Böhmen in der deutschen Landesgeschichte (200)
Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser Heinrich VI., der zu Beginn des Jahres 1196 den Fürsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Köln den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen als Gegenkönig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergönnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sieben Fürsten als Königswähler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der König bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches grundsätzlich abhängig war und denen es 1356 gelang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nichtappellation in der Goldenen Bulle Karls IV. von Luxemburg festschreiben zu lassen.
Um die Besetzung des Königtums rangen dabei in der nachstaufischen Zeit vor allem die Geschlechter der Luxemburger, Habsburger und Wittelsbacher. Von ihnen bewirkten die Luxemburger 1327/1339/1348 den Übergang Schlesiens von Polen an Böhmen und damit an das Reich. Nach ihrem Aussterben übernahmen die Habsburger das luxemburgische Erbe.
Das Kurfürstenkolleg: 1. Erzbischof von Mainz, 2. Erzbischof von Trier, 3. Erzbischof von Köln, 4. König von Böhmen, 5. Pfalzgraf bei Rhein (bzw. Herzog von Bayern), 6. Kurfürst von Sachsen, 7. Kurfürst von Brandenburg (seit 1618 in Personalunion auch Herzog des aus verbliebenem Deutschen Ordensland gebildeten Herzogtums Preußen, 1701 König in Preußen), 8. Herzog von Braunschweig-Lüneburg (seit 1692).
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten.
Nicht in diese sechs bzw. zehn Reichskreise eingekreist waren: Königreich Böhmen, Markgrafentum Mähren, Markgrafentum Oberlausitz, Markgrafentum Niederlausitz, Herzogtum Schlesien preußischen und böhmischen Anteils, Grafschaft Glatz, Herrschaft Asch, Reichsstift Burtscheid, Propstei Cappenberg, Herrschaft Dreis, Herrschaft Dyck, Frauenstift Elten, Herrschaft Freudenberg (bzw. Freudenburg), Herrlichkeit Hörstgen nebst Rittersitz Frohnenburg (bzw. Frohnenbruch), Land Hadeln, Grafschaft Homburg, Herrschaft Jever, Herrschaft Kniphausen, Reichsherrschaft Landskron, Herrschaft Lebach, Reichsherrschaft Mechernich, Grafschaft Mömpelgard, Herrschaft Nalbach, Herrschaft Oberstein, Herrschaft Pyrmont, Herrschaft Rhade (bzw. Rath), Herrschaft Rheda, Herrschaft Richold, Herrschaft Saffenburg, Reichsherrschaft Schauen, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Schönau, Abtei Schönthal (bzw. Schöntal), Herrschaft Schwarzenholz, Herrschaft Stein, Herrschaft Wasserburg, Herrschaft Wildenberg (bzw. Wildenburg), Kirchspiel Winden, Herrschaft Wylre, Grafschaft Fagnolle (sowie die Reichsritter und die Reichsdörfer).
An der territorialen Gliederung rüttelte auch die außenpolitisch mit Gewalt über die bestehenden Grenzen ausgreifende Diktatur Adolf Hitlers zwischen 1933 und 1945 (Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes, Memelland, Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland, Ostoberschlesien, Eupen-Malmedy, Luxemburg, Elsass-Lothringen, Teile von Slowenien) nicht grundsätzlich. Allerdings höhlte sie den bisherigen Föderalismus sachlich weitgehend aus und stellte neben die Einteilung in Länder eine Gliederung in 42 Gaue. Entscheidungen wurden hauptsächlich zentralistisch getroffen.
Asch (Herrschaft). A. im Nordwesten Böhmens gehörte ursprünglich zum Reichsland Eger. Nach
dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde es Mittelpunkt einer um die Burg Neuberg
gebildeten eigenen Herrschaft. Sie kam 1400 an die Herren von Zedtwitz und
umfasste A. und 18 Dörfer. Sie war reichsunmittelbares Lehen der Krone Böhmens und gehörte keinem Reichskreis an. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr die Reformation bestätigt. Nach
vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde sie 1806 erfolgreich Böhmen eingegliedert. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 492f.; Alberti, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des
Ascher Bezirkes, Bd. 1ff., 1935ff.
Auschwitz (Herzogtum), poln. Oświęcim.
A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung Teschens entstandenen,
1327 unter die Lehnshoheit Böhmens gelangten
Herzogtums A. 1457 wurde es an Polen verkauft. 1521 starben die Herzöge von
Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit Galizien an Österreich und gehörte
seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an Polen zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D.,
Auschwitz, 1998.
Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in
der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) benanntes, in
Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark begütertes
Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet wird
(Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die Vormacht
in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945 letztmals
bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner.
Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für
Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als
erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen
Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische
Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980)
verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch
starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt
1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter
an verschiedene Familien kamen (Markgrafen von Meißen, Bretislav von Mähren,
Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw. Pottenstein). Liutpolds Mark
erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen Enns und Tulln und wurde bald
nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere unter dem mit der Salierin
Agnes verheirateten Leopold III. wurde die babenbergische Herrschaft mit
reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als Ausgleich für den
Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder Konrad III.
anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium minus die
Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft) zum territorialen
Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs des Löwen das Gebiet
zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht Teile des Traungaues.
1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs auf Grund Erbvertrags
von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229 wurden Andechser Güter in
Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm erloschenen Geschlechts traten
nach den Wirren des Interregnums, in denen Österreich über Margarete von
Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen
gelangt war, 1282 die Grafen von Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894;
Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966;
Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau,
H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten
Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur
Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin,
M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte,
M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die
Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern
und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II.
Jasomirgott, 2012.
Bautzen (Land). Das von dem altsorbischen
Personennamen Budych abgeleitete B. war seit Beginn der slawischen Besiedlung
Hauptort des Stammesgebiets der Milcanen. Nach längeren Kämpfen konnte König
Konrad II. das Gebiet um B. gewinnen. 1081 kam es als Reichslehen an den Herzog
von Böhmen. Dort verblieb es mit Ausnahme
kürzerer Zwischenzeiten (1113-1115, 1143-1156 [Markgrafen von Meißen],
1262-1319 [Askanier], 1469-1490) bis 1635 und wuchs seit dem 15. Jahrhundert
mit den Ländern Görlitz und Zittau zur Oberlausitz zusammen.
L.: Wolff 470; Ludat, H., An Elbe und Oder um das Jahr 1000, 1971; Ludat, H.,
Bautzen, LexMA 1 1980, 1692f.; Schrammek, R., Verkehrs- und Baugeschichte der
Stadt Bautzen, 1984.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden
(Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz
Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn
des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode
Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten
und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger
(Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines
Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der
Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde
Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er
verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier
erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische
Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein
Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von
Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des
Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen
Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und
weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland,
Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V.
(Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam
die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und
Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande.
Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369
Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von
Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische
Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985;
Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91,
94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii,
Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und
der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B.,
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Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der
amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568,
hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer
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Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen
der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns,
(in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus
1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76;
Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v.
Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven
bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn,
hg. v. Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988; Neuanfang
in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, hg. v.
Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte Bayern, hg.
v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise. Namen und
Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988; Lieberich,
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Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der Karte, 1988;
Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525, Zs. f. bay.
LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum
zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in
Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Kremer,
R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450,
1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen der Herzöge von Bayern,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen Residenzen
im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann, D.,
Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der
Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der
Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A.
2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg,
Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs
Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997;
Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998;
Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v.
Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810);
Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007;
Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-Deggendorf (Herzogtum). Nach Deggendorf an der
Donau nannten sich im 12. Jahrhundert Grafen von Deggendorf, die ihre Rechte
von den Babenbergern ableiteten. Nachdem 1220 der letzte Graf von Deggendorf
nach Böhmen geflohen war, nahm um 1246 Herzog
Otto II. von Bayern Deggendorf in Besitz. 1331 entstand durch Teilung
Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1333 wieder erlosch.
L.: Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf,
1950.
Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang
mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel entstand in der 1. Hälfte des
13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der
Ministerialen von Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490
wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an das Hochstift Lebus verpfändet.
1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin, 1575 an Brandenburg. Sie gehörte
dem obersächsischen Reichskreis an und stand bis 1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003.
Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei
Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im
12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen,
Mähren und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau zu Lehen
und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von Ronsberg).
Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie der Grafen
von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit
Österreichs hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell
die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.
Beuthen (Herzogtum). In der Mitte des 11. Jahrhunderts
ist in B. eine Burg bezeugt. 1254 wurde dort eine Stadt mit deutschem Recht
gegründet. Nach dem Tod des oberschlesischen Piasten Ladislaus von Oppeln 1281
wurde sie Sitz eines eigenen Herzogtums B., zu dem 1286 Cosel kam und das sich
1289 unter Lehnshoheit Böhmens stellte. Nach
Aussterben des Herrscherhauses 1355 wurde Beuthen-Cosel nach einem Erbstreit
zwischen Oels und Teschen geteilt. Beide Landesteile fielen 1475 an König
Matthias Corvinus von Ungarn, 1498 an Oppeln, 1531 mit Jägerndorf pfandweise an
Georg von Brandenburg-Ansbach und 1603 nach dem Aussterben der Ansbacher
Hohenzollern an Preußen. Nach der Ächtung Johann Georgs von Brandenburg
belehnte Kaiser Ferdinand II. 1623 Lazarus Henckel von Donnersmarck mit B. und
Oderberg. 1742 kam die 14 Quadratmeilen große Herrschaft (1697 freie
Standesherrschaft) an Preußen. 1945 fiel B. unter Verwaltung Polens sowie 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 481f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Perlick, A., Geschichte
der Stadt Beuthen in Oberschlesien, 1927.
Bleistein (Herrschaft), Pleystein. Die Herrschaft
Pleystein (B.) an der Grenze Bayerns zu Böhmen
wurde 1418 von Leuchtenberg an die Pfalz verkauft. 1623 zog Ferdinand II. als
König von Böhmen die Herrschaft als verwirktes
Lehen ein und gab sie an Bayern. Dieses verkaufte sie 1626 an Pfalz-Neuburg.
1742/1745 kam sie nach dem Aussterben von Pfalz-Neuburg an die Grafen von
Sinzendorf. S. Bayern.
L.: Wolff 141.
Bogen (Grafen). Nach 1125 erscheinen nördlich
der Donau nahe Straubing in der Nachfolge der Babenberger Grafen von B., die
sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts noch Grafen von Windberg genannt hatten.
Den Kern der Grafschaft bildete (seit der Mitte des 11. Jahrhunderts?) der
östliche Donaugau. Dazu kamen 1158 von den Grafen von Formbach die Grafschaft
im Künzinggau, 1230 große Lehen des Bischofs von Passau und des Herzogs von Böhmen sowie die Grafschaft Deggendorf. Mit Graf
Albrecht IV., starb 1242 das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel an Herzog Otto
II. von Bayern, den Stiefbruder Albrechts IV. aus der zweiten Ehe seiner Mutter
Ludmilla von Böhmen mit Herzog Ludwig I. von Bayern.
Die blauweißen Rauten der Grafen von B. gingen in das Wappen Bayerns ein.
L.: Piendl, M., Die Grafen von Bogen, Jber. des hist. Vereins Straubing 55
(1953)-57 (1955); Piendl, M., Bogen, LexMA 2 1983, 317.
Böhmen
(Herzogtum, Königreich). Der Name B. des seit der Steinzeit besiedelten Gebiets
zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht
auf die keltischen Boier (Bojo-haemum) zurück. Nach der Abwanderung der seit
der Zeitenwende dort ansässigen Germanen drangen im 6. Jahrhundert Slawen in
das Gebiet ein. Sie gerieten später unter fränkischen Einfluss und wurden im 9.
Jahrhundert christianisiert (973 Bistum Prag). Zeitweise stand dann B. unter
mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10.
Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler
kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine
Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der
aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden
(Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11.
Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog
erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte
Ottokar I. von Philipp von Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des
13. Jahrhunderts an steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem
Erwerb Österreichs (1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266),
Kärntens und Krains (1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete)
verheiratete König Ottokar II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber
1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die
Erwerbungen an der Donau und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden,
die für kurze Zeit auch noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie
aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen
von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens
(1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des
Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen
als die Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags
zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der
Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die
Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der
hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das
tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den Städten setzte sich die
tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte
faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471
fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526)
und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des
Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von
Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der
freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des
evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte
sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines
strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren
Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit
1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im
Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt
Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow,
Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor,
Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und
Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19.
Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei
habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen
Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz
Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach
Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom
österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der
tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze
der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung
am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der
Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963;
Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um ihren Staat, 1929; Kartographische
Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach,
K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta
cartographica Bohemiae. Karten von 1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B.,
Prag 1938; Sedlmayer, K., Historische Kartenwerke Böhmens,
1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg. v.
Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das
Reich im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28 (1965),
99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd.
1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm, H.,
Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der
böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm,
H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka,
H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983,
335ff.; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen
Europa: Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H.,
Bibliographie zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder von den
Anfängen bis 1948, Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986;
Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997;
Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988;
Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und
Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen,
1990; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen
und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter,
1994; Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen,
1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014.
Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12.
Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich von
Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird
Hermann von B. genannt, der Reichslehen innehatte. 1356 unterwarfen sich die
Herren von B. mit ihrer bis dahin unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw.
den Königen von Böhmen und erhielten 1361 die
Hälfte von Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft von Karl IV. an die
Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die Unterstellung unter
Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit dem Aussterben
derer von B. ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937.
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den
Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen
Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den
Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft
Preußens säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der
oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen
Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum
eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum
zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der niederschlesischen Piasten von
1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine Brüder Glogau und Liegnitz.
1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf von Habsburg als Reichsfürst
belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz
durch, musste aber Schweidnitz und Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau
abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste
aber im Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau.
1327 übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf der
Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand es
dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen
zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an
Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine Universität. Das
Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise
B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945
stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten),
poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247
Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das
Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens.
1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit
Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge von
Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet des
Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau,
Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere Geschichte
der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983, 683f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 82.
Burgk (Burg, Herrschaft). B. bei Schleiz wurde
vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. 1365 war es unter der Lehnshoheit der
Wettiner in den Händen der Vögte von Gera, in die es wohl durch Heirat von den
Herren von Lobdeburg gelangte. Zwischen 1366 und 1390 kam es durch Verkauf
kurzzeitig an das Deutsche Haus in Schleiz. 1425 entstand durch Erbteilung die
Herrschaft B. (bis 1452). Später kam B. unter der Lehnshoheit Böhmens (1547) an die Linie Reuß-Lobenstein, 1550 an
die Burggrafen von Meißen und 1562/1590 an die Reuß von Plauen, 1594 mit
Dörflas, Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Mönchgrün, Möschlitz, Neundorf
(Neuendorf), Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch an Reuß-Greiz. Bis
1640 bestand ein älteres Haus Reuß-Greiz-Burgk (Reuß-Greiz-Burg), bis 1697 ein
jüngeres Haus. Danach kam B. an Reuß-Obergreiz, seit 1748 Reuß ältere Linie. S.
Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Thüringen.
L.: Wolff 419f.; Mendner, R., Die Herrschaft Burgk bis zu ihrer Angliederung an
das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Diss. phil. Erlangen, 2. A. 1917.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien
an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren,
während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von
Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II.
von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das
burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die
Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von
Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548
vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon
1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien,
1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen
[ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des
Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung
durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande,
Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die
Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux
XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470
(Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La
Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg.
v. Delobette, L. u. a., 2010.
Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des
Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger
Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147
gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser
nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des
Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm
gegründete Familie spaltete im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die
Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die Hauptlinie erwarb am Anfang des
14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in Böhmen,
1378 die Herrschaft Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382 Neuseeberg
in Böhmen. 1396 wurde die ausgedehnte Herrschaft
an das Haus Wettin verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Cosel, Kosel (Herrschaft, Herzogtum), poln.
Kozle. C. an der Oder war im 12. Jahrhundert eine Grenzburg der Piasten gegen
Mähren. 1281 wurde das Herzogtum C. aus Oppeln verselbständigt und kam 1286 an
Beuthen, dessen Träger 1327 dem König von Böhmen
huldigte. Von 1312 bis 1355 war C. Residenz eines Herzogtums. 1355 kam es an
Oels. Von 1451 bis 1471 war es wieder selbständig, fiel 1472 an Münsterberg,
1475 an König Matthias Corvinus von Ungarn, 1490 an Oppeln und 1532 an
Österreich. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand C. unter der Verwaltung
Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 480; Weltzel, A., Geschichte der Stadt, Herrschaft und ehemaligen
Festung Cosel, 2. A. 1888.
Cottbus, Kottbus (Herrschaft). C. wird erstmals
1156 als Burg an einem Spreeübergang erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts
erhielt der Ort wohl durch die Herren von C. das Stadtrecht Magdeburgs. C.
stand unter der Lehnshoheit der Wettiner (bis 1304), der Askanier (bis 1319)
und danach wechselnd Meißens, Sachsens, der Wittelsbacher und der Luxemburger.
1445/1455 verkauften die Herren von C. die Herrschaft C. an Markgraf Friedrich
II. von Brandenburg, dessen Rechte unter der Lehnshoheit Böhmens 1462 anerkannt wurden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte das zusammen mit Peitz ein Gebiet von 16 Quadratmeilen
umfassende C. zum obersächsischen Reichskreis. 1807 an Sachsen abgetreten,
kehrte die Herrschaft schon 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen
zurück. Von 1949 bis 1990 gehörte D. (über Brandenburg) der Deutschen
Demokratischen Republik an.
L.: Wolff 392; Wallner 708 ObersächsRK 1; Krüger, G., Die Geschichte der Stadt
Cottbus, 1930, 2. A. 1941; 800 Jahre Stadt Cottbus, 1956; Ribbe, W., Cottbus,
LexMA 3 1986, 304f.
Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der
Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird
1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das
Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen Reich. Am
Ende des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau († 1476), der mit
Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer
Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und
Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es
mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und
Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert.
1537 verzichteten die Herzöge von Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von
Glogau. C. wurde Lehen Brandenburgs von Böhmen.
Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von Schlesien zu Crossen. 1742
endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S. Brandenburg,
Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des
ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v.,
Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums
Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die
Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert.
Karl Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte
Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und
Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg,
aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dalberg zu Heßloch (Haßloch) (Freiherren,
Reichsritter). Die Freiherren von D. gehörten um 1790 mit einem Zehntel der
Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, Gabsheim
und Heßloch (Haßloch) mit Hospitalhof zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Seit 1810 war sie als Grafen von Ostein in Böhmen begütert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543; Winkelmann-Holzapfel 145; Rahrbach 43.
Dohna (Reichsburggrafschaft). 1040 wird die am
Weg nach Böhmen auf einer vorgeschichtlichen
Anlage wohl schon im 10. Jahrhundert errichtete Burg D. bei Dresden erstmals
erwähnt. 1086 kam sie unter der Herrschaft Böhmens
an Wiprecht von Groitzsch. 1127 erscheint ein edelfreies Geschlecht von Rotowe
bzw. Rötha (Röda bei Altenburg?) im Pleißner Land, das (1144 oder) 1156 von
Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit der Reichsburggrafschaft über das 1152 von Böhmen an das Reich zurückgefallene Donin (seit dem
15. Jh. D.) als Reichslehen belehnt wurde. Sich nach D. benennend breitete es
sich im 13. und 14. Jahrhundert über Böhmen, die
Lausitz und Schlesien aus. 1402 wurde die Familie durch die Markgrafen von
Meißen gewaltsam aus der Burggrafschaft vertrieben. Die Hauptlinie starb 1415
aus. 1423, 1558 und 1648 bestätigten die Kaiser gleichwohl die
Reichsunmittelbarkeit. Außerdem erhielt die Familie 1648 die kaiserliche
Anerkennung als Reichsburggrafen und Grafen, ohne dass dadurch
Reichsstandschaft verliehen worden wäre. Die in der Lausitz, in Schlesien, Böhmen und Preußen begüterte Familie teilte sich seit
1649 in eine 1711 erloschene schlesisch-katholische Linie und eine
ostpreußisch-protestantische Linie mit den Zweigen Lauck, Reichertswalde,
Schlobitten und Schlodien (seit 1619) sowie Dohna-Glodin und Dohna-Wartenberg.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Dohna, S. Graf
v., Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie Dohna, 1876; Dohna,
S. Graf v., Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna, Bd. 1ff.
1877ff.; Kekulé v. Stradonitz, S., Die staatsrechtliche Stellung der Grafen zu
Dohna am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, 1896; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Eger (Reichsstadt), tschech. Cheb. Das Gebiet
an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen Eindeutschung des nach dem Abzug
der Germanen im Frühmittelalter slawisch besiedelten Raumes vor 1167 an die
Staufer, die neben dem 1061 erstmals erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten.
1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach
mehreren früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen.
1353 übernahm Karl IV. als König von Böhmen das
Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht eingelöst. Mit dem Egerland wurde
dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert.
1918 kam es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg und Pfalz Eger, 1934; Sturm,
H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951.
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061
erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des
mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge
und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen
Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold
III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146
und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von
Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu
einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia
Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis
1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen
zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der
Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die
Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich
und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg
(Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im
Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch
entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb
aber 1276 dem Reich zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses
Gebiet als Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des
Bayern zum König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese
wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein
deutsche Bevölkerung aus der 1918 entstandenen Tschechoslowakei weitgehend
ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt,
Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986,
1604ff.
Eggenberg (Freiherren, Fürsten, Reichsfürsten).
Johann Ulrich E. (1568-1634) entstammte einer protestantischen steirischen
Kaufmannsfamilie. Als enger Vertrauter Ferdinands II. wurde er 1598 Freiherr,
1623 Reichsfürst und 1628 Herzog von Krumau. 1717 erlosch die neufürstliche
Familie. Ihre Güter in Böhmen fielen an die
Fürsten Schwarzenberg, das Schloss E. bei Graz an die Grafen von Herberstein.
L.: Klein 150; Heydendorff, W., Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und
ihre Vorfahren, 1965.
Eilenburg (Herrschaft), Eulenburg. Vermutlich ließ
Heinrich I. an der Stelle einer sorbischen Feste die 961 erstmals genannte Burg
E. bei Leipzig errichten. Burg und Umland kamen vor 1000 als Reichslehen an die
Wettiner, von diesen im 12. Jahrhundert an die 1170 erstmals erwähnten
ministerialischen Vögte und Herren von E. (Ileburg) bzw. Eulenburg. 1364 geriet
die Herrschaft unter die Lehnshoheit Böhmens,
wurde aber 1402 vom Markgrafen von Meißen zurückgekauft. 1815 fiel E. an
Preußen. S. Eulenburg.
L.: Wolff 378; Diplomatarium Ileburgense, hg. v. Mülverstedt, A. v., Bd. 1f.
1877ff.; Platen, P., Die Herrschaft Eilenburg von der Kolonisationszeit bis zum
Ausgang des Mittelalters, 1914; Büchting, W., Geschichte der Stadt Eilenburg,
1923.
Eulenburg (Grafen), Eilenburg. Die 1170 erstmals
erwähnten Herren von E. erwarben im 12. Jahrhundert die Herrschaft Eilenburg
bei Leipzig und außerdem Herrschaften in Böhmen
und in der Lausitz und siedelten sich im 14./15. Jahrhundert in Ostpreußen an.
1709 wurden sie in den preußischen Freiherrenstand, 1786 in den preußischen
Grafenstand erhoben. Sie spalteten sich in mehrere Linien (Gallingen, Prassen,
Wicken).
L.: Eulenburg, S. Graf zu, Die Eulenburgs. Geschichte eines ostpreußischen
Geschlechts, 1948
Falkenberg (Herrschaft, Herzogtum). F. an der Steinau
bei Oppeln erscheint 1224 als slawisches Dorf (Nemodlin) bei einer Burg. Dort
wurde vor 1283 eine deutsche Stadt (Valkenberch) gegründet. Sie gehörte zum
Herzogtum Oppeln und war von 1313 bis 1382 Sitz eines eigenen Herzogtums, das
1327 Böhmen huldigte. 1532 kam F. mit Oppeln an Böhmen, 1740 an Preußen, 1945 unter Verwaltung Polens,
an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 479; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Praschma, H.
Graf, Geschichte der Herrschaft Falkenberg in Oberschlesien, 1929; Heimatbuch
des Kreises Falkenberg in Oberschlesien, 1971; Marsch, A., Oppeln – Falkenberg
– Groß-Strehlitz, 1998.
Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10.
Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den
Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von
Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158
erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert),
Vichtenstein und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg)
sichtbare Familie, die gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und
Ministerialenfamilien zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen begütert war und zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau
und im Künzinggau (zwischen Isar und Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte
Regensburg, Passau und Bamberg und die Klöster Göttweig, Niederaltaich und
Sankt Nikola bei Passau innehatte und 1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach)
am Inn stiftete. Erben waren vor allem die Babenberger und Otakare sowie die
Grafen von Andechs, Bogen und Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221;
Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach, 1997.
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder,
Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies
angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König
unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere
Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau, Mainz, Worms,
Speyer), so dass der Name F. rasch verschwand. Im Osten beanspruchte der
Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts herzogliche Rechte. Auf
Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser Friedrich I. 1168
bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche Gebiet der Name F.,
obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt nicht über das Hochstift
hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell, Nürnberg und Hohenlohe
auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des fränkischen Reichskreises
wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633 wurden die Hochstifte Würzburg und
Bamberg als Herzogtum F. an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens
gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. 1803/1806 kamen die
fränkischen Herrschaften überwiegend an Bayern, das 1837 drei Regierungsbezirke
als Unterfranken (Würzburg), Oberfranken (Bayreuth) und Mittelfranken (Ansbach)
benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs
(1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches
(1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a,
1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste
Landkarte. Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959);
Bonacker, W., Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17.
Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in)
Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P.,
Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122
(1976), 123ff.; Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im
mittelalterlichen Franken, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd.
1-2, hg. v. Patze, H., 1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in
Altbayern, Franken und Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in)
Land und Reich, Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große,
Franken und das Reich, hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg.
v. Buhl, W., 1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H.,
Franken und Böhmen, 1990; Guth, K.,
Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955, 1990; Lubich, G., Auf dem Weg zur
„Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der Völkerwanderungszeit bis 1268,
bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und Herrschaft. Der Herzog von
Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Tittmann, A., Der ehemalige
Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004;
Nachdenken über fränkische Geschichte, hg. v. Schneider, E., 2005; Petersohn,
J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens,
2008.
Frankenberg (reichsritterschaftlicher Ort). In F.
nördlich von Uffenheim erbaute der Bischof von Würzburg um 1200 eine Burg, die
seit 1554 verfiel. Eine von den Burggrafen von Nürnberg 1254 errichtete weitere
Burg (Vorderfrankenberg) wurde 1284 den Hohenlohe verpfändet und von diesen
1362 Böhmen zu Lehen aufgetragen. Um 1390 wurde
sie als Herrschaft an die Seckendorff verkauft. 1429 erwarb Würzburg die
Herrschaft, verpfändete sie aber bald an die Heßberg. 1452/1445 kam die
allodiale Ganerbenburg an die Absberg, die sie 1464 den Markgrafen von Ansbach
auftrugen. 1520 fiel sie an die Hutten, die sie 1630 durch Konfiskation verloren,
1638/1639 aber wieder zurückgewannen. Nach deren Aussterben 1783 kam es zu
einem Streit zwischen Schwarzenberg und Pölnitz (Pöllnitz). Einzelne Güter zog
Ansbach ein. 1796 wurde der zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Ort von Preußen in Besitz genommen, 1806 fiel er an Bayern.
L.: Wolff 511.
Frankenstein (Fürstentum, Herrschaft). F. bei Breslau
wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von Schlesien an der Straße von Breslau
nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es Sitz eines Fürstentums, das in der
Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Oberhoheit Böhmens
kam. Zeitweise war es mit Münsterberg vereinigt. Die Herrschaft F. war von 1654
bis 1791 durch kaiserliche Verleihung in der Hand der Familie Auersperg. 1742
fiel F. an Preußen. 1791 wurde die Herrschaft an Preußen verkauft. 1990 kam F.
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
Friedland (Herrschaft, Herzogtum). In F. in
Nordböhmen erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Die Herrschaft F.,
ursprünglich in der Lausitz gelegen, kam vor 1278 vom Hochstift Meißen an Böhmen, gehörte von 1278 bis 1551 den Herren von
Biberstein (Bieberstein), die 1534 die Reformation einführten, und dann vor
1620 Herren von Redern. Nach 1620 wurde sie eingezogen, fiel 1621/1622 an
Albrecht von Wallenstein und gab dessen auf etwa 1200 Quadratkilometern
erweitertem Herzogtum (1625/1627-1634) den Namen. Nach 1634 kam F. mit der
Herrschaft Reichenberg an die Grafen Gallas. Der letzte Graf übertrug die Güter
1757 dem Grafen Clam. 1918/1919 kam F. zur Tschechoslowakei, 1938 im
Sudetengebiet zum Deutschen Reich und 1945 wieder an die Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Schicketanz, A., Die Geschichte des Kreises Friedland, 1965.
Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.
Galizien (Landschaft, Fürstentum, Königreich).
Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an Polen kam,
bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer Halitsch (((Halics)
und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien Anschluss an die
Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der
ersten polnischen Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile
Podoliens mit Zamosc, Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die
Herzogtümer Zator und Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen
Einwohnern umfassende Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet.
1784 wurde nach der Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien
in Lemberg eine Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen
Teilung Kleinpolen mit Krakau, Wieliczka, Rawka, Sandomir, Radom und
Maciejowice (Maziejowice) (insgesamt 46000 Quadratkilometer mit 1,5 Millionen
Einwohnern) als Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses Westgalizien mit Zamosc
an das Großherzogtum Warschau, der östliche Teil Galiziens an Russland
abgetreten werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich zurück, während die
übrigen 1809 verlorenen Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde der 1815 gebildete
Freistaat Krakau einverleibt. 1918 schloss sich der westliche, 1772 an
Österreich gelangte Teil Galiziens (mit Krakau, Tarnów und Przemyśl) Westgalizien
Polen an. Das östliche Galizien mit Lemberg wurde 1919 gewaltsam Polen
eingegliedert, 1939 an die Sowjetukraine angeschlossen.
L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur,
Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H.,
Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches
Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam,
1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter
Kaiser Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in
Galizien, 1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R.,
Galizien, 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann,
K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001.
Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in
Thüringen wird 995 erstmals als Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera)
genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift Quedlinburg gab. Vögte des Klosters
wurden vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie
erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238
benannte sich eine ihrer Linien nach G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet
durch Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg).
Infolge des vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G. seit 1358 unter der
Oberhoheit des Hauses Wettin, an welches das Stift Quedlinburg die Vogtei
übertragen und die Herrschaft G. verlehnt hatte. 1425 teilte sich G. in die
Linien G., Schleiz und Lobenstein (seit 1371 Lehen Böhmens),
doch wurden die Güter 1497 wieder vereinigt. 1547 fiel infolge Verzichts
Sachsens zugunsten des Kaisers die Oberhoheit an Böhmen,
1550 bei dem Aussterben der Vögte die Herrschaft G. an die Burggrafen von
Meißen, 1562 an die jüngere Linie des Hauses Reuß, die 1616 noch Schleiz
erhielt und bis 1918 in G. residierte. Seit 1920 gehörte G. zu Thüringen, seit
1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987.
Gerolstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1355 wurde
die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet. Gerhard VI. von Blankenheim
stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein (Blankenheim-Kasselberg). 1403
konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand erhobene Linie Blankenheim
beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem Tod kam die um G. entstandene
Herrschaft 1406 mit Blankenheim an die Grafen von Loen, 1468/1469 an die Grafen
von Manderscheid und 1488 deren Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war
G. unter einer Blankenheimer Nebenlinie (bis 1697) selbständig. Nach dem
Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel es an die in Böhmen begüterten Grafen von Sternberg. Wegen der
Grafschaft Blankenheim und G. waren die Grafen von Sternberg 1797 Mitglied des
westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags sowie des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794 wurde G.
von Frankreich besetzt. Die Grafschaft umfasste 1801 4 Quadratmeilen mit 8000
Einwohnern. 1815 kam sie an Preußen und damit 1946 G. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965.
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125
erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine
ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von Wertheim
benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe von
Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz und
in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald
ausgestorbene Linie Oberbrunn (Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die
G. waren zunächst fränkische Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im
frühen 16. Jahrhundert auch Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und
späten 18. Jahrhundert Kanton Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit
1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731 bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der
Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten
sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie
von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810 fiel G. mit Bayreuth an Bayern.
Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Heirat an die
Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248 an die Truhendingen und die
Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den Truhendingen an das Hochstift
Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18.
Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
Glatz (Grafschaft). G. an der Neiße in
Schlesien ist als Burg Böhmens an der Grenze zu
Polen erstmals 981 (Cladsko) bezeugt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde G. deutsch
besiedelt (1223 deutsche Namensform G.) und erhielt Magdeburger Recht. Es war
Mittelpunkt der Grafschaft G. (G., Habelschwerdt, Neurode), die ursprünglich zu
Böhmen gehörte, nach der Niederlage König
Ottokars II. von Böhmen 1278 aber längere Zeit
böhmisches Lehen schlesischer Fürsten wurde (1278-1290, 1327-1335 Breslau,
1336-1341 Münsterberg, 1351 Glogau-Sagan, E. 14. Jh. Troppau-Ratibor).
1440-1454 waren G. und Münsterberg in Händen der Kruschina von Leuchtenburg
(Lichtenberg), 1454-1501 der Podiebrad, 1501-1534 der Grafen von Hardegg
(Hardeck). 1554/1560 kam die 1636 Quadratkilometer große Grafschaft G. wieder
an Böhmen bzw. Habsburg, das sie aber 1742 an
Preußen abtreten musste. Die Grafschaft war in die Distrikte G., Landeck,
Habelschwerdt, Hummel, Wünschelburg und Neurode geteilt. Seit 1945 war G. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 490; Kutzen, J., Die Grafschaft Glatz, 1873; Geschichtsquellen der
Grafschaft Glatz, hg. v. Volkmer, F. u. a., Bd. 1ff. 1883ff.; Ludwig, F., Die
Grafschaft Glatz in Wort und Bild, 1897; Klemenz, P., Die Literatur der Landes-
und Volkskunde der Grafschaft Glatz, 2. A. 1924; Fogger, J., Das Glatzer Land
und Volk in der Geschichte, 1956/1958; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1, Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, 1961; Bernatzky,
A., Landeskunde der Grafschaft Glatz, 1988.
Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als
polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu.
1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer
Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253 erhielt die Stadt G.
Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet
und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog Heinrich III. von G.
(† 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen ausdehnen. 1312/1322
wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die meisten schlesischen
Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens,
das einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut
geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von
Böhmen (und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383
an die Herzöge von Teschen, 1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an
König Matthias Corvinus von Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit
Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus'
nichtehelicher Sohn Johann Corvinus vereinigte beide Teile Glogaus wieder und
vergab sie als Lehen an Prinz Johann Albert (1492-1498) und König Sigismund von
Polen (1498-1506). Seit 1506 war G. kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508
von Polen an Böhmen zurück und fiel 1526 mit
diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel eines Herzogs
von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen aufwies und
in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg (Grüneberg)
und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter die Verwaltung
Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das
Haus Wettin verkauft. 1504 starben die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an
Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz
Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch
diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus,
Naumburg und Freiwaldau) als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter
Biron von Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus
Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel
Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Glogau-Steinau, (Steinau) (Herzogtum). Neben einem 1202
bezeugten Dorf wurde vor 1248 die deutsche Stadt Steinau an der Oder in
Niederschlesien gegründet. Von 1274 bis 1289 und von 1319 bis 1365 war sie Sitz
verschiedener piastischer Familien, zeitweilig ein eigenes Herzogtum. 1329 kam
G. unter die Lehnshoheit Böhmens. Seit 1945
stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte. S. Steinau.
L.: Schubert, H., Urkundliche Geschichte der Stadt Steinau, 1885.
Görlitz (Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen
von Stettin nach Frankfurt an der Oder bzw. Prag und von Leipzig nach Breslau
wird 1071 die wendische villa G. an der Neiße anlässlich der Vergabung seitens
des Königs an den Bischof von Meißen erstmals erwähnt. 1126 erscheint eine
Burg, 1210/1220 die Stadt G., die 1259 an Brandenburg (Askanier) kam, 1268 Sitz
eines eigenen Landes wurde und innerhalb der Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht
bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329 gehörte G. zum Herzogtum Jauer, danach zu Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G. Residenz des eigenen
Herzogtums G. des dritten Sohnes Kaiser Karls IV. 1635/1648 fiel G. an Sachsen,
1815 an Preußen, 1945 in die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis
1990 in die Deutsche Demokratische Republik, 1990 in der Bundesrepublik
Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
Greiffenstein (Herrschaft). Die Burg G. bei
Greiffenberg in Schlesien war Mittelpunkt der Herrschaft G. Sie wurde 1392/1395
von König Wenzel IV., an den sie mit Schweidnitz-Jauer und Böhmen gelangt war, an Seyfried von Raußendorf gegeben
und befand sich seit 1399/1419 in der Hand der Herren von Schaffgotsch.
L.: Winkler, B. v., Greiffenstein, Geschichte der Burg und Herrschaft, 3. A.
bearb. v. Herbig, A., o. J. (1923).
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und
belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und
Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen,
das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438
aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber
wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König
Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der
steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die
deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten
und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich
und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der
Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen
Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund
Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III.,
ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler
Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die
Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von
Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter)
Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische
Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern),
doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen
Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau).
Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens
(Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines
Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines
mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien
mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die
österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem
jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und
eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand)
teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit
Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen
Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt
Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und
Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit
Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II.
(1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von
Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus
morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands
Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits
1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die
Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I.
1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen
Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im
Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer
(Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische
Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte
Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben
im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm
1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen
Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene
Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben.
Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an
Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie
von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe
stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses
Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der
Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu
einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem
Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der
ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen
der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische
Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G.,
1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden
der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA
4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K.,
Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des
Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der
Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser,
P., 2010.
Harrach (Reichsfreiherren, Reichsgrafen). Das in
Böhmen und Oberösterreich begüterte
Adelsgeschlecht H. wird 1195 erstmals erwähnt. Zunächst erwarb es Güter in
Kärnten und in der Steiermark, 1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich.
1550 wurde es in den Stand der Reichsfreiherren erhoben, 1627 in den Stand der
Reichsgrafen. 1620 erhielt es aus der böhmischen Konfiskationsmasse reiche
Güter. Im Reichsfürstenrat wurde die Familie zu den schwäbischen Grafen
gerechnet.
L.: Zeumer 554 II b 61, 21.
Heideck (Herrschaft). Die um 1250 entstandene
Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der Herren von H., die aus
dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von Arnsberg und 1129 von
Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von Eichstätt und erlangten
am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten sie Güter der
Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft
reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437
wurde H. geteilt und 1445 an Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem
Tod Konrads II. von H. an Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit
später wieder an Bayern. Von 1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft
und führte für diese Zeit die Reformation in der zum bayerischen Reichskreis
zählenden Herrschaft ein. S. Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg,
die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren
von Heideck, 1968.
Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt). H.
(Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung
erstmals genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar,
das an Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an
die Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und
Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet
habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens
(Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368
das Stadtrecht von Sulzbach. Von 1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem
Anfang des 16. Jahrhunderts bzw. endgültig seit 1628 bei dem Hochstift
Würzburg, mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg
eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss.
phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R.,
2005.
Hohenems, Ems (Reichsritter, Reichsgrafen). In
H., ursprünglich Ems, bei Dornbirn in Vorarlberg wurde um 1170 eine Reichsburg
errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren Reichsministerialen,
Reichsritter und nach einer Heiratsverbindung mit den Medici seit 1560
Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400 reichslehnbare Herrschaft
gründeten und um Lustenau mit Widnau und Haslach erweiterten. Sie erwarben von
1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die Herrschaft Vaduz und Schellenberg.
Nachdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts die beiden Linien Hohenems-Hohenems
(bald wieder ausgestorben) und Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759
ausstarb, kam 1759/1765 mit diesem Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm
die Landeshoheit an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H.
1814 fiel sie endgültig, nachdem sie zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns
mediatisiert worden war, an Österreich zurück. Die Eigengüter kamen später an
die Truchsess von Waldburg. Um 1800 war die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Grafschaft 3,5 Quadratmeilen groß und enthielt 4000 Einwohner. Sie umfasste die
Bergschlösser Althohenems und Neuhohenems, den Flecken Ems und einige Dörfer,
die Orte Widnau und Haslach (in der schweizerischen Landvogtei Rheintal
gelegen), die Grafschaft Gallarate (Gallara) bei Mailand (seit 1578) sowie
Bistrau (Bistra), Bohnau (Bonna), Trepien (Trpin) und Laubendorf (in Böhmen).
L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und
die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1; Welti, L., Geschichte der
Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 312.
Hultschin (Ländchen), Hultschiner Ländchen,
tschech. Hlučinsko. Kurz vor 1278 gründete König Ottokar II. von Böhmen den Ort Hultschin in Nordmähren. Das umliegende
Gebiet zwischen Oppa, Oder und Zinna war seit der Trennung von Mähren am Ende
des 14. Jahrhunderts keine selbständige Einheit sondern nur Teil verschiedener
schlesischer Fürstentümer (Troppau). Mit diesen gelangte es an Habsburg. 1742 kam
es von Österreich an Preußen. 1919/1920 fiel das Hultschiner Ländchen mit 315,8
Quadratkilometern und (1910) 48446 Einwohnern ohne Volksbefragung an die
Tschechoslowakei (Versailler Vertrag vom 28. 6. 1919, Besetzung 4. 2. 1920).
Von 1938 bis 1945 gehörte es nochmals zu Deutschland.
L.: Wolff 481; Bollacher, E., Das Hultschiner Ländchen im Versailler
Friedensvertrag, 1930; Schellin, G., Das Hultschiner Ländchen. Eine
Landeskunde, Diss. phil. Königsberg 1933.
Hummel (Herrschaft). Nach einer älteren
Befestigung des 11. Jahrhunderts wurde im 13. Jahrhundert an der Straße von
Prag nach Glatz und Breslau auf dem Hummel eine Burg errichtet. Sie bildete den
Mittelpunkt einer böhmischen Herrschaft, die im 14. Jahrhundert den Pannwitz
gehörte. Danach fiel sie an Dietrich von Janowitz (1392-1411), Heinrich von
Lazan (1411-1414), Boczek von Kunstadt/von Podiebrad (1415-1454) sowie Georg
von Podiebrad (1454-1477), den späteren König von Böhmen.
Durch dessen Sohn Herzog Heinrich von Münsterberg kam die Herrschaft H. 1477
zur Grafschaft Glatz, die 1742 an Schlesien fiel. Seit 1559 wurde die
Herrschaft durch Verkauf einzelner Dörfer allmählich aufgelöst. Seit 1945 war
das Gebiet unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Wolff 491; Albert, D., Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer
Nachbargebiete, Teil 1 (bis 1477), 1932.
Jägerndorf (Herzogtum, Residenz). J. in
Oberschlesien an der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und
Geldoppa wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht
gegründet. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von
Troppau an Oppeln, 1390 an Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen und 1421 an Ratibor. 1437 spaltete sich J. als
eigenes Herzogtum ab. 1493 kam es nach Absetzung des Fürsten durch König
Matthias Corvinus (1474) an die Freiherren von Schellenberg. 1523 erwarb Markgraf
Georg von Ansbach dieses Herzogtum. Nach dem Tod seines Sohnes Georg Friedrich
fiel es an die Markgrafen von Brandenburg, die es mit Oderberg und Beuthen
zusammenfassten. 1617/1621 gingen diese Gebiete infolge Teilnahme des Herzogs
am böhmischen Aufstand an Österreich verloren. Den nördlichen Teil des Landes
konnte König Friedrich II. 1742 an Preußen zurückgewinnen. Das Herzogtum
umfasste ein Gebiet von 17 Quadratmeilen. 1918/1919 fiel das Gebiet von
Österreich an die Tschechoslowakei, 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und
Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v.
Wutke, K., 1911; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd.
1 1961; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 182; Urbare des Fürstentums Jägerndorf aus der Zeit der
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1531-1535-1554/78), hg. v. Hanke, S. u. a.,
2010.
Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde vermutlich
vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278 war J. Sitz
des im Wege der Teilung des Herzogtums Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu
dem 1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums
Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert,
dann aber erneut geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz und J. erneut
vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit Kaiser Karl IV.
kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474
fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte
einen Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und war in die Kreise J.,
Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises
Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 283.
Kamenz (Stift). 1096 erbaute der Herzog von Böhmen im Überschwemmungsgebiet der Neiße die Burg K.
(zu tschech. kamen, Stein). 1210 errichteten dort die Herren von Pogrell
(Pogarell) mit dem Bischof von Breslau das Stift K. Dieses kam 1742 an Preußen
und wurde 1810 mit der Herrschaft über 31 Dörfer aufgehoben.
L.: Wolff 477; Knauer, P., Kloster Kamenz/Schlesien. Zeit- und Lebensbilder aus
seiner Geschichte 1210-1810, 1932.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von
Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt.
caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen
Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem
auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten,
von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122
an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180
verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und
Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul).
Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269)
nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der
Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis
1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die
Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu,
fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe
Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände
ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste
(Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach
mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809
bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen
Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum
österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland
Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg
und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an
Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der
Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und
1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4
(Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.;
Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie
20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925;
Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte,
M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937;
Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner
Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff.
1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F.,
Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung
Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963),
78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E.,
Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann,
W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania.
Beobachtungen zur politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des
Landes und seiner Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987),
87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert,
1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner
Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I.,
Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v.
Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P.,
Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u.
a., 2002.
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem
Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K.,
von der Wenzel Anton Graf K. 1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde,
erlangte durch die Ehe Max Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des
letzten Grafen von Rietberg aus dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit
Anwartschaft auf drei ostfriesische Herrschaften. 1764 wurde sie in den
Reichsfürstenstand erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz,
1975.
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon
vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa,
Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten
vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia
annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug
der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil
des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an
Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten
Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die
Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie
mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der
Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren
in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde
das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228
waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und
Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die
Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von
Habsburg und von 1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz
(Meinhardiner) sowie nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit
Kärnten, 1374 auch Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft
Mitterburg) an. 1379 kam K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde,
nachdem schon Herzog Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K.
zum Herzogtum erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten,
Istrien, Görz und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das
zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der
Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens
einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen
Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien)
zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte
Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an
Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.
Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803).
Lausitz (Gebiet) ist ursprünglich das Gebiet
zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober, das nach der Ausdehnung des
Namens auf die ebenfalls unter der Herrschaft Böhmens
stehenden Gebiete um Bautzen und Görlitz (Oberlausitz) seit dem 14. Jahrhundert
als Niederlausitz bezeichnet wurde. S. Lusici, Niederlausitz, Oberlausitz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) H3; Die
Territorien des Reichs 6, 92; Lübke, C., Regesten zur Geschichte der Slaven an
Elbe und Oder, 1985ff.; Blaschke, K., Lausitz, LexMA 5 1991, 1766; Weller, T.,
Die Heiratspolitik, 2004.
Lehnhaus (Herrschaft), poln. Wlénski Gródek. Die
Burg L. am Bober in Niederschlesien entstand vermutlich im 11. Jahrhundert zur
Sicherung der Grenze Polens gegen Böhmen. Sie
wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, zu der die vielleicht vom Herzog von
Liegnitz um 1250 gegründete Stadt Lähn gehörte. Seit dem 14. Jahrhundert wurde
sie vielfach verpfändet.
L.: Wolff 483; Knoblich, A., Chronik von Lähn und Burg Lähnhaus am Bober, 1863.
Leitomischl (Hochstift, Residenz). L. an dem
Flüsschen Loučná wurde zum Jahre 981 als Grenzburgstätte der Slawnikiden
erstmals erwähnt. 1141 wurde dort ein Prämonstratenserstift gegründet. 1344
entstand ein Bistum. 1425 wurde L. von Hussiten besetzt, womit das Bistum
tatsächlich aufgegeben wurde. Formell endete das Bistum 1554.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 558(, s. Böhmen), 1, 2, 334.
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der
Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens
auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu
Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die
(jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im
Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem
Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene
Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650
im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser
Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil
Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4
Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828,
1, 2, 335.
Lichtenberg (Herrschaft). Nach der 1197 erstmals erwähnten Burg L. bei Ludwigsburg nannten sich die Herren Hummel von L., die im 13. Jahrhundert eine kleine Herrschaft mit der von ihnen gegründeten Stadt Großbottwar errichteten. 1357 verkauften sie Burg und Herrschaft an Württemberg, das 1361 die Burg und das Dorf Großbottwar Böhmen (bis 1805) zu Lehen auftrug. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen
Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der
schlesischen Piasten (1241) entstand durch Erbteilung des Herzogtums
Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die zwischen 1242 und 1252 zu
deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich 1251 Glogau sowie 1278
Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war es mit Breslau
vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch Landesteilung
um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L. der Piasten aus. L.
kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war L.
seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die schlesischen
Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als erledigte Lehen
Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter Berufung auf einen
1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten Erbverbrüderungsvertrag
Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg vom 19. 10. 1537
Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem ersten
schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945 wurde L.
von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei
Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze
zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die
von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um
die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die
Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit
Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483
Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg
(Komburg), teilte sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische
Familie, die seit 1356 als Afterlehen Böhmens
das Amt des Reichserbschenken innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf
(Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die Linie Limpurg-Speckfeld
(Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und die Linie
Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten die L. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton
Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den Grafentitel.
Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf,
Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns und Württembergs
eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen auf Grund einer
Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen zehn Töchter.
Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus
den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und
der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die
Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld,
und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit
den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber
fortwährend wechselten. Seit 1780 begann Württemberg die einzelnen Teile
aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet
von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an
Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f.
württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
Lobenstein (Burg, Herrschaft). Die Burg L. an der
Straße von Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor 1280 kam sie
vermutlich durch Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte von Gera.
Seit 1371 stand die Herrschaft unter Lehnshoheit Böhmens.
Nach dem Aussterben der Vögte von Gera 1550 fiel die zum obersächsischen
Reichskreis gehörige Herrschaft an die Vögte von Plauen, 1572 an die Reuß zu
Greiz (Reuß-Greiz) und 1597 an Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L.
Sitz der Linie Reuß-Lobenstein(, das 1848 als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit
Reuß-Greiz und Reuß-Schleiz zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt wurde.
Dieses ging 1920 in Thüringen auf). S. Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Loslau (Herren, Herrschaft), poln. Wodzislaw
Slaski. L. im südlichen Oberschlesien wurde wahrscheinlich in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275) von Herzog Wladislaus von Oppeln (1246-1281)
gegründet. 1336 gelangte es unter der Lehnshoheit Polens an Troppau, 1377 an
Jägerndorf. 1437 wurde es von Ratibor, 1464 von Rybnik getrennt. 1483 behielt
nach dem Tod des Herzogs von Jägerndorf-Loslau Böhmen
die Herrschaft L., veräußerte sie dann aber 1502 an Johann von Schellenberg. In
der Folge wechselte die etwa 200 Quadratkilometer große Herrschaft unter
Österreich (1532) häufig den Besitzer. 1742 kam L. an Preußen, 1921/1922 an
Polen.
L.: Wolff 482; Henke, F., Chronik oder topographisch-geschichtlich-statistische
Beschreibung der Stadt und freien Minderstandesherrschaft L., 1860ff.
Löwenberg (Herren), poln. Lwówek Slaski. L. am
Bober zwischen Bunzlau und Lehnhaus in Schlesien wurde vermutlich 1217
gegründet. Es wurde Mittelpunkt der umliegenden deutschen Waldhufendörfer. Nach
ihm nannten sich Nachkommen des Herzogs von Liegnitz seit 1278 Herren von L.
1314 fiel L. an Jauer (seit 1346 Schweidnitz-Jauer), 1392 an Böhmen, 1474 an Ungarn, 1526 an Österreich und 1742 an
Preußen. 1852 zog der letzte regierende Fürst von Hohenzollern-Hechingen nach
L. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Wesemann, H., Urkundenbuch der Stadt Löwenberg, Teil 1f.,
1885ff.; Heimatbuch des Kreises Löwenberg, hg. v. Möller-Löwenberg, A., 3. A.
1959.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel
beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der
Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach
der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19.
Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien
Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen
im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur (†
1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo
fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und
1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg
gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig
später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith
gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei
Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und
Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser.
1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der
gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen
erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug
die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum.
1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der
Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste
die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant,
Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König
Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das
Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg
kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als
Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb
1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs
wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von
Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen
Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich.
1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684
auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L.
Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als
Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der
Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie
eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren
Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde
im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche
größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien
abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als
Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7.
1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L.,
das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen
Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich
unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien
aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen
Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet
war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz
von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid,
Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit
1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in
die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der
March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden,
Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert
Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und
um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850
tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich
(Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert M. Streitobjekt
zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde.
Nach kurzer Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010)
fiel M. an Böhmen und wurde den nachgeborenen
böhmischen Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa
die Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich
angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung.
Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der
Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit
dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von Böhmen,
danach an den späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn Herzog
Albrecht von Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des
nachgeborenen Sohnes Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen,
Ungarn und dann an Böhmen. 1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs endgültig an
Österreich. Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn,
Znaim und Iglau. 1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es
Teil der Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die
Landeshoheit auf, grenzte das nördliche, deutsch besiedelte Mähren-Schlesien
als Regierungsbezirk Troppau vom tschechisch besiedelten Mittelmähren ab und
gliederte das vorwiegend deutsch besiedelte Südmähren dem Regierungsbezirk
Niederdonau an. Von März 1939 bis Mai 1945 bildete das verbleibende M. zusammen
mit einem ebenfalls verkleinerten Böhmen das
Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945
stellte die dritte tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa
einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien,
Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905;
Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens,
Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f.
1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v.
Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v. Gierach,
K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren und
Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas, hg.
v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und
das Reich im Hochmittelalter, 1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der
Sudetenländer, Bd. 2: Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische
Ausgleich, 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl,
K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl, L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und
die Tschechen, 1974; Válka, J., Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen
Lehensstaates, (in) Europa 1500, 1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und
Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E.,
Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A. 1996; Zemlicka,
J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker,
S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37.
Mainbernheim (Reichsdorf). Am 19. 4. 1172 nahm Kaiser
Friedrich I. Barbarossa das bisher freie, 889 erstmals erwähnte Dorf Bernheim
bei Kitzingen gegen Entrichtung von jährlich 25 Scheffel Weizen in den
Reichsschutz. Später wurde es an die Grafen von Castell verpfändet. König
Rudolf von Habsburg willigte am 9. 2. 1282 in die Verpfändung durch Graf
Heinrich von Castell an Bernhard Kilotho ein, weitere Verpfändungen folgten.
1525 kam es an die Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Ansbach. 1628
wurde aus der Pfandschaft Böhmens ein Lehen.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Name M. üblich. Mit Ansbach kam der Ort über
Preußen (1791) 1805 an Bayern.
L.: Dacheröden 255; Wolff 108; Hugo 458.
Militsch (freie Herrschaft). Die freie
Standesherrschaft M. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil des
Fürstentums Oels. Nach dem Aussterben der Fürsten von Oels 1492 wurde sie von
Ladislaus von Böhmen als eigene Herrschaft an
die Kurzbach veräußert. Diese verkauften sie an die Freiherren von Maltzan, die
Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhob. Die freie Standesherrschaft M.
umfasste 8 Quadratmeilen. S. Preußen, Polen.
L.: Wolff 487.
Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz),
Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an
Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom
1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs
von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II.,
der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die
Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem
Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5.
1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465
zusammen mit Frankenstein und Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels
erwarb. 1537 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an
den Herzog von Liegnitz verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem
Herzog von Oels frei und unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als
König von Böhmen. Dieser verlieh es 1653 an das
Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791
auch die privaten Güter Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen
und war in die Kreise M. und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast
unversehrt unter die Verwaltung Polens, 1990 kam es als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400.
Muskau (Herrschaft). M. an der Lausitzer Neiße
war im 12. Jahrhundert ein kirchlicher Mittelpunkt. Später war es Sitz der
Herrschaft M., zu der 1361 eine Wasserburg zählte. Die 27000 Hektar umfassende
Standesherrschaft in Sachsen gehörte nacheinander Boto von Eilenburg bzw.
Eulenburg (1361), Heinrich von Kittlitz, den Penzig bzw. Pentzig (1390), den
Biberstein (Bieberstein) (vor 1444), Böhmen, den
Schönaich bzw. Schöneich (1558), Böhmen bzw. dem
Reich (zweiter Heimfall des Lehens an die Krone Böhmens),
den Burggrafen von Dohna (1597), den Grafen von Callenberg (1644), den Grafen
von Pückler (1785 [, Errichtung eines vorbildlichen Landschaftsparkes, vgl.
Pückler-Muskau, Hermann von, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834]) dem
Prinzen Friedrich der Niederlande (1846-1861) sowie zuletzt bis 1945 den Grafen
von Arnim. S. Polen.
L.: Wolff 470; Arnim, S. Gräfin v., Der Landvogt von Callenberg, 1934;
Arnim-Muskau, H. v./Boelcke, W., Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und
Neiße, 1978, Neudruck 1992.
Namslau (Herrschaft), poln. Namyslow. N. an der
Weide in Niederschlesien wurde vor 1278 als deutschrechtliche Stadt gegründet,
die bis 1294 zum Herzogtum Breslau gehörte. Danach gelangte N. an Glogau und
1312 an Oels. 1341 wurde es von Boleslaw von Brieg an Polen verpfändet. 1348
kam es aus Brieg an das 1335 Böhmen
heimgefallene Herzogtum Breslau, von dem es durch Gebiet Briegs bzw. Oels’
getrennt war. 1742/1745/1763 wurde es von Preußen erlangt. 1945 fiel es stark
zerstört unter die Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475; Liebich, W., Chronik der Stadt Namslau, 1862; Knoblich, A.,
Namslau, eine deutsche Stadt im Osten, 1941.
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das
aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert
flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau
dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf
des Herzogtums Grottkau und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von
Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die
Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und
Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert,
der zu Österreich gehörige Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N.
gelangte 1945 unter die Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der
deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung
Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein,
W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte,
1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine
Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen
Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600
eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten
Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde
Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg
zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen
Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117
und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus
Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher
Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser
Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370
die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der
Folge dehnte sich wegen der gleichen Landesherrschaft Böhmens
der Name Lausitz auf die Gebiete um Bautzen und Görlitz aus. Seitdem nannte man
Lausitz im Gegensatz hierzu N. und die neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa
1400 gewannen die Landstände zu Lasten des Landesfürsten an Macht.
1445/1455/1462 fiel unter anderem das Gebiet um Cottbus an Brandenburg. Auch
die Wettiner erwarben einzelne Herrschaften. 1526 gelangte die N. als Nebenland
Böhmens an Österreich, welches das Land
1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657 bis 1738 gehörte die N. zum
Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 war sie als Markgrafschaft
rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen
Stadt, den Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde
[Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben,
den Herrschaften Abtei Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst
[Forsta], Pförten, Sorau, Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen
Orten), Lübben, auch krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben,
den Herrschaften Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz,
Leuthen und mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt
Calau [Kalau], der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und
Spremberg, insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von
Sachsen an Preußen wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945
standen die Gebiete östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig, T.,
DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und
Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König
von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das
Land längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N.
[Austria inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser
verlieh es 1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N.
(Ländergruppe) im ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich,
Steiermark, Kärnten und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem
österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N.
und das Land Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren
Sinn war als Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende
Erbland der Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es
das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als
eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit
besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902);
Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd.
1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von
Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der
österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des
Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl,
1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H.,
Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E.,
Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen
Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch,
Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v.
Brauneder, W., 2014.
Nostitz (Grafen). Das wettinische, aus der
Oberlausitz stammende Adelsgeschlecht wird 1280 erstmals erwähnt. Im 15.
Jahrhundert verzweigte es sich nach Schlesien, Böhmen
und Polen. Eine Linie wurde 1708 in den Reichsfreiherrenstand, drei Linien von
1641 bis 1708 in den Reichsgrafenstand erhoben. Die böhmischen Grafen von N. zu
Falkenau gehörten 1792 wegen des 1673 vom Erzstift Mainz käuflich erworbenen Teils
der Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen des Reichsfürstenrates des
Reichstags an. 1803 ging die reichsständische Grafschaft Rieneck käuflich an
die Grafen Colloredo-Mansfeld über und wurde 1806 durch die Rheinbundakte unter
Karl Theodor von Dalberg mediatisiert. (1814/1815 kam Rieneck an Bayern.)
L.: Zeumer 552ff. II b 62, 6; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963.
Oberlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum [ohne
Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Bautzen zwischen
Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war von den slawischen
Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11. Jahrhundert von den
Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin (Bautzen)
bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte sie als
Reichslehen an die wettinischen Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses
Land als Reichslehen an Böhmen. 1253 wurde das
Gebiet zum größten Teil an Brandenburg verpfändet. 1268 wurde in die Länder
Bautzen und Görlitz geteilt. Nach dem Aussterben der Askanier (1319)
bemächtigte sich Heinrich von Jauer des Landes Görlitz und Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer trat seine
angeblichen Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen
ab, der 1320 vom König mit Bautzen belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von
Jauer fiel auch Görlitz 1329/1346 an Böhmen. Von
1377 bis 1396 war es als böhmische Sekundogenitur nochmals selbständig. 1414
kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert trat dann nach der Ausdehnung des Namens
Lausitz auf Bautzen und Görlitz der Name O. für die Länder Bautzen und Görlitz
auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648 von Habsburg/Österreich, das sie
einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt
hatte, als Mannlehen Böhmens an Sachsen
(Kursachsen) abgetreten, genoss dort aber bis 1919 eine Sonderstellung. Das 103
Quadratmeilen große Gebiet der O. umfasste die Kreise Bautzen (mit den Städten
Bautzen, Kamenz und Löbau, den Herrschaften Hoyerswerda und Königsbrück, dem
Stift Sankt Peter und dem Kloster Marienstern und mehreren ritterschaftlichen
Orte) und Görlitz (mit den Städten Görlitz, Zittau und Lauban, den Herrschaften
Muskau und Seidenberg, zwei Klöstern und einigen ritterschaftlichen Orten).
1815 fiel der nordöstliche Teil (mit Görlitz) an Preußen und wurde mit der
Provinz Schlesien vereinigt. 1835 wurde der bei Sachsen gebliebene Rest (mit
dem 1845 von Österreich erlangten Schirgiswalde, 61 Quadratmeilen) unter
Aufhebung seiner Provinzialverfassung dem Königreich Sachsen eingegliedert.
L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd.
1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe,
H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in)
Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung
Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v.
Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16.
bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen
Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die
Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler,
E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die
Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza
und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis
1834, 2013.
Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich
Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6.
Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die
wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die
Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die
Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels,
1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit
1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der
Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und
gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg
(1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen
Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw.
Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg,
Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von
1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde
im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land
Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh
verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559
setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich
unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen
Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich
bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779
fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern
verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von
1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der
frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O.
bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des
Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer
1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas
von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.;
Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie
in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O., Die
Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch, hg.
v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob der
Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987;
Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H., 1990;
Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer,
P. u. a., 2014.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese
verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373
zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz
Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig
an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh
lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert.
1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter
an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern
Böhmens. Bayern unterwarf die O. der
katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden
Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei
getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische
Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982;
Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in
alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des
bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten
Reich, 2005.
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz),
Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort
bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom
Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen
Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt,
Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und
die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde
die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden
Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O.
kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn),
von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die
Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über
die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus
Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des
Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst
Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel
1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher
Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm
nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als
erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen
gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a.
Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik,
R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O. an der
Oder in Oberschlesien war bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des
Siedlungsgebiets der slawischen Opolanen. Seit der Eroberung durch den
oberschlesischen Herzog 1202 war die im 11. und 12. Jahrhundert befestigte,
1173 zunächst an Niederschlesien gelangte Siedlung Hauptort des von Niederschlesien
getrennten, nunmehr auch nach O. bezeichneten piastischen Herzogtums (O.)
Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen, 1178 Beuthen, Auschwitz). 1254 wurde die
deutschrechtliche Stadt O. gegründet. Im 13. Jahrhundert splitterte sich das
Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281 Teilung in. O. mit Oberglogau,
Falkenberg, Groß Strehlitz [Großstrehlitz, Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt,
Beuthen mit Cosel, Tost, Gleiwitz, bis 1335, Ratibor mit Rybnik, Sohrau
[Sorau], Pless, bis 1336, sowie Teschen und Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O.
Lehen Böhmens. 1521 kam Ratibor an O. Beim Tod
des letzten Oppelner Piastenherzogs (1532) fiel das zwischen 1493 und 1521 um
Gleiwitz, Tost, Beuthen, Cosel und den größten Teil Ratibors vergrößerte O. an Böhmen und damit an Habsburg bzw. Österreich. Von 1532
bis 1551 war es an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, von 1645 bis 1666 an
Polen verpfändet. O. umfasste ein Gebiet von 137 Quadratmeilen und war seit
1741 in die Kreise O., Falkenberg, Rosenberg, Lublinitz, Groß Strehlitz, Tost,
Cosel (Kosel) und Neustadt gegliedert. 1742 kam O.von Österreich an Preußen.
Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens (Woiwodschaft Opole). 1990 kam es
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.;
Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn,
W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt,
hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia:
outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965;
Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles.
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L.,
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993,
1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 434.
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten
(1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von Kärnten
erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw.
Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a.
der Grafen von Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach
zum mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und
Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im
Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I.
gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen
(Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei
Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen
von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie
im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich
zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O.
Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch
das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt.
1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und
Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit
2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster
Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch.
1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von
Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg,
1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den
Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in
der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen
anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen
von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an
Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als
Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von
Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen
die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia
über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Ostein (Grafen). Die Grafen von O. sind ein
Zweig der Familie Dalberg (Dalberg-Heßloch, Dalberg-Hassloch). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die auch zum Ritterkreis Rhein zählenden Grafen von O.
wegen der Herrschaft Millendonk(, Myllendonk, Mylendonk) zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den
Verlust der Herrschaft die Abtei Buxheim (ohne Pless und belastet mit
verschiedenen Renten). Die O. waren um 1700 auch Mitglied im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1696 war der würzburgische Domherr Johann Heinrich
von O. wegen des 1694 erworbenen, 1698 aber wieder veräußerten Ebersberg im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Seit 1810 hatten die
O. Güter in Böhmen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 26; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126;
Schulz 268.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog
des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der
seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem
Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser
Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis
1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus
die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern
getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog
die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die
karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag
(Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern
(Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus.
Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen
und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der
Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit
(1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder
von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des
Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide
Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend
gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und
Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion
zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar
1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das
während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und
Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul,
Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die
auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge
von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen
Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog.
privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine
Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark,
1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich
die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit
Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften
entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als
Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter
Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö.
Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die
Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen
mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter
aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol,
Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und
dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht
u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio)
nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die
Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in
beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an
Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und
Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch
konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden
eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob
der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande,
Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die
Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund
als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern
gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom
Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12.
1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde.
Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu
dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der
Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich
Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und
Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen,
Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien),
(Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator
und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien,
Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog.
Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum
Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und
Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine
Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der
Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere
Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der
fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen
verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens
und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie
führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten
Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch
der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918)
verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile
von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen,
Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen
Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen
Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen
Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile
Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der
nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und
den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine
Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch
das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer
Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten,
von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler
Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in
einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch
das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue
Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde
durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die
Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss
eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen
Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland
orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der
Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung
1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968;
Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner,
E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
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Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik,
1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am
Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter,
hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers.
Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G.,
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Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das
Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im
Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Österreichisch-Schlesien (Herzogtum). 1526 gelangten die stark
zersplitterten Fürstentümer Schlesiens mit Böhmen
durch Erbfolge an Habsburg bzw. Österreich. Ihm gegenüber erhob Brandenburg auf
Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrages
Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der
Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf. 1686 wurde Brandenburg
durch die Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche bewogen,
gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser
Grundlage geführten ersten schlesischen Krieg erlangte Preußen 1742 Schlesien
bis zur Oppa, wohingegen Österreich Troppau, Teschen und Jägerndorf behielt,
die als Herzogtum (seit 1849 Kronland) durch einen Landespräsidenten in Troppau
verwaltet wurden. 1919 kam Ö. zur Tschechoslowakei, 1920 der Ostteil von
Teschen zu Polen. S. Schlesien, Tschechien.
L.: Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8.
A. 1990.
Österreichischer Reichskreis. 1512/1521 wurden die
Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis zusammengefasst, um dem Haus
Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung des Reiches zu ermöglichen.
Zu diesem Reichskreis zählten die vorderösterreichischen Enklaven im Gebiet des
schwäbischen und oberrheinischen Reichskreises, nicht dagegen die Länder Böhmens. Hinzu kamen die Bischöfe vin Trient und
brixen, der Deutsche Orden wegen der österreichischen Balleien, der Fürst von
Dietrichstein wegen der Grafschaft Tarasp und der Bischof von Chur.
Kreisausschreibender Fürst und Kreisdirektor war der Erzherzog von Österreich.
Kreistage gab es nicht. Nach 1803 kamen die ehemaligen geistlichen Fürstentümer
Salzburg und Berchtesgaden aus dem bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806
endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö.
L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der
Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967.
Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde das
Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich
gehörten (als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder im Gegensatz
zu den Ländern der ungarischen Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das Königreich Dalmatien, das Königreich
Galizien und Lodomerien mit Auschwitz, Zator und Krakau, das Erzherzogtum
Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, das
Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das Herzogtum Kärnten, das
Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die Markgrafschaft Mähren, das
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien,
Österreichisch-Schlesien), die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg sowie
die Markgrafschaft Istrien samt der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska
(Görz und Gradisca)und der Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor türkischen
Provinzen Bosnien und Herzegowina hinzu. Gemeinsam waren beiden Reichshälften
der Monarchie die auswärtigen Angelegenheiten und das Militärwesen und das
Finanzwesen. Ö. endete am 11. 11. 1918 durch Verzicht des Kaisers auf jeden
Anteil an den Reichsgeschäften und Ausrufung der Republik.
L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr.
erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites
Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453
erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert
war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo),
den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns
sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March
(907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen
Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran,
Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886
gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und
Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs
II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene
königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die
Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und
Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die
Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung
der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus
erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von
Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung
des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert.
Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die
in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III.
veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die
Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227),
Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436),
Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg
[Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das
dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600
Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im
Übrigen zunächst an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern.
Das Bistum P. wurde 1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum
München-Freising unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck
1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer
Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939;
Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und
in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden,
Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen
Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der
geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961;
100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln,
hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift
Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des
Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert)
und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf
Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er
die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach
der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung
Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von
Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268
wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen
Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte
bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag
von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen
Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren
pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die
Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und
die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim
(zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P.
in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde
1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und
Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte
Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben.
1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken
hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von
Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf
Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich,
das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg
vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden
die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P.
dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von
Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz
in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie
Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt,
der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur
Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte
unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach
München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an
Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand
Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter
Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach
und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen
Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund
300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel
und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische
Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den
bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen
bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die
Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und
Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 156.
Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer
Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland). Aus älterem Reichsgut um die
Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der Mulde (Leisnig, Colditz,
Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1158 ein Reichsland
(terra Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten, das von
Reichsministerialen unter einem Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm
vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen
zugeschlagen. Nach 1198 verselbständigten sich verschiedene kleine
Herrschaften. Versuche Kaiser Friedrichs II. und später König Rudolfs von
Habsburg, das Reichsland zu reorganisieren, scheiterten. Seit der Mitte des 13.
Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin Pfandrechte
am Reichsland P. (1243 Verpfändung für die Mitgift der mit Heinrich von Meißen
vermählten Tochter Friedrichs II., 1252). Im 14. Jahrhundert gliederten sie es
größtenteils (Altenburg, Chemnitz, Zwickau) ihrer Herrschaft ein (Belehnung
1310, endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene Herrschaftsgebiete schufen sich
die Herren von Schönburg und einzelne Linien der Vögte von Weida (Reuß). Damit
endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß, Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina,
Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha,
Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in)
Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens,
hg. v. Kötzschke, R., 1937; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und
Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von
Schönburg, 1954; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, Plisni (Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa,
Kauritz, Leesen, Monstab, Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II,
50; Rübsamen, D., Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland, LexMA 7
1994, 18; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002.
Pommerellen, Pomerellen (Herzogtum). Das Gebiet an
der unteren Weichsel bzw. zwischen Weichsel und Leba wurde nach dem Abzug der
Germanen von den westslawischen Pomoranen besiedelt. Seit Beginn der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts oder seit Anfang des 11. Jahrhunderts stand es
meist unter der Herrschaft Polens und trennte sich vom westlich gelegenen
Pommern. Am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) entstand unter Sambor I. ein
eigenes Herzogtum (völlig selbständig seit 1227) mit dem Hauptort Danzig. 1271
wurde das Gebiet mit Schlawe vereinigt. Nach dem Aussterben des
Herzogsgeschlechts der Samboriden 1294 kam es zwischen Polen, Brandenburg,
Pommern, Böhmen (als Bewerber um die Krone
Polens) und dem von Polen ins Land gerufenen Deutschen Orden zu Kämpfen um das
Land. 1309/1343 (Vertrag von Soldin, Vertrag von Kalisch) setzte sich der
Deutsche Orden weitgehend durch (Stolp und Schlawe blieben von 1309 bis 1317
bei Brandenburg), verlor aber 1466 das seit dem 15. Jahrhundert als P.
(Pomeronia parva), Kleinpommern, bezeichnete Gebiet an Polen, das P. mit
Marienburg, dem Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland, Culmerland) und Ermland
bis 1569 eine Sonderstellung beließ (sog. Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen im Gegensatz zum herzoglichen Preußen im Ostteil). 1772 kam P. an
Preußen (Danzig 1793) und bildete 1815 den Hauptteil der Provinz Westpreußen.
1919 fiel es an Polen. Danzig wurde freie Stadt. Von 1939 bis 1945 gehörte es
zum Reichsgau Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens,
an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Pommerellisches Urkundenbuch, hg. v. Perlbach, M., Teil 1f. (bis
1315) 1881ff., Neudruck 1969; Kauder, V., Das Deutschtum in Posen und
Pommerellen, 1937; Keyser, E., Geschichte des deutschen Weichsellandes, 2. A.
1940; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Historia
Pomorza (Geschichte Pommerns), Bd. 1 (bis 1466) 1969; Slaski, K., Beiträge zur
Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Grzegorz, M., Die territorialen
Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen, Zs.f. Ostforschung 38 (1989);
Grzegorz, M., Pommerellen als Gebiet von Siedlungstätigkeit, (in) Beiträge zur
Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993, 87; Strzelczyk, J., Pommerellen, LexMA
7 1994, 82.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet
(Bischof Dietmar). Die Bischöfe waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden
aber 1198 Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von
Mainz zum Erzbistum erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er
die Stadt als Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348
dort die erste deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den
Reichsfürsten. Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan
Hus mit dem ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der
weltlichen Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten
mit dem zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen
Krieg einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von Österreich entstandenen
Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende
böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete
Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim,
Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische
Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den
Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche
Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten
Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und
Krain beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage,
erlangten aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über
Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels
III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die
Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog
Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E., Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 183.
Priebus (Land). P. an der Neiße kam als
slawischer, auf altem Siedlungsland gelegener Ort um 1210 an Schlesien. Bis
1319 gehörte es zum Fürstentum Glogau. Danach nahm es unter Herzog Heinrich von
Jauer (1320-1346), von Pack auf Sorau (um 1350) und den Herren von Hakenborn
auf Triebel eine Sonderstellung ein. 1413 kam das Land P. an das Herzogtum
Sagan und damit über Böhmen, Sachsen, Österreich
und Preußen (1742) 1945/1990 zu Polen.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichtliche Nachrichten über Priebus, 1898;
Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966.
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen
über die Oder erscheint 1108 die Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12.
Jahrhundert (1163) war sie ein Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens.
1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das
Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es der Lehnshoheit Böhmens.
1336 bildete es eine Union mit dem přemyslidischen (przemyslidischen)
Herzogtum Troppau, wurde aber 1365 unter einer Nebenlinie wieder selbständig.
1521 kam es an die piastischen Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel
1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich. 1531/1532
kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552 an
Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der
Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810
säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19.
Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz
für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf
Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von
Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945
gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Rechberg (Herrschaft, Herren, Reichsritter,
Grafen). Die Burg Hohenrechberg am nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb
wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Nach ihr nannten sich seit 1179 (Rehperc)
die vielleicht von einer Linie der Familie Pappenheim abstammenden Herren von
R., die als staufische Ministeriale 1179 erstmals erscheinen, 1194 das
Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten und um ihren Stammsitz eine kleine
reichsritterschaftliche Herrschaft (u. a. 1401 Weißenstein) behaupteten. In der
Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden die Hauptlinien Unter den Bergen (in
Bargau, Bettringen, Rechberghausen, bis 1413) und Auf den Bergen. Diese teilte
sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis 1585) und Illereichen. Bereits 1488
waren die R. Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee. 1607 wurde die Familie in den Grafenstand erhoben, doch blieb
die namengebende Herrschaft wegen des Widerstandes der Reichsritterschaft im
reichsritterschaftlichen Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (R. und
Rothenlöwen mit Hohenrechberg, Weißenstein, Donzdorf, Treffelhausen
[Traffelhausen], Böhmenkirch [Böhmenkirchen]). Dorthin steuerten die R. auch mit dem
1789 von den Bubenhofen erworbenen Gut Mösselhof und bis 1789 mit der
Herrschaft Kellmünz. Außerdem gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie
endgültig als Grafen anerkannt. Die Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach,
Winzingen, Donzdorf, Wäschenbeuren, Hohenrechberg, Eislingen bzw.
Großeislingen, Straßdorf, Wißgoldingen, Waldstetten [Unterwaldstetten], Rechberghausen,
Weißenstein, Böhmenkirch [Böhmenkirchen], Degenfeld, Schnittlingen) umfassten
zuletzt rund 220 Quadratkilometer und kamen 1805 an Württemberg (Rechberg) und
Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380;
Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 269, Rahrbach 180; Maurer, H., Der
Hohenstaufen, 1977; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des
Bistums Prag 972/973 Böhmen verlor. Das
Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts erblich
gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der kleinsten
Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor allem die
reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern
verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau
(1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn
(seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die
teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es
(mit 330 Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg
und den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster
unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt
und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war.
972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der
gorzischen Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654
nahm der Abt an der Kuriatstimme der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag
teil. 1731 bestätigte der Kaiser die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum
bayerischen Reichskreis. Die Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von
Thurn und Taxis, die einzelne Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet
wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und den
Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum
Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Riesenburg (Herrschaft). Die Herrschaft R. mit Kloster Ossegg in Böhmen gehörte im 15. Jahrhundert zeitweilig zur Markgrafschaft Meißen. S. Tschechoslowakei.
Rothenberg, (Rothenburg) (Herrschaft, Ganerben).
Nach dem (Alten) R. bei Nürnberg nannten sich seit der 2. Hälfte des 13.
Jahrhunderts Reichsministeriale, deren Güter um 1300 an die Herren von Wildenstein
und mit dem (Neuen) R. 1360 durch Verkauf an Kaiser Karl IV. kamen. 1401
eroberte König Ruprecht von der Pfalz R. Nach Anerkennung der Lehnshoheit Böhmens (1465) verkaufte Pfalz-Mosbach R. 1478 an
einige fränkische Ritter, die sog. Ganerben. 1662/1663/1698 verdrängte Bayern,
das nach 1619 die Oberpfalz erworben hatte, die Ganerbschaft aus der zum
bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft, führte die Gegenreformation durch
und verlor die Herrschaft (Neunkirchen am Sand, Schnaittach, Kirchröttenbach,
Bühl, R.) nur zwischen 1706 und 1714 an die Reichsstadt Nürnberg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Schütz, M., Die Ganerbschaft von Rothenberg
in ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bedeutung, Diss. phil.
Erlangen 1924; Kreuzer, L., Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen
Kurbayern und Nürnberg, 1975.
Rudolstadt (Stadt, Residenz des Grafen von
Schwarzburg-Rudolstadt). In R. an der Saale erscheinen im frühen 9. Jahrhundert
von Slawen besessene Hufen des Klosters Hersfeld. Seit Anfang des 13.
Jahrhunderts sind dort die Grafen von Orlamünde nachweisbar, von denen R. 1326
Stadtrecht erhielt, aber (endgültig 1340) an die Grafen von Schwarzburg kam.
1361 mussten die Grafen R. von Karl IV. als König von Böhmen
zu Lehen nehmen. Innerhalb Schwarzburgs kam R. an die in Ranis sitzende Linie.
1552/1599 wurde es Sitz der Linie Schwarzburg-Rudolstadt, das 1920 in Thüringen
aufging. Mit diesem kam es von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 412; Hesse, L., Rudolstadt und Schwarzburg mit ihren Umgebungen,
historisch und topographisch dargestellt, 1816; Renovanz, L., Chronik der
fürstlich-schwarzburgischen Residenzstadt, 1859ff.; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte
und Häuserchronik von Altrudolstadt, 1939; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 501.
Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt). 899 gab König
Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der Saale zurück. 1014
übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von Lothringen. 1056 kam S.
von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das Erzstift Köln, das 1074 in der
ehemaligen ottonischen Reichsburg auf dem Petersberg das Benediktinerkloster
Sankt Peter in S. gründete. Dessen Vogtei hatte vermutlich seit 1180 der König,
seit 1208 der Graf von Schwarzburg, danach auch der Graf von Orlamünde, seit
1344/1345 Wettin. Seit 1208 war die Rechtsstellung Saalfelds unklar. 1475 und
1497 zählte der Abt zu den Reichsfürsten. 1536 wurde das im Orlaland,
Frankenwald und in Coburg reich begüterte Kloster dem Grafen von Mansfeld
übertragen, von dem es 1533 an Sachsen (Kursachsen) gelangte. S. selbst wurde
1361 Lehen Böhmens der Grafen von Schwarzburg.
1389 verkauften sie es an die Wettiner, innerhalb deren es 1485 an die
Ernestiner, 1572 an Sachsen-Weimar, 1603 an Sachsen-Altenburg, 1673 an
Sachsen-Gotha, 1680 an Sachsen-Saalfeld, 1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und
1826 an Sachsen-Meiningen kam. 1920 fiel es an Thüringen und mit diesem von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008.
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S.
mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche
Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen).
1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation
eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven an König
Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646
an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen abgeben. In
Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine
mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945
kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 507.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im
Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften
Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in
Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455)
über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck),
die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in
mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß],
Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen
Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und
beerbte 1888 die Linie Dyck. Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den
preußischen Fürstentitel. Obersalm kam nach dem Aussterben im Mannesstamm mit
der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch Heirat an die Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Raugrafen bzw. Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen
und um 1500 noch die lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen
(Fénétrange) und Ogéviller (Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch
Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich
1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623
in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der
das Land erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg
mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann
S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in
Westfalen und Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen
Herzogtum erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum
Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen.
Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit
dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse
(Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts
Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher
zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs
war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815
an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und
nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die
Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Sayda (Herrschaft). Um 1200 wurde von Slauko
von Riesenburg die Burg S. bei Brand-Erbisdorf an der Fernhandelsstraße aus Böhmen erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S.
Diese kam 1352 von den Markgrafen von Meißen an die Herren von Schönberg. Über
Sachsen fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Diener von Schönberg, A., Geschichte des Saydaer Berglandes,
1927.
Schirgiswalde (Herrschaft). S. am Oberlauf der Spree
war schon früh eine selbständige Gutsherrschaft im Landgericht Bautzen. In der
Mitte des 14. Jahrhunderts gelangte es an die Berka von der Duba (von Duba) auf
Hohnstein, die es der Herrschaft Tollenstein-Schluckenau zuteilten und an die
Herren von Luttitz verlehnten. 1481 ging die Herrschaft an die Herren von
Schleinitz über. 1572 erwarben die Luttitz einen Teil ihres Schirgiswalder
Lehens als Allod. 1628 gelangte es an das Domstift Bautzen. Als die Oberlausitz
1635 an Sachsen fiel, blieb S. bei Böhmen und
wurde zur Enklave. 1702 erwarb das Domstift Bautzen weitere Teile käuflich und
löste S., das 1665 vom Kaiser bzw. König von Böhmen
das Stadtrecht erhalten hatte, damit von Tollenstein-Schluckenau. Die
staatsrechtliche Zugehörigkeit zu Böhmen
(Österreich) wurde dadurch nicht berührt. 1809 musste Österreich die böhmische
Enklave in Sachsen, S. mit Neuschirgiswalde und Petersbach (mit 1834 insgesamt
1319 Einwohnern), an Sachsen abtreten, doch zog sich die Vollziehung bis zum 4.
7. 1845 hin. Erst mit der in diesem Zeitpunkt erfolgenden Übergabe durch den
Kreishauptmann von Leitmeritz an einen Vertreter des Königs von Sachsen endete
das staatsrechtliche Kuriosum dieser unter geistlicher Herrschaft stehenden
politischen Einheit. Bis dahin wurde S. von einem böhmischen Stadtrichter, der
vom Domstift Bautzen vergütet wurde, zwei Beisitzern und 20 Repräsentanten des
Gemeinwesens regiert, wobei Steuerfreiheit und Zollfreiheit herrschten.
L.: Wolff 470; Stoy, F., Geschichte der Stadt Schirgiswalde, 1895; Nottarp, H.,
Ein geistlicher Staat in Deutschland von 1809-1845, FS Heckel, 1959, 86ff.
Schlackenwerth (Herrschaft), tschech. Ostrov. S. am Fuß
des Erzgebirges nordöstlich Karlsbads war eine planmäßige deutsche Neugründung,
die 1387 Stadtrecht erhielt. 1434/1437 wurde sie in Böhmen
Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen Schlick (bis 1585), die 1689/1690 durch
Heirat an die Markgrafen von Baden kam. 1811 fiel die Herrschaft an die
Großherzöge von Toskana, 1918 an die Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechien.
L.: Wolff 465; Festschrift zur 600-Jahrfeier der Stadt Schlackenwerth, 1931.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen,
seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit
des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen
Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum
Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch
Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S.
mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise
Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere
restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln)
bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich.
Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die
Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor
und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel,
Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben
besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten
sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische
Herzogtümer hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf
Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser
Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die
deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum
deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die
1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg,
Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels,
Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen
dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen
standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern
der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg,
Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert
fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472
Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte
ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw.
Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu
neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren
Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und
seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer
nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537
geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz,
Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens
an Preußen, während die südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und
Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei
Österreich blieben und zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien
eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849
als Herzogtum S. ein durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes
österreichisches Kronland S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt
Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der
Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742
erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S.
Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde
sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs
(Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen
Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden
Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938
zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise
Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512
Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938
wurden die seit 1919 bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner,
Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden
Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche
Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau,
Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen),
Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße,
Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan,
Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg,
Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit
eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald,
Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790)
immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm
erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und
1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm,
Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S.,
Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl,
Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen,
Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof,
Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen
und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und
Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie
mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton
Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern,
Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an
Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch
Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an
Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen
auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413
mit dem Aussterben der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen
von Meißen verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und
Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen)
erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten
die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das
Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die
Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften
der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten
(Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft
Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau
[Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis.
1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die
Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome
Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis
1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429
wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger
Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme
auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die
Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu
Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei.
1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation
wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in zahlreiche Linien (u.
a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb von Gütern in Franken
(1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von
Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch
Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621
Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte
Herrschaft, Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz
(1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis,
jedoch nicht im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende
des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften
Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der
Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im
Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte
das Haus für seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am
Ende des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft
Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Mit Burggrub,
Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit Zeisenbronn war er
im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab
1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16. Jahrhundert,
frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim im Kanton
Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die oberschwäbischen
Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an
Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der früheren Herrschaft blieben
in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848 standesherrliche
schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns bestehen. Die Güter in
Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und
230000 Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert
und gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schwarzenberg (Herrschaft). Im ausgehenden 12.
Jahrhundert (um 1170) wurde die Burg S. am Schwarzwasser im Erzgebirge
errichtet. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S. (mit Eibenstock, Jugel,
Rittersgrün, Sosa, Crandorf, Breitenbrunn, Grünstädtel, Pöhla (Kleinpöhla),
Bermsgrün und S.), die vielleicht von den Herren von Lobdeburg-Elsterberg
errichtet wurde und 1382 Lehen der Burggrafen von Leisnig seitens der
Markgrafen von Meißen und, als formeller Oberlehnsherren, der Könige von Böhmen war. 15331535 kam S. an Sachsen und damit von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Fröbe, W., Herrschaft und Stadt Schwarzenberg bis zum 16.
Jahrhundert, 1930; Fritschen, W. v., (in) Sächs. Heimatblätter 7 (1961).
Schweidnitz (Fürstentum, Residenz des Fürsten),
poln. Świdnica. S. an der Weistritz in Niederschlesien entstand in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (vor 1243 bzw. vor 1249) bei einer
gleichnamigen slawischen Siedlung. 1260 erhielt es Neumarkter Recht. 1290/1291
wurde es Sitz des Fürstentums S. einer Nebenlinie der niederschlesischen
Piasten, die auch das 1278 entstandene Fürstentum Jauer bis 1301 besaß. 1301
wurde in S., Jauer (1312) und Münsterberg (1322) aufgeteilt. 1346 wurde S. mit
dem Fürstentum Jauer (ohne Münsterberg) vereinigt. Durch die Heirat der Erbin
Anna von Schweidnitz-Jauer mit Kaiser Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen und 1526 an Habsburg bzw. Österreich. 1742 fiel
es an Preußen. Das Fürstentum war 45 Quadratmeilen groß und in die Kreise S.,
Striegau, Bolkenhain-Landeshut (Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach
gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W.,
Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und
Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929;
Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Schweidnitz, 1935; Bein,
W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten, 1990; Gawlas, S.,
Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach
Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.)
und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine
schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488
waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in
den Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18.
Jahrhundert teilte sich die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen
weiterer Güter zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum
Ritterkreis Schwaben zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie
Warthausen verkaufte ihre 1806 von Württemberg annektierten Güter an
Württemberg, starb 1890 aus und wurde von der jüngeren philippinischen Linie
Thannhausen beerbt, die 1908 ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim
beerbt wurde, die damit die Standesherrschaft Thannhausen in Bayern,
Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000
Einwohner) und große Gebiete in Böhmen um Kauth
bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn
wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie mit
der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und Ottokar
III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein (1122),
Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186
(Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben
1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an
Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an
Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und
1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch
der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu.
1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den
steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest).
Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die
Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch
zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564
bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich)
mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität
Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen
Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen
besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige
S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938)
bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der
Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark
(Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941
unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die
Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet
Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der
eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend
wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen
Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell,
A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung
steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917,
1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes
Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d.
Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der
Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d.
steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970,
Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50,
III, 25, 31, Steiermark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die
Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und
Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere
geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute,
Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden
der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark,
1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon,
K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G.,
Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H.,
Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert,
2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark
im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
Sternstein, Störnstein (gefürstete
Reichsgrafschaft). Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab
nördlich von Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare
Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von
Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw.
der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit
Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer
gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme
im Reichsfürstenrat und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in
Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft. S. Störnstein.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Stollberg (Herrschaft). Um die am Ende des 12.
Jahrhunderts errichtete Burg Hoheneck am Erzgebirge entstand die Herrschaft S.
südlich von Chemnitz. Nach 1300 gelangte sie von den Herren von
Tegkwitz/Burggrafen von Starkenberg an die Herren von Schönburg, 1367 an Böhmen, 1397 an Schwarzburg und 1423 an die Markgrafen
von Meißen, die sie von 1437 bis 1564 in fremde Hände gaben. Über Sachsen kam
S. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Löscher, H./Voigt, J., Heimatgeschichte der Pflege Stollberg,
1931ff.
Störnstein,(gefürstete Reichsgrafschaft), Sternstein. Um das
Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden bildete
sich eine Herrschaft. Als unmittelbare Reichsherrschaft ursprünglich den Herren
von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575
Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von Böhmen
zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer
Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die
Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit 1742 im bayerischen
Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Sudetenland (Reichsgau, Gau). Seit 1912 wurden unter
Verwendung des Gebirgsnamens Sudeten die Bewohner von Deutsch-Böhmen, Deutsch-Mähren und Österreichisch-Schlesien
als Sudetendeutsche bezeichnet, nachdem wenige Jahre zuvor das Wort
sudetendeutsch erstmals geprägt worden war. Seit 1919, als durch den Frieden
von St. Germain, entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung, von Deutschen
bewohnte Gebiete Westmährens, in denen 1919 etwa 3,1 Millionen Deutsche und
rund 200000 Tschechen (durch Zuwanderung 1930 690000) gelebt haben dürften, der
Tschechoslowakei eingegliedert worden waren, wurde dieser Name allgemein für
die innerhalb der neu gegründeten Tschechoslowakei wohnenden etwa 3,5 Millionen
Deutschen verwandt, die vor allem um Eger, Karlsbad, Aussig, Reichenberg und
Troppau in geschlossenen deutschen Sprachgebieten lebten und 28 Prozent der
Stadtbevölkerung (1930 Karlsbad 87, Eger 80, Reichenberg 78, Aussig 75, Troppau
61 Prozent). Innerhalb der Tschechoslowakei wurden ihre Rechte immer stärker
eingeschränkt und 840000 Hektar Land enteignet und fast ausschließlich
Tschechen übertragen. 1933 wurde die Deutsche Nationalpartei in der
Tschechoslowakei verboten. Danach bildete sich die sudetendeutsche Heimatfront
unter Konrad Henlein. Sie wurde 1935 mit 66 % aller deutschen Stimmen die
stärkste Partei der Tschechoslowakei (1938 92 % aller deutschen Stimmen). Am
29. 9. 1938 wurde das von der Tschechoslowakei angenommene Münchener Abkommen
beschlossen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche
Reich vorsah. Am 1. 10. 1938 besetzten deutsche Truppen das Land (29000
Quadratkilometer mit 3,4 Millionen Einwohnern). Aus dem Kern des
sudetendeutschen Gebiets wurde der Reichsgau S. (Hauptstadt Reichenberg) unter
dem Reichsstatthalter Konrad Henlein gebildet. 1945 kam das Gebiet an die
Tschechoslowakei zurück. Allen Deutschen wurde die Staatsangehörigkeit
aberkannt. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos enteignet. Bei der anschließenden
Vertreibung kamen etwa 400000 Menschen um. 1,9 Millionen gelangten in die
westliche Besatzungszonen (Bayern, Hessen), 800000 in die sowjetische
Besatzungszone und 140000 nach Österreich, etwa 250000 blieben zurück.
L.: Pfitzner, J., Sudentendeutsche Geschichte, 2. A. 1937; Das
Sudetendeutschtum, hg. v. Pirchan, G., 2. A. 1939; Aubin, H., Geschichtliche
Kräfte im Sudetenraum, 1941; Sudetenland. Ein Hand- und Nachschlagebuch, hg. v.
Kurth, K., 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50;
Urban, R., Die sudetendeutschen Gebiete nach 1945, 1964; Brügel, J., Tschechen
und Deutsche 1918-1938, 1967; Sudetenland in Europas Mitte, hg. v. Loebel, H.
v., 1987; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Ermacora, F., Die
sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, 1992; Dokumente zur Austreibung der
Sudetendeutschen, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher
Interessen, 1992; Habel, F., Eine politische Legende. Die Massenvertreibung von
Tschechen aus dem Sudetengebiet 1938/39, 1996; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998;
Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun, bearb. v.
Hoffmann, R. u. a., 2000.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater
Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im
westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift
Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen
von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das
Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische
Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam
1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig
an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie.
Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter
der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen),
kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter
Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des
Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis
zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch
Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777
(Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt,
durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem
Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es
mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich
verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822
besaß Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das
Gebiet um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und
der Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český
Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
580.
Teupitz (Herrschaft). T. bei Potsdam war
Mittelpunkt der kleinen, bei der ersten Erwähnung 1307 den von Plötzke (bzw.
Plotzick?) in der Lausitz gehörigen, etwa 20 Ortschaften umfassenden Herrschaft
T. Sie unterstand seit 1350 innerhalb Meißens den Schenken von Landsberg. 1432
erkannten diese die Lehnshoheit Brandenburgs an, doch blieb T. im Verband der
Lausitz ein Lehen Böhmens bis 1742. Kurz vor dem
Aussterben verkauften die Schenken das Gebiet an Preußen. Mit Brandenburg kam
T. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Königswusterhausen.
L.: Wolff 388; Hoffmann, F., Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz, 1902;
Biedermann, R., Geschichte der Herrschaft Teupitz und ihres Herrschaftsgeschlechts
der Schenken von Landsberg, (in) Der deutsche Herold 64 (1933), 65 (1934).
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw.
1159 sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T.
und zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg
trugen sie ihre Güter um T. Böhmen, an anderen
Orten Brandenburg zu Lehen auf. Die in mehrere Linie aufgespaltete Familie nahm
in der fränkischen Reichsritterschaft eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende
des 15. bis ins 18. Jahrhundert zählte sie mit Burgsinn, Dittlofsroda, der
Hälfte von Gräfendorf, Hessdorf mit Höllrich, drei Vierteln T. mit einem
Viertel Hesslar, der Hälfte von Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts,
Heiligkreuz, Rossbach, Rupboden, Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton
Steigerwald und im frühen 19. Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Mehrere Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und
Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis 1709 zählte Hans Karl von T., der 1708 die
Reichsgrafenwürde gewann, wegen des 1696 erworbenen Freudental zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince,
2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell, Steckelberg).
Tost (Herrschaft). T. in Oberschlesien ist
erstmals 1201 bezeugt. Um die spätestens im 13. Jahrhundert errichtete Burg
entstand eine Herrschaft. Sie gehörte von 1791 bis 1797 den Freiherren von
Eichendorff. 1945 kam T., das 1202 mit Oppeln an Ratibor, dann an
Cosel-Beuthen, Teschen (1355/1357), Auschwitz (1414) und 1532 wieder von Oppeln
an Böhmen gefallen war, unter Verwaltung Polens
und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Chrzaszcz, J., Geschichte der Städte Peiskretscham und Tost
sowie des Kreises Tost-Gleiwitz, 1937; Stutzer, D., Die Güter der Herren von
Eichendorff in Oberschlesien und Mähren, 1974.
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen
Söhne die sog. Troppauer Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende
Oppaland selbständiges Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen
(przemyslidischen) Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit
dem Herzogtum Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377
wurde es in die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384
an Oppeln fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf
an die Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis
1501 an dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen
und 1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit
Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus
Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung.
Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen
Teil des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam
1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an
Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
Tschechien (Republik). Bei der zwischen Tschechen und Slowaken vereinbarten Auflösung der 1918 unter Verselbständigung Böhmens und Mährens von Österreich gegründeten Tschechoslowakei entstand zum 1. 1. 1993 in deren westlichem Teil die Tschechische Republik (übliche Kurzform T., 78864 Quadratkilometer, 10235455 [2006] Einwohner) mit der Hauptstadt Prag. S. Tschechoslowakei.
Tschechoslowakei (Land). Das Gebiet zwischen Erzgebirge
und Waldkarpaten verselbständigte sich als Folge des seit 1848 erstarkten
tschechischen Nationalgedankens am 28. 10. 1918 von Österreich. Die Tschechen,
die 1938 43 % der Bevölkerung des Landes bildeten (23 % Deutsche, 22 %
Slowaken), nahmen entgegen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker die Herrschaft
über ganz Böhmen, Mähren und das Kronland
Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesien) in Anspruch und besetzten das
ganze sudetendeutsche Gebiet. 1919/1920 kamen vom Deutschen Reich das
Hultschiner Ländchen, von Österreich Gebiete bei Gmünd und um Feldsberg, von
Ungarn die Slowakei und Karpatenrussland hinzu. Das Gebiet um Teschen wurde mit
Polen geteilt. Am 29. 9. 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete auf Druck
Adolf Hitlers an das Deutsche Reich abgetreten. Weitere Teile kamen am 2. 11.
1938 an Polen und Ungarn. 1939 erklärte die Slowakei als deutscher Schutzstaat
ihre Unabhängigkeit. Am 14./15. 3. 1939 gliederte Hitler das Restgebiet als
Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen
Reich an. 1945 wurde aber die T. unter Austreibung von 2,83 Millionen Deutschen
bis auf die an die Sowjetunion gelangte Karpatenukraine im alten Umfang wieder
hergestellt. Zum 1. 1. 1993 löste sich die T. in Tschechien (Tschechische
Republik, Tschechei) (mit Eger, Karlsbad, Pilsen, Budweis, Aussig und Prag im
früher böhmischen und Olmütz und Brünn im früher mährischen Gebiet) und in die
Slowakei auf. S. Böhmen, Hultschin (Hultschiner
Ländchen), Jägerndorf, Mähren, Österreich, Schlesien, Sudetenland, Teschen.
L.: Bretholz, B., Geschichte Böhmens und
Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Kuhn, H., Handbuch der Tschechoslowakei, 1966;
Hoensch, J., Geschichte der Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966;
Koralka, J., Tschechen im Habsburgerreich, 1991; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie
de Masaryk à Havel. Geschichte der Tschechoslowakei 1918 bis 1992, 1996;
Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der
Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg.
v. Brandes D. u. a., 2000.
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der
römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach zwischenzeitlichem
Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4. Jahrhunderts von
den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen und danach
Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine gewisse
Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881 besetzten
Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5. Jahrhundert
verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die gesamte Donauebene
(895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie einenden Arpaden Geisa
(Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht 500000 Köpfe zählende
Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der Heilige, 1001 König)
heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und begründete mit Hilfe Bayerns eine
strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das Erzbistum Gran (Észtergom)
eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene Lehnshoheit des Kaisers
wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden nacheinander Kroatien,
Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten unterworfen. König Andreas
III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen mit Hilfe
des Deutschen Ordens und herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela IV.
(1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die Mongolen wieder vom Reich zu Lehen.
Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308)
den Thron. 1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen
gewonnen (bis 1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger
Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte.
Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen
die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth
vermählte Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw
(Ladislaus) I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser
gewählten Johann Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren,
Schlesien und die Lausitz von Böhmen, 1485
Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von Österreich. Nach seinem Tod
folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen Niederlage
bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf
Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden).
Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam
ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804
errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde
U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte
der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909;
Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923;
Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung
der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn,
1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland,
Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns,
1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von
Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins
Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze
Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T.
v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte
Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der
Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi, G., Beiträge zur
Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v.
Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart,
hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch,
J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M.,
Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K.,
Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003;
Dalos, G., Ungarn, 2004; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?)
als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm die
slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen
geschwächten Geschlecht zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau
1367, Wiesenburg bis 1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373
wurden Hof und das Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft,
1459/1466 nahmen die Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466 zogen sie die
Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten Linie der
Vögte an sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der Wettiner. Nur
Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der von den Vögten
abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der ernestinischen Linie
mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von Meißen aus dem Hause
Plauen (Heinrich V. von Plauen, Kanzler von Böhmen)
zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig beim Aussterben
der Burggrafen an Sachsen (seit 1602 vogtländischer Kreis) und kam damit von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v.
Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das Vogtland als Grenzraum in der deutschen
Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche, W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland,
LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P., Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft
der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch. 68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland –
Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Waldsassen (reichsunmittelbares Kloster). Das
Zisterzienserkloster W. bei Marktredwitz wurde (um) 1133 von Markgraf Diepold
III. von Vohburg auf ehemaligem Reichsland gegründet. Beim Tod des Stifters kam
es 1146 an den König. 1147 wurde es bei freier Vogtwahl unter königlichen
Schutz gestellt und jedenfalls 1214 reichsunmittelbar. Im Interregnum (1254-1273)
ging die Schirmherrschaft auf die Přemysliden (Przemysliden) über, 1414
auf die Wittelsbacher (Pfalz). Das Kloster konnte seine Güter rasch vermehren
und hatte in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über das sog.
Stiftland (Stiftsland). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es der Pfalz,
die das Kloster am Anfang des 15. Jahrhunderts (1414) statt Böhmen zur Schutzmacht gewählt hatte, W. die
Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. 1571 wurde es säkularisiert und kam
1623/1628/1648 mit der Oberpfalz an Bayern. 1661/1669 wurde es nach der
Gegenreformation wiederhergestellt. Bei seiner Auflösung (1803) fiel es mit
1050 Quadratkilometern Güter und 19000 Einwohnern an Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Krausen, E., Die Klöster
des Zisterzienserordens in Bayern, 1953; Sturm, H., Eger. Geschichte einer
Reichsstadt, Bd. 1 2. A. 1960, Bd. 2 1952; Schmid, A., Waldsassen, LexMA 8
1996, 1959.
Wallenstein (Reichsfürst). 1617 wurde Albrecht von
W., der vom Angehörigen eines kleineren alten böhmischen Adelshauses
(Waldstein) zum kaiserlichen Heerführer aufstieg, Reichsgraf, 1623 Reichsfürst.
Seine Güter wurden 1624 zu dem Fürstentum Friedland in Böhmen
zusammengefasst, dessen erblicher Herzog er 1625 wurde. 1627 erhielt er das
Herzogtum Sagan, 1627/1629 das unmittelbare Reichslehen Mecklenburg. Nach
seinem Sturz und der Ermordung am 25. 2. 1634 blieben seine Familienangehörigen
Grafen von Waldstein und fanden 1654 im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
Aufnahme.
L.: Klein 150.
Wartenberg (Herrschaft, freie Herrschaft). Die
freie Standesherrschaft W. in Niederschlesien mit den Städten W. und Bralin
gehörte ursprünglich zum Fürstentum Oels, wurde aber nach dem Aussterben der
Fürsten durch Verkauf 1492 seitens Böhmens
verselbständigt. 1606 erwarb sie der Burggraf zu Dohna, 1734 Herzog Biron von
Kurland. Sie umfasste 8 Quadratmeilen. 1945/1990 gelangte Groß Wartenberg
(Deutsch-Wartenberg) zu Polen.
L.: Wolff 478.
Weesenstein (Herrschaft). Vermutlich um 1200 entstand an der Straße von der Elbe nach Böhmen die Burg W. an der Müglitz. 1318 war sie in den Händen der Burggrafen von Meißen, von denen sie 1402 an die Markgrafen von Meißen fiel. Diese verlehnten sie an die Herren von Bünau, die später die Herrschaften Lauenstein und Tetschen hinzuerwarben. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in
den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten
auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft
beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192
und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die
1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter
Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen
zu Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein.
Nach dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen
Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten
Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von
Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die
Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft
(seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich
seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit
dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb
der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils
einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach,
Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die Grafschaft, die Sitz und
Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium und beim fränkischen Reichskreis
hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen
oder 282 Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und
knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an
Baden, im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950;
Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4
(1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979;
Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim,
LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe
von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft
Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine
Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im Harzgau
(erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen Nachkommen mit
den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im frühen 10.
Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz
(bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und
Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt,
wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an
Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg und die
Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift Merseburg kamen. Markgraf
Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264
Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei
Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die
Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile
geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft
Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der
größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in Böhmen
und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare erhielt
1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen die
Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu
einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889; Posse, O.,
Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v. Kobuch, M.,
1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B., Zwischen
Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten Mittelalter,
1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner, Geschichte des
sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin,
Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins zur
Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die frühen
Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner, 1997;
Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters, 1998;
Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre
Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner,
2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und
Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U.,
Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von
Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige
Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen
Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100
n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich
Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und
zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel
1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz
ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221
erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar.
1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen,
1276 an König Rudolf von Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469
wurde sie Bischofssitz innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723
Erzbischofssitz. Seit 1438/1439 wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn
(1485-1490) allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches
(1800 etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und
1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur Geschichte
und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater Rudolphina
1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit Wiens,
1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von Wien,
hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624;
Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012.
Wlaschim, Wlaschitz (Herrschaft). Die Herrschaft W. in Böhmen gehörte den Fürsten Auersperg. S. Tschechoslowakei.
Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285
neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248
war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von
1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie
Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den
Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die
Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut
selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit
1329 zur Krone Böhmens gehörig an
Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23
Quadratmeilen und war in die Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit
1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums
Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau
(Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die
Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
639.
Wolfstein (Herren, Freiherren, Grafen,
Reichsgrafschaft). Seit 1291 nannten sich die Reichsministerialen von Sulzbürg
nach der Burg W. bei Neumarkt, deren ältere Herren seit etwa 1120 nachweisbar
sind. Sie gewannen am Anfang des 14. Jahrhunderts Allersberg (bis 1455/1470),
vor 1346 Pyrbaum, im 14. und 15. Jahrhundert ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet um B., um 1350 Obersulzbürg und 1403/1404 Untersulzbürg. 1460
trugen sie die Burg und Herrschaft W. Böhmen zu
Lehen auf. 1465/1466 ging W. als Lehen Böhmens
durch Kauf an Pfalzgraf Otto II. zu Neumarkt über und kam von der Pfalz 1628 an
Bayern. Seit 1607 war die Burg W. bereits verfallen. 1522 wurden die Herren von
W. in den Freiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. Als solche
waren sie Mitglied des fränkischen Reichsgrafenkollegiums. Ihre Erben waren die
Grafen von Hohenlohe-Kirchberg und die Grafen von Giech. S. Wolfstein zu
Sulzbürg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 8; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957.
Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der
Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen
die Burg W. in der Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Herrschaft W. über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck
(Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die
Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim.
Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis
1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem
Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die
Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt),
Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft
Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum
Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und
Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach,
Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten
Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft
Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den
Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach
(Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt
Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg
und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass,
die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck,
die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten
Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen
Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und
die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu
Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein,
Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und
Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels,
Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein,
Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim,
Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm,
Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck.
Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg
und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten.
1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche
Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen
bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz
abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie
(1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803
wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer
Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg,
Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern)
bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage
verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und
Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal,
Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen,
Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall
und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804
fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete
seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat
eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten
die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder
Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden
(amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12.
1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der Graven
und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.;
Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F.
v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches
Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.;
Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische
Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.;
Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff.
1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg,
1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck,
W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg
und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg.
Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im
Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger,
A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute,
Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974,
Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller,
M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis
heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung
in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller,
A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989;
Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The
Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das
Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg,
hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates,
Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986;
Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine
Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello,
H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur
Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995;
Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg,
LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis,
M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C.,
Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und
Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742 richtete
Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten Bischofssitz
(Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt wurde. Die Diözese
reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis zur Hohenloher Ebene
(bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen
bis an Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der
Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt)
und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch
kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen
Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld
linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und
(bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in
heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als
Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig unterdrückt.
Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim fränkischen
Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die
Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals
gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg
als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens
gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert
zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790
war der Bischof Mitglied des Ritterkreises Franken und zwar außer in den
Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von
Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen
von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön,
Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn,
Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei
Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90
Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften)
umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt
und Leiningen. 1805 kam es von Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den
Habsburger Ferdinand von Toskana. Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814
als Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den
Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam
Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W.
wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960);
Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die
Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2.
A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg
und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977;
Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Würzburg,
hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des Fürstbischofs
Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16. Jahrhundert
Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und
fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4
Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger
Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U.
u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L.,
1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst,
A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner,
U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638,
1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Quellen zur
Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H.,
2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, F. u.a., 2014.
Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen
von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen
über die Mulde wird 961 eine civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017
gehörte der östlich von Leipzig gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe
von Meißen, die ihn zunehmend ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom
geweiht und ein Kollegiatstift eingerichtet. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
waren die Bischöfe Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den Markgrafen
von Meißen gewann das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich westlich der
Mulde in Merseburger Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer mit 275
Quadratkilometern). Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die
Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht
und Militärhoheit beschränkten Einfluss. 1581 übernahmen sie durch Vertrag die
Verwaltung, für die sie bis 1818 eine eigene weltliche Regierung des Stiftsamts
W. im obersächsischen Reichskreis einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem
Hochstift Meißen endgültig an Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Zeitz (Burg, Bistum, Residenz des Bischofs von
Naumburg und des Herzogs von Sachsen-Zeitz). Das 968 von Kaiser Otto dem Großen
an der Stelle einer alten slawischen Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster
errichtete, Magdeburg unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida
und Naumburg wurde 1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen
nach Naumburg verlegt (seit 1285 Sitz des Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547
kam die Stiftsregierung von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das
Gebiet um Z. zur Ausstattung einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die
Deutsche Demokratische Republik. S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Zossen (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert wurde
die Burg Z. (slaw. sosna, Föhre) an der Notte bei Potsdam errichtet. Sie wurde
Mittelpunkt der kleinen Herrschaft Z. Diese kam in der Mitte des 14.
Jahrhunderts als Lehen der Markgrafen von Meißen an die Herren von Torgau bzw.
Torgow, 1370 mit der Lausitz an Böhmen und
1478/1490 von Georg von Stein als Nachfolger der Torgow 1490 an
Brandenburg/Preußen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Der Teltow, Bd. 3 1912, 344ff.
Zwickau (Reichsstadt [?]). Z. am Übergang der
Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer
Mulde ist erstmals 1118 (Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt.
Die vor 1145 (bzw. vor 1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt)
erlebte unter den Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt) und kam um
1200 (1206?) an die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von Habsburg
wurde Z. dem Reich wieder angenähert (vor 1290-1362), doch wurde 1308 Z.
bereits wieder Pfandgut bzw. musste Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb der
Markgrafschaft Meißen kam das etwa 4000 Einwohner zählende Z. 1485 an die
ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie und über Sachsen von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.;
Fritzsch, E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9
1998, 732; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, J. u. a., 2012ff..
Altbunzlau Böhmen
Babenberger* (Geschlecht) Bamberg (Hochstift), Bayern-Deggendorf, Bogen, Böhmen, Deggendorf, Formbach, Hessen, Horn, Krain, Lambach, Linz, Niederösterreich, Oberösterreich, Österreich, Otakare, Perg, Přemysliden, Regau, Saalfeld, Sankt Pölten, Schwaben (Hztm), Schweinfurt, Steiermark, Sulzbach (G), Traungau, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Wels-Lambach, Wien (RS), Wiener Neustadt, Wildenstein, Wilhering
Beraun Böhmen
Bidschow Böhmen
Böhmen* (Hztm, KgR) Asch, Auschwitz, Bautzen, Bayern, Bayern-Deggendorf, Beeskow, Berg, Beuthen, Bleistein bzw. Pleystein, Bogen, Breitenstein, Breslau (Hzgt), Brieg, Burgk, Colditz, Cosel, Cottbus, Crossen, Dalberg, Dohna, Eger, Egerland, Eggenberg, Eilenburg bzw. Eulenburg, Falkenberg, Frankenberg (rriOrt), Frankenstein (Ftm), Friedland, Fürstenberg-Weitra, Galizien, Gera, Gerolstein, Giech, Glatz, Glogau, (Glogau-Sagan,) (Glogau-Steinau,) Görlitz, Greiffenstein, Habsburg, Harrach, Heideck, Heidingsfeld, Hohenems, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hummel, Jauer, Kamenz (Stift), Kärnten, Kaunitz, Krain, Kurfürstenkollegium, Lehnhaus, Leuchtenberg, Lichtenberg, Liegnitz, Limpurg, Lobenstein, Loslau, Löwenberg, Luxemburg, Mähren, Mainbernheim, Militsch, Münsterberg, Muskau, Namslau, Neiße, Niederlausitz, Niederösterreich, Nostitz, Oberlausitz, Oberösterreich, Oberpfalz, Oels, Oppeln, Ortenburg, Ostein, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pfalz, Pleystein, Pommerellen, Prag, Přemysliden, Priebus, Ratibor, Regensburg (Hochstift), Regensburg Sankt Emmeram, Rothenberg, Rüdt von Collenberg, Saalfeld, Sagan, Schirgiswalde, Schlackenwerth, Schlesien, Schönborn, Schönburg, Schwarzenberg (Gt), Schwarzenberg (Ht), Schweidnitz, Stadion, Steiermark, Steinau, (Sternstein,) Stollberg, Störnstein, Sulzbach (G), Teschen, Teupitz, Thüngen, Tost, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Vogtland, Waldsassen, Wartenberg, Wertheim, Wettiner, Wien (RS), Wohlau, Wolfstein, Württemberg, Zisleithanien, Zossen
Böhmenkirch bzw. Böhmenkirchen Rechberg
Budweis Böhmen, Tschechoslowakei
Bunzlau (Altbunzlau) Böhmen
Chrudin Böhmen
Czaslau bzw. Časlau Böhmen
Deutsch-Böhmen*(, Deutschböhmen) Deutschösterreich, Österreich, Sudetenland
Elnbogen Böhmen
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Karlsbad (in Böhmen) Sudetenland, Tschechoslowakei, Tschechien
Karlstein* (in Böhmen) (Residenz)
Kaunitz (in Böhmen) -Rietberg Westphalen
Kauřim (Kaurzim) Böhmen
Königgrätz Böhmen
Laubendorf (in Böhmen) Hohenems
Lausitz* (MkGt, Mk, Grafentum) Böhmen, Brandenburg, Dohna, Eilenburg (Eulenburg), Friedland, Niederlausitz, Oberlausitz, Österreich, Polen, Sachsen, Schönburg, Teupitz, Ungarn
Leitmeritz Böhmen, Schirgiswalde
Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein
Mähren* (MkGt) Babenberger, Baussau, Berg (Ht), Böhmen, Brünn, Busau, Cosel, Dietrichstein, Hagenau (LV), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Liechtenstein, Luxemburg, Mergentheim, Olmütz, Österreich, Österreich-Ungarn, Polen, Prag, Přemysliden, Schlesien (Kronland), Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn
Oberschlesien* (Hztm) Böhmen, Deutschleuten (Deutsch Leuthen), Grottkau, Mergentheim, Niederschlesien, Oderberg, Olbersdorf, Oppeln, Österreich, Österreich-Ungarn, Piasten, Preußen, Ratibor, Roy, Schlesien, Tost
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Pilsen Böhmen, Tschechoslowakei
Polen* (KgR, Rep) Amtitz, Auschwitz, Berg (Ht), Beuthen, Bielitz, Böhmen, Brandenburg, Breslau (FBtm), Breslau (FBtm), Brieg, Cammin (Kammin), Carolath, Cosel, Crossen, Culm (Btm, L) (Kulm), Danzig, Deutscher Orden, Elbing, Ermland, Falkenberg, Frankenstein (Ftm), Galizien, Glatz, Glogau, (Glogau-Sagan,) (Glogau-Steinau,) Gnesen, Goschütz, Grottkau, Grüssau, Habsburg, Hinterpommern, Hummel, Jauer, (Kammin,) Kolberg, Kreuzburg, Kulm, Kulmerland, Kurland (Land), Landsberg/Warthe, Lebus, Lehnhaus, Leslau, Lettland, Liechtenstein, Liegnitz, Lippehne, Litauen, Livland, Loslau, Lothringen, Löwenberg, Mähren, Militsch, Münsterberg, Muskau, Namslau, Naugard, Neiße, Netzedistrikt, Neumark, Neuschloss, Niederlausitz, Niederschlesien, Nostitz, Oberglogau, Oberschlesien, Odescalchi, Oppeln, Österreichisch-Schlesien, Ostpreußen, Pfalz-Zweibrücken, Pless, Pomerellen (Pommerellen), Pomesanien, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Přemysliden, Preußen, Priebus, Proskau, Ratibor, Riga, Sachsen, Sagan, Schlawe, Schlesien, Schwarzwasser, Schweidnitz, Seidenberg, Siebenbürgen, Skotschau, Sorau, Sprottau, Steinau, Sternberg (L), Stettin, Stolp, Südpreußen, Sulau, Teschen, Tost, Trachenberg, Triebel, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Wartenberg, Westpreußen, Wohlau, Zator, Zips, Zweibrücken
Prachin Böhmen
Prag* (Hochstift, EStift, Residenzen) Böhmen, Mainz (EStift), Olmütz, Passau (Hochstift), Přemysliden, Regensburg (Hochstift), Tschechien, Tschechoslowakei
Prag (Familie in Böhmen) Fürstenberg-Weitra, Weitra
Preußen* (Hztm, KgR) Absberg, Adendorf, Ahaus, Altenkirchen, Altmark, Anhalt, Anholt, Ansbach, Appeldorn, Ardey, Arenberg, Arenfels, Arnsberg, Arnstein, (Arnstein-Barby bzw. Barby), Auburg, Auersperg, Baden-Württemberg, Barby, Barmstedt, Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Belgien, Bengel, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Berg (G), Berleburg, Bettingen, Beuthen, Bevern, Birkenfeld, Blankenheim, Blieskastel, Blumenthal, Böhmen, Bonn, Boppard, Borken, Borth, Brackel, Brakel, Brand, Brandenburg (Mk), Braubach, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Oels, Brehna, Breidenbacher Grund, Breisig, Bremen (EStift), Bremen (freie RS), Breslau (Hztm), Breslau (Hochstift), Bretzenheim, Brieg, Broich, Büren, Burglayen, Burtscheid, Calenberg, Camberg, Canstein, Cappenberg, Celle, Cochem, Cosel, Cottbus, Crailsheim, Croy, Culm (Btm, L), (Kulm), Dagstuhl, Dassel, Daun, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Diepholz, Dietkirchen, Dinkelsbühl, Dithmarschen, Doberlug, Dohna, Dollendorf, Dortmund (RS, G), Dörzbach, Drachenfels, Dreis, Duderstadt, Duisburg, Dülmen, Dünwerde, Düren, (Düsseldorf, Dyck, Eberbach, Ebernburg, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebstorf, Ehrenburg, Eichsfeld, Eichstätt, Eiderstedt, Eilenburg, Eilendorf, Elben, Elbing, Elbingerode, Elkerhausen, Ellingen, Elmenhorst, Elten, Eltz, Emsland, Erfurt, Ermland, Erp (Erb), Eschwege, Eschweiler, Esens, Essen (RAbtei, RS), Esterau, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenberg, Falkenstein (Ht, Gt), Fehmarn, Feuchtwangen, Finsterwalde, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankenberg (rriOrt), Frankenstein, Fränkischer Reichskreis, Frechen, Freckenhorst, Fredeburg, Fresenburg, Freudenburg (BgGtm), Freusburg, Fritzlar, Frohndorf, Frohnenbruch, Fulda (Abtei), Gammertingen, Geilenkirchen, Geldern, Gelnhausen, Gemen, Gemünden, Gerolstein, Gersfeld, Geseke, Geyern (G), Gimborn-Neustadt, Glatt, Glatz, Glogau, Glückstadt, Goschütz, Görlitz, Goslar (RS), Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen (ruS), Greifswald, Grenzau, Gronau, Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Grottkau, Grubenhagen, Grumbach (G), Grüssau, Gudensberg, Gürzenich, Guttenberg, Gymnich, Habsburg, Hachenburg, Hadamar, Hadeln, Haffen, Hafner, Haigerloch, Halberstadt, Hallermunt, Hamb, Hamburg, Hammerstein, Hamminkeln, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hannover, Harburg, Hardenberg, Harlingerland, Hasserode, Hattstein, Haun, Hechingen, Heimbach, Heisterbach, Heinsberg, Heldrungen, Helgoland, Helmarshausen, Henneberg, Herford (Frauenstift, RS), Hersfeld (RAbtei), Herstal, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Hettingen, Hildesheim, Hohensolms, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohnstein, Holzappel, Holzhausen, Homburg vor der Höhe, Homburg (Ht), Hönningen, Hörde, Hörstgen, Horstmar, Hoya, Huckarde-Dorstfeld, Hückeswagen, Hülchrath, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hünxe, Hutten, Hüttersdorf, Idstein, Ilfeld, Isenberg-Limburg, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Isenburg-Grenzau, Itter, Jägerndorf, Jauer, Jennelt, Jülich, Jungnau, Jünkerath, Jüterbog, Kaiserswerth, Kamenz (Stift), Kanstein (Canstein), Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kehdingen, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchberg, Klettenberg, Kleve, Knechtsteden, Kobern, Köln (EStift), Köln (freie RS), Königsberg, Königstein (Gt), Königswinter, Kornelimünster, Kranichfeld, Kreuzburg, Kreuznach, Kronberg, Kronenburg, Krottorf, Kröv, Kulm, Kulmbach, Kulmerland, Kurmark, Kyll, Laer, Landsberg, Landskron, Langenschwarz, Lauenburg, Lauschied, (Layen) (Burglayen), Lembeck, Leslau, Lichtenau, Lichtenberg, Liebenscheid, Liegnitz, Limburg (Gt), Limburg an der Lahn, Lindschied, Lingen, Lippe, Lixfeld, Lobenhausen, Lohra, Lommersum, Looz-Corswarem, Loslau, Löwenberg, Lübeck (Hochstift), Lübeck (RS), Lüdinghausen, Lüneburg (Ftm), Luxemburg, Machwitz, Magdeburg (EStift), Mainbernheim, Mainz (EStift), Mainz (Rep), Malmedy, Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Mansbach, Mansfeld, Marburg, Mark, Martinstein, Mechernich, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Meerfeld, Mehr, Meiderich, Meisenbug, Memelgebiet, Mensfelden (Münzfelden), Meppen, Merseburg, Merxheim, Meschede, Messkirch, Meudt, Michelbach, Militsch, Millendonk bzw. Myllendonk, Minden, Moers, Molsberg, Monschau, Moresnet, Mühlhausen (RS), Münden, Münster (Hochstift), Münsterberg, (Münzfelden,) Myllendonk, Nalbach, Namslau, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Siegen, Nassau-Usingen, Naumburg, Neiße, Netzedistrikt, Neuenahr, Neuenburg (Gt, Ka), Neuengleichen, Neuenheerse, Neuerburg, Neufra, Neuhaus (Amt), Neumark, Neuwied(, Niederisenburg), Niederlausitz, Niedersachsen, Nievern, Norddeutscher Bund, Nordhausen (RS, ruStift), Nordstrand, Nörvenich, Nürburg, Nürnberg (RS), Oberlausitz, Oberschlesien, Oberstein, Oberwesel, Odenthal, Oderberg, Oels, Oettingen, Olbrück, Oldenburg, Oppeln, Oranien, Osnabrück, Osterburg, Osterland-Föhr, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Osterspai, Ostfriesland, Ostpreußen, Ostrach, Ottweiler, Padberg, Paderborn, Papenburg, Pappenheim, Peitz, Petkum, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pinneberg, Pless, Plesse, Plön, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Posen, Potsdam, Preetz, Preuschen, Priebus, Prüm, Quedlinburg, Ramholz, Ranis, Rantzau, Rath, Ratibor, Ratzeburg, Ravensberg, Recklinghausen, Regenstein, Reichenstein, Reifferscheid, Reizberg, Remagen, Rendsburg, (Rhade,) Rhaunen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck (BgGt), Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Rödelheim, Rotenburg, Rüdesheim, Rügen, Rümmelsheim, Runkel, (Rysum,) Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Weißenfels, Saffenburg, Sagan, Salm, Salm-Anholt, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Scharzfeld, Schauen, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schiffelbach, Schleiden, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schlüchtern, Schmalkalden, Schöller, Schönau (ruHt), Schönau (Kl), Schönborn, Schönstadt, Schraplau, Schüller, Schwanenberg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenholz, Schweden, Schweidnitz, Schweighausen, Schweppenhausen, Seefeld, Seehausen, Senftenberg, Siegburg, Siegen, Sigmaringen, Simmern bzw. Pfalz-Simmern, Sinzig, Soden, Soest, Solms, Solms-Braunfels, Spiegelberg, Sprottau, Stablo, Stablo und Malmedy, Stade, Stapelholm, Stein (ruHt), Steinau, Steinfeld, Steinfurt (Ht), Stettin, Stolberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stormarn, Stotel, Stralsund, Straßberg, Südpreußen, Sugenheim, Sulau, Sulzbach (RDorf), Sylt, Tann, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Thurn und Taxis, Torgau, Trachenberg, Treffurt, Triebel, Trier (EStift), Trier (freie RS), Troppau, Uckermark, Ungarn, Usingen, Valangin, Vallendar, Veen, Velen, Verden, Vestenberg, Veringen, Vetzberg, Vianden, Virneburg, Volmarstein, Vorpommern, Wächtersbach, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Waldkappel, Warburg, Wehrheim, Wehrstein, Weida, Weilburg, Weilnau, Weißenburg (RS), Welfen, Weltersburg, Werden, Werl, Wernigerode, Werth, Westerburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westhofen, Westpreußen, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wickrath, Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Wiesbaden, Wildenburg, Wildungen, Winden, Windsheim, Winneburg, Winnenthal, Witten, Wittenberg, Wittgenstein, Wittmund, Witzenhausen, Wohlau, Wolbeck, Wolgast, Wolkenburg, Wunstorf, Wursten, Württemberg-Oels, Ziegenhain, Züschen, Zyfflich-Wyler
Přemysl Böhmen, Lebus
Rackonitz Böhmen s. Rakonitz
Rakonitz (Rackonitz) Böhmen
Ravenstein (bei Böhmenkirch) Elchingen
Reichenberg (in Böhmen) Clam, Friedland, Sudetenland
Riesenburg* (bei Ossegg in Böhmen) (Ht) Purschenstein, Sayda
Saaz Böhmen
Schlesien* (Hztm) Andechs, Böhmen, Breslau (Hochstift), Carolath, Crossen, Deutschleuten (Deutsch-Leuthen), Dohna, Frankenstein (Ftm), Glatz, Greiffenstein, Grüssau, Habsburg, Henckel von Donnersmarck, Hummel, Jauer, Lebus, Liechtenstein, Löwenberg, Mähren, Mistek, Neiße, Niederschlesien, Nostitz, Oberlausitz, Oberschlesien, Oderberg, Österreich, Österreich-Ungarn, Österreichisch-Schlesien, Piasten, Pless, Polen, Preußen, Priebus, Ratibor, Roy, Sachsen, Siebenbürgen, Teschen, Trachenberg, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Zator, Zisleithanien
Tabor Böhmen
Tschechoslowakei* (L) Asch, Baussau, Böhmen, Brünn, Deutschleuten (Deutsch-Leuthen), Deutschösterreich, Eger, Egerland, Friedland, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Krumau, Liechtenstein, Lobositz, Mähren, Mistek, Neiße, Oderberg, Olmütz, Österreich, Prag, Reichwaldau, Riesenburg, Roy, Schlackenwerth, Schlesien, Schwarzenberg, Schwarzwasser, Slowakei, Sudetenland, Teschen, Troppau, Tschechien, Wlaschim, Zips
Ungarn* (L) Andechs, Bernstein (Ht), Beuthen, Böhmen, Breslau (Hztm), Burgenland, Cilli, Cosel, Eisenstadt, Eppenstein, Forchtenstein, Galizien, Glogau, Güns, Habsburg, Hornstein (Ht), Jauer, Jugoslawien, Kobersdorf, Königsegg-Rothenfels, Kroatien, Löwenberg, Mähren, Murbach, Niederösterreich, Oberglogau, Oels, Österreich, Passau (Hochstift), Perényi, Přemysliden, Rechnitz, Siebenbürgen, Slowenien, Steiermark, Transleithanien, Tschechoslowakei, Wien, Wohlau, Zips