Schultz, Uwe, Der König und sein Richter. Ludwig XVI. und Robespierre. Eine Doppelbiographie. Beck, München 2012. 400 S., 18 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Aus der zunehmenden Spannung zwischen dem durch Krieg und Hofhaltung die Schulden Frankreichs mehrenden König und dem nach politischen Rechten strebenden, nach sehr strengen Wintern mit der wirtschaftlichen Lage und wohl auch der mangels eines Steuerkatasters einigermaßen willkürlichen Steuererhebung unzufriedenen dritten Stand (der Bürger [16 Prozent der Bevölkerung, 82 Prozent Bauern]) ergab sich nach erstmaliger Wiedereinberufung der Generalstände zum 1. Mai 1789 die erfolglose Forderung nach einem Stimmrecht nach Köpfen und im Anschluss an den vergeblichen Auflösungsversuch des Königs der bekannte Sturm auf das politische Gefängnis vom 14. Juli 1789. Er brachte zwar die grundsätzliche Anerkennung der Freiheit und Gleichheit des Menschen mit weltweiten Folgen. Er führte aber auch zum Sturz des bisherigen ancien régime durch die alsbald ihre Kinder fressende Revolution.

 

Mit einem Ausschnitt aus diesen Vorgängen beschäftigt sich der in Hamburg 1936 geborene Verfasser. Von 1976 bis 1994 war er Leiter der Hauptabteilung Kulturelles Wort bei dem Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main und wechselte danach in eine freiberufliche Tätigkeit in Paris. Er hat bereits eine Vielzahl geschichtlicher Studien für ein breiteres Publikum veröffentlicht wie etwa über Descartes, Versailles, Madame de Pompadour, Ludwig den XIV. und seine Zeit oder Kardinal Richelieu.

 

Die vorliegende Darstellung gliedert sich chronologisch in 17 Abschnitte. Sie beginnen mit Vorzeichen und gelangen über den ungeliebten Dauphin, den einsamen, zum machthungrigen Anwalt heranwachsenden Musterschüler, das Gesetz der Revolution und die Erniedrigung der Monarchie bis zur Verurteilung des auf der Flucht gefangenen schwachen Königs und seiner anschließenden Hinrichtung samt einem Ausblick. Veranschaulicht durch Abbildungen, abgesichert durch angehängte (Nachweise (häufig a. a. O.), gestützt durch ein Bibliographie und aufgeschlossen durch ein Register bietet der Verfasser eine spannend geschriebene Schilderung der nicht vorhersehbaren Entwicklung zweier bekannter, gegensätzlicher Menschen, die sich bereits 1775 erstmals begegneten und viele Jahre später ein tödliches Ringen um die Macht austrugen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler