Burgund in der deutschen Landesgeschichte (246)
Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erstmals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender König Chlodwig ([* um 466] 481-511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau sowie 507 die Westgoten in Südgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die Thüringer, 532/534 die Burgunder und wenig später die um 550 erstmals genannten Bayern im nördlichen Voralpengebiet unter ihre Abhängigkeit. 732 gelang dem fränkischen König durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Abwehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber.
Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt.
Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss.
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten.
37. (Rheinische Prälaten): 1. Abt von Kaisheim, 2. Ballei Koblenz, 3. Ballei Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Äbte und Prälaten von 4. Odenheim (Odenheim und Bruchsal), 5. Werden, 6. Sankt Ulrich und (Sankt) Afra in Augsburg, 7. Sankt Georg(en) in Isny, 8. Kornelimünster, 9. Sankt Emmeram in bzw. zu Regensburg, und die Äbtissinnen von 10. Essen, 11. Buchau, 12. Quedlinburg, 13. Herford, 14. Gernrode, 15. Niedermünster in Regensburg, 16. Obermünster in Regensburg, 17. Burtscheid, 18. Gandersheim und 19. Thorn.
61. (Schwäbische Grafen) (von): 1. Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und Werdenberg, 2. Gefürstete Äbtissin zu Buchau, 3. Komtur der Ballei Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, 4. Fürsten und Grafen zu Oettingen, 5. Österreich wegen der Grafschaft Menthor (Montfort), 6. Kurfürst in Bayern wegen der Grafschaft Helfenstein, 7. Fürst von Schwarzenberg wegen der Landgrafschaft Klettgau und der Grafschaft Sulz, 8. Grafen von Königsegg, 9. Truchsessen von Waldburg, 10. Markgraf von Baden-Baden wegen der Grafschaft Eberstein, 11. Graf von der Leyen wegen Hohengeroldseck, 12. Grafen Fugger, 13. Österreich wegen der Grafschaft Hohenems, 14. Grafen von Traun wegen der Herrschaft Eglofs, 15. Fürst und Abt zu Sankt Blasien wegen der Grafschaft Bonndorf, 16. Graf von Stadion wegen Thannhausen, 17. Fürst von Thurn und Taxis wegen der Herrschaft Eglingen, 18. Grafen von Khevenhüller, Personalisten, 19. Grafen von Kuefstein, 20. Fürst von Colloredo, Personalist, 21. Grafen von Harrach, 22. Grafen von Sternberg, 23. Graf von Neipperg, 24. Grafen von Hohenzollern, (fälschlich aufgenommen)
2. Burgundischer Reichskreis: Herzogtum Brabant, Herzogtum Limburg, Herzogtum Luxemburg, Grafschaft Flandern, Grafschaft Hennegau, Grafschaft Namur, Oberquartier des Herzogtums Geldern.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach einer 870
erstmals erwähnten Burg benannte Grafschaft A. gehörte über die Grafschaft
Flandern zum burgundischen Reichskreis. Sie war bereits 1056 als Reichslehen an
die Grafen von Flandern (Reichsflandern) gekommen, die 1166 die ab 964
bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte Familie der Grafen von A.
beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund
und 1477 mit diesem an Habsburg. 1794 fiel es an Frankreich, 1814 an die
Niederlande und 1830 an Belgien.
L.: Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel
voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5.
Altkirch (Herrschaft). A. in der Burgundischen Pforte gehörte zunächst den Grafen von
Mömpelgard, seit 1103 den Grafen von Pfirt. 1324 kam die Herrschaft A. an
Habsburg, 1648 an Frankreich.
L.: Wolff 300 ; Specklin, R., Altkirch, type de petite ville, Paris 1953;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 18.
Altshausen (Reichsdorf, Deutschordenskommende bzw.
Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen, Alschhausen, Aschhausen. A.
nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser Heinrich II. mit der Grafschaft
im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft seiner an Donau und in Oberschwaben
reich begüterten Familie ist ungeklärt. Seit etwa 1134 nannten sich die Grafen
von A. nach Veringen. Um 1170 begründeten sie die Grafen von Nellenburg. A. kam
1245 über die Grafen von Grüningen-Landau an den Reichskämmerer Heinrich von
Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A. wurde die reichste der 16
Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund.
Seit dem 15. Jahrhundert war A. Sitz des Landkomturs, der den Rang eines
Reichsgrafen hatte. Zur Herrschaft A. zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die
Herrschaften Arnegg, Illerrieden, Ellenhofen, Achberg, Hohenfels und
Rohr-Waldstetten (1673). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte A. als Komturei
des Deutschen Ordens mit einem Gebiet von etwa 3,5 Quadratmeilen dem schwäbischen
Reichskreis an. Über Württemberg kam A. 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Elsaß und Burgund (Ballei des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Amavengau (Gau in Burgund,
Amavorum pagus, Amous [Dôle, Gray])
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 18, Amavorum
pagus, Burgund; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 13 Amous.
Amavorum pagus (Gau in Burgund
um Amous [Dôle, Gray]). S. Amavengau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 18, Amavorum
pagus, Burgund; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 13 Amous.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und
Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen,
Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft
Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol.
Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin
Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die
Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von
Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen
von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die Heiratspolitik,
2004.
Antwerpen (Mark, Markgrafschaft), frz. Anvers. Das
schon römisch besiedelte A. an der Schelde wird 726 erstmals erwähnt.
Spätestens 1008 wurde es Sitz eines Markgrafen. Am Ende des 11. Jahrhunderts
kam es an Brabant, 1357/1430 an das Herzogtum Burgund.
Teile der Markgrafschaft gehörten über Brabant und Burgund/Spanien
dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 61; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 7, 19 (Antwerpa, Antwerpha,
Antwerf, Ansguers); Moreau, J., .Dictionnaire de géographie historique, 1972,
16 Anversois; Voet, L./Verhulst, A., De stad Antwerpen, 1978; Andriessen, J.,
Antwerpen, hg. v. Becker, K. v., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 28.
Aosta (Herzogtum). Das in den Westalpen
gelegene, zunächst von keltisch-ligurischen Salassen bewohnte Aostatal wurde im
Jahre 25 v. Chr. von den Römern erobert, die den Ort Aosta gründeten. Über
Ostgoten, Oströmer und Langobarden kam es zum Königreich Burgund und 1025 an das Grafengeschlecht der
Humbertiner, das sich seit 1125 nach Savoyen benannte. 1191 erhielt es eine
Freiheitsurkunde, auf Grund deren A. eine im frühen 16. Jahrhundert vertiefte,
bis 1773 währende Autonomie gewann. Im frühen 19. Jahrhundert bildete das
Herzogtum A. eine Art Brücke zwischen dem Stammland Savoyen und Piemont mit der
Hauptstadt Turin. Mit dem Anfall Savoyens an Frankreich wurde A. 1860 in
Italien zum von Turin aus verwalteten Grenzgebiet. 1926 entstand innerhalb
Italiens die Provinz A. mit einem Präfekten an der Spitze und Autonomie für die
teilweise französischsprachige Bevölkerung.
L.: Tibaldi, T., Storia della valle d’Aosta, Bd. 1ff. 1902ff.; Zanotto, A.,
Histoire de la vallée d’Aoste, 1968; Omezzoli, T., Prefetti e fascismo, 1999.
Arles (Reichsstadt). A. an der unteren Rhone
kam über die keltischen Saluvier und das griechische Massilia an Rom, das unter
Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gründete. Seit dem 3.
Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort Galliens und um 400 Sitz
eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und wurde 879 Hauptort des
Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert hinzutretenden Königreich Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die
Bürger von A. schüttelten 1220 die seit 921 bestehende Herrschaft des
Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern (1237) Reichsstadt. Bereits
1239 endete die Freiheit der Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von
Anjou unterwerfen und kam 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Arnegg (Herrschaft). A. an der Blau westlich
von Ulm war vermutlich ursprünglich Lehen der Grafen von Dillingen. Die um die
Burg gebildete Herrschaft wurde 1338 durch die Grafen von Württemberg und den
Ulmer Bürger Hans von Stein, der seinen Anteil später an Württemberg
veräußerte, von der Ulmer Familie Seveler erworben. Später wurde die Herrschaft
an die Stein von A. und 1410 an die Herren von Stadion verpfändet, die sie 1470
erwarben. 1700 kam sie an die Deutschordenskommende Altshausen der Ballei
Elsass und Burgund, 1806 an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Fink, H., Markbronn und seine Geschichte, 1969.
Artois (Gau, Grafschaft). Das Gebiet um Arras
zwischen Picardie und Flandern kam 932 von fränkischen, in Arras sitzenden
Grafen an die Grafen von Flandern und 1180/1191 als Mitgift Elisabeths von
Hennegau bei ihrer Verheiratung mit König Philipp II. August an Frankreich,
welches das A. 1237 in verändertem Umfang zugunsten einer Nebenlinie zur
Grafschaft erhob, die es nach dem Rückfall (1362) 1384/1385 an die Herzöge von Burgund ausgab. 1477 fiel es als burgundisches Erbe an
Habsburg, blieb aber zwischen Frankreich und Habsburg umstritten. Später wurde
es Teil der habsburg-spanischen Niederlande. 1659 musste es teilweise, 1678
vollständig Frankreich überlassen werden.
L.: Wolff 64; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-56) C3; Dhondt, J., Les
origines de la Flandre et de l‘Artois, Arras 1944; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 18 Atrebatensis; Lestocquoy, J., Histoire de la
Flandre et de l‘Artois, 2. A. Paris 1966; Histoire des Pays-bas français, hg.
v. Trenard, L., 1972; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972
24 ; Fossier, R., Artois, LexMA 1 1980, 1072f.
Atoariorum pagus (Gau bzw. Gebiet in Burgund)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Atoariorum
pagus; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 27 Atuyer.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft
der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals
(Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund
(999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft
Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die
aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13.
Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel,
Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval,
Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel
und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im
14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler,
Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings
gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die
seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch
1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft
aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der
Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die
hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der
Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband
sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift
gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen
(Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck
(Reichslehen), Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und
Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000
Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich
gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont Terrible).
1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich
der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an
die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern
verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die
Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des
Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des
Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der
Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen
größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising
und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz
und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck
[Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz,
Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß
auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam.
1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern
gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt
(1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben
der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429
fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten
werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt
aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei
Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die
Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von
Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil
des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim,
Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die
Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete
Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie
Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit
der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht
IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger
Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das
Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt
Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König
Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet
zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste
aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg,
Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder
Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie
andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg
(Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee,
Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in
Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee,
Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren,
Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl,
Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen,
Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und
Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden.
1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt
Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben,
Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch
gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt
zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
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Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964;
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Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von
Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933;
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Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der
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Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
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Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-Straubing (Herzogtum). 1349/1351/1353 entstand
durch Erbteilung unter Kaiser Ludwigs des Bayern Söhnen das Herzogtum B., zu
dem Güter in den Niederlanden gehörten (Straubing-Holland). 1425 erlosch die
Linie im Mannesstamm. Ihre Güter gab der Kaiser an Habsburg. 1429 mussten sie
zur Hälfte an Bayern-München und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und
Bayern-Ingolstadt zurückgegeben werden. Die niederländischen Güter kamen 1433
an den Herzog von Burgund. S. Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1978) G4.
Belfort (Residenz [Witwensitz Katharinas von Burgund])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 44.
Belgien ist der zwischen Frankreich, Luxemburg,
Deutschland und den Niederlanden liegende, nordwesteuropäische Staat, der 1830
durch Abspaltung französischsprachiger und flämischsprachiger Gebiete von den
Niederlanden entstand. Durch den Vertrag von Versailles wurden 1919 B.
deutschsprachige Gebiete Preußens zugeteilt. B. ist Bundesstaat und Monarchie.
Sein Recht ist stark von Frankreich beeinflusst. B. ist Gründungsmitglied der
Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union. Im Zuge der
Föderalisierung Belgiens ist die deutschsprachige Gemeinschaft
(Deutschsprachige Gemeinschaft) Belgiens zu einem eigenen Bundesland geworden.
S. Brabant, Burgund, Eupen, Eupen-Malmedy,
Flandern, Habsburg, Hennegau, Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Niederlande, Stablo
(und Malmedy)
L.: Beck, V., Belgien, 1992, 6. A. 2004; Koll, J., Die belgische Nation, 2003;
Hecking, C., Das politische System Belgiens, 2003; Lejeune, C., Die Säuberung,
Bd. 1ff. 2005ff.: Rechtsgrundlagen der deutschsprachigen Gemeinschaft
(Belgiens), 4. A. 2010; Hermanns, O., Die Kooperation der deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens mit Deutschland, 2011.
Berghes (Fürstentum), Grimbergen. Das Fürstentum
B. gehörte über Brabant und Burgund zum burgundischen
Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1.
Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name
wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von
Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später
deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel es 1218 an
das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter
im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch
Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw.
Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der
innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie
ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun,
1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp bzw. Oberbipp, 1415 Aargau,
1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf Gex und Thonon], insgesamt
100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte B. die Reformation ein.
Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000 Quadratkilometern rund ein Drittel
der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt, Aargau und Oberland an die
Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt. 1814/1815 erhielt B. als
Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt große Teile
des Hochstifts Basel. Seit 1848 ist die Stadt B. Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer
Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
Besançon (freie Reichsstadt), mhd. Bisanz. An
einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein, Oberitalien-Nordgallien) ist
schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner bezeugt (Vesontio). Seit Ende
des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum Burgunderreich,
870 wurde er Karl dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900 unterstand er den Königen
von Burgund (Hochburgund) bzw. den Grafen von Burgund und kam 1032/1034 an die deutschen Könige.
Unter Friedrich I. Barbarossa, der die Stadt 1184 zur Reichsstadt erhob,
verstärkte sich der deutsche Einfluss. 1290 gelang es der Stadt, sich im Kampf
gegen den Erzbischof die Reichsunmittelbarkeit bestätigen zu lassen. Erst seit
1493 war B. aber eine tatsächlich auch von lokalen Gewalten unabhängige
Reichsstadt. Später kam es zum Herzogtum Burgund,
dann an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien),
1665/1668/1674/1678/1679 durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an Frankreich, das wenig später in B. eine
Universität einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs
6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe von Besançon,
Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund,
Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C., Histoire de Besançon
Bd. 1, 2 1964f.; Ammann, H., Besançon im Mittelalter, SchweizZG 17 (1967),
482ff.; Fiétier, R., La cité de Besançon, 1978; Kaiser, R., Besançon, LexMA 1
1980, 2052ff.
Bournonville (Fürstentum). Das Fürstentum B. gehörte
über das Herzogtum Brabant und das Herzogtum Burgund
zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das
Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz
Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux
Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor
der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon
1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288
durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von
Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die
Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln
und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern
vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter
Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430
unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund.
1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg.
Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen
Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande,
während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen,
seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814
gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu
Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der
Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien,
dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb
bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark
B. wurde nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen
(Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König
Heinrich I. die Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg
bezeichnete slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine
slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark
Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder
verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht
den Bären mit den deutsch verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte
die Prigni, erbte 1150 das Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer
Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft
Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner
günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle von
Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei
der königliche Burggraf auf der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet
wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden
am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über
Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte,
und Otto III. († 1266/1267) erwarben Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow,
Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und die Oberlausitz (1255) und
wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab. Andererseits wurde das
Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam regierende Linien mit
Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis es unter Waldemar
wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der brandenburgische Zweig
der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung des
Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem Aussterben
der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach die Mark B.
1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen ein, übertrug
sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch Beauftragte die
wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser wenig
effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz
Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und
Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d.
h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den
jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen
Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung
der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen
Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen
Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum
Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4.
1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417
belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark
herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein
Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin
1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das
Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450
Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die
Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und
Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des
Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit
der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen
Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth),
gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums
Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann
Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486
die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf
die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506
wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht
in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage
einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als
erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in
Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des
Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin
kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark,
Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein
Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg,
Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem
Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst
Neumark hieß, enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den
Städten und Ämtern Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland
und Fehrbellin, den Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und
Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim,
Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz
erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61
Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg,
Pritzwalk, Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die
Uckermark, 68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem
stolpischen Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der
eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin,
Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach
1535 begann die Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil
der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt
und die Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten
folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau
abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen
belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische
Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu
erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen
Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten
1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark,
Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums
Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648
Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680),
Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg
(Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens,
kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den
brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen
Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität
Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664
Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und
ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit
980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920
Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und
Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt.
1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark
Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das
nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009.
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen
Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein
Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369)
nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002
in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die
inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam
eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von
Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf
von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als
König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie
1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund,
1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an
Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es
wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg
einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der
Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von
Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den
Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B.
ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die
Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der
Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von
Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365
Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der
B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein)
eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des
Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an
den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und
Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal
(Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die
Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit
Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen
bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw.
Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil,
Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden,
Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad Bellingen, Opfingen,
Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl, Richtlingen, Mauracherhof,
Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v. Busse, H. u. a., 2. A. 1941;
Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen
Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N. u. a.,
Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263, Brisihgouwe, pagus
Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis, Brisigavi; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau; Vorderösterreich. Eine
geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wogau, K. v., Die
landständische Verfassung des vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752,
1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A.
Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981;
Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen,
Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
Burgund
(Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft
zwischen Saône und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um
Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an
den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds
wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn
Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach
Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod
setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch,
doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering,
so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156
mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169
Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren
Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als
Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als
Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und
bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und
Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an
Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der
westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem
Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im
Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von
Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta
von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin
als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die
Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und
die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen
war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft
Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft
Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch
Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von
Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der
Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das
burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die
Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von
Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548
vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon
1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund)
bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen
[ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des
Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung
durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande,
Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A.,
Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter,
1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la
Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A.
1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs
de Bourgogne, 3. A. 1959;
Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the Burgundian
State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund,
Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds,
1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58
Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire
1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund,
LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund
und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder,
2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe
siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum),
472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007;
Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens
Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die
Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und
die Grafen und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen
(Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter
Habsburgs in den Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis
vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von Nassau, Breda und Dillenburg
sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen (Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen)
an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des burgundischen Reichskreises - ohne die
inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich bestätigt. 1654 kam das
1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu. 1678 gingen die
Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an
Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der
burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot)
(Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen
(Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen
(Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren
(Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern
(Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft,
Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft,
Limburg, Burgund), Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau,
Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund),
Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und
Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund),
Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund),
insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Chalon (Reichsfürstentum). Grafen von C.
entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die Grafenwürde wurde
945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten der pagus
Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die Grafschaft Charolles. 1237 gab Graf
Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog von Burgund. Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477 an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
Chalon-sur-Saône (Residenz des Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 107.
Dalhem (Grafschaft). 1801 gehörte die
Grafschaft D. über das Herzogtum Limburg und den Herzog von Burgund bzw. Österreich zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1.
Dauphiné (Fürstentum). Die zum Königreich Burgund gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und
Rhone wurde seit Burgunds Angliederung an das
Reich im Jahre 1032 als Reichslehen angesehen. Der angelsächsisch geprägte
Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus ergab die französische Bezeichnung D.
für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349 als eigenständiges Fürstentum
bestand. 1349 übergab der letzte Graf Humbert II. († 1355) die Grafschaft an
Frankreich. Damit verlor das Reich das Gebiet, obgleich es zunächst weiter eine
formelle Oberhoheit beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
Den Haag (Residenz des Grafen von Holland
bzw. Herzogs von Burgund bzw. Habsburgs)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 127.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen
(Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von
Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der
Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn
Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer
Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im
März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses
Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des
Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die
Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem
Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert,
1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290
wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs
und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands
(1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen
Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg
in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts
seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten
salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser,
Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von
allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte
gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister
einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits
die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden.
Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637],
Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als
Reichsfürst mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der
Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen
(trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu
Lehen genommen hatte, die Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit
vor allem den Anspruch auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen
Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an
Tauber, Neckar und in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit
100000 Einwohnern). Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim
und den zwei Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10
Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506
Hohenfels]) dem fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz
reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei
vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von
Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum
Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und
Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch §
26 des Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei
linksrheinischen Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien
und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben
(Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer
Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im
Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als
österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der
Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in
Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In
Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als
Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages
zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der
Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche
Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000
Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in
seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur
Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der
deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss.
phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957,
2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht
Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der
Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte
des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis
1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur
Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann,
W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen Ritterorden Europas,
hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche
Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die
Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung
des Deutschen Ordens am unteren Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985;
Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A.
1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen
1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen deutschen
Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur Geschichte
des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14;
Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H.,
Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M.,
Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs.
f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der
Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2
1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998;
Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die
Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche
Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B.,
Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa,
2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v.
Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens,
2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Diedenhofen (Reichsgut ?), frz. Thionville. In D. an
der Mosel nördlich von Metz erscheint nach älteren Siedlungsspuren 751 eine
Königspfalz (Theodonis villa). 930 wurde die Kirche von D. an das Kloster Sankt
Maximin zu Trier gegeben. Dessen Vögte waren die Grafen von Luxemburg, die auch
die umliegende Grafschaft innehatten. Sie eigneten sich das Königsgut an.
Immerhin kam, nachdem das deutsche Königtum an die Grafen von Luxemburg
gefallen war, D. zur Reichskammer. 1441/1461 gelangte es an Burgund, 1477 an Habsburg, später an Frankreich.
L.: Wolff 58; Joset, C., Les villes au pays de Luxembourg, 1940; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 142.
Dole (Residenz des Grafen von Chalon bzw.
Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 147.
Écuens (Gau Écuens in Burgund
um Lons-le-Saunier, Scodingorum pagus)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Scodingorum;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 109 Écuens.
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen,
zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne
Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur
Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die
Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu
seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von
Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften
Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die
Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354
schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis)
zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren
Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd
ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die
Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund,
doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die
Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der
Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum österreichischen
Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren
neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft
Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft Reichenweier)
sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm.
1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der
Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg,
Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar
(Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde
Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den
größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als
oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in
Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die
Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen
Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und
Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit
wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch
Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens
aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der
Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das
von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht
weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache
verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob,
K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien
des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 (
Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut,
H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der
Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen
Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz,
Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw.
Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im
Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935;
Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire
topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et
modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés,
du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia,
pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe,
Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de
l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus,
F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4.
A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass,
LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler,
B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789),
Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und
Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische
Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass);
Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les
monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens
1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.
Elsass-Burgund s. Elsass-Schwaben-Burgund
Elsass-Schwaben-Burgund
(Ballei des Deutschen Ordens), Elsass und Burgund.
Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der
12 Balleien des Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die Kommenden
Kaysersberg (vor 1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim (1278),
Gebweiler (nach 1270) und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw. Könitz
bei Bern (1226), Basel (1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen (1226)
(Dorf Beuggen bei Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten
Breisgau und Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern
Wasenweiler, Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw.
Räxingen, Ihlingen bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270)
(mit der Insel Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt
Überlingen sowie dem Amt Blumenfeld mit mehreren Dörfern) sowie Altshausen
(1264) (mit dem Schloss Altshausen und einigen Dörfern), Zur Kommende
Altshausen zählten auch die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten (mit den Flecken Rohr bzw. Unterrohr und Waldstetten und dem Dorf
Bleichen bzw. Unterbleichen), das Schloss Arnegg bzw. Arneck, das Kastenamt in
der Reichsstadt Ravensburg, Schloss und Herrschaft Achberg und das Bergschloss
Hohenfels mit mehreren Dörfern. Als Folge der Verpfändung der Ballei durch den
Deutschmeister an den Hochmeister (1394/1396) erlangte die Ballei weitgehende
Selbständigkeit. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte sie zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Zugleich
war ihr Komtur zu Altshausen Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Sitz des Landkomturs war von 1410
bis 1806 Altshausen bei Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten als eigene Kommende geführt und der reichsritterschaftliche
Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen im Kanton Donau
aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1932;
Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; Tumler, L.,
Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400, 1954; Müller, K.,
Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund im Jahre 1393, 1958; Millitzer, K., Die
Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Der Deutsche
Orden und die Ballei Elsass-Burgund, hg. v.
Brommer, H., 1996.
Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift,
Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den
Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird,
ein adliges Damenstift. Dieses wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und
erhielt 973 von Kaiser Otto II. königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich
über. 1473 überließ der Herzog von Burgund den
Herzögen von Kleve die Vogtei über E. und seine umfangreichen Güter (1469
Hektar). 1802 wurde E. von Preußen in Besitz genommen. 1806/1807 kam es an das
Großherzogtum Berg, 1815 erneut an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Am 23.
4. 1949 wurde es mit etwa 20 weiteren deutschen Gemeinden (rund 70
Quadratkilometer mit etwa 10000 Bewohnern) bis zu einer endgültigen
Friedensregelung mit dem Deutschen Reich vorläufig dem Hoheitsgebiet der
Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber wieder zurückgeführt. Der Ort E.
wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L.,
Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5
1990, 57; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 706, 1, 2, 176.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056
belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier
Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das
Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des
Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an
sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die
Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem
Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses
Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund
und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg
und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs
zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande
(Generalstaaten, Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten
Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der
Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand
(Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das
Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an
Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Franche-Comté (Freigrafschaft), Franche Comté, s. Burgund
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) B/C5.
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen
(843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen Reichs im
10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im
Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell
und politisch führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur
Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien zur die deutsche
Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau
(Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund, Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg
im Breisgau, Geldern, Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover,
Homburg, Kaiserslautern, Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck,
Lützelstein, Luxemburg, Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur,
Niederlande, Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen,
Saarbrücken, Salm, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim,
Straßburg, Toul, Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz
Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge
Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort
Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich
seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von
Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg
saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316,
Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III.
1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen
Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der
Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später
die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die
Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von
F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg
Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler
an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der
Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland
entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 204.
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt,
Kanton, Residenz). 1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich gelangtem Gebiet die Stadt
F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an die Grafen von Kiburg
(Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452 unterwarf sie sich Savoyen.
1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde sie als neunter Ort in
die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte
sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die
gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs
von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U.,
Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im
Üchtland, LexMA 4 1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u.
a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 193.
Gaveren (Fürstentum, Roede). Das Fürstentum (Roede) G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später
erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie
gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen
mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und Emmerich,
so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis
zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum
Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die
Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den
Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen
Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen
Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im
Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von
Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das
Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es
1473 eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch
[1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach
dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538)
mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an
Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter
Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen Reichskreis
einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste
sich unter dem Statthalter Johann von Nassau der größte Teil Gelderns
(Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und schloss sich den Generalstaaten
als Provinz Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G.
südlich von Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten
Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz
für Oranien) 1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck
bzw. Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die
Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm
Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen Niederlanden nur
Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und
Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil
1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die
Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die
Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom
Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
401, 2, 217; Geldern, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J.,
Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J.,
2014, 289.
Generalstaaten (Provinzen). G. waren seit etwa 1506 die
von Herzog Philipp dem Guten von Burgund seit
1464 nach französischem Vorbild an wechselnde Orte berufenen allgemeinen
Landesvertretungen und davon abgeleitet später die nördlichen Provinzen der
Niederlande, die sich während des niederländischen Aufstandes auf Betreiben des
Statthalters Johann VI. von Nassau am 23. 1. 1579 zur Utrechter Union
zusammenschlossen und am 26. 7. 1581 von Spanien lossagten. 1609 wurden Spanien
durch militärische Eroberung weitere große Teile Flanderns, Brabants und
Gelderns entrissen. Seit 1648 wurden die G. ohne förmliche Loslösung vom
Deutschen Reich als souverän angesehen. Am 26. 1. 1795 wurde mit Unterstützung
Frankreichs die Batavische Republik ausgerufen, die Maastricht, Venlo,
Staatsflandern und Limburg an Frankreich abtreten musste. 1806 wurden die G.
auf Geheiß Napoleons in das Königreich Holland seines Bruders Ludwig
umgewandelt. 1810 wurde dieses Königreich Holland mit Frankreich vereinigt.
1815 wurden die Niederlande wieder selbständig.
L.: Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1935ff.; Geyl,
P., Geschiedenis van de niederlandse stam, Bd. 1f. 2. A. 1948f.; 500 Jaren
Staten-Generaal, 1964.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft
der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der
Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von
den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen,
welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die
Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen
zu Reichsvikaren und leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich
ein. Nachdem der Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern
und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel
nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz
im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gent (Burggrafschaft). G. am Zusammenfluss
von Schelde und Leie, dessen aus dem Keltischen kommender Name Ganda Mündung
bedeutet, wird schon im 8. Jahrhundert genannt (Abteien Sint Baafs, Sint
Pieters). Bereits im 12. Jahrhundert erlangten die dort seit dem 10.
Jahrhundert siedelnden Kaufleute besondere Rechte gegenüber den Grafen von
Flandern. Im 13. Jahrhundert erwarb G. als Stadt der Tuchmacher europäische
Geltung. Im 14. Jahrhundert erhob sich die mehr als 56000 Einwohner zählende
Stadt, deren wirtschaftliche Bedeutung unter der wachsenden englischen
Konkurrenz litt, gegen die Grafen von Flandern, verlor aber 1540 alle
besonderen Rechte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Burggrafschaft G.
über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund
zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK 1; Fris, V., Histoire de Gand depuis les
origines jusqu'en 1913, 2. A. 1930; Werveke, H. van, Kritische Studien
betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent, 1933; Dumont, M., Gent.
Een stedenaardrijkskundige studie, Bd. 1, 2 1951; (Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 18, 32, IV, 20, pagus Gandensis, zum Ortsnamen
Gent;) Verhulst, A./Ryckaert, M. u. a., Gent, LexMA 4 1989, 1237ff.;
Vleeschouwers, C., De oorkonden van de Sint-Baafs-abdij, Bd. 1f. 1990f.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9.
Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige
Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es durch
die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund
und den Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte
(Habsburg) bedroht. Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft
1323 mit Schwyz und 1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den
eidgenössischen Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G.
sämtliche Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die
Reichsunmittelbarkeit sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung
des Aargaus, bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm 1436 zusammen
mit Schwyz Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die Pfandschaft über
Uznach und Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der
Eidgenossenschaft. 1517 kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft
Wartau (Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798
wurde G. mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und
dem Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik.
1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es
sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat,
Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984; Steinmüller,
J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der Zivilrechtspflege des
Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989, 1476f.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so
dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen
(Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die
schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von
Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die
althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450
Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete
die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl
V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande,
nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von
Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen
Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er
1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in
eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als
Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien)
und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen
Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt
Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und
Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain),
wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen
Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und
die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und
die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch
starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück.
1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen
verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen
auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg
(1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer
(Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische
Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte
Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben
im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm
1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen
Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene
Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben.
Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an
Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie
von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe
stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses
Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der
Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu
einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem
Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der
ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen
der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische
Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G.,
1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden
der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA
4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K.,
Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des
Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u.
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Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser,
P., 2010.
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und mittleren
Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an
Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine Grafschaft um Mons,
welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I. abstammenden Reginare
innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von Niederlothringen waren und sich
nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem
Aussterben der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von
Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine
beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der
Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V.
von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit
Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und
Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den
Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und
Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und
1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von
Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das
Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs
des Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit
1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von
Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie
(Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich)
von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an
Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich
sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten
Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten
Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao, Heinia,
Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy, Buvrinnes,
Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433 á nos
jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut; Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45, 47,
III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus
Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le
passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La
législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam,
Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland
(Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland),
von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund
schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen
Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach
auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H.
führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806
bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den
Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer,
J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v.
Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946;
De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
Jever (Herrschaft). Die alte friesische
Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe
1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit
dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge
von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort der friesischen
Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften Östringen und
Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von Sachsen wie von
Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert
war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin
Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds
an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und
Ostfriesland die Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an
Oldenburg. 1667 kam sie nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von
Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter
1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818
übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge
von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G., Territoriale
Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen und
Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg
und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der
Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft
[Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen
Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der
Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an
die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch Johann I. von Brabant), 1404 als
Erbschaft an Burgund und von dort über Maria von
Burgund (1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587
umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn,
Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath und die Broichmühle. Bis zum Ende des
17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum mehrfach an die Grafen von Jülich und
Nassau sowie den Erzbischof von Köln verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich
vom brabantischen Brüssel aus regiert. 1710 wurde sie durch König Karl VI. aus
der Zugehörigkeit zu Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und
Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg
überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg. (1712 erhob
Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und Lommersum
[Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die 1786 die
Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und
3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt
Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war
infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich
II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren
älteste Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an
Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. †
1051 und Rutger II. von Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve
(Dietrich I. von Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen
erweiterten den im südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern
der ursprünglichen Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten
des Reiches und des Erzstifts Köln. Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie
auf das rechte Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken),
im 14. Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die
Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III.
von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er
gewann 1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde
die Herrschaft über K. und Mark sowie Ravensberg und Ravenstein in einer Hand
vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in seinen beiden Teilen getrennt verwaltete
K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde Gennep, 1429 Emmerich und der östliche
Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge Verbindung mit Burgund im 15. Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten
Gelderns (1473 Goch, Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten).
In der Soester Fehde erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln.
1521 wurden die Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der
1496 erfolgten Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg)
in Personalunion vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und
später teilweise zum Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614
fielen K. und Mark im Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische
Brandenburg. Im 18. Jahrhundert umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund
100000 Einwohnern. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Herzogtum enthielt den so genannten steuerrätlichen Städtekreis und den
landrätlichen Kreis. Ersterer bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines
unterwärts mit den Städten K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar,
Huissen, Gennep, Griethausen und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines
oberwärts mit den Städten Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich,
Kervenheim und Grieth und dem Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten
Wesel, Duisburg, Rees, Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg.
Letzterer umfasste den klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K.,
Kleverhamm [Kleverham, Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep,
Kranenburg [Cranenburg], Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die
Jurisdiktionen Huisberden, Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter,
Moyland, Till, Heyen, Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten
Appeldorn, Weeze [Wees], Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen
landrätlichen Kreis (Richterämter Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach,
Xanten, Winnenthal, Dinslaken, Götterswickerhamm [Götterwickerhamm,
Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck, Schermbeck und die adligen
Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt [Diersfort], Gahlen, Bühl,
Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit der Freiheit Winnenthal)
und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter Emmerich, Lobith, Rees,
Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw. Lijmers, Huissen und
Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl, Sonsfeld, Haldern
[Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw. Hulhuizen und
Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten Frankreichs auf
das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich, welches das
Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu Frankreich schlug.
1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz Jülich-Kleve-Berg
1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und Malburgen
(Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der
Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und
Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve,
Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische
Städteprivilegien (1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen
Hofordnungen, hg. v. Flink, C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und
Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308;
Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v.
Lieven, J., 2014, 289.
Laupen (Reichsstadt). 1310 verpfändete König
Heinrich VII. die Reichsstadt L. im ostjuranischen Burgund
an Otto von Grandson (Granson). Später kam L. zum Kanton Bern.
L.: Wolff 519.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund
an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum
angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung
der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden
kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen,
dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende
Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der
Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen Sitz im
Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798
wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der
Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz. Geschichte
4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323.
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von
Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später
Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des
Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die
östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie
fiel über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg
[und Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136)
Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von
Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der
ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in
Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm aus. 1283 starb die
mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter (Ermengarde). Das Herzogtum L.
fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch den Sieg bei Worringen an die
Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund
und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit
Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so dass es zum
burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es
zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten der Niederlande geteilt.
1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L. für eine Provinz des
Königreiches der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach der
Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839
geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische Provinz L. mit
Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an Belgien gelangte
Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die westlich der
Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische oorkunden,
Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg, 1937;
Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund, 1937;
Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15,
1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der
Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973),
169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden,
1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz
Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg.
v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor.
1404 kam sie an Burgund, 1477 an
Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Lommersum, Derkum, Bodenheim und
Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim, Diefenthal (Dieffental) und
Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Kerpen mehrfach an
die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den Erzbischof von Köln verpfändet.
1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen,
das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz
bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf
Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften Kerpen und
L. zu einer Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich, 1815 zu Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
Lure (Abtei, Residenz), Lüders, Luthera,
Lothera. Die vielleicht 613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil
vertriebenen heiligen Deicolus an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den
Wäldern nahe Luxeuils errichtete Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von den
Abgaben an das Reich befreiten Abteien. 959 befahl Kaiser Otto I. die
Zusammenlegung mit den Gütern des Klosters Lavensberg (auch Kahlenberg bzw.
Kallenberg bei Rasteig im Unterelsass) und gewährte Unabhängigkeit gegenüber
jedermann außer Kaiser und Papst. Stück für Stück erwarben die Äbte weitere
Rechte. 1232 wurde L. als Reichsfürstentum bezeichnet. Innerhalb der
Freigrafschaft Burgund war das Herrschaftsgebiet
ständig von den Grafen bedroht. Der Prälat war Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der
weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen
nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die
Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde
später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der
Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft
Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum
mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas
und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums
Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an
Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert
wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab
dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von
den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später
verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum
an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des Spätmittelalters,
1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Kupper, J.,
Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449,
2, 366.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte
Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen,
erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete
wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder
von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen
Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von
Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443
an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als
Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb
1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit
Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg
bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des
burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen
bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses
kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde
das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt
Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb
jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit
dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz
seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden
Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon
vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L.
anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw.
Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag
von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine
landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische
Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein
angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der
europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische
Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in
Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion
mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge
eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit
Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss
Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
Luxeuil (Reichsabtei, Residenz). L. am Westrand
der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem im 4. Jahrhundert oder
erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom 11. bis 16.
Jahrhundert war es Reichsabtei. Es hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im
Elsass, in der Champagne und in Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise
15000 Hufen), die sich im 11. Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es
sich dem Schutz des Herzogs von Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne.
1534 wurde das Land der Abtei Burgund förmlich
einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G.,
Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 377.
Mainau (Deutschordenskommende, Kommende des
Deutschen Ordens). M. am Bodensee kam 724 aus konfisziertem alemannischem
Herzogsgut bzw. fränkischem Königsgut bzw. alemannischem Herzogsgut an die
Abtei Reichenau. Seit 1241 nannten sich Ministeriale nach M. Aus deren Erbe
überließ Arnold von Langenstein 1271 die Insel und das davor gelegene
Bodenseeufer unter Eintritt in den Deutschen Orden dem Deutschordenshaus
Sandegg im Thurgau. Von 1272 bis 1805 gehörte sie mit der um 1500 erworbenen
Herrschaft Blumenfeld im Hegau als Teil der Ballei Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund)
dem Deutschen Orden. Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1805 fiel sie an
Baden. Von Großherzog Friedrich II. kam das Eigentum an M. 1928 an seine
Schwester Königin Viktoria von Schweden und 1930 an deren Enkel Graf Lennart
Bernadotte.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34; Roth von Schreckenstein, K., Die Insel
Mainau, 1873; Babo, W. Frhr. v., Die Deutschordenskommende Mainau in den
letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation und ihr Übergang an Baden, 1952;
Feger, O., Die Deutschordenskommende Mainau, 1958; Egg, E., Geschichte der
Insel Mainau, 1958; Das Urbar der Deutschordenskommende Mainau von 1394, bearb.
v. Diefenbacher, M., 1989.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit
der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich und nach dem
Aussterben der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof von Lüttich
ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an Flandern und von
dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von
Cambrai verselbständigtes Bistum errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte
die Herrschaft M. zum burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M. am
Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei Werden
genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M., die sich
seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten um M. und
Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln sowie
Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von Kleve zu
Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden, 1417
teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor M. im späten 15. Jahrhundert fast alle
Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und 1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie
führten die Reformation ein und vererbten die Güter 1600 testamentarisch an das
Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm (Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge
des nach dem Erlöschen der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England)
entstehenden Erbfolgestreits als Erbe und als Herzog von Kleve in Besitz.
Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen die Aufnahme von M. in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M. vom Kaiser in ein Fürstentum
umgewandelt. Seit 1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000
Einwohner bei 6 Quadratmeilen Gebiet und zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1801 bis 1814 gehörte es zu
Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens und kam damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers,
LexMA 6 1992, 714; Moers, hg. v. Wensky, M., 2000.
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der Lothare (Lotharingiens) 870 zum
Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie vom König an die
Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von Habsburg (1273-1291) war
sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges,
Clerval und Passavant den Grafen von Burgund
(Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von
Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft
hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant,
etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der Erbtochter (Henriette)
an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506), Clémont,
Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg wurde M.
immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die
Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit
1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem Reichskreis
angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen
musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
Namur (Gau, Grafschaft, Markgrafschaft), fläm.
Namen. Im Gebiet der Mündung der Sambre in die Maas lag wahrscheinlich schon im
ersten vorchristlichen Jahrhundert das oppidum Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im
7. Jahrhundert erscheint hier die Münzstätte N. Um die Burg entwickelten sich
Stadt und Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die um 930 den Grafen von Lomme (um
1150 Heinrich der Blinde Graf von Namur, Laroche, Durbuy, Longwy und Luxemburg,
Vogt von Stablo, Sankt Maximin und Echternach) und 1188 den verwandten Grafen bzw.
Markgrafen von Hennegau (und Flandern) zustehende Grafschaft fiel 1213 an die
Courtenay und durch Verkauf 1263 an die Grafen von Flandern, 1421/1429 durch
Verkauf seitens des erbenlosen Grafen Johann III. an Philipp von Burgund. Mit Burgund
kam sie 1477/1493 an Habsburg und zählte zum burgundischen Reichskreis. 1692
wurde N. von Ludwig XIV. von Frankreich, 1695 von Wilhelm von Oranien erobert.
Von 1715 bis 1781 gehörte N. zu den Barrierefestungen der (österreichischen)
Niederlande. 1815 fiel es an die Niederlande. 1830/1831 kam es bei der Lösung
Belgiens vom Königreich der Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908,
15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des comtes de Namur, hg. v. Rousseau,
1936f.; Brouette, E., Introduction aux études historiques, archéologiques et
folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La maison de Namur sur la scène de
la grande histoire, 1950; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis, pagus Namucensis; Genicot, L., Le
Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études sur les principautés
lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale namuroise (Xe s.-1429),
1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?;
Namur. Le site, les hommes. De l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988;
Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992, 1011; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 452, 2,
448.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der
Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren
von N. stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden
die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar.
1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit
1288 waren die Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach
dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die
verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg.
1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über
eine Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische
Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt.
1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643
nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum
souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum
erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das
Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als
testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen
von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N.
(wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen
Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der
Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem
Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte
es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf
seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die
vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte
wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung
aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König
von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von
Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und
große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der
Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen
Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das westfränkische
Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige Raum um Maas, Schelde und Rhein an
das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das ostfränkische Reich.
1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder 1540?) sprachlich
verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von Burgund von Burgund an
Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten
Gebiete hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte.
Kaiser Karl V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch Säkularisation 1528
Utrecht und Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem
1512/1548 gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein
Komplex von 17 Gebieten entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern,
Flandern, Artois [mit Arras], Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland,
Rijssel [Lille], Doornik [Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und
Groningen), und übertrug 1555 die Nachfolge an Philipp II. von Spanien
(spanische N.). Seit 1565 wehrten sich Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend
calvinisierten Gebiet gegen die von Philipp II. seiner Statthalterin Margarete
von Parma (1559) in Auftrag gegebene Steigerung der königlichen Macht, mit der
eine starke Erhöhung finanziellen wie religiösen Druckes einherging. Nach
Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie einen Bund des als Geusen verhöhnten
Adels, der von den calvinistischen Religionsführern unterstützt wurde. 1567
wurde Margarete von Parma durch Herzog Alba als Statthalter abgelöst, der den
Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4. 1571 besetzten die Meergeusen Brielle
(Briel) an der Maasmündung. Danach erhoben sich Seeland und Holland. Am 18. 7.
1572 wählten zwölf Städte in Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zum
königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht. Am 8. 11. 1576
schlossen sich weitere Gebiete an. Am 23. 1. 1579 einigte Oranien in der Union
von Utrecht die sieben nördlichen Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern,
Groningen, Overijssel (mit Drente) und Friesland, zu denen noch Flandern und
Brabant kamen. 1581 setzte die Utrechter Union Philipp II. ab und schloss sich
in den Generalstaaten zu einem losen Staatenbund zusammen (Republik der
Vereinigten N.). Die südlichen N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach
weiteren schweren Kämpfen, in denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten
Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande
eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich gelöster Staat
anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen
Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702 sowie
von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten
urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen
(spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen
nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794
wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben Teil des deutschen Reiches.
1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon
die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit
Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen die
Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich der
Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch
Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution
die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen
N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg
mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant,
Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai,
Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des
niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland,
hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926;
Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W.,
Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der
Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe
1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H.
de, Bibliografie der geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier,
W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de
late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de,
Belgium Nostrum, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988;
Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die
Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003;
Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 211.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der
Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge
einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.).
1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es
das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von
Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572
zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579
gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen
Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und
von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen
der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als
Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der
Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten
von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O. verheirateten
Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten von Conti der
oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702
von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs
zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte Entscheidung
Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an. Dieses hatte
bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713 erhielt es als
Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern). 1815 gab
Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890 erlosch das
Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994;
Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995;
Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium
minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von
Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der
Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die
karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag
(Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern
(Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus.
Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von
Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an
Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super
Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus
es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns
(Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches
Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden
Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269
Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine
Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über
Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö.,
das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und
Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul,
Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die
auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge
von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen
Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog.
privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine
Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark,
1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich
die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit
Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000
Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns
und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische”
Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von
1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in
Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem
bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg,
Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des
Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u.
a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö.
(Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen
österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I.
Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube
(Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des
Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie
einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die
Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in
beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an
Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und
Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch
konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden
eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob
der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande,
Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die
Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen
Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im
Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848
eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am
31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder
aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4.
3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern:
Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum
Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete
Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt
Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg,
Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und
Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern
Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina,
Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen,
Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich
(lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser
von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor
hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte
Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E.,
Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk);
Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der
Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2.
A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung
1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968;
Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner,
E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten
Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden,
hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs,
2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum
zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit
besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod.
Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet
christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen
(Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die
Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das
schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge
bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und
das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an
die sich seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen
blieben Jever, Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland,
Hauptstadt wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches
Landrecht. Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es
zum achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte
(Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei
Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich
Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur
Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Portensis (Gau um Vesoul in Burgund, benannt nach Port-sur-Saône, Portois). S.
Portois.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Offonis villa
= Vellefaux, nicht Schuttern); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 18; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 221.
Portois (Gau um Vesoul in Burgund, benannt nach Port-sur-Saône, Portensis). S.
Portensis.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Offonis villa
= Vellefaux bei Vesoul); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 18; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 221.
Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert
(1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und Steuern im
Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise als
Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des zwanzigköpfigen
Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts eingerichtet (Franken,
Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen, Niedersachsen). 1512 kamen
vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer, burgundischer,
kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel Bayerischer
Reichskreis, Burgundischer Reichskreis,
Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis,
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis,
Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer
Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten
Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise, LexMA 7
1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise, FS Gerlich, A., 1995,
305.
Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft). Um 1130
gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im
Aargau die Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde
R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet. Zur Grafschaft R., die
am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs zum österreichischen
Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I.
vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2.
1803 wurden die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T.,
Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 517.
Rheinisches Reichsprälatenkollegium sind die im
Reichstag des Heiligen Römischen Reiches gemeinsam eine Kuriatstimme führenden
Prälaten (Reichsfürsten) von Kaisheim, (Ballei) Koblenz, (Ballei) Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund),
Odenheim und Bruchsal (Odenheim), Werden, (Augsburg, Sankt Ulrich und Afra in)
Augsburg, (Isny, Sankt Georg in) Isny, Kornelimünster, (Regensburg, Sankt
Emmeram zu) Regensburg, Essen, Buchau, Quedlinburg, Herford, Gernrode,
(Regensburg, Niedermünster in) Regensburg, (Regensburg, Obermünster in)
Regensburg, Burtscheid, Gandersheim und Thorn.
L.: Zeumer 552 II a, 37; Reichsprälat. Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff.
Rohr-Waldstetten (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft R. des Deutschen Ordens mit verstreuten
Gütern in Oberschwaben über den Landkomtur der Deutschordensballei
Elsass-Schwaben-Burgund (Elsass und Burgund) dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34.
Salins (Grafschaft). Innerhalb der
Freigrafschaft Burgund bestand die Grafschaft S.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D5.
Sankt Moritz, Saint-Maurice
(Stift), lat. Agaunum. Der
burgundische König Sigismund gründete 515 am Grab des heiligen Mauritius (Ende
des 3. Jahrhunderts) am Großen Sankt Bernhard eine Abtei mit reichen Gütern im
Wallis, Waadtland und in Burgund. 830 wurde das
Kloster in ein Chorherrenstift verwandelt. Im späten 8. Jahrhundert kam S. an
Hochburgund und 1034 an Savoyen. 1128 wurden Regularkanoniker eingesetzt. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts wurde S. Kollegiatstift. 1457/1536 wurden die
Rechte durch Bern und Freiburg im Üchtland eingeschränkt.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Coutaz, G., Saint
Maurice d’Agaune, LexMA 7 1995, 1182f.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder
dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder.
Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum
Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen
Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert
Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere
Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin
(1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und
machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie
ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361
trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt
zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen
Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt,
weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen
Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern
verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis
zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey
und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und
Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile
von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch
bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an
Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien bzw.
Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte,
überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P.,
1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier,
R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz,
B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe
au XVe siècle, 2000.
Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet
zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen
die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste
1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und
Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach
und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen),
Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für Klettgau),
Liechtenstein und Thurn und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem,
Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot,
Weißenau, Schussenried, Obermarchtal (Marchtal), Petershausen, Wettenhausen,
Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt,
Söflingen und Isny; Grafen und Herren: Landkomtur der Deutschordensballei
Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch
und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von
Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang
(seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726
Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759
Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit
1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs,
Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit 1711 von der
Leyen) und Sickingen; Reichsstädte: Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen,
Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen, Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd,
Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil
der Stadt, Wangen, Isny, Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn,
Aalen, Bopfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch
den Reichsdeputationshauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von
88 auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden,
Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der
Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von
Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von Württemberg. Tagungsort war meist
Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im
Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische
Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733),
1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab
und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001;
Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und
Kriegsbeendigung, 2010.
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530
entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z.
B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer
Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im
Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das
Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund
als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg, Oettingen-Wallerstein,
Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein), die
Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil, Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee),
Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen
Tettnang), Bayern (seit 1769 wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit
1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen
Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen
Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen
(seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727
wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737),
Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752),
Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff
(seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen
Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische
Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet
wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich.
1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich.
1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites
Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr
Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte
König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg,
die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen
erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige
Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf,
Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die
dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt.
Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die
Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von
Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone
bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen
sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt
sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde
die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Scodingorum pagus (Gau Écuens in Burgund um Lons-le-Saunier)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Scodingorum;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 109 Écuens.
Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet von
Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer
Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in
das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen von Flandern das Land westlich
der Osterschelde als Reichslehen. Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den
Scheldearmen an die Grafen von Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern
gegenüber Holland auf die Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die
Grafschaft S. bei Wittelsbach (Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf
gegen Spanien, an das Flandern 1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384) gekommen war. 1587 schloss sich S. der
Republik der Vereinigten Niederlande an. Der festländische Teil Seelands wurde
von den Niederlanden 1577 erobert, ihnen 1648 überlassen und bildete bis
1795/1796 als Staatsflandern ein Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch
das übrige Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und
Staatsflandern (Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M. van/Pieters,
H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het ontstaan van de
staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*, Zeeland; Algemene
Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L., Seeland, LexMA 7 1995,
1674f.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum) (Martigny/Martinach)
an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum Erzbistum Vienne
gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S. (Sedunum)
verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt ist und im
5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war.
999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl
auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die
Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise
gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds
an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne
und Genf mit seinem weltlichen Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die
Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das
Hochstift allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen
gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum
Reich (ad coronam imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die
Grafen/Herzöge den Titel eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und
Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und
Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück.
1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der
Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft.
Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648)
und schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534.
Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle
einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die
Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von
Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte
Gebiet kam 888 an das Königreich Burgund und
1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei der Herzöge
von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an
verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im Aaretal und im
Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen
[Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344
das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von
Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit
erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen,
nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits
zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und
aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der
Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830,
1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B.,
Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb.
v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972;
Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995,
2038f.
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs
der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert bei
den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von Habsburg
die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur Horburg,
Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat (Hochstift
Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft Habsburgs,
die seit 1250 ihren Sitz in Ensisheim hatte. Danach wurde S. die Bezeichnung
für die Güter Habsburgs im Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von Habsburg verpfänden,
1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3 1901ff.; Müller, C., Mittelalterliche
Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann. Jb. 1958; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S. 255, Sundgouwe, Sundgau, Oberelsass;
Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau, 1965; Moreau, J., Dictionnaire, de
géographie historique, 1972, 262; Stintzi, P., Die habsburgischen Güter im
Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Baum, W., Die
Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P., Sundgau, LexMA 8 1996, 323f.
Thoire-Villars (Herrschaft). Die Herrschaft T. westlich
Genfs lag zwischen der Freigrafschaft Burgund
und der Grafschaft Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 C5.
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann
Baptista von Taxis 1518 von König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt
hatte und Leonhard von Taxis 1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters
bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat betraut
worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht der
Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649 in
Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung zur Führung des Doppelnamens T.
1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie erblichen Adel. 1597 wurde die von
ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal erklärt. 1608 wurde sie in den
Reichsfreiherrenstand, 1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den
Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in
den spanischen Niederlanden und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt
des Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben
reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an
die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die
reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie
seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern.
1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft
Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen
Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber
am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt
Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu
Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern
Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die
Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530
Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit
Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs
und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die
Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie
die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899
erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz
der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von
Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas
II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus
Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Thurn
und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die
Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für
dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des
europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis,
1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996,
515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn
und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und
Taxis, 2003.
Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im 2.
Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene Turris
Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430 wurde
es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu Beginn des 6. Jahrhunderts
Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon). Seit dem 9. Jahrhundert
gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern. 1188 konnte sich die
Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und damit zur freien Stadt
aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg
und wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden
angeschlossen. 1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam
1714 aber wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt,
gehörte aber noch zum burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an
die Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902;
Rolland, P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F.,
Etude sur les civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de
Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai,
hg. v. Thomas, F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
Turin (Markgrafschaft). Die am Zusammenfluss
von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung colonia Iulia Augusta
Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im frühen 5. Jahrhundert
von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über Goten und Burgunder kam es 568 an die Langobarden und 773/774 an die Franken.
827 und 880 sind fränkische Grafen von T. nachgewiesen. Zunächst unter den Markgrafen
von Ivrea wurde T. um 950 Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten Markgrafen
(1091) bestehenden Mark. Danach traten Bischof und Stadt hervor (1147/1149
consules). 1280 kam T. an Savoyen (1418 endgültig eingegliedert). Nach 1418
wurde es Sitz der Hauptlinie der Grafen (1536 Vorherrschaft Frankreichs). 1861
gelangte es in Sardinien-Piemont zum neuen Königreich Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.;
Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin, LexMA 8 1996, 1100.;
Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2 (1280-1536) hg. v. Comba,
R., 1997.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift,
Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation
Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1.
Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das
Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste.
Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von
Groningen gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026,
Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046,
Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau)
1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe
zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche
Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie
die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in
die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog.
Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land
zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel,
zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich
und Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit
Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet
gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das
Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland
vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als
Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede
bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland,
Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648
löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der Union der Niederlande
(Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18. Jahrhunderts bildete U. unter der
Herrschaft Frankreichs mit einem Teil Hollands das Département Zuidersee
(Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg.
v. Lieven, J., 2014, 133.
Valois/Burgund
(Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 199.
Veluwe (Grafschaft südlich der Zuidersee). Die
Grafschaft V. (zu fahl im Sinne von unfruchtbar) südlich der Zuidersee bzw. des
Ijsselmeeres gehörte zum Herzogtum Geldern, das 1377/1379 an Jülich kam, 1423
aber wieder selbständig wurde, bis es 1472/1473 an Burgund
und damit später (1477) an Habsburg fiel. 1578/1579 löste sich der größte Teil
Gelderns von Habsburg bzw. Spanien und schloss sich den Generalstaaten der
Niederlande an.
L.: Wolff 68; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Uelue) südlich der
Zuidersee; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 1002; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 45, 47, 96 Feluwa; Jappe Alberts, W.,
Geschiedenis van Gelderland, 1966; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Azewijn, Elten, Emmerich, Voorst?).
Venaissin (Grafschaft). 1229 trat Graf Raimund
VII. von Toulouse das V. in der Provence links der unteren Rhone (Carpentras,
Venasque, Avignon) im Königreich Burgund an den
Papst ab. 1234 erhielt er es als Lehen der Kirche zurück. Nach dem Aussterben
der Grafen beanspruchte Frankreich die Grafschaft. Dem Papst gelang es aber
1274, die Ansprüche abzuwehren. 1791 annektierte Frankreich die Grafschaft.
1797 erklärte sich der Papst mit der Entziehung einverstanden.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 286.
Vienne (Erzstift). V. an der Rhone kam als
Hauptort der keltischen Allobroger 121 v. Chr. an die Römer (Vienna). 314 war
es Vorort der diokletianischen Diözese Viennensis und Sitz eines Bischofs (Ende
des 3. Jahrhunderts?), seit 430 eines Erzbischofs. Um 468 wurde es Hauptort der
Burgunder. 534 fiel es an die Franken. 879
bestimmte Graf Boso von V. es zum Hauptort des von ihm gegründeten Königreichs
Niederburgund, das 928 in Hochburgund aufging. 1023 wurden die Erzbischöfe
Grafen, verloren aber die Grafschaft im 12. Jahrhundert an die Grafen der
Dauphiné. 1448 erreichte Frankreich in der Nachfolge der Grafen der Dauphiné
die Anerkennung als Lehnsherr. 1730/1801 wurde das Erzstift aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 6 c (7./8. Jh.) A1; Faure, C., Histoire de la réunion
de Vienne á la France, 1907; Clément, P., Vienne sur le Rhône. La ville et les habitants, 1955; Cavard,
P., Vienne, 1975; Chomel, V., Vienne, LexMA 8 1996, 1646ff.
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus
Juranensis, 756 pagus Valdensis (Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das
Gebiet als Grafschaft W. seinem Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und
mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und
Neuenburg abgetrennt. Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge
von Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und
14. Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern
und Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens
und machten sie zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die
Reformation eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne
und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und
Wallis als Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete
Savoyen auf die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798
löste sich W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als
Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der
Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1.
3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt, Vaud ;
Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois, 888-1250,
1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd. 1,2
1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud; La
maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990; Durussel,
V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays de Vaud,
1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz, G., Vaud,
LexMA 8 1996, 1435f.
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in
den unteren Teil (Unterwallis), später Alemannen in den oberen Teil
(Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die Franken, 843 an Lotharingien, 888
an das Königreich Hochburgund, in dem König Rudolf II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte
verlieh, und mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. 1403 schloss der Bischof
von Sitten, der damit als Graf von W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen
mit den im Kampf gegen die bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen von
Savoyen ihn unterstützenden oberwallisischen Bauern einen Bund mit den
Eidgenossen der Schweiz (Luzern, Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W.
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1475/1476 eroberten Bischof und
Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als gemeine Herrschaft. 1528
verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation wurde unterdrückt.
1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine Rechte als Landesherr.
1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der Helvetischen Republik), 1802
zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit
Frankreich vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die
Schweiz aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis
bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in verschiedene
(westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien aufgeteilten
Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig dem Frommen,
seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen verheiratet. Von
seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren die burgundische,
1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die Herrschaft über das
Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und
über Welf II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche
Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen
von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055
im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien
verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich
X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III.,
ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit
Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die
Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel,
Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen
Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837
Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor
das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg.
v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof,
hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2.
Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt
des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches
Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin
verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803
(?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über.
Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten
dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801
fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der Reichsunmittelbarkeit),
1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs, 1816 an
Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am
Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert,
F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms
1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs
Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die
Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die
Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die
politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum,
1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 688.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft
Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die
Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte
(Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten
[1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg).
1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei
Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft
Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten
Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit
Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb
durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste
W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft
Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen,
die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei
Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach
(Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise
die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die
Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen
(Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels,
Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach
(Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach,
Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei
Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld,
Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb
Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg,
Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der
Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein,
Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg
Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht
uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V.
die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab
1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der
Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher
Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in
eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund,
7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des
Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die
Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und
Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen)
sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn,
Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem
Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern).
Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch
Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das
Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das
Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster
in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil
und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die
Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster
Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf,
das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das
Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg,
Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw.
Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg),
Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die
Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen
und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das
Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in
Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und
Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch
Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das
Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und
Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830
die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an
Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die
österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg,
hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates,
Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986;
Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine
Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello,
H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur
Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht
(1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im
spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird
Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur
Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und
Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952,
2001; Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten
1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v.
Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des
Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg.
v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen
Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v.
Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte
der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung
des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs
bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden
(vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078
erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der
Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von
Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg),
des Rektorats über Burgund (1127, danach
Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten),
der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen Schwarzwald und
Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland 1157,
Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz reichendes,
durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes Herrschaftsgebiet auf
(1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie
der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über Schaffhausen und die
Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen
die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg, Grafen von
Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere
Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren danach
Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue Forschungen,
hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U.,
Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 31; Weller,
T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
505.
Aarschot* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Achberg* (Ht, rriHt) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenzollern-Sigmaringen, Reutner von Weil
Aerschot* (Aarschot) (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Altshausen* (RDorf, DOKomm) Achberg, Arnegg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Rohr und Waldstetten bzw. Rohr-Waldstetten, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Andechs* (G, Hz) Babenberger, Bamberg, Bayern, Bayreuth, Benediktbeuern, Brixen, Burgund, Coburg, Dießen, Formbach, Giech, Krain, Kulmbach, Meranien, Neuburg am Inn, Tirol, Weimar, Windischgrätz, Wittelsbach
Andlau* (G, RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Unterelsass bzw. unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft
Antwerpen* (MkGt) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Luxemburg, Salm
Arelat Burgund, Die, Savoyen
Arles* (RS) Burgund, Die, Provence
Arneck Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Arnegg
Arnegg* (Ht) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Artois* (Gt) Burgund, Flandern, Frankreich, Niederlande
Auxerre Burgund
Avignon Burgund, Provence, Venaissin
Basel* (Ka, FBtm, Residenz, RS, RVS) Baden (MkGt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Biel, Breisach, Delsberg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Franquemont, Geizkofler, Härkingen, Jura, Münster (RS), Oberrheinischer Reichskreis, Pfirt, Pruntrut, Rappoltstein, Sankt Blasien, Schweiz, Wehr (Ht), Zugewandte Orte, Zürich (Ka)
Belgien* Aalst, Bouillon, Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Deutscher Bund, Eupen-Malmedy, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Flandern, Havré, Hennegau, Hohenzollern-Sigmaringen, Limburg (Hztm), Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Mecheln, Moresnet, Namur, Nassau-Dillenburg, Niederlande, Rebecq (Rebecque), Reckheim, Stablo, Stablo und Malmedy, Tournai
Bergen op Zoom*(, Berg op Zoom, Bergen-op-Zoom) Bayern, Burgundischer Reichskreis, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Berghes* (Ftm) Burgundischer Reichskreis s. Grimbergen
Bern* (Ka, RS) Aarberg, Aargau, Baden, Basel (FBtm), Biel, Burgdorf, Echallens, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Haslital, Jura, Lausanne (Hochstift), Lausanne (RS), Moutier, Murten, Neuenburg, (Neuveville,) Neuenstadt, Payerne, Rapperswil, Sankt Gallen (RAbtei), Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Schweiz, Solothurn, Waadt, Wangen, Zähringen, Zehngerichtenbund, Zürich (RS)
Besançon* (EStift, Residenz, freie RS) (Bisanz) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Konstanz, Lausanne, Metz (Hochstift), Straßburg (Hochstift)
Beuggen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Bleichen (Unterbleichen) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Blumenfeld Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Mainau
Boulogne Burgund
Bourgogne Burgund
Bournonville* (Ftm) Burgund
Brabant* (Hztm) Aerschot bzw. Aarschot, Antwerpen, Belgien, Bergen bzw. Bergen-op-Zoom, Berghes, Brüssel, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Geldern, Generalstaaten, Grimbergen, Hessen, Hoogstraten, Jülich, Kerpen (Ht, RGt), Köln (EStift), Limburg, Lommersum, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Mecheln, Niederlande, Nivelles, Rubempré-Everbergh, Thüringen, Turnhout, Wittem
Breda* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau
Breisgau* (Gt, LGt, LV) Baden, Bernau, Burkheim, Deutscher Orden, Ebringen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Este, Ettenheimmünster, Heitersheim, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Konstanz (Hochstift), Kranzenau, Lichteneck, Liechteneck, Modena, Modena-Breisgau, Munzingen, Murbach, Österreich, Rheinfelden, Schuttern, Schwörstadt, Triberg, Udalrichinger, Urach, Urach-Freiburg, Vorderösterreich, Waldstädte, Zähringen
Burgund* (KgR, Hztm, FreiGt) Aalst, Andechs, Antwerpen, Aosta, Arles, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belfort, Belgien, (Berghes,) Bern, Besançon, Bournonville, Brabant, Breisach, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Dauphiné, Den Haag, Diedenhofen, Dole, Elsass, Elten, Flandern, Franche-Comté, Frankreich, Freiburg (RS), Gaveren, Geldern, Generalstaaten, Genf (Hochstift), Gent, Grimbergen, Habsburg, Holland, Jever, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Laupen, Lausanne, Limburg (Hztm), Lommersum, Lure, Luxemburg, Luxeuil, Mecheln, Moers, Mömpelgard, Namur, Neuenburg, Niederlande, Österreich, Ostfriesland, Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Salins, Savoyen, Schweiz, Seeland, Sitten, Solothurn, Sundgau, Thoire-Villars, Tournai, Utrecht, Veluwe, Welfen, Württemberg, Zähringen
Burgundischer Reichskreis Aalst, (Berghes,) Bournonville, Burgund, Dalhem, Egmond, Enghien, Freie Land (Freies Land), Gaveren (Gavern), Geldern, Gent, Grimbergen, Havre, Hertogenrade, Hoogstraten (Hogstraaten), Horn (Hornes), Isegheim (Izegem), Ligne, Limburg (Hztm), Looz-Corswarem, Luxemburg, Mecheln, Namur, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reichskreise, Rubempré-Everbergh, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai, Turnhout, Valkenburg, Walheim (Wahlen, Walem)
Chalon (RFtm) Burgund, Dole, Nassau, Nassau-Oranien, Neuenburg, Oranien
Charolles (Charolais) Burgund, Chalon
Chiny* (Gt) Burgund, Looz, Luxemburg
Comines Burgundischer Reichskreis
Croy* (Hz) Aerschot bzw. Aarschot, Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Dülmen, Millendonk (Myllendonk), Münster, Westfalen
Dalhem* (Gt) Burgundischer Reichskreis
Dauphiné* (Ftm) Burgund, Die (G, Hochstift), Faucigny, Frankreich, Vienne (EStift)
Deutscher Orden* (RF) Absberg, Althausen, Altshausen, Ansbach, Aschausen, Baden, (Baussau), Bayern, Brandenburg, Busau, Culm (Kulm), Danzig, Edelfingen, Elbing, Ellingen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Ermland, Etsch (BaDO bzw. DOBa), Estland, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freudenthal, Heuchlingen, Hohenfels, Hohenzollern-Sigmaringen, Horneck, Koblenz (BaDO bzw. DOBA), Königsberg, (Kulm, Kulmerland,) Kurland, Landsberg an der Warthe, Lettland, Lichtel, Livland, Mainau, Marienburg, Memelgebiet, (Bad) Mergentheim, Neckarsulm, Neuhaus, Neumark, Obergriesheim, Offenau, Österreich (BaDO bzw. DOBa), Österreichischer Reichskreis, Ostpreußen, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Preußen, Riga, Rohr-Waldstetten, Rüdt von Collenberg, Samland, Scheuerberg, Schwertbrüderorden, Siebenbürgen, Stolp, Talheim, Templerorden, Tengen, Thüringen, Ungarn, Untergriesheim bzw. Untergrießheim, Wenden in Lettland, Westpreußen
Deutschmeister Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Deutscher Orden
Dillenburg* (Bg, Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg
Doornik* (Ht) (Burgundischer Reichskreis,) (Niederlande,) s. Tournai
Egmond* (G, Geschlecht) Burgundischer Reichskreis, Geldern, Zutphen
Elsass-Schwaben-Burgund* (BaDO bzw. DOBa) Altshausen, Arnegg, Deutscher Orden, Mainau, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rohr-Waldstetten s. Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Elsass und Burgund* (BaDO bzw. DOBa) bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Enghien* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis
Flandern* (Gt) Aalst, Artois, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Gaveren, Generalstaaten, Gent, Hennegau, Iseghem (Izegem), Mecheln, Namur, Niederlande, Seeland, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai
Franche-Comté Burgund, Mömpelgard
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken
Freiburg* (im Breisgau) (G, RS, Ka, Erzdiözese, Residenz, Kastellanei) Baden, Badenweiler, Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fürstenberg, Habsburg, Konstanz, Lenzkirch, Mainz, Österreich, Schwäbisch Österreich, Staufen, Urach, Urach-Freiburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Worms, Zähringen
Frick Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Gaveren* (Ftm, Roede) Burgundischer Reichskreis
Gebweiler Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Murbach
Geldern* (Gt, Hztm, Residenz) Anholt, Borculo bzw. Borkulo, Brabant, Burgundischer Reichskreis, Doornwaard, Drente, Frankreich, Generalstaaten, Groningen, Hamb, Hoevelaken, Hörstgen, Jülich, Kleve, Limburg, Lüttich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nimwegen, Oranien, Overijssel, Preußen, Rozendaal, Scherpenzeel, Tecklenburg, Utrecht, Veluwe, Wickrath, Zutphen
Gent* (BgGt) Burgundischer Reichskreis
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Havré* (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Croy
Hemmendorf (bei Rottenburg am Neckar) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Württemberg
Hennegau* (Gt) Bayern, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Enghien, Fagnolle (Fagnolles), Flandern, Havré, Holland, Looz-Corswarem, Namur, Niederlande, Rebecq (Rebeque)
Herzogenrath* (Ht) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Limburg
Hitzkirch Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Hochmeister* (Deutscher Orden) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, s. Deutscher Orden
Hohenfels* (bei Konstanz) (Ht) Altshausen, Deutscher Orden, Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenzollern-Sigmaringen
Holland* (Gt) Bayern, Bentheim, Burgund, Den Haag, Friesland, Generalstaaten, Hagestein, Hooge-Zwaluwe, Horstmar, Isselstein (bzw. Ijsselstein), Lage-Zwaluwe, Leerdam, Nassau-Dillenburg, Niederlande, Ostfriesland, Seeland, Tecklenburg, Utrecht, Zevenbergen
Hoogstraten* (Hoogstraaten) (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Rennenberg, Salm
Horn* (an der Maas in der Provinz Limburg) (Hoorn) (RGt) Burgundischer Reichskreis, Looz, Salm, Salm-Kyrburg
Hoya* (Gt) Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Bruchhausen, Burgundischer Reichskreis, Calenberg, Diepholz, Hannover, Lüneburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Oldenburg-Wildeshausen, Roden, Sachsen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen
Ihlingen (Illingen) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Immenstadt* (RGt) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Königsegg, Rothenfels
Iseghem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis bzw. Izegem
Izegem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis, s. Iseghem* (Ftm)
Kaysersberg* (RS) Dekapolis, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hagenau
Köniz (im Kanton Bern) (Könitz) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Ligne* (RG, RF) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Edelstetten, Fagnolle (Fagnolles)
Limburg* (an der Maas) (Hztm) Berg, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Deutscher Bund, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Gronsveld (Gronsfeld), Herzogenrath, Jülich-Kleve-Berg, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Niederlande, Reckheim (Reckum), Reifferscheid, Rheinprovinz, Richold, Salm, Salm-Kyrburg, Stein, Valkenburg, Wijlre (Wylre), Wittem
Lothringen* (Hztm) Apremont, Bar, Bitsch, Blankenberg, Blieskastel, Bolchen, Bouillon, Brabant, Burgund, Elsass-Lothringen, Falkenstein (Ht, Gt), Finstingen, Forbach, Frankreich, Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Hessen, Köln (EStift), Kriechingen, Lixheim, Luxemburg, Luxeuil, Metz (Hochstift), Michelbach (RDorf), Mörchingen, Nalbach, Nancy, Nassau-Saarbrücken, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Österreich, Pfalz, Püttlingen, Saalfeld, Saarburg, Saarwerden, Sachsen-Saalfeld, Salm, Schuttern, Sponheim, Toskana, Toul, Vaudémont, Verdun, Westrich, Zweibrücken
Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein
Lyon Burgund,
Frankreich
Lysgau* s. Listrogouwe
Mâcon Burgund
Mainau* (DOKomm bzw. DOKommende) Baden, Blumenfeld, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Tengen
Mecheln* (Ht) Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Niederlande, Trier (EStift)
Mömpelgard* (Gt, RGt, Residenz) Altkirch, Burgund, Elsass, Frankreich, Württemberg, Württemberg-Mömpelgard
Mülhausen* (RS) Dekapolis, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Leiningen, Schweiz, Sundgau, Zugewandte Orte
Namur* (Gt) Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Flandern, Frankreich, Hennegau, Limburg (Hztm), Lüttich, Niederlande, Sankt Maximin
Nassau* (Gt, Hztm) Alsenz, Altleiningen, Ansbach, Arnstein, Beilstein, Braubach, Breidenbacher Grund, Burgundischer Reichskreis, Camberg, Cleeberg, Commercy, Dannenfels, Dernbach, Deutscher Bund, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Eberbach, Eppstein, Esterau, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Flach von Schwarzenberg, Franken (Hztm), Freusburg, Gemünden, Geuder von Heroldsberg, Greifenstein, Grenzau, (Großhessen,) Hachenburg, Hadamar, Hattstein, Heimbach, Heroldsberg, Hessen, Hessen-Nassau, Hohensolms, Hohlenfels, Holzappel, Idstein, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Katzenelnbogen, Kehl, Kerpen (Ht, RGt), Königstein (Gt), Lahr, Leiningen, Leyen, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lommersum, Luxemburg, Mahlberg, Mainz (EStift), Meudt, Molsberg, Nassau-Liebenscheid, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neubamberg bzw. Neu-Bamberg, Neuwied, Niederisenburg, Nievern, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Ortenberg, Osterspai, Pfalz, Preußen, Reichenstein, Reifenberg, Rheingau, Rheinland-Hessen-Nassau, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter von Kornburg, Rüdesheim, Runkel, Saarbrücken, Sayn (Abtei)Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Schönau, Schönborn, Schweighausen, Siegen, Soden, Solms, Sporkenburg, Stein (ruHt), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Trier (EStift), Usingen, Vallendar, Vetzberg, Vianden, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, (Wettiner,) Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Winden
Nevers Burgund, Mantua
Niederlande* (Staat) Aalst, Ameiden, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bouillon, Brabant, Breda, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cuylenburg (Culemborg), Deutscher Bund, Deventer, Drente, Egmond, Eiß, Elten, Flandern, Frankreich, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Groningen, Gronsveld (Gronsfeld), Habsburg, Havré (Havre), Hennegau, Holland, Hoorn (Horn), Jülich, Kleve, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg Hztm, Lüttich, Luxemburg, Maastricht, Moresnet, Namur, Nassau, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nimwegen, Nivelles, Oranien, Österreich, Ostfriesland, Overijssel, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reckheim bzw. Reckenheim, Richold, Salm, Scherpenzeel, Schlenaken (Schlenacken), Schwarzenberg, Seeland, Spanien, Stablo (Stablo und Malmedy), Stein, Thorn, Thurn und Taxis, Tournai, Utrecht (Bg, S), Utrecht (Hochstift), Veluwe, Vianen, Wijlre (Wylre), Wittem, Zutphen
Oranien* (Gt, Ftm) Bentinck, Burgund, Geldern, Groningen, Lingen, Moers, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Neuenburg (Gt), Niederlande, Overijssel, Preußen, Provence, Tecklenburg, Valangin, Waldeck
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Picardie Burgund
Provence* (Gt, Lschaft) Arles, Burgund, Forcalquier, Frankreich, Luxeuil, Nizza, Venaissin
Ravensburg* (RS) Brochenzell, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Oberschwaben, Schmalegg, Schwaben (LV), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Waldsee
Räxingen s. Rexingen (Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund)
Rebecq* (bzw. Rebecque) (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Reichskreise* Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis
Rethel Burgund
Rexingen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Johannitermeister bzw. Johanniterorden
Rheinfelden* (RS, Ht) Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fricktal, Kempten (gfAbtei), Lausanne, Schwörstadt, Vorderösterreich, Waldstädte, Zähringen, s. Truchsess von Rheinfelden
Rheinisches Reichsprälatenkollegium* Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Elsass-Burgund(, Elsass-Schwaben-Burgund), Gandersheim, Isny, Koblenz (BaDO bzw. DOBa), Odenheim bzw. Odenheim (und Bruchsal), Quedlinburg, Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Thorn
Rohr (Unterrohr) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Rohr-Waldstetten* (Ht) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Rohrdorf (bei Eutingen) Elsass und Burgund, Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenberg (RRi), Johanniterorden
Rubempré-Everbergh* (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Salins* (Gt) Burgund, Chalon, Haldenstein
Salm-Salm* (G) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Münster (Hochstift), Oberrheinischer Reichskreis, Rhaunen, Rheinbund, Salm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Savoyen* (G, Hz) Acqui, Alba, Alessandria, Aosta, Asti, Bern (RS), Burgund, Chablais, Chambéry, Faucigny, Frankreich, Freiburg im Üchtland, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Italien, Ivois, Ivrea, Lausanne, Mailand, Mantua, Montferrat, Murten, Nizza, Oberrheinischer Reichskreis, Österreich, Piemont, Pinerolo, Saluzzo, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Sitten, Susa, Thoire-Villars, Turin, Vercelli, Waadt, Wallis
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium* Colloredo, Eberstein (Gt), Eglingen, Eglofs, Elsass-Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Gundelfingen, Khevenhüller, Kinzigtal, Kuefstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, (Menthor,) Montfort (Menthor), Neipperg, Pappenheim, Rothenfels, Sankt Blasien, Sinzendorf, Stadion, Sternberg, Stühlingen, Thannhausen, Traun, Waldburg, Wallenstein, Wiesensteig
Schweiz* (L) Appenzell, Baden, Basel, Bern, Biel, Blenio, (Bollenz, )Breisgau, Burgund, Chur, Echallens, (Eidgenossenschaft,) Engelberg, Eschental, Ettenheimmünster, Freiburg im Üchtland, Fricktal, Gams, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Gersau, Glarus, Graubünden, Greyerz, Habsburg, Haldenstein, Haslital, Jura, Kiburg (Kyburg), Klettgau, Konstanz, Konzenberg, Kreuzlingen, Lausanne (Hochstift), Lausanne (RS), Liechtenstein (Ftm), Leventina (Livinen), Locarno, Lötschental, Lugano, Luzern, (Maggia) (Maeintal), Maienfeld, Maiental, Mailand, Mendrisio, Moutier, Mülhausen, Murbach. Muri, Neuenstadt (Neuveville), Neuenburg (Ka), Neuveville, Österreich, Pfäfers, Rheineck (RS), Rheinfelden, Rheintal, Riviera, Rottweil, Sankt Gallen (RAbtei), Sankt Gallen (RS), Sargans, Sax, Schaffhausen (RS), Sitten, Solothurn, Tarasp, Tessin (Ka), Thurgau, Toggenburg, Unterwalden, Unterwallis, Uri, Urseren, Valangin, Valle Maggia, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waadt, Waldstädte, Waldstätte, Wallis, Werdenberg, Wettingen, Zähringen, Zug, Zugewandte Orte, Zürich (Ka), Zürich (RS)
Seeland* (in den Niederlanden) (Gt) Bayern, Burgund, Hennegau, Holland, Niederlande, Nivelles, Oranien
Spanien* (KgR) Antwerpen, Asti, Besançon (freie RS), Burgund, Burgundischer Reichskreis, Generalitätslande, Generalstaaten, Graubünden, Groningen, Habsburg, Hennegau, Holland, Italien, Kerpen (Ht, RGt), Limburg (Hztm), Lingen, Lombardei, Mailand, Mantua, Neapel, Niederlande, Novara, Oranien, Österreich, Parma und Piacenza, Seeland, Sizilien, Thurn und Taxis, Veluwe, Wittem
Steenhuysen* (Ftm) bzw. Steenhuize Burgundischer Reichskreis
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Sumiswald Bern (RS), Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Suntheim* (RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Thurn und Taxis* (F) Ballmertshofen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Burgundischer Reichskreis, Bussen, Demmingen, Dischingen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Eglingen, Friedberg-Scheer, Hohenzollern-Sigmaringen, Kurrheinischer Reichskreis, Marchtal, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Ostrach, Regensburg (freie RS), Regensburg Sankt Emmeran, (Salem,) Schemmerberg, Schenk von Castell, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Stotzingen, Straßberg, Waldburg-Scheer, Wörth
Tour et Tassis (Burgundischer Reichskreis), s. Thurn und Taxis
Tournai* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Hennegau, Niederlande
Überlingen* (RS) Althohenfels, Baden, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenbodman, Hoppetenzell, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kaufbeuren, Memmingen, Ramsberg, Ravensburg, Salem, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Wangen
Unterbleichen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Unterrohr Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Unterschwandorf (bei Haiterbach) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Kechler von Schwandorf
Valkenburg* (Valkenberg) (Gt) Burgundischer Reichskreis
Valois-Burgund* Geschlecht bzw. Dynastie)
Vollmaringen (Volmeringen) Hornstein (FreiH, RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Rost, Streit von Immendingen
Volmeringen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Vollmaringen
Walddorf (Waldorf) (bei Altensteig) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Waldgau (in Burgund) Waadt
Waldorf s. Walddorf (bei Altensteig) (Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund)
Waldstetten (im Kreis Günzburg) Elsass-Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund)
Wasenweiler Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Zutphen*( Zütphen) (Gt) Burgund, Geldern, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Ravensberg, Tecklenburg