Baden in der deutschen Landesgeschichte (649)
Aach (Herrschaft). A. an der Quelle der
Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert und wird erstmals 1158
erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen diese
um 1200 an das Hochstift Konstanz gelangte, dessen habsburgischer Bischof sie
wohl kurz nach 1273 an die Grafen von Habsburg gab. Als Teil der
österreichischen Vorlande (Vorderösterreich) wurde sie oft verpfändet. 1543
wurde sie der Landgrafschaft Nellenburg Österreichs zugeteilt. Am 26. 12. 1805
bzw. 1806 gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E.,
Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985.
Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen
Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen
zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter
Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig
gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von
Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg
verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur
Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann,
1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht
(0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der
schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt. 1802/1803
fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige Weiler und Höfe
beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts.
Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft, Kanton).
Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern beherrschte, seit
dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6. Jahrhundert dem
fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die Aare wird 763 erstmals als A.
bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und Unteraargau geschieden. Der
Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft Berns, der
Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von Habsburg, die ihn 1264/1400 von
den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen 1173/1174 folgenden Grafen von Kiburg
(Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die schweizerische Eidgenossenschaft den
Unteraargau. Danach unterstand der westliche Teil mit Lenzburg, Zofingen, Aarau
und Aarburg Bern, kleinere Teile Luzern und Zürich, die Grafschaft Baden, die Städte Mellingen und Bremgarten sowie das
Freiamt im Osten seit 1443 als gemeine Herrschaft den acht eidgenössischen
Orten. 1528 wurde im Berner Gebiet die Reformation eingeführt. 1798 entstanden
die beiden Kantone A. und Baden der Helvetischen
Republik, die 1803 unter Einbeziehung des österreichischen Fricktals vereinigt
wurden. 1805 wurde der A. souveräner Kanton der Schweiz. 1831 erhielt er eine
liberale Verfassung. 1841 wurden im aargauischen Klosterstreit die Klöster
aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg);
Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v.
Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau,
Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau
1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24,
27, S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz,
P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11.
Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der
Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraumes im Früh- und
Hochmittelalter, 1964; Moreau, J., Dictionairre de géographie historique, 1972,
32 Argovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 55; Hartmann, M., Die Römer im Aargau, 1985;
Eichenberger, K., Verfassung des Kantons Aargau, 1986; Geissmann, H., Das
Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991.
Abtsgmünd (reichsritterschaftliche Herrschaft). A.
mit Wöllstein zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an
Ellwangen, über das es 1802/1803 an Württemberg und 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 157.
Achberg (Herrschaft, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von Wangen werden erstmals 1194
genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14. Jahrhundert an die
Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von Molpertshaus, die A. 1352
Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von Königsegg, 1530 erbweise an
die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), 1691 als zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von den Herren von
Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden (Landkomtur zu
Altshausen), 1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte von 1806 an
Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854 war A. Sitz
eine Oberamtes. 1947 kam es zu Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave
Achberg, 1922.
Achstetten (Herrschaft). In dem erstmals 1194
genannten A. bei Biberach saß seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Zweig der
Herren von Freyberg. 1447 veräußerten sie ein Drittel der Herrschaft an die
Abtei Gutenzell. 1639 kamen die restlichen Güter beim Aussterben der Linie an
die Grafen von Oettingen-Spielberg zu Schwendi, 1766 durch Tausch an die
Freiherren von Welden-Großlaupheim, 1795 an die Freiherren (seit 1819 Grafen)
Reuttner von Weil (Reutner von Weil). S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Adelmannsfelden (Herrschaft). A. westlich von Ellwangen
wird erstmals 1113 erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren Adelmann von
Adelmannsfelden, die um die Mitte des 14. Jahrhundert die namengebende Burg
aufgaben. A. selbst fiel nach dem Interregnum an die Grafen von Oettingen und
von dort durch Verkauf 1361 an das Kloster Ellwangen, 1380 an die Schenken von
Limpurg und 1493 an Georg von Vohenstein. 1806 kam die zuletzt 46 Dörfer
umfassende, zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft an
Württemberg und damit A. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Adelmannsfelden, F. G. Frhr. v., Zur Geschichte von
Adelmannsfelden, 1948; Der Ostalbkreis, 1978; Franz, G. Frhr. v., Zur
Geschichte von Adelmannsfelden, 1984.
Adelsheim (Freiherren, Reichsritter, Herrschaft).
A. bei Buchen westlich von Mergentheim war schon in fränkischer Zeit besiedelt
(799 genannt). Ortsherren waren seit Beginn des 14. Jahrhunderts die Herren von
A., denen auch Sennfeld bei Buchen zur Hälfte gehörte. 1347 wurde der Ort Stadt
genannt und war Lehen Würzburgs. Stadtrechte wurden 1347 durch König Karl IV.
verliehen. Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die ursprünglich wohl
reichsministerialischen Freiherren von A. (mit der vor 1439 erworbenen
Herrschaft A., einem Achtel Edelfingen, Binau am Neckar, Laudenberg, Sennfeld,
Volkshausen, drei Fünfteln Wachbach, Nassau bei Weikersheim, mit einem Drittel
Hachtel und zwei Dritteln Dörtel) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren sie auch im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert. 1806 gelangte A. an Baden.
Wachbach mit Hachtel und Dörtel fielen 1808 an Württemberg, Laudenberg,
Volkshausen und Sennfeld an Baden. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Hölzle, Beiwort 55; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Winkelmann-Holzapfel 141; Pfeiffer 197; Riedenauer 122; Stetten 32, 35, 184,
186; Rahrbach 3; Neumaier; Weiss, J., Regesten der Freiherrn von Adelsheim und
der Stadt Adelsheim, 1885;.Graef, G., Heimatbilder aus der Geschichte der Stadt
Adelsheim im badischen Frankenland, 1939; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur
Reichsritterschaft, 1997, 209.
Adelsreuth (Herrschaft), Adelsreute. Die Herrschaft
A. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts der Abtei Salem. Diese gelangte über Baden (1802/1803) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180.
Adelstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. zählte zum Kanton Kocher und kam bei der Mediatisierung an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein
hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich
von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim
Erlöschen der Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen
von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die Grafen von
Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt Ulm von dem
verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg und die Herrschaft
diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die
Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.
Aldingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). A.
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
L.: Stein, N./Theiner, E./Pfitzenmayer, H., Die Herren von Kaltental und die
reichsfreien Nothaft von Hohenberg, 1989.
Alfingen (Herrschaft). Die um A. (Wasseralfingen) bei Aalen gebildete Herrschaft wurde 1553 von der Propstei Ellwangen erworben. Über Württemberg (1802/1803) kam A. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Wasseralfingen.
Allerheiligen (Kloster). 1196 gründete Uta von
Schauenburg die Prämonstratenserpropstei A. im nördlichen Schwarzwald. Im 13.
Jahrhundert wurde das Kloster dem Kloster Lorsch einverleibt, 1657 zur Abtei
erhoben. Diese kam 1803 an Baden. S. Baden-Württemberg.
L.: Heizmann, L., Das Prämonstratenserkloster Allerheiligen, 1924.
Allmut (Herrschaft), Almut. Die Herrschaft A. im Hochschwarzwald gehörte zur Grafschaft Bonndorf, die 1613 durch Kauf an die Abtei Sankt Blasien gelangte. Über Baden (1802/1803) kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Alpirsbach (Kloster). 1095 wurde an der oberen
Kinzig das Benediktinerkloster A. gegründet. Vögte waren seit etwa 1400 die
Grafen, später die Herzöge von Württemberg. 1559 wurde die Reformation
eingeführt und das Klosteramt zum evangelischen Kirchengut gezogen, 1810 auf
die angrenzenden weltlichen Ämter verteilt. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Schmidt, R., Kloster Alpirsbach, 1965; Alpirsbach, hg. v.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, 2001.
Altburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. mit Weltenschwann bzw. Weltenschwan zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Altdorf (Reichsdorf). A. bei Ravensburg wird
erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. 1330 verpfändete Ludwig der
Bayer die Reichssteuern zu A. und 1332 das Reichsdorf A. an den Grafen Hugo von
Bregenz. Im Wege erbrechtlicher Nachfolge kam es von dort an die Grafen von
Montfort. 1415 verpfändete König Sigismund den Ort, dem er 1414 die Rechte
bestätigt hatte, an den Reichserbtruchsess Johann von Waldburg. S. Baden-Württemberg
L.: Dacheröden 120; Hugo 450; Wolff 44.
Alteburg (Herrschaft). Die um A. gebildete
Herrschaft wurde 1437 von der Reichsstadt Reutlingen erworben. Diese fiel 1803
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 89.
Altensteig (Herrschaft). A. bei Calw wird erstmals
um 1085 genannt (Aldunsteiga). Es gehörte seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts
zur hohenbergischen Herrschaft Wildberg, von der es 1355 bei einer Güterteilung
als eigene Herrschaft abgetrennt wurde. Die Stadt ist eine Gründung der Grafen
von Hohenberg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. 1398 kam A. durch
Kauf von Hohenberg zur Hälfte, wenig später ganz an die Markgrafen von Baden, 1603 durch Kauf an die Herzöge von Württemberg
(bis 1811 Amt). Von 1945 bis 1952 gehörte das Gebiet zu
Württemberg-Hohenzollern, danach zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Böhmler, H., Geschichte von Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf
und dessen Filialorten Zumweiler, Heselbronn und Lengenloch, 1911; 700 Jahre
Stadtgeschichte Altensteig, 1987.
Althohenfels (Herrschaft). Die Burg A. am Bodensee
bei Sipplingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1479 von der
Reichsstadt Überlingen erworben wurde. S. Baden-Württemberg.
L.: Lachmann, T., Alt- und Neuhohenfels, 1967.
Altmannshofen (Herrschaft, Reichsritter). Nach dem
1188 erstmals belegten A. (Altmannishovin) an der Straße von Lindau nach
Memmingen nannten sich seit 1201 die von den von Lautrach stammenden Herren von
A., die das Marschallamt in Schwaben innehatten. Ihre Güter wurden 1478/1539
von den Herren von Landau erworben. 1601 kam die Herrschaft an die Freiherren
von Muggental, die seit 1662 an die Truchsessen von Waldburg-Zeil verkauften.
Die dem Ritterkanton Hegau-Bodensee-Allgäu (Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben steuerbare Herrschaft fiel 1806 an Württemberg und damit
das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Kreis Wangen, 1962.
Altshausen (Reichsdorf, Deutschordenskommende bzw.
Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen, Alschhausen, Aschhausen. A.
nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser Heinrich II. mit der Grafschaft
im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft seiner an Donau und in Oberschwaben
reich begüterten Familie ist ungeklärt. Seit etwa 1134 nannten sich die Grafen
von A. nach Veringen. Um 1170 begründeten sie die Grafen von Nellenburg. A. kam
1245 über die Grafen von Grüningen-Landau an den Reichskämmerer Heinrich von
Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A. wurde die reichste der 16
Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund. Seit dem 15. Jahrhundert war A.
Sitz des Landkomturs, der den Rang eines Reichsgrafen hatte. Zur Herrschaft A.
zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die Herrschaften Arnegg, Illerrieden,
Ellenhofen, Achberg, Hohenfels und Rohr-Waldstetten (1673). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte A. als Komturei des Deutschen Ordens mit einem Gebeit von
etwa 3,5 Quadratmeilen dem schwäbischen Reichskreis an. Über Württemberg kam A.
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Elsaß und
Burgund (Ballei des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert (734?)
das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die vor
allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am Wald
Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über die
Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg gezogen.
Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit der
Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift
Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die im späten 16.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken war und
um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und als Entschädigung
an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das neue Fürstentum
mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und 1816
an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch.
25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die
Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei
Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K.,
Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das
Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren
Odenwald, 1988.
Argen (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen umfassenden Herrschaften
Tettnang und A. über Österreich zum schwäbischen Reichskreis. S. Tettnang, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 197; Wallner 686 SchwäbRK 21; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Arnegg (Herrschaft). A. an der Blau westlich
von Ulm war vermutlich ursprünglich Lehen der Grafen von Dillingen. Die um die
Burg gebildete Herrschaft wurde 1338 durch die Grafen von Württemberg und den
Ulmer Bürger Hans von Stein, der seinen Anteil später an Württemberg
veräußerte, von der Ulmer Familie Seveler erworben. Später wurde die Herrschaft
an die Stein von A. und 1410 an die Herren von Stadion verpfändet, die sie 1470
erwarben. 1700 kam sie an die Deutschordenskommende Altshausen der Ballei
Elsass und Burgund, 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Fink, H., Markbronn und seine Geschichte, 1969.
Aschhausen (Reichsritter). Vom 16. bis 17.
Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreis Franken. Von
etwa 1600 bis um 1648 waren sie mit Steinbach ob Zeil auch im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. A. kam 1671 als heimgefallenes Lehen des Erzstifts
Mainz durch Kauf an das Kloster Schöntal, 1803 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 210; Bechtolsheim 17,
193; Stetten 32; Riedenauer 122; Rahrbach, A., Reichsritter in Mainfranken,
2003, 6; Neumaier 72;
Asperg (Grafen). Eine Seitenlinie der Pfalzgrafen von Tübingen nannte sich seit 1228 nach A. bei Ludwigsburg, das 819 von Graf Gozbert an Weißenburg im Elsass und von diesem 1181 als Lehen an die Pfalzgrafen (Pfalz) gekommen war. 1308 wurde A. von Württemberg gekauft. S. Baden-Württemberg.
Aulendorf (Herrschaft). A. an der Schussen
erscheint erstmals 935. 1381 gehörte es den Herren von Königsegg, denen Kaiser
Friedrich III. die Hochgerichtsbarkeit verlieh. 1629 wurde es Residenz der
(reichsunmittelbaren und dem schwäbischen Reichskreis zugehörigen) Reichsgrafen
Königsegg. 1806 fiel es an Württemberg, über das es 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 201; Wallner 688 SchwäbRK45.
Aulfingen (Herrschaft). 1776 kam die Herrschaft A.
von den Freiherren von Wessenberg an die Fürsten von Fürstenberg. S. Wessenberg
zu A., Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach
Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem
Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie
Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde bis 1302 innehatte.
Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw.
Fürsten von Fürstenberg, den Allodialerben der Herzöge von Zähringen,
verbunden. Hauptsächlicher Inhalt dieser Stellung dürfte die Innehabung des
seit dem Ende des 14. Jahrhunderts belegten Landgerichts gewesen sein. 1318
erbten die Grafen von Fürstenberg auch die wartenbergischen Güter, verloren
aber 1305 Bräunlingen und Villingen an Habsburg. 1403 wird dann die
fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt, 1500 auch die Landgrafschaft
Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553 Möhringen, 1537 Blumberg und
1620 Hüfingen an Fürstenberg. Bis 1744 war die B. mehrfach unter verschiedenen
Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10 Quadratmeilen große
B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse
in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979;
Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; .
Bachenau (Reichsdorf). B. an der Jagst bei
Wimpfen erscheint in einer Urkunde von 1360, in der Kaiser Karl IV. der
Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, das demselben verpfändete
Dorf bis zur Wiedereinlösung durch das Reich bestätigte. S. Baden-Württemberg.
L.: Hugo, 456.
Baden
(Grafschaft, Residenz Habsburgs). B. im Aargau war bereits in römischer Zeit
ein Bad (Aquae Helveticae). 1415 wurde der 1291 an Habsburg gelangte Ort von
den Schweizer Eidgenossen erobert und Sitz des Landvogts der Grafschaft B. 1712
kam B. an Zürich, Bern und Glarus. Von 1798 bis 1803 bildete die ehemalige
Grafschaft mit dem Freiamt den Kanton B., der dann zum Kanton Aargau kam.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E1/2; Die
Urkunden des Stadtarchivs zu Baden, hg. v.
Welti, E., Bd. 1f. 1896ff.; Mächler, R., Baden,
Bern 1955; Mittler, O., Geschichte der Stadt Baden,
1962ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748, 1, 2,27.
Baden
(Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das
römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im
3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein
B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B.
wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I.
von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte
sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die
breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden,
das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in
Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde
1556 evangelisch, Baden-Baden
nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach
trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim,
Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch
und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach
vorübergehend an Baden-Baden.
1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine
Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im
Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und
Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um
1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch
§ 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher
vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs,
Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete.
1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste
es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis
und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
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Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger,
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1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
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20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
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Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur
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und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons Adler
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Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
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Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952,
2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann,
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südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
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Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn
der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg
(1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der
Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008.
Baden-Baden
(Markgrafschaft, Residenz). B. ist seit 1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen
von Baden (obere Markgrafschaft Baden) mit der Residenz in Baden(-Baden) und seit 1705 in dem 1247 erwähnten, im 13.
Jahrhundert von den Grafen von Eberstein-Calw erlangten Rastatt. Zur
Markgrafschaft gehörten alle mittelbadischen Güter, die südlich des Flusses Alb
lagen, eingeschlossen die Schirmvogtei über die Klöster Herrenalb und
Frauenalb, die linksrheinische Herrschaft Beinheim und die Herrschaften in
Luxemburg;. Für B. wurde 1588 ein vom Württembergischen Landrecht von 1567 und
den Kursächsischen Konstitutionen von 1572 beinflusstes, bis 1810 geltendes
Landrecht erlassen (Badisches Landrecht 1). Von 1594 bis 1622 war B. von Baden-Durlach besetzt. 1666/1667 erwarb es Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 wurde B. von Baden-Durlach
beerbt.
L.: Wolff 164; Zeumer 553 II b 29, 61, 10; Wallner 684 SchwäbRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 28; Kicherer, D., Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden, 2008;
Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz, 2008.
Baden-Durlach (Markgrafschaft). B. ist seit 1515/1535
eine Teillinie der Markgrafen von Baden mit der
Residenz in Pforzheim, seit 1565 in Durlach und seit 1724 in Karlsruhe. B.
umfasste die breisgauischen Herrschaften Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler (sog. Markgräflerland) sowie die Ämter,
Städte und Schlösser Pforzheim, Durlach, Mühlburg (Mühlberg), Remchingen,
Stein, Graben und Staffort, Altensteig und Liebenzell, Mundelsheim und
Besigheim, dazu die Dörfer am Rhein nördlich der Alb mit der unteren Hardt.
1556 wurde B. evangelisch. Zwecks Aufbringung der bei der Besetzung von Baden-Baden (1594-1622)
entstandenen Kosten trat B. Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell
an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648
kam B. vorübergehend an Baden-Baden. Für B. wurde 1654 ein schon 1622 gedrucktes,
bis 1810 geltendes „Landrecht und Ordnung der Fürstenthumber der
Markgraveschaften Baden und Hochberg“ usw. in
Kraft gesetzt (Badisches Landrecht 2). 1771 beerbte das zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelte B. die Linie Baden-Baden. Baden umfasste
um 1800 ein Gebiet von 27 Quadratmeilen.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 30; Wallner 684 SchwäbRK 4; Strobel, E.,
Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1935;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Baden-Hachberg s. Hachberg.
L.: Wallner 685 SchwäbRK 5.
Baden-Sausenberg s. Sausenberg.
Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit 1918/1919 gab
es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu
Preußen gehörenden Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen
die alliierten Militärregierungen aus Nordbaden und Nordwürttemberg das
amerikanisch besetzte Land Württemberg-Baden mit
der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom 28. 11. 1946, aus Südbaden
das französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt
Freiburg und einer Verfassung vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg und
Hohenzollern das französisch besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der
Hauptstadt Tübingen und einer Verfassung vom 18. 5. 1947. Versuche, diese drei
Länder zu vereinigen, scheiterten zunächst an der (süd-)badischen Forderung der
Wiederherstellung Badens. Bei einer auf Grund
eines Neugliederungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 4. 5. 1951 am
6. 12. 1951 durchgeführten Volksabstimmung wurde mit der Mehrheit (insgesamt
69,7 %) Nordbadens, Nordwürttembergs und Südwürttembergs (mit Hohenzollern)
gegen Südbaden die Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am 9. 3. 1952 wurde
eine verfassungsgebende Landesversammlung für das neue Bundesland Baden-Württemberg, das 35750 Qadratkilometer mit
(1964) 8,207 Millionen Einwohner umfasste und zu dessen Hauptstadt Stuttgart
bestimmt wurde, gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt das Land eine Verfassung. Bei
einem Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen sich nur 22 % der südbadischen
und 8,7 % der nordbadischen Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung
des Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930;
Eschenburg, T., Verfassungs- und Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952;
Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg,
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Land und Volk in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Appel, R./Miller, M./Schmitz,
J., 1961; Staatshandbuch für Baden-Württemberg.
Wohnplatzverzeichnis 1961, 1964; Baden-Württemberg.
Staat, Wirtschaft, Kultur, hg. v. Pfizer, 1963; Piel, F., Baden-Württemberg, 1964; Baden-Württemberg.
Land, Volk, Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Reihe: Information, 1964; Handbuch
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hg. v. Miller, M., 1965; Konstanzer, E., Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg, 1969; Miller, M./Sauer, P.,
Württembergische Geschichte, 1971; Historischer Atlas von Baden-Württemberg, hg. v. d. Kommission für
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Lief. 1ff. 1972ff.; Das Land Baden-Württemberg.
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Landeskundlich-statistische Grunddaten, hg. v. d. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 1975; Feuchte, P.,
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1983; Bury, C., Der Volksentscheid in Baden,
1985; Die Geschichte Baden-Württembergs, hg. v. Rinker,
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Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Handbuch der
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Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 15ff.
Badenweiler (Herrschaft). Bereits in römischer Zeit
bestand in B. bei Müllheim eine Siedlung. Das 1028 Baden
genannte B. war Sitz einer um die 1122 zähringische Burg gelegenen Herrschaft, die
um 1368 an die Grafen von Freiburg überging. 1444 kam es an die Markgrafen von
Hachberg (Baden-Hachberg), 1503 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Mylius, H./Nierhaus, R., Badenweilers Kurbad zu römischer Zeit, 1953.
Baindt (Reichsabtei). 1227 sammelten sich
Frauen in Seefelden, 1231 in Mengen, dann in Boos bei Saulgau. Ihnen stellte
Papst Gregor IX. am 20. 6. 1236 eine Gründungsurkunde für eine
Zisterzienserinnenabtei aus. 1240/1241 verlegte der Schenk und Landvogt Konrad
von Winterstetten die Abtei nach B. Kaiser Friedrich II. gewährte ihr den
Schutz des Reiches (21. 8. 1240, März 1241). Die Abtei unterstand der
geistlichen Aufsicht Salems und hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet. 1803
wurde die reichsunmittelbare Abtei mit Sitz im schwäbischen Prälatenkollegium
des Reichstags säkularisiert und fiel an den Grafen von Aspremont
(Aspremont-Linden). 1806 kam sie an Württemberg und damit B. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 194; Zeumer 552 II a 36, 21; Wallner 690 SchwäbRK 102; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Schützbach, B., Chronik und Heimatbuch der
Gemeinde Baindt - Hortus Floridus, 1981; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft
und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; Woll, G., Das Zisterzienserinnenkloster Baindt, Tübingen 1983
(Magisterarbeit); Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im
Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten, 1986; Baindt: hortus
floridus. Festschrift zur 750-Jahrfeier, hg. v. Beck, O., 1990.
Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses
erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift
Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen
von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung des
Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798
kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Ballmertshofen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Thurn und Taxis. S. Baden-Württemberg
Balzheim (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs gehörte die Herrschaft B. an der Iller in Burgau den Herren von B. (Ehinger von B. † 1734). S. Baden-Württemberg.
Bargau (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das erstmals 1326 erwähnte B. (Bargen) bei Schwäbisch-Gmünd ist vielleicht
ursprünglich ellwangisches, dann hohenlohisches Lehen der Herren von Rechberg,
die 1393 die Herrschaft zu eigen erwarben und 1544 an die Reichsstadt
Schwäbisch Gmünd verkauften. Mit ihr kam B. 1802/1803 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 88; Schulz 275; Seehofer, J., Bargau in Geschichte und
Gegenwart, 1953.
Bartenstein (Herrschaft). In dem 1247 erstmals
genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg von den Herren von Stein
errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350 Lehnsmannen des Reiches
und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und Hohenloher Lehen sowie Allodien
entwickelte sich eine Herrschaft, die zwischen 1438 und 1475 allmählich von den
Grafen von Hohenlohe erworben und dann dem Bischof von Würzburg zu Lehen
aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an die Linie Hohenlohe-Waldenburg, danach
an die Linie Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein, 1806 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Bartholomä (reichsritterschaftlicher Ort). Das bis
zum Ende des Mittelalters Laubenhart genannte Dorf B. östlich von Schwäbisch
Gmünd gehörte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zur Herrschaft Lauterburg. Es
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft
der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals
(Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund (999/1000) begründet.
Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft Härkingen bzw.
Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die aber teilweise
rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13. Jahrhundert
wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel, Ajoi (=
Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval, Biel, La
Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel und die
Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im 14./15.
Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg
und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig
die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit 1395 meist
in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460 eine neue
Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen
(endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der Eidgenossenschaft.
1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die hochstiftischen
Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der Bischof verlegte
seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband sich 1577 mit den
katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten schließlich
Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen), Tessenberg,
Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen), Pfeffingen
(Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels,
verwandelten sie in eine Raurakische Republik und gliederten sie am 23. 3. 1793
Frankreich ein (Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen
Teile Basels annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam
1803 an Baden. Der Wiener Kongress (1815)
bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden, Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel
in römischer Zeit, 1955; Bühler, M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im
ehemaligen Fürstbistum Basel, 1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980,
1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche Gesellschaft und städtische Herrschaft im
Spätmittelalter. Zum Verhältnis von Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg
1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39; Gröbli, F., Bibliographie von Basel,
2005; Meyer, W., Da verfiele Basel überall, 2006.
Bauerbach (Reichsdorf). B. bei Bretten ist 778/779
erstmals als Gut Lorschs genannt (Burbach). Von Lorsch ging es an das Kloster
Hirsau über. Vermutlich über die Staufer kam die Vogtei über den Ort an das
Reich. 1305 gab König Albrecht I. B. an Zeisolf von Magenheim. Am 18. 7. 1330
verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim die
Vogtei. Die Magenheim traten ihre Rechte an die Hofwarte ab, die B. zeitweise
weiterverpfändeten. Seit 1463 übernahm die Pfalz die Schirmhoheit und ließ sich
darin auch durch den Verkauf des Ortes samt Vogtei durch Hirsau an das
Domkapitel in Speyer (1511) nicht beeinträchtigen. 1803 kam B. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 452, 460; Bickel, O./Bickel, B., Bauerbach. Vom Reichsdorf zum
Brettener Stadtteil, 1978.
Baumgarten-Eriskirch (Herrschaft). Die Herrschaft B. am
Bodensee wurde 1472 von der Reichsstadt Buchhorn erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 224.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau
und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985 wieder
erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben,
von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der
Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die
Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern
verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die
Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des
Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und
einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete.
1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem
Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und
Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter
in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient
(im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach
dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen
Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie
Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das
Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem
Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil
Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg
ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen.
1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol,
Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich
zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis
Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte
Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die
verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
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1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
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Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen
Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann,
D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der
Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der
Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A.
2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg,
Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs
Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997;
Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998;
Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber,
R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M.,
Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der
Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810);
Grundlagen der modernenbayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007;
Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bebenhausen (Dorf). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die nördlich von Tübingen gelegenen Güter der Grafen von Neipperg in
Bebenhausen zum schwäbischen Reichskreis. S. Baden-Württemberg.
L.: Wallner 690 SchwäbRK 99.
Bebenhausen (Reichskloster). Kurz vor 1187 gründete
Pfalzgraf Rudolf von Tübingen auf vom Hochstift Speyer eingelöstem Grund und
Boden in B. nördlich von Tübingen ein Prämonstratenserkloster, das 1190 mit
Zisterziensern besetzt wurde. Von 1280 bis zum Verkauf der Stadt Tübingen 1342
versuchten die Pfalzgrafen entgegen der Stiftungsurkunde des Klosters, dieses
ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Im 14. Jahrhundert kam die Vogtei an das
Reich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwarb Württemberg als
Nachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen allmählich die Herrschaft über das
Reichskloster. Seit 1498 besuchte der Abt den württembergischen Landtag. 1535
wurde die Reformation eingeführt. 1623 gehörten zum Kloster noch 14 Dörfer und
Weiler, acht Höfe, ein Schloss, ein Burgstall und 876 Untertanen. 1807 wurde
die Klosterverwaltung aufgelöst. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 E4; Paulus, E., Die
Cisterzienserabtei Bebenhausen, 1886; Brand, H./Krins, H./Schiek, S., Die
Grabdenkmale im Kloster Bebenhausen, 1989; Köhler, M., Die Bau- und
Kunstgeschichte, 1994.
Beinheim (Herrschaft). Die Herrschaft B. im
Unterelsass kam bei der Teilung Badens 1535 zu Baden-Baden. Am Ende
des 18. Jahrhunderts fiel sie an Frankreich. S. Baden.
L.: Wolff 164.
Bellheim (Reichshof). B. bei Germersheim wird 776
in einer Lorscher Urkunde erwähnt. Es gehörte dem Reich und befand sich in der
Mitte des 13. Jahrhunderts als Lehen in der Hand des Ritters Hugo genannt
Havener. In einer Urkunde König Albrechts vom 11. 1. 1303 für das Kloster Hördt
(Herd) wurde es als „villa nostra“ bezeichnet. Später kam es vermutlich durch
Verpfändung an die Markgrafen von Baden und von
diesen 1363 an die Pfalzgrafen bei Rhein (Pfalz). S. Bayern, Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 463; Biundo, G., Bellheim im Wandel der Zeiten, 1930.
Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei
Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im
12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen, Mähren und Polen
verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau zu Lehen und übertrug
hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von Ronsberg). Diese Linie starb
1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie der Grafen von Wartstein erwarb
Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit Österreichs hatten in
der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.
Berlichingen (Herren, Freiherren, Reichsritter). Den
1212 erstmals sicher nachweisbaren Herren von B. und dem 1176 gegründeten
Kloster Schöntal gehörte der halbe Ort B., bei dem um 800 das Kloster Lorsch begütert
war. Sie spalteten sich in zahlreiche Linien auf (u. a. Berlichingen-Rossach)
und sind vor allem Lehensmannen der Bischöfe von Würzburg. Ihr bekanntester
Vertreter ist Götz von B. (1480-1562), der Ritter mit der eisernen Hand. Bis
zum Ende des Reiches gehörten die B. mit fünf Zwölftel von Baum-Erlenbach, halb
B. (zur Hälfte Deutscher Orden), Teilen von Hengstfeld, Hettigenbeuren
(Hettingbeuren), Jagsthausen mit Olnhausen, Rossach und Unterkessach, Korb mit
Hagenbach, Merchingen mit Hüngheim, Möglingen, Neunstetten, Dippach bzw.
Diebach (Diesbach) und Gülthof Illesheim, Teilen von Walkershofen und halb
Bieringen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Von 1569 bis 1617 mit
Filseck und später mit dem 1617 erworbenen Rechenberg zählten die B. zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben und waren darüber hinaus vor und nach 1700
auch im Kanton Rhön-Werra sowie im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Bayern,
Hettigenbeuren (Hettingbeuren), Neunstetten und Hüngheim an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Seyler 351; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55, 61; Pfeiffer 210;
Winkelmann-Holzapfel 142; Riedenauer 122; Stetten 23, 32, 35, 184, 186; Schulz
258; Rahrbach 17; Neumaier 72ff.: Archiv der Freiherren von Berlichingen
Jagsthausen, hg. v. Kraus, D., 1999; Archiv der Freiherren von Berlingen zu
Jagsthausen.Akten und Amtsbücher (1244-)1462-1985, hg. v. Fieg, O., 2012
Beroldingen (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren, seit 1800 Grafen von B. mit Beerenberg
(Berenberg), Gündelhart, Wildtal und Teilen von Umkirch zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. Wegen des 1778 durch Heirat erworbenen Horn waren sie
1790-1805 auch im Kanton Kocher immatrikuliert. Im Kanton Neckar waren sie nach
dem Erwerb der Rittergüter Graneck, Frideck (Friedeck) und Niedereschach seit
1692 Mitglied. Niedereschach wurde 1737 an die Reichsstadt Rottweil, Graneck
und Frideck (Friedeck) 1756 an die von Tessin verkauft. B. fiel 1806 an
Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat. S. Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 60, 61; Ruch 82, Anhang 77, 78, 79; Hellstern 201; Kollmer 375; Schulz
258.
Bettendorf, Bettendorff (Freiherren, Reichsritter).
Ab etwa 1650 zählten die Freiherren von B. mit dem 1702 erworbenen Gissigheim,
dem 1694 erworbenen Obereubigheim und Untereubigheim zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Mit Falkenstein und Niederhofheim waren sie Mitglied des
Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1773 zählten die bereits im
Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierten, männlicherseits 1942 erloschenen B. zum Ritterkreis
Unterelsass (Elsass). Gissigheim fiel 1808 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Hölzle, Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 142; Stetten 35, 186; Riedenauer 122;
Rahrbach 19; Neumaier 39, 55, 162.
Bettmaringen (Herrschaft). Die Herrschaft B. im Hochschwarzwald gehörte über die Grafschaft Bonndorf der Abtei Sankt Blasien. S. Baden, Baden-Württemberg.
Beuron, Biron (Kloster, Stift, Abtei [1687],
Grundherrschaft). Im 861 erstmals genannten B. an der oberen Donau errichtete
der Edelfreie Peregrin ein 1097 vom Papst bestätigtes Kloster, das seit 1253
unter der Vogtei der Grafen von Zollern (Hohenzollern) und von 1409 bis 1615
der Herren von Enzberg zu Mühlheim stand. Im Donautal und Bäratal sowie auf dem
Heuberg gewann das Stift eine ansehnliche Grundherrschaft, die 1802 an
Hohenzollern-Sigmaringen kam. S. Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Zingeler, K., Geschichte
des Klosters Beuron, 1890; Engelmann, U., Beuron. Die Benediktinerabtei im
Donautal, 1957; 250 Jahre Abteikirche Beuron. Geschichte, geistliches Leben,
Kunst, hg. v. Schöntag, W., 1988.
Biberach (Reichsstadt). Um 1170 erwarb Kaiser
Friedrich I. Barbarossa an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen Güter der 1083
erstmals bezeugten Herren von Bibra und gründete die Marktsiedlung B. an der
Riss. Vermutlich um 1218 erhielt der Ort das jedenfalls 1258 bezeugte
Stadtrecht. 1282 wurde die Stadt civitas regalis genannt, 1396 erwarb sie das
Ammannamt und 1398/1401 den Blutbann als sichtbares Zeichen der
Reichsunmittelbarkeit. Bedeutendstes Gewerbe war die Leinen- und
Barchentweberei. 1531 wurde die Reformation eingeführt. Das Herrschaftsgebiet
Biberachs umfasste 27 Dörfer und gehörte fast völlig dem seit 1320 städtischen
Spital. 1802 fiel B. mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden,
1806 im Tausch gegen Villingen an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 17; Wallner 688 SchwäbRK 58; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 298ff.; Lutz, G., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Biberach, 1876; Bruder, E., Biberach an der Riss. Bildnis einer
oberschwäbischen Stadt, 1950; Eberhard, T., Die Verwaltung der freien
Reichsstadt Biberach, Diss. jur. Freiburg 1954; Maier, G., Biberach, Geschichte
und Gegenwart, 1972; Heckmann, P., Der Kreis Biberach, 1973; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1584-1648, 1983; Geschichte der Stadt Biberach, 1991;
Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Binningen (reichsritterschaftlicher Ort). B.
westlich von Singen ist seit dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelt. Bis 1623
erwarben die Herren von Hornstein die auf dem Hohenstoffeln errichteten Burgen.
Das 1706 erbaute Schloss B. diente den Freiherren von
Hornstein-Hohenstoffeln-Binningen als Sitz. S. Baden,
Baden-Württemberg.
L.: Ruch 18 Anm. 2; Hornstein-Grüningen, E. Frhr. v., Die von Hornstein und von
Hertenstein, 1911.
Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum). B. im
Nahetal erscheint 981 erstmals. Seit dem 13. Jahrhundert war es Vorort der
Hinteren Grafschaft Sponheim. Von 1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der Linie
Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1776 kam
es an die Markgrafen von Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung Frankreichs
die Kantone B., Baumholder und Grumbach geschaffen. Sie kamen durch den Wormser
Traktat am 1. 7. 1816 an Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das im Gefolge des
Wiener Kongresses von 1815 durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die Ämter B. (Kanton
B.), und Teile der Kantone Herrstein, Hermeskeil, Wadern, Sankt Wendel,
Baumholder und des Kantons Rhaunen (Oberstein und Nohfelden) mit einer Länge
von 45 Kilometern und einer Breite von 15 Kilometern als Entschädigung an das
von Napoleon 1810 annektierte Großherzogtum Oldenburg abtrat. Daraus entstand
das (nicht in Oldenburg eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918 als
Landesteil (B.) bei Oldenburg verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das Gesetz
über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen
(Rheinprovinz, eigener Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen Fürstentums
Birkenfeld, 1921; Baldes, H., Geschichtliche Landeskunde der Birkenfelder
Landschaft, 1923; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Klar, H., Geschichte der Stadt Birkenfeld, (in) Birkenfeld wird Garnison,
1964, 31ff.; Brandt, H., Von der oldenburgischen Provinz zum preußischen
Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Bischofsheim, Neckarbischofsheim (reichsritterschaftlicher
Ort). B. (Neckarbischofsheim) südöstlich von Waibstadt zählte zum Kanton
Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. S. Baden
(Neckarbischofsheim), Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Blaubeuren (Kloster). Um 1085 verlegten die
gräflichen Brüder Pfalzgraf Sigiboto von Ruck, Anselm und Hugo von Tübingen
eine bei Egelsee (um 1080?) versuchte Klostergründung an die an der Blauquelle
bestehende Siedlung Beuron. Vögte waren nach den Grafen von Tübingen um 1280
die Grafen von Helfenstein, 1303 Habsburg und 1308 Württemberg, das B.
1535/1536 zum landsässigen Kloster machte. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161f.; Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg,
bearb. v. Quarthal, F., 1975, 160ff. (Germania Benedictina 5); Kloster
Blaubeuren 1085-1985, hg. v. Eberl, I., 1985; Blaubeuren. Die Entwicklung einer
Siedlung in Südwestdeutschland, hg. v. Decker-Hauff, H./Eberl, I., 1985;
Lonhard, O., 900 Jahre Blaubeuren. Kritische Überlegungen zur
Gründungsgeschichte, Zs. f. württemb. LG. 46 (1987); Eberl, I., Blaubeuren an Aach
und Blau, 1989; Güter und Untertanen des Klosters Blaubeuren im Spätmittelalter
- Das Lagerbuch von 1457, hg. v. Schürle, W., 2005.
Blumberg (Herrschaft). B. an der Schwäbischen Alb
entstand als Burg. Sie war Sitz der Herren von B. 1536/1537 kam B. an die
Fürsten von Fürstenberg, 1806 an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Bader, K., Burg, Dorf, Stadt und Herrschaft Blumberg, 1950.
Blumenfeld (Herrschaft). B. bei Konstanz war
Mittelpunkt der Herrschaft B. Sie kam nach 1292 von den Herren von B. an die
Ritter von Klingenberg. 1488 wurde sie an die Deutschordenskommende Mainau
verkauft, die B. zum Sitz eines Amtsbezirkes mit 13 Ortschaften machte. 1806
kam B. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 196; Stoll, F., Der großherzoglich-badische Amtsbezirk Blumenfeld,
1855; Motz, P., Die alten Hegaustädte Engen, Aach, Blumenfeld und Tengen, Bad.
Heimat 1930, 64ff.
Böbingen (Herrschaft). Die Herrschaft B. wurde 1715 von der Fürstpropstei Ellwangen erworben. Sie fiel 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Böckingen (Reichsdorf). B. (zum Personennamen
Bago) bei Heilbronn wurde am 3. 8. 1310 von Heinrich VII. an Graf Albrecht von
Löwenstein als Lehen ausgegeben. Zwischen 1342 und 1431 kam der Ort durch Kauf
an die Reichsstadt Heilbronn, mit der er 1802 an Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Hugo 452; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und ihres ehemaligen
Gebietes, 1828.
Bödigheim, Bödikeim, Bödigkheim (Reichsritter). B.
bei Buchen erscheint um 1100 in den Händen des Klosters Amorbach. Dieses gab
1286 an Wiprecht Rüdt ein Felsplateau zur Errichtung einer Burg ab. Um 1550
zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1806 kam B. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Vorburger zu B., Rüdt von Collenberg.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Ulrichs 209; Neumaier 75.
Bodman, Bodmann (reichsritterschaftlicher Ort,
reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter). Die Familie der
Freiherren von B., die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild in Schwaben, Teil Hegau und am Bodensee war, ist seit dem 15.
Jahrhundert in die Linie B. zu Bodman (Bodman, Espasingen, Wahlwies, Kargegg,
Mooshof, 1786 Kauf Liggeringens, 1790 Kauf der Herrschaft Schlatt, davon
Bodman, Espasingen und Wahlwies im 17. Jh. an die Linie B. zu Kargegg) und die
Linie B. zu Möggingen (1752 mit Möggingen, Liggeringen, Güttingen und Wiechs,
Aufspaltung in die Zweige B. zu Güttingen, B. zu Möggingen, B. zu
Wiechs).geteilt. Der Ort Bodman und die Familie B. zählten zum Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee (Hegau) des Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen die Güter
an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat,
über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg
gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2,
592; Ruch, Anhang 3, 79; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild
in Schwaben, 1941, 34; Flohrschütz, G., Zur ältesten Geschichte der Herren von
Bodmann, Diss. phil. München 1951; Danner, W., Studien zur Sozialgeschichte
einer Reichsritterschaft in den Jahren der Mediatisierung. Entwicklung der
politischen und wirtschaftlichen Stellung der Reichsfreiherren von und zu
Bodmann 1795-1815, (in) Hegau 17/18 (1972/1973), 91ff.; Bodman. Dorf,
Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., Bd. 1 1977, Bd. 2 1985; Gräflich von
Bodmansches Archiv, bearb. v. Halbekann, J., 2001.
Bodman zu Bodman, Bodmann (Freiherren, Reichsritter).
Seit dem 15. Jahrhundert zählten die B. zunächst mit Bodman, Espasingen,
Wahlwies und dem Hof Kargegg und Mooshof zum Ritterkreis Schwaben (Kanton
Hegau). Sie erweiterten ihre Güter 1786 durch den Kauf von Liggeringen und 1790
durch den Kauf der Herrschaft Schlatt. 1806 fielen die Güter an Württemberg,
das sie 1810 an Baden abtrat, über das sie
1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Ruch 18 Anm. 2, 82; Hölzle, Beiwort 60; Bodmann, L. Frhr. v., Geschichte
der Freiherren von Bodmann, 1894ff.; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Bohlingen (Herrschaft). B. westlich von Radolfzell
am Bodensee wird 733 erstmals erwähnt. Im 9. Jahrhundert war der dortige Kelhof
in der Hand des Bischofs von Konstanz. Nach 1300 stand die um B. gebildete
Herrschaft den Herren von Homburg zu, die seit 1426 auch die
Blutgerichtsbarkeit ausübten. Ihnen folgten von 1456 bis 1469 das Kloster Salem
und von 1469 bis 1497 die Grafen von Sulz. Von diesen gelangte die Herrschaft
mit 5 Dörfern 1497 an das Hochstift Konstanz und mit diesem 1803 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156; Waßmann, H., Geschichte des Dorfes und der ehemaligen Herrschaft
Bohlingen, 2. A. 1951.
Bonfeld (reichsritterschaftliches Dorf). Nach B.
südwestlich von Wimpfen nannten sich seit dem frühen 13. Jahrhundert Herren von
B. Nach ihrem Aussterben um die Mitte des 15. Jahrhunderts traten die Herren
von Helmstadt an ihre Stelle, die B. als Mannlehen des Hochstifts Worms hatten.
1476 erwarben die Gemmingen den zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben
zählenden Ort, der über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 510.
Bonndorf (Herrschaft, Grafschaft). B. im
Hochschwarzwald wird 1223 erstmals erwähnt. Die Herrschaft B., die B.,
Münchingen, Wellendingen, Gündelwangen und Boll, später auch Holzschlag und
Glashütte sowie seit 1609 Grafenhausen umfasste, gehörte seit 1460 zu Lupfen
(Landgrafen von Stühlingen), wurde später aber reichsunmittelbar. 1613 gelangte
sie durch Kauf von Joachim Christoph von Mörsberg für 150000 Gulden an die
Abtei Sankt Blasien, die sie 1699 durch die Ämter Blumegg, Gutenburg
(Gutenberg) und Bettmaringen zur Grafschaft B. erweiterte. Dadurch wurde der Abt
von Sankt Blasien 1746 Reichsfürst. 1803 kam das 3,5 Quadratmeilen große B. mit
8000 Einwohnern an den Malteserorden (Großpriorat Heitersheim), 1805 an
Württemberg und 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 15; Wallner 687 SchwäbRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Kürzel, A., Der Amtsbezirk oder die
ehemals St. Blasianische Reichsherrschaft Bonndorf, 1861; Stadt auf dem
Schwarzwald Bonndorf, hg. v. d. Stadt Bonndorf, 1980.
Bönnigheim (Reichsstadt, Ganerbiat, Ganerbschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 793 gab die Nonne Hiltpurg B. bei
Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg B. gehörte 1183 den Staufern. Im
13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von Lorsch an das Erzstift Mainz
über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt erhoben, aber bald dem Reich
entfremdet. 1288 kaufte ihn König Rudolf von Habsburg, der ihn seinem
natürlichen Sohn Albrecht von Löwenstein überließ. Von dessen Witwe fiel er
1330 an Friedrich von Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam es zu einer
Ganerbschaft (Ganerbiat) zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg und dem
Erzstift Mainz. Bis 1750 setzte sich das Erzstift Mainz durch. 1785 verkaufte
es das zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit Cleebronn
und Erligheim an Württemberg, über das B. 1951/1952 an Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und Stromberg,
1970.
Bopfingen (Reichsstadt). B. bei Aalen kam um 1150
zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an die Staufer. In der
Reichssteuerliste von 1241 erscheint der vielleicht um 1230 von den Staufern
ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt). 1384 erwarb die Stadt das
Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein. Ihr Herrschaftsgebiet
blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8 Quadratmeilen große B. mit 2000 Einwohnern
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.;
Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt Bopfingen, 1872.
Boul (Reichsritter), Buol. 1752 zählte die
Familie der Freiherren von B. mit Mühlingen, Hotterloch, Etschreute, Haldenhof
und Reichlishardt (Reichlinshard) zum Kanton Hegau im Ritterkreis Schwaben.
Ihre Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie 1810 an Baden
abtrat, über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg
gelangten.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 82 und Anhang 79.
Braunsbach (ritterschaftlicher Ort). B. am Kocher
wird vermutlich verhältnismäßig lange nach seiner Gründung 1255 erstmals
erwähnt. Ortsherren waren meist Lehnsleute der von Limpurg und von Hohenlohe
(1471-1549 Spieß, 1549-1637 Crailsheim). 1640 fiel es im Erbgang an die von
Burglayen (Layen), 1644 an die von Lichtenstein und 1666 an die Wolfskehl von
Reichenberg. Sie verkauften den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernden Ort 1673 an Franz Johann Wolfgang von Vorburg, der ihn dem Hochstift
Würzburg zu Lehen auftrug. 1737 kam B. als Pfand an das Domkapitel Würzburg.
1802 fiel es als Entschädigung an Hohenlohe-Jagstberg, 1806 an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen
Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein
Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369)
nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002
in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die
inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam
eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von
Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf
von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als
König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie
1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an
Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis
1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich.
1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins (Schauinsland)
94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983, 600f. ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren
Teillinie der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten
die Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile
durch das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der
Güter der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des
Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der
Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als
Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und
kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368
von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und
Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469
bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein)
eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des
Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an
den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen
Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften
Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische
Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit
im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 3 ([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue,
Brisachgowe, Prisagouue, Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi,
Prisgauue, Prisegouue, Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,]
Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel,
Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim
bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg,
Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen
bzw. Bad Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen
Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984,
56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen,
Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
Bretten (Grafschaft). B. bei Karlsruhe wird 766
erstmals erwähnt. Es wurde Vorort der 1109-1161/1254? nachgewiesenen Grafschaft
B. (Bretteheim). B. wurde 1219 von den Grafen von Eberstein erworben, 1330 an Baden und 1339 von Baden
an die Pfalzgrafen bei Rhein (Pfalz) verpfändet. 1803 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Groll, R., Grundzüge der Geschichte Brettens bis 1689, Brettener
Jb. f. Kultur und Geschichte 1956; Urkunden, Rechtsquellen und Chroniken zur
Geschichte der Stadt Bretten, hg. v. d. Stadt Bretten, 1967; Schäfer, A.,
Geschichte der Stadt Bretten, Oberrheinische Studien 4 (1977), 52ff.; Schaab,
M., Bretten, LexMA 2 1983, 635; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
91.
Brochenzell (Herrschaft). 861 ist die Zelle
Eigelsweiler am Bodensee erstmals bezeugt. Vor 1274 kam die zugehörige, seit
1274 B. (gebrochene Zelle) benannte Herrschaft mit 8 Weilern an die Grafen von
Heiligenberg, dann an die Grafen von Werdenberg, vor 1439 an die Grafen von
Montfort und von diesen an die Familie Humpiß von Ravensburg. 1721 wurde die
seit 1400 als Reichslehen geltende Herrschaft vom Kloster Weingarten erworben
und gelangte 1803 an Nassau-Oranien, 1804 an Österreich und 1805 an Württemberg
und damit B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Der Kreis Tettnang, 1969.
Bronnbach (Abtei). Um 1790 gehörte die um 1151 von
Edelfreien an der unteren Tauber gestiftete, seit 1656 vom Erzstift Mainz und
dem Hochstift Würzburg als terra nullius betrachtete Abtei B. wegen Rütschdorf
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802 kam das Kloster mit
Reicholzheim (Reichholzheim) und Dörlesberg an Löwenstein-Wertheim-Rosenberg,
1806 an Baden. B. gelangte 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 128; Scherg, L., Die
Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, 1976; Ehmer, H., Das Kloster
Bronnbach im Zeitalter der Reformation, Württemberg. Franken 72 (1988).
Bronnen (Herrschaft). Das 1295 durch Umwandlung
aus einem Dominikanerfrauenkloster entstandene Benediktinerfrauenpriorat
Mariaberg erwarb 1706 endgültig die Herrschaft B. bei Gammertingen zwischen
Reutlingen und Sigmaringen. Später kam B. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 81.
Bronnen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher und kam an Ellwangen und damit über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Buchau (Reichsstadt), Bad Buchau. Bei dem um
770 gegründeten Damenstift B. entstand im 10. Jahrhundert eine 1014/1022
bezeugte Siedlung. Sie erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrecht und erlangte
vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts Unabhängigkeit vom Stift. 1320 wurde
sie unter den Reichsstädten genannt. 1524 erwarb diese kleinste der
oberschwäbischen Reichsstädte das Ammannamt. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets
gelang ihr nicht. 1802/1803 kam sie, etwa 0,3 Quadratmeilen groß, an Thurn und
Taxis und wurde mit dem Reichsstift B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen,
das 1806 an Württemberg fiel. 1951/1952 kam B. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 36; Wallner 690 SchwäbRK 93; Schroeder 440ff.;
Schöttle, J., Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Beschreibung des
Oberamtes Riedlingen, 2. A. 1928; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955;
Seufert, C., Repertorium des Stadtarchivs, Bd. 1 1997.
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387)
und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die Grafen von
Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg (1700),
die Herrschaft Oggelsbeuren mit Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt
Bierstetten (1788), Moosburg (1792) und einige Ämter zu Mengen und Saulgau
gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt. Es hatte Sitz auf dem Reichstag und
dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und
Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt B. zu einem Oberamt
zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG.
125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, hg.
v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte Oberschwabens,
hg. v. Schiersner, D., 2011.
Buchhorn (Reichsstadt) (seit 1811
Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit 1032/1040
erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem Aussterben
1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der von diesen
zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis genannt und ist
am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13. Jahrhunderts
Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299). König Rudolf von Habsburg verpfändete diese
an die Grafen von Werdenberg, doch konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit
wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift Konstanz die Herrschaft
Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803 fiel B. mit rund 40 Quadratkilometern und etwa
1800 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg. 1811 entstand aus der
Vereinigung von B. und Hofen das nach König Friedrich von Württemberg benannte
Friedrichshafen, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die
älteste Buchhorner Urkunde, Württ. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910), 155ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung
Tettnang, 1915; Hutter, O., Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M.,
Buchhorn unter bayerischer Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees
und seiner Umgebung 80 (1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt
Friedrichshafen, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn,
LexMA 2 1983, 836.
Burgberg (Herrschaft). Die Burg Berg über der Hürbe wird 1209 erstmals erwähnt. Wohl um 1270 kam die Burg zur Hälfte von den Rittern von Berg an die Grafen von Helfenstein, die ihre Lehnsrechte 1328 an Oettingen vertauschten. Die andere Hälfte war Allod derer von Böbingen, die 1339 das Ganze von Oettingen zu Lehen nahmen. Über die Familien Fetzer bzw. Vetzer, von Stein und Gräter kam die inzwischen verfallene Burg 1442 durch Kauf an die Leimberg, 1459 an die Grafeneck. Bei deren Aussterben fiel 1728 B. an Oettingen-Wallerstein zurück, das auch die allodialen Teile erwarb. 1806 kam es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Burkheim (Herrschaft). B. am Westrand des
Kaiserstuhls wird 762 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es aus
gräflicher Hand durch Kaiser Otto I. an das Kloster Einsiedeln. Vögte des
Klosters waren die Herren von Üsenberg. Neben ihnen erscheinen die Markgrafen
von Hachberg (Baden-Hachberg), die B. 1330 an
Habsburg verkauften. Unter Oberhoheit Österreichs hatte es innerhalb des
Breisgaus später der Freiherr Mayer von Fahnenberg inne. 1806 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41.
Bussen (Herrschaft), Buss, Buß. Der 805
erstmals genannte B. zwischen Donau und Federsee wurde wohl vom letzten
Angehörigen der Bertholde dem Kloster Reichenau übergeben. Im 12. Jahrhundert
war er Mittelpunkt einer Herrschaft vermutlich der 1143 ausgestorbenen Grafen
von Bregenz. Im 13. Jahrhundert könnte die Herrschaft in der Hand ritterlicher
Reichsministerialen gewesen sein. 1314 verpfändete Habsburg die Herrschaft an
die Grafen von Hohenberg, nach 1352 an die Ellerbach und 1387 an die
Truchsessen von Waldburg, welche die Herrschaft 1786 an die Fürsten von Thurn
und Taxis verkauften. Über Friedberg-Scheer der Fürsten von Thurn und Taxis und
Österreich gehörte die Herrschaft zum österreichischen und schwäbischen
Reichskreis. Über Württemberg gelangte B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46, 180; Wallner 714 ÖsterreichRK 1, Wallner 688 SchwäbRK 44; Buck,
M. R., Der Bussen und seine Umgebung, 1868; Der Kreis Saulgau, 1971.
Bußmannshausen (Herrschaft). B. an der Rot bei Biberach wird 1083 erstmals erwähnt (Burmundeshusen). 1290 erscheinen Edelfreie von B. Ortsherren sind im 14. Jahrhundert die Ulmer Besserer, seit 1434 die Herren von Rodt, später in der Markgrafschaft Burgau die Freiherren Roth von Bußmannshausen (von Roth-Bußmannshausen), seit 1800 die Freiherren von Hornstein. Über Württemberg kam B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Roth von Bußmannshausen
Calw (Grafen, Herrschaft). C. wird erstmals
1075 erwähnt. Nach ihm nennen sich die 1037 nachweisbaren Grafen von C., die im
Murrgau, Zabergau, Ufgau, Enzgau, Glemsgau und Würmgau begütert waren (Zentren
in Ingersheim, Löwenstein und Sindelfingen, Vogtei über Hirsau, Lorsch und
Sindelfingen) und verwandtschaftliche Beziehungen zu den Saliern gehabt haben
dürften. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verlegten sie ihren Sitz nach C.
1113 gewannen sie die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Nach 1131 kam es zu
Erbstreitigkeiten und Güterverlusten. Der Hauptzweig der Familie erlosch vor
1282. Ihre Güter kamen vor allem an die Pfalzgrafen von Tübingen. Die Linie
Calw-Löwenstein erlosch nach 1277. Ihre Güter gingen kaufweise an die mittleren
Grafen von Löwenstein, eine nichteheliche Nebenlinie der Grafen von Habsburg.
Die weitere Seitenlinie der Grafen von Calw-Vaihingen starb 1361 aus. Ihre
Güter kamen an die Grafen von Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Rheinwald, E./Rieg, G., Calw, 1952; Jänichen, H., Herrschafts-
und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12.
Jahrhundert, 1964; Greiner, S., Beiträge zur Geschichte der Grafen von Calw,
Zs. f. württemberg. LG. 25 (1966), 35ff.; Quarthal, F., Calw, LexMA 2 1983,
1404f.; Der Kreis Calw, hg. v. Zerr, H., 1986.; Bergmann, H., Der Löwe von
Calw, 2006
Crailsheim (Freiherren, Reichsritter). C. an einer
Jagstfurt ist wohl im 6. Jahrhundert von Franken gegründet worden. Nach ihm
nannten sich die Herren von C. Von den Anfängen der Reichsritterschaft bis zum
Ende des Heiligen Römischen Reiches zählten die Freiherren von C. zum
Ritterkreis Franken. Mit Teilen von Hornberg, der Herrschaft Morstein, Teilen
von Hengstfeld und Teilen von Gaggstatt (Gaggstadt), Dünsbach und
Windischbrachbach (Brachbach) waren sie im Kanton Odenwald, mit Fröhstockheim,
Walsdorf, Altenschönbach und Teilen von Rödelsee im Kanton Steigerwald und mit
Teilen der Herrschaft Rügland und Sommersdorf, Thann und Rosenberg sowie
Neuhaus im Kanton Altmühl immatrikuliert. Hornberg und Hengstfeld fielen 1806
an Bayern und 1810 an Württemberg, Morstein und Dünsbach an Württemberg, so
dass sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg
gelangten.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55,
56, 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Pfeiffer 197, 198, 210, 213; Stetten 10, 32,
35, 183f.; Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 39; Neumaier 72,
149, 152; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren von Crailsheim, 1905.
Crailsheim (Reichsstadt?). C. an einer Jagstfurt
wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige Rechte gehörten im 12.
Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben den Herren von
Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich (?) und lehnsweise den verwandten
Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336 verpfändete König Ludwig der Bayer C.
mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an die Hohenlohe. 1323 war der Ort Stadt. 1387
verpfändeten die Hohenlohe C. an benachbarte Reichsstädte, 1388 und 1390 an die
Landgrafen von Leuchtenberg, die das Pfand 1399 als verfallen an die Burggrafen
von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von Ansbach kam C. 1791 an
Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928;
Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der
Stadt Crailsheim, 1990.
Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor 1000 durch
Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in Lothringen lag die Grafschaft D. der
Grafen von D., die auf die Etichonen (und Eberhardiner) zurückgehen und außer
dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von Egisheim an der oberen Saar
ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe, Stadtgrafschaft Metz, Vogtei über das
Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus. Ihre Güter (11 Burgen, Vogtei über 9
Klöster) fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um D.) an Leiningen, waren
zeitweise aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen die Markgrafen von Baden als Miterben ihre Rechte überlassen hatten,
umstritten. Der Bischof von Metz zog die heimgefallenen Lehen ein. Moha und
Waleffe kamen an das Hochstift Lüttich. Von 1317 bis 1467 bestand eine
besondere Linie Leiningen-Dagsburg. 1792/1801 kam das Gebiet an Frankreich. S.
Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hartenburg.,
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998.
Dellmensingen (ritterschaftlicher Ort). D. rechts der
oberen Donau zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Über
Württemberg kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Demmingen (Herrschaft). Die Herrschaft D. nördlich von Dillingen gehörte den Fürsten von Thurn und Taxis. Über Württemberg kam D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Denkendorf (Kloster). In D. an der Körsch bei
Esslingen wurde um 1129 ein Kloster zum heiligen Grab gegründet, das 1535 mit
reichen Gütern von Württemberg säkularisiert wurde und über dieses 1951/1952 an
Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 162; Werner, H., Kloster Denkendorf, 1954.
Dettingen (Reichsdorf?). D. an der Erms erscheint
erstmals im 11. Jahrhundert (1090 Tetingen). Es war Sitz der Grafen von Achalm,
von denen vielleicht die Grafen von Urach abstammen. Neben den Grafen von
Achalm, die 1090 die Hälfte des Dorfes an die verwandten Grafen von Grüningen
abgaben, war dort auch das Kloster Zwiefalten begütert. Über die Grafen von
Urach kam D. vor 1265 an Württemberg. König Albrecht erteilte am 17. 1. 1303
dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu Achalm, Kohlberg (Colberg),
D. (Detlingen), Neuhausen und Pfullingen unter bestimmten Umständen abzusetzen.
Über Württemberg gelangte D. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 130; Hugo 474.
Deuring (Freiherren, Reichsritter). Im 18. und
beginnenden 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von D. mit den Herrschaften
Heilsperg (Heilsberg) mit Ebringen und Gottmadingen und Randegg zum Kanton
Hegau des Ritterkreises Schwaben. Ihre Güter fielen 1806 an Württemberg, das
sie 1810 an Baden abtrat und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 71, 82 und Anhang 80.
Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund
(8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem
Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6. 8. 1806 selbständig gewordene
deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit den zuvor zum Heiligen römischen
Reich gehörigen Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen
römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover (bis 1837 in
Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum: Hessen(-Kassel);
Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg,
Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in Personalunion mit Niederlande);
Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864 in Personalunion mit Dänemark),
Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825
erloschen), Sachsen-Coburg (bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826
Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826
mit Saalfeld und Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826),
Sachsen-Altenburg (seit 1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit
1863 Anhalt), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen),
Limburg (1839 aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft:
Hessen-Homburg (1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck, Lippe(-Detmold),
Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß
ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen),
Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein; Freie Städte:
Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817 wurde die Landgrafschaft
Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825 starb Sachsen-Gotha-Altenburg
aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an
Sachsen-Meinigen abgab und zu Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an
Hildburghausen gelangte, das zu Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an
Sachsen-Meiningen abgab. 1839 wurde das in Personalunion mit Niederlande
stehende Herzogtum Limburg zum Ausgleich für wallonische, nach der belgischen
Revolution in Belgien eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das
Großherzogtum Luxemburg im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als
Erbe an Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze
Gebiet Preußens (mit Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des
Deutschen Bundes. 1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und
Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg als
Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864 kam Schleswig (aus Dänemark) in den
Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam
verwaltet wurde.
L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J.,
Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005.
Diersburg, Dierspurg (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Nach der Burg D. bei Hohberg in der Ortenau nannte sich erstmals
1197 ein Walther de Tirsperc, der mit den Grafen von Geroldseck verwandt war.
1279 kam die Burg erbweise an die Ritter von Schwarzenberg, am Ende des 14.
Jahrhunderts je zur Hälfte an die Markgrafen von Baden
und an die Ritter Hummel von Stauffenberg, die ihre Hälfte im 15. Jahrhundert
an Baden verkauften. 1463 belehnte Baden den Ritter Andreas Röder mit Burg und
Herrschaft. Im 18. Jahrhundert gehörte die Familie der D. (Röder von D.) mit D.
und Reichenbach zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben sowie zum Ritterkreis
Unterelsass. D. gelangte über Baden 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Röder von Diersburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Dießen (reichsritterschaftlicher Ort). D.
südwestlich von Horb am Neckar erscheint erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts.
Begütert waren dort die Dießer (bis 1520), Hülwer (bis 1528), Ow (bis etwa
1500) und die Neuneck (bis 1499). Von den Neuneck ging D. erbweise an die
Herren von Ehingen, 1556 an die Herren von Wernau und 1696 an die Schenken von
Stauffenberg über. Diese verkauften die reichsritterschaftliche, zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft mit Dettingen und
Bittelbronn 1706/1708 an Muri. 1803 kam D. mit der Herrschaft Glatt an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit 1849 an Preußen, 1945 an Württemberg-Hohenzollern
und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928.
Dietenheim (Herrschaft). Die mit den Grafen von
Kirchberg verwandten Grafen von Brandenburg nahmen ihr bisheriges Allod D. (Tutenheim)
bei Ulm vom Reich zu Lehen. 1313 verpfändete Friedrich der Schöne D. mit
Brandenburg und Regglisweiler als Lehen Habsburgs an die Herren von Ellerbach,
welche die Güter 1446 an den Ulmer Bürger Krafft verkauften. Von den Krafft und
den mit ihnen verwandten Ehinger, die seit 1477 die Hälfte innehatten, erwarben
1481 die Rechberg die Güter. Bei ihrem Aussterben 1537 fielen die Güter an
Österreich heim, von dem sie 1539 an Anton Fugger kamen. Im 18. Jahrhundert
lebte in D. die Linie Fugger-Dietenheim(-Brandenburg). 1805 fiel D. an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 204, 508; Eggmann, F., Geschichte des Illertales, 1862.
Dilsberg (Grafen). 1208 ist die Burg D. am Neckar
bei Heidelberg als Sitz der Grafen des Elsenzgaues (Grafen von Lauffen) belegt.
Um 1220 fiel sie über eine Erbtochter an die Herren von Dürn (Walldürn), die
sich Grafen von D. nannten. 1286 wurde sie an König Rudolf von Habsburg
verkauft, etwa um 1330 an die Pfalzgrafen bei Rhein veräußert. 1803 fiel sie an
Baden. Damit gelangte D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Bernhard, J., Die Bergfeste Dilsberg, 1961; Lenz, R., Kellerei und Unteramt
Dilsberg. Entwicklung einer regionalen Verwaltungsinstanz im Rahmen der
kurpfälzischen Territorialpolitik am unteren Neckar, 1989.
Dischingen, Tischingen (Herrschaft),
Markttischingen. D. an der Egau südlich von Neresheim war Hausgut der
Hupaldinger. Durch Heirat Adelas von Vohburg mit Friedrich I. Barbarossa kam es
an die Staufer. Innerhalb der Herrschaft Trugenhofen fiel es um 1330 an die
Grafen von Oettingen, danach an die Helfenstein, Riedheim, Hürnheim-Katzenstein
(1365), Westernach (1428) und unter der 1510 anerkannten Landeshoheit
Pfalz-Neuburgs erbweise an die Leonrod (1544), dann durch Heirat 1663 an die
Schenk von Castell und durch Kauf 1734 an Anselm Franz von Thurn und Taxis.
1773 wurde die Befreiung aus der Landsässigkeit der Pfalz erreicht. 1806 kam
die Herrschaft an Bayern, 1810 (Markttischingen) an Württemberg und damit D.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dischingen in Vergangenheit und Gegenwart 1366-1966, 1966; Müller, A.,
Dischingen, 2. A. 1968.
Donaustädte (Städtegruppe, Verwaltungseinheit) war
die (1384/1386) aus Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee
gebildete Verwaltungseinheit in Schwäbisch-Österreich, die 1805 von Österreich
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg
fiel.
L.: Wolff 45.
Dorfmerkingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). D. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an Ellwangen, 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Dornstetten (Herrschaft). Das 767 (Stetten) erstmals
erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts Bamberg beim
Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die Grafen von Urach bzw.
Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt, und kam 1320 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes
Dornstetten, 1968.
Dörzbach (Herren, reichsritterschaftlicher Ort).
D. (1245 Torcebach) bei Künzelsau war Sitz der Herren von D., die als
Dienstmannen der Herren von Krautheim-Boxberg 1416 ausstarben. 1601 kam es von den
den Ort an sich ziehenden Berlichingen durch Kauf an die Herren von Eyb.
Lehnsherren waren die Schenken von Limpurg, dann die Markgrafen von Ansbach,
1791 Preußen und 1801 Hohenlohe. 1806 fiel das zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählende D. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Döttingen (Herrschaft). D. bei Schwäbisch Hall war
der Stammsitz der Herren von Bachenstein, die das Dorf 1488 mit der zugehörigen
Herrschaft an die Grafen von Hohenlohe verkauften. Später kam es an die Linie
Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg-Kirchberg. Bis 1809 war es Sitz eines Amtes
Hohenlohes. Über Württemberg gelangte D. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46.
Drechsel von Deufstetten (Reichsritter). Wegen
des 1698 veräußerten Unterdeufstetten zählten die D. von 1655 bis 1673 zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Unterdeufstetten kam über Württemberg
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 260.
Dunningen (reichsunmittelbares Dorf). Im Jahre 786 gab Graf Gerold Güter in D. bei Rottweil an Sankt Gallen. Um 900 ist Königsgut nachweisbar. Das im Spätmittelalter reichsunmittelbare Dorf stellte sich 1435 unter den Schutz der Reichsstadt Rottweil, mit der es 1802 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
Dunstelkingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). D. zählte zum Kanton Kocher und kam an Thurn und Taxis, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Durlach (Ort, Herrschaft, Residenz). D. bei Karlsruhe
erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer. Später kam es an die
Markgrafen von Baden. Bei der Teilung Badens wurde es 1565 Sitz der Markgrafen von Baden-Durlach (bis 1715). S. Baden-Durlach,
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 171; Seidenspinner, W., Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt
Durlach, ZGO 153 (2005), 61.
Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft). D. bei Biberach
an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit dem Bussen an
Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im 16. Jahrhundert
wurde es im schwäbischen Reichskreis waldburgischer Verwaltungsmittelpunkt für
die Herrschaft Bussen und die untere Grafschaft Friedberg rechts der
Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der Grafschaft Friedberg-Scheer an
die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806 wurde es der Landeshoheit
Württembergs unterstellt und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973.
Ebenweiler (Herrschaft). Die Herrschaft E. ist eine Erwerbung der Grafen von Königsegg, die am Ende des 18. Jahrhunderts der Linie Königsegg und Aulendorf zustand. 1806 fiel Königsegg an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Eberbach (Reichsstadt). Auf altem Siedlungsland
am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das Hochstift Worms kam, errichteten
die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der Bischof die Burg gegen eine
Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen geben. Gleich danach
errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem Untergang der Staufer
(um 1255) Reichsstadt und hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der Wende vom
13. zum 14. Jahrhundert wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330 als Pfand
an die Pfalz, 1410 an Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz. 1803 fiel
sie an Leiningen und 1806 an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Eberhardzell (Herrschaft). 1520 erwarben die
Truchsessen von Waldburg die Herrschaft E. südlich von Biberach von Österreich,
das sie 1331 mit der Herrschaft Waldsee erlangt hatte, zu Pfand, 1530 zu
Eigengut. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee.
Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie stifteten um die
Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb und bauten eine
bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem Hauptort Gernsbach auf (nach
1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer um Rotenfels am Unterlauf der
Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13. Jahrhundert (vor 1251) zogen sie
in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach. 1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283
erwarben die Markgrafen von Baden die Hälfte der
namengebenden Burg. 1387 musste der größte Teil der Grafschaft an die
Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660
erlosch das Geschlecht im Mannesstamm, der ebersteinische Anteil an Gernsbach
fiel an Speyer als Lehnsherren, 1803 an Baden,
das 1666/1667 bereits andere Teile der Güter erhalten hatte. Die dem
schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um 6 Quadratmeilen groß war
und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt Gernsbach, die Abtei
Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates und im schwäbischen
Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau vom 11.
bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im Murgtal, 2006.
Ebringen (reichsritterschaftliche Herrschaft). E.
am Schönberg im Breisgau wird 716/720 erstmals erwähnt. Es war später
Verwaltungsmittelpunkt der Güter des Klosters Sankt Gallen im Breisgau. 1349
belehnte das Stift den Ritter Werner von Hornberg gegen Auftragung seiner Burg
Schneeburg (Schneeberg) auf dem Schönberg mit der Herrschaft E. Später
wechselten die Lehnsleute mehrfach, bis seit 1621 Sankt Gallen das
zurückerworbene Lehen wieder selbst verwaltete. Die geistlichen Statthalter
wurden bezüglich der Herrschaft als Mitglieder der breisgauischen Ritterschaft
betrachtet. Über Baden kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wohleb, J., Die Sankt Gallische Herrschaft Ebringen im Breisgau,
Bodenseebuch 1941; Rößler, K., Geschichte des Dorfes Ebringen, 1959;
Förderverein Dorfarchiv, Ebringen im Wandel der Zeit, 1988; Ebringen.
Herrschaft und Gemeinde, hg. v. Schott, C./Weeger, E., Bd. 1 1992.
Edelfingen (Ganerbschaft). In dem durch Mauer und
Graben befestigten E. an der Tauber bei Mergentheim saßen im 13. Jahrhundert
Herren von E. (Uotelfingen). Seit dem Spätmittelalter bestand eine Ganerbschaft
des Deutschen Ordens (fünf Achtel), derer von Hohenlohe (zwei Achtel) und des
Hochstifts Würzburg (ein Achtel). Den Anteil Würzburgs hatten seit 1503 die
Adelsheim zu Lehen, den Anteil Hohenlohes seit 1639 die Herren von Hatzfeld.
Das Achtel der Adelsheim fiel 1806 an Baden, das
es 1846 durch Staatsvertrag an Württemberg, das alles andere erhalten hatte,
gab. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 504.
Eglingen (reichsfreie Herrschaft). E. bei
Heidenheim an der Brenz war Sitz der seit dem 17. Jahrhundert reichsfreien
Herrschaft E. Diese kam vom Ortsadel über mehrere Hände 1530 an die Freiherren,
seit 1664 Grafen von Grafeneck, die 1615 die Lösung von der Oberherrschaft
Pfalz-Neuburgs erreichten, und 1723/1728 vom letzten Grafen von Grafeneck durch
Verkauf an Thurn und Taxis, 1806, um 0,5 Quadratmeilen groß, an Bayern sowie
1810 an Württemberg. Der Inhaber der Herrschaft war Mitglied des schwäbischen
Reichsgrafenkollegiums des Reichsfürstenrates und hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg fiel E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 209; Zeumer 554 II b 61, 17; Wallner 689 SchwäbRK 86.
Eglofs (Herrschaft, Grafschaft, Reichsdorf).
Die aus der Grafschaft im Alpgau hervorgegangene Herrschaft E. in Oberschwaben kam
von den Udalrichingern über die Grafen von Kirchberg und Grüningen
(Württemberg-Grüningen) 1243 (durch Verkauf des comitatum in Albegowe cum
castro Megelolues für 3200 Mark Silber Kölnisch) an die Staufer und wurde
danach Reichsgut. Dieses wurde mehrfach verpfändet und von den
Pfandberechtigten erheblich geschmälert, so dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf
die nähere Umgebung des Dorfes E. zwischen Oberer Argen und Unterer Argen
beschränkte. 1582 löste Kaiser Rudolf II. die Pfandschaft ein. 1661 wurde sie
als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun (Abensberg und Traun) verkauft,
die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis erlangten. Zur Grafschaft zählten auch die im Allgäu
zerstreuten Freien vom oberen und unteren Sturz, ehemals reichsfreie Bauern (in
Gopprechts, Hof, Rieggis, Diepolz, Gunzesried, Schweineberg, Halden, Sigiswang,
Muderpolz, Dietrichs, Bauhof, Kierwang, Tiefenbach, Börlas, Freibrechts, Steig
bei Memhölz, Reuter, Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal, Köldorf, Knechtenhofen,
Berg bei Missen, Missen, Weißach, Buflings, Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis,
Wilhams). Möglicherweise war der Eglofser Gesamtverband ein Personenverband
einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von Fürst Windischgrätz erworben und 1805
zusammen mit der Herrschaft Siggen zum Reichsfürstentum Windischgrätz erhoben.
1806 kam E. mit rund 2 Quadratmeilen bzw. 35 Quadratkilometern und etwa 2000
Einwohnern an Württemberg. Die Bauern von E. bewahrten eigene, vielleicht auf
fränkische Wehrbauernsiedlung zurückgehende, jedenfalls seit 1243 bezeugte
Freiheiten bis ins 19. Jahrhundert. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688 SchwäbRK
56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien Bauern, Zs. f.
württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche Bürger –
Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit, 2006 (mit Übersichtskarte).
Ehestetten (Herren, ritterschaftlicher Ort). Nach E. bei Reutlingen nannten sich im 12. und 13. Jahrhundert Herren von E. Später war E. ritterschaftlicher Ort der Speth von Steingebronn, die ihn 1364 von den Herren von Gundelfingen erworben hatten. Über Württemberg kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Ehingen (Reichsritter). Von 1548 bis zu ihrem
Aussterben 1697 zählten die E., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar, waren, mit Schloss und
Stadt Obernau bei Rottenburg, bis 1608 mit dem halben Bühl und Börstingen zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Börstingen gelangte 1697 an die
Rassler von Gamerschwang und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 149f., 203.
Ehingen (reichsstadtähnliche Stadt). In dem 760
oder 961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230 von den schwäbischen
Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt gegründet. 1343 wurde
E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft, bis 1568 von Habsburg
aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche
Stellung (1379 Befreiung vom auswärtigen Gericht, 1434 Blutbann, 1444 Wahl des
Ammannes, 1447 Befreiung von auswärtigen Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680
Erwerb der Pfandschaft der Herrschaften Berg[, Ehingen] und Schelklingen) und
wurde Tagungsort der Landstände Schwäbisch-Österreichs sowie Sitz des Kantons
Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von Österreich an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt,
1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in)
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3.
A. 1978.
Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach
1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine
Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein
Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von Berthas
Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen neugegründet. 1225
kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte links der Donau 1396
an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen von Burgau an
Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien Reichsstift erhoben, das dann dem
schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802 wurde es säkularisiert, sein
weitgehend geschlossenens Stiftsgebiet (Oberamt E. und Pflegämter Fahlheim,
Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5 Quadratmeilen und 4200 Einwohnern)
kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des größten Teil des Ulmer Gebiets 1810
an Württemberg fiel der von diesem Gebiet eingeschlossene nördliche Teil von E.
ebenfalls an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen,
1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965;
Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
Ellrichshausen, Ellrichhausen, Ellershausen
(Freiherren, Reichsritter). Die Burg E. bei Schwäbisch Hall erscheint erstmals
1240 (Oulrichshausen). Von etwa 1550 bis um 1806 zählten die Freiherren von E.
mit der 1676 erworbenen Herrschaft Assumstadt, Ziegelhütten, Züttlingen und
Maisenhälden (Maisenhelden), Teilen von Jagstheim, Teilen von Satteldorf,
Teilen von E. und bis 1788 auch mit Neidenfels zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Ihre Güter (Neidenfels und Jagstheim, Züttlingen mit
Assumstadt, Ziegelhütten und Maisenhälden) fielen später an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Im 16. Jahrhundert
waren die E. auch im Kanton Altmühl immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56; Pfeiffer 211;
Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 32, 35, 183, 185; Riedenauer 123; Rahrbach
62; Neumaier 72, 149f., 152.
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei,
Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. (“Elch-wangen“) an der Jagst
wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von
den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet. Seit
817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien. Seine
staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die
Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es
in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem
Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337
bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545
Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche
Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000
Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7
Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein
Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959;
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v.
Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler, A., Ellwangen. Von
der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979; Fahlbusch, F., LexMA 3
1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die Ritterschaft am
Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das geistliche
Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H.,
Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173;
Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen,
zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne
Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur
Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die
Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu
seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von Habsburg
zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften
Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die
Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354
schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis)
zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren
Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd
ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die
Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die
burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria
von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei (in Hagenau) von
der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung in Reichskreise kam das
habsburgische Oberelsass zum österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum
oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz
(Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft
Horburg, Herrschaft Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg,
Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei
über die zehn in der Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten
Reichsstädte Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt,
Kaysersberg, Türkheim, Colmar (Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an
Frankreich abgetreten. 1681 wurde Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697
verleibte sich Frankreich den größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil
Souverain d'Alsace trat als oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der
Regierung Österreichs in Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als
die Provinz E. durch die Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und
Frankreich die deutschen Reichsgesetze offiziell aufhob und die
Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und
geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es
vor allem durch Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten,
zunehmend in Frankreich integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner
Bevölkerungsteil einem konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil
gegenübertrat. Nach 1918 trieb die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter
Beschlanahme ihres Vermögens aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde
ein Drittel der Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei
Drittel 1940 in das von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des
20. Jh.s spricht weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die
deutsche Sprache verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a.
Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K.,
Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des
Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 (
Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut,
H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der
Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen
Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz,
Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw.
Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische
Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die
Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen
zu Straßburg, 1913; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919;
Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939;
Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges, comprenant
les noms de lieu anciens et modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la
Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30,
Elisazun, Elisaz, Alisatia, pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas,
Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe, Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des
villes médievales d'Alsace, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 11 Alsace;Histoire de l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.;
Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire administrative et
demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La carte de France,
son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus, F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel,
K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände
und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger,
P., Histoire de l'Alsace, 4. A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff.
1982ff.; Dollinger, P., Elsass, LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H.,
Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler, B., Das Elsass zur Zeit des
französischen Ancien Régime (1648-1789), Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert,
K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler,
T., Die frühstaufische Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v.
Erbe, M., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528
(Unterelsass), 530 (Oberelsass); Hummer, H., Politics and Power in Early
Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009;
Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Vogler, B.,
Geschichte des Elsass, 2012.
Elsass-Lothringen (Reichsland, Reichsprovinz). Nach dem
Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870 verlangte die vor allem auf
das 1869 von R. Boeckh publizierte Buch Der Deutschen Volkszahl und
Sprachgebiete gestützte deutsche öffentliche Meinung die Rückkehr des seit 1648
von Frankreich erfassten und seit 1790 zunehmend französisierten Elsass zu
Deutschland. Im Frankfurter Frieden vom 10. 5. 1871 musste Frankreich gegen den
Willen der betroffenen Bevölkerung (, von der daraufhin 128000 Personen nach
Frankreich wechselten,) das Elsass (Bas-Rhin, Haut-Rhin) außer Belfort und
einen Teil Lothringens (Meurthe, Moselle) mit Metz an das neugegründete
Deutsche Reich abtreten. Beide wurden zum Reichsland E. (Elsass-Lothringen)
zusammengeschlossen. Dieses war reichsunmittelbarer Gebietsteil, nicht
Bundesstaat. Es wurde innerhalb seines Sonderstatus' nach dem Muster einer
preußischen Provinz verwaltet. Die Bevölkerung stand dem mehrheitlich nicht
gewünschten Wandel überwiegend ablehnend gegenüber. Gleichwohl gaben 1900 von
659432 Einwohnern des Unterelsass nur 24521 (3,7 Prozent) und von 486553
Einwohnern des Oberelsass nur 27673 (5,7 Prozent) Französisch als Muttersprache
an, wobei sich die frankophone Bevölkerung vor allem auf den Raum
Straßburg/Schlettstadt und die zur Vogesengrenze hin gelegenen Gebiete
verteilte. Durch den Vertrag von Versailles kamen die Gebiete ohne Abstimmung
zu Frankreich zurück, woraufhin 110000 Einwohner nach Deutschland ausgewiesen
wurden bzw. abwanderten. Frankreich begann mit subtilen und drakonischen
Mitteln eine beim geschäftlich, kulturell und karrieremäßig nach Paris
ausgerichteten Bürgertum erfolgreiche Französisierungspolitik. 1940 wurde nach
der französischen Niederlage in dem ehemaligen Reichsland eine dem Führer
unmittelbar unterstellte deutsche Zivilverwaltung errichtet. Elsass wurde dem
Gau Baden, Lothringen dem Gau Saarpfalz
(Westmark) angegliedert. Rechtlich blieben beide französisch. Nach 1945 wurden
die Gebiete unter hohem Zuzug aus Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien
zielstrebig französisiert, so dass der Rhein trotz ausklingenden Fortbestands
einer deutschen Mundart allmählich mehr und mehr zu einer Sprachgrenze wurde.
L.: Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss,
J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St),
1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648,
1896; Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen
Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar
1648, Teil 1, 1898 (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28);
Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J.,
Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die
elsässischen Landstände, 1907; Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien
im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Spahn, M., Elsass-Lothringen, 1919; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass,
1919; Das Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, hg. v. Schlenker, M./Wolfram,
G., Bd. 1ff., 1931ff.; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte
des Elsass, Bd. 1, 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du
département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et modernes, 1941;
Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle
à 1789, Paris 1941; Wehler, H., Elsass-Lothringen von 1870 bis 1918, ZGO 109
(1961); Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Becker, J., Baden, Bismarck und die Annexion von Elsass und
Lothringen, 1972; Poidevin, R., L'Alsace-Lorraine 1871-1918, 1972; Rothenberger,
K., Die elsass-lothringische Heimat- und Autonomiebewegung zwischen den beiden
Weltkriegen, 2. A. 1976; Paroisses et communes de France. Dictionnaire
d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977;
Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Seidel, K.,
Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und
fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Grünewald, I.,
Die Elsass-Lothringer im Reich 1918-1933, 1984; Hiery, H., Reichstagswahlen im
Reichsland. Ein Beitrag zur Landesgeschichte von Elsass-Lothringen und zur
Wahlgeschichte des Deutschen Reiches 1871-1918, 1986; Preibusch, S.,
Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006.
Elsenz (Reichsdorf). Am 22. 5. 1344 erlaubte
Ludwig der Bayer Ludwig von Sickingen, das an die Helmstadt verpfändete Dorf E.
gegen den Pfandschilling auszulösen. E. kam über Baden
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 465.
Emerkingen (Herren, Herrschaft). Nach dem 805 erstmals erwähnten E. an der Donau (Antarmarhingas) nannten sich Herren von E., die verschiedenen Herren dienten. 1293 waren sie Reichsministeriale, von 1285 bis 1297 Vögte des Klosters Zwiefalten. Vor 1297 kam die von ihnen gegründete Stadt Munderkingen an Habsburg. 1367 wurde die Herrschaft E. an die Freyberg verkauft. Danach ging sie an die Stein zum Rechtenstein (Stein) über und 1445 zur Hälfte an Habsburg/Österreich, das 1732/1734 damit die Stadion belehnte, die im 19. Jahrhundert auch die andere Hälfte erwarben. 1805 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Emmendingen (Residenz des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 180.
Engen (Herren). E. bei Konstanz wird 1050
erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von E. (auch Herren von Hewen),
die um E. begütert waren. 1398 kam E. an Habsburg, 1639 an die Grafen von
Fürstenberg, 1806 an Baden und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Sandermann, W., Die Herren von Hewen und ihre Herrschaft, 1956;
Engen im Hegau, Bd. 1: Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, hg. v.
Berner, H., Bd. 1ff. 1983ff.
Enzberg (Herrschaft). E. an der Enz wird
erstmals 1100 erwähnt. Nach ihm nannte sich seit 1236 ein
Ministerialengeschlecht. Ort und Burg wurden 1324 Lehen Badens. Nach 1384 siedelten die Herren nach Mühlheim an der Donau
über, das sie 1409 von den Weitingen kauften. 1438 erwarb Kloster Maulbronn ein
Viertel des im Übrigen ritterschaftlichen Ortes. 1544 wurde die hohe und
fürstliche Obrigkeit der Herrschaft E. durch Vertrag der Grafschaft Hohenberg
und damit Habsburg/Österreich übertragen. 1685 kam das ritterschaftliche E. an
Württemberg, 1806 auch Mühlheim. Die Freiherren von E. waren 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil im Hegau und am
Bodensee, seit dem 16. Jahrhundert mit Mühlheim an der Donau und Bronnen
Mitglied des Kantons Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1951/1952 gelangte E. zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm.
2, Anhang 4, 81; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909;
Wissmann, F., Das ehemalige Städtchen Enzberg, 1952.
Eppingen (Reichsstadt). E. bei Heilbronn wird 985
anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Domstift Worms erstmals erwähnt.
1188 erscheint es als burgum, 1219 als civitas des Reiches. 1282 wurde es von
Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt erhoben und erhielt 1303 das Recht der
Reichsstadt Heilbronn. Seit 1383 gehörte es meist als Pfand zur Pfalz, die es
1462 nach der Schlacht bei Seckenheim endgültig in Besitz nahm. 1803 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Braun, A., Geschichte der Stadt Eppingen, 1914; Gleim, F., Die
Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg 1950; Rund um den Ottilienberg.
Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung, hg. v. d.
Heimatfreunden Eppingen, Bd. 1 1979.
Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der
Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben
1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf
und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein
(1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der
Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg
1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren
Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von
Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der
Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst
als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Reichsvizekanzler
Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren
Landvögte die Herren von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert
zeitweise in Günzburg residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität
erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der
Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann
in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz der Schenken zu E. war. Die
Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift
Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu
Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung
die Linien Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau
(bis 1534). Bis 1307/1311 musste das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen
auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit
der Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter
1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag
von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert
erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg
erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529
wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von
E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556
erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von
Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung
unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach
1721 erloschen war, teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie
Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg
mit 10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an.
1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der
aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526
Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560
erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007.
Erkenbrechtshausen (reichsritterschaftlicher Ort). Die Wasserburg E. bei Crailsheim gehörte zur Herrschaft Lobenhausen, die 1399 über die Hohenlohe an die Burggrafen von Nürnberg (Ansbach) kam. Seit 1647 teilten sich als Nachfolger der Crailsheim die Rüdt von Collenberg, Seckendorff und Leubelfing (Leubelfingen) Burg und Herrschaft. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Seckendorff (Seckendorf) den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählenden Ort allein inne. Über Württemberg kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Eroldsheim, Erolzheim (Reichsritter). Wegen der
blarerischen Güter zu Unterböbingen zählten die E. von 1652 bis 1689 zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. Der Ort Erolzheim kam an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 261.
Eschenbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). E. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zur Hälfte an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Esslingen, Eßlingen (Reichsstadt). E. am Neckar,
dessen Gebiet schon vorgeschichtlich besiedelt war, wird erstmals 777/866
(Hetslinga) erwähnt. Um 800 erhielt die dortige Zelle des Klosters St. Denis,
die den Ort über Fulrad, den Kaplan Kaiser Karls des Großen, von dem
alemannischen Adligen Hafti erworben hatte, einen Markt. 1077 gehörte E. dem
Herzog von Schwaben. 1147 unterstand es den Staufern. 1212 verlieh ihm Kaiser Friedrich
II. Stadtrecht. Seitdem war es als freie Reichsstadt anerkannt. Der Versuch
eine größere Herrschaft aufzubauen scheiterte am Widerstand Württembergs, doch
erwarb E. ein Dutzend kleiner Orte rechts des Neckars, einen schmalen
Brückenkopf links des Neckars sowie die Spitaldörfer Deizisau, Möhringen und
Vaihingen a. F. Im Jahre 1802 kam das zum schwäbischen Reichskreis zählende E.
mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 5; Wallner 689 SchwäbRK 69; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 373ff.; Pfaff, K.,
Geschichte der Reichsstadt Esslingen, 2. A. 1852; Urkundenbuch der Stadt
Esslingen, hg. v. Diehl, A./Pfaff, K., 2 Bände. 1899ff.; Wurster, O., Esslinger
Heimatbuch, 1931; Borst, O., Esslingen am Neckar. Geschichte und Kunst einer
Stadt, 2. A. 1967; Schneider, J., Bibliographie zur Geschichte und Kultur der
Stadt Esslingen, 1975; Borst, O., Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar,
1977; Schuler, P., Esslingen, LexMA 4 1986, 24.
Ettenheim (Herrschaft). Das 810 erstmals erwähnte
E. am Ausgang des Münstertals aus dem Schwarzwald wurde innerhalb des
Hochstifts Straßburg um 1312 Stadt und Hauptort einer Herrschaft. 1803 fiel es
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Rest, J., Von der Mark Ettenheim, 1957.
Ettenheimmünster (Kloster). Vermutlich wurde bereits um
728/734 von Bischof Widegern von Straßburg eine kleine Mönchsgemeinschaft
gegründet, die Bischof Eddo 762 als monachorum cella E. bei Ettenheim mit
Gütern in der Ortenau, dem Breisgau, im Elsass und in der Schweiz erneuerte. Im
11. und 12. Jahrhundert verlor die Straßburg gehörende Abtei die meisten Güter
außerhalb der Ortenau, in der ihr Münchweier, Münstertal (E.), Schweighausen,
Dörlinbach und Wittelbach gehörten. 1803 kam die Abtei an Baden und damit E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Kürzel, A., Benediktinerabtei Ettenheimmünster, 1870; Heizmann,
L., Das Benediktinerkloster Ettenheimmünster, 1932; Die Klöster der Ortenau,
hg. v. Müller, W., (1987], 150ff.; Felten, F., Ettenheimmünster, LexMA 4 1989,
60.
Fach (reichsritterschaftliche Herrschaft). F. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Falkenstein (Herrschaft). In der Mitte des 12.
Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der Brenz erwähnt. Sie kam um 1260 über
die Erbtochter von den Herren von F. an die Faimingen, 1349 als Pfand an den
Herzog von Teck und über die Grafen von Helfenstein ganz an den Herzog von
Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen,
Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte
die Herrschaft Heidenheim die Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum
schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft, womit F. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?,
Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals
genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und
Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die
Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450
durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg
(Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an Bayern. Bis 1848 konnte die
Familie über Laudenbach und Sommerau die patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben.
Mit Karl von F. zu Laudenbach (1836-1907) erlosch die Fechenbacher Linie im
Mannesstamm. 1969 kam das Archiv an Bayern. S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937
(masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v.
Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.
Fischbach (Herrschaft). Die Herrschaft
Horn-Fischbach zwischen Biberach und Memmingen war 1320 in den Händen der
Herren von Essendorf. Nach deren Aussterben kam sie 1578 mit dem Blutbann als
Lehen Österreichs an die Schenken von Stauffenberg, die sie 1748 an
Ochsenhausen verkauften. 1801 gehörte die Herrschaft (Amt) F. über die Abtei
Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte F.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Flehingen (Herren, Reichsritter). Das zwischen 779
und 876 in Zeugnissen Lorschs viermal erwähnte F. (Flancheim, Flaningheim) bei
Karlsruhe wurde 1368 von den Edlen von Strahlenberg bzw. Stralenberg an die
Pfalz verkauft. Von 1396 bis 1637 hatten es die Herren von F., deren Sitz es
war, als Lehen der Pfalz inne. Nach deren Aussterben kam es an die Grafen
Wolff-Metternich zur Gracht. Die F. zählten am Ende des 18. Jahrhunderts zum
Ritterkreis Schwaben. 1803 fiel F. mit der Pfalz an Baden
und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Feigenbutz, L., Der Amtsbezirk Bretten,
1890.
Flochberg (Burg, Herrschaft). Die Burg der 1138
erstmals erwähnten Herren von F. war 1145 castrum regis. 1330 verlehnte Kaiser
Ludwig der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen. 1347 verpfändete
König Karl IV. F. an die Grafen. 1806 kam es mit Oettingen an Bayern, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. Oettingen-Flochberg.
L.: Wolff 177; Der Ostalbkreis, 1978.
Frauenalb (Kloster). 1180/1185 gründeten die Grafen
von Eberstein das Benediktinerinnenkloster F. (Cella sanctae Mariae) bei
Herrenalb. Die Vogtei über das Kloster, das die Orte Schielberg, Metzlinschwand
(Mentzlinschwand), Muggensturm, Pfaffenrot, Völkersbach, Burbach, Spessart,
Sulzbach, Ersingen, Bilfingen und Unterniebelsbach erwarb, kam seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts an die Markgrafen von Baden,
1535 an Baden-Baden.
1803 fiel das 1598-1631 aufgehobene F. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 203; Thoma, A., Geschichte des Klosters Frauenalb, 1898.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz
Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge
Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach
Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem
Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F.
(Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des
11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis
1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350,
Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann
1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg.
Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der Reichsacht
Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer
Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und
die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F.
herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg
Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab
1444 seine Herrschaft Badenweiler an die
Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der
Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler
das Markgräflerland entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an
Österreich und 1805 an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 204.
Freudenberg (Burg, Herrschaft). Um 1190 erbaute der
Bischof von Würzburg die Grenzburg F. am Main. Als Lehen des Hochstifts
Würzburg kam sie dann an die Grafen von Wertheim. Nach deren Aussterben 1556
zog Würzburg F. als erledigtes Lehen ein. 1802 fiel es an Löwenstein-Wertheim-Virneburg
(Löwenstein-Wertheim-Freudenberg), 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
L.: Wolff 100; Mai, E., Geschichte der Stadt Freudenberg am Main, 1908.
Freudental (reichsritterschaftliche Herrschaft). F.
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der
Mediatisierung an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Friedberg-Scheer (Grafschaft). 1282 erwarb Rudolf von
Habsburg die 1274 erstmals erwähnte Grafschaft Friedberg an der oberen Donau im
Tiengau bzw. Dienggau (und Ergau bzw. Eritgau) von den Grafen von Nellenburg
und 1289 Scheer von den Grafen von Montfort. Beide Herrschaften wurden
1314/1315 an Montfort verpfändet und von diesem 1369 zur Grafschaft F.
vereinigt. Sie kamen 1452 durch Kauf an die Reichserbtruchsessen von Waldburg
(Waldburg-Sonnenberg). Durch Vertrag von 1680 wurde die Grafschaft Mannlehen
Österreichs. Die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg veräußerten
1786 F. mit den Herrschaften Dürmentingen und Bussen an die Fürsten von Thurn
und Taxis, die 1787 die Grafschaft als Reichslehen verliehen erhielten. 1806
fiel die reichsunmittelbare, zum schwäbischen Reichskreis zählende und seit
1787 gefürstete Grafschaft mit rund 190 Quadratkilometern bzw. 3 Quadratmeilen
und etwa 9000 Einwohnern an Württemberg. Sie umfasste die Herrschaft Scheer,
die Grafschaft Friedberg, die Herrschaften Dürmentingen und Bussen, letztere
mit Schloss Bussen und fünf Orten und das zwischen Saulgau und Aulendorf
gelegene Dorf Renhardsweiler (Renartsweiler). Über Württemberg kam das Gebiet
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 179; Wallner 688 SchwäbRK 44; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen
in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, Zs. f. württ.
LG. 28 (1969); Der Kreis Saulgau, 1971; Kretzschmar, R., Vom Obervogt zum
Untergänger. Die Verwaltung der Grafschaft Friedberg-Scheer unter den
Truchsessen von Waldburg im Überblick (1452-1786), (in) FS E. Gönner, 1986;
Kretzschmar, R., Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal. Grafschaft
Friedberg-Scheer. Urkundenregesten 1304-1802, 1993.
Fürfeld (reichsritterschaftlicher Ort). F. bei Heilbronn
wurde 1516 von den Herren von Helmstadt an die Gemmingen verkauft. Es war
Mannlehen des Hochstifts Worms. Es gehörte zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben. Über Württemberg kam F. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten
Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen
der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe die
Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278
Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als
Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft
Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach
im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie
Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später
außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch
wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen
im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der
Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise
durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam,
vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg.
Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft
Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften
Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig
sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen),
so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten.
Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere
Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie
abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716
ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den
Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in
Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten
zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch,
Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die
Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen,
Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter
Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und
Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen
waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk
(Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die
fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische
Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern
unter Baden, Württemberg und
Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern
und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum
Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806),
Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte
der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet
des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9;
Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R.,
Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom
Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl,
I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E.,
Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Gaildorf (Herrschaft). Nach G. am Kocher südlich
von Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von G., die im Dienst der
Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen in der Familie der Schenken seit
1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis 1552 einer Linie zu und wurde
später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft der Linie Limpurg-Sontheim zu
(Aussterben in männlicher Linie 1713). 1806 fiel G. mit der Herrschaft Limpurg
an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines Oberamtes war. 1951/1952 gelangte es
damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49.
Gailingen (reichsritterschaftlicher Ort). G. bei
Konstanz wird 965 erstmals erwähnt, dürfte aber bereits der frühen
alemannischen Besiedlungszeit angehören. Bis 1806 zählte der Ort zum Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. Von 1540 unterstand ein
Drittel der Ortsherrschaft der Stadt Schaffhausen. Die hohe Gerichtsbarkeit und
Landeshoheit hatte von 1465 bis 1805 Habsburg bzw. Österreich. Über Baden kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Götz, F., Untersee und Hochrhein, 1971.
Gammertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Nach bronzezeitlichen und merowingerzeitlichen Gräbern erscheint im 13.
Jahrhundert die von den Grafen von Veringen, die das 1101 erstmals erwähnte
Dorf über die Grafen von Achalm, die Grafen von G. (vor 1182), die Grafen von
Ronsberg und die Herren von Neuffen in der Mitte des 13. Jahrhunderts erlangt
hatten, angelegte Stadt G. am linken Lauchertufer bei Sigmaringen. Nach
mehrfachem Herrschaftswechsel kaufte der württembergische Obervogt Dietrich von
Speth die Herrschaft G. mit Hettingen, Hermentingen, Feldhausen, Kettenacker
und Neufra. Sie zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam
sie an Hohenzollern-Sigmaringen, das die Spethschen Güter 1827 durch Kauf
erwarb, 1850 an Preußen. Bis 1925 war G. Sitz eines Oberamtes. 1945 gelangte es
an Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Wiest, J., Geschichte der Stadt Gammertingen, 1928, Neudruck
1961; Burkarth, H., Die Geschichte der ehemaligen Herrschaft
Gammertingen-Hettingen, 1983.
Gärtringen (Dorf, Herren, Herrschaft). G. bei Böblingen wurde 1382 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg verkauft. Der Ortsadel starb 1559 aus. Das Gut kam als Lehen von 1610 bis 1616 an den württembergischen Rat Johann Sattler und 1640 durch Erbschaft an die Hiller und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Jäger von Gärtringen.
Geisingen (Herrschaft). G. bei Donaueschingen wird
764 (Chisincas) erstmals erwähnt. Die Herren von G., die sich auch nach der um
1100 erbauten nahen Burg Wartenberg nannten, gründeten neben dem Dorf zwischen
1250 und 1300 eine Stadt. 1318 kam G. mit Wartenberg über die Grafen von
Freiburg-Badenweiler erbweise an das rivalisierende
Fürstenberg, 1806 an Baden und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Barth, J., Geschichte der Stadt Geisingen an der Baar, 1880;
Vetter, A., Geisingen. Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg, 1964.
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft
über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später weitverzweigten
Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15.
Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg) geteilte Familie G.
war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar.
Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser. Das später der Reichsritterschaft
Schwaben und Franken aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck
bzw.) Steinegg, G., Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg
(Homberg) aus. Zu ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im
Kanton Neckar Hamberg (Homberg) (Lehen Badens,
v. G. zu Steinegg, 1457), Hohenwart (Lehen Badens,
v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens,
v. G. zu Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen),
Neuhausen im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu
Steinegg), Schellbronn (Lehen Badens, v. G. zu
Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G.
zu Steinegg, 1407), Tiefenbronn (Lehen Badens,
v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher Ganerbschaft Bönnigheim (Bennigheim) mit
Erligheim, Beihingen teilweise (seit 1675), Filseck (1593-1597), Neubronn
teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim teilweise, im Kanton Kraichgau
Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof, Bonfeld mit (dem 1732 von
Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld, Rappenau, Treschklingen, fünf
Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen, Neckarmühlbach, Wollenberg
und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, in dem sie
von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert waren, drei Viertel Crumbach
(Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau, Freiheit, Hof Güttersbach,
Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit Rodensteinschen Waldungen, Altenberg
(Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622), Hoffenheim (1771), Teile von
Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg (1334), Ilgenberg,
Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss Hornberg (1612),
Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15. Jh.), Kochendorf
teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh., gemeinschaftlich
mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde in G. die
Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. (Am Beginn des
21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972; Andermann, K., In Angelegenheiten
der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die Urkunden des Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar, 1990; Andermann,
K., .Die Urkunden der Freiherrlich von Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen
und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011; Archive der Freiherren von
Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt - Urkundenregesten 1439-1902,
bearb. v. Burkhardt, M., 2013.
Gengenbach (Reichsabtei). Um 748/753 gründeten iroschottische
Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg eine Benediktinerabtei. Sie wurde um
820 Reichskloster. 1007 gab sie Kaiser Heinrich II. an das Hochstift Bamberg.
Vögte waren seit Anfang des 12. Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann
die Staufer, die Bischöfe von Straßburg und seit 1296 die Inhaber der
Reichslandvogtei Ortenau, wodurch G. wieder Reichsabtei wurde. Von der Abtei
ausgehend entstand der Ort G., dem der Abt 1230 Stadtrecht verlieh. 1751 wurde
die Abtei reichsunmittelbar. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem
schwäbischen Reichsprälatenkollegium an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne
weiteres Gebiet war, mediatisiert und kam an Baden,
das sie 1803/1807 aufhob. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder
303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und
das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I., Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f.
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 223
Gengenbach (Reichsstadt). Der vom Abt der um
748/753 gegründeten Benediktinerarbtei 1230 zur Stadt erhobene Ort G. bei Offenburg
wurde spätestens 1360 durch Kaiser Karl IV. zur Reichsstadt. Zu ihrem
Herrschaftsgebiet gehörten Reichenbach, Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach.
1525 wurde die Stadt evangelisch, 1547 aber rekatholisiert. 1689 wurde sie
nahezu völlig zerstört. 1803 fiel sie mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 552 III b 32; Wallner 688 SchwäbRK 61; Kuner, M., Die
Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Gengenbach, 1922, 1939; Sutter,
O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Andreas, W., 600 Jahre Reichsstadt Gengenbach,
ZGO 108 (1960), 297; Hillenbrand, E., Stadt und Kloster Gengenbach im
Spätmittelalter, ZGO 124 (1976), 75ff.; Eine Stadt feiert. Chronik des
festlichen Jahres 1980, als Gengenbach sich erinnerte, 750 Jahre Stadt zu sein,
bearb. v. End, R., 1980.
Geradstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). G. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam noch vor der Mediatisierung (zu einem Drittel) an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz
[bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie
Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden
vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen
Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet
war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit
Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem
heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben
(1692) entgegen einer Besetzung durch Baden
1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein
Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die
Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben,
1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819
trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte
G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen
Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G.
an der Brenz, nach der sich eine Familie von G. benannte. Nach 1147 wurde der
durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin Diepolds II. von G., an die
Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im Brenztal. 1307 zählte G. zu
den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem
Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei.
1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde die Reformation in der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit
etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen an Württemberg, wo G. bis 1810
Oberamt war und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Glatt (Herrschaft). 731/736 erscheint G. bei
Sulz am Neckar in einer Urkunde Sankt Gallens. Am Ende des 13. Jahrhunderts
gehörte es mit dem halben Dürrenmettstetten und einem Sechstel Dettingen den
Herren von Neuneck. Nach deren Aussterben (1678) kam es durch Testament an das
Domstift Trier, durch Verkauf an den Freiherren von Landsee und 1706 an das
Stift Muri im Aargau, das Dettingen, Dießen (bei Horb), Dettlingen (Dettensee)
und Neckarhausen anfügte. Nach der Säkularisation fiel die Herrschaft G. an
Hohenzollern-Sigmaringen und bildete bis 1854 ein Oberamt. Über Preußen und
Württemberg-Hohenzollern kam G. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wetzel, J., Das hohenzollerische Schwarzwalddorf Glatt und das
Adelsgeschlecht von Neuneck, Bll. d. württemberg. Schwarzwaldvereins 19 (1911),
Neudruck 1966; Ottmar, J., Geschichte der Burg Neuneck, 1963; Hermann, W., Die
niederadelige Herrschaft Glatt vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, Zs. f. hohenzollerische Geschichte 24 (1988).
Grafenhausen (Herrschaft). G. nördlich von Waldshut
wurde zusammen mit umfangreichen Gütern 1095 durch die Grafen von Nellenburg an
das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen gegeben. Die Vogtei über eine 1096
genannte Benediktinerabtei kam von den Grafen von Nellenburg über die
schaffhausischen Patrizier von Roth 1341 an das Kloster Allerheiligen (in Schaffhausen)
und 1344 an die Landgrafen von Stühlingen. 1609 ging die Herrschaft G. von dem
Marschall von Pappenheim an das nahe Kloster Sankt Blasien (Herrschaft
Bonndorf). Mit diesem kam sie 1805 an Württemberg, 1806 an Baden und damit G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Kürzel, A., Der Amtsbezirk Bonndorf, 1861; Hölzle, Beiwort 82.
Gräfenstein, Grävenstein (Herrschaft). Die
Herrschaft G. nördlich von Pirmasens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Grafen von Sponheim und Baden zum oberrheinischen
Reichskreis. S. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 166, 261; Wallner 696 OberrheinRK 15.
Gröningen (Ganerbschaft). In G. bei Crailsheim, das bis 1625 freieigene Bauerngüter aufwies, saßen bis um 1300 die Ritter von G. Ihnen folgten die Crailsheim und im 14. Jahrhundert die Schopfloch und Rechberg als Lehnsleute der Hohenlohe. Die Ortsherrschaft stand unter der Herrschaft Ansbachs später mehreren Ganerben zu (1532 u. a. Crailsheim, Ansbach, Priorat Anhausen, Vellberg, Wollmershausen und die Reichsstädte Rothenburg, Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl, im 17. Jahrhundert vor allem die Crailsheim, im 18. Jahrhundert hauptsächlich die Seckendorff). 1796 kam G. mit Ansbach an Preußen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Gröningen (Herrschaft).
Großgartach (Reichsdorf). G. bei Heilbronn erscheint
erstmals 765 anlässlich einer Übertragung an Lorsch. 1122 kam der Ort von den
Grafen von Lauffen an deren Hauskloster Odenheim. Am 18. 7. 1330 verpfändete
Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht Hofwart von Kirchheim die Vogtei über das
Kloster zu Odenheim, über die Dörfer Odenheim, Tiefenbach, G. und Bauerbach.
Seit 1376 erwarb Württemberg allmählich ein Viertel der Vogtei und die hohe
Obrigkeit. Über Württemberg kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 140; Hugo 452; 1200 Jahre Großgartach, 1965.
Grüningen (reichsritterschaftlicher Ort). In G.
bei Biberach übertrugen die Bertholde 805 Güter an Sankt Gallen und 973 an das
Kloster Reichenau. Nach Edelfreien von G. des 12. Jahrhunderts und einer Linie
G. der Grafen von Württemberg erscheinen im 13. Jahrhundert Herren von G. Ihre
Nachfolger waren nach 1355 die Herren von Hornstein. Von ihnen hatten
verschiedene Linien ihren Sitz in G. Über Württemberg kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. (S. Hornstein zu G.)
L.: Selinka, R., Grüningen und seine Geschichte, 1928; Der Kreis Saulgau, 1971;
Der Kreis Biberach, 1973.
Gültlingen (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis
1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu Erbkämmerern der
Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen (bis 1699) und Deufringen
und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg und Zumweiler
(Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie wegen erheirateter
Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher immatrikuliert. Die
Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit besiedelten Ort G.
kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den Grafen von Hohenberg an die Pfalz
und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205,
218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925.
Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft).
Nach der Burg G. an der Lauter nannten sich 1105 erscheinende hochadlige
Herren, die bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts um Lauter und Donau ein kleines
Herrschaftsgebiet errichteten, das durch Erbteilungen aber bald wieder zerfiel.
Der letzte Freiherr von G. vererbte G. 1546 an die Grafen von Helfenstein, von
denen es 1627 an Fürstenberg fiel (Linie Messkirch, 1744 Linie Stühlingen). Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die freie Herrschaft G. mit einer
Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800 Einwohner) über die Fürsten von
Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium. 1806 fiel sie an Württemberg. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
Gutenzell (reichsunmittelbare Abtei). G. bei
Biberach an der Riss in Oberschwaben wurde um 1230 vielleicht von zwei
Schwestern der Herren von Schlüsselberg als Zisterzienserinnenkloster gegründet
und 1237 erstmals erwähnt. 1238 stellte es der Papst unter seinen besonderen
Schutz. Das Kloster blieb ohne Vogt. Seit dem späten Mittelalter war es
reichsunmittelbar und gewann landesherrliche Rechte über 11 Dörfer. Bis 1753
stand es unter der geistlichen Aufsicht des Abtes von Salem, danach des Abtes
von Kaisheim. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
fiel es mit 43 Quadratkilometern und rund 1500 Einwohnern an die Grafen von
Törring-Jettenbach, 1806 an Württemberg. 1851 stirbt die letzte Konventualin.
1951/1952 gelangte G. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 19; Wallner 689 SchwäbRK 68; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Beck, P., Kurze Geschichte des Klosters
Gutenzell, 1911; Pöllmann, L., St. Kosmas und Damian Gutenzell, 1976;
Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen
Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Gutenzell, hg. v. Beck, O., 1988;
Maegraith, J., Das Zisterzienserinnenkloster Gutenzell, 2006.
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft,
Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei Emmendingen nannte sich eine
von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog Bertholds I., begründete
Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg Baden
bei Oos (s. Baden). Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach 1197 die Linie (Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297 die
Nebenlinie (Baden-Sausenberg bzw.) Sausenberg
ab. H. kam 1415 durch Kauf wieder an die Hauptlinie zurück. Die sausenbergische
Linie, die 1306 Rötteln, später Lörrach und verschiedene Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg
(Neuchâtel) erwarb, erlosch 1503. Ihre Güter kamen an Baden,
Neuenburg über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville
(Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach.
Für die Herrschaften Badenweiler, Rötteln und
Sausenberg kam im 16. Jahrhundert die Bezeichnung Markgräflerland auf (im
Gegensatz zum Breisgau Österreichs). Über Baden
gelangten die meisten Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. a. Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte,
H./Krieger, A., Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren
Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978,
13ff.; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg und
der Herrschaft Üsenberg, Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147.
Hafner, Haffner (von Bittelschieß), Hafner von
Büttelschieß (Reichsritter). Nach Bittelschieß bei Sigmaringen nannten sich
seit 1083 Herren von Bittelschieß (Butelsciez), denen der Ort bis zur Wende des
14. Jahrhunderts gehörte. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert zählte die Familie
der H. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Über Hohenzollern, Preußen
und Württemberg-Hohenzollern kam Bittelschieß 1951/1952 zu Baden-Württemberg
L.: Ruch 18 Anm. 2 und Anhang 78.
Hagnau (Herrschaft). Die Herrschaft H. am
Bodensee südöstlich von Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Abtei Weingarten zum schwäbischen Reichskreis. (Weingarten fiel 1806/1808 an
Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Überlingen und der Linzgau am Bodensee,
hg. v. Schleuning, H., 1972.
Haigerloch (Herrschaft). 1095 wird die Burg H. an
der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft H. gehörte den um 1162 aussterbenden
Grafen von H., denen die um 1170 von den Grafen von Zollern abgespalteten
Grafen von Hohenberg nachfolgten. 1381 verkauften die Grafen die gesamte
Grafschaft Hohenberg mit H. an Habsburg, das die Herrschaft mehrfach
verpfändete. 1488 kam H. an die Grafen von Zollern, die es 1497 gegen die
Herrschaft Rhäzüns in Graubünden (an Österreich) eintauschten. 1575/1576 wurde
H. Sitz einer Linie der Zollern bzw. Hohenzollern (Hohenzollern-Haigerloch).
Nach dem Aussterben der Linie 1634 fiel die Herrschaft an
Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte die Herrschaft Haigerloch-Wehrstein
(Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen und 7000 Einwohnern unter den
Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit Hohenzollern-Sigmaringen kam H.
am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Blessing, E., Stadt und Herrschaft
Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller, C., Historiographische Probleme um
die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO 146 (1998), 1V 245.
Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des Rheins
zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den Bischof
Konrad von Lichtenberg an das Hochstift Straßburg. 1299 hinterließ der Bischof
seinen Neffen als Lehen 26 Dörfer um Willstätt und Lichtenau. Erben des 1480 im
Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren von Lichtenberg waren zwei Nichten,
die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und Zweibrücken-Bitsch verheiratet waren.
Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an Zweibrücken, doch bildeten beide Ämter ein
von Hanau aus gemeinsam regiertes Land. Seitdem nannten sich die Grafen von
Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie hatten Sitz und Stimme auf dem Reichstag
und im oberrheinischen Reichskreis. Beim Aussterben der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch fielen deren Güter im Elsass und um Lichtenau an die Grafen
von H. 1606 tauschten diese ein Gebiet um Pirmasens von Lothringen ein.
1680/1697 fielen die im Elsass gelegenen Güter (Buchsweiler, Pfaffenhofen,
Westhofen, Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz
von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Die übrigen Güter (die
Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler, Kutzenhausen [Kuzenhausen],
Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen 1736 an Hessen-Darmstadt. 1803
fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und Willstädt über Karoline Luise von
Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert,
J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium
der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und
Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.
Hardheim (Herren). Nach dem vielleicht schon im
8. Jahrhundert besiedelten, 996 erwähnten H. im südöstlichen Odenwald nannten
sich Herren von H. Die seit dem 14. Jahrhundert belegten beiden Burgen kamen
nach langem Streit mit dem Erzstift Mainz 1656 an das Hochstift Würzburg und
1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 100.
Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte
Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau
und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer
1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er
das Tal H. heraus und gab es als Pfand an Fürstenberg, das sich
Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene Pfandschaft an das
Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste der
Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich eigenständig
gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5 Quadratmeilen groß, mit
rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten, Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Harthausen (reichsunmittelbare Herrschaft). H.
nördlich von Rottweil erscheint 882. Im Jahre 994 gab dort Herzogin Hadwig
Güter an das Kloster Petershausen. Die Lehnsoberhoheit lag zunächst bei Sulz
und seit 1471 bei Württemberg. Die später zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben steuernde reichsunmittelbare Herrschaft unterstand zunächst den Hack
(Hacken) von H., seit 1481 den Rosenfeld und seit 1549 den Herren Stein von
Steinegg (Steineck) bzw. Stein zum Rechtenstein. 1806 kam H. an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509.
Härtsfeld (Gau zwischen Ries und schwäbischer Alb,
Hertfeld)
L.: Polenz, P. v. Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, 61, 96,
‚Härtsfeld‘ (bei Neresheim in Baden-Württemberg)
Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099
als Reichslehen der Herzöge von Zähringen erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die
Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250 nach Fürstenberg benannten. 1250
musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen genommen werden, wurde 1278 aber
wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es Sitz einer Linie
Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde es dem Hochstift
Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393 wieder
straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an Baden
und mit diesem 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44
Hauenstein (Grafschaft). An einem alten
Rheinübergang bei Laufenburg erlangten die Grafen von Habsburg als Nachfolger
der Grafen von Lenzburg (1173) bzw. Kiburg (Kyburg) 1264 mit der Vogtei über
Sankt Blasien die Burg H. (Houwinstein), die sie zeitweilig an die Herren von
Schönau zu Lehen gaben bzw. der Linie Habsburg-Laufenburg überließen. Nach
deren Aussterben 1408 kam die Herrschaft, seit 1562 Grafschaft H. an Habsburg
zurück. 1806 fiel sie mit rund 500 Quadratkilometern und etwa 25000 Einwohnern
an Baden, 1951/1952 H. mit diesem an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war bis 1648 Sitz der
Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten Markt,
Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen) und
weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold von Stein zu Klingenstein
und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger
zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die Grafen Schenk von Castell, 1756 als
Pfand an das Kloster Salem und 1803 an Baden
sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg
und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.
Hechingen (Burg, Herrschaft). Bei dem 786 erstmals
erwähnten H. (Hahhingum) an der Starzel errichteten die Grafen von Zollern
(Hohenzollern) eine Burg. Später wurde H. Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft
Zollern. Danach war es Sitz der Linie Hohenzollern-Hechingen. 1849 kam H. mit
dem 1806 voll souverän gewordenen, wirtschaftlich aber kaum lebensfähigen
Fürstentum an Preußen, 1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Hechingen.
L.: Wolff 168; Bauer, W., Die Stadt Hechingen, 2. A. 1955; Eisele, K., Studien
zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Kuhn-Rehfus, M., Streifzüge durch
die Geschichte Hechingens, (in) 1200 Jahre Hechingen, 1987; Mors, K., Hechingen
und Burg Hohenzollern, 1989.
Hegau (Gau, Landgrafschaft). Der H. (zu *kev-
Bergrücken?) zwischen Konstanz, Schaffhausen, Geisingen, Immendingen,
Überlingen, Neuhausen ob Eck (Egg) und Randen wird als Grafschaft erstmals 787
erwähnt. Er war eine Kernlandschaft des Herzogtums Schwaben. Um 1180 fiel er
von den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und damit an
die Staufer. Er ging dann mit Nellenburg in der Landgrafschaft Hegau auf, die
1422 an die Herren von Tengen, von 1465 bis 1805 durch Kauf als Landgrafschaft
Nellenburg zu Habsburg/Österreich, 1805 zu Württemberg und 1810 zu Baden kam. Von dort gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Gerber, H., Der Hegau,
Landschaft zwischen Rhein, Donau und Bodensee, 1970; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Hegouue, Heuugowe, Gau am Bodensee,
Singen, Stein); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9,
Hegouwe,Hegau’; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 59, 198 (Merishausen, Öhningen, Kirchen im Aitrachtal);
Tumbült, G., Die Grafschaft des Hegaus, 1984, (in) MIÖG Ergbd. 3; Kiewat, R.,
Ritter, Bauern und Burgen im Hegau, 1986.
Heggbach, Hegbach, Hepbach (reichsunmittelbare Abtei).
In H. (Hecchibach) bei Biberach wurde vermutlich in Anlehnung an eine
ursprünglich adlige, dann über König Heinrich (VII.) an die Linzgauzisterze und
von dort an einen zunächst bei Maselheim angesiedelten Konvent von Beginen
gelangte Eigenkirche vor 1231 ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. Es
erlangte 1429 die niedere Gerichtsbarkeit für sein Gebiet und war seit dem
späten Mittelalter, weil es nie einen Vogt hatte, reichsunmittelbar. In
geistlicher Hinsicht unterstand es der Oberaufsicht des Abtes von Salem. Die
Herrschaft des zum schwäbischen Reichskreis zählenden Klosters umfasste die
fünf Dörfer Baustetten, Bronnen, Maselheim, Mietingen und Sulmingen, insgesamt
ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern mit 3000 Einwohnern.
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam es (bis
1873) an die Grafen Waldbott von Bassenheim bzw. (von) Waldbott-Bassenheim, die
Dörfer Mietingen, Sulmingen sowie der Zehnt von Baltringen an die Grafen von
Plettenberg, 1806 an Württemberg. Bibliothek und Archiv wurden 1820 nach
Buxheim gebracht. 1875/1884 ersteigerten die Franziskanerinnen von Reute
(Reutte) das Klostergelände. Über Württemberg kam H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 67; Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 18; Wallner 689 SchwäbRK
67; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Mayer, F., Geschichte des
vormaligen Reichsstifts und Gotteshauses Heggbach, 1917, Neudruck 1981; Beck,
O., Die Reichsabtei Heggbach, 1980; 750 Jahre Kloster Heggbach (1231-1981), hg.
v. Haas, L., 1981; Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982.
Heidelsheim (Reichsstadt). H. (Heidolfesheim) bei
Bruchsal wird 770 in einer Urkunde Lorschs erstmals genannt. 1124/1125 gelangte
der Ort von den Saliern, die ihre Rechte als Vögte des Klosters Weißenburg
erlangt hatten, an die Staufer. Vermutlich schon vor 1286 war H., das 1241 mit
100 Pfund Hellern Jahressteuer im Reichssteuerverzeichnis aufgeführt wurde,
Reichsstadt und wurde jedenfalls 1307 als solche bezeichnet. 1311 wurde H. an Baden verpfändet, 1333 an die Pfalz. 1424/1642/1643
kam es endgültig an die Pfalz, 1803 an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Härdle, O., Geschichte und Bild der ehemaligen Reichsstadt
Heidelsheim, 1960.
Heidenheim (Herrschaft). Neben älteren Siedlungen
bestand in H. an der Brenz ein erstmals zwischen 750 und 802 anlässlich einer
Schenkung an Fulda erwähntes, auf alemannischem Herzogsgut errichtetes Dorf. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand das meiste Gut in H. den Hellenstein zu,
von denen Degenhard von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum procurator des
Königsgutes in Schwaben bestellt wurde. König Rudolf von Habsburg zog das
ehemals staufische Gut an das Reich. 1302 wurde es an die Helfenstein
verpfändet, welche die Höhenburg Hellenstein zum Mittelpunkt der Herrschaft
Hellenstein machten, die 1448 als Herrschaft H. an Württemberg und 1450 von
dort an Bayern-Landshut veräußert wurde. 1504 kam die zum schwäbischen
Reichskreis zählende Herrschaft nach dem Erbfolgekrieg um Bayern-Landshut
wieder an Württemberg, wo sie abgesehen von 1635/1648 (Bayern) verblieb.
1951/1952 gelangte damit H. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; 600 Jahre Stadt Heidenheim/Brenz
1356-1956, 1956; Heimatbuch des Kreises Heidenheim, 2. A. 1963; Heidenheim an
der Brenz, bearb. v. Schneider, F., 1970; Bühler, H., Heidenheim im
Mittelalter, 1975; Akermann, M., Schloss Hellenstein über Heidenheim, 1978.
Heilbronn (Reichsstadt). H. am Neckar erscheint
nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut, dessen Kirche und Zehnt
dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen wurden (822 Heilibrunna). Um die
Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Calw, die es 1146 an
Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von Dürn, dem Hochstift
Würzburg und den Staufern umstritten. Spätestens im 13. Jahrhundert kam es an
die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum genannt. Das erste erhaltene Stadtrecht
stammt von 1281. Vielleicht schon seit dem Interregnum (1254-1273), jedenfalls
seit dem 14. Jahrhundert (1322 Blutbann, 1334 Nichtevokationsprivileg, 1360
Erwerb des Schultheißenamtes, 1464 Erwerb der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu
ihr gehörten das Reichsdorf Böckingen sowie drei weitere Dörfer. Um 1790 war H.
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802 fiel das zum
schwäbischen Reichskreis zählende H. mit Böckingen, Flein, Frankenbach,
Neckargartach und Lautenbacher Hof (Lauterbacher Hof), insgesamt 1 Quadratmeile
bzw. rund 55 Quadratkilometer Gebiet, und rund 9400 Einwohnern an Württemberg,
über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt
Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn,
1894; Beschreibung des Oberamtes Heilbronn, Bd. 1f. 1901ff.; Urkundenbuch der
Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.; Gauss, W., Heilbronn, die Stadt am heiligen
Brunnen, 1956; Hempe, L., Die Stadtgemeinde Heilbronn, 1959; Weingärtner, K.,
Studien zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Heilbronn am Neckar, 1962;
Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn, 1970; Stadt- und Landkreis Heilbronn, 1973;
Aus der Heilbronner Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C., 1988; Schuler,
P., Heilbronn, LexMA 4 1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn, 1991; Schrenk, C.,
Von Helibrunna nach Heilbronn, 1998.
Heiligenberg (Grafen, Grafschaft, Landgrafschaft).
Nach der Burg H. bei Überlingen nannten sich die im 10. Jahrhundert erwähnten
Grafen von H., welche die Vogtei über das Hochstift Konstanz hatten. Die
räumlich dem vorangehenden Linzgau entsprechende Grafschaft kam 1277 durch Verkauf
seitens des letzten Grafen an die Grafen von Werdenberg und 1534 im Erbgang an
die Grafen von Fürstenberg. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft. Innerhalb
Fürstenbergs gehörte sie von 1562 bis 1716 zur Linie Heiligenberg, dann zu den
Linien Messkirch und Stühlingen und seit 1744 zur Linie Messkirch. Sie zählte
zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie mit rund 5 Quadratmeilen bzw. 270
Quadratkilometern an Baden. Damit gelangte ihr
Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Zeumer 553 II b 61, 1; Wallner 687 SchwäbRK 28; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berenbach, E., 800 Jahre Grafen von
Heiligenberg, 1936; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, hg. v. Schleuning,
H., 1972; Himmelheber, G., Schloss Heiligenberg, 14. A. 1977; Himmelheber, G.,
Schloss Heiligenberg, 5. A. 1986.
Heiligkreuztal, Heiligenkreuztal (freies? Stift). 1227
erwarben mehrere fromme Frauen von Werner von Altheim das Gut Wasserschaff und
errichteten dort unter dem Namen H. 1231/1233 ein Zisterzienserinnenkloster,
das päpstlichen und kaiserlichen Schutz erlangte, aber der Oberaufsicht des
Abts von Salem unterstand. Es erwarb vor allem von den Justingen und den Grafen
von Grüningen-Landau ein kleines Herrschaftsgebiet von 8 Dörfern. Nach langem
Rechtsstreit konnte 1719 die Vogtei der Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen
abgelöst werden. 1750 wurde das Kloster innerhalb Schwäbisch-Österreichs dem
Oberamt Nellenburg unterstellt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein
Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3200 Einwohnern. Dazu gehörten die Dörfer und
Weiler H., Andelfingen, Binzwangen, Beuren, Ertingen, Friedingen, Hundersingen
und Waldhausen, die Höfe Landauhof (Landau), Talhof (Thalhof) und Dollhof,
mehrere auswärtige Güter und Gefälle und Weinberge in Markdorf und Hechingen.
1803 fiel das Stift an Württemberg. Mit diesem kam H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal, 1910ff.; Kögel, M., Rechts- und
Besitzverhältnisse des Klosters Heiligkreuztal, Diss. phil. Tübingen, 1973; Der
Kreis Biberach, 1973; Heiligenkreuztal 1277-1977, 2. A. 1978.
Heinsheim (reichsritterschaftlicher Ort). Das
vermutlich bereits im 6. oder 7. Jahrhundert gegründete H. bei Wimpfen am
Neckar zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben und kam 1806 zu Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Neuwirth, G., Geschichte des Dorfes Heinsheim, 2. A. 1965.
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum,
Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher
Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich
II. von Hachberg die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit
1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors
(Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz
und Stimme auf dem Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene
Grafschaft Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende,
dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich
faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den
Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit
gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden,
Diss. jur Freiburg im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die
Malteserstadt, 1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer
Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264;
Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei
Geislingen an der Steige errichtet. Nach ihr nannten sich die im staufischen
Reichsdienst bedeutenden, seit 1113 bezeugten Grafen von H., die um 1258 Teile
der Güter der Grafen von Dillingen erbten. Sie hatten Güter um Geislingen/H.,
Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267) und Heidenheim (1351), die vielfach geteilt
wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb 1546 Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit
1396 und nach dem Aussterben der Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter
an die Reichsstadt Ulm (Güter der Wiesensteiger Linie ohne Wiesensteig), an die
Grafen von Fürstenberg (Messkirch, Gundelfingen, Neufra), an Württemberg
(1447/1448) und Bayern (1642), 1806/1810 fast ganz an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4;
Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I.,
Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.
Helmstadt (reichsritterschaftlicher Ort). H. bei
Sinsheim wird erstmals 782 in Lorscher Urkunden erwähnt. Es war Sitz der im 13.
Jahrhundert weit verzweigten Adelsfamilie von H. (1229), deren Angehörige
ursprünglich Ministeriale der Staufer waren. 1273 kam es durch Auftragung an die
Pfalz. Diese belehnte 1401 die Herren mit dem später zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben zählenden Dorf, das 1681 nach deren Aussterben an die
Berlichingen und Auerbach fiel. Von der Pfalz kam es 1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Senges, W., Geschichte des Kraichgaudorfes Helmstadt, 1937.
Herbrechtingen (Reichsstift). 774 gab König Karl der
Große das auf altem Siedlungsland errichtete H. (Hagrebertingas) an die dort
durch Fulrad von Saint-Denis (Saint Denis) gegründete Kirche. Im frühen 10.
Jahrhundert zog Herzog Burchard von Schwaben das daraus erwachsene Stift als
Erbgut seiner Gemahlin Reginlind an sich. Kaiser Friedrich II. übertrug die
Vogtei über das nunmehrige Augustinerchorherrenstift an die Herren von Wolfach,
die sie 1227 an die Grafen von Dillingen verkauften. 1258 bemächtigte sich Graf
Ulrich von Helfenstein als Schwiegersohn des letzten Grafen von Dillingen des
Stiftes und zog es zur Grafschaft Helfenstein bzw. Herrschaft Heidenheim.
1531/1536 wurde die Reformation eingeführt. 1648 kam das Stift endgültig an
Württemberg und H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: 1200 Jahre Herbrechtingen, 1974.
Herdwangen (Herrschaft). Die Herrschaft H. nördlich
von Überlingen wurde im 11. Jahrhundert von der reichsunmittelbaren Abtei
Petershausen erworben, die 1803 an Baden fiel.
Damit gelangte H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 190; Hölzle, Beiwort 82.
Herrenalb (Reichsabtei) (seit 1971 Bad Herrenalb).
1149 gründete Graf Berthold III. von Eberstein das Zisterzienserkloster Alba
bzw. H. bei Calw. Es erwarb rasch bedeutende Güter, die es zu einem
geschlossenen Gebiet von etwa 340 Quadratkilometern mit mehr als 40 Orten
ausbaute. Früh wurde es reichsunmittelbare Abtei. Vögte waren im 13.
Jahrhundert nach den Grafen von Eberstein die Markgrafen von Baden, seit 1338 durch königliche Verleihung die
Grafen von Württemberg. 1497 ging im Streit zwischen Baden
und Württemberg die Reichsunmittelbarkeit zugunsten Württembergs verloren. 1535
wurde die Abtei von Württemberg durch Einführung der Reformation aufgehoben und
wurden die Güter von Württemberg übernommen. Mit diesem gelangte H. 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Seilacher, K.,
Herrenalb. Geschichte des Klosters, 1952; Pflüger, H., Schutzverhältnisse und
Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb bis 1497, 1958; Kottmann, A.,
Herrenalb, 1966; Mattejiet, U., Herrenalb, LexMA 4 1989, 2180; Bad Herrenalb,
hg. v. d. Stadt Bad Herrenalb, 1990; 850 Jahre Kloster Herrenalb, hg. v.
Rückert, P. u. a., 2001
Herrot, Herroth (Herrschaft). Die Herrschaft H.
südwestlich von Leutkirch gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen
von Waldburg-Zeil-Zeil dem schwäbischen Reichskreis an. 1806 fiel sie an Württemberg
und damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a.
Hertfeld s. Härtsfeld
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, 61, 96,
‚Härtsfeld‘ (bei Neresheim in Baden-Württemberg).
Herwart von Bittenfeld (Reichsritter), Herwarth
von Bittenfeld. Von 1574 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts war die Augsburger
Patrizierfamilie Herwart mit dem 1245 erstmals erwähnten, vor 1253 an
Württemberg gelangten und im 15. Jahrhundert vorübergehend an die Herren von
Bernhausen gekommenen Bittenfeld bei Waiblingen belehnt. Die H. zählten zum
Kanton Kocher im Ritterkreis Schwaben. Bittenfeld kam 1951/1952 über
Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Schulz 264.
Hesperingen (Herrschaft). Die Herrschaft H. bei
Luxemburg wurde 1492 von Baden erworben. Sie
blieb unter der Landeshoheit Österreichs bzw. Luxemburgs.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu
hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar,
Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau
(Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar,
Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte
Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große
hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere
mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg
I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb
1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden
tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die
Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe
Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms,
Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das
seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933
die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertrittes auf österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.;
Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich,
W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen,
hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landsamts für gesch. Landeskunde 5
(1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen
zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation
Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung,
1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde
bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und
Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze,
1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser,
E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W.,
Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
(1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K.,
Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16.
bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild
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Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.;
Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner, W.,
Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu einer hessischen Rechtskarte
für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10, 27, 33, IV, 8;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen, hg. v. Sante,
G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen
Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die mittelalterliche
Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966; Niemeyer, W., Der Pagus
des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches Gemeindeverzeichnis für
Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967, H. 2: Gebietsänderungen
der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968; Weigt, T., Das Landrecht
der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen); Lennarz, U., Die
Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973; Crusius, E., Der Kreis
Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches Ortsverzeichnis für das
Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen, 1976; Weiss,
Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts,
1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter,
1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567. Staatsbildung im Übergang vom
Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U.,
1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon, 1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v.
Roth, H./Wamers, E., 1984; Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und
Erläuterungsband, hg. v. Schwind, F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und
Gegenwart, 1986; Das Werden des Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987;
Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen
im Bild alter Landkarten, 1988; Franz, E. u. a., Gerichtsorganistaion in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von Hessen, 1989;
Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W., Appellation in den
zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 42
(1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E., Die hessischen
Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003; Schlinker,
S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das
heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im
spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010;
Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von
Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes
Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter
Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau,
Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die mainzischen Güter
Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen Ämter Lindenfels,
Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und Oppenheim (teilweise), den Rest des
Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg,
die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen
mit 218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet
Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg,
den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und
Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach,
Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und
Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim,
Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und
Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent
Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder
Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht
[Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich
des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte
sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe
Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms,
Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt
umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit
1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein.
1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit
Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der
politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat
Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die
Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in
Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte.
1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hettingen (Herrschaft, reichsritterschaftlicher
Ort). H. an der Lauchert wird um 1135 erstmals erwähnt (Hatingin) und gehörte
zunächst den Grafen von Achalm und dann den Grafen von Veringen. 1524 erwarben
die Herren von Speth mit der Herrschaft Gammertingen auch H. und bildeten 1599
aus H., Hermentingen und Kettenacker eine eigene Herrschaft. Sie zählte zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806/1827 kamen die Güter an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Preußen (1849) und
Württemberg-Hohenzollern (1945) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Heuchlingen (Herrschaft). Nach der Burg H. bei
Heilbronn nannten sich bereits 1222 Herren von H. (Huchelheim). Im 15.
Jahrhundert ging die Burg von der Propstei Ellwangen zu Lehen. 1466 und 1502
erwarb der Deutsche Orden die Anteile der Wittstadt und Capler von Oedheim bzw.
Cappler von Oedheim, 1590 die Propstei Ellwangen die gesamte zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft. Über Württemberg gelangte H.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Hölzle, Beiwort 80; Schulz 275.
Hewen (Herrschaft). Auf dem schon
vorgeschichtlich besiedelten Hohenhewen bei Engen im nach H. benannten Hegau
wurde schon früh eine Burg errichtet. Sie war der Mittelpunkt der Herrschaft
der Edelfreien von H., zu der auch Engen gehörte. Diese stand seit 1398 unter
der Oberherrschaft Habsburgs. 1404 kam sie an die Grafen von Lupfen, dann an
die Erbmarschälle von Pappenheim, 1639 an die Grafen von Fürstenberg. Sie
gehörte zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg und Baden gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 22; Sandermann, W., Die Herren von Hewen
und ihre Herrschaft, 1952; Gut, T., Hohenhewen, 2001.
Hilzingen (Herrschaft). H. bei Überlingen zählt
vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im Hegau. Im
Frühmittelalter gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde vermutlich dem
Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift Bamberg unterstellt
war. Später war die Herrschaft, die dann dem schwäbischen Reichskreis
zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und 1609 kam sie an Österreich, das H.
teils als Lehen, teils als Pfand ausgab. 1659 erlangte das Kloster Petershausen
H. mit Staufen für 60000 Gulden als Pfand. 1722 wurde das Pfand in Lehen
umgewandelt, 1723 das Lehen unter Zustimmung des Hochstifts Bamberg in
Eigentum. 1735 kam das Dorf Riedheim hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von
Hilzingen, 1926.
Hirsau (reichsunmittelbare Abtei). Nach 1049
(1059) erneuerte Graf Adalbert II. von Calw ein durch Vorfahren gegründetes,
von 830 bis zum Ende des 10. Jahrhunderts in H. (zu ahd. hiruz, Hirsch) bei
Calw bestehendes Benediktinerkloster. Dieses Kloster wurde unter dem zweiten
Abt Wilhelm (1069-1091) zum Zentrum der kluniazensischen Reformbewegung in
Deutschland (Hirsauer Reform). Im 11. und 12. Jahrhundert hatte es Güter in
mehr als 350 Orten und sechs abhängige Priorate. Im 15. Jahrhundert kam es an
Württemberg, war aber bis zur Einführung der Reformation im Jahre 1534 nominell
reichsunmittelbar. Über Württemberg gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, K.,
Kloster Hirsau und seine Stifter, 1959; Jakobs, H., Die Hirsauer. Ihre
Ausbreitung und Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreites, 1961;
Greiner, K., Hirsau, seine Geschichte und seine Ruinen, 6. A. 1962; Irtenkauf,
W., Hirsau. Geschichte und Kultur, 3. A. 1978; Nothelfer, U., Hirsau, LexMA 5
1990, 35ff.
Hirschlatt (Herrschaft). H. bei Friedrichshafen am
Bodensee wird 1074 erstmals erwähnt. Um 1150 gelangte es an das
Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen. Die Vogtei über die um H. gebildete
Herrschaft hatten zunächst die Welfen, dann die Staufer und seit etwa 1300
pfandweise die Grafen von Montfort. 1659 erwarb das Kloster die Vogtei, 1749
die hohe Gerichtsbarkeit. 1803 gelangte die Herrschaft an Hohenzollern-Hechingen,
1813 durch Kauf an Württemberg und damit H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80; Der Kreis Tettnang, 1969.
Hochberg (Grafen). In Anlehnung an das zu Baden gehörige H. (Hachberg) wurde 1796 die morganatische
Gemahlin des späteren Großherzogs Karl Friedrich von Baden
(Luise Geyer von Geyersberg) zur Reichsgräfin von H. erhoben. Ihre Söhne wurden
1806 für erbberechtigt erklärt und erhielten 1817 den Titel Markgrafen von Baden. 1830 wurde Leopold Großherzog von Baden. S. a. Hachberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3.
Hochberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Zwischen 1231 und 1270 ist die Burg H. am Neckar bei Ludwigsburg bezeugt. Den Herren von H. folgte die württembergische Dienstmannenfamilie Nothaft, die 1684 die dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben eingegliederte Herrschaft über die Erbtochter den von Gemmingen zubrachte. Diese verkauften 1779 H. mit Hochdorf und Kirschenhardthof (Kirschenhardshof) an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
Hochburg (Residenz der Markgrafen von Baden, Baden-Hachberg, Baden-Durlach))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 273.
Hofen (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hoffenheim (reichsritterschaftlicher Ort). H.
nordwestlich von Sinsheim zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
und kam 1806 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im
Kreis Rottweil war der Stammsitz der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus
Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen von H. Sie verkauften ihr im 12. und
13. Jahrhundert erworbenes Gebiet (Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen,
Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg, unter dem die zum österreichischen
Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg
einen wesentlichen Bestandteil Schwäbisch-Österreichs
(Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten Reiches bildete.
Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel Haigerloch an die Grafen
von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750 Quadratkilometern und rund
48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von
Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15;
Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950;
Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft
Hohenberg, 1953.
Hohenbodman (Herrschaft). Die Herrschaft H. am
Bodensee wurde 1478 von der Reichsstadt Überlingen erworben. Sie fiel 1803 an Baden und damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215;Hölzle, Beiwort 91.
Hohenfels (Herrschaft). Nach der Burg H. bei
Sipplingen am Bodensee nannten sich seit 1148 Herren von H. 1352 kam die
Herrschaft an die Herren von Jungingen zu Jungnau. Nach ihrem Aussterben wurde
sie 1506 an den Deutschen Orden verkauft. 1806 fiel H. an
Hohenzollern-Sigmaringen und kam damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um
Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain
und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohelohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von
Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis
zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000
Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern
umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Brauneck (Herren). Nach der Burg Brauneck bei Creglingen an der Tauber nannte sich seit 1243 ein Zweig der Herren von Hohenlohe. Den Herren von H. gehörte im 14. Jahrhundert unter anderem das erstmals 1045 genannte Creglingen. 1434 erlosch die Familie im Mannesstamm. Durch die Erbtochter kam die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an den Sohn (Michael von Hardegg [Hardeck]). Dieser verkaufte die Güter 1448 an die Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach). 1810 kam Creglingen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten). Das 1080 erstmals
genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg Lichteneck an die
Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der Linie Hohenlohe-Langenburg entstand
1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805 war Ingelfingen Residenz der zum
fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu H. Um 1800 umfasste das Gebiet der
H. zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen
etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das
Amt Schrozberg und das Salinenamt Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen (Königshofen),
Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld), Wermutshausen,
Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805 erbte H.
Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
Hohenlohe-Langenburg (Grafen, Fürsten). Nach Langenburg
benannte sich ein 1610 durch Teilung entstandener Zweig der Linie
Hohenlohe-Neuenstein der Grafen von Hohenlohe. Er erwarb 1631 durch Erbschaft
die obere Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf und zählte zum fränkischen
Reichskreis. Später teilten sich die H. in die Nebenlinen H.,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg. Um 1800 umfasste das Gebiet der
H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. Die Linie H. hatte das Amt Langenburg
und einige Dörfer.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Taddey, G., Barockbau im Kleinterritorium, (in)
Barock in Baden-Württemberg Bd. 2 1981, 145ff.
Hohenlohe-Öhringen (Fürsten). Um 150 n. Chr. verschoben die
Römer die Reichsgrenze vom Neckar hinweg und errichteten am neuen vorderen
Limes den vicus Aurelianus. 1037 erscheint die Siedlung Orengowe in der Hand
der Mutter Kaiser Konrads II., die dort ein Kollegiatstift gründete. Vögte
dieses Stiftes waren später die Herren von Hohenlohe, die um 1250 Öhringen
erwarben. Auch nach der Landesteilung von 1551/1553 gehörte Öhringen den
Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg. Durch Teilung der
Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein entstand 1641 die Linie H. die sich seit 1782
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen (bzw. H.) nannte. H. zählte zum fränkischen
Reichskreis und gehörte auch dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg etwa 22 Quadratmeilen. H. hatte
die Stadt Öhringen, Stadt und Amt Neuenstein, die Ämter Michelbach,
Forchtenberg, Künzelsau und Stadt und Amt Weikersheim. Die Güter fielen nach
Aussterben der Linie 1805 an Hohenlohe-Ingelfingen und damit über Württemberg
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 a; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Landkreis Öhringen, 1968.
Hohenlohe-Waldenburg (Reichsgrafen). An einer wichtigen
Fernstraße vom Rhein zur Donau erscheint 1253 die vermutlich in staufischer
Zeit als Reichsburg ausgebaute Burg Waldenburg als Lehen des Hochstifts
Regensburg der Herren von Hohenlohe, welche die Vogtei über Öhringen hatten.
1551/1555 wurde Waldenburg Sitz der 1551 entstandenen Hauptlinie H., die 1615
in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679)
und Hohenlohe-Schillingsfürst weiter aufgeteilt wurde. Die Linie H. wurde 1667
rekatholisiert und (1679) von Hohenlohe-Schillingsfürst beerbt, das sich in
Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst teilte. 1744 wurden die
Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Um 1800 umfasste H. mit
Hohenlohe-Schillingsfürst etwa 12 Quadratmeilen. 1806 kam Waldenburg an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. Hohenlohe.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (Reichsgrafen, Fürsten). Die 1247
genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem 15. Jahrhundert Sitz
eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H., die 1744
zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre Residenz, 1756 ein Schloss. Am Ende
des 18. Jahrhunderts hatte die Linie die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach
und die Ämter Mainhardt und Sindringen. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Häupter der
beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg (Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, H.)
für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 ging
H. an Württemberg über. S. Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
Hohenlohe-Weikersheim (Grafen). Weikersheim an der Tauber war
altes Reichsgut. Im 9. Jahrhundert erhielt dort das Kloster Fulda, im 12.
Jahrhundert das Kloster Comburg Güter. Seit 1153 erscheinen Herren von
Weikersheim, die sich später nach der Burg Hohlach Herren von Hohenlohe
nannten. Sie erwarben 1244 die Güter von Comburg zurück. Im 13. Jahrhundert
entstanden die Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis
1434) und die beide beerbende Linie H. Die letzte in Weikersheim residierende
Familie erlosch 1756, ihre Güter kamen zunächst an Hohenlohe-Neuenstein
(Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen), von 1805 bis 1861 an Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg,
1861 an Hohenlohe-Langenburg. Kirchberg fiel 1810 an Württemberg, das bereits
1806 die meisten hohenlohischen Güter erlangt hatte, und gelangte damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe
seit 1153, 1926; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950.
Hohenstadt (reichsritterschaftlicher Ort). Um 1147
erscheint das Dorf H. (Hummstat) am Kocher südwestlich von Ellwangen. Am Ende
des 13. Jahrhunderts hatten es die Grafen von Oettingen, die es von 1361 bis
1367 den Herren von Westerstetten und von 1376 bis 1407 den Wöllwarth zu Lehen
gaben. 1407 kam es an Conz Adelmann aus Schwäbisch Hall bzw. Adelmannsfelden.
Er gab 1407 die Hälfte an seine Tochter als Mitgift und veräußerte 1408 die
andere Hälfte an seinen Schwiegersohn Georg Schenk von und zu Schenkenstein
(Schenk von Schenkenstein). 1530 kaufte Hieronymus Adelmann von Adelmannsfelden
Burg und Dorf. 1680 wurde die Familie, die auch Schechingen und Rechberghausen
hatte, zu Reichsfreiherren, 1790 zu Reichsgrafen erhoben. Der zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben zählende Ort kam 1806 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Kaißer, B., Geschichte und Beschreibung der Marktflecken Hohenstadt
und Schechingen, 1867; Mangold, M., Heimatbuch von Hohenstadt, 1953.
Hohenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. zählte zum Kanton Kocher und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191
durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die
Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische
Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die
schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen).
Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von
Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der
Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332)
kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben.
1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen,
Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die
Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in
die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder
zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum
Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst
Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die
fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die
zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf
Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die
schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft
Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch
Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften
Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die
Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und
Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die
alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen
und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und
Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den
Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch
die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen
(Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde,
1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5
Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als Enteignungsentschädigung
für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige
Schlösser. 1945 wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land
Württemberg-Hohenzollern zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen
mit 1142 Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg.
S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern,
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg,
F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt,
W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth,
R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf
Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der
fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel,
R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der
Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte
der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die
Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990,
83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v.
Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur
Territorialherrschaft in Franken, 2005.
Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten). Die Linie H.
ist eine 1575/1576 entstandene Linie der Grafen von Hohenzollern, welche die
alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern) mit der Stadt Hechingen und den Klöstern
Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten erhielt. Sie
erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1803 gewann sie durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
für ihre Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin
(Moulfrin) und Baillonville im Lütticher Lande die Herrschaft Hirschlatt des
Stifts Kreuzlingen und das Kloster Stetten. 1805 wurde H. durch Verzicht
Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss sich H. dem Rheinbund,
1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte H. zugunsten Preußens ab.
1869 starb die Linie aus. Das Gebiet kam 1951/1952 über
Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses
Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916,
Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft
Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft
Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme
im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete
Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine
Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde),
‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und
Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien
die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron
(Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die
Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die
Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über
die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau
gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die
vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft
Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen
Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H.
durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich
dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Holdermann von Holderstein (Reichsritter). Von 1607
bis etwa 1623 waren die H. mit dem vom Markgrafen von Baden
gekauften Gut Zumweiler (Weiler) Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben. Von 1560 bis 1599 waren sie wegen Hochdorf im
Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Hellstern 206; Schulz 264.
Höpfigheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). H.
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam bei der
Mediatisierung am Beginn des 19. Jh.s an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Hoppetenzell (Herrschaft). H. bei Stockach wurde (vor
777) von einem Adalung an Fulrad von Saint Denis (Saint-Denis) gegeben. 866
bestätigte König Ludwig der Deutsche die Übertragung. Später stand innerhalb
Schwäbisch-Österreichs die Herrschaft H. der Johanniterkommende Überlingen zu.
1803 kam H. an Baden und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4.
Horn (Herrschaft). Die freie Herrschaft H.
zwischen Biberach und Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis. Ochsenhausen fiel 1802/1803 an
den Fürsten Metternich und danach an Württemberg, über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Hornberg (Herrschaft). Um 1100 wurde die Burg H.
im Gutachtal bei Wolfach erbaut. Sie war Sitz der Herren von H. Von ihnen kam
die Herrschaft H. mit der im 13. Jahrhundert entstandenen Stadt H. 1423/1448
nach und nach an Württemberg, 1810 an Baden und
damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Hitzfeld, K., Die Schlösser zu Hornberg, zugleich die Entwicklung
des Hornberger Stadtbildes, (in) Ortenau 45 (1965), 189ff.
Hornberg (reichsritterschaftlicher Ort). Die Burg
H. am Neckar war im 12. Jahrhundert Sitz der Herren von H. Danach wechselte sie
mehrfach den Berechtigten. 1517 kam sie an Götz von Berlichingen. Sie zählte
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1806 kam H. zu Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der
Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft Hohenstoffeln zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14. Jahrhundert erworbenen
Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau immatrikuliert. Nachdem sie
1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und Vollmaringen und 1770 das
halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar
inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686 entstanden mehrere Linien (Binningen,
Grüningen, Weiterdingen). Die Linie Binningen hatte Hinterstoffeln,
Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen, die Linie Weiterdingen
Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll, die
1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen 1806 an Württemberg,
das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit
gelangte das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Vielleicht waren die H. am Ende des Heiligen Römischen Reiches auch im
Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen
Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846;
Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124;
Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten
Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969.
Hornstein zu Binningen (Freiherren, Reichsritter).
1752 zählten die Freiherren von H. mit Hinterstoffeln, Mitterstoffeln
(Mittelstoffeln) und Binningen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
1806 fielen ihre Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden
gab. Damit gelangten sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Ruch 82 Anhang 78; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Hornstein zu Weiterdingen (Freiherren,
Reichsritter). Vom 17. bis ins 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von H.
mit Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll,
die im Erbgang 1805 an die H. zu Binningen gelangten, zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen die Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden gab. Damit gelangten sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Ruch 18, Anm. 2, 82 und Anhang 80; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Hoßkirch (Reichsdorf). H. zwischen Saulgau und
Pfullendorf erscheint 1083 als Sitz der Edelfreien von H., die im 12.
Jahrhundert den Ort dem Kloster Weingarten gaben. Sie erloschen noch im 12.
Jahrhundert. Danach unterstand H. den Herren von Fronhofen als königlichen
Vögten. 1286 kam die Vogtei an die Herren von Königsegg. Am 18. 10. 1403
bestätigte König Ruprecht den Gebrüdern Hans, Ulrich, Albrecht und Eck von
Königsegg die Reichspfandschaft H. 1527/1535 erlangten die Königsegg die
Grundherrschaft, 1806 fiel H. an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 453; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Hummertsried (Herrschaft). Die Herrschaft H. bei Wurzach
wurde 1613 von der Abtei Ochsenhausen erworben und fiel mit ihr 1802/1803 an
die Fürsten Metternich, danach an Württemberg. Damit gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 81.
Ingelfingen (Burg, Herrschaft). I. gehörte zunächst
den Herren von Stein und danach im 13. Jahrhundert den Krautheim-Boxberg, seit
1287 den Herren von Hohenlohe. 1701 wurde der Ort Sitz der von
Hohenlohe-Langenburg abgespalteten Linie Hohenlohe-Ingelfingen. 1806 kam I. an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Rauser, J., Regestenchronik von Ingelfingen 1550-1650, 1968.
Isny (Grafschaft). 1803 wurde aus der
Reichsabtei I. und der Reichsstadt I. die Grafschaft I. gebildet, die den
Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath) als Entschädigung für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter übertragen wurde. Sie fiel 1806 an Württemberg, über das
I. 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches (1775-1806),
1973.
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096 erstmals erwähnten I. im
Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von Veringen-Altshausen 1042
eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096 übergab sie Graf Mangold
Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine Benediktinerklosters, in dem neben dem
Männerkloster auch ein Frauenkonvent eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach
Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an
I. gegeben hatte, und hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst
bestätigte Kloster kam 1306 an die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten
ihre Vogteirechte allmählich zur völligen Herrschaft über das Kloster und seine
Güter. Seit 1693 gelang der Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10.
1781 die vollständige Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von
Sankt Georg in I. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St.
Jörgen zu den schwäbischen Prälaten. Die Güter der Abtei umfassten die vier
Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und Menelzhofen und die Filialkirche
Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet bestand nicht. 1803 kam die Abtei
zusammen mit der Reichsstadt I. als Grafschaft I. an die Grafen von Quadt
(Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet
Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben, 38 (1967); Isny, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg;
Reichsabtei St. Georg in Isny, hg. v. Reinhardt, R., 1996.
Isny (Reichsstadt). Bei dem 1096 gestifteten
Benediktinerkloster I. im Allgäu gründeten die Grafen von Veringen-Altshausen
1171 einen Markt. Dieser wurde 1257 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet
und 1281 durch König Rudolf von Habsburg mit dem Stadtrecht Lindaus begabt.
1306 wurde I. zusammen mit der Herrschaft Trauchburg an die Truchsessen von
Waldburg verkauft. 1365 errang die Stadt durch Loskauf von den Truchsessen von
Waldburg die Reichsunmittelbarkeit. I. zählte zum schwäbischen Reichskreis.
1803 kam I. mit 2000 Einwohnern und einem Gebiet von 0,5 bzw. 0,7 Quadratmeilen
zusammen mit der Abtei I. als Grafschaft I. an die Reichsgrafen von Quadt
(Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 25; Wallner 689 SchwäbRK 87; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 434ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Kammerer, I., Isnyer
Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu, Bilder aus der Geschichte einer
Reichsstadt, 1955; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren
1803-10, Ulm und Oberschwaben 38 (1967); Speth, H., Die Reichsstadt Isny am
Ende des alten Reiches (1775-1806), 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und
Herrschaft in Isny, 1976; Greiffenhagen, S., Politische Kultur Isnys im Allgäu,
1988.
Ittendorf (Herrschaft). Die Herrschaft I. östlich
von Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz
dem schwäbischen Reichskreis an. Konstanz fiel 1803 an Baden,
das 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Jagstberg (Herrschaft). J. an der Jagst, nach dem
sich edelfreie Herren nannten, kam als Lehen Würzburgs 1340 von
Hohenlohe-Brauneck an die Söhne Kaiser Ludwigs des Bayern und 1387 an Würzburg.
1802 fiel es an Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-Jagstberg) Über Württemberg
gelangte es 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Jagstberg.
L.: Wolff 100.
Jagsthausen (reichsritterschaftlicher Ort). An der
Jagst erscheint nach einem römischen Kastell 1090 der Ort J. (Husun). Die nach
ihm benannten Herren von Hausen, die Ministeriale der Grafen von Dürn
(Walldürn) und dann der Herren von Hohenlohe waren, starben um 1370 aus. J. kam
allmählich an die Berlichingen. Es zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1806 gelangte der Ort an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.
Jagstheim (Ganerbschaft), Jaxtheim. Nach der Burg
J. bei Crailsheim nannten sich seit 1443 die Zehe von Bödigheim. Sie starben
1443 aus. Dorfherren waren 1533 Ansbach, Ellrichshausen, Vellberg und
Dinkelsbühl. 1806 kam J. an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Jaxtheim.
L.: König, H., Aus der Vergangenheit des Dorfes Jagstheim, (in) Frankenspiegel
19/20 (1967/1968).
Janowitz (Reichsritter). Um 1581 war Hermann von
J. zu Ditzingen, Obervogt zu Sachsenheim, Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Zeitweise war die
Familie wegen Ditzingen, das 1951/1952 über Württemberg zu Baden-Württemberg kam, auch im Kanton Kocher
immatrikuliert.
L.: Hellstern 207; Schulz 265.
Johanniterorden (Reichsfürst), Johannitermeister.
Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor
den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach der Eroberung
Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in
Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des
Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte,
Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Deutsche Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall
(Hall) und Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher
allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie 1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg
vom König von Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der
evangelische Teil des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des Johanniterordens
in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großprioriat Deutschland des
Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg
69 (1984), 5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739
(Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die
Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz,
bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
Jungnau (Herrschaft). Um 1230 wird der neben der
Burg Schiltau bei Sigmaringen bestehende Ort erwähnt (Jungnow). Nach diesem
nannte Ritter Burkhard von Jungingen eine zweite Burg, die er auf 1316 von
Berthold vom Schiltau erworbenen Gebiet errichtete. 1367 kauften die Herren von
Reischach die Herrschaft, 1418 erwarben die Grafen von Werdenberg Feste und
Städtlein. Nach ihrem Aussterben 1534/1535 fiel die aus dem Flecken J. und
einigen Dörfern bestehende, zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft an
die Grafen von Fürstenberg. 1806 wurde J. mediatisiert und 1840 von
Hohenzollern-Sigmaringen erworben. Über Preußen (1849) kam J. 1945 zu
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Wallner 687 SchwäbRK 28.
Justingen (Herrschaft). Am Ende des 11.
Jahrhunderts tauchen die mit den Steußlingen und Gundelfingen verwandten freien
Herren von J. auf. Nach dem Aussterben 1343 kam die aus einem Gutshof und vier
Dörfern bestehende Herrschaft J., deren Gebiet im Norden, Westen und Süden von
den Ämtern Blaubeuren, Münsingen und Steußlingen und im Osten von Schelklingen
begrenzt wurde, an die Stöffeln und nach mehrfachem Wechsel 1530 an die
Freyberg, die sie 1751 an Württemberg verkauften. Über dieses zählte die etwa
0,7 Quadratmeilen bzw. rund 24 Quadratkilometer und etwa 1600 Einwohner
umfassende Herrschaft am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen
Reichskreis. 1951/1952 kam J. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 206; Wallner 689 SchwäbRK 82; Schilling, A., Die Reichsherrschaft
Justingen, 1881; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, 1962.
Kaltenburg (reichsritterschaftliche Burg). Die Burg K. am Übergang einer Römerstraße über die Lone bei Niederstotzingen wird um 1240 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich ministerialische Herren von K. Um 1349 saß auf der Burg ein Vogt der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich der Jüngere verkaufte K. als Inhaber der Herrschaft Heidenheim an die Riedheim, die sie 1393 Bayern-Ingolstadt zu Lehen auftrugen. Von 1496 bis 1821 war die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Burg in Händen der Riedheim-Remshart. 1806 kam sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Kastelberg (Herren, Herrschaft). Die Burg K. bei Emmendingen wurde um 1283 als Sitz der Herren von K., der älteren Linie der Herren von Schwarzenberg, erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft K. Diese kam 1354 an die Freiburger Ritterfamilie Malterer, 1396 (endgültig 1565) an Habsburg, 1805 an Baden und damit K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Katzenstein (Herrschaft). Nach der Burg K. bei
Heidenheim nannten sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts Vasallen der Grafen von
Dillingen, die später nach Dillingen wechselten, seit 1252 ein Zweig der Edlen
von Hürnheim, der 1354 K. an die Grafen von Oettingen verkaufte. Sie
verpfändeten K. zeitweise an die Grafen von Helfenstein und belehnten 1382
Berthold von Westerstetten, wozu 1453/1469 Dunstelkingen kam. 1572/1589
verkauften die Erben der Linie Westerstetten-Katzenstein die zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben zählenden Eigengüter an Oettingen, an das 1632 auch
die Lehen zurückfielen. Zeitweilig war K. nach 1662 Sitz einer Seitenlinie
Oettingen-Balderns (Oettingen-Baldern-Katzenstein). Mit Erlöschen der Linie
Oettingen-Baldern kam K. 1798 an Oettingen-Wallerstein, 1810 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, Beiwort 52; Seitz, A., Zur Entstehungsgeschichte von
Burg Katzenstein, Jb. d. hist. Ver. Dillingen 72 (1970).
Katzental (Reichsdorf). Am 4. 7. 1360 überließ
Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, unter
anderem das diesem schon früher verpfändete Dorf K. bei Wimpfen. Über Baden kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 458.
Kehl (Reichsfestung). K. am Rhein gegenüber
Straßburg erscheint seit 1289 in den Händen der Herren von Geroldseck. Im 15.
Jahrhundert gingen die Rechte auf die Grafen von Moers-Saarwerden (1426),
Kloster Frauenwerk (Unser Frauen Werk) zu Straßburg und Baden (1442/1497) als Kondominat über. 1527 folgte
Nassau-Saarbrücken (Nassau) infolge Erbanfalls Moers-Saarwerden. 1678 wurde der
1525 reformierte Ort von Frankreich zerstört und zwischen 1680 und 1688 zur
Festung ausgebaut, die 1697 an das Reich kam. Mit K. wurde vom Kaiser 1698 der
Markgraf von Baden-Baden
belehnt. In der Folge war K. vielfach umkämpft und unterstand 1703-1714,
1733-1736, 1798-1814, 1919-1930 und 1945-1949 Frankreich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte es über die Markgrafschaft Baden-Baden zum schwäbischen Reichskreis. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Rusch, O., Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauer Landes,
1928; Hornung, K., 700 Jahre Geschichte, Wappen und Siegel der Großen
Kreisstadt Kehl, 2. A. 1974.
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Kirchberg (Grafschaft). 1507 verpfändete Kaiser
Maximilian I. an die Familie Fugger die Grafschaft K. Nach ihr benannte sich
die von Raimund Fugger († 1535) abstammende Linie der Fugger von K. und
Weißenhorn (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn). Die Grafschaft gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts zum österreichischen Reichskreis. 1805/1806 wurden die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (in Württemberg) mediatisiert. 1951/1952 kam K. in
Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4, 45.
Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst entstand
seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg der
Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte die
Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur Siedlung ausbauten, 1398 an die
Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Schwäbisch Hall verkauften und nach
dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz machten. 1701 gab die Herrschaft den
Namen für die 1764 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1861 ausgestorbene Linie
Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und
Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/1975).
Kirchdorf (Herrschaft). Das 972 erstmals belegte
K. (Kyrchtorf) an der Iller wurde 1604 von den Herren von Erolzheim an die
Abtei Rot verkauft, die 1803 an die Grafen von Wartenberg und 1806 an
Württemberg fiel. Damit kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82.
Kirchen (reichsritterschaftliche Herrschaft). K. zählte zum Kanton Kocher und kam an Zwiefalten und damit über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Kirchentellinsfurt (reichsritterschaftlicher Ort). 1007 gab König Heinrich II. K. bei Tübingen an das Hochstift Bamberg. Von dort kam der durch Aufnahme des Ortsnamens Tälisfurt von anderen Kirchheimnamen unterschiedene Ort an die Grafen von Hohenberg und 1381 an Habsburg bzw. Österreich. K. steuerte zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, bis Württemberg 1769 die Rechte ablöste. Über Württemberg gelangte K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Imhoff (Im Hoff) von K.
Kirchheim (am Neckar) (Reichsdorf). Am 8. 1. 976
bestätigte König Otto II. den tauschweisen Erwerb des Ortes K. durch (Kaiser)
Otto I. von Seiten des Hochstifts Chur. Dieses damit zum Reichsgut gehörige
Dorf wurde danach in dem von König Albrecht am 29. 4. 1307 abgeschlossenen
Landfrieden aufgeführt. Um 1400 unterwarf sich das Dorf zum Schutz gegen adlige
Machtansprüche den Grafen von Württemberg. Über dieses gelangte K. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 151; Hugo 453; Grünenwald, G., Heimatbuch für Kirchheim am
Neckar, 1949.
Kisslegg (Herrschaft), Kißlegg. K. im Allgäu wurde
vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts als Ratboticella
gegründet. Im 9. Jahrhundert war dort der Haupthof des Klosters Sankt Gallen im
Nibelgau. 1227 nannten sich die 1135 bezeugten klösterlichen Meier nach der
hier erbauten Burg von K. (Kiselegge). Sie erlangten die Klostergüter und das
Niedergericht über K., Immenried, Waltershofen und Eintürnen als Lehen. Um 1300
wurden sie von den Herren von Schellenberg beerbt, die hier eine Linie
begründeten. 1381 wurde die Herrschaft geteilt. Ein Teil kam 1708 an
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee). Der andere Teil gelangte über die
Sulzberg (1428), Freyberg (1525), Paumgarten (1592), Khuen-Belasi und
Waldburg-Trauchburg (1669) 1793 an Waldburg-Zeil-Wurzach. Die Herrschaft war
dem Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben der Reichsritterschaft steuerbar. 1806 fiel K. an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200, 509; Wallner 685f. SchwäbRK 12, 26 a; Der Kreis Wangen, 1962;
Müller, S., Kißlegg im Allgäu, 1974.
Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts des
Oberrheins, gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an der
unteren Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren dort vor
allem die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz begütert. Die Güter
der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die
Güter der Herren von Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis
1408 unterstand der K. als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg
(1315 Grafenamt, 1325 Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen
von Sulz (am Neckar bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche
Hälfte der reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der
Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter
des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der Rest, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen
bzw. rund 300 Quadratkilometern (die 1482 erworbene Stadt Tiengen und eine
Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben der Grafen von Sulz über die Erbtochter
an die Fürsten von Schwarzenberg (bis 1805) und wurde 1698 zu einer gefürsteten
Landgrafschaft erhoben, die dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1805/1806
erwarb Baden die Landeshoheit, 1812/1813 die
schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden
gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues,
1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau,
hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208.
Kocherstetten, (Ganerbschaft). Um 1700 zählte die
Ganerbschaft K. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Der Ort K. kam
über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Riedenauer 129.
Königsbach (reichsritterschaftlicher Ort). K. zwischen
Karlsruhe und Pforzheim erscheint erstmals in einer um 1150 gefälschten Urkunde
des Klosters Reichenau. Die zuerst 1252 belegten Herren von K. waren im 14.
Jahrhundert Vasallen der Markgrafen von Baden.
1399 waren zwei Drittel Königsbachs Lehen Brandenburgs, ein Drittel Lehen Badens. Seit 1518 hatten die Herren von Venningen
sieben Zwölftel als Lehen Brandenburgs, fünf Zwölftel der Markgraf von Baden. Die Herren von Venningen verkauften 1650 ihre
Zwölftel an Daniel Rollin de Saint André (Daniel Rollin de Saint-André). Der
zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben steuernde Ort fiel 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Königsbronn (Kloster). Die um 1240 erstmals erwähnte
Burg Herwartstein an der Brenz war Mittelpunkt einer ursprünglich staufischen
Herrschaft. Sie gelangte später an die Grafen von Helfenstein, die sie 1302 an
König Albrecht verkauften. Er ließ 1308 dort ein Kloster gründen, das nach
schwierigen Anfängen allmählich ein kleineres Herrschaftsgebiet erwarb
(Oberkochen, Schnaitheim, Albuch, Söhnstetten). 1353/1425 erlangten die Grafen
von Helfenstein die Vogtei. 1552/1553 wurde durch Württemberg die Reformation
eingeführt. Die Anspüche Habsburgs wurden abgegolten. Noch 1776 erscheint K.
innerhalb des schwäbischen Reichskreises in der Reichsmatrikel. Über
Württemberg kam der Ort K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 62; Wolff 162; Heusel, K., Königsbronn, Das Kloster und
die Eisenwerke, 1937.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K.
in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K.
und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte
Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von Montfort-Tettnang die Grafschaft
Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie Freiherren und schlossen sich 1488 der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588
teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis zählende Familie in die Linien
Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels (Königsegg-Rothenfels).
Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter (Aulendorf, K. und Ebenweiler)
und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch und Grodt inne und nannte sich zu
Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie erhielt Rothenfels und nannte sich
danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die K. Reichsgrafen, die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804 wurde
Rothenfels an Österreich verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die
Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.
Königsegg-Aulendorf (Grafen). K. war die 1588 entstandene
Linie der Grafen von Königsegg, welche die alten Stammgüter um Königsegg und
Aulendorf (Aulendorf, Königsegg, Ebenweiler) und die neuen Erwerbungen
Hüttenreute, Hoßkirch und Grodt hatte. Sie kam mit 3 Quadratmeilen bzw. 160
Quadratkilometern und 3000 Einwohnern 1806 an Württemberg und damit das Gebiet
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventiacum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb
mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines
kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des
Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000
Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem
12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen
Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu
verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft
Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen,
Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die
Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der
östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821
zugunsten des neuen Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das
älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des
Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums bis zur Reformation,
Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1
1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu
Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den
freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg.
v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz.
Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989;
Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990;
Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990;
Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der
schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die
Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende
des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306;
Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.
Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in
der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem
verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein
römischer Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6.
Jahrhundert überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590
wurde K. Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt es vom Bischof Marktrecht.
1192 wird in einem Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft
des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erscheint der
Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei
um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und führte seit 1388 den Bund der
Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis 1418 war es Sitz des 16. allgemeinen
Konzils zur Überwindung des abendländischen Schismas. 1417 gelang die
Pfandnahme des Landgerichts im Thurgau aus der Hand König Sigmunds, doch musste
1460/1499 der Thurgau den Eidgenossen der Schweiz überlassen werden. 1510/1511
wurde K. zum Abschluss eines Schirmvertrages mit Habsburg gezwungen. Durch den
Schmalkaldischen Krieg verlor die 1526 protestantisch gewordene Stadt, aus
welcher der Bischof 1527 nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit und
kam von 1548 bis 1805 unter die Herrschaft Östereichs, unter der sie wieder
katholisch wurde. 1805/1806 fiel sie an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein
Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt,
M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt,
M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht,
1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum
Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010.
Konzenberg (Herrschaft). Die Herrschaft K.
nordwestlich von Tuttlingen wurde um 1600 vom Hochstift Konstanz erworben. Sie
zählte zum schwäbischen Reichskreis und fiel 1803 an Baden.
1806 kam sie von Baden an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Einige Splitter
der Herrschaft erwarb die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 112.
Kraichgau (Gau). Der 769 erstmals erwähnte, nach
dem Kraichbach benannte K. zwischen Schwarzwald, Odenwald, Oberrheinebene und
Neckar, der 985 in der Hand der Salier war, aber seit dem 12. Jahrhundert
politisch zerfiel, gelangte teilweise an die Grafen von Katzenelnbogen, die
Markgrafen von Baden, die Pfalzgrafen (bei
Rhein), das Hochstift Speyer und die Grafen von Eberstein im Murgtal. 1803/1806
kam das Gebiet an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Chreihkewe,
Chreihgouue, zwischen Kraichbach und Elsenz); Metz, F., Der Kraichgau, 2. A. 1922;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 26, 27; Umminger,
G., Brücke vom Oberrhein nach Schwaben. Der Kraichgau - eine alte
Durchgangslandschaft, Ber. zur dt. Landeskunde 32 (1964), 167; Adam, T., Kleine
Geschichte des Kraichgaus, 2010.
Kranzenau (Herrschaft). Die Herrschaft K. im
Breisgau stand am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Österreichs
den Altstätten bzw. Altstetten und Manicor bzw. Manikor gemeinsam zu. 1805 kam
K. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10, 11.
Krautheim (Fürstentum) 1803 erhielt das Haus
Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für seine linksrheinischen
Verluste an Frankreich das mainzische Oberamt K., das würzburgische Amt
Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806 fiel sein Gebiet
teils an Baden, teils an Württemberg und kam
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, Diss. phil. Würzburg 1968.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum). Um 1200
entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich die Herren von K. benannten.
Die Herrschaft kam mit der Stadt K., die 1306 Rothenburger Stadtrecht erhielt,
über Hohenlohe (1239), Eberstein (vor 1250), Würzburg (1346)/Mainz (1365) 1389
ganz an das Erzstift Mainz . (1803 wurde sie unter dem Fürsten von
Salm-Reifferscheid-Bedburg Fürstentum [Salm-Krautheim] ). 1806 fiel K. an Baden, Alt-Krautheim an Württemberg. Damit kam K.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H., Krautheim, 1977.
Krenkingen (Herrschaft). K. nordöstlich Waldshuts
wird 1152 erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von K., die nach 1100
(1102) im Alpgau (Albgau) und Klettgau erscheinen und die im Albgau die vier
Burgen Weißenburg bei Weisweil, Neukrenkingen bei Riedern (zu Eigen) und
Schwarzwasserstelz und Weißwasserstelz (zu Lehen) und im Albgäu die Burgen
Krenkingen, Gutkrenkingen, Isnegg, Gutenburg, Steinegg und Roggenbach sowie
außerdem die Vogtei über Sankt Blasien, Rheinau, Reichenau, Berau und Riedern
innehatten. Sie eigneten sich die Güter Rheinaus im Klettgau und Thurgau an.
Sie teilten sich spätestens im 13. Jahrhundert in zwei Linien. Bald nach 1260
musste die Gutenburg verpfändet und verkauft werden. 1275 kamen Gutkrenkingen
und Isnegg an die Abtei Sankt Blasien, die bis 1480 alle albgauischen Güter der
Herren erwarb, deren ältere Linie am Anfang des 15. Jahrhunderts (1414/1418)
und deren jüngere Linie 1508 ausstarb. 1803 fiel Sankt Blasien an den
Malteserorden (Johanniterorden), 1806 an Baden
und damit K. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82; Mayer, H., Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut,
1926; Maurer, H., Die Herren von Krenkingen und das Land zwischen Schwarzwald
und Randen, 1967.
Kreuzlingen (Reichskloster, geistliches
Reichsfürstentum, Residenz). K. wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von
Konstanz vor der Stadt auf später Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor
1150 erworbenen Gütern um Hirschlatt nördlich Friedrichshafens eine kleine
Herrschaft, die das Augustinerkloster zum Reichstand erhob. 1460 geriet K.
unter die Herrschaft der Eidgenossen der Schweiz, die dem 1638 das
Augustinerstift Riedern am Wald (bei Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg) inkorporierenden Kloster ab etwa
1650 die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K.
seine Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es
im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt alter
Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und Koblenz errichteten auf
älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum an der Nahe. Um 400 wurde
K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an das Hochstift Würzburg
gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen verlehnt. Um 1200 hatten sie
als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den jüngeren Rheingrafen verliehen.
Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem Hochstift Speyer, das es kurz nach
1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von Sponheim übertrug. Sie gründeten
eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde Siedlung, die bei der Sponheimer
Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem
Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K. mit der Grafschaft bis 1559 unter
dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis 1708
unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden). 1815
kam es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796-1814, Diss.
phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
Künzelsau (reichsritterschaftlicher Ort). K. am
Kocher wird 1098 erstmals genannt. Von den Herren von Stein kam es erbweise an die
Bartenau, Stetten, K. und Neuenstein. 1328 kauften die Hohenlohe Rechte. 1484
erwarb das Erzstift Mainz, 1499 das Hochstift Würzburg Rechte. 1489
vereinbarten Mainz, Hohenlohe, Schwäbisch Hall und die Stetten eine
Ganerbenverwaltung. 1598 erlangte Hohenlohe den Anteil Schwäbisch Halls, 1717
Kloster Comburg den Anteil der Stetten. 1802 gewann Hohenlohe die Anteile
Würzburgs und Mainzs. 1806 fiel das zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken zählende K. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119, 512; Eyth, L., Der Bezirk Künzelsau, 1900; Nowak, W., Die
Ganerbschaft Künzelsau, 1967; Bibliographie des Landkreises Künzelsau, 1972.
Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803).
Kürnberg (Herrschaft), Kirnberg. 1298 nahm Rudolf
von Üsenberg die Herrschaft K. mit dem schon 773 erwähnten Kenzingen von König
Albrecht zu Lehen. 1365 kaufte Herzog Rudolf IV. von Habsburg die Herrschaft,
die häufig verpfändet wurde. 1564 zog das Haus Österreich (Breisgau) sie wieder
an sich. 1805 kam das Gebiet an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.
Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter
erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die
Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung der geroldseckischen
Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 durch Erbgang über
eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische Gebiete) an die Grafen
von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des Jahres 1507 nach 1527
die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis 1629) und Usingen (bis
1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war die Hälfte der ungeteilten,
später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich
erwarb (1535 Baden-Baden).
1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden
und Nassau aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden,
die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft L. an die Grafen von
Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende
Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der Schutter zum
Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der Herren von Geroldseck
1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497
durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von
Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die
Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates
1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die
Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803
ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
Langenburg (Herrschaft). 1226 trugen die Herren von
L., die vielleicht mit den Herren von Hohenlohe verwandt waren, die Burg L. an
der Jagst dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf. 1232 erlangten die Hohenlohe
die zugehörige Herrschaft, die im 13./14. Jahrhundert L., Bächlingen,
Nesselbach, Dünsbach, Großforst (Forst), Gerabronn (später an
Brandenburg-Ansbach), Lindenbronn, Atzenrod, Eberbach, Oberregenbach und
Unterregenbach umfasste. 1610 kam sie an die Linie Hohenlohe-Langenburg
(Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Langenburg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schlauch, R., Langenburg, 1951.
Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug
eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am Rhein bei Waldshut vom
Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von Habsburg eine Linie
Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die
Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich). Damit zählte sie später zum
österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch die Linie andgültig. 1801 kam
L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die
Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt
Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.
Lauffen (Reichsstadt). Neben einem älteren Dorf
mit karolingischem Königshof auf dem linken Ufer des Neckar wird eine Burg,
nach der sich seit 1127 im Kochergau, im Maulachgau, im Remstalgau, im
Elsenzgau, im Kraichgau (Bretten) und im Enzgau sowie in Hornberg, Eberbach und
Dilsberg begüterte Grafen von L. nannten und 1234 die Stadt L. rechts des
Neckars erwähnt. Nach dem Aussterben der Grafen von L. um 1219, bei dem viele
Güter an die Staufer fielen, verpfändete Kaiser Friedrich II. L. an die
Markgrafen von Baden. Im 14. Jahrhundert kam es
an Württemberg und war bis 1808 Amtsstadt. 1951/1952 gelangte L. zu Baden-Württemberg.
L.: Bauer, H., Die Grafen von Lauffen, Württemberg. Franken 7 (1865-1867),
467ff.; Klunzinger, K., Geschichte der Stadt Lauffen, 1846; Die Stadt Lauffen,
1934; Heimatbuch Lauffen, 1956; Jehle, F., Die gemeinsame Stadt, 1979;
Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 1986, 30ff.; Lorenz,
S., Lauffen, LexMA 5 1991, 1756.
Laupheim (Herrschaft, reichsritterschaftlicher
Ort). Nach dem 778 erstmals erwähnten L. (Louphaim) an der Riss nannten sich
seit 1110 bezeugte Herren von L., die im Dienst der Grafen von Kirchberg
standen. Die Herrschaft L. kam von den Staufern über die Truchsessen von
Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Österreich, das 1407 die Herren von
Ellerbach, die 1362 das Pfand erlangt hatten, damit belehnte. Nach dem
Aussterben der Ellerbach fiel die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben
zählende Herrschaft 1582 an die Welden, 1806 an Württemberg und damit L.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegendenTeil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der
Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg
(Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft
(Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft
Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und
Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im
Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere
landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim,
Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte],
Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen],
Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler],
Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie)
Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im
Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere
Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim],
Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde
eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben
der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die
verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich
darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie
mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein
kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der
gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte.
Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leinigen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt
[Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach,
Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal
[Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim,
Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der
Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstentstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen
rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25
Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000 Einwohnern
zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische Kellerei
Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor
mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften
Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden.
Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete
sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und
Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg).
Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und
Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim
Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam
Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787
an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das
sie 1816 zum überwiegenden Teil Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen Leiningen-Neudenau und
Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Billigheim (Grafen). Die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum erhielten am 25. 2. 1803 die mainzische Kellerei Billigheim und eine Rente von 3000 Gulden. Sie wurden 1806 in Baden mediatisiert. Sie erloschen 1935.
Leiningen-Guntersblum (Grafen). Guntersblum bei Oppenheim wird
trotz höheren Alters erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Es gehörte schon früh den
Grafen von Leiningen. Seit 1660 war es Sitz der Linie L. (1657
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum [Zweig
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg], nach Aussterben 1774 jüngere Linie 1774/1787).
Die jünger Linie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von 3,5
Quadratmeilen (eine Anzahl Dörfer und die Grafschaft Forbach in Lothringen)
gemeinsam mit Leiningen-Heidesheim (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim,
jüngere Linie 1774/1487) zu dem wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
mainzische Kellerei Billigheim und eine Rente von 3000 Gulden (Leiningen-Billigheim).
Die L. wurden 1806 in Baden mediatisiert und
erloschen 1935.
L.: Wolff 280ff.; Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b; Kaul,
T., Die Grafen von Leiningen in Worms- und Speyergau im Hochmittelalter,
Mitteilungsbl. zur rheinhess. Landeskunde 5 (1956).
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der 1317 entstandenen jüngeren Linie der
Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen von L. wurden 1779 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Sie erhielten 1803 für die verlorenen linksrheinischen Güter das neue
rechtsrheinische Fürstentum Leiningen (Amorbach, Miltenberg, Mosbach). Dieses
fiel 1806 an Baden. S.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des
Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis nordöstlich
von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. zwischen
1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen, nach ihm
benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich, Oberstein und
Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit
Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum Leiningen-Hardenburg umfassten die zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und eine Rente von 3000 Gulden. Die
Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und
erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz (Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leiningen-Neudenau (Grafen). Am 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Leiningen-Heidesheim) die zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau (L.). Sie wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen 1910.
Lemlin von Horkheim (Reichsritter). Die L.
waren von 1542 bis 1640 wegen Talheim und Horkheim im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Über Württemberg kam Horkheim 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 266.
Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus
fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich später nach
der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis), Beromünster,
Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau. Die 1101
durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene Linie Baden
der Grafen von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und Leventina
erhalten hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im
Zürichgau) über die Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die
1173 ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa,
der Teile der Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf
Otto sowie an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm
kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger
Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg
und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I.,
Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874.
Lenzkirch (Herrschaft). An der Straße vom Klettgau
zum Titisee entstand im 13. Jahrhundert eine Herrschaft der zähringisch-urachischen
Ministerialen von L. (Lendischilicha 1113). Vermutlich 1296 verkauften sie die
Herrschaft an Graf Egon von Freiburg. Im 14. Jahrhundert unterstand die
Herrschaft den Herren von Blumegg bzw. Blumenegg. 1491 wurde sie von den Grafen
von Fürstenberg gekauft und fiel 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Bader, K., Die Anfänge der Herrschaft Lenzkirch, Schriften Baar XXI (1940).
Leupolz (Herrschaft). L. bei Wangen wird
erstmals 1229 (Lipoltes) erwähnt. Die Herren von L. waren vermutlich
Ministeriale von Sankt Gallen. 1411 wurde die Herrschaft L. unter den Vögten
von Summerau mit der namengebenden Herrschaft Praßberg vereinigt. 1721 ging die
vereinigte, zum Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben
steuerbare Herrschaft an die Freiherren von Westernach, 1749 an die
Erbtruchsessen von Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg) und 1806 an
Württemberg, womit L. 1951/1952 zu Baden-Württemberg
gelangte.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Leutkirch (Reichsstadt). L. an der Eschach bei
Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort,
Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Mit der Grafschaft Zeil kam es von der
Bregenzer Linie der Udalrichinger an die Grafen von Montfort, die es 1291 an das
Reich verkauften. 1293 erhielt es das Stadtrecht von Lindau. 1397 wurde es
durch Erwerb des Ammannamtes und des Blutbannes reichsunmittelbar und erlangte
Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1546 wurde die
Reformation eingeführt. 1802 kam es mit 0,5 Quadratmeilen und 1300 Einwohnern
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 28; Wallner 690 SchwäbRK 88; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4, III 39 (1803) D3;
Schroeder 231ff.; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch,
Bd. 1f. 1873ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Gehring,
H., Buchau, Leutkirch und Wangen im Allgäu am Ende des Alten Reiches, Diss.
phil. Tübingen 1954; Der Kreis Wangen, 1962; Thierer, M., Die Städte im
württembergischen Allgäu, 1973.
Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der
Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert
Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei Leutkirch liegt die L., zu
der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen zusammen mit der Stadt
Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem
Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6.
1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die freien Leute und was dazu gehört an
die Grafen und schlug am 27. 5. 1333 weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348
ist ein Landgericht für die Freien bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem 1358
erstmals genannten Pirschgericht (der oberschwäbischen Reichslandvogtei) mit
den Gerichtsstätten Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen war.
Am 3. 12. 1364 verpfändete Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein unter
anderem die freien Leute auf der L. Die Grafen von Helfenstein verpfändeten sie
von 1382 bis 1396 an die Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund zur Landvogtei
in Oberschwaben und Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf L. H. sind
nachgewiesen im oberen Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen, Ellerazhofen,
Lanzenhofen, Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen, Wolferazhofen,
Liezenhofen, Merazhofen, Uttenhofen, Engelboldshofen, Winterazhofen,
Engerazhofen, Toberazhofen, Bettelhofen, Herlazhofen, Tautenhofen, Weipoldshofen,
Heggelbach, Niederhofen, Lauben, Ottmannshofen, Balterazhofen, Wielazhofen,
Adrazhofen, Wuchzenhofen, Luttolsberg, Allmishofen, Haselburg und Urlau,
außerhalb des oberen Amtes in Laidratz, Matzen, Gottrazhofen, Baldenhofen,
Enkenhofen, Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden, Aigeltshofen, Beuren,
Hedrazhofen, Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa Nachweise für
Grünenbach, Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen, Enzlesmühle oder
Sackmühle fehlen). 1802 wurden sie von Bayern in Besitz genommen und Bayern am
25. 2. 1803 zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt Leutkirch an
Württemberg abgetreten und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen
Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das ehemalige kaiserliche
Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs, Diss. jur. Tübingen
1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies
Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375
aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren
Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg
I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter
Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern
1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler
(Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten.
Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die
Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705
erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum
schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft
Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen
(schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450
Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über
Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg
(Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn,
Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit
Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur
Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu
Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der
Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A.,
2010.
Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei
Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die
Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen Orden in Mergentheim, der sie
1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte, das sie seinerseits 1399 an die
Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L. an Bayern, 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lichtenau (Burg). Die Burg L. bei Rastatt wurde
1293/1296 vom Bischof von Straßburg erbaut. Sie kam später mit der zugehörigen
Herrschaft an Hanau-Lichtenberg. Von Hessen-Darmstadt, das L. 1736 erbte, fiel
es 1803 an Baden, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Lichtenberg (Herrschaft). Nach der 1197 erstmals erwähnten Burg L. bei Ludwigsburg nannten sich die Herren Hummel von L., die im 13. Jahrhundert eine kleine Herrschaft mit der von ihnen gegründeten Stadt Großbottwar errichteten. 1357 verkauften sie Burg und Herrschaft an Württemberg, das 1361 die Burg und das Dorf Großbottwar Böhmen (bis 1805) zu Lehen auftrug. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Lichtental (Abtei). 1803 fiel die Abtei L. bei Baden-Baden an Baden, womit die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangten.
L.: Schindele, P., Die Abtei Lichtenthal, 1985, Freiburger Diözesanarchiv 105; Schindele,
P., Aus der Geschichte der Abtei Lichtenthal, 1995; 750 Jahre
Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, 1995.
Liebburg (Herrschaft). Die Herrschaft L. wurde
1521 vom Hochstift Konstanz erworben, das 1803 in seinen rechtsrheinischen
Teilen an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Hölzle, Beiwort 71.
Liebenfels (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von L. mit Beuren/Aach, Teilen von Gailingen
und Worblingen zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen ihre
Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden
abtrat. 1951/1952 gelangten sie zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch Anhang 77.
Liebenstein (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die seit 1243 bezeugten Freiherren von L. (Archiv 1678
teilweise an Württemberg) mit Buttenhausen (1782 von den Freiherrn von
Gemmingen erworben), zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Wegen des
halben Köngen waren sie dem Kanton Neckar inkorporiert. Mit dem 1467 erworbenen
Jebenhausen sowie mit den später aufgegebenen Gütern Eschenbach, L., Schlat,
Steinbach und Teilen von Bönnigheim waren sie auch Mitglied im Kanton Kocher.
L., Kaltenwesten und Ottmarsheim kamen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59, 62; Hellstern 208; Kollmer 379; Schulz 267; Archiv der Freiherren
von Liebenstein, Jebenhausen, bearb. v. Burkhardt, M. u. a., 2001; Neumaier
153.
Liechteneck, Lichteneck (Herrschaft). Die Herrschaft
L. im Breisgau gehörte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen
Schwarzenberg. 1805 kam sie an Baden und damit
das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Bader, K. Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei
Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze
zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die
von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um
die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die
Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit
Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483
Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg
(Komburg), teilte sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische
Familie, die seit 1356 als Afterlehen Böhmens das Amt des Reichserbschenken
innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf (Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die
1690, die Linie Limpurg-Speckfeld (Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die
1705/1713, und die Linie Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um
1550 zählten die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen
17. Jahrhundert zum Kanton Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
führten sie den Grafentitel. Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis
und zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider
Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die
Lehen Bayerns und Württembergs eingezogen und die Lehen des Reiches von
Brandenburg/Preußen auf Grund einer Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten
wurden, hinterließen zehn Töchter. Danach bildeten sich im Laufe des 18.
Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus den Gütern der Limpurg-Gaildorfer
Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und der Wurmbrandsche Landesteil, aus
den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die Herrschaften Gaildorf, Gröningen,
Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld, und aus den Gütern der
Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit den Ämtern Sommerhausen,
Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber fortwährend wechselten. Seit
1780 begann Württemberg die einzelnen Teile aufzukaufen. Um 1800 umfasste die
Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet von 6,8 Quadratmeilen mit 11000
(1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an Württemberg. Über Württemberg kamen
die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f.
württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei Schwäbisch Hall
wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung des Hauses Limpurg 1441/1481 wurde
es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die halbe Stadt Gaildorf und die
Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die unter anderem in Händen dieser
Linie waren, fielen an die Linien Limpurg-Sontheim und Limpurg-Speckfeld der
Schenken von Limpurg. 1806 kam Gaildorf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941).
Lindach (reichsritterschaftliche Herrschaft). L. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Lobenhausen (Herrschaft). Seit 1085 sind Edle bzw.
Grafen von L. nachweisbar, die das Erbe der Grafen des Maulachgaues übernommen
zu haben scheinen. Ihre Burg kam als Mittelpunkt einer Herrschaft über die
wesentliche Teile der ursprünglichen Herrschaft behaltenden Grafen von
Hohenlohe (1298), die Bebenburg und die Landgrafen von Leuchtenberg 1399 an die
Burggrafen von Nürnberg und damit an die Markgrafen von Ansbach bzw. Preußen.
1797 trat Preußen Burg und Ort L. an Hohenlohe-Kirchberg ab. Von dort kam L. an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 108.
Loßburg (Herrschaft). Die Herrschaft L. bei
Alpirsbach gehörte zunächst den Geroldseck. 1501 wurde sie vom Kloster
Alpirsbach erworben, dessen Vogtei seit Anfang des 15. Jahrhunderts Württemberg
innehatte. Damit kam L. zu Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 30.
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der
Burg L. an der Sulm bei Heilbronn nannte sich seit dem 12. Jahrhundert ein 1099
bzw. um 1146 abgeteilter Zweig der Grafen von Calw, der nach 1277 erlosch. Die
Güter gingen 1277 kaufweise an das Hochstift Würzburg, 1281 kaufweise an König
Rudolf von Habsburg und 1282/1283 an den unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von
Schenkenberg, der die mittlere Linie der Grafen von L. begründete (bis 1464).
1441 erwarb die Pfalz durch Kauf die Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach
L. eine durch Verbindung Friedrichs I. von der Pfalz mit der Augsburger
Patriziertochter Klara Tott (Dettin) begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei
Rhein. 1504/1510 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft L.
(rund 2 Quadratmeilen bzw. 140 Quadratkilometer mit etwa 5700 Einwohnern) nach
kriegerischer Eroberung Lehen Württembergs. Nach dem Erwerb der Grafschaft
Wertheim nannte sich das Haus seit etwa 1600 Löwenstein-Wertheim. L. kam über
Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter).
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit
der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit der
Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst
Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete,
1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der
Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz
gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig
in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen
Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel
Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft
Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont
(Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm
um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben.
1607 gingen die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren.
Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft
Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb
Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft Limpurg.
(Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die reichsritterschaftliche,
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft Rosenberg,
mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die
ältere evangelische Linie (Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft
Virneburg (1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das
Kloster Triefenstein und die Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental
und Trennfeld, nannte sich seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz
in Kreuzwertheim und wurde 1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische,
1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat) bekam für ihre linksrheinischen Güter (Rochefort,
Chassepierre, Herbeumont [Herbemont), Agimont [Agimbat), Neufchâteau und Cugnon
in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von
Mainz die Dörfer Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und
Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die
noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch
Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die Herrschaft Breuberg und
damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim,
Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und
Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit
Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim,
Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. 1711
wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz
und Stimme auf der schwäbischen Reichsgrafenbank. Nach dem
Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme für Löwenstein-Wertheim im
Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont,
Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen)
von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg die Ämter Rothenfels
und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg L. bei Tuttlingen an
der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von Küssaberg Stühlingen.
Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und
Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die Stammgüter um L.
an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie
Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582 starben
die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis zählenden Güter
(Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von Pappenheim.
Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hewen an
die Grafen von Fürstenberg. Nach der Mediatisierung kam L. über Baden zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355
vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft
Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die
verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg
und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der
L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht
an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es
aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im
Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im
Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an
Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als
Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von
Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet
besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an
Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen
zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des
Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der
nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion
verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz
regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das
Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen
Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil
Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche
deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum
wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856
und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis
1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde
L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890
starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog
Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg,
womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die
walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits
die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin
Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte
sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxembburg
(1487-1797), 2007.
Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich
besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw.
fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch
Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die
Reichenauer Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die
habsburgischen Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den
Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich
herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an
die Herren von Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von
Buchenberg, 1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an
die Grafen von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959.
Magenheim (Herrschaft). Die Herrschaft M. mit der
Stadt Brackenheim zählte um 1420 zu Württemberg. Brackenheim gelangte mit
Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. A. 1978, 100.
Magolsheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). M. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zunächst zu zwei Dritteln, danach ganz an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft). M. bei Lahr
wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen der Herzöge
von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts Bamberg in der Ortenau waren.
Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) zog (Kaiser) Friedrich II.
ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247 besetzten
die Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer
Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine
Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von
Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442
erwarb dieses 1497 durch Kauf eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die
verbliebene Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an
Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis
dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In
beiden Teilen wurde 1558 die Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961.
Maienfels (reichsritterschaftliche Burg). Auf der
1302 erstmals genannten Burg M. an der Brettach bei Heilbronn saß zunächst ein
Zweig der Herren von Neudeck. Nach deren Aussterben war M. Ganerbengut (1426
Weiler, Urach, Venningen, Sickingen, später auch Schott von Schottenstein,
Rauch von Winnenden, Gültlingen, Remchingen, Freyberg, Vellberg). Dieses wurde
1464 der Pfalz zu Lehen aufgetragen. 1505 gingen die Lehnsrechte weitgehend an
Württemberg über. Nach 1500 erwarben die Gemmingen zwei Ganerbenanteile der
Adelsheim und Vellberg. M. zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1938 erwarben die Gemmingen von den
Weiler den letzten fremden Ganerbenanteil am Schloss.
L.: Wolff 512.
Mainau (Deutschordenskommende, Kommende des
Deutschen Ordens). M. am Bodensee kam 724 aus konfisziertem alemannischem
Herzogsgut bzw. fränkischem Königsgut bzw. alemannischem Herzogsgut an die
Abtei Reichenau. Seit 1241 nannten sich Ministeriale nach M. Aus deren Erbe
überließ Arnold von Langenstein 1271 die Insel und das davor gelegene
Bodenseeufer unter Eintritt in den Deutschen Orden dem Deutschordenshaus
Sandegg im Thurgau. Von 1272 bis 1805 gehörte sie mit der um 1500 erworbenen
Herrschaft Blumenfeld im Hegau als Teil der Ballei Elsass und Burgund
(Elsass-Schwaben-Burgund) dem Deutschen Orden. Sie zählte zum schwäbischen
Reichskreis. 1805 fiel sie an Baden. Von
Großherzog Friedrich II. kam das Eigentum an M. 1928 an seine Schwester Königin
Viktoria von Schweden und 1930 an deren Enkel Graf Lennart Bernadotte.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34; Roth von Schreckenstein, K., Die Insel
Mainau, 1873; Babo, W. Frhr. v., Die Deutschordenskommende Mainau in den
letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation und ihr Übergang an Baden, 1952; Feger, O., Die Deutschordenskommende
Mainau, 1958; Egg, E., Geschichte der Insel Mainau, 1958; Das Urbar der Deutschordenskommende
Mainau von 1394, bearb. v. Diefenbacher, M., 1989.
Mannheim (Stadt). M. erscheint erstmals 776
(Mannenheim) in der Überlieferung Lorschs. Mit der Burg Rheinhausen an der
Einmündung des Neckars in den Rhein kam es im Hochmittelalter von den Herren
von Husen (Hausen) an Markward von Annweiler. 1250 zogen die Pfalzgrafen bei
Rhein alle Rechte an sich. 1606 gründete Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz
die Festung Friedrichsburg und schloss daran eine rational geplante neue
handelsstädtische Siedlung M. an. 1720 verlegte Kurfürst Karl Philipp die
Residenz von Heidelberg nach M., wo sie bis zum dem Erbanfall Bayerns folgenden
Wechsel nach München (1778) verblieb. 1802/1803 kam M. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Feder, H. v., Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1ff. 1875ff.;
Pleve, E., Zur Entwicklungsgeschichte der Stadt Mannheim, 1955; Mannheim im
Kaiserreich, hg. v. Lindemann, A., 2. A. 1988; Geschichte der Stadt Mannheim,
Bd. 1 1607-1801, hg. v. Nieß, U. u. a., 2007; Kreutz, W. u. a., Kleine
Geschichte der Stadt Mannheim, 2008.
Marchtal (reichsunmittelbare Abtei),
Obermarchtal. Das 1171 vom Pfalzgrafen von Tübingen erneuernd zur Propstei und
1440 zur Abtei erhobene Prämonstratenserstift M. südwestlich Ehingens, dem ein
776 von den Alaholfingern errichtetes, im 10. Jahrhundert zerstörtes
Benediktinerkloster vorausging, zählte seit Gewinnung der Reichsunmittelbarkeit
um 1500 zu den schwäbischen Reichsprälaten und zum schwäbischen Reichskreis. Es
gewann Hoheitsrechte über 30 Dörfer und Weiler. Am 25. 2. 1803
(Reichsdeputationshauptschluss) fiel es mit 3 Quadratmeilen Gebiet und
6500-7000 Einwohnern (Obermarchtal, Uttenweiler, Dieterskirch, Hausen,
Sauggart, Seekirch, Unterwachingen, Reutlingendorf und Oberwachingen) an Thurn
und Taxis und wurde aufgehoben. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 12; Wallner 687 SchwäbRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Schefold, M., Kloster Obermarchtal, 1927;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Reden-Dohna, A., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen
Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Die Urkunden des Reichsstifts
Obermarchtal - Regesten 1171-1797, bearb. v. Maurer, H. u. a., 2005.
Margrethausen, Margaretenhausen (Kloster). 1338
entstand neben einer älteren Siedlung und nach einer Vorgängerin eine Klause in
M. zwischen Balingen und Ebingen. Das Gebiet dieses späteren
Franziskanerinnenklosters bestand am Ende des 18. Jahrhunderts aus den beiden
Meiereihöfen Oberwannental (Oberwannenthal) und Unterwannental
(Unterwannenthal) und einzelnen Rechten und Gütern zu M., Bitz, Bronnhaupten,
Burgfelden, Ebingen, Messstetten, Ägelkofen (Aeggelkofen) bei Oberdigisheim,
Pfeffingen, Tailfingen, Truchtelfingen und Zillhausen. 1803 fiel es an
Württemberg. 1805 kam auch das ritterschaftliche Dorf an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902.
Mariaberg (Kloster). Das Dominikanerinnenkloster
M. bei Sigmaringen wurde wahrscheinlich von den Grafen von Gamertingen im 13.
Jahrhundert gegründet. Ihm gehörte die Vogtei über das Dorf Bronnen. 1802 kam
es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Wittmann, W./Wacker, K.,
Mariaberg als Kloster und Anstalt, 1937.
Markgröningen (Herrschaft, Reichsstadt). 779 wird M.
(Gröningen) an der Glems bei Ludwigsburg erstmals erwähnt. Die Burg und Stadt
M. wurden um 1240 von Kaiser Friedrich II. auf seit 1189 staufischem Boden
gegründet. Die Reichsstadt (13. Jh.) kam 1336 als Reichslehen endgültig an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Roemer, H., Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd.
1f. 1930ff.; Roemer, H., Führer durch Markgröningen, 1949; Roemer, H., Die
Anfänge der Stadt Markgröningen, (in) Schwäb. Heimat 1 (1950); Markgröningen in
alten Bildern, hg. v. Sieb, E., 1988.
Marstetten (Grafschaft), Mauerstetten. M. bei
Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Grafschaft unterstand zunächst einer
Nebenlinie des Hauses Ursin-Ronsberg. 1240 kam sie an die Herren von Neuffen,
1342 über die Erbtochter an Bayern. Das aus der Grafschaft hervorgegangene,
seit 1342 belegte Landgericht tagte bis 1458 in Memmingen, seit 1481 in
Weißenhorn und verlor um 1500 seinen Einfluss an die Landvogtei Oberschwaben.
Über Württemberg kam M. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Der Kreis Wangen, 1962.
Marstetten (Herrschaft), Mauerstetten. M. bei
Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Burg und engere Herrschaft M. waren
seit dem 14. Jahrhundert (1351) in den Händen der Herren von Königsegg. 1566
kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft an die Truchsessen von
Waldburg, 1601 an die Linie Zeil und 1675 an die Linie Zeil-Wurzach. Um 1800
umfasste sie mit der Herrschaft Wurzach ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen und 10000
Einwohnern. 1806 fiel sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45, 199; Wallner 686 SchwäbRK 26 b; Der Kreis Wangen, 1962.
Martinstein (Ganerbschaft). In M. an der Nahe
errichtete das Erzstift Mainz 1340 eine Burg, die mehrfach an Ritter verpfändet
und verliehen wurde. 1716 kauften die Markgrafen von Baden
die zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählende Herrschaft.
1815 kam M. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Lunkenheimer-Salden, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 33.
Massenbach (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von M. mit M. zum Kanton Kraichgau sowie
1564-1697 mit Ebersberg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. M. kam
über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 63; Winkelmann-Holzapfel
156; Schulz 267; Rahrbach 93.
Maulbronn (Kloster). 1138 übergab Walter von
Lomersheim sein Erbgut in Eckenweiher dem Zisterzienserkloster Neuburg im
Elsass zur Anlage eines Tochterklosters. 1147 stellte der Bischof von Speyer
hierfür M., ein Lehen Speyers, als geeigneten Platz zur Verfügung. 1148 gab der
Papst eine Schutzbulle, 1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa ein Schutzprivileg.
Zu Schutzherren des bald in mehr als 100 Orten begüterten Klosters erhoben sich
nach 1231 die Bischöfe von Speyer (1237-1270), in deren Namen die Herren von
Enzberg und seit etwa 1370 (1372) durch kaiserliche Übertragung die
Pfalzgrafen. 1504 eroberte Württemberg das zum schwäbischen Reichskreis
zählende Kloster, führte 1534-1537 die Reformation ein und hob es 1557/1558
auf. Über Württemberg kam der Ort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Reichsmatrikel 1521, 314 (Prälat); Gumpelzhaimer 60 (schwäbischer
Reichskreis); Wolff 161;Klunzinger, K., Urkundliche Geschichte der vormaligen
Zisterzienserabtei Maulbronn, 1854; Dörrenberg, I., Das Zisterzienserkloster
Maulbronn, Diss. phil. München, 2. A. 1938; Linck, O., Kloster Maulbronn, 1938,
11. A. 1965; Classen, C., Die Zisterzienserabtei Maulbronn im 12. Jahrhundert
und der bernhardische Klosterplan, Diss. phil. Kiel 1956; Kloster Maulbronn
1178-1978, 1978; Anstett, P., Kloster Maulbronn, 1989; Frank, G., Das
Zisterzienserkloster von Maulbronn, Diss. phil. Freiburg 1989 masch.schr.;
Eberl, I., LexMA 6 1992, 409; Morimond et son Empire, 1994, 175; Knapp, U., Das
Kloster Maulbronn, 1997; Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg.
v. Rückert, P. u. a., 1998.
Mengen (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt).
M. nahe der Mündung der Ablach in die Donau wird anlässlich der Übertragung
durch Kaiser Ludwig den Frommen an Buchau 819 erstmals erwähnt. Vor 1257 wurde
vermutlich von den Staufern eine neue Siedlung errichtet. Von 1285 bis 1312
hatten die Habsburger die Vogtei. Danach wurde M. an habsburgische Amtleute und
1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Es zählte zum österreichischen
Reichskreis. 1680 löste es sich an Österreich zurück und kam 1805 an Baden, dann an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971;
Das alte Mengen, hg. v. Bleicher, W., 1988.
Menzingen, Mentzingen (Freiherren, Reichsritter).
Die noch in Menzingen im Kraichtal bei Karlsruhe ansässige Adelsamilie
Mentzingen erscheint im 13. Jahrhundert. Ihre Angehörigen waren im 14. und 15.
Jahrhundert vor allem bei den Pfalzgrafen bei Rhein und an den Domkirchen von
Worms und Speyer tätig. Im 18. Jahrhundert gehörten die Freiherren von M. mit
M. und Gondelsheim (Gundelsheim) zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben. Von 1681 bis 1731 waren sie wegen des ererbten Bodelshofen Mitglied
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Außerdem zählten sie zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Der Ort M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 534; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Hölzle, Beiwort 37, 63; Winkelmann-Holzapfel 157; Schulz 267; Archiv der
Freiherren von Mentzingen, Schlossarchiv Mentzingen. Urkundenregesten
1351-1805, bearb. v. Armgart, M., 2007.
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens,
Residenz), Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene
und vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird
1058 erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die
Grafen von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen
Orden. Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des
Deutschmeisters, der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen
zur Reformation auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm.
Das Meistertum umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen
Hilsbach, Heuchlingen (Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und
Weingarten, die Ämter Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die
Kommentureien Horneck am Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in
Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg. v.
Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des
Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K., Mergentheim, Stadt in der
Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim, LexMA 6 1992, 537; Klebes,
B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
376.
Meßkirch, Messkirch, Mößkirch, Möskirch
(Herrschaft). M. an der Ablach bei Sigmaringen wird 1202 erstmals erwähnt. Um
1210 kam die Herrschaft M. bei Aussterben der Grafen von Rohrdorf erbweise an
eine Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg, 1319/1354 erbweise an die Herren von
Zimmern, nach deren Aussterben 1594 an die Grafen von Helfenstein und 1626/1627
erbweise an die Grafen von Fürstenberg. Innerhalb der Grafen von Fürstenberg
stand die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft zunächst der Linie
Fürstenberg-Messkirch, seit 1744 der Linie Fürstenberg-Stühlingen zu. Sie
bestand aus der eigentlichen Herrschaft M. mit der gleichnamigen Stadt und der
Herrschaft Waldsberg mit mehreren Dörfern. 1806 fiel die 270 Quadratkilometer
umfassende Herrschaft mit dem südlich der Donau gelegenen Teil an Baden, im Übrigen an Hohenzollern-Sigmaringen und
damit an Preußen, 1951/1952 aber das Gebiet insgesamt an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29; Messkirch gestern und heute, 1961;
Götz, F., Kleine Geschichte des Landkreises Stockach, 1966; Heim, A., Messkirch
- Bibliographie, 1988; Heim, A., Die Stadt der Fürstenberger. Geschichte, Kunst
und Kultur des barocken Messkirch, 1990; Schmid, H., Die Statuten des
Landkapitels Messkirch von 1719, 1999.
Michelbach (Herrschaft). Seit 1380 erwarben die
Schenken von Limpurg das wohl schon karolingische Dorf M. an der Bilz bei
Schwäbisch Hall. Innerhalb Limpurgs kam es an die Linie Limpurg-Sontheim. Nach
deren Aussterben fiel es an Löwenstein-Wertheim-Virneburg. 1806 gelangte es an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 50.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der Herrschaft
der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452 wurde es
durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum Herzogtum
erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara ein.
1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die
Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen
Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im
Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog
von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen aber
1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M. an
Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien (1861)
vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Modena-Breisgau (Herzogtum). Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 kamen Breisgau und Ortenau als Entschädigung für den Verlust Modenas an den Herzog von Modena bzw. Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden.
Möhringen (Herrschaft). M. im Versickerungsgebiet
der Donau bei Tuttlingen wird 882 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es
von dem letzten Alaholfinger an die Abtei Reichenau. Vögte waren wohl
ursprünglich Herren von Möhringen, seit 1308 die Herren von Klingenberg. Um
1300 wurde der Ort Stadt. 1520 wurde die Herrschaft an Fürstenberg verkauft,
das sie 1525 an das Schaffhauser Geschlecht Amstad (am Staad) veräußerte, 1553
aber zurückerwarb. Über Württemberg (1806) kam M. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44; Bühler, F., Heimatbuch Möhringen, 1958.
Moosbeuren (Herrschaft). Die Herrschaft M. nördlich
von Biberach wurde 1607 von den Grafen von Stadion erworben. 1806 kamen die
Güter an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 53.
Mosbach (Reichsstadt, Residenz des Pfalzgrafen
bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736
ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976 (Reichsabtei)
erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert vom Hochstift
Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291 Stadtrecht und
war 1291 Reichsstadt. 1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410
bis 1499 Sitz von Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Mühlhausen (Reichsdorf?, reichsritterschaftlicher
Ort). Vielleicht wird M. an der Enz bereits 789/792 in der Überlieferung
Lorschs genannt. Seit 1233 erwarb das Kloster Maulbronn Güter. 1508 verzichtete
Maulbronn auf die Ortsherrschaft, die danach an verschiedene Reichsritter kam
(u. a. Thumb von Neuburg). 1785 gelangte das zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben zählende M. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 174; Hugo 475
Mühlheim (an der Donau) (Herrschaft). 790 wird M.
am Platz einer römischen Siedlung erstmals erwähnt. Die Neugründung durch die
Grafen von Zollern (Hohenzollern) vor 1241 wurde Mittelpunkt einer Herrschaft,
die 1391 mit Bronnen, Kolbingen, Beuron, Irndorf, Buchheim, Worndorf,
Königsheim, Mahlstetten, Böttingen und Stetten sowie der Vogtei über Kloster
Beuron an die Herren von Weitingen und von diesen 1409 samt Nendingen an die
Herren von Enzberg verkauft wurde. Seit 1544 stand vertraglich die hohe
Obrigkeit der Grafschaft Hohenberg und damit Habsburg/Österreich zu. 1806 kam
die Herrschaft Enzberg an Württemberg und damit M. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909; Blessing,
E., Mühlheim an der Donau, 1985.
Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M. bei
Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des Klosters
Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch,
Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben,
Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und
anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der
Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der Landeshoheit der Landgrafschaft
Nellenburg die hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde
Salem aufgehoben, die Güter kamen meist an Baden
und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4
Münchwald (Herrschaft). Die Herrschaft M. stand am
Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Badens
den Freiherren von Dalberg zu Dalberg (Dalberg) zu. Über Preußen kamen die
Güter 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
Munderkingen (reichsstadtähnliche Stadt). Die von den
Herren von Emerkingen gegründete Stadt M. kam vor 1297 an Habsburg. 1384/1386
verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen Rechten ausgestattete Stadt
an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sich die zum österreichischen
Reichskreis gezählte Stadt an Österreich aus. 1805 kam sie an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955.
Munzingen (Herren). M. bei Freiburg im Breisgau wird 1003 erstmals erwähnt. Die Burg M. war Sitz der Herren von M. Über die Grafen von Kageneck und die Landgrafschaft Breisgau kam M. 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in
römischer Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine
fränkische Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788
erstmals als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie
angehörige, wahrscheinlich mit Bischof Megingoz von Würzburg und vielleicht
auch mit Kaiser Ludwig dem Frommen verwandte Waltrich am Anfang des 9.
Jahrhunderts das Benediktinerkloster St. Januarius, dessen Ausstattung auf
Königsgut beruhte (verschollene echte Dotationsurkunde Ludwigs des Frommen von
mutmaßlich 816, gefälschte Gründungsurkunde von angeblich 817). 993 errang das
Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft. Die Vogtei über das Kloster
stand als Reichslehen den hessonischen Herren bzw. seit 1180 Grafen von
Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den Grafen von Löwenstein zu, deren
Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift Würzburg, 1281 aus Geldmangel über
König Rudolf von Habsburg an die neuen Grafen von Löwenstein und 1388/1395 an
Württemberg kamen. Im späten 15. Jahrhundert wurde M. in Württemberg
landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch Plünderung verloren. 1552 wurde die
Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde aufgehoben. 1808 gingen Stadt M.
und das Kloster M. im Oberamt Backnang Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger
Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W.,
Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f.
bay. LG. 28 (1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter,
1982; Fritz, G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der
Reformationszeit, 1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H.,
Die Privilegierung des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57 (2001),
421.
Nagold (Herrschaft). N. an der Nagold erscheint
erstmals 786 anlässlich einer Gabe des König Karl dem Großen verschwägerten
Grafen des Nagoldgaus an das Kloster Sankt Gallen. 1007 übertrug König Heinrich
II. Reichsgut in N. an das Hochstift Bamberg. Um 1250 kam N. von den
Pfalzgrafen von Tübingen als Nachfolgern der Nagoldgaugrafen an die Grafen von
Hohenberg, von denen sich eine Linie nach N. benannte. 1363 verkauften die
Grafen von Hohenberg den um 1330 zur Stadt gewordenen Ort mit der zugehörigen
Herrschaft an Württemberg. Mit Württemberg gelangte N. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wagner, G., Nagolder Heimatbuch, 1925; Dieterle, G., Die Stadt
Nagold, 1931; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 448.
Nahegau (Gau zwischen Nahe und Rhein, Nahgovue,
Nahgouue, Nahgeuue, Nahcgouue, Nahkeuue, Nachgouue, Nachgouve, Nahgouue,
Nahgowe, Nahgouui, Nachgowe, Nichgouue, Nahgowie,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 14 (Saulheim,
Groß-Winternheim bzw. Großwinternheim, Albig bzw. Albich, Wöllstein, Traisen,
Hüffelsheim bzw. Huffelsheim, Nieder-Olm bzw. Niederolen, Ober-Olm bzw.
Oberolen, Kefersheim, Wieselbach, Hennweiler bzw. Hannweiler, Nierstein, Denzen,
Flonheim, Ingelheim, Bornheim, Kirn, Mainz, Jugenheim, Bergen, Böschweiler,
Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw. Hosenbach, Wendelsheim, Gaualgesheim,
Spiesheim); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 727; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 19, 24, 26, 27, Nahgouwe, pagus
Nauuinsis, ‚Nahegau‘; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
190; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im
Saar-Mosel-Raum, 1999, 224 (754 pago Nafinsi), benannt nach der Nahe, an der
Nahe (u. a. Argenthal, Bergen, Biebern, Bosenbach, Denzen, Hausen, Hennweiler?,
Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw. Hosenbach, Kaiserslautern, Kappel,
Kirchberg,Kirn, Kübelberg, Merxheim, Monzingen, Niederkirchen, Osterbrücken,
Reichenbach?, Seesbach bzw. Sessbach, Simmertal); Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gondershausen, Kappel, Sohren, Krummenau,
Michelbach, Biebern, Simmern, Argenthal, Denzen, Ravengiersburg, Lindenschied,
Bingen, Kempten, Ingelheim, Weiler bei Bingen, Waldalgesheim, Waldlaubersheim,
Großwinternheim, Grolsheim, Hergenfeld, Aspisheim, Jugenheim in Rheinhessen,
Gensingen, Langenlonsheim, Finthen, Hausen, Rhaunen, Seesbach, Hennweiler?,
Hahnenbach, Monzingen, Merxheim, Hühnerhof, Roxheim, Planig, Mandel, Weinsheim,
Bad Kreuznach, Badenheim, Pleitersheim, Traisen,
Wöllstein, Gumbsheim, Hüffelsheim, Norheim, Flonheim, Bornheim, Wendelsheim,
Alsenz, Saulheim, Spiesheim, Albig, Weinheim, Wahlheim, Heimbach, Reichweiler,
Niederkichen im Ostertal, Saal, Brücken [Pfalz?], Bosenbach, Neunkirchen am
Potzberg, Reichenbach).
Neckargemünd (Reichsstadt). 988 wird erstmals das
Dorf Gemundi unterhalb der Reichsburg Reichenstein am Zusammenfluss von Elsenz
und Neckar erwähnt. 1241 ist der Ort als Reichsstadt bezeugt. 1329 konnte der
Pfalzgraf die verpfändete Reichsstadt von den Herren von N. auslösen. 1395 kam
diese an die Pfalz, 1803 an Baden und damit N.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90.
Neckarsulm (Reichslehen). 771 wird erstmals die
villa Sulmana in der Überlieferung Lorschs genannt. Sie ist später Reichslehen
der Herren von Weinsberg. Um 1310 erhielt sie von diesen Stadtrecht. 1375 fiel
sie durch Verkauf mit der Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz, 1484
durch Tausch an den Deutschen Orden, 1805 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Maucher, K., Neckarsulmer Chronik, 1901; Krapf, F., Neckarsulmer
Heimatbuch, 1926; Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt, hg. v. d. Stadt
Neckarsulm, 1992.
Neidlingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). N.
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Neipperg (Herren, Reichsritter, Grafen,
Reichsgrafen). Von dem 1120 erstmals bezeugten Birtilo von Schwaigern leitet
sich das seit 1241 nach der Burg N. (Niberch) bei Brackenheim benannte
fränkisch-schwäbische Geschlecht N. her, dem die 1302 erworbene Herrschaft
Schwaigern im Kraichgau gehörte. Es wurde 1726 zu Reichsgrafen erhoben und
gelangte 1766 in der schwäbischen Reichsgrafenbank als Personalist zur
Reichsstandschaft. Den Grafen gehörten neben Schwaigern das 1407 erworbene
Klingenberg, das 1737 erworbene Massenbachhausen, Adelshofen und halb bzw. drei
Achtel Gemmingen. Alle diese Güter steuerten zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben. Die Stammherrschaft N. fiel 1806 an Württemberg und Baden und kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Neitperger?
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Zeumer 554 II b 61, 23; Hölzle, Beiwort 51;
Winkelmann-Holzapfel 157; Klunzinger, K., Die Edlen von Neipperg, 1840; Eberl,
I., Die Herren und Grafen von Neipperg, (in) Schwaigern, 1994, 385; Archiv der
Grafen von Neipperg 1280-1881, bearb. v. Kraus, D., 1997.
Nellenburg (Grafen, Landgrafschaft). Die Burg N.
bei Stockach war Sitz der mit den Burchardingern und Udalrichingern verwandten,
seit 889 erkennbaren Grafen von N., die als Stifter des Klosters Allerheiligen
bei Schaffhausen hervortraten. Um 1050 wechselten die Grafen vom Zürichgau an
den oberen Rhein. 1077/1078 verloren sie die Grafschaft im Zürichgau. Seit 1080
nannten sie sich nach N. 1100/1105 starben die älteren Grafen von N. aus und
vererbten Herrschaft und Namen auf die Grafen von Bürglen, um 1170 auf die
Grafen von Veringen. Vor 1256 vereinigten diese das zu N. und Stockach gehörige
Gebiet mit dem Hegau (Landgrafschaft). 1422 kamen die Landgrafschaft und die
Grafschaft an die Herren von Tengen. Von 1465 bis 1805 gehörte N. durch Kauf zu
Habsburg/Österreich und bildete einen Teil Schwäbisch-Österreichs. 1805 kam die
zum österreichischen Reichskreis zählende, von mehreren adligen Herrschaften
und Städten durchsetzte Landgrafschaft N. mit rund 25000 Einwohnern an
Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Berner, H., Die Landgrafschaft Nellenburg, (in) Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Hils, K., Die Grafen von Nellenburg im 11.
Jahrhundert, 1967; Der Landkreis Konstanz, Bd. 1 1968, 293ff.; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und der Landschaft Schaffhausen, 1972; Seibert, H.,
Nellenburg, LexMA 6 1992, 1087.
Neresheim (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
1095 gründeten die Grafen von Dillingen in dem sehr alten Dorf N. zwischen
Heidenheim und Nördlingen ein Chorherrenstift, das wenig später in ein mit
Mönchen aus Petershausen (Petersberg) besetztes Benediktinerkloster umgewandelt
wurde. Nach dem Aussterben der Grafen 1258 kam die Vogtei über das seit dem 13.
Jahrhundert recht begüterte Kloster (1298 sieben Dörfer und Einkünfte in 71
Orten) an das Hochstift Augsburg und nach Beanspruchung wegen einer Schuld und
anschließendem, aber streitig bleibendem Vergleich 1263 an die Grafen von
Oettingen, die deswegen einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht
begannen., während der Abt eine Klage vor dem Reichshofrat erhob. 1764 löste
der Abt unter weitreichenden Zugeständnissen die zur Landesherrschaft
ausgebauten Rechte Oettingens ab, wurde reichsunmittelbar und trat den
schwäbischen Reichsprälaten bei. Das Gebiet der zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Abtei umfasste 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometer mit 2500
Einwohnern. Es gehörten dazu Stadt und Kloster N., Auernheim, Ebnat, Elchingen,
Großkuchen, Ohmenheim, Ziertheim, die Mariabuchkapelle bei N. (Mariabuch, die
Kapelle bei N.), Dehlingen, Ballmertshofen, Dischingen und Trugenhofen, die
Hofmark Ziertheim und bedeutende Waldungen. Am 25. 2. 1803 fiel N. an Thurn und
Taxis, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1920 wurde die Abtei wieder
errichtet.
L.: Wolff 177, 194; Zeumer 552 II a 36, 17; Wallner 689 SchwäbRK 66; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Weißenberger, P., Neresheim, 1958; Neresheim,
1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg;
Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen
Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Eberl, I., Neresheim, LexMA 6
1992, 1094; Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters
Neresheim um die Erlangung der Reichsunmittelbarkeit, 2003.
Neuenburg (Reichsstadt). N. bei Müllheim wurde (vielleicht)
um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen planmäßig angelegt. Nach 1218 war
es vorübergehend Reichsstadt. 1797 kam es von Österreich an den Herzog von
Modena, 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen
Stadt, 1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454.
Neuenstein (Burg, Herren). Nach der Burg N. bei
Künzelsau nannten sich seit 1230 von den Edelfreien von Stein stammende Herren
von N. Nach 1300 erwarben die Hohenlohe ihre Güter. 1551/1555 wurde N. bis 1698
Sitz der Linie Hohenlohe-Neuenstein. 1806 fiel es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Weller, K., Aus Neuensteins Vergangenheit, 1908; Schumm, K., Zur
600-Jahrfeier der Verleihung des Stadtrechtes, 1951.
Neuffen (Herren). Das schon um 300 besiedelte N.
bei Nürtingen ist um 1100 als Dorf N. bezeugt. Seit 1198 gehörte der Ort, der um
1232 zur Stadt erhoben wurde, den edelfreien Herren von N. 1301 fiel er mit 5
Dörfern durch Verkauf an Württemberg. Die den Herren von N. ebenfalls gehörige
Grafschaft Marstetten mit Weißenhorn kam 1342 an Bayern. N. gelangte über
Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Hezel, G., Neuffen und Hohen-Neuffen, 1957; Maurer, H., Die
hochadeligen Herren von Neuffen und Sperberseck, Zs. f. württemberg. LG. 25
(1966), 59ff.; Eberl, I., Neuffen, LexMA 6 1992, 1101.
Neufra (Herrschaft). N. bei Saulgau im inneren
Schwaben war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Residenz der
Grafen von Helfenstein. 1627 fiel die Herrschaft N. als Erbgut an die Grafen
von Fürstenberg. Über Hohenzollern, Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam N.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Karler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840.
Neufra (reichsritterschaftlicher Ort). N.
(Neuferen) westlich von Gammertingen auf der schwäbischen Alb zählte zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben. Über Württemberg kam N. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Neuhaus (reichsritterschaftlicher Ort). Die Burg N. bei Sinsheim kam 1333 von Württemberg als Lehen an die Massenbach, 1580/1582 nach dem Aussterben der M. an die Degenfeld. N. war bis 1805 dem Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben inkorporiert und fiel dann an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Neuhausen (Reichsdorf?). Am 17. 1. 1303 erteilte
König Albrecht dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu Achalm,
Kohlberg (Colberg), Dettingen, N. und Pfullingen abzusetzen. 1750 kam N. zu
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 179; Hugo 475; Fritz, E., Das Dorfrecht von Neuhausen aus dem
Jahr 1431, Zs. f. württemberg. LG. 48 (1989).
Neuneck (Herrschaft). Die Herrschaft N. bei
Dornstetten gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Württemberg
zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 kam N. zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Neuravensburg (Herrschaft). Die Herrschaft N.
nordöstlich von Lindau gehörte mit etwa 0,5 Quadratmeilen am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Abtei Sankt Gallen zum schwäbischen Reichskreis. 1803
wurde sie im Zuge der Säkularisation dem Fürsten Dietrichstein für die
Herrschaft Tarasp gegeben. 1806 fiel sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 229; Großer Historischer Weltatlas III 39 C4; Wallner 690 SchwäbRK
91.
Neuweier (Herrschaft). Die Herrschaft N. bei Baden-Baden befand sich
am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Badens
in der Hand der Knebel von Katzenellbogen. Über Baden
kam N. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
Niederstetten (reichsritterschaftlicher Ort). N.
südöstlich von Mergentheim erscheint im 9. Jahrhundert in den Traditionen
Fuldas (Stetine). Seit 1290 gehörte es den Herren von Hohenlohe-Brauneck. 1366
erwarb es Hohenlohe-Speckfeld, das 1412 ausstarb. Von 1415 an war es Lehen
Würzburgs der Rosenberg, fiel aber 1632 heim. 1636 kam es von Würzburg an die Hatzfeld,
fiel aber 1794 erneut heim. 1803 gelangte die zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählende Herrschaft an Hohenlohe-Bartenstein, fiel 1806
aber an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512; Stern, M., Heimatbuch der Stadtgemeinde Niederstetten, 1930.
Niederstotzingen, Stotzingen (reichsritterschaftlicher
Ort). Nach dem 1143 erwähnten Stotzingen nördlich von Günzburg nannten sich
seit 1286 Ritter. Um 1336 hatten die Riedheim die Oberherrschaft. Um 1450 fiel N.
(Stotzingen) an die Westernach, 1457 durch Verkauf an Puppelin von Stein (Stein
zum Rechtenstein) N. und Oberstotzingen zählten zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben und kamen über Bayern (1806) und Württemberg (1810)
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Mangold, O., Geschichte von Niederstotzingen, 1926; Stockinger,
G., Geschichte der Stadt Niederstotzingen, 1966.
Niefern (Herren). 1186 begegnen Herren von N.
Sie sind nach der 1276 belegten Burg (Hohen-)N. bei Pforzheim benannt. Mit der
unteren Burg fiel N. nach dem Aussterben der Herren von N. um 1500 an Baden, das zunächst auch drei Viertel des Dorfes von
Kloster Maulbronn und Georg von Bach und wenig später das vierte Viertel von
Konrad von Wallstein kaufte. 1951/1952 kam N. zu Baden-Württemberg.
L.: Langbein, E., Bilder aus der Vergangenheit des Dorfes Niefern, 1906.
Nimburg (Herrschaft). 1052 erscheint die N.
(Nuemburc) bei Emmendingen, nach der sich seit 1087/1094 Herren bzw. Grafen
nannten. 1200 verkauften sie die zugehörige Herrschaft an das Hochstift
Straßburg. 1465 wurde N. von Baden-Durlach
erworben. Über Baden kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Stolz, W., Nimburg in seiner Vergangenheit und
Gegenwart, 1955.
Norddeutscher Bund (Bundesstaaat) ist der im August
1866 nach der Auflösung des Deutschen Bundes von Preußen mit den 21
verbliebenen norddeutschen Staaten geschlossene Zusammenschluss von Staaten
(Bundesstaat) (Preußen, Sachsen, Großherzogtum Hessen [Hessen-Darmstadt]
nördlich des Mains, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar
[Sachsen-Weimar-Eisenach], Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha],
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt,
Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie,
Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg, 415000
Quadratkilometer, 30 Millionen Einwohner) unter der politischen Vorherrschaft
Preußens. Nachdem sich zu Beginn des deutsch-französischen Krieges die süddeutschen
Staaten (Bayern am 23. 11. 1870, Württemberg am 25. 11. 1870, Baden und Hessen-Darmstadt südlich des Mains am 15.
11. 1870) dem Norddeutschen Bund angeschlossen hatten, nahm er im Dezember 1870
den Namen Deutsches Reich an. Zum 1. 1. 1871 wurde die Verfassung abgeändert.
Am 18. 1. 1871 wurde der Kaiser im Spiegelsaal zu Versailles proklamiert.
L.: Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Willoweit, D.,
Deutsche Verfassungsgeschichte, 3.A. 1997, 5. A: 2005.
Nordrhein-Westfalen (Land, Bundesland). Durch Verordnung der
britischen Militärregierung vom 23. 8. 1946 wurde aus dem nördlichen Teil der
Rheinprovinz (Regierungsbezirke Aachen, Köln, Düsseldorf) und der Provinz
Westfalen Preußens das Land N. gebildet. Durch Verordnungen vom 21. 1. 1947
wurde ihm das Land Lippe-Detmold eingegliedert. Am 11. 7. 1950 trat die
Verfassung in Kraft. Mit 34057 Quadratkilometern (1986 34068, 2006 34083) ist
N. (nach Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg)
das viertgrößte, jedoch nach der Zahl seiner Einwohner an der Spitze stehende
Land der Bundesrepublik Deutschland. 1975 zählte es 17200000 Einwohner (1986
16665000, 2006 18043814). Hauptstadt ist Düsseldorf.
L.: Nordrhein-Westfalen-Atlas 1953ff.; Köhler, W., Das Land aus dem
Schmelztiegel. Die Entstehungeschichte Nordrhein-Westfalens, 1961; Loschelder,
W./Salzwedel, J., Verfassungs- und Verwaltungsrecht des Landes
Nordrhein-Westfalen, 1964; Petri, F., Nordrhein-Westfalen, Ergebnis
geschichtlicher Entwicklung oder politische Neuschöpfung, (in) Rhein. Vjbll. 31
(1966/1967); Breuer, R., Nordrhein-Westfalen, 1967; Handbuch der historischen
Stätten, Bd. 3: Nordrhein-Westfalen, hg. v. Petri, F. u. a., 1965, 2. A. 1970,
3. A: 2006; Först, W., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1970ff.; Wisplinghoff,
E. u. a., Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen, 1973; Rheinischer
Städteatlas, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische
Landeskunde in Bonn, Lief. 5ff. 1979ff.; Geschichtlicher Atlas der Rheinlande,
hg. v. Irsigler, F., Lief. 1ff., 1982ff.; Die Verfassung des Landes
Nordrhein-Westfalen: Vorläufer-Vorbilder-Entstehung, Veröff. d. staatl. Archive
des Landes Nordrhein-Westfalen Reihe D, Heft 17 (1984); Nordrhein-Westfälische
Bibliographie, hg. v. d. Universitätsbibliotheken Düsseldorf und Münster, Bd. 1ff.
1984ff.; Neuland. Nordrhein-Westfalen und seine Anfänge 1945/1946, hg. v.
Brunn, G., 1986; Först, W., Kleine Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1986;
Nordrhein-Westfalen. Kernland der Bundesrepublik. Eine Ausstellung, 1989;
Nordrhein-Westfalen und der Bund, hg. v. Boldt, H., 1989; Engelbrecht, J.,
Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1994; NRW-Lexikon, 2000; Korte, K. u.
a., Regieren in Nordrhein-Westfalen, 2006; Haunfelder, B., Nordrhein_Westfalen,
2006; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 235.
Oberdischingen (reichsritterschaftlicher Ort). Die
Herrschaft O. gehörte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1661 kam sie
an die Schenk von Castell, 1805 an Württemberg und 1951/1952 ihr Gebiet damit
zu Baden-Württemberg. S. a. Dischingen, Schenk
v. Castell
L.: Wolff 508, Hölzle, Beiwort 58.
Obergriesheim (Reichsdorf). O. bei Wimpfen wurde vom
Reich dem Burkhard Sturmfeder verpfändet. Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl
IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, diese
Reichspfandschaft. 1362 gelangte O. an das Erzstift Mainz, 1484 an den
Deutschen Orden, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459.
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg,
die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an das Hochstift
Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne auf die Reichsdörfer
Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der sich um O. bildenden
Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde die Herrschaft an
Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L.,
Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Obernau (Herrschaft). O. bei Rottenburg erscheint erstmals 1145 anlässlich einer Übertragung an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der Ort O. unterstand den Herren von Ow und den Grafen von Hohenlohe bzw. seit 1381 Habsburg/Österreich. 1512 kam O. an die Herren von Ehingen. Nach ihrem Aussterben wurden 1698 die Freiherren Raßler von Gamerschwang (von Rassler) mit O. belehnt. Sie hatten unter der Landeshoheit Österreichs den Ort bis 1805. Dann fiel er an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Oberschefflenz (Reichsdorf). Am 18. 1. 1367 erlaubte
Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Mainz, das von den Herren von Weinsberg
eingelöste Reichsdorf (Richs dorff) O. bei Mosbach mit Mauern und Gräben zu umgeben
und zur Stadt nach dem Recht Heilbronns und Wimpfens zu machen. Dies wurde aber
nicht verwirklicht. Am 18. 3. 1378 erlaubte Karl IV. dem Pfalzgrafen Ruprecht,
Schefflenz einzulösen. Später kam es an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468; Roedder, E., Das südwestdeutsche Reichsdorf dargestellt auf Grund
der Geschichte von Oberschefflenz, 1928.
Oberschöntal (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Obersontheim (Herrschaft). Seit 1541 war O. bei
Schwäbisch Hall Sitz (einer jüngeren Linie) der Schenken von Limpurg
(Limpurg-Sontheim bzw. Limpurg-Sondheim). 1713 starb die Linie männlicherseits
aus. 1746 wurde geteilt. Drei Sechstel des Erbes kamen an die Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg, ein Sechstel an die Grafen Pückler und zwei
Sechstel wurden 1782 von Württemberg erworben. 1806 fiel O. an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 125; Hölzle, Beiwort 50.
Oberstadion (Herrschaft). O. südlich von Ehingen an
der Donau wird 1270 erstmals erwähnt (Walter de Stadegun). Nach ihm nannten
sich die zur Reichsritterschaft steuernden Herren von Stadion, die sich im 14.
und 18. Jahrhundert teilten und 1686 in den Reichsfreiherrenstand und 1711 in
den Grafenstand erhoben wurden. Zuletzt gehörte O. der Linie
Stadion-Thannhausen. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 53; Lamp, H., Die Kirche in Oberstadion, Diss. phil.
Tübingen 1940.
Oberstenfeld (Kloster). Um 1016 gründete ein Graf Adalhard in dem wohl schon seit dem 7. oder 8. Jahrhundert bestehenden Dorf O. bei Ludwigsburg ein Frauenstift. Schirmvögte waren bis 1357 die Hummel von Lichtenberg, dann durch Kauf die Grafen von Württemberg. 1534/1535 wandelte der Herzog das Stift in ein evangelisches Damenstift um. Wenig später schloss sich dieses dem Kanton Kocher der Reichsritterschaft an, musste jedoch 1730 die Schirmherrschaft Württembergs, an das es 1802/1803 fiel, anerkennen. 1951/1952 kam O. an Baden-Württemberg.
Oberstotzingen (reichsritterschaftlicher Ort). O.
(1286) und Niederstotzingen nördlich von Günzburg zählten zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben und kamen über Württemberg 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Niederstotzingen.
L.: Wolff 509.
Obersulmetingen (freie Herrschaft). O. an der Riss
zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt (Sunnimuotingen). 973
hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die dortige Burg inne, später wohl
die Grafen des Rammachgaues, die sich zeitweise nach Sulmetingen, seit Ende des
12. Jahrhunderts aber nach Neuffen nannten und um 1240 die Grafschaft
Marstetten erwarben. Neben ihnen erscheinen von 1225 bis 1528 niederadlige
Herren von Sulmetingen. 1508/1555 erwarben die Schad von Mittelbiberach als
Lehen des Reiches bzw. Österreichs alle Anteile der zum schwäbischen
Reichskreis gehörigen Herrschaft. 1699 vererbten sie sie an das Kloster
Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von Thurn und Taxis den Ort. Über
Württemberg kam er 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Oberweiler (Reichsdorf). Am 18. 10. 1403 bestätigte
König Ruprecht den Herren von Königsegg in Oberschwaben die Verpfändung von
Hoßkirch, Niederweiler und O. bei Saulgau. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 455, 453.
Ochsenburg (reichsritterschaftlicher Ort). O. bei
Zaberfeld nördlich von Vaihingen zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben. Es gehörte den Herzögen von Württemberg und kam über dieses 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 511.
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet
umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen
(1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie
Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000
Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten
Metternich als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim
ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf Winterrieden als
Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile
Metternich und Schaesberg an Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825
an Württemberg verkauft und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg;
Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Odenheim (bzw. Odenheim und Bruchsal) (Reichspropstei).
In O. (Otenheim) bei Bruchsal war früh das Kloster Lorsch begütert. Zu Anfang
des 12. Jahrhunderts stiftete der den Grafen von Lauffen zugehörige Erzbischof
Bruno von Trier auf Erbgut das Kloster Wigoldisberg. Nach dem Aussterben der Grafen
von Lauffen gelangte die Vogtei über das Kloster 1219 an die Staufer und danach
an Speyer. 1494 wurde das Kloster in ein Kollegiatstift umgewandelt. 1507
verlegte der Konvent des Ritterstifts O. aus Sicherheitsgründen seinen Sitz
nach Bruchsal. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das etwa 1 Quadratmeile mit
sieben bzw. acht Dörfern (Odenheim, Eichelberg, Tiefenbach, Landshausen,
Rohrbach a. G., Kondominat in Waldangelloch, Großgartach) umfassende O. (und
Bruchsal) zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags und hatte Sitz und Stimme im oberrheinischen
Reichskreis. 1803 fiel O. (und Bruchsal) an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 242; Zeumer 552 II a 37, 4; Wallner 699 OberrheinRK 51; Rössler, A.,
Geschichte der Stadt Bruchsal, 2. A. 1894; Herzer, F./Maas, H., Bruchsaler
Heimatgeschichte, 1955; Hodecker, F., Odenheimer Geschichte, 1962; Fetzer, R.,
Untertanenkonflikte im Ritterstift Odenheim, 2002.
Odenwald (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton O.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft. Er
hatte seine Kanzlei zunächst in Heilbronn (das Archiv wurde im Dreißigjährigen
Krieg vernichtet) und seit 1762 in dem gemeinschaftlich gekauften Ort
Kochendorf. Die inkorporierten Güter lagen etwa zwischen Würzburg, Rothenburg,
Heilbronn und Frankfurt am Main. Um 1790 war die Kantonskorporation mit Teilen
von Kochendorf Mitglied des Kantons O. des Ritterkreises Franken (fränkischen
Ritterkreises). Die Güter fielen 1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Winkelmann-Holzapfel 171; Stetten 184; Riedenauer 116, 122ff.;
Bauer, H., Der Ritterkanton Odenwald, Zs. f. württemberg. Franken 8, 1 (1868),
115ff.; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II. 74, S. 301,
Gebietsname;) Neumaier, H., Dass wir khein annder Haupt …, 2005.
Oeffingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an das Domkapitel Augsburg. 1803 gelangte es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie
zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine
Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486], Oettingen-Flochberg [bis 1549],
Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht, doch gelang im Zuge der
reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte Abrundung der Güter. 1442 und
1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen
(sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein
(fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694
teilte sich Oettingen-Wallerstein in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet),
Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet) und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach
dem Aussterben Oettingen-Oettingens (1731) fielen dessen Güter überwiegend an
Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch
Heirat 1689 auch die Herrschaft Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die
Herrschaften Bissingen (1661), Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667)
und Diemantstein (1777) (Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis,
Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764
verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster Neresheim.
Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie Oettingen-Baldern.
Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit Preußen in Franken
und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine verlorenen
elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den
westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten,
der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg
gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende
Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E.,
Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D.,
Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft
Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A.,
Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg.
v. Kiessling, R. u. a., 2005.
Oettingen-Baldern (Grafen). Nach der Burg Baldern am
Westrand des Ries nannte sich seit 1153 eine Adelsfamilie. 1215 ging die Burg
durch Tausch vom Hochstift Regensburg an den Abt von Ellwangen, der sie 1250
als Lehen an die Grafen Oettingen gab. Von 1602 bis 1798 war sie Sitz der Linie
O. 1798 fiel sie an die Fürsten von Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern, 1810
an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. Baldern.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Grafen). Die Grafen O. sind eine 1662
begründete Linie der Grafen von Oettingen. 1790 gehörten ihr die Herrschaft
Baldern, Lippach und die Herrschaft Schenkenstein mit Aufhausen bei Bopfingen,
die unter dem Oberamt Baldern zusammengefasst waren, und das Pflegamt
Katzenstein. Nach dem Aussterben der Linie (1798) fielen ihre Güter an
Oettingen-Wallerstein und danach an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Der
Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Flochberg (Grafen). Die Burg Flochberg bei
Bopfingen, nach der sich 1138 Herren von Flochberg nannten, wird 1145 als
castrum regis erwähnt. 1188 überließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa Bopfingen
und Flochberg seinem Sohn. 1330 gab Kaiser Ludwig der Bayer die zerstörte Burg
an die Grafen von Oettingen, die 1347 pfandweise die wiedererrichtete Burg von
König Karl IV. erhielten. Nach ihr nannte sich später eine Linie der Grafen.
1806 kam Flochberg an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Offenau (Reichsdorf). Am 4. 7. 1360 überließ
Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, das
unter anderem dem Burkhard Sturmfeder verpfändete Reichsdorf O. bei Wimpfen.
Später fiel das Dorf an den Deutschen Orden. Über Württemberg kam O. 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459.
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel
zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt
erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und
an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und
Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian
ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die
Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam
es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts
in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau
sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O.
zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am
Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701
bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als
Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund
2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
Oggelsbeuren (Herrschaft). Das Dorf O. (Ogelspuren)
bei Biberach wird 1275 erstmals genannt. 1331 kam es von den Grafen von Grüningen-Landau
(Landau) über die Warthausen und Waldsee an Habsburg. Am Ende des 17.
Jahrhunderts wurde die Herrschaft O. vom Stift Buchau erworben. Über
Württemberg fiel O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 79; Ströbele, H., Die Gemeinde Oggelsbeuren, 1974.
Oggenhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg. Das dortige Schloss der Fetzer (Vetzer) wurde bis 1662 von Württemberg erworben. Über Württemberg gelangten die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Fetzer von O.
Öhringen (Stift). In der schon vorgeschichtlich
besiedelten Hohenloher Ebene im oberen Ohrntal errichteten die Römer 150 n.
Chr. den vicus Aurelianus mit zwei Kastellen. Im Mittelalter erscheint O.
erstmals 1037 (Orengowe), als die Mutter Kaiser Konrads II. die Pfarrkirche in
ein Kollegiatstift umwandeln ließ. Über die Vogtei erlangten die Herren von
Hohenlohe um 1250 den 1253 als Stadt bezeichneten Ort. Nach der Reformation
fiel das Stift an die Grafen. Nach 1551/1555 stand O. den beiden Hauptlinien
Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg gemeinsam zu. 1677 wurde es
Residenz einer eigenen Linie. 1782 kam es ausschließlich an
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. 1806 gelangte es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Öhringen.
L.: Wolff 119; Mattes, W., Öhringer Heimatbuch, 1929, Neudruck 1987; Schumm,
K., Geschichte der städtischen Verfassung in Öhringen, 1953; Knoblauch, E., Die
Baugeschichte der Stadt Öhringen bis zum Ausgang des Mittelalters, 1970; Der
Landkreis Öhringen. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1, 2 1961ff.; Öhringen, hg.
v. d. Stadt Öhringen, 1988.
Oosgau (Gau an der Oos bei Baden-Baden, Ousegouwe)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 24, 27,
*Ousegouwe, pagus Auciacensis,Oosgau’.
Orsenhausen (reichsritterschaftlicher Ort). O. an
der Rot bei Laupheim zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Später
kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine
Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König
Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O.
(1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das
entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um
Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg
und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden,
von dort von 1351 bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg
und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem
15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch.
1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und
fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim
Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801
kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400
Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden,
wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden.
Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische
Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K.,
Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
Oßweil (reichsritterschaftlicher Ort). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zunächst zu einem Drittel, dann ganz an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Ostrach (Herrschaft). Das 851 erstmals erwähnte
O. (Hostrahum) bei Sigmaringen war im 12. Jahrhundert Reichslehen, wurde aber
am Ende des 13. Jahrhunderts vom Kloster Salem erworben. Die Herrschaft O.
gehörte bis 1803 Salem. Dann kam sie an Thurn und Taxis, danach an
Hohenzollern-Sigmaringen und über Preußen und Württemberg-Hohenzollern
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181.
Ousegouwe* (Gau an der Oos bei Baden-Baden, Oosgau)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 24, 27,
Ousegouwe*, pagus Auciacensis, ‚Oosgau‘.
Ow (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von O. gehörten bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 waren sie mit Ahldorf, Bierlingen, Felldorf,
Wachendorf und dem 1722 verkauften Hirrlingen Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Schlossarchive bestehen noch in
Wachendorf (Ow-Wachendorf) bei Tübingen und Piesing (Ow-Felldorf) bei
Altötting.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 64; Hellstern 210; Kollmer 380; Adel am oberen Neckar, hg. v. Quarthal,
F. u. a., 1995; Archive der Freiherren von Ow, bearb. v. Seigel, R., 2003.
Petershausen (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Das Benediktinerkloster P. auf dem rechten Rheinufer gegenüber Konstanz wurde
(kurz vor) 983 von Bischof Gebhard II. von Konstanz gegründet. Es war seit dem
13. Jahrhundert (1214) reichsunmittelbar, gehörte seit dem 16. Jahrhundert zum
schwäbischen Prälatenkollegium des Reichstags und zur Prälatenbank im
schwäbischen Reichskreis und besaß die Herrschaften Hilzingen und Herdwangen,
die Landeshoheit über Ebratsweiler und den Schopflocherhof (Hof Schopfloch) bei
Engen. Außerdem waren der Abtei seit 1583 die Abtei Sankt Georgen zu Stein am
Rhein mit der Propstei Klingenzell im Thurgau einverleibt. 1802/1803 kam P. mit
einem Gebiet von etwa 2,5 Quadratmeilen an Baden
und wurde aufgehoben. Über Baden gelangten die
Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 13; Wallner 688 SchwäbRK 50; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miscoll-Reckert, I.,
Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster, 1973;
Walther, H., Gründungsgeschichte und Tradition im Kloster Petershausen vor
Konstanz, Schr. d. Ver.f. Gesch. des Bodensees 96 (1978), 31ff.; St. Gebhard
und sein Kloster Petershausen, 1979; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; 1000 Jahre Petershausen, 1983; Maurer, H., Petershausen, LexMA 6 1993,
1941.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes
waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom
Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms
Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster
Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232)
1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit
München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten,
1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und
Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355
Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die
Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz
(Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz),
Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie
Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb
die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz
beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein
(Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie
Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang)
und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie
beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der
Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und
Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg
und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue
achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern
verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus
Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch
König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der
P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob,
kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz
(1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber
verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu
behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz
zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und
zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen
eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor
aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg
und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie
förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge
hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch,
Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte
1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens
umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden,
Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen
die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und
um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als
Ersatz für Salzburg, Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an
Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die königlich
bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus
verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis
Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten
Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418
Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die
P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte
die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und
Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener
Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung
des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820,
Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12
(1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und
Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd.
1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die
baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993;
Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v.
Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497.
Pfedelbach (Herren, Herrschaft). Am römischen Limes
wird 1037 erstmals P. im Stiftungsbrief für Kloster Öhringen erwähnt. Seit 1270
nannten sich Herren von P. nach ihm. Ihre Güter fielen 1433 durch Heirat an die
Herren von Adelsheim und 1472 durch Verkauf an die Hohenlohe. 1551/1555 kam P.
an Hohenlohe-Waldenburg. 1615 wurde es Sitz der Linie Hohenlohe-Pfedelbach, die
1728 bei ihrem Aussterben von Hohenlohe-Bartenstein beerbt wurde. Über
Württemberg kam P. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Hohenlohe-Pfedelbach.
L.: Wolff 119.
Pfeil (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von P. mit Unterdeufstetten (1794 an die
Freiherrn von Seckendorff) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Unterdeufstetten kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 62.
Pforzheim (Damenstift). P. geht auf eine am
Zusammenfluss von Nagold und Enz gelegene römische Siedlung (portus) zurück.
Über (den König?,) die Staufer und die Welfen kam es an Baden. In P. wurde 1460 ein Kollegiatstift errichtet. Das
Damenstift zu P. war um 1790 wegen Bockschaft Mitglied des Kantons Kraichgau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Winkelmann-Holzapfel 158.
Pforzheim (Stadt, Residenz des Markgrafen von Baden)
Pfullendorf (Reichsstadt). P. im Linzgau bei
Überlingen wird 1152 erstmals erwähnt. Vor 1180 kam es als Erbe der von den
udalrichingischen Grafen von Bregenz abgespalteten Grafen von P. durch
Erbeinsetzung (nach 1167) an das Reich. Kaiser Friedrich II. gab dem Ort um
1220 Stadtrecht. Seit dem Interregnum, spätestens seit 1363 war die Stadt
Reichsstadt und gehörte zur Städtebank des schwäbischen Reichskreises. 1803
fiel sie mit Illmensee, Stadelhofen, Waldbeuren und Zell, insgesamt 2
Quadratmeilen Gebiet, an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 26; Wallner 688 SchwäbRK 60; Schroeder 292ff.;
Walchner, K., Geschichte der Stadt Pfullendorf, 1825; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Schmid, K., Graf Rudolf von
Pfullendorf und Kaiser Friedrich I., 1954; Sachse, J./Ruck, H./Schupp, J., Die
ehemals freie Stadt Pfullendorf und ihre Geschlechter, 1964; Schupp, J.,
Denkwürdigkeiten der Stadt Pfullendorf, 1967; 750 Jahre Stadt Pfullendorf,
1970; Groner, J., Die Chroniken der Stadt Pfullendorf, 1982; Eberl, I.,
Pfullendorf, LexMA 6 1993, 2050.
Pfullingen (Reichsdorf?). Das auf älterem
Siedlungsboden gelegene P. an der Echaz wird im 10. Jahrhundert erstmals
erwähnt und war vermutlich Sitz der Grafen des Pfullichgaus. Am 17. 1. 1303 erteilte
König Albrecht dem Kloster Zwiefalten das Recht, den Reichsvogt zu P.
abzusetzen. Im 14./15. Jahrhundert kam P. u. a. von den Remp von P. an
Württemberg (1330/1487) und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 185; Wolff 161; Hugo 476; Kuppinger, K., Pfullingen und
Umgebung, 1909; Kinkelin, W., Das Pfullinger Heimatbuch, (2. A.) 1956.
Plettenberg (Grafen). P. an der Einmündung der Else
in die Lenne im Sauerland wird 1072 erstmals genannt (Plettonbrath). Nach dem
im 14. Jahrhundert an die Grafen von der Mark gelangten P. benannten sich die
Grafen von P. Sie waren 1792 wegen Wittem Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust
von Wittem und Eiß (Eyß) die zur Abtei Heggbach gehörigen Orte Mietingen und
Sulmingen, den Zehnten von Baltringen und eine Rente. 1806 wurden diese Güter
in Württemberg mediatisiert. Über Württemberg gelangten sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 319; Zeumer 554 II b 63, 22; Frommann, P., Beiträge zur Geschichte
Plettenbergs, 1953; Plettenberg, Industriestadt im märkischen Sauerland, hg. v.
Schwartzen, A. v., 1962.
Prechtal (Herrschaft). Die Herrschaft P. wurde 1405
von den Fürsten zu Fürstenberg erworben. Über Baden
(1806) kam P. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekrieges als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen],
Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel],
Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte
[Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel],
Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der
Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und
Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden,
Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543
Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million
(600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und
Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der
preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur
Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und
Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807
alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinnes aus den
Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen
der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstandt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch
mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939
umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde
P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten
Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete
verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S.
Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
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unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
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G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
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Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
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Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
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hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
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Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und
1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
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Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
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ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
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Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Quadt-Wickrath, Quadt-Wykradt (Grafen, Reichsgrafen).
1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Quadt. Es erbte 1498/1502
die reichsständische Herrschaft Wykradt (Wickrath, heute Stadtteil
Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein sowie zum Kanton Rhön-Werra
(etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557 wurde es protestantisch. 1752
wurde die Hauptlinie Q. zu Reichsgrafen (westfälische Grafen) erhoben. Sie
verlor 1801 ihre linksrheinischen Güter und erhielt durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für Wickrath und Schwanenberg
(heute Stadtteil von Erkelenz) neben einer Rente von 11000 Gulden die aus der
Reichsabtei Isny und der Reichsstadt Isny gebildete standesherrliche Grafschaft
Isny. Sie fiel 1806 an Württemberg. 1951/1952 kam Isny zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 25; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 377;
Riedenauer 126; Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches
(1775-1806), 1972.
Quadt-Wickrath und Isny, Quadt-Wykradt und Isny
(Reichsgrafen). Die Reichsgrafen von Quadt-Wickrath nannten sich Q., nachdem
sie 1803 als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter die aus der
Reichsabtei Isny und der Reichsstadt Isny gebildete Grafschaft Isny erlangt
hatten, die 1806 an Württemberg fiel. 1951/2 gelangten damit die Güter zu Baden-Württemberg.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches (1775-1806),
1972.
Racknitz (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die aus Österreich ausgewanderten Freiherren von R. mit dem
von den Geizkofler erheirateten Haunsheim zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
Mit Schloss Ehrenberg, zwei Dritteln Heinsheim und Zimmerhof mit Kohlhof waren
sie dem Kanton Kraichgau inkorporiert. Außerdem gehörten sie mit dem 1777 von
den Grafen von Muggenthal erworbenen Laibach, das 1808 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg kam, dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 62, 63;
Winkelmann-Holzapfel 158; Stetten 37, 185; Riedenauer 126; Schulz 269.
Ramsberg (Herrschaft). 1409 wurde die Herrschaft
R. von der Reichsstadt Überlingen erworben, die 1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg
fiel.
L.: Wolff 215; Hölzle, Beiwort 91.
Ramsenstrut (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwabenund kam an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals
genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080
erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180 kam der Ort an die
Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt (1286 Recht
Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem Erwerb des Blutbannes
1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre
höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der
Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die Leinwandhandel in ganz
Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die Reformation eingeführt,
aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab.
Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen
Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen,
Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg, Winterbach und Wolpertswende, einem
Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130 Quadratkilometern mit 5000-6000
Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo es Sitz eines Oberamtes wurde.
1951/1952 gelangte es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen
Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die älteren
Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der
Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im
Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802,
Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc
(Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht,
1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994,
486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen
Beharrung und Aufbruch, 2005.
Reibeld, Reybeld (Freiherren, Reichsritter). Um
1800 zählten die Freiherren von R. mit Teilen von Reichartshausen bei Amorbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 159; Stetten 37, 186; Riedenauer
126.
Reichenau (königliches Kloster, Residenz). Um 724
stiftete der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen
Sintloozesau genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die
bald wegen ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe König Karls des
Großen gelang es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des Bischofs von
Konstanz zu lösen. 981 hatte das Kloster, das unter den Äbten Hatto (806-822),
Walahfrid Strabo (839-848) und Berno (1008-1049) eines der kulturellen Zentren
des Reiches (mit insgesamt 4000 Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60
gepanzerten Reitern höhere Leistungen zu erbringen als der Bischof von
Konstanz. 1123 sind die Welfen als Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer,
die beträchtliche Teile der im 13. Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten.
Die Gewinnung eines weltlichen Herrschaftsgebiets gelang der gefürsteten Abtei
nicht. 1535/1540 verzichtete der letzte Abt zugunsten des Hochstifts Konstanz
auf seine Würde, die Abtei wurde dem Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757
aufgehoben, 1803 mit Konstanz säkularisiert und Baden
einverleibt. 1951/1952 gelangte R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K., Die
Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die Kultur der Abtei Reichenau, hg. v.
Beyerle, K., Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg. v. Holder, A.,
Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau, hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche
am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W.,
Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994,
612f.; Richter, M., Neues zu den Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144
(1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 683, 1, 2, 476; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Reichenbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam teilweise an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Reichenstein (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft R. nordöstlich von Sigmaringen über die
Abtei Zwiefalten zum schwäbischen Reichskreis. Zwiefalten kam 1803 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Wallner 687 SchwäbRK 37.
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg
R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren
von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von Limburg ab.
1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395 die
Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und Hackenbroich sowie 1455
die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie sich Salm-Reifferscheid
und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt eine jüngere Linie die
Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803
für die 1801 an Frankreich verlorenen linksrheinischen Güter die ehemals
mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim (bei Mosbach) erlangt hatte
(Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese Ämter von Baden annektiert. Das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende R. fiel über Preußen 1946 an
Nordrhein-Westfalen. S. Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010.
Reinsbronn, Reinsbrunn (Reichsritter). Im frühen
16. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Steigerwald im Ritterkreis Franken.
Der Ort R. gelangte über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Riedenauer 126.
Reischach (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und
18. Jahrhundert zählten die seit 1191 bezeugten Freiherren von R. (R. bei Sigmaringen),
die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im
Hegau und am Bodensee gewesen waren, mit der Hälfte der Herrschaft Immendingen,
dem Dorf Zimmerholz und der 1747 erworbenen Herrschaft Hohenkrähen zum Kanton
Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Hohenkrähen fiel 1806
an Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat. Mit
dem 1469 erworbenen Eberdingen und dem 1470 erworbenen, 1796 verkauften
Nussdorf waren die R. auch im Kanton Neckar immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61, 65; Ruch 18 Anm. 2, 82,
Anhang 3; Hellstern 211, 218; Kollmer 380; Mau, H., Die Rittergesellschaften
mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18.
Jahrhundert, 1969.
Reiß von Reißenstein (Reichsritter). Von 1542
bis 1597 waren die R. wegen Filseck (bis 1568) und Schnaitheim (1560-1577) im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Schnaitheim gelangte
1951/1952 über Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 269.
Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem
Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen
Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R.
Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und
Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und
verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich
erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das
Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die Stadt, die um 1400
etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand dieser Rechte. 1519
führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand weitgehend zerstört.
R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis.
1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen,
Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa
10500 Einwohnern an Württemberg, innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde.
Mit Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt
Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und
das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt
Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f.
württemberg. LG. 22 (1961); Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973;
Der Kreis Reutlingen, hg. v. Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll.
N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995;
Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am 12. 7.
1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem früheren
Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve,
Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen,
Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg,
Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch
Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des
Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen.
Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns (Schweden) und Holsteins
(Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen deutschen Einzelstaaten bei,
nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg, am 11. 12. 1806 das
Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am 18. 4. 1807
Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier
Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3.
1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14.
10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800
Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810
annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813
zerfiel der R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T.,
Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche
Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.
Rhodt (Herrschaft). R. bei Landau war seit dem
14. Jahrhundert eine Vogtei Württembergs. 1603 kam die Herrschaft an Baden-Durlach und nach der Herrschaft Frankreichs an
Bayern (Rhodt unter Rietburg). 1946 gelangte das Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 165; Runck, H., Geschichte Rhodts, 1889.
Richen (Reichsdorf). Am 19. 8. 1332 erlaubte
Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht bei Rhein das
verpfändete Dorf R. bei Eppingen für die Pfandsumme einzulösen. Über Baden kam R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468.
Riedheim (Herrschaft, Rietheim). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft R. nördlich von Überlingen über die Abtei
Petershausen zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte R.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 190.
Riedlingen (reichsstadtähnliche Stadt). Bei dem 835
erstmals genannten Dorf R. an der oberen Donau legten die Grafen von Veringen
zwischen 1247 und 1255 eine Stadt an, die vor 1300 durch Kauf an Habsburg kam.
1314 war sie an die Grafen von Hohenberg, dann an die Herren von Ellerbach und
1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. 1680 löste sich die zum
österreichischen Reichskreis zählende Stadt, die zu den sog. Donaustädten
gerechnet wurde, selbst aus der Pfandschaft an Österreich zurück. 1805 kam sie
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Heuschele, O., 1950; Rothmund, P.,
Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, 1971; Der
Kreis Biberach, 1973.
Rietheim (Herrschaft), Riedheim. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft Riedheim nördlich von Überlingen über die Abtei
Petershausen zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte R.
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Riedheim
L.: Wolff 190.
Risstissen, Rißtissen (reichsritterschaftlicher
Ort). Nach einem an der Mündung der Riss in die Donau um 50 n. Chr. errichteten
Kastell erscheint 838 in einer Übertragung an Sankt Gallen der Ort R. (Tussa).
Später unterstand er mehreren Herrschaften gemeinschaftlich und kam 1613 an die
Freiherren Schenk von Stauffenberg. Er zählte zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. 1806 fiel er an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Rodamsdörfle (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher und kam zur Hälfte an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Rodemachern (Herrschaft). Die Herrschaft R. südlich
Luxemburgs wurde 1492 von Baden (Baden-Baden) erworben.
Im 16./17. Jahrhundert riss Frankreich die Landeshoheit an sich, obwohl die
Herrschaft nur Lehen Luxemburgs war. Rechtlich wurde Frankreichs Stellung erst
1796 anerkannt.
L.: Wolff 58, 305; Hölzle, Beiwort 40.
Röder von Diersburg (Freiherren,
Reichsritter). Das Ministerialengeschlecht der Röder. aus der Ortenau erscheint
am Ende des 12. Jahrhunderts erstmals im Umfeld der Markgrafen von Baden. 1455 kaufte Andreas Röder die Hälfte von Burg
und Herrschaft Diersburg. Seitdem wirkte die Familie vor allem im Kinzigtal und
im Schuttertal. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. mit Diersburg zum
Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Ferdinand R., Philipp Friedrich Karl
Ludwig August R., Georg R., Ludwig R., Egenolf Christian R., Herren zu
Diersburg und Reichenbach). 1773 gehörten sie - als bereits im Stichjahr 1680
angesessen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikuliert - dem
Ritterkreis Unterelsass an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Burkhardt, M. u. a.,
Archiv der Freiherren von Diesburg, 2007.
Rohrdorf (Konvent). 1189 wurde der Frauenkonvent des Klosters Isny in das 1173 erstmals genannte R. bei Isny verlegt, dessen Kirche kurz zuvor von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Isny gegeben worden war. Der Konvent bestand bis ins 15. Jahrhundert. 1803 kam R. mit Isny an Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 als Teil der Herrschaft Trauchburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Isny (Reichsabtei).
Romberg (Herrschaft). Die Herrschaft R. wurde
1490 von den Fürsten von Fürstenberg erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Rosenegg (Herrschaft). Die Burg R. bei Konstanz
wurde von den seit der Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbaren Freiherren von
R. erbaut. Nach ihrem Aussterben 1480 kam die zugehörige Herrschaft mit
Rielasingen an die verschwägerten Grafen von Lupfen, 1583 an die Freiherren von
Mörsberg-Belfort, 1608 an Württemberg, 1610 an das Hochstift Konstanz, 1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 71; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 141; Schneider, E., Die
Flurnamen der Gemarkung Rielasingen mit Arlen, 1963; Götz, F., Untersee und
Hochrhein, 1971.
Rosenfeld (Herrschaft). R. nördlich Rottweils
wurde als Mittelpunkt einer Herrschaft um 1250 vermutlich von den Herzögen von
Teck gegründet und 1255 erstmals erwähnt (Rosinvelt). 1305/1317 kam die
Herrschaft durch Kauf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schmid, P., Beitrag zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926;
Hölzle, Beiwort 27.
Rot (an der Rot), Roth, Münchroth
(Reichsstift, Reichsabtei). Um 1130 (1126?) wurde von Hemma von Wildenberg in
Graubünden, die vielleicht dem oberschwäbischen Geschlecht der Herren von
Wolfertschwenden entstammte, in R. (Rota) bei Biberach das älteste
Prämonstratenserkloster Schwabens gegründet, das vermutlich von Anfang an dem
Papst unmittelbar unterstellt und keinem Vogt untergeben war (1140 Abtei), so
dass es 1179 Kaiser Friedrich I. Barbarossa in seine Vogtei nehmen konnte. Es war
seit 1376 reichsunmittelbar (Reichsstift) und erlangte 1619 auch die
Hochgerichtsbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis. 1803
kam es mit Gütern in 15 Dörfern und Weilern und der 1604 erworbenen Herrschaft
Kirchdorf (insgesamt 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 2871 Einwohnern in 456
Familien und einem geschätzten Ertrag von 58000 Gulden jährlich) an die Grafen
von Wartenberg, welche die Abtei für ihre Grafschaft in der Pfalz erhielten und
das Gebiet zur Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) erhoben, 1806
an Württemberg (und 1909 im Erbgang an die Grafen von Erbach) sowie 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 187; Zeumer 552 II a 36, 9; Wallner 689 SchwäbRK 65; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Walser, A., Das Prämonstratenserkloster Rot,
1926; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Nuber, W., Studien zur Besitz- und Rechtsgeschichte des Klosters Rot an der
Rot, Diss. phil. Tübingen 1960; Tüchle, H./Schahl, A., 850 Jahre Rot an der
Rot, Geschichte und Gestalt, 1976; Eberl, I., Rot an der Rot, LexMA 7 1995,
1048.
Rotenstein (Herrschaft, Rothenstein). Die
Herrschaft R. wurde 1786 durch die Abtei Rottenmünster von den Freiherren Bletz
von Rotenstein erworben. 1803 fiel Rottenmünster an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem Aussterben
der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten Burg R. ob der
Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des staufischen Hauses
Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf das Herzogtum
Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich V. an den
späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen
war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die
Reichsstadt R. und damit später an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt).
Auf der Bergnase oberhalb des 970 von den Grafen von Comburg (Komburg) mit einer
Kirche versehenen Dorfes Detwang (Dettwang) im Taubertal errichteten die Grafen
von Comburg (Komburg) die rothe Burg, nach der sie sich im 11. Jahrhundert
ebenfalls benannten. Beim Aussterben der Grafen von Rothenburg-Comburg
(Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen mit dem Herzogtum Franken und der
Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als deren Gut sie 1144 erstmals genannt
wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241 erhielt der sich anschließende Ort
Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf von Habsburg ihn an das Reich. Ab
1274 war er Reichsstadt und löste sich von der Reichslandvogtei. R. gewann
trotz zeitweiliger Verpfändung an die Herren von Hohenlohe vom 14. bis zum 16.
Jahrhundert ein ansehnliches, auf drei Seiten eingezäuntes und befestigtes
Landgebiet (Landhege), wurde aber wegen des Widerstands des Patriziats nie
Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das Privileg der Unverpfändbarkeit.
1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der mit Sitz und Stimme
im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des Reichstags und im fränkischen
Reichskreis vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts die
Landvogtei im Gau rechts der Tauber und die kleine Landvogtei links der Tauber
(Teile von Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt Detwang [Dettwang]
und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld [Gammersfeld] und
Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel [Liental], Burg
und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei Wettringen und Gericht
zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen, Burg Diebach und das
Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit Teilen von Pfahlenheim war R. im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802/1803 kam es mit
5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet, 180 Ortschaften und 24000
Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil des Landgebiets an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W.,
Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im
Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953;
Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft
über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971; Schnelbögl, F., Die fränkischen
Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg im
schwäbischen Städtebund, 1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die
Dorfordnungen im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur. Würzburg, 1977;
Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987, 187; Borchardt, K., Die
geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem
zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation, 1988; Wendehorst,
A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
Rott (Reichsritter). Von 1609 bis 1623 war
Joachim Berthold von R. wegen Winzingen im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Über Württemberg kam Winzingen 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 270.
Rötteln (Herrschaft, Residenz des Markgrafen von
Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11.
Jahrhundert bei der 751 erstmals erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm)
errichteten Burg R. bei Lörrach wurde eine Herrschaft nördlich von Basel
benannt. Nach 1306 fiel sie über die Erbtochter an die Markgrafen von Hachberg
(Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie durch Erbvertrag von 1490 an die
Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie zum schwäbischen Reichskreis.
1951/1952 gelangte R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958;
Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
Rottenburg (Stadt, Bistum, Residenz des Erzherzogs
von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am
Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem
mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen
von Hohenberg in das durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten
um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber
Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg
an Württemberg. 1821 wurde R. Sitz des katholischen Bischofs für die etwa
450000 Katholiken, die in den Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg
gefallen waren. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828, Neudruck
1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.; Rottenburg am
Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 500.
Rottenmünster, Rotenmünster (reichsunmittelbare Abtei,
Reichsabtei). 1221 verlegte eine in Hochmauren bei Rottweil ansässige
Schwesterngemeinschaft ihren Sitz nach R. bei Rottweil und schloss sich 1223
dem Zisterzienserorden an. 1224 kam das neue Kloster unter den Schutz des
Papstes, 1237 des Kaisers. Später war es reichsunmittelbar, stand aber bis 1619
unter dem Schirm der Reichsstadt Rottweil. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das der schwäbischen Prälatenbank des Reichstags und dem schwäbischen
Reichskreis angehörige Kloster nach langen, erst 1771 beigelegten
Streitigkeiten ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 55 Quadratkilometern mit
etwa 3000 Einwohnern. Zu den Gütern gehörten die Orte Aixheim, Frittlingen,
Neukirch, Zepfenhan, die Hälfte von Hausen, Gut und Schloss Rotenstein
(Rothenstein), 8 Höfe und 2800 Morgen Waldungen. 1803 fiel die Abtei an
Württemberg und damit R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 193; Zeumer 552 II a 36, 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Reichenmiller, M., Das ehemalige Reichsstift
und Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster, 1964.
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen angelegten
Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem alemannischen
Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts entstandene Pfalz
Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11. Jahrhundert die Herzöge
von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts (1140?)
entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen Bergsporn eine
Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von
auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofes, 1359 Erwerb des Blutbanns,
1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis
1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806,
1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963; Grube, G., Die
Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae Flaviae. Neue
Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f. 1975;
Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch
Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton
Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die
Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen
Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel
Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die übrigen Güter
fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Sachsenheim (Herren). Seit dem 5. Jahrhundert
bestand in S. an der Metter bei Ludwigsburg eine dörfliche Siedlung. Sie
unterstand um 1100 den Herren von S. Nach ihrem Aussterben um 1561 fiel das
1495 zur Stadt erhobene Großsachsenheim an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Säckingen (Abtei, Residenz). 522 (?, 7. Jh.?)
gründete der irische Mönch Fridolin auf einer später abgegangenen Insel des
Hochrheins nördlich Basels auf altem Siedlungsboden eine klösterliche, wohl von
Poitiers beeinflusste Zelle, die älteste mönchische Niederlassung bei den
Alemannen. 878 erscheint die Frauenabtei Seckinga. Ihre Laienäbte erweisen S.
zu dieser Zeit als Königskloster. Umfangreiche Güter bestanden in Churrätien
und in Glarus. Im 11. Jahrhundert wurde S. Kanonissenstift. 1173 kam S. nach dem
Aussterben der Grafen von Lenzburg unter die Oberherrschaft (Vogtei) der Grafen
von Habsburg. Die 1307 gefürstete Äbtissin blieb aber Herrin des Ortes, der vor
1250 Stadtrecht erhalten hatte. Bis 1805 war S. eine der vier
vorderösterreichischen Waldstädte. 1805/1806 wurde die Abtei aufgehoben und S.
kam an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldstädte.
L.: Wolff 41; Malzacher, J., Geschichte von Säckingen, 1911; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Jehle, F., Die Geschichte des Stiftes Säckingen,
2.A 1984; Zotz, T., Säckingen, LexMA 7 1995, 1244f. ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 723, 1, 2, 503;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 542.
Saint-Vincent, Saint Vincent (Reichsritter).
Von 1674 bis 1749 (später
als Personalisten) zählten die S. mit dem Rittergut Ballmertshofen zum Kanton
Kocher im Ritterkreis Schwaben. Über Württemberg kam Ballmertshofen 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Kollmer 380; Schulz 273.
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde vom Kloster Lützel im Elsass
aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im Altsiedelland der Salemer Aach
bei Überlingen das Zisterzienserkloster S. gegründet und durch den Stifter
Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142 übergab der Stifter die Abtei König
Konrad III. Danach übten die Staufer eine Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg
beauftragte die Landvögte von Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König
Karl IV. gegenüber den Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die
Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser Friedrich III. S.
zur Reichsabtei. Die volle Landeshoheit im Kerngebiet seiner Herrschaft gewann
das zu den schwäbischen Prälaten des Reichstags gehörige S. aber erst 1637
durch einen Vertrag mit den Grafen von Heiligenberg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfassten die Güter der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Abtei die Oberämter S., Elchingen (Unterelchingen), Ostrach und Schemmerberg,
die Obervogteiämter Münchhöf (Münchhof) und Stetten am kalten Markt, das
Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen Frauenberg, Konstanz, Messkirch, Pfullendorf
und Überlingen und die Propstei Birnau, insgesamt ein Gebiet von 6
Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von 1802/1803 kam es an die Markgrafen
von Baden, welche die Klostergebäude zum
Wohnsitz nahmen. Das Amt Schemmerberg fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952
gelangte S. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Günter, H., Kloster Salem,
2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem. Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1974; Salem, hg. v. Schneider, R., 1984; Schmid, H., Die
ehemaligen salemischen Besitzungen Oberriedern und Gebhardsweiler, Freiburger
Diözesan-Archiv 108 (1988); Morimond et son Empire, 1994, 175; Rösener, W.,
Salem, LexMA 7 1995, 1293.
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum). 1803 wurde für die Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von Salm-Reiferscheid. zur
Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich (neben einer Geldrente
aus Amorbach) aus Gütern des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Würzburg
(Krautheim, Grünsfeld, Gerlachsheim) das Fürstentum S. mit Sitz in Krautheim an
der Jagst gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schandal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Salzgau, fränkischer (in Baden) (Gau am Saalbach rechts des Rheines nördlich Karlsruhes,
Salzgau, badischer, Salzgouwe I) s. Saalbachgau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 15, II, 24, 26, 27,
S. 266 Salzgouwe I.
Salzgouwe I (Gau am Saalbach rechts des Rheins
nördlich Karlsruhes, Salzgau, fränkischer in Baden,
Salzgau in Schwaben) s. Saalbachgau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 15, II, 24, 26, 27,
S. 266.
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete Abtei).
Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald, das
vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet wurde,
wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die
Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter
bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von
Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam
1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel
seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des
Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei)
verpfändete. Bemühungen um die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361
fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft
Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried
und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben als Lehen Österreichs die
Herrschaft Staufen und Kirchhofen in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in
den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der
Säkularisation fiel S. 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil
der Mönche übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt
Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg;
Ott, H., Sankt Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St.
Blasien im Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003.
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung,
747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster
vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter
Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der
wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem
sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468
durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei
in den Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411
errangen die Untertanen in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der
Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz.
1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft
in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524
eindringenden Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und
Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit
säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde
das Stift, dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen Mooweiler
(Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in Oberschwaben, über die das Kloster 1699
den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803 als Entschädigung für Tarasp an den
Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805
wurde das Kloster vom großen Rat (Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons
S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S.,
der Stadt S., den gemeinen Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit
Gams (gemeine Herrschaft von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine
Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit
1482/1483 sowie von Bern seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von
Glarus seit 1517), Sax (Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck
(gemeine Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und
Glarus seit 1491 sowie von Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der
autonomen Stadt Rapperswil, die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri,
Schwyz, Unterwalden und Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern
gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli
vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
Sankt Georgen (im Schwarzwald)
(Reichskloster). Die Adligen Hezelo (Vogt Reichenaus), Hesso und Konrad
gründeten 1083 ein Benediktinerkloster in Königseggwald bei Saulgau (Walda),
verlegten es aber auf Verlangen des Hirsauer Abts 1084 nach S. im Quellgebiet
der Brigach. Vögte des Klosters waren (nach einem päpstlichen Privileg der
freien Vogtswahl von 1095) spätestens seit 1104 die Herzöge von Zähringen. Nach
ihrem Aussterben war S. reichsunmittelbar. Danach wurden die Herren von
Falkenstein von König Friedrich II. mit der Vogtei belehnt. Sie verkauften
einen Teil ihrer Rechte 1444 an die Grafen von Württemberg und vererbten den anderen
Teil an Hans von Rechberg, dessen Erben ihn 1532 an König Ferdinand, den
damaligen Herrn Württembergs, gaben. Ungeachtet einer Bestätigung der
Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Karl V. von 1521 führte Württemberg 1536 die
Reformation durch und wandelte die Vogtei in Landeshoheit um. Die Mönche zogen
1536 nach Rottweil und danach nach Villingen. 1548 kehrten sie zurück, zogen
aber 1648 erneut nach Villingen. 1810 kam S. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Kalchschmidt, K., Geschichte des Klosters Sankt Georgen, 1895;
Heinemann, B., Geschichte von Sankt Georgen im Schwarzwald, 1939; Ruhrmann, J.,
Das Benediktinerkloster Sankt Georgen 1500-1655, Diss. phil. Freiburg 1961;
Wollasch, H., Die Anfänge des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald, 1964;
Stockburger, E., Sankt Georgen, 1972; Zettler, A., Sankt Georgen, LexMA 7 1995,
1158f.
Sankt Peter (Kloster). Um 1073 gründete der
Herzog von Zähringen (bzw. Schwaben) in Weilheim an der Teck ein
Benediktinerkloster, das 1093 nach S. im Hochschwarzwald verlegt wurde. 1361
erlangte es die Reichsunmittelbarkeit. 1521 erscheint es in der Reichsmatrikel.
1803 fiel es an den Johanniterorden, 1806 wurde es säkularisiert und kam über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Mayer, J., Geschichte der Benediktinerabtei Sankt Peter, 1893;
Rotulus San-Petrinus, hg. v. Fleig, E., 1908; Weber, K., Sankt Peter im Wandel
der Zeit, 1992; Das Vermächtnis der Abtei, hg. v. Mühleisen, H., 1993; Zotz,
T., Sankt Peter im Schwarzwald, LexMA 7 1995, 1192; Die ältesten
Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter im Schwarzwald, bearb. v.
Krimm-Beumann, J., 2011 (kommentierte und übersetzte Edition mit CD-ROM).
Sankt Trudpert (Kloster). S. südlich Freiburgs
im Breisgau wurde vermutlich 643 vom heiligen Trudpert als ältestes
rechtsrheinisches Kloster gegründet. Um 900 wurde das Kloster dem Grafen des
Elsass unterstellt. Die Vogtei war seit Anfang des 13. Jahrhunderts in den
Händen der Herren von Staufen, die von 1277 bis zu ihrem Aussterben 1602 Untervögte
der Grafen von Habsburg waren. 1806 fiel das Kloster, das durch geschicktes
Vorgehen die Grundherrschaft über das ganze Münstertal erlangte, an Baden, von dem es aufgehoben wurde. 1951/1952 kamen
die Gebiete zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B4; Mayer, T.,
Beiträge zur Geschichte von Sankt Trudpert, 1937.
Saulgau (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt).
819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S. im oberschwäbischen
Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171 erscheinen Herren von S. als
Reichsministeriale, deren Rechte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an
die Herren von Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften. Vermutlich über die
Staufer kam die Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von
Waldburg, die den Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288 Stadtrecht von
Lindau). 1299 fiel S., das im 14./15. Jahrhundert die Gerichtshoheit, das
Ammannsamt und die Herrschaft über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die
Herrschaft nach mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg
verpfändete. Mit Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte)
kaufte sich das zum österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an Österreich
zurück. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., Bd. 1, 2 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K.,
1971.
Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete sich von
der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw.
Herzöge von Zähringen die Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg)
ab. Ihre Güter kamen 1503 durch Erbfall an Baden.
Nach Teilung der Markgrafschaft Baden 1535 in
die Linien Baden-Baden
und Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach. S. zählte zum schwäbischen Reichskreis.
Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tod Markgraf Bernhards
I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren
Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978,
13ff.
Sayn-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1357/1358/1361 fielen
die Güter der Grafen von Wittgenstein an die Grafen von Sayn, die sich seitdem
Grafen von Sayn-Wittgenstein nannten. 1605/1607 wurde die Grafschaft S. in die
drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (später zeitweise auch
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) geteilt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Grafschaft 5 Quadratmeilen und
24000 Einwohner. Nach § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
sollten die als rechtmäßig anerkannten Ansprüche des Hauses S. auf die
Grafschaften Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg durch eine Übereinkunft
zwischen den Markgrafen von Baden, den Fürsten
von Nassau und den Grafen von Wittgenstein befriedigt werden. S. Sayn.
L.: Wolff 285; Wallner 697 OberrheinRK 27.
Schalksburg (Herrschaft). Vermutlich um 1100 wurde die Burg S. auf der schwäbischen Alb errichtet. Die zugehörige Herrschaft kam um 1250 an die Grafen von Zollern (Hohenzollern) 1403 fiel die Herrschaft Schalksburg-Balingen an Württemberg und damit ihr Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schanbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zur Hälfte an Württemberg und damit ihr Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Scheer (Burg, Herrschaft). Vor 1267 kam die
Burg S. an der Donau bei Sigmaringen an den Grafen von Montfort, der S. 1289 an
König Rudolf von Habsburg verkaufte, es aber 1314 wieder als Pfand erhielt.
Seit 1368 war S. mit der Grafschaft Friedberg vereinigt und kam 1452/1454 an
die Truchsessen von Waldburg, unter denen es Sitz einer eigenen Linie wurde.
Über Württemberg fiel S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Friedberg-Scheer, Scherra, Waldburg.
L.: Wolff 180; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) C3; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 305, s. Scherra; Der Kreis Saulgau,
1971.
Schelklingen (Herrschaft). Kurz nach 1100 (1108)
erscheinen erstmals edelfreie Herren von S. (Scalkilingen) im Aachtal. 1127 stifteten
sie das Kloster Urspring. Ihre um S. liegende Herrschaft kam über die
vielleicht mit ihnen verwandten Grafen von Berg, von denen sich ein Zweig
Grafen von S. nannte, 1343 mit der Stadt Ehingen an Habsburg. Die Herrschaft
wurde vielfach verpfändet. 1732 gelangte sie als Mannlehen an die Grafen Schenk
von Castell. 1806 fiel sie an Württemberg. 1951/1952 kam S. in Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Günter, H., Geschichte der Stadt Schelklingen, 1939.
Schemmerberg (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. nördlich Biberachs über die Abtei Salem
zum schwäbischen Reichskreis. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25.
2. 1803 fiel S. an Thurn und Taxis. Über Württemberg kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Wallner 686 SchwäbRK 19.
Schenkenzell (Herrschaft). S. bei Rottweil wird
erstmals um 1244 als cella pincernae erwähnt. Die Burg S. war Mittelpunkt einer
Herrschaft der Herren von S. Diese kam nach dem Aussterben des Geschlechts 1327
an die Herren von Geroldseck, 1481/1498/1500 an Fürstenberg. 1806 fiel S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Fautz, H., Die Schenkenburg und die Herrschaft Schenkenzell, 1954.
Schlackenwerth (Herrschaft), tschech. Ostrov. S. am Fuß
des Erzgebirges nordöstlich Karlsbads war eine planmäßige deutsche Neugründung,
die 1387 Stadtrecht erhielt. 1434/1437 wurde sie in Böhmen Mittelpunkt einer
Herrschaft der Grafen Schlick (bis 1585), die 1689/1690 durch Heirat an die
Markgrafen von Baden kam. 1811 fiel die
Herrschaft an die Großherzöge von Toskana, 1918 an die Tschechoslowakei bzw.
1993 Tschechien.
L.: Wolff 465; Festschrift zur 600-Jahrfeier der Stadt Schlackenwerth, 1931.
Schlat (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher und kam noch vor der Mediatisierung zur Hälfte an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schlatt (am Randen) (Herrschaft). Die Herrschaft
S. am Randen wurde 1749 innerhalb Schwäbisch-Österreichs von den Fürsten von
Fürstenberg erworben. Über Baden gelangte S.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Schmalegg (Herrschaft). Nach der 1171 bezeugten
Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die seit etwa 1140 bekannten
ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt des Herzogtums Schwaben
erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an die Grafen von
Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg und Herrschaft an die Reichsstadt Ravensburg,
die 1802/1803 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg,
1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Schmiedelfeld (Herrschaft). Die Herrschaft S. gehörte
ursprünglich den Schenken von Limpurg-Sontheim, kam aber 1781 an Württemberg
und S. damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 125; Hölzle, Beiwort 50.
Schnürpflingen (Herrschaft). Die Herrschaft S. bei
Vöhringen an der Iller wurde am Ende des 17. Jahrhunderts von den Grafen
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger in der Linie Kirchberg und Weißenhorn)
erworben und kam später zu Württemberg und damit S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 45.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit
eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald,
Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790)
immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm
erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und
1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in
Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch),
Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim,
Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach,
Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen, Krombach,
Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach,
Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim
waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte
von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern,
Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an
Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch
Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an
Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004.
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1153?, vor 1157) gründete der fränkische
Ritter Wolfram von Bebenburg auf seinem Gut Neusaß an der Jagst das
Zisterzienserkloster Neusaß, das vor 1163 nach S. (Hoefelden) verlegt und
dementsprechend umbenannt wurde. 1157 erhielt es die Bestätigung des Kaisers
und 1176/1177 die des Papstes. 1418 erlangte es die Reichsunmittelbarkeit,
wurde aber 1495 durch Übertragung der Vogtei seitens Königs Maximilian dem
Erzstift Mainz unterstellt. 1671 erwarb S. die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikulierte reichsritterschaftliche Herrschaft
Aschhausen mit Teilen von Bieringen und Teilen von Sershof, gewann jedoch weder
Reichsstandschaft noch Kreisstandschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
das unmittelbare Gebiet der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit 300 Einwohnern. Sie hatte
insgesamt noch folgende Güter: S., Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg,
Diebach, Oberkessach mit Hopfengarten und Weigental (Weigenthal),
Westernhausen, halb Berlichingen, die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg,
Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß, Sershof, Schleierhof, Spitzenhof, den
Propsteihof zu Mergentheim, den Schöntaler Hof in Heilbronn und über 4500
Morgen Land. Um 1800 zählte S. zum Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es mit sieben
Dörfern und etwa 3100 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. 1951/1952
fiel S. über Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Die Kunstdenkmäler in
Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau, bearb. v. Himmelheber, G., 1962;
Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825 Jahre Kloster Schöntal, 1982; Eberl,
I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f.
Schramberg (Herrschaft). S. an der Schiltach im
Schwarzwald wird 1293 als Burgsiedlung erstmals erwähnt. Die Herrschaft S. geht
zurück auf die mittelalterliche Herrschaft Falkenstein, deren Zweig Ramstein
seine Güter um 1448 an Hans von Rechberg von Hohenrechberg veräußerte. Nach
Ausbau der Burg S. und Bildung der Herrschaft S. verkaufte der Enkel 1526 die
Herrschaft an seinen Schwager Hans von Landenberg von Breitenlandenberg, die
Nachkommen 1547 an Rochus Merz von Staffelfelden, dessen Nachfolger Gottfried
Zotter von Berneck 1583 für 15000 Gulden an Habsburg/Österreich. Von 1594 bis
1806 war S. Mittelpunkt einer zum österreichischen Reichskreis zählenden, 1648
von den aus Sachsen kommenden Freiherren von Bissingen-Nippenburg erworbenen
Herrschaft in Vorderösterreich. Danach fiel es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Dambach, O., Ort und Herrschaft
Schramberg, 1904; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg, 1905; Forderer, J.,
Schramberg, 1958; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v.
Zekorn, A. u. a., 2002; Schramberg, hg. v. Museums- und Geschichtsverein
Schramberg e. V. u. a., 2004; Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg
Hohenstein, bearb. v. König, J., 2005.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg
(Reichsritter). Die seit 1249 nachweisbaren Herren von S. bei Schwäbisch Hall
saßen zunächst vermutlich auf der Burg Leineck und dann bis 1521 auf S. Im 16.
Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl, vom 16. Jahrhundert bis zur
Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
kam 1558/1609 an die Hohenlohe und von dort an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg. S. Schrozberg
(Herrschaft).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Stetten 33;
Riedenauer 127, Rahrbach 228; Neumaier 72.
Schüpfer Grund (Reichsherrschaft, Ganerbschaft).
Der aus dem Marktflecken Unterschüpf und fünf Dörfern nordwestlich Mergentheims
bestehende S. gehörte ursprünglich einem namengebenden
Reichsministerialengeschlecht und dann den Herren von Rosenberg. Später war er
eine Ganerbschaft, an der die Grafen von Hatzfeld, die Herren von Hoheneck und
einige weitere Familien beteiligt waren. Er war nicht eingekreister Reichsteil.
1803 fiel er an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 504.
Schussenried (Kloster, Reichsabtei) (seit 1966 Bad
Schussenried). In dem bereits jungsteinzeitlich besiedelten und um 700 erstmals
erwähnten Ort errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei ihrer Burg ein
Prämonstratenserkloster, das 1183 die Bestätigung des Kaisers und 1215 des
Papstes erhielt. König Heinrich (VII.) nahm es 1227 in den Schutz des Reiches.
Das 1376 reichsunmittelbar gewordene Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert
durch Kauf und Inkorporation 14 Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487
gewährte Kaiser Friedrich III. Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh
Kaiser Maximilian I. den Blutbann im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte
die Herrschaft über die Ortschaften S., Michelwinnaden, Otterswang,
Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und Allmannsweiler, insgesamt einem
Gebiet von 2,6 Quadratmeilen Größe mit rund 3400 Einwohnern. Sie hatte Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis. 1803 wurde S. säkularisiert und kam durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 an die Grafen von Sternberg
(Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch von Schussenried, 1950; Kasper,
A., Die Bau- und Kunstgeschichte des Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil
1f. 1957/1960; Koupen, H., Die Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts
Schussenried, Analecta Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff.
Schuttern (Reichsabtei). Das Benediktinerkloster
S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817 wurde es unter den 14
reichsten Reichsabteien genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der
freien Wahl des Abtes. 1009 kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift
Bamberg. Vögte waren zunächst die Herzöge von Zähringen, dann die Herren von
Tiersburg bzw. Diersburg (1235), die Herren von Geroldseck (1377), welche die
Stadt S. errichteten, sowie die Pfalzgrafen bei Rhein (1486/1495). 1805 fiel
das in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommene, in der Ortenau, im Breisgau,
im Elsass, in Schwaben und in Lothringen begüterte Kloster an Baden, das es am 31. 8. 1806 aufhob. Mit Baden kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915;
Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f.
Schütz-Pflummern (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit dem 1739 erworbenen Hohenstein
und dem 1726 erworbenen Winzerhausen zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben. Winzerhausen kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 62.
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der
Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es
zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um
die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen
Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen
Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger).
Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw.
Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer,
Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin)
innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes,
vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und
verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von
Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter
dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte
Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von
diesen verlor die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben
rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene
Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische
Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der
Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei
Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in
Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf
(Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang
freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes
Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam
sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre
Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte,
Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch gegenüber vielen anderen
oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis
zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der Freien auf der Leutkircher Heide
(Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die
Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem
Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder,
A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb.
Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG
54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in)
Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte
Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil
Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953);
Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner,
E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52,
94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi,
Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller,
K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A.
1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben
von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im
späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen bis
1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern, hg. v.
Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in)
Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127;
Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7
1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,
3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v.
Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das
Reich in der Region während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v.
Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die
Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt) (1805-1934 Gmünd).
Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vemutlich im Gebiet von S. an der oberen
Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd gemeint)
der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals erwähnt.
Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es Verwaltungsmittelpunkt
des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der Staufer. 1241 erschien
es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben der Staufer in der Mitte des
13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann die Stadt pfandweise das
Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft Bargau. Mit einem 3
Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa 15000 Einwohner
umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach, Bargau, Iggingen) kam
die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen
Reichskreis vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg und wurde Sitz eines
Oberamts. Mit Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt
Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk, E./Dietenberger, E., 1962;
Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb.
v. Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006.
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet von S. am
Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten beuteten
die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt (Halle). Von den
Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um 1116) erbweise an
die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht verlieh. Schon zu
ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des Reiches (Heller
um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von
auswärtigen Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre Selbständigkeit
gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb sie das
Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller erhebliche
Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden Namen S. Im
14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im 15.
Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg, Ilshofen,
Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem 15.
Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen Reichskreis (bzw. Schwaben).
Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein. Um 1800 zählte es zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam S. mit 6 Quadratmeilen bzw.
330 Quadtratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an Württemberg, das 1804 die
Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte der Siederfamilien gegen
Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz eines Oberamts. 1934 wurde
der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam die Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch
Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum
Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als
zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs die
habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen,
Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau (1301/1304), die Grafschaft
Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg (1465) und die Landvogtei
Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen unterstellten Herrschaften. Um 1750
wurde es bis 1752 in vier Oberämter eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach,
Altdorf) und 1759/1763 der neu errichteten Regierung Vorderösterreichs in
Freiburg unterstellt. Nicht zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft
Tettnang (1780). Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000
Einwohnern. 1805/1806 kam es zu Baden, Bayern,
Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und
Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.
Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet
zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen
die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste
1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und
Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden
(für Baden-Baden,
Baden-Durlach und Baden-Hachberg),
Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen), Fürstenberg (für
Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für Klettgau), Liechtenstein und Thurn
und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem, Weingarten, Ochsenhausen,
Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried,
Obermarchtal (Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach,
Neresheim, Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny;
Grafen und Herren: Landkomtur der Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw.
Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch
und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von
Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang (seit 1783 Österreich), Wiesensteig
(seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726 Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob
Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759 Österreich), Rechberg (von der
Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit 1751 Württemberg), Bonndorf
(seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs, Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck
(Hohengeroldseck) (seit 1711 von der Leyen) und Sickingen; Reichsstädte:
Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen,
Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl,
Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt, Wangen, Isny,
Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen, Bopfingen, Buchau,
Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den
Reichsdeputationhauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88
auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden,
Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der
Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von
Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von
Württemberg. Tagungsort war meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband
formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im
Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische
Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733),
1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab
und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001;
Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und
Kriegsbeendigung, 2010.
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530
entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z.
B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer
Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im
Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das
Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.)
Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg,
Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil,
Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf,
Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769
wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit
1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen
Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen
Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen
(seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727
wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737),
Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752),
Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff
(seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen
Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische
Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet
wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.
Schwaigern (reichsritterschaftliche Herrschaft)
(Schweigern). S. bei Heilbronn erscheint erstmals 766 (Suegerheim, zu ahd.
sweiga Viehhof). Neben Lorsch hatten Odenheim, Worms und das Ritterstift
Wimpfen Güter in S. Die Herrschaft S. wurde 1302 von den ursprünglich staufisch-ministerialischen
Reichsgrafen von Neipperg erworben. Sie zählte zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben. 1806 kam S. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Schwaigern, 1994.
Schwarzach (Reichsabtei). Möglicherweise 758
gründete Graf Ruthart mit seiner Frau das Kloster S. bei Rastatt, das
vielleicht ursprünglich in der Arnulfsau am Rhein lag. 961 genehmigte König
Otto der Große den Tausch von Gütern in 19 Orten auf der Baar gegen
Neuershausen im Breisgau und Dinglingen bei Lahr. 1032 gab Kaiser Konrad II.
die Abtei dem Hochstift Speyer. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden
Streitigkeiten mit den Markgrafen von Baden-Baden wegen der Landeshoheit über das Klostergebiet,
doch kam ein seit 1721 deswegen vor dem Reichskammergericht geführter Prozess
nicht mehr zu Ende. 1803 fiel S. an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Harbrecht, A., Die Reichsabtei Schwarzach, (in) Die Ortenau
31-37 (1951-1957).
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429
wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger
Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme
auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die
Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu
Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei.
1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation
wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in zahlreiche Linien (u.
a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb von Gütern in Franken
(1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von
Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch
Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt,
beide bildeten eine reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft,
Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der
Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht
im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18.
Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen
(1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in
der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg
sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für
seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der
gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden,
Schnodsenbach und Burgambach mit Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit
Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit
Teilen von Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert,
frühes 19. Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen
Gebiet, fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der
früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848
standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns
bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schweinhausen (Herrschaft). S. bei Biberach gelangte
von den bis 1185 genannten Edlen von S. (Suenhusen) an Kaiser Friedrich I.
Barbarossa. 1331 wurde es mit der Herrschaft Warthausen von Habsburg erworben,
kam aber 1520 als Pfand und 1530 als Allod an die Erbtruchsessen von Waldburg
bzw. deren Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee, danach an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Schwendi (Herrschaft). S. bei Biberach war Sitz
der um 1128 erstmals genannten Herren von S. Durch Heirat kam die zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben steuernde Herrschaft nach Aussterben der S. im
Mannesstamm 1689/1700 an die Grafen von Oettingen-Spielberg. Über Württemberg
gelangte S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 51; (Stetten 32;) Hammer, M., Schwendi, 1969.
Schwenningen (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schwetzingen (Herrschaft). 766 wird S. nahe der
Mündung des Neckars in den Rhein erstmals genannt. Seit etwa 1200 hatten die
Pfalzgrafen die Oberherrschaft über die Güter Lorschs in S. Die Wasserburg in
S. war Lehen der Pfalz. Im 18. Jahrhundert war es Sommerresidenz der
Pfalzgrafen. Über Baden (1803) kam es 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Seyfrid, E., Heimatgeschichte des Bezirks Schwetzingen, 1926; Zenkner, O.,
Schwetzingen. Barockes Kleinod der Kurpfalz, 1964.
Schwörstadt (Burg, Herrschaft). S. bei Lörrach
unterstand im 14. Jahrhundert den Truchsessen von Rheinfelden als Lehnsleuten
Habsburgs und den Rittern von Wieladingen. 1316 erwarb Rudolf von Schönau (im
Elsass) durch Heirat Burg und Herrschaft. Seit 1608 war sie Teil der Herrschaft
Wehr der Herren (seit 1668 Freiherren) von Schönau (Schönau-Wehr), die
Mannlehen Österreichs wurde. 1805 fiel die Herrschaft Schönau-Schwörstadt mit
der Landgrafschaft Breisgau Österreichs an Baden
und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11.
Seibold von Horkheim, Seybold von Horkheim
(Reichsritter). Von 1634 bis 1673 waren die S. wegen des 1622 erworbenen
Horkheim im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Über
Württemberg kam Horkheim 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 271.
Sennfeld (Herrschaft). In S. an der Seckach
nördlich Möckmühls bestand ein Kondominat der Herren von Adelsheim und der
Herren von Berlichingen. Über Baden kam S.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Sickingen (Herren, Reichsritter). Nach S. bei
Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der Reichsritter
Franz von S. (1481-1523) hervor, der durch Fehden und Kriegszüge ansehnliche
Güter am Mittelrhein erwarb und die Hoffnung der Reichsritterschaft auf eine
eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten und Reichsstädten
verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren Landstuhl und Ebernburg. Im 16. und
17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken,
im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton Kraichgau, zum Kanton Rhön-Werra, mit
Sauerburg, Hof Oders (Aders) und Sauerthal (Sauertal) zum Kanton
Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit Schallodenbach, Heimkirchen,
Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie mit einem Viertel von Obenheim zum Ritterkreis Unterelsass. S. selbst kam
1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806 an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78;
Winkelmann-Holzapfel 163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150;
Langbrandtner, H., Die sickingische Herrschaft Landstuhl, 1991.
Siggen (Herrschaft). S. bei Ravensburg
erscheint erstmals 1094 (ze demo Siggun) in einer Vergabung an das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen. 1128 und 1372 begegnen Herren von S. Die vier
Dörfer umfassende Herrschaft, die wohl seit Ende des 13. Jahrhunderts Lehen des
Stifts Kempten war, kam am Ende des 14. Jahrhunderts an die Sürg(en) (Syrg) von
Sürgenstein (Syrgenstein), dann an die Praßberg, Schellenberg, Heimenhofen,
Schellenberg zu Kißlegg und 1433 an die Familie Humpiß. Nach deren Aussterben
1730 verkaufte das Stift Kempten 1764 die zum Ritterkanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben steuernde Herrschaft an die
Grafen Traun (Traun und Abensberg). Zusammen mit deren Grafschaft Eglofs kam
sie 1804 an die Fürsten Windischgrätz und 1806 an Württemberg und damit das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 42.
Sigmaringen (Grafschaft). S. an der oberen Donau wird
1077 als Burg eines unbekannten, möglicherweise mit den Grafen von Pfullendorf
und Altshausen-Sulmetingen verwandten, 1083 bezeugten Hochadelsgeschlechts
erstmals erwähnt. Die am Fuße der Burg entstehende Siedlung wurde im 13.
Jahrhundert Stadt und erhielt 1362 das Stadtrecht Pfullendorfs. Über die Grafen
von Helfenstein (um 1272) und die Grafen von Montfort kam S. um 1290 an König
Rudolf von Habsburg und vor 1325 (1323?) als Pfand an die Grafen von
Württemberg sowie von dort 1399 als Pfand an die Grafen von Werdenberg. Seit
1460 galt S. als reichslehnbare Grafschaft. 1482 erlangte Habsburg einen
Anspruch auf S. für den Fall des Aussterbens der Grafen von Werdenberg. 1534
fiel beim Aussterben der Grafen von Werdenberg die Grafschaft S. an Habsburg
bzw. Österreich und von dort 1535 als Lehen Österreichs an die schwäbische
Linie der Grafen von Hohenzollern (S. und Veringen) Seitdem nannte sich die
Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Das Gebiet kam über Preußen (1849) 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 46, 168; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; 900 Jahre Sigmaringen, 1977; Kaufhold, W./Seigel, R.,
Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern, 2. A. 1978; Richter,
G. u. a., Der Landkreis Sigmaringen. Geschichte und Gestalt, 1981; Schöntag,
W., Sigmaringen im 19. und 20. Jahrhundert, Blätter des Schwäbischen Albvereins
93 (1987); Sigmaringen, hg. v. Kuhn-Rehfus, M., 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376; Lorenz, S., Sigmaringen,
LexMA 7 1995, 1886f.
Singen (Herrschaft). Der Ostfuß des Hohentwiel
am Bodensee war schon vorgeschichtlich besiedelt. 787 erscheint dort erstmals
in Dorf der Enzenberg unter der Landesherrschaft Österreichs. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.einer
Sankt Gallener Urkunde S. Es war später ein reichsritterschaftliches
L.: Wolff 43; Sättele, F., Geschichte der Stadt Singen am Hohentwiel, 1910;
Berner, H./Finke, H., Singen/Hohentwiel, 1973.
Sinsheim (Reichsstadt). S. an der Elsenz ist eine
fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich zur Donau, die 770 erstmals
erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde es Sitz der Grafen des
Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem Michaelsberg eine Benediktinerabtei
gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht. Die Stadt wurde vom Reich mehrfach
verpfändet und kam 1338/1362 zur Pfalz (Kurpfalz). Von 1803 bis 1806 gehörte S.
zum Fürstentum Leiningen, 1806 fiel es an Baden
und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563.
Söflingen (Reichsabtei). 1258 verlegte ein um 1237
in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S. Die Vogtei über dieses vor
allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter erwerbende Kloster gab Kaiser
Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm. Nach langen Auseinandersetzungen löste
die Abtei 1773 durch Güterabtretungen die Rechte Ulms ab und wurde
reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin des den Bettelorden
zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen Prälaten der geistlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Das
Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen bzw. rund 110 Quadratkilometer mit
4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S., Harthausen, Ermingen, Eggingen,
Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es
an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die
Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter,
1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein gelegenen
Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v. Chr. von
Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde vermutlich
bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der (nach
Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt ist.
Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner Auflösung
1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann zum
fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der Hauptwasserscheide
im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz und Oos bis zur
Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg im Elsass, das
1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die Bischöfe reiches Königsgut
im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere
Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert
kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann
der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und
die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann
sich allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr
bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz
in das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an
der Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des
späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um
Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723
war Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig
Residenz des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen
Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental)
war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28
Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen
im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden.
Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg,
die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein
neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des
Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des
Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950;
Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des
Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M.,
Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas,
Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the
Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987;
Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540),
1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137
(1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den
ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995,
2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab,
M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche
Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung
in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende
des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und vermutlich
mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren. Sie bauten im
12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf
(u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte
infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei
Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von
Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill)
die Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von
Sayn verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn
Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der
Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an
der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg
die Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von
Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren
von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste
Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich
erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und
Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und
verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem
erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft
Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S.
gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die
Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem
Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real
ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den
Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere,
1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um
1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter
in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und
deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV.
und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die
herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen
von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990,
81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1
1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG.
13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
482.
Sponheim-Starkenburg (Grafschaft). 1223/1233 entstand durch
Teilung der Grafschaft S. die Hintere Grafschaft Sponheim, die nach der
Starkenburg an der Mosel auch S. hieß. 1437 kam sie nach Beerbung der Vorderen
Grafschaft zu vier Fünfteln (1414) an Baden und
Veldenz, dem 1444 Pfalz-Zweibrücken folgte. 1776 wurde die Hintere Grafschaft
Sponheim zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden
geteilt.
L.: Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6
1914.
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach
Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.)
und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine
schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488
waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in
den Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18.
Jahrhundert teilte sich die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen
weiterer Güter zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum
Ritterkreis Schwaben zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie
Warthausen verkaufte ihre 1806 von Württemberg annektierten Güter an
Württemberg, starb 1890 aus und wurde von der jüngeren philippinischen Linie
Thannhausen beerbt, die 1908 ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim
beerbt wurde, die damit die Standesherrschaft Thannhausen in Bayern,
Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000
Einwohner) und große Gebiete in Böhmen um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
Stammheim (Reichsritter). Von 1542 bis zu ihrem
Erlöschen 1588 waren die S. wegen S., Zazenhausen und Beihingen Mitglied im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. kam später an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Schulz 271.
Staufen (Herrschaft). S. im Breisgau wird 770
erstmals genannt (Stoufen). 1248 wird erstmals die aus dem 12. Jahrhundert
stammende Burg S. der Herren von S. erwähnt, die den Mittelpunkt der aus Lehen
der Üsenberg und der Grafen von Freiburg bzw. Habsburgs gebildeten Herrschaft
S. mit Silbergruben im Münstertal bildete. 1602 kam S. beim Aussterben der
Herren an Österreich, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Noack, W., Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, 1941;
Geiges, L. u. a., Staufen und der obere Breisgau, 1967; Staufen im Breisgau.
Geschichte und Gegenwart, hg. v. Erdmann, E., 1989.
Staufenberg (Herrschaft). Die Herrschaft S. bei
Rastatt wurde 1611, endgültig 1700/1719 von Baden-Baden erworben, über das S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 164; Hölzle, Beiwort 39.
Steinegg (Herrschaft), Steineck. Herren von Stein
erscheinen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Ihre Burg mit zugehöriger
Herrschaft bei Pforzheim gelangte über die Gemmingen an den Markgrafen von Baden, der die Gemmingen seit 1448 mit S. belehnte.
Hinzu kam die Herrschaft Hagenschieß. Das sog. Gemmingensche Gebiet gehörte zum
Ritterkanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Innerhalb Badens war es bei Baden-Durlach.
1839 verkauften die Freiherren das Gebiet an Baden,
mit dem es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Roemer, H., Steinegg, ein Familienbuch, 1934; Hölzle, Beiwort 38.
Sterneck (Herrschaft). Bald nach 1250 erbauten
die Herren von Brandeck die Burg S. bei Freudenstadt. Sie wurde Mittelpunkt
einer zum schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft. Diese kam 1750 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Schlumpberger, E., Die Geschichte der
Herrschaft Sterneck von ihren Anfängen bis 1806, 1952.
Sternenfels (Reichsritter). Nach S. (1232
Sterrenvils) bei Maulbronn nannte sich ein Zweig der edelfreien Herren von
Kürnbach. Die Familie war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1663 und im 18. Jahrhundert zählte
sie zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Im späteren 17. Jahrhundert
gehörte sie zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Der Ort S. kam 1391
an Württemberg, wurde an Adelsfamilien ausgegeben und fiel 1749 erneut an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 214; Riedenauer 127.
Stetten (Freiherren, Reichsritter). Von etwa
1550 bis etwa 1800 zählten die Freiherren von S. mit der Herrschaft
Kocherstetten, Berndshofen, Bodenhof, Buchenbach, Buchenmühle (Buchenmühl),
Heimhausen (Heimbach), Laßbach, Mäusdorf, Morsbach, Rappoldsweiler Hof (Rappoldsweilerhof)
und Schlothof, Schloss S., Vogelsberg und Zottishofen zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Kocherstetten und Buchenbach fielen 1808 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 164; Pfeiffer 210; Riedenauer 127; Stetten 33, 37, 185;
Rahrbach 253; Neumaier 73, 90, 149f.; Beschreibung des Oberamts Künzelsau, hg.
v. d. kgl. statist.-topograph. Bureau, Bd. 1f. 1883, Neudruck 1968; Herrmann,
M., Geschichte von Dorf und Schloss Stetten, 1931; Der Kreis Künzelsau, hg. v.
Theiss, K./Baumhauer, H., 1965; Rauser, J., Die Mediatisierung des Baronats
Stetten, 1968; Rauser, J., Die Reichsfreiherrschaft Stetten in der Endphase
ihrer Unmittelbarkeit 1794-1809, 1969.
Stetten (im Remstal) (Herrschaft). Das seit der
Merowingerzeit besiedelte, 1299 erstmals genannte S. liegt in einem Seitental
der Rems. Es war Mittelpunkt einer von Württemberg zu Lehen gewonnenen
Herrschaft der Herren von S. Diese kam 1507/1508 durch Kauf an Konrad Thumb von
Neuburg, 1646 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Stettenfels (Herrschaft). Die Burg S. bei Heilbronn
war Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen von Calw, die nach 1140 an
Weinsberg kam. 1277 wurden die Güter der Pfalz zu Lehen aufgetragen. Über die
Hirschhorn, Sturmfeder, Helmstadt, Adelsheim, Thumb von Neuburg und Hürnheim
gelangte sie 1351 durch Kauf an die Grafen Fugger, denen gegenüber nach 1504
wieder 1556 Württemberg als Lehnsherr auftrat. 1747 wurde die zum schwäbischen
Reichskreis gehörige Herrschaft (mit Obergruppenbach, Untergruppenbach,
Donnbronn, Wüstenhausen) an Württemberg verkauft, über das die Güter 1951/1952
an Baden-Württemberg kamen.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Frank, J. R., Burg Stettenfels, 1958.
Steußlingen (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über den Herzog von Württemberg zum
schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 70; Wolff 161f.; Wallner 684 SchwäbRK 1.
Stimpfach (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Stotzingen (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis
19. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit Geislingen, Dotternhausen und
Rosswangen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, mit Steißlingen und
Wiechs seit 1790/1791 zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee)
(1791 Stotzingen zu Wiechs). Mit dem 1471 erworbenen, 1790 an Fürst von Thurn
und Taxis gelangten Heudorf waren sie im Kanton Donau immatrikuliert.
Geislingen fiel 1806 an Württemberg und wurde 1810 an Baden
abgetreten, über das es 1951/1952 an Baden-Württemberg
kamen. S. a. Niederstotzingen.
L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59; Ruch 71 Anm.
1, 82; Hellstern 215; Mangold, O., Geschichte von Niederstotzingen, 1926;
Stockinger, G., Geschichte der Stadt Niederstotzingen, 1966.
Straßberg (Herrschaft). Seit 1253 erscheint neben
dem älteren Burc (844) im Scherragau S. bei Sigmaringen, das als Lehen des
Reichsstifts Buchau im 13./14. Jahrhundert in der Hand der Grafen von Hohenberg
war. Von 1345 bis 1420 hatten die Herren von Reischach das Lehen, das um
Kaiseringen und Frohnstetten erweitert wurde. 1511 erlangte Wolf von Homburg
den Blutbann für die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1532
an die Westerstetten verkauft wurde und 1625 an Buchau zurückfiel. 1803 kam
Buchau an Thurn und Taxis, 1806 an Württemberg. 1837 wurde S. von
Hohenzollern-Sigmaringen angekauft und blieb bis 1854 Amt. Über Preußen (1849)
gelangte es 1945 zu Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Wallner 688 SchwäbRK 53.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden
bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801
verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den
Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler See (Rufach,
Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der oberen
bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in der
Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren
sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt
der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das
schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war, residierte, infolge
Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer Aufteilung von 1595 dem
Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch
mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter
Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau)
und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen
Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die
Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der
Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber
Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden
1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und
60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte
Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren
von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des
Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche die Burg Hohenlupfen
nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S. Hauptort der seit
dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten Landgrafschaft S., in der 1524
der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte, an
die Marschälle von Pappenheim und 1639 über die Erbtochter des letzten
Pappenheim aus der Linie S. zusammen mit der Herrschaft Hewen an die Grafen von
Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern
Gebiet, das die eigentliche Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die
Herrschaft Hewen mit dem Schloss Hohenhewen und Engen umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Stuttgart (Ort, Stadt, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Württemberg bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). Vielleicht um 950
legte der Herzog von Schwaben am Neckar unweit des schon um 700 erwähnten
Cannstatt ein Gestüt (stuot-gart) an, in dem bald mehrere umliegende Siedlungen
(Frankenbach, Immenhofen, Weißenburg, Tunzhofen) aufgingen. Die Herrschaft über
den 1160 bzw. urkundlich 1229 erstmals erwähnten Ort (Stukarten) hatten die
Grafen von Calw, im frühen 13. Jahrhundert durch Erbfolge die Grafen von Baden, von denen er um 1245 durch Heirat an die Grafen
von Württemberg kam. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde S.
Verwaltungsmittelpunkt Württembergs und wuchs bis 1850 auf etwa 50000 und bis
1942 auf knapp 500000 Einwohner. In Baden-Württemberg
(1951/1952) wurde S. Hauptstadt.
L.: Wolff 161; Pfaff, K., Geschichte der Stadt Stuttgart, Bd. 1ff. 1845ff.;
Schneider, E., Geschichte der Stadt Stuttgart, 1927; Decker-Hauff, H.,
Geschichte der Stadt Stuttgart, 1966; Borst, O., Stuttgart. Die Geschichte der
Stadt, 1973; Leipner, K., Stuttgart, 1987; Lorenz, S., Stuttgart auf dem Weg
zur Landeshauptstadt, (in) FS O. Borst, 1989; Lorenz, S., Stuttgart, LexMA 8
1996, 270f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 568.
Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle
benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt.
1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg Albeck oberhalb Sulzs
saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen großen Teil ihrer
Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des letzten Grafen von
Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der unteren Wutach.
1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift Konstanz Schloss und Stadt Tiengen
und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und
Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern Jestetten und Tiengen bestehende
Landgrafschaft über die Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg, 1805/1806
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. selbst stand schon 1251 infolge
Erbanfalls den Herren von Geroldseck zu, von denen es bis 1473 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz
im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss.
phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304.
Sulzburg (am Rand des Schwarzwalds im unteren
Sulzbachtal) (Residenz des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 572.
Sulzfeld (Herren, reichsritterschaftlicher Ort).
1077 wird S. (Sultzfeld) bei Karlsruhe erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich
Herren von S., die Lehnsleute Speyers waren. Im 14. Jahrhundert kam S. von
ihnen an die Göler von Ravensburg, die Lehnsleute der Grafen von Oettingen
waren. Der reichsritterschaftliche Ort zählte zum Kanton Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben. 1805 gelangte er an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Pfefferle, T., Sulzfeld mit Ravensburg, 1969.
Talheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). T. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an den Deutschen Orden und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Tannheim (freie Herrschaft). In T. zwischen
Biberach und Memmingen ist um 1100 eine Martinskirche bezeugt, die 1351 dem
Kloster Ochsenhausen inkorporiert war. Die freie Herrschaft T. gehörte über
Ochsenhausen dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 fiel T. an die Grafen von
Schaesberg, die sich danach Schaesberg-Tannheim nannten und 1806 in Württemberg
mediatisiert wurden. Über Württemberg kam T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete
Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt
der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die
hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere
Herrschaft mit Vorderstadt und der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von
Österreich gekauft und 1534 mit der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft
Nellenburg, die 1422 an die Herren von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw.
Österreich gekommen war, vereinigt. 1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als
Mannlehenpfand von Österreich. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch
die Auersperg Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die
Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein
Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an Baden und damit T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad.
Neujahrsbl. 4 (1894).
Tennenbach (Kloster). Das Zisterzienserkloster T.
nördlich Freiburgs im Breisgau wurde 1160 von den Herzögen von Zähringen
gegründet. Herrschaftsgebiet war das Dorf Kiechlinsbergen. 1806 wurde T. in Baden säkularisiert. 1807 wurde es aufgehoben. Über Baden kam T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B3; Weber, M., Das
Tennenbacher Güterbuch, ZGO 40 (1927), 34ff.; Moser, J., Das Ende des Klosters
Tennenbach, 1982.
Tessin (Reichsritter). Von 1711 (Erwerb des
Ritterguts Hochdorf durch den württembergischen Kammerpräsidenten Philipp
Heinrich von T.) bis 1804 (Tod Ferdinands von T. zu Hochdorf und Kilchberg) war
die Familie T. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben und übte die Herrschaft über die Orte Hochdorf (Lehen
Württembergs) und Kilchberg (sieben Achtel Eigengut, ein Achtel Lehen
Württembergs) aus. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 215, 218.
Tettnang (Herrschaft, Grafschaft). T. nahe dem Bodensee
wird 882 erstmals erwähnt. Von der Bregenzer Linie der Udalrichinger kam der
Ort über die Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen von Montfort. Die um
1250/1260 entstandene Linie Montfort-Tettnang erlosch 1787. 1779/1780
verkauften die überschuldeten Grafen die Herrschaften T., Argen und Schomburg
an Österreich, das sie mit dem seit 1755 zu Österreich gehörigen Wasserburg zur
reichsunmittelbaren, rund 10000 Einwohner zählenden Grafschaft T. mit Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium vereinigte. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen großen Herrschaften T. und
Argen zum schwäbischen Reichskreis. 1805 kam die Grafschaft T. an Bayern, 1810
ohne das bei Bayern verbleibende Wasserburg an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg. S. a. Montfort-Tettnang.
L.: Wolff 198; Wallner 686 SchwäbRK 21; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen
von Montfort und Werdenberg, 1845; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Gönner, E., Die Grafschaft Tettnang, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Frick, A., Tettnang am Bodensee,
1974.
Thüna, Thun (Reichsritter). Seit 1789 zählten
die T. mit Messbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1808 fiel
Messbach an Württemberg und damit 1951 an Baden-Württemberg.
Im 16. Jahrhundert waren die T. auch im Kanton Gebirg, im 17. Jahrhundert auch
im Kanton Steigerwald und im 18. Jahrhundert auch im Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 165; Bechtolsheim 18;
Riedenauer 127; Stetten 37, 185.
Tiefenbach (Reichsdorf). Am 18. 7. 1330 verpfändete
Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die Vogtei über T. bei Bruchsal an
Albrecht Hofwart von Kirchheim. Später kam T. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 463, 452; Wolff 243.
Törring (Graf, Reichsgraf). Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der zum vornehmsten
bayerischen Adel zählende Graf von T. wegen Gronsfeld (Gronsveld) die Abtei
Gutenzell und nannte sich seitdem Törring-Gutenzell. 1806 wurde er in
Württemberg mediatisiert. 1951/1952 kam Gutenzell zu Baden-Württemberg.
L.: Törring 554 II b 63, 16; Ksoll, M., Die wirtschaftlichen Verhältnisse des
bayerischen Adels zwischen 1600 und 1679, 1986.
Triberg (Herrschaft). Das zwischen drei Bergen
liegende T. an der Gutach nordöstlich von Freiburg wird erstmals 1239 bezeugt.
Es gehörte anfangs zur Herrschaft Hornberg, kam aber 1325 nach Aussterben der
Triberger Linie an die Grafen von Hohenberg. 1355 wurde die Herrschaft von
Habsburg gekauft und fiel 1654 endgültig an Österreich (Vorderösterreich). In
der Zwischenzeit war sie unter anderem 1372 an die Markgrafen von Baden, 1493 an die Grafen von Fürstenberg und im 16.
Jahrhundert an den Freiburger Juristen Zasius und den Feldhauptmann Lazarus von
Schwendi verpfändet. 1805/1807 kam die Herrschaft vom Breisgau Österreichs zum
größeren Teil an Baden, im Übrigen an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2; Maier, W./Lienhard, K., Geschichte der Stadt
Triberg im Schwarzwald, 1964; Hohkamp, M., Herrschaft in der Herrschaft, 1998.
Trochtelfingen (Herrschaft). 1161 erscheint erstmals T.
südlich Reutlingens, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts Mittelpunkt einer
Herrschaft wurde. Sie kam nach dem Aussterben der Grafen von Gammertingen im
13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen von Tübingen, dann an die Grafen von
Württemberg und als Aussteuer an die Grafen von Werdenberg, die 1349 eine
eigene Linie Werdenberg-Trochtelfingen gründeten, die bis 1534 in T. saß.
1534/1535 fiel die Herrschaft T. erbweise an die Grafen von Fürstenberg. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fürsten von Fürstenberg zum
schwäbischen Reichskreis. 1806 kam T. an Hohenzollern-Sigmaringen, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 687 SchwäbRK 28; Eisele, F., Zur Geschichte von
Trochtelfingen, Teil 1f. 1903ff.
Trochtelfingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). T.
zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Nördlingen. Über
Württemberg fiel T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst
Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund
weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft wurde.
Mit weiteren Teilungen nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg
bis um 1391 bzw. 1667, Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377) kamen diese
Güter an das Kloster Bebenhausen und vor allem an die Grafen von Württemberg
(Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller
an Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381
wurde die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg) veräußert. 1634 starb die
letzte Linie auf der in der Mitte des 14. Jahrhunderts erheirateten Burg
Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952 war T. Hauptstadt des Landes
Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen.
Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und
Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff.
1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der
Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik,
Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a.,
1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste
Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
592.
Überbrück (von Rodenstein), Überbrick von
Rodenstein, Überbruk von Rothenstein (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren Ü. mit Tairnbach, das 1808 an Baden fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 166; Riedenauer 127;
Stetten 37, 186.
Überlingen (Reichsstadt). Vielleicht schon am
Anfang des siebten Jahrhunderts, jedenfalls aber 770 erscheint Ü. (Iburingia)
am Nordrand des Bodensees im Linzgau als Sitz eines alemannischen Großen aus
dem Geschlecht der Udalrichinger. 918 fiel es an das Herzogtum Schwaben. Um
1200 wurde Ü., das wohl von den Grafen von Bregenz in der Mitte des 12.
Jahrhunderts an die Grafen von Pfullendorf und um 1180 von den Grafen von
Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa kam, zur Stadt erhoben. 1241/1268
war es Reichsstadt und gehörte später zur schwäbischen Städtebank des
Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Bis zum Ende des Mittelalters
erwarb Ü. Güter in nahezu 100 Orten. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert
erlangte Ü. pfandweise das Ammannamt und lehnweise den Blutbann sowie Münze und
Zoll. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste sein etwa 4,6 Quadratmeilen großes
Gebiet die städtischen Vogteien Hohenbodman und Ramsberg, die spitalischen
Ämter Bambergen, Deisendorf, Denkingen, Ebratsweiler, Ernatsreute, Rickenbach
und Sohl, Bonndorf mit Mahlspüren, Nesselwangen, Seelfingen und Sernatingen.
1803 fiel Ü. an Baden und kam damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 214; Zeumer 555 III b 11; Wallner 687 SchwäbRK 31; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4;
Schroeder 288ff.; Staiger, X., Die Stadt Überlingen, 1859; Schäfer, F.,
Wirtschafts- und Finanzgeschichte der Stadt Überlingen am Bodensee, 1893;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Semler, A.,
Bilder aus der Geschichte einer kleinen Reichsstadt, 1949; Ginter, H.,
Überlingen am Bodensee, 1950; Semler, A., Abriss der Geschichte der Stadt
Überlingen, 1953; Harzendorf, F., Überlinger Einwohnerbuch 1444-1800, Bd. 1ff.
1954ff.; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der
Zunftherrschaft, 1970; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, 1972; Zotz, T.,
Überlingen, LexMA 8 1996, 1147.
Ufgau, fränkischer (Gau zwischen Murg und
Kraichbach, Ufgovve, Ufgouue, fränkischer Ufgau, Uffgau,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Mörsch, Baden-Baden,
Liedolsheim); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 27, 40,
96, Ufgouwe II.
Ulm (Reichsstadt). An einem wichtigen
Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller errichtete neben älteren
Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
(768-782) das Kloster Reichenau auf von König Karl dem Großen gegebenem
Königsgut einen Stützpunkt, der 854 erstmals als Königspfalz Ulma erwähnt wird.
1096/1098 gelangte U. an die Staufer. 1134 wurde es von den Welfen und vom
König zerstört. Zwischen 1163 und 1181 erhielt es von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa Stadtrecht und gab später sein Recht an zahlreiche andere Städte (Memmingen,
Saulgau, Biberach, Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl, Leipheim, Kempten,
Schwäbisch Gmünd) weiter. Im 13. Jahrhundert (1258? Aussterben der mit der
Reichsvogtei begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde U. Reichsstadt. Im
Spätmittelalter gewann es mit Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel
erzielten Erlöse mit rund 830 Quadratkilometern eines der größten
reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das bis ins obere Filstal reichte
(1377/1385 Herrschaften Langenau und Albeck von den Grafen von Werdenberg, 1396
Geislingen von den Grafen von Helfenstein und 1453 Leipheim von Württemberg).
Zwischen 1357 und 1361 erlosch die Reichsvogtei. 1397 gewann U. den Blutbann.
1377 begann es mit dem Bau des Münsters. 1384/1395 kaufte es der Abtei
Reichenau ihre alten Pfarrrechte ab. 1530 bekannte die Stadt sich zur
Reformation und trat dann dem Schmalkaldischen Bund bei. U. hatte Sitz und
Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. Seit dem 17.
Jahrhundert war es ständiger Tagungsort des schwäbischen Reichskreises. Am Ende
des 18. Jahrhunderts bestanden seine Güter aus der oberen Herrschaft
(Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft Helfenstein) mit den Oberämtern
Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern Bermaringen, Böhringen
(Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten, Stubersheim und Süßen und den
Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch die Orte Ersingen,
Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten Markbronn, Ringingen
und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw. 1260
Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem
nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an
Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der
Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5, 194; Ulmisches Urkundenbuch,
Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung des Territoriums der
Reichsstadt Ulm, 1911; Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt Ulm am
Ende des alten Reichs, Diss. jur. Tübingen 1935; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Neusser, G., Das Territorium der
Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H., Ulm, 2. A. 1967; Geiger, G.,
Die Reichsstadt Ulm vor der Reformation, 1971; Der Stadt- und Landkreis Ulm,
1972; Schmitt, U., Villa regalis Ulm und Kloster Reichenau, 1974; Schmolz, H.,
Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt Ulm, (in) Stadt und Umland, hg.
v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H., Ulm, 1977; Der Stadtkreis Ulm.
Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H., Ulm. Stadtgeschichte, 1977;
Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt Ulm von der Reformation
bis zum Untergang des Alten Reiches, 1981; Göggelmann, H., Das Strafrecht der
Reichsstadt Ulm bis zur Carolina, 1984; Poh, M., Territorialgeschichte des
Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm, 1988; Wiegandt, H., Ulm, 1989; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 731ff.; Lorenz, S., Ulm,
LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd.
8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.
Ummendorf, Umendorf (freie Herrschaft). 1128
erscheinen auf altem Siedlungsland zwischen Biberach und Memmingen Herren von
U. Von ihnen kam U. über die Essendorf, Steußlingen und Schellenberg 1373 an
das Kloster Weißenau. Dieses verkaufte es 1554 an den Augsburger Bürger
Matthias Manlich, dessen Erben es 1565 an das Kloster Ochsenhausen veräußerten.
Von dort kam es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33; Angele, A., Ummendorf, 1954.
Unterböbingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam teilweise an Ellwangen und dann über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Böbingen.
Unterdeufstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher und kam an nichtritterschaftlichen Adel, danach an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Untergriesheim (Reichsdorf). Am 4. 7. 1360 überließ
Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, unter
anderem das diesem verpfändete Reichsdorf U. bei Wimpfen. Dieses kam später an
den Deutschen Orden und von dort an Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 460, 459.
Unterriexingen (reichsritterschaftlicher Ort). U. an
der Enz war Sitz der von 1190 bis 1560 nachweisbaren Herren von Riexingen. Es
zählte zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es an
Württemberg, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509.
Untersulmetingen (freie Herrschaft). Die freie Herrschaft
U. zwischen Biberach und Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis. Später kam sie an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183;Wallner 687 SchwäbRK 33.
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge
von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen
Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um
1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie
Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg planmäßig neu als Stadt
angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie Württemberg-Urach. Über
Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600.
Urslingen (Herrschaft). 1420 zählte die Herrschaft
U. mit dem um 1250 auf einem Bergsporn gegründeten, 1255 erstmals erwähnten,
1317 durch Kauf von Württemberg erworbenen Städtchen Rosenfeld zu den Gütern
Württembergs, über welches das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg
gelangte.
L.: Schmid, P., Beiträge zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926; Bader, K.,
Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978, 100.
Urspring (Kloster). Das Benediktinerinnenkloster
U. bei Schelklingen südwestlich Ulms wurde 1127 gegründet. 1343 fiel es mit der
Herrschaft Berg an Habsburg. Dem österreichischen Mediatkloster gehörten am
Ende des 18. Jahrhunderts die Orte und Weiler U., Hausen, Schmiechen,
Sotzenhausen, Muschenwang (Muschelwang) und Oberschelklingen mit etwa 100
Höfen. 1806 fiel das Kloster Württemberg zu und kam folglich 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Eberl, I., Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei
Schelklingen, 1978.
Üsenberg (Herrschaft). Die Herrschaft Ü. gelangte
1392 an Hachberg, mit Hachberg 1415 an Baden
(später Baden-Durlach) und damit Ü. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der
Markgrafschaft Hachberg und der Herrschaft Üsenberg, (in) Jb. des Landkreises
Emmendingen 1994, 147.
Utzmemmingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Oettingen, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Vaihingen (Grafen). 779 wird V. an der Enz
(Feinga) in Fuldaer Überlieferung erstmals erwähnt. Die Burg V. war Sitz der
Grafen von V. (ältere Linie bis 1175, jüngere, den Grafen von Calw-Löwenstein
verwandte Linie ab 1189), die zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Stadt V.
gründeten. 1339 fiel V. durch Verkauf an Württemberg. Die Grafen starben 1364
aus. Mit Württemberg kam V. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. a. Calw.
L.: Wolff 161; Feil, W., Geschichte der Oberamtsstadt Vaihingen im Rahmen der
Landesgeschichte, Bd. 1f. 1933ff.; Der Kreis Vaihingen, 1962; Rombach, O.,
Vaihingen an der Enz. Stadt aus vielen Orten, 1979; Elias, O., Vaihingen/Enz
als Oberamtsstadt (1806-1938), (in) 750 Jahre Stadtrecht Vaihingen an der Enz,
1989.
Vellberg (Herren, Reichsritter). V. bei
Schwäbisch Hall wird 1102 erstmals erwähnt. Nach ihm benannten sich die Herren
von V., die im frühen 16. Jahrhundert dem Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken angehörten. Nach deren Aussterben 1592 kam V. an die Reichsstadt
Schwäbisch Hall, 1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 214; Riedenauer 128; Stetten
33; Neumaier 66, 72, 90, 141; Vellberg in Geschichte und Gegenwart, hg. v.
Decker-Hauff, H., 1984; Bd. 2, hg. v. Mack, C. u. a., 1994.
Veringen (Grafschaft). Veringendorf bei
Sigmaringen war Sitz eines Adelsgeschlechts, das später die Burg über
Veringenstadt erbaute. Die Grafschaft V. kam am Ende des 13. Jahrhunderts (1280)
an Habsburg. 1534/1535 fiel sie lehnsweise an die schwäbischen Hohenzollern,
1575/1576 an Hohenzollern-Sigmaringen. 1805 erlosch die Lehnshoheit
Österreichs. Über Preußen (1849) kamen V. und Veringenstadt 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 73; Wolff 46; Zillenbiller, E., Stadt Veringen, 1963;
Kerkhoff, J., Die Grafen von Altshausen-Veringen, 1964; Genitz, F., Dorf und
Stadt Veringen, 1972; Stadtwerdung im Landkreis Sigmaringen, Burg und Stadt
Veringen, hg. v. Zillenbiller, E., 1985; Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, Bd. 2 1995, 376.
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu
dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im Elsass
erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine
Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg
im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben
und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von
Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau
im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369
an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische
Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der
Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499
gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in
Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über 40
Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem
Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die
Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und
Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die
Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und die
Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548), aus
Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch sowie
von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die Reichsgrafschaft
Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und die
Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804) und
Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem
österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb
Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach
an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen Breisach und
Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000
Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden
Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und
Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in
Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803
musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er,
verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn
Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die übrigen Teile Vorderösterreichs an
Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die auch die 1804 erworbenen Gebiete
von Lindau und die Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810
tauschten Baden, Württemberg und Bayern
untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der
Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und
vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000;
Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck,
D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989;
Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G.,
Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und
Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg.
v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer
Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002.
Waibstadt (Reichsstadt). W. am Schwarzbach bei
Sinsheim wird 795 (Weibestat) erstmals erwähnt. Es war bereits 1200 ummauert
und wurde im 13. Jahrhundert reichsunmittelbar (Reichsstadt im
Reichssteuerverzeichnis von 1241). Spätestens 1339 war es Reichspfandschaft des
Hochstifts Speyer, die 1615 bestätigt wurde. Nach dem dreißigjährigen Krieg
betrieb die Stadt die Selbstauslösung. 1803 kam sie an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 234; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg
1950.
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die
ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben
die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet
(um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg,
1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5
Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen,
1401-1695 der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429
zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit
Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische
(Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft
Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler)
Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte
sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil).
Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798
erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in
Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die
Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den
Linien Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806
wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldburg-Scheer (Grafen, Truchsessen),
Waldburg-Friedberg-Scheer. Scheer an der Donau bei Sigmaringen kam 1267 an den
Grafen von Montfort, der es 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte. 1314
verpfändete Habsburg Scheer an die Grafen von Montfort, seit 1369 vereinigt mit
der Grafschaft Friedberg. Beide kamen 1452-1454 an die Truchsessen von
Waldburg. Scheer wurde bald Sitz einer eberhardischen, später einer jakobischen
Linie. 1786 wurde Friedberg-Scheer, das über die Truchsessen zum schwäbischen
Reichskreis zählte und seit 1680 nur noch Mannlehen Österreichs war, durch die
Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg an die Fürsten von
Thurn und Taxis verkauft. Deren 1787 geschaffene reichsunmittelbare gefürstete
Grafschaft kam 1806 an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 85; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971.
Waldburg-Zeil-Wurzach (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Wurzach
am Südrand des Wurzacher Rieds in Oberschwaben wird 810/819 erstmals genannt.
1218 kam es an das Geschlecht Tanne/Waldburg. Die Truchsessen von Waldburg
teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und
Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und
Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Zeil spaltete sich 1674/1675 in Zeil-Zeil und
Zeil-Wurzach. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Herrschaft Wurzach zusammen mit der Herrschaft Marstetten und der Grafschaft
Zeil, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen mit 10000 Einwohnern. 1806 erhielten die
Truchsessen im Zuge der Säkularisation die Franziskanerinnenklöster Kisslegg
und Wurzach und das Paulanerkloster (Paulanerbruderkloster) in Wurzach. Die
Grafen von W. wurden 1806 mediatisiert, wobei Wurzach an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. Die Linie
erlosch 1903.
L.: Wallner SchwäbRK 26 b; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Vogel, A., Bad Wurzach. Seine Geschichte
und sein Recht, 1959.
Waldkirch (Grafen, Reichsritter). Um 1806 zählten
die 1790 zu Grafen erhobenen W. mit Kleineicholzheim (Kleineichholzheim), Binau
(Neckarbienau) und Schlossburg Sindolsheim zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Binau (Neckarbienau) und Kleineicholzheim fielen 1808 an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 167; Stetten 38, 186; Riedenauer
128.
Waldmannshofen (reichsritterschaftlicher Ort). W. (807
Uualtmannisoua) bei Creglingen zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. In W. saßen zunächst die Schenken von Limpurg, dann die Hohenlohe. Die
Lehnsherrlichkeit hatte Hohenlohe-Brauneck, seit dem 15. Jahrhundert
Brandenburg bzw. Ansbach. Sie belehnten zunächst die Truchsessen von
Baldersheim und die Herren von Rosenberg, nach deren Aussterben 1603/1632 die
Grafen von Hatzfeld mit W. Später kam es zu Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.
Waldsee (Herrschaft, Grafschaft). Schon im 9. Jahrhundert
war in W. das Kloster Weißenburg begütert. Seit 1171 erscheinen die
ministerialischen Herren von W., die 1331 ihre Herrschaft an Habsburg
verkauften. Nach früheren Verpfändungen an die Grafen von Hohenberg (1352-1375)
und die Grafen von Lupfen wurde die Herrschaft W. mit der Stadt W. 1384/1386
von Habsburg an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Als Grafschaft der
Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee gehörte sie dem schwäbischen Reichskreis an. W.
kam über Württemberg 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Wallsee.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Waldsee(, seit 1956 Bad Waldsee)
(reichsstadtähnliche Stadt). Die Stadt W. bei Ravensburg wurde von den Herren
von W. gegründet und erhielt 1298 das Stadtrecht Ravensburgs. 1331 wurde sie
mit der Herrschaft W. an Habsburg verkauft. 1384/1386 verpfändete Habsburg die
mit reichsstadtähnlichen Rechten ausgestattete Stadt als eine der fünf
vorderösterreichischen Donaustädte an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste
sie sich an Österreich zurück. 1806 wurde sie von Österreich an Württemberg
abgetreten und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee,
1948; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil.
Tübingen 1955; Der Kreis Ravensburg, 1976; Hochdorfer, H., Das Stadtrecht von
Bad Waldsee aus dem 14. Jahrhundert, 1980.
Waldstädte (Städtegruppe, Verwaltungseinheit). W.
ist die aus Laufenburg, Säckingen, Waldshut und dem bis 1449 zeitweise
reichsunmittelbaren Rheinfelden (sowie den Kameralherrschaften Laufenburg und
Rheinfelden) gebildete Verwaltungseinheit im Breisgau Österreichs, die 1801 an
Frankreich und 1802 an die Schweiz (Laufenburg, Rheinfelden) bzw. 1805 an Baden (Säckingen, Waldshut) und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Wolff 41; Schib, K., Die vier Waldstädte, (in) Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978.
Waldstetten (Herrschaft), Unterwaldstetten. W. bei
Heidenheim, das 1275 als Walhsteten erwähnt wird, gehörte den Herren von
Rechberg, die es an die Grafen von Grafeneck veräußerten, von denen es 1699 die
Propstei Ellwangen erwarb. Von dort kam der zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben zählende Ort an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Walldorf (Reichsdorf). W. bei Heidelberg ist seit
770 in Vergabungen an das Kloster Lorsch bezeugt. Am 17. 6. 1230 überließ es
König Heinrich dem Pfalzgrafen Otto. Bis 1803 stand es unter der Herrschaft der
Pfalz und kam dann an Baden, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 469; Stocker, C., Chronik von Walldorf, 1888; Hess, M., Unser
Walldorf, 1950.
Walldürn, Walthurn (Stadt). 795 wird in einer Übertragung
an Lorsch das sprachlich aus dem Keltischen kommende Turniu im Wald (Odenwald)
erwähnt. Um 1170 übertrug Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Ruprecht von
Ahelfingen (Alfingen) die Schirmvogtei über das Kloster Amorbach und W. (Dürn)
als Lehen Würzburgs. 1803 kam W. von Mainz, an das es durch Verkauf von den
Herren von W. über die verschwägerten Grafen von Wertheim gelangt war, an
Leiningen, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80.
Waltershofen (Herrschaft). 1708 wurde die Herrschaft
W. von den Erbtruchsessen von Waldburg erworben. Sie fiel später an die Linie
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. Über Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Wangen (Reichsstadt). W. im Allgäu ist 815 in
einer Gabe an Sankt Gallen erstmals bezeugt. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert
gründete das Kloster Sankt Gallen am Schnittpunkt zweier Fernstraßen hier einen
Markt. Vermutlich 1216/1217 wurde W. durch Kaiser Friedrich II. als Vogt Sankt
Gallens zur Stadt erhoben. 1273 zog König Rudolf von Habsburg Wangen, dessen
Vogtei nach 1251 mehrfach verpfändet wurde, an sich und verlieh ihm 1286 das
Stadtrecht Überlingens. Aus erneuten Verpfändungen an Sankt Gallen (1298) und
die Grafen von Montfort (1330) löste sich die zu dieser Zeit auf 700 Einwohner
geschätzte Stadt (1347). 1394 erwarb sie das Ammannamt und 1402 den Blutbann
und war damit trotz bis 1608 bestehender grundherrlicher Rechte Sankt Gallens
Reichsstadt. Diese hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis. Die Stadt war Sitz der Kanzlei des Kantons Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1802/1803 fiel sie mit 1,5
Quadratmeilen bzw. 50 Quadratkilometern (Deuchelried mit Haldenberg und
Oflings, Wohmbrechts-Thann, Niederwangen, Eglofs [1516-1582], Neuravensburg
[1586-1608]) und 4500 Einwohnern an Bayern, 1810 mit einem Teil des Gebiets an
Württemberg, wo sie Sitz eines Oberamts wurde, und gelangte so 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 24; Wallner 689 SchwäbRK 72; Schroeder 233ff.;
Scheurle, A., Wangen im Allgäu. Das Werden und Wachsen der Stadt, 2. A. 1975;
Walchner, K., Alt Wangener Erinnerungen, 1955, 1960; Der Kreis Wangen 1962;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995; Lorenz, S.,
Wangen, LexMA 8 1996, 2030.
Wartenberg-Rot (Reichsgrafschaft). Das
Herrschaftsgebiet der Abtei Rot an der Rot fiel 1803 an die Grafen von
Wartenberg und wurde zur Reichsgrafschaft W. erhoben, 1806 aber in Württemberg
mediatisiert. (1951/1952 gelangte das Gebiet an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 187.
Warthausen (Herrschaft). Die erstmals 1120
genannten Herren von W. an der oberen Donau (Warthusen) veräußerten ihre
Herrschaft um 1167 an Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Von den Staufern kam sie vor
1234 an die Truchsessen von Waldburg in der Linie der Truchsessen von W., nach
deren Aussterben über die Herren von Waldsee mit Waldsee 1331 an Habsburg, das
sie mehrfach verpfändete. Über Österreich zählte sie in Schwäbisch-Österreich
zum österreichischen Reichskreis. 1696 gelangte sie mit zuletzt noch 13 Dörfern
und Weilern an die Stadion. Über Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Schuster, A., Aus Warthausens
Vergangenheit, 1935; Koenig, W. v., Schloss Warthausen, 1964; Press, V., Im
Banne Österreichs, Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde Warthausen, (in)
Warthausen-Birkenhard-Höfen, 1985; Liske, T., Warthausen, 1985.
Wasseralfingen (Herrschaft). Um 1200 erscheinen Herren
von Ahelfingen in W. im oberen Kochertal, die Dienstleute des Klosters
Ellwangen waren. Beim Aussterben der Herren im Mannesstamm 1545 zog das Stift
Ellwangen die Güter ein. 1802 kam W. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Hegele, A., Heimatbuch der Gemeinden Wasseralfingen, Hofen und
Hüttlingen, Bd. 1f. 1939ff.; Höcker, O., Auf den Spuren der Ahelfinger, 1958;
Der Ostalbkreis, 1978.
Wehr (Herrschaft). Vor 1100 wurde die Burg
Werrach bei Waldshut erbaut. 1272 wurde sie in einem Streit zwischen dem
Bischof von Basel, dem das mit dem Ort begabte Kloster Klingental unterstand,
und Rudolf von Habsburg zerstört. Durch Verkauf erwarb Habsburg die Güter und
gab sie zu Lehen aus. Über die Herren von Stein (Altenstein bei Schönau)
gelangten sie durch Heirat an die Herren von Schönau im Elsass. 1806 fiel die
Herrschaft der Freiherren von Schönau-Wehr an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11; Allgeier, Wehr, (in) Geschichte und Gegenwart, 1918.
Wehrstein (Herrschaft). 1552 erwarben die Grafen
von Hohenzollern die Herrschaft W. 1575/1576 fiel W. an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Preußen (1849) und
Württemberg-Hohenzollern (1945) 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168.
Weikersheim (Burg, Herrschaft). Nach dem im 9.
Jahrhundert in der Überliefung Fuldas bezeugten Reichsgut W. an der mittleren
Tauber nannten sich seit 1153 Herren von W., die seit 1178 nach Hohenlohe
hießen. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die Linien Hohenlohe-Hohenlohe
(bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die allein verbliebene Linie
Hohenlohe-Weikersheim. Beim Erlöschen der letzten in W. residierenden Familie
1756 kamen die Güter an Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. W. selbst war im 14. und
15. Jahrhundert vielfach verpfändet, erhielt zwischen 1595 und 1603 ein
Renaissanceschloss und wurde später zu einer glanzvollen Barockresidenz
ausgestaltet. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. Hohenlohe-Weikersheim.
L.: Wolff 119; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950; Merten, K.,
Schloss Weikersheim, 1976.
Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei
der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf VI. an die Staufer und wurde
vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die Staufer zur Stadt erhoben. Seit
etwa 1275 war es Reichsstadt, die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann Badens stand. 1374 verlieh Kaiser Karl IV. ihr das
Nichtevokationsrecht. 1398 gewann sie Blutbann und Vogtei, 1404 pfandweise das
Schultheißenamt. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang infolge der
Umschließung durch Württemberg nicht. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem
Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. Die Reformation wurde von 1590 an
wieder rückgängig gemacht. 1802/1803 kam die Stadt mit 0,4 Quadratmeilen Gebiet
und rund 1800 Einwohnern an Württemberg, wo W. bis 1808 Sitz eines Oberamts
war, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.;
Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930; Grieger, S., Weil der Stadts
Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt, (in) Mitt. d. Heimatvereins
Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54
(1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA 8 1996, 2115.
Weiler (Reichsritter). Vom 16. bis zum frühen
19. Jahrhundert zählten die von und zu W. mit der Herrschaft Weiler, Eichelberg
mit Friedrichshof (Friedrichsdorf) und einem Drittel der Herrschaft Maienfels
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Von 1483 an hatten sie auch das
Gut Lichtenberg (Lichtenburg), mit dem sie seit 1542 im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert waren. Um 1628 war Ludwig von W. (Weyler)
zu Liechtenburg (Liechtenberg) Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Ihre Güter fielen 1808
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592,
594; Hölzle, Beiwort 57; Riedenauer 128; Hellstern 217; Stetten 33, 38, 184f.;
Schulz 273; Neumaier 72, 149f., 151.
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen
ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem
Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster
auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche
aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und
Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich
begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter
König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die
den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit
Österreich, das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine
Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines
Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die
Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und
Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen,
Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg,
Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen und das Priorat
Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt
6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000
Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg
säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an
Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über
Württemberg gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration,
Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei
Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg;
Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum,
Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten,
Weißenau und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8
1996, 2132f.
Weinsberg (Herrschaft). Die bei dem 1147 erstmals
erwähnten W. im nördlichen Neckarbecken gelegene Burg war vor 1000 Reichsgut.
Über die Grafen von Calw kam sie in weiblicher Erbfolge an die Welfen und
danach an die Staufer (Schlacht von W. 1140). Die zugehörige Herrschaft war
unter den Staufern Lehen der Herren von W. 1450 kam sie an die Pfalz, 1504 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960;
Fuhrmann, B., Konrad von Weinsberg, 2004.
Weinsberg (Reichsstadt). Das Gebiet um W. bei
Heilbronn war altes Reichsgut, auf dem wohl im 10. Jahrhundert die Reichsburg
W. errichtet wurde. 1140 wurde die damals calwisch-welfische Burg von König
Konrad III. erobert (Bericht von den Weibern von W.). Nach der staufischen Burg
nannten sich ministerialische Herren von W., denen aber nach dem Untergang der
Staufer die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht gelang. 1428
erreichte die Stadt W. ihr Ziel, als Reichsstadt anerkannt zu werden. 1440
wurde W. nach gewaltsamer Einnahme an die Pfalz verpfändet. 1450 kam die Burg
mit der Stadt an die Pfalz, 1504 durch Eroberung mit der Stadt, die in jahrelangem,
vergeblichem Kampf mit den Herren von W. die Reichsunmittelbarkeit
wiederzugewinnen versuchte, an Württemberg. 1525 wurde sie niedergebrannt. Über
Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960; Burg und
Stadt Weinsberg, Quellen und Zeugnisse ihrer Geschichte im Mittelalter, hg. v.
d. Stadt Weinsberg, 1977; Schuler, P., Weinsberg, LexMA 8 1996, 2133f.
Weißenau(, Weissenau) (Reichsabtei). Die seit 990
bestehende Einsiedelei W. wurde 1145 unter Mitwirkung des welfischen
Ministerialen Gebizo von Bigenburg (Bisenberg) zu einer
Prämonstratenserpropstei und 1257 zur Abtei erhoben. 1164 nahm Kaiser Friedrich
I. Barbarossa das Kloster unter seinen Schutz und legte damit den Grund für die
Reichsunmittelbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit übte die Landvogtei Schwaben
Österreichs aus. 1760 erwarb die dem schwäbischen Prälatenkollegium des
Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Reichsabtei die hohe
Obrigkeit über das Klöster und drei Dörfer. 1802/1803 kam W. durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet an
die Grafen von Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg. 1835
wurde es von Württemberg durch Kauf erworben. 1951/1952 fiel es mit Württemberg
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 II a 36, 10; Wallner 689 SchwäbRK 85; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit
Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von
Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986.
Weißenstein (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei
Pforzheim wurde 1338 von Baden erworben. Über Baden kam W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 38.
Weißenstein (Herrschaft). Die 1241 erstmals erwähnte
Burg W. bei Göppingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die bis 1401
Ministerialen der Grafen von Helfenstein unterstand. Danach kam sie an
verschiedene Linien der Herren von Rechberg. 1806 wurde sie in Bayern
mediatisiert, 1810 aber an Württemberg abgetreten, mit dem W. 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 510; Fischer, I., Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1927/1928.
Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft,
Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung
entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der
Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die 1402 die Blutgerichtsbarkeit
erlangten. 1597 verkauften sie die reichsritterschaftliche Herrschaft an die
Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich (Schwäbisch-Österreich),
1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W. das 778 erstmals erwähnte, über
Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an
Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es 1362 (Pfand) bzw. 1407
(Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren
von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und 1796 an den Freiherren
Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von den Hürnheim
erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und wegen Eislingen
(Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum
Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein
2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim
1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim,
1979.
Wellendingen (reichsritterschaftlicher Ort). Von 1264
bis 1299 sind Herren von W. bei Rottweil bezeugt. Unter der Oberherrschaft der
Grafschaft Hohenberg hatten 1384 die Pfuser, dann die Ifflinger, 1543 die
Gräter, die Stotzingen, 1548 die Humpiß von Waltrams den zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben zählenden Ort. 1806 kam er an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Humpiß von Waltrams zu W.
L.: Chronik von Wellendingen bei Rottweil, 1926.
Welzheim (Herrschaft). In und bei W. an der Lein
bei Backnang bestanden zwei römische Kastelle. 1181 wird der Ort (Wallenzin)
erstmals erwähnt. Die zugehörige Herrschaft kam nach dem Untergang der Staufer
an die Herren von Rechberg, 1335 an die Schenken von Limpurg, die sie bis zu
ihrem Aussterben 1713 als Lehen Württembergs innehatten. 1718 gab sie der
Herzog von Württemberg an seine Mätresse Grävenitz bzw. Graevenitz und deren
Bruder, den württembergischen Minister F. W. von Grävenitz bzw. Graevenitz.
Dieser erlangte 1726 wegen dieser etwa 1 Quadratmeile großen Herrschaft Sitz
und Stimme im fränkischen Reichskreis und im fränkischen Reichsgrafenkollegium
des Reichstags. 1734 wurde W. nach dem Sturz der Grävenitz bzw. Graevenitz zum
Kammerschreibergut Württembergs geschlagen. Über Württemberg kam W. 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 126; Wallner 693 FränkRK 25; Welzheim und der Welzheimer Wald, 1965;
Weller, F., Geschichte der Stadt Welzheim und des Welzheimer Waldes, 1878.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg erhielt.
Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von W., die
sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und) seit 1132
nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage der
Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in den
Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf
Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft beiderseits
des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192 und 1244 die
Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die 1407 einer
1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl
IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II.
(1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben des zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die
Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum größeren Teil an die
verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste
Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren
gemeinsamer Herrschaft (seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von
Löwenstein, die sich seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in
schweren Kämpfen mit dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle
wertheimischen Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der
Grafschaft die Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg,
die Ämter Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806
kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium
und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich
umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739
Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken
umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden,
im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt
und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950;
Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4
(1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979; Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft
Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim, LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel
im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden
Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land -
Heimat. Wertheim und seine Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Westerstetten (Reichsritter). Seit 1264 erscheinen
Herren von W., die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert W. innehatten, sich im 14.
Jahrhundert in mehrere Linien teilten und unter anderem um Drackenstein,
Dunstelkingen, Dillingen und Ellwangen Güter erwarben. Von etwa 1562 (Ulrich
Dietdegen von W. zu Lautlingen und Margrethausen) bis etwa 1624 waren die W.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben und von 1542 bis 1637 wegen Ballhausen, Dunstelkingen und Katzenstein
Mitglied des Kantons Kocher. 1637 starb die Familie aus. Das Dorf W. wurde 1432
vom Kloster Elchingen erworben und fiel über ein Kondominat mit Ulm (bis 1773)
1803 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 217; Schulz 274; Heisler, E., Westerstetten, Chronik eines Dorfes
der Ulmer Alb, 1974.
Wettingen (Kloster). Um 1227 stiftete Heinrich von
Rapperswil das Zisterzienserkloster W. an der Limmat. Neben Gütern in W. und in
Uri wurden Güter im Limmattal zwischen Baden und
Zürich erlangt. Seit dem 14. Jahrhundert stand W. unter der Schirmherrschaft
Habsburgs, seit 1415 unter dem Schirm der acht alten Orte der
Eidgenossenschaft. 1841 wurde es in der Schweiz aufgehoben.
L.: Wolff 529; Mittler, O., Kirche und Kloster, 1935; Kottmann, A., Die
Cistercienserabtei Wettingen 1768-1803, 1959; Hess, L., Wettingen, Dorf,
Kloster, Stadt, 1972; 750 Jahre Kloster Wettingen 1227-1977, hg. v.
Organisationskomitee des Klosterjubiläums, 1977; Kottmann, A./Hämmerle, M., Die
Zisterzienserabtei Wettingen, 1996; Gilomen-Schenkel, E., Wettingen, LexMA 9
1998, 52.
Wiblingen (Kloster, Herrschaft). 1093 gründeten
die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im 15. Jahrhundert
versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen. 1701 kam W. mit
seinem kleinen Herrschaftsgebiet unter die Landeshoheit Österreichs, über das
die Herrschaft W. dem österreichischen Reichskreis angehörte. 1806 fiel es nach
seiner Aufhebung (1803) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.;
Breitenbruch, B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 175; Eberl, I.,
Wiblingen, LexMA 9 1998, 59.
Widdern (Ganerbschaft). In W. bei Heilbronn
(Witterheim) hatte 774 Lorsch Güter. Im 13. Jahrhundert belehnten die Bischöfe
von Würzburg die Herren von Dürn (Walldürn?), die Grafen von Wertheim und 1307
die Grafen von Eberstein mit dem Ort. 1362 kamen Burg und Stadt je zur Hälfte
an das Hochstift Würzburg und Hohenlohe. Im 18. Jahrhundert waren Würzburg,
Württemberg, Gemmingen und Züllenhard Ganerben. 1805/1806 kam das zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken zählende W. an Württemberg und Baden, 1846 durch Tausch an Württemberg und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512; 1200 Jahre Widdern, Festbuch, 1977.
Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861
wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus in W. (Wisontesteiga) an der Fils
bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand ursprünglich
den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von Helfenstein.
Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen Grafschaft W. Die Herrschaft
hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die drei Erbtöchter an Bayern
(Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein Drittel), 1752 durch Erwerb des
Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806 mit 3 Quadratmeilen und 6000
Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen [Deggringen] und einige Dörfer) an
Württemberg und damit W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G.,
Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.
Wildberg (Herrschaft). 1237 wird der an die Burg
W. an der Nagold im Schwarzwald anschließende, von den Grafen von Calw
gegründete Ort W. erstmals erwähnt. W. war Mittelpunkt der 1318 durch Erbschaft
entstandenen Herrschaft W., zu der ursprünglich auch Altensteig und Neubulach
gehörten. Nach verschiedenen Teilungen der Herrschaft kam W. zwischen 1364 und
1377 durch Kauf an die Pfalz und 1440 durch Kauf an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Neef, K., Das Bergstädtchen Wildberg an der Nagold, 1950;
Mantel, J., Wildberg: Eine Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung
der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, 1974.
Willstätt (Herrschaft). 1254 erscheint W.
(Willestetten) bei Kehl in der Ortenau. 1288 kam es von den Herren von
Geroldseck an die Grafen von Lichtenberg, 1480 an Hanau-Lichtenberg und
Zweibrücken-Bitsch und 1736 von Hanau-Lichtenberg an Hessen-Darmstadt. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel es von Hessen-Darmstadt an Baden. Mit diesem gelangte es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Wimpfen (Reichsstadt) (, Bad Wimpfen). An der
Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer Zeit ein 85-90 n. Chr.
erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus Alisinensium) war Hauptort des
Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670) kam der Ort an den Bischof von
Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das 1068 erstmals genannte Ritterstift
St. Peter angelegt wurde, entstand W. am Berg, das vor 1200 (vom Bischof von
Worms) an die Staufer gelangte. Sie erbauten dort um 1200 eine Pfalz, neben der
sich eine Stadt entwickelte, die nach dem Erlöschen der Staufer 1274/1278 Sitz
der Reichslandvogtei in Schwaben bzw. Niederschwaben wurde. Vom 13. (1224?)
oder 14. Jahrhundert (bis 1802 war sie Reichsstadt. Im 15. Jahrhundert ging W.
im Tal allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die Reformation ein, ohne sich
vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und W. am Berg endgültig
vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14. Jahrhundert einen bedeutenden
Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis hatte, sein kleines Herrschaftsgebiet größtenteils verkaufen. 1802
fiel das 0,6 Quadratmeilen große W. an Baden.
Seit 1803 war W. Enklave Hessen-Darmstadts, welches das Ritterstift 1802
säkularisiert hatte. 1952 kam W. durch Volksabstimmung an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt Wimpfen, 1870;
Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K., Wimpfen. Verfassungsgeschichte
einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich, 1973; Schroeder, K., Das alte
Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn, 1991; Seibert, H., Wimpfen,
LexMA 9 1998, 223.
Windeck (Herrschaft). Nach der Burg W.
(Kappelwindeck bei Bühl) nannten sich vermutlich seit dem 13. Jahrhundert
Herren von W., die Ministeriale des Bischofs von Straßburg waren. 1309 mussten
sie Stollhofen mit Söllingen und Hügelsheim an Baden
verkaufen. 1592 starb die wohl zeitweise in die Linien Altwindeck und
Neuwindeck gespaltete Familie im Mannesstamm aus. Die Herrschaft W. wurde im
17. Jahrhundert von Baden-Baden erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 39; Glaubitz, T. v., Die Burgen Alt- und Neuwindeck mit den
Bühler Edelhöfen, 1960.
Windischgrätz (Herren, Grafen, Reichsfürsten). 1218
erscheinen die aus Oberbayern stammenden und als Ministerialen der Grafen von
Andechs in die Steiermark gelangten Herren von W. 1551 wurden sie in den
Freiherrenstand, 1557 und 1658 in zwei Linien in den Reichsgrafenstand erhoben.
Die erste Linie erlangte 1804/1805 für das von den Grafen von (Abensberg und)
Traun gekaufte Reichsfürstentum Eglofs und Siggen in Oberschwaben den
Reichsfürstenstand. (1806 kam Eglofs mit rund 35 Quadratkilometern und etwa
2000 Einwohnern an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 28; Zeumer 554 II b 62, 11.
Winterbach (Reichsgut). Das 1080 anlässlich der
Übertragung an Speyer bezeugte Reichsgut W. an der mittleren Rems kam um 1250
von den Staufern an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Heimatbuch Winterbach, 1972.
Winterstetten (, Winterstettenstadt) (Herrschaft).
Nach W. südlich Biberachs nannten sich zwischen 1181 und 1187 Herren von W. (Winthersteden).
1214 gelangte W. an Konrad von Tanne, danach an Eberhard von W. († 1230), dann
an Konrad von Schmalegg. Vor 1331 fiel die Herrschaft an Österreich. 1438/1442
wurde sie von den Truchsessen von Waldburg erworben. Später fkam sie an die Linie
Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über sie gehörte sie am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Winzerhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). W. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Wolfach (Herrschaft). W. an der Kinzig wird 1030
erstmals erwähnt. Nach der Burg W. nannten sich Herren von W. Graf Friedrich I.
von Fürstenberg († 1296) erwarb die Herrschaft, zu der kaum mehr als das Tal
der W. gehörte, durch Heirat. 1806 fiel W. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Disch, F., Chronik der Stadt Wolfach, 1920; Veltzke, G., Der
gebundene bäuerliche Besitz in der fürstenbergischen Gesetzgebung, 1938; Der
Kreis Wolfach, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1966; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 687.
Wolfegg (Grafschaft[, Lande der
Erbtruchsessen9). W. (1219 Wolfegge) bei Ravensburg kam vermutlich von den am
Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Herren von W. zu Beginn des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Tanne (seit 1219 von Waldburg). Die aus
Wolfegger und Tanner Gütern und der Stadt Wurzach gebildete Herrschaft erhielt
1444 den Blutbann, war seit 1489 Reichslehen und wurde 1628 Reichsgrafschaft.
Bei der Teilung von 1429 fiel sie an die eberhardische (Sonnenberger) Linie,
bei der Teilung von 1508 an die georgische (Zeiler) Linie. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Grafschaft W. als Lande der Erbtruchsessen zu
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee (etwa 7,5 Quadratmeilen
bzw. 400 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 Einwohnern) zum schwäbischen
Reichskreis. 1806 fiel im Rahmen der Säkularisation das Kollegiatstift W. an.
W. selbst kam 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldburg-Wolfegg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Kreis Ravensburg, 1975; Chronik des Kreises
Ravensburg, 1976.
Wöllstein (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei
Ellwangen wurde 1585 von der Propstei Ellwangen erworben und kam über
Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit
346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann
germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs,
der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog
sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim
und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den
Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof
gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines
kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der
Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In der
Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren. Seit 1648
war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Um 1790
war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von
Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8 Quadratmeilen mit
20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen
Teile an Baden und Hessen-Darmstadt. 1805 wurde
das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer, Freiburg
und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an Bayern und
Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart),
das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und
ab 1482 offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und
Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach
dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich
(Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz
Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen,
Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das
Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319],
Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg,
Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier
und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339
Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft
Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381
von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu.
Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen
sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die
Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte
Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und
Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart,
Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll
zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei
zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim,
Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft
Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft
Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem
Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein,
die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach
gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die
Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die
Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft
Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von
Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen),
Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan,
Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen,
Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg
(Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein,
Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg,
Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim,
Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen,
Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und
Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten.
1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche
Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen
bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz
abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie
(1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in
eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte
Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt,
Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten,
insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an
geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster
Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster
Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der
Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813)
19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815
erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei.
Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom
25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von
Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet
und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen
der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft.
Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im
September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern
(französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden
(amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12.
1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg
auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilbd. 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg,
Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische
Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und
der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a State: Württemberg
1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich Württemberg im ersten
Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985;
Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl.
übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von
Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch
die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in
Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v.
Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der
württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey,
S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D.,
Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f.
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird
Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur
Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und
Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden
und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn
der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine
Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008.
Württemberg-Baden
(Land). Nach der Besetzung Deutschlands wurde Württemberg im September/Oktober
1945 in die Länder Württemberg-Hohenzollern und W. geteilt. W. umfasste den
amerikanisch besetzten Nordwesten Württembergs. Nach der Volksabstimmung vom 9.
12. 1951 gingen beide Länder 1951/1952 in Baden-Württemberg
auf.
L.: Metz, F., Ländergrenzen im Südwesten, 1951 (FDLVK 60); Grube, W., Vogteien,
Ämter, Landkreise in der Geschichte Südwestdeutschlands, hg. v. Landkreistag Baden-Württemberg, 1960, Neuauflage 1975; Historischer
Atlas von Baden-Württemberg, hg. v. d.
Kommission für gesch. Landeskunde, Gesamtleitung Miller, M./Schröder, K.,
1972ff.
Württemberg-Hohenzollern (Land). Nach der Besetzung Deutschlands
wurde Württemberg im September/Oktober 1945 in die Länder W. und Württemberg-Baden geteilt. W. umfasste den französisch besetzten
Süden Württembergs sowie den Regierungsbezirk Hohenzollern Preußens. Nach der
Volksabstimmung vom 5. 12. 1951 gingen beide Länder 1952 in Baden-Württemberg auf.
L.: Das Land Württemberg-Hohenzollern 1945-1952, hg. v. Gögler, M./Richter, G.,
1982.
Wurzach (Grafschaft). Vermutlich erscheint W.
bei Ravensburg bereits 819. Dort gründeten die reichsministerialischen Herren
von Tanne bzw. Waldburg das 1273 erwähnte oppidum Wrzun. 1333 erhielt es das
Stadtrecht Memmingens. 1429 kam W. an die georgische (Zeiler) Linie Waldburgs,
1601/1605 an die Linie Waldburg-Zeil (Zeil), 1675 als Grafschaft an die eigene,
1803 gefürstete Linie Waldburg-Zeil-Wurzach der Truchsessen von Waldburg, 1806
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Kempter, R., Wurzach, 1949; Vogel, A., Bad Wurzach, 1959; Der
Kreis Wangen, 1962.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab. Berthold II. († 1111) war von 1092 bis
1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen den Staufer Friedrich II. Er behielt
auch nach dem 1098 gegen Überlassung Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht
auf Schwaben den Titel eines Herzogs bei, nannte sich aber nach der Übernahme
des Erbes der Grafen von Rheinfelden (vor allem in Burgund) nach der wohl nach
1078 erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der
Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von
Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg),
des Rektorats über Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die
Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung
im südlichen Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?,
Freiburg im Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere
Westschweiz reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen
verdichtetes Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von
Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden
die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem
Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen
von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die
Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste
Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg, Baden,
Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens,
Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg. v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer.
Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer.
Anstoß und Wirkung, hg. v. Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer,
Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T.,
Zähringer, LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
Zavelstein (Burg, Herrschaft). Die 1284 erstmals genannte Burg Z. bei Calw war Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen von Vaihingen. Diese kam im 14. Jahrhundert an Württemberg. Damit fiel Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Zazenhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Z. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Zeil (Herrschaft, Grafschaft). Als Teil der
Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft Z. mit der späteren Reichsstadt Leutkirch
von den Udalrichingern in der Linie Bregenz an die Grafen von Montfort. Diese
veräußerten die Güter um 1291 an das Reich. Die Grafschaft Z. wurde 1337 als
Pfand von den Truchsessen von Waldburg erworben. 1526 wurde sie in ein
Reichslehen der georgischen (Zeiler) Linie des Hauses Waldburg umgewandelt und
1628 zur Reichsgrafschaft erhoben. 1806 fiel sie von der Linie
Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit rund 3000 Einwohnern an Württemberg.
Damit kam Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54.
Zell (am Harmersbach) (Reichsstadt). Z. im
Schwarzwald wird 1139 (Cella) erstmals erwähnt. Es war eine Zelle des Klosters
Gengenbach, der dieses Stadtrecht verlieh. Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde
Z., das als Lehen Bambergs der Zähringer bei deren Aussterben 1218 an Kaiser
Friedrich II. gekommen war und das König Rudolf von Habsburg nach einem 1265
durch König Konradin erfolgten Verkauf an die Herren von Geroldseck wieder an
das Reich gezogen hatte, reichsunmittelbar. Es war stets die kleinste aller
Reichsstädte, hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis und wurde zusammen mit Offenburg und Gengenbach mehrfach
verpfändet. Mit ihnen schloss es sich 1575 im Bund der sog. Vereinsstädte zur
Abwehr der Eingliederungsbestrebungen der seit 1556 zu Österreich gehörenden
Ortenau zusammen. 1718 musste es die Unabhängigkeit des Reichstals Harmersbach
anerkennen. 1803 fiel es mit etwa 2 Quadratmeilen Gebiet (Nordrach, Biberach,
Oberentersbach und Unterentersbach) und rund 2900 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/2 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Zeumer 555 III b 33; Wallner 688 SchwäbRK 62; Schroeder 307ff.;
Disch, F., Chronik der Stadt Zell am Harmersbach, 1937.
Zimmern (Freiherren, Grafen). Die um 1080
erstmals genannten Herren von Z. (Herrenzimmern) bei Rottweil bildeten um die
Burg Z. eine Herrschaft aus. Dazu erwarben sie nach Heirat (1319) 1354 von
einer Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg die Herrschaft Messkirch, um
1400/1462 Wildenstein sowie 1462 von Habsburg Oberndorf als Pfand. 1538 wurden
sie zu Grafen erhoben. Die Grafen von Z., über deren ältere Geschichte die
Zimmerische Chronik des gelehrten Graf Froben Christoph (1519-1566) von
1564/1566 berichtet, gehörten dem schwäbischen Reichskreis sowie mit der 1581
erworbenen Herrschaft Schramberg dem Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben
an, starben aber 1594 aus. Ihre Güter wurden von den Erben 1595 an die Stadt
Rottweil verkauft. Messkirch kam über eine Schwester des letzten Grafen an die
Grafen von Helfenstein. Über Rottweil gelangten die Güter zuletzt 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 148; Franklin, O., Die freien Herren und Grafen von Zimmern,
1884; Jenny, B., Graf Froben Christoph von Zimmern, 1959; Kruse, H., Zimmern,
LexMA 9 1998, 616.
Zobel von Giebelstadt, Zobel zu Giebelstadt,
Zobel (Reichsritter). Im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählten die Z.
mit Teilen von Baiertal (Baierthal) bei Tauberbischofsheim, Teilen von Balbach,
Darstadt, Teilen von Giebelstadt, der Hälfte von Goßmannsdorf, Schloss und Gut
Guttenberg, Herchsheim, Messelhausen, Osthausen und Teilen von Segnitz,
Lipprichhausen (Lipprichshausen) und Teilen von Rütschdorf zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. Weiter waren sie anfangs in den Kantonen Altmühl und
Baunach sowie im frühen 18. Jahrhundert im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Von 1717 bis 1727 gehörten sie wegen von den Thüngen ererbter Anteile an
Freudental und von 1727 bis 1770 als Personalisten dem Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben an. Messelhausen, Balbach und Rütschdorf fielen 1808 an Baden, Giebelstadt an Würzburg und Lipprichshausen an
Bayern. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 397; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 171; Pfeiffer 210; Riedenauer 128; Stetten 33,38, 183,
186, 188; Schulz 274; Rahrbach 305; Neumaier 73, 149, 151f.
Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei). 1089 wurde die
zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z. bei Reutlingen
unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno) und Luitold
(Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern über mehrere
Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von Emerkingen und
von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie 1491 endgültig
an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in 29 Orten,
Urbar 1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft über 26 (bzw. 35)
Dörfer (weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei nach erfolgreicher
Abwehr (1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche Württembergs und Zahlung
von 210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an Württemberg die
Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im schwäbischen Prälatenkollegium und
beim schwäbischen Reichskreis. Bis zur Säkularisation gehörten ihr die Dörfer
Aichelau, Aichstetten, Attenhöfen (Attenhofen), Baach, Bechingen, Daugendorf,
Dürrenwaldstetten, Emeringen, Gauingen, Geisingen, Gossenzugen, Hochberg,
Huldstetten, Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim), Lauterach, Mörsingen, Neuburg,
Oberstetten, Oberwilzingen, Offingen, Pfronstetten, Reichenstein, Sonderbuch,
Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell, die Schlösser Mochental (Mochenthal) und
Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe, Häuser und Gefälle in fremden Gebieten und
das Benediktinerinnenkloster Mariaberg bei Gammertingen. 1803 fiel sie mit 3,3
Quadratmeilen bzw. 38 Quadratkilometern und 8000 bzw. 4800 Einwohnern an
Württemberg und wurde aufgehoben. Über Württemberg gelangten die Güter
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten,
1967; Germania Benedictina V: Baden-Württemberg,
1975; Setzler, W., Kloster Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei
zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster
Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem Krieg und Säkularisation, Monastisches
Leben und Selbstverständnis im 6. und 7. Saeculum der Abtei, 900 Jahre
Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H., 1990; Eberl, I., Zwiefalten,
LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und Landnutzung, 2006.
Zwingenberg (am Neckar) (Herrschaft). Die Herrschaft
Z. am Neckar mit zehn Dörfern und einigen Weilern zählte zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1746 kaufte sie der Kurfüst von der Pfalz. 1779 gab
er sie seinem natürlichen Sohn als Fürsten von Bretzenheim. Später kam sie an Baden und damit Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.