Schaal,
Katharina, Zwischen geistlichem Auftrag und Politik. Der Deutsche Orden in
Hessen 1207-1809 (= Schriften des Hessischen Staatsarchiv Marburg 27). Hessisches
Staatsarchiv, Marburg 2014. 129 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Deutsche Orden ist die als jüngster der drei Ritterorden 1190/1198 gegründete, im Februar 1199 durch Papst Innozenz III. unter Verleihung der Johanniterregel für die karitativen Aufgaben und der Templerregel für die militärischen Tätigkeiten aus einer Lübeck-Bremer Spitalsbruderschaft zu einem geistlichen Orden mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformte Vereinigung. Sie geht im ersten Ansatzpunkt auf ein Marienhospital in Jerusalem in den Jahren 1118 bis 1127 zurück, dem in unklarem Zusammenhang 1190 ein Hospital vor Akkon folgt. Ab 1211 wirkte der Deutsche Orden auf Anforderung König Andreas‘ II. von Ungarn in Siebenbürgen.
Nach der mit August 2012 datierten kurzen Einleitung der Verfasserin des vorliegenden Werkes wurde anlässlich der in Marburg im Herbst 2010 ausgerichteten Tagung der internationalen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens eine Ausstellung konzipiert und im hessischen Staatsarchiv Marburg gezeigt. Sie gab einen Überblick über die Geschichte der Deutschordensballei Hessen von der ersten Schenkung (Kirche Reichenbach in Nordhessen) im Jahre 1207 bis zur Auflösung durch Napoleon am 24. April 1809. Sie bildet in einem losen Zusammenhang mit einer Ausstellung zu diesem Thema im Jahre 1983 und einer Ausstellung zu Konrad von Marburg im Elisabethjahr 2007 die Grundlage der vorliegenden Veröffentlichung der bereits 1994/1995 mit einer Göttinger Dissertation über das Deutschordenshaus Marburg in der Reformationszeit hervorgetretenen Verfasserin.
Die Ausstellung und damit auch die in dem Band vorgestellten Objekte zeigen (sozusagen!) den Lebenslauf eines Deutschordens-Mitglieds der Ballei Hessen in sieben Abschnitten. Behandelt werden nach einem kurzen Überblick für die Geschichte der Ballei Hessen die Aufnahme in den Deutschen Orden, die Ballei Hessen in der Gemeinschaft des Deutschen Ordens, Priesterbrüder, Pfarreien, Altäre und Gottesdienste, Besitzverwaltung, das Verhältnis zur Landgrafschaft Hessen und zum Gesamtorden, Niederlassungen und Gebäude der Landkommende Marburg und der Ballei Hessen und schließlich Tod und Beerdigung. Die zahlreichen abgebildeten Ausstellungsstücke vermitteln zusammen mit den beigegebenen Texten vielfältige interessante Einblicke in das auch durch das Archivinformationssystem der hessischen Staatsarchive im Internet aufgeschlossene Wirken des Deutschen Ordens in Hessen bzw. Marburg von 1234 bis 1809.
Innsbruck Gerhard Köbler