Staats- und Verfassungskrise 1933, hg. v. Parlamentsdirektion,
bearb. v. Blümel, B./Felber, Ulrike. Böhlau, Wien 2014. 230 S. Besprochen
von Gerhard Köbler.
Der Übergang von
der zumindest äußerlich glänzenden Monarchie zur ärmlich erscheinenden
Monarchie am Ende des ersten Weltkriegs traf auch die Österreicher einigermaßen
überraschend. Aus diesem Grunde identifizierten sich große Gruppen der
Staatsbürger nicht mit ihrer Staatsführung. Dies führte im Jahre 1933, in dem
der gebürtige Österreicher Adolf Hitler im Deutschen Reich mit der Stellung als
Reichskanzler beauftragt worden war, auch in Österreich zu einer politischen
Krise.
Die derzeitige
Parlamentsdirektion der an die frühere Krisenzeit 1945 anschließenden zweiten
Republik hat dies achtzig Jahre danach zum Anlass für eine wissenschaftliche
Aufarbeitung der damaligen Vorgänge in einem eigenen Symposium vorwiegend aus
heimischer Sicht genommen. Der daraus erwachsene Sammelband stellt die in
diesem Zusammenhang entstandenen Untersuchungen unter einem Vorwort Susanne Janistyn-Nováks
der Allgemeinheit im Druck zur Verfügung. Gegliedert sind die Studien in zwei
Gruppen über Demokratiekrise und Staatsentwürfe sowie über wirtschafts- und
europapolitische Verortung und Ereignisse.
In diesem
Rahmen führt Ilse Reiter-Zatloukal umsichtig in Demokratisierungskonzepte und
Parlamentarismus bzw. Antiparlamentarismus in Österreich zwischen 1918 und
1933/1934 ein, während Helmut Wohnout die Schritte auf dem Weg zur Diktatur
unter dem Einfluss der deutschen und italienischen Österreichpolitik schildert
und Ewald Wiederin die Rechtsstaatskonzeption der Verfassung des Jahres 1934
erörtert. Clemens Jabloner verfolgt mit der Frage nach wenigstens formaler
Kontinuität die gescheiterten Bemühungen nach dem 4. März 1933 und Anton
Pelinka kommentiert das Spannungsverhältnis von Demokratiekrise und
Staatsentwürfen. Zusammen mit der anschließenden Verortung der Ereignisse in
Wirtschaft, Folgezeit und Europa wird auf diese Weise ein eindrucksvolles, in
vielen Einzelheiten neues Bild des Jahres 1933 in Österreich geschaffen, das
jedem Interessierten uneingeschränkt zur Kenntnisnahme empfohlen werden kann.
Innsbruck Gerhard
Köbler