Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten. Vergangene und gegenwärtige Erfahrungen, hg. v. Weltecke, Dorothea/Gotter, Ulrich/Rüdiger, Ulrich. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2014. 165 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf der Suche nach Orientierung in der Welt hat der Mensch auch zur Religion gefunden und dabei entsprechend seiner jeweiligen einzelnen Unterschiedlichkeit verschiedene Ausgestaltungen geschaffen. Wie kaum anders zu erwarten, haben diese Antworten in langer Zeit auch mehr oder weniger viele Anhänger gefunden.  Dies hat zu religiösen Minderheiten geführt, die nach dem Vorwort der Herausgeber von manchen als Folge der immer globaler werdenden Erde angesehen werden und deshalb als Herausforderung für künftiges menschliches Verhalten gelten können.

 

Im Mai 2013 fand deshalb im Neuen Schloss Meersburg eine von dem Wissenschaftsforum der Universität Konstanz, dem Konstanzer Exzellenzcluster Kulturelle Grundlagen von Integration sowie dem Staatsministerium Baden-Württemberg veranstaltete Tagung zu diesem Fragenkreis statt. Die dort vorgetragenen Beiträge versammelt der schmale Band zu einer gedanklichen Einheit. An ihrem Schluss werden die zugehörigen Autoren in alphabetischer Ordnung mit ihren bisherigen Leistungen und Interessen verzeichnet.

 

Im Text beginnt nach dem Vorwort der Herausgeber und einführenden Bemerkungen Dorothea Welteckes Christoph Bochinger mit der Betrachtung der Wahrnehmung von Religion in modernen Gesellschaften, während John Tolan sich mit dem Ungläubigen vor Gericht befasst und Matin Sökefeld die Dynamiken alevitischer Identitätspolitik in der Diaspora verfolgt. Bärbel Beinhauser-Köhler nimmt Moscheen in den Blick, Wolf Krötke die Kirche im Osten Deutschlands und Michael Blume Pluralisierung und Säkularisierung aus religionswissenschaftlicher Sicht. Daraus erwächst am Ende die Mutmaßung, dass in Baden-Württemberg, in dem sich schließlich sogar Protestanten und Katholiken aneinander gewöhnen konnten, weder eine lineare Säkularisierung noch eine Islamisierung  zu erwarten ist, sondern ein Miteinander aus fortschreitender Säkularisierung, religiös geprägten Familienkulturen und Jugendkulturen sowie religiös vielfältiger Zuwanderung zu beibehaltener starker christlicher Prägung.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler