
Höhenburg W. südöstlich Hildesheims nannten sich seit 1109 erkennbare Grafen an
der oberen Oker. 1275 verkauften sie Grafschaft und Burg W. an das Hochstift Hildesheim, andere Grafenrechte zwischen
oberer Oker und Nette an den Herzog von Braunschweig. 1383 starb das Geschlecht
aus.
L.: Wolff 448; Petke, W., Die Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg, 1971; Petke,
W., Wohldenberg, LexMA 9 1998, 292.
Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der
Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen die Burg W. in der
Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft W. über
das Hochstift Passau zum bayerischen
Reichskreis. 1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Wölpe (Grafen). Im frühen 12. Jahrhundert
erscheinen nach der W., einem Zufluss der Aller benannte Grafen, die das
Gericht Nöpke als Lehen der Welfen hatten. In der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts gelang aus Gütern des Hochstifts
Minden die Bildung einer Herrschaft. 1302 verkaufte der Graf von
Oldenburg-Altbruchhausen das Erbe des ausgestorbenen Geschlechts an den Herzog
von Braunschweig.
L.: Wolff 436; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts, Bd.
1f. 1966f.; Hemann, F., Wölpe, LexMA 9 1998, 325; Die Grafschaften Bruchhausen,
Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Worms (Hochstift,
Residenz des Bischofs). Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die
ursprünglich keltische, dann germanische, dann römische Siedlung
Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs, der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum
Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog sich sichelförmig vom Saargebiet
bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim und dem unteren Neckar
(Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den Grafen von Saarbrücken,
danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof gelang trotz erheblicher
Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebiets im
Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In der
Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren. Seit
1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Um
1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen
von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8 Quadratmeilen
mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts
an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt.
1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer,
Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an
Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936;
Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche Lage des Hochstifts
Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter, Freiburger
Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das Bistum Worms, hg. v.
Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 636,
1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788
eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram
erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift
Regensburg. Dieses verpfändete W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand
wurde 1433 eingelöst. 1803 kam die zum bayerischen Reichskreis zählende
Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812
erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches
Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Wunstorf (Reichsstadt?). Um 865 gründete der
Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp ein Kanonissenstift, das
König Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz unterstellte. Im 12. Jahrhundert
belehnte der Bischof von Minden die Grafen von Roden mit der Vogtei über das
Stift und die 1181 als civitas erwähnte bürgerliche Siedlung, welche die Vögte
allmählich so weit aus der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247 eine
Gesamtherrschaft vereinbart wurde. 1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht (1290
Rat). 1446 verkauften die Grafen von Roden ihren Anteil an das Hochstift Hildesheim. 1447 ging er an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg (1494 Calenberg). Insgesamt nahm W. eine eigentümliche
Stellung zwischen Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und 1776 erscheint
es in der Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der Landesherr die
Stadt immer stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen (1866) kam sie
1946 an Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium,
2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von
WunstorfOhlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W.,
1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969;
Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck
(Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die
Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von
Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft
Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des
Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als
Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt,
Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die
Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das
Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg,
Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit
den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit
den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst
Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die
Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach
gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die
Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die
Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft
Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von
Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen),
Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan,
Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen,
Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg
(Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein,
Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg,
Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim,
Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen,
Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und
Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts
Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch
recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich
V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab
1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der
Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher
Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte
Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt,
Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten,
insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an
geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster
Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster
Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt.
Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die
Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die
Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden
Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in
Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift
Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb,
die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen
und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich
1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der
Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die
österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilbd. 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995;
Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg,
LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der
württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001;
Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008.
Würzburg (Hochstift,
Großherzogtum, Residenz des Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um
700 Uburzis), dem bereits in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische
Siedlungen vorangehen, als Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen)
Herzogtums bezeugt. 741/742 richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische
Talsiedlung gelegten Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der
Mainz unterstellt wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich
von Hersfeld) bis zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und
von Böhmen bis an Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft
bildeten reiche Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um
800 ist W. als Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W.
weitere Güter. 1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg
beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani
cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich
wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die
herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen
Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains
und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im
Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in heftigen
Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als Hochstiftsvögten.
1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig unterdrückt. Der Bischof
hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim fränkischen Reichskreis.
Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die Julius Echter
von Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten
Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum
Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits
1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied
des Ritterkreises Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und
Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten,
Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf,
Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im
Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von
Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils
Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen,
Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000
Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen),
Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von Bayern gegen
Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana. Unter ihm
gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch
Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets
seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W.
erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum Bamberg
unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen
1791, Mainfränk. Hefte 24 (1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691)
und die Entwicklung der Kartographie im Hochstift
Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960); Wendehorst, A., Das Bistum
Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Freiburger
Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die
Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K.,
Franken um 800, 2. A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des
Bistums Würzburg und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im
Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen
Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das
Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H.,
Würzburg im 16. Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische
Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus,
1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg,
1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe
von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum
Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst, A., Würzburg,
LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner, U., Bd. 1ff.
2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638, 1, 2, 648;
Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007.
Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen
von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen über die Mulde wird 961 eine
civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017 gehörte der östlich von Leipzig
gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe von Meißen, die ihn zunehmend
ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom geweiht und ein Kollegiatstift
eingerichtet. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts waren die Bischöfe
Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den Markgrafen von Meißen gewann
das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich
westlich der Mulde in Merseburger Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer
mit 275 Quadratkilometern). Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die
Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht
und Militärhoheit beschränkten Einfluss. 1581 übernahmen sie durch Vertrag die
Verwaltung, für die sie bis 1818 eine eigene weltliche Regierung des Stiftsamts
W. im obersächsischen Reichskreis einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem Hochstift Meißen endgültig an Sachsen und damit von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wurzen (Stift, Residenz des Bischofs von Meißen
von 995/1487-1581). 1114 errichtete der Bischof von Meißen in dem zu seinem
Einflussbereich zählenden, 961 erstmals genannten Ort W. an der Mulde ein
Kollegiatstift. 1581 wurde das Bistum Meißen aufgehoben, das Hochstift kam an Sachsen. Das schlecht ausgestattete
Kollegiatstift blieb als evangelisches Domstift erhalten. Das Stift hatte eine
eigene Regierung und war unmittelbar dem geheimen Rat zu Dresden untergeben.
L.: Wolff 379; Wallner ObersächsRK 2; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 649.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs
bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden
(vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei
Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser
(1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter,
Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift
Bamberg), des Rektorats über Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien
über die Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten),
der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen Schwarzwald und
Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland 1157,
Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz reichendes,
durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes Herrschaftsgebiet auf
(1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie
der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über Schaffhausen und die
Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen
die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg, Grafen von
Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere
Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren danach
Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue
Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;.
Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 505.
Zugewandte Orte (verbündete Städte und
Landschaften). Z. waren die mit der Eidgenossenschaft der Schweiz oder einem
ihrer Orte verbündeten Städte und Landschaften, die nicht die Rechte eines
Ortes hatten. Allen dreizehn Orten zugewandt waren die Bünde in Graubünden, das
Wallis, das Hochstift Basel, Rottweil und
Mülhausen im Elsass. Mehreren Orten zugewandt waren Stadt und Stift Sankt
Gallen, Abtei Engelberg, Biel, Rapperswil, Genf und Neuenburg/Neuchâtel. Einem
einzelnen Ort zugewandt waren Gersau (Schwyz), die Freiherren von Sax (Zürich),
Payerne und das Münstertal (Bern). Die zugewandten Orte gingen mit Ausnahme
Rottweils und Mülhausens seit 1798 in den Kantonen der Schweiz auf.
L.: Oechsli, W., Orte und Zugewandte Orte, Jb. f. schweizer. Gesch. 13 (1888).