Sprache - Recht - Gesellschaft, hg. v. Bäcker, Carsten/Klatt, Matthias/Zucca-Soest, Sabrina. Mohr (Siebeck), Tübingen 2012. 362 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Sprache hebt den Menschen unter allen Lebewesen hervor, erleichtert ihm das Zusammenleben und ermöglicht ihm weitreichende Selbstverwirklichung. Sie entwickelt sich nach eigenen Regeln zu immer reicherer Entfaltung und bietet die Grundlage zu vielfältigen komplexen Formen der Vergesellschaftung. In ihr können Regeln für den jeweiligen Sprachgemeinschaftsangehörigen ausgedrückt werden, welche die Menschen zur gewaltarmen Ordnung ihrer häufig kontroversen Einzelinteressen durch lange Gewohnheit oder augenblickliche Setzung formen.

 

Zu einer neuen Bestimmung des Verhältnisses zwischen Sprache, Recht und Gesellschaft wurde im Gästehaus der Universität Hamburg im Juli 2010 eine interdisziplinäre Tagung von Sprachwissenschaftlern, Gesellschaftswissenschaftlern und Rechtswissenschaftlern abgehalten, an der 20 Forscher aus Kiel, Berlin, Innsbruck, Heidelberg, Bern, Frankfurt am Main, Basel, Hamburg, Wuppertal, Oxford, Düsseldorf und Münster Teil nahmen. Ihre Erkenntnisse stellt der vorliegende Band der Allgemeinheit zur Verfügung. Gegliedert sind sie in die Themenfelder Zur Hermeneutik von Recht als gesellschaftlicher Institution, Sprache und juristische Argumentation sowie Recht, Sprache und Kultur.

 

In diesem Rahmen äußert etwa Sabrina Zucca-Soest ihre Gedanken zur Hermeneutik von Recht als gesellschaftlicher Institution oder betrachtet Sergio Dellavalle das Recht als positiv-formalisierte Sprache des gesellschaftlich verbindlichen Sollens. Matthias Klatt behandelt die Bedeutung von Normen, während Matthias Kiesselbach die wörtliche Bedeutung in Bezug auf Rechtstexte untersucht. Carsten Bäcker berichtet über Recht, Sprache und Kultur und Doris Liebwald schließt den bedauerlicherweise nicht mit einem Sachregister ausgestatteten, vielfältigen Sammelband mit einer Studie über die Verhältnisse zwischen Recht, Sprache und Kultur am Beispiel der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung 2006/24/EG und der Dienstleistungsrichtlinie 2006/123/EG, so dass durch das ansprechende Werk insgesamt ein differenziertes Spektrum der Verhältnisse von Sprache, Gesellschaft und Recht für jedermann sichtbar und verwendbar gemacht wird.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler