Reinhardt, Christian, Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie. Die Pfalzgrafen bei Rhein und ihre Städte 1449 bis 1618 - Amberg, Mosbach, Nabburg und Neustadt an der Haardt (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 186). Kohlhammer, Stuttgart 2012. LII, 563 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Pfalz ist das aus dem Herrschaftsgebiet des fränkischen Pfalzgrafen Lothringens nach der Belehnung Konrads von Staufen durch Kaiser Friedrich I. 1155/1156 entstehende Land am mittleren Rhein. Nach dem Übergang an die Wittelsbacher 1214 kommt 1329 die obere Pfalz zwischen Regensburg und Fichtelgebirge hinzu und erst 1945 wird die linksrheinische Pfalz von Bayern getrennt. Entsprechend dieser langjährigen Verbindung sieht der Verfasser die vier Städte in seiner stattlichen Arbeit zu Recht als interessante, vielfältige Vergleiche ermöglichende Einheit.
Seine Untersuchung ist seine für den Druck leicht überarbeitete, von Dieter Mertens angeregte und betreute, von der Hanns-Seidel-Stiftung geförderte, im Wintersemester 2008/2009 bei der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg angenommene Dissertation. Sie gliedert sich in insgesamt fünf Teile. Nach der kurzen Einleitung über die Fragestellung, räumliche, zeitliche und sachliche Einschränkungen, den Forschungsstand, die archivische herrschaftliche und städtische Überlieferung, Quellen und Literatur sowie Aufbau und Gliederung, beschreibt der Verfasser sorgfältig die Pfalzgrafen und seine vier Beispielstädte, betrachtet danach das Herrschaftsverhältnis systematisch (u. a. Amtsträger, Stadtrecht, finanzielle Leistungen, Selbstverwaltung, Gerichtswesen, ökonomische Beziehungen, Führungsschichten, Religion und Kirche, Konflikte in Neustadt, Amberg und Nabburg), schließt daran die Entwicklung des Herrschaftsverhältnisses an und legt am Ende eine Gesamtbetrachtung mit >Ausblick vor.
Insgesamt kann der Verfasser mit Hilfe umfangreicher Archivalien eine Entwicklung zu einer auf das gesamte Territorium bezogenen Politik der Pfalzgrafen aufzeigen. Zwar bestehen innerhalb der einbezogenen Städte durchaus gewichtige Verschiedenheiten, insgesamt setzt sich der Landesherr mit dem Ziel der Einengung von Autonomie aber mit seinen vielfältigen Machtmitteln gegenüber der städtischen Selbstverwaltung allgemein durch. Dementsprechend bietet die Studie eine bedeutsame Absicherung einer allgemeinen, an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit einsetzenden Entwicklung zu bedeutenderen und potenteren politischen Einheiten.
Innsbruck Gerhard Köbler