Hagan, John, Who are
the Criminals? The Politics of Crime Policy from the Age of Roosevelt to the
Age of Reagan, 2. Aufl. Princeton University Press, Princeton 2012. X, 325 S.
Besprochen von Gerhard Köbler.
Das
Strafrecht ist eine Errungenschaft des modernen Staates. Er kann die Wegnahme
fremder beweglicher Sachen als Diebstahl mit Strafe bedrohen oder, wenn er Marx
folgen würde, das private Eigentum als Diebstahl einordnen. Ihm ist also eine
weite Bandbreite von Strafrechtspolitik möglich, mit der sich grundsätzlich das
vorliegende, 2010 in erster Auflage erschienene Werk befasst.
Sein 1946
geborener Verfasser mit den Staatsbürgerschaften Kanadas und der Vereinigten
Staaten von Amerika erwarb nach dem Studium der Soziologie 1968 den Bachelor of
Arts an der University of Illinois und den Master of Arts 1971 an der
University of Alberta, wo er 1974 auch eine Dissertation vorlegte. Nach
Lehrtätigkeiten an einigen anderen nordamerikanischen Universitäten wurde er
1999 Professor für Soziologie und Recht an der Northwestern University in
Evanston in Illinois. Er ist durch eine Reihe von Schriften allgemeiner bekannt
geworden.
Das
anzuzeigende Werk gliedert die Geschichte der Strafrechtspolitk der Vereinigten
Staaten in zwei Abschnitte, in denen einerseits Franklin Roosevelt für eine
Zeit der Resozialisierung und Ronald Reagan andererseits für eine Zeit der
Repression steht und zum einen Gewaltkriminalität zu sehr und
Wirtschaftskriminalität zu wenig beachtet wurde. Am Beginn findet sich nach der
neunteiligen Gliederung ein Prolog über die Washington Crime Stories, während
am Ende die Frage nach der Rolle Präsident Obamas primär im Jahre 2010 gestellt
wird. Insgesamt verfolgt der Autor selbst in seiner umsichtigen und spannenden,
durch Graphiken veranschaulichten und durch einen Index von Abacus bis Wright
vorteilhaft abgerundeten Studie das erstrebenswerte Ziel einer verbesserten
Strafrechtspolitik, die größere Wirkung für die gesamte Gesellschaft zeitigt
und gleichzeitig geringere Kosten für die Allgemeinheit verursacht, wie dies am
ehesten durch eine Besserung der sozialen Umwelt des Einzelnen erreicht werden
kann.
Innsbruck Gerhard
Köbler