Wendepunkte der Rechtswissenschaft. Aspekte des Rechts in der Moderne, hg. v. Heun, Werner/Schorkopf, Frank. Wallstein, Göttingen 2014. 366 S.

 

Über die Entstehung der ersten europäischen Universitäten sind Einzelheiten kaum überliefert und die seit 1348 nördlich der Alpen im deutschen Sprachraum gegründeten universitären Bildungseinrichtungen folgten im Wesentlichen nur ihren italienischen Vorbildern. Meilensteine der deutschen Rechtswissenschaftsgeschichte sind demgegenüber die Universitäten Halle und Göttingen, weil sich ihre Gründer bewusst die Aufklärung zum Ziel setzten. Zwar folgte Göttingen 1737 im Kern nur dem Muster Halles, doch wurde es rasch zur im 18. Jahrhundert im Heiligen römischen Reich führenden Universität, von deren 172000 Studenten der ersten 225 Jahre rund 70000 Rechtswissenschaft studierten.

 

Zur Feier des 275jährigen Bestehens der Universität Göttingen führte die juristische Fakultät im Wintersemester 2012/2013 eine Vorlesungsreihe durch. An ihr nahmen ihre Mitglieder zusammen mit Professoren anderer Fakultäten, deren akademischer Werdegang mit Göttingen verbunden ist, teil. Der vorliegende Band stellt zwölf in diesem Zusammenhang entstandene Studien der Allgemeinheit unter der Zielsetzung zur Verfügung, die Rolle der Rechtswissenschaft in der Entwicklung aufgeklärten Denkens sachlich und biographisch zu reflektieren.

 

Der dabei gebotene reiche Inhalt soll der Würdigung eines sachkundigen Rezensenten vorbehalten bleiben. Hier soll nur bereits vorweg darauf hingewiesen werden, dass Rechtsvergleichung, deutsches Privatrecht, römischer Zivilprozess, Prozessrecht, Privatversicherung, Arbeitsverhältnis, Strafrecht, Strafprozess, Verwaltungsrecht, Völkerrecht Staatskirchenrecht und sogar die Entrechtlichung des Rechtes in der dynamischen Selbstveränderung der Gesellschaft angesprochen werden. Ein Personen- und Stichwortverzeichnis von Achenwall bis zu zwingendem Völkerrecht schließt den vielfältigen, Göttingen in die Gesamtentwicklung interessant einbettenden Band benutzerfreundlich auf.

 

Innsbruck                                           Gerhard Köbler