Winiger, Marc, Evolution und Repräsentation. I. P. V. Troxlers Rechtslehre im Kontext des deutschen Idealismus. Dike, Zürich/Sankt Gallen 2011. 514 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Beromünster am 17. August 1780 als Sohn eines Schneiders und Tuchhändlers geborene und in Aarau am 6. März 1866 auf seinem Landgut gestorbene Ignaz Paul Vitalis Troxler führte nach den Erkenntnissen des Verfassers in einer bewegten Zeit ein bewegtes Leben als Arzt, Politiker und Philosoph (sowie 1820 Professor am Lyceum in Luzern, 1830/1831 in Basel und von 1834 bis 1850 in Bern). Allerdings wird sein Erbe bisher noch nicht ausreichend behandelt. Insbesondere besteht hinsichtlich der komplexen Rechts- und Staatssystematik seines vielfältigen, auf den Seiten 480-482 teilweise verzeichneten Werkes eine Lücke, deren Schließung der in Sankt Gallen im Jahre  2005 zum Lizentiaten graduierte, und nach einer Zwischenzeit als Projektassistent bei Lukas Gschwend als wissenschaftlicher Assistent tätige Verfasser sich zur Aufgabe gemacht hat.

 

Die in diesem Zusammenhang von Lukas Gschwend angeregte und betreute gewichtige Dissertation gliedert sich insgesamt nach einer Einführung in sieben Abschnitte. Nacheinander behandelt der Verfasser Lebensstationen und Werkgeschichte, philosophischen Hintergrund, den Staat als Organismus, das Evolutions- und Repräsentationssystem, die wechselvolle Wirkungsgeschichte und Rezeption, die kritischen Perspektiven einerseits und die Aktualität und Kontinuität andererseits. Auf diese Weise gelangt er am Ende zu einer überzeugenden Einordnung und Würdigung.

 

Danach verarbeitete Troxler die Erkenntnisse des deutschen Idealismus in seinem umfangreichen Werk eigenständig und scharfsichtig. Sein Rechtsdenken ist maßgeblich von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) beeinflusst, auf dessen Gedanken er eine eigene Mischung aus liberalen Elementen und romantischem Ganzheitsdenken aufbaute, die ihn zu einem besonderen Verständnis des Normativen in dialektischen Spannungsfeldern führte. Als noch aktuell ordnet es der Verfasser (trotz wenig offenkundiger Aktualität) deswegen ein, weil es den Blick über die positive Rechtswirklichkeit hinaus zu wesentlichen Rechtsgrundsätzen und geschichtlichen Wurzeln lenkt.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler