Lahann, Birgit, Am Todespunkt. 18 berühmte Dichter und Maler, die sich das Leben nahmen. Dietz, Bonn 2014. 248 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Leben kann der Mensch sich selbst nicht geben, aber doch nehmen, selbst wenn dies nicht immer ganz leicht zu sein scheint, zumindest auf dem Weg dahin. Von daher sind Tod und Selbsttötung von Anfang an mit dem Menschen verbunden, der ihnen einigermaßen hilflos gegenübersteht. Alle Menschen sind sterblich, wobei sich in der Gegenwart mit (mindestens) etwa einer Million Menschen jährlich eine durchaus beachtliche Zahl für die Selbsttötung entscheidet.

 

Die sich diesem Problemkreis an Hand ausgewählter Beispiele nähernde Verfasserin wurde in Hamburg 1940 geboren. Nach dem Studium von Germanistik und Theaterwissenschaften  wirkte sie als Regieassistentin in Bremen, ehe sie in den Journalismus wechselte. Seit 1982 widmete sie sich etwa 150 Jahren Zeitgeschichte in Aufsätzen prominenter Deutscher, Besuchen bei Künstlern, Stars und Literaten, der Hochzeit von Marie Antoinette bis Henry Miller, den zwei Leben des Ibrahim Böhme, Brecht, Goethe, Hesse, Schiller, Goethe oder Sigmund Freud.

 

Der vorliegende Band der freundlich lachend aus ihm auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse lesenden Verfasserin behandelt in chronologischer Abfolge den Tod Karoline von Günderodes (1806), Vincent van Goghs, Richard Gerstls, fünfer Mitglieder der Familie Mann, Lena Christs, Sergej Jessenins, Paul Cassirers, Kurt Tucholskys, Ernst Ludwig Kirchners, Ernst Tollers, Virginia Woolfs, Pierre Drieu La Rochelles, Ernest Hemingways, Silvia Plaths, Marie-Georges Simenons, Primo Levis und Brigitte Schwaigers (2010). Die dabei ermittelten Kernsätze reichen von „Ich sende dir ein Schnupftuch mit Blutstropfen meiner linken Brust“ über „Ich war immer allein, je mehr ich unter Menschen kam“ bis zu „Ich bin ja eine Halbtote“. Angst und Verzweiflung, Liebe und Sehnsucht scheinen die wichtigsten Motive für den auf dem Außentitel anschaulich aus dem Hochhaus Springenden der Gegenwart zu sein, über den die Verfasserin eindringlich und detailliert in ihren Beispielen berichtet – wohl dem, der von diesen Lebensnöten verschont bleibt.

 

Innsbruck                                                                                          Gerhard Köbler