Ars Persuasionis - Entre doute et certitude, hg. v. Durand, Bernard (= Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History 30). Duncker & Humblot, Berlin 2012. 199 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Allgemein hat der Mensch zur Verwirklichung seines Willens gegenüber oder in anderen Menschen verschiedene Möglichkeiten, die von der körperlichen Gewalt bis zur unsichtbaren Überzeugung reichen. Dabei kann Überzeugung auch durch Überredung erreicht werden, indem ursprüngliche Ablehnung mit Hilfe von Worten in schließliche Zustimmung verwandelt wird. In jedem Fall muss der anfängliche Wille eines anderen durch Zureden verändert werden.

 

Mit diesem psychosozialen Gegenstand befasst sich der schmale, von Bernard Durand edierte internationale Sammelband, der außer einer Einleitung zehn Beiträge enthält. Sein in Sète 1940 geborener Herausgeber wurde nach der Ausbildung in Montpellier 1968 mit einer Untersuchung über Les commandants en chef de provinces promoviert und über Perpignan und Dakar 1986 nach Montpellier zurückberufen, wo er bis 2007 wirkte. Er ist durch eine Reihe von Untersuchungen zur Strafrechtsgeschichte und zur Kolonialrechtsgeschichte hervorgetreten.

 

Eröffnet werden die vielfältigen Einzelstudien mit einer Arbeit Diego Quagliones über den Zeugenbeweis bei den Juristen des 13. und 14. Jahrhunderts. Danach werden etwa Giambattista De Luca, katalanische Pakte, die Grenzen der Überredung in Zivilsachen im alten Frankreich, die Überredung in der Politik und in den Kolonien, die Bedeutung der Urkunden im Rahmen des Überzeugens durch Schrift, nachlässige Sachverständige und wissenschaftliche Fehler sowie die ungewisse, aber nach Gewissheit verlangende Wahrheit im Strafprozess behandelt.  Abgeschlossen wird der fast durchweg französische Band durch eine Liste der aus Lille, Montpellier, Sherbrooke, Poitiers, Neapel, Trient und Bonn kommenden Autoren, während auf den inhaltlichen Aufschluss leider verzichtet wurde.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler