Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus. Politische Kriminalität, Recht, Justiz und Polizei zwischen früher Neuzeit und 20. Jahrhundert, hg. v. Härter, Karl/Graaf, Beatrice de unter Mitarbeit v. Sälter, Gerhard/Wiebel, Eva (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main 268). Klostermann, Frankfurt am Main 2012. VI, 423 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte organisierte, von grundsätzlichen Überlegungen ausgehend, zusammen mit dem Centre for Terrorism and Counterterrorism, den Arbeitskreisen Historische Kriminalitätsforschung und Policey/Polizei im vormodernen Europa sowie dem Kolloquium zur Polizeigeschichte im Jahre 2008 zwei interdisziplinäre Tagungen in Stuttgart und Frankfurt am Main zu Polizei, politisches Verbrechen, Terrorismus und innere Sicherheit bzw. politische Kriminalität und politische Justiz vom späten Mittelalter  bis zum 20. Jahrhundert. Ziel war es dabei nach dem kurzen Vorwort des vorliegenden Bandes, mittels explorativer Fallstudien insbesondere die Reaktionen der Rechtssysteme - einschließlich der politischen Polizei und Justiz - näher zu beleuchten, dabei auch die sozialen/Rechtlichen Kosten  im Umgang mit politischer Kriminalität und Terrorismus in den Blick zu nehmen und damit den Institutsforschungsschwerpunkt Reaktionen der Rechtssysteme auf politische Verbrechen und Terrorismus weiter voranzubringen. Der die Bearbeiter nicht zusammenfassend vorstellende Sammelband veröffentlicht 15 hierfür vorgetragene Beiträge.

 

Sie beginnen mit einer Studie Angela Rustemeyers über Majestätsverbrechen und Policey im Russland des 18. Jahrhunderts. Danach untersucht Niels Grüne am Beispiel des frühneuzeitlichen Württemberg die politische Korruption zwischen Gesetzesverstoß und Denunziationsfigur. Sven Korzilius führt an Hand der bahianischen Verschwörung von 1798 nach Brasilien.

 

Während André Krischer Verräter, Verschwörer und Terroristen juristisch klassifiziert und gesellschaftlich visualisiert, zeigt Karl Härter Legal Responses to Violent Political Crimes in 19th Century Europe auf. Weitere Aufsätze erfassen die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Soviet Russia, Österreich zwischen 1933 und 1938, die Deutsche Demokratische Republik, die Bundesrepublik Deutschland und die Niederlande. Die vielfältigen Mosaiksteine einer breiten Thematik voll von Zielkonflikten und Ambivalenzenwerden leider nicht durch eigenes Register aufgeschlossen, wie auch sonst zweifelhaft bleibt, ob sie je zu einer Einheit zusammengeführt werden werden.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler