Dehaene, Stanislas, Denken – Wie das Gehirn Bewusstsein schafft, aus dem Amerikanischen v. Reuter, Helmut. Knaus Verlag, München 2014. 476 S. Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Bewusstsein eines Menschen lässt sich verstehen als bewusste Zugänglichkeit von Wahrnehmungen und Überlegungen dieses Menschen, von denen er anderen berichten kann. Trotz allen bisher gewonnenen Wissens und aller wissenschaftlichen Fortschritte ist auch der Gegenwart noch ungewiss, wie Bewusstsein entsteht und wie es sich größenmäßig zum Unbewussten verhält. Deswegen müssen jedem Interessierten neue Einsichten hierüber willkommen sein.

 

In dem vorliegenden Werk beschäftigt sich der in Roubaix 1965 geborene, für experimentelle kognitive Psychologie am Collège de France tätige Verfasser mit diesen Fragen und stellt fest, dass unterhalb des kleinen Bewusstseins viele besondere parallel tätige neuronale Module beständig zusammenwirken und suchen, vergleichen und bilden. Anscheinend wird bei Notwendigkeiten längeren Wahrens von Teilergebnissen Bewusstsein erforderlich. Daraus schließt der Verfasser, dass bewusste Verarbeitung nur erfolgt, wenn bei einer Reizverarbeitung ausgedehnte Netzwerke gemeinsam tätig werden.

 

Ob demgemäß auch Tiere ein Bewusstsein haben, ist ungeklärt. Vielleicht setzt Bewusstsein die grundsätzliche Möglichkeit sprachlicher Fassung voraus. Notwendig ist in jedem Fall Aufmerksamkeit, selbst wenn Bewusstsein nur eine bescheidene Oberfläche eines größeren, aber bislang  unzugänglichen Unbewusstseins unter Unterbewusstseins bildet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler