Bayern in der deutschen Landesgeschichte (617)

 

Aachen (Reichsstadt). Die warmen Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den Römern entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler Ansiedlung, dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von dem keltischen Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare Siedlungskontinuität findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765 Pfalz, 766 villa regia bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit reichem Königsgut versah. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Aquensis genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari vocabulo Ahha) Krönungsstätte der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz das um A. gelegene Königsgut durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich nach Nordosten erstreckendes Gebiet zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa erhielt A. 1166 besondere Rechte (Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171 bis 1175 wurde es ummauert, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330 wurde der Mauerring erweitert. Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe und das Messinggewerbe. Das 1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene Schöffenkolleg wurde Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen Stadtrat und Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie Reichsstadt. 1336 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer das zur Stadt gehörige Gebiet (Aachener Reich), 1356 legte die Goldene Bulle A. als Krönungsort rechtlich fest. Seit 1530 wurde A. allmählich protestantisch (Aachener Streit), 1614 durch die Erzbischöfe von Köln wieder katholisiert. 1656 vernichtete ein Stadtbrand etwa 90 % der Stadt. 1794 wurde A. von Frankreich besetzt und 1801 an Frankreich abgetreten. Von 1798 bis 1814 war es Sitz der Verwaltung des Roerdepartements, von 1802 bis 1814/1815 auch Sitz eines Bischofs. Um 1800 hatte die Stadt eine Größe von etwa 1,5 Quadratmeilen und 18000 Einwohner. 1815 fiel A. an Preußen. 1944 wurde es fast völlig vernichtet. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen. S. niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2; Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen, Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v. Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus, T., 1999; Huyskens, A., Das alte Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg. v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E., 1972; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die Aachener Wirren im Spiegel der kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach, H. v., Aachen, 1985; Krumbach, K., Die Ratspräsenzen der Reichsstadt Aachen 1622-1756, 1985; Erdmann, C., Aachen im Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte Aachens, 2. A. 1986; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur Entstehung einer Landesherrschaft im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 9; Schaub, A:, Gedanken zur Siedlungskontinuität in Aachen zwischen römischer und karolingischer Zeit, Bonner Jbb. 208 (2008), 161.

 

Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft). A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12. Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich, A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.

 

Absberg (Reichsritter). Die Rodungsherrschaft der edelfreien Herren von A. bei Gunzenhausen erhielt früh die Blutgerichtsbarkeit. Karl IV. gewährte den Herren das Befestigungsrecht für den Hauptort, die Markgrafen von Brandenburg 1469 das Vizeerbkämmereramt des Reiches. Vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zählten die A. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Bis etwa 1680 waren sie auch im Kanton Odenwald immatrikuliert. 1647 kam A. an den Deutschen Orden, der nach langwierigem Rechtsstreit die Erben abfand. 1796 wurde die Ordensherrschaft von Preußen mediatisiert und fiel 1806 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Wolff 113; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 197, 212; Riedenauer 122; Stetten 32; Rahrbach 1.

 

Achberg (Herrschaft, reichsritterschaftliche Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von Wangen werden erstmals 1194 genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14. Jahrhundert an die Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von Molpertshaus, die A. 1352 Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von Königsegg, 1530 erbweise an die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), 1691 als zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von den Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden (Landkomtur zu Altshausen), 1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte von 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854 war A. Sitz eine Oberamtes. 1947 kam es zu Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave Achberg, 1922.

 

Aislingen (Herrschaft). Die um A. südlich von Dillingen gebildete Herrschaft wurde 1489 vom Hochstift Augsburg erworben. S. Bayern.

 

Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim Erlöschen der Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die Grafen von Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt Ulm von dem verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg und die Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.

 

Allstedt (Pfalz). In A. bei Sangerhausen, aus dem schon Karl der Große den Zehnten an Hersfeld gab und das am Ende des 9. Jahrhunderts an die Liudolfinger gekommen sein dürfte, befand sich in ottonischer und salischer Zeit (935 Altsteti) eine Pfalz mit zugehörigem Reichsgut. Sie wurde von Ludwig dem Bayern an die Grafen von Anhalt bzw. die Grafen von Mansfeld als Reichslehen ausgetan. Von Karl IV. wurde sie als Kern der Pfalzgrafschaft Sachsen 1363 an die Askanier (Herzöge von Sachsen) gegeben, von denen sie 1423 an die Wettiner (seit 1554 endgültig an die ernestinische Linie) fiel. Von 1369 bis 1469 war A. an die Herren von Querfurt, von 1526 bis 1575 an die Grafen von Mansfeld weiterverliehen. Von 1741 bis 1920 war es bei Sachsen-Weimar, danach bei Thüringen. 1945 gelangte es zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 396; Hartung, E., Die äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1496-1575, 1931; Facius, F., Allstedt 1935; Grimm, P., Deutsche Königspfalzen 1965, 2, 277ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 1ff.

 

Altaich (Kloster), Niederaltaich. Das 741 von Herzog Odilo von Bayern gegründete Kloster A. (Niederaltaich) an der Donau gewann 857 die Reichsunmittelbarkeit, verlor sie aber 1152 durch Unterstellung unter das Hochstift Bamberg und wurde 1803 zugunsten Bayerns aufgelöst.
L.: Klose, J., Die Urkunden Abt Hermanns von Niederaltaich (1242-1273), 2010 (577 Urkunden).

 

Altdorf (Reichsdorf). A. bei Ravensburg wird erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. 1330 verpfändete Ludwig der Bayer die Reichssteuern zu A. und 1332 das Reichsdorf A. an den Grafen Hugo von Bregenz. Im Wege erbrechtlicher Nachfolge kam es von dort an die Grafen von Montfort. 1415 verpfändete König Sigismund den Ort, dem er 1414 die Rechte bestätigt hatte, an den Reichserbtruchsess Johann von Waldburg. S. Baden-Württemberg
L.: Dacheröden 120; Hugo 450; Wolff 44.

 

Altenmuhr (reichsritterschaftliche Herrschaft). Mure an der mittleren Altmühl wird 893 erstmals als vicus genannt. Seit 1169 sind dort Ministeriale des Hochstifts Eichstätt bezeugt. Seit 1383 gingen die zunehmend den Burggrafen von Nürnberg aufgetragenen Güter allmählich an die Lentersheim über. 1538 starben die Muhr (Mur) aus. Seitdem überwog die Oberlehnsherrlichkeit der Markgrafen von Ansbach. Seit 1752 hatten die Lentersheim die Güter als reichsritterschaftliche Mediatherrschaft. Mit dem Aussterben der Lentersheim fielen sie 1799 an die Hardenberg. S. Bayern.

 

Altstätten (Reichsstadt). A. südlich des Bodensees wurde bereits 1298 von König Adolf von Nassau an die Abtei Sankt Gallen, 1347 von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Werdenberg, 1415 von Kaiser Sigmund an die Grafen von Nellenburg und 1417 an Lienhard von Jungingen und Frischhans von Bodman, 1424 an den Grafen von Toggenburg und 1430 an Ulrich und Konrad Paier (Peyerer) verpfändet. Später fiel es an den Kanton Sankt Gallen.

 

Amerdingen, Ammerdingen (reichsritterschaftlicher Ort). A. südlich von Nördlingen zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 510.

 

Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert (734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die im späten 16. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken war und um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und als Entschädigung an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das neue Fürstentum mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und 1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch. 25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K., Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren Odenwald, 1988.

 

Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um 1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee (Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn, die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12. Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech, Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11. Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G., Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K., Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30 (1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1 1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994; Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka, E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.

 

Annweiler (Reichsstadt). A. bei Landau wird 1086 erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an die Staufer. Friedrich II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die Pfalz (Kurpfalz) verpfändet. 1410 ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792 bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs, kam 1815 zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937; Landkreis Bergzabern, 1962; Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur 700-Jahr-Feier im Stadtteil Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung Annweilers durch König Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen d. Hist. Vereins der Pfalz 86 (1988) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 27.

 

Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen, Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz. 1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau (Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128; Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk. Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb. für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v. Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009

 

Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien, Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag, unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H., Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese 1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.

 

Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G., Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12; Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg 1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.

 

Aufkirchen (Reichsdorf, Reichsstadt). A. an der Wörnitz südöstlich Dinkelsbühls erscheint 1188 als burgum Ufkirchen. 1251 hatten die Staufer dort ein Pflegamt und eine Zollstelle. Konrad IV. verpfändete den Zehnten an die Grafen von Oettingen. 1290 wurde der Ort als Stadt bezeichnet, doch war das Schultheißenamt an die Burggrafen von Nürnberg und seit 1295 an die Grafen von Oettingen verpfändet. Die 1334/1367 erneuerte Verpfändung wurde nicht mehr eingelöst. Nach Einführung der Reformation (1558) wurde A. Sitz eines Oberamtes Oettingen-Spielberg(s). Mit der Mediatisierung fiel der dörfliche Ort an Bayern.
L.: Dacheröden 126; Hugo 451; Wolff 177; Festschrift zum Festjahr 800 Jahre Aufkirchen (1188-1988), 1988.

 

Aufseß (Freiherren, Reichsritter), Aufsess. 1114 erscheinen erstmals edelfreie Herren von A. bei Ebermannstadt in Oberfranken. Um 1550 gehörten die Freiherren von A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Daneben waren sie seit dem frühen 16. Jahrhundert (mit Königsfeld, Freienfels, Weiher [Weyher], Neidenstein, Kainach, Stechendorf, Truppach, Mengersdorf und Obernsees) Mitglied im Kanton Gebirg des Ritterkreis Franken. Außerdem gehörten sie am Ende des 18. Jahrhunderts dem Kanton Baunach an. S. Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 197, 210; Riedenauer 122; Stetten 32; Rahrbach 8; Neumaier 31.

 

Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A. wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein. Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738, Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748 für seinen bayerischen Teil gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm und Walchensee sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544 theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das Hochstift von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen (2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe, 1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.

 

Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n. Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807 wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.; Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein, H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955, 2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W., Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.

 

Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift). Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern. Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St. Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster ersetzt wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973) namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577 erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und Reichsstandschaft, was vom Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den rheinischen Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F., Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977; Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37.

 

Auhausen (Kloster) an der Wörnitz, wo im beginnenden 12. Jahrhundert von den Herren von A. bzw. Lobdeburc in Thüringen ein päpstliches Eigenkloster des Benediktinerordens gegründet wurde, wurde 1297 von König Adolf (von Nassau) an den Bischof von Würzburg verpfändet. 1534 wurde das Kloster von den Markgrafen von Ansbach als den Schutzvögten eingezogen. 1797 vorübergehend an Oettingen vertauscht, kam A. 1806 an Bayern.

 

Aura (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. nördlich von Rieneck zählte zum Kanton Rhön und Werra des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 100, 513.

 

Auritz (Freiherren, Reichsritter), Eichler von Auritz. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von A. mit Dennenlohe, Oberschwaningen, Obersteinbach, Roßbach, Stubach und Markttaschendorf zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Bayern, Eichler von Auritz
L.: Genealogischer Kalender 1753, 541.

 

Autenried (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das 1368 erstmals urkundlich erwähnte A. (zum Personennamen Uto) an der Kötz bzw. am Kötzbach bei Günzburg war innerhalb der Markgrafschaft Burgau Mittelpunkt einer vom Hochstift Augsburg lehnbaren Herrschaft, zu der noch Oxenbronn und Anhofen gehörten. Sie kam von den Ministerialen von Utenried (A.) an die Herren von Bühel (Bühl) (1368), 1509 an die Rechberg, 1599 an das Hochstift Augsburg, 1649 an den Generalwachtmeister von Lapière, 1684 an den mit der Witwe Lapières verheirateten Josef Anton Lasser von der Halden, 1798 an die Lassberg und 1805 an die Reck. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 157.

 

Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) benanntes, in Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark begütertes Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet wird (Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die Vormacht in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945 letztmals bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner. Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980) verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt 1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter an verschiedene Familien kamen (Markgrafen von Meißen, Bretislav von Mähren, Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw. Pottenstein). Liutpolds Mark erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen Enns und Tulln und wurde bald nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere unter dem mit der Salierin Agnes verheirateten Leopold III. wurde die babenbergische Herrschaft mit reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als Ausgleich für den Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder Konrad III. anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium minus die Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft) zum territorialen Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs des Löwen das Gebiet zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht Teile des Traungaues. 1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs auf Grund Erbvertrags von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229 wurden Andechser Güter in Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm erloschenen Geschlechts traten nach den Wirren des Interregnums, in denen Österreich über Margarete von Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen gelangt war, 1282 die Grafen von Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894; Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau, H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin, M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte, M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010.

 

Babenhausen (Herrschaft, Reichsfürstentum). Um das 1237 als Burg der Pfalzgrafen von Tübingen genannte B. an der Günz bei Illertissen lag die Herrschaft B., die sich als Lehen der Grafen von Württemberg, die ihrerseits den Pfalzgrafen von Tübingen nachfolgten, seit 1378 in den Händen der Herren von Rechberg befand, die 1471 die Blutsgerichtsbarkeit in der Herrschaft erlangten. Sie ging 1537/1538 durch Kauf Anton Fuggers an die Familie Fugger, welche die württembergische Lehnshoheit ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380 Quadratkilometern und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.

 

Babonen (Geschlecht). Die B. (Pabonen, Paponen) sind ein seit dem Ende des 10. Jahrhunderts erkennbares, in seiner Herkunft ungeklärtes, im Raum Regensburg (Landgrafen von Stefling, Burggrafen von Regenburg) begütertes Adelsgeschlecht (Babo, † um 1001). Später erlangten sie Güter im Bayerischen Wald und im Altmühlgebiet. Nach dem Aussterben beider um 1175 entstandenen Linien 1185/1196 setzten die Grafen von Wittelsbach Erbansprüche durch, die sich auf die Heirat Adelheids von Wittelsbach mit dem B. Otto († um 1175) gründeten.
L.: Mayer, M., Geschichte der Burggrafen von Regensburg, Diss. phil. München 1883; Wegener, W., Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff., 165ff.; Prinz, F., Bayerns Adel im Hochmittelalter, Z. f. bay. LG. 30 (1967); Störmer, W., Babonen, LexMA 1 1980, 1322f.

 

Bächingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam 1806 an Bayern.

 

Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008.

 

Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit 1918/1919 gab es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu Preußen gehörenden Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen die alliierten Militärregierungen aus Nordbaden und Nordwürttemberg das amerikanisch besetzte Land Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom 28. 11. 1946, aus Südbaden das französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt Freiburg und einer Verfassung vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg und Hohenzollern das französisch besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der Hauptstadt Tübingen und einer Verfassung vom 18. 5. 1947. Versuche, diese drei Länder zu vereinigen, scheiterten zunächst an der (süd-)badischen Forderung der Wiederherstellung Badens. Bei einer auf Grund eines Neugliederungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 4. 5. 1951 am 6. 12. 1951 durchgeführten Volksabstimmung wurde mit der Mehrheit (insgesamt 69,7 %) Nordbadens, Nordwürttembergs und Südwürttembergs (mit Hohenzollern) gegen Südbaden die Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am 9. 3. 1952 wurde eine verfassungsgebende Landesversammlung für das neue Bundesland Baden-Württemberg, das 35750 Qadratkilometer mit (1964) 8,207 Millionen Einwohner umfasste und zu dessen Hauptstadt Stuttgart bestimmt wurde, gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt das Land eine Verfassung. Bei einem Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen sich nur 22 % der südbadischen und 8,7 % der nordbadischen Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung des Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930; Eschenburg, T., Verfassungs- und Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952; Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg, hg. v. Statistischen Landesamt, 1953ff.; Baden-Württemberg. Land und Volk in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Appel, R./Miller, M./Schmitz, J., 1961; Staatshandbuch für Baden-Württemberg. Wohnplatzverzeichnis 1961, 1964; Baden-Württemberg. Staat, Wirtschaft, Kultur, hg. v. Pfizer, 1963; Piel, F., Baden-Württemberg, 1964; Baden-Württemberg. Land, Volk, Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Reihe: Information, 1964; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 6 Baden-Württemberg, hg. v. Miller, M., 1965; Konstanzer, E., Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg, 1969; Miller, M./Sauer, P., Württembergische Geschichte, 1971; Historischer Atlas von Baden-Württemberg, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Lief. 1ff. 1972ff.; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. d. Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1974ff.: Bd. 2: Die Gemeinden vor und nach der Gebietsreform. Landeskundlich-statistische Grunddaten, hg. v. d. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 1975; Feuchte, P., Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg, 1983; Bury, C., Der Volksentscheid in Baden, 1985; Die Geschichte Baden-Württembergs, hg. v. Rinker, R./Setzler, W., 1986; Landesgeschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W., Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs, 1987; Quarthal, F., Germania Benedictina, Bd. 5 Baden-Württemberg. Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, 1987; Boelcke, W., Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, 1989; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff. (Bd. 2 Die Territorien im Alten Reich, 1995); 40 Jahre Baden-Württemberg - Aufbau und Gestaltung 1952-1992, hg. v. Schaab, M., 1992; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H., Bd. 1ff. 1995ff.; Baden-Württemberg, hg. v. Wehling, H. u. a. 2002; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 15ff.

 

Baiern s. Bayern

 

Baiersdorf s. Bayersdorf

 

Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.

 

Baltenstein (Burg). 1239 erscheinen erstmals Dienstmannen des Klosters Kempten, die sich nach der Burg B. bei Kempten nennen. B. kam 1366 erbweise an Hainz den Raunzer von Raunzenried, 1370 durch Verkauf an die Familie Schellang und 1479 durch weiteren Verkauf an das Spital zu Kempten. Das Schloss B. löste das Stift Kempten 1551 von einem Augsburger Patrizier als Lehen wieder aus. S. Bayern.
L.: Ruch Anhang 80.

 

Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742 eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007 an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062], Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa 30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772 Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil- oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche, 220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4, 146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust, A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E., Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949); Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951, Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig, B., Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966; Ragger, M., Die Organisation der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.); Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige Römische Reich vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976; Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F., Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.; Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v. Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare und Wirtschaftsordnungen des Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts Bamberg im späteren Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988; Zimmermann, G., Das Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg, 1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J., Pfarreien, Klöster und Stifte, 1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte des Bistums Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche. Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien, Slowenien und der Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und das Reich in der Stauferzeit, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.

 

Barbelstein (Herrschaft), Berwartstein. Um das Schloss B. nordwestlich von Weißenburg im Elsass bildete sich eine Herrschaft. Sie stand später den Herren von Waldenburg zu. Sie gehörte mit Schöneck zur Unterstatthalterschaft Weißenburg in der Landgrafschaft Elsass bzw. Unterelsass (Niederelsass) und fiel mit dem Elsass an Frankreich. 1815 kam B. an Österreich, 1816 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 294.

 

Bassenheim (Herrschaft[, Reichsgrafen, Reichsfürsten]). B. bei Koblenz war Lehen der Erzbischöfe von Köln, seit 1373 der Grafen von Wied an die Grafen von Isenburg-Braunsberg. Von deren Afterlehnsträgern gelangte die Familie Waldbott durch Erbschaft und Kauf allmählich in den alleinigen Besitz der Herrschaft, die von 1729 bis 1801 reichsunmittelbar war. (Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von B. wegen Pyrmont und Olbrück [Ollbrück] die Abtei Heggbach [ohne Mietingen und Sulmingen und den Zehnten zu Baltringen] und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim. 1806 wurden die Waldbott-Bassenheim [Waldbott von Bassenheim] in Bayern und Württemberg mediatisiert.)
L.: Koops, T., Passenheim und Bassenheim. Ein Blick in 600 Jahre Geschichte, Jb. für westdeutsche LG. 12 (1986).

 

Bauerbach (Reichsdorf). B. bei Bretten ist 778/779 erstmals als Gut Lorschs genannt (Burbach). Von Lorsch ging es an das Kloster Hirsau über. Vermutlich über die Staufer kam die Vogtei über den Ort an das Reich. 1305 gab König Albrecht I. B. an Zeisolf von Magenheim. Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim die Vogtei. Die Magenheim traten ihre Rechte an die Hofwarte ab, die B. zeitweise weiterverpfändeten. Seit 1463 übernahm die Pfalz die Schirmhoheit und ließ sich darin auch durch den Verkauf des Ortes samt Vogtei durch Hirsau an das Domkapitel in Speyer (1511) nicht beeinträchtigen. 1803 kam B. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 452, 460; Bickel, O./Bickel, B., Bauerbach. Vom Reichsdorf zum Brettener Stadtteil, 1978.

 

Baunach (Herren). Das 804 in einer Fuldaer Notiz genannte B. nahe der Mündung der Itz in den Main, das als Lehen Fuldas bis 1057 den Markgrafen von Schweinfurt zustand, von diesen über eine Erbtochter an die Herzöge von Andechs-Meranien und von dort ebenfalls durch Heirat 1248 an die Grafen von Truhendingen kam, war von 1135 bis 1365 Sitz der Herren von B. 1388/1390 gelangte es durch Kauf an Bamberg. Mit Bamberg fiel es 1803 an Bayern.
L.: Wolff 98; Jakob, H., Baunach - eine mittelalterliche Stadt Oberfrankens, (in) Fränkisches Land 2 (1954).

 

Bayerischer Reichskreis. Der bayerische Reichskreis wurde im Jahre 1500 eingerichtet und seit 1538 um kleinere Reichsstände erweitert. Das Direktorium führten abwechselnd der Erzbischof von Salzburg und der Herzog von Bayern. Von den am Ende des 18. Jahrhunderts vorhandenen 20 Einzelstimmen verfügte Bayern nach 1792 über neun. Die acht geistlichen Kreisstände waren der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Freising, Regensburg und Passau, der gefürstete Propst von Berchtesgaden, der Abt von Regensburg-Sankt Emmeram und die Äbtissinnen von Regensburg-Niedermünster und Regensburg-Obermünster in Regensburg. Von den zwölf weltlichen Stimmen führte zuletzt Bayern die von Bayern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Leuchtenberg, Haag, Ehrenfels, Sulzbürg und Pyrbaum, Hohenwaldeck und Breiteneck (Breitenegg). Daneben hatten noch Störnstein (Sternstein), Ortenburg und die Reichsstadt Regensburg eine Stimme. Zwischen 1521 und 1793 hielt der bayerische Reichskreis 252 Tagungen ab.1806 wurde der Reichskreis aufgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 41; Wolff 131; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 1995; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997.

 

Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. 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Bayern-Burghausen (Herzogtum). Burghausen an der Salzach gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Witwengut. 1164 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255 an deren niederbayerische Linie. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht Landshuts. 1331 entstand durch Teilung Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1334 wieder erlosch. 1392 fiel Burghausen an Bayern-Landshut.

 

Bayern-Deggendorf (Herzogtum). Nach Deggendorf an der Donau nannten sich im 12. Jahrhundert Grafen von Deggendorf, die ihre Rechte von den Babenbergern ableiteten. Nachdem 1220 der letzte Graf von Deggendorf nach Böhmen geflohen war, nahm um 1246 Herzog Otto II. von Bayern Deggendorf in Besitz. 1331 entstand durch Teilung Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1333 wieder erlosch.
L.: Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf, 1950.

 

Bayern-Ingolstadt (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Stephan III. gebildete Teilherzogtum mit Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie B. aus. Ihre Güter fielen an Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut. S. Bayern

 

Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX. gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab. Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. Am 1. 12. 1503 starb die Linie B. mit Georg dem Reichen, der entgegen dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Vertrag von Erding von 1450 seine Tochter Elisabeth als Erbin einsetzte, in männlicher Linie aus. Zwischem dem mit der Tochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg. S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.

 

Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann II. gebildete Teilherzogtum mit dem südwestlichen Teil Oberbayerns und dem südlichen Nordgau. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 die Hälfte Bayern-Straubings. Im Vertrag von Erding von 1450 erlangte es von Bayern-Landshut einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts. 1485 zog Herzog Albrecht IV. die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505 gewann Albrecht IV. gegen die Zusage von Gebietsabtretungen die Unterstützung König Maximilians. Im Schied von Köln vom 30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern (in Bayern-München) wieder vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.

 

Bayern-Straubing (Herzogtum). 1349/1351/1353 entstand durch Erbteilung unter Kaiser Ludwigs des Bayern Söhnen das Herzogtum B., zu dem Güter in den Niederlanden gehörten (Straubing-Holland). 1425 erlosch die Linie im Mannesstamm. Ihre Güter gab der Kaiser an Habsburg. 1429 mussten sie zur Hälfte an Bayern-München und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt zurückgegeben werden. Die niederländischen Güter kamen 1433 an den Herzog von Burgund. S. Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1978) G4.

 

Bayersdorf, Baiersdorf (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die Baiersdorf zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.

 

Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG. 1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.

 

Bellheim (Reichshof). B. bei Germersheim wird 776 in einer Lorscher Urkunde erwähnt. Es gehörte dem Reich und befand sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Lehen in der Hand des Ritters Hugo genannt Havener. In einer Urkunde König Albrechts vom 11. 1. 1303 für das Kloster Hördt (Herd) wurde es als „villa nostra“ bezeichnet. Später kam es vermutlich durch Verpfändung an die Markgrafen von Baden und von diesen 1363 an die Pfalzgrafen bei Rhein (Pfalz). S. Bayern, Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 463; Biundo, G., Bellheim im Wandel der Zeiten, 1930.

 

Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz). B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und 1031/1032 wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133 sicherte der Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und seit 1248 die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern. Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869; Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.

 

Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102 und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde 1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I. Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und Metall (und damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI. bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559 war der Propst Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B. der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen (Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und bedeutende mittelbare Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten, mit insgesamt 14 Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1 1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f. 1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643, 1, 2, 46.

 

Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod, Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel. Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig 1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena (Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.; Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B., Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a., Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008.

 

Bergrheinfeld (Ganerbschaft). Nachdem ursprünglich der König, das Kloster Fulda, dann die Markgrafen von Schweinfurt und als ihr Erbe Bischof Eberhard von Eichstätt (1098-1112) in B. bei Schweinfurt begütert waren, erscheint anfangs des 16. Jahrhunderts B. als ritterschaftliche Ganerbschaft der Herren von Schaumberg (Schaumburg), von Thüngen und Grumbach. 1631 fiel das Bergrheinfelder Lehen an das Hochstift Eichstätt heim, das 1664 seine Rechte an das Juliusspital Würzburg veräußerte. Dieses erwarb dort weitere Güter des Hochstifts Würzburg und des Domkapitels. S. Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.

 

Bergzabern (Herrschaft, Residenz [Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern, 1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt Bergzabern, 2009.

 

Berlichingen (Herren, Freiherren, Reichsritter). Den 1212 erstmals sicher nachweisbaren Herren von B. und dem 1176 gegründeten Kloster Schöntal gehörte der halbe Ort B., bei dem um 800 das Kloster Lorsch begütert war. Sie spalteten sich in zahlreiche Linien auf (u. a. Berlichingen-Rossach) und sind vor allem Lehensmannen der Bischöfe von Würzburg. Ihr bekanntester Vertreter ist Götz von B. (1480-1562), der Ritter mit der eisernen Hand. Bis zum Ende des Reiches gehörten die B. mit fünf Zwölftel von Baum-Erlenbach, halb B. (zur Hälfte Deutscher Orden), Teilen von Hengstfeld, Hettigenbeuren (Hettingbeuren), Jagsthausen mit Olnhausen, Rossach und Unterkessach, Korb mit Hagenbach, Merchingen mit Hüngheim, Möglingen, Neunstetten, Dippach bzw. Diebach (Diesbach) und Gülthof Illesheim, Teilen von Walkershofen und halb Bieringen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Von 1569 bis 1617 mit Filseck und später mit dem 1617 erworbenen Rechenberg zählten die B. zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und waren darüber hinaus vor und nach 1700 auch im Kanton Rhön-Werra sowie im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Bayern, Hettigenbeuren (Hettingbeuren), Neunstetten und Hüngheim an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Seyler 351; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55, 61; Pfeiffer 210; Winkelmann-Holzapfel 142; Riedenauer 122; Stetten 23, 32, 35, 184, 186; Schulz 258; Rahrbach 17; Neumaier 72ff.: Archiv der Freiherren von Berlichingen Jagsthausen, hg. v. Kraus, D., 1999; Archiv der Freiherren von Berlingen zu Jagsthausen.Akten und Amtsbücher (1244-)1462-1985, hg. v. Fieg, O., 2012

 

Berlichingen-Rossach (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit Illesheim, das 1808 an Bayern fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Die seit 1815 gräfliche Linie erlosch 1924.
L.: Stetten 183.

 

Bernegger (Reichsritter), Berneker. Von etwa 1730 (Kauf von Vestenbergsgreuth) bis vor 1768 (Verkauf an die Holzschuher von Aspach und Harrlach) zählten die B. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Bechtolsheim 14 u. Anm. 760; Riedenauer 122.

 

Biberachzell (Herrschaft). 1342 gelangte B. bei Weißenhorn aus dem Erbe der Herren von (Marstetten-)Neuffen an Wittelsbach, das bis 1449/1480 die Ulmer Patrizier Ehinger und Krafft belehnte. 1480 folgten die Thürheim den Krafft. Die B., Asch, Unterreichenbach, Wallenhausen und Wenenden (Weneden) umfassende Herrschaft steuerte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1786 kaufte die Abtei Kaisheim die Herrschaft von den Thürheim (Türkheim). 1802 kam Kaisheim an Bayern.
L.: Gaiser/Matzke/Rieber, Kleine Kreisbeschreibung des Stadt- und Landkreises Neu-Ulm, 1959.

 

Biberbach, Marktbiberbach (Herrschaft). Bereits im 11. Jahrhundert war B. nahe der Schmutter Mittelpunkt einer Herrschaft von Herren von B. Daneben waren auch die Herren von Rechberg in B. begütert und erlangten 1219 in weiblicher Erbfolge die Biberbacher Güter. Im 14. Jahrhundert gehörte die Herrschaft (mit Markt, Langenreichen [Langereichen], Feigenhofen, Eisenbrechtshofen und Prettelshofen) den pappenheimischen Ministerialen von B. 1514 verkaufte Hans Marschall von B. die Herrschaft für 32000 Gulden an Kaiser Maximilian, der sie zur Tilgung von Schulden an die Fugger weitergab. 1801 gehörten die Herrschaften Wellenburg (Wöllenburg), Gablingen (Gaiblingen) und B. westlich Augsburgs innerhalb Schwäbisch-Österreichs unter den Grafen Fugger-Wasserburg zum schwäbischen Reichskreis. S. Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16b; Pappenheim, H. Graf zu, Versuch einer Geschichte der frühen Pappenheimer Marschälle, 1927.

 

Biberberg (Herrschaft). 1666 wurde die Herrschaft B. bei Weißenhorn von der Abtei Kaisheim erworben. Kaisheim fiel 1802 an Bayern.

 

.Bibra (Freiherren, reichsritterschaftliche Herrschaft). Aus der Ministerialität des Klosters Hersfeld erwuchs das nach B. südlich von Meiningen benannte Adelsgeschlecht der B. Es nahm eine bedeutsame Stellung zwischen den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg, das 1343 die teilweise Lehnshoheit über das Schloss B. gewann, ein. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von B. mit Gleimershausen, Irmelshausen und Aubstadt bzw. Aubstatt (Austatt) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Mit Schwebheim und Adelsdorf waren sie im Kanton Steigerwald (ab etwa 1610) immatrikuliert, außerdem in den Kantonen Gebirg (um 1750), Altmühl und Baunach. 1803 kam B. zu Bayern, 1806 zum Großherzogtum Würzburg und 1808 zu Sachsen-Meiningen. S. Thüringen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 539, 540, 541; Stieber; Wolff 513; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 351-353; Bibra, W. v., Geschichte des Hauses Bibra, Bd. 1ff. 1879ff.; Winkelmann-Holzapfel 142; Pfeiffer 198, 212; Bechtolsheim 12, 17, 63; Riedenauer 122; Rahrbach 20.

 

Billigheim (Reichsdorf). Nach einer Urkunde Kaiser Karls IV. vom 25. 10. 1361 war neben Godramstein, Steinweiler, Erlenbach (Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen das Reichsdorf B. bei Landau an die Pfalzgrafen bei Rhein verpfändet. S. Bayern, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Hugo 463.

 

Bissingen (Herrschaft), Marktbissingen. 1801 gehörte die Herrschaft B. im Ries durch das Fürstentum Oettingen-Wallerstein zum schwäbischen Reichskreis, mit der Herrschaft Hohenburg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8.

 

Bleistein (Herrschaft), Pleystein. Die Herrschaft Pleystein (B.) an der Grenze Bayerns zu Böhmen wurde 1418 von Leuchtenberg an die Pfalz verkauft. 1623 zog Ferdinand II. als König von Böhmen die Herrschaft als verwirktes Lehen ein und gab sie an Bayern. Dieses verkaufte sie 1626 an Pfalz-Neuburg. 1742/1745 kam sie nach dem Aussterben von Pfalz-Neuburg an die Grafen von Sinzendorf. S. Bayern.
L.: Wolff 141.

 

Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der 1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773 ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C., Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H., Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2 (1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.; Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.

 

Bogen (Grafen). Nach 1125 erscheinen nördlich der Donau nahe Straubing in der Nachfolge der Babenberger Grafen von B., die sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts noch Grafen von Windberg genannt hatten. Den Kern der Grafschaft bildete (seit der Mitte des 11. Jahrhunderts?) der östliche Donaugau. Dazu kamen 1158 von den Grafen von Formbach die Grafschaft im Künzinggau, 1230 große Lehen des Bischofs von Passau und des Herzogs von Böhmen sowie die Grafschaft Deggendorf. Mit Graf Albrecht IV., starb 1242 das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel an Herzog Otto II. von Bayern, den Stiefbruder Albrechts IV. aus der zweiten Ehe seiner Mutter Ludmilla von Böhmen mit Herzog Ludwig I. von Bayern. Die blauweißen Rauten der Grafen von B. gingen in das Wappen Bayerns ein.
L.: Piendl, M., Die Grafen von Bogen, Jber. des hist. Vereins Straubing 55 (1953)-57 (1955); Piendl, M., Bogen, LexMA 2 1983, 317.

 

Böhl (Reichsdorf). König Wilhelm verpfändete am 20. 3. 1252 dem Bischof von Speyer die Dörfer Hassloch und Böhl (Bohelen) bei Neustadt an der Weinstraße (Hardt). Am 22. 1. 1330 verpfändete Ludwig der Bayer unter anderem beide Dörfer an die Pfalzgrafen bei Rhein. Dort verblieben sie, so dass sie über Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz kamen.
L.: Hugo 463.

 

Bolanden (Herren, Reichsgrafen). Die Herren von B. sind ein vermutlich aus der Dienstmannschaft des Erzstifts Mainz hervorgegangenes, seit 1128 mit Werner I. nachweisbares Geschlecht von Reichsministerialen im rheinhessisch-pfälzischen Raum. Zentren der verstreuten Güter waren Lehen - 45 verschiedener Herren - und Vogteien der Reichsgutsbezirke um die Stammburg Donnersberg, um Nierstein, Gernsheim und Ingelheim. Die Familie erlangte 1212 die Reichstruchsessenwürde, 1246 die Reichskämmererwürde. Zugleich spaltete sie sich in die Linien B., Hohenfels und Falkenstein auf. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm 1376, die 1199/1241 abgespaltete, in Reipoltskirchen ansässige Seitenlinie Hohenfels 1602, die 1241 gebildete Seitenlinie Falkenstein, die 1255/1288 die Ministerialen von Münzenberg beerbte, die Landvogtei der Wetterau und die Reichsvogtei im Forst Dreieich innehatte und 1398 in den Reichsgrafenstand aufstieg, bis 1407/1418. Das 1333 erstmals erwähnte Dorf B. kam 1709 von der Pfalz durch Tausch an Nassau-Weilburg, danach über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Jacob, E., Untersuchungen über Herkunft und Aufstieg des Reichsministerialengeschlechtes Bolanden, Diss. phil. Gießen 1936; Engels, O., Bolanden, LexMA 2 1983, 356f.; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.

 

Boos (Herrschaft). Die Herrschaft B. nördlich von Memmingen wurde 1551 von den Grafen Fugger erworben. Sie fiel 1560 an die Linie Fugger-Babenhausen. Deren Güter kamen 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960.

 

Bopfingen (Reichsstadt). B. bei Aalen kam um 1150 zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an die Staufer. In der Reichssteuerliste von 1241 erscheint der vielleicht um 1230 von den Staufern ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt). 1384 erwarb die Stadt das Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein. Ihr Herrschaftsgebiet blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8 Quadratmeilen große B. mit 2000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.; Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt Bopfingen, 1872.

 

Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann, J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P. W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed. Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v. Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978, Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle, L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987); Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a., 2009.

 

Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861; Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist. Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper, B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins (Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983, 600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89

 

Breiteneck (Herrschaft), Breitenegg. Im 12. Jahrhundert unterstand B. nordwestlich von Kelheim den Herren von Laaber, später den Familien Hirschberg, Gumppenberg, Pappenheim und Wildenstein. Kurz vor 1600 kam die Herrschaft teils an Pfalz-Neuburg, teils an Bayern. 1611 kaufte Bayern den Anteil Pfalz-Neuburgs. 1624 gab Bayern B. an den 1623 zum Reichsgrafen erhobenen Johann Tserclaes Tilly, der 1631 auch die Landeshoheit und 1635 die kaiserliche Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit erhielt. Seit 1649 gehörte die Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an. Mit dem Erlöschen der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen (drei getrennte Teile, Freystadt an der Schwarzach, Schloss und Markt Holnstein und der Marktflecken Hohenfels) an Bayern, die Eigengüter (zwei getrennte Teile mit Schloss und Markt Breitenbrunn und Schloss Helfenberg) 1732 über die Gräfin von Montfort, eine Schwester des Grafen Tilly, an die Freiherren von Gumppenberg (Gumpenberg). 1792 wurde B. von Pfalz/Bayern gekauft.
L.: Wolff 151; Wallner 712 BayRK 16.

 

Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12. Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich von Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird Hermann von B. genannt, der Reichslehen innehatte. 1356 unterwarfen sich die Herren von B. mit ihrer bis dahin unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw. den Königen von Böhmen und erhielten 1361 die Hälfte von Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft von Karl IV. an die Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die Unterstellung unter Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit dem Aussterben derer von B. ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937.

 

Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft, Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie 1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.

 

Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal, das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal. Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.; Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.

 

Buchau (ritterschaftliche Herrschaft). B. am oberen Main zählte zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken und fiel später an Bayern.
L.: Wolff 512.

 

Buchhorn (Reichsstadt) (seit 1811 Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit 1032/1040 erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem Aussterben 1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der von diesen zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis genannt und ist am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13. Jahrhunderts Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299). König Rudolf von Habsburg verpfändete diese an die Grafen von Werdenberg, doch konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803 fiel B. mit rund 40 Quadratkilometern und etwa 1800 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg. 1811 entstand aus der Vereinigung von B. und Hofen das nach König Friedrich von Württemberg benannte Friedrichshafen, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die älteste Buchhorner Urkunde, Württ. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910), 155ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung Tettnang, 1915; Hutter, O., Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M., Buchhorn unter bayerischer Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 80 (1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt Friedrichshafen, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn, LexMA 2 1983, 836.

 

Bundenbach (Herrschaft). 1801 gehörte die Herrschaft B. bei Birkenfeld über Pfalz-Zweibrücken zum oberrheinischen Reichskreis. 1816 kam sie an Bayern, und 1946 B. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Wallner 695 OberrheinRK 3.

 

Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B., Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte, im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut, 1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788; Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand, R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3. A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983; Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und Kommunikation, 2005.

 

Burgberg (Herrschaft). Die Burg Berg über der Hürbe wird 1209 erstmals erwähnt. Wohl um 1270 kam die Burg zur Hälfte von den Rittern von Berg an die Grafen von Helfenstein, die ihre Lehnsrechte 1328 an Oettingen vertauschten. Die andere Hälfte war Allod derer von Böbingen, die 1339 das Ganze von Oettingen zu Lehen nahmen. Über die Familien Fetzer bzw. Vetzer, von Stein und Gräter kam die inzwischen verfallene Burg 1442 durch Kauf an die Leimberg, 1459 an die Grafeneck. Bei deren Aussterben fiel 1728 B. an Oettingen-Wallerstein zurück, das auch die allodialen Teile erwarb. 1806 kam es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.

 

Burghaslach (ritterschaftlicher Ort). B. südwestlich von Schlüsselfeld im Steigerwald erscheint erstmals 1317 als Lehen der Hohenlohe-Speckfeld an die Vestenberg. Nach deren Aussterben 1687 fiel die zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft an die Grafen von Castell und damit 1806 an Bayern.
L.: Wolff 512; Stein, F., Geschichte der Grafen und Herren zu Castell bis 1528, 1892.

 

Burghausen (Grafen, Residenz). B. an der Salzach gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Wittum und befand sich vielleicht seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in den Händen der von den Sighardingern kommenden Grafen von B. Um 1130 heißt es urbs. 1168 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255 an Niederbayern. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht Landshuts. Von 1331 bis 1334 war es Sitz der Linie Bayern-Burghausen. 1392 gelangte es an Bayern-Landshut. S. Bayern.
L.: Auer, L., Burghausen, LexMA 2 1983, 1053f.; Buchleitner, A., Burghausen, 3. A. 1993; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 97; Kupfer, E., Die Machtstellung der Sieghardinger, 2004.

 

Burgheim (Reichsdörfer Oberburgheim, Niederburgheim). Ludwig der Bayer verpfändete am 29. 1. 1343 dem Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) die Reichsdörfer Gertweiler und B. bei Schlettstadt im Elsass. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, die von demselben eingelösten Reichsdörfer Gertweiler und B. nebst mehreren anderen als Reichspfandschaften zu besitzen.
L.: Hugo 470, 472.

 

Burgrain (Herrschaft). B. war von (811 bzw. vom 8.10.) 1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag vom 8. 10. 1284 zwischen dem Bischof von Freising und dem Herzog von Bayern begründeten Herrschaft des Hochstiftes Freising, die mit diesem zum bayerischen Reichskreis gehörte und an Bayern fiel( 1803 2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische Herrschaft Burgrain, 1911.

 

Burgsinn (ritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 1001 erscheint Sinna in einem Tausch des Hochstifts Würzburg. Im 12. Jahrhundert errichteten die Grafen von Rieneck dort eine Wasserburg, die am Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft des Hochstifts Würzburg stand. 1405 erwarb der Würzburger Ministeriale Wilhelm von Thüngen die Burg. 1438 wurde sie den Markgrafen von Brandenburg als Mannlehen aufgetragen. Mit Altengronau, Obersinn und einigen weiteren Dörfern zählte sie über die Thüngen zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.

 

Burrweiler (ritterschaftliche Herrschaft). Die Herrschaft B. nördlich von Landau zählte zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Über Bayern kam B. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515.

 

Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort). Nach B. an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B. teilweise Teil der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall, teilweise Lehen der Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen des Hochstifts Augsburg an die Familie Burggraf. Diese verkaufte 1532 ihre Güter an den Söldnerführer Sebastian Schertel (von Burtenbach) (Schertlin von Burtenbach), der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit eine geschlossene ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet die 1546 reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen evangelischen Gemeinde, 1951.

 

Buxheim (Abtei, Reichskartause). 1402 gründete Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs von Augsburg bei Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt Memmingen in der Kartause die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und Schirmgerechtigkeit entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich übertragen. Damit konnte B. zur Reichsunmittelbarkeit aufsteigen. Mit drei Dörfern und drei Weilern gehörte B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Ostein für den Verlust der Herrschaft Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei B. (ohne Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den Grafen von Wartenberg. 1810 erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das danach an Bayern gelangte. S. Bayern.
L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.

 

Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird 816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057 erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202 erstmals den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über einzelne Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und 1457 dem Hochstift Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen aufgetragen werden musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft der Grafen aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand vereint. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt. 1556 erbten die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft Remlingen. 1597 erfolgte eine Teilung in die Linien Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht auf angekaufte oder heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen seit 17851794 mit einem Vertreter bei der fränkischen Reichsritterschaft aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt (Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4 Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und fiel an Bayern, teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803 starb die Linie Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel 144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein, F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P. Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950); Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3; Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983, 1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des 200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in) Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der Castell, Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.

 

Cham (Mark, Markgrafen). Die Cham-Furter Senke war in agilolfingischer Zeit Herzogsland und wurde 788 nach dem Sturz des Herzogs durch König Karl den Großen Königsland. Seit ottonischer Zeit wurde um die 976 genannte, auf Königsland errichtete Burg Camma eine Grenzsicherungsorganisation errichtet. Die danach geschaffene, 1055 erstmals genannte Mark C. (Böhmische Mark) um die Burg fiel 1204 nach dem Aussterben der Markgrafen (Rapotonen, Diepoldinger) an das Haus Wittelsbach (Bayern). 1255 gelangte C. bei der Teilung Bayerns an Niederbayern und wurde 1352 an die Pfalzgrafen verpfändet. 1621/1625/1648 kam es wieder an Bayern, bei dem es bis auf die Jahre 1708-1714 (Pfalz) verblieb.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, J., Geschichte der Stadt Cham, 1919; Piendl, M., Das Landgericht Cham, 1955, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern 8; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 7, 9, Chamba, Champie marcha; Schmid, A., Cham, LexMA 2 1983, 1670; Bosl, K., Cham. Die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes in 1200 Jahren, 1989; Haering, S., Die Mark Cham, (in) Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham 11 (1994), 5.

 

Chiemsee (Hochstift). Die Inseln des zum Personennamen Chiemo zu stellenden Chiemsees waren schon spätsteinzeitlich besiedelt. Vor 770 wurde auf Herrenchiemsee ein Männerkloster gegründet, das König Karl der Große 788 an den Bischof von Metz und König Arnulf 891 an den Erzbischof von Salzburg gab. Auf Frauenchiemsee wurde (vor) 782 ein Frauenkloster gestiftet, das Kaiser Otto I. 969 dem Erzbischof von Salzburg übertrug. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im 10. Jahrhundert wurde 1130 auf Herrenchiemsee ein Augustinerchorherrenstift neu begründet. 1216 (Beurkundung des Vollzugs am 30. 12. 1217) errichtete Erzbischof Eberhard von Salzburg mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs II. hieraus ein Bistum C. mit dem 1130 entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee als Bischofskirche, das nur zehn Altpfarreien umfasste. Zum Hochstift C. gehörte das Amt Sachrang (1216), die Pfarrei Sankt Johann in Tirol sowie Güter außerhalb des Bistumssprengels. 1305 verlegte der Fürstbischof seinen Sitz nach Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818 wurde das Hochstift/Bistum innerhalb Bayerns aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth, Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA 40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy, J. Graf v., Das Bistum Chiemsee, Mitt. d. Ges. für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer, W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2 1983, 1812ff.; Kloster Frauencheimsee 782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522; Herrencheimsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.

 

Cilli (Grafschaft, Fürstentum, Residenz), Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt (Celeia), doch wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner Grafen von Heunburg (Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern erbweise an die seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck, die 1308 in die Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft C. zu Grafen von C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die Verleihung. 1399 erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit 1406 nannten sich die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422 erbten sie Güter der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee, Grafschaften Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit Kaiser Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11. 1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafen) erhoben (Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am 19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen Regenten in Österreich aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich III. von Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren Steiermark entstandenen Cillier Kreis gehörten C., Rann, Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116 Herrschaften und mehrere Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H., Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951; Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983, 2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110 (2002), 67; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791, 1, 2, 113.

 

Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste C. liegt auf ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der rheinischen Ezzonen erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln von Königin Richenza mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster Saalfeld. Danach gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um 1230/1248 an die Grafen von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen und den Ort um 1240 zur Stadt erhoben, die 1331 das Stadrecht von Schweinfurt erhielt. 1347/1353 fiel es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem Vorort ausbauten und nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis 1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw. Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum, das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein), Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen, Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000 Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2 1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J., Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das älteste Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst, A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.

 

Crailsheim (Freiherren, Reichsritter). C. an einer Jagstfurt ist wohl im 6. Jahrhundert von Franken gegründet worden. Nach ihm nannten sich die Herren von C. Von den Anfängen der Reichsritterschaft bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches zählten die Freiherren von C. zum Ritterkreis Franken. Mit Teilen von Hornberg, der Herrschaft Morstein, Teilen von Hengstfeld und Teilen von Gaggstatt (Gaggstadt), Dünsbach und Windischbrachbach (Brachbach) waren sie im Kanton Odenwald, mit Fröhstockheim, Walsdorf, Altenschönbach und Teilen von Rödelsee im Kanton Steigerwald und mit Teilen der Herrschaft Rügland und Sommersdorf, Thann und Rosenberg sowie Neuhaus im Kanton Altmühl immatrikuliert. Hornberg und Hengstfeld fielen 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg, Morstein und Dünsbach an Württemberg, so dass sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangten.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55, 56, 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Pfeiffer 197, 198, 210, 213; Stetten 10, 32, 35, 183f.; Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 39; Neumaier 72, 149, 152; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren von Crailsheim, 1905.

 

Crailsheim (Reichsstadt?). C. an einer Jagstfurt wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige Rechte gehörten im 12. Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben den Herren von Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich (?) und lehnsweise den verwandten Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336 verpfändete König Ludwig der Bayer C. mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an die Hohenlohe. 1323 war der Ort Stadt. 1387 verpfändeten die Hohenlohe C. an benachbarte Reichsstädte, 1388 und 1390 an die Landgrafen von Leuchtenberg, die das Pfand 1399 als verfallen an die Burggrafen von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von Ansbach kam C. 1791 an Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928; Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der Stadt Crailsheim, 1990.

 

Dachau (Grafen). Um 1100 errichtete eine Seitenlinie der Grafen von Scheyern auf einer Anhöhe an der Amper die Burg D. neben einer älteren Siedlung. Seit etwa 1120 nannte sich Graf Arnold von Scheyern nach D. 1152/1153 wurde Graf Konrad II. von D. Herzog von Meranien, Dalmatien und Kroatien, 1182 starb das Geschlecht aber aus. Die Witwe verkaufte D. an die Grafen von Wittelsbach und damit an Bayern.
L.: Wolff 136; Fried, P., Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1958, (in) Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Heft 11/12; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter, 1962.

 

Dahn (Herrschaft). Nach dem vermutlich im 10. Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die Herrschaft D. (D., Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das Hochstift Speyer zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816 unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.

 

Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren, Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie (von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170 erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen, Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub, Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen 1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst), Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach (Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit 1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg, aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968; Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff. 1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.

 

Dannenfels, Tannenfels (Herrschaft). D. bei Kirchheimbolanden war ursprünglich Teil der Herrschaft Kirchheim (Bolanden). Die um 1270 erbaute Burg wurde Sitz der von einer Linie der Grafen von Sponheim aus Gütern derer von Bolanden gebildeten Herrschaft D. (Tannenfels). Nach Zerstörung der Burg 1525 kam D. von 1574 bis 1797 an Nassau-Weilburg. 1815 fiel D. (über Nassau) an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968.

 

Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D. bei Bogen nannte sich ein Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der Grafen von Bogen (1242) von den Herzögen von Bayern einen großen Teil des Bogener Erbes erhielt. 1348 wurden die Güter in die Herrschaften Degenberg, Altnussberg und Weißenstein geteilt. Bei dem Aussterben der 1465 in den Freiherrenstand erhobenen Familie fielen sie 1602 an Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962.

 

Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die nach der auf altrechbergischem Gut liegenden Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte zur Dienstmannenschaft der Herren von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg und Dorf D. (1597 zur Hälfte an Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen Hälfte unter Lehnshoheit Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und am Ende des 16. Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die Linien Eybach und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1716 in der Linie Eybach in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie erbte 1719 die deutschen Güter des mit einer Tochter Karl Ludwigs von der Pfalz und Marie Susanne Luises von D. (seit 1667 Raugräfin) verheirateten Herzogs Meinhard von Schomburg (Schonburg) und nannte sich seitdem Degenfeld-Schomburg (Degenfeld-Schonburg). Die Freiherren von D. zählten seit etwa 1700 mit Rothenberg (Rotenberg) und dem 1797 an den Grafen Erbach-Fürstenau verkauften Finkenbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, dem der Graf D. als Personalist angehörte. Außerdem waren sie zur gleichen Zeit wegen Vollmerz mit Ramholz und Steckelberg im Kanton Rhön-Werra, mit dem 1684 an Bayern verkauften, 1711/1771 wieder erworbenen Dürnau, und Gammelshausen, mit den 1696 von den von Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen von Essingen, Eybach (seit 1456), den 1776 von den von Welden erworbenen Teilen von Eislingen (Großeislingen), Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt Salach (seit 1665) seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie mit Altdorf samt Freisbach und Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56, 58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260; Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908.

 

Deggendorf (Grafen). An einem wichtigen Donauübergang bestand schon früh ein nach dem Personennamen Tekko benannter Herzogshof, der 788 Königsgut wurde. Im 10. Jahrhundert gab Herzogin Judith von Bayern den Hof an das Stift Niedermünster in Regensburg. Im 11. Jahrhundert legten daneben die Babenberger eine Siedlung an und übertrugen den Ort einer adligen Familie, die sich später Grafen von D. nannte. Diese verloren 1220 ihre Güter. Im Streit zwischen den 1242 ausgestorbenen Grafen von Bogen, den 1246 ausgestorbenen Babenbergern und den Herzögen von Bayern gewannen diese die Güter. 1255 kam D. zu Niederbayern. Von 1331 bis 1333 war es Sitz einer Linie Bayern-Deggendorf.
L.: Wolff 137; Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf, 1950.

 

Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund (8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6. 8. 1806 selbständig gewordene deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover (bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum: Hessen(-Kassel); Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in Personalunion mit Niederlande); Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864 in Personalunion mit Dänemark), Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825 erloschen), Sachsen-Coburg (bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826 mit Saalfeld und Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Limburg (1839 aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft: Hessen-Homburg (1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck, Lippe(-Detmold), Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen), Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein; Freie Städte: Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825 starb Sachsen-Gotha-Altenburg aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an Sachsen-Meinigen abgab und zu Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an Hildburghausen gelangte, das zu Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an Sachsen-Meiningen abgab. 1839 wurde das in Personalunion mit Niederlande stehende Herzogtum Limburg zum Ausgleich für wallonische, nach der belgischen Revolution in Belgien eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das Großherzogtum Luxemburg im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als Erbe an Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze Gebiet Preußens (mit Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des Deutschen Bundes. 1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg als Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864 kam Schleswig (aus Dänemark) in den Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet wurde.
L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005.

 

Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen [Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.

 

Dexheim (Reichsdorf?). D. (Thechidesheim) links des Rheins bei Oppenheim wird erstmals 774 anlässlich der Übertragung von Gütern durch König Karl den Großen an Lorsch und 889 (Dechidestein) anlässlich der Schenkung der Kirche durch König Arnulf an das Kloster Fulda erwähnt. Als Reichsgut begegnet es dann wieder 1259. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer D. neben anderen Orten an das Erzstift Mainz, am 25. 12. 1356 Kaiser Karl IV. zur Hälfte an die Stadt Mainz und am 12. 2. 1375 an den Pfalzgrafen bei Rhein. Die Könige Wenzel und Ruprecht bestätigten die Verpfändung an die Pfalz. Über Hessen kam der 1689 zerstörte Ort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464, 466.

 

Diemantstein (Freiherren, Herrschaft). Um 1260 errichtete Tiemo von dem Stein, der mit den Familien der Edelfreien der Hohenburg und zu Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im Tal der Kessel bei Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von Diemantstein (Stein) Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des Geschlechts folgten 1730 die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift Sankt Ulrich und Afra zu Augsburg und 1777 die Fürsten von Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542 dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an Bayern.
L.: Schulz 260.

 

Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das durch die Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte ursprünglich die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto). Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077) im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft im Egerland aus (1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146 wurde das Egerland an das Reich gezogen. Cham und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig entstandenen älteren Linie an den verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie erlosch in ihrer jüngeren Linie mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit kamen auch die Güter um Nabburg sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der Oberpfalz, Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3 1986, 1009; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.

 

Dierbach, Direnbach (Reichsdorf). König Wenzel verpfändete am 22. 1. 1379 an den Pfalzgrafen bei Rhein unter anderem das Dorf D. bei Bergzabern, nachdem dieser es aus der Pfandschaft der Grafen von Leiningen gelöst hatte. Über die Pfalz und Bayern kam D. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464.

 

Dießen (Grafen). Nach D. am Ammersee nannten sich zunächst die Grafen von Andechs, die 1140 den Ort D. dem vielleicht 815 gestifteten und um 1020 erneuerten Kloster übertrugen. 1802 wurde dieses in Bayern säkularisiert. S. Andechs.
L.: Hugo, J., Chronik des Marktes Dießen, 1901; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von Dießen-Andechs, 1988.

 

Dietenheim (Herrschaft). Die mit den Grafen von Kirchberg verwandten Grafen von Brandenburg nahmen ihr bisheriges Allod D. (Tutenheim) bei Ulm vom Reich zu Lehen. 1313 verpfändete Friedrich der Schöne D. mit Brandenburg und Regglisweiler als Lehen Habsburgs an die Herren von Ellerbach, welche die Güter 1446 an den Ulmer Bürger Krafft verkauften. Von den Krafft und den mit ihnen verwandten Ehinger, die seit 1477 die Hälfte innehatten, erwarben 1481 die Rechberg die Güter. Bei ihrem Aussterben 1537 fielen die Güter an Österreich heim, von dem sie 1539 an Anton Fugger kamen. Im 18. Jahrhundert lebte in D. die Linie Fugger-Dietenheim(-Brandenburg). 1805 fiel D. an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 204, 508; Eggmann, F., Geschichte des Illertales, 1862.

 

Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds († 909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg (Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg (Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt 1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29. 12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15. Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis 1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner, L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 143.

 

Dinkelsbühl (Reichsstadt). Das 1188 erstmals erwähnte D. (burgus Tinkelspuhel) an der Wörnitz wurde vermutlich um 1180 unter Einbeziehung einer älteren Siedlung an der Kreuzung wichtiger Fernstraßen zwischen Augsburg und Würzburg sowie Ulm und Nürnberg als Stadt von den Staufern gegründet. Seit 1251 wurde es an die Grafen von Oettingen verpfändet, konnte aber 1351 die Pfandschaft selbst ablösen und von 1273 an die Stellung einer Reichsstadt erwerben (1305 Stadtrecht von Ulm, 1351/1315 freie Richterwahl, 1398 Blutbann). 1387 erzwangen die Zünfte die Aufnahme in das Stadtregiment. Um 1400 hatte die Stadt etwa 4000 Einwohner. 1530/1534 wurde die Bevölkerung überwiegend evangelisch, 1649 D. paritätische Reichsstadt (mit katholischem Magistrat und evangelischer Bevölkerung). 1802/1803 ging die Stellung als Reichsstadt verloren. D. kam mit einer Quadratmeile Gebiet und 8000 Einwohnern an Bayern, 1804 an Preußen und 1805/1806 wieder an Bayern.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 16; Wallner 689 SchwäbRK 78; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 236ff.; Beck, L., Übersicht über die Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Dinkelsbühl, 1886; Christoffel, M., Dinkelsbühl, 1928; Gluth, P., Dinkelsbühl. Die Entwicklung einer Reichsstadt, 1958; Die Urkunden der Stadt Dinkelsbühl (1282-1500) Bd. 1, 2, bearb. v. Schnurrer, L., 1960ff.; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Dinkelsbühl, 1962; Schnurrer, L., Die Territorien der Reichsstadt Dinkelsbühl, Jb. d. hist. Ver. v. Mittelfranken 80 (1962/1963), 55ff.; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Fahlbusch, F. B., Dinkelsbühl, LexMA 3 (1985), 1067.

 

Dischingen, Tischingen (Herrschaft), Markttischingen. D. an der Egau südlich von Neresheim war Hausgut der Hupaldinger. Durch Heirat Adelas von Vohburg mit Friedrich I. Barbarossa kam es an die Staufer. Innerhalb der Herrschaft Trugenhofen fiel es um 1330 an die Grafen von Oettingen, danach an die Helfenstein, Riedheim, Hürnheim-Katzenstein (1365), Westernach (1428) und unter der 1510 anerkannten Landeshoheit Pfalz-Neuburgs erbweise an die Leonrod (1544), dann durch Heirat 1663 an die Schenk von Castell und durch Kauf 1734 an Anselm Franz von Thurn und Taxis. 1773 wurde die Befreiung aus der Landsässigkeit der Pfalz erreicht. 1806 kam die Herrschaft an Bayern, 1810 (Markttischingen) an Württemberg und damit D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dischingen in Vergangenheit und Gegenwart 1366-1966, 1966; Müller, A., Dischingen, 2. A. 1968.

 

Donaugau (Gau südöstlich Regensburgs, Tuonehkeuue, Tônahgeouui, Danachgowe, Thunkuchaw, Tuonocgouwe, Duonacgouue, Tunecgouue, Gau zwischen Regen und Isar)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Mintraching, Mangolding, Sallach, Nittenau, Regensburg, Bogenberg, Aiterhofen, Schierling, Niederlindhart und Oberlindhart bzw. Lindhart, Rogging, Bayerbach, Genstal (jetzt Kumpfmühl), Diepenried, Siffkofen); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 24, 26, 27, 29, Tonahgouwe, pagus Danubiicensis, ‚Donaugau‘.

 

Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930 Stufo) lag im königlichen Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift Regensburg gab. Dieses konnte die sich um D. bildende Herrschaft gegen Bayern behaupten, musste sie aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden. Seitdem kam es zu mehrfachem Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg, Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis zählende D. 1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm fiel es 1803 an den Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des Großherzogtums Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.

 

Donauwörth (Reichspflege). Zur staufischen Vogtei D. gehörte als Reichspflege D. ein mit Hochgerichtsbarkeit verbundener Bezirk südlich der Donau. Die Pflege kam aus dem Erbe der Staufer an die Herzöge von Pfalz und Oberbayern, musste aber als Reichsgut an König Rudolf von Habsburg herausgegeben werden. 1608 vollstreckte Bayern die Reichsacht gegen die Reichsstadt Donauwörth und erzwang für die Vollstreckungskosten die Verpfändung.
L.: Dacheröden 133; Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Wöhrl, J., Die Reichspflege Donauwörth, 1928f; Pfister, D., Donauwörth, 2008.

 

Donauwörth (Reichsstadt). D. wurde vermutlich nach 900 von den Grafen von Dillingen gegründet. 1030 wird D. (Weride) anlässlich der Bestätigung und Erweiterung der Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechts an die Herren von Werde (Mangolde) durch König bzw. Kaiser Otto III. erstmals genannt. Nach deren Aussterben fiel es zwischen 1147 und 1156 an das Reich heim. Von 1156 bis 1183 unterstand es den Grafen von Wittelsbach. 1191 wurde es von den Staufern als Reichsgut eingezogen und Sitz einer staufischen Vogtei. Nach längeren Auseinandersetzungen mit Bayern wurde D. 1301 Reichsstadt (meist Schwäbisch Wörth genannt). Von 1376 bis 1434 war es an Bayern verpfändet, das 1462 auf alle Ansprüche verzichtete. In der Reformationszeit wurde es mehrheitlich protestantisch. Da die protestantische Bevölkerung von den Regeln des Augsburger Religionsfriedens von 1555 durch Störung katholischer Prozessionen abwich, wurde 1607 über sie die Reichsacht verhängt, die 1608 durch Besetzung von Bayern vollstreckt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg war es hart umkämpft, blieb aber auf Dauer bayerisch und katholisch, da die 1705 erfolgte Wiederherstellung der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Joseph I. bereits 1714 wieder aufgehoben wurde.
L.: Wolff 136; Stieve, F., Der Ursprung des 30-jährigen Krieges, Bd. 1 1875; Stenger, H., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Donauwörth (1193-1607), 1909; Grohsmann, L./Zelzer, M., Geschichte der Stadt Donauwörth, Bd. 1f. 1958ff.; Landkreis Donauwörth. Werden und Wesen eines Landkreises, 1966.

 

Dornbirn (freie Leute). D. westlich des Einflusses des Rheines in den Bodensee erscheint 895 erstmals (Torrinpuirron). Begütert waren dort Sankt Gallen, Weingarten, Mehrerau, das Stift Lindau, die Herren von Hohenems (Ems) und das Reich. 1343 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die reichsfreien Leute zu D. bei Bregenz für 1200 Mark Silber an Ulrich von Hohenems. Später wurde die Pfandschaft in einen Verkauf umgewandelt. 1765/1771 kam die Grafschaft Hohenems an Österreich, das schon 1375/1359 die Herrschaft Feldkirch gekauft hatte. S. Vorarlberg.
L.: Dacheröden 134; Hugo 475.

 

Dörrenbach (Reichsdorf), Dierbach. (992 gab König Otto III. Dörrenbach bei Bergzabern an die Abtei Selz. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem verschiedene Dörfer bei Bergzabern. Die Pfalz verpfändete den Ort an Leiningen. Mit der Herrschaft Guttenberg war D. in den Händen von Leiningen und Pfalz, meist aber Zweibrücken. Von 1684 bis 1814 unterstand es Frankreich.) S. Bayern, Rheinland-Pfalz, Dierbach.
L.: Hugo 464.

 

Ebernburg (Herrschaft). 1448 gelangte die Herrschaft E. an der Mündung der Alsenz in die Nahe als Pfand an Ritter Reinhard von Sickingen. 1750/1751 fiel sie von dort an die Pfalz. Über Bayern kam E. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff, 261; Böcher, O., Die Ebernburg. Geschichte und Baugeschichte, 1988.

 

Ebersberg (Reichskloster). 934 gründeten die Grafen von Sempt in E. bei München ein Augustinerchorherrenstift. Dieses wurde 1013 in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Von etwa 1040 bis nach 1300 war es gefreites Reichskloster. Danach kam es an Bayern. Bekannt ist die spätalthochdeutsch-frühmittelhochdeutsche Paraphrase des Hohen Liedes durch Abt Williram von Ebersberg († 1085).
L.: Paulhuber, F., Geschichte von Ebersberg und dessen Umgebung in Oberbayern, 1847; Guggetzer, M., Ebersberg und seine Geschichte, 1932; Der Landkreis Ebersberg in Geschichte und Gegenwart, 1960; Der Landkreis Ebersberg. Raum und Geschichte, hg. v. Mayr, G., 1982.

 

Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter, Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das 944 erstmals erwähnte Gersfeld in der Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von Schneeberg, das nach der Eroberung durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12. Jahrhundert nachweisbaren Herren E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der Rhön in staufischer Zeit errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von Fulda zerstört, 1396 als Ganerbenburg unter Lehnshoheit Fuldas wieder aufgebaut. 1435 entstand im Anschluss daran die reichsunmittelbare Herrschaft der Herren von E. 1460 wurde die Burg erneut von Fulda erobert. Seit dem 16. Jahrhundert zählte die in 3 Linien geteilte Familie der E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken (im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof, Dammelhof, Diesgraben, Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn], Kippelbach, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers, Sandberg und Schachen). Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Baunach an. Ernst Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den Ganerbschaften Bechtolsheim und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter Hinzufügung des Namens und Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard Freiherr von Leyen in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Freiherren E. waren bis zum 1790 erfolgten Verkauf von einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim an den Freiherren von Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) Mitglied des Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1785 heiratete die letzte, in Gersfeld lebende Erbin den Grafen Johann Wilhelm von Froberg-Montjoie (Montjoye). Gersfeld kam 1816 an Bayern, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198; Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel, A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite, 1924.

 

Ebrach (Reichsabtei?). E. an der Mittelebrach im Steigerwald wurde 1127 als drittältestes deutsches Zisterzienserkloster vom Kloster Morimond aus gegründet. Es wurde seinerseits Mutterkloster für sechs Tochterklöster. Um 1800 war es in den Kantonen Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Obwohl es vergeblich versucht hatte, gegenüber dem Hochstift Würzburg die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen, wurde es 1802/1803 als Reichsabtei Bayern überlassen.
L.: Riedenauer 129; Zeiss, H., Reichsunmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der Abtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert, 1928; Weiß, H., Die Zisterzienserabtei Ebrach, 1962; Zimmermann, G., Ebrach und seine Stifter. Die fränkischen Zisterzienser und der Adel, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. Kunst 21 (1969), 162; Wiemer, W., Zur Entstehungsgeschichte des neuen Baues der Abtei Ebrach, 1989; Codex diplomaticus Ebracensis I. Die Urkunden der Zisterze Ebrach 1127-1306, bearb. v. Goez, E., 2001.

 

Edelstetten (Reichsstift, Grafschaft). Im 12. Jahrhundert wurde in Edelstetten bei Krumbach in Schwaben ein Kanonissenstift gegründet. Dieses war seit etwa 1500 adliges Damenstift. 1802 wurde die Abtei säkularisiert und nach § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 als Grafschaft zur Entschädigung für Fagnolle (Fagnolles) an die Fürsten von Ligne gegeben. Diese beantragten vergeblich die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium (1804 Esterházy). 1806 kam E. an Bayern.
L.: Wolff 42; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3, III 39 (1803) D3; Arndt 220; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.

 

Eger (Reichsstadt), tschech. Cheb. Das Gebiet an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen Eindeutschung des nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter slawisch besiedelten Raumes vor 1167 an die Staufer, die neben dem 1061 erstmals erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten. 1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach mehreren früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen. 1353 übernahm Karl IV. als König von Böhmen das Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht eingelöst. Mit dem Egerland wurde dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert. 1918 kam es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg und Pfalz Eger, 1934; Sturm, H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951.

 

Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061 erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen Besiedelung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146 und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis 1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg (Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche Bevölkerung aus der 1918 enstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann, A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt, Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986, 1604ff.

 

Eggmühl, Eckmühl (Herrschaft). 1801 zählte die Herrschaft (Pfleggericht) E. über Bayern (Niederbayern) zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1.

 

Eglingen (reichsfreie Herrschaft). E. bei Heidenheim an der Brenz war Sitz der seit dem 17. Jahrhundert reichsfreien Herrschaft E. Diese kam vom Ortsadel über mehrere Hände 1530 an die Freiherren, seit 1664 Grafen von Grafeneck, die 1615 die Lösung von der Oberherrschaft Pfalz-Neuburgs erreichten, und 1723/1728 vom letzten Grafen von Grafeneck durch Verkauf an Thurn und Taxis, 1806, um 0,5 Quadratmeilen groß, an Bayern sowie 1810 an Württemberg. Der Inhaber der Herrschaft war Mitglied des schwäbischen Reichsgrafenkollegiums des Reichsfürstenrates und hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg fiel E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 209; Zeumer 554 II b 61, 17; Wallner 689 SchwäbRK 86.

 

Ehrenfels (Herrschaft). Die Burg E. nordwestlich von Regensburg an der Schwarzen Laber (Laaber) war Mittelpunkt einer Herrschaft (u. a. Beratzhausen), die seit 1256 denen von E. (Hohenfels) unterstand. Im 14. Jahrhundert ging sie erbweise an die Herren von Stauf über. 1567 wurde E. an die Pfalzgrafen (Pfalz-Neuburg) verkauft. 1801 gehörte die Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an und befand sich im Besitz der Pfalz bzw. Bayerns, die aber Sitz und Stimme bei dem Reichskreis wie im Reichsfürstenrat nicht wahrnahmen.
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 18.

 

Ehrensberg (Herrschaft), Erisberg. Die Herrschaft E. wurde 1526 von der Abtei Kempten erworben, die 1803 an Bayern kam.

 

Eichler von Auritz (Reichsritter). Bis zum 1765/1766 erfolgten Verkauf von Obersteinbach, Rossbach, Stübach und Obertaschendorf (nicht Markt Taschendorf) an die Künsberg (, Künßberg, Künsberg-Thurnau, Künßberg-Thurnau) zählten die E. kurzzeitig zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten sie im 18. Jahrhundert mit Dennenlohe und Oberschwaningen zum Kanton Altmühl. S. Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Bechtolsheim 15, 20, 198; Riedenauer 123.

 

Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745 gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959, (in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3 1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009.

 

Eisenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Um 1288 erscheint erstmals die auf welfischem Gut um Memmingen in staufischer Zeit errichtete Burg E. Sie wurde um 1300 Mittelpunkt einer von den Herren von E. unter der Landvogtei Oberschwaben errichteten Herrschaft, zu der Amendingen, E., Grünenfurt, Schwaighausen, Trunkelsberg und Unterhart gehörten. Seit 1455 war die dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörige Herrschaft in den Händen der patrizischen Settelin von Memmingen. 1580 kam sie an das Unterhospital Memmingen, 1601 an die Neubronner von E. 1671 erfolgte eine Zwölfteilung (Wachter, Zoller, Ebertz (Eberz), Schermar, Lupin). 1803 fiel die 1801 über die Reichstadt Memmingen zum schwäbischen Reichskreis gerechnete Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 217, 508; Wallner 688 SchwäbRK 57.

 

Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach 1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von Berthas Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen neugegründet. 1225 kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte links der Donau 1396 an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen von Burgau an Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien Reichsstift erhoben, das dann dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802 wurde es säkularisiert, sein weitgehend geschlossenens Stiftsgebiet (Oberamt E. und Pflegämter Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5 Quadratmeilen und 4200 Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965; Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.

 

Ellgau (Herrschaft). 1801 gehörte die Herrschaft E. der Grafen Fugger-Glött zum schwäbischen Reichskreis. Sie gelangte danach an Bayern. S. Bodeck von Ellgau.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b.

 

Ellingen (Ort, Herrschaft). Das 899 erwähnte E. an der schwäbischen Rezat gab Kaiser Friedrich II. 1216 an den Deutschen Orden. Später wurde es Sitz der Ballei Franken des Deutschen Ordens. 1796 fiel es an Preußen, 1806 an Bayern.
L.: Wolff 113.

 

Elsenz (Reichsdorf). Am 22. 5. 1344 erlaubte Ludwig der Bayer Ludwig von Sickingen, das an die Helmstadt verpfändete Dorf E. gegen den Pfandschilling auszulösen. E. kam über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 465.

 

Ems bzw. Hohenems (Reichsdorf). 1343 verpfändete Ludwig der Bayer Hohenems (Ems) bei Bregenz an Ulrich von E. für 1200 Mark Silber. S. Hohenems, Vorarlberg.
L.: Hugo 475; Wolff 206.

 

Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben 1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein (1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.

 

Erbach (Herrschaft, Grafschaft, Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach) erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war, teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag, K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C., Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955; Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck 1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake, A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F., Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T., Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f. hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland, hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von Erbach, 2007.

 

Erkheim (Herrschaft). Die Herrschaft E. wurde 1693/1698 teilweise von der Abtei Ottobeuren erworben. Andere Teile unterstanden der Reichsstadt Memmingen. E. gelangte später an Bayern.

 

Erlenbach (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. u. a. auf das an die Pfalz verpfändete Reichsdorf E. (Erlebach) bei Kandel weitere 4000 Gulden mit der Bedingung, dass keines ohne das andere eingelöst werden solle. E. kam über Bayern 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465.

 

Ervendorf, Erbendorf (Reichsdorf). Am 8. 9. 1281 verpfändete König Rudolf von Habsburg E.(Erbendorf) für 300 Mark an den Burggrafen von Nürnberg. Am 15. 5. 1300 bestätigte König Albrecht die Verpfändung. S. Bayern.
L.: Hugo 456.

 

Eschenlohe (Grafen). An einer natürlichen Straßensprerre im Loisachtal entstand im 12. Jahrhundert die Burg E. Nach ihr benannten sich von den Edelfreien von Iffeldorf ausgehende Grafen, die im Oberinntal und in Südtirol begütert waren. 1294 kamen die Güter durch Verkauf an das Hochstift Freising, E. selbst wenig später in das Hochstift Augsburg. Kaiser Ludwig der Bayer erwarb E. und gab es 1332 an das Kloster Ettal. Bei dessen Säkularisierung fiel es an Bayern. S. a. Hörtenberg.

 

Euerbach (Ganerbschaft). In E. nordwestlich von Schweinfurt bestand eine Ganerbschaft. E. kam später zu Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.

 

Falken (Herrschaft). Die Herrschaft F. wurde 1587 von der Abtei Kempten erworben, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80.

 

Falkenstein (Herrschaft). Nach der Burg F. im unteren Inntal südlich von Flintsbach bzw. Rosenheim nannte sich eine seit Anfang des 12. Jahrhunderts durch Heirat und Lehen rasch aufsteigende Grafenfamilie, deren Stammsitz zuvor Weyarn und dann Neuburg gewesen war. Sie unterlag im 13. Jahrhundert den benachbarten Grafen von Wasserburg. Mit Wasserburg kam F. 1247 an Bayern. Der nach F. benannte Codex Falkensteiniensis ist das einzige mittelalterliche Handbuch adliger Wirtschaftsführung.
L.: Freed, J., The Counts of Falkenste(in) Noble Self-Consciousness in Twelfth-Century Germany, 1984; Böck, F., Falkenstein, LexMA 4 1986, 240.

 

Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Die Reichsburg F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im frühen 12. Jahrhundert (vor 1157) erbaut. Vom Reich kam sie an die reichsministerialischen Herren von Bolanden, unter denen sie Sitz einer 1241 abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde gelangten Seitenlinie wurde, die 1418 ausstarb. Die Grafschaft ging über die Schwestern des letzten Grafen an die Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie Wirich von Daun (Dhaun), Herr von Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die Lehnsrechte als heimgefallenes Reichslehen an Lothringen. Von den Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie in verwickelten Erbstreitigkeiten 1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und von Manderscheid-Kail. 1667 kam sie an Lothringen und mit der Heirat Franz Stephans von Lothringen 1731 an Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und Stadt Winnweiler, Sitz des Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und Flecken F. und eine Anzahl Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust Lothringens im Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser Joseph II. nur für F. 1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw. –Dhaun) über Österreich zum oberrheinischen Reichskreis. 1787 hatte F. etwa 8.000 Einwohner, 1801 etwa 2,5 Quadratmeilen mit rund 4.000 Einwohnern. 1816 fiel die Grafschaft zum überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam F. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein 1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.

 

Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?, Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450 durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben. Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg (Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über Laudenbach und Sommerau die patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl von F. zu Laudenbach (1836-1907) erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm. 1969 kam das Archiv an Bayern. S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer 123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188; Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150, 153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937 (masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v. Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.

 

Feuchtwangen (Reichsstadt). F. bei Ansbach wird als Benediktinerkloster 817 erstmals genannt. Der seit der Jahrtausendwende daneben entstandene Ort wurde 1285 Reichsstadt. Sie wurde 1376 an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet und gehörte dementsprechend tatsächlich zur Markgrafschaft Ansbach, seit 1791 zu Preußen. 1806 kam F. an Bayern.
L.: Wolff 108; Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen, 1927; Funk, W., Feuchtwangen. Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt, 1954; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964; Die Urkunden der Stadt Feuchtwangen 1284-1700(-1772), bearb. v. Hörber, W., 1979.

 

Finningen (Herrschaft). Die Herrschaft F. bei Ulm gehörte überwiegend seit alters, im Übrigen seit 1443 der Abtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg und fiel mit dieser an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 83.

 

Flochberg (Burg, Herrschaft). Die Burg der 1138 erstmals erwähnten Herren von F. war 1145 castrum regis. 1330 verlehnte Kaiser Ludwig der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen. 1347 verpfändete König Karl IV. F. an die Grafen. 1806 kam es mit Oettingen an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Oettingen-Flochberg.
L.: Wolff 177; Der Ostalbkreis, 1978.

 

Forstner (Reichsritter). Von etwa 1785 bis 1806 zählten die F. mit Hausen, das 1808 an Bayern fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Um 1750 waren sie auch im Kanton Altmühl immatrikuliert.
L.: Stetten 35, 183; Riedenauer 123.

 

Franken (Ballei [des Deutschen Ordens]). Zur Ballei F. des Deutschen Ordens zählten ursprünglich 23 im 13. Jahrhundert gegründete Komtureien (u. a. Nürnberg, Regensburg, Mergentheim, Würzburg, Ulm). Seit 1444 war sie mit dem Meistertum des Deutschen Ordens sehr eng verknüpft. Vor 1796 bestand sie noch aus den zum fränkischen Reichskreis gehörigen Komtureien Ellingen, Virnsberg, Nürnberg, Würzburg und Münnerstadt, den zum schwäbischen Reichskreis zählenden Komtureien Heilbronn, Oettingen, Kapfenburg und Ulm, den zum bayerischen Reichskreis gehörigen Komtureien Donauwörth, Blumenthal in Oberbayern, Gangkofen in Niederbayern und Regensburg sowie den Komtureien Fritzlar (kurrheinischer Reichskreis) und Kloppenheim im Gebiete der Burg Friedberg (oberrheinischer Reichskreis). Die Ballei war innerhalb Bayerns landsässig. 1796 kamen verschiedene Güter an Preußen (Ansbach), das übrige wenig später an Bayern.
L.: Wolff 113; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Weiß, D., Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, 1991.

 

Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder, Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau, Mainz, Worms, Speyer), so dass der Name F. rasch verschwand. Im Osten beanspruchte der Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts herzogliche Rechte. Auf Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser Friedrich I. 1168 bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche Gebiet der Name F., obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt nicht über das Hochstift hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell, Nürnberg und Hohenlohe auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des fränkischen Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633 wurden die Hochstifte Würzburg und Bamberg als Herzogtum F. an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. 1803/1806 kamen die fränkischen Herrschaften überwiegend an Bayern, das 1837 drei Regierungsbezirke als Unterfranken (Würzburg), Oberfranken (Bayreuth) und Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I 1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs (1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches (1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a, 1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste Landkarte. Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959); Bonacker, W., Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P., Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122 (1976), 123ff.; Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im mittelalterlichen Franken, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1-2, hg. v. Patze, H., 1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in Altbayern, Franken und Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in) Land und Reich, Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große, Franken und das Reich, hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955, 1990; Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Tittmann, A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische Geschichte, hg. v. Schneider, E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008.

 

Frankenberg (reichsritterschaftlicher Ort). In F. nördlich von Uffenheim erbaute der Bischof von Würzburg um 1200 eine Burg, die seit 1554 verfiel. Eine von den Burggrafen von Nürnberg 1254 errichtete weitere Burg (Vorderfrankenberg) wurde 1284 den Hohenlohe verpfändet und von diesen 1362 Böhmen zu Lehen aufgetragen. Um 1390 wurde sie als Herrschaft an die Seckendorff verkauft. 1429 erwarb Würzburg die Herrschaft, verpfändete sie aber bald an die Heßberg. 1452/1445 kam die allodiale Ganerbenburg an die Absberg, die sie 1464 den Markgrafen von Ansbach auftrugen. 1520 fiel sie an die Hutten, die sie 1630 durch Konfiskation verloren, 1638/1639 aber wieder zurückgewannen. Nach deren Aussterben 1783 kam es zu einem Streit zwischen Schwarzenberg und Pölnitz (Pöllnitz). Einzelne Güter zog Ansbach ein. 1796 wurde der zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken steuernde Ort von Preußen in Besitz genommen, 1806 fiel er an Bayern.
L.: Wolff 511.

 

Frankenthal (Abtei). F. (ursprünglich unmittelbar) am Rhein wird 772 erstmals erwähnt. Um 1119 gründete der Wormser Kämmerer Erkenbert ein Augustinerchorherrenstift (Großfrankenthal). Es war zunächst Propstei und wurde 1163 zur Abtei erhoben. Ihm gehörte fast das ganze Dorf F., das Dorf Mörsch und das halbe Dorf Eppstein. Nach der Zerstörung im Bauernkrieg wurde es 1562 durch Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz aufgelöst. Kurfürst Friedrich IV. baute F. zum Hauptstützpunkt seiner linksrheinischen Güter aus. Über Bayern kam F. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Franz, G., Aus der Geschichte der Stadt Frankenthal, 1912; Eckardt, A. u. a., Stadt- und Landkreis Frankenthal, 1939; Illert, F., Frankenthal im geschichtlichen Bild des Rhein-Neckar-Raumes, 2. A. 1957; Amberger, H., Dero Stadt Frankenthal, 1962.

 

Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Maingebiet nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte (z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194 Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen (zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar), wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet. Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F. Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugene de Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfüstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.; Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk, F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871; Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.; Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995; Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200; Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010.

 

Fraunhofen (reichsrunmittelbare Herrschaft), Frauenhofen. Die Herren von F. bei Landshut beanspruchten seit dem späten Mittelalter die Reichsunmittelbarkeit. Sie wurde von Bayern bestritten. 1701 entschied das Reichskammergericht gegen Bayern. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 wurde F. in Bayern mediatisiert.

 

Freckenfeld (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz u. a. das Dorf F. bei Karlsruhe, das Ruprecht aus der Verpfändung an Graf Emich von Leiningen eingelöst hatte. Über Bayern kam F. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465.

 

Freiberg, Hohenfreyberg (Herrschaft, ritterschaftlicher Ort). Die vom Hochstift Augsburg umschlossene Herrschaft Hohenfreyberg (F.) am rechten Ufer der oberen Wertach nordwestlich Füssens gehörte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam sie an Bayern. S. a. Hohenfreyberg.
L.: Wolff 509.

 

Freisbach (Reichsdorf). F. bei Landau war ursprünglich Reichsdorf und behielt Reste der alten Freiheit bis ins Mittelalter. Das mit Gommersheim gemeinsame Hochgericht wurde erst 1596 aus dem Freisbacher Wald nach Gommersheim verlegt. Über Bayern gelangte F. 1946 zu Rheinland-Pfalz.

 

Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C., Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd. 1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung 6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A., Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H., Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/ (Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.

 

Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1367 erscheint der Webermeister Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in Augsburg. Seine Nachkommen wurden bereits in der nächsten Generation ratsfähig. Während die von Andreas Fugger († 1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in Bankrott geriet, erlangte die von Jakob Fugger begründete Linie F. von der Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere † 1469), das Kupfermonopol (Jakob Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit 1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete König Maximilian I. der Familie die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533 erwarben die F. die Herrschaft Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551 Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595 Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die Herrschaft Hausen (bis 1756). Nach dem Tod Georg Fuggers († 1506) gründeten seine beiden Söhne Raimund († 1525) und Anton († 1560), der König der Kaufleute, der bei seinem Tode 6 Millionen Goldkronen bares Vermögen hinerließ, zwei Linien. Von Raimund stammen zwei Äste ab, von denen sich der eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen (bis 1738) und Adelshofen (bis 1795), der andere in Weißenhorn (früh erloschen) und Kirchberg teilte. Von den Söhnen Anton Fuggers leiten sich die Linien Markus (mit Nordendorf, bis 1671), Johann und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische Linie teilte sich in einen Ast, der die Herrschaft Nordendorf der Markusschen Linie erbte und deswegen - fälschlich - als Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet wurde (mit der Herrschaft Nordendorf, den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn [Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein], Demmingen [Diemingen], Wagenhofen [Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit Kirchheim, Eppishausen [Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]), den mickhausischen (mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und Schwindegg) und den glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg], Oberndorf und Ellgau [Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig Babenhausen (mit Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg (mit Wellenburg, Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz). Im 18. Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim, Mickhausen (Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und Boos. Der Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand erhoben (Reichsfürstentum Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F. wegen der 1551 erworbenen Herrschaften Niederalfingen und Stettenfels (bis 1747) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J., Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990; Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989, 1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch) 1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006.

 

Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel 149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f. Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda, 1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd. 1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K., Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f. Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010.

 

Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese gehörte 1801 über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.

 

Gablingen (Herrschaft). G. nördlich von Augsburg ist vielleicht schon früh besiedelt, urkundlich aber erst um 1100 genannt (Gabelungen). Im 14./15 Jahrhundert hatten die Marschälle von Biberbach und die Herren von Knöringen das Dorf inne. Die zugehörige Herrschaft veräußerten die Herren von Knöringen 1527 an Anton Fugger. Später kam sie an die Linie Fugger-Babenhausen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die Fugger-Wasserburg dem schwäbischen Reichskreis an und kam danach zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960.

 

Gailenbach (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). In dem vermutlich im 11. Jahrhundert gegründeten G. (1296 Galumbach) bei Augsburg erbaute 1592 der Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler ein Schloss, das 1622 an die Augsburger Patrizierfamilie Koch genannt von G., 1771 an die Paris und dann die Stetten kam. Die Herrschaft zählte zur Reichsritterschaft. G. fiel an Bayern.

 

Gailnau (Herrschaft). Die Herrschaft G. wurde 1406 von der Reichsstadt Rothenburg erworben. Diese kam 1802/1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.

 

Gebsattel (Reichsdorf). Vielleicht kurz vor 1100 entstand anlässlich der Gründung des Klosters Comburg (Komburg) durch die Grafen von Rothenburg an einer Furt über die Tauber der Witwensitz G. Im August 1251 verpfändete König Konrad IV. G. zusammen mit Rothenburg an Graf Gottfried von Hohenlohe. Später gelangte G. zu Bayern.
L.: Hugo 456.

 

Geisenfeld (Kloster). In G. an der Ilm wurde um 1030 von den Grafen von Ebersberg ein Benediktinerinnenkloster gestiftet, dessen Vogtei 1045 die Grafen von Scheyern bzw. Wittelsbach erwarben. 1803 wurde es in Bayern aufgehoben.
L.: Jaeger, H., Die Traditionsnotizen des Benediktinerinnenklosters Geisenfeld, Diss. phil. München, 1948.

 

Germersheim (Reichsstadt). Vermutlich stand an der Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer Zeit das Kastell vicus Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war königliche Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das Recht der Reichsstadt Speyer und damit die Stellung einer Reichsstadt. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von Frankreich besetzt und kam zum Departement Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand es unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898; Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955; Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.

 

Gersfeld (Stadt, Herrschaft). 944 gaben Gerhard und Snelburg ihre Güter in dem vermutlich älteren G. (Geresfeld) an der oberen Fulda an das Kloster Fulda. Dieses erwirkte 1359 Stadtrecht für G. 1402 und 1428 eroberte das Hochstift Würzburg den Ort und gab ihn an die von Ebersberg genannt von Weyhers. Sie führten um 1540 die Reformation ein. 1804 kam das zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende G. an das Großherzogtum Würzburg, 1806 an Bayern, 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 513; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961.

 

Gertweiler (Reichsdorf). Am 29. 1. 1343 verpfändete Ludwig der Bayer die Reichsdörfer G. und Burgheim bei Schlettstadt im Elsass an den Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) für 100 Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, unter anderem, diese von Pfalzgraf Ludwig eingelösten Reichsdörfer als Reichspfandschaft zu besitzen.
L.: Hugo 470.

 

Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276 vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg (1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107.

 

Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125 erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von Wertheim benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe von Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz und in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald ausgestorbene Linie Oberbrunn (Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die G. waren zunächst fränkische Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16. Jahrhundert auch Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18. Jahrhundert Kanton Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731 bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810 fiel G. mit Bayreuth an Bayern. Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Heirat an die Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248 an die Truhendingen und die Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer 123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.

 

Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G. an der Brenz, nach der sich eine Familie von G. benannte. Nach 1147 wurde der durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin Diepolds II. von G., an die Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im Brenztal. 1307 zählte G. zu den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei. 1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde die Reformation in der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen an Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.; Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830; 900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.

 

Ginolfs (Ganerbschaft). In G. östlich von Gersfeld bestand am Ende des 18. Jahrhunderts eine Ganerbschaft. Danach fiel G. an Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.

 

Glött (Herrschaft). G. an der Glött südlich Dillingens wird im 12. Jahrhundert als Sitz eines Adelsgeschlechts erstmals erwähnt. Im 14. Jahrhundert unterstand es den Herren von Knöringen-Burgau als Ministerialen der Markgrafen von Burgau. 1537 kaufte es Anton Fugger und verwandelte das Lehen der Grafen zu Fürstenberg in Allod. Später gelangte es an die Linie Fugger-Kirchberg. Die dem schwäbischen Reichskreis zugehörigen Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert.
L.: Wolff 205; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.

 

Gochsheim (Reichsdorf). Das vielleicht im 6. Jahrhundert entstandene G. bei Schweinfurt wird 796 erstmals genannt. Am 23. 11. 1234 behielt sich König Heinrich die Rechte seiner Vorfahren u. a. in G. vor. Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer G. und Sennfeld, die Schweinfurt 1572 an das Hochstift Würzburg abtrat. 1575 wurde der Bischof durch Vertrag als Reichsvogt, Schutzherr und Schirmherr anerkannt. Die 1637 vom Kaiser bestätigte Würzburger Landesherrschaft wurde 1649 wieder beseitigt. 1802 kam G. an Bayern.
L.: Wolff 505f.; Hugo 457; Segnitz, S., Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Zeilein, F., Das freie Reichsdorf Gochsheim, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.

 

Godramstein (Reichsdorf, Reichsstadt?). G. bei Landau erscheint erstmals 767 in einer Urkunde für Lorsch (Godmarstaine). Durch eine Königsurkunde von 900 erhielt die Abtei Hornbach Güter. 1285 verlieh König Rudolf von Habsburg dem Ort die Freiheiten Speyers. Am 10. 3. 1287 verordnete er, dass die Erhebung von G. bei Landau zu einer Reichsstadt den Rechten des Klosters Hornbach nicht schaden solle. Kaiser Karl IV. schlug am 25. 10. 1361 auf die an die Pfalzgrafen verpfändeten Reichsdörfer Billigheim, G., Steinweiler, Erlenbach (Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen sowie die übrigen Reichspfandschaften des Pfalzgrafen 4000 Gulden mit der Bedingung, dass keines ohne das andere eingelöst werden solle. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging die Beziehung zum Reich zugunsten der Pfalz, die im 14. Jahrhundert die Landvogtei im Speyergau erlangt hatte, gänzlich verloren. Über Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 463, 465; Hagen, J., Grundzüge der Geschichte von Godramstein, 1941.

 

Gommersheim (Reichsdorf). Das wohl noch im 6. Jahrhundert entstandene und vor 800 genannte G. bei Landau war ursprünglich Reichsdorf. Im Hochmittelalter war es Reichslehen der Schenken von Ramberg, zu denen die Steinkallenfels hinzukamen. 1508 gewann die Pfalz das Schutzrecht. Die Rechte Rambergs kamen über die Fleckenstein an die Dalberg, die übrigen Rechte über die Hattstein und Welde an Friedrich von Schonburg (Schomburg), dessen Sohn 1708 die Hälfte Dalbergs durch Kauf erwarb. 1717 gelangte G. zur Grafschaft Degenfeld-Schonburg (Degenfeld-Schomburg). Über Bayern kam G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.

 

Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht (Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft Montferrat. Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164; Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v. Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.; Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga, LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, 2002.

 

Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III. G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363 ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd. 1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A. 1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten, Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J., Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C., Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss. Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P., Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78 (1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110 (2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay.
LG. 65 (2002), 293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medoevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.

 

Göß (, Göss) (Reichsabtei). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint 904 die villa Costiza an der Mur. Sie gehörte zu einer königlichen Gabe an die Pfalzgrafen von Bayern (Aribonen), von denen Pfalzgräfin Adela mit der Gründung eines Stifts begann. 1020 übergab ihr Sohn Aribo, Erzbischof von Mainz, das Stift G. an Kaiser Heinrich III. und schuf so für verhältnismäßig kurze Zeit die einzige Reichsabtei in den später habsburgischen Länder. Schon in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts kam die Klostervogtei über das zur Benediktinerabtei gewordene Stift aber als landesfürstliches Lehen an die steirischen Ministerialen von Stubenberg. 1782 wurde die Abtei aufgehoben. Von 1783 bis 1804 war sie Sitz des Bistums Leoben.
L.: Wichner, J., Geschichte des Nonnenklosters Göss, 1892; Pelican, B., Geschichte des Benediktinerstifts Göss, 1924; Ebner, H., Die Besitzgeschichte des Nonnenstiftes Göß, Diss. Graz 1950; Bracher, K., Stift Göss, 1966; Ebner, H., Göß, LexMA 4 1989, 1570.

 

Gräfenberg (Grafen). Seit dem 12. Jahrhundert erscheint die Burg G. an der Straße von Nürnberg nach dem Vogtland, nach der sich die Grafen von G. benennen. Im 16. Jahrhundert erlangte die Reichstadt Nürnberg G. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 128; Breuer, T., Stadt- und Landkreis Forchheim, 1961.

 

Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der 1248 zerstörten Burg Lechsgemünd bei Marxheim - benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de Lecheskemundi). Sie hielten das Hochgericht im Gau Sualafeld, das als kaiserliches, später bayerisches Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der Burg hatte, und hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304 verkauften sie das Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches an den Grafen von Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von Bayern erbten. 1327 starb das Geschlecht mit Bischof Gebhart von Eichstätt in der Manneslinie aus. Die verbliebenen Güter kamen an Bertold IV. von Neuffen, wurden aber 1342 nach Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern zugunsten Bayerns eingezogen. 1550 wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten, Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637.

 

Grettstadt (Reichsdorf). Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich im Spätmittelalter Gefälle in G. bei Schweinfurt. G. kam später zu Bayern.
L.: Hugo 458.

 

Grönenbach, Grönbach, Grünenbach (Herrschaft). 1384 erwarben die Ritter von Rothenstein die von Kaiser Otto II. dem Stift Kempten überlassene, bis 1260 bei den Freiherren von G. befindliche Herrschaft G. bei Memmingen. 1482 kam die zum schwäbischen Reichskreis und zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft erbweise an die Marschälle von Pappenheim, 1612 an die Fugger und 1695/1696 durch Rückkauf an die Fürstabtei Kempten. 1803 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 158, 508; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmayer, J., Geschichte des Marktfleckens Grönenbach, 1910.

 

Gröningen (Ganerbschaft). In G. bei Crailsheim, das bis 1625 freieigene Bauerngüter aufwies, saßen bis um 1300 die Ritter von G. Ihnen folgten die Crailsheim und im 14. Jahrhundert die Schopfloch und Rechberg als Lehnsleute der Hohenlohe. Die Ortsherrschaft stand unter der Herrschaft Ansbachs später mehreren Ganerben zu (1532 u. a. Crailsheim, Ansbach, Priorat Anhausen, Vellberg, Wollmershausen und die Reichsstädte Rothenburg, Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl, im 17. Jahrhundert vor allem die Crailsheim, im 18. Jahrhundert hauptsächlich die Seckendorff). 1796 kam G. mit Ansbach an Preußen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Gröningen (Herrschaft).

 

Großgartach (Reichsdorf). G. bei Heilbronn erscheint erstmals 765 anlässlich einer Übertragung an Lorsch. 1122 kam der Ort von den Grafen von Lauffen an deren Hauskloster Odenheim. Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim die Vogtei über das Kloster zu Odenheim, über die Dörfer Odenheim, Tiefenbach, G. und Bauerbach. Seit 1376 erwarb Württemberg allmählich ein Viertel der Vogtei und die hohe Obrigkeit. Über Württemberg kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 140; Hugo 452; 1200 Jahre Großgartach, 1965.

 

Günzburg (Herrschaft). An der Stelle von G. an der Günz stand 77/78 n. Chr. ein römisches Kastell, zu dem eine zivile Siedlung hinzutrat. In karolingischer Zeit lag dort vermutlich Königsgut. 1274 verpfändete der Bischof von Augsburg G. dem Markgrafen von Burgau. 1805/1806 gelangte G. an Bayern. Die davon verschiedene Herrschaft Obergünzburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis
L.: Wolff 43; Edlhard, F., Chronik der unmittelbaren Stadt Günzburg an der Donau, 1894.

 

Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor 1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149 als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra (1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806 mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen. Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach 113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K., Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.

 

Guttenberg (Herrschaft). G. bei Bergzabern war ursprünglich eine Reichsburg. Die zugehörige Herrschaft kam als Lehen 1317 an die Grafen von Leiningen und um 1330 als Reichspfand an die Pfalz (Kurpfalz). 1379 hatten die Pfalz und Leiningen die Reichspfandschaft je zur Hälfte. Der Anteil der Pfalz kam 1410 an Pfalz-Simmern, der Anteil Leiningens 1463 über die von Lichtenberg an die Pfalz und Pfalz-Zweibrücken. 1556 fiel der Anteil der Pfalz an Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Veldenz. 1733 kam Pfalz-Zweibrücken durch Vergleich in den alleinigen Besitz der Herrschaft. Über Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 250.

 

Haag (Herrschaft, Reichsgrafschaft). Die Burg H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern wird erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals freien Herrschaft zwischen Hohenlinden, Inn und der Salzstraße. Diese stand zunächst den Gurre (Gürre) von H. zu und wurde nach deren Aussterben von Kaiser Friedrich II. 1245 den aus der herzoglich bayerischen Ministerialität stammenden Fraunberg verliehen (seit 1434 nachweisbar Reichslehen). Sie mussten zwar 1469 die Oberhoheit Bayerns anerkennen, konnten sich später hiervon aber wieder befreien. 1509 wurden sie zu Grafen erhoben. Der letzte Graf trat zum Protestantismus über. Nach seinem Tod fiel die Grafschaft 1566 an Bayern, das sie rekatholisierte. 1567 wurde Bayern vom Reich belehnt und hatte zeitweise einen eigenen Sitz unter den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Über Bayern gehörte H. zum bayerischen Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft 8 Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.

 

Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.

 

Hafenpreppach (Ganerbschaft). H. bei Ebern unterstand zunächst den Hessberg und dann den Stein von Altenstein. Von 1664 bis 1789 hatten es die Greiffenclau zu Vollrads zu drei Vierteln vom Hochstift Würzburg und zu einem Viertel von Henneberg-Sachsen-Römhild zu Lehen. Ganerben waren im 18. Jahrhundert die Greiffenclau zu Vollrads, Lichtenstein und das Hochstift Würzburg. Danach gelangte H. zu Bayern.

 

Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei). Um die Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut (Hagenauer Forst). Unter den Staufern wurde das mit staufischen Gütern verschmolzene Königsgut von der zur Pfalz erweiterten Burg verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten die Grafen von Habsburg seit 1280 einen Reichslandvogt als königlichen Verwalter der zehn elsässischen Reichsstädte, der Reichslandvogtei Kaysersberg und des Hagenauer Forstes. Seit 1341 wurde die Reichslandvogtei verpfändet (Bayern, Pfalz, Habsburg, Luxemburg, Mähren), seit 1408/1413 an die Pfalz. 1504 musste die Pfalz H. nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Habsburg abtreten, das sie von 1530 bis 1558 erneut an die Pfalz verpfändete. Das Gebiet der Landvogtei umfasste etwa 35 Dörfer. Nach 1633/1634 richtete Frankreich eine französische Verwaltung ein, die 1648 bestätigt wurde. Ludwig XIV. verlieh H. 1659 dem Kardinal und 1661 dem Herzog von Mazarin, dann dem Hause Chatillon und nach dessen Aussterben dem Herzog von Choiseul. 1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer der Landvogtei und Pflege Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905.

 

Hagenbach (Reichsstadt). H. bei Germersheim wird erstmals in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen erwähnt. Später stand die Vogtei über das Reichsgut dem Kloster Weißenburg im Elsass zu. 1281 erteilte König Rudolf von Habsburg Stadtrechte. 1353 überließ Kaiser Karl IV. Burg, Stadt, Kellerei und Vogtei der Pfalz. 1358 wurde H. der Landvogtei H. zugeteilt. Die Vogtei Weißenburgs kam 1361/1384 an die Pfalz. 1768 trat die Pfalz das 1674 von Frankreich besetzte Amt H. an Zweibrücken ab. Dieses erhielt 1774 von Frankreich zur Sicherung seiner Rechte einen offenen Brief. 1815 kam H. zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967, 101.

 

Hals (Grafschaft). Nach der Burg H. an der Ilz benannte sich ein seit 1112 urkundlich bezeugtes Geschlecht, dessen Reichslehen 1190 an die Herren von Kamm (Cambe) übergingen, die sich die Halser nannten. 1207 wurde das Reichslehen den Bischöfen von Passau zugesprochen. 1279 erhob König Rudolf von Habsburg die Halser zu Grafen. Sie vererbten 1375 ihre Güter an die Landgrafen von Leuchtenberg, die H. 1485 an die Aichberg verkauften. Nach deren Aussterben kam es 1511 an Hans von Degenberg (Hans den Degenberger), der die zum bayerischen Reichskreis zählende Grafschaft 1517 an die Herzöge von Bayern verkaufte.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, L., Die Grafen von Hals, 1857; Wagner, W., Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals, 2003.

 

Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des Rheins zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den Bischof Konrad von Lichtenberg an das Hochstift Straßburg. 1299 hinterließ der Bischof seinen Neffen als Lehen 26 Dörfer um Willstätt und Lichtenau. Erben des 1480 im Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren von Lichtenberg waren zwei Nichten, die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und Zweibrücken-Bitsch verheiratet waren. Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an Zweibrücken, doch bildeten beide Ämter ein von Hanau aus gemeinsam regiertes Land. Seitdem nannten sich die Grafen von Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie hatten Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im oberrheinischen Reichskreis. Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch fielen deren Güter im Elsass und um Lichtenau an die Grafen von H. 1606 tauschten diese ein Gebiet um Pirmasens von Lothringen ein. 1680/1697 fielen die im Elsass gelegenen Güter (Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Die übrigen Güter (die Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler, Kutzenhausen [Kuzenhausen], Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen 1736 an Hessen-Darmstadt. 1803 fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und Willstädt über Karoline Luise von Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert, J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.

 

Harburg (Reichsstadt/Reichsdorf). H. an der Wörnitz wird als Burg erstmals 1093 erwähnt. 1150 war es in den Händen der Staufer. Die unter der Burg gelegene Siedlung wurde vor 1250 Markt. Am 7. 10. 1251 verpfändete König Konrad IV. die Städte H. und Dinkelsbühl, die Burg Gosheim (Sorheim) und die Vogtei des Klosters Mönchsroth (Rot) sowie den Zehnten zu Aufkirchen an den Grafen von Oettingen. 1295 wurden Burg und Ort vom Reich erneut an die Grafen von Oettingen verpfändet, die von 1493 bis 1549 dort residierten. In einer Bestätigung König Ruprechts vom 24. 2. 1407 wird H. Markt genannt. 1731 kam H. an Oettingen-Wallerstein. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Hugo 452; Wolff 177; Rieser Kirchenbuch, 1954.

 

Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er das Tal H. heraus und gab es als Pfand an Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich eigenständig gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5 Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten, Baden-Württemberg, Oberharmersbach.

 

Harthausen (reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft). H. bei Günzburg bildete mit Rettenbach und Remshart innerhalb der Markgrafschaft Burgau eine reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft. Sie gehörte im 14. Jahrhundert den Ploss (Blossen). Rettenbach kam 1432 von denen von Rothenbach (Rettenbach) an die von Knöringen und 1440 an die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. H. gelangte 1492 an Veit von Schwendi zu Klingenstein, 1570 an, die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. 1806 fiel H. an Bayern.

 

Hassloch (Reichsdorf). H. bei Neustadt an der Weinstraße wird 773 erstmals erwähnt. Wie Böhl und Iggelheim war es Reichsdorf und bildete mit diesen zusammen die Pflege H. Am 20. 3. 1252 verpfändete König Wilhelm dem Bischof von Speyer die Dörfer H. und Böhl. Am 22. 1. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht neben fünf Reichsstädten die Dörfer H. und Böhl. 1379 kamen drei Viertel der Pflege H. als Mannlehen der Pfalz an die Grafen von Leiningen. Nach langjährigen Streitigkeiten erhielt 1517 in einem Vergleich die Pfalz die Oberherrlichkeit über die Pflege, gab diese aber an Leiningen zu Lehen. 1815 kam H. zu Bayern, 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464f., Wolff 465; Wenz, G., Beiträge zur Geschichte der Pflege Hassloch, 2. A. 1925; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960.

 

Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg, Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem 1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547; Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die Familie von Hatzfeldt, 2004.

 

Hausen (Herrschaft). Die Herrschaft H. nördlich von Schwäbisch Gmünd lag innerhalb der Herrschaft Limpurg. H. war Mannlehen Bayerns. Nach dem Aussterben der Limpurg kam es als Lehen an einen Herrn von Bredow. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die Markgrafen von (Brandenburg-)Ansbach zum fränkischen Reichskreis.
L.: Wolff 127; Wallner 694 FränkRK 21.

 

Heideck (Herrschaft). Die um 1250 entstandene Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der Herren von H., die aus dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von Arnsberg und 1129 von Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von Eichstätt und erlangten am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten sie Güter der Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437 wurde H. geteilt und 1445 an Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem Tod Konrads II. von H. an Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit später wieder an Bayern. Von 1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft und führte für diese Zeit die Reformation in der zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft ein. S. Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg, die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren von Heideck, 1968.

 

Heidenheim (Herrschaft). Neben älteren Siedlungen bestand in H. an der Brenz ein erstmals zwischen 750 und 802 anlässlich einer Schenkung an Fulda erwähntes, auf alemannischem Herzogsgut errichtetes Dorf. In der Mitte des 12. Jahrhunderts stand das meiste Gut in H. den Hellenstein zu, von denen Degenhard von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum procurator des Königsgutes in Schwaben bestellt wurde. König Rudolf von Habsburg zog das ehemals staufische Gut an das Reich. 1302 wurde es an die Helfenstein verpfändet, welche die Höhenburg Hellenstein zum Mittelpunkt der Herrschaft Hellenstein machten, die 1448 als Herrschaft H. an Württemberg und 1450 von dort an Bayern-Landshut veräußert wurde. 1504 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft nach dem Erbfolgekrieg um Bayern-Landshut wieder an Württemberg, wo sie abgesehen von 1635/1648 (Bayern) verblieb. 1951/1952 gelangte damit H. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; 600 Jahre Stadt Heidenheim/Brenz 1356-1956, 1956; Heimatbuch des Kreises Heidenheim, 2. A. 1963; Heidenheim an der Brenz, bearb. v. Schneider, F., 1970; Bühler, H., Heidenheim im Mittelalter, 1975; Akermann, M., Schloss Hellenstein über Heidenheim, 1978.

 

Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt). H. (Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung erstmals genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar, das an Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an die Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens (Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368 das Stadtrecht von Sulzbach. Von 1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bzw. endgültig seit 1628 bei dem Hochstift Würzburg, mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss. phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R., 2005.

 

Heiligenstein (Reichsdorf). Am 16. 4. 1276 verpfändete König Rudolf von Habsburg das Dorf H. zwischen Straßburg und Schlettstadt dem Eberhard von Landsberg für 100 Mark. Am 5. 12. 1339 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer dem Johann von Ecketich die Einlösung. Am 2. 1. 1357 verpfändete Kaiser Karl IV. dem Edlen von Landsberg das Dorf für 150 Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht von der Pfalz seinem Sohn, das eingelöste Reichsdorf als Reichspfandschaft zu besitzen. S. Elsass.
L.: Hugo 471.

 

Heimbach, (Heimbach-Weis) (Freiheimgericht). H. im Westerwald gehörte ursprünglich zum Reichsgut um Engers. Am 16. 5. 1343 belehnte Kaiser Ludwig der Bayer den Grafen Wilhelm von Wied mit dem Freiheimgericht in H., Weis und Gladbach im Westerwald als Reichsmannlehen, nachdem er am 30. 5. 1336 den Grafen von Isenburg die Einsetzung von Schultheiß und Schöffen und die Ausübung des Blutbannes gestattet hatte. Faktisch entwickelte sich das Gebiet zu einem Kirchspiel ohne Herren. Dieses wurde im September 1545 auf Grund kaiserlicher Belehnung von Friedrich von Reifenberg zu Sayn in Besitz genommen, diesem aber ein Jahr später bereits wieder auf Grund einer Intervention des Erzstifts Trier, dem der Abt von Rommersdorf seine Rechte abgetreten hatte, entzogen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Kirchspiel ganz in das Erzstift Trier einbezogen. Über Nassau gelangte H. 1866 zu Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Leicher, H., Heimbach-Weiser Heimatbuch, 1961.

 

Heimertingen (Herrschaft). Die Herrschaft H. nördlich von Memmingen wurde 1589 von den Grafen Fugger erworben. Sie stand der Linie Fugger-Babenhausen (Babenhausen und Boos) zu. Später kam H. zu Bayern.
L.: Wolff 204; Hölzle, Beiwort 45.

 

Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei Geislingen an der Steige errichtet. Nach ihr nannten sich die im staufischen Reichsdienst bedeutenden, seit 1113 bezeugten Grafen von H., die um 1258 Teile der Güter der Grafen von Dillingen erbten. Sie hatten Güter um Geislingen/H., Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267) und Heidenheim (1351), die vielfach geteilt wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb 1546 Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit 1396 und nach dem Aussterben der Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter an die Reichsstadt Ulm (Güter der Wiesensteiger Linie ohne Wiesensteig), an die Grafen von Fürstenberg (Messkirch, Gundelfingen, Neufra), an Württemberg (1447/1448) und Bayern (1642), 1806/1810 fast ganz an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I., Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.

 

Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I. abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg. v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f. 1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao, Heinia, Heinau, Gau um Valenciennesw, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy, Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau, LexMA 4 1989, 2131ff.

 

Heroldsberg (reichsritterschaftlicher Ort). Am Ende des 13. Jahrhunderts war das im Reichswald Sankt Sebalds bei Nürnberg gelegene H. Mittelpunkt eines an Nassau verpfändeten, von diesem über die Burggrafen von Nürnberg an Herzog Swantibor von Pommern gelangten Reichsamtes. 1391 erwarben die Patrizier Geuder aus Nürnberg das Reichslehen. Ihre Linie Geuder-Rabenstein (seit 1649) zählte zur Reichsritterschaft, innerhalb deren H. dem Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken angehörte. 1806 fiel es an Bayern. S. Geuder.
L.: Wolff 512.

 

Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertrittes auf österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Sammlung fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd. 1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen, 1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landsamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. 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Stather, E., Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.

 

Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum). Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K., Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A. 1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg. v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main, 1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt, M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.

 

Hessen-Nassau (Provinz). Nach dem Sieg Preußens über den Deutschen Bund annektierte Preußen mit dem Gesetz vom 7. 9. 1866 Kurhessen (Hessen-Kassel), das Herzogtum Nassau und die freie Stadt Frankfurt am Main. Sie wurden am 24. 11. 1866 mit der Landgrafschaft Hessen-Homburg, den nordhessischen Kreisen Biedenkopf und Vöhl (ausgenommen die Stadt Vöhl) und einem Teil des Kreises Gießen von Hessen-Darmstadt, dem Bezirksamt Gersfeld und dem Landbezirk Orb von Bayern in den Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden zusammengefasst. Am 7. 12. 1868 wurde daraus die Provinz H. mit Sitz des Oberpräsidenten in Kassel gebildet. 1929 wurden Waldeck und der Kreis Wetzlar angeschlossen. 1932 wurde die Grafschaft Schaumburg an Hannover überführt. 1944 wurde die Provinz in die beiden Provinzen Kurhessen und Nassau aufgelöst. Der Kreis Schmalkalden kam an den Regierungsbezirk Erfurt. 1945 fiel der größte Teil der ehemaligen Provinz H. (bzw. Kurhessen, Nassau) an das neu geschaffene Land Großhessen bzw. Hessen.
L.: Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Klein, T., Hessen-Nassau, 1979; Klein, T., Hessen-Nassau. Vom Oberpräsidialbezirk zur Provinz, 1985, Hessisches Jb. f. LG. 35; Klein, T., Von der Annexion zur Integration, Bll. f. deutsche LG. 121 (1985).

 

Hessen-Pfalz (Provinz). Die im Juli 1945 aus der Pfalz Bayerns und Rheinhessen Hessen-Darmstadts gebildete Provinz H. kam am 30. 8. 1946 zum Land Rheinland-Pfalz. S. Hessen, Pfalz, Rheinland-Pfalz.

 

Hilgartsberg, Hilgartschberg (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die in Bayern gelegene Herrschaft H. den Fugger-Glött.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).

 

Hilpersdorf, Hilgersdorf (Reichsdorf). Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem Dorf H. bei Schweinfurt, das mit Geldersheim, Gochsheim, Sennfeld, Grettstadt (Gretzstadt) und Rottershausen (Ratershausen) zur Reichsvogtei Schweinfurt gehört hatte. S. Bayern.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458, 456.

 

Hilpoltstein (Herrschaft, Reichsritter). 1264 wird erstmals die Burg H. (Stein) bei Roth in Mittelfranken genannt. Sie gehörte den Reichsrittern von Stein. 1385/1386 kam sie beim Aussterben dieser Herren durch Kauf an Bayern, 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1578 war sie an Nürnberg verpfändet, das die 1627 wieder beseitigte Reformation einführte. Von 1619 bis 1644 war H. Residenz des Pfalzgrafen Johann Friedrich. 1742 kam Pfalz-Neuburg an Pfalz-Sulzbach, das 1777 auch Bayern erbte.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Mader, F., Bezirksamt Hilpoltstein, 1929.

 

Hirschberg (Grafen, Herrschaft, Residenz des Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheinen Grafen von H. in Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Grögling, Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren und verwandtschaftliche Beziehungen mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und Wittelsbach aufweisen. Diese Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt. Ihre Güter um H. kamen 1304/1305 testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das Landgericht H. an Bayern. 1806 fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg, 1940; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.

 

Hochaltingen (Herrschaft). H. (Haheltingen) bei Nördlingen war Sitz der Adelsherrschaft H. Seit 1238 unterstand es den Hürnheim-Niederhaus-Hochaltingen, bei deren Aussterben es über die Erbtochter 1585 an die Freiherren von Welden kam. Seit 1764/1777 gehörte es durch Kauf zu Oettingen-Spielberg. Die Herrschaft war reichsritterschaftlich (Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben). 1806 kam sie an Bayern.
L.: Monninger, Das Ries und seine Umgebung, 1892; Hölzle, Beiwort 52.

 

Höchstädt (Landvogteiamt). H. an der Donau bei Dillingen wird 1081 erstmals erwähnt, reicht aber vermutlich in karolingische Zeit zurück. Im 13. Jahrhundert fiel es von den Staufern an Bayern, im Spätmittelalter über Bayern-Ingolstadt an Pfalz-Neuburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Grundstücke in dem Landvogteiamt H. des Fürstentums Pfalz-Neuburg zum schwäbischen Reichskreis. Über Pfalz-Neuburg kamen sie zu Bayern.
L.: Wolff 140; Wallner 690 SchwäbRK 98.

 

Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia, districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern. 1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay. LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau, Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.; Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985; Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung und gute Policey in Bayern, 2008, 229.

 

Hohenburg (Grafschaft, Reichsherrschaft). Vermutlich um die Jahrtausendwende entstand an einer wichtigen Handelsstraße von Magdeburg nach Regensburg die Burg H. auf dem Nordgau im Lauterachtal. Sie wurde Mittelpunkt einer Grafschaft, die schon 1142 für den Fall des söhnelosen Todes des Inhabers an das Hochstift Regensburg vergeben wurde. Nach dem Anfall (1248) verblieb sie bis 1810 als zum bayerischen Reichskreis zählende Reichsherrschaft bei Regensburg und kam dann an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10.

 

Hohenegg (Herrschaft), Hoheneck. Die Burg H. bei Lindau war Mittelpunkt der Herrschaft H. im westlichen Allgäu. 1359 fiel sie von den Herren von H., die 1300 Vils (1327 Stadt) von der Abtei Kempten zu Lehen erhielten, an die Grafen von Montfort-Bregenz, 1451 an Habsburg. 1805 kam H. an Bayern.
L.: Wolff 39.

 

Hohenems, Ems (Reichsritter, Reichsgrafen). In H., ursprünglich Ems, bei Dornbirn in Vorarlberg wurde um 1170 eine Reichsburg errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren Reichsministerialen, Reichsritter und nach einer Heiratsverbindung mit den Medici seit 1560 Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400 reichslehnbare Herrschaft gründeten und um Lustenau mit Widnau und Haslach erweiterten. Sie erwarben von 1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die Herrschaft Vaduz und Schellenberg. Nachdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts die beiden Linien Hohenems-Hohenems (bald wieder ausgestorben) und Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759 ausstarb, kam 1759/1765 mit diesem Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm die Landeshoheit an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H. 1814 fiel sie endgültig, nachdem sie zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns mediatisiert worden war, an Österreich zurück. Die Eigengüter kamen später an die Truchsess von Waldburg. Um 1800 war die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft 3,5 Quadratmeilen groß und enthielt 4000 Einwohner. Sie umfasste die Bergschlösser Althohenems und Neuhohenems, den Flecken Ems und einige Dörfer, die Orte Widnau und Haslach (in der schweizerischen Landvogtei Rheintal gelegen), die Grafschaft Gallarate (Gallara) bei Mailand (seit 1578) sowie Bistrau (Bistra), Bohnau (Bonna), Trepien (Trpin) und Laubendorf (in Böhmen).
L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1; Welti, L., Geschichte der Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 312.

 

Hohenems (Reichsdorf, Reichsstadt?), Ems, Embs. 1333 erhielt Ems (Hohenems) bei Dornbirn in Vorarlberg von Kaiser Ludwig dem Bayern alle Rechte und Freiheiten der Reichsstadt Lindau, konnte sich aber nicht zu einer Stadt entwickeln. S. a. Ems (Reichsdorf).
L.: Dacheröden 138; Hugo 475; Wolff 206; Welti, L., Die Entwicklung von Hohenems zum reichsfreien Residenzort, (in) Heimatbuch Hohenems 1975; Welti, L., Hohenems und Gallarate, FS N. Grass, 1975.

 

Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals 1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit 1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische, 1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und Hohelohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.; Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts), Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer, W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82; Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.

 

Hohenlohe-Jagstberg (Fürsten). Nach Jagstberg an der Jagst nannte sich eine edelfreie Familie. 1340 kam Jagstberg von Hohenlohe-Brauneck an Bayern, 1387 an Würzburg. Die Familie H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802 fiel Jagstberg an Prinz Karl Joseph zu Hohenlohe-Bartenstein, der sich Fürst von H. nannte. S. Hohenlohe.

 

Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten). Das im Jahre 1000 in der Hand von Reichsministerialen erwähnte Schillingsfürst bei Rothenburg kam aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe. 1615 entstanden durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679 beerbte H. die Linie Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die Nebenlinien Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die Ämter Schillingsfürst, Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl Dörfer. Zusammen mit Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein) umfasste ihr Gebiet etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 kam Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz Viktor von H. den Titel Herzog von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen, Schlösser und Residenzen in Franken, 1961.

 

Hohenschwangau (Herren, Herrschaft). 1090 erscheint die Burg Schwangau am Austritt des Lechs aus den Alpen. Die zugehörige Herrschaft kam 1191 von den Welfen an die Staufer und nach deren Ende ans Reich. Die Herren von Schwangau hatten die Herrschaft noch am Ende des 15. Jahrhunderts inne. 1535 kam sie an die Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner, 1561 pfandweise an Brandenburg, das seine Rechte 1567 an Bayern verkaufte. 1603/1604 erlangte Bayern eine Anwartschaft, 1670 das zum bayerischen Reichskreis zählende Reichslehen selbst. Von 1705 bis 1714 und 1778/1779 war H. kurzfristig beim Reich.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Knussert, R., Das Füssener Land in früher Zeit, 1955.

 

Hohenthann (Herrschaft), Hohentann. Die Herrschaft H. wurde 1502 von der Abtei Kempten erworben. Diese fiel 1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 80.

 

Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei über Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft aufbaute, die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von Bayern weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III. die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft (mit dem Hauptort Miesbach) an. Über die Höhenrain (1483) und Sandizeller (1487) kam H. durch Kauf an die Herren (seit 1548 Reichsfreiherren) von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising gelang. Die Einführung der Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und militärisch (1583) verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum bayerischen Reichskreis zählende, nur einige Dörfer umfassende Herrschaft 1734 an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay. Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F., Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967.

 

Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um 1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später ‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam, Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland (Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland), von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378) C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff. 3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekmann, A., 1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer, J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v. Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946; De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands: their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland, Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.

 

Homburg (Grafen). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint im 12. Jahrhundert an der Blies die Burg H. Nach ihr benannten sich als Seitenlinie der Grafen von Metz Grafen von H. Ihr Gebiet an der mittleren Blies verlor durch Veräußerungen allmählich an Bedeutung. Die Reste fielen 1449 beim Aussterben der Grafen an die Grafen von Nassau-Saarbrücken. In den Reunionskriegen war H. seit 1679 von Frankreich besetzt. 1714 kam es wieder an Nassau-Saarbrücken, 1755 durch Tausch an Pfalz-Zweibrücken und damit später zu Bayern und 1919/1920 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland (sowie z. T. zu Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 249, 266; Hoppstädter, K., Burg und Festung Homburg, Rhein. Vjbll. 19 (1954), 370ff.; Homburg (Saar) 1558-1958, hg. v. d. Stadt Homburg, 1958.

 

Horbach (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel unter anderem dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz das Dorf H. bei Bergzabern, das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465, 464.

 

Hornbach (Kloster). Um (737 bzw.) 740 gründete der heilige Pirmin auf altem Königsland des fränkischen Adligen Warnharius aus der Familie der Widonen das Kloster H. bei Zweibrücken. Über die Widonen kam es an die Salier. 1087 gab Kaiser Heinrich IV. das Kloster dem Hochstift Speyer. Vögte wurden am Anfang des 12. Jahrhunderts die Grafen von Saarbrücken, dann 1182/1188 als ihre Nachfolger die jede Weiterentwicklung des Klosters früh unterbindenden Grafen von Zweibrücken, seit 1394 die Kurfürsten von der Pfalz, 1410 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, die es 1558 aufhoben. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Neubauer, A., Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters Hornbach, 1904; Drumm, E., Geschichte der Stadt Hornbach, 1952; Hermann, H., Hornbach, LexMA 5 1990, 126f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 271.

 

Huckelheim (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). H. östlich von Hanau zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Es gehörte den Grafen von Schönborn und umfasste als Herrschaft und Amt 16 Orte. Später fiel es über Aschaffenbrug 1814/1816 an Bayern.
L.: Wolff 511.

 

Hürnheim (Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Von 1542 bis 1586 waren die H. wegen H., Hochaltingen, Abtsgmünd und Utzwingen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. H. kam an Oettingen und damit 1806 an Bayern.
L.: Stieber; Riedenauer 124; Schulz 265.

 

Ichenhausen (reichsritterschaftlicher Ort). I. an der unteren Günz gehörte vom 14. Jahrhundert bis 1574 überwiegend den Herren von Roth als Lehen Burgaus. 1574 verkauften die Roth an Bernhard vom Stein zum Rechtenstein (Stain von Rechtenstein) zu Niederstotzingen und Harthausen. Von dessen Nachkommen fiel das zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende I. 1806 an Bayern.
L.: Wolff 508; Sinz, H., Geschichtliches vom ehemaligen Markt und der nunmehrigen Stadt Ichenhausen, 1926, Ergänzungsband 1935.

 

Iggelheim (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf I. bei Hassloch, das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. I. kam seitdem zur sog. Pflege Hassloch, über welche die Pfalz die Oberherrlichkeit hatte, die sie aber an Leiningen weiterverlieh. Über Bayern gelangte I. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960.

 

Illereichen (Herrschaft), Illereichheim. Die Herrschaft I. an der Iller, die von 1771 bis 1778 durch Verkauf von Seiten der Grafen von Limburg-Styrum an die Grafen Palm gelangt war, gehörte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen Schwarzenberg zum schwäbischen Reichskreis und zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1776 erscheint in der Reichsmatrikel der Eintrag I. Mit der Mediatisierung fiel I. an Bayern.
L.: Wolff 508; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.

 

Illertissen (reichsfreie Herrschaft). In vorgeschichtlich besiedelter Gegend gelegen erscheint I. 954 erstmals (Tussen). Mindestens seit 1181 unterstand es den Grafen von Kirchberg, die es zeitweise zu Lehen ausgaben. Von 1520 bis 1756 war es durch Kauf reichsfreie, zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft der Memminger Patrizierfamilie Vöhlin. 1756 fiel es durch Verkauf der verarmten Vöhlin an Bayern.
L.: Wolff 136, 508; Nebinger, G./Rieber, A., 1000 Jahre Illertissen, 1954; Habel, H., Landkreis Illertissen, 1967.

 

Immenstadt (Reichsgrafschaft). I. zu Füßen der Burg Rothenfels im Allgäu kam von den Staufern als Lehen an die Herren von Schellenberg. 1332 erwarben die Grafen von Montfort die Herrschaft Rothenfels mit dem Mittelpunkt Immendorf (Imdorf). 1565 kam Rothenfels durch Kauf an die Freiherren von Königsegg. Seit 1629 war I. (so seit 1618) Reichsgrafschaft. 1804 fiel es an Österreich, 1805 an Bayern.
L.: Wolff 201; Baumann, F., Geschichte des Allgäus, Bd. 1ff. 1883ff.; Heimatbuch der Stadt Immenstadt (1360-1960), 1960.

 

Impflingen (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. unter anderem auf das an die Pfalz verpfändete Reichsdorf I. bei Landau weitere Gelder. Über die Pfalz kam I. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466, 463.

 

Ingelheim (Reichsdorf). In I. am Rhein bei Bingen bestanden schon in römischer Zeit verschiedene Siedlungen. In Niederingelheim errichtete König Karl der Große vermutlich 774-787 eine Pfalz. Sie war Mittelpunkt des Ingelheimer Reiches. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer unter anderem die beiden Dörfer I. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. I. an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete er sie an Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376 und erhöhte die Pfandsumme am 10. 8. 1378. Am 23. 8. 1402 verpfändete König Ruprecht I. (bzw. das Ingelheimer Reich mit Ober-Ingelheim [Oberingelheim], Nieder-Ingelheim [Niederingelheim)], Groß-Winternheim, Bubenheim, Elsheim, Wackernheim, Sauerschwabenheim und Frei-Weinheim [Freiweinheim]) seinem ältesten Sohn Ludwig von der Pfalz. Eine Auslösung des wegen seines mehr als 70 Orte einschließenden, im 17. Jahrhundert von der Pfalz aufgehobenen Oberhofes bekannten Ortes erfolgte nicht mehr. 1815 kam I. zu Hessen-Darmstadt, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466f., Wolff 91; Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 1ff. 1952ff.; Ingelheim am Rhein, hg. v. Böhner u. a., 1965; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und Fiskus Ingelheim, 1974; Erler, A., Das Augustiner-Chorherrenstift in der Königspfalz zu Ingelheim am Rhein, 1986; Gerlich, A., Ingelheim, LexMA 5 1990, 414f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 278.

 

Ingolstadt (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern). Um 1250 wurde I. Stadt, von 1392 bis 1445 Sitz des Herzogtums Bayern-Ingolstadt und 1472 Ort einer zunächst humanistischern, später gegenreformatorischen, 1802 nach Landshut und 1826 nach München verlegten Universität. S. Bayern-Ingolstadt.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277

 

Innviertel (Landschaft, Gebiet). I. ist die zwischen Salzach, unterem Inn, Donau und Hochstift Salzburg gelegene Landschaft um den Hauptort Ried. Sie kam nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1779 im Frieden von Teschen an Österreich. Von 1809 bis 1814 fiel sie kurzzeitig an Bayern zurück.
L.: Wolff 27; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Das Innviertel, (in) Oberösterreich 16 (1966).

 

Ippesheim (reichsritterschaftlicher Ort). I. nördlich von Uffenheim zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 511.

 

Irsee (Reichsabtei). 1182/1185 gründeten die Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei Kaufbeuren, die der Papst 1209 und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie war seit dem 15. Jahrhundert Reichsabtei (1428 Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die Reichsmatrikel, 1541 Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des Blutbanns von den Untervögten). Die Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer umfassenden Herrschaft der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei (Hauptvögte um 1240 bis 1390 Montfort, von 1390 bis 1551/1564 bzw. 1803 Habsburg, Untervögte seit dem 14. Jahrhundert die Herren von Pienzenau (Pienznau), durch Kauf von 1551 bis 1692 die Fürstabtei Kempten) bildeten die Herrschaften Mindelheim und Schwabegg (Schwabeck), im Osten das Hochstift Augsburg, im Süden das Gebiet der Reichsstadt Kaufbeuren und der gefürsteten Abtei Kempten und im Westen Kempten und Mindelheim. 1802 wurde sie mit weitgehend geschlossenem Gebiet und rund 3200 Einwohnern in Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann, G., Die Vögte der Benediktinerabtei Irsee im Mittelalter, Allgäuer Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.

 

Ismaning (reichsunmittelbare Grafschaft). I. an der Isar wird um 800 erstmals erwähnt. Bis 1272 kam es mit seinem Umland durch Gaben und Tausch an das Hochstift Freising. 1319 verkaufte Kaiser Ludwig der Bayer unter Absonderung aus dem Landgericht Wolfratshausen die Landeshoheit auf dem rechten Isarufer zwischen München und Freising mit Ismaning, Oberföhring, Unterföhring, Daglfing und Englschalking an das Hochstift Freising. Das Gebiet wurde fortan als reichsunmittelbare Grafschaft I. bezeichnet. 1803 fiel die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft (1200 Personen) mit dem Hochstift Freising an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern.

 

Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und Illyricum zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952 fügte es König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber 976 als Herzogtum zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das Gebiet um den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain dem Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich IV. die Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209 tatsächlich von den seit 1173 als Markgrafen herrschenden Grafen von Andechs-Meranien erlangte und bis 1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien kam als Grafschaft I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an Italien, von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der österreichische Anteil an I. umfasste die im Jahre 1500 durch das Aussterben der Grafen von Görz an Österreich gefallene Grafschaft Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino), Biben (Pedena), Galignano, Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern und die im Jahre 1400 an Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816 gelangte er als ein Teil des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien Österreichs und war seit 1849 Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien (Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I. die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de, Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.

 

Jagstberg (Herrschaft). J. an der Jagst, nach dem sich edelfreie Herren nannten, kam als Lehen Würzburgs 1340 von Hohenlohe-Brauneck an die Söhne Kaiser Ludwigs des Bayern und 1387 an Würzburg. 1802 fiel es an Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-Jagstberg) Über Württemberg gelangte es 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Jagstberg.
L.: Wolff 100.

 

Jettingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). J. an der Mindel bei Günzburg unterstand ursprünglich dem Hochstift Augsburg und den Markgrafen von Burgau. Als deren Lehen kam es im 13. Jahrhundert an die Ministerialen von J. (Uettingen). Ihnen folgten von 1351 bis 1469 die Knöringen, dann bis 1747 die Stein zu Ronsberg (Stain zu Ronsberg), welche die Herrschaft Eberstall mit Oberwaldbach, Ried und Freihalden hinzuerwarben, und ab 1748 die Schenk Freiherren von Stauffenberg. Die reichsritterschaftliche Herrschaft zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 fiel J. an Bayern.
L.: Wolff 508; Hartmann, C., Ortsgeschichte der Marktgemeinde Jettingen, 1953.

 

Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[, Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten (1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat (1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich. Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.; Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters, Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a., Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286.

 

Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom Rhein nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer. Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern 1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951; Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957; Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern, bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in) Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.

 

Kaisheim, Kaisersheim (Reichsstift). 1133 (bzw. 1135) gründeten die Grafen von Lechsgemünd (Lechsgemünd-Graisbach) auf ihrem Familiengut das Zisterzienserkloster K. (Kegesheim) bei Donauwörth. 1135 bestätigte der König, 1147/1185 der Papst die Stiftung. Obwohl Kaiser Karl IV. 1363 die Reichsunmittelbarkeit gewährte und 1370 die Vogtfreiheit bekräftigte, konnte die sich zur Festigung ihrer Stellung auch Kaisersheim nennende Abtei nur nach langem Ringen (1656/1757) die Reichsunmittelbarkeit gegenüber dem seit 1342 den Grafen von Graisbach (bzw. Lechsgemünd-Graisbach) folgenden Herzog von Bayern (1505 Pfalz-Neuburg) durchsetzen. Das Gebiet des Stiftes (3-6 Quadratmeilen Streubesitz mit 9537 Bewohnern) umfasste unter anderem die Pflegeämter Biberachzell mit den Herrschaften Biberachzell (Biberach Zell), Biberberg und Oberhausen, Lauingen, Nördlingen und Stotzingen. 1802/1803 kam K. zu Bayern und wurde säkularisiert.
L.: Wolff 186; Zeumer 552ff. II a 36, 7/37, 1; Wallner 687 SchwäbRK 41; Reindl, L., Geschichte des Klosters Kaisheim, 1926; Huber, K., Die Zisterzienserabtei Kaisheim, Diss. Erlangen 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Hoffmann, H., Die ältesten Urbare des Reichsstiftes Kaisheim 1319-1352, 1959; Morimond et son Empire, 1994, 175; Maier, B., Kloster Kaisheim, 1999.

 

Kaltenburg (reichsritterschaftliche Burg). Die Burg K. am Übergang einer Römerstraße über die Lone bei Niederstotzingen wird um 1240 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich ministerialische Herren von K. Um 1349 saß auf der Burg ein Vogt der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich der Jüngere verkaufte K. als Inhaber der Herrschaft Heidenheim an die Riedheim, die sie 1393 Bayern-Ingolstadt zu Lehen auftrugen. Von 1496 bis 1821 war die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Burg in Händen der Riedheim-Remshart. 1806 kam sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.

 

Kandel (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf K., das der Kurfürst aus der Pfandschaft des Grafen von Leiningen gelöst hatte. Über Bayern gelangte K. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Wolff 91.

 

Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker [, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590 nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt. caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten, von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122 an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner, K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G. v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.; Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f.
1885; Monumenta historica ducatus Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4 (Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.; Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie 20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925; Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte, M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937; Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F., Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.

 

Kaufbeuren (Reichsstadt). K. an der Wertach entstand wohl im 8. Jahrhundert als fränkischer Königshof. 1126 wird es erstmals erwähnt. Es zählte bis 1167 zu den Gütern der 1116 erstmals genannten Herren von Beuren, kam dann jedoch an das Kloster Ottobeuren. Um 1167 unterstand es (als Lehen) den Welfen, ab 1191 den Staufern. Vor 1230/1240 wurde es zur Stadt (1241 Buren) erhoben. 1286 ist es urkundlich als Reichsstadt mit dem Recht Überlingens bestätigt (1301 erstmals Kufburun), 1373 erhielt es Zollrechte, 1418 den Blutbann und 1530 das Münzrecht. Seit 1525/1545 drang die Reformation zeitweise ein, doch wurde bis 1699 die Parität hergestellt. Die Stadt war Mitglied der schwäbischen Städtebank des Reichstags. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen (Amt Beuron) Gebiet und 6850 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 II b 22; Wallner 688 SchwäbRK 59; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 215ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Dertsch, R., Die Urkunden der Stadt Kaufbeuren 1240-1500, 1955; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis Kaufbeuren, 1960; Dertsch, R., Kaufbeuren, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bayer.Landesgeschichte, 1960; Junginger, F., Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren im 17. und 18. Jahrhundert, 1965; Fahlbusch, F., Kaufbeuren, LexMA 5 1990, 1082; Die Urkunden der Stadt Kaufbeuren 1501-1551, hg. v. Dieter, S., 1999; Lausser, H., Pfründner, Sieche, arme Dürftige, 2009.

 

Kellmünz (Herrschaft). An der mittleren Iller bestand schon in spätrömischer Zeit 35 Meter über der Iller die Befestigung Caelio monte. Die später um K. entstandene Herrschaft war seit Ende des 18. Jahrhunderts in den Händen der Grafen von Schwarzenberg. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis zu und kam 1806 an Bayern.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133; Kellner, H., Das spätrömische Kellmünz, 1957.

 

Kemnat (Herrschaft), Kemnath. Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten dem schwäbischen Reichskreis an und kam mit Kempten 1803 an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.

 

Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift, Residenz). K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern erobert, die dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die ihrerseits im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete vielleicht das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte König Heinrich IV. seine durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026 Schwaben, 1065 Rheinfelden) bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt als Fürstabt betitelt, 1360 wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum Fürststift erhoben, das 1419 exemt wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte sich aus einer dem Kloster durch Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert verliehenen Immunität, die zwischen 1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde. 1213 gingen durch Verleihung König Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte an den Abt über. Weitere Käufe rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet ab. Bis 1803 war dann das Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte geistliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben. Es gehörten bei der Säkularisation (1803) zum Stift die 1728 mit Stadtrecht ausgestattete sogenannte Stiftsstadt unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt K. und die Marktflecken Sulzberg, Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg, Dietmannsried, Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell (Sankt Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried, Rothenstein, Kalden (Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen (Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat (Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg, Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken, Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen. Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für einen Teil der Eingesessenen war er gegeüber den Kantonen Hegau und Donau steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das Fürststift Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.

 

Kempten (Reichsstadt). K. wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. Seit 15 v. Chr. bestand eine römische Siedlung, die im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 752 gründete vielleicht das Kloster Sankt Gallen nach einer Zelle der Jahre 742/3 in K. ein Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster und 1360 Fürststift wurde. Die bei ihm angelegte Siedlung erhielt 1289 Reichsfreiheit. 1310 gelangte die Vogtei über die Stadt wieder an das Kloster. 1340 hatte sie das Stadtrecht Ulms. 1361 wurde die Vogtei erneut vom Stift gelöst. 1525 kaufte sich K. nach jahrhundertelangem Streit mit dem Fürststift ganz von ihm frei und wurde 1527 protestantisch. Die Stadt zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam sie mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet und etwa 3500 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Schroeder 199ff.; Haggenmüller, J., Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, 1840/1847; Wagner, F., Die Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen Stifts Kempten, 1933; Weitnauer, A., Kempten 1949; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Schleiermacher, W., Cambodunum, Kempten: eine Römerstadt im Allgäu, 1972; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984; Haggenmüller, J., Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, 1988; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998.

 

Kettershausen (Herrschaft). Die Herrschaft K. an der Günz nördlich von Babenhausen wurde 1558 von den Grafen Fugger erworben und gehörte der Linie Fugger-Babenhausen und Boos, bis sie 1806 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 15.

 

Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst entstand seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg der Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte die Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur Siedlung ausbauten, 1398 an die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Schwäbisch Hall verkauften und nach dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz machten. 1701 gab die Herrschaft den Namen für die 1764 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1861 ausgestorbene Linie Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd. 1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung 34/35 (1974/1975).

 

Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben) (Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift Augsburg. Danach bildete es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die später zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1329 veräußerte die Augsburger Familie Onsorg die Herrschaft an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe Gerichtsbarkeit erlangten. 1484 kam sie an die Herren von Hürnheim, 1551 an die Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.

 

Kirchheim, Kirchheimbolanden (Herrschaft). K. am Donnersberg wird 774 (als Kirchheim) erstmals erwähnt. Es kam im frühen 13. Jahrhundert an die Herren von Bolanden, dann über die von einer Linie der Grafen von Sponheim gebildeten Herren von Dannenfels und die Hohenlohe vor 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken, 1574 an Nassau-Weilburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte es zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel es an Bayern, wurde im 19. Jahrhundert Kirchheimbolanden genannt und kam 1945/1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Köllner, A., Geschichte der Herrschaften Kirchheimbolanden und Stauf, 1854; Hopp, K., Geschichte der Herrschaft Kirchheim auf dem Gau, 1900; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft Stauf, 1913/1914; Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968f.

 

Kirchlauter (reichsritterschaftlicher Ort). K. bei Ebern unterstand im 15. Jahrhundert den Herren von Füllbach. 1476 kam es an die Fuchs von Schweinshaupten, 1511 als Lehen des Hochstifts Würzburg an die Guttenberg. Es zählte zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken und fiel 1806 an Bayern.
L.: Wolff 512.

 

Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K. (748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei königlichen Rechts, die von König Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben wurde. Die Vogtei übten seit dem elften Jahrhundert die späteren Grafen von Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert teilten sich Bischof von Würzburg und Burggrafen von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw. Brandenburg-Ansbach) die Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel. 1544 wurde die Reformation eingeführt und 1802/1803 kam K. von Würzburg an Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.

 

Klingen (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 schlug Karl IV. auf das neben anderem an die Pfalzgrafschaft verpfändete Dorf K. bei Landau eine weitere Summe auf. Über die Pfalz kam K. 1815 an Bayern und 1945/1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466, 464.

 

Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus) bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786 Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen, frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K. gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff. 1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794, 1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2, 1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.

 

Königsegg-Rothenfels (Grafen, Reichsritter). (Die Burg Rothenfels [Rotenfels) bei Immenstadt unterstand am Ende des 11. Jahrhunderts den Grafen von Buchhorn, nach denen sie die Welfen beanspruchten, aber an die Grafen von Kirchberg herausgeben mussten. 1243 kaufte Kaiser Friedrich II. die gesamte Albgaugrafschaft und überließ vermutlich den Herren von Schellenberg Rothenfels als Reichslehen. 1332 kam die Burg an die Grafen von Montfort-Tettnang, unter denen 1471 Rothenfels zur Grafschaft erhoben wurde.) Die Grafschaft K. wurde 1565 an die Herren von Königsegg verkauft, die dort 1588 die Linie K. gründeten. Sie umfasste Rothenfels und die Herrschaften Staufen und Werdenstein (1785). Herrschaftsmittelpunkt war Immenstadt. Wegen Stein und Bräunlings (Breunlings) zählten die Grafen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Die Güter der Rothenfelser Linie wurde 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich gegeben. Durch den Frieden von Pressburg kamen sie an Bayern.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978.

 

Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung des Bistums Aventiacum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K., wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee, Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen], Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad. hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.

 

Kotzau (Herren, Reichsritter). Nach der 1234 erstmals erwähnten Burg K. in Oberfranken nannten sich seit 1172 erscheinende Herren. Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Gebirg, zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Als sie um die Mitte des 17. Jahrhunderts ausstarben, fielen ihre Güter an die Markgrafschaft Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth). 1810 kam Oberkotzau mit der Markgrafschaft Bayreuth an Bayern.
L.: Stieber; Pfeiffer 209; Riedenauer 125; Sieghardt, A., Die Herren von Kotzau und ihr Schloss, (in) Siebenstern, 1936; Gebessler, A., Stadt und Landkreis Hof, 1960.

 

Krain (F.) (Herzogtum). Die schon vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa, Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228 waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann, L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.

 

Kulmbach (Burg, Stadt, Residenz des Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Brandenburg). Das 1028/1040 erstmals erwähnte K. (Kulma) befand sich zunächst in den Händen der Grafen von Dießen bzw. Andechs, von denen sich Berthold II. 1135 nach der Plassenburg nannte. 1248/1260 kam K. mit Plassenburg an die Grafen von Orlamünde, 1338/1340 an die Burggrafen von Nürnberg. 1398 wurde innerhalb der Burggrafschaft das Land auf dem Gebirg mit K., das 1397 Sitz des Hofes geworden war, von dem Land unterhalb des Gebirgs getrennt, 1457 aber wieder mit ihm vereinigt. 1603 kam K. an Brandenburg, das den Hof von K. nach Bayreuth verlegte. 1791 fiel Bayreuth nach erneuter Verselbständigung mit K. an Preußen, 1807 an Frankreich und 1810 an Bayern. S. Bayreuth.
L.: Wolff 104; Hundt, M., Chronik der Stadt Kulmbach, 1951; Stößlein, H./Lenker, R., Kulmbach. Merkmale zur frühen Stadtentwicklung, 1978; Herrmann, E., Geschichte der Stadt Kulmbach, (in) Die Plassenburg 45 (1985); Fahlbusch, F., Kulmbach, LexMA 5 1991, 1564; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.

 

Küps (reichsritterschaftlicher Ort). K. an der Rodach bei Kronach zählte zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 513.

 

Kurbayern s. Bayern

 

Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803).

 

Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14. Jahrhundert traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit dem Pfalzgrafen bei Rhein vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der kurrheinische Reichskreis mit dem Erzbischof von Mainz als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten. Mitglieder waren 1801: Kurfürstentum Mainz (insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor des Kurfürstenkollegiums war); Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der Herrschaften Vallendar, Rhaunen, Camberg und Wehrheim, insgesamt 150 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich umfassend das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Westfalen, 4 westfälische Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft Arnsberg, insgesamt 130 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln); Kurfürstentum Pfalz (Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76 Quadratmeilen mit 310000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4 Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit 2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs von Arenberg); Thurn und Taxis (die Mitgliedschaft war gegründet nicht auf ein Gebiet, sondern auf ein Kapital von 80000 Reichstalern, das dem Kaiser geliehen war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens (Deutschen Ritterordens) (sie umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein eigenes Gebiet und wurde vertreten durch den Komtur der Ballei); Herrschaft Beilstein (5 Quadratmeilen nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien [Nassau-Diez-Oranien] in den Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz von Trier); Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis, waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis 1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische Annalen 98 (1987).

 

Laaber (Reichsherrschaft). Nach der Burg L. an der schwarzen Laber (Schwarzen Laber) nannten sich im 12. Jahrhundert Herren von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft mit reichslehnbarem Gericht auf. Diese kam 1435 mit 19 Dörfern durch Verkauf an Bayern-Landshut, wurde 1461 zurückgekauft, aber 1463 nach dem Aussterben der Familie von Bayern eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und wurde Pflegamt bis 1802. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laaber 1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).

 

Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt). Das vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals 1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt. Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst. 1517 wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich (Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu einer Festung durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830 Bundesfestung), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1 1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 333.

 

Landshut (Burg, Residenz). Um 1150 erscheint L. an der Isar. 1204 errichtete der Herzog von Bayern dort eine Burg (im Innenhof wurde 2005 in drei Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften Jh.s entdeckt), die schon unter seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums, seit 1255 Sitz des durch Teilung entstandenen Herzogtums Niederbayern wurde. 1475 feierte hier Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen. 1505 kam L. nach dem Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es das Viztumamt, erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität (1826 nach München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung Niederbayerns innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg. v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst, 1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg. v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 319.

 

Landstuhl (Herrschaft). L. bei Kaiserslautern wird als Königsgut Nannenstul zu Anfang des 9. Jahrhunderts im Reichsurbar Lorschs erstmals erwähnt. Mit der um 1160 erbauten Burg Nannenstein wurde L. dann Mittelpunkt einer Herrschaft, die als Reichslehen an verschiedene Inhaber gegeben wurde. Am Ende des 15. Jahrhunderts kam sie an die Sickingen, die sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts innehatten. In der Reichsmatrikel von 1776 wird das zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählende L. im schwäbischen Reichskreis genannt. 1815 fiel es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 92; Wolff 516; Knocke, T., Landstuhl in Vergangenheit und Gegenwart, 1951.

 

Langenegg (Herrschaft). Nach der Burg L. an der Iller nannten sich Herren von L. Als sie um 1415 ausstarben, kam die zugehörige Herrschaft über die Erbtochter an die Herren von Rauns zu L. Kurz vor ihrem Aussterben im Mannesstamm verkauften sie 1513 einen Teil der Burg an den verschwägerten Kemptener Patrizier Winter, der sich fortan von L. nannte. 1647 fiel L. als erledigtes Lehen an die Abtei Kempten, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80.

 

Lasser genannt von Halden (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von L. mit dem 1765 erworbenen und 1798 an die Freiherren von Lassberg und von Deuring gelangten Autenried zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. (Autenried fiel an Bayern.)
L.: Hölzle, Beiwort 59.

 

Lauingen (Reichsstadt). L. an der Donau wurde vermutlich im 6. oder 7. Jahrhundert alemannisch besiedelt. Im 12. Jahrhundert kamen die ansehnlichen Güter des Klosters Fulda über die Markgrafen von Vohburg und Giengen sowie die Güter der 1156 ausgestorbenen Herren von Werde an die Staufer. 1193 wurde Albertus Magnus (Albert von Bollstädt) in L. geboren. 1268 kam L. an Bayern. Zwischen 1291 und 1504 versuchte es vergeblich die Reichsunmittelbarkeit zurückzugewinnen. Zwischen 1325 und 1333 wurde es mehrfach verpfändet. Innerhalb Bayerns fiel es 1392 an Bayern-Ingolstadt, danach an Bayern-Landshut, 1503/1504 an Pfalz-Neuburg. Die 1542 durchgeführte Reformation wurde zwischen 1616 und 1618 beseitigt. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 zu Bayern.
L.: Wolff 140; Rückert, G., Die Anfänge der Stadt Lauingen, Zs. d. hist. Ver. f. Schwaben 57 (1950); Einleitung zum Einwohnerbuch für den Stadt- und Landkreis Dillingen an der Donau, 1961.

 

Lausanne (Reichsstadt). Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft des um (bzw. kurz vor) 600 von Aventiacum (Aventicum, Avenches) über Windisch nach L. gezogenen Bischofs, dessen Bistum im Wesentlichen das ehemalige helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte sich eine Siedlung, die 1224 in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte Kaiser Ludwig der Bayer L. unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam L. mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.

 

Lauterecken (Burg, Herrschaft). 1343 wird die Burg L. als Lehen der Grafen von Veldenz seitens Verdun erstmals genannt. Über die Veldenzer Erbtochter kam das Erbe 1409 an die Pfalz und 1543 an die Nebenlinie Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733 fielen ihre Güter an die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen Reichskreis in der Reichsmatrikel. 1815 kam L. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247.

 

Laymingen (Reichsritter). Die aus Bayern emigrierten L. waren wegen des württembergischen Lehens Lindach seit 1592 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. 1616 wurde die Familie, die 1679 erlosch, mit Bodelshofen belehnt. Von etwa 1628 bis 1727 waren L. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 208; Schulz 266.

 

Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegendenTeil an Bayern gab.

 

Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem Leinigen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im 15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den Reichsfürstentstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen 1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.

 

Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. zwischen 1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen, nach ihm benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum Leiningen-Hardenburg umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und eine Rente von 3000 Gulden. Die Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz (Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.

 

Lemberg (Herrschaft). Um 1200 erbauten die Grafen von Zweibrücken die Burg L. bei Pirmasens. Sie wurde Mittelpunkt der Herrschaft L., die 1570 von Zweibrücken-Bitsch an die Grafen von Hanau-Lichtenberg kam. Diese verlegten 1636/1697 ihren Amtssitz von L. nach Pirmasens. Über Bayern fiel L. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 271; Geschichte der Burg Lemberg, 1950; Anschütz, F., Das Dorf Lemberg im Pfälzer Wald, 1952.

 

Leoprechting (Herrschaft). Die Herrschaft L. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis und gelangte dann zu Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.

 

Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg, Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14. Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf (Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.

 

Leutkirch (Reichsstadt). L. an der Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Mit der Grafschaft Zeil kam es von der Bregenzer Linie der Udalrichinger an die Grafen von Montfort, die es 1291 an das Reich verkauften. 1293 erhielt es das Stadtrecht von Lindau. 1397 wurde es durch Erwerb des Ammannamtes und des Blutbannes reichsunmittelbar und erlangte Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1546 wurde die Reformation eingeführt. 1802 kam es mit 0,5 Quadratmeilen und 1300 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 28; Wallner 690 SchwäbRK 88; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4, III 39 (1803) D3; Schroeder 231ff.; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Gehring, H., Buchau, Leutkirch und Wangen im Allgäu am Ende des Alten Reiches, Diss. phil. Tübingen 1954; Der Kreis Wangen, 1962; Thierer, M., Die Städte im württembergischen Allgäu, 1973.

 

Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei Leutkirch liegt die L., zu der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen zusammen mit der Stadt Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6. 1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die freien Leute und was dazu gehört an die Grafen und schlug am 27. 5. 1333 weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348 ist ein Landgericht für die Freien bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem 1358 erstmals genannten Pirschgericht (der oberschwäbischen Reichslandvogtei) mit den Gerichtsstätten Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen war. Am 3. 12. 1364 verpfändete Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein unter anderem die freien Leute auf der L. Die Grafen von Helfenstein verpfändeten sie von 1382 bis 1396 an die Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund zur Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf L. H. sind nachgewiesen im oberen Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen, Ellerazhofen, Lanzenhofen, Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen, Wolferazhofen, Liezenhofen, Merazhofen, Uttenhofen, Engelboldshofen, Winterazhofen, Engerazhofen, Toberazhofen, Bettelhofen, Herlazhofen, Tautenhofen, Weipoldshofen, Heggelbach, Niederhofen, Lauben, Ottmannshofen, Balterazhofen, Wielazhofen, Adrazhofen, Wuchzenhofen, Luttolsberg, Allmishofen, Haselburg und Urlau, außerhalb des oberen Amtes in Laidratz, Matzen, Gottrazhofen, Baldenhofen, Enkenhofen, Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden, Aigeltshofen, Beuren, Hedrazhofen, Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa Nachweise für Grünenbach, Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen, Enzlesmühle oder Sackmühle fehlen). 1802 wurden sie von Bayern in Besitz genommen und Bayern am 25. 2. 1803 zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt Leutkirch an Württemberg abgetreten und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das ehemalige kaiserliche Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs, Diss. jur. Tübingen 1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007.

 

Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen, Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375 aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern 1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen (schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450 Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg (Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn, Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010.

 

Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen der Herren von Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen Orden in Mergentheim, der sie 1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte, das sie seinerseits 1399 an die Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L. an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.

 

Lichtenberg (Herrschaft). Die aus einstigem Königsgut erwachsene Herrschaft L. bei Naila, als deren Mittelpunkt im 12. oder 13. Jahrhundert die Burg L. errichtet worden war, unterstand im 14. Jahrhundert den Grafen von Orlamünde, im 15. Jahrhundert nach Verkauf den Herren von Waldenfels. 1628 kam sie an die Hohenzollern bzw. die Markgrafen von Bayreuth und damit 1791 an Preußen und 1810 an Bayern.
L.: Wolff 104; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Seiffert, H., Burgen und Schlösser im Frankenwald und seinem Vorland, 1951.

 

Ligne (Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1047 erscheint erstmals die nach L. bei Tournai benannte Hennegauer Adelsfamilie L. Sie wurde 1545 in den Reichsgrafenstand, 1601 in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte dem burgundischen Reichskreis an. 1788 erlangte sie Sitz und Stimme im Kollegium der westfälischen Grafen des Reichstags. 1803/1804 hatte sie auf Grund des § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 als Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete (Fagnolles [Fagnolle]) das schwäbische Reichsstift Edelstetten unter dem Namen einer Grafschaft inne. (Die Grafschaft Edelstetten fiel später an Bayern.)
L.: Wolff 62; Wallner 710 BurgRK 1.

 

Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483 Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg (Komburg), teilte sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische Familie, die seit 1356 als Afterlehen Böhmens das Amt des Reichserbschenken innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf (Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die Linie Limpurg-Speckfeld (Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und die Linie Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den Grafentitel. Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns und Württembergs eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen auf Grund einer Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen zehn Töchter. Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld, und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber fortwährend wechselten. Seit 1780 begann Württemberg die einzelnen Teile aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg. Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck 1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder, G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982; Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.

 

Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.

 

Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen 9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes, 822 erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe Frau unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft. 1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen Reichskreis. Es hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und zahlreiche Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und damit 1804 im Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff. ; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011

 

Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945 und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929; Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.

 

Liutpoldinger (Geschlecht), Luitpoldinger s. Bayern

 

Lobkowitz (Freiherren, Reichsfürsten). Nach der Burg L. bei Prag nannte sich seit 1410 ein böhmisches Adelsgeschlecht der Ujezd, das 1459 in den Reichsfreiherrenstand und 1624 (Linie Chlumez [Chlumetz] in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Seine Güter wurden wiederholt geteilt (1440 Linien Popel - mit den Nebenlinien Bilin und Chlumez [Chlumetz] - und Hassenstein). Eine Linie nahm nach dem Verkauf des 1646 erworbenen schlesischen Herzogtums Sagan 1786 den Titel eines Herzogs zu Raudnitz an. Die durch Heirat erlangte Herrschaft Neustadt an der Waldnaab wurde 1641 zur gefürsteten Grafschaft Sternstein (Störnstein) erhoben und 1653 in die Reichsfürstenbank aufgenommen. 1722 erlosch die ältere Linie Popel-Bilin, an deren Stelle die neue fürstliche Linie Hořin (Horcin) trat. Die jüngere Linie Popel-Chlumez (Popel-Chlumetz) spaltete sich 1715 in eine ältere und eine jüngere Linie, die beide seit 1807 den Titel Herzog von Raudnitz und Fürst von L. führten. 1789 starb die Linie Hassenstein aus. (Die Grafschaft Sternstein fiel 1807 an Bayern.)
L.: Zeumer 553 II b 48.

 

Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter). Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont), Agimont [Agimbat), Neufchâteau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und 1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil. Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).

 

Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum). Einer etruskischen Siedlung folgte das römische Luca (89 v. Chr. municipium). Über Langobarden und Franken (774) fiel L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119 wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter die Herrschaft Pisas. 1316 schwang sich Castruccio Castracane zum Stadtherrn auf, der 1327 von König Ludwig dem Bayern zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370 wurde L. mit Hilfe Kaiser Karls IV. wieder freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an seine Schwester Elisa Bacciocchi. 1815 kam es als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien. Ihr Sohn Karl II. von Parma trat es 1847 an (die) Toskana ab. S. Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v. Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e 14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971; Manselli, R., La repubblica di Lucca, 1987; Lucca e l‘Europa degli affari, secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei, R./Fanfani, T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA 5 1991, 2156; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 188.

 

Luitpoldinger (Geschlecht), Liutpoldinger s. Bayern

 

Lustenau (Reichshof). Das schon 887 Königshof genannte L. am Bodensee kam von König Arnulf an die Grafen von Linzgau, dann über die Grafen von Bregenz und die Grafen von Pfullendorf um 1180 an die Staufer sowie vor 1323 an die Grafen von Werdenberg und von diesen 1395 als Pfand, 1526 durch Kauf an die Ritter bzw. Grafen von Hohenems. 1767 zog Österreich L. an sich, musste es aber 1789 an die mit einem Grafen von Harrach verheiratete Erbtochter des letzten Grafen herausgeben. 1806 kam L. an Bayern, 1814 in Vorarlberg an Österreich. Bis 1830 behielt es eine Sonderstellung.
L.: Dacheröden 153; Hugo 454; Vetter, B., Der Reichshof Lustenau, 1935; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.

 

Mainberg (Herrschaft). M. am Main in der Nähe von Schweinfurt wird erstmals 1245 erwähnt. Es war ursprünglich Reichsgut und kam als Mittelpunkt einer Herrschaft über die Herren von Wildberg (1245), von Gründlach, von Barby (1303) 1305 an die Grafen von Henneberg, die es 1542 mit 16 Ortschaften gegen Meiningen an das Hochstift Würzburg abgaben. 1806 gehörte es zum Großherzogtum Würzburg, 1814 kam es zu Bayern.
L.: Wolff 100; Scherzer, W., Schloss Mainberg, Schweinfurter Heimatblätter 32 Nr. 8ff.

 

Mainbernheim (Reichsdorf). Am 19. 4. 1172 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das bisher freie, 889 erstmals erwähnte Dorf Bernheim bei Kitzingen gegen Entrichtung von jährlich 25 Scheffel Weizen in den Reichsschutz. Später wurde es an die Grafen von Castell verpfändet. König Rudolf von Habsburg willigte am 9. 2. 1282 in die Verpfändung durch Graf Heinrich von Castell an Bernhard Kilotho ein, weitere Verpfändungen folgten. 1525 kam es an die Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Ansbach. 1628 wurde aus der Pfandschaft Böhmens ein Lehen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Name M. üblich. Mit Ansbach kam der Ort über Preußen (1791) 1805 an Bayern.
L.: Dacheröden 255; Wolff 108; Hugo 458.

 

Mannheim (Stadt). M. erscheint erstmals 776 (Mannenheim) in der Überlieferung Lorschs. Mit der Burg Rheinhausen an der Einmündung des Neckars in den Rhein kam es im Hochmittelalter von den Herren von Husen (Hausen) an Markward von Annweiler. 1250 zogen die Pfalzgrafen bei Rhein alle Rechte an sich. 1606 gründete Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz die Festung Friedrichsburg und schloss daran eine rational geplante neue handelsstädtische Siedlung M. an. 1720 verlegte Kurfürst Karl Philipp die Residenz von Heidelberg nach M., wo sie bis zum dem Erbanfall Bayerns folgenden Wechsel nach München (1778) verblieb. 1802/1803 kam M. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Feder, H. v., Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1ff. 1875ff.; Pleve, E., Zur Entwicklungsgeschichte der Stadt Mannheim, 1955; Mannheim im Kaiserreich, hg. v. Lindemann, A., 2. A. 1988; Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1 1607-1801, hg. v. Nieß, U. u. a., 2007; Kreutz, W. u. a., Kleine Geschichte der Stadt Mannheim, 2008.

 

Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat, Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819), die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263 enstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805 Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12 (16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd. 1f.
1925f.; Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio, G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B., Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964; Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G., 17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua, LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.

 

Marstetten (Grafschaft), Mauerstetten. M. bei Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Grafschaft unterstand zunächst einer Nebenlinie des Hauses Ursin-Ronsberg. 1240 kam sie an die Herren von Neuffen, 1342 über die Erbtochter an Bayern. Das aus der Grafschaft hervorgegangene, seit 1342 belegte Landgericht tagte bis 1458 in Memmingen, seit 1481 in Weißenhorn und verlor um 1500 seinen Einfluss an die Landvogtei Oberschwaben. Über Württemberg kam M. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Der Kreis Wangen, 1962.

 

Marstetten (Herrschaft), Mauerstetten. M. bei Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Burg und engere Herrschaft M. waren seit dem 14. Jahrhundert (1351) in den Händen der Herren von Königsegg. 1566 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft an die Truchsessen von Waldburg, 1601 an die Linie Zeil und 1675 an die Linie Zeil-Wurzach. Um 1800 umfasste sie mit der Herrschaft Wurzach ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen und 10000 Einwohnern. 1806 fiel sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45, 199; Wallner 686 SchwäbRK 26 b; Der Kreis Wangen, 1962.

 

Mattsee (Herrschaft). Wahrscheinlich stiftete Herzog Tassilo III. von Bayern 777 das 783/784 erstmals belegte Kloster, das 817 königliche Abtei war und 907 zusammen mit Altötting dem Hochstift Passau übertragen wurde. 1390/1398 verkauften die Bischöfe von Passau die schon mehrfach verpfändete, von der Burg M. aus verwaltete Herrschaft M. mit Straßwalchen an das Erzstift Salzburg, das 1803 an Toskana und 1805 an Österreich kam.
L.: Wolff 133; Erben, W., Quellen zur Geschichte des Stiftes und der Herrschaft Mattsee, 1896; 1200 Jahre Stift Mattsee, Festschrift, 1977.

 

Mauchenheim genannt Bechtolsheim (Freiherren, Reichsritter). Um 1200 wird das zum rheinischen Uradel zählende Geschlecht erstmals urkundlich erwähnt. Es war seit 1270 Ganerbe zu Bechtolsheim, seit 1429 zu Schornsheim, seit 1553 zu Mommenheim und seit 1471 zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim). Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von M. mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Mit Albertshofen samt Mainsondheim (Mainsontheim), Bibergau und Teilen Mainstockheims waren sie seit 1727 Mitglied im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Von etwa 1650 bis 1750 gehörten sie auch dem Kanton Rhön-Werra, kurz vor 1700 dem Kanton Odenwald an. (Der Ort M. kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz.)
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 374; Hölzle, Beiwort 58; Zimmermann 63; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 122; Pfeiffer 199; Bechtolsheim 16, 197, 360; Rahrbach 13; Neumaier 6.

 

Medelsheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). M. östlich von Saargemünd gehörte um 1150 zur Herrschaft Bitsch in Lothringen, im 14. Jahrhundert den Grafen von Zweibrücken und danach Kurpfalz. Als Mannlehen Österreichs geltend fiel M. 1576 an die Bollweiler, 1620 in weiblicher Erbfolge an die Fugger (Fugger-Kirchberg [Fugger zu Kirchberg]) und 1656 an die von der Leyen. M. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1815 kam es zu Bayern (Provinz Rheinpfalz bzw. Pfalz), 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 516; Kampfmann, L., Heimatkunde des Bezirksamts Zweibrücken, 1912.

 

Memmingen (Reichsstadt). Das (erstmals 1099 bzw.) 1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI. von Bayern an der Kreuzung der Straßen Salzburg-Schweiz und Ulm-Fernpass nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet (oder ausgebaut). Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die Staufer. Vor 1286 wurde es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms. In den seit 1398 zunächst vom städtischen, aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen Unterhospital erworbenen Gütern erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites mit der Reichslandvogtei Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich der Reformation zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam es mit seinen 12 Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun, W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T., Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1 1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik, 1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997.

 

Mengersdorf, Mengersdorff (Reichsritter). Bis etwa 1600 zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. Der Ort M. kam zu Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 125; Rahrbach 163.

 

Mengersreuth (Reichsritter), Mengersreut. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. Der Ort M. kam zu Bayern.
L.: Riedenauer 125.

 

Meranien (Herzogtum). M. (Meerland) ist die Küstenlandschaft Kroatiens und Dalmatiens am adriatischen Meer (am Quarnero und um Fiume), die von Kaiser Heinrich IV. erobert wurde. Sie war zunächst Teil der Mark Istrien Bayerns. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh bereits 1152 den Titel eines Herzogs von M. an den 1159 verstorbenen Grafen von Dachau, trennte dann 1180 M. von Bayern und belehnte die Grafen von Andechs (seit 1173 Markgrafen von Istrien) als Herzöge von Kroatien, Dalmatien und M. mit M. Der Erwerb der Landeshoheit in dem Gebiet gelang dem Geschlecht nicht. Mit seinem Aussterben 1248 erlosch das Titularherzogtum.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 23, Meran; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.

 

Mespelbrunn (Burg, Herrschaft). 1412 übertrug das Erzstift Mainz der den Schenken von Erbach und dem Erzstift zu Diensten verbundenen Familie Echter die Wüstung Espelborn in einem Seitental der Elsava im Spessart. 1665 erlosch die Familie, die seit 1430 M. zu ihrem Stammsitz ausgebaut hatte, und wurde von den Ingelheim beerbt. S. Echter von M., Bayern.
L.: Kittel, A., Beiträge zur Geschichte der Freiherren Echter von Mespelbrunn, 1882.

 

Mickhausen, Mückenhausen, Mückhausen (Herrschaft). Die Herrschaft M. südwestlich Augsburgs gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen) zum schwäbischen Reichskreis. Sie umfasste etwa 2 Quadratmeilen. 1806 kam sie zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 b.

 

Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M., abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough, als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948; Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R., Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der Landkreis Mindelheim, 1971.

 

Minfeld (Reichsdorf). M. südlich Landaus erscheint erstmals 982 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer. Mit der Herrschaft Guttenberg kam es an Pfalz-Zweibrücken und Leiningen. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem M., das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen eingelöst hatte. Später gelangte es über die Pfalz und Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Walther, J., Beiträge zur Geschichte der Dörfer Minfeld und Freckenfeld, 1906.

 

Mistelbach, Mistelbeck (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken. Der Ort M. kam zu Bayern.
L.: Riedenauer 125.

 

Mohrenhausen (Herrschaft). Die Herrschaft M. wurde 1581 erworben und stand der Linie Fugger-Babenhausen und Boos (Fugger-Babenhausen) zu. M. kam zu Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 45.

 

Mondsee (Stift). Auf altem Siedlungsboden gründete (vor) 748 der Herzog von Bayern das Kloster M. im Salzkammergut. 788 wurde es Königsgut (Reichskloster). 829 erhielt es das spätere Sankt Wolfgangsland. 833/837 wurde es dem Hochstift Regensburg übertragen, 1104 aber wieder von ihm gelöst. 1505 fiel das Mondseer Ländchen im Anschluss an den bayerischen Erbfolgekrieg an Habsburg bzw. Österreich.
L.: Wolff 27; Awecker, H., Mondsee, Markt, Kloster, Land, 1952; Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee, bearb. v. Rath, G./Reiter, E., 1989; Haider, S., Mondsee, LexMA 6 1992, 751.

 

München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern [Alter Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des Bischofs von Freising in Oberföhring und verlegte gegen Abfindung den Markt von Oberföhring nach M. (Munichen), dessen ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des Kultusministeriums 2003) weitgehend unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz Heinrichs des Löwen wieder an das Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern. Seit 1255 wurde es zunächst neben Donauwörth, Dachau, Neuburg und Wolfratshausen, später allein Sitz des Herzogtums Oberbayern (seit 1392 Bayern-Münchens). S. Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952; Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v. Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA 6 1992, 897; Geschichte der Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F., Münchner Stadtgeschichte, 1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum, 1997; Bauer, R., Geschichte Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394; Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008.

 

Münchweiler (Herrschaft). M. an der Glan westlich von Kaiserslautern zählte mit etwa 10 Dörfern zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Später kam es zu Bayern und 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516.

 

Mundatwald (Gebiet). Der M. bei Weißenburg im Elsass, der eine Fläche von 7 Quadratkilometern umfasst, war nach 1945 zwischen Deutschland und Frankreich streitig. Er gehörte nach umstrittener Rechtsansicht zum Staatsgebiet des Deutschen Reiches, nicht jedoch der Bundesrepublik Deutschland. Sein Eigentum stand dem Deutschen Reich und dem Freistaat Bayern zu. Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 2. 9. 2008 stellte Frankreich das Gebiet 1945 (ohne Annexion) durch Besatzungshoheit unter seine vorläufige Verwaltungshoheit, und schloss damit die Ausübung deutscher Hoheitsgewalt aus. 1986 gingen die hoheitlichen Befugnisse Frankreichs auf Deutschland über, während Frankreich das Eigentum erhielt. Die mit dem Eigentum verbundenen Nutzungsrechte (z. B. Jagdrecht) dürfen seitdem nur im Rahmen der geltenden deutschen Gesetze ausgeübt werden (8 A 11351/2007).
L.: Bertzel, K., Die deutsch-französische Mundatwaldvereinbarung vom 10. 5. 1984, NJW 1986, 1403; Dünisch, H., Der Mundatwald, 1989, vgl. NJW 1989, 3079 (Rezension).

 

Münster (Dorf). Das Dorf M. bei Donauwörth gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über den Abt des Kreuzklosters in Donauwörth zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 229; Wallner 690 SchwäbRK 97.

 

Neresheim (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). 1095 gründeten die Grafen von Dillingen in dem sehr alten Dorf N. zwischen Heidenheim und Nördlingen ein Chorherrenstift, das wenig später in ein mit Mönchen aus Petershausen (Petersberg) besetztes Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Nach dem Aussterben der Grafen 1258 kam die Vogtei über das seit dem 13. Jahrhundert recht begüterte Kloster (1298 sieben Dörfer und Einkünfte in 71 Orten) an das Hochstift Augsburg und nach Beanspruchung wegen einer Schuld und anschließendem, aber streitig bleibendem Vergleich 1263 an die Grafen von Oettingen, die deswegen einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht begannen., während der Abt eine Klage vor dem Reichshofrat erhob. 1764 löste der Abt unter weitreichenden Zugeständnissen die zur Landesherrschaft ausgebauten Rechte Oettingens ab, wurde reichsunmittelbar und trat den schwäbischen Reichsprälaten bei. Das Gebiet der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei umfasste 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometer mit 2500 Einwohnern. Es gehörten dazu Stadt und Kloster N., Auernheim, Ebnat, Elchingen, Großkuchen, Ohmenheim, Ziertheim, die Mariabuchkapelle bei N. (Mariabuch, die Kapelle bei N.), Dehlingen, Ballmertshofen, Dischingen und Trugenhofen, die Hofmark Ziertheim und bedeutende Waldungen. Am 25. 2. 1803 fiel N. an Thurn und Taxis, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1920 wurde die Abtei wieder errichtet.
L.: Wolff 177, 194; Zeumer 552 II a 36, 17; Wallner 689 SchwäbRK 66; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Weißenberger, P., Neresheim, 1958; Neresheim, 1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Eberl, I., Neresheim, LexMA 6 1992, 1094; Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim um die Erlangung der Reichsunmittelbarkeit, 2003.

 

Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10. Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, 1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.

 

Neuburg (am Inn) (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert gründeten die Grafen von Formbach nach Umwandlung ihrer Stammburg in ein Kloster die Burg N. am Inn. Nach Aussterben der Grafen 1158 kam N. an die Grafen von Andechs. Nach deren Aussterben gab sie Kaiser Friedrich II. 1248 an den Herzog von Bayern, später fiel sie mit der zugehörigen Herrschaft an Habsburg. 1463 belehnte Kaiser Friedrich III. Hans von Rohrbach mit der Burg. 1473 kam sie pfandweise an Bayern-Landshut, nach der Rückkehr zu Habsburg 1528 als Lehen an die Grafen von Salm und von 1664 bis 1680 an die Grafen von Sinzendorf. 1719 erwarb der Graf von Lamberg-Sprinzenstein die Burg. 1730/1739 fiel sie durch Kauf an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Bayern.
L.: Wolff 144.

 

Neuffen (Herren). Das schon um 300 besiedelte N. bei Nürtingen ist um 1100 als Dorf N. bezeugt. Seit 1198 gehörte der Ort, der um 1232 zur Stadt erhoben wurde, den edelfreien Herren von N. 1301 fiel er mit 5 Dörfern durch Verkauf an Württemberg. Die den Herren von N. ebenfalls gehörige Grafschaft Marstetten mit Weißenhorn kam 1342 an Bayern. N. gelangte über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Hezel, G., Neuffen und Hohen-Neuffen, 1957; Maurer, H., Die hochadeligen Herren von Neuffen und Sperberseck, Zs. f. württemberg. LG. 25 (1966), 59ff.; Eberl, I., Neuffen, LexMA 6 1992, 1101.

 

Neumarkt, Neumarkt (in der Oberpfalz) (Reichsgut, Reichsstadt?, Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). Das Gebiet um N. in der Oberpfalz gehörte zum bayerischen Nordgau und kam über die Heirat der Tochter des Markgrafen (Adela von Vohburg) mit Friedrich I. Barbarossa an die Staufer. Am Ende des 12. Jahrhunderts ist N. als Sitz eines Reichsschultheißenamtes bezeugt. Vielleicht war es 1235 Stadt. Im Interregnum (1268) gelangte es an Bayern, 1269 an Oberbayern und 1329 an die pfälzischen Wittelsbacher. 1410 fiel es an Herzog Johann von Pfalz-Neumarkt und wurde dessen Sitz. (Nach 1448 kam es an Pfalz-Mosbach und 1499 an die Pfalz, fiel aber 1628 an Bayern zurück.) Am 20. 4. 1945 wurde es fast vollständig zerstört. S. Pfalz-Neumarkt, Pfalz-Oberpfalz.
L.: Hofmann, F./Mader, F., Stadt und Bezirksamt Neumarkt, 1909; Kurz, J., Die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1954; Ried, K., Neumarkt in der Oberpfalz. Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1960; Heinloth, B., Neumarkt, 1967; Romstöck, K., Neumarkt in der Oberpfalz von 1500 bis 1945, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 414.

 

Neunhof (reichsritterschaftlicher Ort), Neuhof. N. südöstlich Nürnbergs zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Es fiel an Bayern.
L.: Wolff 513.

 

Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I. überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben. 1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf, Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19. Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992; Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver. Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.

 

Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo, F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G., Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008.

 

Niederraunau, Raunau (reichsritterschaftliche Herrschaft). 1067 erwarb das Stift Sankt Peter zu Augsburg in Raunau bzw. N. (Ruonen, Raunau) an der Kammel bzw. Kammlach bei Krumbach die Güter Swiggers von Balzhausen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gelangten Güter derer von Raunau bzw. N. (Rünun, Raunau) durch Übertragung an das Kloster Ursberg. Daneben hatte 1316 das Hochstift Augsburg Güter. Am Anfang des 15. Jahrhunderts vereinigten die Herren von Ellerbach die Güter zu einer reichsunmittelbaren Herrschaft, die 1494 die hohe Gerichtsbarkeit erlangte und zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben steuerte. Diese kam durch Kauf und Erbe an die Kartause Buxheim, das Frauenkloster in Kaufbeuren, das Kloster Ursberg, die Ulmer Patrizier Ehinger und Ungelter, die Freyberg, Hausen, Westerstetten, Freyberg-Eisenberg und Ponickau. Die Herrschaft N. (Raunau) bestand aus dem Schloss Hohenraunau und dem Marktflecken Niederraunau. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau, (in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908.

 

Niederstotzingen, Stotzingen (reichsritterschaftlicher Ort). Nach dem 1143 erwähnten Stotzingen nördlich von Günzburg nannten sich seit 1286 Ritter. Um 1336 hatten die Riedheim die Oberherrschaft. Um 1450 fiel N. (Stotzingen) an die Westernach, 1457 durch Verkauf an Puppelin von Stein (Stein zum Rechtenstein) N. und Oberstotzingen zählten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben und kamen über Bayern (1806) und Württemberg (1810) 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Mangold, O., Geschichte von Niederstotzingen, 1926; Stockinger, G., Geschichte der Stadt Niederstotzingen, 1966.

 

Nierstein (Reichsdorf). N. am Rhein bei Oppenheim war vorgeschichtlich und römisch besiedelt und erscheint bereits in einer Gabe Karlmanns an Würzburg zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer unter anderem N. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. den Ort an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete er ihn Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376. Am 23. 8. 1402 verpfändete König Ruprecht den Ort seinem Sohn Ludwig von der Pfalz. 1752 gehörten die Güter neunzehn adligen Familien und mehreren Kirchen. Danach kam er an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 467, 466; Wolff 91.

 

Norddeutscher Bund (Bundesstaaat) ist der im August 1866 nach der Auflösung des Deutschen Bundes von Preußen mit den 21 verbliebenen norddeutschen Staaten geschlossene Zusammenschluss von Staaten (Bundesstaat) (Preußen, Sachsen, Großherzogtum Hessen [Hessen-Darmstadt] nördlich des Mains, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar [Sachsen-Weimar-Eisenach], Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha], Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg, 415000 Quadratkilometer, 30 Millionen Einwohner) unter der politischen Vorherrschaft Preußens. Nachdem sich zu Beginn des deutsch-französischen Krieges die süddeutschen Staaten (Bayern am 23. 11. 1870, Württemberg am 25. 11. 1870, Baden und Hessen-Darmstadt südlich des Mains am 15. 11. 1870) dem Norddeutschen Bund angeschlossen hatten, nahm er im Dezember 1870 den Namen Deutsches Reich an. Zum 1. 1. 1871 wurde die Verfassung abgeändert. Am 18. 1. 1871 wurde der Kaiser im Spiegelsaal zu Versailles proklamiert.
L.: Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 3.A. 1997, 5. A: 2005.

 

Nordenberg, Nortenberg (Herrschaft). Die Herrschaft N. wurde 1383 von der Reichsstadt Rothenburg erworben. N. kam bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.

 

Nordendorf, Norndorf (Herrschaft). Im N. am unteren Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge von Bayern als Lehnsherren zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von Donnersberg, seit 1290 die verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die Marschälle von Affing, seit 1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498 Ehrentraut von Seyboldsdorf (Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter von Gumppenberg, seit 1517 Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel von Augsburg, 1548 die Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger in der Linie N. (Fugger-Nordendorf) innehatten. Daneben gab es im 13. Jahrhundert Herren von N. mit eigenen Rechten. Über die Fugger zählte die Herrschaft N. innerhalb Burgaus zum schwäbischen Reichskreis. N. fiel bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller und Lech, 1944.

 

Nordgau, bayerischer (Gau nördlich der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, Landschaft, bayerischer Nordgau). Im Gebiet nördlich der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, das später bis zum oberen Main (1060 Egerland) ausgedehnt wurde, fassten nach den Karolingern, den Liutpoldingern (Luitpoldingern), den Markgrafen von Schweinfurt (939-1003), den Grafen von Sulzbach und den Diepoldingern seit Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern den größeren Teil des Gebiets erwerben konnten. Danach kam als Folge der wittelsbachischen Zweiteilung des Gebiets von 1329 der Name allmählich ab und seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hierfür der Name Oberpfalz auf.
L.: Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau, 1893; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Nortgouue, Nortgouui, Nordgeuui, Nordgouue, Norgovve, Nordgeuue, Nortgowa, Nortgowe, Norekawe, Nordgowe, Gau zwischen Regensburg und Fürth, Oberweiling, Dürn, Mantlach, Hohenschambach bzw. Schambach, Fürth in Bayern, Beilngries, Bergen, Velden, Kirchenreinbach, Kemnath, Machendorf, Lintach, Schwarzenfeld, Weilindorf [= Oberweiling?], Förrenbach, Hersbruck, Vorra, Oberkrumbach, Schnaittach, Oberrüsselbach und Unterrüsselbach bzw. Rüsselbach, Ittling, Schierstadt (= jetzt Stadtamhof), Großprüfening bzw. Prüfening, Großgründlach bzw. Gründlach, Walkersbrunn, Eltersdorf, Herpersdorf, Sickenreuth, Wenigrötz bzw. Wenigritz, Neunburg vorm Wald, Diendorf, Gütenland, Hillstett bzw. Hiltstedt, Premberg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, 37, III, 32, IV, 8, Nordgouwe I, der bayerische Nordgau; Gagel, E., Der Nordgau im Mittelalter, Oberpfälzer Heimat 13 (1969), 7ff.; Kraus, A., Marginalien zur ältesten Geschichte des bayerischen Nordgaus, Jb. f. fränk. Landesforschung 34/35 (1974/5), 163ff.; Schmid, A., Nordgau, LexMA 6 1993, 1235.

 

Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner, K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling, R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation, 1998.

 

Nordrhein-Westfalen (Land, Bundesland). Durch Verordnung der britischen Militärregierung vom 23. 8. 1946 wurde aus dem nördlichen Teil der Rheinprovinz (Regierungsbezirke Aachen, Köln, Düsseldorf) und der Provinz Westfalen Preußens das Land N. gebildet. Durch Verordnungen vom 21. 1. 1947 wurde ihm das Land Lippe-Detmold eingegliedert. Am 11. 7. 1950 trat die Verfassung in Kraft. Mit 34057 Quadratkilometern (1986 34068, 2006 34083) ist N. (nach Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg) das viertgrößte, jedoch nach der Zahl seiner Einwohner an der Spitze stehende Land der Bundesrepublik Deutschland. 1975 zählte es 17200000 Einwohner (1986 16665000, 2006 18043814). Hauptstadt ist Düsseldorf.
L.: Nordrhein-Westfalen-Atlas 1953ff.; Köhler, W., Das Land aus dem Schmelztiegel. Die Entstehungeschichte Nordrhein-Westfalens, 1961; Loschelder, W./Salzwedel, J., Verfassungs- und Verwaltungsrecht des Landes Nordrhein-Westfalen, 1964; Petri, F., Nordrhein-Westfalen, Ergebnis geschichtlicher Entwicklung oder politische Neuschöpfung, (in) Rhein. Vjbll. 31 (1966/1967); Breuer, R., Nordrhein-Westfalen, 1967; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 3: Nordrhein-Westfalen, hg. v. Petri, F. u. a., 1965, 2. A. 1970, 3. A: 2006; Först, W., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1970ff.; Wisplinghoff, E. u. a., Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen, 1973; Rheinischer Städteatlas, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde in Bonn, Lief. 5ff. 1979ff.; Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, hg. v. Irsigler, F., Lief. 1ff., 1982ff.; Die Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen: Vorläufer-Vorbilder-Entstehung, Veröff. d. staatl. Archive des Landes Nordrhein-Westfalen Reihe D, Heft 17 (1984); Nordrhein-Westfälische Bibliographie, hg. v. d. Universitätsbibliotheken Düsseldorf und Münster, Bd. 1ff. 1984ff.; Neuland. Nordrhein-Westfalen und seine Anfänge 1945/1946, hg. v. Brunn, G., 1986; Först, W., Kleine Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1986; Nordrhein-Westfalen. Kernland der Bundesrepublik. Eine Ausstellung, 1989; Nordrhein-Westfalen und der Bund, hg. v. Boldt, H., 1989; Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1994; NRW-Lexikon, 2000; Korte, K. u. a., Regieren in Nordrhein-Westfalen, 2006; Haunfelder, B., Nordrhein_Westfalen, 2006; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 235.

 

Nordwald (Gebiet des heutigen Böhmerwalds, Bayerischen Waldes, Oberpfälzer Waldes) Nortwald
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezriksnamen, 1961, II, 36, 74, Gebietsname, s. Nordgouwe I, bayerischer Nordgau.

 

Northeim (Grafen). In N. an der Mündung der Rhume in die Leine bestand schon an der Zeitenwende und in frühmerowingischer Zeit eine Siedlung. Um 800 gab der edle Nidhart Güter an Fulda. Ein Grafengeschlecht von N. wird im 10. Jahrhundert (982) erkennbar. Graf Otto (um 1025-1083) wurde 1061 Herzog von Bayern (bis 1070). Die Güter der Grafen von N. an der oberen Leine, Werra, Weser, Diemel, Nethe und der unteren Elbe (Boyneburg, Vogtei über Corvey, Gandersheim, Helmarshausen, Hausklöster Northeim, Bursfelde, Amelungsborn, Oldisleben (Oldesleben) kamen nach dem Tod der Kaiserin Richenza (1141) und Siegfrieds IV. von Boyneburg (1144) bzw. Hermanns von Winzenburg (1152) auf Grund der Heirat Gertruds von Süpplingenburg, der Tochter König Lothars von Süpplingenburg und Richenzas von N., mit Heinrich dem Stolzen an die Welfen (Heinrich den Löwen).
L.: Wolff 437; Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim, 1969; Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984; Hindte, H. v., Northeim, LexMA 6 1993, 1253; Pischke, G., Die Grafen von Northeim, Z. d. V. f. hess. Gesch. 103 (1998), 3; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005.

 

Nortwald (Gebiet des heutigen Böhmerwalds, Bayerischen Waldes, Oberpfälzer Waldes, Gebietsname Nortwald) s. Nordwald)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, 74, Gebietsname, s. Nordgouwe I, bayerischer Nordgau.

 

Nostitz (Grafen). Das wettinische, aus der Oberlausitz stammende Adelsgeschlecht wird 1280 erstmals erwähnt. Im 15. Jahrhundert verzweigte es sich nach Schlesien, Böhmen und Polen. Eine Linie wurde 1708 in den Reichsfreiherrenstand, drei Linien von 1641 bis 1708 in den Reichsgrafenstand erhoben. Die böhmischen Grafen von N. zu Falkenau gehörten 1792 wegen des 1673 vom Erzstift Mainz käuflich erworbenen Teils der Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1803 ging die reichsständische Grafschaft Rieneck käuflich an die Grafen Colloredo-Mansfeld über und wurde 1806 durch die Rheinbundakte unter Karl Theodor von Dalberg mediatisiert. (1814/1815 kam Rieneck an Bayern.)
L.: Zeumer 552ff. II b 62, 6; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil. Würzburg 1963.

 

Nostitz-Rieneck (Grafen). Die Grafen von N. gehörten am Ende des 18. Jahrhunderts wegen der 1673 vom Erzstift Mainz erworbenen Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1814/1815 kam Rieneck an Bayern.

 

Nürnberg (Reichsstadt, Residenz des Königs und der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei Bauarbeiten an der Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte Keuperhornsteine als älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N. entdeckt.) An wichtigen Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden auf einem 351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Sandsteinfelsen vermutlich um 1000 (1040/1041) die anscheinend vorsalische (und damit vor 1024 entstandene) Baureste aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die 1050 anlässlich eines Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer Reichsmünzstätte, vor 1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen, seit 1200 Stadtrecht. 1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256 traten Ratsherren (consules) und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor. Unter König Rudolf von Habsburg begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320 Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal, Karl IV. mehr als fünfzigmal auf. In der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl IV. 1356 die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in N. abzuhalten. Vom 22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938 bis 1945 war N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng patrizische Ratsverfassung voll entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf von Rechten den Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von Hiltpoltstein mit Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg (1520/1548) und durch seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506) gewann es das größte Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt (Hersbruck, Lauf, Altdorf, Reicheneck, Velden, Betzenstein, Stierberg), doch blieb das Gebiet unmittelbar vor der Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die römisches Recht gemäßigt rezipierende (Neue) Reformation sein Stadtrecht, das schon zuvor auf etwa 22 Orte übertragen worden war. 1524/1525 führte es die Reformation ein und erreichte im Zusammenhang mit seinem von Handwerk und Handel getragenen wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle Blüte (Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs). Im Reichstag gehörte N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im fränkischen Reichskreis führte es die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf eine Akademie bzw. Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark geschwächt. 1792 und 1796 musste es die Beschlagnahme eines Teils seines Landgebiets durch Bayern und Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit gehörte es den Kantonen Gebirg, Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises Franken an. Durch die Rheinbundakte von 1806 fiel es an Bayern, das es am 6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen bzw. rund 1500 Quadratkilometern (Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf, Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein, Velden, Betzenstein, Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt 80000 Einwohnern offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f. fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann, H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4; Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg 1554-1599, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, Bd. 1 1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg. v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, 1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Umland um 1700, 1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker, G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Landgebiet im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der Stadtbibliothek Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hg. v. Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317; Endres, R., Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert, A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis 1892, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.

 

Obenhausen (Herrschaft). Die Herrschaft O. unterstand am Ende des 18. Jahrhunderts innerhalb Schwäbisch-Österreichs der Kartause Buxheim, die 1803 an die Grafen von Ostein kam und danach an Bayern fiel.
L.: Wolff 228.

 

Oberbayern (Herzogtum). 1255 entstand durch Landesteilung innerhalb Bayerns im Raum zwischen Kufstein und Ingolstadt bzw. dem Nordgau O. 1329 wurden Gebiete im Nordgau zugunsten der Pfalz abgetrennt, doch blieben Lengenfeld (Burglengenfeld), Schwandorf, Kallmünz und die Burggrafenrechte von Regensburg bei O. 1340 gewann O. den niederbayerischen Landesteil, doch erfolgte 1349 eine erneute Teilung, die bis 1363 währte. 1392 wurde nochmals geteilt. Dabei zerfiel O. in Bayern-Ingolstadt und Bayern-München. Nach dem Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt 1447 gelangte deren Gebiet im Wesentlichen an (Nieder-)Bayern-Landshut, das seinerseits aber 1503/1505 weitgehend an Bayern-München (O.) kam. S. Bayern, Bayern-Ingolstadt, Bayern-München.
L.: Wolff 136; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992; Oberbayerisches Landrecht von 1346, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2000.

 

Oberhausen (Herrschaft). Die Herrschaft O. wurde 1732 von der Abtei Kaisheim erworben, die 1802 an Bayern fiel.
L.: Hölzle, Beiwort 4, 80.

 

Obernberg (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). O. am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt das Hochstift Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut, 1407 die Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an Österreich über. Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals unter der Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.

 

Oberndorf (Herrschaft). O. bei Genderkingen erscheint 1127 als Sitz eines Geschlechtes, das seit 1150 das Marschallamt der Bischöfe von Augsburg innehatte. 1533 verkaufte der von den Herren abstammende Wolf von Donnersberg die Herrschaft für 21000 Gulden an Anton Fugger. Über die Grafen Fugger-Glött, welche die Herrschaft später bis 1785 an die Pflummern verpfändeten, gehörte O. dem schwäbischen Reichskreis an. 1806 kam es an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b; Heldwein, H., Aus vergangenen Tagen der Pfarrei Oberndorf, 1928.

 

Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6. Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O. bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff. 1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.; Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O., Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H., 1990.

 

Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium ”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005.

 

Oberrheinfeld (Reichsdorf). Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem ehemals zum Reichsvogteiamt Schweinfurt gehörigen Dorf O. bei Schweinfurt, das später zu Bayern kam.
L.: Dacheröden 256; Hugo 459.

 

Oberschwaben (Reichslandvogtei). König Rudolf von Habsburg fasste nach 1273 das Reichsgut im östlichen Schwaben - südlich der schwäbischen Alb - zu den Reichslandvogteien Augsburg und O. (Ravensburg) zusammen. 1487 erwarb Bayern die Reichslandvogtei O., die aber von Österreich wieder ausgelöst wurde.
L.: Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Oberschwaben, Gesicht einer Landschaft, hg. v. Ott, S., 2. A. 1972; Bradler, G., Die Landschaftsnamen Allgäu und Oberschwaben in geographischer und historischer Sicht, 1973; Richter, G., Oberschwaben zwischen Donau, Iller und Bodensee, 1974; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königstum, Adel und Städten, 1986; Oberschwaben, hg. v. Eitel, P., 1995; Oberschwaben, hg. v. Wehling, H., 1996; Landschaften und Landstände in Oberschwaben, hg. v. Blickle, P., 2000; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.

 

Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[, Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei, erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000 Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten Metternich als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.

 

Odenheim (Reichsdorf). Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim unter anderem die Vogtei über das Kloster O. und das Dorf O. bei Bruchsal. S. a. Odenheim und Bruchsal.
L.: Hugo 263, 462, 452.

 

Oeffingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an das Domkapitel Augsburg. 1803 gelangte es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.

 

Oetinger (Reichsritter), Oeringer, Öttinger (Reichsritter). Die O. waren Mitglied der Reichsritterschaft Schwaben und zählten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Forst (Großforst), Teilen von Archshofen und Teilen von Hohlach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter fielen 1808 an Bayern. S. Oeringer, Oetinger.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 158; Kollmer 312; Stetten 36, 183; Riedenauer 126.

 

Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin (Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die 1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14. Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486], Oettingen-Flochberg [bis 1549], Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht, doch gelang im Zuge der reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte Abrundung der Güter. 1442 und 1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen (sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein (fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694 teilte sich Oettingen-Wallerstein in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet), Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet) und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach dem Aussterben Oettingen-Oettingens (1731) fielen dessen Güter überwiegend an Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch Heirat 1689 auch die Herrschaft Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die Herrschaften Bissingen (1661), Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667) und Diemantstein (1777) (Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis, Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764 verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster Neresheim. Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie Oettingen-Baldern. Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit Preußen in Franken und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine verlorenen elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850 Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten, der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg, Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E., Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D., Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A., Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2005.

 

Oettingen-Baldern (Grafen). Nach der Burg Baldern am Westrand des Ries nannte sich seit 1153 eine Adelsfamilie. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift Regensburg an den Abt von Ellwangen, der sie 1250 als Lehen an die Grafen Oettingen gab. Von 1602 bis 1798 war sie Sitz der Linie O. 1798 fiel sie an die Fürsten von Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.

 

Oettingen-Flochberg (Grafen). Die Burg Flochberg bei Bopfingen, nach der sich 1138 Herren von Flochberg nannten, wird 1145 als castrum regis erwähnt. 1188 überließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa Bopfingen und Flochberg seinem Sohn. 1330 gab Kaiser Ludwig der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen, die 1347 pfandweise die wiedererrichtete Burg von König Karl IV. erhielten. Nach ihr nannte sich später eine Linie der Grafen. 1806 kam Flochberg an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.

 

Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten). O. ist eine im 17. Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem schwäbischen Reichskreis zugehörige und 1734 gefürstete Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 einen Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten hierzu die Oberämter Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth, Oettingen und Spielberg, das Pflegamt Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi, die der Reichsritterschaft einverleibt war, die Landeshoheit über die Johanniterkommende Kleinerdlingen und die Untertanen des Klosters Sankt Klara zu Regensburg. !806 fiel O. mit acht Quadratmeilen und 20000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die Mediatisierung des Fürstentums Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen 1955.

 

Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine 1522 entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim, Bissingen mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde Fronhofen mit Verwalteramt Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen, Neresheim und Wallerstein, die Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und schließlich die Landeshoheit über Aufhausen bei Christgarten. Nach § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt sie für die Herrschaft Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das Kapitel Sankt Magnus zu Füssen und die Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen (Deggingen) und Maihingen. 1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum mit 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.

 

Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß, erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd. 1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F., Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991), 181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F., Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36 (1994), 9.

 

Osterberg (reichsritterschaftlicher Ort). O. zwischen Illereichheim und Babenhausen in Schwaben gehörte im Mittelalter zusammen mit Weiler den Herren von Rechberg (Rechberg-Hohenrechberg auf Kellmünz). Von ihnen zweigte sich eine eigene Linie Rechberg auf O. und Weißenstein (Wolfenstall) ab. 1679 kaufte Johann Michael Meyer (Mayer) von Röfingen auf Bühl, Rat und Syndikus der Reichsritterschaft in Schwaben, die Herrschaft O. und wandelte sie 1695 durch Testament in ein die Herrschaften O., Bühl und Röfingen umfassendes Fideikommiss um. Dieses zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben und kam 1806 mit der Rheinbundakte an Bayern, in dem 1818 ein Patrimonialgericht und 1848 die politische Gemeinde O. entstand, in die 1978 die bis dahin selbständige Gemeinde Weiler eingegliedert wurde. S. Meyer zu O.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 59.

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekrieges erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich, wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. 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Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. 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Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.

 

Ostheim (Ganerbschaft). In O. vor der Rhön nordwestlich Mellrichstadts bestand eine Ganerbschaft (u. a. Stein zum Altenstein [bis 1765], von der Tann [bis 1782], Stein zu Nordheim und Ostheim). Sie zählte zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1797 war Dietrich Philipp August Freiherr von Stein zum Altenstein einziger Ganerbe. Seine Güter fielen 1809 an das Großherzogtum Würzburg, 1814 an Bayern. O. selbst gehörte anfangs zur Herrschaft Lichtenberg und kam 1220 an Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben), 1230 an Fulda, 1366 an Thüringen, 1409 an Mainz, 1423 an Würzburg, 1433 an Henneberg-Römhild, 1548 an Mansfeld, 1555 an Sachsen, 1741 an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1920 an Thüringen und 1945 an Bayern.
L.: Wolff 115; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34; Binder, C., Das ehemalige Amt Lichtenberg vor der Rhön, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte und Altertumskunde N.F. 8-10 (1893ff.); Ostheim vor der Rhön. Geschichte, Land und Leute, hg. v. Körner, H./Schmidt, H., 1982.

 

Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz des Papstes gestellt. 1299 wurde der Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang aber im 15. Jahrhundert, nachdem 1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei erworben hatte. 1626 verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund eines Spruches des Reichskammergerichts von 1624 auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch verbliebenen Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat angehörte, aber weder beim schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen Reichsprälatenkollegium Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und Anteilen an den Herrschaften Stein, Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen oberer Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H., Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991; Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.

 

Pappenheim (Herrschaft, Grafschaft, Reichsritter). Am Beginn des 11. Jahrhunderts erscheinen die nach der Burg P. (801 Pappinheim) an der Altmühl bei Weißenburg benannten Reichsministerialen von P. Seit 1193 waren sie erbliche Träger des Reichsmarschallamts, das nach 1214 die mit ihnen verwandten Herren von Biberbach unter den Namen P. übernahmen und seit 1356 bei der Kaiserkrönung für den Kurfürsten von Sachsen ausübten. Im 15. Jahrhundert gewannen sie neben Eichstätt das Reichsforstmeisteramt und Reichsjägermeisteramt im bayerischen Nordgau. Neben der reichsunmittelbaren Herrschaft P. hatten die im 16. und 17. Jahrhundert der Reichsritterschaft (Kanton Altmühl bis etwa 1650, Kanton Steigerwald 17. Jahrhundert) im Ritterkreis Franken angehörigen, mehrfach in Linien aufgespaltenen P. verschiedene Güter inne (Stühlingen von 1582 bis ins 17. Jahrhundert, Biberbach nördlich Augsburgs bis 1514, Hohenreichen und Wertingen bis 1700). Nach 1539 drang die Reformation in ihren Gebieten ein. 1628/1740 wurden sie zu Reichsgrafen in der schwäbischen Grafenbank erhoben. Wegen Ramsberg (bis 1550) und Wildenstein (1549-1605) waren die P. von 1542 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft im Altmühltal kam unter Druck am 1. 6. 1806 durch Mediatisierung an Bayern. 1815 erhielt die Familie als Entschädigung für das Reichsmarschallamt kurzzeitig auf dem Papier zugedachte, nie übertragene Güter im ehemaligen Saardepartement (im Umfang von 9000 Seelen), die bald danach an Preußen fielen. Am 8. 8. 1816 von Preußen als Ausgleich versprochene Domänen im Regierungsbezirk Köln gab die Familie gegen Weingüter und Jagdgüter am Rhein auf, deren Erhalt sie gutgläubig vorab quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126; Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H., Graf zu, Geschichte des gräflichen Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940; Hofmann, H., Gunzenhausen - Weißenburg, 1960, Historischer Atlas von Bayern; Arnold, B., Count and Bishop in Medieaval Germany, 1991; Wendehorst, A., Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.

 

Partenkirchen-Mittenwald (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Partenkirchen am Fuß des Wettersteingebirges geht auf die römische Straßenstation Parthanum zurück. 1294 kam es von den Grafen von Eschenlohe an das Hochstift Freising. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es mit Mittenwald als Reichsgrafschaft mit der Grafschaft Werdenfels zum bayerischen Reichskreis und fiel 1802/1803 an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 7.

 

Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III. veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde 1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988); Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A., Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989, Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2 1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993, 1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.

 

Peißenberg (Herrschaft). P. am Fuß des Hohen Peißenbergs war Mittelpunkt einer Herrschaft, die später an Bayern kam.
L.: Fried, P., Adelige Herrschaft und früher Territorialstaat. Zur Geschichte der Herrschaft Peißenberg und Rauhenlechsberg, (in) Gesellschaft und Herrschaft, Festschrift für Bosl, K., 1969.

 

Pfaffenhofen (Herrschaft). P. an der Roth (Rot) erscheint am Ende des 12. Jahrhunderts als Teil einer kleinen, nach dem nahen Holzheim benannten Grafschaft. 1303 verkaufte Graf Ulrich von Berg seine Grafschaft in Holzheim an den Herzog von Österreich. Zu dessen neuer Grafschaft P. zählten Leibi und das Rothtal (Rottal) von Kadeltshofen bis Attenhofen. Die Herrschaft blieb bis 1805 bei Habsburg/Österreich, war aber unter Vorbehalt der Landeshoheit vielfach verpfändet (1325-1370 Herren von Ellerbach, ab 1448 Ehinger). 1469 erhielt Hans Ehinger die Herrschaft von Herzog Sigmund zu eigen und verkaufte sie 1495 an Bayern-Landshut. 1505 zog sie König Maximilian nach dem bayerischen Erbfolgekrieg als Kriegsentschädigung ein, verkaufte sie aber 1507 an die Fugger, unter denen sie 1735 an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn) kam. Die Landeshoheit fiel 1805 an Bayern.
L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45; Gaiser, H./Matzke/Rieber, Kleine Kreisbeschreibung des Stadt- und Landkreises Neu-Ulm, 1959.

 

Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127, 140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine, 1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497.

 

Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum). 1569/1584 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken die Linie P. (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem zweibrückischen Anteil der Grafschaft Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie zerfiel bald in zwei Zweige, deren älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673 durch Heirat auch die Grafschaft Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem Anfall Zweibrückens 1731/1733 nannte sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus ihr stammte Maximilian I. Joseph, der 1799 unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach Kurfürst und 1806 König von Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach, (in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.

 

Pfalz-Bischweiler (Fürstentum). 1630 erhielt Christian I. von Pfalz-Birkenfeld durch Heirat Bischweiler. Sein Sohn Christian II. erbte 1671 Pfalz-Birkenfeld und gewann 1673 die Grafschaft Rappoltstein im Elsass. Nach dem Anfall Pfalz-Zweibrückens 1733 nannte sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1799 erbte sie beim Aussterben von Pfalz-Sulzbach die Pfalz, Bayern und die Kurwürde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach, (in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.

 

Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekrieges wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen Erbfolgestreites infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P. innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider, J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.

 

Pfalz-Simmern (Fürstentum). Simmern am Simmerbach westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte es den Raugrafen, die 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten. 1359 kam es an die Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte. 1410 begründete Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Gütern um Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er 1444 Erbe der Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren Grafschaft Sponheim (1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P. geteilt. Dabei erhielt Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P., Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte er die Pfalz (Kurpfalz) und überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und Richard. 1598 fiel das Fürstentum P. an die Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab Friedrich V. von der Pfalz (Kurpfalz) seinem Bruder Ludwig Philipp das Fürstentum P. 1674 gelangte das Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. 1685 erlosch die Linie P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. ein Gebiet von 14 Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt Böckelheim und pfandweise die Herrschaft Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken am Ende des Alten Reiches, 1981.

 

Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach der zu Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach benannten Grafen von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von Hirschberg. Über diese kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an die pfälzische Linie. Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden. 1656 verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649 endgültig reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen Reichskreis, nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von P. die Pfalz (Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P. eingegliedert wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P., das die beiden Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch das Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Stadt und die sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß und den Ämtern Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I. Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in) Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.

 

Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel [Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg [Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg (Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen, überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170; Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28 (1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868 (Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).

 

Pinzgau (Gau, Grafschaft). Der P. im oberen Salzachtal und Saalachtal nördlich der Hohen Tauern war bis 1228 Reichslehen der Herzöge von Bayern. Als diese es dem Reich aufsandten, verlieh es der Kaiser an das Erzstift Salzburg. Die Erzbischöfe gaben den oberen P. an die Grafen von Mittersill, den unteren P. an die Grafen von Plain als Aftervasallen weiter. Über Salzburg kam der P. 1805 an Österreich.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 35, 39, 66, 96 Pinzgouwe.

 

Pöllnitz, Pölnitz (Freiherren, Reichsritter). In der Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die Freiherren von P. mit Teilen von Bullenheim, Teilen von Frankenberg und Geckenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie mit Aschbach, Hohn (Hanbuch) und Wüstenbuch in dem Kanton Steigerwald (seit dem frühen 17. Jahrhundert), mit Hundshaupten und Heyda in dem Kanton Gebirg (seit dem früheren 18. Jahrhundert) und außerdem in dem Kanton Altmühl (um 1800) des Ritterkreises Franken immatrikuliert und gehörten zuzr vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). (Frankenberg fiel 1806 an Bayern.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534, 540; Stieber; Winkelmann-Holzapfel 158; Pfeiffer 197, 199; Stetten 36, 183; Riedenauer 126; Bechtolsheim 12, 63, 196; Rahrbach 174.

 

Pölnitz, Pöllnitz (Freiherren, Reichsritter) In der Mitte des 18. Jahrhunderts zählten die Freiherren von P. mit Teilen von Bullenheim, Teilen von Frankenberg und Geckenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie mit Aschbach, Hohn (Hanbuch) und Wüstenbuch in dem Kanton Steigerwald (seit dem frühen 17. Jahrhundert), mit Hundshaupten und Heyda in dem Kanton Gebirg (seit dem früheren 18. Jahrhundert) und außerdem in dem Kanton Altmühl (um 1800) des Ritterkreises Franken immatrikuliert und gehörten zuzr vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). (Frankenberg fiel 1806 an Bayern.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534, 540; Stieber; Winkelmann-Holzapfel 158; Pfeiffer 197, 199; Stetten 36, 183; Riedenauer 126; Bechtolsheim 12, 63, 196; Rahrbach 174.

 

Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I., 1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E., Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 183.

 

Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekrieges als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinnes aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstandt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd. 1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen, J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff. 2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A. 1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989; Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908; Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller, G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in) Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen. Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F. Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger, H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f. Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H., Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. 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Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia), 1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung, 1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter, 1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004; Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.

 

Pückler (Reichsfreiherren, Grafen). Das schlesische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals 1306. 1655 wurde es in den Reichsfreiherrenstand und 1690 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im 17. Jahrhundert spaltete es eine (seit 1676 in Franken ansässige,) fränkische Linie ab. Diese erwarb 1737/1764 durch Heiraten Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1740 wurde sie in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen (Grafen Pückler-Limpurg, Grafen von P. und Limpurg) 1792 gehörten die Grafen von P. als Personalisten den fränkischen Grafen in der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Wegen Burgfarrnbach, Brunn und Tanzenhaid (Tantzenheid) zählten die Grafen P. seit dem frühen 18. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Die betreffenden Güter gelangten bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Zeumer 554 II b 62, 17; Riedenauer 126.

 

Pyrbaum (Reichsherrschaft). Im 12. Jahrhundert erscheinen Herren von P. (Birnbaum) bei Neumarkt. Ihre Burg kam bis zum 14. Jahrhundert an die Herren von Wolfstein. P. bildete zusammen mit Sulzbürg eine reichsunmittelbare, später dem bayerischen Reichskreis zugeordnete Herrschaft der Herren von Wolfstein, die 1561 reformiert wurde und 1740 an Bayern gelangte. S. Aurach, Sulzbürg.
L.: Wolff 150; Wallner 715 BayRK 15.

 

Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich.

 

Rannungen (Ganerbschaft). In R. bei Bad Kissingen bzw. Münnerstadt bestand eine Ganerbschaft. Später kam R. zu Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.

 

Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre. Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die 1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem deutschen Reichsstand unter Oberhoheit Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern. 1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff. 1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig 1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan, B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre 1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.

 

Raubersried, Robesreut (Reichsdorf). Kaiser Karl IV. versprach 1360 den Gebrüdern Vogt von Wendelstein vermutlich, die in das Dorf Wendelstein gehörigen verpfändeten Dörfer Nerreth (Nuwenreuthe), Dürrenhembach (Dornhennebach) und R. (Robesreut) nur zusammen einzulösen. Später gelangte das Gebiet zu Bayern.
L.: Hugo 460, 459f.

 

Raunau (reichsritterschaftlicher Ort). Hohenraunau und Niederraunau an der Kammel bzw. Kammlach in Schwaben zählten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Bei der Mediatisierung kamen sie an Bayern. S. Niederraunau.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau, (in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908.

 

Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080 erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180 kam der Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt (1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem Erwerb des Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die Leinwandhandel in ganz Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die Reformation eingeführt, aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg, Winterbach und Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130 Quadratkilometern mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802, Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc (Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht, 1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994, 486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005.

 

Rechberg (Herrschaft, Herren, Reichsritter, Grafen). Die Burg Hohenrechberg am nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Nach ihr nannten sich seit 1179 (Rehperc) die vielleicht von einer Linie der Familie Pappenheim abstammenden Herren von R., die als staufische Ministeriale 1179 erstmals erscheinen, 1194 das Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten und um ihren Stammsitz eine kleine reichsritterschaftliche Herrschaft (u. a. 1401 Weißenstein) behaupteten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden die Hauptlinien Unter den Bergen (in Bargau, Bettringen, Rechberghausen, bis 1413) und Auf den Bergen. Diese teilte sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis 1585) und Illereichen. Bereits 1488 waren die R. Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. 1607 wurde die Familie in den Grafenstand erhoben, doch blieb die namengebende Herrschaft wegen des Widerstandes der Reichsritterschaft im reichsritterschaftlichen Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (R. und Rothenlöwen mit Hohenrechberg, Weißenstein, Donzdorf, Treffelhausen [Traffelhausen], Böhmenkirch [Böhmenkirchen]). Dorthin steuerten die R. auch mit dem 1789 von den Bubenhofen erworbenen Gut Mösselhof und bis 1789 mit der Herrschaft Kellmünz. Außerdem gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie endgültig als Grafen anerkannt. Die Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach, Winzingen, Donzdorf, Wäschenbeuren, Hohenrechberg, Eislingen bzw. Großeislingen, Straßdorf, Wißgoldingen, Waldstetten [Unterwaldstetten], Rechberghausen, Weißenstein, Böhmenkirch [Böhmenkirchen], Degenfeld, Schnittlingen) umfassten zuletzt rund 220 Quadratkilometer und kamen 1805 an Württemberg (Rechberg) und Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380; Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 269; Maurer, H., Der Hohenstaufen, 1977; Rahrbach 180; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.

 

Redwitz (Freiherren, Reichsritter). Von 1550 bis ins 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. (seit 1801 mit Allersheim) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit Küps, Redwitz, Theisenort (Theyßenorth), Schmölz und Wildenroth waren sie im Kanton Gebirg immatrikuliert, außerdem waren sie im 17. Jahrhundert Mitglied im Kanton Steigerwald und im Kanton Baunach. Allersheim fiel 1808 an Würzburg und damit 1814 an Bayern, an das auch die übrigen Güter gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 196, 209; Bechtolsheim 13; Stetten 33, 37, 188; Riedenauer 126; Rahrbach 182.

 

Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw. Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik, Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F., Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000 Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im WandeL.: Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984; Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A. 1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern, 1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989; Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.

 

Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt, wobei auch der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805 Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum an Bayern und Dalberg erhielt die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f. bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.

 

Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.). Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff. 1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann, J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram, 1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A., Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.

 

Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I. reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar (Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach 1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im bayerischen Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an Bayern. 1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg, Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421.

 

Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428.

 

Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war. 972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.

 

Reichartshausen (Reichsdorf). Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, unter anderem das diesem verpfändete Dorf R. bei Amorbach. Dieses kam später an Bayern.
L.: Hugo 460, 459.

 

Reichau (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft R. über die Herrschaft Babenhausen der Grafen Fugger-Babenhausen zum schwäbischen Reichskreis. R. gelangte später zu Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 16 a.

 

Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230 war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts Bamberg in den Händen der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R. mit Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug der Bischof von Würzburg Johann Philipp von Schönborn seinem Bruder die Herrschaft. 1678 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.

 

Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert (1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und Steuern im Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise als Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des zwanzigköpfigen Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts eingerichtet (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen, Niedersachsen). 1512 kamen vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer, burgundischer, kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise, LexMA 7 1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise, FS Gerlich, A., 1995, 305.

 

Reigersberg (Freiherren, Reichsritter). Seit 1635 zählten die Freiherren von R. mit den von den Rüdt von Collenberg ererbten Teilen von Reistenhausen und Fechenbach mit Collenberg (Kollenberg zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Reistenhausen und Fechenbach gelangten später zu Bayern.
L.: Stieber; Winkelmann-Holzapfel 159; Stetten 37; Riedenauer 126.

 

Reipoltskirchen (Reichsherrschaft). Die 1276 erstmals genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich Meisenheims war Sitz der ebenfalls 1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen von Hohenfels. Sie waren eine 1199 abgespaltete Seitenlinie der Herren von Bolanden, die 1602 erlosch. Danach kamen die Güter an die Familie von Löwenhaupt und die Familie von Manderscheid, die drei Viertel an einen Grafen von Hillesheim verkaufte. Trotz mehrfachen Besitzerwechsels (u. a. Ellroth) blieb die 2 Quadratmeilen große, 15 Orte umfassende und (bis 1602 mit Sitz und Stimme) zum oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft R. mit 3000 Einwohnern bis zur Besetzung durch Frankreich 1792/1801 reichsunmittelbar. Über Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3.

 

Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des fränkischen Reiches von 843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich, Teile der Güter des Erzstifts aber an das Ostreich fielen, 932/952 von Erzbischof Artald die dem Erzstift Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von König Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern). Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500 Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es 1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946 gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster, 1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856; Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.

 

Remlingen (Herrschaft). 1566 erbten die Grafen von Castell von den Grafen von Wertheim die Herrschaft R., die bei der Mediatisierung an Bayern fiel.
L.: Wolff 120f.

 

Rettenbach (Herrschaft). Die Herrschaft R. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts der Linie Fugger-Wasserburg (Babenhausen und Boos) der Grafen Fugger. Bei der Mediatisierung gelangte R. zu Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45.

 

Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am 12. 7. 1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem früheren Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg, Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen. Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns (Schweden) und Holsteins (Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen deutschen Einzelstaaten bei, nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg, am 11. 12. 1806 das Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am 18. 4. 1807 Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3. 1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14. 10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800 Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810 annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg, Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813 zerfiel der R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T., Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.

 

Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10. Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12. Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R. infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17; Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W., Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.

 

Rheingrafenstein (Grafen, Grafschaft). Die Grafschaft R. mit der Residenz Grehweiler bzw. Gaugrehweiler zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zum oberrheinischen Reichskreis. 1814/1815 fiel ihr Gebiet teils an Preußen, teils an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Rheingrafen, Salm.
L.: Wolff 279f.; Zeumer 553 II b 60, 17; Wallner 697 OberrheinRK 33.

 

Rheinland-Pfalz (Land). Durch Verordnung (Ordonnance Nr. 57) vom 30. 8. 1946 schloss die französische Militärregierung die im Juli 1945 gebildete Provinz Hessen-Pfalz und die am Anfang des Jahres 1946 entstandene Provinz Rheinland-Hessen-Nassau zum Land R. mit Sitz der Regierung in Mainz zusammen. Dies bedeutete die Vereinigung der linksrheinischen Pfalz Bayerns, des linksrheinischen Rheinhessen Hessen-Darmstadts mit Teilen der Rheinprovinz Preußens und Teilen der Provinz Hessen-Nassau Preußens zu einer 19837 Quadratkilometer und (1960) 3,645 Millionen Einwohnern (1976 19839 Quadratkilometer, 3,677 Millionen Einwohner) umfassenden Einheit. Diese erhielt am 18. 5. 1947 eine Verfassung.
L.: Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Bd. 4, Teilband 3 1939ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 5 Rheinland-Pfalz und Saarland, hg. v. Petry, L., 2. A. 1965; Rheinland-Pfalz. Ursprung, Gestalt und Werden eines Landes, hg. v. Götz, W., 1967; Springorum, U., Entstehung und Aufbau der Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem zweiten Weltkrieg, 1982; Heyen, F., Rheinland-Pfalz entsteht, 1984; Mohr, A., Die Entstehung der Verfassung für Rheinland-Pfalz, 1987; Reinirkens, L., Geschichtspunkte, Geschichte vor Ort. Rheinland-Pfalz, Bd. 1f., 1988f.; Dotzauer, W., Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz von 1500-1815, 1993; Kißener, M., Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 2006, 271ff.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 271ff.; Kreuz - Rad - Löwe. Rheinland-Pfalz, Bd. 1 hg. v. Clemens, L. u. a., 2012

 

Rhodt (Herrschaft). R. bei Landau war seit dem 14. Jahrhundert eine Vogtei Württembergs. 1603 kam die Herrschaft an Baden-Durlach und nach der Herrschaft Frankreichs an Bayern (Rhodt unter Rietburg). 1946 gelangte das Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 165; Runck, H., Geschichte Rhodts, 1889.

 

Richen (Reichsdorf). Am 19. 8. 1332 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht bei Rhein das verpfändete Dorf R. bei Eppingen für die Pfandsumme einzulösen. Über Baden kam R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468.

 

Rieder zu Kornburg, Rieter von Kornburg (Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei Schwabach gelangte 1364 durch Verkauf von den Grafen von Nassau an die Burggrafen von Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen Herren von Kornburg kam nach ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und Seckendorff 1447 an die Nürnberger Patrizier Rieter, die sich seitdem R. nannten. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. von und zu Kornburg mit dem in der Mitte des 15. Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg und mit Kornburg zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1753 fiel Kornburg erbweise an das Heiliggeistspital in Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197; Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis Schwabach, hg. v. Ulsamer, W., 1964.

 

Riedheim (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit dem um 1440 erworbenen Rettenbach, dem 1570 erworbenen Harthausen und dem 1307 erworbenen Stetten samt Lontal zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Ihren Sitz R. bei Leipheim hatten sie schon am Ende des 14. Jahrhunderts durch Verkauf aufgegeben. Über einzelne Ulmer Patrizier kam das Dorf 1502 an Ulm und 1803 an Bayern.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 528; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59.

 

Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint erstmals 1179 (Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie der Burggrafen von Mainz einheiratenden Grafen von (Loon oder) Looz aus Brabant bzw. Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des 12. Jahrhunderts) und Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern zusammengesetzten Grafschaft R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach Lohr verlegt wurde. 1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´. Nach dem Aussterben der zum Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft zählenden Grafen 1559 fielen die Lehen an das Hochstift Würzburg (die Ämter Rothenfels, Schönrain, Aura im Sinngrunde), die Pfalz (das Amt Wildenstein) und zum größten Teil an das Erzstift Mainz heim. Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg und Stadt R. an die böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau (Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806 Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im fränkischen Reichskreis hatten. Nach der Mediatisierung (1806) fiel das 12 Quadratmeilen große R. zunächst an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und 1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197; Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil. Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und Territorienbildung, 1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000.

 

Rieter von Kornburg, Rieder zu Kornburg (Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei Schwabach gelangte 1364 durch Verkauf von den Grafen von Nassau an die Burggrafen von Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen Herren von Kornburg kam nach ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und Seckendorff 1447 an die Nürnberger Patrizier Rieter, die sich seitdem R. nannten. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. von und zu Kornburg mit dem in der Mitte des 15. Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg und mit Kornburg zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1753 fiel Kornburg erbweise an das Heiliggeistspital in Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197; Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis Schwabach, hg. v. Ulsamer, W., 1964.

 

Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift). Vielleicht 1126 wurde das Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich Ulms im bayerischen Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als Doppelkloster (bis 1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und mit den Orten Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen ausgestattet. Von den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an die Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm (1412), nach 1477 zeitweise an Bayern und nach 1548 an Österreich. Das Kloster wurde 1444 Abtei, gewann 1406 die niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) und war von 1544 an reichsunmittelbar. Es gehörte den schwäbischen Reichsprälaten des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann ein eigenes Herrschaftsgebiet mit vier Ämtern (R., Breitenthal, Nordholz und Wiesenbach). 1803 kam es mit 2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im Bibertal und im Günztal und 3500-5000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976; Kießling, R., Roggenburg, LexMA 7 1995, 946.

 

Rohrbach (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. auf eine unter anderem das Reichsdorf R. bei Landau betreffende Pfandschaft des Pfalzgrafen Ruprecht des Älteren weitere 4000 Gulden. Über die Pfalz und Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 463.

 

Roman (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählten die Freiherren von R. mit Teilen von Schernau zeitweise zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Bei der Mediatisierung kam Schernau zu Bayern.
L.: Winkelmann-Holzapfel 160; Bechtolsheim 16, 22; Riedenauer 126.

 

Ronsberg (Grafen). 1182/1185 gründeten die Grafen bzw. seit 1182 Markgrafen von R., die Vögte von Ottobeuren und 1199 Königswähler waren, an der östlichen Günz die Benediktinerabtei Irsee bei Kaufbeuren. Die an der Günz gelegene Herrschaft R. gehörte zu Schwäbisch-Österreich. Von dort kam sie an Bayern.
L.: Wolff 46.

 

Rothenberg, (Rothenburg) (Herrschaft, Ganerben). Nach dem (Alten) R. bei Nürnberg nannten sich seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts Reichsministeriale, deren Güter um 1300 an die Herren von Wildenstein und mit dem (Neuen) R. 1360 durch Verkauf an Kaiser Karl IV. kamen. 1401 eroberte König Ruprecht von der Pfalz R. Nach Anerkennung der Lehnshoheit Böhmens (1465) verkaufte Pfalz-Mosbach R. 1478 an einige fränkische Ritter, die sog. Ganerben. 1662/1663/1698 verdrängte Bayern, das nach 1619 die Oberpfalz erworben hatte, die Ganerbschaft aus der zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft, führte die Gegenreformation durch und verlor die Herrschaft (Neunkirchen am Sand, Schnaittach, Kirchröttenbach, Bühl, R.) nur zwischen 1706 und 1714 an die Reichsstadt Nürnberg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Schütz, M., Die Ganerbschaft von Rothenberg in ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bedeutung, Diss. phil. Erlangen 1924; Kreuzer, L., Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen Kurbayern und Nürnberg, 1975.

 

Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 29.

 

Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt). Auf der Bergnase oberhalb des 970 von den Grafen von Comburg (Komburg) mit einer Kirche versehenen Dorfes Detwang (Dettwang) im Taubertal errichteten die Grafen von Comburg (Komburg) die rothe Burg, nach der sie sich im 11. Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben der Grafen von Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen mit dem Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als deren Gut sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241 erhielt der sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf von Habsburg ihn an das Reich. Ab 1274 war er Reichsstadt und löste sich von der Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger Verpfändung an die Herren von Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein ansehnliches, auf drei Seiten eingezäuntes und befestigtes Landgebiet (Landhege), wurde aber wegen des Widerstands des Patriziats nie Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das Privileg der Unverpfändbarkeit. 1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der mit Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des Reichstags und im fränkischen Reichskreis vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts die Landvogtei im Gau rechts der Tauber und die kleine Landvogtei links der Tauber (Teile von Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt Detwang [Dettwang] und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld [Gammersfeld] und Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel [Liental], Burg und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei Wettringen und Gericht zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen, Burg Diebach und das Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit Teilen von Pfahlenheim war R. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802/1803 kam es mit 5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet, 180 Ortschaften und 24000 Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil des Landgebiets an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W., Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953; Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg im schwäbischen Städtebund, 1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die Dorfordnungen im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur. Würzburg, 1977; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987, 187; Borchardt, K., Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation, 1988; Wendehorst, A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.

 

Rothenfels (Herrschaft, Grafschaft, Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende Herrschaft R. war ursprünglich Teil der Grafschaft im Allgäu, die Kaiser Friedrich II. 1243 durch Kauf von den Grafen von Kirchberg erwarb. 1332 kam sie von den Herren von Schellenberg, die sie als Reichslehen erlangt hatten, durch Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der Kaiser in Abänderung zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft zur Reichsgrafschaft. 1360 wurde das Herrschaftsgebiet um Immenstadt, 1440 um Staufen und 1785 um Werdenstein erweitert. 1565 erwarben die Herren von Königsegg in Oberschwaben durch Kauf die Grafschaft (Linie Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und die Herrschaft Staufen, die zusammen 13 Quadratmeilen umfassten, zum schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1804 vertauschten die 1629 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Herren von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter an Österreich. 1805 fiel R. an Bayern.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960.

 

Rothenstein (Herrschaft). Die Burg R. bei Memmingen war Sitz der um 1180 auftretenden Dienstmannen von R. des Stifts Kempten, die 1384 die Herrschaft Grönenbach erwarben. Beim Aussterben der Hauptlinie 1482 kamen die Güter im Allgäu über die Schwesterkinder an die Marschälle von Pappenheim (Pappenheim-Rothenstein). 1692 fiel R. an die Fürstabtei Kempten und gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über diese dem schwäbischen Reichskreis an. Mit Kempten kam R. an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmeyer, Geschichte des Marktfleckens Grönenbach, 1910.

 

Rottenbuch (Reichsstift). Am 27. 12. 1075 begründeten Herzog Welf IV. von Bayern und seine Gemahlin Judith südlich Peitings im Ammergau an der Stelle einer wenig älteren Einsiedelei das Augustinerchorherrenstift R. 1090 wurde es dem heiligen Petrus in Rom übergeben. 1191/1192 hatten die Staufer die Vogtei. 1268 entstand hieraus eine Reichsvogtei. Ludwig der Bayer zog R. an Bayern.
L.: Rottenbuch, hg. v. Pörnbacher, H., 1980; Weinfurter, S., Rottenbuch, LexMA 7 1995, 1055.

 

Rottershausen, Ratershausen (Reichsdorf). Nach einer undatierten Urkunde König Ruprechts hatte das Reich Gefälle in dem ehemals zum Reichsvogteiamt Schweinfurt gehörigen Dorf R. bei Schweinfurt, das später zu Bayern kam.
L.: Dacheröden 260; Hugo 460, 456.

 

Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im 13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126; Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230; Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).

 

Rügland (reichsritterschaftlicher Ort). Der im 12. Jahrhundert in einer Urkunde des Stiftes Sankt Gumbert in Ansbach erstmals genannte Ort gehörte später den Herren von Vestenberg. 1584 kam das zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken zählende und dessen Kanzlei beherbergende Dorf durch Kauf an die Herren von Crailsheim, 1806 an Bayern.
L.: Wolff 513; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren von Crailsheim, Bd. 1 1905.

 

Saargebiet (Verwaltungsgebiet). 1815 fiel das spätere S. (mit der seit 1381 dem Hause Nassau gehörigen Grafschaft Saarbrücken) überwiegend an Preußen (Teil der Rheinprovinz), zu kleineren Teilen an Bayern, (über Preußen an) Sachsen-Coburg (Lichtenberg bis 1834) und (über Preußen an) Oldenburg (Birkenfeld bis 1937). Nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) versuchte Frankreich eine Annexion dieser Gebiete, die am Widerstand Großbritanniens und der Vereinigten Staaten von Amerika scheiterte. Durch Art. 45-50 des Versailler Vertrages von 1919 wurde das mit Gebieten Preußens und der Pfalz Bayerns (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel) geschaffene S. (1900 Quadratkilometer, 800000 Einwohner) ab 10. 1. 1920 für 15 Jahre der treuhänderischen Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt und 1925 dem Zollgebiet Frankreichs einverleibt. Nach einer zum Ablauf dieser 15 Jahre durchgeführten Volksabstimmung vom 13. 1. 1935, bei der 90,76 % der Bevölkerung für Deutschland, 8,8 % für den status quo und weniger als 1 % für Frankreich stimmten, kam das Gebiet am 1. 3. 1935 an Deutschland zurück, wurde als Saarland benannt, mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz (1940-1945 Westmark) vereinigt und dem Gauleiter der Pfalz als Reichskommissar unterstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) scheiterten Annexionsversuche Frankreichs erneut am Widerstand der übrigen Alliierten. 1945/1946 wurde das Gebiet um 142 Gemeinden vergrößert aus der Besatzungszone Frankreichs ausgegliedert und bis 1950 in zweimal vergrößertem Umfang dem Zollgebiet Frankreichs eingefügt. Am 15. 12. 1947 trat eine eigene Verfassung in Kraft. Nachdem die Bevölkerung 1955 das zwischen Deutschland und Frankreich am 23. 10. 1954 vereinbarte, eine Europäisierung des Saargebiets vorsehende Saarstatut mit 67,7 % der Stimmen abgelehnt hatte, gab Frankreich zum 1. 1. 1957 das S. an Deutschland zurück.
L.: Saar-Atlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 2. A. 1934; Herold, M./Nissen, J./Steinbach, F., Geschichte der französischen Saarpolitik, 1934; Ecker, F./Ecker, A., Der Widerstand der Saarländer gegen die Fremdherrschaft 1792-1815, 1934; Hellwig, F., Der Kampf um die Saar 1860-70, 1934; Hölzle, E., Die Saarentscheidung der Pariser Friedenskonferenz, 1935; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Freymond, J., Die Saar 1945-1955, 1961; Zenner, M., Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920-35, 1966; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Die Saar, hg. v. Hudemann, R. u. a., 1992; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.

 

Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II 34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen (950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff. 1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v. d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. 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Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.

 

Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum, Freistaat). Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des Löwen geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596 Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an Sachsen-Gotha. Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg, das 1699 erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und Sachsen-Römhilds entstanden unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichtags an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, S. und Sachsen-Meiningen. S. bestand unter Personalunion aus den beiden Herzogtümern Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei, erhielt am 3. 5. 1852 eine Verfassung (Landesgrundgesetz) und wurde 1867/1871 Mitglied des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches. 1893 trat die englische Linie des Hauses Coburg die Nachfolge an. Am 14. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Der Landesteil Coburg kam durch Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu Bayern. 1945 gehörte Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.

 

Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern), das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg, Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde, wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S. erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1, 72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner, F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900; Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343, Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f. 1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl, E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann, K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau. Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger, H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3. Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg 1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006.

 

Sandizell (Herren, Reichsfreiherren, Reichsgrafen). S. südlich von Neuburg an der Donau wird 1007 erstmals erwähnt. Seit Ende des 11. Jahrhunderts war es Sitz der Herren von S. Diese wurden 1640 Reichsfreiherren und 1780 Reichsgrafen. S. kam zu Bayern.
L.: Schmidbauer, M., Sandizell aus Vergangenheit und Gegenwart, 1926; Reischl, G., Haus Sandizell 948-1948, 1948. L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961.

 

Scharfeneck (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die Herrschaft S. westlich Landaus zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Zu ihr gehörten ein Drittel Albersweiler (1065 Albrehteswilre), Sankt Johann (früher Kanskirchen) sowie Maudach (insgesamt 8 Dörfer bzw. Dorfanteile mit einer Fläche von einer Quadratmeile und 3000 Einwohnern). Über Löwenstein-Wertheim und Bayern kam S. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Biundo, G., Gefällbuch, 1940; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000.

 

Schenk von Stauffenberg (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Die Schenken von Stauffenberg sind ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das möglicherweise von den Schenken von Kiburg (Kyburg) abstammt und seit 1317 unter dem Namen S. (bei Hechingen) auftritt (1251 Schenken von Zell, 1262-1291 Truchsessen von Stauffenberg). Sie erwarben 1471 Wilflingen. Sie wurden 1698 in den Freiherrenstand und in ihrem Wilflinger Zweig 1791 in den Grafenstand erhoben. Die Familie gehörte bereits 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar, an. Von 1548 bis 1805 waren die Schenken von Stauffenberg mit Baisingen, Eutingertal, Geislingen, Lautlingen und Margrethausen Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Mit Risstissen bzw. Rißtissen (1613) und Schatzberg, mit Egelfingen und Wilflingen waren sie im Kanton Donau, mit dem 1527/1566 durch Heirat erworbenen Amerdingen im Kanton Kocher immatrikuliert. Von 1572 bis 1589 hatten sie infolge Heirat halb Katzenstein. Außerdem gehörten sie dem Ritterkreis Franken in den Kantonen Gebirg (ab etwa 1720), Odenwald (um 1720 bis 1750), Altmühl (um etwa 1650 bis 1680) und Steigerwald an. Wichtige weitere Güter waren Greifenstein (1691) und Jettingen (1747) in Bayern. 1833 starb die Wilflinger Linie aus und wurde von der Amerdinger Linie beerbt, die 1874 zu Grafen in Bayern erhoben wurde.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 62, 65; Pfeiffer 197; Hellstern 212, 218; Bechtolsheim 13; Riedenauer 126; Schulz 270; Rahrbach 215; Wunder, G., Die Schenken von Stauffenberg, 1972.

 

Schlüsselberg (Herrschaft). Eine edelfreie, zunächst nach Adelsdorf, Creußen (1135-1151) und Greifenstein (1172-1233) benannte, mit denen von Andechs-Meranien, Truhendingen, Zollern (Hohenzollern), Wertheim und Leuchtenberg verwandte Familie nannte sich seit 1219 nach der Burg S. bei Ebermannstadt. Sie erwarb umfangreiche Güter (Herrschaft Waischenfeld 1216, Gößweinstein 1243, Güter zu Vilseck, Auerbach, Eggolsheim, Reifenberg 1249). 1347 starb die Familie aus. S. kam zunächst an Bamberg, 1390 an Würzburg und mit diesem 1810 an Bayern, andere Güter an die Burggrafen von Nürnberg und die Bischöfe von Bamberg und Würzburg.
L.: Kraft, W., Geschichte Frankens, 1959; Hofmann, H., Territorienbildung in Franken im 14. Jahrhundert, Zs. f. bay. LG. 31 (1986), 380; Schmid, A., Schlüsselberg, LexMA 7 1995, 1493f.; Bacigalupo, I., Die Chorturmkirche in Oberhöchstädt und die Schlüsselberger, Bericht d. hist. Ver. Bamberg 145 (2009), 15.

 

Schmalegg (Herrschaft). Nach der 1171 bezeugten Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die seit etwa 1140 bekannten ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt des Herzogtums Schwaben erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an die Grafen von Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg und Herrschaft an die Reichsstadt Ravensburg, die 1802/1803 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg, 1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.

 

Schmiechen (Herrschaft), Schmüchen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die in Bayern gelegene Herrschaft S. den Fugger-Kirchheim.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).

 

Schnodsenbach (reichsritterschaftlicher Ort). S. bei Scheinfeld zählte zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken und fiel später an Bayern.
L.: Wolff 512.

 

Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht. Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790) immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen, Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39, 187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951; Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004.

 

Schönborn-Wiesentheid (Grafen). 1701 erwarben die Grafen von Schönborn die reichsständische Herrschaft Wiesentheid. Sie kam 1806/1810 an Bayern. S. Schönborn.

 

Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166 erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor. Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde. Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg (1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie, nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.

 

Schönegg (Herrschaft). Die Herrschaft S. an der Günz wurde um 1290 vom Hochstift Augsburg erworben und kam mit diesem an Bayern.
L.: Wolff 156; Hölzle, Beiwort 69.

 

Schwabegg, Schwabeck (Herrschaft). Nach S. südwestlich Augsburgs nannten sich Herren von S., deren Herrschaft nach ihrem Aussterben 1167 an die Staufer und 1268 an Bayern kam. Seit 1375 war sie an verschiedene Herren verpfändet. 1666 wurde sie von Bayern zurückerworben und Herzog Maximilian Philipp überlassen. Dieser ließ sich die Grafschaftsrechte als Reichslehen bestätigen. Nach seinem Tod 1705 wurde S. als erledigtes Reichslehen eingezogen und dem Hochstift Augsburg übertragen, kam aber 1714 an Bayern (Pfleggericht Türkheim) zurück. 1778/1779 entzog es der Kaiser Bayern kurzzeitig. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften Mindelheim und S. dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Ruf, H., Die Herrschaft Schwabegg, (in) Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968.

 

Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger). Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw. Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer, Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin) innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes, vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf (Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F., Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder, A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb. Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG 54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in) Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.

 

Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs die habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau (1301/1304), die Grafschaft Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg (1465) und die Landvogtei Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier Oberämter eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763 der neu errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780). Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern. 1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.

 

Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste 1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen), Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für Klettgau), Liechtenstein und Thurn und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal (Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny; Grafen und Herren: Landkomtur der Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen), Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang (seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726 Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759 Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit 1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs, Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit 1711 von der Leyen) und Sickingen; Reichsstädte: Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen, Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt, Wangen, Isny, Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen, Bopfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den Reichsdeputationhauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88 auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von Württemberg. Tagungsort war meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733), 1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001; Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung, 2010.

 

Schwäbischer Städtebund ist der Bund schwäbischer Städte (z. B. auf Betreiben Kaiser Ludwigs des Bayern am 20. 11. 1331 von 22 Städten [z. B. Augsburg, Heilbronn, Reutlingen, Ulm] und am 4. 7. 1376 von Biberach an der Riss, Buchhorn, Isny, Konstanz, Leutkirch, Lindau, Memmingen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sankt Gallen, Überlingen, Ulm und Wangen gegen Kaiser Karl IV).

 

Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530 entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z. B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg, Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil, Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769 wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.

 

Schwabsburg (Burg, Reichsdorf [Reichsgut]). S. bei Nierstein südwestlich von Mainz erscheint als Burg erstmals 1257. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer dem Erzbischof von Mainz unter anderem S. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. S. an die Stadt Mainz, am 12. 2. 1375 an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz. Über die Pfalz und Hessen-Darmstadt kam es wie Oppenheim 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 466; Zimmermann, W., Zur Geschichte Schwabsburgs (ungedruckt).

 

Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb 1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848 standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000 Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK 13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197; Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.

 

Schweigen, Schweiger (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf S. südwestlich von Bergzabern bei Weißenburg im Elsass, das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. Über die Pfalz kam es 1815 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 472.

 

Schweinfurt (Reichsstadt). Eine an einer Mainfurt vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung erscheint 791 als Suinvurde. Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf, nach der sich wohl mit den älteren Babenbergern verwandte, reich begüterte (Ammerthal, Creußen, Kronach) Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben und ihre Güter vor allem (1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift Eichstätt (sowie etwa den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees) hinterließen. Die danach auf Reichsboden entstandene Siedlung unterhalb der Burg war am Anfang des 13. Jahrhunderts Stadt und wurde spätestens 1254 Reichsstadt. Nach einer Zerstörung wurde sie 1259 neu erbaut und von den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg in Besitz genommen. Allerdings konnte sie sich allmählich dem Zugriff des Hochstifts Würzburg und auch der Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg) entziehen. 1282 befreite König Rudolf von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und 1386 löste sie sich aus der 1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten Verpfändung an Würzburg. 1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl (Reichsvogtswahl), 1443 den Blutbann. 1542 schloss sie sich der Reformation an. 1554 wurde die Stadt, die Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis hatte und im schwäbischen Reichsstädtekollegium des Reichstags vertreten war, völlig zerstört. 1802/1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an Bayern, von 1810 bis 1814 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit, 1954; 700 Jahre Stadt Schweinfurt 1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am Main, 1964; Fuchs, A., Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula zur Reichsstadt Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., 1987; Bundschuh, J., Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19. Jahrhundert, 1991; Fahlbusch, F., Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000 Jahren. Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain, hg. v. Schneider, E. u. a., 2004.

 

Schwindegg (Herrschaft). S. bei Mühldorf in Bayern kam über die Herren von Haunsberg, eine wittelsbachische Nebenlinie und die Herren Herwart von Hohenburg (von Hörwarth auf Hohenburg) an die Grafen Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen). Zusammen mit Mickhausen (Mückenhausen) umfasste es 7 Quadratmeilen. Später gelangte S. zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).

 

Sechsämterland (Verwaltungsgebiet, Herrschaft). Das S. im ehemaligen bayerischen Nordgau umfasste die zwischen 1285 und 1416 von den Burggrafen von Nürnberg/Grafen von Hohenzollern im Reichsland Eger erworbenen Ämter Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb unter der Amtshauptmannschaft Wunsiedel (1613-1797). Über Bayreuth (bzw. Brandenburg-Bayreuth) kam es 1810 an Bayern.
L.: Stadelmann, W., Kurze Geschichte der Sechsämter, Archiv f. Gesch. und Altertumskunde von Oberfranken 8 (1860); Sturm, H., Oberpfalz und Egerland, 1964.

 

Seckendorff (Herren, Reichsritter, Freiherren). Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts lässt sich die in Franken begüterte Familie zurückverfolgen. Sie teilte sich früh in die Zweige Aberdar, Gutend (Gudent) und Rinhofen. Von etwa 1402 bis um das Jahr 1800 gehörten die S. mit Teilen der Herrschaft Erkenbrechtshausen, neun Zehnteln Gröningen, Schainbach, Teilen von Burleswagen (Burleswangen), Teilen von Satteldorf, Elpershofen, Heinkenbusch (Hinkenbusch) und Oßhalden (Osthalten) zu den bedeutenden fränkischen Rittern bzw. zum Kanton Odenwald (18. Jahrhundert) des Ritterkreises Franken. Mit Teilen von Hüttenheim, den Rittergütern Sugenheim, Weingartsgreuth und Rockenbach waren sie außerdem noch im Kanton Steigerwald (16. bis 19. Jahrhundert) immatrikuliert. Mit Teilen der Herrschaft Obernzenn (Oberzenn), Unternzenn (Unterzenn) und Empel waren sie Mitglied im Kanton Altmühl. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten sie auch noch dem Kanton Baunach (ab etwa 1760) an. Weitere ritterschaftliche Güter waren Oberaltenbernheim, Unteraltenbernheim, Egenhausen, Trautskirchen, Urphetshofen (Urphetshof) und Ermetzhofen. Vielfach standen sie im Dienst der Hohenzollern, an die sie auch Güter abgaben. 1530 führten sie die Reformation ein. 1706 wurde die Linie Aberdar in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen außer Gröningen, Schainbach und Burleswagen (Burleswangen) 1808 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 540, 541; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55, 57; Winkelmann-Holzapfel 163; Pfeiffer 196, 197, 198, 212; Bechtolsheim 12, 18, 63; Stetten 11, 22, 37, 183; Riedenauer 127;Neumaier 83, 102, 160, 191, 192, 194, 199, 239; Meyer, J., Die Seckendorffer, 1907; Richter, G., Die Seckendorff, Bd. 1ff. 1987ff.

 

Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet von Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen von Flandern das Land westlich der Osterschelde als Reichslehen. Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den Scheldearmen an die Grafen von Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern gegenüber Holland auf die Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die Grafschaft S. bei Wittelsbach (Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf gegen Spanien, an das Flandern 1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384) gekommen war. 1587 schloss sich S. der Republik der Vereinigten Niederlande an. Der festländische Teil Seelands wurde von den Niederlanden 1577 erobert, ihnen 1648 überlassen und bildete bis 1795/1796 als Staatsflandern ein Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch das übrige Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und Staatsflandern (Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M. van/Pieters, H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het ontstaan van de staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*, Zeeland; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L., Seeland, LexMA 7 1995, 1674f.

 

Seifriedsberg (Herrschaft). 1751 wurde die zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft S. südwestlich Augsburgs von den Fürsten von Oettingen-Wallerstein erworben. Später fiel sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 51, 4.

 

Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren, Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig sind die späteren Fürsten zu Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die Güter 1655 überlassen hatte, nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns landsässige Herrschaft Sünching an der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S. gehörten im frühen 16. Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg, Gnötzheim und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur Grafenbank des fränkischen Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen Reichsgrafenkollegium, doch gingen diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S. 1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer 198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98, 100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721; Rahrbach 237.

 

Sennfeld (Reichsdorf). Das Reichsdorf S., in dem kein Reichsgut nachgewiesen ist, gehörte mit Gochsheim in die Reichsvogtei Schweinfurt. Kaiser Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer Gochsheim und S. Die Reichsstadt trat am 14. 4. 1572 die Reichsvogtei über die Dörfer an das Hochstift Würzburg ab. Kaiser Ferdinand III. unterstellte die Dörfer am 27. 11. 1637 dem Bischof von Würzburg als Landesherrn, doch wurde 1649 die Reichsunmittelbarkeit wiederhergestellt. 1702 erhielten S. und Gochsheim vom Reichskammergericht einen Schutzbrief. Am 8. 5. 1716 befahl Kaiser Karl VI. dem Bischof von Würzburg, die Dörfer in ihren Reichsfreiheiten nicht zu stören. 1802/1803 kam S. an Bayern.
L.: Hugo 457; Wolff 505f.; Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Schnurrer, L., ”Verhinderte” Reichsstädte in Franken, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.

 

Simmern (Burg, Herrschaft). S. an der Straße von Trier nach Mainz wird 840 (Simera) erstmals erwähnt. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts war es in den Händen der 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern ein Stadtrecht erwirkenden Raugrafen, kam aber schon 1359 an die Pfalz. Dort war es von 1410 bis 1598 und von 1610 bis 1673 Sitz der Linie Pfalz-Simmern. Über die Pfalz und Preußen (1815) gelangte es 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Simmern.
L.: Wolff 243; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; 650 Jahre Stadt Simmern im Hunsrück, hg. v. d. Stadt Simmern, 1980; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 562.

 

Söflingen (Reichsabtei). 1258 verlegte ein um 1237 in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S. Die Vogtei über dieses vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter erwerbende Kloster gab Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm. Nach langen Auseinandersetzungen löste die Abtei 1773 durch Güterabtretungen die Rechte Ulms ab und wurde reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin des den Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Das Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen bzw. rund 110 Quadratkilometer mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S., Harthausen, Ermingen, Eggingen, Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter, 1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.

 

Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam 888 an das Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im Aaretal und im Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen [Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344 das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen, nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830, 1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K., Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B., Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972; Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995, 2038f.

 

Speckfeld (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft S. der Schenken von Limpurg, die zu zwei Dritteln den Grafen Rechtern (Rechteren) und zu einem Drittel dem Grafen Pückler gehörte, ein Gebiet von etwa 2 Quadratmeilen und hatte 3000 Einwohner. S. gelangte 1806 an Bayern.
L.: Wolff 125; Wallner 693 FränkRK 22 a, b.

 

Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v. Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der (nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert, ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.

 

Speyer (Reichsstadt, freie Reichsstadt). Um 150 n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6. Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich anfänglich königliche Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden angesiedelt. Weitere Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung der von Saliern und Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von der bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg. Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540 führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen Reichskreis zählte, von Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur Wiederbesiedelung freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es Sitz eines französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre (Donnersberg). 1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern an Bayern und wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung Bayerns. 1946 kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;) Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F., Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A. 1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008.

 

Spielberg (Burg, Herrschaft). Die Burg S. am Hahnenkamm kam von den (vielleicht um 1235 erwerbenden) Herren von Truhendingen in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Schaunberg (Schaumburg), die sie 1360 mit Hohentrüdingen an die Grafen von Oettingen verkauften. Unter ihnen wurde sie Sitz der Linie Oettingen-Spielberg. Später kam S. zu Bayern.
L.: Wolff 177; Buchner, S., Besitz und Herrschaft der Edelherren von Spielberg (in) Altgunzenhausen 59 (2004), 70.

 

Spitz (Herrschaft). 1148 erscheint S. in der Wachau erstmals, nachdem bereits 830 der locus Wahowa von König Ludwig dem Deutschen an das Kloster Niederaltaich gegeben worden war. Niederaltaich gab die Güter zum großen Teil an die Herzöge von Bayern zu Lehen, die sie an die Kuenringer und andere weitergaben. Nach dem bayerischen Erbfolgestreit von 1504 musste Bayern die Herrschaft an Österreich abtreten.
L.: Lechner, K., Die herzoglich bayerischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedruckt); Schöner, E., Abriss der Geschichte des Marktes Spitz, 1960.

 

Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren. Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963 (Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990, 81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1 1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG. 13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 482.

 

Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.) und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488 waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in den Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700 erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte sich die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen weiterer Güter zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre 1806 von Württemberg annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und wurde von der jüngeren philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908 ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die Standesherrschaft Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592; Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127; Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.

 

Stauf (Herrschaft). S. bei Kirchheimbolanden kam noch in merowingischer Zeit vom König an die Erzbischöfe von Trier, von denen es als Lehen an die Herren von S. gelangte. Von ihnen fiel die Herrschaft im 13. Jahrhundert an die Grafen von Eberstein, dann an die Grafen von Sponheim und über die Herren von Dannenfels 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken und Nassau-Weilburg. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 kam es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft Stauf in der Pfalz, 1913f.

 

Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582 weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und 788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon) unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein (1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner, K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff. 1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff. 1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893; Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917, 1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31, Steiermsark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004.

 

Steingaden (reichsunmittelbares Kloster). 1147 gründete Herzog Welf VI. von Bayern das Kloster S. bei Schongau, das bald reichsunmittelbar wurde und reiche Güter im südlichen Tirol erhielt. 1425 verzichtete Propst Johann Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) auf die Reichsfreiheit. S. kam an Bayern.
L.: Hofmann, S., Stift Steingaden 1147-1803, 1947.

 

Steinweiler (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 erweiterte Kaiser Karl IV. die unter anderem S. bei Germersheim umfassende Verpfändung an die Pfalzgrafen. Später kam S. über die Pfalz an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 469, 463.

 

Sternstein, Störnstein (gefürstete Reichsgrafschaft). Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft. S. Störnstein.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.

 

Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg (Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau und wurde zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark verbunden, das 1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837; Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler, C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis heute, 1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller Überblick, 1980.

 

Stiebar von Buttenheim, Stibar von Buttenheim, Stibar von und zu Buttenheim, Stiebar (Reichsritter). Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert zählten die S. mit Pretzfeld, Wolkenstein und Hagenbach zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie mit Adelsdorf, Aisch, Förtschwind und Sassanfahrt (Sassanfarth) im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Im frühen 16. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Altmühl an. Ihre Güter fielen später an Bayern.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 14, 18, 63; Riedenauer 127; Rahrbach 256; Neumaier 113, 183.

 

Störnstein,(gefürstete Reichsgrafschaft), Sternstein. Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807 an Bayern verkauft.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.

 

Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.; Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W., 1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 566.

 

Straubing-Holland (Herzöge). Von 1353 bis 1425 (bzw. tatsächlich von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397) war Straubing Sitz der bayerischen Herzöge (Wilhelm I., Albrecht I.) von S. 1425/1429 kam Straubing an Bayern-München. S. Bayern-Straubung, Holland-Straubing
L.: Walke, N., Das römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Freundorfer, W., 1974.

 

Streitberg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 17. Jahrhundert im Kanton Baunach und im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Die vor 1124 errichtete Burg S. bei Ebermannstadt war 1285 in Händen der Schlüsselberg, 1347/1360 bei Bamberg und Würzburg, doch hatten die Ritter von S. 1350 bereits wieder einen Anteil erlangt. 1460 kam ein Teil als Lehen an Kloster Saalfeld, ein weiterer an die Markgrafen von Ansbach und Bayreuth (endgültig 1538). Später fiel S. an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 109; Rahrbach 259; Pfeiffer 196, 209; Bechtolsheim 14; Riedenauer 127.

 

Sudetenland (Reichsgau, Gau). Seit 1912 wurden unter Verwendung des Gebirgsnamens Sudeten die Bewohner von Deutsch-Böhmen, Deutsch-Mähren und Österreichisch-Schlesien als Sudetendeutsche bezeichnet, nachdem wenige Jahre zuvor das Wort sudetendeutsch erstmals geprägt worden war. Seit 1919, als durch den Frieden von St. Germain, entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung, von Deutschen bewohnte Gebiete Westmährens, in denen 1919 etwa 3,1 Millionen Deutsche und rund 200000 Tschechen (durch Zuwanderung 1930 690000) gelebt haben dürften, der Tschechoslowakei eingegliedert worden waren, wurde dieser Name allgemein für die innerhalb der neu gegründeten Tschechoslowakei wohnenden etwa 3,5 Millionen Deutschen verwandt, die vor allem um Eger, Karlsbad, Aussig, Reichenberg und Troppau in geschlossenen deutschen Sprachgebieten lebten und 28 Prozent der Stadtbevölkerung (1930 Karlsbad 87, Eger 80, Reichenberg 78, Aussig 75, Troppau 61 Prozent). Innerhalb der Tschechoslowakei wurden ihre Rechte immer stärker eingeschränkt und 840000 Hektar Land enteignet und fast ausschließlich Tschechen übertragen. 1933 wurde die Deutsche Nationalpartei in der Tschechoslowakei verboten. Danach bildete sich die sudetendeutsche Heimatfront unter Konrad Henlein. Sie wurde 1935 mit 66 % aller deutschen Stimmen die stärkste Partei der Tschechoslowakei (1938 92 % aller deutschen Stimmen). Am 29. 9. 1938 wurde das von der Tschechoslowakei angenommene Münchener Abkommen beschlossen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich vorsah. Am 1. 10. 1938 besetzten deutsche Truppen das Land (29000 Quadratkilometer mit 3,4 Millionen Einwohnern). Aus dem Kern des sudetendeutschen Gebiets wurde der Reichsgau S. (Hauptstadt Reichenberg) unter dem Reichsstatthalter Konrad Henlein gebildet. 1945 kam das Gebiet an die Tschechoslowakei zurück. Allen Deutschen wurde die Staatsangehörigkeit aberkannt. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos enteignet. Bei der anschließenden Vertreibung kamen etwa 400000 Menschen um. 1,9 Millionen gelangten in die westliche Besatzungszonen (Bayern, Hessen), 800000 in die sowjetische Besatzungszone und 140000 nach Österreich, etwa 250000 blieben zurück.
L.: Pfitzner, J., Sudentendeutsche Geschichte, 2. A. 1937; Das Sudetendeutschtum, hg. v. Pirchan, G., 2. A. 1939; Aubin, H., Geschichtliche Kräfte im Sudetenraum, 1941; Sudetenland. Ein Hand- und Nachschlagebuch, hg. v. Kurth, K., 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Urban, R., Die sudetendeutschen Gebiete nach 1945, 1964; Brügel, J., Tschechen und Deutsche 1918-1938, 1967; Sudetenland in Europas Mitte, hg. v. Loebel, H. v., 1987; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Ermacora, F., Die sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, 1992; Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen, 1992; Habel, F., Eine politische Legende. Die Massenvertreibung von Tschechen aus dem Sudetengebiet 1938/39, 1996; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998; Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun, bearb. v. Hoffmann, R. u. a., 2000.

 

Südtirol (Gebiet, Landschaft). Seit dem 6. Jahrhundert wurde das südlich an den Brennerpass angrenzende Gebiet durch Bayern besiedelt. Seit dem 12. Jahrhundert setzten sich hier die Grafen von Tirol durch. Die Sprachgrenze festigte sich bei Salurn (Salurner Klause). Ab 1866 verlangten italienische Politiker (Irredentisten, zu [1877] Italia irredenta, unerlöstes Italien) die Angliederung des Gebiets (von Dalmatien, Görz, Istrien, Triest, Tessin, Nizza, Malta, Korsika sowie) um Trient an das neue, 1861 entstandene Königreich Italien, teilweise auch die Ausdehnung bis zum Brenner. 1910 lebten in S. knapp 7000 Italiener (3 % der Bevölkerung). 1919 wurde im Frieden von St. Germain in Erfüllung eines Italien 1915 für seinen Kriegseintritt gegebenen Versprechens sowohl das italienischsprachige Trentino als auch entgegen dem Grundsatz der Selbstbestimmung das deutschsprachige S. auf der südlichen Seite des Brenners Italien angeschlossen, als Provinz Trentino-Alto Adige organisiert und seit 1922 intensiv italienisiert (Ettore Tolomei), was von Adolf Hitler seit 1923 als Preis für die Unterstützung seiner Bewegung durch den italienischen Faschismus anerkannt wurde. Am 21. 10. 1939 wurde zwischen Hitler und Mussolini ein umfassender Umsiedlungsplan vereinbart. Daraufhin entschieden sich etwa 86% der deutschen und ladinischen Bewohner für eine Umsiedlung ins Deutsche Reich (Option, wahrgenommen von 74500 Südtirolern), doch verhinderte der Krieg eine (vollständige) Verwirklichung dieses Planes. 1943 wurde S. (nach dem Wechsel Italiens auf die Seite der Alliierten) der deutschen Verwaltung unterstellt. Nach 1945 beanspruchte Österreich vergeblich das Gebiet, dessen Teilautonomie innerhalb Italiens in ihrem Umfang streitig ist. Durch die Erstreckung des vereinbarten Autonomiestatuts über die Region Bozen hinaus auf die gesamte Region Trentino-Alto Adige erreichte Italien, dass die in S. überwiegende deutschsprachige Bevölkerung (1910 97 %, 1939 76 %, 1961 66%, 1981 71%) im Autonomiegebiet nur eine durch besondere geldliche Förderung zunehmend in Italien eingefügte Minderheit bildet. S. Tirol.
L.: Ritschel, H., Diplomatie um Südtirol, 1962; Handbuch der Südtiroler Ortsnamen, 1966; Steurer, L., Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919-39, Diss. phil. Wien 1975; Schober, R., Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von Saint Germain, Innsbruck 1982; Mittermaier, K., Südtirol, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Ermacora, F., SüdtiroL.: Die verhinderte Selbstbestimmung, 1991; Südtirol von A-Z, 1996; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, 1997; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S., Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, Dokumente, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R., Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Lill, R., Südtirol in der Zeit des Nationalismus, 2002; Durnwalder, M., Die Reform des Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Lechner, S., Die Eroberung der Fremdstämmigen, 2005; Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Fontana, J., Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. 11. 1918-31. 7. 1919, 2009.

 

Sugenheim (Herrschaft, reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Hochmittelalter erwarben die Seckendorff von den Castell, Hohenlohe und anderen um S. bei Scheinfeld ein weitgehend geschlossenes Gut, das vermutlich ursprünglich aus Reichsvogteigut der Staufer kam. Mit ihm zählten sie zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. 1796 fiel S. gewaltsam an Preußen, danach an Bayern.
L.: Wolff 512.

 

Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11. Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach, Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.

 

Sulzberg (Herrschaft). 1059 erscheint erstmals der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke zwischen Hochstift Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft S. hatten als Lehen Kemptens von 1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über die Erbtochter die Herren von Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von 1381 wurde S. Sitz einer eigenen Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von Schellenberg, die sie an ihren Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft 1526 an die Abtei Kempten, über die S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J., Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931.

 

Sulzbürg (Reichsherrschaft). Nach S. bei Neumarkt in der Oberpfalz nannte sich seit 1217 ein Reichsministerialengeschlecht, das vielleicht auf den in der Umgebung König Konrads III. erscheinenden Gottfried von Wettenhofen zurückgeht, sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nach den von ihnen beerbten, schon um 1120 bezeugten Edelfreien von Wolfstein nannte und das Kloster Seligenporten gründete. Niedersulzbürg kam vor 1291 an die verschwägerten Reichsministerialen von Stein (Hilpoltstein), später an die Gundelfingen und Hohenfels, 1403/1404 zusammen mit dem 1397 verliehenen Hochgericht an die (S. bzw.) Wolfstein. Obersulzbürg fiel Ende des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Hirschberg, danach an Bayern und 1330 als Lehen an die Herren von Dürnwang und wurde um 1350 von den Wolfstein gekauft. Das um 1130 urkundlich fassbare Reichsgut Pyrbaum gelangte vor 1346 von den verschwägerten Reichsministerialen Rindsmaul an die von Wolfstein. 1353 wurde die Reichsunmittelbarkeit des um S. und Pyrbaum liegenden Gebiets ausdrücklich anerkannt. 1354 wurden die Wolfstein vom kaiserlichen Landgericht befreit. 1496 nahmen sie Niedersulzbürg zu Lehen. 1523 wurden sie in den Reichsfreiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. S., das aus dem Bergschloss und Markt Obersulzbürg und einer Anzahl Dörfer bestand, und Pyrbaum mit Schloss und Markt Pyrbaum bildeten zunächst eine einzige Herrschaft, doch wurde seit 1480 Pyrbaum in den kaiserlichen Lehnsbriefen als einzelne Herrschaft angesehen. 1561 wurde die Reformation eingeführt. 1740 kamen die zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaften nach Aussterben der Wolfstein, die seit 1668 Mitglieder des fränkischen Reichsgrafenkollegiums waren, auf Grund einer Lehnsanwartschaft von 1562 an Bayern. Nach dem Tod Herzog Maximilians III. Josef, der 1769 auch die Allode der Wolfstein erlangt hatte, fielen S. und Pyrbaum mit 2 Quadratmeilen an das Reich, das sie 1779 der Regierung Bayerns unterstellte. S. Wolfstein zu S.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 15; Böhm, J., Die ehemalige Wolfsteinische Reichsgrafschaft Sulzbürg-Pyrbaum, (in) Das Bayerland 8 (1897), 280; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957; Heinloth, B., Neumarkt, 1967, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern.

 

Sulzfeld (Reichsdorf). Das 915 bezeugte S. bei Kitzingen gehörte vermutlich ursprünglich zur Reichsvogtei Schweinfurt. Über das Hochstift Würzburg fiel es an Bayern.
L.: Hugo 460, 457.

 

Tann (reichsritterschaftliche Herrschaft). T. an der Ulster erscheint erstmals 1197 in der Überlieferung Fuldas als civitas. Seit 1647 gehörte T. über die von und zu T. zum buchischen Quartier des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1803 kam T. an Bayern und 1866 mit Gersfeld an Preußen und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 514; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924.

 

Taschendorf (reichsritterschaftlicher Ort). T. (Markt Taschendorf) bei Scheinfeld zählte zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Es kam später zu Bayern.
L.: Wolff 512.

 

Tegernsee (Reichsabtei). 746 (oder um 760) gründete das bayerische Adelsgeschlecht der Huosi die Benediktinerabtei T. (Tegarinseo) am Tegernsee, von der aus das Alpenvorland christianisiert wurde. 788 kam T. an den fränkischen König. Nach dem Verlust vieler Güter an Herzog und Adel und dem Verfall infolge der Ungarneinfälle erfolgte unter Kaiser Otto II. 978 eine Neugründung, die sich den Ideen der Gorzer Reform anschloss und eine eindrucksvolle Blütezeit erlebte (Ruodlieb, Ende des 11. Jahrhunderts). Unter Heinrich IV. wurde T. Reichsabtei. Im 13./14. Jahrhundert sank T. zu einem Adelskloster herab.Im 15. Jahrhundert ging die Reichsunmittelbarkeit durch Verzicht zugunsten Bayerns verloren. 1803 wurde T. säkularisiert und die Bibliothek nach München gebracht.
L.: Geiger, S., Tegernsee, ein Kulturbild, 1936; Hartig, M., Die Benediktinerabtei Tegernsee 746-1803, 1946; Die Traditionen des Klosters Tegernsee 1003-1242, hg. v. Acht, P., 1952; Ruppert, K., Das Tegernseer Tal, 1962; Angerer, J., Die Bräuche der Abtei Tegernsee, 1968; Flohrschütz, G., Die Dienstmannen des Klosters Tegernsee, Oberbayerisches Archiv 112 (1988); Störmer, W., Tegernsee, LexMA 8 1996, 524; Die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Buttinger, S., Das Kloster Tegernsee und sein Beziehungsgefüge im 12. Jahrhundert, 2004.

 

Tettnang (Herrschaft, Grafschaft). T. nahe dem Bodensee wird 882 erstmals erwähnt. Von der Bregenzer Linie der Udalrichinger kam der Ort über die Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen von Montfort. Die um 1250/1260 entstandene Linie Montfort-Tettnang erlosch 1787. 1779/1780 verkauften die überschuldeten Grafen die Herrschaften T., Argen und Schomburg an Österreich, das sie mit dem seit 1755 zu Österreich gehörigen Wasserburg zur reichsunmittelbaren, rund 10000 Einwohner zählenden Grafschaft T. mit Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium vereinigte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen großen Herrschaften T. und Argen zum schwäbischen Reichskreis. 1805 kam die Grafschaft T. an Bayern, 1810 ohne das bei Bayern verbleibende Wasserburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Montfort-Tettnang.
L.: Wolff 198; Wallner 686 SchwäbRK 21; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und Werdenberg, 1845; Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957; Gönner, E., Die Grafschaft Tettnang, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Frick, A., Tettnang am Bodensee, 1974.

 

Thannhausen, Tannhausen (reichsunmittelbare Herrschaft). T. (1109 Taginhusen) an der Mindel bei Krumbach war ursprünglich staufisches Reichsgut. Die nach ihm benannten Herren waren Reichsministeriale. 1560 ging es mit dem Blutbann an die Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner über. Nach mehrfachem Herrenwechsel erwarben 1665 die Grafen von Sinzendorf das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen. Nach Lösung Thannhausens aus der Reichsritterschaft gehörten die Sinzendorf über die Grafschaft dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarben die 1693/1705 in den Grafenstand erhobenen Grafen von Stadion die Grafschaft und gewannen 1708 Reichsstandschaft und Kreisstandschaft. 1806 wurde die etwa 0,1 Quadratmeile große Grafschaft in Bayern mediatisiert, blieb aber bis 1906 Sitz der Standesherrschaft Stadion.
L.: Wolff 208; Zeumer 553 II b 61, 16; Wallner 690 SchwäbRK 95; Bronnenmaier, H., Thannhauser Heimatbuch, 1960.

 

Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck 1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff.

 

Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis 1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899 erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemb. LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis, 2003.

 

Thurnau (reichsritterschaftliche Herrschaft). In T. am roten Main saßen als Ministeriale der Herzöge von Andechs-Meranien die Förtsch, die sich seit 1239 nach T. benannten. 1292 trugen sie T. dem Hochstift Bamberg zu Lehen auf. 1565 starben sie aus. Das Hochstift Bamberg belehnte als Erben die Giech und Künsberg (Künßberg) gemeinsam. 1731 verkauften die Künsberg (Künßberg) ihren Anteil am Schloss. 1796 kam T., das zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken zählte, an Preußen, 1810 an Bayern. S. Förtsch von T.
L.: Wolff 513; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968.

 

Tiefenbach (Reichsdorf). Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die Vogtei über T. bei Bruchsal an Albrecht Hofwart von Kirchheim. Später kam T. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 463, 452; Wolff 243.

 

Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. TeiL.: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.

 

Tittmoning (Grafschaft). T. an der Salzach kam um 700 (Titamaninga) durch den Herzog von Bayern an den Bischof von Salzburg. Im 13. Jahrhundert gehörte es zur Grafschaft T. westlich der unteren Salzach. Nach dem Aussterben dieser mit den Grafen von Peilstein verbundenen Familie (Grafen von Lebenau) 1227 fiel die Grafschaft an das Erzstift Salzburg (endgültig 1254). Dieses kam 1803 an den Großherzog von Toskana, 1805 an Österreich, 1809/1810 an Bayern. 1816 gelangte Salzburg an Österreich zurück, T. blieb aber wie Waging, Laufen und Teisendorf bei Bayern.
L.: Wolff 133; Widmann, H., Geschichte Salzburgs, Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F., Tittmoning und Umgebung, 1922.

 

Tölz (Herren). 1182 erscheinen Herren von T. (Tolnze) an der hier über die Isar führenden Salzstraße. Nach dem Aussterben des Geschlechtes 1265 nahm der Herzog von Bayern das Gebiet zu Lehen.
L.: Wolff 136; Westermayer, G., Chronik der Burg und des Marktes Tölz, 2. A. 1893.

 

Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum), Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits 1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.

 

Trauchburg (Herrschaft, Grafschaft). Die Herrschaft T. nördlich von Isny kam zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von T., einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen, die sie den Truchsessen von Waldburg zu Lehen gaben und 1306 zusammen mit Stadt und Kloster Isny verkauften. 1429 fiel die Herrschaft an die jakobische Linie Waldburg-Trauchburg (T.) der Truchsessen, 1772 an Waldburg-Zeil-Zeil aus der georgischen Linie. Die über Waldburg-Zeil-Trauchburg, am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft wurde 1806 von Württemberg mediatisiert. 1810 trat Württemberg den südöstlichen Teil mit der Burg T. an Bayern ab.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des Hauses Waldburg, 1888; Rauh, R., Inventar des Archivs Trauchburg, 1968.

 

Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr. an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz (um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja). Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern. 1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027 Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau) das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A., Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen, Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F., Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della città, 2009.

 

Trifels (Reichsburg). Die Burg T. bei Landau in der Pfalz wird 1081 erstmals genannt. Seit Kaiser Heinrich V. (1113) war sie die festeste Reichsburg. Friedrich I. Barbarossa erhob sie zu einem Verwaltungsmittelpunkt staufischen Reichsgutes, nach dem sich ein Geschlecht von Reichsministerialen benannte. 1330 kam T. vom Reich an die Pfalz (Kurpfalz), 1410 an Pfalz-Zweibrücken und 1946 über Bayern zu Rheinland-Pfalz. 1602 verbrannte die Burg teilweise und wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen.
L.: Biundo, G., Zur Bibliographie der Reichsfeste Trifels, 1939; Sprater, F., Der Trifels, die deutsche Gralsburg, 9. A. 1971; Gerlich, A., Trifels, LexMA 8 1996, 1004.

 

Trimberg (Herrschaft). Nach der Burg T. an der fränkischen Saale nannten sich seit dem 12. Jahrhundert vielleicht mit den Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal und im Werntal begüterte Herren von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift Würzburg auf. 1279 gaben sie Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift. Nach längerem Streit wurde der Sohn des Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim vor der Rhön abgefunden. 1376 erlosch das Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der Reichsdynasten von Trimberg, 1792.

 

Truhendingen (Grafen), Trüdingen. 1248/1260 erlangten die im Schwäbischen begüterten Grafen (seit 1264) von T. (Altentrüdingen), die möglicherweise am Ende des 11. Jahrhunderts auf Grund des Hochstifts Eichstätt die Stammburg Hohentrüdingen bei Gunzenhausen erbauten und seit 1129 in Eichstätter und Würzburger Urkunden häufig auftraten, beim Aussterben der ihnen verschwägerten Herzöge von Andechs-Meranien das Gebiet um Scheßlitz und Baunach am oberen Main (Giech, Staffelstein). 1390 wurden diese Güter an das Hochstift Bamberg verkauft. Die Stammgüter an Altmühl und Wörnitz (Altentrüdingen, Hohentrüdingen, Pfäfflingen, Dürrenzimmern, Wechingen), zu denen noch die Vogtei über Solnhofen, über Heidenheim und über Güter des Hochstifts Eichstätt und des Klosters Ellwangen gekommen waren, wurden von den Burggrafen von Nürnberg gekauft, die schon Markt Bergel (Marktbergel) und Burg Colmberg an sich gebracht hatten. Im 15. Jahrhundert (1458) starb das Geschlecht aus. Die Güter kamen später zu Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3/4; Scherzer, C., Franken, 1959; Ruß, H., Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, 1992; Wendehorst, A., Truhendingen, LexMA 8 1996, 1071.

 

Türkenfeld (Herrschaft). Die Herrschaft T. im Herzogtum Bayern gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen Fugger-Kirchheim und kam danach an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen Reichskreis).

 

Tutzing (Herren). T. am Starnberger See gehörte 753 dem Kloster Benediktbeuern. Später unterstand es unter anderem den Herren von T. und fiel zuletzt an Bayern.
L.: Hubert, W., Schloss Tutzing und der Starnberger See, (o. J.).

 

Ulm (Reichsstadt). An einem wichtigen Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller errichtete neben älteren Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts (768-782) das Kloster Reichenau auf von König Karl dem Großen gegebenem Königsgut einen Stützpunkt, der 854 erstmals als Königspfalz Ulma erwähnt wird. 1096/1098 gelangte U. an die Staufer. 1134 wurde es von den Welfen und vom König zerstört. Zwischen 1163 und 1181 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht und gab später sein Recht an zahlreiche andere Städte (Memmingen, Saulgau, Biberach, Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl, Leipheim, Kempten, Schwäbisch Gmünd) weiter. Im 13. Jahrhundert (1258? Aussterben der mit der Reichsvogtei begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde U. Reichsstadt. Im Spätmittelalter gewann es mit Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel erzielten Erlöse mit rund 830 Quadratkilometern eines der größten reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das bis ins obere Filstal reichte (1377/1385 Herrschaften Langenau und Albeck von den Grafen von Werdenberg, 1396 Geislingen von den Grafen von Helfenstein und 1453 Leipheim von Württemberg). Zwischen 1357 und 1361 erlosch die Reichsvogtei. 1397 gewann U. den Blutbann. 1377 begann es mit dem Bau des Münsters. 1384/1395 kaufte es der Abtei Reichenau ihre alten Pfarrrechte ab. 1530 bekannte die Stadt sich zur Reformation und trat dann dem Schmalkaldischen Bund bei. U. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. Seit dem 17. Jahrhundert war es ständiger Tagungsort des schwäbischen Reichskreises. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden seine Güter aus der oberen Herrschaft (Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft Helfenstein) mit den Oberämtern Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern Bermaringen, Böhringen (Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten, Stubersheim und Süßen und den Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch die Orte Ersingen, Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten Markbronn, Ringingen und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw. 1260 Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5, 194; Ulmisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung des Territoriums der Reichsstadt Ulm, 1911; Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt Ulm am Ende des alten Reichs, Diss. jur. Tübingen 1935; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Neusser, G., Das Territorium der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H., Ulm, 2. A. 1967; Geiger, G., Die Reichsstadt Ulm vor der Reformation, 1971; Der Stadt- und Landkreis Ulm, 1972; Schmitt, U., Villa regalis Ulm und Kloster Reichenau, 1974; Schmolz, H., Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt Ulm, (in) Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H., Ulm, 1977; Der Stadtkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H., Ulm. Stadtgeschichte, 1977; Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt Ulm von der Reformation bis zum Untergang des Alten Reiches, 1981; Göggelmann, H., Das Strafrecht der Reichsstadt Ulm bis zur Carolina, 1984; Poh, M., Territorialgeschichte des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm, 1988; Wiegandt, H., Ulm, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 731ff.; Lorenz, S., Ulm, LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.

 

Umpfenbach (reichsunmittelbare Herrschaft, gefürstete Grafschaft). Für Ferdinand von Trauttmannsdorff (Trauttmannsdorff-Weinsberg) wurde 1805 die reichsunmittelbare Herrschaft U. bei Miltenberg am Main zur gefürsteten Grafschaft erhoben. Später fiel U. an Bayern.
L.: Klein 183.

 

Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4. Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881 besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5. Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie einenden Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht 500000 Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der Heilige, 1001 König) heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und begründete mit Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das Erzbistum Gran (Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene Lehnshoheit des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden nacheinander Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten unterworfen. König Andreas III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen mit Hilfe des Deutschen Ordens und herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die Mongolen wieder vom Reich zu Lehen. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308) den Thron. 1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen gewonnen (bis 1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte. Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth vermählte Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw (Ladislaus) I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser gewählten Johann Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren, Schlesien und die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden). Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804 errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909; Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923; Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland, Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T. v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi, G., Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v. Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch, J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M., Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004.

 

Urfersheim (Reichsdorf). Am 24. 9. 1300 verlieh König Albrecht dem Albert von Hohenlohe 200 Mark als Burglehen und verpfändete ihm dafür unter anderem das Reichsdorf U. Dieses kam später an Bayern.
L.: Hugo 460.

 

Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift, Kloster). Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von Schwabegg U. an der Mindel bei Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort (als Doppelstift) sein erstes, bereits 1143 in den Schutz des Königs aufgenommenes Kloster in Deutschland gründete, in dem 1229/1230 Burchard von U. seine Chronik verfasste und das um 1350 zur Abtei erhoben wurde. Die Vogtei war seit dem 13. Jahrhundert Reichslehen. Seit 1301 gehörte U. zur Markgrafschaft Burgau. 1792 zählte U., das ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern (1775 Tiefenried) mit etwa 17,5 Quadratmeilen und 3500 Einwohnern hatte, zu den schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus Ursberg, 1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift Ursberg, 1987; Seibert, U., Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das Prämonstratenserstift Ursberg (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001.

 

Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich Mittelpunkt einer Herrschaft U., die dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof Heinrich von Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909); Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.

 

Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923; Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943; Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M. van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991; Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004.

 

Utzwingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Oettingen, danach an Bayern.

 

Valley (Grafschaft). Vor 1125 wechselte ein Zweig der Wittelsbacher infolge Heirat Graf Ottos von Dachau mit einer Verwandten der hochadligen Herren von Sachsenkam (Sachsenkamm) in die Mangfallgegend. Ihre Güter fielen in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Herzöge von Bayern, die sie seit 1328 als Lehen vergaben (u. a. an die Herren von Aham, die Grafen von Taufkirchen (Tauffkirchen), die Grafen von Arco-Valley). Über Bayern zählte die Grafschaft zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wallner 711 BayRK 1.

 

Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115 (1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw. Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu. Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes 1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck (Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2 1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.

 

Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune, Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr. an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden, wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273) ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner) und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla, C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg. v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona, 1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G., Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.

 

Vestenberg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die V. (bei Ansbach) zum Kanton Odenwald, Kanton Altmühl und Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Im 17. Jahrhundert waren sie mit Burghaslach und Breitenlohe im Kanton Steigerwald immatrikuliert. V. kam 1288 von den Ansbacher Vögten von Dornberg erbweise an die Herren von Heideck (Heydeck), 1435 an die Eyb, die es 1724 an die Markgrafen von Ansbach verkauften. S. Preußen, Bayern.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 18, 194; Riedenauer 128; Stetten 33; Rahrbach 279.

 

Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft). Nach der Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals erwähnte, wohl mit den Grafen von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V. erbweise an den Hallgrafen von Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft 1218 dem Hochstift Passau verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und gewann 1410 von Bayern die Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782 an Österreich, das 1803 bei der Säkularisation des Hochstifts Passau die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V. einzog.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.

 

Vils (Herrschaft). Das Tal V. mit dem Ort V. (1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft Keltenstein ausgeschiedene Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte um 1270 die Herren von Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an Habsburg über. 1594/1671 starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis 1816 kam V. vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich.
L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a., Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986, 307-316.

 

Vogt von und zu Salzburg, Voit von Salzburg (Freiherren, Reichsritter). Bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Nenzenheim und Ippesheim samt Reusch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie seit dem frühen 16. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra und am Ende des 18. Jahrhunderts im Kanton Baunach sowie vielleicht im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Ippesheim fiel 1808 an Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 392f.; Winkelmann-Holzapfel 166; Pfeiffer 211; Riedenauer 128; Stetten 38, 183; Rahrbach 284; Neumaier 31, 83.

 

Vohburg (Grafen). V. an der Donau wird 805 zusammen mit dem Grafen von V. erstmals erwähnt. Seit dem späten 11. Jahrhundert nannten sich die Grafen von Cham nach V. Von ihnen war Adela von V. mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa verheiratet (bis um 1153). Mit dem Aussterben der Grafen 1204 fiel V. an die Herzöge von Bayern.
L.: Wolff 136.

 

Voit von Salzburg (Freiherren, Reichsritter, Vogt von und zu Salzburg). Bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Nenzenheim und Ippesheim samt Reusch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie seit dem frühen 16. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra und am Ende des 18. Jahrhunderts im Kanton Baunach sowie vielleicht im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Ippesheim fiel 1808 an Bayern.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 392f.; Winkelmann-Holzapfel 166; Pfeiffer 211; Riedenauer 128; Stetten 38, 183; Rahrbach 284; Neumaier 31, 83.

 

Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das Gebiet zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von Alemannen beherrscht und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610 Christianisierung), 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz Sitz der mit Grafenrechten begabten Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der ausgestorbenen Udalrichinger an die Grafen von Pfullendorf und Pfalzgrafen von Tübingen über, deren einer Zweig sich nach der um 1200 erbauten Burg Montfort Grafen von Montfort nannte. 1258/1260 spaltete er sich in die Linien Montfort und Werdenberg. Sie lösten sich mit Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch (Montfort) vom Herzogtum Schwaben. 1363 gewannen die Habsburger die reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog Leopold III. von Österreich die Herrschaft Feldkirch, 1394/1418/1420 die Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon, 1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol von dem Truchsess von Waldburg die 1463 zur Reichsgrafschaft erhobene Herrschaft Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von Tirol bzw. Ferdinand I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen. Kaiser Maximilian I. unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [, dazwischen Freiburg im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck. 1765 erwarb Österreich die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Ritter von Ems (Hohenems) und erlangte auch das politische Protektorat über deren 1719 an Liechtenstein veräußerte reichsunmittelbare Herrschaft Vaduz und Schellenberg. (Erzherzogin) Maria Theresia fasste sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern unter der neuen Landvogtei V., zu der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782 wurde sie von Vorderösterreich gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die Herrschaft Blumenegg, welche die Grafen von Montfort an die Grafen von Sulz und diese an das Kloster Weingarten gegeben hatten, hinzu. Von 1805/1806 bis 1816 fiel V. an Bayern, kam dann aber bis auf die Westallgäuer Teile (jedoch mit Vils) an Österreich zurück. 1861 erhielt V. einen eigenen Landtag. Nach 1918 verblieb V. bei Österreich, obwohl sich am 11. 5. 1919 80 Prozent der Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz aussprachen. Immerhin wurde V. aber von Tirol gelöst und als Bundesland verselbständigt. Dieses erhielt am 17. 9. 1923 eine Verfassung. Von 1938 bis 1945 war V. ein Teil des Reichsgaues Tirol.
L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K., Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A., Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948; Stolz, O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg, Montfort 78 (1950); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A. 1971ff.; Burmeister, K., Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort 39 (1987); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg, Schweiz - Selbstbehauptung, 1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Vorarlbergs (14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und Liechtenstein, 1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998; Burmeister, K., Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche Raumorganisation im nachmaligen Vorarlberg während des Mittelalters (in) Montfort 61 (2009), 231.

 

Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369 an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499 gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren. Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über 40 Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548), aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804) und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000 Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803 musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er, verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G., Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002.

 

Wachau (Tal). 823/830 ist der Name Wahowa für die Gegend um Spitz in Niederösterreich bezeugt, die durch König Ludwig den Deutschen an Niederaltaich kam. Von dort ging sie an die Herzöge von Bayern, welche die Kuenringer (bzw. Herren von Kuenring) und im 14. und 15. Jahrhundert die Herren von Maissau belehnten. Später bildete unter allmählicher Ausdehnung des Inhalts der Bezeichnung das Tal W. einen Selbstverwaltungsbezirk, dessen besondere Rechte im 18. Jahrhundert bezeugt wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Name auf das Donautal zwischen Krems, Emmersdorf, Mautern und Melk erstreckt.
L.: Stowasser, O., Das Tal Wachau und seine Herren von Kuenring, 1927; Lechner, K., Die herzoglich bayrischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedr.); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 44 Wachouwa; Eppel, F., Die Wachau, 1964.

 

Wagegg (Herrschaft). Nach der Burg W. bei Kempten nannten sich Edle von W., die um 1170 erstmals erwähnt werden. Um 1350 mussten sie die Burg verpfänden, 1374 starben sie aus. Ihre damit als erledigtes Lehen an das Stift Kempten zurückfallende Herrschaft kam nach verschiedenen anderen Verleihungen 1469 an die zuletzt stark verschuldeten Herren von Laubenberg, von denen sie nach Befriedigung des Hauptgläubigers 1581 wieder an das auslösende Stift Kempten fiel, über das es zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1803 gelangte die Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.

 

Waizenbach, Damenstift. Das evangelische Damenstift W. zählte um 1790 wegen W. bei Hammelburg zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Winkelmann-Holzapfel 167; Riedenauer 129.

 

Wald (Herrschaft). Die Herrschaft W. gehörte innerhalb Schwäbisch-Österreichs der Linie Fugger-Babenhausen (Babenhausen und Boos) der Grafen Fugger und gelangte später an Bayern.
L.: Wolff 204; Hölzle, Beiwort 45, 5.

 

Waldbott von Bassenheim, Waldbott-Bassenheim (Reichsgrafen). Die Familie Waldbott war Afterlehnsträger der Grafen von Isenburg-Braunsberg. Durch Erbschaft und Kauf erlangte sie allmählich die Herrschaft Bassenheim bei Koblenz von ihren Lehnsherren. Diese war seit 1729 reichsunmittelbar. Um 1790 zählten die Grafen mit Arnoldshain und Schmitten, Kransberg (Kronsberg), Friedrichsthal (Friedrichstal), Pfaffenwiesbach und Wernborn zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde der Graf W. wegen Pyrmont und Olbrück durch die Abtei Heggbach (ohne Mietingen und Sulmingen und den Zehnten von Baltringen) und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim entschädigt. 1806 wurden die W. in Bayern und Württemberg mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 167.

 

Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um 1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die 1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg, die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452 Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475 Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806 wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, 1995, 350.

 

Waldburg-Trauchburg (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Trauchburg nördlich von Isny fiel von den Herren von Trauchburg, einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen und 1306 durch Verkauf an Waldburg. 1429 kam Trauchburg an die 1772 erloschene jakobische Linie W. der Truchsessen von Waldburg, von diesen an Waldburg-Zeil-Zeil. 1806 wurde Waldburg-Zeil-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Zeil) in Württemberg mediatisiert. Trauchburg kam 1810 an Bayern. Wegen einer Hälfte Kissleggs zählten die Truchsessen zum Kanton (Bezirk) Allgäu-Bodensee (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. S. Waldburg-Zeil-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Zeil).
L.: Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.

 

Waldburg-Zeil-Trauchburg (Truchsessen, Grafen). Trauchburg nördlich von Isny kam von den Herren von Trauchburg, einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen und 1306 durch Verkauf an Waldburg. 1429 fiel es an die jakobische Linie, 1772 bei deren Erlöschen an Waldburg-Zeil-Zeil. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. (bzw. Waldburg-Zeil-Zeil) die Grafschaft Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot (Herroth) und Kisslegg. 1805 fiel ihnen das Kollegiatstift Zeil zu. 1806 wurden sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg kam 1810 an Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.

 

Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Die Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil (Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach (Zeil-Wurzach) und W. (Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot, Kisslegg (teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich auch Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr das Kollegitastift Zeil zu. 1806 wurde sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.

 

Waldsassen (reichsunmittelbares Kloster). Das Zisterzienserkloster W. bei Marktredwitz wurde (um) 1133 von Markgraf Diepold III. von Vohburg auf ehemaligem Reichsland gegründet. Beim Tod des Stifters kam es 1146 an den König. 1147 wurde es bei freier Vogtwahl unter königlichen Schutz gestellt und jedenfalls 1214 reichsunmittelbar. Im Interregnum (1254-1273) ging die Schirmherrschaft auf die Přemysliden (Przemysliden) über, 1414 auf die Wittelsbacher (Pfalz). Das Kloster konnte seine Güter rasch vermehren und hatte in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über das sog. Stiftland (Stiftsland). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es der Pfalz, die das Kloster am Anfang des 15. Jahrhunderts (1414) statt Böhmen zur Schutzmacht gewählt hatte, W. die Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. 1571 wurde es säkularisiert und kam 1623/1628/1648 mit der Oberpfalz an Bayern. 1661/1669 wurde es nach der Gegenreformation wiederhergestellt. Bei seiner Auflösung (1803) fiel es mit 1050 Quadratkilometern Güter und 19000 Einwohnern an Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Krausen, E., Die Klöster des Zisterzienserordens in Bayern, 1953; Sturm, H., Eger. Geschichte einer Reichsstadt, Bd. 1 2. A. 1960, Bd. 2 1952; Schmid, A., Waldsassen, LexMA 8 1996, 1959.

 

Wallerstein (Burg, Herrschaft). Auf einer schon in römischer Zeit befestigten Felsrippe im Ries wurde eine Burg errichtet, die 1188 den Staufern und 1261 den Grafen von Oettingen gehörte. Seit 1550 residierte hier die katholisch gebliebene, 1774 gefürstete Linie Oettingen-Wallerstein. 1806 kam W. an Bayern. S. Oettingen-Wallerstein.
L.: Wolff 177.

 

Waltenhausen (Herrschaft). Die 1541 erworbene Herrschaft W. südlich Krumbachs war gemeinsamer Besitz der alle Linien der Fugger umschließenden Familienstiftung. 1806 kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 45; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 135.

 

Wangen (Reichsstadt). W. im Allgäu ist 815 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals bezeugt. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert gründete das Kloster Sankt Gallen am Schnittpunkt zweier Fernstraßen hier einen Markt. Vermutlich 1216/1217 wurde W. durch Kaiser Friedrich II. als Vogt Sankt Gallens zur Stadt erhoben. 1273 zog König Rudolf von Habsburg Wangen, dessen Vogtei nach 1251 mehrfach verpfändet wurde, an sich und verlieh ihm 1286 das Stadtrecht Überlingens. Aus erneuten Verpfändungen an Sankt Gallen (1298) und die Grafen von Montfort (1330) löste sich die zu dieser Zeit auf 700 Einwohner geschätzte Stadt (1347). 1394 erwarb sie das Ammannamt und 1402 den Blutbann und war damit trotz bis 1608 bestehender grundherrlicher Rechte Sankt Gallens Reichsstadt. Diese hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. Die Stadt war Sitz der Kanzlei des Kantons Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1802/1803 fiel sie mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 50 Quadratkilometern (Deuchelried mit Haldenberg und Oflings, Wohmbrechts-Thann, Niederwangen, Eglofs [1516-1582], Neuravensburg [1586-1608]) und 4500 Einwohnern an Bayern, 1810 mit einem Teil des Gebiets an Württemberg, wo sie Sitz eines Oberamts wurde, und gelangte so 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 24; Wallner 689 SchwäbRK 72; Schroeder 233ff.; Scheurle, A., Wangen im Allgäu. Das Werden und Wachsen der Stadt, 2. A. 1975; Walchner, K., Alt Wangener Erinnerungen, 1955, 1960; Der Kreis Wangen 1962; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995; Lorenz, S., Wangen, LexMA 8 1996, 2030.

 

Wartenberg (Ganerben, Grafen). Die schon im 12. Jahrhundert bestehende Burg W. bei Kaiserslautern war 1382 in den Händen mehrerer ritterschaftlicher Ganerben. 1522 wurde die Burg zerstört. Die Wartenberger saßen später in Wachenheim, Kaiserslautern und Mettenheim. 1699 erlangte Johann Casimir II. die Grafenwürde und fasste seine Güter in der Pfalz und in Rheinhessen 1707 in der Grafschaft W. zusammen (Mettenheim, Ellerstadt, Kastenvogtei Marienthal, Grafschaft Falkenstein und eine Anzahl Dörfer in der Gegend von Kaiserslautern). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft W. zum oberrheinischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt der Graf von W. für W. die Abtei Rot sowie eine Rente von 8150 Gulden, für Sickingen wegen Ellerstadt, Aschbach (Aspach) und Oranienhof das Dorf Pless der Abtei Buxheim. 1818 starb das Geschlecht aus. Von 1801 bis 1814 gehörte die Grafschaft zu Frankreich (Departement Donnersberg) und wurde nach ihrer Rückkehr unter deutsche Herrschaft größtenteils zur Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns geschlagen. Geringe Teile (Mettenheim) gelangten zu Rheinhessen. 1946 kamen die Güter über Bayern zu Rheinland-Pfalz. S. Kolb von Wartenberg.
L.: Wolff 287f.; Wallner 698 OberrheinRK 39; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Weber, F., Graf Ludwig, der letzte Kolb von Wartenberg, 1988.

 

Wartenberg (Grafen). 1602 erhielten die Nachkommen des Bruders Ferdinand des Herzogs Wilhelm V. von Bayern und der Münchener Beamtentochter Maria Pettenbeck den Titel Grafen von W. nach dem 1045 beim Aussterben der Grafen von Ebersberg von den Wittelsbachern (Bayern) erlangten W. bei Erding. 1736 erlosch die Linie.
L.: Im Zeichen des Pferdes. Ein Buch vom Landkreis Erding, 1963.

 

Wasserburg (Herrschaft). W. am Bodensee erscheint 784 als Gut Sankt Gallens. Im Mittelalter war es als Lehen an die Herren von Kisslegg vergeben und kam im 14. Jahrhundert durch Heirat an die Herren von Schellenberg. 1358 wurde W. durch den schwäbischen Städtebund zerstört und danach an die Grafen von Montfort verpfändet und um 1525 zu Eigentum übertragen. 1592 verkauften die Grafen von Montfort die nicht in die Reichskreiseinteilung einbezogene Herrschaft an die Grafen Fugger, deren Linie Fugger-Wasserburg (Wellenberg) sie 1755 an Österreich überließ. 1803/1805 kam W. von dort an Bayern.
L.: Wolff 493; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Gruber, A., Der Landkreis Lindau, (1956).

 

Wegscheid (Herrschaft). Die Herrschaft Wegscheid im südlichen Bayerischen Wald gehörte über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1803 kam W. an Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.

 

Weida (Vögte, Herrschaft). 1122 wird die Burg W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals erwähnt. Sie war Sitz der von W. im Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die mittlere und obere Elster wechselnden, zunächst herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220 reichsministerialischen Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach Quedlinburger Vogteirechten um Gera als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244 in die Vögte von W. mit Sitz in W. (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis 1550) und die Vögte von Plauen teilten und deren sämtliche männliche Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich den Namen Heinrich erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer Reichsunmittelbarkeit und fürstengleichen Rang. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann ein unaufhaltsamer Niedergang der Vögte von W. Dabei ging das Gebiet um Hof an die Burggrafen von Nürnberg verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen Landes an der Regnitz). 1354 mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des Hauses Wettin, an das dann Triptis, Ronneburg, Werdau, Schmölln und andere Güter gelangten, für das Stammland anerkennen. 1427 kam die Herrschaft W. durch Verkauf an das Haus Wettin, 1485 an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an die albertinische Linie, 1815 an Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und 1920 an das Land Thüringen. Dieses gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und wurde am 23. 7. 1952 innerhalb der 1949 entstandenen Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland aber wieder begründet. Die übrigen Güter der Vögte von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben an die Vögte von Gera und die Vögte von Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff. 1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke, K., Geschiche Sachsens, 1990.

 

Weißenburg, Weißenburg in Bayern (Reichsstadt). Vom 1. bis 3. Jahrhundert bestand an der schwäbischen Rezat das römische Kastell Biriciana, das 253 n. Chr. von den Alemannen zerstört wurde. 867 wird in unmittelbarer Nähe hierzu der vielleicht in der Mitte des 8. Jahrhunderts geschaffene fränkische Königshof Uuizinburc bezeugt, der an das Kloster Metten gegeben wurde. 889 kam ein Teil des königlichen Forstes an das Hochstift Eichstätt. 1188 wird W. burgus, 1241 im Reichssteuerverzeichnis Stadt genannt. Vermutlich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts, jedenfalls 1339, war W. Reichsstadt. 1525 wurde die Reformation in der zum fränkischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802 fiel W., 1 Quadratmeile groß mit 6000-6500 Einwohnern, an Bayern, 1804 an Preußen und 1806 mit Ansbach wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 30; Wallner 693 FränkRK 27; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D3; Schroeder 254ff.; Hofmann, H., Gunzenhausen-Weißenburg, 1960; Strassner, E., Land- und Stadtkreis Weißenburg in Bayern, 1966; Strassner, E., Weißenburg, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. d. Komm. für bay. Landesgeschichte, 1966; Uuizinburg-Weißenburg 867-1967, Beiträge zur Stadtgeschichte, 1967; Fahlbusch, F., Weißenburg - Werden und Wachsen einer fränkischen Kleinstadt, Jb. für fränkische Landesforschung 48 (1988); Fahlbusch, F., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2139; Haberkorn, P., Weißenburg in Bayern, 1996; Die Regesten der Reichsstadt Weißenburg, hg. v. Jäger, U., 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 697.

 

Weißenhorn (Herrschaft). W. (1215/1220 Wizenhorn) an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von Neuffen erstmals genannt. Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Bayern. 1505 erhielt König Maximilian für seine Beteiligung an dem beim Aussterben der Herzöge von Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das zuvor von Bayern-Landshut mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft Marstetten. 1507 verpfändete er W. zusammen mit den Herrschaften Kirchberg (Oberkirchberg), Pfaffenhofen und Wullenstetten an die Grafen Fugger (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J., Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der Vergangenheit von Weißenhorn, 1958.

 

Weißenstein (Herrschaft). Die 1241 erstmals erwähnte Burg W. bei Göppingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die bis 1401 Ministerialen der Grafen von Helfenstein unterstand. Danach kam sie an verschiedene Linien der Herren von Rechberg. 1806 wurde sie in Bayern mediatisiert, 1810 aber an Württemberg abgetreten, mit dem W. 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 510; Fischer, I., Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1927/1928.

 

Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die 1402 die Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die reichsritterschaftliche Herrschaft an die Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich (Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W. das 778 erstmals erwähnte, über Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es 1362 (Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und 1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von den Hürnheim erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und wegen Eislingen (Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim 1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.

 

Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12. Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055 im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II. von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126) heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III., ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg, das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel, Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837 Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis, (in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im 13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998; Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004; Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.

 

Wellenburg, Wöllenburg (Herrschaft). Um 1200 wird die W. südwestlich Augsburgs erstmals erwähnt. Sie war Amtssitz des Kämmerers des Hochstifts Augsburg und kam am Ende des 13. Jahrhunderts an die ritterliche Augsburger Familie Portner, danach an die Familie Onsorg und dann durch Vererbung teilweise an den Augsburger Patriziersohn und Erzbischof von Salzburg Matthäus Lang und durch Kauf teilweise an Kaiser Maximilian. 1595 ging die Herrschaft W. an die Grafen Fugger-Babenhausen (Fugger in ihrer Linie Babenhausen) über. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fugger-Wasserburg zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b.

 

Wemding (Herrschaft). 798 gab König Karl der Große den Hof W. (Uemodinga) an das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg. Im 11./12. Jahrhundert war W. Lehen der von Werd (Donauwörth). Später gelangte es an die Grafen von Hirschberg, 1306 durch Kauf an die Grafen von Oettingen. 1467 erwarb der Herzog von Bayern-Landshut den Ort mit zugehöriger Herrschaft. 1503 kam W. an Bayern-München. S. Bayern.
L.: Wolff 136.

 

Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken bei Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W. errichtet. Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets des Hochstifts Freising, das 1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit Burg Falkenstein und dem Eibsee sowie 1294 von Berthold von Eschenlohe Partenkirchen und Mittenwald erlangte. Die Grafschaft verlor an Bayern und Tirol Güter und war im 15. Jahrhundert zeitweise verpfändet. Nach 1632 verfiel die Burg. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die Grafschaft, die 1768 vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum bayerischen Reichskreis zählende, im 18. Jahrhundert in die Untergerichte Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald gegliederte Grafschaft Freisings kam 1802 mit Garmisch, Wank, Farchant, Rieß, Hammersbach, Obergrainau, Eibsee, Untergrainau, Partenkirchen, Wamberg, Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan, Mittenwald, Lautersee, Klais, Gerold, Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte des oberen Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer, E., 1994; Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.

 

Werdenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die Burg W. bei Sonthofen war Allod der 1239 erscheinenden Herren von W., die später Erbkämmerer des Stifts Kempten waren. Sie nahmen in der früheren Neuzeit ihre Güter von Habsburg zu Lehen. 1659 erwarben sie die Herrschaft Dellmensingen bei Ulm. 1785 verkaufte der letzte Baron von W. die Herrschaft W. an die Grafen von Königsegg-Rothenfels. Von ihnen kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 47; Ullrich, A./Rottenkolber, J., Geschichte der Reichsritter von Werdenstein, Allgäuer Heimatbücher 3 (1927).

 

Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und) seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192 und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die 1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft (seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950; Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4 (1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter, Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979; Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim, LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.

 

Wertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das 1208 als Wertung urkundlich greifbare W. an der Zusam gehörte den Staufern. 1269 gelangte es erbweise an die Wittelsbacher, welche die Truchsessen zu Hohenreichen belehnten. Sie verkauften W. 1348 an die Augsburger Patrizier Langenmantel, von denen es 1469 mit eigener Hochgerichtsbarkeit an die Marschälle von Pappenheim zu Hohenreichen kam. Nach ihrem Erlöschen fielen W. und Hohenreichen als reichsritterschaftliche Lehnsherrschaft im Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben an Bayern zurück. 1705 zog sie der Kaiser ans Reich, verlieh sie 1710 den Fürsten Lobkowitz, gab sie aber 1714 wieder an Bayern.
L.: Wolff 509; Gerblinger, A., Geschichte der Stadt Wertingen, 1910.

 

Wessobrunn (Kloster). Das nach 740 (nach 750?, 753 ?) südwestlich des Ammersees von der Familie der Huosi gegründete Benediktinerkloster wurde nach dem Sturz des vielleicht an der Gründung auch beteiligten Herzogs Tassilo III. (788) 817 Reichskloster, im 10. Jahrhundert aber vom Herzog vieler Güter beraubtes, 955 von den Ungarn zerstörtes Eigenkloster des Hochstifts Augsburg. 1065 wurde es den Benediktinern zurückgegeben (7-14 Mönche). 1302 wurde es landsässig. 1803 wurde es in Bayern aufgehoben.
L.: Höppl, R., Die Traditionen des Klosters Wessobrunn, 1984; Winhard, W., Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, 1988; Prinz, F., Wessobrunn, LexMA 9 1998, 21; Die Benediktinerabtei Wessobrunn, bearb. v. Andrian-Werburg, I. v., 2001.

 

Westargouwe I (Westergau südlich Ingolstadts in Bayern). S. Westergau, bayerischer.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, Westargouwe I, in Bayern.

 

Westergau, bayerischer (Gau südlich Ingolstadts in Bayern, Westargouwe I).
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, Westargouwe I, in Bayern.

 

Westerried (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei Kempten zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis. Über Kempten gelangte W. 1803 zu Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.

 

Westerstetten (Reichsritter). Seit 1264 erscheinen Herren von W., die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert W. innehatten, sich im 14. Jahrhundert in mehrere Linien teilten und unter anderem um Drackenstein, Dunstelkingen, Dillingen und Ellwangen Güter erwarben. Von etwa 1562 (Ulrich Dietdegen von W. zu Lautlingen und Margrethausen) bis etwa 1624 waren die W. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben und von 1542 bis 1637 wegen Ballhausen, Dunstelkingen und Katzenstein Mitglied des Kantons Kocher. 1637 starb die Familie aus. Das Dorf W. wurde 1432 vom Kloster Elchingen erworben und fiel über ein Kondominat mit Ulm (bis 1773) 1803 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 217; Schulz 274; Heisler, E., Westerstetten, Chronik eines Dorfes der Ulmer Alb, 1974.

 

Westheim (Reichsdorf). Am 24. 9. 1300 verlieh König Albrecht dem Albrecht von Hohenlohe 200 Mark als Burglehen und verpfändete ihm dafür unter anderem die königlichen Dörfer W., Urfersheim und Dachstetten (Oberdachstetten). Später kam W. an Bayern.
L.: Hugo 460.

 

Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130 wurde in Verbindung mit der cluniazensischen Reform das Augustinerchorherrenstift W. an der Kammel, das 982 entstanden, aber später eingegangen war, von Gertrud von Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als Herr von Burgau, nach der 1412 gewährten freien Vogtwahl die Herren von Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und 1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W. reichsunmittelbar und erhielt Sitz und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Von 1671 bis 1776 hatte der Propst die hohe Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das geschlossene Herrschaftsgebiet von 2 Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der Markgrafschaft Burgau an Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982.

 

Wetzhausen (Herrschaft). W. bei Hofheim war der Stammsitz der von den Grafen von Henneberg mit dem Truchsessenamt ausgestatteten ministerialischen Truchsessen von W., die im ausgehenden Mittelalter mehrere adlige Familien (Flieger, Zollner) beerbten und die Güter meist dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrugen. In W. hatten sie seit dem 15. Jahrhundert die Hochgerichtsbarkeit. 1806 kamen die verschiedenen Linien (Bettenburg, Bundorf, Oberlauringen) an Bayern. S. Truchsess von W.
L.: Zeißner, S., Hassbergland in vergangenen Tagen, 1924; Hessberg, H. v., Wie Wetzhausen an die Truchsesse kam, Frankenwarte 1938 Nr. 42.

 

Weyhers (Gericht). 1368 verpfändete der Abt von Fulda die Hälfte des fuldischen Gerichts W. an die Ebersberg, die sich auch nach W. nannten und im 17./18. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten. 1777 kam die an die Ebersberg verpfändete Hälfte von W. durch Kauf an Fulda, mit diesem 1802/1803 an Hessen-Kassel, 1816 an Bayern und über Preußen (1866) 1945 an Hessen. S. Ebersberg genannt von W.
L.: Wolff 239; Seyler 395; Riedenauer 128; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924.

 

Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861 wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus in W. (Wisontesteiga) an der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand ursprünglich den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen Grafschaft W. Die Herrschaft hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die drei Erbtöchter an Bayern (Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein Drittel), 1752 durch Erwerb des Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806 mit 3 Quadratmeilen und 6000 Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen [Deggringen] und einige Dörfer) an Württemberg und damit W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G., Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.

 

Wiesentheid (reichsunmittelbare Herrschaft). Das 892 erstmals erwähnte W. bei Kitzingen war Mittelpunkt einer Herrschaft. Sie unterstand seit 1452 den Fuchs von Dornheim. Valentin Fuchs kaufte 1547 das Schloss mit Zubehör von den Grafen von Castell als Erblehen. Durch Heirat der Witwe des Georg Adolf Fuchs von Dornheim mit Johann Otto von Dernbach (1678) kam die zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft an die Herren von Dernbach. 1675 wurden die Inhaber in den Reichsfreiherrenstand, 1678 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1681 erlangte der Graf Sitz und Stimme beim fränkischen Reichskreis und beim fränkischen Reichsgrafenkollegium. 1692 gab der Ritterkreis die Herrschaft frei. 1701/1704 fiel sie durch Heirat an die Grafen von Schönborn (W., Atzhausen, Geesdorf [Goesdorf], Wald von Obersambach), während Järkendorf, Abtswind, Schwarzenau und Kirchschönbach durch Abtretung an Würzburg und Heimfall verlorengingen. Um 1800 umfasste die Herrschaft mit 9 Dörfern ein Gebiet von einer Quadratmeile mit etwa 1300 Bauern. 1806 fiel sie zunächst an Bayern, das sie 1810 an das Großherzogtum Würzburg abtrat und sie mit diesem 1814/1815 zurückerhielt.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 10; Wallner 693 FränkRK 24; Domarus, M., Wiesentheid. Seine Bedeutung und seine Geschichte, 1953; Domarus, M., Territorium Wiesentheid, 1956.

 

Wildenegg, Wildeneck (Burg, Landgericht). 1505 fielen nach dem bayerischen Erbfolgestreit Landgericht und Burg W. mit dem Mondseeland (Mondseer Ländchen) von Bayern an Österreich.

 

Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt.

 

Wilgartswiesen (Reichsdorf). 828 gab Wiligart den Hof W. (Wiligartawisa) bei Annweiler und Bergzabern an das Kloster Hornbach. Die Vogteirechte standen der Herrschaft Falkenburg zu. Falkenburg wird 1246 als Reichsburg erwähnt. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf W. bei Annweiler, das dieser von Graf Emich von Leiningen ausgelöst hatte. Später war die Pflege Falkenburg Leiningen und Pfalz bzw. Pfalz-Zweibrücken gemeinsam. Der Anteil Leiningens kam an Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, 1774 an Leiningen-Hartenburg, 1785 Zweibrücken. Über Bayern gelangte W. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 469, 465; Munzinger, H., Wilgartswiesen und Falkenburg, 1928.

 

Wilhermsdorf (Herrschaft). Die Herrschaft W. an der Zenn zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.

 

Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts, Winedesheim) von König Karl dem Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200 planmäßig angelegte Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück und wurde um 1280 Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an die Hohenzollern erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten Landgerichten, 1433 die Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung des Blutbannes und 1496 die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit des Rates innerhalb der Mauern. Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von 1521 bis 1555 wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie zählte zum fränkischen Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald und Steigerwald des Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich vorübergehend dem Schutz Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet und 4000 Einwohnern 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich besetzte Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129; Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim 1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die Entwicklung Windsheims vom Markt des Hochstifts zur Reichsstadt im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann, H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt Windsheim von der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19 (1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim 741-1400, 1963; Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern, 1967; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968), 421; Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im 17. Jahrhundert, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad Windsheim. Geschichte - Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9 1998, 235.

 

Winterrieden (Burggrafschaft). Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von Sinzendorf für die Burggrafschaft Rheineck unter der Benennung einer Burggrafschaft das Dorf W. des Amtes Tannheim der Abtei Ochsenhausen. 1806 fiel W. an Bayern. S. Ochsenhausen.
L.: Wolff 183.

 

Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen, die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern (Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising) sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren, wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den Grafen von Ebersberg zu verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von Hörzhausen. Seit 1115/1116 nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac) bei Aichach. Zwischen 1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für Bayern, 1180 die Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und nach Erlöschen des bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Auf der Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm, dann zwischen Lech und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von Nebenlinien der Grafen von Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen von Valley 13. Jahrhundert [1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen 1242, Grafen von Andechs 1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts das mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch Landesteilungen von 1294/1329 bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in verschiedene Teile (Oberbayern, Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724 vereinbarten die Linien in der Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige Erbfolge der beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern dankten die Wittelsbacher 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880; Doering, O., Das Haus Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Das Haus Wittelsbach und die europäischen Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG. 44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986; Wittelsbacher Hausverträge des späten Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von 1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen in Brandenburg, Tirol und Holland, DA 61 (2005), 103; Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005.

 

Wittislingen (Grafschaft, Herrschaft). In fränkischer Zeit war das schon früher besiedelte W. nordwestlich Dillingens Mittelpunkt des Gebiets zwischen Jura und Donau. Nach ihm wurde eine Grafschaft benannt, die am Ende des 18. Jahrhunderts als Rentamt über das Hochstift Augsburg zum schwäbischen Reichskreis zählte. Bereits im 10. Jahrhundert verlegten aber die Grafen ihren Sitz nach Dillingen und vererbten als Grafen von Dillingen im 13. Jahrhundert ihre Güter an das Hochstift Augsburg. Von dort gelangten sie bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 156; Wallner 684 SchwäbRK.

 

Wolfskehl von Reichenberg (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die W. mit Allersheim, Burg Reichenberg mit Zent Albertshausen, Fuchsstadt, Lindflur, Rottenbauer, Uengershausen (Ungershausen), Uettingen (Üttingen) und Geroldshausen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 17. und 18. Jahrhundert waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Ihre Güter fielen 1808 außer Allersheim an Würzburg. S. Bayern, Wolfskehl.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 396; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 168; Pfeiffer 197, 210; Riedenauer 128; Stetten 11, 33, Rahrbach 299; Neumaier 73, 149f.

 

Wolfstein (Herren, Freiherren, Grafen, Reichsgrafschaft). Seit 1291 nannten sich die Reichsministerialen von Sulzbürg nach der Burg W. bei Neumarkt, deren ältere Herren seit etwa 1120 nachweisbar sind. Sie gewannen am Anfang des 14. Jahrhunderts Allersberg (bis 1455/1470), vor 1346 Pyrbaum, im 14. und 15. Jahrhundert ein geschlossenes Herrschaftsgebiet um B., um 1350 Obersulzbürg und 1403/1404 Untersulzbürg. 1460 trugen sie die Burg und Herrschaft W. Böhmen zu Lehen auf. 1465/1466 ging W. als Lehen Böhmens durch Kauf an Pfalzgraf Otto II. zu Neumarkt über und kam von der Pfalz 1628 an Bayern. Seit 1607 war die Burg W. bereits verfallen. 1522 wurden die Herren von W. in den Freiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. Als solche waren sie Mitglied des fränkischen Reichsgrafenkollegiums. Ihre Erben waren die Grafen von Hohenlohe-Kirchberg und die Grafen von Giech. S. Wolfstein zu Sulzbürg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 8; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957.

 

Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen die Burg W. in der Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft W. über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.

 

Wolfstein (Reichsstadt). Wahrscheinlich unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa entstand zur Sicherung des Reichslands bei Kaiserslautern die Burg Altwolfstein bei Kassel. Daneben gründete König Rudolf von Habsburg 1275 auf Reichsgut die reichsunmittelbare Stadt W. Nach verschiedenen Verpfändungen kam sie an die Pfalz und von 1605 bis 1673 an Pfalz-Simmern. 1815 gelangte W. zu Bayern, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Jung, O., Das alte Wolfstein (1275-1950), (1950).

 

Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs, der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren. Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt. 1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer, Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis, Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.

 

Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803 (?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über. Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273 wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt, doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.; Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M., Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert, F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.

 

Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788 eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812 erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.

 

Wullenstetten (Herrschaft), Waldenstetten. Die Herrschaft W. an der Iller (bei Kirchberg und Weißenhorn) gehörte (am Ende des 18. Jahrhunderts) innerhalb Schwäbisch-Österreichs den Grafen Fugger (Fugger-Babenhausen, Babenhausen und Boos, Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Kirchberg und Weißenhorn). Später fiel W. an Bayern.
L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45.

 

Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel 169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168; Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilbd. 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008.

 

Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742 richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter. 1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied des Ritterkreises Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana. Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f., 24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg, 1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl, K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24 (1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960); Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16. Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst, A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638, 1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007.

 

Zobel von Giebelstadt, Zobel zu Giebelstadt, Zobel (Reichsritter). Im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählten die Z. mit Teilen von Baiertal (Baierthal) bei Tauberbischofsheim, Teilen von Balbach, Darstadt, Teilen von Giebelstadt, der Hälfte von Goßmannsdorf, Schloss und Gut Guttenberg, Herchsheim, Messelhausen, Osthausen und Teilen von Segnitz, Lipprichhausen (Lipprichshausen) und Teilen von Rütschdorf zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie anfangs in den Kantonen Altmühl und Baunach sowie im frühen 18. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Von 1717 bis 1727 gehörten sie wegen von den Thüngen ererbter Anteile an Freudental und von 1727 bis 1770 als Personalisten dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben an. Messelhausen, Balbach und Rütschdorf fielen 1808 an Baden, Giebelstadt an Würzburg und Lipprichshausen an Bayern. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 397; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 171; Pfeiffer 210; Riedenauer 128; Stetten 33,38, 183, 186, 188; Schulz 274; Rahrbach 305; Neumaier 73, 149, 151f.

 

Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz desPfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz, Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg, Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L., Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt 1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl, J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.