Pütter,
Johann Stephan, Selbstbiographie, Band 1, 2.
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1798. 884 S., Neudruck, hg. v. Buschmann,
Arno. Olms, Hildesheim 2012. 449, 450-884 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Johann Stephan Pütter wurde in Iserlohn am 23. Juni 1725 als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach dem Studium des Rechtes in Marburg 1738 bei Christian Wolff, in Halle bei Heineccius, Böhmer und Ludewig, in Jena bei Estor und zum Abschluss nochmals in Marburg wurde er 1744 im Alter von 19 Jahren Rechtslehrer in Marburg. Seit 1746 wirkte er mit großem Erfolg als Professor in Göttingen, wo er sich zu dem bedeutendsten Staatsrechtslehrer seiner Zeit entwickelte.
Auf dieser
Grundlage wurde er der erste wirkliche
Verfassungsgeschichtler, gab den Anstoß zu Überlegungen zu juristischer
Systematik, bereitete die moderne Rechtsvergleichung vor und legte mit einer
Lehre vom geistigen Eigentum das Fundament für ein fortschrittliches
Urheberrecht. Hervorzuheben sind sein
lebendiger Vortrag, sein Bemühen um systematische Ordnung des geschichtlich
überlieferten Rechtes und sein Bezug zur Praxis, der auch in der Einrichtung
rechtswissenschaftlicher Übungen zum Ausdruck kommt. Zu seinen besonders
wichtigen Werken zählen Neuer Versuch einer
juristischen Encyclopädie und Methodologie, 1767, Institutiones iuris publici
Germanici, 1770, Der Büchernachdruck, 1774, Historische Entwicklung der
heutigen Staatsverfassung, Teil 1ff. 1786, Geist des Westphälischen Friedens,
1795 sowie die vorliegende, zur dankbaren Jubelfeier seiner 50jährigen
Professorsstelle zu Göttingen erschienene Selbstbiographie.
Gerade sie selbst kann am besten zeigen, wie Pütter sich
und die ihn umgebende Welt sah. Sie bietet daher ein unmittelbares Bild eines
großen Juristen am Ende des Heiligen römischen Reiches. Dem Herausgeber ist
sehr dafür zu danken, dass er das Werk auch im Druck erneut für jedermann
leicht greifbar gemacht hat.
Innsbruck Gerhard Köbler