Holste, Karsten, In der Arena der preußischen Verfassungsdebatte. Adlige Gutsbesitzer der Mark und Provinz Brandenburg 1806-1847 (= Elitenwandel in der Moderne 14). Akademie Verlag, Berlin 2013. 326 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit der französischen Revolution des Jahres 1789 änderte sich die politische Welt. Die Monarchie wurde entweder gänzlich beseitigt oder doch durch eine Verfassung grundsätzlich begrenzt, so dass das Volk an der Macht teilhaben konnte, und allgemeine Freiheit und Gleichheit verdrängten die vorangehende Unfreiheit und Ungleichheit vieler Menschen. Auch dort, wo dies nicht in einem einzelnen revolutionären Akt geschah, traten auf die Länge doch ähnliche Entwicklungen ein, so dass es sehr zu begrüßen ist, wenn sie im Detail in Einzelbereichen verfolgt werden, wie dies der Verfasser im vorliegenden Werk für die Mark und die Provinz Brandenburg Preußens im Hinblick auf die Gutsbesitzer oder eher Gutseigentümer unternimmt.

 

Seine von Michael G. Müller betreute und im Sommersemester 2010 an der philosophischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg angenommene, für den Druck leicht überarbeitete Dissertation erweckte unmittelbar nach ihrem Erscheinen das Interesse des sachkundigsten rechtshistorischen Rezensenten. Leider konnte der Verlag kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen. Deswegen müssen einige allgemeinere Bemerkungen des Herausgebers auf die interessante Studie hinweisen.

 

Gegliedert ist sie nach einer Einleitung über das Thema, den Forschungsstand, den Aufbau und die vor allem im Geheimen Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz in Berlin und im brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam in erster Linie in der Form von Nachlässen (z. B. Gustav von Rochow) vorhandenen Quellen  in drei Kapitel gegliedert. Zuerst betreten die Akteure die Debatte (gut 100 Rittergutsbesitzer in 7 ausgewählten Kreisen der Mark Brandenburg), wobei der Verfasser den Stand vor 1806 schildert und die Verfassungsdebatte bis 1816 betrachtet, woraufhin die politische Bedeutung bis 1821 ausgehandelt und schließlich ein Elitenkompromiss in der Form neuer Provinzialstände gefunden wird. Im Ergebnis erkennt der Verfasser statt einer bloßen Verteidigung partizipationsfeindlicher vormoderner Ordnung einen allmählichen Positionswandel des Adels, den er ansprechend vor allem als erfolgreiche Anpassung an die nicht zu verhindernden Veränderungen einordnet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler.