Die
Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848-1867, Abteilung III Das
Ministerium Buol-Schauenstein, Band 6 3. März 1857-29. April 1858, bearb. und
eingeleitet v. Malfèr, Stefan. Verlag der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, Wien 2014. LXV, 426 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Ministerratsprotokolle für das Ministerium Buol-Schauenstein des in Wien 1797 als Sohn eines als erster Präsident des Bundestags des Deutschen Bundes amtierenden Diplomaten geborenen, nach diplomatischen Tätigkeiten in Karlsruhe, Darmstadt, Stuttgart, Sankt Petersburg und London 1852 zum Minister Österreichs berufenen, insgesamt aber wenig glücklichen Karl Ferdinand von Buol-Schauenstein werden seit 1975 veröffentlicht. Band 1 betraf die Zeit vom 14. April 1852 bis zum 13. März 1853, der 1979 erschienene Band 2 die Zeit vom 15. März 1853 bis zum 9. Oktober 1853, der 1984 vorgelegte Band 3 die Zeit vom 11. Oktober 1853 bis zum 19. Dezember 1854, der 1987 edierte Band 4 die Zeit vom 23. Dezember 1854 bis zum 12. April 1856 und der 1993 publizierte Band 5 die Zeit vom 26. April 1856 bis zum 5. Februar 1857. Danach entstand eine längere Unterbrechung.
Ursache hierfür war, dass Waltraud Heindl, die verdienstvolle Bearbeiterin der genannten Bände die Direktion des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts übernahm und nach Wahrnehmung dieser wichtigen Aufgabe in den Ruhestand trat. Dem Bearbeiter des nach einer langen Unterbrechung nunmehr vorgelegten sechsten Bandes fiel nach der Fertigstellung der fünften, Erzherzog Rainer und Mensdorff betreffenden Abteilung zunächst die Bearbeitung der drei Bände der vierten Abteilung (Rechberg) zu. Nach deren Fertigstellung konnte er mit seiner gesammelten langjährigen Erfahrung die dritte Abteilung fortführen und das Ergebnis als vorletzten Band der dritten Abteilung und zugleich der ersten Serie insgesamt der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Nach einer umsichtigen Einleitung über die seinerzeitige Reise des Kaiserpaars nach Ungarn, die Regelung der kirchlichen Verhältnisse der Evangelischen in Ungarn, das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche, Reformen, Eisenbahnen und Weltwirtschaftskrise, die Armee und die Gendarmerie sowie den Anfang der Stadterweiterung Wiens beginnt der Abdruck der Dokumente mit der Nurmmer 385 über die Ministerkonferenz vom 3. März 1857. Er endet mit der Nummer 449 vom 29. April 1858. Register schließen den die unveränderten Schwächen des nur kurzfristig propagandistisch erfolgreichen Neoabsolutismus aufzeigenden Inhalt des Bandes hilfreich auf, so dass mit dem erhofften baldigen Abschluss der Serie ein weiteres wichtiges Quellenwerk Österreichs in zeitgemäßer wissenschaftlicher Bearbeitung vollständig vorliegen wird, für das allen Bearbeitern sehr zu danken ist.
Innsbruck Gerhard Köbler