Mehring, Reinhard, Kriegstechniker des Begriffs. Biographische Studien zu Carl Schmitt (= Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts 78). Mohr (Siebeck), Tübingen 2014. XII, 195 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1959 geborene und nach dem Studium der Philosophie, Germanistik und Politikwissenschaft seit 2007 als Professor für Politikwissenschaft und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg tätige Verfasser legte 2009 unter dem Titel Carl Schmitt – Aufstieg und Fall eine Biographie über Carl Schmitt im Umfang von 749 Seiten im Verlag Beck vor. Im Anschluss hieran veröffentlichte er eine Reihe von Einzelstudien an unterschiedlichen Stellen zu einzelnen Fragen. Eine Auswahl von neun Beiträgen bietet der vorliegende Sammelband in teilweise stark überarbeiteter Form nunmehr verbunden an einem Ort unter der Vorstellung der intellektuellen Kriegsführung eines Begriffstechnikers.

 

Sie beginnen mit einem Leben im Ausnahmezustand. Danach befassen sie sich etwa mit Otto Kirchheimers Bonner Promotionsakte, dem Verhältnis Carl Schmitts zum Heidelberger Rechtspositivismus (Thoma, Anschütz, Walter Jellinek), dem Semester in Köln im Wettstreit mit Hans Kelsen und im Probelauf als Kronjurist, mit der erfolglosen Kooperation mit Martin Heidegger on Berlin, mi Friedrich Schillers Demetrius als spätem Baustein zu Schmitts Hitlerbild, mit Marginalien zu Walter Benjamin und mit Schmitts Verhältnis zu Ernst Jünger.  Am Ende wird Carl Schmitt als esoterischer Diskursionspartisan in der Bundesrepublik im System Plettenberg betrachtet.

 

In diesem Rahmen werden Schmitt etwa „Ressentiment, überspannter Ehrgeiz und Eitelkeit, Larmojanz, elitärer Dünkel, Undank und mangelnde soziale Reprozität, Geringschätzund der Mitwelt, Verzerrung, Verleugnung und Verdrängung einfacher Tatsachen“ attestiert. Adolf Hitler, Göbbels, Rosenberg, Hess, Bohle und die meisten anderen Männer des Regimes hat Schmitt niemals gesprochen oder sich bemüht, sie zu sprechen. Am vorteilhaftesten für die wissenschaftliche Öffentlichkeit wäre es wohl, wenn sich alle zusätzlichen Erkenntnisse der sorgfältigen und weiterführenden Studien in eine zweite Auflage des Gesamtbilds integrieren ließen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler