Mukherjee, Mithi, India in the Shadows of Empire. A Legal and Political History (1774-1950). Oxford University Press, Oxford 2012. 278 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das wohl in der Mitte zwischen dem Nahen Osten und dem Fernen Osten liegende Indien ist dem Europäer vor allem durch Alexander den Großen erstmals in das genauere Blickfeld geraten. Danach ist es in die Vergessenheit zurückgefallen und erst durch die Kolonialpolitik Portugals und vor allem Großbritanniens ab 1756 wirklich wiederentdeckt worden. Wenig später brachte der spracheninteressierte, ab 1770 als Jurist ausgebildete britische Kolonialbeamte William Jones (London 1746-Kalkutta 1794) auf Grund seiner Beschäftigung mit dem Sanskrit die vergessene uralte Sprachverwandtschaft zwischen Indern und Europäern ans Licht.

 

Von daher besteht in Europa ein sehr berechtigtes Interesse an der Geschichte Indiens, dem freilich nicht allzu viel wissenschaftliche Literatur gegenübersteht. Deswegen ist es sehr erfreulich, dass das vorliegende, in dee4n ersten Anfängen schon auf die studentische Beschäftigung mit Indien an der Universität Chicago zurückgehende Werk insofern für die neuere Entwicklung Licht in das bisherige bedauerliche Dunkel bringt. Seine Verfasserin ist als Associate Professor für Geschichte an der Universität von Colorado in Boulder tätig und durch Untersuchungen zu rechtlichen, politischen und geistesgeschichtlichen Themen ausgewiesen.

 

Gegliedert ist die schlanke, im Jahre 2010 erstmals veröffentlichte Studie nach einer kurzen Einführung in insgesamt sieben Abschnitte. Sie betreffen das Verhältnis zwischen Kolonie und Imperium am Beispiel Warren Hastings, den Indian Legislative Council als Gericht, die Bewusstwerdung von Gerechtigkeit, den indischen Nationalkongress und die Hinwendung des Rechtsanwalts zur politischen Tätigkeit, den Beginn der nationalen Unabhängigkeitsbewegung, die indische Verfassung und das Land nach der Erringung der Unabhängigkeit durch die Kolonie gegenüber der früheren kolonialen Weltmacht. Eine umfangreiche Bibliographie und ein wertvoller Index runden den neuartigen Zugriff auf die jüngere Geschichte Indiens in überzeugender Weise ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler