Mordini, Maura, Il feudo ecclesiastico nella prima èta dei glossatori (= Quaderni di studi Senesi 137). Giuffré, Mailand 2013. VIII, 490 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das spätestens mit dem Ende der Monarchien aufgegebene Lehen gehört in der Zeit zwischen Altertum und Moderne in Europa vermutlich zu den wichtigsten Einrichtungen der gehobenen Welt insgesamt. Da es anscheinend in einer Welt der Mündlichkeit entwickelt wurde, besteht über seine Anfänge so geringe Gewissheit, dass es in der Gegenwart für das beginnende Frühmittelalter sogar ganz in Frage gestellt werden kann. Umso erfreulicher ist jede wissenschaftliche Untersuchung, die das Wissen um Wesen und Natur des Lehens vermehren und verbessern kann.

 

Maura Mordini versucht dies in der vorliegenden gewichtigen Untersuchung in sachlicher, von Du Canges Glossarium mediae et infimae latinitatis ausgehender und in zeitlicher auf die Glossatoren eingeengter Hinsicht. Literarisch hervorgetreten ist die Verfasserin bereits 1995 durch ihre sorgfältige Arbeit über das Statuto del comune di Grosseto del 1421, der 2007 die Betrachtung von Le forme del potere in Grosseto vom 12. bis 15. Jahrhundert der zwischenzeitlich als Rechtsanwältin in Grosseto tätigen Juristin folgte. In der Gegenwart ist sie als Mitglied des Collegio dei Docenti della Scuola di Dottorato Riccardo Francovich in Storia e Archeologia del Medioevo. Istituzioni e Archivi' dell'Università di Siena tätig.

 

Gegliedert ist das stattliche Werk nach einer Einleitung in sechs Kapitel. Sie betreffen die Libri feudorum, die lehnrechtliche Literatur von Pillius da Medicina bis zur accursischen Glosse, das Lehen im Dekret Gratians, die fünf compilationes antiquae und den liber Extra sowie das Lehen in der Dekretistik bis zur Glossa ordinaria des Dekrets (Paucapalea, Rolandus, Stephan von Tournai, Giovanni da Faenza, Huguccio da Pisa und viele andere). Dabei gelingen der auch ungedruckte Quellen auswertenden Verfasserin vielfältige neuartige Einsichten in die Bedeutung des Lehens für die Kirche und der von der Unveräußerlichkeit ihrer Güter ausgehenden Kirche für das Lehen im gelehrten Hochmittelalter, auf deren Grundlage weitere Forschungen aufbauen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler