Stadtgedächtnis Stadtgewissen Stadtgeschichte! Angebote, Aufgaben und Leistungen der Stadtarchive in Baden-Württemberg, hg. v. der Arbeitsgemeinschaft Archive im Städtetag Baden-Württemberg. Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2013. 191 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Vermutlich wurde sich bereits der erste Mensch seiner durch die Dimension Zeit bewirkten und sichtbaren Vergänglichkeit bewusst, der das ihm mitgegebene Gedächtnis nur sehr begrenzt abhelfen kann. Mit seiner fortschreitenden kulturellen Entwicklung hat er nach besseren Mitteln gesucht, die eigenen Eindrücke zu längerer Dauer umzuformen. Als eine der wichtigsten Möglichkeiten hierfür ist bereits im Altertum das Archiv entstanden, dessen Dauer und Wert die ständige Niederlassung an festen Orten sehr zu Gute kam.

 

Die hieraus entstandenen, auf dem Umschlag als systemrelevant bezeichneten Stadtarchive werden nach dem Geleitwort des vorliegenden, schmuck aufbereiteten schmalen Sammelbands nicht mehr nur als Gedächtnis der Verwaltung verstanden, sondern vielmehr als Gedächtnis der gesamten Stadtgesellschaft und Zeugnis ihres unaufhaltsamen Wandels. Um dies der finanzierenden Allgemeinheit bewusst zu machen, versucht das Werk Antworten auf die konkrete Frage, was leistet ein Stadtarchiv für seine Stadt und ihre Menschen. Dem dienen jeweils nach einer kurzen Einführung insgesamt 27 Beiträge in vier Teilen.

 

Am Beginn stehen die Archive im Kontext der modernen Kommunalverwaltung, in der auf der Grundlage von Rechtsnormen, Fachstandards und alltäglicher Praxis selbst im digitalen Zeitalter nur die Guten ins Töpfchen kommen, Nachweise zu barem Geld führen und zumindest derzeit Verwaltungen noch nicht ohne Bücher auskommen können, selbst wenn das Archiv wegen seiner begrenzten Ausstattung nur von einem Einzigen betreut werden darf oder kann. Über die städtischen Unterlagen hinaus zu Bildern, Parteien, Verbänden oder Zeitungen führt der der zweite Teil, zur modernen Digitalisierung der dritte. Vielfältige Wege in und für die Öffentlichkeit werden schließlich am Ende des reich bebilderten, aber nicht durch Register besonders aufgeschlossenen Werkes aufgezeigt.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler