Legalism. Anthropology and History, hg. v. Dresch, Paul/Skoda, Hannah. Oxford University Press, Oxford 2012. XII, 353 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Legalismus ist die strenge Einhaltung der Gesetze, insbesondere das Festhalten an gesetzlichen Formen politischer Auseinandersetzung. Er wird hauptsächlich mit der chinesischen Philosophie aus der Zeit zwischen etwa 480 und 221 v. Chr. verbunden. Er beruht im Kern auf dem Werk Han Feizi, nach dem Belohnung und Bestrafung die Schlüssel zur Wahrung der Macht sind, weil der Mensch nicht durch Erziehung, sondern nur durch Androhung schwerer Strafe gebessert werden kann.

 

Mit der geschichtlichen und anthropologischen Ausprägung dieser Überlegung befasste sich, unterstützt vom St John’s College in Oxford, über mehrere Jahre eine Arbeitsgruppe von Anthropologen und Mediävisten (Paul Dresch, Patrick Lantschner, Fernanda Pirie, Judith Scheele, Hannah Skoda und Malcolm Vale), denen sich ein einzelner Althistoriker zugesellte. In einem wöchentlichen Seminar spürten sie in allmählicher Erweiterung ihrem sie zunehmend faszinierenden Gegenstand nach. Das Ergebnis ihrer vielfältigen Überlegungen stellt der vorliegende Sammelband der Allgemeinheit zur Verfügung.

 

Nach einer anthropologischen Einführung Paul Dreschs und einer Perspektive der Historikerin Hannah Skoda bietet er insgesamt neun durch einen Index von Aethelberht bis Zaydi imamate aufgeschlossene Beiträge. Sie betreffen etwa die Rechtsvorstellungen in der hellenistischen und römischen Praxis, die Pflichten und Rechte im mittelalterlichen Indien, die Entwicklung des Heiligtums im mittelalterlichen England, das außerstaatliche Recht mit dem Ziel ewigen Friedens, das mittelalterliche englische Common Law, rechtmäßige Maßnahmen in Algerien, einen Law-Report aus Burma im 16. Jahrhundert, Montesquieu sowie das Recht im spätmittelalterlichen Frankreich. Wer immer an der auch in der christlichen Literatur verbreiteten Betonung der Disziplin im menschlichen Leben besonders interessiert ist, wird in den vielfältigen Ausführungen weiterführende Bereicherungen hinsichtlich der Natur des Menschen in seiner jüngeren geschichtlichen Entwicklung finden können.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler