Berg, Dieter, Heinrich VIII. von England - Leben - Herrschaft - Wirkung (= Urban Taschenbuch 736). Kohlhammer, Stuttgart 2013. 317 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Greenwich am 28. Juni 1491 geborene und in Whitehall-Palace in London am 28. Januar 1547 mit 55 Jahren gestorbene Heinrich (VIII. Tudor) wurde als Sohn Heinrichs VII. und Elisabeths von York nach dem Tode seines älteren Bruders Arthur 1502 Thronerbe und 1509 mit 17 Jahren König von England. Allgemeiner bekannt ist er vor allem durch seine sechs Ehen, von denen die Ehe mit Katharina von Aragón und Anna von Kleve durch Scheidung und die Ehe mit Anne Boleyn und Catherine Howard durch Hinrichtung endeten. Während seiner mehr als 37jährigen Herrschaft gewann England in Europa erheblich an Bedeutung.

 

Der 1944 geborene Verfasser des vorliegenden Taschenbuchs wurde nach dem Studium in Köln, Göttingen und Bochum und dem 1969 abgelegten ersten Staatsexamen für das höhere Lehramt wissenschaftliche Hilfskraft in Bochum und nach der Promotion über Armut und Wissenschaft (Beiträge zur Geschichte des Studienwesens der Bettelorden im 13. Jahrhundert, 1973) 1979 auswärtiger Mitarbeiter am judaistischen Forschungsinstitut Institutum Judaicum Delitzschianum in Münster. Bis zu seiner Entpflichtung lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Universität Hannover. In diesem Rahmen legte er etwa 2003 ein Taschenbuch über die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters vor.

 

Sein neues Werk gliedert sich nach einer kurzen Einleitung und einer biographischen Skizze in vier Teile. In ihnen untersucht der Verfasser in drei Abschnitten die Entwicklung der Tudor-Herrschaft im europäischen Machtgefüge, in weiteren drei Abschnitten die strukturelle und systematische Perspektive (Krone und Nobilität, Krone und innenpolitische Entwicklung und Krone und Kultur) sowie danach die Weiterentwicklung der Herrschaft der Tudor nach dem Tode Heinrichs VIII. Im Ergebnis sieht er als einzige Konstante einen beständigen Wandel auf der Grundlage eines möglichen dauerhaften Minderwertigkeitskomplexes, mit dessen Hilfe Heinrich VIII. als einer der eindrucksvollsten und wirkungsmächtigsten, aber auch bizarrsten englischen Monarchen wichtige Grundlagen für die der Trennung der englischen Kirche von Rom folgenden Entwicklung Englands zu einer führenden Macht in Europa und der gesamten Welt legte.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler