Nehmer, Michael, Erbunwürdigkeit und Elternunterhalt im internationalen Privatrecht. Eine historisch-rechtspolitische Betrachtung (= Studien zum vergleichenden und internationalen Recht 186). Lang, Frankfurt am Main 2013. XVI, 255 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In dem Ausgangsfall des Verfassers stirbt ein junger, in Deutschland lebender Kroate infolge eines Verkehrsunfalls unter Hinterlassung einer Tante und einer Großmutter mütterlicherseits, die ihm nahestanden. Der serbische Vater hatte die Familie früh verlassen und sich niemals um das Kind gekümmert. Für das Nachlassgericht erhob sich auf dieser Grundlage die Frage, ob der Vater in Bezug auf den aus einer Haftpflichtversicherungssumme bestehenden Nachlass für erbunwürdig erklärt werden könnte.

 

Mit diesem nicht ganz gewöhnlichen, aber in den Zeiten der Globalisierung vermutlich immer häufiger entstehenden Geschehen befasst sich die von Erik Jayme betreute, im November 2012 bei der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg eingereichte Dissertation des in Heidelberg, Montpellier, Rottweil und Palermo ausgebildeten, seit 2011 als Rechtsanwalt tätigen Verfassers. Sie gliedert sich in insgesamt drei Teile. Zunächst untersucht der Verfasser auf geschichtlicher Grundlage die Sachnormen der Erbunwürdigkeit und der Unterhaltsverwirkung, geht dann zum deutschen und europäischen internationalen Privatrecht der Erbunwürdigkeit und des Unterhalts über und wendet sich anschließend verfahrensrechtlichen Fragen zu.

 

Im Ergebnis stellt er fest, dass das deutsche Erbunwürdigkeitsrecht bei grenzüberschreitenden Fällen zu Abgrenzungsproblemen führen kann. Dabei entscheidet er sich ansprechend dafür, auf internationaler Ebene den Gläubigern keinen stärkeren Schutz zu gewähren als auf nationaler. Für die internationale Zuständigkeit der Nachlassgerichte geht er überzeugend vom künftigen Gleichlauf von Recht und Gericht unter Rechtsschutz- und Rechtssicherheitsaspekten aus.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler