Das Bistum in der deutschen Landesgeschichte (133)
Btm = Bistum
Wagner, C., Comitate im Bistum Paderborn, Westfälische Zeitschrift 103/104 (1954)
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei,
Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie
gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A.,
dem Venetien, Istrien, Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda
unterstanden, beanspruchte seit Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum
und seit 558/568 den Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf
Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in
Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich
IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft)
und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der
Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von
Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16.
Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen
Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch
die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H.,
Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja
bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese
1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung
geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am
Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt
der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und
die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A. wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen,
für das 4. Jahrhundert als bestehend angenommen. Es war der Kirchenprovinz
Mailand (bis 539) und dann Aquileja zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw.
später Brixen) verlegt worden sein. Unter den Merowingern (709) könnte es neu
gegründet (Bischof Wicterp 738, Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der
Kirchenprovinz Mainz angegliedert worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748
für seinen bayerischen Teil gegründete Bistum
Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm und Walchensee
sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen, aber
zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu zwischen Iller
und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem Mittelpunkt bestimmt
(seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544 theologisch-philosophische
Universität). Allmählich löste sich das Hochstift von der Vogtei, die im 12.
Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und nach 1167 den Staufern
zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg überlassen wurde. Schon
seit 1156 ging aber die Herrschaft über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde
das Hochstift mit 43 Quadratmeilen (2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern,
16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels
sowie 450000 Gulden jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in
Bayern auf. Das Bistum wurde 1817 der
Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im Verhältnis zu
Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe, 1955; Fried, P.,
Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger Domkapitel vom
Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C., Die Reichsstadt
Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem
Würzburger und Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck,
Forchheim [1062], Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien
vermehrte sich von etwa 30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr
als 200, doch blieb das Bistum, eingeengt von Würzburg
(Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg (Egerland), insgesamt
klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten reiche Gaben König Heinrichs II.
im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von den älteren
Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem zur
Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark,
Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und
Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach,
Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt
Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais,
Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach,
Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck,
Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im
Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal,
Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später
auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau
(Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das
Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei
innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von
Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre
weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums
auszudehnen, wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das
kaiserliche Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im
Kampf um die Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger
Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina
von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum
zwei Drittel aller Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde
es durch Gustav Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt,
1648 aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der
Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel
das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck
1967; Knochenhauer, T./Chroust, A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.;
Wretschko, A. v., Skizzen zur bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS
Zeumer 1909; Guttenberg, E., Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von
Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der
Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938);
Neukamm, W., Territorium und Staat der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d.
Hist. Ver. Bamberg (1949); Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter
Kronach und Teuschnitz, 1951, Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist.
Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die Anfänge des Bistums
Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und Erzbistum Bamberg, 3. A.
1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum
Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig, B.,
Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966;
Ragger, M., Die Organisation der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss.
phil. Wien 1969 (masch.schr.); Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Franken Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche
Hochstift Bamberg und das Heilige Römische Reich vom westfälischen Frieden bis
zur Säkularisation, Bd 1f. 1976; Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und
Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F.,
Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.; Bibliographie zur Geschichte von Stadt und
Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v. Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare
und Wirtschaftsordnungen des Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts
Bamberg im späteren Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988;
Zimmermann, G., Das Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der
Territorialstruktur im westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie
im Hochstift Bamberg, 1988; Das Bistum Bamberg
in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J., Pfarreien, Klöster und Stifte,
1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte des Bistums
Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche. Bamberger
Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien, Slowenien und der Schweiz, 2004;
Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und das
Reich in der Stauferzeit, 2005; Das Bistum
Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Missionierung und Christianisierung im
Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith,
W., Reformation and the German Territorial State Upper Franconia 1300-1630,
2008.
Bärenwalde, Bärwalde (Herrschaft). Die Herrschaft B. gehörte zur Mark Brandenburg und war nach einem Verzeichnis von 1577 mit Havelland, Glien, Bistum Brandenburg, Zauche, Beelitz, Zossen, Teupitz, Beeskow, Storkow und allen anderen Teilen der Mittelmark (Neumark) verwaltungsmäßig zusammengeschlossen.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon
untersteht und vielleicht am Anfang des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst
(Augusta Rauracorum) nach B. übertragen wurde. 1033 wurde B. durch
Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es seit 912 angehörte, in das
Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem
durch die Schenkung Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III.
von Burgund (999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter
(Grafschaft Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass
1163), die aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die
Stadt). Im 13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck
(Reichslehen), Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne),
Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse,
Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben
bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin),
Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich
allerdings gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen
Stadtherren, die seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B.
selbst aber noch 1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene
Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche
Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss
der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog
die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich.
Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband
sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift
gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen
(Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck
(Reichslehen), Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und
Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000
Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich
gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont Terrible).
1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel
und ihr Übergang an Baden, Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in
römischer Zeit, 1955; Bühler, M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im
ehemaligen Fürstbistum Basel, 1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980,
1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche Gesellschaft und städtische Herrschaft im
Spätmittelalter. Zum Verhältnis von Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg
1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39; Gröbli, F., Bibliographie von Basel,
2005; Meyer, W., Da verfiele Basel überall, 2006.
Berlin (Stadt, Residenz, Land, Bundesland). In
einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen Urstromtal
entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick, Spandau und
Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und 1240 gründeten
daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh zunächst
wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung innerhalb Brandenburgs
gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen zur
Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000, 1860
548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde 1871
Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden Dörfern und
Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier Besatzungszonen
aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion und den
Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten Kommandantur für B.
zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am 16. 6. 1948 hieraus
zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch gespalten. 1949
erklärte die Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu ihrer Hauptstadt,
ohne dass dies von den Westalliierten und der Bundesrepublik Deutschland
anerkannt wurde. Nach seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war Berlin-West
ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende Bestimmung nicht als
geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den drei westlichen
Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes Abgeordnetenhaus
und einen eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an der Spitze und
entsandte nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat. Gesetze der
Bundesrepublik Deutschland mussten durch Zustimmung des Abgeordnetenhauses
übernommen werden. Der Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik Deutschland und
Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8. 1990 bestimmte B. (an der Stelle
Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten) Bundesrepublik Deutschland
(Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum 3. 10. 1990 das Land B.,
für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner Verfassung in Kraft
gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen,
den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4 bis 8 Jahren von Bonn
in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit Brandenburg scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum
Berlin, 1995; Krätke, S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W.,
Gründungsstadt Berlin, 2000; Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50
(Berlin/Cölln); Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der
Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb.
v. Huch, G./Ribbe, W., 2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen
Grundeigentums im Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H.,
Berlin, 2014.
Besançon (Erzstift, Residenz). Das schon 58 v.
Chr. als Vesontio bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines Bistums, das am Ende des 8. Jahrhunderts zum Erzbistum
erhoben wurde. Der Erzbischof verlor im 13. Jahrhundert die Herrschaft über die
Stadt, war aber geistlicher Reichsfürst. 1665/1668/1674/1678/1679 kam B. durch
Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v.
Secrétariat Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
Biburg (Reichsdorf?, im Bistum Eichstätt (bei Nennslingen).
L.: Dacheröden 234; Hugo 474.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die nach
einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand des
Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale Poppo
von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten
gräfliche Rechte als Lehen des Bistums
Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte Quedlinburg
und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14. Jahrhundert war
die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt
heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen
von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das
Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an einen
nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem
Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806
selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von
Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der Grafen
von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs. d.
Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Bobbio (Kloster, Reichsabtei). 612 gründete der
heilige Columban an der Stelle eines älteren Petrusoratoriums (als vierte und
letzte) die Abtei San Colombano bei B., die neben Monte Cassino zum
bedeutendsten Skriptorium für die Überlieferung der antiken Literatur wurde
(Palimpsesthandschriften mit griechischen, hebräischen, lateinischen und
gotischen Subtexten, Bibliothekskatalog des 9. Jh.s). Namen von 16 frühen Äbten
und Mönchen deuten auf fränkische, burgundische und vielleicht langobardische
Herkunft. 628 erhielt B. als erstes abendländisches Kloster die Exemtion.
Während des gesamten ersten Jahrhunderts des Bestehens der Abtei ist deutlicher
irischer Einfluss erkennbar, der aber die Einbindung in die italienisch geprägte
Schriftkultur nicht verhinderte. In langobardischer Zeit war B. vielleicht kein
Königskloster, erfuhr aber die Unterstützung des Königs. Nach einer
karolingischen Blütezeit trat B. trotz Gründung eines Bistums
B. (1014) zunehmend zurück, wobei die Bedrängung durch Piacenza den Verfall
beschleunigte. 1803 wurde das Kloster unter Zerstreuung der ansehnlichen
Bibliothek aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 c (1138-1254) C2; Cipolla, C./Buzzi,
G., Codice diplomatico di San Colombano di Bobbio, Bd. 1ff. 1918; Brühl, C.,
Studien zu den langobardischen Königsurkunden, 1970; Goez, W., Bobbio, LexMA 2
1983, 295f.; Zironi, A:, Il monasterio longobardo di Bobbio, 2004; Richter, M.,
Bobbio in the Early Middle Ages, 2008.
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer
(E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert
(924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem
deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung
ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie
der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden)
(Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086)
den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber
eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von
Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an
steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs
(1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains
(1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar
II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf
dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau
und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch
noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die
Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437). Unter
ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische
Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und
Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen
Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete
1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der
Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den
weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem
schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den
Städten setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des
Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst
vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die
polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn
vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr
einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten
Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König
angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen
das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch
durch und erließ 1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte
Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren
Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit
1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder zugelassen.
Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise Bunzlau
(Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin),
Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen,
Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast
ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die
nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen
das Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter
dem Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer
Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die
tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919
ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75
Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der
neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die
alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S.
Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von
1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959;
Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f.
bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg.
v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968,
hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur
Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M,
hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg,
H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz,
F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter,
Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und
Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der
Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A.
1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen
und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990;
Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und
Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren,
hg. v. Mund, G., 2014.
Brandenburg (Hochstift, Residenz). Am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen
Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6.
Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg, die vielleicht mit der zu
789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10. 948 gründete bei ihr
König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg unterstellte Bistum B. mit dem Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer
Elster, Oder und Ostsee. Von 983 bis 1150/1157 war B. wieder slawisch, fiel
dann aber an den Askanier Albrecht den Bären. 1161/1165 wurde von Leitzkau aus
das Bistum B. erneut errichtet, wenn auch in
erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe verfügten nur über wenige Güter,
die sie von den vier Ämtern Ziesar, Brandenburg, Ketzin und Teltow aus
verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen Landesherrschaft gelang nur in
Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter
Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch zur Landsässigkeit gezwungen wurde,
rechtlich reichsunmittelbar. Nach der Reformation (1539) wurde das Bistum 1544 der Mark Brandenburg einverleibt und 1598
formell aufgelöst. Das Kapitel bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G.,
1929, Teil 2 hg. v. Bünger, F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra;
Kahl, H., Slawen und Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12.
Jahrhunderts, Bd. 1, 2 1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) –
Stammeszentrum und Fürstensitz der Heveller, Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.;
Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 551ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das
Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., 2005.
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde
845/847/848/864 als Ersatz für das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das
sich die Missionierung des skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947
eingerichteten nordischen Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber
1104 an das neugegründete Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der
Erzbischöfe reichte zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen
(1270), beschränkte sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und Elbemündung
(2. H. 11. Jh. alle Grafschaften des südelbischen Teils des Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach
dem Tode des letzten Grafen von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306
Kehdingen und 1524 Wursten erlangt wurden. Die Versuche, die seit dem 13.
Jahrhundert verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu erringen, scheiterten
zwischen 1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten katholischen
Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg († 1566) setzte sich seit 1535 die
Reformation durch. 1621/1632 wurde das Hochstift von Dänemark bzw. Schweden
besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es wie Verden als Herzogtum
(Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen. 1712 ging es durch
Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte, dem es Schweden
1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen und rund 180000
Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und
am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und mit diesem
1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen,
1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der
Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den
Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum
eingerichtet, das im Jahre 1000 als Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird.
1155/1245 umfasste seine Diözese ganz Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der
Bischof gehörte nicht zu den Reichsfürsten und war seit Anfang des 14.
Jahrhunderts mit seinen sehr reichen Gütern (1290 Bistum
Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg)
von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter
unter der Herrschaft Preußens säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt,
F., Geschichte des Bistums Breslau, 1929; 950
Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W.,
Geschichte des Bistums Breslau, 1980; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506,
1, 2, 76.
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der
oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen
Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche
Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der
Teilung der niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III.
Breslau, seine Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV.
von König Rudolf von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach
dem Tod Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und
Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung
von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte
und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit
Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf
der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand
es dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel
es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine
Universität. Das Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und
war in die Kreise B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an
Preußen. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist
ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal,
das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem
Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den
Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B.,
828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums
verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder
verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad
II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital,
Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal.
Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal
sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die
Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von
Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg
(1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler
Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur
wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und
Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer)
große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und
Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck
mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der
Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen,
Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg
und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol
geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts
Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der
Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen.
Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A.,
Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber,
A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler
Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983,
704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen
als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83;
Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz), mhd.
Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße von
Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C. (Bischof Vedastus, Bischof Gaugericus
585-624/627), das bis Antwerpen reichte (pagus Cambricinsis 663 belegt). Bei
dem karolingischen Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum,
das 1559 zum Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur)
erhoben wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im Frieden von
Nimwegen (Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte
es zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C.
(Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um
1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für
den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin
amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst
unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der
Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land
Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift
das Land Lippehne und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann
aber dafür Kolberg. Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die
Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land
Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der
Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die
Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt.
Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten
Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit
des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13.
Jahrhundert neben Streubesitz um C. (Kammin) zusammenhängende Gebiete um
Kolberg, Köslin und Bublitz, die Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in
Verwaltung übernahm. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43
Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu
bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt, R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Chiemsee (Hochstift). Die Inseln des zum Personennamen
Chiemo zu stellenden Chiemsees waren schon spätsteinzeitlich besiedelt. Vor 770
wurde auf Herrenchiemsee ein Männerkloster gegründet, das König Karl der Große
788 an den Bischof von Metz und König Arnulf 891 an den Erzbischof von Salzburg
gab. Auf Frauenchiemsee wurde (vor) 782 ein Frauenkloster gestiftet, das Kaiser
Otto I. 969 dem Erzbischof von Salzburg übertrug. Nach der Zerstörung durch die
Ungarn im 10. Jahrhundert wurde 1130 auf Herrenchiemsee ein
Augustinerchorherrenstift neu begründet. 1216 (Beurkundung des Vollzugs am 30.
12. 1217) errichtete Erzbischof Eberhard von Salzburg mit Erlaubnis Kaiser
Friedrichs II. hieraus ein Bistum C. mit dem
1130 entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee als Bischofskirche, das
nur zehn Altpfarreien umfasste. Zum Hochstift C. gehörte das Amt Sachrang
(1216), die Pfarrei Sankt Johann in Tirol sowie Güter außerhalb des Bistumssprengels. 1305 verlegte der Fürstbischof
seinen Sitz nach Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818 wurde das Hochstift/Bistum innerhalb Bayerns aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth,
Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger
Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA
40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau
und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy,
J. Graf v., Das Bistum Chiemsee, Mitt. d. Ges.
für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer, W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2
1983, 1812ff.; Kloster Frauenchiemsee 782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 522; Herrenchiemsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz
Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den rätischen Teil
des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz
Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des
9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die Bischöfe übten bis zur
Trennung von Bistum und Grafschaft durch
König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen
Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana
Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom
König erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das
Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert
umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“,
Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f.
1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910;
Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur 1500
Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.; Affentranger,
U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss. Salzburg 1975;
Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058; Studien zur
Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M.,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 522, 1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007.
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die
Vettern Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen
bei Neuhaus im Solling als Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der
Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort
(Nova Corbeia, C., am Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch
Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang
es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das
neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen,
Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder
ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im unmittelbaren
Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert. Das
weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275
Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien
(Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus
dem Domanialgut entstand 1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von
Hessen-Rotenburg an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840
Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986, 295ff.;
Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre Personen,
Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio saeculi XII,
bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990; Schütte, L., Die
alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992; Krüger, K., Studien
zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119.
Culm, Kulm (Bistum).
Bei der kirchlichen Einteilung Preußens durch den päpstlichen Legaten Wilhelm
von Modena wurde dem Kulmerland (Land C., Kulm) 1243 das Bistum C. (Kulm) zur Seite gestellt, dessen Sitz
später in Löbau war. 1245/1255 kam es zum Erzbistum Riga, wurde 1264 dem
Deutschen Orden mit gewissen Vorbehalten inkorporiert und gelangte 1466 zu
Gnesen. 1601 wurde der Anteil Polens an Pomesanien hinzugefügt. 1772/1793 fiel
das Bistum an Preußen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Culm, hg. v.
Woelky, C., 1885ff.; Schmauch, H., Die Besetzung der Bistümer im
Deutschordensstaat (bis 1410), Diss. Königsberg 1919; Lückerath, C., Kulm,
LexMA 5 1991, 1562ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 551.
Die (Hochstift). 325 erscheint erstmals ein
Bischof der gallorömischen civitas Dea Augusta Voconciorum. Im Streit um die
Metropolitanzugehörigkeit zwischen Vienne und Arles entschied Papst Calixt II.
am 15. 2. 1120 zugunsten von Vienne. Am 30. 7. 1178 bestätigte Kaiser Friedrich
I. Barbarossa den Bestand des Bistums und seinen
Rang im Königreich Arelat. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die
weltliche Herrschaft des Bischofs von D., der seit 1275 zugleich Bischof von
Valence war, durch den Dauphin Ludwig II. empfindlich beschränkt. S. Dauphiné.
L.: Bligny, B., L'Eglise et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne
aux XIe et XIIe siècle, 1960.
Dorpat (Hochstift, Residenz), russ. Jurev,
estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach als
Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer schon für die Mitte des ersten
nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen estnischen Burg, die 1224 von den
Deutschen erobert worden war, begründet. Es war zunächst dem Erzbischof von
Lund, seit 1245 dem Erzbischof von Riga unterstellt. Das Territorium wurde
zwischen Bischof und Deutschem Orden aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der
Bischof durch König Heinrich (VII.) mit dem Bistumsgebiet
belehnt und zum Reichsfürsten erhoben. Seit 1525 drang die Reformation durch.
Mit der Verschleppung des letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums
Dorpat bis zur Ausbildung der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich
bis 1225, 1943; Rauch, G. v., Stadt und Bistum
Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524, 1, 2, 150.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der
Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald als Bischof ein und unterstellte das
von der Donau bis zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach
reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste
Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an
der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums
Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und
Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift
Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an
Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum Eichstätt, historisch-statistische
Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1
1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959, (in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6;
Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage,
W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3 1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift
Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen
und Entwicklung der eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay.
LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft
in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das
Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches
Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein
Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht
im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988;
Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese
Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel
zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526,
1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636
bis 1790, 2009; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt,
2012.
Erfurt (Reichsstadt). Das Gebiet von E. in
Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 706 wurde von
Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster (Peterskloster)
angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der Furt der Straße
Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum
E. (742 Erphesfurt, Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des
Erzbistums Mainz aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum
Erzstift Mainz erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs
der königlichen Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?).
Um 1066 und 1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts
übernahm der 1217 (consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte
der gemeinsamen königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von
den Grafen von Gleichen, 1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera
durch Sachsen, 1485 an Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts
erwarb E. ein großes, teilweise aus Reichslehen bestehendes Landgebiet mit rund
900 Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw.
Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und Burgen. Der Rat
strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit an (zwischen 1279
und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete Papst Clemens VII. die
Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501 Luther), die bis 1812 Bestand
hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab das Erzstift Mainz seine Rechte
an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt wieder in den
Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde E. mit 25
Städten, 3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen abgetreten,
bildete aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte Domäne. 1815
fiel E. an Preußen zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach, Azmannsdorf
(Atzmannsdorf) und Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der
preußischen Provinz Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der
Kapitulation am 8. 5. 1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in
der Deutschen Demokratischen Republik aufging (str.). Das Bistum E. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Ermland (Hochstift, Fürstbistum). Das dem
altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen erstreckt sich
dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen Seenplatte. Das
am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E.
reichte darüber hinaus vom Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein
Drittel des Bistums (Braunsberg, Heilsberg,
Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit dem Deutschen Orden, von dem die
Bischöfe bis 1464 in weltlichen Angelegenheiten abhängig waren, unter die
Herrschaft des Bischofs (in Braunsberg, später Heilsberg) und des Domkapitels
(in dem kleinen Frauenburg). Das Bistum selbst
unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga. Seit 1478/1479 musste jeder
Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten Thorner Frieden
von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens, 1772
gelangte es an Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des letzten
Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb, beruhte
darauf, dass der Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert war, also -
anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und Samland - dem
Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918 war das Bistum E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945
wurden von den acht Domherren sechs erschossen oder nach Russland verschleppt,
der Bischof von Kardinal Hlond aus dem Bistum
gelockt.Seit 1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit kam. Das Bistum
wurde zum Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H.,
Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H.,
Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11
(1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 530.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert),
welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und
zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765
Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem
Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes
althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige
Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach
stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten
und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft
(1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F.,
Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain).
1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring
(Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der
Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten
die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit
Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15
Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum
Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum
Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und
Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H.,
Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift
aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das
Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian),
durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die
Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170
den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee
reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw.
450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg
im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu
errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor,
Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen,
Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und
Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen,
Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz
(Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach
und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802
wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig
später die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das
Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an
Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit
diesem wieder an Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders
und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen
Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische
Länder, Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex
Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel,
W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der
Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
Gans von Putlitz (Herren). Putlitz an der
oberen Stepenitz wurde 948 von König Otto I. dem Bistum
Havelberg übertragen. 983 wurde es wieder slawisch. Vermutlich 1147 eroberten
die ministerialischen Herren von P. (Gans Edle zu P.) einen Teil der Prignitz
(P., Perleberg, Wittenberge, Lenzen, Pritzwalk, Grabow). Sie übten hier
landesherrliche Rechte aus. Sie mussten aber die Lehnshoheit der Bischöfe von
Havelberg bzw. Grafen von Schwerin (Putlitz) und der Markgrafen von Brandenburg
(Wittenberge) anerkennen. Grabow und Lenzen kamen an die Grafen von Schwerin,
Pritzwalk an die Markgrafen von Brandenburg. Später wurde auch Perleberg nach
Aussterben der dortigen Linie als erledigtes Lehen eingezogen. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Wiese, H., Chronik der Stadt Putlitz, ungedruckt; Schultze, J.,
Die Prignitz, 1956.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der
Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Franken. Beim Zerfall
des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an
das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei
über das Hochstift von den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die
Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13.
Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob
Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und leitete damit die völlige
Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der Bischof, weil er die
Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen
übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy gezwungen worden war, verlor
das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im
Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gnesen (Erzstift, Fürsten). An der Stelle
Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien bestand
bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde im 10.
Jahrhundert Fürstensitz und 991 Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000
gründete Kaiser Otto III. dort das Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe
von Kolberg, Breslau und Krakau, im 11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau,
Plock und Lebus (bis 1424). Die Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch
formell. Lebus kam im 15. Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417
Miedniki (Samogitien) und nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese
aus dem östlichen Teil des 968 gegründeten Bistums
Posen gebildet wurde. Im 13. Jahrhundert erwarben die Erzbischöfe das
Fürstentum Lowicz und nannten sich seitdem Fürsten von G. Im Zuge der
polnischen Teilungen ging G. an Preußen über. Von 1793 bis 1807 und von
1814/1815 bis 1918 gehörte G. zu Preußen, das 1821 Posen zum Erzbistum erhob
und mit G. in Personalunion verband. 1918 kam es mit der Abtrennung
Westpreußens und Posens vom deutschen Reich wieder an Polen zurück. Das
polnische Konkordat von 1925 bestätigte die Erzdiözese Gnesen-Posen mit den
beiden Bistümern Kulm (Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu
bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen, LexMA 4 1989, 1522ff.; 1000 lat
archidiecezji gnieźnieńskiej (1000 Jahre Erzdiözese Gnesen) hg. v.
Strzelczyka, J. u. a., 2000.
Göß (, Göss) (Reichsabtei). Nach älteren
Siedlungsspuren erscheint 904 die villa Costiza an der Mur. Sie gehörte zu
einer königlichen Gabe an die Pfalzgrafen von Bayern (Aribonen), von denen
Pfalzgräfin Adela mit der Gründung eines Stifts begann. 1020 übergab ihr Sohn
Aribo, Erzbischof von Mainz, das Stift G. an Kaiser Heinrich III. und schuf so
für verhältnismäßig kurze Zeit die einzige Reichsabtei in den später
habsburgischen Länder. Schon in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts kam die
Klostervogtei über das zur Benediktinerabtei gewordene Stift aber als
landesfürstliches Lehen an die steirischen Ministerialen von Stubenberg. 1782
wurde die Abtei aufgehoben. Von 1783 bis 1804 war sie Sitz des Bistums Leoben.
L.: Wichner, J., Geschichte des Nonnenklosters Göss, 1892; Pelican, B.,
Geschichte des Benediktinerstifts Göss, 1924; Ebner, H., Die Besitzgeschichte
des Nonnenstiftes Göß, Diss. Graz 1950; Bracher, K., Stift Göss, 1966; Ebner,
H., Göß, LexMA 4 1989, 1570.
Gurk (Hochstift). Das schon vorrömisch
besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an einen vornehmen
Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5.
1072 gründete der Erzbischof von Salzburg ein Eigenbistum G., das mit den
Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt G. eine kleine Diözese im
Gurktal und Metnitztal. Residenz wurde nach dem Verlust von Friesach die 1147
errichtete Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem 14. Jahrhundert gewann
Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk 1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972;
Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538; Murauer, R.,
Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk, 2009.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum
Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete.
989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es
umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im
engen Umkreis von H. zur Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck,
Oschersleben, Ermsleben [1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479
bis 1566 war es mit Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation
übertrat. Danach fielen die Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648
wurde das Bistum aufgehoben und das Hochstift
als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum umfasste den
halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H., Gröningen, Kloster
Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und acht adligen
Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt Aschersleben, den
Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und Konradsburg, dem
Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen [Wieningen] und Falkenstein
[Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den Ämtern
Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen), den
osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck, dem Domkapitelamt
Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und Dardesheim) und die
Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein
zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich Westphalen, 1815 zur
preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums,
1913; Schmidt-Ewald, W., Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe
von Halberstadt, 1916; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum
Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972; Schrader, F., Ringen, Untergang und
Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften Magdeburg und Halberstadt
von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden, 1977; Militzer,
K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und
Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg, G., Halberstadt
zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt, LexMA 1989,
1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Havelberg (Hochstift, Residenz). An der günstigen
Lage kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe bestand wohl bereits früh
ein slawischer Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht 929 eine Höhenburg
angelegt wurde. (947 oder) 948 gründete König Otto I. in H. ein Missionsbistum,
das zunächst dem Erzbistum Mainz, 968 dem Erzbistum Magdeburg unterstellt und
nach der Zerstörung 983 erst im 12. Jahrhundert, nach der Wiedereroberung des
Gebiets durch den Askanier Albrecht den Bären (1136/1137), wiederbegründet
wurde (1147/1150). Es erlangte umfangreiche Güter (Plattenburg, Putlitz,
Wilsnack, Wittstock) und war zunächst reichsunmittelbar, geriet aber vom 14.
Jahrhundert an zunehmend in Abhängigkeit von den Markgrafen von Brandenburg,
wurde im 15. Jahrhundert landsässig und blieb bis zu seiner Aufhebung 1571
unter der Landeshoheit Brandenburgs. Das evangelisch gewordene Domkapitel
bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum
Havelberg, 1933; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989,
1980f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 543, 1, 2, 258.
Heilbronn (Reichsstadt). H. am Neckar erscheint
nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut, dessen Kirche und Zehnt
dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen
wurden (822 Heilibrunna). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen
von Calw, die es 1146 an Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von
Dürn, dem Hochstift Würzburg und den Staufern umstritten. Spätestens im 13.
Jahrhundert kam es an die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum genannt. Das
erste erhaltene Stadtrecht stammt von 1281. Vielleicht schon seit dem
Interregnum (1254-1273), jedenfalls seit dem 14. Jahrhundert (1322 Blutbann,
1334 Nichtevokationsprivileg, 1360 Erwerb des Schultheißenamtes, 1464 Erwerb
der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu ihr gehörten das Reichsdorf Böckingen sowie
drei weitere Dörfer. Um 1790 war H. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1802 fiel das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
mit Böckingen, Flein, Frankenbach, Neckargartach und Lautenbacher Hof (Lauterbacher
Hof), insgesamt 1 Quadratmeile bzw. rund 55 Quadratkilometer Gebiet, und rund
9400 Einwohnern an Württemberg, über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt
Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn,
1894; Beschreibung des Oberamtes Heilbronn, Bd. 1f. 1901ff.; Urkundenbuch der
Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.; Gauss, W., Heilbronn, die Stadt am heiligen
Brunnen, 1956; Hempe, L., Die Stadtgemeinde Heilbronn, 1959; Weingärtner, K.,
Studien zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Heilbronn am Neckar, 1962;
Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn, 1970; Stadt- und Landkreis Heilbronn, 1973;
Aus der Heilbronner Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C., 1988; Schuler,
P., Heilbronn, LexMA 4 1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn, 1991; Schrenk, C.,
Von Helibrunna nach Heilbronn, 1998.
Helmstedt (reichsunmittelbare Abtei, Residenz).
Aus einer um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte
sich vor 887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom Bistum Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und
die mit dem Kloster Werden bis 1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war.
Sie war bis 1802/1803 reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt H. (952
Helmonstedi) verlor der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig, die 1576 in
H. die bis 1810 bestehende Universität ”Juleum” gründeten. Über Braunschweig
kam H. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H.,
Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954),
425ff.; Stelzer, O., Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H.,
Helmstedt. Die Geschichte einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v.
Conrady, H., 1965; Fahlbusch, F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U.,
Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699 (Werden
und Helmstedt), 1, 2, 265.
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums
Cambrai östlich der oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den
Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit
war der H. eine Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar
I. abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz
schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die
Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von
einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war
illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch
die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig
des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem
durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von
Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian
mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555
bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis
1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich
abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um
Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten
Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten
Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436
Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22,
24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis,
pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M.,
Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La
législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H.
(Bischof Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter
gewann es durch königliche Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald,
an der Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13. Jahrhundert an Leine und Oker
die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer
Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten Güter an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter protestantisch wurden, behauptete
sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift (Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald,
Domkapitelamt Marienburg, 9 Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit
Ausnahme der Stadt H. und des Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch
des Reichshofrates wieder auf den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift
nun meist mit Köln und den westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination
des Hauses Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32
Quadratmeilen und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis
1813 zum Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es
1866 an Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen.
Das Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese
Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R., Urkundenbuch
der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H., Urkundenbuch
des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A.,
Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff.
1899ff.; Müller, O., Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von
Hildesheim, 1908; Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.;
Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums
Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim
1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971; Gauß‘sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1.
Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz.
Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die Hildesheimer
Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur Geschichte
der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986; Heinemann, E., Im
alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990, 16ff.; Klingebiel,
T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543,
1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer
der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
Kolberg (Bistum).
Bei der Gründung des Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wird K. (Salsa
Cholbergiensis) als Bistum genannt, später aber
nicht mehr erwähnt. 1248 überließ der Herzog von Pommern dem Bischof von Cammin
(Kammin) das Land K.
L.: Wolff 405.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus)
bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold)
erhoben. Ihm gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster,
Osnabrück, Minden und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König
Otto der Große seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das
Herzogtum Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25
Kilometer breiter linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck
(Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg)
die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der
Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen,
1031 die Würde des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof
Philipp von Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich
verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz
Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und
Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen
Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238)
gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig
später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von
Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten
(Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen
Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die
Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der
Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit
Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den
weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche
Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein
protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos.
Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786
Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das
zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen,
frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K.
gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130
Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den
linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803
säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]),
Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen)
aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das
auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet
ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an
Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter
Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen
Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis
1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot,
S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden,
1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814),
1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im
Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v.
Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794,
1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im
Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2,
1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das
Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert,
2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich
Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316;
Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch
(Vindonissa) wurde im alemannisch gewordenen Teil des Bistums
vielleicht zwischen 550 und 590 in K., wo vermutlich nach 300 (Constantius II.
[337-361]) ein römisches Kastell mit dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen
Constantia errichtet worden war, ein Bistum
eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm,
Oberstdorf, Bodensee, Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275
beschrieben). Es unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen
(1155), doch verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt
glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern)
nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu
beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22
Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113
Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf
der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu
kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die
Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit
Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf),
die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in
der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821
zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961;
Isele, E., Die Säkularisation des Bistums
Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim
Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des
Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums
bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte
Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese
Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die
Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe
von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und
Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine
Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13.
Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.;
Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz,
1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die
Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer,
H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof
im 14. Jahrhundert, 2005.
Kulm (Bistum) s. Culm
Kurland (Hochstift). Das in den Rigaischen
Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava), im Süden von Schamaiten
begrenzte Kurland war zunächst von baltischen Kuren bewohnt. 1234 wurde zur
Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen
mit dem Sitz in Pilten errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen wurde 1251 das Bistum K. (Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der
endgültigen Eroberung Kurlands durch den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des eroberten Gebiets in drei
voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die Reformation ermöglichte es
dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu werden. 1558 verkaufte der Bischof das
Hochstift an den König von Dänemark, der es 1598 an Brandenburg verpfändete,
das es 1609/1612 wieder an Kurland abtrat. Das Bistum
erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 554.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das beim Vordringen der Alemannen
zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600 (585-594) in das sicherere L.
verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von Besançon (bis 1801, seitdem
exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14.
Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte
auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der
Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis
1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die
Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und
führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in
L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in
Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L.
Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323.
Lausanne (Reichsstadt). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft des um (bzw.
kurz vor) 600 von Aventicum (Aventiacum, Avenches) über Windisch nach L.
gezogenen Bischofs, dessen Bistum im
Wesentlichen das ehemalige helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte
sich eine Siedlung, die 1224 in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte
Kaiser Ludwig der Bayer L. unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur
freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam L.
mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern
verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à
aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de
Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.
Lavant (Bistum).
1226 gründete der Erzbischof von Salzburg in Sankt Andrä im schon 860 von König
Ludwig dem Deutschen an das Erzstift Salzburg gelangten unteren Lavanttal in
Kärnten auf Eigengut das kleine Eigenbistum L., das in der Reichsmatrikel von
1521 aufgenommen ist. Seine Ausstattung umfasste 1244 die Pfarren St. Andrä und
Lavamünd sowie 5 anschließende Pfarren in der Steiermark. In der Mitte des 15.
Jahrhunderts erhielt der Bischof den Titel Fürstbischof. 1786 kamen an Stelle
der steirischen Pfarren der Kreis Völkermarkt und der Kreis Cilli mit 94
Pfarren an L. 1857 wurde das Bistum nach Marburg
übertragen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Kovacic, F., Geschichte der
Lavanter Diözese, Marburg 1928; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd.
1ff. 1951ff.; Drexler, H., Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von Lavant im
Mittelalter, Diss. Wien 1952; Festschrift 750 Jahre Bistum
Lavant (1228-1978), 1978; Dopsch, H., Lavant, LexMA 5 1991, 1770; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet
vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein
bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg,
Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum
errichtete, 1230 an den Herzog von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch
Eroberung an den Erzbischof von Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg,
die es spätestens 1287 allein erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach
Göritz verlegt (bis 1326), 1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14.
Jahrhunderts drückten die Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien,
Großpolen und Kleinpolen begüterte Hochstift in die 1447 anerkannte
Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum
Magdeburg unterstellt. 1518 wurde für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow
gekauft, 1566/1567 vom Administrator des Hochstifts aber wieder an Markgraf
Johann von Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550)
wurde die Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg
säkularisiert und auch das Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd.
1ff. 1829ff.; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und
2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.; Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H., Das Lebuser
Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der Burg von
Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968), 14
(1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder, JGMODtl
25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Leitomischl (Hochstift, Residenz). L. an dem
Flüsschen Loučná wurde zum Jahre 981 als Grenzburgstätte der Slawnikiden
erstmals erwähnt. 1141 wurde dort ein Prämonstratenserstift gegründet. 1344
entstand ein Bistum. 1425 wurde L. von Hussiten
besetzt, womit das Bistum tatsächlich aufgegeben
wurde. Formell endete das Bistum 1554.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 558(, s. Böhmen), 1, 2, 334.
Leoben (Bistum).
Das 1786 im Erzbistum Salzburg eingerichtete Bistum
L. in Göß wurde bereits 1800 nicht mehr besetzt und 1859 Seckau zugeteilt.
L.: Posch, A., Die Verhandlungen über die Aufhebung des Bistums Leoben, Zs. d. hist. Ver. für Steiermark 26 (1931).
Leslau (Bistum), poln. Wloclawek. Nach der Christianisierung Pommerellens (Pomerellens) durch Polen kam 1123 der größte Teil Pommerellens (Pomerellens) zum Bistum L. (Kujawien) an der Weichsel. Von 1793 bis 1807 und von 1815 bis 1920 war L. bei Preußen.
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910
wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die
Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je
einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und von den Landgrafen von Hessen
zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332
erlangte das Erzstift Trier die Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die
Hälfte der Herrschaft L. Nach 1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb
es von Hessen die zweite Hälfte. 1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des
Erzstifts Trier an Nassau (Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für
die Katholiken des Herzogtums das Bistum L.
errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am 19. 9. 1945 kam es zu
Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen umbenannte. S.
Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im
Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn,
LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 104.
Linz (an der Donau) (Bistum,
Residenz des Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz
Wien für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia)
und einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt
entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im
Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der
Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990;
Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338.
Lorsch (Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe
von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die Rupertiner
(Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764 (762/763) wurde in
Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster gegründet, das der
erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war
dieses Kloster in L. (Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen
besonders begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen
Odenwald. Durch weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei
Utrecht) bis zur Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot 50
Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum
Worms und die Hälfte des Erzbistums Mainz. Sein Herrschaftsgebiet lag in der
Rheinebene und im Odenwald, wo es von Heinrich II. den Wildbann erhalten hatte.
1170/1175 begann es mit der genauen Verzeichnung seiner Güter im Codex
Laureshamensis, nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und Giengen an König
Konrad hatte überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die Pfalzgrafen bei
Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug Kaiser
Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von Mainz an
die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige Klosterbibliothek, die
eine der größten mittelalterlichen Bibliotheken überhaupt gewesen sein dürfte,
kam nach Heidelberg und wurde 1623 mit der Heidelberger Bibliothek von Tilly
dem Papst geschenkt. 1621 brannten die Gebäude fast vollständig nieder (erhalten
blieb vor allem die karolingische Torhalle). 1623 kam L. von der Pfalz an das
Erzstift Mainz zurück, 1803 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd.
2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A.,
Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das
Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55
(2003), 9; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345; Freudenberg, S., Trado et dono. Die
frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum
Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149)
erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen
1158 übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum
die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin (1156
an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem
Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um
1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten
protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause
Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen
ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof
Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften
Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet
des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum
(Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814
gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen
Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen
Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938;
Dieck, A., Die Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil.
Heidelberg 1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums
Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1 1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel
im Mittelalter, Diss. phil. Kiel 1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A.
1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am,
Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975;
Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983;
Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der
Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen
Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice,
Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für
eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit
Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138) wurde ihr Name
1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte deutsche
Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte, übertragen. Sie
ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr interessierten Herzog
Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um 1161/1163 mit
besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von 1226 überlieferten
Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es
Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte aber niemals die
eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg wurde geschleift. Infolge
seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und Brügge wurde es bald einer
der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502
25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse.
Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240
mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte zwischen
Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln
(bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die
Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde
gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512 zum niedersächsischen
Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die
schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem
wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und
hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 wurde L. als Reichsstadt erhalten und für die Abtretung der von ihrem
Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts
entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als
Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt
diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem
Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte
der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch
Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein)
über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E.,
Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung
ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W.,
Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im
mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980;
Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980;
Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A.,
1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an
der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13.
Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66
(1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien
und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R.,
Archäologische und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen
Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck
1773-1937, (in) Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das
Lübecker Domkapitel im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte,
hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck,
LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263;
Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck,
2002.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?)
gegründeten, 346 erstmals genannten Bistum
Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht und seit 720
nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des
merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und
Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen
Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die
Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben
stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb
das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,)
Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau,
Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond
(Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften
Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen
Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095
gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften
Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der
Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl
dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen
von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der
Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen,
’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die
Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als
souveränes Fürstentum an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger
Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale.
Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und
durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und
wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche
Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die Funktion als Oberhof
übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom
Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes,
jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400
etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der Reformation
(1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der seine
Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte
die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545
beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die
Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie
die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz
August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an
Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten Administrators
1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung die Ämter
Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an
Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte
zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern
(91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum Königreich Westphalen und wurde Sitz des
Elbdepartements. 1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der
Provinz Sachsen Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten des
Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört und im
April 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen wurde, zur sowjetischen
Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. Seit 1952
war es Hauptstadt eines der Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik, der
1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt aufging. Das Bistum
M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in) Vorträge
und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen Spätabsolutismus
und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966; Claude, D.,
Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd. 1 1972ff.;
Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader, F., Ringen,
Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften Magdeburg
und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden, 1977; Ebel,
F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt, Kloster und
Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg – Burgstadt
– Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova metropolis, 2000;
Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550,
Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5.
Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort fränkisch.
746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum,
dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782
wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum
erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg,
Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg
und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968
durch die Errichtung Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags
(1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert.
Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König
(1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der
Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13.
Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des
Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog.
Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim),
im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg,
ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt)
und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld
(Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das
Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei
Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende
Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur
Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der
zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer
Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen
an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der
Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M.
wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine
bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation
wurde das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete
beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige
früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am
1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum
M. wurde 1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark
zerstörte M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet worden war,
Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der Stadt
Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum Maguntiensium
(bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte
von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in)
Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und
Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1908;
Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909;
Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.;
Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F.,
Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H.,
Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den Erzbischöfen der
Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915; Stimming, M., Die
Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H.,
Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792), 1920; Klibansky,
E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925;
Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel,
O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch,
A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.;
Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher
Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck,
L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld
von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15. Jahrhundert), 1977;
Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen
96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert,
1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer
Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St.
Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten
Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA
6 1992, 131; Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44
(1994), 1; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer,
F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum
Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423;
Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen
Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355
Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die
Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom
hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von
Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff,
S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums
und einer Grafschaft (819), die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa
(Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M.
Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236
eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263
entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich
VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo
Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer
Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu einer umfassenden
Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum
Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann
1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach
dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der
Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte Reichslehen einzuziehen und
an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach dem mantuanischen
Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere Linie der Gonzaga),
der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das seinerseits Pinerolo
(Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser
Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als
erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen
gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an
Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der
Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805
Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas
Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück
(Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien
vereinigt und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.;
Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio,
G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il
territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B.,
Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit der
umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich und nach dem Aussterben
der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof von Lüttich ausübenden Berthout
(1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an Flandern und von dort 1369 an Burgund.
1559 wurde in M. ein von Cambrai verselbständigtes Bistum
errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft M. zum
burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst
unter Herzog Heinrich dem Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei
geriet seit 1142 der Westen in die Hand der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet.
Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im Osten herrschenden abodritischen Fürsten
Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert
geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen
Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw,
den Gründer der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald
nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die
Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der
Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als
Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238
teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien Mecklenburg(-Schwerin,
das Land um die Wismarbucht und den Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land
Wenden), Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter
verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle
(1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch
Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow,
1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung
der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen
Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit
Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am
8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471
die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb,
lag die Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis
zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem Fürstentum
Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft
Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei Landstände,
Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog von
Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich.
1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu Großherzögen
erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet (drei Kreise) in
der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen verkaufte. Eine am
3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf Einspruch
Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben. 1866/18677 traten
beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund und 1868 dem
Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz beging am 29.
2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11.
1918 für beide Länder ab. Durch die Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der
Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24.
5. 1923 Mecklenburg-Strelitz parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1.
1934 wurden beide Länder durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in
Schwerin vereinigt. 1937 erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die
ratzeburgisch-mecklenburgischen Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst
zu Preußen und die bis dahin lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten.
1945 kam M., um Vorpommern westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin)
vergrößert, jedoch um ein der Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes
Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow (britische Besatzungszone) verkleinert, zur
sowjetischen Besatzungszone (22938 Quadratkilometer, 2,109 Millionen
Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine neue Verfassung. 1949 wurde M. ein
Land der Deutschen Demokratischen Republik. Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde
das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit Teilen Brandenburgs (Uckermark,
Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgeteilt,
zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern wiederhergestellt (Hauptstadt
Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus 1990 den Landkreis Hagenow
verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M.
(erster Bischof Burkhard) zwischen Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge,
Mulde und mittlerer Spree, das dem gleichzeitig eingerichteten Erzbistum
Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten als Reichsfürsten (1230)
ein kleines Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land
Wurzen), Stolpen (1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu
bilden, gerieten aber trotz der äußerlich weiter bestehenden
Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw.
des Hauses Wettin (1485). Seit etwa 1400 hielt sich der Bischof meist in
Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen auf. Das Bistum
wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539 erfolgten
Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift kam (zur Administration) an
Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande dem Staatsgebiet Sachsens
endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M.
als exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen
wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das Gebiet von 1949 bis 1990 in die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der Landesherren
des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach, R./Seifert, S., Geschichte der
Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A., Das Hochstift Meißen im
Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541, 1971; Huth, J.,
Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478;
Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die
Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002),
294; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum
M. (erster Bischof Boso von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese
Magdeburg gehörte. Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten,
ziemlich kleinen Bistums (Landschaft Chutizi
zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen östlich der Mulde) war
Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte sich auf die
Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II.
erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und
die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation
brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561
das zum obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M.,
Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine
Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine
wettinische Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine
besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg, seine Diözesangrenzen und seine
Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische Geschichte 32 (1911); Heckel, J.,
Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte Preußens, insbesondere Brandenburg,
Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2 (1926);
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B., Die
Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378.
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum
ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter,
die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass
streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a.
[1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von
Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster,
Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders durch
Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert stark
zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von Leiningen,
weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der Bischof
Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand
des Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal,
Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen
die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für
dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul
und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von
Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde
das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich
die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18.
Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die
bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen
(Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde),
Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Rémilly,
Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen
Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde
aber 1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum
Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz, Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de
Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970; Gauthier, N., L’evangélisation des pays
de la Moselle, 1980; Histoire de Metz, 1986; Parisse, M., Austrasie,
Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA 6 1992, 585; Müller, M.,
Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte Diözese Metz, hg. v.
Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 463.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller
(Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur
Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und
Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen
bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein
kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach
dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach
nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die
Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die
Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von
(Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg,
Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit
eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand
bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16.
Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648
wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung
für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum
umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das
Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden
unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen,
Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen
auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor.
1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz
Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten,
Gauen und alten Gerichten, 1877, Nachdruck o. J.; Spannagel, K.,
Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894;
Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden
bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener
Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff.
1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des ehemaligen
Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener
Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung
des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine
Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v.
Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission
machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem
1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum
Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet
zwischen dem Oberlauf der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische
Gaue, die 1659 an Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk
[Winterswyk]) verloren gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864
von M. gelöst wurde. Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft
in einigen Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft
Cappenberg, der Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland
(Grafschaft im Emsgau), der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf
(1252), von Horstmar (1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406)
und Ottenstein (1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und
Wildeshausen (1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer
Stellung nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die
Stiftsvogtei der Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde
der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar,
Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen],
Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth])
(Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen
verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen,
Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte
geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner
Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten
die Täufer in M. ein demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des
Bischofs, M. in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10.
1571 verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine
Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum
Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der Stadt M. eine Universität
gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und
310000 Einwohnern unter Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg,
Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar,
Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter
Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw.
Rheina und Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus
und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg)
und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die
bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an
Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt
und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift
größtenteils an Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866
Preußen) und Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff.
1851ff.; Brand, A., Geschichte des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach,
M./Schultze, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934;
Friemann, H., Die Territorialpolitik des münsterischen Bischofs Ludwig von
Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums
Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd.
1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H.,
Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg,
A., Studien zur mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953;
Engel, J., Die Karten des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn.
12 (1959); Theuerkauf, G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16.
Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts Münster und zum
norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra
N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des
Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte
von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum
Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA
6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574,
1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen
Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438;
Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006; Korsmeier,
C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum
(zwischen N., mittlerer und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde,
Plauen und Erzgebirge) und wenig später die in Kleinjena bestehende
Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter
der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von
Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die
Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296)
Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der
Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit
gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der
Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die
Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen
Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens
umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das
Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N.
(Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit
der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und
die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz
und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum
Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6
1992, 1055; Das Bistum Naumburg, bearb. v.
Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das
aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert
flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau
dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland
von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau
und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte
einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau
gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu
Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige
Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die
Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung
an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes,
1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa,
1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk
Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im
Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk,
F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse,
2011.
Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz
des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen und
römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der Landnahmezeit
auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen von Ravenna (7.
Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis 801/807
bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den
König, im 10. Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12.
Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam
wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445
Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des
räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und
Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg
(Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden,
Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst Ottheinrich
war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz Wolfgang von
Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der zweien seiner
Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer einrichtete. Über
die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg wurden
1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614 wurde beim
Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein (1644 an
N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs
(Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs,
Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach
auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine
Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen
Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600
eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten
Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde
Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg
zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen
Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117
und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus
Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher
Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser
Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370
die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der Folge dehnte sich wegen der
gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz auf die Gebiete um Bautzen
und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im Gegensatz hierzu N. und die
neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen die Landstände zu Lasten des
Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter anderem das Gebiet um Cottbus
an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben einzelne Herrschaften. 1526 gelangte
die N. als Nebenland Böhmens an Österreich, welches das Land 1623/1635 an
Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657 bis 1738 gehörte die N. zum
Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 war sie als Markgrafschaft
rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen
Stadt, den Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde
[Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben,
den Herrschaften Abtei Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst
[Forsta], Pförten, Sorau, Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen
Orten), Lübben, auch krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben,
den Herrschaften Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz,
Leuthen und mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt Calau
[Kalau], der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und Spremberg,
insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von Sachsen an
Preußen wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945 standen die
Gebiete östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig, T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen,
2008, 289.
Niederschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung
Schlesiens 1173 kam N. an Boleslaw I. Sein Sohn musste 1202 Oppeln abtreten.
1251 wurde N. (ducatus Silesiae im Gegensatz zum ducatus Opoloniensis
[Oberschlesien]) in Glogau, Breslau und Liegnitz geteilt. Von Glogau spalteten
sich Sagan mit Crossen und Oels mit Wohlau und Trachenberg ab, von Breslau
Brieg und das Bistumsland Neiße; aus Liegnitz
entstanden Schweidnitz-Jauer und Münsterberg. Seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts bürgerte sich für diese Gebiete der Name N. ein. Von 1919 bis 1938
war N. eine eigene Provinz Preußens. S. Schlesien, Polen.
L.: Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995,
1481ff.
Oldenburg in Holstein (Bistum)
s. Lübeck (Hochstift)
L.: Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg
der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer
Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M.,
1991.
Olmütz (Bistum,
Erzbistum, bischöfliche Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren
slawischen Siedlungsspuren des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in
Mittelmähren) in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der
Přemysliden (Przemysliden) errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig
gefördert wurde. Vermutlich im Jahre 1063 wurde das seit 976 bezeugte
Landesbistum Mähren nach O. verlegt. Das Bistum
unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und von 1344 bis 1421 dem
Erzbischof von Prag. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof Fürstenrang. 1777
wurde O. zum Erzbistum erhoben, zu dem als Bistum
Brünn gehörte. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580,
1, 2, 430, 432.
Ösel (Bistum),
Ösel-Wieck. 1227 eroberten deutsche Siedler von Livland aus die schon vor der
Zeitenwende von ugrofinnischen Esten besiedelte Insel Ö. vor der Rigaer Bucht.
1228 gründete Bischof Albert von Buxhöveden ein zunächst exemtes, seit
1246/1255 Riga unterstelltes, auch estländische Gebiete (Wieck [Wiek])
umfassendes Bistum mit wechselndem Sitz
(Alt-Pernau [Altpernau], Hapsal, Arensburg). Der Bischof wurde 1521
Reichsfürst. 1559 verkaufte er die Insel an Dänemark. Sein Bruder wurde erster
protestantischer Bischof von Ö. Mit seiner Erhebung zum König in Livland durch
den einen Ostseezugang anstrebenden Zaren Iwan IV. ging das Bistum in Livland bzw. Estland auf. 1654 kam Ö. an
Schweden. 1710/1721 fiel Ö. an Russland (Gouvernement Livland). 1918 gelangte
es an Estland.
L.: Stackelberg, F. v., Die Verwaltung des Bistums
Ösel-Wiek im 16. Jahrhundert, SB Riga 1926; Wittram, R., Baltische Geschichte,
1954; Mühlen, H. v. zur, Ösel, LexMA 6 1993, 1492; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?)
ein der Erzdiözese Köln zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das zwischen
Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von Oldenburg
bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift Münster)
und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den Zehnten (1068)
und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236 gelang dem
Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich der Stadt O.
von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei innegehabt
hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im frühen 13.
Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland mit Fürstenau
und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem
größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau,
Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg
gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an
Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich
teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17. Jahrhundert
ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im Wesentlichen
verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese (Osnabrück,
Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543 führte der
Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559 wurde
die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum
Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen
Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20
Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6 Klöster) Konfession
verteilt. Im Hochstift, das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein
lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das
Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang
neu errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich
Westphalen und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an
Hannover zurück (1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals münsterischen
Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit
Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete.
Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt
wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums
Osnabrück, 1934; Bär, M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des
Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934; Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück
im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J.,
Bentheim-Osnabrück u. a., 1938; König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische
Amt Reckenberg in seiner territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor Einführung der Reformation, 1940;
Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau, 1951; Niedersächsischer
Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück, 1953; Du Plat, J., Die
Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790, hg. v. Wrede, W.,
1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und Bildern. Katalog
Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums
Osnabrück, 1968; Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im
Hochstift Osnabrück im 16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum
Osnabrück, 2 Teile, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen
1975-1977; Heuvel, Chr. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat:
Behördenentwicklung und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück
1550-1800, 1984; Schindling, A., Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur
reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker
Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager,
J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch,
F., Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart,
2001; Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005;
Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und
territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem
bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036) gelang der Erwerb fast aller
Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur Werre längs der Weser
erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen
und Braunschweig). Danach standen die Welfen und die Erzbischöfe von Köln
weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften
Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660)
gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte)
weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt
bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von
Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch
verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität
in P. 1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern
(Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg
[Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer
Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei-
und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei
Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentreich [Borgentrick], Borgholz
[Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim,
Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit Lippe], die Ämter Oldenburg,
Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und
Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel
gehörigen Städte Lippspringe und Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen
und Erwitzen) an Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es vorübergehend in das
Königreich Westphalen einbezogen. 1946 kam es von Preußen (Provinz Westfalen)
an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde 1821 um
Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der
Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die
ältere Diözese Paderborn nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der
Stadt Paderborn, 1889ff.; Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar
bis Rethar, 1900; Schultz, F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts,
1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn im
Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen Besitzungen in Südhannover,
Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese Paderborn, 1930; Jacobs, F.,
Die Paderborner Landstände im 17. und 18. Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die
territorialen Beziehungen zwischen Paderborn und Köln im Mittelalter, Diss.
phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das karolingische Paderborn, 1967;
Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und seine Städte, 1968; Leesch, W.
u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn, 1970; Winkelmann, W., Die
Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts in Paderborn,
Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.; Paderborn, hg. v. Spörhase, R.
u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert,
1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v. Prinz, J.,
Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im Hochstift
Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von Paderborn und
ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H.
u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993,
1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a.,
Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u.
a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002;
Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr.
erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein
zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte.
453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7.
Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof
(Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum
reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis
zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur
Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran,
Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886
gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und
Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs
II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene
königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die
Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und
Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die
Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung
der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus
erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von
Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als
Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg
erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die
Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der Mitte des 14. Jahrhunderts
erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III. veräußerte Herrschaft Rannariedl
zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus,
die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting,
Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die
Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl
Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18
Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen
Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805
ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde
1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck
1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer
Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums
Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und in der
Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und
Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte
Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising,
Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der geistlichen Residenz
Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis
Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln,
hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift
Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250
Jahre Bistum Passau 739-1989, Symposion des
Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau anlässlich
des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989;
Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E.,
1992, Bd. 2 1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau,
LexMA 6 1993, 1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik
des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Pfeddersheim (Reichsstadt). P. bei Worms wird
erstmals 754 erwähnt, doch war das Gebiet schon in römischer Zeit bewohnt. Nach
dem König hatten das Bistum Metz, die Abtei
Gorze und die Herren von Bolanden und Hohenfels Rechte an dem schon früh
befestigten Dorf. Um 1304 erhob es König Albrecht von Österreich zur
Reichsstadt und stattete es mit dem Recht Oppenheims aus. Wenig später wurde es
an die Herren von Falkenstein, dann an den Erzbischof von Mainz und seit 1465
an die Pfalz verpfändet, an die es 1648 gänzlich fiel. Über Hessen-Darmstadt
kam es 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; 1200 Jahre Pfeddersheim, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 487.
Pomesanien (Hochstift). Das ursprünglich slawisch,
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat,
Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom
Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV.
P. als eines der vier Bistümer des Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche
Herrschaftsgebiet umfasste seit 1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel
fielen an den Deutschen Orden), zu der die alten pruzzischen Gaue P. und
Pogesanien sowie das Marienburger Werder zählten. Bei der Aufteilung des Landes
1250 wählte der Bischof das Gebiet um Marienwerder. 1255 wurde P. dem Erzbistum
Riga unterstellt. 1410 huldigte der Bischof dem König von Polen. 1466 fiel
Marienburg an Polen, doch blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im
Ordensbereich. Der letzte katholische Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg
als Herzog, trat zum Luthertum über und verzichtete 1527 auf die weltliche
Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen die Ämter Marienwerder
und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg (Schöneberg) gebildet. Nach 1587
wurde als Ersatz für den Bischof ein Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld)
eingesetzt, das 1751 zugunsten des Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben
wurde. Die kirchliche Aufsicht und später auch den Titel des Bischofs von P.
nahm bis 1821 der katholische Bischof von Culm wahr. S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums
Pomesanien, 1884; Boockmann, H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin
erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die
Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an,
womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über
P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von
1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim
Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte
deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die
Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die
Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die
Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast,
Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und
magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348 erkannte
Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das
Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372
ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479
Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg
Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw
X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658
erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim
von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720
Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen
Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte
pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen,
Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung
des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin
und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern
mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes,
Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte
des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F., Die Landeseinteilung
Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit, 1911;
Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck 1986; Drolshagen,
C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester deutscher
Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die Reform der
Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Historischer
Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle der
Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen
Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935;
Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen Landesteilungen
des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen
Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen zur
Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F., Erläuterungen zur
historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow, E.,
Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963
für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als tributpflichtig unterstellt
hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im Erzbistum Magdeburg, seit
1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt nach deutschem Recht.
1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den Erwerbungen Preußens in
der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung Polens (Westpreußen, Südpreußen,
Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet, das 1813 von Russland besetzt
und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen geteilt wurde. Preußen erhielt den
Netzedistrikt und den Westteil von Südpreußen bis zur Prosna, doch gehörte
dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund an. Das Culmer Land (Kulmerland) und
Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt. Das Restgebiet wurde mit 29000
Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern (davon etwa ein Drittel Deutsche)
als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.) Provinz Preußens, die vom 5. 12. 1848
bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte. 1867 wurde die Provinz dem
Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen Reich. 1919 kam P. bis auf
geringe westliche Randgebiete (2200 Quadratkilometer, Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an Polen. Von 1939 bis 1945 war P.
deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel 1945/1990 aber wieder an Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte der
Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der Provinz
Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und Posens,
1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen
und die Reiche seiner Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen,
(in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch,
W., 1975-1976; Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums
Posen (1815-1848), 1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung
aus Westpreußen und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J.,
Posen, LexMA 7 1994, 124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet
(Bischof Dietmar). Die Bischöfe waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden
aber 1198 Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von
Böhmen. König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum
erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als
Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste
deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten.
Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem
ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen
Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem
zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg
einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und
Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum
Prag 973-1973, 1974; Die Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7
1994, 159; Metropolen im Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen Liutizen
besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich eingegliedert und von
dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus
christianisiert, ging aber 983 wieder verloren. 1147 wurde es erneut
unterworfen. Die Herrschaft fiel an die askanischen Grafen der Nordmark, den
Bischof von Havelberg und einzelne Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw.
Plothe, Quitzow), kam aber bis etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von
Brandenburg. Nach dem Aussterben der Askanier kämpften Mecklenburg und
Wittelsbach um das 1349 erstmals nach den slawischen Brizani P. (Prygnitz)
genannte Gebiet, das aber bei der Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der
dadurch erstarkende Adel wurde im 15. Jahrhundert (1411ff.) durch die
Hohenzollern wieder zurückgedrängt. Von 1952 bis 1990 wurde das Gebiet auf die
Bezirke Schwerin und Potsdam der Deutschen Demokratischen Republik aufgeteilt.
S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962;
Prignitz-Kataster 1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der
Prignitz, 1989; Escher, F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die
Prignitz, Jb.f. Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10;
Enders, L., Die Prignitz, 2000.
Putlitz (Herren) Gans von Putlitz. P. an der
oberen Stepenitz wurde 948 von König Otto I. dem Bistum
Havelberg übertragen. 983 wurde es wieder slawisch. Vermutlich 1147 eroberten
die ministerialischen Herren Gans Edle zu P.) einen Teil der Prignitz (Putlitz,
Perleberg, Wittenberge, Lenzen, Pritzwalk, Grabow). Sie übten hier
landesherrliche Rechte aus. Sie mussten aber die Lehnshoheit der Bischöfe von
Havelberg bzw. Grafen von Schwerin (Putlitz) und der Markgrafen von Brandenburg
(Wittenberge) anerkennen. Grabow und Lenzen kamen an die Grafen von Schwerin,
Pritzwalk an die Markgrafen von Brandenburg. Später wurde auch Perleberg nach
Aussterben der dortigen Linie als erledigtes Lehen eingezogen. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Wiese, H., Chronik der Stadt Putlitz, ungedruckt; Schultze, J.,
Die Prignitz, 1956.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von 1066 unter.
1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von Badwide bzw.
Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert und (1143)
eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen Travemündung und
Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem
Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und
wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben der
Badwide (1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von
Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt
Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe ein kleines
geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg zwischen Ratzeburger See und
Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die Dominsel in R. und verstreute
Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an der
mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große, durch
Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum
mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der
Stadt Ratzeburg, 2. A. 1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen
Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H., Die Bischöfe von Ratzeburg als
Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H.,
1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962, zusammengest. v. Landenheim,
K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg, 1987; Hoffmann, E., Ratzeburg,
LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 599,
1, 2, 471, 472.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in
Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs
Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den
Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage
entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und
der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts
war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der
Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben
noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen
Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg,
Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam
es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der
freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde
durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es
der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen
Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der
schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem
bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift
sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die
Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt
Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden
Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt Emmeram, Obermünster
und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum
Fürstentum R. vereinigt, wobei auch der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz
nach R. übertragen wurde (1805 Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam
dieses Fürstentum an Bayern und Dalberg erhielt die französisch verwaltete
Grafschaft Hanau und das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f.
bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums
Regensburg, 1966; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der
Erzdiözese Salzburg zugeordnet wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über
das Egerland bis Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen verlor. Das Hochstift R.,
dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts erblich gewordene
Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der kleinsten Bayerns.
In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor allem die
reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern
verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau
(1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn
(seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die
teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es
(mit 330 Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg
und den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster
unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt
und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum
wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v.
Buchberger, M., 1939; Widemann, J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg
und des Klosters St. Emmeram, 1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger, K., Geschichte
des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona
sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter, hg.
v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A., Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam
es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989;
Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11.
Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Reval (Bistum,
Reichsfürst, Residenz des Bischofs), Tallinn (Taani linn Dänenburg). Der
Bischof des 1219 von König Waldemar II. von Dänemark gegründeten Bistums Reval in Livland galt, obgleich er kein
weltliches Herrschaftsgebiet hatte und dem Erzbischof von Lund unterstellt war,
seit 1521 als Reichsfürst. 1561 wurde die Reformation eingeführt und das Bistum aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013;
Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013.
Riga (Erzstift, Residenz). 1180 begründete
der Augustinerchorherr Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein die
Mission unter den Liven an der Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau einer
Kirche 1186 vom Erzbischof von Bremen zum Bischof von Uexküll bzw. Livland
geweiht. Seit 1201 war R. der Bischofssitz. 1207 erhielt der Bischof das Bistum als Reichslehen und wurde 1224/1225 mit den
Regalien begabt (Reichsfürst). 1246/1255 wurde das seit 1214/1215 exemte Bistum zum Erzbistum erhoben (Bistümer Dorpat,
Oesel-Wieck [Oesel-Wiek, Ösel-Wieck], Kurland, Samland, Pomesanien, Ermland,
Kulm), nachdem 1251 bereits Selonien und Semgallen in ihm aufgegangen waren.
1332 gewann der Deutsche Orden die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das Erzbistum,
dessen Sitz 1418 nach Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden einverleibt.
Nach der Einführung der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit dem Tod des
letzten Erzbischofs, der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und sich 1562
Polen unterwerfen musste, 1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel auf. 1918
wurde ein neues Bistum R., 1923 ein Erzbistum R.
geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a.,
2004; Fülberth, A., Riga, 2013.
Rottenburg (Stadt, Bistum,
Residenz des Erzherzogs von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand
in römischer Zeit am Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht
in dem mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die
Grafen von Hohenberg in das durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und
gründeten um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber
Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg
an Württemberg. 1821 wurde R. Sitz des katholischen Bischofs für die etwa
450000 Katholiken, die in den Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg
gefallen waren. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828,
Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.;
Rottenburg am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 500.
Rottenburg (Bistum) s. Rottenburg
Rügen (Fürsten, Fürstentum). Die 926
Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr.
von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7.
Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar
von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum
Roskilde). Die von 1162 bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger
Dänemarks. 1325 fiel R. beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge von Pommern
und zählte später zum obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im Herzogtum
Pommern die Reformation eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an Preußen,
1945 an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen
Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815,
1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien
der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011.
Säben (Bistum) s. Brixen
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines
Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen
Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III.,
Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der
Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt.
1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie,
die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum
Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein,
Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam
blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die
Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift
Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene
Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm
und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann
Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen
Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach
(1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und
seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach
wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen
deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die
sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld
und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile
der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte
sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür
1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das
1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die
Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete
([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung
des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die
Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996;
Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie
erhielt den größten Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in
zahlreiche Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus
1603 das nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums
Zeitz erwähnten, 1328 an die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße
nördlich von Zwickau benannte S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe
Sachsen-Coburgs Coburg, Hildburghausen und Römhild, 1660 einige hennebergische
Ämter (u. a. Meiningen). Seine Güter kamen beim Aussterben der Linie 1672 zu
drei Vierteln an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. 1680
zerfiel Sachsen-Gotha unter anderem in Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen).
Später kamen die Ämter Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg,
Camburg (Camberg) und Stadtroda (Roda) und das Amt Kahla an
Sachsen-Gotha-Altenburg und die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella an
Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten S. und Sachsen-Gotha zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum obersächsischen
Reichskreis. 1825 erlosch das Haus. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung
in die Herzogtümer S., Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Meiningen. Herzog
Friedrich von Sachsen-Hildburghausen erhielt für seinen Verzicht auf
Sachsen-Hildburghausen das neue S. Dieses S. erlangte am 29. 4. 1831 eine
Verfassung und trat 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen
Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste es 1324 Quadratkilometer
mit 216100 Einwohnern. Im November 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat S.
schloss sich dem Land Thüringen (1. 5. 1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger
Landesvermessung und die von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der
Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A.,
Die Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,
2003.
Sachsen-Zeitz (Herzogtum). Die ursprünglich slawische
Burg Zeitz an einem alten Übergang über die Weiße Elster wird erstmals 967
genannt. 968 gründete Kaiser Otto I. in Zeitz ein Bistum
für die Slawenmission. 1228/30 wurde dessen Sitz nach Naumburg verlegt. 1140
kam die Vogtei über Zeitz an die Markgrafen von Meißen. 1286 nahmen die
Bischöfe von Naumburg ihren Sitz in Zeitz. Von 1663 bis 1718 war Zeitz Residenz
der albertinischen, zum obersächsischen Reichskreis zählenden Linie S.
(1657-1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl). 1815 fiel Zeitz an
Preußen und damit innerhalb Sachsen-Anhalts (1947) von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wilcke, M.,
Zeitzer Heimatbuch, Bd. 1f. 1925; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1ff. 1962; Müller, A., Geschriebene und gedruckte Quellen
zur Geschichte von Zeitz, 1967; Pappe, O., Tausend Jahre Stadt und Kirche
Zeitz, 1967.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter und
(um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte Bonifatius
das hier entstandene Bistum (östliche Traun,
Inn, Rotttal, Tauern), das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch
Aufschwung nahm und 798 zum bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den
Bistümern Passau, Regensburg, Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802
Neuburg/Donau) erhoben wurde, wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich
Erzbischof war. Der Name S. erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita
sancti Bonifatii. 816 wurde die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der
Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert
gründeten die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau
(1218), Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines
weltlichen Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg
(Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau
und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht
Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint
erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in
Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in
Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden. Die um 1520
eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung
(Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete
Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende Universität. 1750
wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg bis 1648
bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des zum
bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen (oberhalb
des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das
nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen, Staufeneck,
Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann
(Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels),
Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche
Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen),
Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im
Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann
im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem
gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der
Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die
Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch
(Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg
(Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der
Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen,
der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie
einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw.
13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an
Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an
Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den
westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817
München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis
1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von
Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland
Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann, K.,
Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau. Historisch-politische
Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt Salzburg zu ihrem
Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von Salzburg, 4. A. 1971;
Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger, H., Bd. 1f. 2. A.
1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der spätmittelalterlichen
Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt Peter in Salzburg. Das älteste
Kloster im deutschen Sprachraum, 3. Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in
Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg 1983; Ortner, F., Salzburger
Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift
Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur
Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und
Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v.
Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre
Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg.
v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe
in der Geschichte des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger
Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006.
Samland (Bistum).
1243 gründete der päpstliche Legat Wilhelm von Modena für die Gebiete des
Deutschen Ordens nördlich des Pregel bis zur Memel das Bistum
S. mit einem in drei Teile aufgeteilten Drittel des noch zu erobernden Gebiets
als weltlichem Herrschaftsgebiet. Zwischen (1246 bzw.) 1252 und 1265 gelang die
Eroberung durch den Deutschen Orden. 1255 wurde das Bistum
nach der Unterwerfung der Pruzzen durch den Deutschen Orden dem Erzbistum Riga
unterstellt. 1264 nahm der Bischof seinen Sitz in Fischhausen. 1294 wurde die
Stiftung des Domkapitels endgültig vollzogen. 1322 wurden die Gebiete des
Bischofs (um Fischhausen, nördlich Königsbergs und nördlich Insterburgs) von
den Gebieten des dem Deutschen Orden inkorporierten Domkapitels dauerhaft
getrennt. 1525 führte der Bischof die Reformation ein und trat die weltliche
Herrschaft an Herzog Albrecht von Brandenburg ab. 1587 wurde das Bistum aufgehoben und stattdessen ein Konsistorium in
Königsberg geschaffen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Samland, hg. v.
Woelky, C./Mendthal, H., Bd. 1ff. 1891ff.; Das westliche Samland, hg. v.
Schlicht, O., 1920, Neudruck 2001; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 50; Der Landkreis Samland, bearb. v. Gusovius, P.,
1966; Boockmann, H., Samland, LexMA 7 1995, 1342; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 605; Biskup, R.,
Das Domkapitel von Samland, 2007.
Sankt Andrä im Lavanttal (Residenz des
Erzbischofs von Salzburg bzw. Bischofs von Lavant) s. Lavant (Bistum)
L.: Wolff 30; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
543.
Sankt Pölten (Bistum).
S. geht auf ein im Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2.
Jahrhunderts) um 800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert
Kollegiatstift, um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die
Babenberger die Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von Passau. Seit 1494
galt die Stadt Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich gehörig. Am 28. 1.
1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums
Wiener Neustadt das Bistum S. errichtet.
L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums
Sankt Pölten, 1875/1876; Wodka, J., Das Bistum
Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese St. Pölten, 1985;
Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch für Landeskunde von
Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten, LexMA 7 1995, 1194f.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum
Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch
Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S.
mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise
Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere
restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln)
bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich.
Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die
Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor
und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel,
Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben
besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten
sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische
Herzogtümer hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf
Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser
Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die
deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum
deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg
gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor,
Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau,
1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im
Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben
eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels,
Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen
Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an
Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz
S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die
Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch
gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau,
seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und
Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen
Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen
Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und
der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz
erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen
und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das
Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin
preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den
1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die
Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der
niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg)
und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile
Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204
Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939
wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche
Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau,
Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen),
Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße,
Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan,
Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg,
Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung,
Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.;
Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft
im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von
Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987;
Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der
Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum
Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740,
hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945,
Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989; Kontinuität
und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum
Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Schlesisches Städtebuch,
hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.;
Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in
Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V.
u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A.,
Region und Identität, 2010.
Schleswig (Bistum,
Residenz). Um 948 wurde unter Kaiser Otto dem Großen ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher
Verwüstung vom Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund
unterstellt wurde. 1268 verlegte der Bischof, dem der Erwerb eines eigenen
Herrschaftsgebiets nicht gelang, seinen Sitz nach Schwabstedt. Von 1541 an
waren die Bischöfe lutherisch. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog der König von
Dänemark die Güter ein und hob 1624 das Bistum
auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit im mittelalterlichen Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2, 517.
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des
Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum
Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S.
wurde nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für
die Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet
(Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach
S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch
war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der
Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit
dem 15. Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig.
1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch.
Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde
das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom Reichskammergericht
bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar an Schweden als
weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg
(Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im
niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver.
f. meckl. Gesch. 47 (1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der
Bischöfe und Domherrn von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der
Landesherrlichkeit der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K.,
Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v.
Leopoldi, H., 1960; Traeger, J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u. a., Schwerin.
Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker, M., Das
Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Seckau (Hochstift, Residenz). Das 1218 in S. am
Fuße der Seckauer Alpen in der Steiermark, wo seit 1142 ein von den Edelfreien
von Traisen-Feistritz ausgehendes, reich begütertes Chorherrenstift bestand,
gegründete Bistum war Eigenbistum des
Erzbischofs von Salzburg und wurde 1786 nach Graz verlegt. Das Stift wurde 1782
aufgehoben, 1883 aber wieder besiedelt. S. Leibnitz-Seggau.
L.: Roth, B., Seckauer geschichtliche Studien, 1939ff.; Roth, B., Seckau,
Geschichte und Kultur 1164-1964, 1964; Liebmann, M., Die Domherren von
Graz-Seckau, 1886-1986, 1987; 850 Jahre Stift Seckau, 1990; Geschichte des Bistums Seckau, hg. v. Amon, K., 1994; Dopsch, H.,
Seckau, LexMA 7 1995, 1660; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 532.
Selonien (Bistum).
1218 errichtete Bischof Albert von Riga für das Gebiet südlich der Düna das Bistum S. mit Sitz in Selburg, das trotz einer
päpstlichen Bestätigung des Jahres 1219 durch Verzicht des mit Semgallen und
den bisherigen Einkünften abgefundenen Bischofs zugunsten Rigas 1226 wieder
aufgehoben wurde.
L.: Zur Mühlen, H. v., Selonien, LexMA 7 1995, 1737.
Semgallen (Bistum).
1226 weihte der Bischof von Riga den auf das Bistum
Selonien zugunsten Rigas verzichtenden Bischof Lambert zum Bischof von S. für
das beiderseits der Semgaller Aa liegende lettische Siedlungsgebiet. 1232
ernannte der Papst den Mönch Balduin von Alna zum Bischof und verlieh ihm
Kurland. 1237 wurde nach der Resignation Balduins eine neue Abgrenzung der
Bistümer Riga, S. und Kurland durchgeführt, 1251 aber das nicht existenzfähige
S. Riga einverleibt und dem amtierenden Bischof Heinrich von Lützelburg
(Luxemburg) das Bistum Kurland übertragen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H. v. zur, Semgallen,
LexMA 7 1995, 1739f.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum)
(Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6.
Jahrhundert (vor 585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar
bezeugten keltischen Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder
gefallen war. 999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer
umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis,
die der seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in
etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde
der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen
Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von Zähringen
Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift allmählich in
den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König
Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam
imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel
eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der
Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er
die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor
der Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche
Herrschaft. Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum
Reich (1648) und schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v.
Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 534.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann
zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der
Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz
und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg
im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die
Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich,
8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des
Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen.
Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal
(1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus
bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der
Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und
seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der Mündung des Saalbaches in
einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus
zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim,
Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung Philippsburg
ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach siedelte der
Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und
Teilen von Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel im
Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts, das am Ende des 18.
Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte
umfasste, kamen im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an
Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden.
Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums
Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933;
Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961;
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des
Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M.,
Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas,
Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the
Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum
Speyer, 1987; Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca.
1350-1540), 1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer,
Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer,
LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg.
v. Schaab, M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H.,
Bischöfliche Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H.,
Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 492,
2, 572.
Speyer (Reichsstadt, freie Reichsstadt). Um 150
n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den
Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter
(civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6.
Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und
Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch
ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich
anfänglich königliche Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden
angesiedelt. Weitere Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung
der von Saliern und Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von der
bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den
spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg.
Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort
und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540 führte
es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen Reichskreis
zählte, von Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur Wiederbesiedelung
freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es Sitz eines
französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre (Donnersberg).
1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern an Bayern und
wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung Bayerns. 1946
kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Klotz, F., Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland,
B., Speyer. Bilder aus der Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt
und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten
Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A.
1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine Geschichte
der Stadt Speyer, 2008.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das
Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie
rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm
umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen
die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert.
Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit
6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg, 1885; Kiener, F., Studien zur
Verfassungsgeschichte des Territoriums des Bistums
Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Burg, A.
M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum),
Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer
wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt
und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste
nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz
in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an
die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte
nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I.
Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund
der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits
1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut
gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden
Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann
der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch
Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici
1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I.
von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt
durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg,
die Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer
Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und
Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel,
Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum
Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg,
Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen.
1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand
III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit endete. 1815
kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde durch
Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem
Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen Freistaates,
Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914;
Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der
Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous les derniers
Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Luzzati, M.,
Toskana, LexMA 8 1996, 886.
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs).
Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen
Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier
unterstand, gegründet. 879/925 kam T. zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe
wurden vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum
T. reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261
ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von
Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei über das Bistum
und beherrschten damit das weltliche Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich
fiel das Besetzungsrecht des Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an
den Papst. Nachdem sich die Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst
hatte, verlegte der Bischof seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter
Kaiser Maximilian I. leistete das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich.
1552 besetzte der König von Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich
das Hochstift an Frankreich ab. Das Bistum
bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der Mosel und
Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben,
1817 als neues Bistum mit dem 1777 abgetrennten
Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An
der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr.
an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur
colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz
(um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja).
Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer
fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern.
1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027
Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau)
das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte
waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets
Güter an sich zogen und die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363
(die Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13.
Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300
Grenze zu Tirol an der Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und
gewisser Verluste im Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416,
1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift
ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an
Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das
Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es Salzburg
unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen,
Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des
Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H.
v., Die ältesten Statuten von Trient, Archiv für Kunde österreichischer
Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919,
Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 3;
Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F., Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C.,
Atlante storico, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV,
18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone,
1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965;
Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro
Romano Impero e antichi stati italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985;
Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai
confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier
(1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I
canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586;
Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M.,
La costituzione politica della città, 2009.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt
nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums
(314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den
römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars,
870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im
Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum
Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über
die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung.
973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof
Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197
verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei.
Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten
aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine
Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem
mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und
Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die
rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam
hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln,
1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder
1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums
Trier, bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur
Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der
spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich,
Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung
des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14
1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen.
Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im
Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während
des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier
in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und
Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988;
Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der
Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau (†
1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer
ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand
nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche
spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich
Mittelpunkt einer Herrschaft U., die dem Bischof zustand (Niederstift U.).
1528/1529 trat Bischof Heinrich von Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V.
ab. Dieser vereinigte das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579
trat das Niederstift als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort,
Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier,
Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande
(Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem
Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene
Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift,
Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation
Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1.
Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024
die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und
Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft
im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau),
Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die
reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten
eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland,
die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr
Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U.
im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie
im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw.
Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte
Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529
übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und
einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an
Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das
Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland
vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als
Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen,
Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier,
Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande
(Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit
der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil
Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum
Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum
Utrecht und seine Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht,
1988; Vlierden, M. van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v.
Stuip, R. u. a., 1991; Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604;
Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004;
Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 133.
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt)
erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen
dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz
unterstellte und seit 849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau
und das Marktrecht und Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird.
Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die
Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet
der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war
sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung
(1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen
und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von
Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit
24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel,
A., Untersuchungen über die Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen
des ehemaligen Fürstbistums Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die
Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem Großen, Diss.
phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die Grenzen und Gaue der älteren Diözese
Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948); Der Landkreis Verden, hg. v.
Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der
Aller. Ergebnisse neuer Forschung, bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis
Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze,
H., Bd. 1 1977; Nerger, K., Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler,
B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit
1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und
Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2
1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Verden (Reichsstadt). Das erstmals 810 genannte
V. an der Aller erscheint 1192 als Stadt. Diese löste sich allmählich von der
Herrschaft des Bischofs und wurde seit 1405 als Reichsstadt behandelt. Da sie
bei der Aufstellung der Reichsmatrikel 1521 mit einem angeblich zu hohen Ansatz
von 60 Gulden monatlich belastet wurde, schwankte sie zwischen
Reichsstandschaft und Landstandschaft. 1554 bat der Rat um Exemtion von der
Reichsmatrikel.
L.: Wolff 332; Hodenberg, W. v., Verdener Geschichtsquellen, Bd. 1f. 1856ff.;
Meyer, C., Stadtgeschichte von Verden, 1913; Weise, E., Stadt und Bistum Verden im Mittelalter, Mitt. d. Stader
Geschichtsvereins 30 (1955), 35ff.; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Schünemann, D., Vor- und Frühgeschichte der Stadt Verden, 1986;
Schöttler, W., Die Stadt Verden im Kurfürstentum und Königreich Hannover, 1986;
Siemers, J., Verden, 1986; Nerger, K., Geschichte der Stadt Verden, 1992.
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd.
Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000
Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter
dem merowingischen König Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des
9. Jahrhunderts wurde es dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu
Ostfranken. 997 bestätigte Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übertragung der
Grafschaft V. durch die bisherigen Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei
fiel in der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die Stadt V.
bzw. an das Patriziat. Das Bistum geriet danach
aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg Verduns zur
Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz seines nicht
sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen weltlichen
Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde. 1552
besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen ohne Legitimation die
Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt hatte, als Reichsvikar die
calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648 kamen beide an
Frankreich. Bis 1711 blieb V. als Bistum Trier
unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Wien (Bistum, Erzbistum). Am 18. 1. 1469 errichtete auf Wunsch Kaiser Friedrichs III. Papst Paul II. im Gebiet der Diözese Passau das exemte Bistum W. mit insgesamt 17 Pfarreien. (Nach 9 Administratoren wurde im frühen 16. Jahrhundert Georg Slatkonia zum ersten Bischof ernannt.) Ein eigenes weltliches Herrschaftsgebiet gewann das 1722 als Erzbistum aus dem Erzbistum Salzburg verselbständigte W. nicht. Untergeordnet war ihm seit 1772 das ebenfalls 1469 geschaffene Bistum Wiener Neustadt (später Sankt Pölten). Unter Kaiser Joseph II. wurde es erweitert.
Wiener Neustadt (Bistum) s. Wiener Neustadt (Stadt, Bistum)
Wiener Neustadt (Stadt, Bistum, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von
Österreich). W. N. wurde kurz nach der Belehnung der Babenberger mit der
Steiermark als Neustadt begründet (seit 1358 Wiener Neustadt). 1469 wurde es
Sitz eines Bistums, das 1785 nach Sankt Pölten
verlegt wurde. Zeitweilig war W. N. Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen
Reiches (2. Hälfte des 15. Jh.s).
L.: Wolff 26; Mayer, J., Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1ff. 1924ff.;
Reidinger, E., Wiener Neustadt, 1995; Csendes, P., Wiener Neustadt, LexMA 9
1998, 89; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 629.
Wollin, Wolin (Bistum).
Das vom Bischof von Bamberg und den Herzögen von Pommern 1140 eingerichtete Bistum W. (Bischof Adelbert), das Pommern bis zur Leba
umfasste, wurde 1176 nach Cammin (Kammin) verlegt.
L.: Wolff 405; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1 1957; Herrmann,
J., Wolin, LexMA 1998, 318.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit
346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann
germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs,
der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog
sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim
und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den
Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof
gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines
kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der
Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In der
Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren. Seit
1648 war das Bistum meist in Personalunion mit
Mainz oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach,
Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter
des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften
umfassenden, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts an
Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt.
1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821
sein Sprengel auf Mainz, Speyer, Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen
die linksrheinischen Teile an Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen,
G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums
Bamberg beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069
urbani cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich
wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die
herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen
Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains
und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im
Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a.
1297 Kissingen) erfolgte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von
Henneberg als Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche
endgültig unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die Julius Echter von
Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten
Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum
Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits
1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied
des Ritterkreises Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und
Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten,
Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf,
Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im
Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von
Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils
Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen,
Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000
Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54
Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen.
1805 kam es von Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger
Ferdinand von Toskana. Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als
Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den
Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam
Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum
Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum
Würzburg, 1952; Bosl, K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954;
Hofmann, H., Die Würzburger Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen
1791, Mainfränk. Hefte 24 (1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691)
und die Entwicklung der Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt.
Landeskunde 25 (1960); Wendehorst, A., Das Bistum
Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum
Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die Landstände des
Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und
Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1969;
Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums
Würzburg und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter,
1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978;
Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des
Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16.
Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen
Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg,
1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe
von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L., 1992;
Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst, A.,
Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner, U.,
Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638, 1, 2, 648;
Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Quellen zur Geschichte des
Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Würzburger
Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, F. u.a., 2014.
Wurzen (Stift, Residenz des Bischofs von Meißen
von 995/1487-1581). 1114 errichtete der Bischof von Meißen in dem zu seinem
Einflussbereich zählenden, 961 erstmals genannten Ort W. an der Mulde ein
Kollegiatstift. 1581 wurde das Bistum Meißen
aufgehoben, das Hochstift kam an Sachsen. Das schlecht ausgestattete
Kollegiatstift blieb als evangelisches Domstift erhalten. Das Stift hatte eine
eigene Regierung und war unmittelbar dem geheimen Rat zu Dresden untergeben.
L.: Wolff 379; Wallner ObersächsRK 2; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 649.
Zeitz (Burg, Bistum,
Residenz des Bischofs von Naumburg und des Herzogs von Sachsen-Zeitz). Das 968
von Kaiser Otto dem Großen an der Stelle einer alten slawischen Siedlung (967
Cici) an der weißen Elster errichtete, Magdeburg unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida und
Naumburg wurde 1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt
(seit 1285 Sitz des Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547 kam die Stiftsregierung
von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das Gebiet um Z. zur Ausstattung
einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die Provinz Sachsen Preußens kam
Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.