Paz, Reut
Yael, A Gateway between a Distant God and a Cruel World. The Contribution of
Jewish German-Speaking Scholars to International Law (= The Erik Castrén
Institute Monographs on International Law and Human Rights 16). Brill, Leiden
2012. XVIII, 397 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach der
Ernennung zum Reichskanzler des Deutschen Reiches am 30. Januar 1933 begann
Adolf Hitler umgehend mit der Verwirklichung seiner antisemitischen Zielvorstellungen.
Sie hatte für jüdische Gelehrte einschneidende, ja vielfach existentielle
Folgen. Um dem möglichen Tod zu entfliehen, mussten viele von ihnen die
Emigration aus Deutschland wählen, auf die sie ihr vorangehendes Leben weder
vorbereitet hatte noch vorbereiten konnte, so dass sie grundsätzlich in neuer
Umgebung ein völlig neues Berufsleben versuchen mussten.
Mit dieser
schwierigen Problematik befasst sich die vorliegende Untersuchung der im Jahre
2009 in internationalem Recht bzw. internationaler Politik promovierten
Verfasserin. Ihre weiterführende eindringliche Untersuchung beruht auf einer
internatonalen Zusammenarbeit der University of Helsinki, der Bar Ilan
University in Israel und der Humboldt Universität in Berlin während fast zehner
Forscherjahre. Den Kern bilden dabei die Biographien Erich Kaufmanns, Hans
Kelsens, Hersch Lauterpachts und Hans J. Morgenthaus.
Nach einer
kurzen Einführung über jüdische Identität im internationalen Recht,
Wissenssoziologie und kollektive Biographie sowie Zeit, Ort und Struktur
gliedert die Verfasserin ihr überzeugendes Werk in sieben Kapitel. Sie
betreffen den geschichtlichen Hintergrund, Juden, Universitäten und
internationales Recht, die vier dramatis personae mit ihrem jüdischen
Hintergrund und der anschließenden Karriere. Im Ergebnis gelangt die
Verfasserin unter einem von Ilkka Heiskanen empfohlenen Titel zu der Einsicht,
dass deutsch-jüdische Juristen eine besondere Sichtweise des internationalen
Rechtes mitbrachten, die sie auf der Suche nach einer Existenz diesem
schwierigen und interessanten Gegenstand zuführte und dort mit vorzüglichem
Erfolg dem Universalen den Vorrang vor dem Partikularen und dem Recht die
Fähigkeit zur Konfliktlösung zuschreiben ließ.
Innsbruck Gerhard Köbler