Die Universität Jena in der Weimarer Republik 1918-1933. Eine Quellenedition, bearb. v. Bräuer, Tom/Faludi, Christian (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena 10). Steiner, Stuttgart 2013. 432 S. Abb., 17 Taf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem kurzen Vorwort der beiden von vielen Seiten unterstützen Herausgeber wird mit der vorliegenden Edition die Reihe Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena binnen 15 Jahren zum zehnten Male fortgesetzt. Erfasst sind ausschließlich Dokumente der Jahre zwischen 1918 und 1933, die überwiegend bisher noch nicht gedruckt wurden. Dadurch erweitert der Band das der Allgemeinheit leicht verfügbare Material deutlich.

 

Vorgelegt werden auf rund 400 Seiten insgesamt 253 Dokumente. Dementsprechend stehen durchschnittlich etwa 1,5 Seiten für den Einzeltext zur Verfügung. Gegliedert sind sie in die sechs Abschnitte die Nachkriegsphase mit Umbruch, Aufbruch und Ringen um Normalität, gegenläufige Strömungen (Extremisten, Antisemiten und Demokraten), die Ära Greil, Prestigeprojekte um die bauliche Erweiterung der Landesuniversität, Alltag, Krisen und politische Betätigung der Studierenden und schließlich die Ära Frick/Wächtler.

 

Insgesamt gelangen die Herausgeber zu der Einsicht, dass in Jena früher als in den meisten anderen Hochschulen des Landes ein Prozess einsetzte, der von immer mehr Protagonisten als „Zeitenwende“ angesehen wurde. Markantestes Beispiel für die Annäherung der Universitätseliten an das Gedankengut der Nationalsozialisten ist dabei der Rechtswissenschaftler Justus Wilhelm Hedemann, der bereits in seiner Rede auf der Reichsgründungsfeier 1931 aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ zitierte und anschließend den Schulterschluss mit Wilhelm Frick suchte. Besondere Aufmerksamkeit widmet der durch verschiedene Abbildungen (von Hedemann über Wilhelm Frick bis zu unserem Führer) und ein Personenverzeichnis von Friedrich Abbe über Max Greil, Gottlob Linck und Ludwig Plate bis Friedrich Zucker bereicherte Band darüber hinaus auch den verschiedenen zumindest lokal Aufsehen erregenden Fällen der seinerzeitigen Geschichte der Universität auf dem Weg von einem Artikel des Jenaer Volksblatts vom 8. 12. 1918 bis zu einem Aufruf des Studenten Rudolf Ortlepp zur Zeitenwende 1933.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler