Oberste, Jörg, Die Zisterzienser (= Urban Taschenbuch 744 = Geschichte der
christlichen Orden 4). Kohlhammer, Stuttgart 2014. 317 S.
Als ein parvus fons, eine kleine Quelle, habe der Zisterzienserorden
begonnen, die jedoch bald zum Strom geworden sei, erinnerte Papst Clemens IV.
1265. Was 1098 mit der Gründung Neuklosters, des novum monasterium, einsetzte, hatte sich um 1500 zu einer
europäischen Größe von rund 740 Zisterzen ausgeweitet. Diesem Orden hat nun der
Regensburger Mediävist Jörg Oberste eine handliche, quellennahe
Überblicksdarstellung gewidmet mit dem Anspruch, die Geschichte der
Zisterzienser bis zur Gegenwart in europäischem Rahmen zu erzählen. Dies ist
natürlich nicht ohne Einschränkungen möglich: das Hauptaugenmerk gilt den
mittelalterlichen Jahrhunderten. So wird etwa der Schlüsseltext der Carta
Caritatis, welcher der Autor eine „bestechende Weitsicht und Effizienz“ (56)
attestiert, ausführlich geistesgeschichtlich – auch bezüglich der Frage, ob die
Carta schon in Molesme vorgeprägt war – diskutiert und verortet; Bernhard von
Clairvaux, Stephan Harding, Joachim von Fiore und natürlich Robert von Molesme erfahren
eine Würdigung, wobei Oberste bei letzterem auf Melvilles Charismatikermodell
rekurriert; ferner werden das Arbeitsethos der Zisterzienser, ihre technische
Innovationsbereitschaft, die sich etwa im Bauhüttenbuch Villards de Honnecourts
spiegelt, oder die mittelalterlichen Buchbestände der Konvente behandelt.
Oberste situiert hierbei die Zisterzienser in ihrem Kommunikationsgeflecht –
rekonstruiert unter anderem aus den Entschuldungsschreiben für das
Generalkapitel –, in Austausch und Distanz zu anderen Orden, besonders den
Prämonstratensern, den Kartäusern und Cluniazensern, profiliert die
Zisterzienser innerhalb ihre kirchlich-hierarchischen Einbettung als Päpste und
Bischöfe und ersetzt das spätmittelalterliche Krisenbild durch die
Blickverschiebung hin zu einer monastischen Diversität. Dem Buch sind zuweilen
etwas optimierbare Bilder, eine relativ knappe Auswahlbiographie, jedoch kein
Register beigegeben. Gerade im Wechselspiel mit Immo Eberls
Überblicksdarstellung von 2002 ergibt sich ein zuverlässiger Einstieg in die
Forschung zumal der ersten Jahrhunderte des Ordo Cisterciensis.
Christof Paulus Seehausen am Staffelsee