Akademie und Universität Altdorf. Studien zur Hochschulgeschichte Nürnbergs, hg. v. Brennecke, Hanns Christof/Niefänger, Dirk/Schnabel, Werner Wilhelm (= Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 69). Böhlau, Köln 2011. VI, 464 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wie alles andere im Universum, so entstehen und vergehen auch Akademien und Universitäten im Verlaufe der Zeit. 1578 als Akademie der Reichsstadt Nürnberg gegründet, wurde Altdorf von Kaiser Ferdinand II. am 3. Oktober 1622 zur Universität erhoben, wofür Nürnberg aus dem politischen Bündnis der Protestanten austrat und dem Kaiser 25000 Gulden an Gebühren und anderen Geldern zahlte. Nach dem Übergang Nürnbergs an Bayern am Ende des Heiligen Römischen Reiches wurde die zuletzt nur noch von wenigen Studierenden aufgesuchte Einrichtung am 24. September 1809 geschlossen.

 

Den 200. Jahrestag dieses Ereignisses nahm die Universität Erlangen-Nürnberg zum Anlass einer in den noch bestehenden Räumen der Altdorfer Universität und der Erlanger Villa an der Schwabach abgehaltenen Tagung, auf der die Rolle Altdorfs in der Wissenschaftsgeschichte ermittelt und erörtert werden sollte. Im Mittelpunkt sollte dabei das Verhältnis von Regionalität und Überregionalität (Globalität!), von Institutionalität und Entwicklung sowie von Tradition und Innovation stehen. Der vorliegende Sammelband stellt nach einer Einführung der in Erlangen in Kirchengeschichte und Literaturwissenschaft tätigen Herausgeber im Kern die Vorträge dieser Tagung der Allgemeinheit in kompakter Form von insgesamt 19 einzelnen Studien zur Verfügung.

 

Sie beginnen mit einer detaillierten Betrachtung des Verhältnisses des Rates Nürnbergs zu seiner zeitweise als ziemlich modern geltenden Universität und enden mit der Frage, ob die vormoderne und moderne Universität Berufsschule, Bildungsanstalt oder Hort der Wissenschaft ist und sein soll. Dazwischen werden etwa die europäische res publica litteraria, der böhmische Adel, die Studierenden aus Polen, die Prämienmedaillen, der Aristotelismus, die Heterodoxie, die Wertorientierung von Jursprudenz und Politikwissenschaft, die wissenschaftliche Chirurgie, die Aufklärung, literarische Gruppenbildungen, die Orientalistik, die Musik, das Verhältnis zur jüngeren und dauerhafteren, von Ansbach-Bayreuth auf den Weg gebrachten  Wettbewerberin Erlangen, die fränkische Hochschullandschaft am Ende des alten Reiches und als Nachfolgerin der Universität das königlich bayerische Schullehrerseminar Altdorf angesprochen. In diesem Rahmen werden zahlreiche neue Einsichten gefunden, die ein schätzungsweise 1500 Männer umfassender Index von Christoph Abraham bis zu Zwinger, Theodor personell aufschließt.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler