Schroeder, Klaus, Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949-1990, 3. Aufl. Böhlau, Wien 2013. XVII, 1134 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Noch im April 1989 ahnte die politische Führung der Bundesrepublik Deutschland nach eigenem späterem Bekunden nicht, dass der ziemlich zeitgleich mit der Bundesrepublik auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone gegründete zweite deutsche Staat die vierzigste Wiederkehr seiner Entstehung trotz äußerlichen Glanzes auf Grund seiner inneren Schwächen nur ganz kurze Zeit überleben würde. Wenig später endete er durch den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990. Seitdem war der von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands beherrschte Staat Geschichte und damit zugleich im Wesentlichen auch nur noch Gegenstand der Geschichtsschreibung.

 

Der 1949 in Lübeck-Travemünde geborene, nach dem Studium von Biologie, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin 1982 mit einer Dissertation  mit dem Titel Der Weg in die Stagnation – Eine empirische Studie zu Konjunkturentwicklung und Konjunkturpolitik in der Bundesrepublik von 1967 bis 1982 promovierte, danach im Präsidialamt der Universität als Referent tätige, 1987 als geschäftsführender Projektleiter in den Fachbereich politische Wissenschaft wechselnde und 1994 habilitierte Verfasser gründete bereits 1992 mit Manfred Wilke, Manfred Görtemaker, Bernd Rabehl und Siegward Lönnendonker einen eigenen Forschungsverbund SED-Staat, der sich vor allem mit Hilfe von Drittmitteln mit der Geschichte der Teilung Deutschlands und der Herstellung der deutschen Einheit befasst. 1998 konnte er auf dieser Grundlage die erste Auflage des vorliegenden Werkes im Umfang von 782 Seiten veröffentlichen, die nunmehr wiederum mit Unterstützung des Forschungsverbunds in erheblich erweitertem Umfang erscheint.

 

Diese erste, durch Bilder veranschaulichte Gesamtdarstellung fand in ihrer neuen Form umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten, an dessen Stelle der Herausgeber leider nur wenige allgemeine und sehr kurze Hinweise geben kann. Gegliedert ist das große Werk in fünf Teile, welche die politisch-historische Entwicklung der SBZ/DDR von 1945 bis 1990, die Strukturen der DDR-Gesellschaft, die Abhängigkeit von der Sowjetunion und das innerdeutsche Verhältnis und verhältnismäßig kurz die Einordnung der DDR und die etwa 70 wichtigsten politischen Akteure (von Abusch bis Zaisser) betreffen. Dokumente im Anhang veranschaulichen den Gegenstand, eine umfangreiche Bibliographie sichert zusammen mit den Anmerkungen die Ergebnisse ab und ein Personenverzeichnis von Abrassimow bis Zweig schließt den Text hilfreich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler