Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Band 4 Prozessrecht, hg. v. Mausen, Yves/Condorelli, Orazio/Roumy, Franck u. a. Böhlau, Köln 2014. XVIII, 361 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Kanonistik als die Wissenschaft des kanonischen Rechtes oder kirchlichen Rechtes ist im Hochmittelalter im Anschluss an das Dekret Gratians von Bologna aus entstanden. Bis fast zur Gegenwart bildete sie eine zweite, vielfach als gleich bedeutsam angesehene Säule der Rechtswissenschaft. Aus diesem Grunde war der Erwerb des Grades eines Doktors beider Rechte lange Zeit besonders begehrt.

 

Dass die Kanonistik die europäische Rechtskultur in vielfältiger Hinsicht beeinflusst hat, steht außer Frage. Gerade wegen des Umfangs dieses Einflusses lässt sich dieser aber von einem Einzelnen angesichts der unüberschaubaren Literatur nicht wirklich bewältigen. Deswegen ist das Unternehmen, die Problematik auf die Hauptgebiete der Rechtswissenschaft und innerhalb dieser auf die Schultern vieler vorzüglicher Sachkenner zu verteilen, sowohl sehr naheliegend wie auch  besonders erfolgversprechend.

 

Das Erscheinen des ursprünglich nicht geplanten, im Laufe der Bearbeitung aber doch als notwendig empfundenen vierten Bandes hat unmittelbar das Interesse mehrerer sachkundiger Rezensenten hervorgerufen, denen auch Rezensionsexemplare vermittelt werden konnten. Wann ihre Ergebnisse ihrer sorgfältigen Betrachtung vorliegen werden, lässt sich angesichts der Fülle der neuen Erkenntnisse nicht sicher abschätzen. Deswegen soll an dieser Stelle nur ganz vorläufig auf die 15 Referate dieses von Isidor von Sevilla bis zur administrativen Justiz des spätmittelalterlichen England reichenden, durch drei Indizes benutzerfreundlich aufgeschlossenen bedeutsamen Sammelbandes der im Eingang in beeindruckender Umgebung abgelichteten Gelehrten hingewiesen werden.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler