Merten, Detlef, Rechtsstaatliche Anfänge im Zeitalter Friedrichs des Großen. Gesammelte, überarbeitete Aufsätze, mit einem Vorwort von Kotulla, Michael. Duncker & Humblot, Berlin 2012. 257 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Rechtsstaat als der bewusst auf die Verwirklichung von Recht ausgerichtete Staat wird am Ende des 18. Jahrhunderts in Ablösung des absolutistischen Wohlfahrtsstaats von den Vertretern liberaler Aufklärung gefordert. Als wichtigste Grundlagen werden dabei eine Verfassung und die Gesetzgebung durch eine Volksvertretung angesehen. Der in Berlin 1937 geborene Verfasser sucht auf dieser Grundlage nach älteren Anfängen dieser Gedanken.

 

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Staatswissenschaften an der Freien Universität Berlin und in Graz und der ersten juristischen Staatsprüfung wandte er sich bereits in seiner juristischen Dissertation des Jahres 1969 dem Inhalt des Freizügigkeitsrechts, das seinerzeit im Hinblick auf die Deutsche Demokratische Republik von besonderer Aktualität war , zu. In seiner Habilitationsschrift des Jahres 1971 untersuchte er das Verhältnis von Rechtsstaat und Gewaltmonopol so überzeugend, dass er umgehend an die Verwaltungshochschule in Speyer berufen wurde, der er als Rektor diente und bis zu seiner Emeritierung die Treue hielt. Neben Monographien über Rechtsstaatlichkeit und Gnade (1978) und den Katte-Prozess (1980) sowie weiteren größeren Werken erarbeitete er auch zahlreiche kleinere Untersuchungen zu Einzelfragen, von denen der vorliegende Sammelband aus Anlass des 75. Geburtstags des Gelehrten am 29. September 2012 eine Auswahl unter dem Gesichtspunkt der Rechtsstaatlichkeit trifft.

 

Insgesamt folgen dabei dem kurzen Vorwort Michael Kotullas acht Studien aus den Jahren zwischen 1980 und 2006. Sie betreffen rechtsstaatliche Anfänge im preußischen Absolutismus, den berühmten, mit einem Todesurteil gegen einen Fluchthelfer Friedrichs des Großen endenden Katte-Prozess, das Verhältnis zu Montesquieu, die Staatsphilosophie im aufgeklärten Potsdam, die Justiz in brandenburgisch-preußischen politischen Testamenten, das allgemeine Landrecht unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsstaatsidee und das Verhältnis des Staatsbürgers zum Staat. Am Ende werden die vielfältigen weiterführenden Ansätze durch ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Personenverzeichnis und ein Sachverzeichnis für den interessierten Leser aufgeschlossen und die zugehörigen Erstveröffentlichungsorte nachgewiesen.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler