The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens, hg. v. Rodríguez Ruiz, Blanca/Rubio Marín, Ruth. Brill, Leiden 2012. XV, 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Natur hat die Menschen in Männer und Frauen eingeteilt und ihnen unterschiedliche Möglichkeiten mitgegeben, die sich freilich nur in wenigen Hinsichten klar und eindeutig bestimmen lassen. Im langzeitlichen Miteinander haben sich Männer vielfach als körperlich größer, schneller und stärker erwiesen und an vielen Stellen Frauen in weniger angesehene Lagen abgedrängt. Dementsprechend erscheinen in der älteren Quellen bei Auswahlentscheidungen vorwiegend Männer als aktive und passive Wähler, wenngleich die frühneuzeitliche Aufklärung an der Berechtigung dieser Aufgabenteilung mit guten Gründen zu zweifeln beginnt.

 

Diesem Fragenkreis ist der vorliegende Sammelband gewidmet. Er ist aus einer bei Gelegenheit der 75. Wiederkehr der Zulassung von Frauen zu Wahlen in Spanien im Jahre 1931 in Sevilla im Jahre 2006 abgehaltenen viertägigen Konferenz hervorgegangen. Die dort vertretenen 25 Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden entsprechend der tatsächlichen Entwicklung noch um Bulgarien und Rumänien ergänzt, so dass das Werk insgesamt 27 Landesbeiträge vorstellen kann.

 

Zu Beginn führen die beiden Herausgeberinnen sachkundig in die Gesamtthematik ein. Danach folgen von ausschließlich weiblichen Autorinnen in englischer Sprache gehaltene Referate über Finnland, Dänemark, Litauen, Lettland, Estland, Deutschland (Ute Sacksofsky), Polen, Luxemburg, die Niederlande, Österreich (Birgitta Bader-Zaar), die Tschechische Republik, die Slowakei, Schweden, Irland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Bulgarien, Slowenien, Rumänien, Italien, Malta, Belgien, Ungarn, Griechenland, Zypern und Portugal. Den Frauen in Europa vielleicht noch gerechter wäre man geworden, wenn auch die (noch) außerhalb der Europäischen Union stehenden Staaten in den wertvollen, eine allgemeine Entwicklung erfreulicherweise an einer einzigen, leicht greifbaren Stelle behandelnden, mit einem Index ausgestatteten Band einbezogen worden wären, weil es für die Geschichte des Frauenstimmrechts in Europa nicht wirklich auf die (spätere) Mitgliedschaft in der Europäischen Union ankommen kann.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler