Loving v. Virginia in a Post-Racial World. Rethinking Race, Sex, and Marriage, hg. v. Noble Maillard, Kevin Noble/Villazor, Rose Cuison. Cambridge University Press. Cambridge 2012. 269 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wenn alle Menschen von einem bzw. zwei Vorfahren abstammen sollten, sind sie alle mit einander verwandte Brüder und Schwestern, die ursprünglich von der Sonne im mittleren Afrika infolge Pigmentierung tief gebräunt wurden, aber auf ihren Wegen nach Norden, Osten, Westen und Süden die Pigmentierung in Richtung auf Gelb, Rot und Weiß teilweise wieder verringerten. Vor allem im nördlichen Amerika trafen diese unterschiedlichen Pigmentierungen aber wieder aufeinander, als Spanier, Briten und Franzosen das Land am Beginn der frühen Neuzeit entdeckten, die dortigen über Sibirien eingewanderten Indianer mit Hilfe von Feuerrohren und Feuerwasser entmachteten und billige Arbeitskräfte aus Afrika raubten sowie aus China lockten. Zur Sicherung ihrer Vormachtstellung legten sie die Rassentrennung in gesetzlichen Regeln fest.

 

1958 heiratete Richard Perry Loving (1933) aus Virginia die sich selbst als Indian einstufende Mildred Dolores Jeter (1939), die wegen ihrer indianischen und auch afroamerikanischen Vorfahren in ihrem Heimatstaat als colored angesehen wurde, so dass die Verheiratung in Washington, DC, erfolgen musste und in Virginia wegen Verletzung des Racial Integrity Act von 1924 zu einer Bestrafung führte. Am 12. Juni 1967 entschied daraufhin der Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika einstimmig, dass gesetzliche Regeln, welche die Eheschließung über Rassengrenzen beschränkten, verfassungswidrig sind. In Erinnerung, Erörterung und Einordnung dieses grundlegenden Erkenntnisses haben die an der Syracuse University und der Hofstra Law School tätigen Herausgeber den vorliegenden Sammelband veröffentlicht.

 

Gegliedert sind seine 19 vielfältigen vertiefenden Beiträge nach einer kurzen Einführung der Herausgeber in sechs Abteilungen. Sie betreffen die Erklärung der Entscheidung, die geschichtlichen Vorläufer, die zeitgenössischen Herausforderungen, die Grenzen des Erkenntnisses, die Wirkungen außerhalb der Vereinigen Staaten von Amerika und die Folgen jenseits der traditionellen Eheschließung in Richtung auf homosexuelle oder gleichgeschlechtliche Verbindungen, so dass Tucker B. Culbertson sich am Schluss des mit einem ansprechenden Nachwort und einem Index abgerundeten schmalen Bandes überhaupt mit The End of Marriage als Folge von Loving befassen kann. Wie sich die alle weitläufig verwandten Menschen freilich weiter entwickeln werden, kann auch diese eindrucksvolle geschichtliche Erfahrung nicht sicher vorhersehen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler