Scheuermann, Ulrich,
Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen (= Göttinger
Forschungen zur Landesgeschichte 20). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh
2011. 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Mit Hilfe der Namen kann der Mensch sich mit seinen
Mitmenschen über seine örtliche Umwelt verständigen, so dass die Bezeichnungen
von Örtlichkeiten weltweit zu frühen Bestandteilen aller Sprachen geworden sein
dürften. Sie haben spätestens in der frühen Neuzeit auch das Interesse der
Sprachwissenschaft gefunden. Dementsprechend sind, worauf das kurze Vorwort des
Verfassers bereits in seinem Eingang hinweist, für verschiedene deutsche
Bundesländer oder Regionen Übersichten über den Stand der Sammlung und
Erforschung der Namen der Geländeteile wie etwa der Berge, Täler, Wälder und
Felder geschaffen worden, wie dies beispielsweise Christmann 1958 für die
Pfalz, Hartig 1968 oder Losch 2003 für Thüringen unternommen haben.
Für das erst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs
geschaffene Bundesland Niedersachsen fehlte trotz des Schriftguts des Instituts
für historische Landesforschung der Universität Göttingen bisher ein
entsprechender Überblick. Diese Lücke schließt der 1937 geborene Verfasser, der
von 1969 bis 2002 Mitarbeiter der Arbeitsstelle Niedersächsisches Wörterbuch in
Göttingen war. Er hatte bereits in seiner philosophischen Dissertation im Jahre
1968 mit den Flurnamen des westlichen und südlichen Kreises Rotenburg (Wümme)
einen wertvollen Baustein für ein niedersächsischen Flurnamenbuch erarbeitet
und sich darüber hinaus 1995 in einer eigenen Studie mit der Flurnamenforschung
allgemein befasst.
Das auf dieser Grundlage entstandene vorliegende Werk
handelt nicht von den Flurnamen und ihrer Bedeutung selbst, sondern von Zielen,
Mitteln und Wegen der Bemühungen um eine solide Materialsammlung. Zu diesem
Zweck beschreibt der Verfasser nach einer kurzen Einführung in
chronologisch-sachlicher Gliederung Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in
der Frühzeit (vor allem der Dresdner Zentralstelle für Flurnamenforschung),
Sammlungen in der Provinz Hannover, politische Einflussnahme während der
nationalsozialistischen Herrschaftszeit, Ideologisierung, Hermann Lühmanns
Vorreiterrolle in Braunschweig, Finanzierungsfragen, Richtungsstreite, das
Engagement regionaler Organisationen und örtlicher Vereine von Ostfriesland bis
Hameln-Pyrmont und vieles andere mehr. Fazit und Ausblick sowie biographischer
Anhang von Alpers bis Wrede, archivalische Quellen, Literaturverzeichnis und
Register runden die überzeugende, die Schaffung einer festen Göttinger
Flurnamenstelle anregende Untersuchung ab, auf deren geschichtlicher Grundlage
sich möglicherweise eines Tages ein erstrebenswertes niedersächsisches
Flurnamenbuch erarbeiten lässt.
Innsbruck Gerhard Köbler