Probert,
Rebecca, The Changing Legal Regulation of Cohabitation. From Fornicators to
Family, 1600-2010 (= § Law in Context). Cambridge University Press, Cambridge
2012. XII, 287 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Vermutlich
stand am Anfang der Menschheit das weitgehend ungeregelte Zusammenleben in
Gruppen oder Horden, das sich eng an die natürlichen Gegebenheiten des Lebens
anschloss. Erst zu einem späten Zeitpunkt dürfte aus der vorgegebenen ungefähr
gleichmäßigen Verteilung auf die beiden Geschlechter die regelmäßige Verbindung
eines Mannes mit einer Frau erwachsen sein. Zu ihrer gesellschaftlichen
Absicherung entstanden Regeln, zu denen die besondere Einrichtung der Eheschließung
ebenso zählte wie das Verbot des vorehelichen Geschlechtsverkehrs, wie es vor
allem von der christlichen Lehre gefördert wurde.
Mit der sich während der frühen Neuzeit allmählich wandelnden Einstellung hierzu in England befasst sich das vorliegende, bereits 2009 veröffentlichte Erkenntnisse erweiternde kompakte Buch. Seine 1973 in Rugby in Warwickshire geborene, in Oxford und London ausgebildete Verfasserin kam 2002 von der University of Sussex nach Warwick, wo sie an der School of Law über Familienrecht und seine Geschichte lehrt. Mit ihrer Veröffentlichung will sie zeigen, wie sich die rechtliche Behandlung des Zusammenlebens von Frauen und Männern während der letzten 4 Jahrhunderte von der Strafbarkeit zur Straflosigkeit änderte, wie sich dies sprachlich auswirkte und welchen Umfang das Zusammenleben früher gehabt haben könnte.
Gegliedert ist die auf zahlreichen unterschiedlichen Quellen aufbauende Studie außer in eine Einleitung und eine Zusammenfassung in acht chronologisch geordnete Kapitel (1600-1760, 1760-1790, 1900-1927, 1928-1963, 1963-1972, 1973-1979, 1979-1997 und 1997-2010). Vor allem gegen Ende zeigt sich dabei der Einfluss der Politik unter den Konservativen und den Sozialisten. Im Ergebnis ihrer ansprechenden Untersuchungen gelingt ihr dabei der Nachweis, dass die Vorstellung, dass ein erheblicher Teil der Menschen vor dem 20. Jahrhundert in außerehelichen Verhältnissen gelebt haben soll, eine bloße, nicht zutreffende Behauptung ist, so dass die Frage der zukünftigen Gestaltung einleuchtenderweise von der Geschichte an die Politik zu verweisen ist.
Innsbruck Gerhard Köbler