Vössing, Konrad, Das Königreich der Vandalen. Philipp von Zabern, Darmstadt 2014. 208 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Vandalen werden bereits an der Zeitenwende als ein einzelnes Volk der als Germanen bezeichneten Völkergruppe erwähnt und stechen durch ihre weite Wanderung in den südlich Europas gelegenen Kontinent besonders hervor. Da sie dort bald untergegangen sind, haben sie sich auf die mittelalterliche Geschichte kaum ausgewirkt. Sie haben aber im Verlaufe der Neuzeit mit dem auf die französischen Jakobiner gemünzten Schlagwort des Vandalismus Eingang in das kollektive Gedächtnis des Abendlandes gefunden.

 

Mit ihrer kurzen, aber gleichwohl interessanten Geschichte in Nordafrika beschäftigt sich das vorliegende, ansprechend ausgestattete Werk des in Berlin 1959 geborenen Verfassers. Nach dem Studium der Geschichte und klassischen Philologie an der Freien Universität Berlin und der Universität Bordeaux wurde er 1991 an der Technischen Hochschule Aachen mit einer Untersuchungen zur römischen Schule, Bildung, Schulbildung im Nordafrika der Kaiserzeit promoviert. Im Jahre 2001 wurde er in Düsseldorf mit einer Schrift über die Mensa regia – Das Bankett beim hellenistischen König und beim römischen Kaiser habilitiert und 2005 für alte Geschichte nach Bonn berufen.

 

Mit Nordafrika und dem guten Leben war er demnach bereits durch seine früheren Werke bestens vertraut. Zwischen diese beiden Elemente fügt er nun die fremden Vandalen ein, die 429 von Südspanien nach Nordafrika übersetzten und die Paläste, Bäder und Villen geflohener Römer im Sinne besserer Lebensbedingungen nutzten und das in der Provinz Africa unter guten Bedingungen üppig wachsende Getreide gegen Entgelt nach Italien lieferten. Nach der auf umfassendes tieferes Eindringen verzichtenden schlanken Darstellung des Verfassers gereichten ihnen die Schleifung der römischen Mauern und das Festhalten am Arianismus zum raschen Untergang, doch könnten dabei auch die mit zehntausend Reitern überschaubare, schließlich sogar ein Aushungern auf einer abgelegenen Befestigung ermöglichende Zahl und die verführerische Umgebung mitbestimmend dafür gewesen sein, dass das wagemutige, mit den Goten sprachlich verbundene Volk nach der byzantischen Unterwerfung in den Jahren 533 und 534 aus der Geschichte verschwand.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler