Schmale, Wolfgang, Das 18. Jahrhundert (= Schriftenreihe der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts Band 15). Böhlau, Wien 2012. 425 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Laufe seiner Geschichte hat der Mensch die Erkenntnis gewonnen, dass die möglichst exakte Messung der ihm vorgegebenen Dimension Zeit für ihn von erkennbarem Nutzen ist, weshalb er Tage, Monate, Stunden, Wochen, Jahre, Minuten, Sekunden und vieles andere mehr in sein Bewusstsein aufgenommen hat. Da der Beginn der Zeit bisher von ihm nicht mit der erforderlichen Sicherheit zu ermitteln ist, hat er verschiedene Versuche unternommen, einen brauchbaren Anfangspunkt festzulegen, in Bezug auf den Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zumindest relativ in den von ihm anerkannten Einheiten festzulegen sind. Insofern ist das 18. Jahrhundert nicht mehr als der Ablauf von hundert Jahren ab dem Jahr 1701 (oder 1700) bis zu dem Jahr 1800 (oder 1799), doch kann der nachträgliche Betrachter diese Spanne stets durch die ihm bedeutsam erscheinende Gegebenheiten beschreiben und dadurch dem Betrachter klarer und besser erklären.

 

Der in Würzburg 1956 geborene Wolfgang Schmale wurde nach dem Studium von Geschichte, Französisch und pädagogischem Begleitfach in Bochum und Bordeaux III und in Bochum 1984 mit der Dissertation Bäuerlicher Widerstand, Gerichte und Rechtsentwicklung in Frankreich promoviert. In München wurde er 1995 nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent auf Grund einer Schrift über Archäologie der Grund- und Menschenrechte in der frühen Neuzeit für neuere und neueste Geschichte habilitiert. Seit 1999 lehrt er in Wien, von wo aus er etwa eine Geschichte Europas, eine Geschichte der Männlichkeit in Europa oder Studien zur europäischen Identität im 17. Jahrhundert sowie ein E-Learning Geschichte vorgelegt hat.

 

In seinem neuen Werk beschreibt er im Eingang zunächst sein eigenes, besonderes 18. Jahrhundert. Danach geht er auf den Absolutismus, Grundrechtskulturen, Wissenskulturen, Geschlechteranthropologie, die Suche nach dem anderen Gott, die Kultur Europas und schließlich auf das Unbehagen an der Aufklärung in eigenen Kapiteln besonders und vertiefend ein. Seine vielfältigen sachkundigen Ausführungen werden durch am Ende angefügte Anmerkungen abgesichert t und durch ein Namenregister und Ortregister von Abel (Josef) bis Zwickau aufgeschlossen, so dass jeder am 18. Jahrhundert besonders interessierte Leser die wertvolle Gesamtschau eines Experten mit reichem Gewinn leicht verwenden kann.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler