Chlodwigs Welt. Organisation und Herrschaft um 500, hg. Meier, Mischa/Patzold, Steffen (= Roma Aeterna 3). Steiner, Stuttgart 2014. 624 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf Chlodwigs Welt um 500 geht in irgendeiner Art und Weise die Nähe europäischer Staaten der Gegenwart über die bloße Geographie hinaus insofern zurück, als dieser merowingische Herrscher die wichtigste Grundlage der Herrschaft der Franken über Gallien und einige germanisch-frühmittelalterliche Völker nach dem Ende des Kaisertums in Westrom schuf. Dementsprechend fand das vorliegende Sammelwerk unmittelbar bei seinem Erscheinen das Interesse mehrerer sachkundiger Rezensenten. Vorweg kann es aber auch durch einige allgemeine Bemerkungen des Herausgebers vorgestellt werden.

 

Veranschaulicht wird es durch eine Abbildung der Bronzestatue der kapitolinischen Wölfin aus den kapitolinischen Museen in Rom auf dem Umschlag, auf der wohl nur der Sachkenner Chlodwig unmittelbar zu entdecken vermag. Gleichwohl bot sein 1500. Todestag im September (2011) eine eher äußerliche, aber doch sehr willkommene Gelegenheit, um Wissenschaftler aus der alten und mittelalterlichen Geschichte, der Byzantinistik, Archäologie und Kirchengeschichte zusammenzuführen. Unter dem Oberthema Organisation von Herrschaft um 500 sollten in der ehemaligen Benediktinerabtei Weingarten Fragen erörtert werden, die all jene umtreiben, die sich mit der Übergangsphase von der Spätantike zum Frühmittelalter beschäftigen.

 

Drei Jahre später kann das um einige nachträglich eingeworbene Beiträge vermehrte Band der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Nach einer von der Gegenwart und zugleich vom Jahre 508 ausgehenden Einleitung der beiden Herausgeber befasst er sich in fünf Abteilungen mit dem Fall Chlodwig als Ausdruck der Janusköpfigkeit des Übergangs, mit den Ansprüchen und Ausgestaltungsmöglichkeiten universaler Herrschaft, mit neuen Herrrschaftsräumen jenseits des Kaisers  im Osten wie Westen und neuen Herrschaftsformen sowie schließlich mit den civitates als lokalen Einheiten. Die insgesamt 20 vielfältigen Beiträge, unter denen von Karl Ubl auch die Tradition zur Charakterisierung der Lex Salica angesprochen wird, werden durch ein Ortsregister von Abdera bis Zypern und ein Personenregister von Abgar V. Ukkama bis Zosimos aufgeschlossen, so dass sie zusammen mit der geheimnisvollen Wölfin in Rom vielfältige Einsichten in Chlodwigs Welt versprechen, auf die möglichst bald Sachkenner inhaltlich näher eingehen können werden.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler