Campbell, James, Crime and Punishment in African American History. Palgrave MacMillan, New York 2013. XI, 263 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Aktueller Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Tötung des siebzehnjährigen farbigen Amerikaners Trayvon Martin in Sandford in Florida im Februar 2012 durch den achtundzwanzigjährigen, demokratisch wählenden weißen Nachbarschaftswächter George Zimmerman (spanischer Herkunft) unter späterer Geltendmachung rechtfertigender Notwehr (stand your ground). Von der Polizei in kurzer Zeit bestätigt hätte das Geschehen leicht in Vergessenheit geraten können. Der Familie des Opfers gelang es allerdings rasch, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Vorfall zu lenken, wenngleich dessenungeachtet am 13. Juli 2013 nach einer Anklage wegen Mordes keine wesentlich abweichende Beurteilung durch die zuständige Jury erfolgte.

 

Immerhin wurde dadurch das Interesse des als Dozent an der Universität Leicester in Großbritannien wirkenden Verfassers an dem zu Grunde liegenden Problem aktualisiert. Er hatte bereits im Jahre 2004 an der Universität Nottingham eine Dissertation über Sklaverei, Verbrechen und Strafe in Virginia im 19. Jahrhundert vorgelegt. Seine dortigen Erkenntnisse vertieft er nun in einem allgemeineren Rahmen.

 

Gegliedert ist die interessante, mit Abbildungen veranschaulichte und auf zahlreiche Einzelfälle eingehende Studie in drei Abschnitte und insgesamt acht Kapitel. Sie betreffen den Weg von der nordamerikanischen Sklaverei, der im Jahre 1790 knapp 700000 und 1861 fast vier Millionen Afroamerikaner unterlagen, zur Freiheit als Folge von Aufklärung und Sezessionskrieg, die nach der tanzenden, singenden, mit sich und der Welt zufriedenen, aber unintelligenten schwarzen Jim Crow-Figur benannten Rassentrennung durch Gesetze zwischen 1876 und 1964 und den schließlichen Kampf um bürgerliche Rechte und Gleichheit. Im Ergebnis sind in der Gegenwart die schwarzen Amerikaner den weißen Amerikanern, die sie zwecks wirtschaftlicher Nutzung in Afrika rechtswidrig fingen und verschleppten, zwar formal völlig gleichgestellt, doch stehen in der Wirklichkeit auch heute noch viele Trayvon Martins zahlreichen George Zimmermans gegenüber, ohne dass dies öffentlich allgemein eingestanden und geändert wird.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler