König, Wolfgang,
Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne, 2.
Aufl., Steiner, Stuttgart 2013. 259 S., 17 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am Ende des 18. Jahrhunderts haben revolutionäre Kräfte
in Frankreich den Grundsatz der allgemeinen Gleichheit aller Menschen
durchgesetzt. Gleichwohl hat der wirtschaftliche Erfolg der Arbeitsteilung die
Gesellschaft möglicherweise stärker differenziert, als dies jemals zuvor der
Fall gewesen war. Der Konsum als Lebensform hat die Menschheit zu einer großen
Masse von Konsumenten werden lassen, denen eine kleine Gruppe von Produzenten
gegenübersteht, die von ihren Kunden gut leben kann.
Mit den damit zusammenhängenden Fragen befasst sich
umsichtig und verständlich das vorliegende Werk des in Pirmasens 1949
geborenen, nach dem Studium von Geschichte, Geographie, Soziologie und
Politikwissenschaft 1976 in Saarbrücken über die Universitätsreform in Bayern 1848/1849
promovierten und 1985 als Professor für Technikgeschichte an die Technische
Universität Berlin berufenen Verfassers. Bereits im Jahre 2000 legte er eine
umfangreiche Geschichte der Konsumgesellschaft vor. Auf dieser Grundlage konnte
er nach zusätzlichen Studien über Volksprodukte im Dritten Reich und Kaiser
Wilhelm II. und seine Beziehung zur technisch-industriellen Welt im Jahre 2008
eine kleine Geschichte der Konsumgesellschaft veröffentlichen. Ihr Erfolg zeigt
sich nicht zuletzt daran, dass nach wenigen Jahren eine Neuauflage erforderlich
wurde, welche die Grundkonzeption aber beibehalten konnte.
Gegliedert ist das Werk in insgesamt sechs Abschnitte.
Sie betreffen einführend die Beschreibung von Konsum und Konsumgesellschaft,
die Voraussetzungen der Konsumgesellschaft (Zeit, Geld, Rationalisierung,
Massenproduktion, Handel und Vertrieb, die Konsumfelder (Ernährung, Bekleidung
und Mode, Wohnen, Gesundheit, Sexualität, Mobilität und Tourismus sowie
Unterhaltung und Vergnügen), Konsumverstärker (Werbung, Verpackung, Imitate,
Mode), Individualisierung und Globalisierung sowie Gefahren und Grenzen der
Konsumgesellschaft. Am Ende zeigt der Verfasser ansprechend die Gründe auf,
warum die Konsumgesellschaft, so erfolgreich sie auch von den Vereinigten Staaten
von Amerika aus über die gesamte zivilisierte Welt verbreitet wurde, als
globale Lebensform schwerlich eine Zukunft haben kann, wenngleich noch nicht zu
erkennen ist, was hinter den inzwischen erreichten Grenzen liegen wird.
Insbruck Gerhard Köbler