Stangel, Matthias, Die Neue Linke und die nationale Frage. Deutschlandpolitische Konzeptionen und Tendenzen in der außerparlamentarischen Opposition (APO). Nomos, Baden-Baden 2013. 638 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Herkunft und Sprache sind vermutlich bereits früh ein verbindendes und zugleich abgrenzendes Merkmal von Menschen zu und in Gruppen. Hieraus hat sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vom Gedankengut der studentischen Landsmannschaften und der Romantik aus ein politisches Denken in Nationen entwickelt. Es führte in Europa im 19. Jahrhundert zu nationalen, im Kulturellen beginnenden und danach politisierten Gegensätzen, die sich im ersten Weltkrieg und nach Entstehung des Nationalsozialismus im zweiten Weltkrieg entluden.

 

Mit einem Teilaspekt der Folgezeit befasst sich die von Joachim Scholtyseck betreute, von der philosophischen Fakultät der Universität Bonn als Dissertation angenommene Arbeit des 1978 geborenen, in politischer Wissenschaft, neuerer Geschichte und Staatsrecht in Bonn und Salamanca bis 2005 als Magister Artium ausgebildeten, stipendial durch die Universitätsgesellschaft Bonn geförderten, nach der Promotion als Projektleiter in der Unternehmensentwicklung tätigen Verfassers. Sie gliedert sich außer einer Einleitung über Thema, Forschungsstand, Fragestellung, Aufbau, Methodik und Quellenlage sowie einer Zusammenfassung in fünf Abschnitte. Sie betreffen die Linke und die nationale Frage, die außerparlamentarische Opposition in der Bundesrepublik Deutschland, den Sozialistischen Deutschen Studentenbund, die Bedeutung nationaler Elemente in den sozialistischen Konzeptionen Rudi Dutschkes und ausgesuchte Beispiele für die deutschlandpolitischen Parteinen  in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er Jahre.

 

Im Ergebnis ermittelt der Verfasser auf Grund umfangreicher Quellen in vielerlei Hinsicht ein differenziertes Bild eines insgesamt vielschichtigen Gegenstands. Die Kategorie der Nation ist aus einer Reihe von Gründen in der Bundesrepublik ziemlich umstritten, was auch innerhalb der Linken zu Differenzierungen einschließlich teilweise positiver Annäherung führte. Gleichwohl erweist der Verfasser die antinationale Haltung im linken Spektrum als weitverbreitet und fest verwurzelt, der gegenüber Rudi Dutschkes Stellung eher eine gewisse Ausnahme bildete.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler