Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, Franz/Wagner, Ulrich, bearb. v. Bieber, Antonia (= Fontes Herbipolenses – Editionen und Studien aus dem Stadtarchiv Würzburg 9). Schöningh, Würzburg 2014. XXIV, 543 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das nach älteren Siedlungsspuren im Jahre 704 als Vorort eines fränkischen Herzogs bezeugte Würzburg wird 741/742 Sitz eines Bischofs, von dem zwischen 995 und 1223 386 Urkunden nachgewiesen sind. Um 1200 hat es schätzungsweise 7000 bis 8000 Einwohner, deren Zahl sich während des verbleibenden Mittelalters nicht mehr entscheidend erhöht. Nach dem Vorwort der Herausgeber des vorliegenden gewichtigen Werkes arbeitete die Verwaltung der Stadt zunächst noch lange weitgehend mündlich, weshalb für diese Zeit Verwaltungsschriftgut nicht besteht.

 

Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert ist aber nach dem Vorbild norditalienischer Kommunen, denen nordalpine Städte nach 1300 folgen, auch in der Ratskanzlei der Stadt eine thematische Differenzierung der Verwaltungsvorgänge und ihres schriftlichen Niederschlags in der Form inhaltlich unterschiedlicher Amtsbücher und sachlich differenzierender Amtsbuchreihen festzustellen, die mit der Rechnungsführung beginnt. Dabei lassen sich unter den noch vor 1400 angelegten und erhalten gebliebenen Amtsbüchern Würzburgs die erste Rechnung des Jahres 1391 mit 22 Blättern und das zwischen 1395 und 1397 entstandene, 55 Papierblätter umfassende Seldenerbuch mit rund 2800 Betroffenen nennen. Auch wenn Würzburg damit und mit den weitere genannten wichtigen Quellen zeitlich nicht an der Spitze aller deutschen Städte steht, verwahrt das Würzburger Stadtarchiv mit den 1432 einsetzenden Ratsprotokollen doch insofern ein besonders wertvolles Unikat, als die in jeder Sitzung des städtischen Rates vom Stadtschreiber oder seinem Vertreter deutsch angefertigten Aufzeichnungen kurz alle Tagesordnungspunkte der Sitzung umfassen und damit einen anschaulichen Einblick in die gesamte Ratstätigkeit bieten.

 

Erfasst sind in der vorzüglichen Edition insgesamt die Ratsprotokollbände 1-4. Sie beginnen während einer Auseinandersetzung zwischen Bischof Johann II. von Brunn einerseits und Domkapitel und Bürgerschaft andererseits am 5. April 1432 mit der Notiz: Item Hanns Gruenig ist bestallt um 2 lb. heller wuchenlonß uf das pergfride uff der prucken und hot dem capitel und der stat doruber gelobt und gesworen und enden mit einer Angabe zum 28. August 1454. Umfangreiche Verzeichnisse der Personen, Orte und Sachen schließen den ein wissenschaftliches Großunternehmen eröffnenden, mit 14 Abbildungen versehenen Band hilfreich auf, wobei sich mit den Herausgebern hoffen und wünschen lässt, dass mittelfristig alle verfügbaren Protokolle bis zum Jahre 1525 textkritisch und sachkritisch kommentiert vorgelegt (und möglichst auch digitalisiert) werden können, damit jedermann überall von der reichen Überlieferung Würzburgs den ihn interessierenden Gebrauch machen kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler