Fetting,
Martina, Zum Selbstverständnis der letzten deutschen
Monarchen. Normverletzungen und Legitimationsstrategien der Bundesfürsten
zwischen Gottesgnadentum und Medienrevolution (= Mainzer Studien zur neueren
Geschichte 30). Lang, Frankfurt am Main 2013. 414 S. Besprochen von Christoph
Schmetterer.
Skandale
in Adels- und Herrscherhäusern waren um 1900 ebenso wie heute beliebte Themen,
die in erster Linie von der Skandal- und Boulevardpresse behandelt wurden und
werden. Auch populäre Sachbücher über „schwarze Schafe“ in oder „Aussteiger“ aus
früheren Herrscherhäusern werden regelmäßig veröffentlicht und offenbar auch
gekauft. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Themen ist
wesentlich seltener. Martina Fetting behandelt nun in ihrer Dissertation vier
Skandale in deutschen Herrscherhäusern im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert
in einer betont wissenschaftlichen Weise.
Im
Einzelnen beschäftigt sie sich mit der morganatischen Eheschließung Georgs II.
von Sachsen-Meiningen 1873, der Scheidung Ernst Ludwigs von Hessen-Darmstadt
1901, der Flucht der sächsischen Kronprinzessin Luise 1902 und schließlich mit
den Ehestreitigkeiten Friedrich Augusts von Oldenburg.
Fetting
gibt zunächst einen allgemeinen Überblick über die Rahmenbedingungen, in denen
die deutschen Bundesfürsten des zweiten Kaiserreiches lebten und handelten und
widmet sich dann im Detail den vier Einzelfällen. In jedem dieser vier Fälle
beschreibt sie eher kurz die Ereignisse, um sich dann eingehend mit den
Reaktionen darauf zu beschäftigen und die Ereignisse somit in einen Kontext zu
setzen. Im abschließenden Kapitel über die Ergebnisse ihrer Arbeit geht die
Autorin insbesondere auf das Verhältnis der betroffenen Bundesfürsten zum
jeweiligen Kaiser ein.
Fetting
hat ein kenntnisreiches Buch über ein interessantes Thema geschrieben. Trotz
des Themas ist es aber keineswegs flüssig zu lesen, sondern richtiggehend
sperrig geschrieben und aufgeladen mit Fremdwörtern und umständlichen
Formulierungen, die meiner Meinung nach in dieser Menge nicht notwendig gewesen
wären. Vielleicht hängt diese eher anstrengende Sprache aber auch direkt mit
dem hier behandelten Thema zusammen. Vielleicht schien es der Autorin – bewusst
oder unbewusst – gerade hier nötig, durch eine schwerfällige Sprache die
Wissenschaftlichkeit ihres Buchs zu unterstreichen, damit klar ist, dass es
sich nicht um eine Form von besserem Boulevard-Journalismus handelt. Das ändert
aber nichts daran, dass eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung
gerade mit solchen Themen sehr begrüßenswert ist.
Abschließend
sei angemerkt, dass das gedruckte Buch ohne Silbentrennung, aber im Block
gesetzt ist. Das führt teilweise zu sehr großen Wortabständen, die den
Lesefluss erheblich stören. Das ist freilich ein Versäumnis des Verlags.
Wien Christoph
Schmetterer