Das Fürstentum in der deutschen Landesgeschichte (306)
3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), Köln (Kurköln), Pfalz (Kurpfalz), Fürstentum Arenberg, Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herrschaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck.
4. Fränkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift Würzburg, Fürstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift Eichstätt, Fürstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mergentheim (und Ballei Franken), gefürstete Grafschaft Henneberg, gefürstete Grafschaft Schwarzenberg, Fürstentum (Löwenstein-Wertheim, Grafschaft) Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welzheim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), Reichsstadt Windsheim, Reichsstadt Schweinfurt, Reichsstadt Weißenburg.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar.
8. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis: Hochstift Münster, Herzogtum Kleve nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (1614 an Brandenburg), Herzogtümer Jülich und Berg (1614 an Pfalz-Neuburg), Hochstift Paderborn, Hochstift Lüttich, Hochstift Osnabrück, Fürstentum Minden, Fürstentum Verden, gefürstete Abtei Corvey, gefürstete Abteien Stablo und Malmedy, Abtei Werden, Abtei Kornelimünster, gefürstete Abtei Essen, Frauenstift Thorn, Frauenstift Herford, Lande der Fürsten zu Nassau-Diez, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Moers, Grafschaft Wied, Grafschaft Sayn, Grafschaft Schaumburg (teils zu Hessen-Kassel, teils zu Lippe gehörig), Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, Grafschaft Lippe, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Steinfurt, Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Grafschaft Hoya, Grafschaft Virneburg, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Spiegelberg, Grafschaft Rietberg, Grafschaft Pyrmont, Grafschaft Gronsveld (bzw. Gronsfeld), Grafschaft Reckheim, Herrschaft Anholt, Herrschaften Winneburg und Beilstein, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Wittem, Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, Herrschaft Gemen, Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, Herrschaft Wickrath, Herrschaft Millendonk (bzw. Myllendonk), Herrschaft Reichenstein, Grafschaft Kerpen und Lommersum (bzw. Kerpen-Lommersum), Grafschaft Schleiden, Grafschaft Hallermunt, Reichsstadt Köln, Reichsstadt Aachen, Reichsstadt Dortmund.
9. Obersächsischer Reichskreis: Sachsen (kursächsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der Herzöge zu Sachsen ernestinischer Linie: Fürstentum Sachsen-Weimar, Fürstentum Sachsen-Eisenach, Fürstentum Sachsen-Coburg, Fürstentum Sachsen-Gotha, Fürstentum Sachsen-Altenburg, Lande der Fürsten von Hatzfeld, Fürstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preußischen Anteils, Fürstentum Cammin bzw. Kammin, Fürstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Grafen von Reuß, Herrschaften der Grafen von Schönburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg.
10. Niedersächsischer Reichskreis: Herzogtum Magdeburg, Herzogtum Bremen, Fürstentum Lüneburg (Celle), Fürstentum Grubenhagen (Braunschweig-Grubenhagen), Fürstentum Calenberg (Braunschweig-Calenberg), Fürstentum Wolfenbüttel (Braunschweig-Wolfenbüttel), Fürstentum Halberstadt, Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Herzogtum Holstein-Glückstadt, Herzogtum Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, Hochstift Hildesheim, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Hochstift Lübeck, Fürstentum Schwerin, Fürstentum Ratzeburg, Fürstentum Blankenburg, Grafschaft Rantzau, Reichsstadt Lübeck, Reichsstadt Goslar, Reichsstadt Mühlhausen, Reichsstadt Nordhausen, Reichsstadt Hamburg, Reichsstadt Bremen.
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme).
Ftm = Fürstentum
Moraw, P., Fürstentum, Königtum und Reichsreform im deutschen Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 177ff.
Albani (Reichsfürst). 1710 wurde Annibale A.
zum Reichsfürsten erhoben. 1715 wurde das Hausgut Soriano Fürstentum.
L.: Klein 168, 170.
Altenburg (Fürstentum,
Residenz). Von 1603 bis 1672 war A. (1146/1147 Burggrafschaft, 1324 Verpfändung
an die Markgrafen von Meißen) bei Leipzig Sitz einer Linie der Ernestiner. S.
Sachsen-Altenburg, Thüringen.
L.: Wolff 398; Roubitscheck, W., Die Altenburger Landesvermessung und die von
ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg Math.-nat. Reihe 7 (1958); Thieme, A., Die Burggrafschaft
Altenburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 4.
Amblise (Herrschaft, Fürst). Die Herrschaft A. in den spanischen Niederlanden gehörte den Grafen von Reckheim und Apremont und wurde dann selbständiges Fürstentum, das über die Erbtochter an Renatus von Anglure (Angeur), Herren zu Bourlemont fiel. Der Fürst von A. zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert
(734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die
vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am
Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über
die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg
gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit
der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift
Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die im späten 16.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken war und
um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und als Entschädigung
an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das neue Fürstentum mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und
1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch.
25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die
Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei
Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K.,
Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das
Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren
Odenwald, 1988.
Anhalt (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum, Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa
1000 erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von
Ballenstedt nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170
verstorbenen Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen
erlangte Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von
Sachsen sowie den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des
Herzogtums Sachsen und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei
seinem Tode (1218) erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die
eigentlichen Hausgüter zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer
Elbe) (Aschersleben [(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er
nannte sich nach der vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der
Umwandlung Ballenstedts in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und
gehörte als einziger Graf seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der
Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über
eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im
später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die
Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468)
und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf
askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht
durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel
1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648
an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in Anhalt-Köthen,
bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation konnten die Güter
der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an der Saale, Gernrode
und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und Köthen an Sigismund von
Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung an Reuß 1552 durch
Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst (1561-1586) aus der älteren
Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle anhaltischen Gebiete mit
einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und erließ für sie 1572 eine
umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden nach vorübergehender
gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien
Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665),
Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde
für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der
jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten
eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme
der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665.
Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem
Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft
Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau,
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die
Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete
sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es
weiter zur Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der
Grafen von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile
fielen nach ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war
von 1632 bis 1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von
seiner oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand
die aus einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen
von Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und
Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem
Eintritt in den Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen
und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit
118000 Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847
fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung.
1863 kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012.
Anhalt-Bernburg (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum). Nach dem erstmals 1138 als Burg erwähnten Bernburg an der unteren
Saale nannten sich verschiedene Linien des Hauses Anhalt. Die ältere Linie
entstand 1252 und wurde, nachdem sie 1315/1322 einen Teil der Güter der Linie
Anhalt-Aschersleben geerbt hatte, 1468 von der Siegmundischen Linie
Anhalt-Köthens beerbt. Die jüngere Linie entstand 1603 . Sie erhielt unter
anderen die Ämter Ballenstedt, Hecklingen, Plötzkau, Hoym, Gernrode, Harzgerode
und Bernburg. Hiervon spaltete sich 1630 die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode
ab, deren Güter 1709 beim Aussterben zurückkamen. 1707 kam es zur Abtrennung
von Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (bis 1812). 1793 wurden aus dem Erbe von
Anhalt-Zerbst die östlichen Ämter Coswig und Mühlingen erworben. 1863 fiel A.,
das 1806 zum Herzogtum erhoben wurde, 1807 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen
Bund als Land beitrat, beim Aussterben des Hauses an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 407f.; Bauer 1, 137; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff.
1912f.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (Fürstentum).
Die Fürsten von A. sind eine 1707 von Anhalt-Bernburg abgespaltete, mit dem
Erbe der Grafen von Holzappel und Schaumburg begüterte Linie der Fürsten von
Anhalt-Bernburg, deren anhaltische Landesteile nach dem Erlöschen 1812 an
Anhalt-Bernburg zurückfielen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 20.
Anhalt-Dessau (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum). Die nach dem 1213 erstmals erwähnten Dessau nahe der Mündung der
Mulde in die Elbe benannte (ältere) Linie A. des Hauses Anhalt entstand 1474
durch Teilung der Siegmundischen Linie Anhalt-Köthens. Sie erwarb 1562 die
Güter der älteren Linie Anhalt-Köthen und bis 1570 auch die übrigen
anhaltischen Güter, nachdem sie sich selbst 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau
und Dessau gespalten hatte. Die jüngere, mit dem ältesten Sohn Joachim Ernsts
1603 entstandene, 1632-1643 geteilte, 1702 (Fürst Leopold, der alte Dessauer)
eine reiche Erbschaft von der oranischen Mutter erlangende, im 18. Jahrhundert
kulturell sehr bedeutsame, 1808 die Herzogswürde gewinnende Dessauer Linie mit
Gütern um Dessau (Dessau, Ämter Wörlitz, Radegast, Gröbzig [Gröbzigk],
Sandersleben, Freckleben und Großalsleben) vereinigte bis 1863 erneut alle
anhaltischen Güter (1793 nördliche Teile Anhalt-Zerbsts mit Zerbst, 1847 Anteil
an Anhalt-Köthen, 1863 Anhalt-Bernburg), dankte aber am 12. 11. 1918 ab, womit
aus dem Herzogtum Anhalt der Freistaat Anhalt entstand.
L.: Wolff 407; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.¸;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Köthen (Fürstentum,
Herzogtum). Die nach dem 1115 erstmals erwähnten slawischen Orte Köthen, an dem
die Askanier eine Burg erbauten, benannte ältere Linie A. entstand 1252.
1307/1319 erwarb sie die Herrschaft Zerbst von den Grafen von Arnstein-Barby
(Barby). 1396 zerfiel sie in die Siegmundische Linie mit Zerbst und die
Albrechtsche Linie mit Köthen. Nach der Vereinigung der anhaltischen Lande
(1570) entstand unter dem jüngsten Sohn Joachim Ernsts 1603 die jüngere Linie
A. Das Gebiet der Linie umfasste die Städte und Ämter Köthen und Nienburg, das
Amt Wulfen und die Grafschaft Warmsdorf. Sie wurde mit ihrem Aussterben 1665
von Anhalt-Plötzkau beerbt, das sich nun seinerseits A. nannte. 1793 erbte
(dieses) A. beim Aussterben von Anhalt-Zerbst dessen mittleren Teil um Roßlau.
1795 spaltete es eine Nebenlinie in Pless ab. 1807 wurde A. Herzogtum und trat
dem Rheinbund bei. 1810 führte A. den Code Napoléon als Gesetzbuch ein und
erließ 1811 eine 1812 wieder beseitigte Verfassung. 1815 trat es dem Deutschen
Bund bei. Unter der zur Regierung gelangten Nebenlinie Pless trat es 1828 dem
preußischen Zollsystem bei. 1846 verkaufte es Pless. Nach dem Tod des letzten
Fürsten 1847 kam A. unter die gemeinsame Verwaltung von Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg ganz an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Köthen-Pless (Fürstentum). 1765 spaltete Anhalt-Köthen die Nebenlinie Pless (A.) ab. Nachdem diese zur Regierung gekommen war, trat Anhalt-Köthen 1828 dem preußischen Zollsystem bei. 1846/1847 wurde Pless an die Grafen von Hochberg und Freiherren zu Fürstenstein verkauft.
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete, zwischen
den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im Umfang eines
Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen (Sulen) an die
Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg
bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen
ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu
wahren verstanden. 1641 ging die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
angehörige Herrschaft durch Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm),
die nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von
einer Quadratmeile umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen
Entschädigungslande erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum
Salm an Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals zum
Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete Benediktinerkloster
kam an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg,
ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei
über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die
seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von
Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter
(Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen],
Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das Sechsämterland im
Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen von
Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit
1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach
dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die
Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486
bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich
VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der
Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum
Kulmbach wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der
fränkischen Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge
in den beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von
der Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der Bayreuther
Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden die wegen
einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter (Asbachhof, Gollachostheim
teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton Odenwald sowie außerdem zu
den Kantonen Altmühl und Steigerwald des Ritterkreises Franken zählenden Lande
(A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen
mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte der
Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und
Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten
Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den
Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807
an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische Territorialstadt
– hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte,
C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen
Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt
Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
Ansbach-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft) s. Ansbach, Bayreuth.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 E4; Süßheim, K., Preußens Politik in
Ansbach-Bayreuth, 1965.
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum,
Residenz Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha
(Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die
thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die
Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das
Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und
Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein
Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde
A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von
Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700
Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr,
Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810
wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging
A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg,
hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde
und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G., Aschaffenburg. Grundzüge der
Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des Dalbergstaats, 1963, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12; Grimm, A., Aschaffenburger
Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des
Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis zum Jahre 1325, 1986; Spies, H.,
Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen der territorialen und
landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg 1803-1816, Mitteilungen aus
dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1987ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der
Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die
breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler,
sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach
trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim,
Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch
und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an
Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung.
1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte
Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen
Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des
kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von
1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug,
W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie,
2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945,
2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815,
bearb. v. Schimke, M., 2012.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich
der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an
die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern
verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die
Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des
Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des
Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der
Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen
größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising
und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz
und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck
[Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz,
Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß
auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam.
1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern
gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt
(1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben
der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429
fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg)
sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg
(Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee,
Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in
Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee,
Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren,
Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl,
Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen,
Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und
Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden.
1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt
Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben,
Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch
gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt
zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
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Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird
erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen
bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen
von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den
Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern
vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem
Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495
war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch
1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die
Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach
beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums
(Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs
der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die
Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben
der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert,
1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B.
teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die
Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter
Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
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Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W.,
Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur
und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Berghes (Fürstentum),
Grimbergen. Das Fürstentum B. gehörte über
Brabant und Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1.
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen
von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von
Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt
erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod
Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am
Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer
Verwaltung durch Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009.
Bielitz (Herrschaft, Fürstentum,
Herzogtum), poln. Bielsko. Das im 13. Jahrhundert gegründete B. an der Biala am
Fuß der Karpaten gehörte nach 1281 zum Herzogtum Teschen, das 1625/1653 an
Österreich fiel. 1572 wurde die Herrschaft B., die eine deutsche Sprachinsel im
östlichen Oberschlesien bildete, durch Verkauf seitens Teschens selbständige
Minderstandesherrschaft (mit etwa 2500 Einwohnern,) 1752 Fürstentum, 1754 Herzogtum. 1919/1920 kam das 1742 bei
Österreich gebliebene B. zu Polen. Es umfasste ein Gebiet von 4 Quadratmeilen.
L.: Wolff 489; Hanslik, E., Biala, eine deutsche Stadt in Galizien, 1909.
Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum). B. im Nahetal erscheint 981 erstmals.
Seit dem 13. Jahrhundert war es Vorort der Hinteren Grafschaft Sponheim. Von
1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der Linie Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der
Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1776 kam es an die Markgrafen von
Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung Frankreichs die Kantone B.,
Baumholder und Grumbach geschaffen. Sie kamen durch den Wormser Traktat am 1.
7. 1816 an Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das
im Gefolge des Wiener Kongresses von 1815 durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die
Ämter B. (Kanton B.), und Teile der Kantone Herrstein, Hermeskeil, Wadern,
Sankt Wendel, Baumholder und des Kantons Rhaunen (Oberstein und Nohfelden) mit
einer Länge von 45 Kilometern und einer Breite von 15 Kilometern als
Entschädigung an das von Napoleon 1810 annektierte Großherzogtum Oldenburg
abtrat. Daraus entstand das (nicht in Oldenburg eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918 als Landesteil (B.) bei
Oldenburg verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das Gesetz über Groß-Hamburg und
andere Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen (Rheinprovinz, eigener
Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Birkenfeld,
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld, 1921; Baldes, H.,
Geschichtliche Landeskunde der Birkenfelder Landschaft, 1923; Heimatchronik des
Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K., 1961; Klar, H., Geschichte der Stadt
Birkenfeld, (in) Birkenfeld wird Garnison, 1964, 31ff.; Brandt, H., Von der
oldenburgischen Provinz zum preußischen Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch,
D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Bissingen (Herrschaft), Marktbissingen. 1801
gehörte die Herrschaft B. im Ries durch das Fürstentum
Oettingen-Wallerstein zum schwäbischen Reichskreis, mit der Herrschaft
Hohenburg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum).
1123 ist die nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes
in der Hand des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer
Ministeriale Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von
Süpplingenburg verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen
Ilse und Bode genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die
Grafen Vasallen des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B.
und die seit 1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311
galten gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen
Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der
Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im
13. und 14. Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg,
Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14.
Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift
Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen.
1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof
von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt
Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel,
das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig
dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum
Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger
Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von Braunschweig an
Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums
Blankenburg, der Grafschaft Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891;
Petke, W., Blankenburg, LexMA 2 1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996.
Borken (Stadt, Herrschaft). Das am linken Ufer
der Bocholter Aa bei einer frühen Kirche gelegene Dorf B. erhielt um 1226
Stadtrecht. Es war Mittelpunkt einer Hansegrafschaft und gehörte dem Hochstift
Münster. Von 1803 bis 1805 war es Hauptstadt des Fürstentums
Salm. 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken, hg. v.
Oberkreisdirektor, 1980ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 80
Bourbon del Monte Santa Maria (Reichsfürst).
1702 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni Mattia B. zum Reichsfürsten und sein
Marchesat zum lehnbaren Fürstentum.
L.: Klein 167.
Bournonville (Fürstentum).
Das Fürstentum B. gehörte über das Herzogtum
Brabant und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums
(Herzogtums) Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus B. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach
Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich
am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der
größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt und gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische
Republik. Im Übrigen ging B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am
1. 11. 1946 im neugebildeten Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
Braunschweig-Bevern (Fürstentum, Fürsten). Bevern am Beversbach bei Holzminden fiel kurz vor 1633 von Statius von Münchhausen an Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit 1667 war es Sitz der von Ferdinand Albrecht I. begründeten Linie B. des Neuen Hauses Braunschweig. Sie folgte nach dem Aussterben 1735 der Hauptlinie Braunschweig-Wolfenbüttel (bis 1884).
Braunschweig-Celle (Fürstentum).
Celle an der Aller wird 990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der
Herzog von Braunschweig-Lüneburg die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3
Kilometer allerabwärts. 1371 wurde Celle nach der Zerstörung der herzoglichen
Burg auf dem Kalkberg in Lüneburg Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg.
1569 spaltete sich die jüngere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem
größten Teil des lüneburgischen Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen
Hauses Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum
Lüneburg (1671 dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die Städte Lüneburg, Uelzen,
Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh (Rammelslohe),
die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die
landesherrschaftlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der
Luhe, Bütlingen (Büttlingen), Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze), Bleckede,
Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen,
Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn,
Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem, die Großvogtei Celle und die adligen
Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Es ging 1705 bei der
Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit Braunschweig-Calenberg im Kurfürstentum
Hannover (1692) auf. Über Hannover kam das Gebiet 1866 an Preußen und damit
1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961.
Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum).
Nach Dannenberg an der Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von
Salzwedel, die Heinrich der Löwe als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen
ihre Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen an
Siegfried und Konrad von Saldern (1373-1377) und die Stadt Lüneburg (1382-1487)
kam Dannenberg 1569 im Wege der Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg an die
von dem Sohn Heinrich († 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete
Nebenlinie der Herzöge von Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ
seinem Bruder Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und
übernahm Dannenberg und andere Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um
Hitzacker, Lüchow und Warpke vermehrten Güter. August der Jüngere residierte
zunächst in Hitzacker, erwarb 1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge
des Anfalles des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus
Braunschweig in Wolfenbüttel, während Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg
starb. 1671 übergab Augusts Sohn Rudolf August das von August wieder
übernommene Dannenberg dem Hause Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg
Wilhelm von Braunschweig-Celle). Über Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an
Preußen und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W.,
Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910;
Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus
Dannenberg und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen
Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544.
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum).
1263 wird die Burg Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit 1285/1286 war
sie Sitz des Fürstentums B., einer Linie des
alten Hauses Braunschweig, das seinerseits 1267/1269 durch Aufteilung des 1235
geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstanden war. B. umfasste vor
allem alte katlenburgische Güter am südlichen Harzrand (Einbeck, Osterode,
Katlenburg, Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt, Grubenhagen, Salzderhelden,
Westerhof). 1342/1358 musste die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkauft
werden. 1596 erlosch die Linie. B. fiel an das mittlere Haus
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1617 kam es durch kaiserliche Entscheidung an das
mittlere Haus Lüneburg(-Celle), 1665 an Calenberg/Hannover. Über Preußen
gelangte das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. S. Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter,
1942.
Braunschweig-Harburg (Fürstentum).
1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe Harburg (zu ahd.
horo, Sumpf). Von 1527 bis 1642 war Harburg Sitz einer Nebenlinie des mittleren
Hauses Lüneburg in Celle bzw. der Herzöge von Lüneburg-Celle. 1866 kam die 1850
rund 5300 Einwohner zählende Stadt mit Hannover zu Preußen. 1937 wurde Harburg
Hamburg eingegliedert.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) D2; Wegewitz, W.,
Harburger Heimat, 1950.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum).
Um die Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg
und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann
(† 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb
die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre
1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg,
zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln
(1261) noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz
und um Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren.
Das Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem
Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert.
1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger
Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den
Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort
(sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel
und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von
Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um
das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der
Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und
Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft
Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum
Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein,
Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte],
Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16.
Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius
von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und
erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum
Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum
Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen
Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt
durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten
Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig,
Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim,
Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in
Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in
Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft
Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig).
1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg
mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von
Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum
Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische
bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1.
1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen
Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch
die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover,
Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922;
Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale Grundlage des
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im alten
Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung Niedersachsens,
1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931;
Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des Landes
Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H.,
Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H.,
Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb.
53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg,
(in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie
zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.);
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von
Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003.
Braunschweig-Oels (Herzog). 1792 fiel (Württemberg-)Oels
durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von
Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von B.
1884 kam Oels als erledigtes Thronlehen an Preußen. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum,
Herzogtum). Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118
erstmals erwähnt, ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg
Wolfenbüttel unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von
Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen
Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung
der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender
Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der
Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das
eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen
Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile
des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584
Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und
gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter
der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt,
Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen
Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636
fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch
musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim
zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete
Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums
Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft,
Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war
kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie
1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold
I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen
Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift
Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747
an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl
Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der
Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August
erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere
zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit der halben
Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von Dalberg zu
Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen
zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei
Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel
verliehen. Das Fürstentum gehörte zum
oberrheinischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801
fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803
erhielt der Fürst durch § 22 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift
Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich,
das Lindau 1805 an Bayern verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Brieg (Fürstentum,
Residenz der Piasten), poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts
erkennbare B. erhielt um 1247 Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung
im Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit
Böhmens. 1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B.
mit Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge
von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet
des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und
war in die Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt.
Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg,
1907; Irrgang, W., Neuere Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980;
Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983, 683f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82.
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die
Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von Breda,
Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis
bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die
Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551
gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen
(Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande
- zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene
Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an
Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der
burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot)
(Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund),
Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant,
Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant,
Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern,
Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft,
Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft),
Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern
(Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre
(Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund),
Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten
(Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau,
Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln
(Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600
Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Calenberg (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die
Welfen im Kampf gegen das Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der
Leine und südlich von Hannover. Seit der siebenten Teilung von
Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein welfisches
Teilfürstentum zwischen Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren Hauses
Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte. In der
Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum
Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg
von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem
Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus
Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum
Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen. Es zerfiel
in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen
gegen Ende des 16. Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983,
1395; Kalthoff, E., Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978);
Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Cammin (Hochstift, Fürstentum),
Kammin. C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen
erwähnt. Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche
ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140
in Wollin amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188
dem Papst unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums
umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der
Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im
Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne
und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg.
Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des
Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit
dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der Bischof als
Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Nach der
Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten Bischofs
amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit des
Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R., Geschichte
der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A. 1924; Müller,
G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B.,
Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und
Städte 1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935;
Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche
Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert,
1979; Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Carolath (Fürstentum).
Die Herrschaft C. und Beuthen in Schlesien gehörte im 16. Jahrhundert den
Glaubitz, die sie an die Freiherren von Schöneich verkauften. 1697 wurde die
Herrschaft von Kaiser Leopold I. zur freien Standesherrschaft, 1741 von König
Friedrich II. von Preußen zum Fürstentum
erhoben. Dieses umfasste 4,5 Quadratmeilen mit C. und Beuthen und war dem Kreis
Freistadt des Fürstentums Glogau zugeteilt. S.
Niederschlesien, Polen.
L.: Wolff 487.
Carpi (Stadtkommune). C. in der Poebene
nördlich von Modena fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst. 1530 kam
es durch Kaiser Karl V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum
erhoben. Mit dem Herzogtum Modena der Este ging es 1797 in der zisalpinischen
Republik und 1805 im napoleonischen Königreich Italien Frankreichs auf. 1814
kam es an Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an Sardinien (1861
Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.
Castiglione (Fürstentum).
C. delle Stiviere am Nordrand der Poebene fiel 1404 an eine Linie der Gonzaga.
Unter ihr war es Hauptort eines eigenen Fürstentums.
1713/1714 kam es (mit den Lehen Medole und Solferino bzw. Sulferino) an
Österreich, 1859 mit der Lombardei an Sardinien bzw. Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Celle (Stadt, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). 1292 verlegte Herzog Otto der Strenge von Lüneburg C.
(10./11. Jahrhundert Kellu) drei Kilometer allerabwärts von Altencelle nach
Nigencelle (Neucelle). 1301 verlieh er dem Ort das Stadtrecht von Braunschweig.
1378 wurde die Stadt nach Zerstörung der herzoglichen Burg in Lüneburg Sitz des
Fürstentums Lüneburg. 1705 verlor C. bei der
Vereinigung von Lüneburg mit Hannover die Stellung als Residenz, erhielt aber
1711 ein Oberappellationsgericht. 1946 kam C. über Preußen an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Cassel, C., Geschichte der Stadt Celle, Bd. 1f. 1930ff.; Pröve,
H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959;
Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Last, M., Celle, LexMA 2 1983,
1606f.; Celler Chronik, Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und
des Landkreises Celle, hg. v. Museumsverein Celle, 1983ff.; Brosius, D.,
Urkundenbuch der Stadt Celle, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,105.
Chimay (Herrschaft, Fürstentum).
Die Herrschaft C. im Hennegau, die 1486 zum Fürstentum
erhoben wurde, gehörte lange Zeit dem Hause Croy und kam dann an Arenberg.
L.: Wolff 62; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 194.
Cibo-Malaspina (Reichsfürst). 1568 wurde Alberigo C.
von Kaiser Maximilian unter Erhebung des Marchesats Massa und seiner anderen
Güter zum Fürstentum in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 164.
Cilli (Grafschaft, Fürstentum,
Residenz), Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt
(Celeia), doch wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die
Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner
Grafen von Heunburg (Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern
erbweise an die seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck,
die 1308 in die Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von
Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft
C. zu Grafen von C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die
Verleihung. 1399 erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit
1406 nannten sich die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422
erbten sie Güter der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee,
Grafschaften Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit
Kaiser Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11.
1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete
Grafen) erhoben (Fürstentum mit Gütern in
Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am 19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der
1455 zum faktischen Regenten in Österreich aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel
nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich III. von Habsburg/Österreich. Dem
daraus in der unteren Steiermark entstandenen Cillier Kreis gehörten C., Rann,
Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116 Herrschaften und mehrere
Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983,
2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110
(2002), 67; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791, 1, 2, 113.
Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste C. liegt auf ursprünglichem
Königsgut, das seit 1012 in der Hand der rheinischen Ezzonen erkennbar ist.
1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln von Königin Richenza mit
Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster Saalfeld. Danach gehörte
C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um 1230/1248 an die Grafen von
Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen und den Ort um 1240 zur
Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt erhielt. 1347/1353 fiel
es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem Vorort ausbauten und
nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis 1633/1638 residierte dort
die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw. Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699
Sachsen-Coburg, 1735-1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und
Gotha. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum,
das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter
Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein),
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke
Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und
Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen,
Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und
Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000
Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2
1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J.,
Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur
Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das
älteste Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst,
A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
Comacchio (freie Kommune, Fürstentum).
C. in der Provinz Ferrara wurde von den Etruskern gegründet. Zu Beginn des 8.
Jahrhunderts ist erstmalig eindeutig ein Bischof belegt (Vincentius). 971 kam
C. an die römische Kirche und von dort als Lehen an den Erzbischof von Ravenna.
Im 11. Jahrhundert wurde es freie Kommune, gelangte 1245 aber wieder an das
Erzstift Ravenna und 1299 an das Haus Este, 1598 erneut an den Kirchenstaat des
Papstes.
L.: Maestri, C.,
Storia di Comacchio dalle origini al 1860, 1978; Pauler, R., Comacchio, LexMA 3
1986, 68.
Correggio (Grafschaft, Fürstentum).
Die Familie C. erscheint im frühen 11. Jahrhundert mit Frogerius da C. in C. in
der Emilia. Im 13. Jahrhundert erlangte sie vor allem die Führung von Parma. Im
14. Jahrhundert wurde sie auf C. beschränkt. Dieses wurde 1452 Grafschaft, 1616
Fürstentum, musste aber 1634 an die Este
abgetreten werden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts starb die Familie aus.
L.: Tiraboschi, G., Memorie storiche modenesi, 1793-95; Finzi, R., Azzo da
Correggio, 1928; Conti, P., Coreggio, LexMA 3 1986, 279f.
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern
Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei
Neuhaus im Solling als Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der
Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort
(Nova Corbeia, C., am Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch
Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang
es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das
neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen,
Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder
ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im
unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803
säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit
Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000
Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an
das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand
1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten
von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.)
kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986,
295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre
Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio
saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990;
Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992;
Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648,
1, 2, 119.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay (Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die
Ehe mit Isabelle de Renty gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem
(Seringheim). Von Kaiser Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im
15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie
wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598
französische Herzöge von C. 1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie
im Mannesstamm. Die jüngere Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die
Linie Croy-Dülmen (Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für
ihre 1801 verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals
hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern
als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806
an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré
(1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2.
1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum
Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt
(ohne Regensburg, aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums
Regensburg an das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d.
hist. Vereins f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies,
H., 1994; Carl von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dauphiné (Fürstentum).
Die zum Königreich Burgund gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und Rhone
wurde seit Burgunds Angliederung an das Reich im Jahre 1032 als Reichslehen
angesehen. Der angelsächsisch geprägte Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus
ergab die französische Bezeichnung D. für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349
als eigenständiges Fürstentum bestand. 1349
übergab der letzte Graf Humbert II. († 1355) die Grafschaft an Frankreich.
Damit verlor das Reich das Gebiet, obgleich es zunächst weiter eine formelle
Oberhoheit beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen
(Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von
Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der
Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn
Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer
Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im
März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses
Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des
Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die
Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem
Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert,
1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290
wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs
und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands
(1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen
Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach
Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15.
Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten
salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser,
Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von
allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte
gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister
einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits
die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden.
Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt.
1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen
protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und
Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des
Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte
Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad)
Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde
(insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das
Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien
Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000
Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in
Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und
überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in
Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau
gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum
Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch
Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden
behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich
und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I.
unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf
Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt
am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt)
durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs
völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit
rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen
12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum,
1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954;
Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende
Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in
Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters,
1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des
Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K.,
1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K.,
Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M.,
Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie
des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines
spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U.,
Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein
Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden.
Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel
aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen
des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989);
800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern,
1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des
Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon
zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen
Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im
Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des
Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004;
Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte
Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Dornum (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit D.
gegenüber der Insel Baltrum gehörte als adlige Herrschaft zum Fürstentum Ostfriesland.
L.: Wolff 339.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer
Leine und Harz gelegene E. wird als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen
897 erstmals genannt. Vom 11. Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der
Grundlage der Mission um Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter
(Hanstein 1209, Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440,
Greifenstein 1420, Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375,
Bodenstein 1573, Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das
nordwestlich von Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst
liudolfingisches Hausgut und ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an
das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie
Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434
mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam das zunächst protestantisch
gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts rekatholisierte E. als Fürstentum an Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es
Teil des Königreiches Westphalen (Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an
Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis
1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen
Republik. Das Untereichsfeld wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit
diesem aber 1866 an Preußen zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen.
S. Kurrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen
Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den
späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese
Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei
Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg
(1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz,
durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen
(Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an
Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der
eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987);
Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um
1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt
im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein
Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht
im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine
geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese Eichstätt zwischen
Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel zu Eichstätt,
1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur Eichstätter Geschichte,
hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161;
Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790,
2009; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012.
Eisenach (Stadt, Fürstentum,
Residenz des Landgrafen von Thüringen). E. an der Hörsel wurde im 12.
Jahrhundert Marktort. Um 1190 nannte sich ein Sohn des Landgrafen von Thüringen
Landgraf von E. Das Stadtrechtsprivileg Landgraf Albrechts des Entarteten von
1283 erklärte E. zum Oberhof für die Städte des Fürstentums.
Der Stadtschreiber Johann Rothe (1350/1360-1434) verfasste ein Eisenacher
Rechtsbuch, in dem er Stadtrecht, Landrecht (Meißner Rechtsbuch nach
Distinktionen) und gelehrtes Recht (Dekret, Dekretalen, römisches Recht) zu
verbinden versuchte. Der Stadtschreiber Johann Purgold (um 1490) überlieferte
es in zehn Büchern. Seit 1572 war E. mit Unterbrechungen Hauptstadt eines
Herzogtums Sachsens. 1741 kam es mit den Städten und Ämtern E., Creuzburg
(Kreuzburg) und Gerstungen, Remda und Allstedt, den Ämtern Tiefenort,
Großrudestedt (Großenrudstedt) und Jena und der Herrschaft Farnroda an
Sachsen-Weimar, 1920 an Thüringen. S. Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Storch, J., Topographisch-historische Beschreibung der Stadt
Eisenach, 1837; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v.
Devrient, E., 1909; Peter, H., Die Entstehung des Herzogtums Eisenach, 1921;
Helmboldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Eisenacher Rechtsbuch,
bearb. v. Rondi, P., 1950; Patze, H., Eisenach, LexMA 3 1986, 1754ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 166
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei, Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E.
(„Elch-wangen“) an der Jagst wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna
zwischen Franken und Schwaben von den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf
(Bischof von Langres) gegründet. Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte
Kloster unter den Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten.
Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen
von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit
einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare)
umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen
1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste
geistliche Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa
20000 Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern
(7 Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein
Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959;
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v.
Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg,
1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt,
1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen
und die Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D.,
Das geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und
16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen,
FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei,
bearb. v. Häfele, H., 2008.
Eutin (Burg, Fürstentum,
Residenz des Bischofs von Lübeck). In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte
Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis
durch Holländer. Ein Dorf übernahm den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den
Bischof von Lübeck, der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der
Reformation wurden die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586
aus dem Haus Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die
bisherige Burg E. zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem
Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil
Oldenburgs der Provinz Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck
(Hochstift, Fürstentum), Holstein-Eutin,
Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Peters, G., Geschichte von
Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Farnroda (Herrschaft). F. bei Eisenach erscheint
seit 1260 als Sitz einer Ritterfamilie, die sich nach ihm benannte. Die
zugehörige kleine Herrschaft kam um 1400 in andere Hände und 1461 schließlich
bis 1799 an die Burggrafen von Kirchberg. 1801 gehörte sie über das Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach zum obersächsischen
Reichskreis. 1920 kam F. zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Wallner 710 ObersächsRK 19.
Frankenstein (Fürstentum,
Herrschaft). F. bei Breslau wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von
Schlesien an der Straße von Breslau nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es
Sitz eines Fürstentums, das in der Mitte des 14.
Jahrhunderts unter die Oberhoheit Böhmens kam. Zeitweise war es mit Münsterberg
vereinigt. Die Herrschaft F. war von 1654 bis 1791 durch kaiserliche Verleihung
in der Hand der Familie Auersperg. 1742 fiel F. an Preußen. 1791 wurde die
Herrschaft an Preußen verkauft. 1990 kam F. als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren älteste
überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter
verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509
und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation
erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde
die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F.
von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden
und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und
sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der
einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten
Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum
Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau
ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und
Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2.
1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den
Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter
Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de
Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code
Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde
am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum
Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement
übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom
Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der
Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19.
7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst.
Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das
Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel,
Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt
es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17.
8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer
Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel
mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine
Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am
19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte.
Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a.
Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher
der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm,
O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von
Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966);
Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg
1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W.,
Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der
”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur
bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der
Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg.
v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.;
Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A.
1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund,
K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und
Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
Fritzlar (Fürstentum).
723 gründete Bonifatius in F. ein Kloster. Im 11. Jahrhundert ging F., wo seit
dem 10. Jahrhundert ein Königshof bestand, von den Konradinern an das Erzstift
Mainz. 1803 fiel es durch § 7 I des Reichsdeputationshauptschlusses als
neugebildetes Fürstentum mit den Ämtern
Amöneburg, F., Naumburg und Neustadt an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen
und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Kissel, O., Neuere Territorrial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Schwind, F., Fritzlar, LexMA 4 1989, 981f.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?,
aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi
(Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem
Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier
Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei
gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin
zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität
versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen
Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek
wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen
Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und
90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete
Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an
Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung
Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte und
die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab,
H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische
Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H.,
Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989;
Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der
Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter,
1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v.
Jäger, B., 1994; Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung
der Abtei Fulda, Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H.,
Der Codex Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G.,
1996; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die
Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen,
F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198;
Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono.
Die frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster
Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die Grafen und Fürsten von F. leiteten
sich von einer fränkischen Grafenfamilie in Innerschwaben ab, die seit 1070 als
Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten sie über Agnes von Zähringen die
Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw.
im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten
sich zunächst nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175
erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe
von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265
mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen.
Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft
Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch
königliche Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich
eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete
sich von der Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging
Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320
Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw.
Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der
Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach
ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere
Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg
bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat
fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627
von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen
und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft
Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter
innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf
Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler
Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten
und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene
und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den
Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum
F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts
hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal,
Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und
Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen,
Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen
und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen
Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder
der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee
gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk
(Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die
fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische
Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern
unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945
verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren im 19. Jahrhundert
neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg
von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und
Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den
letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg,
1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg,
1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft,
1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen
Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg
(1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die
Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18.
Jahrhundert, 2001.
Galizien (Landschaft, Fürstentum,
Königreich). Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an
Polen kam, bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer Halitsch
(((Halics) und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien Anschluss
an die Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der ersten polnischen
Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile Podoliens mit Zamosc,
Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die Herzogtümer Zator und
Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern umfassende
Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet. 1784 wurde nach der
Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien in Lemberg eine
Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen Teilung Kleinpolen
mit Krakau, Wieliczka, Rawka, Sandomir, Radom und Maciejowice (Maziejowice)
(insgesamt 46000 Quadratkilometer mit 1,5 Millionen Einwohnern) als
Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses Westgalizien mit Zamosc an das
Großherzogtum Warschau, der östliche Teil Galiziens an Russland abgetreten
werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich zurück, während die übrigen 1809 verlorenen
Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde der 1815 gebildete Freistaat Krakau
einverleibt. 1918 schloss sich der westliche, 1772 an Österreich gelangte Teil
Galiziens (mit Krakau, Tarnów und Przemyśl) Westgalizien Polen an. Das
östliche Galizien mit Lemberg wurde 1919 gewaltsam Polen eingegliedert, 1939 an
die Sowjetukraine angeschlossen.
L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur,
Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H.,
Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches
Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam,
1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter
Kaiser Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in
Galizien, 1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R.,
Galizien, 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann,
K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001.
Gaveren (Fürstentum, Roede). Das Fürstentum (Roede) G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz
[bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie
Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden
vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an
Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz
nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem
Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen
die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer
Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der
Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner.
1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit
Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab.
Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Glogau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien
erscheint 1010 als polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten
deutsche Siedler zu. 1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien
anlässlich einer Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253
erhielt die Stadt G. Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I.
drei Söhne das Gebiet und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog
Heinrich III. von G. († 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen
ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die
meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens, das
einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut geteilt.
Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von Böhmen
(und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen, 1476 nach
dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König Matthias Corvinus von Ungarn.
1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an
Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn Johann Corvinus
vereinigte beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen an Prinz Johann
Albert (1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506). Seit 1506 war G.
kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen zurück und fiel
1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel
eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen
aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg
(Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter
die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben
die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis
1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis 1786 der
Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen
Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau) als preußisches
Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über dessen Tochter
Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines Herzogs
von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan,
1911; Sieber, H., Schlösser und Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke,
K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Gnesen (Erzstift, Fürsten). An der Stelle
Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien bestand
bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde im 10.
Jahrhundert Fürstensitz und 991 Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000
gründete Kaiser Otto III. dort das Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe
von Kolberg, Breslau und Krakau, im 11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau,
Plock und Lebus (bis 1424). Die Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch
formell. Lebus kam im 15. Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417
Miedniki (Samogitien) und nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese
aus dem östlichen Teil des 968 gegründeten Bistums Posen gebildet wurde. Im 13.
Jahrhundert erwarben die Erzbischöfe das Fürstentum
Lowicz und nannten sich seitdem Fürsten von G. Im Zuge der polnischen Teilungen
ging G. an Preußen über. Von 1793 bis 1807 und von 1814/1815 bis 1918 gehörte
G. zu Preußen, das 1821 Posen zum Erzbistum erhob und mit G. in Personalunion
verband. 1918 kam es mit der Abtrennung Westpreußens und Posens vom deutschen
Reich wieder an Polen zurück. Das polnische Konkordat von 1925 bestätigte die
Erzdiözese Gnesen-Posen mit den beiden Bistümern Kulm (Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen,
LexMA 4 1989, 1522ff.; 1000 lat archidiecezji gnieźnieńskiej (1000
Jahre Erzdiözese Gnesen) hg. v. Strzelczyka, J. u. a., 2000.
Goschütz (freie Herrschaft). Die aus ursprünglich
zum Fürstentum Oels gehörigen Gütern gebildete
freie Standesherrschaft G. in Niederschlesien gelangte 1717 als
Niederherrschaft an die Langenau und von diesen 1727 an die Grafen von
Reichenbach. 1741 erhob sie König Friedrich II. von Preußen zu einer freien
Standesherrschaft. Sie umfasste mit den Städten G. und Festenberg 1,75
Quadratmeilen. Über Preußen gelangte G. zu Polen.
L.: Wolff 479.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen).
1640 wurde es Residenz des Fürstentums
Sachsen-Gotha. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal,
Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft
Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft
Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha).
Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit
von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Göttingen (Fürstentum,
Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf
Gutingi 953 erstmals erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht.
Ab 1235 gehörte Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis
1292 und von) 1345 bis 1463 war es Sitz des Fürstentums
G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch Münden) bis Hahausen bei Bockenem
reichte. Im Kampf mit dem Landesherren erlangte die Stadt weitgehende
Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner
Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum
Calenberg des mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden
residierte, und ging schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem
niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann,
W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff,
E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums
Göttingen und des Landes Göttingen im Fürstentum
Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011.
Grimbergen s. Berghes (Fürstentum)
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum,
Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem
Ministerialengeschlecht der Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G.
südlich Einbecks war seit 1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer
Linie (des alten, 1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die
Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem
alte (katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G.
die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die
Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen
bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an
Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende Fürstentum
G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter
Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg,
Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen
(Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über Hannover und Preußen
(1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G.,
Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v.
Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911;
Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Grumbach (Grafen). G. bei Birkenfeld gehörte
schon früh den 1103/1135 erscheinenden Wildgrafen, deren Stammburg Kyrburg bei
Kirn an der Nahe war und die von den Rheingrafen auf dem Stein bei Münster „am
Stein“ beerbt wurden. Seit (dem Wildgrafen und Rheingrafen bzw. Wild- und
Rheingrafen) Johann Christoph (1555-1585) wurde G. namengebend für einen Zweig
dieses Geschlechts, der 1696 die Herrschaft (Rheingrafen-)Stein
(Rheingrafenstein) erbte, um 1800 ein Gebiet von 6 Quadratmeilen mit 17000
Einwohnern beherrschte und zum oberrheinischen Reichskreis zählte. Seit 1816
gehörte G. zum Fürstentum Lichtenberg des Herzogs
von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1834 durch Abtretung zu Preußen. 1946 fiel es
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Zeumer 553 II b 60, 16; Wallner 697 OberrheinRK 22; Karsch, O.,
Geschichte des Amtes Grumbach, 1959.
Guasco (Reichsfürst). 1645 wurde Carlo G.,
Marchese di Solera, in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt das Fürstentum Lixheim.
L.: Klein 166.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum,
Residenz). Karl der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von
Châlons-sur-Marne geleitetes Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das
bis 818/820 seinen Sitz in Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An
seine Stelle trat (vor 814 ? oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum
Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des
Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll
und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte
(1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur
Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben
[1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit
Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg
übertragen. Das Fürstentum umfasste den halberstädtischen
Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H., Gröningen, Kloster Gröningen und
Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und acht adligen Gerichten), den
ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt Aschersleben, den Gerichten Gatersleben,
Hausneindorf, Ermsleben und Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und
den Ämtern Winningen [Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den
oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im
Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis
(mit der Stadt Osterwieck, dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg,
Wülperode, Stötterlingen und Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam
H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste,
zum Königreich Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hannover (Fürstentum,
Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der
Straße von Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150
erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert
wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit
1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das
Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die
Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen
besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und
Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und
Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde
aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803
bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in
Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis
1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und
Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche
Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich,
das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit
Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert
und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die
1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach
1848 geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879
aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867
wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922
die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an
die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946
wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen
auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom
Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen
aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
Hasserode (Herrschaft). Die Herrschaft H. wurde
1740 vom Fürstentum Halberstadt Preußens aus
verwaltet. Über Preußen kam H. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417.
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie
(Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb
aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen
sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben
einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde
die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der
Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft
Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den
Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und
die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit
Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten,
Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H.
im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
(außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und
mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen
rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg
(Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie
Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794)
wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem
1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie
Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der
Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004.
Hechingen (Burg, Herrschaft). Bei dem 786 erstmals
erwähnten H. (Hahhingum) an der Starzel errichteten die Grafen von Zollern
(Hohenzollern) eine Burg. Später wurde H. Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft
Zollern. Danach war es Sitz der Linie Hohenzollern-Hechingen. 1849 kam H. mit
dem 1806 voll souverän gewordenen, wirtschaftlich aber kaum lebensfähigen Fürstentum an Preußen, 1951/1952 über
Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Hechingen.
L.: Wolff 168; Bauer, W., Die Stadt Hechingen, 2. A. 1955; Eisele, K., Studien
zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Kuhn-Rehfus, M., Streifzüge durch
die Geschichte Hechingens, (in) 1200 Jahre Hechingen, 1987; Mors, K., Hechingen
und Burg Hohenzollern, 1989.
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum, Residenz). H. südwestlich von Freiburg
erscheint erstmals 777 in Lorscher Urkunden. 1272 gelangte es an den
Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich II. von Hachberg die Gerichtsrechte
und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit 1505) bis 1806 war der
reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors (Johannitermeisters) von
Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene Grafschaft
Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende, dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum
H. kam allmählich faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem
Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H.
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und Johannitergroßpriorat Heitersheim und
sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter,
K., Heitersheim, die Malteserstadt, 1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972;
Die Heitersheimer Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum,
Residenz). Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von
Haune und Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf
eigenem Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine
Einsiedelei (cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch
Schutzprivileg König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in
Thüringen und Sachsen begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten
Erwerbungen im sog. Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek bewahrte
eine 1470 in Italien gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus auf. 968
wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm Forstrechte und
Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem Erzstift Mainz geführte Streit um die
Zehnten in Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert
von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann die Abtei ein
kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die Landgrafen von
Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich verteidigte. Die
schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15. Jahrhundert führten
1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über Stadt und Abtei. Seit
1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum
zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7
Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die
Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt
oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen
Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die
Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu
Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264)
mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des
Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von
Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren
1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen
Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg,
Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von
den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen
gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die
Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in
den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13.
Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305
Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350
Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das
1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14.
Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem
es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen
von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde.
Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein,
Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter
Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der
Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438),
Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen,
die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der
mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern
(Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben
(1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof
von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder,
Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an
H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben.
1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter
hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und
Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft
Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und
den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens
in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz
von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen),
Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten,
Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von
Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen
1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an
Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag.
Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem
sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803
erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von
Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes
Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen
(Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000
Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen
Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum
Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt
Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey
und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75
Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr
Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622
einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl
an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es
Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter
dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen
Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu
Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die
Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968
im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und
Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
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Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
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und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
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hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation
Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung,
1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem
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und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
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Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens
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Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt hatte.
H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und Homburg
vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt)
Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach
(Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter
Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil),
Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund
Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte
Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker
Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2
Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund
zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg.
1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey
und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste
das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte
sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H.
das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg
sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine
Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und
militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem
Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen
Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in
dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm
und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen
aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch
die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche
Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße,
Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13.
Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben
Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten
Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach
einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000
Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich
Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit
1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam
1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R., Urkundenbuch
der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H., Urkundenbuch
des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A.,
Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O., Die Entstehung
der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J., Geschichte der
Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der
Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim,
1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953; Peters, W.,
Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967;
Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971;
Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
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1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die
Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur
Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde
Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
Höchstädt (Landvogteiamt). H. an der Donau bei
Dillingen wird 1081 erstmals erwähnt, reicht aber vermutlich in karolingische
Zeit zurück. Im 13. Jahrhundert fiel es von den Staufern an Bayern, im
Spätmittelalter über Bayern-Ingolstadt an Pfalz-Neuburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten Grundstücke in dem Landvogteiamt H. des Fürstentums Pfalz-Neuburg zum schwäbischen
Reichskreis. Über Pfalz-Neuburg kamen sie zu Bayern.
L.: Wolff 140; Wallner 690 SchwäbRK 98.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum).
Die erstmals 1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten
sich seit 1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg
beherrschenden Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst
erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein,
Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der
Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung
(1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434]
und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen
Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der
erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den
Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu
dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des erst 1551 wieder vereinigten
Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und
die (seit 1667 wieder) katholische, 1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253
erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei
Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie
Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen
(Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft
die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg
zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und Hohenlohe-Waldenburg (bis
1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie beerbte, sich aber wiederum in
die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit
1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von
Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von
Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden
die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum
fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32
Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa
250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an
Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg], Schillingsfürst). S.
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der
Aufklärung, 1958; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963;
Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A.,
Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse des Fürstentums
Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb.
v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die Radziwillsche Masse, 1988;
Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82; Kleinehagenbrock, F., Die
Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003; Hochmittelalterliche
Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a.,
2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft
Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft
Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme
im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete
Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine
Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde),
‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und
Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien
die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron (Klosterbeuren)
und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die Rheinbundakte die
ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die Herrschaft
Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über die
Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau gelegenen
Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die vormals Salem
gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der
Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen Herrschaften
Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H. durch
Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich dem
Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus
der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Hornes (Fürstentum)
s. . Hoorn, Horn.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Iseghem, Izegem (Fürstentum).
Das Fürstentum I. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. S.
Izegem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der
1103 erstmals erwähnten Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098
bezeugten Grafen von I. (Rembold I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem
9./10. Jahrhundert auftretenden edelfreien mittelrheinischen Geschlecht
gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links
der unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von
Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis
1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels
vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied]
bzw.) den gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des
12. Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an
Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im
16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg)
erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils
des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier
die Lehen ein. Die Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber
zusammen mit den Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten
Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg,
Großmaischeid (Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach
(Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses
erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische
Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach
(Hersbach) kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg)
beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von
Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die
Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit
1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der
Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert
erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche
Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628
wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn).
1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis
1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur
vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und
Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von
Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für
die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit
gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg (Jakobsburg) auf der rechten
Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin zu I., Gräfin von
Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen
Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat
Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von
Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei
Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils
fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils
republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der
Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden
gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens
galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum
Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale,
Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete
die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum
Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum
Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel,
Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen
(Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil
er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola,
Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou
gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der
Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und
Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem
Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des
Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich,
Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von
Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen
Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische
Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer),
19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische
Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10
toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11
tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734
und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla,
Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia,
Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I.
ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich
eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel,
Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche
umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena)
und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I.
zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden
Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum
sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die
Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an
Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen
an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien
vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von
I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der
Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I.
seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol. S.
a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H.,
Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W., Grundzüge
der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die
österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985; Italien-Ploetz.
Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf, J., 1986;
Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der
europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens in der
Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989;
Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg.
v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff.
1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v.
Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v.
Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali,
1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The
Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in
the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C.,
Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom
17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Izegem (Fürstentum,
Iseghem). Das Fürstentum I. gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. S.
Iseghem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Jägerndorf (Herzogtum, Residenz). J. in
Oberschlesien an der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und
Geldoppa wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht
gegründet. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von
Troppau an Oppeln, 1390 an Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen
und 1421 an Ratibor. 1437 spaltete sich J. als eigenes Herzogtum ab. 1493 kam
es nach Absetzung des Fürsten durch König Matthias Corvinus (1474) an die
Freiherren von Schellenberg. 1523 erwarb Markgraf Georg von Ansbach dieses
Herzogtum. Nach dem Tod seines Sohnes Georg Friedrich fiel es an die Markgrafen
von Brandenburg, die es mit Oderberg und Beuthen zusammenfassten. 1617/1621
gingen diese Gebiete infolge Teilnahme des Herzogs am böhmischen Aufstand an
Österreich verloren. Den nördlichen Teil des Landes konnte König Friedrich II.
1742 an Preußen zurückgewinnen. Das Herzogtum umfasste ein Gebiet von 17
Quadratmeilen. 1918/1919 fiel das Gebiet von Österreich an die
Tschechoslowakei, 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und
Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v.
Wutke, K., 1911; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd.
1 1961; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 182; Urbare des Fürstentums
Jägerndorf aus der Zeit der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
(1531-1535-1554/78), hg. v. Hanke, S. u. a., 2010.
Jauer (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in
Niederschlesien wurde vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht
gegründet. Seit 1278 war J. Sitz des im Wege der Teilung des Herzogtums
Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem
1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde
es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut geteilt. Von 1346 an
waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von
Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474
fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa 56
Quadratmeilen und war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg
gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt
Jauer, 1903; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v.
Wutke, K., 1911; Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen
Kreises Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v.
d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990,
309f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 283.
Johanniterorden (Reichsfürst), Johannitermeister.
Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor
den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach der Eroberung
Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden ritterschaftliche
Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von den acht
Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem Fall
Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso) auf
Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310 eroberte
er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der Güter des
aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei Brandenburg
im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523 musste nach
Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a. Viterbo). 1530
übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta und seine
Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber ohne Heerfolgepflicht
zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden genannt. Nach der
Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum evangelischen
Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in Deutschland,
der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des Ordens stand
und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte, Sitz und
Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Deutsche
Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und
Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum
Heitersheim schon früher allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit
Österreichs sowie 1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei
Brandenburg vom König von Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999
hatte der evangelische Teil des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des Johanniterordens
in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland des
Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739
(Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die
Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz,
bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6.
oder 7. Jahrhundert wanderten die slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel
ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert christianisiert, gerieten aber unter den
Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um 1180 erkämpften sie ein unabhängiges Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die Türken. 1830
entstand ein im Zuge von Freiheitsbestrebungen autonomes Erbfürstentum Serbien
unter osmanischer Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger Staat, der sich 1882 in ein
Königreich umwandelte. Diesem schlossen sich 1918 die nordöstlich davon
gelegenen Gebiete des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die auch Italien als
Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten
begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen,
das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es Republik, am
31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile
Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert, 1954/1975 erhielt es die Zone B
um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien und Slowenien durch Erklärung
vom serbisch beherrschten J., später auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien
(Makedonien), so dass nur noch Serbien und Montenegro in J. verblieben. 1999
wurden die albanischen Bewohner des Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben,
aber durch Kriegseinsatz des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses
zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die Bundesrepublik J. aufgelöst und der
Staat Serbien-Montenegro begründet, der sich 2006 in Serbien sowie Montenegro
auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo mit westlicher Unterstützung von
Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz, Gottschee, Herzegowina, Illyrien, Istrien,
Kärnten, Krain, Küstenland, Österreich, Steiermark, Triest.
L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und
Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990;
Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C.,
Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20.
Jahrhundert, 2010.
Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom Rhein
nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der Lauter.
Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues
(Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer. Kaiser
Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die
Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur
Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz.
Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von
Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der
Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in)
Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
Kalenberg (Fürstentum)
s. Braunschweig-Calenberg, Calenberg
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E4.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb
mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines
kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des
Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000
Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem
12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen
Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu
verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft
Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen,
Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die
Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der
östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums
Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim Übergang an Baden, 1934;
Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die
Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums bis zur
Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens,
Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu
Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den
freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg.
v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz.
Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989;
Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990;
Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990;
Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der
schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die
Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende
des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306;
Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.
Krautheim (Fürstentum)
1803 erhielt das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für seine
linksrheinischen Verluste an Frankreich das mainzische Oberamt K., das
würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806 fiel sein Gebiet teils an Baden,
teils an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Krautheim
(Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim,
Diss. phil. Würzburg 1968.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
Um 1200 entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich die Herren von K.
benannten. Die Herrschaft kam mit der Stadt K., die 1306 Rothenburger
Stadtrecht erhielt, über Hohenlohe (1239), Eberstein (vor 1250), Würzburg
(1346)/Mainz (1365) 1389 ganz an das Erzstift Mainz . (1803 wurde sie unter dem
Fürsten von Salm-Reifferscheid-Bedburg Fürstentum
[Salm-Krautheim] ). 1806 fiel K. an Baden, Alt-Krautheim an Württemberg. Damit
kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H.,
Krautheim, 1977.
Landsberg (Mark, Fürstentum,
Residenz des Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am
Strengbach an der Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und
Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von
Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet
auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage befunden
hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei
L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte
Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie
der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die
Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu
Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem
Weisen als eigenes Fürstentum
(Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an
die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des
Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von
Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L.
nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L.
von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815
blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz
Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Lautern (Fürstentum).
Kaiserslautern kam 1375 an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir
(1576-1592) wurde es Residenz des 25 Quadratmeilen großen Fürstentums Pfalz-Lautern. S. Pfalz-Lautern,
Kaiserslautern.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 7; Münch, O., Kaiserslautern, 1957.
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086
Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich
möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und
im Wormsgau und Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl
[Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an
der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen
1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der
Grafen von L. genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den
Speyergau und die Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in
männlicher Linie ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard
(Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich
von Saarbrücken, der Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den
Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue
Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13.
Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen
des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen,
Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich
1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere landgräfliche Linie
(Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim, Gräfenstein
[Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt [Grünheim],
Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen], Tiefenthal, Lautersheim,
Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes)
und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg
(Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg
[Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter
(Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim,
Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim,
Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim,
Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim)
der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde eines
Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der
Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten
Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu
Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur
Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der
Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich
seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg
spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an
Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei
Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit
der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim,
Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet
mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725
die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme)
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg,
Herrschaft Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und
Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg,
Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die
würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die
pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg)
und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25
Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000
Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die Grafen
von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische Kellerei
Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor
mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L.
fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an
Baden. Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er
spaltete sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und
Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg).
Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und
Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim
Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam
Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787
an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum
Leiningen vor und nach der Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R.,
Die Entwicklung der herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis
Miltenberg bis zum Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.);
Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch
einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist.
Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz,
T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften
Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H.,
Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Fürstentum). Die bei der Teilung der Grafen von
Leiningen 1317/1318 entstandene jüngere (gottfriedische) Linie (mit der
Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg, Falkenburg und Guntersblum)
nannte sich nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich in Leiningen-Rixingen (1506
an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg) und L. (jüngere Linie). Die
jüngere Linie L. erwarb 1466 die Herrschaft Apremont in Lothringen, erhielt
1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen. Dagsburg-Hardenburg.
(Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende L. zusammen mit
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5 Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a.
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der 1317 entstandenen jüngeren Linie der
Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen von L. wurden 1779 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Sie erhielten 1803 für die verlorenen
linksrheinischen Güter das neue rechtsrheinische Fürstentum
Leiningen (Amorbach, Miltenberg, Mosbach). Dieses fiel 1806 an Baden. S.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des
Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis
nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg.
zwischen 1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen,
nach ihm benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich,
Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit
Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum
Leiningen-Hardenburg umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielt der Graf von L. die zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und
eine Rente von 3000 Gulden. Die Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und
erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz
(Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies
Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375
aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren
Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg
I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter
Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern
1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler
(Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten.
Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die
Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705
erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum
schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft
Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen
(schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450
Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über
Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg
(Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn,
Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit
Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter
Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg,
Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur Familiengeschichte
des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar
der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der Leyen im
Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 (Kettenbach 1550).
Lichtenberg (Fürstentum).
(Die Burg L. [Lichtenburg] bei Birkenfeld erscheint 1214 als Gut der Grafen von
Veldenz. 1444 wurde sie vom Herzog von Pfalz-Zweibrücken geerbt.) Am 9. Juni
1815 wies der Wiener Kongress dem Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld als
Entschädigung für die bei dem Krieg gegen Frankreich geleisteten Dienste ein
Gebiet von 20000 Seelen zu, das einstweilen von Preußen verwaltet werden
sollte. Durch Vertrag vom 3./20. 11. 1815 übernahm es Preußen, Sachsen-Coburg
aus seinem linksrheinischen Erwerbungen zu entschädigen. Der Herzog erreichte
in Verhandlungen eine Erhöhung der Seelenzahl auf 25000. Am 9. 9. 1816 gab
Preußen ein ursprünglich für den Herzog von Oldenburg vorgesehenes Gebiet um
Sankt Wendel, Baumholder und Grumbach (ohne die der bayerischen Rheinpfalz
zufallenden Orte Saal, Niederkirchen, Bubach, Marth, Hoof und Osterbrücken aus
dem Kanton Sankt Wendel) an den Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld
(Sachsen-Coburg), das seit (24. 2. bzw.) 6. 3. 1819 Fürstentum
L. hieß. Es wurde wegen innerer Unruhen am 31. 5. 1834 für letztlich 2,1
Millionen Taler in preußischen Staatsschuldscheinen wieder an Preußen
(Rheinprovinz) verkauft (Kreis Sankt Wendel). Der südliche Teil gehörte seit
1919 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet (1957 Saarland), der Rest blieb bei Preußen
und gelangte 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Haarbeck, W., Burg Lichtenburg, 1927, neu hg. 1964; Fischer, W., Das
vormals sachsen-coburgische Fürstentum
Lichtenberg, Heimatkalender des Kreises Birkenfeld 1956; Düwell, K.,
Sachsen-Coburg-Gotha linksrheinisch, FS Gerlich, A., 1995, 335; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Liechtenstein (Fürstentum).
Vielleicht ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich
im früheren 12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von
Wien nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten
und in Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712
kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis
1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten
Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und
dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712,
für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür
(gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank
des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton
Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1.
1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem
reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723
Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei
Linien, von denen die ältere das Fürstentum L.
mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen Herrschaften und Güter
übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große L. mit
5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach souverän. 1815
trat es dem Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es
gänzlich unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion mit Österreich verbunden,
die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss
Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von
Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und
Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum
umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600
Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte
von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
bis 1260, hg. v. Helbok, A., 1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein,
1938; Steger, C., Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur.
Freiburg im Üchtland 1950; Seger, O., Überblick über die liechtensteinische
Geschichte, 2. A. 1965; Raton, P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969;
Dopsch, H., Der Dichter Ulrich von Liechtenstein und die Herkunft seiner
Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und
staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger,
P., Kriegszeit. Lichtenstein 1939 bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und
Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Liegnitz (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert
erbaute Burg L. an der Hohen Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach
Heinrich II. aus dem Hause der schlesischen Piasten (1241) entstand durch
Erbteilung des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die
zwischen 1242 und 1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich
1251 Glogau sowie 1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war
es mit Breslau vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch
Landesteilung um das Fürstentum Brieg
vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L.
der Piasten aus. L. kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen
Trennungen war L. seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als
1675 die schlesischen Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als
erledigte Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter
Berufung auf einen 1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten
Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg
vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem
ersten schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945
wurde L. von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.
Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen
9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes,
822 erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe
Frau unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich
entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft.
1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift
reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen Reichskreis. Es hatte kein
eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und zahlreiche
Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und
damit 1804 im Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint
erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus
der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet
wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden
Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt
diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts
verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft
des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264
Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden
Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den Auseinandersetzungen mit
dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Wesentlichen
sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann und die Befreiung vom
stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die Pfandschaft der Reichsvogtei
über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803
kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5 Quadratmeilen
Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern.
Zwischen 1945 und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen
Besatzungszone einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K.,
Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929;
Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau
im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M.,
Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die
oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen
zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung
der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W.,
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des
Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien
Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich
III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K.,
Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1123 erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches
Adelsgeschlecht, das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte
im Hafergau bzw. Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich
nach seinem Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als
Anhänger Herzog Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185
Gründung Lippes bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190
erheirateten sie die Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das
Stift Enger und östlich des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie
durch Heirat einen Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und
Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und
1399/1400/1405 als Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging
Rheda als Folge der Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste
die Stadt L. (später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine
Gemeinschaftsherrschaft mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449
erlangte Hessen über verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft,
1528/1529 erhielten die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne
Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762
Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben.
Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von
Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden
(1720) in den Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen Titel aber erst seit
1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld
und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der
Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849
liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L.
dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7.
1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die
verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der
Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden
Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem
Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der
britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10.
1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960);
Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum
Lippe 1895-1905, 1967; Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie,
1969; Der Anschluss Lippes an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr,
H./Scholz, K., 1984; Tewes, L., Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H.,
Lippische Regesten, N.F., 1989; Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die
Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert, hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa,
A., Der Lippische Thronfolgestreit, 1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003,
86 (mit genealogischer Übersicht) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 430; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung.
Diss. jur. Würzburg 2008.
Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem
Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen,
sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven
bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und
vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die
Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L.
einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation).
1526 wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens,
Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der
Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum
Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der
Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet
südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit
aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der
Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens.
Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die
Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in
L.) einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen)
Teil des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721
(zusammen mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung Polens auch das
Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen
Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden.
Damit trat die Zweiteilung Estland und Lettland an die Stelle der 1561
entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der
Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung
vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011.
Lobenstein (Burg, Herrschaft). Die Burg L. an der
Straße von Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor 1280 kam sie
vermutlich durch Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte von Gera.
Seit 1371 stand die Herrschaft unter Lehnshoheit Böhmens. Nach dem Aussterben
der Vögte von Gera 1550 fiel die zum obersächsischen Reichskreis gehörige
Herrschaft an die Vögte von Plauen, 1572 an die Reuß zu Greiz (Reuß-Greiz) und
1597 an Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L. Sitz der Linie
Reuß-Lobenstein(, das 1848 als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit Reuß-Greiz und
Reuß-Schleiz zum Fürstentum Reuß jüngere Linie
vereinigt wurde. Dieses ging 1920 in Thüringen auf). S. Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen
von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie
erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und
spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie L.
bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte
zum burgundischen Reichskreis. Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit
Virilstimme in den Reichsfürstenstand, durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen
erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801
verloren sie ihre linksrheinischen Gebiete an Frankreich und erhielten dafür
1803 die Reste der früher zum Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina)
(Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum
Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde
dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg
zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im
nördlichen Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das
Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum,
Reichsritter). Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer
morganatischen Ehe mit der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin)
einen zur Versorgung mit der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig,
dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs
von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von
Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein
liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein
1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste
als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs
anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin
von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu
(Montaigne), Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige
Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die
Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen die wertheimischen Lehen von
Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die
Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei
1648 der Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18.
Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft
Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die
reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust
der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt
Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer
Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812
gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand
erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau (Neufchateau) und Cugnon in den Ardennen,
Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer
Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die
Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst
unter Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich
unter Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Lübeck (Hochstift, Fürstentum).
1160 (Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg
im östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum
Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert
(1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L.
verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift
umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und
Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte
der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation
eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe,
seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und
1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin.
1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch
Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5
Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum
L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es
zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils
L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Schubert, H. v.,
Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1907; Schwentner, B., Die
Rechtslage der katholischen Kirche in den Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die
Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im
Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem
Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck,
hg. v. Leverkus, W., Bd. 1 1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, Diss. phil. Kiel 1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A.
1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am,
Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975;
Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983;
Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der
Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen
Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum). Einer etruskischen Siedlung folgte das
römische Luca (89 v. Chr. municipium). Über Langobarden und Franken (774) fiel
L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119 wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter
die Herrschaft Pisas. 1316 schwang sich Castruccio Castracane zum Stadtherrn
auf, der 1327 von König Ludwig dem Bayern zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370
wurde L. mit Hilfe Kaiser Karls IV. wieder freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an
seine Schwester Elisa Bacciocchi. 1815 kam es als Herzogtum an Maria Luise von
Etrurien. Ihr Sohn Karl II. von Parma trat es 1847 an (die) Toskana ab. S.
Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v.
Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e
14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das Reich
bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971; Manselli, R., La repubblica di Lucca,
1987; Lucca e l‘Europa degli affari, secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei, R./Fanfani,
T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA 5 1991, 2156; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 188.
Lüneburg (Fürstentum,
Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg).
795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer
Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich
durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert
aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums
einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein
geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg
konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die
von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu
gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste
jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem
Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis
1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren
Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum
L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der
Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von
den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto
die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis
1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete
sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die
das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum
L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die
Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel
durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an
L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer
Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die
Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie
Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639
zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200
Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste
die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick
und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg
(seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms,
nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem
Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche
Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der
lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866
kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner,
E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt
Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen
Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens,
1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953;
Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich,
E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H.,
Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss.
phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand
im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums
Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987;
Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P.,
2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
Lüneburg (Stadt mit einer Rechtsstellung, die
einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz) s.
Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen Lüneburgs, 5. A. 2007.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der
weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen
nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die
Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde
später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft
Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft
Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum
mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas
und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums
Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an
Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert
wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag.
Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen
von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der
Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen
großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der
Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und
Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105
Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum
an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der
Chronistik des Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v.
Stiennon, J., 1991; Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 449, 2, 366.
Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200 errichtete
Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von Saarwerden gehörte zunächst Graf
Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und Kunigundes von Kiburg bzw. Kyburg,
musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu Lehen aufgetragen werden. 1447/1452
wurde die 1403 bereits zu einem Viertel pfälzisch gewordene Grafschaft von den
Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam die 1560 reformiert gewordene
Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an Pfalz-Veldenz
(Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680 wurde sie als
Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert, blieb aber bis 1790 unter der
Oberhoheit Frankreichs Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam sie an Frankreich (frz.
La Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T., Geschichte
des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900.
Marlborough (Reichsfürst). 1705 wurde John Churchill
Herzog von Marlborough (1650-1722) auf der Grundlage des Fürstentums Mindelheim zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 160.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin
erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M.,
das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie
Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung
leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon
1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten
Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der
Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten,
doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg
[ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow
und Nemerow bestand, wobei Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben.
1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei
und wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem
noch ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es
1819 an Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung
wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums Mecklenburg das Herzogtum M., das im
Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne
Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen großen
Herrschaft Stargard (mit 42000 Einwohnern) bestand, die durch
Mecklenburg-Schwerin getrennt waren. Außerdem gehörten zu M. die Komtureien
Mirow und Nemerow. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei. 1815 wurde er zum
Großherzog erhoben. Drei während der Besetzung durch Frankreich (1794-1814) als
Kantone entstandene, als Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel
(Cronenburg/Kronenburg [ohne Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller],
Reifferscheid und Schleyden/Schleiden [ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332
Einwohnern) verkaufte er am 21. 5. 1819 für eine Million Taler und einige
Domänen an Preußen. 1866/1867 trat er auf preußischem Druck dem Norddeutschen
Bund, 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte
Großherzog Selbstmord. Die Regierung ging an den Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin über, der am 14. 11. 1918 abdankte. Am 29. 1. 1919/24. 5.
1923 erhielt M. ein Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934 wurde es durch Gesetz mit
Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373;
Endler, E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann,
M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mensfelden (Schloss und Dorf), Münzfelden. Das
zwischen den nassauischen Städten Diez und Kirchberg (Kirberg) gelegene,
reichsunmittelbare Schloss und Dorf M. an der unteren Lahn gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über das Erzstift Trier (zwei Drittel) und das Fürstentum Nassau-Usingen (ein Drittel) zum
oberrheinischen Reichskreis. Der Trierer Anteil hatte ursprünglich den Grafen
von Leiningen zugestanden. 1803 gelangte das Dorf ganz an Nassau-Usingen und
mit diesem 1866 an Preußen.
L.: Wolff 283f.; Wallner 699 OberrheinRK 53.
Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten). Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des rheinischen
Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M. westlich von
Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne, stellte zahlreiche
Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12 Linien. 1652 erhielt
Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen Herrschaften Winneburg
und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde die Familie
reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18. Jahrhundert zählte sie als
Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt Sporkentaler Mühle zum
Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war sie im früheren
18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
1803 erlangte sie als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter Winneburg
und Beilstein, über die sie Sitz und Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei Ochsenhausen in Schwaben (ohne das
Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806 aber von Württemberg mediatisiert
und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar M., der zum Staatskanzler
Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser von Österreich Schloss
Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.
Militsch (freie Herrschaft). Die freie
Standesherrschaft M. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil des Fürstentums Oels. Nach dem Aussterben der Fürsten von
Oels 1492 wurde sie von Ladislaus von Böhmen als eigene Herrschaft an die
Kurzbach veräußert. Diese verkauften sie an die Freiherren von Maltzan, die
Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhob. Die freie Standesherrschaft M.
umfasste 8 Quadratmeilen. S. Preußen, Polen.
L.: Wolff 487.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang
über die Weser wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort
durch Kaiser Karl den Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert
(von Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover,
Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese
Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte
waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa
1096 bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines
Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem
Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem
vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und
der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von
Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg
(Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge,
Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der
kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den
Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert
kam das früh von der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1661 starb der letzte Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger
Welfen mit Osnabrück als Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen,
das es in ein weltliches Fürstentum umwandelte
und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel
bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt
die beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im
Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M.
an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte
es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die
Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E.,
Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L.,
Beschreibung des vormaligen Bistums Minden nach seinen Grenzen,
Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877, Nachdruck o. J.; Spannagel,
K., Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719,
1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B.,
Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener
Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die
älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums
Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter
6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v.
Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum).
M. am Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei
Werden genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M.,
die sich seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten
um M. und Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln
sowie Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von
Kleve zu Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden,
1417 teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor
M. im späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und
1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation ein und vererbten
die Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm
(Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem Erlöschen der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden Erbfolgestreits als Erbe
und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen
die Aufnahme von M. in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M.
vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt. Seit
1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6
Quadratmeilen Gebiet und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens
und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers,
hg. v. Wensky, M., 2000.
Monaco (Herrschaft, Fürstentum).
M. östlich von Nizza ist vermutlich eine von Massilia (Marseille) aus erfolgte
phönikische oder phokäische Gründung, die 154 v. Chr. den Römern als Herculis
Monoeci portus bekannt war. 1215 eroberte Genua M. Im späten 13. Jahrhundert
(1297) flüchteten dorthin die guelfischen Grimaldi. Sie wurden 1454 Herren des
Ortes. Sie verbündeten sich meist mit Frankreich, 1524 mit Kaiser Karl V. 1641
unterstellten sie sich Frankreich und wurden 1659 zu Fürsten erhoben. 1793
wurde M. von Frankreich annektiert. 1815 erhielt Sardinien die Schutzherrschaft
über M. 1861 gingen Mentone und Roccabruna (Roccabana) durch Verkauf an
Frankreich verloren, wodurch das Fürstentum von
21,6 Quadratkilometern auf 1,5 Quadratkilometer und von 7400 auf 1500 Einwohner
verkleinert wurde. 1911 erhielt M. eine 1962 geänderte Verfassung. Nach dem
Schutzvertrag vom 17. 7. 1918 soll M. beim Aussterben der Dynastie als
Protektorat an Frankreich fallen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B3; Saige, G., Documents
historiques relatifs à la principauté de Monaco, Bd. 1ff. 1888ff.; Saige, G.,
Monaco, ses origines et son histoire, 1898; Labande, L., Histoire de la
Principauté de Monaco, 1934; Lamboglia, N., Il principato di Monaco, 1942;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 183 ; Robert, J.,
Histoire de Monaco, 1973; Pavoni, R., Liguria medievale, 1992; Petti Balbi, G.,
Monaco, LexMA 6 1992, 727; François, N., Introduction au droit monégasge, 1998.
Mosbach (Reichsstadt, Residenz des Pfalzgrafen
bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736
ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976
(Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert
vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291
Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt. 1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz,
wo es von 1410 bis 1499 Sitz von Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission
machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem
1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum
Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel,
Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an Groningen und
Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen.
Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das
weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum
Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar,
Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen],
Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und
Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke
bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich
dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta,
Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der
Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535
errichteten die Täufer in M. ein demokratisch-sozialistisches Reich. Der
Versuch des Bischofs, M. in ein weltliches Fürstentum
umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der Fürstbischof eine
Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding,
Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der
Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000
Einwohnern unter Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg,
Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar,
Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter
Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw.
Rheina und Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus
und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg)
und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die
bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an
Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt
und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift
größtenteils an Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866
Preußen) und Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches Urkundenbuch,
Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte der Verfassung
und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die Geschichtsquellen des
Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte des Fürstbistums
Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische Neugestaltung
Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik des
münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums
Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd.
1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H.,
Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961;
Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984;
Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das
Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400,
1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster,
1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H.,
1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der
Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W.,
1999ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster
in der frühen Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
424, 2, 438; Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des
Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der
Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011.
Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz),
Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an
Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom
1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs
von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II.,
der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die
Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand
M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16.
5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und
Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die
Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz
verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und
unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser
verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das
1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter
Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M.
und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung
Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte
sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561).
Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch
Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda
und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien,
1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis
1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter
von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich
die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum
Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der
französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12.
1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau
an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und
weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress
zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil
der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die
ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte,
gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb
außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach
ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und
Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602
von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie
Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der
Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein,
Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit
Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim,
Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft
Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen
Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an
Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern).
1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt
das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien
(Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der
Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen
Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit
Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs
von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen
Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden.
Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von
Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus
an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und
Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt.
Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und wurde nach kurzer
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in den
Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern Dillenburg,
Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach, Tringenstein und
Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Am 25. 2.
1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses
zur Entschädigung für die Statthalterschaft und seine Domänen in Holland und
Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die Reichsstadt Dortmund, die Abtei
Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen (bei Friedrichshafen), Sankt
Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in Liechtenstein), Dietkirchen an der
Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil.
Marburg 1932; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 61, 81.
Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702
fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich verlor, an das durch
Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg
kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien
(1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der
ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747
die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche
Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort
[Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte.
1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte
dafür als Entschädigung im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das
Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey
und Höxter, Dortmund, die Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), das Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen
und Bendern (in Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000
Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen
Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das
Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen
Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen
Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch
Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande
geworden war, alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem
Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem
12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die
Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der
Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der
Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die
Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von den
Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung in
die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler)
bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden)
und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde
wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen
eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte
sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen.
1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im
Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter an
Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797
beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum
oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich,
Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken
durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner
Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die
Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum
Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
Nassau-Siegen (Grafen, Fürsten). Siegen an der Sieg
ist zwischen 1079 und 1089 (Sigena) erstmals bezeugt. 1170 erscheint eine
civitas Siegen um die Martinikirche, zu der 1224 eine Stadt auf dem Siegberg
trat. Ab 1224 stand Siegen infolge Vergabung durch die Grafen von Nassau an das
Erzstift Köln unter der Doppelherrschaft der Grafen von Nassau und der
Erzbischöfe von Köln. 1303 erhielt es Soester Recht. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam es ganz an Nassau. 1303 spaltete sich die ottonische Linie der
Grafen von Nassau in die Linien Nassau-Hadamar, N. und Nassau-Dillenburg. N.
nannte sich nach der Beerbung Nassau-Dillenburgs 1328 Nassau-Dillenburg. 1607
entstand durch Teilung Nassau-Dillenburgs erneut N. mit später etwa 9000
Einwohnern. 1621 wurde das kleine Land gedrittelt, doch fielen 1642 zwei
Drittel wieder zusammen. Danach residierten die beiden Linien im Oberen Schloss
(ältere, katholische Linie) und im Unteren Schloss (jüngere, reformierte Linie)
in Siegen. 1652 wurden sie in den Fürstenstand erhoben. 1734 starb der
reformierte Zweig aus und wurde vom katholischen Zweig beerbt. Dieser trat
1742/1743 N. an Nassau-Diez-Oranien (Nassau-Diez bzw. Oranien) ab, das seitdem
alle Gebiete der ottonischen Linie vereinigte. N. zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1806 bis 1813 gehörte Siegen als
Unterpräfektur zum Großherzogtum Berg. 1815/1816 kam es zu Preußen (Provinz
Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 337; Siegener Urkundenbuch, Bd. 1f. 1887ff.; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Bald, L., Das Fürstentum
Nassau-Siegen, 1939; Lück, A., Siegerland und Nederland, 1967; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum).
Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den
Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung
der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von
Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken
und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien
N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach
Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor
es seine linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N.
Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum
Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler
und die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst,
Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim),
Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz
das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln
(u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied]
und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen,
Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen
Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden,
Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf
(Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den
zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die Grafen
von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde Weilburg an die Grafen von
Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von Nassau erworben. 1355 wurde
Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1381
erlangte es infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaften
Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch Kauf), Bingenheim, Reichelsheim,
Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg und
Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N. und in die Linie
Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die Linien N. und
Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602 fielen die Güter
der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die Güter der Linie Nassau-Idstein
an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in Nassau-Idstein (mit Wiesbaden
und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach
weitere Aufteilung). Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter
Weilburg, Weilmünster, Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach,
Miehlen und den Flecken Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim umfassend die
Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die
Grafschaft Saarwerden und das Amt Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil
der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen
Güter an Frankreich. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums (Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und
Limburg) mit den Abteien Arnstein, Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das
zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem
aus Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau
zusammen und beerbte 1816 Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Naumburg (Grafen). 1182 wird die Burg N. im
Habichtswald erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich 1170 erstmals bezeugte
Grafen, die zuvor auf der Weidelsburg saßen. 1265 verkaufte der letzte Graf
seine Güter an Hessen, 1266 an das Erzstift Mainz. 1345 verpfändete Mainz einen
Teil an die Grafen von Waldeck, den anderen an Thilo von Elben, von dem er 1384
an die Hertinghausen (Hertingshausen) überging. Waldeck verpfändete seinen Teil
an die Hertinghausen, löste 1544 die Pfandschaft aus, musste sie aber 1588 an
Mainz zurückgeben. 1802/1803 kam N. an Hessen-Kassel (Fürstentum
Fritzlar) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80.
Neiße (Fürstentum,
Residenz), poln. Nysa. Das aus einem älteren slawischen Dorf Nyza
hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von
Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien
erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6.
1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um
N. und Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur
vollen Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland
von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau
und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte
einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau
gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu
Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige
Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die
Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung
an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße, Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J.,
Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes,
1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa,
1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk
Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im
Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk,
F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
Neuburg (Fürstentum,
seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei
Rhein). Nach keltischen und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der
Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem
Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz
eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10.
Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam
N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern.
1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem
bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen,
aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns)
gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg
(Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden,
Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst
Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz
Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der
zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer
einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von
Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein
gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und
Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim
Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande
Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw.
Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum),
frz. Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene
Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den
Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem
Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die
Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die
Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben
der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen
von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit
Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter
von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der
Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb
das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel
eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem
Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum
erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von
Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530
ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich
anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung
seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall
Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich
Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung
(charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen
Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die
Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren
Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von
Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen
Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische
Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete
der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und
Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Neuenburg (Kanton). Nachdem Friedrich Wilhelm III.
von Preußen dem 1813 wiedererlangten Fürstentum
N. eine Verfassung gegeben hatte (18. 6. 1814), bewirkte er, dass es als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. Am 1. 3. 1848
wurde die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von
Preußen auf alle Rechte. S. Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum).
L.: Wolff 537f.; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montadon, L. u. a., 1969.
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen
Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von
Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei
Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an
die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der
Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an Herzog Stephan II., der 1353
neben Lehen in Holland auch das Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen) an
seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I. überließ, das restliche
Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern vereinigte. 1392 kam
Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde ein Teil
Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben. 1447 gewann
Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
Oberösterreich (Fürstentum,
Bundesland). Das Gebiet zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum
keltischen Königreich Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum
ripense. Seit dem 6. Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee,
777 Kremsmünster). Die wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau.
1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192
kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck,
1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft
Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der
Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark
durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und
gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg
(1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen
Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg
(bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte
Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen
herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum,
um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft
Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von
Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die
Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum
Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns
(Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als
(Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet.
1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das
Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene
Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis
1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der
frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O.
bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des Landes
ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer
1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas
von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.;
Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O.,
Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob
der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte
Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg.
v. Strätz, H., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis
1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese
verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373
zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz
Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig
an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh
lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert.
1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter
an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern
Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog
sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen
Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen
das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt
Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz
im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs,
A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte
der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der
Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige
Lebenswege im alten Reich, 2005.
Oberstein (Reichsherrschaft) (seit 1933
Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in Idar-Oberstein)
war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft der Herren von O., die am Ende des
Heiligen Römischen Reiches zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte.
1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der 1270 erloschenen jüngeren
Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der älteren Linie an das Erzstift
Trier (als Lehnsherren) und die Linie Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der
Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein kam O. zu Falkenstein, wurde 1554
aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es an Daun-Broich, 1680 an die
Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim Aussterben der Grafen
Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter ein. Die
verkleinerte Herrschaft O. wurde bis 1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel
und den Grafen von Limburg-Styrum mit zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach
von Trier allein verwaltet. 1794 wurde sie von Frankreich erobert. 1815 kam das
Gebiet der Herrschaft an Preußen. 1817 wurde es Teil des neugegründeten
oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. 1937
fiel es wieder an Preußen. Seit 1946 gehört es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet
umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen
(1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie
Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000
Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten
Metternich als Fürstentum Winneburg
(Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von
Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an
Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Oderberg (Herrschaft). Die freie Minderherrschaft
O. in Oberschlesien war ursprünglich ein Teil des Fürstentums
Ratibor, den Herzog Johann von Oppeln und Ratibor an Markgraf Georg von
Jägerndorf gab. 1617 verlor dieser durch Spruch der Landstände nach Beuthen
auch O., das an die Grafen Henckel gelangte. 1742 wurde der nördlich der Oder
und Oppa gelegene Teil an Preußen abgetreten, der Rest mit der Stadt O. an der
alten Oder blieb bei Schlesien böhmischen Anteils und damit bei Österreich.
1918 kam O. zur Tschechoslowakei.
L.: Wolff 482, 489.
Oels (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12.
Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das
Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit
anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum
einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen
Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329
geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte
von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie
Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494
Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes
Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg,
Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause
Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von
Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches
Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg
zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es
fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher
Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich
Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O.
als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen
gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a.
Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W., Geschichte
des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W.,
Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des
Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums
für die heutige Zeit überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls,
LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik,
R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten). O. ist eine im 17.
Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem schwäbischen
Reichskreis zugehörige und 1734 gefürstete Linie der Grafen von Oettingen, die
1731 einen Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten hierzu die
Oberämter Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth, Oettingen und Spielberg, das
Pflegamt Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi, die der Reichsritterschaft
einverleibt war, die Landeshoheit über die Johanniterkommende Kleinerdlingen
und die Untertanen des Klosters Sankt Klara zu Regensburg. !806 fiel O. mit
acht Quadratmeilen und 20000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die Mediatisierung des Fürstentums Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen
1955.
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine 1522
entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis
zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten Güter
Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim, Bissingen
mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde Fronhofen mit Verwalteramt
Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen, Neresheim und Wallerstein, die
Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und schließlich die Landeshoheit über
Aufhausen bei Christgarten. Nach § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses vom
25. 2. 1803 erhielt sie für die Herrschaft Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz
(Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das Kapitel Sankt Magnus zu Füssen und die
Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen (Deggingen) und Maihingen. 1806 fiel das
etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum mit 40000
Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam
aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie
zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin
Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König
von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und
die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft
O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung
von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und
1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen
werden musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573)
führte die Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte
Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter
Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp
[Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal [Travendahl]), doch fiel die
1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793)
an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf
erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den
bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die
Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den
Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die beiden im
Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund
70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern
Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp
(Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses
Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin),
wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum
Lübeck von Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum
auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit
dem ihm danach überlassenen Fürstentum
Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das
Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die
Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine
Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen
(Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853
erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk
in Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der
Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108,
Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in
Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150
Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher,
G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum).
Im 11. Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene
gelegene, vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange.
Nach verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum
erhoben. Dieses fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge)
an ein anderes Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300
(1308 über den Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou)
wieder zurück. 1393 gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine
Erbtochter an die Grafen von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit
weiteren Gütern in der Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge einer
Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.). 1544
nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es das
von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später
wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande
gegen Spanien und 1572 zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und
Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der
nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch
an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen.
1702 entstand nach Erlöschen der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III.
von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs
Jakob II. von der Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen
Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit
Henriette von O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen)
und des Fürsten von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon
von 1672 bis 1679 und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von
Conti als Lehen Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707
erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten
Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen
besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern
(Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen
Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart,
1969; Dek, A., Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange,
LexMA 6 1993, 1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H.,
1994; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H.,
1995; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Oranien-Fulda (Fürstentum) s. Oranien, Nassau-Oranien, Nassau, Nassau-Dillenburg
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau,
Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg
gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an
Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich
teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17. Jahrhundert
ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im Wesentlichen
verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese (Osnabrück,
Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543 führte der
Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559
wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer
und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert.
Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts 1650
auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6
Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem
Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen
und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in
größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das
Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es
wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals
münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der
Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885 einen
Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf. 1824
wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums
Osnabrück 1784-1790, hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten
Karten, Plänen und Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand,
W., Die Besitz- und Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962;
Jäschke, K., Studien zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits
unter Heinrich IV., DA 9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.;
Hoffmeyer, L./Bäte, L., Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des
Bistums Osnabrück, 1968; Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im
Hochstift Osnabrück im 16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum
Osnabrück, 2 Teile, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen
1975-1977; Heuvel, Chr. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat:
Behördenentwicklung und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück
1550-1800, 1984; Schindling, A., Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur
reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker
Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager,
J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch,
F., Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart,
2001; Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005;
Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und
territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen,
Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich
dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785
von den Franken unterworfene Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich
Kaiser Lothars I., 870 zum ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des
Karolingerreiches bildeten sich in O. mehrere selbständige Länder (terrae)
(Brokmerland bzw. Brookmerland, Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im
Hochmittelalter von consules regiert wurden und sich im sog. Upstalsboom
(benannt nach einem Versammlungsplatz südlich Aurichs) in einer Art
Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel dieser Verband der friesischen
Freiheit und die einzelnen Gebiete gerieten unter die Herrschaft von
Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland bzw.
Brookmerland, später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden gegenseitig
bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna)
eine gewisse Führung erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes
(Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland, Harlingerland und
Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in
O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard Cirksena und dann
seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13. Jahrhundert in führender
Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren Familie Cirksena, die ihren
Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts über die
Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen hatte, die Fehden zu
beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems unter einer Herrschaft
zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich Cirksena als Ulrich I. vom
Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden,
Emisgonien in O., von der Westerems bis an die Weser), was zur Folge hatte,
dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das schon früh in der Grafschaft
Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur Zuidersee und später
das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und das Groningerland, über das
Herzogtum Burgund an die sich seit 1571 verselbständigenden Niederlande
gelangte. Ausgenommen blieben Jever, Butjadingen östlich des Jadebusens,
Harlingerland und Stadland, Hauptstadt wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand
ein eigenes ostfriesisches Landrecht. Seit 1519 drang die Reformation ein.
Zwischen 1568 und 1648 kam es zum achtzigjährigen Krieg, in dem sich der
lutherische Landesherr und die unter Führung der calvinistischen, 1595 verloren
gegangenen Stadt Emden (Genf des Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die
Gewinnung Jevers misslang 1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland
mit O. vereinigt. 1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben
(Reichsfürstentum O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den
Reichsfürstenrat 1677, Entstehung des Titels Fürstentum
O. durch Observanz und Verjährung, Zugehörigkeit zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige Zugehörigkeit zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte Brandenburg Truppen in das
faktisch selbständige Emden. 1744 starb das Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich
der Große von Preußen besetzte das an sich den Generalstaaten vermachte, von
diesen aber nicht angenommene Land auf Grund einer kaiserlichen Anwartschaft
von 1694 und machte es zu einer Provinz Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das
Fürstentum enthielt die Städte und Ämter Aurich,
Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und Friedeburg und
die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum),
Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen große O. (ohne
Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon I., der es dem
Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte (Département
Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei Aurich), 1866
mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich Teil
Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur
Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch
Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604
rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende
Universität in P. 1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150
Dörfern (Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg
[Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer
Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei-
und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei
Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentreich [Borgentrick], Borgholz
[Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim,
Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit Lippe], die Ämter Oldenburg,
Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und
Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel
gehörigen Städte Lippspringe und Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen
und Erwitzen) an Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es vorübergehend in das
Königreich Westphalen einbezogen. 1946 kam es von Preußen (Provinz Westfalen)
an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde 1821 um Minden, Halberstadt,
Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der Erzdiözese Köln
unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen Hildesheim und Fulda
erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts
in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.; Paderborn, hg. v.
Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978;
Westfälisches Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums
Paderborn 1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die
Entstehung der Landstände im Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986);
Meier, G., Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987;
Brandt, H. u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn,
LexMA 6 1993, 1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v.
Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a.,
2002; Brandt, H. u. a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer,
J., Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587,
1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226 erhielt der bei ihr
erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung des Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach
1256 wurde sie unter den Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in
Mecklenburg zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr.
erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein
zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte.
453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert
war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo),
den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns
sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March
(907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen
Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz
wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität.
Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P.
1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010 Nordwald
zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene königliche Abtei
Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit dem Ilzgau
wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten nicht
gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die Bürger vergeblich gegen
die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung der Bistümer Wien
(1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783)
und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich bestimmte
Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien
die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift
konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der Mitte
des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III. veräußerte
Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht
Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell,
Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt
Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein
[Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis
zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen
westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an
Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde
1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums
Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau,
1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das
alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau,
Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im
Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R.,
Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die
altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das
Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der
Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer
Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau,
1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des
Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum).
1569/1584 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken die Linie P.
(Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem zweibrückischen Anteil der Grafschaft
Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie zerfiel bald in zwei Zweige, deren
älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673 durch
Heirat auch die Grafschaft Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem Anfall
Zweibrückens 1731/1733 nannte sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus
ihr stammte Maximilian I. Joseph, der 1799 unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach
Kurfürst und 1806 König von Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856,
Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach,
(in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die
Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.
Pfalz-Bischweiler (Fürstentum).
1630 erhielt Christian I. von Pfalz-Birkenfeld durch Heirat Bischweiler. Sein
Sohn Christian II. erbte 1671 Pfalz-Birkenfeld und gewann 1673 die Grafschaft
Rappoltstein im Elsass. Nach dem Anfall Pfalz-Zweibrückens 1733 nannte sich die
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1799 erbte sie beim Aussterben von
Pfalz-Sulzbach die Pfalz, Bayern und die Kurwürde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach, (in)
Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz
am Rhein, 4. A. 1984.
Pfalz-Lautern (Fürstentum,
Herzogtum). 1576 wurde für den reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir aus der
in der Pfalz seit 1559 regierenden Linie Pfalz-Simmern aus den Oberämtern
Lautern (Kaiserslautern) und Neustadt und dem Amt Sobernheim ein selbständiges
Herzogtum gebildet. Nach seinem Tode 1592 fiel es an die Pfalz (Kurpfalz)
zurück. Das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Fürstentum
umfasste das Oberamt Lautern mit der Stadt Kaiserslautern (Lautern), die
Unterämter Otterberg, Rockenhausen und Wolfstein (Wolffstein) und die Gerichte
Kübelberg, Ramstein, Steinwenden, Weilerbach, Morlautern (Mohrlautern),
Neukirchen (Neukirch), Alsenborn und Waldfischbach.
L.: Wolff 245; Zeumer 553 II b 3; Wallner 695 OberrheinRK 7; Kuhn, M.,
Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Lautern 1576-83, 1961.
Pfalz-Mosbach (Fürstentum).
1410 entstand durch Erbteilung die Linie P. mit Gütern am Neckar um Mosbach, im
Kraichgau um Sinsheim und an der Bergstraße. Sie erbte 1443 einen Teil der
Güter der Linie (Pfalz-Neumarkt) (Pfalz-Oberpfalz). Bei ihrem Aussterben 1499
wurde sie gemäß Erbvertrag von 1479 von der Pfalz (Kurpfalz) beerbt.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Wüst, G., Pfalz-Mosbach
1410-99, Diss. phil. Heidelberg 1976; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 858.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum,
Herzogtum). Neuburg an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz
der bayerischen Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei
der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die
Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an
Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern
Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum
P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden
und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation
eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie
Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an
Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei
unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss,
Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597
zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen
Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von
Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz
in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land
rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und
Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P.
nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P. innerhalb
Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz Neuburg
genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt zum
bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P.
war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen
dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite
Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der
dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft
Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer
Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum
enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck,
Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg),
Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die
Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern
Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht
Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und
Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32
(1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider, J., 1955;
Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp Ludwig. Zum 350.
Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56 (1960); Heider,
F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine Hofmarken,
gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von Strass,
Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl
Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz
und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfalz-Neumarkt (Fürstentum),
Pfalz-Oberpfalz. Nach dem Tod König Ruprechts von der Pfalz am 18. 5. 1410
erhielt sein zweitältester ihn überlebender Sohn Johann den größten Teil der
Oberpfalz und begründete die Linie P. mit Sitz in Neumarkt. Sie wurde 1443 von
Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern (Pfalz-Zweibrücken), das seinen Anteil für
90000 Gulden an Pfalz-Mosbach verkaufte, beerbt. P. wurde später zum bayerischen
Reichskreis gerechnet.
L.: Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, Zs.f. bay. LG. 26
(1963).
Pfalz-Oberpfalz s. Pfalz-Neumarkt (Fürstentum).
L.: Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, Zs.f. bay. LG. 26
(1963).
Pfalz-Simmern (Fürstentum).
Simmern am Simmerbach westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte
es den Raugrafen, die 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten.
1359 kam es an die Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte.
1410 begründete Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit
Gütern um Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler,
Guttenberg, Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er
1444 Erbe der Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren
Grafschaft Sponheim (1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P.
geteilt. Dabei erhielt Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P.,
Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte
er die Pfalz (Kurpfalz) und überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und
Richard. 1598 fiel das Fürstentum P. an die
Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab Friedrich V. von der Pfalz (Kurpfalz) seinem Bruder
Ludwig Philipp das Fürstentum P. 1674 gelangte
das Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. 1685 erlosch die
Linie P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. ein Gebiet von 14
Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt Böckelheim und pfandweise
die Herrschaft Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der
rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im
Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H.,
Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken
am Ende des Alten Reiches, 1981.
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum).
Die seit 1071 nach der zu Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach
benannten Grafen von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von
Hirschberg. Über diese kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an
die pfälzische Linie. Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen
Otto Heinrich unter der Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch
Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit
Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden. 1656
verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649 endgültig
reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen Reichskreis,
nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von P. die Pfalz
(Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P. eingegliedert
wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P.,
das die beiden Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch
das Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit
der Stadt und die sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und
Floß und den Ämtern Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an
Maximilian I. Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Pfalz-Veldenz (Fürstentum,
Pfalzgrafschaft). 1444 fiel Veldenz bei Bernkastel an Pfalz-Zweibrücken. 1543
übertrug Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken seinem bisherigen Vormund das
Gebiet um Veldenz als zum oberrheinischen Reichskreis zählendes Fürstentum P. Zu ihm gehörten die Ämter Veldenz und
Lauterecken, das Kloster Remigiusberg, seit 1559/1566 die Grafschaft
Lützelstein und seit 1559 die halbe Herrschaft Guttenberg. 1694 starb die Linie
aus. Das Land wurde von der Pfalz (Kurpfalz) besetzt. Zu einer Einigung über
die Erbschaft zwischen Pfalz (Kurpfalz), Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrücken
(Pfalz-Bischweiler) kam es erst 1733. Die Pfalz (Kurpfalz) erhielt die Ämter
Veldenz und Lauterecken, Pfalz-Sulzbach die Hälfte von Lützelstein sowie
Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Birkenfeld) die andere Hälfte von Lützelstein und den
Anteil an Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die
Grafschaft Veldenz, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das
Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den
Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 865.
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus
Stücken der alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und
im Übrigen aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und
Neukastel [Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben
der Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der
Pfalz das Fürstentum Pfalz-Simmern
(Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken
(Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der
Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit
Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543
wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang
mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie
Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P.,
Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611
wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
Pfalz-Zweibrücken-Simmern (Fürstentum) s. Pfalz-Simmern
Piemont (Fürstentum).
Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus
zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten,
Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in
die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit
der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von
Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete.
Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen
Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo,
Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur
Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von
Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren,
gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382),
die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das
übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland
verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587
konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat
gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720
gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich
Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das
Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum
Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
Piombino (Fürstentum).
P. gegenüber von Elba wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts gegründet und ist als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts
bezeugt. Seit 1115/1135 war es von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der
Unterstellung Pisas unter die Visconti (Mailand) mit Elba in den Händen der
Familie Appiano vereinigt. 1594 wurde es zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das mehrfach den Inhaber wechselte
(18. Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu Frankreich, 1815 an Toskana, 1861
zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2,
370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e stato di Piombino. Dalle origine fino all’anno
1814, 1897, Neudruck 1969; Rodriguez, E., Piombino, 1955; Ceccarelli Lemut, M.,
Piombino, LexMA 6 1993, 2165.
Pless, Pleß (Herrschaft, Fürstentum). 1517 wurde die Herrschaft P. in Schlesien
aus dem Herzogtum Teschen ausgegliedert und von Bischof Johann Thurzo von
Breslau käuflich erworben. 1542/1548 kam sie an die Freiherren von Promnitz,
1742 unter die Landeshoheit Preußens, 1765 mit einem Gebiet von 18
Quadratmeilen an eine Nebenlinie der Fürsten von Anhalt-Köthen und 1846 durch
Verkauf an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein, die 1850 preußische Fürsten
von P. wurden. 1918/1922 fiel der größte Teil der Herrschaft an Polen.
L.: Wolff 481; Zivier, E., Geschichte des Fürstentums
Pleß, 1906; Musiol, L., Pszczyna, 1936; Musiol, L., Bilder aus der Geschichte,
1941; Vier oberschlesische Urbare des 16. Jahrhunderts, hg. v. Kuhn, W., 1973;
Skibicki, K., Industrie im oberschlesischen Fürstentum
Pless, 2002.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als
Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen
immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und
Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des
lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und
Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum
Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen
und zum Reichslehen gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene
Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug,
ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe
(Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg
huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf
P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den
kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum
Schlawe, Stolp [Stolpe] und Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen
Kreis) in die drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932
aufgehoben). 1945 wurde Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter
Verwaltung Polens gestellt und die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt.
1990 gelangte das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
Vorpommern kam 1945 zu Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist
Vorpommern ein Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik
Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959;
Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil
1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der
Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern
nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem
Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe
hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb.
1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348
wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in Stargard östlich
der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen Gebiete mit
Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur
Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P.
zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum
P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit
Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum
Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel)
mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg
sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als
Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende
des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums
Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden
Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er
als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit
Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er
Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und
Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit
der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz
zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich
der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI.
1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich
gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742,
1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der
Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so
dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland
Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen
Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund
5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich
der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses
die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und
Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck
[Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln],
Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage
Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo
(1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815
trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a.
Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum
Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen,
Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4
Millionen Einwohnern vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit
Verpflichtung zur Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim,
1866 zurückgefallen -, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937
zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg,
zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt
durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -],
Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein
[Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete
von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen
Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen
Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810,
1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen
Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom
grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824
personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P.
vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft,
1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der
Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin
verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale
Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen
Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte
Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach
welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte
unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt
gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus
erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder
des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden
Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von
Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die
Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es
bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein
zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen
P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen
Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau,
Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen
seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten
Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den
Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen
Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des
preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P.
zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des
Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet)
mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig
eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die
Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der
Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher
Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im
Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer
Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische
Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres
Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt.
1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P.
wurde als Staat durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934
aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den
entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen,
Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
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Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines
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Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871
und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Priebus (Land). P. an der Neiße kam als
slawischer, auf altem Siedlungsland gelegener Ort um 1210 an Schlesien. Bis
1319 gehörte es zum Fürstentum Glogau. Danach
nahm es unter Herzog Heinrich von Jauer (1320-1346), von Pack auf Sorau (um
1350) und den Herren von Hakenborn auf Triebel eine Sonderstellung ein. 1413
kam das Land P. an das Herzogtum Sagan und damit über Böhmen, Sachsen,
Österreich und Preußen (1742) 1945/1990 zu Polen.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichtliche Nachrichten über Priebus, 1898;
Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966.
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das
ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer,
Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia
transalpina, Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien
bald nur noch provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509
an die Ostgoten und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich
Kaiser Lothars I. Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso
von Vienne (Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an
Hochburgund und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch
1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie
aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte.
Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren
Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen
Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragón
kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou, 1382 an das
jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das die P. ab 1660 wie eine
französische Provinz verwaltete und nach 1789 in Departements auflöste.
Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco) unterfielen anderen
Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich. Die 1053/1112
verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft Forcalquier kam 1209
zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon gelangte von den
Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an den Papst (1274).
Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum
Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich.
Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen Kirchenstaates
(Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981, 19ff.; La Provence
des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989; Schottky, M./Coulet, N.,
Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in der späteren
Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet. Über
die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es bald
nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen Gütern
verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000 Schweinen
in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer
Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der
vor allem im 9. Jahrhundert auch geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer
Annalen, Regino von P.) im Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt
erhielt Reichsfürstenrang (1299 Reichsstandschaft). 1511 gingen alle
Handschriften der Bibliothek verloren. 1576 erlangte der Erzbischof von Trier,
der am Ende des 14. Jahrhunderts bereits die Herrschaften Schönecken und Schönberg
(Schöndorf) bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei. Er
gliederte P. dem Erzstift Trier als Oberamt ein und vertrat P. im
Reichsfürstenrat und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit
4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen
(Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902;
Willwersch, M., Die Grundherrschaft des Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989;
Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei
Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und Maas vom 13. Jahrhundert bis
1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F., Berichte zur deutschen
Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983; Neu, P., Die
Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1986; Knichel,
M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm, 1987; Wisplinghoff, E.,
Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17
(1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg. v. Nolden, R., 1993; Seibert, H.,
Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993;
Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55; Wisplinghoff, E.,
Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55 (1999), 439; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 682,
1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 494; Isphording, B.,
Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation und Verwaltung des
Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden Privilegien
ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und Zollprivileg für die
Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und Havelland) und dem eine
besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht war. Der Ort Q. stand
unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht auf die
Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser Zeit
etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit zu
erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12. Jahrhunderts
die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477 die Wettiner
(Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft erhielt. 1539
wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein evangelisches freies
weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an
Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war.
1803/1813 fiel das Fürstentum Q., dessen
Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und dem Flecken
Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807
bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich
Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es
damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S., Quedlinburg,
10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im
Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A. 1954;
Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla,
P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469;
Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C.,
2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper,
T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Querfurt (Fürstentum).
Q. an der Querne südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im
Hersfelder Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa
1000 nachweisbare Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe
von Magdeburg Burggrafen waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld
(1262/1264) bildeten und deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes
Lehen an das Erzstift Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern,
Jüterbog mit 20 Dörfern, Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656
gelangte Q. an Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der
1648 nicht entschiedenen Landeshoheit über Q. an Brandenburg zurück. Später
wurde Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663 bis 1746 bestand innerhalb
Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum
Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung von Weißenfels aus geführt wurde und das
beim Aussterben der Linie (1746) an Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15 Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen,
Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum obersächsischen Reichskreis. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum
Querfurt 1496-1815, (in) FS Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und
Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H., Feudalburgen in den Bezirken Halle und
Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.; Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die
Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein Hauptsitz
der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als
dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es
der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem
přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365
unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen
Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an
Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich,
das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis
1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an
Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine
neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen
abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von
Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst,
der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum,
Land, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von
Sachsen-Lauenburg). 1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung
die wohl im 11. Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger
See anlässlich der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war
Sitz eines durch Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen
Fürsten Gottschalk zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem
Teilgebiet des Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im
Slawenaufstand von 1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung
durch Heinrich von Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche
Mecklenburg erobert und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet
hatte, zwischen Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit
1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236)
wurde es reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die
Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der
Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier)
und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert
erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg
zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die
Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an
Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an der mecklenburgischen Verfassung.
1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große, durch Mecklenburg-Schwerin vom
übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum
mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg
setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der
Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie
hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100
(1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland
(Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083),
Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um
Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im
Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung.
Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das
Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg
(Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die
restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und
Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der
Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst
lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in
Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher
Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das
Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen
umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise
unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft
Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Weddigen, P.,
Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg .,
1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger Territorialverfassung im Mittelalter, Diss.
phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in
der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat
und älteste Geschichte der Grafen von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist.
Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg 41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der
Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft
Ravensberg, Westfalen 40 (1962); Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in)
Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.;
Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 249 (mit genealogischer Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Rebecq, Rebecque (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das Fürstentum
R. über die Grafschaft Hennegau zum burgundischen Reichskreis. Mit dem Hennegau
kam R. 1815 an die Niederlande und 1830 zu Belgien.
L.: Wolff 62.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in
Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788
fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den
König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König.
Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden
Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es
bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem
1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der
Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch blieb diesen
Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von König Philipp
von Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so dass es im
Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte, die dem
Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten.
1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert
sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche
Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern
(Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine kaiserliche
Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber
wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des
immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs
Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des
Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an.
1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und
Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas
Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die
Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt
Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum).
1802/1803 wurden Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt
Emmeram, Obermünster und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt, wobei auch
der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805
Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum
an Bayern und Dalberg erhielt die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und
das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum
Regensburg, Zs. f. bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des
Bistums Regensburg, 1966; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000
Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und
das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram, 1943;
Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das Bistum
Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A., Regensburg,
1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird
erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I.
reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar
(Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz
des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach
1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im
bayerischen Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger
Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt
Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram und
Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810
kam es an Bayern. 1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum
Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg
97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte
des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder-
und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719,
1, 2, 428; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war.
972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen.
Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295
wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme
der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser
die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die
Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne
Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der
Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und den Reichsstiften
Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum
Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar
von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen (1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift
Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum
Halberstadt zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945
eine Exklave Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs.
1945 kam es in Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Reuß (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen
Herren von Weida, die von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht
abstammten, um 1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut
wurden und vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den
Titel Vogt (advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als
Vogtland (mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma,
Hof, Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida
(bis 1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen.
Die Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von
Plauen. Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen
die Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den
Titel auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572.
Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen
Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von
Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte, begründet.
Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt
gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei
weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die
Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller
böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie
Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk
[Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790
(Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte
sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg)
und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich
seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768).
Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78
Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit
Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie
Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711),
Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf
(mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur
einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und
Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807
traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw.
Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das
1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach
Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu
Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum
erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an.
1902 übernahm Reuß jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das
1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R.
jüngere Linie, seit 1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden
Fürstentümer (317 Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am
4. 4. 1919 wurde die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem
Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging.
Das Land Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber
wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Reuß ältere Linie (Fürstentum). Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) war als R. mit 317 Quadratkilometern Gebiet und Greiz als Hauptstadt von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes und von 1866 bis 1870 Mitglied des Norddeutschen Bundes, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 als kleinstes Land dem Deutschen Reich bei. Es erlosch 1918 als Fürstentum und wurde mit Reuß jüngere Linie zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. 1927 starb die Linie aus. S. Reuß.
Reuß jüngere Linie (Fürstentum). R. ist das durch Vereinigung am 1. 10. 1848 aus Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf entstandene Fürstentum mit 827 Quadratkilometern Fläche und der Hauptstadt Gera. Es erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 politisch Preußen an. Im Deutschen Reich übernahm R. 1902 die Vormundschaft über Reuß ältere Linie. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Mit Reuß ältere Linie wurde R. zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. S. Reuß.
Reuß-Ebersdorf (Fürstentum). Die Linie R. spaltete sich 1678 von Reuß-Lobenstein ab. Sie übertrug 1848 ihr Gebiet an Reuß-Schleiz und erlosch 1853. S. Reuß.
Reuß-Gera (Herrschaft, Grafen, Fürstentum). Das zum obersächsischen Reichskreis
zählende R. entstand 1564 als jüngere Linie der Grafen von Reuß (Reuß jüngere
Linie). Sie spaltete sich später in R., Reuß-Saalburg, Reuß-Schleiz,
Reuß-Köstritz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch fielen die Güter später
an R. zurück. 1919 wurde es mit Reuß-Greiz zu einem Volksstaat zusammengefasst,
der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Greiz (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Das zum obersächsischen Reichskreis zählende R. entstand 1564 als
ältere Linie der Grafen von Reuß. Sie spaltete sich später in R. (Obergreiz und
Untergreiz), Reuß-Burgk bzw. Reuß-Burg und und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch
fielen die Güter später wieder an den Zweig Reuß-Obergreiz. Im 19. Jahrhundert
umfasste Reuß ältere Linie mit Greiz als Hauptstadt 317 Quadratkilometer. Seit
1871 war es das kleinste Land des Deutschen Reiches. 1918 erlosch das Fürstentum und wurde mit Reuß-Gera zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Lande Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Lobenstein (Herrschaft, Fürstentum).
Die Linie R. spaltete sich von der 1564 entstandenen Linie Reuß-Gera ab. Sie
teilte sich 1678 in R. (bis 1824), Reuß-Hirschberg (bis 1711) und
Reuß-Ebersdorf (bis 1853). 1790 wurde R. in den Reichsfürstenstand erhoben. Es
zählte zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Reuß-Schleiz (Herrschaft, Fürstentum).
R. spaltete sich von Reuß-Gera ab. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
1806 wurde es in den Fürstenstand erhoben. 1848 nannte es sich nach dem
Zusammenschluss mit Reuß-Ebersdorf Reuß jüngere Linie (827 Quadratkilometer).
Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Der am 17. 4. 1919 aus
Reuß-Greiz und R. gebildete Volksstaat ging am 30. 4./1. 5. 1920 in Thüringen
auf.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Rheina-Wolbeck (Fürstentum).
An der Furt einer wichtigen Straße über die Ems wird erstmals 838 ein Königshof
genannt, zu dem eine dem heiligen Dionysius (von Paris) geweihte Pfarrkirche
gehörte. Seit dem 13. Jahrhundert kam Rheine an das Hochstift Münster. 1327
wurde es zur Stadt erhoben. 1463 wurde in der Nähe ein Kloster gegründet. 1803
wurde das aufgegebene Kloster Residenz des aus zwei Ämtern des ehemaligen
Hochstifts Münster für den Herzog Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem gebildeten Fürstentums R. Dieses bestand aus einem 80 Kilometer
langen, 10 bis 15 Kilometer breiten Streifen längs der Ems (zwischen Münster
und Lingen) und kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 in
seinem südlichen Teil an Preußen (Provinz Westfalen), in seinem nördlichen Teil
an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen. 1946 fiel das Gebiet mit Rheine
bis auf einen kleinen Teil im Norden an Nordrhein-Westfalen.
L.: Führer, A., Geschichte der Stadt Rheine, 1927; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen
gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750.
Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den
Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und
Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft
Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken
(Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von
Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie
umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die
Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und
(Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige
Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein,
Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die
Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft
Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur
Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel
der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz.
Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an
Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich
seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von
Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld
vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam
teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an
Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheinprovinz (Provinz). 1815 wurde nach dem Übergang
des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile von
Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid, Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und
Mainzs zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an Preußen dieses in die
Provinzen Jülich-Kleve-Berg (Köln) und Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
geteilt. 1822 wurden von den sechs Regierungsbezirken Kleve, Düsseldorf,
Aachen, Köln, Koblenz und Trier der Regierungsbezirk Kleve mit Düsseldorf
vereinigt und dann beide Provinzen zur R. mit Sitz des Oberpräsidenten in
Koblenz zusammengeschlossen. Ausgeklammert waren Birkenfeld (bis 1937) und die
Gebiete des 1819 geschaffenen Fürstentums
Lichtenberg (bis zum Verkauf an Preußen am 31. 5. 1834). 1866 kam das Oberamt
Meisenheim von Hessen hinzu. 1945 fielen die Regierungsbezirke Koblenz und
Trier unter die Besatzungshoheit Frankreichs und gingen 1946 im Land
Rheinland-Pfalz auf. Im Übrigen kam die Rheinprovinz an Nordrhein-Westfalen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 48 (1815-66) D3; Bär, M., Die
Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Die leitenden
staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten, 1994; Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 51ff.
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der
Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die Linie Plauen. Diese
musste sie 1349 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis
1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Herrschaft über (das Fürstentum
Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Rostock (Fürstentum,
Residenz des Fürsten). Um 1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R.
(Roztoc, Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I.
von Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine
deutsche Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich
Borwin I. lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung Mecklenburgs von
1229 Sitz des Fürstentums R. Nach 1300 geriet
sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an Mecklenburg
zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch auf und
erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit zwölf Professoren in
vier Fakultäten, blieb aber immer unter der Landesherrschaft der Herzöge von
Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum niedersächsischen
Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
Rotenburg (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof von Verden die Burg R. In
der Folge wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das Fürstentum Verden des Königs von Großbritannien zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam
R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 496.
Rubempré-Everbergh (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum
R. über das Herzogtum Brabant zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch
Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton
Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die
Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen
Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel
Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an
Bayern. Die übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der Familie
Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Rügen (Fürsten, Fürstentum).
Die 926 Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500
v. Chr. von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7.
Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar
von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162
bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel R.
beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge von Pommern und zählte später zum
obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im Herzogtum Pommern die Reformation
eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an Preußen, 1945 an Mecklenburg und
damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen
Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815,
1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien
der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum
S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst
billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie
altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte
sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die
nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach)
und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das
Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie
zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft
Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und
über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden
1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603).
Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und
Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und vererbte die
Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu
zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie
Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden
war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar
(1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680).
Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur Hälfte an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei
dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu
einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in
Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena
(1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar
und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an
Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen Literatur wurde,
brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741
starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach),
wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis
1849 getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund
bei. 1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum
Lichtenberg an der Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte.
Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter
Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach) und die
königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla (Neustadt-Orla) und
gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb,
wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer
Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie Sachsen-Coburg
und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von
Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm,
Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige
Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion
vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen
Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten,
traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871
dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in
Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus
den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land
Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit
1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte,
Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und
Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen
Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den
Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte,
erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und
Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie
1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten
(Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und
Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck>
und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit
der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz,
Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch,
Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde],
Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur
preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen
übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des
ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die
Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der
Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft
Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944
bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in
zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten
Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz
in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach
dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis
zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete
mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das
vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt,
mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber
wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen,
Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz,
Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes
gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen
Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen
Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den
Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck
1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum
frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7
1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das
Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die
kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen,
hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller,
K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999;
Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack,
J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001;
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen
in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte
Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu
Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v.
Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des
Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004;
Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K.
u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656),
2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von
Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert,
2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen (Provinz). S. ist die am 1. 4. 1816 aus
unterschiedlichen Gebieten gebildete Provinz Preußens. Sie bestand
hauptsächlich aus 1815 wiedererlangten Gebieten Preußens (Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode,
Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt), aus von
Sachsen abgetretenen Gebieten (Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Hochstift
Merseburg, Hochstift Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis mit Stolberg,
Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen) und aus den schwarzburgischen Ämtern
Heringen und Kelbra. 1945 wurde sie erweitert und 1946 in die Provinz
Sachsen-Anhalt überführt.
L.: Jacobs, E., Geschichte der in der Provinz Sachsen vereinigten Gebiete,
1883; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, 1919; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51.
Sachsen-Coburg-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie des Herzogtums Sachsen S. Dieses teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach. Sachsen-Coburg vererbte seine Güter an Sachsen-Eisenach, dieses 1638 an Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg.
Sachsen-Coburg-Meiningen (Fürstentum) s. Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das Fürstentum Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie
der Herzöge von Sachsen mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand
durch den Anfall Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt
Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach,
Neustadt an der Heide und Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die
Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des
Amtes Themar Hennebergs. 1710 kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800
zählte S. auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch viele
Prozesse und durch Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816 erhielt es das Fürstentum
Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür die Ämter Königsberg und Sonnefeld.
Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
Sachsen-Dresden (Fürstentum) s. Sachsen
Sachsen-Eisenach (Fürstentum).
1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens
Sachsen-Coburg-Eisenach und daraus 1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch,
wobei zwei Drittel der Güter an Sachsen-Weimar kamen und ein Drittel an
Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie
S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab.
Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an Sachsen-Weimar
(Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Weimar
und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis an und
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen, dessen Gebiet von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte, auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
Sachsen-Römhild (Fürstentum).
Römhild im südlichen Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9. Jahrhundert dem
Kloster Fulda, später den Grafen von Henneberg (1274-1379
Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549
kam es durch Erbschaft an die Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus
Wettin (Sachsen) vertauschten. 1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit),
das 1710 unter Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen geteilt wurde,
aber 1826 ganz an Sachsen-Meiningen kam. Um 1800 zählte S. zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum,
Herzogtum). Saalfeld an der Saale wird 899 erstmals genannt. Es war
ursprünglich Königshof und wurde im 10. Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014
kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen und über dessen Tochter Richenza 1056
an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die Burg bezeugt. Sie und die zugehörige
Siedlung wurden 1167/1188 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückerworben.
1208 verpfändete König Otto IV. den Ort an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte
ihn das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der
Aufteilung Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum S., seit 1735 das Herzogtum
Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Saalfeld und Coburg (Fürstentum) s. Sachsen-Coburg-Saalfeld
Sachsen-Weimar (Fürstentum).
975 erscheint erstmals die Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der
Ilm bei Erfurt. Nach ihr nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben
kam Weimar an die Grafen von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel
Weimar an das Haus Wettin (Sachsen), 1485 an dessen ernestinische Linie. Nach
Teilungen von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um Güter
Sachsen-Altenburgs (Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums S., 1741
nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit Goethe und
Schiller), 1815 des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800 umfasste
das Gebiet des Fürstentums Weimar ein Gebiet von
24 Quadratmeilen und hatte 64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der freie
Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen Hauptstadt
Weimar wurde. 1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im ehemaligen
Hoftheater in Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum
Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S. Dieses stand
seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin
(Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die
Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven
an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und
kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen
abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft
und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter
Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums
Sagan, 1911; Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan,
LexMA 7 1995, 1254; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel
begüterte Geschlecht der Grafen von Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12.
Jh. erloschen) und die Grafen von S. ab, die sich nach der in den Ardennen
gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der späteren belgischen Provinz Luxemburg
benannten und mit Hermann von S. 1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu
Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204 teilte sich das Geschlecht in die Linien
Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der
Burg S. bei Schirmeck im Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen,
den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie
Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus.
Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von
Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses
Haus teilte sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns],
Dyck [südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen
Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das
1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere
Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun
(bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und
erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden
(Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria
Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene
Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum
Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen.
Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit
dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse
(Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts
Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum
Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war
Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum
an Frankreich, 1815 an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische
Herrschaft Horstmar und nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an
Berg. 1816 wurden die Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in
Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum
Krautheim, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten). S. ist ein (dem
Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der 1165 entstandenen
Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
1742 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. 1763 gewannen die Fürsten die
Fürstentümer Horn (Hornes) westlich Roermonds und Overijse (Overisque) in
Limburg in den Niederlanden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2.
1803 erhielt der Fürst als Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich je ein Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster
als Fürstentum mit der Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den
Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen zu S. wegen der
Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die verlorene Grafschaft Niedersalm
eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf die Abtei Schöntal, der Graf von
Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte seiner Grafschaft eine
immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen der Frankfurter
Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz das Oberamt Krautheim,
von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf
Amorbach ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von
Salm-Krautheim (Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum).
1803 wurde für die Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von
Salm-Reiferscheid. zur Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich
(neben einer Geldrente aus Amorbach) aus Gütern des Erzstifts Mainz und des
Hochstifts Würzburg (Krautheim, Grünsfeld, Gerlachsheim) das Fürstentum S. mit Sitz in Krautheim an der Jagst
gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schandal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salm-Salm (Grafen). S. ist ein dem Geschlecht der Wild-
und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) entstammender Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Die Fürsten von S. folgten der
1738 erloschenen Hauptlinie der Fürsten von Salm. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Güter an Frankreich je
zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als Fürstentum mit der Residenz in Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und
Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, Nancy 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die
salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und
Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets
um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der
Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam
die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift
eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen
Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste
auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und
Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde
1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500
Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron
die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom
Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein
anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts
teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen
(innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S.
und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf,
Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan),
Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und
Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen,
Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer,
Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein,
Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und
Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte
Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und
Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft
Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt
Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und
Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte
Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und
Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000
Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an
Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an
Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den
westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817
München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis
1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von
Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland
Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der
spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die
Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA
7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F.,
Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel,
1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484,
1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes
696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H.,
2006.
Schaumburg (Herrschaft, Schauenburg). Die
Herrschaft S. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken der Pfalz zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 249, 305.
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1640/1647 erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine
Schwester (und Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg)
einen Teil der Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg,
Hagenburg, Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter
nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen Besitzungen
Lipperode und Alverdissen zum Fürstentum S.,
während Pinneberg an Dänemark, Lauenau und ein Teil von Hameln an
Braunschweig-Lüneburg sowie die Reste der Grafschaft Schaumburg (Schaumburg,
Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen [teilweise]) an Hessen-Kassel kamen. Nach
seinem Tode begründeten seine Söhne die Hauptlinie Lippe-Bückeburg (Bückeburg)
mit der Residenz in Bückeburg und die Nebenlinie Lippe-Alverdissen
(Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an Lippe-Detmold abgetreten werden.
1777 ging die Grafschaft S. von der Bückeburger Hauptlinie an die ohne
Landeshoheit abgezweigte Alverdissener Nebenlinie über. Sie musste das Amt
Schieder an Lippe-Detmold abtreten, das 1812 auch Alverdissen kaufte. 1807 trat
der regierende Graf dem Rheinbund bei und nahm den Fürstenrang an. 1815 schloss
er sich dem Deutschen Bund an. 1816 gab er eine landständische Verfassung.
Durch rechtzeitige Anlehnung an Preußen rettete das Fürstentum
1866 seinen Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster Bundesstaat des Deutschen
Reiches. Im lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis 1905 vermochte der Fürst
seine Ansprüche auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15. 9. 1918 trat er zurück.
Am 16. 11. 1918 wurde S. Freistaat und erhielt am 24. 2. 1922 eine neue
Verfassung. Der aus wachsenden finanziellen Schwierigkeiten sinnvolle Anschluss
an Preußen scheiterte in Abstimmungen von 1926 und 1930. Von 1933 bis 1945
unterstand S. (1939 340 Quadratkilometer, 53200 Einwohner) einem
Reichsstatthalter, blieb aber verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23. 11.
1946 kam es zu Niedersachsen. Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte ein
selbständiges Land S., wirkte sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J.,
Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß).
Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis gehörigen Herrschaft
Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum aufstieg.
Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw. Reuß-Lobenstein-Ebersdorf
zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das
1919 Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss
mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf
von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich,
nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer
hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die
1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung
förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich
gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war
(1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und
Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336
Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten
die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das
nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 -
über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei
lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone
Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf,
1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482
Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde
Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an
Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522
bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei
waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen,
Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen
Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines
1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die
Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und
zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von
1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein
durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland
S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die
Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen
preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen
Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der
Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der
reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien
geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000
Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919
bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge). S. war eine nach der
Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete Linie der Herzöge von
Schleswig-Holstein, die dadurch entstand, dass seit 1586 die nunmehr weltlichen
Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorp (Gottorf)
kamen. 1773 wurde das Hochstift mit dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803
säkularisiert und Oldenburg zugeteilt. 1937 kam der oldenburgische Landesteil
Eutin/Lübeck an die Provinz Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958.
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde.
1326 erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit
1599 war es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums
S. Die Grafschaft erhielt 1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten
Oberherrschaft Schwarzburg mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige
Drittel Frankenhausen. Am 3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die
Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das zum obersächsischen Reichskreis zählende S.
nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum
Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1816/1821 erhielt es eine 1854 umgestaltete Verfassung. 1866 trat es
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. S. umfasste (1910) 941
Quadratkilometer mit 100700 Einwohnern und wurde beim Aussterben des
Fürstenhauses von Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in Personalunion
vereinigt. Nach Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S.
als Freistaat. Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht
der S. starb 1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von
Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
Schweidnitz (Fürstentum,
Residenz des Fürsten), poln. Świdnica. S. an der Weistritz in
Niederschlesien entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (vor 1243
bzw. vor 1249) bei einer gleichnamigen slawischen Siedlung. 1260 erhielt es
Neumarkter Recht. 1290/1291 wurde es Sitz des Fürstentums
S. einer Nebenlinie der niederschlesischen Piasten, die auch das 1278
entstandene Fürstentum Jauer bis 1301 besaß.
1301 wurde in S., Jauer (1312) und Münsterberg (1322) aufgeteilt. 1346 wurde S.
mit dem Fürstentum Jauer (ohne Münsterberg)
vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz-Jauer mit Kaiser
Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen und 1526 an Habsburg bzw. Österreich.
1742 fiel es an Preußen. Das Fürstentum war 45
Quadratmeilen groß und in die Kreise S., Striegau, Bolkenhain-Landeshut
(Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach gegliedert. Seit 1945 stand es unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W.,
Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und
Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929;
Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt
Schweidnitz, 1935; Bein, W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten,
1990; Gawlas, S., Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.
Schweidnitz-Jauer (Fürstentum). Von 1290/1291 bis 1301 und von 1346 bis 1918 bildeten Schweidnitz und Jauer in Niederschlesien das Fürstentum S. S. Jauer, Schweidnitz.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die
von Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die
Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem
insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der Schweiz,
1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B., Die Bildung
der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte der
Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof,
U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C.,
Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R.,
Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H.,
Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Hochstift, Fürstentum,
Residenz des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals
erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem
ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter
den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160
nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171
ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180
waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung
streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15.
Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig.
1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S.
als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit
1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung
von Wismar an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum
dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800
umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 14
Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die Landstände in den
Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Siebenbürgen (Fürstentum,
Großfürstentum, Kronland). Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von
den Römern, nach 274 von den Ostgoten und Gepiden sowie später von den
Petschenegen besetzt, ehe es an Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief
(2000 bis 3000) moselfränkische Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte
zunächst 1211 dem Deutschen Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es
ihm jedoch 1225 wieder, nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen
bezeichneten Siedler 1224 mit umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur
Abwehr der Türkengefahr wurden zahlreiche befestigte Kirchenburgen errichtet.
1520 setzte sich die Reformation durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem
teilweisen Anfall an Habsburg bzw. Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von
S. geschickt zwischen Habsburg/Österreich und den Türken und waren faktisch
unabhängig, seit 1541 aber zu Tribut an die Türken verpflichtet. 1567 gewann
der Fürst die Krone von Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges
Landrecht. 1595 anerkannte er die Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597
dem Kaiser S. 1604/1605 wurden die kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622
wurde Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst anerkannt und erhielt bis
1624/1626 mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1686 erkannte Kaiser Leopold die
von den Türken eingesetzten Apafi als Fürsten an. 1687 besetzte Herzog Karl V.
von Lothringen das Land. 1691 verzichtete der Fürst zugunsten Habsburgs auf die
Herrschaft, so dass S. habsburgisches Gebiet wurde. 1765 wurde S. zum Großfürstentum
erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte S. bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde S.
eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber Ungarn eingegliedert. Am 8. 1. 1919
schloss es sich Rumänien an (1920 verwirklicht), kam 1940 in seiner nördlichen
Hälfte mit dem ungarisch besiedelten Szeklerland (unter
Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen) an Ungarn und 1944/1947 wieder an Rumänien
zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus siedelten zahlreiche
Rumäniendeutsche aus.
L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L.,
Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.;
Teutsch, G./Teutsch, F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.;
Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf
gegen Habsburg, 1938; Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F.,
Kleine Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag
und Gubernium in Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch,
G., Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über
Siebenbürgen und seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988;
Horedt, K., Das frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A.,
Siebenbürgen unter der Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert,
Siebenbürgische Semesterblätter 3 (1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte
Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der
Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W., 1993; Gündisch, K., Das Patriziat
siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen zur Zeit der Römer, hg. v.
Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden Weltkriegen, hg. v. König,
W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995, 1840; Arens, M., Habsburg
und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 2.
A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt,
D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2008.
Sinsheim (Reichsstadt). S. an der Elsenz ist eine
fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich zur Donau, die 770 erstmals
erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde es Sitz der Grafen des
Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem Michaelsberg eine
Benediktinerabtei gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht. Die Stadt wurde
vom Reich mehrfach verpfändet und kam 1338/1362 zur Pfalz (Kurpfalz). Von 1803
bis 1806 gehörte S. zum Fürstentum Leiningen,
1806 fiel es an Baden und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563.
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie erlangte
1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495 das
Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das Solmser
Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels) Braunfels,
(Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen
auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und
wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das
Amt Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der
gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg,
Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg
[10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg])
teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an
Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 385.
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen von S.(, die sich
später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter
aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte
1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit,
1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis
(1537 Sonnenwalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde,
1596 Baruth in Brandenburg südöstlich Berlins, 1602 Wildenfels in Sachsen
südöstlich Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt Königsberg. 1562/1563 führte sie
die Reformation ein. Sie spaltete sich in die Linie S. (1718 erloschen) und in
die Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte.
1792 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1806 fiel das Fürstentum an Hessen-Darmstadt. S.
Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms (Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389.
Spinola (Reichsfürst). 1696 erhob Kaiser Leopold
I. Giambattista S. zum Reichsfürsten und sein Reichslehen Vergagni vom Marchesat
zum Fürstentum.
L.: Klein 167.
Sprottau (Herzogtum), poln. Szprotawa. An der
Mündung der Sprotte in den Bober wurde neben einem slawischen Markt um 1254 die
deutsche Stadt S. gegründet. Sie gehörte seit 1253 zum Fürstentum
Glogau. Nach dem Tode Herzog Konrads von Glogau 1273/1274 entstand das
Herzogtum S., das bald an Glogau zurückkam und 1526 mit diesem an Österreich
und 1742 an Preußen fiel. 1945 gelangte S. unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485; Matuszkiewicz, F., Geschichte der Stadt Sprottau, 1908; Handke,
K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968;
Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992.
Stablo (Fürstabtei, Residenz des Fürstabts),
frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus
unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald und König
Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich. Sie war von
Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf Königsgut)
gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines geschlossenen Herrschaftsgebiets.
Als gefürstete Reichsabtei nahm sie seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende
Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie Malmedy) Sitz und Stimme im Reichstag
und später im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das Gebiet beider
Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den
Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die Grafschaft Logne mit dem
Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. 1794 verloren beide
Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17 Quadratmeilen) kam die
Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das sie 1796 mit Malmedy
aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die Niederlande und 1830 an
Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach Volksabstimmung an
Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Stablo-Malmédy, (Fürstabtei, Residenz), Stablo und
Malmedy (Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von ihrer
Gründung unter dem merowingischen Hausmeier Grimoald bis zur Aufhebung durch
Frankreich 1796 durch Personalunion miteinander verbunden. Das Gebiet beider
Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den
Klöstern und Städten Stablo und Malmédy und die Grafschaft Logne mit dem
Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547
Starkenburg (Fürstentum,
Provinz). 1065 erbaute die Abtei Lorsch auf einem Bergvorsprung über Heppenheim
die Burg S. Im 13. Jahrhundert kam sie an das Erzstift Mainz, 1803 als Ruine an
Hessen-Darmstadt. Dieses benannte sein Gebiet zwischen Rhein und Main als Fürstentum bzw. Provinz S. Über Hessen-Darmstadt
gelangte S. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; 900 Jahre Starkenburg, hg. v. Koob, F., 1965.
Steenhuize s. Steenhuysen (Fürstentum).
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Steenhuysen, Steenhuize (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum
S. über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer
Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun
Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem
Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck,
Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei
Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass
sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der
Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die
linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen
Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum
Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die Territorien
des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg, 1885;
Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des Bistums
Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Burg, A.
M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Strehlitz, Groß Strehlitz (Fürstentum) s. Oppeln, Schlesien
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater
Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im
westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift
Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen
von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das
Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische
Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam
1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig
an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie.
Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter
der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern
zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs,
von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums
Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende) S.
infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742
und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit
Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die
Reformation eingeführt, durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt.
1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes
Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es
mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich
verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822
besaß Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das
Gebiet um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und
der Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český
Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums
Teschen an das Haus Lothringen, Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A.,
Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft
Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374
und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die
Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von
Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des
Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen,
die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten,
im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis
Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis
und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener
Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von
1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene
Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl)
den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden
im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun
der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück
und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der
Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der
Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg,
Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt,
Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby,
Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke
Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen
Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf
kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß
jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz
(Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte,
nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden
war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach
Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der
Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit
Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen
Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2.
1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche
Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich
der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der
ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem
Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz
Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk
Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung
der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung
des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945
unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am
17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von
Transporten auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer
Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie
an die sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen
westlich der Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden
Geländestreifen an die amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946
erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach
Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen
Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf
(str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern)
wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln).
Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze,
H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie,
DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der
Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur
in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996,
747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Trachenberg, Drachenberg (Herrschaft, Fürstentum), poln. Zmigrod. T. an der Bartsch in
Niederschlesien wird erstmals 1155 erwähnt (slawisches Dorf Zunigrod,
Drachenburg, Otternburg). Mit Urkunde vom 15. 5. 1253 gründete Herzog Heinrich
III. von Schlesien eine Stadt nach deutschem Recht, die 1287 als Trachinburg
erscheint. Über die Herzöge von Breslau, Glogau (1290) und Oels (1312) kam die
freie Standesherrschaft beim Heimfall von Oels unter Abtrennung von Oels 1492
an die Freiherren von Kurzbach, von 1592 bis 1635 an die 1174 erstmals als Scof
erwähnten Freiherren von Schaffgotsch und 1641 nach Konfiskation an die Grafen
von Hatzfeld, die 1741 in den preußischen Fürstenstand erhoben wurden. 1937 umfasste
die Herrschaft, über die 1742 Preußen die Hoheit gewann, 15941 Hektar. 1945
fiel T. unter die Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit an Polen. S. a. Hatzfeld-Trachenberg.
L.: Wolff 486; Trachenberg in Schlesien, 700 Jahre deutsche Stadt,
zusammengestellt v. Samulski, R., 1962; Der Kreis Militsch-Trachenberg an der
Bartsch, zusammengest. v. Glatz, W., 1965.
Troppau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im
11. Jahrhundert. Um 1200 trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt
hinzu. Um 1269 übertrug König Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen
Söhne die sog. Troppauer Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende
Oppaland selbständiges Fürstentum (Herzogtum)
unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von 1336 bis
1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der Anschluss
an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer Jägerndorf
und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T., das nunmehr
zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad, 1485 durch
Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn Johann, von 1501
bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen unter die
Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus
dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur
Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918
einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und
kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990
an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
Troppau-Jägerndorf (Fürstentum) s. Troppau, Jägerndorf
Vaduz (Grafschaft). V. am oberen Rhein wird
1150 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war das Schloss V.
Sitz der Grafen von V. Bis 1392 stand die Grafschaft den Grafen von Werdenberg
zu. 1396 erlangte die Grafschaft Reichsunmittelbarkeit. Bis 1507 kam sie an die
Freiherren von Brandis, bis 1613 mit Schellenberg und Blumenegg an die Grafen
von Sulz. 1613 fielen Grafschaft V. und Herrschaft Schellenberg an die Grafen
von Hohenems, 1699/1712 an die Fürsten von Liechtenstein. 1719 wurden V. und
Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im
Reichstag erhielt.
L.: Wolff 179; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein,
1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Liechtenstein
- Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und
Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990.
Valangin, Valengin (Grafschaft). Die Grafen von
V. waren eine 1584 zurückkehrende Nebenlinie der Grafen von
Neuenburg/Neuchâtel. Deren Fürstentum kam nach
dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1707 durch Wahl der Stände an
König Friedrich I. in Preußen als testamentarischen Erben des 1702 mit Wilhelm
III. von England ausgestorbenen Hauses Oranien. 1805 überließ König Friedrich
Wilhelm III. Neuenburg/Neuchâtel gegen Hannover an Napoleon und dieser es 1806
an seinen Marschall Berthier. 1814 kam es an Preußen zurück und wurde als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Am 1. 3. 1848 sagte es
sich von Preußen los. Am 20. 4. 1857 verzichtete Preußen endgültig auf seine
Rechte. 1861 gab der König von Preußen auch den Titel Graf von V. auf.
L.: Wolff 538; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Stribrny, W.,
Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Veldenz (Grafen, Fürstentum).
Nach V. bei Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit
1115 (1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw.
Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters
Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des
Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift
Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu.
Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am
Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die
sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes
1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck (Hohengeroldseck)
(jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder vereinte Linie der
Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern und außerdem
1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim gewinnen konnten,
und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459
Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren
Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde.
Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um
1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen
groß. Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Verden (Hochstift, Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi
(Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem
Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit
849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte, kam unter lutherische Administration erst
Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens (1632). 1648 fiel es
als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde
1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark an Hannover verkauft und
1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000
Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich, das es 1810 annektierte.
1813/1815 kam es wieder an Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Vergagni (Markgrafschaft, Fürstentum). 1696 erhob Kaiser Leopold I. das Reichslehen V. vom
Marchesat zum Fürstentum.
L.: Klein 167.
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die
ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben
die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet
(um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg,
1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5
Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen,
1401-1695 der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429
zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit
Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische
(Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft
Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler)
Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte
sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil).
Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen)
und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und
Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als
Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806
wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750
Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum
Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit
Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich
Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von
den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn
gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180
nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw.
1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft
Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften
Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495
beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich
lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg,
Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft
Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719
Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg
unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das
Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen
Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso
wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die
Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die
jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt
zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue
Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13
Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden,
Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen
und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und
Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig
Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W.
Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die
Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad
Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht
in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst
nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein
Zustimmungsrecht zu Gesetzen des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin
Emma von W. heiratete den letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien.
Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen
Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover
Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens Preußens erfolgten Kündigung des
Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund einer Volksabstimmung auch das
Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen
Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu
Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums
Waldeck, 1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer,
U., Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Waldeck-Pyrmont (Fürstentum, Freistaat). Von 1805 bis 1813 wurde in Waldeck für Georg von Waldeck ein eigenes Fürstentum W. geschaffen. 1919 entstand der Freistaat W., von dem 1922 Pyrmont zur Provinz Hannover Preußens kam. S. Waldeck.
Wallenstein (Reichsfürst). 1617 wurde Albrecht von
W., der vom Angehörigen eines kleineren alten böhmischen Adelshauses
(Waldstein) zum kaiserlichen Heerführer aufstieg, Reichsgraf, 1623 Reichsfürst.
Seine Güter wurden 1624 zu dem Fürstentum
Friedland in Böhmen zusammengefasst, dessen erblicher Herzog er 1625 wurde.
1627 erhielt er das Herzogtum Sagan, 1627/1629 das unmittelbare Reichslehen
Mecklenburg. Nach seinem Sturz und der Ermordung am 25. 2. 1634 blieben seine
Familienangehörigen Grafen von Waldstein und fanden 1654 im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium Aufnahme.
L.: Klein 150.
Wartenberg (Herrschaft, freie Herrschaft). Die
freie Standesherrschaft W. in Niederschlesien mit den Städten W. und Bralin
gehörte ursprünglich zum Fürstentum Oels, wurde
aber nach dem Aussterben der Fürsten durch Verkauf 1492 seitens Böhmens
verselbständigt. 1606 erwarb sie der Burggraf zu Dohna, 1734 Herzog Biron von
Kurland. Sie umfasste 8 Quadratmeilen. 1945/1990 gelangte Groß Wartenberg
(Deutsch-Wartenberg) zu Polen.
L.: Wolff 478.
Weimar (Grafen, Fürstentum,
Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W.
an der Ilm ist erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach
ihr benannten Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau
erschienen, 1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das
Osterland erhielten und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie
starben 1112 in männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter
Adelheid die askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen
durch Heirat um Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten
(osterländische Linie um Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt
und Kulmbach) und ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus
Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen
Linie und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum
bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf),
Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf
(Häußdorf), Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt,
Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten
Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen
(Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt),
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda
(Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu
Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 615.
Wenden (Fürstentum).
Das aus der Herrschaft der Herren von Werle seit 1418 erwachsene Fürstentum W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
über die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow zum
niedersächsischen Reichskreis. S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5.
Werle (Herren, Fürstentum).
Die Burg W. der Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung Mecklenburgs um
1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch Teile des Landes
Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim, 1273 durch Parchim selbst
erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg,
bzw. Parchim [1316-1374] und Waren [1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug
1415 sein Land dem Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten
sich die Herren von W. Fürsten von Wenden und bereiteten durch einen Erbvertrag
die Vereinigung der Güter vor. 1426 fielen die werlischen Güter an
Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser Linie an Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442 durch Geldleistungen,
Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in Mecklenburg abgefunden.
S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in den
Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf
Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft beiderseits
des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192 und 1244 die
Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die 1407 einer
1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl
IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II.
(1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben des zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die
Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum größeren Teil an die
verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste
Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren
gemeinsamer Herrschaft (seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von
Löwenstein, die sich seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in
schweren Kämpfen mit dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle
wertheimischen Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der
Grafschaft die Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg,
die Ämter Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806
kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium
und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich
umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739
Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken
umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950;
Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4
(1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979;
Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim,
LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe
von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim,
2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine Grafschaft,
Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Wied (Grafschaft, Fürstentum).
Vor 1129 gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W.
nördlich von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der
Lahn wie links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut. 1244 starb das
nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel über die Erbtochter
an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der andere Teil an die Herren
von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann an die Grafen von Jülich).
Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg) vereinigten 1338 die gesamte
Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem Grafen von W. 1462 erlosch auch
dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in weiblicher Erbfolge an eine Linie der im
Lahngau begüterten Herren von Runkel, die sich danach Grafen von W. nannten und
in der Linie Westerburg 1468 die Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das
seit 1581 unter Erben umstrittene Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit
Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit
1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere Grafschaft W. mit W. und der
Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an die jüngere Linie Wied-Neuwied.
Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in den Reichsfürstenstand erhoben. Um
1800 umfassten die obere und untere Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet
von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied
und Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar. 1806 kamen beide
Grafschaften an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die
Linie Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet
der alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9 1998,
78.
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum).
W. ist die ältere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand seit 1698 die obere
Grafschaft Wied mit der Residenz Dierdorf und der Herrschaft Runkel. Sie zählte
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange) von Köln die Ämter Neuerburg und
Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei Villmar. 1806 kam die Grafschaft
an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die Linie von Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 114.
Wiesbaden (Herrschaft, Reichsstadt). Im Bereich
von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14 n. Chr. römische Lager
und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete Zivilsiedlung
Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der Ort
alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt. Zwischen 1242 und 1281 kam es als
Reichslehen an die walramische Linie der Grafen von Nassau. Die Burg wurde
Nebenresidenz der Grafen von Nassau-Idstein. 1744 wurde W. Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen, 1806 Hauptstadt des
Herzogtums Nassau. 1866 fiel es an Preußen, 1945 an Hessen, dessen Hauptstadt
es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und
Hessischer Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A.,
Von der Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae
Mattiacae. Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit,
1974; Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd.
2 1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[, Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der Mosel
gelegenen Burg nannten sich die Herren von W., die um die Burg eine kleine
Herrschaft errangen. Sie erbten 1362 in weiblicher Erbfolge die Herrschaft
Beilstein nördlich Zells an der Mosel. 1637 zog das Erzstift Trier nach
Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488 Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben
der Herren W. und Beilstein an sich. 1652 übertrug es sie mit 17 Orten als
Reichsafterlehen an die Freiherren von Metternich, die 1679 in den Grafenstand
erhoben wurden und sich deswegen von Metternich-Winneburg und Beilstein
nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten Teil ihrer Herrschaft als sog.
Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem Erzstift Trier und der
Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von Metternich wegen W. und
Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags. Die Herrschaften W. und Beilstein
zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500 Einwohnern zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der Besetzung durch Frankreich
wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815 kamen sie an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
Wohlau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in
Niederschlesien wurde um 1285 neben einem slawischen Dorf als Stadt zu
deutschem Recht gegründet. Bis 1248 war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und
von 1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie
Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den
Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die
Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut
selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit
1329 zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W.
hatte einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die Kreise W. und
Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und
gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965;
Chroniken aus dem Kreise Wohlau (Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983);
Velsen, D. v., Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau,
1971; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 639.
Wolbeck (Burg). An dem 1185 erstmals erwähnten
Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von Münster vor der Mitte des 13.
Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg (castrum 1242) an, der eine Stadt
folgte. Seit 1275 wurde W. ein bevorzugter Aufenthaltsort der Bischöfe. Das
zugehörige, von der Lippe bei Dolberg bis Hembergen nördlich Grevens reichende
Amt bildete zusammen mit dem Amt Rheine 1803 das Fürstentum
Rheina-Wolbeck des Herzogs Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem. 1806 kam es zum
Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und
W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686.
Wolfenbüttel (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel).
W. an der Oker im nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte,
wird 1118 erstmals erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter
(7./8.?, 10./11. Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den
brunonisch-welfischen, später reichsministerialischen Herren von Asseburg
(Gunzelin von W.) und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen
(1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange
bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete
um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis
1292 gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen
Linie. 1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge
von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von
W. nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001;
Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit,
2002; Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
639.
Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788
eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram
erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete
W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam
die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812
erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches
Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]).
Über die Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des
Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie
des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte.
Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter
kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren
Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und
dem jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883.
Ysenburg (Grafschaft, Fürstentum) s. Isenburg
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von
Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft
Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter
Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur
Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende
Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393
verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von
Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697
war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654
in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis
1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen
Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern
erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an
Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a.
Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
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J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
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